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Einrichtungsmanagement und P1ege


P/egesysteme im Vergleich: Vor- und Nachteile von
Bereichs-, Bezugs- und Funktionsp/ege
25.02.21 09:30 | TR – Online-Redaktion, Forum Verlag Herkert GmbH

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Je nach Arbeitsorganisation einer P1egeeinrichtung kommen vor Ort ver-


schiedene P1egesysteme zum Einsatz: Krankenhäuser nutzen häu?g
eine Form der Funktionsp1ege, wohingegen kleinere, oft private Einrich-
tungen, auch Bezugsp1ege oder Primary Nursing praktizieren. Aber wel-
che P1egesysteme gibt es grundsätzlich und welche Chancen bzw. Risi-
ken müssen Krankenhäuser und P1egedienste beachten?

Inhaltsverzeichnis

1. P1egesysteme: De?nition
2. Welche P1egesysteme gibt es?
3. P1egesysteme im Vergleich: Vor- und Nachteile
   3.1 Funktionsp1ege
   3.2 Bereichsp1ege
   3.3 Bezugsp1ege
   3.4 Primary Nursing

P/egesysteme: De6nition
P1egesysteme sind Modelle, die Aufgaben und Standards im Bereich
der Gesundheits-, Kranken- und Altenp1ege de?nieren. Dazu gehören
z. B. die Zuständigkeiten der einzelnen P1egekräfte sowie die ganzheitli-
che Arbeitsorganisation.

P1egesysteme sind Bestandteil des P1egemanagements und bieten eine


Rahmenstruktur für die tägliche Arbeit der P1egekräfte. Allerdings ver-
folgt jedes P1egesystem unterschiedliche Ansätze. Daraus lassen sie
sich in verschiedene Bereiche unterteilen.

Welche P/egesysteme gibt es?


Die einzelnen P1egesysteme unterscheiden sich besonders in der Art der
Arbeitsaufteilung, den hierarchischen Regelungen innerhalb des P1ege-
personals sowie der Bedeutung der Beziehung zu den Patienten bzw.
P1egebedürftigen.

Daraus ergeben sich v. a. folgende P1egesysteme:

tätigkeitsbezogene Funktionsp1ege
P1egesysteme
Bereichsp1ege
patientenorientier- Bezugsp1ege
te P1egesysteme Primary Nursing

Während bei tätigkeitsbezogenen P1egesystemen vor allem die anfallen-


den P1egeaufgaben und der e[ziente Arbeitsablauf im Vordergrund ste-
hen, fokussieren sich patientenorientierte Systeme auf die individuellen
Bedürfnisse der einzelnen Patienten, bei denen meist eine bestimmte
P1egekraft für einen Patienten zuständig ist.

Doch wie unterscheiden sich die P1egesysteme konkret voneinander?


Und welche Vor- bzw. Nachteile haben die einzelnen Ansätze zur Folge?

P/egesysteme im Vergleich: Vor- und Nachteile


Jedes P1egesystem setzt einen bestimmten Fokus, sei es auf den e[zi-
enten Arbeitsablauf innerhalb des P1egepersonals oder auf die persönli-
che Betreuung einzelner Patienten. Daraus können sich unterschiedliche
Vor- und Nachteile ergeben, die sowohl in stationären Einrichtungen wie
Krankenhäusern, als auch bei ambulanten P1egediensten zu beachten
sind.

Die folgende Übersicht stellt die einige der häu?gsten P1egesysteme in


Deutschland vor und erläutert deren positive sowie negative Effekte.

P/egesystem Vorteile Nachteile


Funktionsp/ege
Alle in einer Der professionelle
Bei der Funktionsp1e-
Schicht eingesetz- P1egeprozess
ge lassen sich die an- ten P1egekräfte lässt sich ggf.
fallenden P1egetätig- lassen sich ent- nicht einheitlich
keiten in einzelne Pro- sprechend ihrer durchführen, da
zesse unterteilen, die Quali?kation ein- immer unter-
das P1egepersonal in setzen. schiedliche P1ege-

mehreren Arbeitsgän- kräfte einen Pati-


enten behandeln,
gen wiederholt durch- Durch die verin-
die allesamt etwas
führt. fachte Aufgaben-
unterschiedlich
verteilung lassen
arbeiten.
Solche Prozesse sind sich Arbeitspro-
z. B. zesse und -abläu-  
fe im Kranken-
das Erfassen bzw. haus optimieren Die individuellen
Messen von Blut- und e[zienter ge- Bedürfnisse der
druck, Puls und stalten. einzelnen Patien-
Temperatur der ten können in den
Patienten, Hintergrund rü-
Auszubildende
die tägliche Medi- cken. Dadurch füh-
und andere uner-
kamentengabe. len sich die Patien-
fahrene P1ege-
ten ggf. unwohler.
Diese Aufgaben fallen kräfte bekommen
immer wiederkehrend eine Routine in-  
an und werden von un- nerhalb ihrer Auf-
terschiedlichen Perso- gaben. Erhöhter Aufwand
nen ausgeführt. Daraus zur Koordinierung
ergibt sich auch das der Aufgaben, da
Eventuelle Kosten-
Grundprinzip der Funk- sie immer wech-
ersparnis, da sich
tionsp1ege: Nicht alle selnd von unter-
eine P1egekraft
p1egerischen Tätigkei- schiedlichen Per-
um mehrere Pati-
ten müssen von exami- sonen getätigt
enten gleichzeitig
nierten P1egekräften werden.
kümmert. Das
ausgeführt werden.
spart Personal.  
Daher sind in der Pra-
xis häu?g Auszubilden- Mögliche Informa-
de oder Praktikanten tionsverluste, da
für wiederkehrende Ar- die gesammelten
Daten der Patien-
beitsschritte zustän-
ten von mehr als
dig. Sie führen die Ar-
einer Person erho-
beit aus und geben die
ben und transpor-
gesammelten Daten
tiert werden.
anschließend an die
Schichtleitung weiter,
die diese im Rahmen
der P1egedokumenta-
tion in den entspre-
chenden Akten ver-
merkt.

Bereichsp/ege  
Alle Patienten ha- Müssen P1ege-
Die zu versorgenden
ben eine feste Be- kräfte aus anderen
P1egeeinheiten bzw. - zugsperson. Das Stationen oder Be-
stationen sind in feste steigert Vertrauen reichen kurzfristig
Bereiche oder Gruppen und Bindung zwi- einspringen, wis-
gegliedert. schen P1egekraft sen diese meist
und Patient. nur wenig über die
Für die Betreuung der Patienten.
 
einzelnen Bereiche
 
sind wiederum speziell Die Patienten las-
zugeordnete P1ege- sen sich e[zien- Stimmt die Sympa-
kräfte zuständig. Die ter beobachten thie zwischen Pati-
Einteilung der Bereiche und versorgen, da ent und P1egekraft
übernimmt die Stati- stets die gleichen nicht, ist der Pati-
onsleitung. Personen zustän- entenwechsel im
dig sind, denen Nachhinein oft
Formen der Bereichs- ggf. Änderungen schwierig.
am Patienten
p1ege sind:  
schneller auffal-
len.
Gruppenp/ege: Durch das Bilden
Eine P1egekraft ist für   fester Gruppen
mehrere Patienten zu- nehmen ggf. Kolle-
ständig, die eine Grup- Auszubildende gialität und Hilfs-
pe ergeben. und Praktikanten bereitschaft inner-
lassen sich effek- halb des P1ege-
Zimmerp/ege: tiver anleiten, in- personals ab.
dem sie lernen,
Die Zuordnung der Pa-
ihre Arbeit eigen-
tienten an die einzel-
verantwortlich
nen P1egekräfte er-
einzuteilen und
folgt nach Zimmern
auszuführen.
auf der Station.

So ist die Bereichsp1e-


ge das Gegenstück zur
Funktionsp1ege, bei
der ein Patient nicht
nur einer bestimmten
P1egekraft zugeteilt
ist.

Bezugsp/ege
Bei der P1ege Durch die individu-
In der Bezugsp1ege
werden die indivi- elle P1ege verliert
steht die Beziehung duellen Bedürfnis- die P1egekraft ggf.
zwischen Patient und se der Patienten die professionelle
P1egekraft im Vorder- berücksichtigt, Distanz zum Pati-
grund. Die P1ege er- sodass eine dar- enten.
folgt ganzheitlich und auf abgestimmte
 
individuell, beginnt mit P1ege möglich
ist.
der Aufnahme des Pa- Erhöhte Stressbe-
tienten und erfolgt bis   lastung der Be-
zu dessen Entlassung. zugsp1egekraft ist
 Durch die feste möglich, da sie viel
Für jeden einzelnen Pa- Zuteilung einer Verantwortung al-
tienten ist eine Bezugs- Bezugskraft leine trägt.
p1egekraft zuständig. wächst ggf. das
 
Vertrauen der Pa-
Kann diese ihre Funkti-
tienten.
on kurzzeitig nicht er- Im Kon1iktfall ist
füllen, sind stellvertre-   der Wechsel der
tende P1egekräfte ver- zuständigen P1e-
antwortlich, die sich an  Verbesserte Arzt- gekraft schwieri-
die P1egeplanung der Patienten-Kom- ger.
munikation und
Bezugsp1egekraft hal-
Kontakt mit Ange-
ten müssen.
hörigen bzw. Be-
zugspersonen.
Bestandteile dieses
P1egesystems sind  
besonders:
 Die Bezugsp1e-
professionelle gekraft trägt gro-
Kommunikation ße Eigenverant-
klar de?nierte Zu- wortung, hat aber
ständigkeiten auch eigenen Ge-
Verantwortungs- staltungsspiel-
übernahme der raum in der P1ege
P1egekräfte des Patienten.
tägliche Arbeits-
zuweisungen

Beim P1egesystem der


Bezugsp1ege plant,
bewertet und führt die
Bezugsp1egekraft den
P1ege- und Versor-
gungsprozess eigen-
ständig aus. Hier geht
sie auch auf die Be-
dürfnislage des jeweili-
gen Patienten ein.

Durch das hohe Maß


an Verantwortung und
erforderlichen Kompe-
tenzen sollte die Be-
zugsp1egekraft eine
entsprechende Quali?-
kation aufweisen.

Eine Sonderform der


Bezugsp1ege ist das
Primary Nursing (engl.
für „Primärp1ege“).

Primary Nursing / Primary Nurse

Eine Primary Nurse arbeitet als Bezugsp1egekraft und ist die ausführen-
de Instanz im Primary Nursing. Dieses P1egesystem hat seine Ursprün-
ge Ende der 1960er Jahre in den USA und basiert auf den Prinzipien der
Bezugsp1ege.

Primary Nursing dient vor allem dazu, die P1egeaufgaben an eine be-
stimmte Primary Nurse zu übertragen und zu koordinieren, die vollum-
fänglich und ganzzeitig für die P1ege des Patienten verantwortlich ist.

So wird eine Primary Nurse u. a. für folgende Aufgaben eingesetzt:

p1egerische Anamnese
P1egeplanung
das theoretische P1egekonzept in der Praxis ausführen sowie die
dazugehörige Evaluation
Untersuchungen und Therapien regeln
Ansprechperson für Angehörige und Bezugspersonen
Im Entlassungsfall diesen organisieren

Jede Primary Nurse kann bestimmte Associate Nurses berufen, die ihre


Aufgaben übernehmen, falls die Primary Nurse kurzzeitig ausfällt. Den
Associate Nurses sind wiederum assistierende Schwestern (Nurse As-
sistants) zugeordnet, die die P1ege gemäß der P1egeplanung der Pri-
mary Nurse weiter ausführen.

Allerdings kommen Primary Nurses in Deutschland bislang nur in weni-


gen stationären, meist kleinen P1egeeinrichtungen zum Einsatz. Ein
Grund kann sein, dass ggf. höhere Personalkosten entstehen, da beim
Beschäftigten von Primary Nurses für einzelne Patienten meist mehr
Personal erforderlich ist. Allerdings hängt dieser Faktor stark von der
grundlegenden P1egeplanung ab.

Grundsätzlich kommt in der Praxis häu?g nicht nur ein einzelnes P1ege-
system zum Einsatz. Vielmehr werden mehrere Systeme bzw. deren je-
weiligen Stärken miteinander verknüpft. So erzielen P1egedienste und
Krankenhäuser größere Vorteile, als bei der Nutzung eines einzigen P1e-
gesystems.

In Deutschland nutzen stationäre und ambulante P1egeeinrichtungen


meist eine Mischung aus Funktions- und Bereichsp1ege. Genauer sind
die examinierten P1egefachkräfte den Aufgaben der Bereichsp1ege zu-
geordnet, während v. a. Auszubildende und Praktikanten routinemäßige
Tätigkeiten übernehmen, wie die Blutentnahme bei Patienten, und in ver-
schiedenen Bereichen eingesetzt sind.

Damit die Zusammenarbeit mit angehenden P1egekräften optimal ver-


läuft, ist eine umfassend praxisnahe und anschauliche Ausbildung erfor-
derlich. Für diese Aufgabe sind i. d. R. die Praxisanleiter verantwortlich.
Je nach P1egesystem müssen sie ihren P1egeschülern Kompetenzen
und Fähigkeiten beibringen. Das Magazin „Die PraxisAnleitung“ unter-
stützt Krankenhäuser, Altenheime sowie ambulante P1ege- und Sozial-
dienste bei der Betreuung von P1egeschülern und Studierenden. Außer-
dem sind in jeder Ausgabe Lernmaterialien und Dokumentationsbögen
für die Praxis enthalten.

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schäftige im Gesundheitswesen bietet die AKADEMIE HERKERT. Die prak-
tischen Online-Kurz-Schulungen und E-Learnings gibt es für folgende Be-
reiche:

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Quellen: „Die PraxisAnleitung“ 03/2020, 1exikon.doccheck.com

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