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Denisa Bordag und Thomas Pechmann

Genuserwerb und -verarbeitung in einer L2


Grammatisches Genus ist eine morphosyntaktische Kategorie, nach der im
Deutschen die Substantive in drei Gruppen, Maskulina (m), Feminina (f) und
Neutra (n), klassifiziert werden. Im Gegensatz zu etwa Deklinationsklassen oder
sogenannten Klassifikatoren in anderen Sprachen wirkt sich das Genus auf die
Formen anderer Wörter aus (im Deutschen auf Artikel, Adjektive und einige
Pronomen), die mit dem entsprechenden Substantiv in Kongruenz stehen (Corbett
2013). Obwohl das Genus mit dem Sexus, dem biologischen Geschlecht, bei Per-
sonen und manchen Tieren in der Regel übereinstimmt, ist die Genuszuweisung in
den weitaus meisten Fällen arbiträr. Damit stellt der Erwerb des grammatischen
Genus für Deutschlerner eine erhebliche Lernschwierigkeit dar. Obwohl es einige
typische semantische oder phonologische Hinweise gibt (vgl. Köpcke 1982; Köp-
cke & Zubin 1984; Zubin & Köpcke 1981, 1986), die es dem Lerner ermöglichen
können, das grammatische Genus des Substantivs von seiner Bedeutung oder
seiner morpho-phonologischen Form abzuleiten, sind diese im Deutschen nur
begrenzt verlässlich. Mit der Ausnahme der Derivationssuffixe (z. B. -keit, -ling,
-ment), die eine eindeutige Genuszuweisung ermöglichen, sind die anderen Ge-
nusregeln im Deutschen eher probabilistisch und als solche im DaZ/DaF-Unter-
richt nur eingeschränkt hilfreich (siehe unten).
Eine andere Lernschwierigkeit ergibt sich aus dem Umstand, dass Genus nicht
in allen Sprachen vorkommt oder nicht durch dieselbe Anzahl von Kategorien
ausgedrückt wird. Neben Sprachen ohne Genussystem (z. B. Ungarisch, Finnisch,
Türkisch), gibt es Sprachen mit zwei (z. B. Französisch, Spanisch, Hebräisch), drei
(z. B. Deutsch, Russisch, Polnisch, Tschechisch) oder vier und mehr (z. B. Zande
und einige andere afrikanische Sprachen) Genuskategorien. Dazu kommt, dass
bei Sprachen, die über dieselben Genuskategorien verfügen (beispielsweise Fe-
minin, Maskulin, Neutrum wie im Deutschen), die Genus-Substantiv-Zuweisung in
vielen Fällen nicht identisch ist (z. B. Kerze (f) und svíčka (f), vs. Burg (f) und hrad
(m) im Deutschen und Tschechischen). Lerner mit unterschiedlichen Mutter-
sprachen beginnen daher den Genuserwerb im Deutschen mit höchst unter-
schiedlichen Voraussetzungen.
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns zunächst mit der Frage, wie gram-
matisches Genus mental repräsentiert ist, wobei wir uns primär auf das Sprach-
produktionsmodell von Levelt, Roelofs & Meyer (1999) beziehen. Im Folgenden
thematisieren wir die Frage bilingualer Sprachverarbeitung und der Interaktion

Denisa Bordag und Thomas Pechmann, Universität Leipzig

DOI 10.1515/9783110456356-004
76 Denisa Bordag und Thomas Pechmann

von zwei Sprachen auf den verschiedenen Sprachverarbeitungsebenen. Schließ-


lich gehen wir auf das Problem ein, wie Genus in einer L2 verarbeitet wird. Ein
zentraler Aspekt dabei ist, inwieweit es Transfer bzw. Interferenz zwischen den
Genera verschiedener Sprachen gibt und welche Rolle die Wortform bei der Ge-
nuszuweisung und -verarbeitung spielt.

1 Mentale Repräsentation von Genus


Das wohl aktuell einflussreichste Modell der mentalen Repräsentation lexikaler
Einheiten in der Sprachproduktion ist das von Levelt, Roelofs & Meyer (1999), das
zwei Ebenen der Repräsentation unterscheidet, eine semantisch-syntaktische
Ebene und eine Wortformebene. Diese Unterscheidung geht auf Garrett (1975, 1978)
zurück und gilt als allgemein anerkannt. Die semantisch-syntaktische Ebene wird
auch als Lemma-Ebene bezeichnet. Lemmas stellen syntaktisch-grammatische
Information über die lexikalen Einheiten zur Verfügung. Zu diesen Informationen
gehören etwa die Wortkategorie, die Valenz von Verben, aber auch das gram-
matische Genus von Nomen. Für Genus wird in dem Modell angenommen, dass es
generische Knoten für die Genuskategorien einer Sprache gibt, im Deutschen also
für Feminin, Maskulin und Neutrum. Jedes Lemma eines Nomens ist mit seinem
zuständigen generischen Knoten verbunden. Der Genusknoten wird automatisch
aktiviert, wenn das entsprechende Lemma aktiviert wird, aber nur dann selegiert,
wenn Genus für die weitere Verarbeitung tatsächlich benötigt wird (vgl. Roelofs,
Meyer & Levelt 1998), etwa wenn ein Determinierer ausgewählt oder Kongruenz
mit einem Adjektiv hergestellt werden muss (vgl. die Befunde von La Heij et
al. 1998, auf die unten verwiesen wird).
Die Idee generischer Genusknoten wurde vor allem durch den Genuskon-
gruenz-Effekt unterstützt, der von Schriefers (1993) erstmals in Bild-Wort-Inter-
ferenz-Experimenten beobachtet wurde. In einem Bild-Wort-Interferenz-Experi-
ment sehen Versuchspersonen Bilder alltäglicher Objekte, die sie so schnell wie
möglich benennen sollen. Zusätzlich werden Distraktorwörter präsentiert, die die
Versuchspersonen explizit ignorieren sollen, die aber in bestimmten Fällen den-
noch die Latenz der Bildbenennung beeinflussen. In den ursprünglichen Expe-
rimenten von Glaser & Düngelhoff (1984) zeigte sich, dass semantisch zu dem Bild
verwandte Distraktorwörter zu einer Verzögerung der Bildbenennung führten,
wenn die Wörter in einem Zeitfenster zwischen 100 ms vor oder 100 ms nach dem
Bild gezeigt wurden. In Schriefers Experimenten gehörten die Distraktorwörter
entweder derselben Genuskategorie an wie die Bildnamen (kongruente Bedin-
gung) oder einer anderen Kategorie. Seine Ergebnisse zeigten, dass die Benen-
nungslatenzen in den kongruenten Bedingungen systematisch kürzer waren als in
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den inkongruenten Bedingungen. Das lässt sich mit einem Zwei-Ebenen Modell
wie dem von Levelt, Roelofs & Meyer (1999) gut erklären. Im kongruenten Fall wird
durch Bild und Distraktorwort derselbe generische Genusknoten aktiviert. Im
inkongruenten Fall dagegen werden zwei Genusknoten aktiviert und der inad-
äquate muss gehemmt werden, was den kognitiven Aufwand erhöht und somit Zeit
kostet.
Das Modell von Levelt, Roelofs & Meyer (1999) ist ein seriell-modulares Mo-
dell, das davon ausgeht, dass die Lemma-Ebene und die Wortformebene nicht
miteinander interagieren, bzw. dass es kein Feedback von der Wortformebene
zurück zur Lemmaebene gibt. Das ist der wesentliche Unterschied zu einem in-
teraktiven Feedback-Modell wie dem von Dell (1986), das genau diese Interaktion
annimmt. Bei Dell kann Wortforminformation Einfluss auf die Lemmaaktivierung
haben, nicht aber in dem Modell von Levelt, Roelofs & Meyer (1999). Für die
Genusverarbeitung heißt das konkret, dass der Einfluss phonologischer Form auf
die Genuszuweisung in einem interaktiven Feedback-Modell leicht zu beschreiben
ist. Ein seriell-modulares Modell dagegen nimmt an, dass die Genusinformation
nach vollständigem Erwerb einer L1 direkt beim Lemma gespeichert ist, ohne dass
auf Wortforminformation zurückgegriffen wird.

2 Zwei Sprachsysteme in einem Kopf


Damit der Frage nachgegangen werden kann, wie die Repräsentation und die
Verarbeitung von Genus in einer L2 aussieht, muss zunächst kurz erläutert wer-
den, welche Annahmen über die Koexistenz zweier (oder mehrerer) Sprachsys-
teme bis jetzt gemacht werden.
Eine der grundlegenden Fragen zur bilingualen Sprachverarbeitung betrifft
den Grad und den Umfang der Interaktion zwischen den Sprachsystemen von L1
und Zweit- oder Fremdsprache sowie jeder weiteren Fremdsprache (L3 etc.). Die
meisten Modelle gehen davon aus, dass die L2-Verarbeitung von einem vorher
erworbenen L1-System beeinflusst wird. Viele Fragen bleiben indes noch offen,
z. B. welche Faktoren den Grad der L2-Aktivierung relativ zur L1 beeinflussen, auf
welchen Ebenen die zwei Systeme interagieren oder wie spezielle L2-Merkmale
(wie das Genus) repräsentiert sind und wie das die Möglichkeit einer L1-Interferenz
bedingt.
Es wird weitgehend angenommen, dass L2-Sprecher nicht ein einziges
Sprachsystem auswählen, bevor sie z. B. eine lexikalische Suche durchführen,
sondern vielmehr, dass sich die Aktivierung in beiden Systemen ausbreitet und
beide mentale Lexika simultan aktiviert und durchsucht werden (De Bot 1992;
Green 1993; Poulisse & Bongaerts 1994; Hermans et al. 1998; Grosjean 1998, BIA+
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Model: Dijkstra & van Heuven 2002). Es wird weiterhin angenommen, dass die
Sprachsysteme sich auf unterschiedlichen Stufen der Aktivierung befinden kön-
nen und dass letztlich die Aktivierung der verwendeten Sprache höher als die
Aktivierung der anderen Sprache(n) sein muss (Paradis 1981; Grosjean 1988). Die
Faktoren, die den Grad der Aktivierung beeinflussen, sind dabei verschiedene.
Grosjean (1997, 1998) nimmt an, dass sich ein mehrsprachiger Sprecher in un-
terschiedlichen Sprechmodi (language mode) befinden kann abhängig davon, wie
stark das L1-System relativ zum L2-System aktiviert ist. Im bilingualen Modus sind
beide Sprachen aktiv, aber die Zielsprache ist stärker aktiviert. Sprecher befinden
sich beispielsweise in diesem Modus, wenn sie sich mit jemandem unterhalten,
mit dem sie Code-Switching durchführen oder mit dem sie zwischen zwei Sprachen
frei wechseln können. Während einer solchen Form von Konversation werden
Wörter und Phrasen oder Sätze aus beiden Sprachen produziert, obwohl eine stets
die Basissprache bleibt. Im Gegensatz dazu ist beim monolingualen Modus auf
Grosjeans Kontinuum hauptsächlich eine Sprache aktiv, während die andere zu-
mindest teilweise deaktiviert ist. Für L2-Sprecher wird allerdings angenommen,
dass sie nicht umhinkönnen, dass ihre L1 wenigstens zum Teil aktiviert bleibt und
damit einen Einfluss auf die L2-Produktion ausübt. Der Grad dieser L1-Aktivierung
kann dann die Stärke des L1-Transfers oder der L1-Interferenz bestimmen.
Zahlreiche experimentelle Studien belegen die Interaktion zwischen den L1-
und L2-Systemen auf der semantisch-konzeptuellen und phonologischen Ebene
(De Groot 1992; De Groot, Dannenburg & Van Hell 1994; Singleton 1999; Dijkstra,
Grainger & van Heuven 1999; Costa, Caramazza & Sebastian-Galles 2000), sodass
diese Interaktion allgemein akzeptiert wird. Die Repräsentationen auf der kon-
zeptuellen Ebene sind vorsprachlich und vor allem bei Konkreta wird angenom-
men, dass ihre Konzepte von den Sprachsystemen geteilt werden, bzw. dass sie in
ihren semantischen Merkmalen überlappen (z. B. bei einigen Abstrakta, vgl. Dis-
tributed Feature Model, De Groot 1992). Beim Erwerb einer neuen lexikalischen
Einheit in der L2 muss also kein neues Konzept erstellt werden, sondern die schon
verfügbaren Konzepte werden mit einer neuen Wortform sowie entsprechender
sprachspezifischer Information (beispielsweise Genus) auf der Lemmaebene
verknüpft. Auf der Ebene der phonologischen Formen sind es dann vor allem
Kognate (z. B. calendar und Kalender im Englischen und Deutschen), bzw. deren
phonologische Merkmale, die zwischen den Sprachsystemen geteilt werden.
Wie für die semantische und phonologische Ebene wird auch für die gram-
matische Ebene angenommen, dass L1- und L2-Repräsentationen parallel aktiviert
werden und dies eine potentielle Quelle interlingualer Interferenz ist. Das
grammatische Genus stellt dabei eines der wenigen grammatischen Merkmale dar,
bei denen der Einfluss der L1 auf die Verarbeitung in einer L2 systematisch und in
mehreren Sprachen untersucht wurde.
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3 Genusrepräsentation und Verarbeitung in der


L2: Einfluss der L1
Die bisherigen Befunde sprechen dafür, dass zumindest in den Fällen, in denen
die Anzahl der Genuskategorien in der L1 der Anzahl der Genuskategorien in der
Zielsprache entspricht, die muttersprachliche Genusrepräsentation als Basis für
die L2-Repräsentation dient. Bordag & Pechmann (2007) führten mehrere Expe-
rimente im Deutschen und Tschechischen durch, die diese Annahme belegen (vgl.
auch Bordag 2004).
In zwei Bildbenennungsexperimenten benannten fortgeschrittene tschechi-
sche Lerner des Deutschen Bilder auf Deutsch. Die Bilder wurden entweder nur
mit einem Nomen oder mit Adjektiv + Nomen benannt. Während demnach in der
ersten Bedingung keine overte genusmarkierte Endung produziert werden musste,
hatten die Adjektive eine genusspezifische Endung (mal-ý, ‚kleiner‘, mal-á,
‚kleine‘, mal-é, ‚kleines‘). Die Genera der L1- und der L2-Wörter waren entweder
kongruent oder inkongruent.
Um optimale Bedingungen für die parallele Aktivierung der L1 zu schaffen,
kamen in dem ersten Experiment auch L1-Filler vor, d. h. Bilder, die die tsche-
chischen Versuchspersonen auf Tschechisch benennen sollten. Die Wahl der
Sprache wurde durch den Bildhintergrund signalisiert. Damit befanden sich die
Versuchspersonen am bilingualen Ende des Kontinuums (Grosjean 1997, 1998) und
die Wahrscheinlichkeit interlingualer Interferenz wurde erhöht. Im zweiten Ex-
periment wurden keine L1-Filler verwendet und die Versuchspersonen befanden
sich damit am monolingualen Ende des Kontinuums. Mithilfe dieser Manipulation
sollte untersucht werden, ob die L2-Genusverarbeitung immer von der L1 beein-
flusst wird oder nur in einem Kontext, in dem auch die L1 aktiv verwendet wird.
Die Ergebnisse zeigen, dass bei L2-Lernern die interlinguale Interferenz aus
der L1 in beiden Fällen nachweisbar war. Die Benennungslatenzen waren signi-
fikant länger in der genus-inkongruenten verglichen mit der genus-kongruenten
Bedingung (Genusinterferenzeffekt) unabhängig davon, ob sich die Versuchs-
personen in dem bilingualen (Experiment 1), oder in dem monolingualen Modus
(Experiment 2) befanden. Darüber hinaus wurde der Genusinterferenzeffekt so-
wohl bei der Benennung mit Nomen als auch bei der Benennung mit Adjektiv +
Nomen beobachtet. Bei der Produktion der Adjektivendungen machten die Pro-
banden in der inkongruenten Bedingung auch mehr Genusfehler. Der Effekt wird
wie folgt interpretiert. Wenn beide Nomen dasselbe Genus aufweisen, wie z. B.
Kerze (f) und svíčka (f) im Deutschen und Tschechischen, erhält der feminine
Genusknoten eine Aktivierung aus zwei Quellen. Wenn in L1 und L2 die Über-
setzungsäquivalente allerdings unterschiedliche Genera haben, z. B. Burg (f) und
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hrad (m), dann wird durch die L2 (Deutsch) der feminine Genusknoten, durch die
L1 (Tschechisch) jedoch der maskuline Genusknoten aktiviert. Der Zielgenus-
knoten hat dadurch einen hoch aktivierten Konkurrenten, dessen Aktivierung er
übertreffen muss, um selegiert zu werden. Dieser längere Selektionsprozess ver-
ursacht die längeren Benennungslatenzen. Wenn das Genus aus der L1 stärker
aktiviert ist, wird es ausgewählt und der Lerner macht einen Genusfehler.
Die Beobachtung, dass das L1-Genus die L2-Genusverarbeitung beeinflusst
(vgl. auch Bordag 2006; Lemhöfer, Spalek & Schriefers 2008) ist aus mindestens
zwei Gründen wichtig. Erstens zeigt sie, dass die L1- und L2-Systeme auch auf der
Ebene der grammatischen Kodierung interagieren. Zweitens unterstützen die
Ergebnisse die Annahme einer Genusrepräsentation, bei der (zumindest) Spra-
chen mit demselben Genussystem (wie Deutsch und Tschechisch) ein Set von
generischen Genusknoten teilen. Wenn die zwei Sprachen separate Genusknoten
hätten (vgl. Costa et al. 2003), hätte der Umstand, ob ein bestimmtes Wort und sein
Übersetzungsäquivalent dasselbe oder ein unterschiedliches Genus haben, kei-
nerlei repräsentationelle oder funktionale Implikationen. Ein Wettbewerb um die
Selektion wird nur zwischen Kandidaten erwartet, die einem Merkmalset (be-
stehend z. B. aus den drei generischen Genusknoten) mit derselben Funktion
zugehören.
La Heij et al. (1998) haben im L1-Niederländischen keinen Genuskongruenz-
Effekt gefunden, wenn in einem Bild-Wort-Interferenz-Experiment die Bilder le-
diglich mit einem Nomen benannt wurden. In der L1 wird die Abwesenheit des
Effekts bei bare-noun Benennungen so erklärt, dass in dieser Bedingung das
Genus zwar aktiviert, nicht aber selegiert wird, weil es für die weitere Enkodierung
nicht gebraucht wird (Roelofs et al. 1998). In den von uns durchgeführten Expe-
rimenten mit L1 Tschechisch und L2 Deutsch konnten wir einen Genuskongruenz-
Effekt jedoch auch bei bare-noun Benennungen beobachten. Das von uns beob-
achtete abweichende Befundmuster könnte dadurch erklärt werden, dass Über-
setzungsäquivalente dasselbe Konzept aktivieren, was zu einer starken Konver-
genz der Aktivierung auf dem gemeinsamen Genusknoten (in der kongruenten
Bedingung) oder starken Konkurrenz zwischen den entsprechenden Genusknoten
(in der inkongruenten Bedingung) auf der Lemmaebene führt. Bei den Bild-Wort-
Interferenz-Experimenten in der L1 dagegen haben die Bilder und die Distraktoren
unterschiedliche Repräsentationen, die auch von unterschiedlichen Richtungen
aus aktiviert werden (bei Distraktoren anfangend mit den orthographischen
Formen, bei Bildern mit Konzepten), was zu einer geringeren Ausprägung von
Konvergenz, bzw. Divergenz der Aktivierung an den entsprechenden Genusknoten
führen kann.
Lerner, deren L1 kein oder kein ausgeprägtes Genussystem aufweist, wie zum
Beispiel das Englische, stehen vor einer noch größeren Herausforderung. Einige
Genuserwerb und -verarbeitung in einer L2 81

Autoren nehmen an, dass L2-Lerner nach der sogenannten kritischen Periode
(Singleton 2005) keine grammatischen Merkmale mehr erwerben können, die es in
ihrer L1 nicht gibt (z. B. Hawkins & Franceschina 2004). Die experimentelle Evi-
denz ist hier allerdings nicht eindeutig. Tokowicz & MacWhinney (2005) stellten
z. B. in einem Experiment, in dem elektrophysiologisch ereigniskorrelierte Po-
tentiale (EKP) gemessen wurden, fest, dass Lerner des Spanischen mit L1 Englisch
schon in Anfangsstadien des Spracherwerbs Sensibilität für Genuskongruenz-
verletzungen zeigen. Die Autoren nehmen an, dass grammatische Eigenschaften,
die in der L1 abwesend sind, in der L2 gegebenenfalls sogar schneller erworben
werden können als grammatische Eigenschaften, die es in der L1 zwar gibt, die
aber im Konflikt mit L2 Parametern stehen. Auch die Studien von Gillon et al.
(2010) und Keating (2009) mit L2-Lernern des Spanischen und von Foucart &
Frenck-Mestre (2012) mit Lernern des Französischen zeigen eine Sensibilität
englischer Muttersprachler für die Genuskongruenz, obwohl auch sie Unter-
schiede zur muttersprachlichen Performanz festgestellt haben. Zugleich zeigen
aber neuere Studien zum prädiktiven Genusgebrauch, dass Lerner mit einer L1
ohne ausgeprägtes Genussystem in Eyetracking (Visual World) Experimenten
keine oder nur sehr reduzierte Fähigkeiten zeigen, aufgrund der Genusmarkierung
am Determinierer das darauf folgende Nomen zu antizipieren (Grüter, Lew-Wil-
liams & Fernald 2012; Dussias et al. 2013).
Weiterhin belegen Studien aus jüngerer Zeit, dass cross-linguistische Unter-
schiede bzw. Ähnlichkeiten in syntaktischen Regeln die Verarbeitung in einer L2
im Allgemeinen und Genuskongruenz im Besonderen beeinflussen. Sabourin &
Haverkort (2003) und Sabourin & Stowe (2008) stellten fest, dass die L2-Genus-
verarbeitung der L1-Genusverarbeitung ähnlicher ist, wenn der Transfer von L1-
Verarbeitungsroutinen möglich ist und wenn es Regelmäßigkeiten in der Ge-
nuszuweisung zwischen L1 und L2 gibt. Ihre Schlussfolgerungen basieren auf EKP-
Daten von deutschen und romanischen Lernern des Niederländischen. Während
es eine (fast perfekte) Eins-zu-eins-Genuskorrespondenz zwischen deutschen und
niederländischen Neutra gibt sowie eine Zwei-zu-eins-Korrespondenz zwischen
den deutschen Maskulina und Feminina und den Niederländischen Nomen mit
de-Artikel, müssen Sprecher des Französischen, Italienischen oder Spanischen
eine Eins-zu-viele (bzw. zwei)-Genuszuweisung durchführen. D. h., auch wenn die
Anzahl der Genera in den romanischen Sprachen dieselbe wie im Niederländi-
schen ist, ist die Genuszuweisung komplexer als zwischen dem Deutschen und
dem Niederländischen. Die Ergebnisse von Sabourin & Stowe (2008) zeigen, dass
beide Versuchspersonengruppen für Genuskongruenzverletzungen sensibel wa-
ren. Die EKP-Muster der deutschen Muttersprachler waren jedoch denen der
niederländischen Muttersprachler ähnlicher. Diese Beobachtung weist darauf hin,
dass dieselbe Anzahl von Genera in der L1 und in der L2 allein nicht automatisch
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zu einfacherem Genuserwerb führt, verglichen mit der Situation, wenn sowohl die
L1 auch als die L2 eine unterschiedliche Anzahl von Genera haben.
Weitere Studien zeigen, dass die Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede in der
morphosyntaktischen Realisierung der Genuskongruenz zwischen der L1 und der
L2 ebenfalls eine Rolle spielen. Foucart & Frenck-Mestre (2011) verglichen die
Sensibilität französischer Muttersprachler und fortgeschrittener Lerner des
Französischen mit L1 Deutsch bei Genusverletzungen in unterschiedlichen mor-
phosyntaktischen Kontexten. Während die EKP-Ergebnismuster bei Singular-No-
minalphrasen bestehend aus einem Artikel und Nomen in L1 und L2 Französisch
gleich waren, unterschieden sich die L1 und L2 Ergebnismuster bei Plural-No-
minalphrasen, die aus einem (genus-unmarkierten) Artikel, einem (genus-mar-
kierten) Adjektiv (entweder voran- oder nachgestellt) und einem Nomen bestan-
den: In den letzteren Kontexten zeigten die Lerner keine Sensibilität für die
Genusverletzungen. Die Autoren hypothetisieren, dass der Unterschied in den
Ergebnissen zwischen den Kontexten entweder auf generell größeren Erwerbs-
schwierigkeiten bei Adjektivkongruenz beruht (auch z. B. Sabourin & Haverkort
2003), oder durch die Tatsache bedingt ist, dass die deutschen Nominalphrasen
im Plural keine Genuskongruenz aufweisen und dieser Unterschied zu französi-
schen Nominalphrasen im Plural dann zu Genus-Verarbeitungsschwierigkeiten
führt.
Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass grammatische Strukturen und
Merkmale schneller und richtiger erworben und verarbeitet werden, wenn die
Merkmale und/oder grammatischen Regeln von L1 und L2 nicht im Konflikt stehen
(Foucart & Frenck-Mestre 2012).

4 Genusrepräsentation und -verarbeitung in der


L2: Einfluss der Wortform
Die Sprachen der Welt unterscheiden sich nicht nur in Bezug auf die Existenz eines
Genussystems, bzw. in der Anzahl der Genuskategorien, sondern auch in Bezug
auf den Grad der Transparenz ihrer Wortform bezüglich des grammatischen Ge-
nus. Während z. B. im Spanischen das grammatische Genus aus der Wortform
relativ zuverlässig abgeleitet werden kann (Maskulina enden auf einem Konso-
nanten oder -o, Feminina auf -a), ist dies im Deutschen nur sehr begrenzt möglich.
Wie bereits erwähnt, bilden hier derivierte Substantive eine Ausnahme: Deriva-
tionssuffixe sind in der Regel ein eindeutiger Genushinweis, der dank seiner
Zuverlässigkeit für die Lerner eine wichtige Hilfe ist.
Genuserwerb und -verarbeitung in einer L2 83

Bei monomorphemischen Substantiven gibt es im Deutschen in den aller-


meisten Fällen keine eindeutige Beziehung zwischen dem Wortauslaut und dem
grammatischen Genus. Allerdings gibt es signifikante Korrelationen, die z. B.
Köpcke & Zubin (1983) für die Klasse monomorphemischer, einsilbiger Nomen
herausgearbeitet haben (z. B. sind solche Wörter, die mit einem Konsonanten-
cluster anfangen und enden, wie Knopf, tendenziell Maskulina). Für mehrsilbige
monomorphemische Nomen ist die wichtigste Regel, für die es dennoch viele
Ausnahmen gibt, dass Nomen, die auf -e enden, feminin sind (vgl. aber der Käse,
das Auge u. ä.).
Eine Untersuchung des Einflusses des Wortauslautes auf den Genusabruf in
unterschiedlichen Sprachen kann weitere Einblicke in die L1- und L2-Gramma-
tikverarbeitung liefern. Die Ergebnisse der bisherigen Forschung zu diesem Thema
sind nicht eindeutig, besonders in der L1. Studien des tip-of-the-tongue Phäno-
mens im Italienischen haben zuverlässig zeigen können, dass die Fähigkeit, das
Genus zu benennen, unabhängig vom partiellen Zugriff auf Wortforminforma-
tionen war (Badecker, Miozzo & Zanuttini 1995; Miozzo & Caramazza 1997; Vig-
liocco, Antonini & Garrett 1997). Auch andere Studien berichten von keinen
Wortauslauteffekten (z. B. Taraban & Kempe 1999). Dies gilt besonders für Expe-
rimente, in denen die Aufmerksamkeit nicht notwendig auf das Genus gerichtet
ist, wie z. B. bei cued shadowing oder bei Grammatikalitätsurteilen (Bates et
al. 1995; Andonova et al. 2004; Taft & Meunier 1998). Andererseits liefern Auf-
gaben, die eine bewusste Genusentscheidung erfordern wie Genus Monitoring
(Andonova et al. 2004; Taft & Meunier 1998; MacWhinney et al. 1989), Evidenz
dafür, dass morpho-phonologische Information den Zugriff auf das Genus be-
einflusst (Taft & Meunier 1998; Gollan & Frost 2001; Holmes & Segui 2004; Spalek
et al. 2008). Diese Befunde werden durch neuere EKP-Experimente unterstützt
(z. B. Caffarra, Janssen & Barber 2014, Caffarra & Barber 2015). Die Untersu-
chungen von Caffarra & Barber (2015) zeigten unterschiedliche zentral-frontale
Negativität für Nomen mit einem eindeutigen und einem bezüglich des Genus
ambigen Wortauslaut beim Lesen in der L1 Spanisch. Die Ergebnisse sprechen
dafür, dass das Sprachverarbeitungssystem zuverlässige formale Genushinweise
am Nomen schnell entdecken kann.
Entsprechende Ergebnisse für diesen Bereich in der L2-Forschung sind
spärlich, dafür aber eindeutiger. Die wenigen durchgeführten (hauptsächlich
offline) Studien haben ergeben, dass L2-Lerner sensibel für Genusmarkierungen in
der L2 sind, insbesondere beim Wortauslaut (Taraban & Roark 1996; Taraban &
Kempe 1999; Oliphant 1998; Holmes & De la Batie 1999).
In mehreren Experimenten zum Deutschen als L1 oder L2 mit englischen,
tschechischen und deutschen Muttersprachlern (Bordag, Opitz & Pechmann 2006;
Bordag & Pechmann 2007) haben wir untersucht, ob die phonologische Struktur
84 Denisa Bordag und Thomas Pechmann

eines Wortes die Genusselektion auf der grammatischen Ebene bei der Bildbe-
nennung beeinflusst.
Vor dem Hintergrund der probabilistischen Beziehung zwischen Wortform
und Genus im Deutschen (vgl. Köpcke & Zubin 1983) wurden drei Gruppen von
deutschen Substantiven zusammengestellt: 1) genus-typische Nomen (feminine
Nomen, die auf -e enden, z. B. die Blume), 2) genus-atypische Nomen (maskuline
und neutrale Nomen, die auf -e enden, z. B. der Käse oder das Auge, sowie Fe-
minina, die auf einem Konsonanten enden, z. B. die Burg) und 3) ambige Nomen
(maskuline und neutrale Nomen, die auf einem Konsonanten enden, für die diese
Endung gleich wahrscheinlich ist, z. B. der Tisch oder das Buch). Verwendet
wurden zwei experimentelle Methoden: Bildbenennung und Grammatikalitäts-
urteile. Bilder bekannter Objekte wurden entweder lediglich mit einem Nomen
oder mit einem Größenadjektiv + Nomen benannt. Grammatikalitätsurteile
mussten zu solchen Phrasen gefällt werden, die ein Demonstrativpronomen mit
einer falschen Genusendung beinhalteten, die jedoch typisch für den Auslaut des
Substantivs war (z. B. *diese Auge) oder ein Demonstrativpronomen mit einer
falschen Genusendung, die atypisch für den Auslaut des Substantivs war (z. B.
*dieses Blume). Darüber hinaus kamen in dem Experiment auch gleich viele
korrekte Phrasen als Filler vor. Die durchgeführten Experimente ergaben ein-
deutige Ergebnisse. Es gab keinen Effekt des Substantivauslauts im Deutschen als
L1, weder bei der Bildbenennung noch bei den Grammatikalitätsurteilen. Ande-
rerseits wurde ein robuster Effekt in der L2 beobachtet, sowohl bei tschechischen
als auch bei englischen Muttersprachlern, bei der Bildbenennung ebenso wie bei
der Grammatikalitätsentscheidung. Die Versuchspersonen waren am schnellsten
(und machten die wenigsten Fehler), wenn sie in der L2 genusmarkierte Nomi-
nalphrasen produzierten bzw. beurteilten, die aus der genus-typischen Gruppe
kamen, und am langsamsten (mit den meisten Fehlern), wenn der Kopf der No-
minalphrase ein Substantiv mit einer genus-atypischen Endung war.
Die L2-Daten zeigen, dass die phonologische Form der Substantive die Ge-
nusselektion auf der grammatischen Ebene beeinflusst. Sie unterstützen daher ein
Modell, welches eine Interaktion auf den Ebenen der phonologischen und
grammatischen Enkodierung annimmt,wie z. B. das interaktive Aktivationsmodell
von Dell (1986) oder in diesem Zusammenhang das Independent Network Model
von Caramazza (1997). Im Gegensatz dazu spricht das Fehlen eines Genustrans-
parenz-Effekts in den L1-Ergebnissen für modulare Modelle der Sprachproduktion
wie das von Levelt, Roelofs & Meyer (1999), welches annimmt, dass der Selekti-
onsprozess auf der grammatischen Ebene abgeschlossen ist, bevor die phonolo-
gische Kodierung stattfindet. Diese modulare Verarbeitung geht davon aus, dass
phonologische Merkmale die Selektionsprozesse auf der höheren Ebene der
grammatischen Kodierung nicht beeinflussen.
Genuserwerb und -verarbeitung in einer L2 85

Unsere Daten zeigen, dass es einen beträchtlichen Unterschied in der Stärke


der Beeinflussung durch die phonologische Form eines Substantivs auf die Ge-
nusverarbeitung zwischen L1 und L2 gibt. Während die Zuweisung von Nomen zu
ihrem Genus bei L1-Sprechern des Deutschen hochautomatisiert ist und nicht
mehr auf phonologische Information zurückgreift, wird diese von L2-Sprechern
durchaus genutzt.
Unsere tschechischen und englischen Versuchspersonen hatten deutlich
weniger Erfahrung mit dem Deutschen als die L1-Sprecher. Daher könnte ihre
Performanz einen früheren Zeitpunkt in der Kompetenzentwicklung von Mutter-
sprachlern abbilden. Mit anderen Worten, L1- und L2-Sprecher benutzen mögli-
cherweise dieselben Lernmechanismen, um grammatisches Genus zu erwerben,
sie befinden sich jedoch auf unterschiedlichen Stufen der Lernkurve. In jedem Fall
ist davon auszugehen, dass die Bedeutung phonologischer Information für die
Zuweisung eines Nomens zu einer Genuskategorie sprachspezifisch ist.
Falls die Länge der Lernerfahrung der ausschlaggebende Faktor beim Erlernen
eines Genussystems ist, sollten die Daten von L2-Lernern den Daten von Kindern
im L1-Erwerb ähneln. Und tatsächlich gibt es eine Reihe von Studien, die zeigen,
dass Kinder Schwierigkeiten mit opak genusmarkierten Substantiven in ver-
schiedenen Erstsprachen haben (Mills 1986 für Deutsch; Henzel 1975 für Tsche-
chisch; Smoczyńska 1985 für Polnisch; Unsworth et al. 2011 für Griechisch und
Niederländisch). Parallele Ergebnisse wurden auch von Studien berichtet, die den
Genuserwerb in künstlichen Sprachen untersucht haben (Brooks et al. 1993; Frigo
& McDonald 1998; Braine 1987). Sowohl Erwachsene als auch Kinder zeigten
bessere Lernergebnisse für Nomen mit transparenter phonologischer Markierung.
Die Autoren schlussfolgerten, dass das Lernen eines Genussystems umso einfa-
cher ist, je eindeutiger die Beziehung zwischen den Genuskategorien und pho-
nologischen Merkmalen ist. Experimente mit konnektionistischen Simulationen,
die die Entwicklung der Sprachkompetenz im Bereich Genus in Abhängigkeit von
der Dauer und Häufigkeit des Kontaktes mit diesbezüglichem Sprachmaterial
betrachten (Taraban & Kempe 1999) unterstützen ebenfalls die Hypothese, dass
L1- und L2-Genusverarbeitung nicht grundsätzlich unterschiedlich sind. Sowohl
Kinder als auch L2-Lerner reagieren sensibel auf die phonologische Form eines
Substantivs und diese Information spielt dann eine Rolle beim Genusabruf.
Erwachsene L1-Sprecher scheinen eine Erwerbsstufe erreicht zu haben, bei der
entweder die phonologische Form normalerweise keine Rolle mehr spielt oder
eine so geringe, dass ihr Einfluss mit den hier beschriebenen Methoden nicht
messbar war. Die Forschung mit Pseudowörtern, Lehnwörtern und niedrigfre-
quenten Wörtern hat indes gezeigt, dass hier sogar L1-Sprecher die phonologische
Form eines Wortes als Hinweis auf sein Genus benutzen (einen Überblick gibt
Corbett 1991). Diese Wörter haben innerhalb der L1 einen ähnlichen Status wie L2-
86 Denisa Bordag und Thomas Pechmann

Wörter im Wortschatz eines L2-Lerners. Sie sind unbekannt oder sehr niedrig-
frequent, der Sprecher besitzt keine Erfahrung mit deren Umgang und die Dauer
eines vorherigen Kontaktes ist begrenzt oder fehlt.

5 Zusammenfassung: Modellierung
In Bezug auf die Modellierung der Genusverarbeitung in L1 und L2 kann man von
einem Übergang von einem Mechanismus, der sich an der phonologischen Form
orientiert, hin zu einem Mechanismus, bei dem der Wortauslaut kaum oder gar
keine Rolle beim Genusabruf mehr spielt, ausgehen. Entsprechend dieser Hypo-
these benutzt das Sprachsystem eines wenig fortgeschrittenen Lerners phonolo-
gische Hinweise während der Genusselektion, und dieser Mechanismus unter-
stützt gleichzeitig den Erwerb (einiger) grammatischer Merkmale. Zumindest in
dieser Phase wird das Genus nicht als feststehendes Merkmal mit jedem Sub-
stantiv gemeinsam gespeichert, sondern wird jedes Mal neu berechnet auf der
Basis von phonologischen, morphologischen, semantischen oder anderen ver-
fügbaren Informationen, einschließlich der Information über das L1-Genus des
passenden L2-Übersetzungsäquivalentes. Die überzeugendsten Belege für diese
Behauptung lieferte ein Experiment mit tschechischen L2-Deutschlernern (Bordag
& Pechmann 2007). In diesem Experiment wurde sowohl eine Genusinterferenz
durch die L1 als auch der intrasprachliche Transparenzeffekt festgestellt.
Mit zunehmender Sprachkompetenz, durch mehr Sprachkontakt und wach-
sende Erfahrung mit der Sprache wird die Verknüpfung mit dem korrekten Ge-
nusknoten stärker, während die anderen Verknüpfungen, die zuvor zur Unter-
stützung bei der Genusknotenselektion nötig waren, schwächer werden oder ganz
verschwinden könnten (siehe auch Hall & Ecke 2003). Dies ist möglicherweise
charakteristisch für einen Übergang von einem System, das auf einer jeweils
neuen Berechnung beruht, hin zu einem System, das auf einer feststehenden
Speicherung von grammatischen Merkmalen wie dem Genus basiert. Die ver-
schiedenen Sprachproduktionsmodelle scheinen für unterschiedliche Stufen des
Spracherwerbs unterschiedlich gut geeignet zu sein. Während sich mit einem
modularen Modell wie dem von Levelt, Roelofs & Meyer (1999) die vollständig
erworbene Verarbeitung von Sprache adäquat beschreiben lässt, lassen sich in-
teraktive Feedback-Modelle gut auf frühere Stufen des Erwerbsprozess anwenden.
In letzteren Modellen werden nicht nur top-down, sondern auch bottom-up Pro-
zesse zwischen den Stufen der phonologischen Kodierung (hier wird Information
über die phonologische Form des Wortes kodiert) und der grammatischen Ko-
dierung (hier wird der passende Genusknoten selegiert) angenommen. So erlaubt
der Feedback-Mechanismus dieser Modelle, dass die Information z. B. über den
Genuserwerb und -verarbeitung in einer L2 87

Wortauslaut die Genusselektion auf der grammatischen Ebene beeinflusst, weil


deren Prozesse noch nicht abgeschlossen sind, bevor eine phonologische Form
aktiviert wird, wie es bei einem modularen Modell der Fall wäre. Die Wortauslaut-
Transparenzeffekte könnten daher als Feedback und bidirektionale Verknüpfung
zwischen phonologischer und grammatischer Ebene interpretiert werden. Die
Daten aus Studien zum L2- und kindlichen L1-Genuserwerb sprechen für einen
solchen Mechanismus. EKP-Studien zum L1-Sprachverstehen aus jüngerer Zeit
(Caffarra et al. 2014, 2015) unterstützen die früher formulierte Annahme (Gollan &
Frost 2001), dass der Genuszugriff sowohl über die lexikalische Route, als auch
über die formbasierte Route erfolgt, auch wenn sie keine Evidenz dafür finden,
dass Wortformtransparenz die Kongruenzprozesse beeinflusst. Die wahrschein-
lichste Interpretation ist deshalb, dass potenzielle Feedback-Verknüpfungen
zwischen phonologischen Formen und grammatischen Merkmalen von erfahre-
nen L1-Sprechern zwar weiterhin aktiv sind, die Genustransparenz aber auf keine
wesentliche Weise mehr die Genusselektion in der L1 beeinflusst, da bei er-
wachsenen Muttersprachlern die lexikalische Route immer die korrekte Infor-
mation über Genus liefert (Delfitto & Zamparelli 2009; Caffarra et al. 2015).
Zusammenfassend weisen die bisherigen Befunde zur Genusrepräsentation
und -verarbeitung auf komplexe Beziehungen zwischen mehreren Faktoren hin.
Der Grad der Schwierigkeiten, die L2-Lerner haben, scheint einerseits von der
Transparenz der Genusmarkierung in der Zielsprache abzuhängen, andererseits
von den vielseitigen Beziehungen zwischen den Genussystemen in L1 und L2.
Bislang konnte der Einfluss folgender Faktoren gezeigt werden: 1) das Vorhan-
densein oder Nichtvorhandensein eines L1-Genussystems, 2) die Anzahl der Ge-
nuskategorien in L1 vs. L2, 3) die generellen Ähnlichkeiten in der Genuszuweisung
zwischen dem L1- und L2-Sprachsystem (z. B. Sabourin & Haverkort 2003; Sabo-
urin & Stowe 2008) und die damit zusammenhängende typologische Ähnlichkeit
zwischen den Sprachsystemen, 4) Genuszuweisungsüberlappungen (Genuskon-
gruenz vs. -inkongruenz auf der lexikalischen Ebene) und 5) Überlappungen in
den morphosyntaktischen Realisierungen der grammatischen Kategorie Genus
(z. B. Foucart & Frenck-Mestre 2011). Darüber hinaus deutet die neuste Forschung
darauf hin, dass die drei deutschen Genera unterschiedliches Erwerbspotential
haben. Opitz, Regel, Müller & Friederici (2013) sowie Opitz & Pechmann (2016)
berichten L1-Daten, die zeigen, dass feminine NP einfacher zu verarbeiten sind als
maskuline NP. Bordag, Kirschenbaum, Rogahn, Opitz & Tschirner (eingereicht)
liefern dann die erste Evidenz dafür, dass der beiläufige Genuserwerb von Fe-
minina und Neutra in L2 Deutsch einfacher als der von Maskulina ist.
In zukünftigen Studien sollte der Beitrag der genannten Faktoren vor allem in
weiteren Sprachen bzw. Sprachpaaren untersucht werden, um die bisher ge-
wonnenen Erkenntnisse auf eine noch tragfähigere Basis zu stellen. Weiterhin
88 Denisa Bordag und Thomas Pechmann

wäre es wünschenswert, mögliche Konsequenzen aus der Forschung zum L2-Er-


werb im Immersionskontext und im gesteuerten Unterricht für den Erwerb von
Genus zu untersuchen. Nicht zuletzt sollten Genuserwerb und -verarbeitung nicht
nur innerhalb der Nominalphrase untersucht werden, sondern auch z. B. in Bezug
auf genusmarkierte Relativpronomen oder klitische Pronomen (dazu neulich
Rossi, Kroll & Dussias 2014) sowie hinsichtlich der Genuskongruenz von Subjekt
und Verb (z. B. in den Vergangenheitsformen der slawischen Verben).

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