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Erstellen Sie ein ansprechendes Handout zu den Grundlagen des Tarifrechts.

1. Sozialpartner, Tarifautonomie und Tarifpluralität, Rang- und Günstigkeitsprinzip


2. Geltungsbereiche von Tarifverträgen (inkl. Allgemeinverbindlichkeit)
3. Tarifvertragsarten und die Funktion von Tarifverträgen

1.) Definition Grundbegriffe:

Sozialpartner = Tarifvertragsparteien

Tarifautonomie = Der Gesetzgeber kann im Arbeitsrecht die wesentlichen Vorschriften erlassen; es


steht den Tarifvertragsparteien aber frei, abweichende Vereinbarungen zu treffen.
Die Tarifautonomie gewährleistet daher, dass Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände
grundsätzlich die Bedingungen in ihren Tarifverträgen ohne staatliche Einmischung frei vereinbaren
können.

Tarifpluralität = Tarifpluralität liegt vor, wenn verschiedene Tarifverträge für ein und denselben
Arbeitgeber gelten, während die Arbeitnehmer nur an einen Tarifvertrag gebunden sind. Es liegt also
keine beiderseitige Tarifbindung der Parteien vor. Dieser Fall tritt zum Beispiel dann ein, wenn der
Arbeitgeber in zwei Arbeitgeberverbänden Mitglied ist oder ein Beschäftigter Mitglied der einen
vertragsschließenden Gewerkschaft, der andere Beschäftigte Mitglied der anderen
vertragsschließenden Gewerkschaft ist.

Rangprinzip = wenn es Unklarheiten gibt, findet das ranghöchste Recht Anwendung, d.h. dass
ranghöhere Vorschriften gegenüber rangniedrigeren Vorschriften vorgehen. Eine
Betriebsvereinbarung darf also z.B. nicht gegen eine Regelung des Tarifvertrages verstoßen.

Günstigkeitsprinzip= wenn rangniedrigere Reglungen für den AN vorteilhafter sind.


Bsp.: Der Tarifvertrag sieht als Jahresurlaubsanspruch des Mitarbeiters 33 Tage vor. Das
Bundesurlaubsgesetz, welches ein höherrangiges Recht gegenüber den betriebsinternen Regelungen
ist, gewährt dem Arbeitnehmer jedoch nur 24 Werktage. Deswegen greift in diesem Fall der
Tarifvertrag, weil er eindeutig günstiger ist.

2.) Geltungsbereiche von Tarifverträgen:


Räumliche Geltung Gilt nur für einen bestimmten geographischen Bereich (Bezirke,
Regionen, überregional)
Fachliche Geltung Sozialpartner sind nach Industrieverband organisiert. Der fachliche
Bereich nimmt Bezug auf einen bestimmten Industriezweig und erfasst
dort sämtliche Berufs- oder Tätigkeitsbereiche.
Persönliche Geltung Der Tarifvertrag erstreckt sich entweder auf alle oder nur auf
bestimmte AN, die in den Geltungsbereich der fachlichen und
räumlichen Geltung fallen.
Arbeitsgruppen, wie z.B. Azubis, Teilzeitarbeiter etc.
Zeitliche Geltung bezeichnet die Dauer eines Tarifvertrags, wobei ein neuer Tarifvertrag
grundsätzlich nicht in die Laufzeit eines früheren Tarifvertrags
zurückreichen darf.

Allgemeinverbindlichkeit

Ein Tarifvertrag gilt in seinem räumlichen, betrieblichen und fachlichen Geltungsbereich nur, wenn
Arbeitgeber und Arbeitnehmer tarifgebunden sind. Eine der Tarifvertragsparteien kann aber
beantragen, dass ein Tarifvertrag für allgemeinverbindlich erklärt wird. Er gilt dann auch für alle nicht
tarifgebundenen Arbeitgeber und Beschäftigten im Geltungsbereich des Tarifvertrags.
Voraussetzungen:
• Es muss eine Tarifvertragspartei einen entsprechenden Antrag stellen.
• Die tarifgebundenen Arbeitgeber müssen mindestens die Hälfte der unter den
Geltungsbereich des Tarifvertrages fallenden Arbeitnehmer beschäftigen.
• Es muss ein sog. „öffentliches Interesse“ bestehen

3.) Tarifvertragsarten
Tarifvertragsart Funktion Laufzeit
Lohn-, Gehalts- und Regelt die Entgelte für die Tätigkeiten, in dem ein Ecklohn als i.d.R. 1 Jahr
Entgelttarifvertrag tarifliche Grundvergütung festgelegt wird.
→ für jede Tarifgruppe aus dem Rahmentarif legt man dann
fest wie viel % von dem Ecklohn als Entgelt gezahlt werden
muss.
→ enthalten auch Ausbildungsvergütung
Einzeltarifverträge Zusätzliche Tarifverträge werden als Ergänzung abgeschlossen Unterschiedliche
(sind i.d.R. schon im Manteltarifvertrag beschlossen) Laufzeiten
Einzelregelungen wie:
- Berufsausbildung
- Vermögenswirksame Leistung
- Vorruhestandsregelungen
- Rationalisierungsschutz
Rahmentarifverträge Festlegung von Lohn- bzw. Gehaltsgruppen. Jeder MA kann i.d.R. mehrere
anhand seiner Tätigkeitsmerkmale in eine Lohn- bzw. Jahre
Gehaltsgruppe eingeordnet werden.
Auch: Lohn-/ Gehaltsrahmentarifvertrag
Manteltarifverträge. Sie enthalten Bestimmungen über allg. Arbeitsbedingungen i.d.R. mehrere
wie: Jahre
• Arbeitszeit/ Pausen
• Arbeitsbewertungsverfahren
• Erholungs-/ Sonderurlaub
• Zuschläge für Mehr-, Nacht- und Schichtarbeit
• Einstellung und Kündigung von MA
• Rationalisierungsschutz

Funktionen
Schutzfunktion = AN sollen geschützt werden, dass Vereinbarungen nur einseitig vom AG bestimmt
werden (Schutz vor Missbrauch)
Ordnungsfunktion = Arbeitsbedingungen sollen vereinheitlicht werden, so dass sie für alle AN
überschaubar und vergleichbar sind.

Friedensfunktion = Die Friedenspflicht besagt, dass während der Laufzeit der Tarifverträge
Arbeitskämpfe gesetzlich untersagt sind. Diese Friedenspflicht bezieht sich aber nur auf die Inhalte
des Tarifvertrages.

Aufgabe S.23 Nr. 1,2,3


S.25 Nr. 1,4

2.) Gründe für unterschiedliche Ausbildungsvergütungen:


- Das eine UN ist in einer Gewerkschaft und das andere nicht
- es kommt darauf an, in welcher Branche das Unternehmen tätig ist
- räumliche Geltung spielt auch eine Rolle (die Tarifentgelte können je nach geographischer Lage
abweichen)

3.) Notwendigkeit von Pluralismus in Politik und Wirtschaft

Pro Contra
- Für die Demokratie ist ein solcher - Es gibt Normen, Regeln und Gesetze, die
"Parteienpluralismus" sehr wichtig, ohne eingehalten werden müssen. Denn ohne
ihn würde es keine unterschiedlichen diese wäre das Zusammenleben nicht nur
politischen Parteien geben, die die schwierig, es würde auch die Gefahr
verschiedenen Meinungen und bestehen, dass einflussreichere
Interessen der Bürger vertreten. Vereinigungen mehr Macht haben als
- Das Grundrecht der Vereinigungsfreiheit andere, was wiederum zu Unterdrückung
wird realisiert und Diskriminierung anderer Menschen
oder Gruppen führen könnte.
- Kräfteverhältnis ist nicht ausgeglichen,
sondern einige Gruppen haben deutlich
mehr Einfluss auf Politik und Wirtschaft
als andere.

Pluralismus im Bereich der Gewerkschaften

Pro Contra
- darf weder die Gründung von Parteien - zu (fast) jeder Gruppe gibt es eine
noch die von Vereinen oder "Gegengruppe", die die Interessen der
Gewerkschaften verbieten anderen Seite vertritt - den
- Es wird nach freiem demokratischen Gewerkschaften, die die Interessen der
Prinzip entschieden (50% = Arbeitnehmer vertreten, stehen die
Mehrheitsprinzip) Arbeitgeberverbände gegenüber. In der
Realität ist es allerdings so, dass das
Kräfteverhältnis längst nicht immer
ausgeglichen ist, sondern viele Gruppen
deutlich mehr Einfluss auf Politik und
Wirtschaft haben als andere (Lobbyismus,
Interessenverbände)
- schwächt die Gewerkschaften und damit
die Arbeitnehmer, weil er die
Gewerkschaften zersplittert
- Man fühlt sich verdrängt als
Spartengewerkschaft
4.) Wenn der AN Mitglied in einer Gewerkschaft ist, sein AG jedoch in keinem Verband organisiert ist,
kann er die, in einem Tarifvertrag beschlossene, Lohnerhöhung nicht einfordern. Bei Regelungen
im Tarifvertrag, die betriebliche Fragen betreffen, ist es ausreichend, dass der Arbeitgeber
tarifgebunden, also Mitglied im Arbeitgeberverband ist. Auf die Tarifgebundenheit des
Arbeitnehmers kommt es nicht an.

S. 25
1.)

Vertragspartner Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg e.V.


IG Metall Bezirk Baden-Württemberg
Gewerkschaft ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg
Räumliche Geltung Den Bereich des Landes Baden-Württemberg
Fachliche Geltung Alle Betriebe zur Instandsetzung von Kfz (Kfz-Reparaturbetriebe,
Zylinder- und Kurbelschwellenschleifereien,
Kraftfahrzeugelektrikerbetriebe, Betriebe der Kühlerinstandsetzung
sowie die mit vorstehenden Betrieben verbundenen
Nebenbetriebe/Betriebsabteilungen) ; Kraftfahrzeughandel
Persönliche Geltung

4.) Friedenspflicht:
a. Die Friedenspflicht schreibt vor, dass beide Tarifvertragsparteien, also die Arbeitnehmerseite
und die Arbeitgeberseite stets dazu verpflichtet sind, Kampfmaßnahmen wie Streiks, Aussperren
zu unterlassen, um den Frieden untereinander zu wahren. Dies bezieht sich jedoch nur auf die
Inhalte des Tarifvertrages.

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