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Weltkultur (Esskultur)
Platz 12
https://www.youtube.com/watch?v=YvGDafHwVjo
Ostslawische Küche
Suppen-Kultur:
борщ / щи, Pilzsuppen, уха (Fischsuppe), Milchsuppen, süße Suppen, kalte
Suppen: Okroschka, Swekolnik, Sauerampfer Suppe…
Esskultur*
Brei-Kultur: Водка
Buchweizengrütze, Hirse, Grieß,
(+ Sakusska Kultur!):
Reis, Graupen (Perlgraupe),
* Gesamtheit der das Essen betreffenden
Hafergrütze, Erbsengrütze, Pilaw… Gewohnheiten und Gebräuche
Platz 12 Ostslawische Küche/Esskultur
http://restaurant-samowar.de/speisekarte/
Suppen-Kultur:
борщ / щи, Pilzsuppen, Milchsuppen, süße Suppen, kalte Suppen:
Okroschka, Swekolnik, Sauerampfer Suppe
Stolz:
WIR können DAS!
(SIE – nicht!)
https://www.youtube.com/watch?v=0MHBWlc45DI
1.00 – 5.00
Ästhetik:
Es ist schön!
Identität:
Das ist unseres!
https://www.youtube.com/watch?v=KQFMdldmLbw
https://www.youtube.com/watch?v=9QHBBYf-l-U
... und Wirklichkeit
http://de.rbth.com/multimedia/infographics/2013/07/26/was_und_wie_haeufig_wird
_in_russland_getrunken_25143
... und Wirklichkeit
60-70% aller Verbrechen in Russland, darunter
Morde, finden im Rahmen häuslicher Gewalt
statt. Die am häufigsten verwendeten Werkzeuge
sind dabei Hocker, Messer, Vasen und Pfannen.
Das häufigste Mordmotiv - familiäre Konflikte
während der Feiertage. Nach Angaben der
Moskauer Polizei werden 43% aller Verbrechen
in der Hauptstadt im Zustand der Trunkenheit
begangen. Bezogen auf ganz Russland können
weitere 20-25% addiert werden. Die meisten
Morde werden am 5-6 Januar und während der
Mai-Feiertage begangen.
http://www.aif.ru/society/safety/1062383
Der Beitrag der Ostslawen zur
Weltkultur
Platz 12 Banja als Übergangsschwitzkultur
Finnische Sauna
Russische Banja
Hamam
Die Banja (Баня)
• Banja besetzt in der heutigen Kultur der
Belorussen, Russen und Ukrainer einen enormen
Stellenwert;
• Blockhaus aus Holz Traditionell wird das
Badehaus mit einem Holzofen beheizt (heiße
Steine);
Aufguss mit Birkensud in
der Banja, Verwendung der
Birkenzweige (веник)
• Die traditionelle Banja umfasst neben dem Schwitzraum
auch noch einen Erholungsraum.
• Im Unterschied zur finnischen Sauna ist das russische
Wenikbad wegen der großzügigen Birkensud-Aufgüsse viel
feuchter und wirkt dadurch noch einmal wärmer.
• Für den Aufguss werden Birkenzweige ein bis zwei Tage
lang in Wasser eingeweicht. Im Sommer werden oftmals
frisch gepflückte Zweige verwendet.
• Gegen Ende eines Banjasgans schlagen sich die Gäste der
Banja mit Bündeln von eingeweichten Birkenzweigen den
Körper bzw. den Rücken ab. Dies regt die Blutzirkulation
ab.https://www.youtube.com/watch?v=gwVFqurWzqw
• Kleine Snacks und Bier gehören in Russland zu einem
gelungenen Saunagang. Diese stehen im Ruheraum
bereit.
• Ein Filzhut bedeckt die Köpfe der meisten Badegäste.
Dieser soll Gesicht und Kopf vor allzu großer Hitze
schützen.
Der Ablauf
1. Duschen (der Fettfilm verzögert eine tiefe Reinigung!).
2. Danach sollte gründliches Abtrocknen folgen (Wer mit feuchter
Haut in die Banja geht, schwitzt später!)
3. Das Birkensud-Wasser wird auf die heißen Steine des
Banjasofens geleert, dadurch verbreitet sich eine intensive
Feuchtigkeit im Holzraum. Die in Bündel zusammengefassten
Zweige, die vorher im Aufgusswasser aufweichen, werden dazu
benutzt, den Körper sanft abzuschlagen. In der Banja ist es
durchaus üblich, den Rücken des Nachbars abzuschlagen.
Neben der klassischen Quaste aus Birkenzweigen werden auch
Lindenzweige, Eichenzweige oder Tannenzweige verwendet.
4. Abschließend folgt die Ruhephase.
Trinken Sie in der Pause ausreichend Wasser oder mineralreiche
Getränke. Wer es den russischen Gastgebern nachmachen möchte,
greift zu Bier und Häppchen.
Richtige Abkühlung nach der Sauna
https://www.youtube.com/watch?v=6FbktObWd-U
Die Sauna als gesellschaftliches
Zentrum
• In Russland ist die Sauna ein integraler Bestandteil der
Alltagskultur: Man geht in die Sauna, um Freunde zu treffen
oder um Geschäftliches zu besprechen. Das Schicksal der
Sowjetunion wurde im Jahr 1991 angeblich während eines
Banja-Besuchs vom Präsidenten Russlands, Weißrusslands und
der Ukraine besiegelt.
• Während in Deutschland und Österreich der Relax- und
Wohlfühlmoment im Mittelpunkt steht, liegt der Fokus in
Russland eher auf der Sauna als soziale Drehscheibe. So gilt
zwar auch in Russland das ungeschriebene Gesetz, dass in der
Sauna leise gesprochen werden muss – gesprochen wird
allerdings unentwegt, anders wie in Österreich, wo in der Sauna
meist Stille herrscht.
• Vor allem Männer nutzen die Banja als eine Art Kneipenersatz.
https://www.youtube.com/watch?v=NIJk-8wi-HE
Platz 11 Volkskunst:
ukr. Petrykiwka-Malerei + rus. volkstümliche Malerei
• Die Petrykiwka-Malerei (Петриківський розпис) ist ein
volkstümlicher Ornamentstil, ein origineller Stil der
dekorativen Malerei in der Ukraine, der vor Jahrhunderten
in der Nähe des heutigen Dnipro entstanden ist.
• Die Petrykiwka-Malerei wird als immaterielles Kulturerbe
(2013) in der Liste des immateriellen Kulturerbes der
Menschheit der UNESCO gelistet*.
• Die ukrainische, volkstümliche Petrykiwka-Malerei ist
reich an Symbolik und zeugt von einer sorgfältigen
Beobachtung der lokalen Flora und Fauna:
• http://www.unesco.org/culture/ich/en/RL/petrykivka-decorative-painting-as-a-phenomenon-of-the-ukrainian-ornamental-folk-art-00893
*Zur Prüfung: Für alle ostslawische Meisterwerke des immateriellen Erbes der Menschheit:
Was ist das? Wo befinden sich das? Warum?
Петриківський розпис
Петриківський розпис
Russische volkstümliche Malerei
• Keramik aus Gschel
(Гжель) Delfter Keramik (?)
Tablettmalerei aus
Schostowo und Tagil –
(Жостовская / Тагильская
роспись) - Lackmalerei http://students.uni-vologda.ac.ru/pages/pm10/sna/zhostovo.html
auf Metalltabletts.
• Dymkovo Spielzeug
(дымковская игрушка)
• Chochloma (Хохлома)
Хохломская роспись:
Farben-Mix aus Gold, Schwarz, Rot
http://vasi.net/community/all/2010/11/20/khokhloma.html
Kitsch Chochloma
Platz 10 Ostslawische Filme. Filmkunst.
Christine Engel [Hrsg.] „Geschichte des sowjetischen und russischen Films“
Stuttgart,1999: (s. Moodle).
http://www.liveinternet.ru/users/smart50/post200762419/
Semeiskije (семейские)
Die Semeiskije sind eine Gemeinschaft von "Altgläubigen" von
etwa 200.000 Menschen östlich des Baikalsees.
Im 17. Jh., nach der Spaltung der russisch-orthodoxen Kirche,
wurden die Altgläubigen in verschiedene Regionen Russlands
und nach Sibirien während der Regierungszeit von Katharina II
verbannt (die Vorfahren der Semejskie hatten im 17. Jh. die
liturgischen Reformen des Patriarchen Nikon nicht
angenommen).
Die Semeiskije sprechen einen Dialekt des Russischen mit
Elementen des Belarussischen, Ukrainischen und Burjaten.
Die alten Rituale wurden weiter auch unter der orthodoxen
Schisma (Glaubensspaltung) praktiziert, die alltäglichen
Aktivitäten basieren auf staken innerfamiliären Bindungen sowie
strengen moralischen Prinzipien.
Die Semeiskije haben ihre traditionellen Bräuche, eigenes
Handwerk, Häuser, Malerei, dekorative Kunst sowie Essen und
Musik.
Die alltägliche und geistliche Kultur wurde 2001
von der UNESCO unter der Bezeichnung „Der
Kulturraum und die mündliche Kultur der
Semeiskije” in das das UNESCO-Welterbe
ergänzende Programm „Meisterwerke des
mündlichen und immateriellen Erbes der
Menschheit” aufgenommen.
Wetka (Belarus‘)
Platz 6 Ukrainischer und russischer Barock
Kiewer Sophienkathedrale (XVII Jh.)
Im 17. Jh. entstanden
Knospen- oder birnenartige Kuppeln
Ukrainischer (Kosaken-) Barock
• Ukrainischer Barock ist im 17. Jh. entstanden.
• Knospen- oder birnenartige Kuppeln.
• Schlichte Formen und moderate Ornamentation.
«Троицкая надвратная церковь, фрагмент росписи внешних стен, ведущих к Святым вратам»
участника Xverbina - собственная работа. Под лицензией CC BY-SA 3.0 с сайта Викисклада -
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:%D0%A2%D1%80%D0%BE%D0%B8%D1%86%D0%BA%D0%B0%
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Russischer Barock
• westlich orientierter Petrinischer Barock
(Петровское барокко) → Peter-und-Paul-Kathedrale
• ↓Moskauer Barock (Naryschkin-Barock,
московскоe барокко) Anf. der 18.Jh.
cityabc.at https://www.flickr.com/photos/russianchild007/3737738673
Platz 4 Malerei der Witebsker Kunstschule
• Jehuda Pen (1854-1937) war ein Maler und Lehrer
und dabei eine der wichtigsten Figuren der Jüdischen
Renaissance in der weißrussischen Kunst zu Beginn
des 20. Jhs.
• Marc Chagall (1887-1985) gilt als einer der
bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts.
• Kasimir Malewitsch (1879-1935) Hauptvertreter der
Russischen Avantgarde, Wegbereiter des
Konstruktivismus und Begründer des Suprematismus.
• Wassilij Kandinsky (1866-1944) war ein Künstler des
Expressionismus und einer der Wegbereiter der
abstrakten Kunst.
Marc Chagall
Marc Chagall wurde am 7. Juli 1887 in dem
Dorf Liosno nahe der weißrussischen Stadt
Witebsk als Sohn jüdischer Eltern geboren.
„Die Erinnerung“ 1914
(histnet.ch)
„Окно. Витебск“ 1908
(marc-chagall.ru)
Fauvismus* / Expressionismus + weissrussischer und
russischer Volkskunst + jüdischer Mystik +
Surrealismus
„Мясник“ 1910
(marc-chagall.ru)
„Witebsk. Der Bahnhof “ 1914
(marc-chagall.ru)
„Der verwundete Soldat“ 1914
(home.arcor.de/fr22.f/galerie/am/chagall)
Verehrung: sich
bekreuzigen, sich
verneigen und die
Ikone küssen.
Ikone
• Die Ikonen dienen der Vergegenwärtigung
christlicher Wahrheiten.
• Sie werden als Christusikonen, Marienikonen,
(Gottesmutterikonen), Apostelikonen oder
Heiligenikonen dargestellt. Gottesmutter Maria ist
neben Christus-Darstellungen das wohl häufigste
Darstellungsmotiv der Ikonenmalerei.
Ikonen: Maltechnik
(Enkaustik und Tempera)
• Die Enkaustik ist eine künstlerische Maltechnik, bei der in
Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf den Maluntergrund
aufgetragen werden.
https://www.youtube.com/watch?v=Z9Bbnn-plfc
http://www.orthodoxicon.eu/enkaustikmalerei/enkaustik-ikonen.html
http://www.youtube.com/watch?v=DNGMsk1zNwc
1054
988
Kirchenreform:
0 1 1652 Altgläubige
2 3
Kirchenunion von
Brest 1596
„Entwicklung Christentum“ von Modifiziert: Burgs - Übersetzung von File:Linaje cristiano.png ins Deutsche. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über
Wikipedia - http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Entwicklung_Christentum.png#/media/File:Entwicklung_Christentum.png
Altgläubige
• Als Altgläubige (старообрядцы) werden
diejenigen bezeichnet, die die Kirchenreform
unter Nikon, Patriarch von Moskau zwischen
1652 und 1666, nicht mitvollzogen haben.
• Lange Zeit wurden die Altgläubigen Raskolniki
(Abspalter) genannt. Sie selbst betrachten sich
allerdings als Bewahrer ursprünglicher russisch-
orthodoxer Traditionen. Die Altgläubigen gehören
natürlich auch zu den Orthodoxen, nur nennen
sich die „offiziellen“ Orthodoxen православные
– Rechtgläubige.
Altgläubige
Russisch-Orthodoxe Kirche
• Zur Russisch-Orthodoxen Kirche gehören als
abhängige Teilkirchen die Belarussisch-Orthodoxe
Kirche, die autonome Ukrainisch-Orthodoxe
Kirche u.a.
• Mehr als 150 Mio. orthodoxe Gläubige weltweit:
Patriarchat von Russland (mit Ukraine und Belarus):
mehr als 100 Mio. (Patriarchat von Rumänien: 20
Mio.; Kirche von Griechenland: 10 Mio.; Patriarchat
von Bulgarien und Serbien: je. 8 Mio.; Patriarchat
von Georgien: 3. Mio. …)
Orthodoxe Kirche
Autokephale Kirche
• Die orthodoxen Landeskirchen sind in der Regelung ihrer inneren
Angelegenheiten voneinander unabhängig, d.h. autokephal.
• Die autokephalen Kirchen haben gemeinsamen Glauben,
Gottesdienst sowie eine gemeinsame kirchliche Ordnung und leben
dies durch Konzelebration auch sakramentaler Gottesdienste und
durch Synoden, die Angelegenheiten von gesamtorthodoxer
Bedeutung behandeln.
• Das Erzbistum von Konstantinopel hat als Ökumenisches
Patriarchat den Ehrenvorrang ohne jurisdiktionelle Kompetenzen,
kann jedoch in gesamtorthodoxen Angelegenheiten die Initiative
ergreifen.
• Es gibt drei Weihegrade des höheren Klerus: Diakon, Priester und
Bischof. Innerhalb dieser Weihegrade gibt es weitere Abstufungen
(beim Bischof z. B. Weih- bzw. Titularbischof ohne eigene
Diözese, Erzbischof, Metropolit oder Patriarch). Während die
Bischöfe aus dem unverheirateten Klerus gewählt werden, können
Priester und Diakone verheiratet sein.
Autokephale vs. autonome Kirche
http://www.bible.ca/orthodox-church-autocephalous-hierarchy-organization.htm
Orthodoxe Kirche
Die orthodoxe Kirche verwendet als zentralen Bekenntnistext
das Glaubensbekenntnis von Konstantinopel aus dem Jahre 381.
Will man die Lehre der orthodoxen Kirche von der römisch-
katholischen und reformierten Dogmatik abgrenzen, so wird man
v.a. die Ablehnung eines Jurisdiktionsprimates des Papstes und
seiner Unfehlbarkeit, die Ablehnung der unbefleckten
Empfängnis Mariens, die Hinzufügung des »Filioque« (d.h. dass
der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn [= filioque]
hervorgegangen sei) ins Glaubensbekenntnis, etliche Differenzen
in der Sakramentenlehre und die Ablehnung des Fegefeuers
aufzählen. Von den Protestanten trennt die Orthodoxen v.a. ein
anderes Amtsverständnis (besonderes Priestertum vs.
Predigeramt), die Heiligen-, Reliquien- und Bilderverehrung
sowie Unterschiede in der Sakramentenlehre.
Orthodoxe Kirche
Typisch für orthodoxe Frömmigkeitsmentalität ist
zudem eine sehr enge Bindung an die Tradition –
neben der Bibel spielen die Texte der Kirchenväter
in Predigt und Katechese eine bedeutende Rolle,
außerdem eine stärkere Zulassung des Gefühls im
Frömmigkeitsleben, was sich auch in einer stärkeren
Hinwendung zu mystischen Gebets- und
Meditationsformen (Herzensgebet) äußert. Dadurch
haben auch die Klöster Einfluss für das Leben
kirchlich gesinnter Familien.
Liturgie
Im Zentrum des kirchlichen Lebens steht die
eucharistische Liturgie: mit symbolhaften Handlungen,
Kerzen, Weihrauch, Ikonen, Hymnen, Musik (meist nur
Vokalmusik) und ihrer langen Dauer von ca. zwei bis
drei Stunden soll sie den Gläubigen aus der profanen
Welt heraus und in die Sphäre des Heiligen hineinführen.
Höhepunkt ist die Teilnahme an der Eucharistie, die in
Gestalt von Rotwein und gesäuertem Brot mit dem
Löffel gereicht wird. Brot und Wein werden im Sinne
der Realpräsenz als Leib und Blut Christi verstanden.
Das nach Ende der Liturgie an alle verteilte Brot
(Antidoron) ist gesegnetes, aber nichteucharistisches
Brot.
Wichtigste Elemente der religiösen Praxis
Kindertaufe: Es wird die Kindertaufe mit Übergießen
des ganzen Körpers, sofortiger Spendung des Chrisma
(vergleichbar der Firmung) und nachfolgendem
Eucharistieempfang auch des Kleinkindes praktiziert.
Die Ehe gilt als vom Priester gespendetes Sakrament
und wird mit dem Ritus der Krönung begangen, der
die Heiligkeit der Ehe darstellen soll.
Der Bestattungsritus am offenen Sarg mit letztem
Kuss für den Verstorbenen soll „Trauerarbeit“ und
Abschied unterstützen.
https://www.youtube.com/watch?v=ie11f57AwNg (29.00)
Feste
Zentrale Feste des Kirchenjahres sind Weihnachten, das am 25.
Dezember gefeiert wird, das allerdings bei den Ortskirchen mit
julianischem Kalender (vor allem Russland, Serbien, Palästina, Berg
Athos) auf den gregorianischen 7. Januar fällt, Epiphanie (6. Januar),
Ostern, Pfingsten und Mariä Entschlafung am 15. (bzw. 28.) August.
Während die meisten autokephalen (unabhängigen) Kirchen den
gregorianischen Kalender für die feststehenden Feste übernommen
haben, blieb man für die Osterfestberechnung beim julianischen
Kalender, um das Osterfest gemeinsam zu begehen.
So kommt es im Vergleich zu den Christen westlicher Tradition zu
Terminverschiebungen, die sich aus den jährlich differierenden
Abweichungen von julianischer Zeitberechnung und astronomischem
Sonnen- und Mondlauf ergibt.
Außerdem darf in der orthodoxen Kirche Ostern nicht mit jüdischem
Pessah zusammenfallen, da Jesus nach Pessah auferstand (was im
Westen nicht mehr beachtet wird). Den hohen Festen gehen
Fastenzeiten voraus.
Krjuki/Snamennyj Gesang
(Крюки / Знаменное пение)
http://www.unesco.org/culture/ich/en/RL/petrykivka-
decorative-painting-as-a-phenomenon-of-the-
ukrainian-ornamental-folk-art-00893
http://www.unesco.org/culture/ich/en/RL/cultural-
space-and-oral-culture-of-the-semeiskie-00017
https://www.uibk.ac.at/schnittstelle-
kultur/arbeitsbereiche/kulturkontakte_konflikte/kosaken/
http://www.srf.ch/sendungen/kultur-kompakt/die-
renaissance-der-kosaken
Ukrainischer und Russischer Barock PP Der Beitrag der Ostslawen zur
Weltkultur (Moodle).
Unierte (griechisch-katholische) Kirche PP Der Beitrag der Ostslawen zur
Weltkultur (Moodle).
Malerei der Witebsker Kunstschule PP Der Beitrag der Ostslawen zur
Weltkultur (Moodle).
Ostslawische Kirchenmalerei, Ikonen PP Der Beitrag der Ostslawen zur
Weltkultur (Moodle).
Russisches Ballett PP Der Beitrag der Ostslawen zur
Weltkultur (Moodle).
Russisch-Orthodoxe Kirche PP Der Beitrag der Ostslawen zur
Weltkultur (Moodle).
Themenliste und Quellen
Thema Quelle
(Ost)Slawisches Heidentum, PP
slawisches heidnisches
Pantheon, spezifische Götter
der Ostslawen: Hauptgötter
aller Slawen (Svarog,
Svarožić/Dažbog, Perun, Zdenek Vana „Mythologie und
Veles/Volos, Jarilo und Lada, Götterwelt der slawischen Völker. Die
Chors/Chers, Simargl, geistigen Impulse Ost-Europas“. Teil 1-2.
Mokosch, Trojan/
Triglaw…). Dämonen,
Märchenwesen,
Naturgeister…
http://expositions.nlr.ru/LaurentianCodex/_Project/page_Show.php?list=19&n=16
Kiever Rus (vormongolische Zeit)
• Beginn der Staatlichkeit bei den Ostslawen im
Norden des Siedlungsgebiets ‒ Nowgorod ↓
(Stadtstaat, Wahlfürsten, Patriziermacht)
• 862 - Machtergreifung in Nowgorod durch
Rurik (Рюрик). ↓*Normannische Theorie! ↓
• Über ostslawisches Siedlungsgebiet führte der
berühmte Weg von den Warägern zu den
Griechen (nach Byzanz). ↓*Normannische Theorie! ↓
Weg von den Warägern zu den Griechen
http://www.kriegsreisende.de/mittelalter/waraeger.htm
Kiever Rus‘
862 Ende des IX. Jahrhunderts ‒13. Jh.
Nowgorod
Minsk
882
Oleg
Kiew
Kiever Rus (vormongolische Zeit)
• Nach der Berufungslegende herrschten drei
Brüder, Skandinavier, über die ostslawischen,
finnougrischen und baltischen Stämme im
Norden: Rurik (Hrørekr) ‒ in Nowgorod, Sineus
(Sikniutr) ‒ in Beloozero, Truwor (Thorwardr) ‒
in Izborsk.
• So wurde die Dynastie der Rurikiden gegründet,
die über Ostslawen/Russen bis Ende des 16. Jh.
herrschte.
Normannische Theorie:
• Vermutet wird der Ursprung der Rus‘ in den skandinavischen Ländern zur
Zeit der Expansion der Wikinger (der Waräger),
• In Skandinavien und Island nannte man die russischen Länder noch bis
ins 13. Jh. „Großschweden“(!).
"Und sagten die [Slawen] zu sich: Suchen wir uns einen Knjaz, der über uns
herrschen und über uns gerecht richten soll. Und sie gingen nach Übersee zu
den Warägern, zu den Rus. Jene Waräger nannten sich Rus‘ wie andere sich
Schweden nennen und wieder andere Normannen oder Angeln und noch
welche Gotländer. So auch diese."
Normannische Theorie
Die Nestorchronik enthält außerdem eine Liste
mit Namen der Waräger-Fürsten und den
Gesandten nach Byzanz, die allesamt
skandinavische Wurzeln haben wie Rürik,
Haskuldr, Dyri, Helgi, Ingwar.
946 Nach Chronikbericht kam Igor zu Tode ‒ als er und seine Garde
zum zweiten Mal Tribut von Drewljanen eintreiben wollte.
Olga (Helga) hat nach dem Tode ihres Mannes die Regentschaft
für den kleinen Sohn Swjatoslaw übernommen.
955 Olga unternahm eine Reise nach Konstantinopel und hat sich
dort evtl. taufen lassen.
978 Machtergreifung in Kiew durch Wladimir
? 988 Taufe der Kiewer Rus´.
1015 † Wladimir (Wassilij) Swjatopolk übernahm die Macht. Er ließ
Boris und Gleb umbringen (sie sind somit die ersten ostsl.
Märtyrer, denen die erste ostsl. Märtyrervita gewidmet ist), dann
auch Swjatoslaw.
1019 Jaroslaw (der Weise) übernahm die Großfürstenmacht und
Kiew. Unter Jaroslaws Herrschaft kam es kulturell zur einer
Blütezeit. 1054 †Jaroslaw
In dieser Zeit entstand vermutlich die älteste osl.
Gesetzessammlung "Russkaja Pravda"
1067 Älteste Erwähnung von Minsk in einer Urkunde
1097 Zusammenkunft der Fürsten der Rus´ in Ljubetsch
1113 Krönung von Wladimir Monomach zum Großfürsten von Kiew.
1125 †Wladimir Monomach.
1147 Älteste Erwähnung von Moskau in einer Urkunde.
1169 Andrej Bogoljubskij erobert Kiew. 1174†Andrej Bogoljubskij
1223/24 Sieg der Mongolen (Tataren) an der Kalka
http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?t=916096&page=110
Kreml - oder Detinez, wie man ihn
in Nowgorod im Altertum genannt
hatte, der vom Fürsten Jaroslaw
dem Weisen gegründet wurde, - ist
der älteste von den in Russland
erhalten gebliebenen Kreml (zum
ersten Male wird er in der Chronik
1044 erwähnt).
Ausgedehnter Waldkomplex,
Rückzugsort der letzten Wisente
und anderer großer Säugetiere
http://www.ardmediathek.de/tv/Sch%C3%A4tze-der-Welt/Nationalpark-
Belovezhskaya-Pushcha-Bial/3sat/Video?documentId=5864016&bcastId=1512718
UNESCO-Welterbe in Ostslavia:
Wo? Was? Warum?
http://bp21.org.by/en/index_old.html
Literatur
• H. Brachmann: Slawische Stämme an Elbe und Oder. Berlin 1978.
• Z. Goląb: The Origins of the Slavs. A Linguist’s View. Columbus (Ohio)
1992. - R. Jakobson: Slavic Gods and Demons. In: R. J. Selected Writings
VII. Contributions to Comparative Mythology. Studies in Linguistics and
Philology, 1972-1982. Ed. by Stephen Rudy, with a preface by Linda R.
Waugh. Berlin, New York: Mouton 1985, p. 311. – Ders.: Linguistic
Evidence in Comparative Mythology. In: a. a. O., p. 1232. – Ders.: The
Slavic God Veles and His Indo-European Cognates. In: a. a. O., p. 33-48. -
L. Moszyński: Die vorchristliche Religion der Slaven im Licht der
slavischen Sprachwissenschaft. Köln, Wien: Böhlau 1992. - F. Graus: Die
Nationenbildung der Westslawen im MA. Sigmaringen 1980. - H. Ludat:
An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Köln, Wien: Böhlau 1971. - H.
Ludat: Slaven und Deutsche im Mittelalter. Köln, Wien:
• Mify narodov mira : enciklopedija; v dvuch tomach / glav. red. S. A.
Tokarev Teil: 1: A - K Moskva , 2003.
• Mify narodov mira : enciklopedija v dvuch tomach / glav. red. S. A.
Tokarev. Teil: 2: K – Ja. Moskva, 2003.
Literatur
• Russkaja mifologija: enciklopedija / [sost., obscaja
red. i predisl. Eleny Madlevskoj]Moskva : ·Eksmo
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• Böhlau 1982. - Váňa, Zdeněk: Svět dávných Slovanů.
Praha 1983 (Z. Váňa: Die Welt der alten Slawen.
Praha 1983). – ders.: Welt der Slawen. Leipzig, Jena,
Berlin 1986. - ders.: Mythologie und Götterwelt der
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Neumünster 1970. – K. W. Struve: Die Ethnogenese
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in: Ethnogenese europäischer Völker, hg. v. W.
Bernhard u. A. Kandler-Pálsson. 1986 S. 297-321.
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http://eeo.uni-klu.ac.at/index.php?title=Kiewer_Rus
Kiewer Rus
Während der Ausdruck ›Rus′‹ (russ.) als Bezeichnung einer Ethnie wie auch für einen Staat, der
zwischen dem 10.–13. Jh. zwischen Volchov und Ladogasee im Norden und dem Dnjepr-Becken im
Süden lag, von den Quellen gestützt wird, ist die Bezeichnung „Kiewer“ auf den Wunsch der
Historiker des 18. Jh. zurückzuführen, in diesem einen Staat mit Kiew als Zentrum und Hauptstadt zu
sehen. Ein solcher hat jedoch nie existiert. Die Besiedlung Kiews und des mittleren Dnjepr hat um ca.
900 durch aus dem Norden kommende Waräger bzw. ›Rus′‹ auf der Suche nach neuen
Handelswegen zum Schwarzen Meer (unter Umgehung des Chasarenreiches und des Reiches der
Wolgabulgaren) stattgefunden.
Kiew empfahl sich als Standort aufgrund seiner guten Ost-West-Verbindung und der Möglichkeit,
von der Dnjeprmündung in 48 Stunden zu Schiff nach Byzanz gelangen zu können. Damit begann
insofern eine neue Form der Besiedlung ostslawischer Gebiete durch die Waräger, als dass eine
Rückkehr ins angestammte Gebiet von hier aus nicht mehr leicht möglich war. Im 10. Jh.
intensivierten sich die Handelsbeziehungen der K. R. mit Byzanz, ebenso nahmen von hier
ausgehende bewaffnete Überfälle auf Byzanz zu, und es kam zu ersten Ansätze einer
Christianisierung des Gebietes und der herrschenden Elite in Person der Fürstin Ol′ga.
Ihr Sohn Svjatoslav Igorevič konnte sich mit dem Steppenvolk der Petschenegen verbinden und
strebte um 970 eine Verlegung des Herrschaftsgebietes in die Donauregion an, zu der es jedoch nicht
kam. Auf Svjatoslavs Tod folgte ein Nachfolgekampf unter seinen Söhnen, den der in Novgorod als
Fürst eingesetzte Vladimir Svjatoslavič mit warägischen Hilfstruppen, die er später zur Unterstützung
Basileios' II. in den byzantinischen Erbfolgekrieg entsandte, gewann. Vladimir gelang es, in Kiew einen
stabilen Fürstensitz zu errichten, nicht zuletzt unter Indienstnahme der Religion.
Etwa um das Jahr 988 nahm er für sich und sein Volk das Christentum byzantinischer Prägung an
und konnte zum Dank für die entsandten Truppen die „purpurgeborene“ byzantinische Prinzessin
Anna als Braut heimführen (Taufe der Rus). Deren Hofstaat bildete wohl den Grundstock für die
Christianisierung der Rus, da dieser, wenn nicht einen Metropoliten, so sicher einen Bischof und
Priester mitführte. Vladimir begann nicht nur mit dem Bau einer steinernen Kirche und eines
repräsentativen Fürstensitzes in der Kiewer Oberstadt Vyšhorod, sondern auch mit dem Anlegen
eines großen Walls und befestigter Ortschaften, um das Umland vor Einfällen der Steppenvölker zu
schützen.
Nach Vladimirs Tod 1015 brach der bereits unter seinen Söhnen schwelende Bürgerkrieg vollends
aus, der erst Anfang der 1020er Jahre beendet war, als die überlebenden Jaroslav Vladimirovič in
Kiew und Mstislav Vladimirovič in Černihiv zu einer Politik der friedlichen Koexistenz fanden. Unter
Jaroslav begann eine monarchistische Phase in Kiew, in deren 30jährigem Verlauf die Stadt zu einem
Abbild Konstantinopels ausgebaut wurde und byzantinische Bautechniken sich in der gesamten Rus
auszubreiten begannen. Der daraus resultierende Reichtum Kiews ebenso wie die Tatsache, dass sich
dort der Metropolitensitz befand, haben wohl dazu beigetragen, dass die Stadt auch in der Jaroslavs
Tod (1054) folgenden Phase ein begehrter Fürstensitz war, ohne dass jedoch der Titel Großfürst
jemals an einen Kiewer Fürsten verliehen worden wäre.
Beherrschend für das 11. Jh. war die Bedrohung der Rus durch das Steppenvolk der Polovcer. Die
zahlreichen sog. Fürstentage, deren prominenteste 1070 in Vyšhorod zur Versöhnung der Söhne
Jaroslavs und der Kanonisierung des Brüderpaares Boris und Gleb und 1097 in Ljubeč stattfanden,
waren Verhandlungen ganz nach Art der Steppenvölker: Sie wurden hoch zu Ross in freier Natur
begangen und dienten sowohl der Einigung über Einflussbereiche als auch der Vereinigung der
Truppen gegen die Polovcer. In dieser Zeit entwickelte sich die Idee von der Verwandtschaft aller
Fürsten als von einem Vater (d. i. Vladimir Svjatoslavič) abstammende Brüder (russ. brat =
Bruder/Cousin), die einander, dem Seniorat entsprechend, untertan sind und sich gemeinsam der
äußeren Feinde erwehren. Der Kult um die beiden im Nachfolgekrieg 1015 ermordeten Söhne
Vladimirs, Boris und Gleb, erfuhr deshalb ab 1070 besondere Förderung, ihre Ermordung durch ihren
Halbbruder Svjatopolk Izjaslavič (oder Jaroslav Vladimirovič selbst?) wurde zum Märtyrertod stilisiert.
Eine letzte ruhige Periode erlebte das Kiewer Fürstentum unter Vladimir Vsevolodovič Monomach
(1113–25), der mit der Verteilung der Fürstentümer an seine Söhne, die dort gleichsam als seine
Stellvertreter regierten, die machtpolitischen Bedingungen für ein Ausweiten der Besiedelung der
Rus schuf. In der seiner Herrschaft folgenden Zeit setzte sich der Prozess der Herausbildung
unterschiedlicher Fürstentümer auf dem Gebiet der K. R. fort. Als Ende der K. R. gilt das Jahr 1242, als
Kiew durch die Mongolen zerstört wurde.
Franklin S., Shepard J. 1996: The Emergence of Rus, 750–1200. London (=Longman History of
Russia 1). Pritsak O., Shevchenko I. (ed.) 1988/89: Proceedings of the International Congress
Commemorating the Millenium of Christianity in Rus′-Ukraine. Harvard Ukrainian Studies 12/13. Rüß
H. 1987: Das Reich von Kiev. Hellmann M. (Hg.): Handbuch der Geschichte Rußlands Bd. 1, I.
Stuttgart, 199–430.
(Cornelia Soldat)
http://www.russland.websiteportal.de/geschichte/teil_i2.html
859
Nowgorod wird erstmals in einer Chronik erwähnt.
Mitte 9. Jh.
Es entstanden normannische Herrschaften in Nowgorod unter dem sagenhaften Rjurik (um 862;
schwedischer(?) Wikinger; Rurik oder Rus; Gründer des Russischen Reiches; Rjurikiden) und in Kiew
unter Askold und Dir (Hauptstadt der Waräger-Fürsten wurde Kiew).
867 - 886
Nachdem Bulgarien mit Byzanz Frieden schließen mußte (813), konnte Kaiser Basileios I. mit der
Missionierung der Slawen und Bulgaren beginnen. Kyrill dehnte seine Missionstätigkeit bis nach
Rußland aus, und allmählich konnte ganz Osteuropa für das griechische Christentum gewonnen
werden (Die Bedeutung des griechischen Bruderpaares aus Saloniki Kyrillos [Cyrill(us); eigentlich
KonstanXn; * 826/27, † 869] und Methodios [Method(ius); * um 815, † 885] liegt in den
Übersetzungen aus dem Griechischen; Schaffung einer eigenen slawischen Literatur [.Slawenlehrer"];
Heilige; Patronen Europas seit 1980; Fest: 14. 02.). Während die römische Kirche an der lateinischen
Gottesdienstsprache festhielt, konnten die Slaven den Glauben und Gottesdienst in ihrer
Muttersprache empfangen.
879
Oleg (skandinavisch-russischer Fürst; † 912 oder 922) übernimmt die Herrscha] in Nowgorod.
882
Oleg erobert Kiew und unterwarf ostslawische und finnische Stämme in Zentralrußland. Die
Vereinigung dieser beiden am Nord-Süd-Handelsweg gelegenen Umschlagplätze unter Verlagerung
des politischen Zentrums nach Kiew bedeutete die Entstehung des Kiewer Reiches (Kiew war
Hauptstadt bis 1169). Die Kiewer Rus ist die früheste staatliche Bildung der Ostslawen.
911
Ein Feldzug gegen Konstantinopel brachte Oleg eine hohe Tributzahlung. Das auf Handel
beruhende Staatswesen regelte die Beziehungen zu Byzanz in einem ersten günstigen
Handelsvertrag.
912 - 945
Igor wird Fürst von Kiew (* 877, † 945 von Drewljanen bei Tributeinziehung erschlagen; Sohn
Rjuriks). Er unterwarf die ostslawischen Stämme der Ulitschen und der Drewljanen.
941, 944
Igor zog gegen Byzanz.
962 - 972
Unter dem Großfürsten von Kiew Swjatoslaw I. († 972 im Kampf gegen Petschenegen gefallen)
zeigte Kiew seine erste ungestüme Machtentfaltung in Feldzügen gegen noch unabhängige
ostslawische Stämme.
um 965
Swjatoslaw I. unterwarf die Chasaren und Wolgabulgaren.
967 - 971
Swjatoslaw I. unterwarf das Donaubulgarische Reich. Donaubulgarien konnte gegen Byzanz nicht
gehalten werden.
978 - 1015
Wladimir der Heilige ist Großfürst von Kiew (* um 956, † 1015; Sohn Swjatoslaws).
981
Wladimir der Heilige eroberte Gebiete von Polen und dehnte die Herrschaft Kiews über alle
ostslawischen Stämme aus.
988
Eine bis in die Gegenwart nachwirkende Entscheidung war die Taufe und damit die Übernahme
des Christentums orthodox-byzantinischer Prägung durch Wladimir den Heiligen, der sich mit der
"pupurgeborenen" byzantinischen Prinzessin Anna (Schwester Basileus' II.) vermählte (Gegenleistung
für seine Hilfe im Kampf gegen die Bulgaren).
bis 11. Jh.
Die ehemalige normannische Führungsschicht ging im Slawentum auf.
1016
Als Fürstentum Tmutorokan geriet die Krim in den Machtbereich der Kiewer Rus.
1019 - 1054
Rußland erreichte unter dem Kiewer Großfürsten Jaroslaw I., dem Weisen (Mudryj) (Sohn
Wladimirs; * 978, † 1054) den Höhepunkt seiner ersten Kulturblüte und seiner poliXschen Macht
(ersetzte Blutrache durch Wergeld [Russkaja Prawda]; enge dynastische Beziehungen zu Westeuropa
und Skandinavien).
1031
Jaroslaw der Weise erobert Galizien von den Polen.
1036
Jaroslaw der Weise besiegt die Petschenegen.
1037
Nach dem Vorbild der Hagia Sophia von Konstantinopel läßt Jaroslaw etwas vergleichbares und
Eigenes ausdrückend in Kiew bauen, die Metropolitankirche der heiligen Sophia.
1037 - 1448
Während Kiew zuerst wohl dem Patriarchat von Ochrid (Bulgarien; die russische Kirche hat sich
wahrscheinlich von der Taufe an in jurisdiktioneller Abhängigkeit vom Patriarchat Konstantinopel
befunden; in der Regel wurden Griechen als Metropoliten von dort entsandt) unterstand, gehörte es
nunmehr als Metropolie zum Ökumenischen Patriarchat (Konstantinopel). Dies eröffnete der Rus' die
geistlichen und theologischen Schätze des "Neuen Rom".
1108
Der Kiewer Fürst Wladimir II. Monomach (Urenkel von Wladimir der Heilige; * 1053, † 1125)
gründet Wladimir an der Stelle einer alten slawischen Ansiedlung.
ab 12. Jh.
Als Hauptursache für den Verfall Kiews gelten der Niedergang seines Handels infolge der Sperrung
des Dnjepr-Wegs durch die Kumanen (Polowzer; Kiptschak), das Fehlen einer eindeutigen
Erbfolgeregelung und das Erstarken der einzelnen russischen Territorien.
1113 - 1125
Den sich unter Jaroslaws Söhnen anbahnenden Niedergang und die Zersplitterung des Kiewer
Reichs vermochte für kurze Zeit der Großfürst von Kiew Wladimir Monomach aufzuhalten und führte
es zu einem letzten Höhepunkt seiner Macht. Sein politisches und geistliches Testament
"Ermahnung" ist eines der bedeutendsten Werke altrussischer Literatur.
1113
Entstehung der "Nestorchronik" ("Erzählung der vergangenen Jahre"; älteste überlieferte
russische Chronik; dem Mönch Nestor [* um 1056, † um 1114] des Kiewer Höhlenklosters
zugeschrieben; verarbeitet im christlichen Sinne ältere griechische Quellen, slawische Mythologie
und die sagenhafte Frühgeschichte des russischen Reiches; von A. Ludwig v. Schlözer [1735 - 1809]
ins Deutsche übersetzt).
1147
Jurij Dolgorukij (* 1090, † 1157; Sohn Wladimir Monomachs; erbte das Fürstentum Rostow-
Susdal; eroberte Kiew) gründete Moskau (wird erstmals urkundlich in einer Chronik erwähnt) und
ließ den ersten Kreml errichten.
1155 - 1157
Der Kiewer Thron, dauernd umkämpft, verlor sein Prestige. Jurij Dolgorukij war sein letzter starker
Großfürst.
1169
Kiew hört als Hauptstadt der Kiewer Rus auf zu existieren.
1185
Der Fürst von Nowgorod Igor Swjatoslawitsch (* 1151, † 1202) verliert seinen Feldzug gegen die
heidnischen Kumanen.
um 1185
Entstehung des "Igorliedes" in Kiew (russisches Heldenlied; Byline [episches Lied mit historischen
und legendenhaften Stoffen; mündliche Überlieferung]; frühchristliche Dichtung mit heidnischen
Elementen; Heldensagen der Bojaren "Helden" und Gefährten, der Bogatyri "Recken").
http://www.eibispace.de/862.html
862
Die am Ilmen-See versammelten Stämme ernennen den Waräger Rjurik zum gemeinsamen
Fürsten. Zunächst ist die Residenz im Städtchen Ladoga, bald in Novgorod.
Die Sage weiß noch von zwei Brüdern Rjuriks zu berichten: Sineus und Truvor, die die Gegend am
Weißensee bzw. um Izborsk herrschen. Nach ihrem Ableben fallen aber auch diese Gebiete an Rjurik.
879
Bei seinem Tod hinterläßt Rjurik nur einen minderjährigen Sohn, Igor. Die Regierung übernimmt
ein Krieger und Verwandter Rjuriks, Oleg. Seine wesentliche Tat war die Eroberung Kiews und damit
die erste Vereinigung der Rus'.
Oleg stellt ein großes Heer auf und zieht von Novgorod nach Süden. Smolensk und Ljubetsch
werden erobert. Die Mauern von Kiew allerdings zwingen ihn zu einer List. Er schickt Gesandte zu
den beiden Kiewer Anführern, Askold und Dir, und läßt ihnen ausrichten, eine Handelskarawane
erwarte sie am Fluss zu Verhandlungen. Die beiden fallen darauf hinein und kommen zum
Treffpunkt. Schwer ist die Überraschung, als sie sich von Olegs Soldaten umringt sehen. Oleg stellt
ihnen den kleinen Igor vor als den "einzig wahren Fürsten". Askold und Dir überleben die
unangenehme Begegnung nicht, Oleg hat Kiew damit erobert und erklärt es im Jahre 882 zur
Hauptstadt der Rus' - jetzt ist der von Historikern geprägte Begriff Kiewer Rus gerechtfertigt. Erstmal
jedenfalls.
Im Osten der Rus' liegt das Khanat (Kaganat) der Chasaren. Ihnen sind bisher etliche der Stämme
in Reichweite der Rus' tributpflichtig. Oleg allerdings gelingt es, in den Folgejahren die Stämme der
Drevljanen, Severjanen ("Nördlinge") und Radimitschen für die Rus' zu "gewinnen".
907
Oleg unternimmt einen neuen Feldzug gegen Konstantinopel. Als die russischen Schiffe die Stadt
umringt haben, bitten die Byzantiner unter Kaiser Leo VI. um Frieden: Byzanz zahlt jährlichen Tribut
an Kiew, die russischen Händler dürfen zollfrei die byzantinischen Märkte benutzen; außerdem
erhalten die Russen uneingeschränktes Nutzungsrecht der Badeanstalten im Kaiserreich.
912-945
Fürst Igor kommt nach Olegs Tod auf den Thron. Ein Aufstand der Drevljanen wird
niedergeschlagen, mit den an der Südgrenze einfallenden Petschenegen wird ein Friede geschlossen.
Im Zuge der Angliederung weiterer Landstriche an die Rus' im Süden nähert sich die russische Grenze
nicht nur der Grenze des Chasarenstaates, sondern auch den byzantinischen Kolonien auf der Krim
und an der Schwarzmeerküste. Dies ruft in Konstantinopel Missmut hervor - ausserdem verlangen
die russischen Händler zusätzliche Privilegien. Daraufhin kommt es 941-944 zum Krieg zwischen den
beiden Reichen, in dem das gefürchtete griechische Feuer die russische Flotte zerstört. Als die Russen
mit neuen Kräften und den verbündeten Ungarn erneut anrücken, wird 941 ein Friede geschlossen,
der den alten im Wesentlichen bestätigt.
Auch den Stamm der Ulitschen kann Igor in die Rus' eingliedern.
Als Igor 945 zum Eintreiben der Tributzahlungen im Land der Drevljanen unterwegs ist, wird er
von dortigen Unwilligen ermordet.
945-962
Da Igors Sohn Swjatoslaw minderjährig ist, regiert Igors Ehefrau, Fürstin Olga aus der Stadt Pskow.
Sie führt ein effizierteres Steuersystem ein und läßt sich in Byzanz taufen; allerdings bleibt die
Bevölkerung im wesentlichen weiterhin heidnisch (ihr Hauptgott heißt Perun); die vom deutschen
Kaiser Otto I. erbetenen Missionare werden aus Kiew hinausgejagt.
962-972
Regierungszeit des Fürsten Swjatoslaw:
964-967 verwüstet und erobert er das Reich der Chasaren. Dieses Kaganat mit der Hauptstadt Itil
erstreckte sich vom Kaukasus bis an Don und Wolga, und hatte u.a. die Wolgabulgaren, die Jassen
und die Kassogen (die heutigen Osseten bzw. Tscherkessen im Kaukasus) als Vasallen.
967 folgt ein Feldzug gegen Bulgarien. Die Neutralität des Byzantinischen Reiches wird durch das
Versprechen gewahrt, die Siedlungen auf der Krim nicht anzugreifen. Der Zug ist erfolgreich - bis an
den Unterlauf der Donau erstreckt sich nun das Gebiet der Rus. Dort liegt auch die starke Festung
Perejaslawez, wohin Swjatoslaw sogar seine Residenz verlegt.
Das Glück ist leider nicht immerwährend, denn 970 verlangt der neue byztantinische Kaiser
Johannes, dass die Russen die Donau verlassen. Im folgenden kurzen Krieg siegen die Russen - doch
dieser neue Friedensvertrag hält nicht lange, denn schon 971 hat der Kaiser ein neues Heer
aufgestellt und führt an den Osterfeiertagen einen Überraschungsfeldzug nach Bulgarien durch. Fürst
Swjatoslaw wird bei der Flucht aus der belagerten Festung Dorostol verletzt. Im Juli wird Friede
geschlossen: Die Russen ziehen von der Donau ab und versprechen, dort nicht mehr einzufallen. Ihre
Eroberungen am Schwarzen Meer dürfen sie allerdings behalten.
Darüber hinaus verspricht der Kaiser dem Fürsten Beistand gegen die Petschenegen, denn deren
Territorium müssen die Russen beim Rückzug ungemütlicherweise durchqueren. Dieses Versprechen
aber ist falsches Spiel: heimlich bezahlt der Kaiser die Petschenegen sogar dafür, die Russen
aufzuhalten. Und so kommt es zum Kampf, der der letzte Swjatoslaws sein wird.
Swjatoslaws Schädel wird danach vom Petschenegen-Khan Kurja wiederverwendet - als
Trinkgefäß.
972-980
Fürst Jaropolk:
Wenig ruhmreiches ist hier zu verzeichnen. Jaropolks Brüder Oleg und Vladimir regieren die
Provinzen der Drevljanen bzw. Novgorod, und beide streben nach Ablösung von der Kiever
Zentralgewalt. Jaropolk zieht mit einem Kiever Heer ins Drevljanenland, und bei einem Gefecht auf
der Burgbrücke in Ovrutsch kommt (der gerade mal dreizehnjährige) Oleg ums Leben. Vladimir,
kaum, dass er diese Nachricht erhält, flieht zu den Warägern. Er kann dort ein Heer
zusammensammeln und erobert zunächst Novgorod zurück. Mit einem noch größeren Heer zieht
auch er von Novgorod gegen Kiev. Dort hat Jaropolk aber wenig Rückhalt, und so kann Vladimir
Geheimabsprachen mit den Edlen halten, die Jaropolk überreden, an Verhandlungen teilzunehmen.
Kaum dort, wird er erschlagen.
980
Der neue Großfürst Vladimir hat die Rus' weiterhin gegen die Petschenegen zu verteidigen. Zu
diesem Zwecke baut er ein Warnsystem auf, das aus Ketten von Wachtürmen besteht, die jeweils in
Sichtweite zueinander stehen. Entdeckt ein Wachposten den anrückenden Feind, kann er mit
Lichtzeichen die Warnung weiterleiten, und in wenigen Minuten ist die Nachricht in der Hauptstadt.
Außerdem erkennt Vladimir die Zeichen der Zeit: Fast ganz Europa gibt das Heidentum auf. Er
möchte die Rus' dabei nicht isolieren, und lädt Missionare aller wesentlichen Religionen vor: Muslime
von den Wolgabulgaren, Juden aus dem Chasarenreich, Orthodoxe aus Byzanz sowie Katholiken aus
Deutschland. Das Alkoholverbot der Moslems hält er für unvereinbar mit den russischen Sitten. Er
entscheidet sich schließlich für das orthodoxe Christentum, und teilt dem Kaiser in Konstantinopel
mit, er lasse sich gerne taufen, wenn er im Gegenzug dessen Tochter Anna heiraten kann. Anna
jedoch läßt den Verehrer sitzen, und so greift er 988 Chersoness (Korsun) an, eine Kolonie der
Byzantiner auf der Krim, die er mit Unterstützung des dortigen Hohepriesters Anastas erobert: Ein
Pfeil landet in Vladimirs Lager mit dem Tipp, die Hauptwasserleitung zu sperren. Nach der Besetzung
von Chersoness wird Anna gegen ihren Willen ("lieber sterbe ich") mit Vladimir vermählt; der
Großfürst wird in Chersoness getauft, die Stadt daraufhin den Byzantinern zurückgegeben. Nicht ganz
so einfach war die Christianisierung der ganzen Bevölkerung zu vermitteln; insbesondere der Norden
blieb noch lange dem Heidentum treu. In Kiev ließ Vladimir die Statuen der heidnischen Götter um
Perun entfernen und auf deren Hügel eine Kirche, die des Heiligen Vasilij, errichten. Am nächsten Tag
wurde am Dnjepr eine Massentaufe veranstaltet.
996 wird der Bau des Doms der Heiligen Gottesmutter (Bogorodiza) vollendet. Weil für diese
Kirche 10 Prozent der fürstlichen Einnahmen verbraucht wurden, hieß sie auch "Desjatinnaja" (die
Zehnte). Parallel führte Vladimir eine Art Schulpflicht ein.
1015
Mit dem Tode Vladimirs wird eine Zeit eingeleitet, die von Machtkämpfen, Dezentralisierung,
Zerfall der zentralen Regierungsgewalt, der Rus' überhaupt geprägt ist, nur der gerühmte Jaroslaw
der Weise kann noch einmal eine wirklich bedeutende Rolle spielen. Erst 300-400 Jahre später, im
Kampf gegen die mongolische Besatzungsmacht, kann sich langsam wieder ein gemeinsamer Staat
ausbilden, in dem dann aber Moskau die Führungsrolle übernehmen wird, während Kiev dann gar im
Feindesland liegt, im Königreich Polen-Litauen.
Aber zunächst, anno 1015, muß noch die Kiever Thronfolge geklärt werden. Im wesentlichen
stehen drei Kandidaten zur Auswahl:
Jaroslaw, Fürst zu Novgorod, der gerade dabei war, eine Verschwörung gegen Vladimir zu
schmieden;
Boris, Sohn aus Vladimirs Ehe mit Anna, Lieblingssohn seines Vaters sowie Favorit der Kiever.
Zum Zeitpunkt des Todes Vladimirs stand er gerade im Feld gegen die Petschenegen;
Swjatopolk, Sohn Jaropolks, ungeliebter Stiefsohn Vladimirs. Verheiratet mit der Tochter des
polnischen Königs Boleslaw I.
Zunächst ergreift Swjatopolk die Macht und erkauft sich mit Geschenken die Gunst der Kiever. Er
läßt die Prinzen Boris sowie Gleb (Fürst in Muromsk) töten, was für allgemeine Empörung sorgt. Der
noch verbleibende Jaroslaw, der von Novgorod aus, mit Hilfe der Waräger, nach Kiev zieht. Die
beiden Heere treffen sich im Winter 1016 am Dnjepr, bei Ljubetsch. Swjatopolks Truppen gehen
größtenteils zugrunde, als sie irrtümlicherweise auf das zu dünne Eis eines zugefrorenen Sees
gelangen und einbrechen. Swjatopolk flieht nach Polen.
1017 besetzt Jaroslaw Kiev und schließt mit dem deutschen Kaiser Heinrich II. ein Bündnis gegen
Polen. Inzwischen hat auch Swjatopolk wieder genügend Truppen beisammen und greift Kiev an;
Jaroslaw flieht nach Novgorod. Die Kiever Bürger wiederum vertreiben die Polen aus der Stadt,
müssen dafür aber noch eine Plünderung ertragen. Jaroslaw, der in Novgorod neue Truppen
gesammelt hat, zieht wieder nach Süden; Swjatopolk will zu den Petschenegen fliehen. Am Fluß Alta
kommt es 1018 zur Schlacht, die Swjatopolk verliert. Dieser flieht daraufhin wieder nach Polen und
stirbt dann auf dem Weg in die Tschechei.
http://www.kiew-info.de/historie.html
Ende des 9. Jahrhunderts begann die Epoche der Kiewer Rus´. An dieser Stelle – „Rus“ heißt nicht
„Russland“. Es war zu der damaligen Zeit die Vereinigung von ostslawischen Stammesverbänden. Erst
im Laufe der späteren Jahrhunderte bildeten sich die Nationalitäten mit eigenen Sprachen: Russen,
Ukrainer und Weißrussen. Die Historiker sind sich bis heute nicht ganz einig, ob die „Rus“ ein
ukrainischer oder russischer Staat gewesen ist. Wie dem auch sei, nach dem sich die slawischen
Ländereien vereint hatten wurde Kiew zur Hauptstadt und dem Zentrum für wirtschaftliche politische
und geistige Beziehungen unter anderem mit Bagdad, Byzanz (heute Istanbul), Rom.
Die erste Blüte erlebte Kiew im 10. Jahrhundert. Durch die verkehrsgünstige geografische Lage der
Stadt, verlief hier der legendäre Handelsweg „ Von den Warägern zu den Griechen“. Das ermöglichte
einen regen Handel mit dem nahen und fernen Ausland. Großfürst Wladimir (980-1025)
beschleunigte die Entwicklung der Stadt. Nach seiner Taufe wurde das Christentum als Staatsreligion
eingeführt. Unter der Herrschaft vom Wladimir des Großen wurde Kiew zu einer Stadt mit Palästen
und Befestigungsanlagen. Damals muss Kiew sehr beeindruckend gewesen sein, denn sie zählte zu
den reichsten und größten Städten Europas.
Nach dem Tod des Großfürsten ging Kiew in den Besitz von seinem Sohn Fürst Jaroslaw den
Weisen (1019-1054). Er war sehr bemüht die die Kultur und Bildung in Kiew zu fördern, daher ist
diese Bezeichnung ist durchaus gerechtfertigt. In seiner Zeit wurde die prächtige Sophienkathedrale
errichtet. Kiew war ein wichtiges politisches Zentrum und durch geschickt gestiftete Ehen fest in
Europa integriert. Seit dem 1051 die Kiewer Höhlenklöster gegründet wurden, nahm Kiew die
geistige Führungsrolle in der osteuropäischen Christenheit ein. Zu dieser Zeit gab es in Kiew bereits
400 Kirchen und schätzungsweise 100 000 Einwohner.
Leider kam Ende 1240 ein großer Einschnitt. Unter der Führung von Batu Khan, einem Enkel von
Dschingis Khan wurde die Stadt nach langen Kämpfen von den Mongolo- Tataren eingenommen und
beinahe vollständig zerstört.
http://www.dreizackreisen.de/kiewer-rus-ukraine
Über die Flüsse Osteuropas gelangten die Nordmänner vom Baltikum aus bis ans Schwarze Meer.
Hier lockte das reiche Konstantinopel, die Hauptstadt des Oströmischen Reiches.
Aber die Wikinger bestritten ihren Lebensunterhalt nicht nur mit Mord und Totschlag. Schnell
lernten sie, dass die Erhebung von Tributen und ein halbwegs friedlicher Handel bedeutend
lukrativer sein konnte. Schließlich funktionieren beide Erwerbsarten nur, wenn es genug
Überlebende gibt.
So bildete sich entlang der Ströme Osteuropas ein Netz von Handelsstationen eindeutig
skandinavischen Charakters. Hier wurden Güter zwischengelagert, Tribute eingesammelt und Handel
mit der ansässigen slawischen Bevölkerung getrieben – Honig und Pelze z.B. waren in Byzanz und
weiter im Arabischen Kalifat begehrte Artikel.
Warägischer Adel ließ sich an diesen Goldadern dauerhaft nieder, es kam zur allmählichen
Symbiose zwischen Slawen und Skandinaviern. Nowgorod im Norden und Kiew am Dnepr wurden zu
Entstehungszentren frühstaatlicher Gebilde. Mögen dabei auch die Waräger anfänglich treibende
Kraft und Führungsschicht gewesen sein, so wäre dieser Prozess ohne den Willen der slawischen
Mehrheit kaum so erfolgreich und auf Dauer durchzusetzen gewesen.
Über einen langen Zeitraum wurde der skandinavische Anteil an der Entstehung der Kiewer Rus
von der russischen und späteren sowjetischen Geschichtsschreibung verschwiegen und geleugnet.
Gegenteilige Meinungen, öffentlich geäußert, konnten zum Ende der Karriere oder Schlimmeren
führen. Heute wird mit diesem Kapitel der Geschichte weit pragmatischer umgegangen.
Eine der wenigen, wenn auch unsicheren Quellen für die Anfangszeit des ostslawischen Reiches ist
die "Erzählung der vergangenen Jahre" des Kiewer Mönchs Nestor – daher auch kurz "Nestorchronik"
genannt. Danach vereinigte der Rjurikide Oleg im Jahre 882 die Herrschaftsgebiete Nowgorods und
Kiews und machte Letztere zur "Mutter aller Städte der Rus". 955 dann ließ sich Fürstin Olga (Helga)
in Konstantinopel taufen, bat aber gleichzeitig vier Jahre später Otto den Großen um Priester zur
weiteren Verbreitung des Christentums unter ihren Untertanen.
Trägt Olga noch einen germanischen Namen, so zeigt sich die fortschreitende Assimilierung der
einstigen Waräger bei ihrem Sohn Swjatoslaw (962-972) – eindeutig ein slawischer Name.
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Geboren um 960 n. Chr. als unehelicher Sohn des Fürsten Swjatoslaw und einer Dienerin dessen
Gemahlin konnte dieser nach Swjatoslaws Tod dennoch ein bedeutendes Amt in der Rus
übernehmen. Nach dem Ende des Vaters wurde die Rus dreigeteilt; es entstanden die
Teilfürstentümer Kiew, Nowgorod und Polozk. Wladimir wurde zum Regenten des Teilfürstentums
Nowgorod erhoben, welches schon immer mit Kiew um die Vorherrschaft in der Rus rang. In Kiew
betraten Jaropolk Swjatoslawowitsch und dessen Bruder Oleg in Nachfolge ihres leiblichen Vaters
den Fürstenthron.
Die Differenzen zwischen Kiew und Nowgorod wurden nun stärker, und auch Polozk wurde von
diesen Rangeleien in Mitleidenschaft gezogen. Um nicht zwischen beiden beiden Mächten zerrieben
zu werden und eine stabilisierende Verbindung mit einem der konkurrierenden Nachbarn
einzugehen, entschied sich der Polozker Fürst Rogwolod, seine Tochter Rogneda mit einem der
beiden Fürsten zu vermählen. Und ließ ihr die Wahl. In der Chronik "Ereignisse der vergangenen
Jahre", auch als Nestorchronik bekannt, wählt sie mit den Worten: "Einer Sklavin Sohn will ich nicht
entschuhen, aber Jaropolk will ich".
Als Wladimir von dieser Antwort erfährt, sammelt er ein Heer, erobert Polozk, läßt Fürst
Rogwolod und dessen beide Söhne töten und heiratet Rogneda gewaltsam. Dann marschiert er
weiter auf Kiew, welches er kampflos einnimmt, zieht Jaropolk an den Verhandlungstisch, läßt ihn
ermorden und ist damit alleiniger Herrscher der nunmehr wieder vereinigten Kiewer Rus.
In seiner Herrschaft wird die Rus vergößert und durch zahlreiche Burgstädte gesichert. Er tritt zum
Christentum über, was ihm später den Beinamen "der heilige" einbringt und verbreitet dieses im
ganzen Reich. Später wird er die Rus unter seinen 12 Söhnen aufteilen, was maßgeblich zum
Niedergang der Kiewer Rus beitragen wird. Er stirbt am 15. Juli 1015.
----------------------------------------------------------------------------
Wladimir machte, nachdem er sich im Machtkampf gegen seine Brüder Oleg und Jaropolk I.
durchgesetzt hatte, das byzantinische Christentum zur Staatsreligion. Damit war zum Einen für die
Rus der Weg zum respektablen Staatswesen geebnet, zum Anderen aber auch die Weichen gestellt
für die besondere kulturelle Entwicklung im Osten Europas.
Ihre höchste Blüte erreichte die Kiewer Rus unter Jaroslaw dem Weisen (1019-1054). In Kiew
begann der Bau der Sophienkathedrale, Ilarion wurde erster russischer Metropolit und das Recht
wurde kodifiziert. Folgenschweres Problem blieben jedoch die regelmäßigen Kämpfe um die
Thronfolge. Auch der Versuch Jaroslaws, die Erbregelung zu ändern, indem die Herrschaft nicht mehr
vom Vater auf den ältesten Sohn, sondern den nächstältesten Bruder des Vaters überging, brachte
keine Lösung. Nun bekriegten sich Onkel und Neffen.
Die Rus begann, unaufhaltsam zu zerfallen. Susdal im Nordosten wurde neues Machtzentrum
neben Nowgorod, während sich im Südwesten der Schwerpunkt nach Galizien- Wolhynien
verlagerte. Aggressive Reiternomaden aus den Steppen nördlich des Schwarzen Meeres behinderten
den Nord-Süd-Handel, eine wesentliche ökonomische Existenzgrundlage des Reiches.
Als die vordringenden Mongolen 1240 Kiew zerstörten, setzten sie nur den effektvollen
Schlusspunkt unter eine Entwicklung, deren Ende sich schon lange am Horizont abgezeichnet hatte.
Themenliste und Quellen
Thema Quelle
Kiever Rus (vormongolische PP;
Zeit):
Traditionelle
Periodisierung Zeittabelle Kiever Rus';
russischer Geschichte,
Weg von den
Warägern zu den Einführung in die Osteuropäische Geschichte
Griechen,
(S.135-138; 230-234);
Normannische Theorie,
Dynastie der
Rjurikiden,
Ereignisse der ostsl.
Geschichte (Kiever Kiewer Rus' - Kurze Geschichte: Internetquellen
Rus‘) in zeitlicher
Reihenfolge
Welchen geografischen
Raum umfasste die
Ostslavia (Kiever
Rus)?
Liste des UNESCO- - PP
Welterbes (Weltkulturerbes):
(Weliki) Nowgorod - http://whc.unesco.org/en/list/ (eng.)
(Russland),
Nationalpark
Belovezhskaya - http://www.swr.de/schaetze-der-welt/nationalpark-
Pushcha belovezhskaya-pushcha-bialowieza-polen-folge-257/-
(Belarus/Polen) /id=5355190/did=6905926/nid=5355190/oy0jt0/index.html
Zeittabelle (Kiewer Rus)
http://vk.com/video?gid=67537489&z=video-67537489_167950123
Wladimir–Suzdal´ Rus´
Themenliste
• Kiever Rus
- Kyrillo-Methodianische Mission (Glagoliza, Kyrilliza)
- Slavia Orthodoxa
- Diglossie
- Drei KSL. Einflüsse
- KSL. Schrifttum (Originalwerke, Übersetzungsliteratur,
Apokryphenschrifttum)
• Wladimir–Suzdal´ Rus´
- Weiße Monumente von Wladimir und Susdal
- Geschichte des Schrifttums (13.-14. Jh.)
https://www.facebook.com/TribesPeople/videos/1906701216255913/?t=75
Kyrillo-Methodianische Mission
• Fürst Rastislav (846-870) (Mährerreich, Großmähren,
Великая Моравия – heutig. Slowakei) strebte (aus
politischen Gründen) eine eigenständige Diözese an,
was Papst Nikolaus I. ablehnte.
• Dann entschied sich Rastislav für die Annahme des
Christentums aus Ostrom (Oströmische Reich,
Byzantinisches Reich).
• Er wandte sich an den byzantinischen Kaiser mit der
Bitte um die Zusendung von Missionaren, die das
Christentum in slawischer Sprache verkünden
konnten.
Kyrillo-Methodianische Mission
• Brüder KONSTANTIN (KYRILL) und METHOD:
Hochgebildete Söhne eines byzantinischen Beamten
aus Thessaloniki (Солунь), dort lebten damals
zahlreiche Slawen - Sprecher von bulgarisch-
mazedonischen Mundarten.
• Sie stellten für Alt(kirchen)slawisch eine eigene
Schrift her, die sog. Glagoliza (863?), deren
Herkunft bis heute nicht geklärt ist.
• G. breitete sich ab 886 auch im Bulgarischen Reich,
der Kiewer Rus, Serbien und Kroatien aus.
http://p-beseda.ru/?image&id=193
Kyrillo-Methodianische Mission
• Westrom ließ nur die drei sog. heiligen Sprachen
für die Missionierung zu: Hebräisch, Griechisch
und Latein.
• Ostrom (Byzanz) gestattete auch den Einsatz von
Volksidiomen.
• Die Brüder mussten nach Rom fahren und sich vor
dem Papst verteidigen. Auf einer solcher Fahrten
starb KONSTANTIN (KYRILL) 869.
• Nach METHODS Tod 885 wurden seine Schüler
aus Großmähren vertrieben und die östliche
Liturgie verboten.
Kyrillo-Methodianische Mission
• Am Ohrider See, im 1. Bulgarischen Reich entstand
das erste Zentrum der altkirchenslawischen
Schrifttradition nach der Vertreibung der Schüler von
KYRILL und METHOD: KLEMENT, NAUM,
ANGELAR u.a., aus Großmähren. In dieser Ohrider
Schule entstand auch im 10. Jh. die Kyrilliza, nach
dem Vorbild der griechischen Majuskelschrift
(s.g. Großbuchstaben).
http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?t=1082721
Ohrid : church of Sveti Jovan
Sveti Naum - Kloster
http://viaterra.net/photopages/2003-2007/macedonia.htm?lg=de
http://www.swr.de/schaetze-der-
welt/stadt-see-und-umgebung-
von-ohrid-mazedonien-folge-
274/-
/id=5355190/did=6902014/nid=1
Der heilige Naum 3831248/owge58/index.html
Kyrilliza und
Majuskelschrift
http://chernov-trezin.narod.ru/azbuka.htm
Ostslawischer Raum der Gegenwart:
Schriften
• Belarussisch, Russisch und Ukrainisch halten noch
immer an der aus der griechischen entwickelten
kyrillischen Schrift fest.
Schriftreform 1708-1710
• Peter der Große führte 1708-1710 eine Schriftreform
durch. Bürgerliche Schrift (гражданский шрифт)
(graždanskij šrift)
• Trennung zwischen bürgerlichem und
kirchenslawischem Alphabet: die bürgerliche Schrift
für weltliche Bücher.
• Peter 1. ließ Betonungs- und Abkürzungszeichen
sowie einige Buchstaben ζ (ksi), ψ (psi), ω (omegа)
verschwinden und vereinfachte so den weltlichen
Schriftverkehr.
• Neue Buchstaben э (Spiegelung des Buchstaben Є)
und я (ein rundes Ѧ ohne mittleres Bein) eingeführt.
http://zen-designer.ru/articles/410-alfavit-shrift-nachertanie?start=1
Kirchenslawisches
Alphabet, das sich
nur schlecht für den
Buchdruck eignete,
durch modernisierte
bürgerliche (graždanka)
abgelöst.
(33 Buchstaben)
Ukrainisches Alphabet (33 Buchstaben)
Ukrainisches Alphabet
Ґ: Das Ґ (g) wird nur in wenigen Wörtern, z.B.: бог [bog]
(Gott) verwendet. Das ukrainische Г steht für das
deutsche "H" wie in habe.
i, Ï, и, й: I ist ein normales I, Ï wird wie "ji"
ausgesprochen. Das ukrainische и ist ein [y] und
entspricht dem russischen "ы". Das kyrillische Zeichen
"ы" gibt es im ukrainischen Alphabet nicht.
Є wie das [je] gesprochen wird.
Das ukrainische Schriftsystem benutzt einen Apostroph
(’), der zwischen einem Konsonanten und einem Vokal
geschrieben wird: rus. семья und ukr. сiм'я [ssim'ja]
(Familie).
Im Ukrainischen werden die Ёё, Ъъ, Ыы, Ээ nicht
benutzt.
Belarussisches Kyrillisches Alphabet (34)
Аа Бб Вв Гг Дд Дж Дз Ее Её Жж Зз
дж дз джала (Stachel)
дожджд (Regen)
Іі Йй Кк Лл Мм Нн Оо Пп Рр Сс Тт
Уу ў Фф Хх Цц Чч Шш Ыы Ьь Ээ Юю Яя
’ : вар’ят
Apostroph
ъ,и,щ
Textbeispiel (bel.):
Аўстрыя — федэратыўная
дзяржава, аб'ядноўвае дзевяць
самастойных земляў. Дзеючая
канстытуцыя была прынята ў
1920 годзе і ў другі раз
уведзена ў 1945 годзе.
Кіраўніком дзяржавы
з'яўляецца Федэральны
прэзідэнт, абіраецца на 6 гадоў.
Урад узначальвае Федэральны
канцлер. Члены ўрада
прызначаюцца прэзідэнтам.
Textbeispiel :
Ukrainisch „Буття 12-13“ Russisch „Бытие 12-13“ Deutsch „Genesis 12-13“
І земля траву видала, ярину, И произвела земля зелень, Und die Erde ließ aufgehen
що насіння розсіває за траву, сеющую семя по роду Gras und Kraut, das sich
родом її, і дерево, що её, и дерево, приносящее besamte, ein jegliches nach
приносить плід, що насіння плод, в котором семя его по seiner Art, und Bäume, die da
його в нім за родом його. І роду его. И увидел Бог, что Frucht trugen und ihren
Бог побачив, що добре воно. это хорошо. eigenen Samen bei sich selbst
hatten, ein jeglicher nach
seiner Art. Und Gott sah, dass
es gut war.
І був вечір, і був ранок, день И был вечер, и было утро: Da ward aus Abend und
третій. день третий. Morgen der dritte Tag.
1 2 3
1. В начале сотворил Бог 1. На пачатку стварыў Бог 1. На початку Бог створив
небо и землю. неба і зямлю. Небо та землю.
2. Земля же была 2. А зямля была нябачная 2. А земля була пуста та
безвидна и пуста, и тьма і пустая і цемра над порожня, і темрява була
над бездною, и Дух безданьню, і Дух Божы над безоднею, і Дух
Божий носился над лунаў над вадою. Божий ширяв над
водою. 3. І сказаў Бог: хай будзе поверхнею води.
3. И сказал Бог: да будет сьвятло. І сталася 3. І сказав Бог: Хай
свет. И стал свет. сьвятло. станеться світло! І
4. И увидел Бог свет, что 4. І ўбачыў Бог сьвятло, сталося світло.
он хорош, и отделил Бог што яно добра, і аддзяліў 4. І побачив Бог світло,
свет от тьмы. Бог сьвятло ад цемры. що добре воно, і Бог
5. И назвал Бог свет днем, 5. І назваў Бог сьвятло відділив світло від
а тьму ночью. И был днём, а цемру ноччу. І темряви.
вечер, и было утро: день быў вечар, і была раніца: 5. І Бог назвав світло:
один. дзень адзін. День, а темряву назвав:
6. И сказал Бог: да будет 6. І сказаў Бог: хай будзе Ніч. І був вечір, і був
твердь посреди воды, и да цьвердзь пасярод вады, і ранок, день перший.
отделяет она воду от хай аддзяляе яна ваду ад 6. І сказав Бог: Нехай
воды. вады. станеться твердь посеред
(Книга Бытие 1:1-7) (Быцьцё 1:1-7) води, і нехай відділяє
вона між водою й водою.
(Буття 1:1-7)
Kiever Rus:
Taufe der Kiewer Rus´
altostslawische Literatur.
Wladimir–Suzdal´ Rus´
Slavia Orthodoxa:
Taufe der Kiewer Rus´ 988. Fürst Wladimir.
• Laut Nestorchronik weilten 985 Vertreter verschiedener
Glaubensrichtung am Hofe Wladimirs: des Islam, der
römisch- und der griechisch-katholischen Kirche sowie
des Judaismus.
• Mit dem byzantinischen oströmischen Glauben
übernahm Rus´ auch die Sprache der Kirche und des
Glaubens, das Altkirchenslawische (=Altbulgarische),
старославянский, староцерковнославянский.
• Bulgarien tritt somit als Vermittler-Kultur für Kiewer
Rus´ auf ‒ von hier kommt der Ritus und seine
Sprache, die auch die alleinige Sprache der
Schriftkultur sein wird und für alle orthodoxen Slawen
(auch für Rumänen).
988: Wladimirs Taufe
http://mapinmap.ru/wp-content/uploads/2014/03/europe_relig.jpg
Orthodox:
80 % Russen,
80 % Belarussen,
76 % Ukrainer.
Katholiken:
religion.in.ua
15 % Belarussen
Unierte: 14 % Ukrainer
Slavia Orthodoxa: Schriftliche Kultur
• Ausgesprochene sakrale Ausrichtung der schriftlichen Kultur ‒
daher Fehlen von eigentlichen belletristischen Genres.
• Diese Situation (Di- bzw. Triglossie) verändert sich allmählich erst ab dem 17. Jh.,
ihr Ende tritt mit den Petrinischen Reformen ein.
Die sog. 3 ksl.(sudsl.) Einflüsse
• Unter dem 1. südslawischen Einfluss wird die Annahme
des Christentums der byzantinischen Prägung durch die
Ostslawen verstanden, und damit die Annahme des
Kulturmodells der Orthodoxen Slavia.
• Zwischen M. d. 14. – M. d. 16. Jh.s finden bestimmte
Prozesse und Reformen der Schriftsprache in Russland
statt, die unter dem Begriff „2. südslawischer Einfluss“
zusammengefasst werden.
• B. A. Uspenskij führte noch den Begriff des 3. ksl.
Einflusses ein. Darunter versteht er den kulturellen
Einfluss von Gebildeten aus den ostslawischen Gebieten,
die über längere Zeit zu Polen-Litauen gehört haben. Diese
Menschen kommen im 17. Jh. in immer größerer Zahl
nach Moskau und bringen mit sich ein anderes Kultur-,
Schrift- und Sprachenmodell.
KSL. SCHRIFTTUM - Chroniken
Der Kiewer Staat brauchte auch eigene
Historiographie – so entstehen Chroniken, die auch
sprachlich eine spezifische Textsorte darstellen: in
ihnen vereinen sich – nicht beliebig, sondern nach
bestimmten Regeln – Elemente sowohl des
Kirchenslawischen (= südslawisch) als auch die des
ostslawischen Idioms (Dialekts).
Povest´ vremennyx let (Nestorchronik)
„Erzählung der vergangenen Jahre“
älteste Chronik der Ostslawen (!)
Nestorchronik
• Entstehungszeit 1113-1118 in Kiew als Kompilation
einiger vorausgehenden Quellen.
• Inhalt: Bericht über die älteste (ost)slawische
Geschichte; NESTORCHRONIK wird als die älteste
und wichtigste ostslawische Chronik betrachtet, die als
Quelle für viele spätere bzw. lokale Chroniken diente.
• Kompilator – Abt Silvester des Vydubickij Kloster in
Kiew (2. Fassung). Ab 1230 Nestorchronik genannt
(Mönch Nestor als Kompilator der 1. Fassung).
• Mehrere Fassungen/Abschriften bekannt: Erhaltene
Abschriften seit dem 14. Jh.: Laurentiushandschrift
(1377), Hypatiushandschrift (Anfang 15. Jh.).
• Beginnt in biblischer Zeit / endet 1117.
• http://krotov.info/acts/12/2/pvl.html Rus. Übers.
• http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00043511_00001.html De
KSL. SCHRIFTTUM - Originalwerke:
СЛОВО О ЗАКОНЕ И БЛАГОДАТИ
(Predigt am Gesetz und Gnade)
Genre: Belehrendes Werk einen kirchlichen Würdenträgers
Zeit: 1037–1050; älteste Abschrift – 15. Jh.
Autor: Dies ist einer der wenigen Texte der ältesten
Epoche, von dem der Autor bekannt ist: Kiewer Metropolit
Hilarion – der 1. Ostslawe in diesem Amt
Historischer Kontext: Regierung eines der größten Kiewer
Fürsten Jaroslaws des Weisen († 1054).
Inhalt: Vergleich vom Judaismus / Altem Testament
(Zakon) und dem Christentum / Neuen Testament
(Blagodat´) – bei gleichzeitiger Glorifizierung der Macht
des Fürsten: für die Orthodoxie übliche Verbindung der
himmlischen und der irdischen Macht.
KSL. SCHRIFTTUM - Originalwerke:
СКАЗАНИЕ О БОРИСЕ И ГЛЕБЕ
Genre: Märtyrer Vita (1. Text dieses Genre bei den
Ostslawen) – allerdings sind die Hl. auch Fürsten
charakteristisch für die Orthodoxe Slavia ‒ Sakralisierung des Monarchen
Zeit: Jh.-Wende v. 11.–12. Jh.; älteste Abschrift – 12. Jh.
Inhalt: Bericht über den Märtyrertod zweier Brüder, die
vom eigenem Bruder im Kampf um das Erbe ihres Vaters,
Vladimirs d. Hl., ermordet wurden. Die Kanonisierung
von Boris und Gleb begann 11-12. B.u.G. sind populärste
(alt)russischen Heiligen (auch für die katholische Kirche
als Heilige anerkannt).
Mehrere Kirchen und Klöster in Ostslawia sind nach den
beiden Heiligen benannt, Stadt Borissoglebsk (Russland)
Kirche der Heiligen Boris und Gleb (Hrodna, Belarus, vor 1183)
2004 wurde die Kirche
in die Tentativliste* des
UNESCO-Welterbes in
Weißrussland
aufgenommen
http://buchungscenter.kneissltouristik.at/buspronet/reisebeschreibung.php?id=127
0&session=1294675886&art=R&templatezusatz=_org
Weiße Monumente von Wladimir und Susdal
Белокаменные памятники Владимира и Суздаля
Seit 1992 ist die Suzdal Kreml, die Kathedrale der Geburt der
Mutter Gottes und St. Euthymiusklooster, zusammen mit fünf
anderen Denkmälern auf der Welterbeliste der UNESCO.
Kathedrale der Geburt der Mutter
Gottes (Suzdal)
Wurde von 1222 bis 1225 in Kalkstein erbaut,
von 1528 bis 1530 erneut errichtet.
https://structurae.de/fotos/111894-muttergottes-geburts-kathedrale
St. Euthymiusklooster
Спа́со-Евфи́миев монасты́рь (1352/16 Jh.)
http://www.swr.de/schaetze-der-welt/wladimir-susdal-und-kideksha/-
/id=5355190/did=5980956/nid=5355190/w22ed/index.html
Weiße Monumente von Wladimir und Susdal
Белокаменные памятники Владимира и Суздаля (12 Jh.)
• Mariä-Entschlafens-Kathedrale, Goldenes Tor,
Demetrius-Kirche (Wladimir)
• Boris-und-Gleb-Kirche (Kidekscha)
• Bogoljubski-Kloster und Mariä-Schutz-und-
Fürbitte-Kirche an der Nerl (Bogoljubowo)
http://artclassic.edu.ru/catalog.asp?ob_no=15744&cat_ob_no=12518
Boris-und-Gleb-Kirche (Kidekscha)
Mariä-Entschlafens-Kathedrale (Wladimir)
Goldenes Tor, Demetrius-Kirche (Wladimir)
http://www.eu-asien.de/Russland-
Informationen/Touristeninformationen/Goldener-Ring-Russland/Wladimir- http://www.poezdka.de/113/Russland/goldener-ring/wladimir/demetrius-kathedrale.html
Ehemalige-Hauptstadt-Russland/Goldene-Tor.html
Bogoljubski-Kloster (Bogoljubowo)
http://lubovbezusl.ru/publ/istorija/suzdal/t/38-1-0-1205
Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche an der Nerl
Церковь Покрова Св. Богородицы
(Bogoljubowo)
http://www.laa.spoe.at/artikel/oleg-deripaska-baut-gedenk-kapelle
http://tzarskiy-khram.narod.ru/pok.html
GESCHICHTE DES SCHRIFTTUMS (14. JH.)
СЛОВО О ПОГИБЕЛИ РУСКЫЯ ЗЕМЛИ
(Der Bericht über den Niedergang des Russischen Landes)
Genre: „Slovo“ – moralisierend-belehrender Text
Zeit: verm. 1230-er; Abschriften aus dem 15./16. Jh. –
als Vorspann vor der Vita (Житие) des Fürsten
Aleksandr Newskij (†1263)
Inhalt: poetische Klage über den Niedergang von Rus´
– mit Ausblick auf die Größe und Reichtum des
Landes und seine frühere Stärke.
GESCHICHTE DES SCHRIFTTUMS (14. Jh.)
ЗАДОНЩИНА (= hinter Don-Fluss)
Genre: literarische Bearbeitung des Berichts über den
1.Sieg über die Tataren 1380, errungen vom
Moskauer Fürsten Dmitrij Donskoj (†1389).
Autor: Sofonij Rjazanec (= Einwohner von Rjazan´),
Pfarrer.
Zeit: E. 14. Jh.s; 5 Abschriften aus d. 15.-17. Jh.
Charakteristika: Auffallende Parallele zum Text /
Struktur / Stil von Igorlied (s.o.) – wobei der Autor
bei weitem nicht das literarische Niveau der Vorlage
erreicht.
2. SÜDSLAWISCHER EINFLUSS
Bewusste Archaisierung der Schriftsprache mit dem erklärten Ziel, diese von
der Volkssprache, weitestgehend zu „reinigen“ und zu entfernen.
Im späteren 13. Jh. setzt in Bulgarien eine Reform der Kirchenbücher ein, da
die Schriftsprache – durch die fehlende Kodifizierung des KSl. – viele
Elemente der Volkssprache aufgenommen hat.
Auch bei der Ostslawen setzte im späteren 14. Jh. eine Reform der
Kirchenbücher ein, die, um die dignitas (Würde) der Kirchensprache
wiederherzustellen, bewusste Archaisierung der Sprache und Hebung des
Stilschlüssels anstrebte.
Man nennt diesen Stil auch „плетение словес“ (= das Verweben der Wörter /
Sprache). Diese Phase dauert bis ins 16. Jh. an.
Ikonenmalerei des 13.-14. Jh.s
Erzengel Michael Christus Pantokrator Erlöser auf dem Thron mit den
Ende des 13. Jhs., Ende des 13. Jhs., erwählten Heiligen
Jaroslawl Twer' (?) Ende des 13. bis Anfang des 14. Jhs.,
Nowgorod
Ikonenmalerei 15. Jh.
Im 14. Jh. stieg Moskau allmählich zum politischen, kulturellen
und orthodoxen Zentrum Russlands auf und sah sich nach dem
Fall Konstantinopels als Nachfolgerin von Byzanz.
http://samomandria.com.ua/uspensky_sobor_vladimir
Kathedrale Mariä-Entschlafung
(Wladimir)
http://samomandria.com.ua/uspensky_sobor_vladimir
Kathedrale Mariä-Entschlafung
(Wladimir)
http://samomandria.com.ua/uspensky_sobor_vladimir
Kathedrale Mariä-Entschlafung
(Wladimir)
http://samomandria.com.ua/uspensky_sobor_vladimir /
Die Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale in der Stadt Wladimir.
Die Deesis-Reihe 1408
6 4 3 1 2 5 7
http://www.icon-art.info/author.php?lng=de&author_id=1
http://ria.ru/religion/20141223/1039849206.html
Nowgorod Kiew Suzdal …?
Nowgorod
Wladimir
Suzdal
?
Kiew
http://statehistory.ru/3893/Podborka-kart-Drevney-Rusi-9-14-vekov/
Nowgorod Kiew Suzdal Moskau
Nowgorod
IX. Jh.
Wladimir
14. Jh. Suzdal
? 13.-14. Jh.
Moskau
Kiew XII. Jh.
?
http://statehistory.ru/3893/Podborka-kart-Drevney-Rusi-9-14-vekov/
11.-12.
Jh.
WSR - russisches Fürstentum im Nordosten des Reiches mit der
Hauptstadt Rostow (ab 1054), dann Suzdal (1125); dann Wladimir
13.-14. Jh.
(1157).
?
1090 - Juri Dolgoruki: Fürst von Rostow/Suzdal, Großfürst der Kiewer Rus und
1157 Gründer von Moskau (erste Erwähnung 1147). Sohn - Andrei Bogoljubski.
1238 Die Mongolen unter Batu Khan eroberten Wladimir.
1240 Sieg des Fürsten von Nowgorod Alexander Newski über die Schweden an
der Newa (daher der Beiname). 1242 Sieg (Ledovoe poboišče) von
Das Fürstentum Wladimir-
Alexander Newski über den Deutschen Orden am Peipussee (Čudskoe ozero)
https://www.youtube.com/watch?v=-nRev9FvsBU&nohtml5=False . Er gilt als russischer Nationalheld
Suzdal … war ein großes
und ist ein Heiliger der orthodoxen Kirche. Fürst von Wladimir (ab 1252). Fürstentum unter den
1255 † Chan BATU. Folgestaaten der Kiewer
1263 † Alexander NEWSKIJ. Sein jüngster Sohn DANIIL bekommt Moskau als Rus und der mächtigste
Erbteil – Beginn der Moskauer Dynastie, der es nach und nach gelingt, ostslawische Staat
immer mehr Macht und Territorium auf sich zu vereinen. zwischen der zweiten
1299 Verlegung des Sitzes des Metropoliten (Oberhaupt der russischen Kirche) Hälfte des 12. und dem 14.
von Kiew nach Wladimir. Jahrhundert*.
1328 Verlegung des Sitzes des Metropoliten nach Moskau.
1380 1. Sieg über die Tataren – unter dem Moskauer Fürst Dmitrij Donskoj: * Andreas Kappeler: Russische
Schlacht am Schnepfenfeld (Kulikovskoe pole/Kulikovskaja bitva) in der Geschichte. München 2008
Nähe von Don, daher der Beiname. Dieser Sieg hat zwar noch keinen
http://www.euratlas.net/history/europe/130
Bestand, er läutet aber den Befreiungsprozess ein. 0/de_index.html
1389 † Dmitrij Donskoj
ca. 1275 AUFSTIEG DES GROSSFÜRSTENTUM LITAUEN
- 1341 GEDIMINAS der Große, Gründer der Dynastie der Gediminiten Große ostslawische
Sprachgebiete gehen an Litauen (heutige Ukraine, Belarus, Teile Russlands)
Der Mönch Chrabăr
I. Früher als die Slawen noch Heiden waren und keine Bücher hatten, lasen und wahrsagten
sie mit Hilfe von Strichen und Schnitzen.
II. Als sie aber Christen wurden, versuchten sie die slawische Sprache mit römischen und
griechischen Buchstaben niederzuschreiben, ohne einer Ordnung zu folgen. Aber wie kann
man mit griechischen Buchstaben „Bogъ“ oder „životъ“ oder „selo“ oder „crьkovь“ oder
„čaanie“ oder „širota“ oder „jadь“ oder „ọdru“ oder „junostь“ oder „jazykъ“ und andere
diesen ähnliche Wörter gut schreiben? Und so ging es viele Jahre.
III. Dann aber ließ Gott, der Menschenfreundliche, der alles lenkt und das menschliche
Geschlecht nicht unwissend lässt, sondern alle zur Erkenntnis und Erlösung führt, seine
Gnade über dem slawischen Volk walten, und schickte ihm den Heiligen Konstantin, den
Philosophen, der (als Mönch) Kyrill genannt wurde, einen gerechten und wahrhaftigen Mann.
Und er schuf 38 Buchstaben, einige nach griechischem Vorbild, die anderen aber der
slawischen Sprache entsprechend.
Mit dem ersten Buchstaben begann er wie im griechischen Alphabet. Sie beginnen nämlich
mit „alpha“, er jedoch mit „az“. Und so beginnen beide mit „a“. Und wie diese ihr Alphabet
schufen, indem sie die Hebräer nachahmten, so schuf er seines, indem er die Griechen
nachahmte. Denn bei den Hebräern ist der erste Buchstabe „aleph“, was „Lernen“ bedeutet.
Und wenn ein Kind zur Schule gebracht wird, so sagt man ihm: „lerne“, und das heißt
„aleph“. Und die Griechen übernahmen das und sagten „alpha“1. Und damit wurde der
hebräische Ausdruck der griechischen Sprache angepasst, nunmehr sagte man statt „Lernen“
„Suche“. „Suche“ heißt ja auf Griechisch „Alpha“. Und so, ihnen folgend, erfand der Heilige
Konstantin den ersten Buchstaben „az“. Aber weil „az“ der erste Buchstabe war, den Gott
dem slawischen Volke gab, um denen, die für das Wissen die Buchstaben lehren, die Lippen
zu öffnen, wird er mit weit geöffneten Lippen ausgesprochen, während die anderen mit leicht
geöffneten Lippen auszusprechen sind.
IV Dies sind die slawischen Buchstaben, und so soll man sie schreiben und aussprechen: A,
B, V ...
V Andere sagen dagegen: „Wozu hat er 38 Buchstaben geschaffen, man kann doch mit
weniger auskommen, so wie die Griechen mit 24 (Buchstaben) schreiben.“ Aber sie wissen
nicht (genau), mit wie vielen Zeichen die Griechen schreiben, denn sie haben 24 Buchstaben,
aber damit werden ihre Bücher nicht voll, und sie fügten noch 11 Diphtonge und 3 Ziffern
hinzu: 6, 90 und 900. So kommen 38 zusammen. Auf diese Weise und nach diesem Vorbild
schuf der Heilige Kyrill 38 Buchstaben.
VI Wieder andere sagen: Wozu brauchen wir slawische Bücher? Diese haben ja weder Gott
noch die Engel geschaffen, und es gab sie nicht von jeher wie die hebräischen, römischen und
griechischen, die seit alters her bestehen und gottgefällig sind. Noch andere glauben, dass
Gott selbst uns die Buchstaben geschaffen hat. Doch sie, die Verfluchten wissen selbst nicht
was sie da sagen, (wenn sie vorbringen,) dass Gott befohlen habe, dass die Bücher nur in drei
Sprachen geschrieben werden sollen, wie es im Evangelium steht: „Und so wurde die
Aufschrift auf Hebräisch, Römisch und Griechisch geschrieben“, von Slawisch war aber keine
Rede, deswegen seien die slawischen Bücher nicht von Gott.
Was sagen wir oder was entgegnen wir solchen Narren? Wir wollen aus der Heiligen Schrift
antworten, so wie wir es gelernt haben, dass alles der Reihe nach von Gott kommt, nicht
1
Tatsächlich bedeutet „Aleph“, der Name des ersten Buchstaben des Alphabets, im Phönizischen und Hebrä-
ischen „Rind“. Es gibt allerdings eine ähnlich lautende verbale Imperativform, die „lerne!“ bedeutet.
1
jedoch alles auf einmal. Gott schuf weder zuerst die hebräische noch die römische noch die
griechische, sondern die syrische Sprache, die Adam gesprochen hat, und die dann von Adam
bis zur Sintflut, und von der Sintflut bis zu der Zeit gesprochen wurde als Gott die Sprachen
verwirrte beim Turmbau zu Babel, wie es in der Heiligen Schrift geschrieben steht. Als die
Sprachen getrennt wurden, wurden, so wie die Sprachen getrennt wurden, auch die Sitten und
Gebräuche, Vorschriften und Gesetze wie auch das Wissen unter den Völkern aufgeteilt: die
Ägypter erhielten den Ackerbau und die Perser, Chaldäer und Assyrier die Astrologie, die
Magie, die Medizin, Zauberei und alles Wissen, das menschlich ist. Die Hebräer aber
erhielten die Heiligen Schriften, in denen geschrieben steht, wie Gott Himmel und Erde schuf
und alles auf Erden und den Menschen und alles der Ordnung nach, so wie es (in der Schrift)
geschrieben steht. Die Griechen bekamen die Grammatik, die Rhetorik und die Philosophie.
VII Aber vorher hatten die Griechen keine (besonderen) Buchstaben (für ihre Sprache),
sondern die brachten ihre Sprache stattdessen mit phönizischen Buchstaben zu Papier. Und so
ging es viele Jahre. Dann aber kam Palamedes und erfand, beginnend mit „alpha“ und „beta“,
bloß 16 Buchstaben für die Griechen. Kadmos aus Milet fügte zu diesen noch 3 Buchstaben
hinzu. Somit schrieben sie lange Zeit mit 19 Buchstaben. Danach erfand Simonides 2
Buchstaben, Epichar der Deuter fügte noch 3 weitere hinzu und so kamen 24 Buchstaben
zusammen. Nach langer Zeit entwickelte Dionysius der Grammatiker noch 6 Umlaute, und
dann ein anderer noch 5 und noch ein weiterer 3 Ziffern.
So trugen viele Leute in vielen Jahren 38 Buchstaben zusammen. Später, nach langer Zeit,
fanden sich auf Gottes Gebot hin 70 Männer, die die Heilige Schrift aus dem Hebräischen ins
Griechische übersetzt haben. Aber für die Slawen schuf allein einer, der Heilige Konstantin,
(als Mönch) Kyrill genannt, die Buchstaben und übersetzte innerhalb weniger Jahren die
Schriften. Sie waren viele und brauchten viele Jahre – 7 schufen Buchstaben und 70
übersetzten. Und auch deshalb sind die slawischen Buchstaben heiliger und anbetungs-
würdiger, denn sie wurden von einem Heiligen geschaffen, während die griechischen von
heidnischen Hellenen geschaffen wurden.
VIII Wenn aber jemand sagt, sein Werk sei unvollkommen, da es noch heute verbessert
werde, so ist darauf folgendermaßen zu antworten: genauso wurden auch die griechischen
Arbeiten von Aquilius und Simmach und dann von vielen anderen verbessert. Denn es ist
leichter, hinterher etwas zu verbessern als etwas Neues zu schaffen.
IX Fragt man nämlich die griechischen Schreiber: Wer hat eure Schrift geschaffen oder eure
Bücher übersetzt und zu welcher Zeit, dann werden das nur wenige wissen. Wenn man aber
die slawischen Schreiber fragt: Wer hat eure Schrift geschaffen oder eure Bücher übersetzt, so
werden es alle wissen und antworten: der Heilige Konstantin, der Philosoph, der Kyrill
genannt wird. Er hat gemeinsam mit seinem Bruder Method die Buchstaben geschaffen und
die Bücher übersetzt. Denn die leben noch, die sie gesehen haben. Und wenn man fragt, zu
welcher Zeit das gewesen ist, so wissen sie es auch, und werden antworten, dass es zu der Zeit
von Michael, dem byzantinischen Kaiser, und Boris, dem bulgarischen Fürsten, sowie
Rostislav, dem Fürsten von Mähren und Kocel, dem Fürsten von Pannonien war, im Jahre
6363 nach der Erschaffung der Welt.
Х Es gibt aber auch andere Antworten, die sagen wir an einem anderen Ort, jetzt aber reicht
die Zeit nicht aus. Solches Wissen, Brüder, gab Gott den Slawen. Ihm sei Lob und Preis und
Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
2
Herausgegeben von
M,A,XIMILIÀN BRÂUN . P,A,UL DIELS . DIETRICH GERH,{RDT
JOSEF H.A.NIK,q.. ¿,LOIS SCHMÂUS
INHALT
unter der Schtiftleitung von
I. AI{TIKEL Seite
ER\Y{N KOSCHMIEDER
GenoNon, Jorr¡,N¡c voN: Einige fehlendo Teile der Fragmenta Chilianda-
rrca. t7r
GanlNnn, Joue¡¡+ vor: Zum Prol¡lem der Nomenklatur der altrussischen
Neumen. 300
317
Mr¡rzscsr<n-MÈrSr, Ar.¡'nno: Über den Ilinteren Wendischen Zirkel des
@ Otto Harrassorvitz, Viesbadcn, 1962
,A.lle Rechte vorbehalten
sächsischen I{url<reises . 185,225
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\v.4 )z
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Seite
zwei Akzentuierungs-
Srrnvnr,ov, Gnoncn Y.: Dio Wechselwirkung von 359
typen cler Partizipien PrËiteriúi Passivi
Dialel<ten
srrnnnn, zoztsnaw t Das Zahhvort ðotyrde3at in clen lemkischen Betloutung tler kirchenslavisehen
TscrrrZnwsru, DutîrìtJ: Zur slavischen Bibliographio ''' rfÍo Die historisch-philologische
IJNnneeur, Bonrs o.: Ein baltisches Lehnrvort, irn Mosliovitischen Iluß.
346 1
land ..
342
Verr,le.rvr, Aronú: Jeterú et jedinir .
Vn.txa, Josrp: Das westliche Verbreit'ungsgcbiet der serbokroatischen
I(yrilliza irn 12. und 13. Jahlhundert ...
115
TT. BESPIT,ECHUNGEN
dialektische Synthese behinderte? Es war unvelmeidlich, daß die Das förderte die Beibehaltung der ursprünglichen einheitlichen
philologische Forschung enta,rtete und ihl wahres ZieI aus den Augen Anschauung über die Probleme der slavischen ,,X'amilie", ließ aber
verloï, indem siebald dem Übergewicht der einen, bald dem del anderen auch ihre inneren Widersprüche augenscheinlicher werden. Dabei
sie fördernden Dnergien nachgab. Bei einem Rückblick auf die handelt, es sich eigentlich um'Widersprüche, die mit der Einstellung
Studien 2 müssen wir heute die größten Verdienste der slavistischen der gesamten modernen Kultur zusa,mmenhängen und von den Roma-
Schule zuerkennen, die mit Ursprung und. Entwicklung auf romanti- nisten und Germanisten noch mehr als von den Slavisten gefühlt und
schem Boden steht und mit dem großartigen lMerk von V. Jagió ihren beklagt wurden (infolge des westeuropäischen Kulturgebietes, in dem
Höhepunkt erreichte, gerade deshalb, weil sie (trotz ihrer Neigung zur sich die Werke eines Croce und- eines Vossler, die Linguistik von n'. de
Allgemeinbildung, von der Sprachgeschichte bis zur nthnographie, Saussure, bis zur Stilforschung und dem New Criticism und der neuen
Literatur- und Kunstgeschichte) an die Möglichkeit einer philolo- kritischen Stellungnahme entwickeln konnten, die jedoch eine neue
5.
gischen, von geschichtlichem Bewußtsein getragenen Synthese glaubte. Synthese anstreben) Das zähere li'esthalten der Slavistik an der ein-
Diese Vitalität der romantischen Tradition, die trotz der bemelkens- heitlichen Anschauung der Romantik hat aber auf lange Zeit iene
werten Beiträge d.es Positivismus zu den slavistischen Studien bis scharfe Abgrenzung der Methoden verhindert, riie dagegen z.B. den
zum Anfang des 20. Jh.s währte, findet ihre Erklärung in der Romanisten die Möglichkeit gab, die ästhetische Kritik von der kultur-
besonderen kultulellen Lage der slavischen Länder. Es rvurde in der geschichtlichen oder von der linguistischen Analyse schärfer zu trennen.
Tat von jenen, die die Slavistik zu definieren suchten, mehr als einmal Abgesehen rron jeder theoretischen Stellungnahme rührt die aus-
auf das enge Band hingewiesen, das in den slavischen Ländern zwischen gesprochenere Spezialisierung in anderen Sektoren der modernen
Philologie und Patriotismus besteht3. Da die slavische Philologie Aus- Philologie auch von der Tatsache her, daß der ,,kulturelle Hinter-
druck eines um die Wende des 18. Jh,s gereiften kulturellen Selbst- grund", in den sich jede Detailforschung notwendigerweise einfügen
bewußtseins ist und wed.er mit der klassischen Philologie noch mit der muß, für die Kultur des \Mestens geeigneter (und daher allgemein
Gelehrtentradition des lateinisch-germanischen Europa (vom Huma- annehmba,r) erscheint als für die des Ostens: in der schwierigsten Aus-
'Walther
einandersetzlrng, z.B. über das Rolandslied oder über von der
nismus bis zum Barock) viel unmitteibare Verbindung hat, kann sie
mehr als ihre Schwestern, die romanische und germanische Philologie
- Vogelweide, wird der Ausleger der Texte nicht vor solchen Unklar-
als Tochter der Romantik bezeichnet werdena.
- heiten über die geschichtlichen und linguistischen Verhältnisse stehen,
wie sie dagegen bei jeder Forschung über das Igorlied oder über das
2 Die Notwendigkeiú dioser lÍbersicht, wird derzeit lebhafü empfunden, und Leben von Konstantin und Method auftreten.
ein Boweis dafiir sind die in den einzelnen Ländern nach dem IV. Slavisten- Da wir die praktischen Gründe der allgemeinen Unsicherheit bei
kongreß organisch durchgeführüen Forschungen. Bezüglich der italienischen
Tradition sohe man die imposante Zusammenstellung der Dokumentation von slavistischen Studien anführen (viele Slavisten besonders im Westen
Arturo Cronia in La conoscenza del mondo slavo in ltalia, Bilancio storico- fürchten noch heute, daß ihre Mühe von einem - kultur-
bibliografico di un millennio (Padova 1958, 793 S.). -historischen Enzyklopädismus beeinträchtigt rverde),veraltetenkönnen wir nicht,
3 Die diesbezüglichen Bemerkungen sind besonders glücklich folmuliert von
And¡é Mazon, Lo patrimoino commun des études slaves (Revue des Études umhin, die Tatsache hervorzuheben, daß, theoretisch gesehen, solche
Slaves I\¡, l-2, lS24): ,,Nullo part les philologues n'ont fait, en politique, Unsicherheiten der gesamten gegenwärtigen Kultur und nicht nur
d'aussi grandes choses que chez les Slaves. . ." (S. 129). einem einzigen Fachgebiet anhängen.
a Gowiß dtirfen die im \4/esten im 16. bis 18. Jh. vollzogenen slavistischen
tr'orschungen nicht unterschäúzt werden. Was F. Wollman zusammenfassend
lVas die Studien über das slavische Mittelalter anbelangt, ist in der
als ,,Zeílalter des humanistisch-barocken Slavismus" bezeichnet, findet den praktischen philologischen Arbeit das Zusammenfließen der Methoden
klarsten Ausdrucl< nach der Meinung des Verfasser im Erfolg des Werkes 5 Einen ausgezeichneten Versuch, dio Er.fahnurgen der. Philosophen
-
von Mauro Orbini:- Il regno degli slavi (vgl. X'. Wollman, Slovansúví v _. und
Linguisten im Hinblick auf das súilistische Problem zri vereinigen, findlen wir im
jazyl<ovð literárním obrození u SÌovanù, Prag 1948; im besonderon S.27; kürzlich erschienen werk von Galvano della volpe: critica ãel gusto, Mailand
siehe auch meine Rezension in ,,Ricerche Slavistiche" VIr, 1959). Weder Orbini 196_0; besonderes Augenmerk verdient das 2. Ifupitel:
noch die slavistische Aktion der Propagancla Fide können als direkte Vorgänger ,,La, Chiave somantica
della poesia".
der ,,Slav. Philologie" von Dobrovsky gelten.
4 Rrcc¿.noo Prccrrro Bedeutung der kirchenslavischen Tradition 5
Die historisch-philologische
cler Linguistik, d.er literarischen Kritik und d.er politisch-kulturellen
Geschichte auch durch die verschiedene geschichtliche Entwicklung
des ,,Slavismus" gehemmt, worden, d.h' durch jeno ,,slavische Idee",
die als unmittell¡arer Abkömmling des romantischon Gedankens del
slavischen Philologie den ersten begrifflichen Inhalt verlieh. Durch das
Eindringen der einzelnen nationalen Bewegungen in den allgemeinen
ethnisch-philologischen Patriotismus ist das slaviscire Mittelalter
(im besonderen d.as ost- und südslavische) zu einer Art, Eroberungsland
geworden, so daß man das als altrussisch oder altserbisch, altbulgarisch
oder altmazed.onisch betrachtet hat, was zum gemeinsamen Gut eines
der nationalen Kultur vora,ngegangenen Zeiíalters hätte lvcrden
können6.
Philotogie verdränge'
Dies bedeutete eine Verminderung der Voraussetzungen für die
Schon diese erste Bruchstelle deutet auf eine methodologische Ver-
Möglichkeit einer umfassenden Drfolschung des mittelalterlichen
wirrung hin. Weder die Linguistik noch die politische und liter¿rische
Slaventums auf linguistischem Gebiet, d.h. im Bereich derjenigerr
Geschichtsschreibung hat vom theoretischen Standpunkt aus die
Wissenschaft, die unteï den mit der Philologie zusarnmenhängenden
- Existenz eines slavischen Mittelalters im Sinne einer ,,horizonta1en",
Komplementärl,vissenschaften In lrnssler Zeit die größte Berechti-
- cl.h. über den Nationen liegenden Dimension geleugnet, aber ihre
gung hat, auf eine Synthese hinzuzielen. Aus dieser ideologischen Atmo-
Methoden sind in der konkreten Erforschung dieser geschichtlichen
sphäre heraus hat sich die slavische Linguistik unter dem Einfluß der'
Wesenheit nicht zusammengeflossen. Hätten die Linguistik, die poli-
allgemeinen Indogermanistik rnehr auf Iìekonstluktion der vor- und- tische Geschichte und die Literaturgeschichte in Einklang den Weg
protohistorischen Tatsachen konzentrielt als auf die dokumentierte der nationalen Geschichte eingeschlagen und. mit gleicher Beweis-
sprachgeschichte ?. Letzteres Gebiet rvurde zr¡.ar nicht velnachlássigt, führung den Gesamtbegriff eines mittelalterlichen Slaventums abge-
jedoch hat sich ein organischer Beil,rag der' linguistischen stuclien zu
lehnt, so wäre eine fruchtbare Zusammenarbeit in dieser Richtung
den philologischen praktisch nur. auf die altkirchenslavische Phase entstanden. Die Geschichte der slavischen Nationalliteraturen hat
bezogen. Es hanclelt sich hierbei um eine ßeschränkung, die gleich- sich jedoch nicht genügend auf die Geschichte der einzelnen Literatur'-
zeitig sowohl auf linguisl,ische lìichtungen a,ls auch auf solche dor sprachen gegründet, während- die Sprachhistoriker ihrerseits diachro-
politisch-Iiteralischen Ïlistorih zurückgeht. Die Linguisten haben in nische Rekonstruktionen mit lftiterien einer abstral<ten Linguistik
6 Die cht'onol0gischen Begrenzungen änclern sich von del katholischen zur ausgearbeitet haben, indem sie das lYort von der geschichtlich konkre-
orthocloxen slavia: s'il r,r'elden die altrussische LiteraLur t¡is zurrr 18. Jh. zur ten Sprache des Textes trennten, um es in herkömmliche grammati-
mittelalterlichenrechnen, nicht abcr die sog. ,,literatura staropolsl<a". Das enge kalische Schemata einzufügen. Das gilt für eine ganz bestimmte Phase
Band z.çr,ischen philologischen und l<ultr-rrgeschichtlichen Zusammenhängcn r'vird der linguistischen Studien, die sich auf die frühen Anfänge der Slavistik
an cler serbisch-kroatischen l{ultur evident,: clie br-rlgarisch-serbischen ,,clamas-
kinari,, wie die Literai,ur.werl<e clcr ]\{önche von Raða, z$'ischen clem 17. und tief auswirkte. Drst heute strebt man ernstlich nach einer Nieder-
1g. Jh., zählen.w'ir noch zu d.en rnittelalterlichen, nicht aber dieLitelatur des schrift, von Geschichten der Literatursplachens. Die Trennung von
16, Jh.s in Dalmatien. literarischer Historiographie und Linguistik hat also für das slavische
? Im großen uncl ganzen gilt das auch fär' die u'ichtigelen Ergcllnisse clcr
moclernen l{omparatistik (i.vie die Grarrrmaile comparée des langues slaves t'on Mittelalter nach der altkilchenslavischen Phase zu linguistischen
André Vaillanl, Paris 1950-1958; vgl. die Rezension von Cl.Maver in Synthesen geführt, die nicht d,irekt an die vornehmlich philologische
,,Ricelche Slavistiche" I, 1
20 fch wiederhole
. hier Bemerkungen, clio ich schon in meiner Storia d.ella
leüt.e^r^atura russa antica (Mailand.
.werden also, obwohl sie keine ausge- 1g5g) ausgesprochen habe (s. besonders
s. 142tr.).
,,kilchenslavisches Gebiet,"
sprochenen Synonyma sind, auf ein und denselben Inhalt angewandt, el Baronio-Sl<arga e la Storia di paisij
1954) und La,,Isüorija, slavèno-
ob.r,vohl der eine die sprachliche Auswirkung, der andere die organi- tico-culùurale della Slavia orto-
satolisch-kirchliche betont.
R,tcc-lnno Prccrrro Bedeutung der kirchenslavischen Tradition 17
16 Dio historisch-philologische
Diese Hinweise ergeben sich aus den Texten und beruhen nicht ¿u¡
einer von uns im voraus angenommenen linguistischen kirchen-
slavischen l{orm. An Hand der Texte können wir den Gebrauch ¿u,
Adjektivs ,,slavisch-orthodox" rechtfertigen, mit, dem wir die vo¡
solchen Texten gebildete,,Literatar" deflnieren.
Es geschieht nicht aus Willlcür, daß wir den lVerken des Mönches
Chrabr, des Evtirnij von Trrnovo und d.es Paisij Chilendarskij, des
Biographen des hl. Sava, Domentijan, (in dem wil verschiedene Stellen
aus der berühmten Predigt des Ilarion von Kiev übertragen finden),
oder des Ì(onstantin I(osteneðki (hier sei a,n die ßedeutung der Bio-
graphie des Despoten Stefan Lazarcvic für den Stil des zu.eiten süd-
slavischen Einflusses erinnert) und dem größten Teil der altrussischen
Texte von Ilalion bis zuPachornij und Epifanij Flemudrij, zuAvvaku¡1
und dem Raskol, einen beständigen Zusammenhang mit den Begliffe¡, slavischen mittelalterlichen Texten,
die nicht von d.en religiösen
den expositiven Schema,ta, und den politisch-molalischen Normen der Lehren d"er slavisch-orthodoxen
Kirche herrühren, könnte ohne weiteres
gemeinsarlen slavisch-orthodoxen Cluistenheit, zuelkennen. noch fortges etzt werden Das würde
aber die Legitimität des Adjektivs
Nun elgibt sich aber für uns die Notr¡.endigkeit einer genaueren bezüglich des Kulturgebietes, das uns interessiert
,,slavisch-orthodox"
Begr:iffserklär'ung, danrit rvil vetrneiden, daß unsere Rede in einer i.rrd drs wir unter dem linguistischen Gesichtspunkt als kirchen-
Zu'eideutigì<eit terminologischer Gegensätze verläufl. \Vir hal¡en schon slavisch bezeichnen, keineswegs vermindeln. Auch wenn wir den
gesehen, daß die Bezeichnungen,,slavisch-orthodoxes" unil,,kilchen- individuellen Elementen Rechnung tragen, d.h. den ,,Wött'ern" det
slavisches Gel¡iet" sich auf den gleichen Inhalt, d. h auf dassell¡e Gel¡iet Texte, müssen wir jedoch ihre historische Interdependenz in Erwägung
beziehen, und zrval auf die kirchliche slavisch-orthodoxe Jurisdiktion, ziehen, d.h. ihre gemeinsame ,,Sprache". Und diese Sprache ist keine
im Gegcnsabz zrtr ,,slavisch-l<atholischen", 211 ìvelclìel alle slavischen objektive, vom Text trennbare Institution, sondern der gleichzeitige
Gebiete gehörten, die religiös von clel rörnischen Kirche gefolmt ' Auschuck ihrer Persönlichkeit und ihrer Gemeinschaftlichkeit. In
wuLden. diesem Sinne könnten wir diese Sprache der Texte dem'jazyk chudo-
Einen elsten Dinspruch l<ann man gegen cliese Einteilung erheberr: àestvennoj literatury' (Literatursprache im Sinne ihrer effektiven Ver-
lVarum arlf der kirchlichen Velrvaltung ìoestehen, rvenn 'ivil 'wisseu, daß wirklichung im Text) gleichstellen, welche V. V. Vinogradov betont22.
im slavischen lVlittelalter hultulelle Bervegrurgen und Institutionen Die orthodoxe Slavia ist ein Gebiet mit ihren sozialen, religiösen
l.eÌtlichen lJr:sprungs ihre gloße Bedeutung hatten? Ils ist bel<annt, daß und sprachlichen Eigenheiten und entspricht schließlich einem
ein großer Teii cler lleueren Studien, vol allem in del UdSSR, aber geographisch-kulturellen Begriff. Nicht immer zeigt diese kulturelle
auch in anclelen slavischen Länder:n, gerade diese I'eltliche Kultul in Wesenheit die gleiche Vitalität: bald sehen wir sie in einem slavischen
clel inittelalter'lichen Slavia besonders betont: eine I(ultur, in der die ,,jazyk" (Sprache und Volk) vereint2s, bald verliert sie ihr Empfinden
religiösen 1-Iieralchien tnd ihre I{löster im Iìahmen einer ,,Dialektik für ihre eigene ethnisch-religiöse fndividualität, bald wird sie wieder-
geboren (zur Zeit des ,,zweiten südslavischen Einflusses") und endlich
des I(lassenkarnpfes" gesehen lvelden, die Volrechte verteidigen,
geht sie im 17. Jh. unterza.
l'elchen sich die n'eltliche }lehrheit mit allen, de'- Zeil' und dem Ort
entsplechcnden Ï{ainpfmi'bteln entgegeirzu.sctzen suchbe. I(önnte rnan
die sozialen n{otivc del ikonohlastischen Polemik außel acht, Iassen,
die sclron zu Beginn del Epoche von I(yriÌì und Method die byzan'
tinische Gesellschaft beunruhigen? Und clie nationale lìichtung det'
2 Welt del Slaven
18 Rrcc¡.noo Prccuro Bedeutung cler kircherrsl¿vischen Tradition 19
Die his.bolisch-philologische
Wenn lvir der' ,,olthodoxen Slavia" eine deutliche Interdependenz
mit cler ,,kirchenslavischen Sprache" zuerkennen, werden rvir fl¿s
Recht ha,ben, dem entsprechenden Zusammenhang vott Sprache ¡n¿
I(ultur in den Texten nachzugehen, d.h. lvir können clern Adjektiv
,,sÌavisch-olthodox" eine l<lare philologische Ilunhtion beimessen. I)¿g
Prol¡lem beschränkt, sich demzufolge auf die Nachprüfung des kuÌtu-
rellen Inhalts uncl der r.elrnittelnclen lYilksarnkeit cler Ausclrücke
,,slavisch-orthodox" und,,kilchenslavisch": im Mittelpunkt unserer
Studien steht somit rveder eine abstralrte ,,Kultur" noch eine abstrakte
Sprache, sondern deren effektives Dasein in den Texten jenes Ab-
schnittes des slavischen lr{ittelaltels, deL uns &m rneisten interessielt.
Es handelt sich also im Grunde urn die Definition eines ,,Stiles", im
vollsten Sinne des Wortes.
Es ist bekannt, daß die sonst so veldienstvollen Folschungen ùLrer
den rveltlichen Hintergrund des slavischen l\'Iittelalters auf die große
Schwierigkeit einer ungenügenden Dokumentierung stoßen. ÌVâhlencl Ds handelt sich hier nicht darum, festzustellen, ob die l<ilchlich-
uns die religiöse l(ultur viele Ðol<umente hintelließ, die ihre vorherr- religiöscn Ansichten in der Tal, volhelrschten oder nicht, sondern ihre
schende Funhtion in der mittelaltellichen Gesellschaft (die I(unst des Vor.herrschaft in cler uns bekannten Literatur anzuerl<ennen. Die
Schreibens selbst war in bedeutendem Maße ein Privileg der IVIönche) sporaclischen Einsplengsel von lveltlichen oder sogar antikirchlichen
bestäl,igen, muß die 'weltliche aus spärlich verstreuten Anzeichen Elellenten reichen nicht aus, um das Gesamtbild cler l(ultur, wie es aus
rekonstruielt, lr.erden. lVas die geschichtliche Forschung anbelangt, dem Text hclvorgeht, zu ändern; es handelt sich da nur um Wörter.,
iraben z'n.eifellos jene Gelehr:ten rechb, die sich nicht, allein mit ge- die einel gemeinselrnen Spr:ache entlehnt sind, die Chraktei:istik der
schliebenen Dokumenten abfinden, sondern über diese hinausstreben. letzteren geht aÌ:el daclurch nicht vellolen. lVie rvir das Recht haben,
Es besteht in der Tat, kein Grund, einzig und allein den Belichten der in einem Wörterbuch cler russischen Sprache \4/örter verschiedenen
Ursprnngs einztueihen, tvie tlen'gi, solclat, Éturnt , chu,ligan oder
,,fühlenden Klasse" Glauben zu schenken, und rnit gutem Recht suchen
die Geschichtsforschel aus den Berveisfühlungen der Aristokraten die ban'clit, so l<önnen rvir einer Geschichte der slavischen orthodoxen
Besl,rebungen der Plebejer, aus clen Verurteilungen seitens cler oltho-
Kultur auch rveÌtliche Elernente einverleiÌ¡en. Und wenn wil ,,Ge-
schichte del slavischen orthodoxen Kultur" s&gen, beziehen ryir uns
doxen Prälaten das lVesen clel ketzerischen Anschaulrnger zu elgrün-
auf eine rìeihe von schöpfungen menschlicher Tätigkeit, in .n,elche
den, abel dadurch v¿ird doch aus dern aristokratischen 'Iext kein sich in geschichtliche' Ðeut.ng die sravisch-otrrodoxe
plebejischcr und aus dem olthodoxen liein hetzelischer'. Wenn lvir den - sehr.
Literatur 'nsele'
gut einreihel läßt. -
Text als solchen stuclielen wollen, lnüssen rvil seiner Sbimme Gehör Nachden rvi' festgestellt, h.aben, daß die orthodoxe slavia die
schenl<en. Es handelt, sich nicht um das Einverstandensein mit greifbarste Kulôurtatsache ist,, die uns in Texten l¡eschrieben rvild
u.il
den, r'r'zùs der Text sagt, sondetn claLurn, iiur lichtig und genau zu
velste]ren.
Das Festhalten an der Anschauung einel zentlipetalen Philologie
wird uns auf diese \Meise dazu fühlen, in den Texten die \rorherrschaft
einer kulturellen Atmosphäre anzuelkemren, die v'ir ohne Zögern
,,slavisch-olthodox" welden nennen rnüssen. \4Ias l¡eschleiben uns die
20 R,rcc¡noo Prccsro Bedeutung der kirchenslavischen Tradition 21
Die hisùorisch-philologische
S
d
ti
auch eine entsprechend.e, weder ideologisch von cler slavisch-ortho-
doxen Tradition noch linguistisch von kirchenslavischen Normen be-
dingte Literatur dokumentieren könnten, würden wir vor einer
zweiten Tradition stehen, nicht aber vol der Negierung der slavisc|¡-
orthodoxen-kirchenslavischen Tradition. Beim heutigen stand der
Forschungen ist es jedenfalls nicht nur berechtigt, sondern sogar
geboten, ãaß der Philologe von der kirchenslavischen Tradition, rvis
sie aus den Texten hervorgeht, Kenntnis nimmt'
28 Ebenda, S.6Z8.
2? D. S, Lichaðev, Neskol'ko zameðanij . . ., S, ß77-678,
24 Rrcc¡noo Prccsro Bedeutung der kirchenslavischen Tradition 25
Die hisüorisch-philologische
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å,1; ; I ì lir; I -:; ;J¿il ; å';'" i i i'l : .
*",1;î?îf ;;:ïîJ5""ff 1,"îåïä:Ïtïlä::*î1,11#åî,:ilTÍ:'å:ï í;1 ïiî ;îi:
X'ehlen d-er Zusammenarbeit der verschiedenen philologischen Metho.
den erwächst, worauf wir schon zu Beginn der vorliegenden Arbeit
hingeu'iesen haben. Auch diesbezüglich wäre es schrvierig, die Ergeb-
nisse einer sich nur a,uf den Begriff von altrussischer Literatur stützen-
den linguistischen Forschung mit denen einer politischen Kultur.-
geschichte, die von Natur aus dazu neigt, die Grenzen der ethniscþ.
philologischen Gebiete zu überschreiten, und mit denen einer nur die
schöpferische Persönlichkeit suchenden ästhetischen Kritik in Einklang
zu bringen.
Wer das ,,Leben des Stefan von Perm"' von Epifanij Premudrij
gena,uer betrachtet, dem wird auffallen, daß diese Sprache weniger
,,r'ussisch" ist als beispielsweise die des ,,Slovo o pogibéli russkyja
zemli" . fn diesem lesen wir: schen Kultur suchen'
Und. das ,,slovopletenie" des Epifanij ? Sollen wir es als eine innere
O svétlo svëtlaja i ukrasno ukraËena zemlja Iìus'kaja!
i mnogymi krasotami udivlena esi . . . Vsego esi ispolnena Entwicklung der altmssischen Stilistih betrachten? Oder als den Aus-
druck einer einzelnen Künstlerpersönlichkeit? Oder als Nachahmung
zemlja R,uskaja, o pra,vovérnaja véra christijanskaja, . . .2e
von südslavischen \/orbildern? Oder noch besser als Anpassung an die
Hier haben wir eines der besten dichterischen Dokumente des altrussische literarische Iechnik der in der griechisch-byzantinischen
russischen Mittelalters rror uns. In der einfachen und doch feierlichen Literatur bearbeiteten Vorgängen ?
Sprache (man beachte die Wahl der auf Vokale auslautend-en Wörter) Auf alle diese und noch andere ¿ihnliche tr'ragen, die wir uns stellen
scheint, gleichzeitig die der christlich-geistlichen Redekunst und auch könnten, kann man bejahend antworten, obwohl sofort klar wird,
die des Volksepos nachzuklingen. daß auf diese lYeise eine Reihe von Widersprüchen unvermeidlich
Mehr als ein Jahrhundert später schreibt Epifanij bald mit der sind. Wenn man nämlich Dpifanij in die russische Lokaltradition ein-
Gewandtheit des geübten Chronisten: reiht, welche Bedeutung hat dann der südslavische Einfluß ? War denn
. . . I eËte détiðtemt syj, izn mlada, vdant bystl gramoté die russische Kultur nicht schon traditionsgemäß in das byzantinische
uðiti, juZe vshoré izuðe vsju gramotu, jako d.o goda i Kulturgebiet eingereiht? Wenn die Südslaven nichts anderes bewirken,
honarchati emu; taðe i ðtecr, byst,r vr, sobornéj cerkvi. als die alte Verbindung zur byzantinischen Rhetorih wiederher-
Bé ubo...30 zusteÌlen, wäre es dann nicht richtiger, von einem byzantinischen als
von einem zweiten südslavischen Einfluß zu sprechen?
bald mit einem zr'veifellos von bestimmten rhetorischen Ii'ormen Bei genauerel Betrachtung kann der Ursprung des ,,slovopletenie"
herrührenden Pathos: in einer Zeit gesucht, wer.den, die dem ,,zweiten Einfluß" vor¿r,usge-
.. kamo zaide dobrota t,voja, lcarno ottide ott rras:0, ili
. gangen ist. Wir finden Beispiele
dazu nicht nur bei Evtimij von Trrnovo
kamo sja esi déh, ott nasr, izide, & na,sb sirychr, ostavilr und Konstantin Kosteneðki, sonclern selbst schon bei den ältesten
3
Moskauer Periode (15.-16. Jh.)
1200 > 1300
Nowgorod Kiew ? ?Suzdal? Moskau
Nowgorod
IX. Jh.
Wladimir
XIV. Jh. Suzdal
?
? 13.-14. Jh.
Moskau
Kiew XIII. Jh.
http://statehistory.ru/3893/Podborka-kart-Drevney-Rusi-9-14-vekov/
11.-12. WSR - russisches Fürstentum im Nordosten des Reiches mit der
Jh. Hauptstadt Rostow (ab 1054), dann Suzdal (1125); dann Wladimir 13.-14. Jh.
(1157).
1090 - Juri Dolgoruki: Fürst von Rostow/Suzdal, Großfürst der Kiewer Rus und
1157 Gründer von Moskau (erste Erwähnung 1147). Sohn - Andrei Bogoljubski.
1238 Die Mongolen unter Batu Khan eroberten Wladimir.
1240 Sieg des Fürsten von Nowgorod Alexander Newski über die Schweden an Das Fürstentum Wladimir-
der Newa (daher der Beiname). 1242 Sieg (Ledovoe poboišče) von Suzdal … war ein großes
?
Alexander Newski über den Deutschen Orden am Peipussee (Čudskoe ozero) Fürstentum unter den
https://www.youtube.com/watch?v=-nRev9FvsBU&nohtml5=False . Er gilt als russischer Nationalheld Folgestaaten der Kiewer
und ist ein Heiliger der orthodoxen Kirche. Fürst von Wladimir (ab 1252). Rus und der mächtigste
1255 † Chan BATU.
ostslawische Staat
1263 † Alexander NEWSKIJ. Sein jüngster Sohn DANIIL bekommt Moskau als
zwischen der zweiten
Erbteil – Beginn der Moskauer Dynastie, der es nach und nach gelingt,
immer mehr Macht und Territorium auf sich zu vereinen. Hälfte des 12. und dem 14.
1299 Verlegung des Sitzes des Metropoliten (Oberhaupt der russischen Kirche)
Jahrhundert.
von Kiew nach Wladimir.
1325 Verlegung des Sitzes des Metropoliten nach Moskau. Andreas Kappeler:
Russische Geschichte. München 2008
1380 1. Sieg über die Tataren – unter dem Moskauer Fürst Dmitrij Donskoj:
Schlacht am Schnepfenfeld (Kulikovskoe pole/Kulikovskaja bitva) in der
Nähe von Don, daher der Beiname. Dieser Sieg hat zwar noch keinen
Bestand, er läutet aber den Befreiungsprozess ein. http://www.euratlas.net/history/europe/130
1389 † Dmitrij Donskoj 0/de_index.html
ca. 1275 AUFSTIEG DES GROSSFÜRSTENTUM LITAUEN
- 1341 GEDIMINAS der Große, Gründer der Dynastie der Gediminiten. Große ostslawische
Sprachgebiete gehen an Litauen (heutige Ukraine, Belarus, Teile Russlands)
MOSKAUER PERIODE (Ende des 14.-15. Jh.)
* https://www.youtube.com/watch?v=AO7mnO_HMhE
1400
1500
MOSKAUER PERIODE (16. Jh.)
• 1502: Auflösung der Goldenen Horde
• 1510, 1522: erst Pskow, dann Rjazan´ gehen an Moskau (Bevölkerung ca. 9 Mio).
1533–84 † IWAN IV. GROZNYJ (der Schreckliche):
1. Russischer Zar.
2. Erfolgreiche Wirtschaftspolitik: Währungsreform (Unifizierung des
Geldwesens), Verwaltungsreform (neuer SUDEBNIK), Armeereform
(Gründung des halbregulären Strelitzen-Heeres).
3. Das erste russische Parlament Semski Sobor (Земский Собор).
4. Opritschnina (опричнина): Terrorpolitik gegen den Adel und die
Andersdenkenden.
5. Erfolgreiche Außenpolitik: 1552/56: Unterwerfung des Khanats von
Kazan´ u. von Astrachan´.
• 1553: Gründung der Typographie (Pečatnyj dvor) in Moskau: Iwan Fedorow (Diakon
der Kirche von Kreml‘)
1600
„der Geldsack“
Iwan I. (* 1288; † 1341) 1328–1341
Иван Калита Großfürsten
„der Stolze“ von Moskau
Simeon ( 1316; † 1353) 1341–1353
und Zaren
„der Schöne“
Iwan II. (1326; † 1359) 1353–1359
Красный
von Russland
1. Sieg über die Tataren: Schlacht am
Dmitri I. Donskoi (1350; † 1389) 1359–1389
Schnepfenfeld (Kulikovskaja bitva)
„der Blinde“
Wassili II. (1415; † 1462) 1425–1462
Тёмный
?
Die Zeit der Wirren fand statt an der Jahrhundertwende vom:
• 16./17. Jh.
• 14./15. Jh.
• 17./18. Jh.
Russische Architektur
• In Moskau hielt sich die Holzbauweise bis zum 15. Jh. Eine
rege Bautätigkeit setzte um 1400 ein (Klosterneubauten,
Ausbau des Kreml), wobei Einflüsse aus dem Wladimir-
Suzdal wirksam blieben, bis es nach der Vertreibung der
Mongolen zur Ausbildung eines gesamtrussischen
Architekturstils kam, in dem Natursteine durch Ziegel ersetzt
und die beim Neubau der Uspenskij-Kathedrale im Kreml
(1475–1479) durch Aristotele Fioravanti gewonnenen
Erfahrungen aufgegriffen wurden.
http://1chudo.ru/kreposti/90-kratkaya-istoriya-moskovskogo-kremlya.html
Mariä Verkündigungskathedrale (Blagoweschtschenskij sobor) wurde
1482-90 errichtet als Hofkirche. Die Kathedrale verfügt über eine
bemerkenswerte Innenausstattung (Boden mit roten Jaspisfliesen,
Fresken und Ikonosthase mit Ikonen). Theophanes der Grieche?
Andrei Rubljow?
http://nesusvet.narod.ru/ico/icons/bv_000.htm
Kathedralenplatz (Соборная площадь)
Erzengel Kathedrale (Архангельский собор)
Mariä Himmelfahrts-Kirche (Успенский собор) 1479 1505-1508
Traditionelle
russische Stil der
Kreuzkuppelkirchen
1475-1479 an der Fassade
Mischung aus lassen sich
altrussischer Elemente der
Baukunst und venezianischen
italienischer Renaissance
entdecken.
Renaissance.
In dieser
Krönungs- Kathedrale
kirche der befinden sich die
Zaren, diente Gräber aller
der Bestattung http://www.kremlin-guild.ru/foto/section.php?SECTION_ID=271 Großfürsten.
der
Glockenturm Iwan Welikij
Metropoliten
1505-1508
sowie der
Patriarchen. 81 m
Zwölf- Bis ins 18. Jh. Wohn-
Apostelkathedrale und Arbeitsresidenz
(+Hauskirche) des Kirche der Gewandniederlegung Marias
Patriarchenpalast Moskauer Patriarchen 1484 bis 1486
Facettenpalast
http://mapio.net/o/5061787/
Kolomenskoje
Christi-Himmelfahrts-Kirche (1532)
Als ihm endlich der lang ersehnte Thronfolger Iwan geboren wurde -
der später als "der Schreckliche" in die Geschichte einging - befahl Zar
Wassili III. 1532 den Bau der Himmelfahrtskathedrale. Die Kirche mit
ihrem 62 Meter hohen Zeltdach ist das älteste bis heute erhaltene
Gebäude in Kolomenskoje. Sie wurde 1994 in die Welterbeliste der
UNESCO aufgenommen. Einige Details der Kirche deuten darauf hin,
dass die Baumeister aus Italien stammten, doch ihre Namen sind heute
nicht mehr bekannt. Nur Mitglieder der Zarenfamilie hatten Zutritt zu
dem Gotteshaus.
Die kirchliche Überlieferung berichtet, dass im
März 1917 unmittelbar nach der Abdankung des
letzten russischen Zaren in der
Himmelfahrtskirche auf unerklärliche Weise eine
wundertätige Ikone entdeckt wurde. Das Bildnis
der „Herrschaftlichen Mutter Gottes“ wird von
orthodoxen Christen bis heute verehrt.
Kloster Ferapontow 1398
Ферапонтов монастырь
(UNESCO Welterbe seit 2000)
http://vologda-
oblast.ru/o_regione/kultura/tserkvi_monastyri/ferapontov_monastyr/ans
ambl_monastyrya/
http://www.votpusk.ru/country/dostoprim_info.asp?ID=1791
http://www.votpusk.ru/country/dostoprim_info.asp?ID=1791
Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad 1340
Свято-Троицкая Сергиева Лавра
http://www.swr.de/schaetze-der-welt/dreifaltigkeitskloster-sergijew-possad/-
/id=5355190/did=5978066/nid=5355190/1gd0r63/index.html
Die Stadt Sergijew Possad (Сергиев Посад) gehört zu den Städten des Goldenen
Rings Russlands und liegt ca. 70 km nordöstlich von Moskau. Dreifaltigkeitskloster
von Sergijew Possad – eines der wichtigsten Zentren der russisch-orthodoxen Kirche.
In den 1340er Jahren ließ sich der Mönch Sergios von Radonesch auf einem Hügel im
Wald nieder und baute zusammen mit seinem Bruder eine kleine Holzkirche. Bald
entstand um die Kirche ein kleines Kloster. Mit der Zeit gewann das Kloster immer
mehr an Einfluss und entwickelte sich zu einem bedeutenden Wallfahrtsort.
Am 4. September 1530 wurde im Dreifaltigkeitskloster der neugeborene Sohn des
damaligen Großfürsten von Moskau auf den Namen Iwan getauft. Später ist er als
erster Zar von ganz Russland Iwan IV. der Schreckliche in die Geschichte
eingegangen. Iwan der Schreckliche ließ das Dreifaltigkeitskloster von Sergijew
Possad zu einer mächtigen Festung ausbauen. Anfang des 17. Jahrhunderts hielten die
massiven Mauern des Klosters der Belagerung durch die polnische Armee stand, die
bereits Moskau eingenommen hatte.
Im August 1689 floh der junge Zar Peter der Große in das Dreifaltigkeitskloster vor
Rebellen, die ihn vom Thron stoßen wollten.
Kasaner Kreml 1552
Kasan (Казань) ist die Hauptstadt der
Republik Tatarstan. Kasan liegt an der
Wolga, ca. 800 km südöstlich von
Moskau.
• Viele Jahre gab es kein Haus, keine Kirche und kaum eine
Hütte auf den Inseln, in die nicht Gefangene gepfercht
worden wären. Das Lager Solowki war Russlands erstes
großes Häftlingslager, das Modell des sowjetischen
Lagersystems. (Alexander Solschenizyn - Archipel Gulag!)
/id=5355190/did=5980786/mpdid=5980782/nid=5355190/d8d49g/index.html
MOSKAUER PERIODE (15. JH.)
SCHRIFTTUM DES 15. JH.
Sehr produktive Periode für dieses Genre – auch mehrere lokale Werke. Ausgelöst v. a. durch
die historischen Ereignisse dieser Epoche:
CHRONIKEN
LOKALE CHRONIKEN
СКАЗАНИЕ О ВАВИЛОНЕ: auf byzantinischem frühchristlichem Material aufgebaute Narration; Züge des Abenteurromans (!)
ПОВЕСТЬ О ДРАКУЛЕ: russ. originale Bearbeitung der Legenden vom moldawischen Vojvoda Drakul.
Verm. In den 1480-er entstanden. Autor verm. ein russ. Hochgestellter Diplomat, der Mitglied der russischen
Gesandtschaft in Moldawien und Ungarn war, Fedor Kuricyn.
ХОЖЕНИЕ ЗА ТРИ МОРЯ АФАНАСИЯ НИКИТИНА (Afanasij Nikitins Reise über die drei Meere): Dieses Denkmal nimmt
eine absolute Sonderstellung in der Geschichte des russ. Schrifttums ein – in vielerlei Hinsichten: Genre: Reisebericht, kein Bezug zur
Pilgerliteratur, eher eine Art Reisetagebuch – also nicht für fremde Rezeption bestimmt. Sprache: Volkssprache mit – intentional
bedingten ksl. Einfügungen. Außerdem fremdsprachliche Einschlüsse (tatarische, indische etc.). Inhalt: Bericht über eine Handelsreise
(1466–72) des Kaufmanns Afanasij Nikitin aus Twer. Die Reise führte ihn über die 3 Meere – das Schwarze, Kaspische Meer und den
Aralsee – nach Indien. Auf der Rückreise, nicht weit von seiner Heimatstadt, starb er.
ПОВЕСТЬ О ПЕТРЕ И ФЕВРОНИИ: Abschriften aus dem 16. Jh., aber frühere Entstehung sicher.
Genre: an der Grenze zwischen einer Vita und einer Novelle: zwischen dem sakralen Schrifttum und einem
Unterhaltungstext. Inhalt: Bericht über einen lokalen (Murom) Fürsten, seine Liebe und seine Ehe. Einer der seltenen Texte, in denen
eine Frau im Zentrum des Berichts steht. Auch handelt es sich um keine Adelige, dafür aber um eine „weise“ Frau. Am Ende des Textes
steht ein sehr poetischer Bericht über den Tod der beiden: sie wollten am selben Tag sterben und gemeinsam beerdigt werden. Die
gemeinsame Bestattung wurde als unschicklich verweigert – man fand aber die Toten am nächsten Tage im selben Sarg. Auch nach
dem zweiten Versuch, sie getrennt zu bestatten, passierte dasselbe. Daraufhin wurden sie gemeinsam beerdigt.
СУДЕБНИК von 1497: Sammlung von Gesetzestexten, Regierungszeit Iwans des III (s. o.).
MOSKAUER PERIODE (16. JH.):
Kultur- und Sprachgeschichte
• Im Kontext dieser Polemik entwickelt sich als neues Genre Publizistik (politische,
theologische, philosophische). Grundintention: Kontrolle des Staates / der Kirche über
die Kultur und Schrifttum / Literatur.
15 Jh. Steter Aufstieg Moskaus zum Zentrum der Macht in den russischen
Fürstentümern:
1453 Fall von Konstantinopel, Ende von Byzanz
1462–1505 IWAN III (Großvater IWANS IV SCHRECKLICHEN);
1472 Ehe mit der byzantinischen Prinzessin Zoe. Diese dynastische Verbindung
wie auch Kirchenunion und Fall von Konstantinopel führten zur Entstehung
der Doktrin und der Ideologie von Moskau als dem III Rom, die maßgeblich
die Weltanschauung des Moskauer Russlands beeinflussthat.
1463 Fürstentum Jaroslawl´ geht an Moskau
1472 Fürstentum Rostow geht an Moskau
1475 Tataren besetzen Krim (Vasallen des Osmanischen Sultanats)
1478 Nowgorod geht an Moskau
1480 Sieg über die Tataren, Ende der Fremdherrschaft – unter der Regierung von
IWAN III.
1499–1500 Überquerung des Uralgebirges – Beginn der Erschließung Sibiriens.
Thema Quelle
Die wichtigsten Ereignisse der -PP
Moskauer Periode (15.-16. Jh.) -Zeittabelle MOSKAUER PERIODE
(15.-16. Jh.)
Ikonenmalerei 15.-16. Jh. -Religionen und Konfessionen in
Ostslavia. Die orthodoxe Kirche in
Geschichte des Schrifttums (15.-16. Russland.
Jh.) -Edgar Hösch. "Die Kultur der
Ostslawen". S. 102-172 (Moskovien).
Russische Architektur (15.-16. Jh.) - http://whc.unesco.org/en/list/ (eng.)
Христосоваться
(Die Zeremonie des Osterküsses)
«Христос воскрес(е)! Хрыстос уваскрос!
Христос воскрес!
Christus (Der Herr) ist auferstanden!
• Für die Polen war er fortan Wladyslaw Jagiello und begründete damit eine
der großen Dynastien Europas (Jagiellonen).
• Bald winkte dem neuen Bund auch außenpolitisch Glück: 1410 besiegten
die vereinigten Heere den Deutschen Orden bei Tannenberg.
http://map.letapis.by/en/#intro
ttps://commons.wikimedia.org/wiki/File:Polish-Lithuanian_commonwealth_1619_map.png#/media/File:Polish-Lithuanian_commonwealth_1619_map.png
Ukraine als Teil des Doppelstaats Polen-Litauen
• Nach der Eroberung Kyїvs 1240 durch die Mongolen geriet der
Osten der Ukraine unter Fremdherrschaft.
• Seit dem 16. Jh. wurden die ukrainischen Länder direkt dem
Königreich Polen unterstellt und die kulturelle und religiöse
Integration des ukrainischen in den polnischen Adel wurde
beschleunigt.
Rechtsufrige
Ukraine
1
2 3
Erste moderne Verfassungen weltweit
Bevölkerung:
• Vielvölkerreich, das zur zeitweilig beherrschenden
Macht in Osteuropa aufstieg und sich wie Moskau
gleichfalls Großfürstentum zu nennen begann
(Hellmann 1989: 738).
Liturgiesprache:
Evangelienübersetzung des
Vasil‘ Cjapinski (aus den 70er
des 16.Jhs) – eine
volkssprachliche Übersetzung,
die dem modernen Belarussisch
sehr nahe kommt.
Sprachlandschaft Polen-Litauen im Wandel
Als Sprache der Eliten des GFSs verlor diese Varietät des
Ostslawischen infolge der Unionen mit Polen allmählich an
Bedeutung.
• In der ersten Hälfte des 18. Jh. 65% der Dokumente polnisch
und nur noch 5% (!) in ruthenischer Sprache gehalten.
Sprachlandschaft Polen-Litauen: Ost/West
15 Jh. Steter Aufstieg Moskaus zum Zentrum der 1410 Sieg des slawisch-litauischen Heeres gegen den Deutschen
Macht in den russischen Fürstentümern. Orden bei Tannenberg (Grünwaldschlacht)
1453 Fall von Konstantinopel, Ende von Byzanz (Moskau als III Rom)
1480 Sieg über die Tataren, Ende der 1529 1. Litauisches Statut
Fremdherrschaft (IWAN III.) (1791 Verfassung von Polen-Litauen/)
1918 Verfassung von Russland
1550 Neuer Sudebnik 1468 Sudebnik von Kasimir IV.
1553 Gründung der Typographie in Moskau. 1522 Gründung der Typographie in Vilnius
1564 Druck des 1. Buches in Russland: 1517 Druck des 1. Buches in ostslaw. Sprache (Francysk
Skaryna).
Apostol
Iwan Fedorow wird der Häresie verdächtigt,
und muss nach Litauen fliehen, später nach
L´wiw. Später lebt und arbeitet er im Auftrage
des dortigen Fürsten in Ostrog
1576 Ostrog Akademie,
1755 Moskauer Universität 1579 Vilnius Universität
Literatur
• Stang, Christian: Die westrussische Kanzleisprache des
Grossfürstentums Litauen. Oslo 1935 (= Skrifter utgitt av
Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo, Historisk-
filosofisk Klasse 1935,2).
• Moser, Michael: „Mittelruthenisch (Mittelweißrussisch und
Mittelukrainisch): Ein Überblick“. In: Studia Slavica
Academiae Scientiarum Hungaricae 50 (2005), Nr. 1–2, S.
125–142.
• Hellmann M. 1989: Das Großfürstentum Litauen bis 1569.
Ders., Plaggenborg S., Schramm G., Zernack K. (Hg.):
Handbuch der Geschichte Rußlands Bd. 1, I. Stuttgart, 718–
851. Kiaupa Z., Kiaupienė J., Kuncevičius A. (ed.) 2000:
The History of Lithuania Before 1795. Vilnius. Niendorf M.
2004: Studien zur Nationsbildung in der Frühen Neuzeit.
Das Großfürstentum Litauen 1569–1795. Wiesbaden, 2006.
UNESCO-Liste des
Weltkulturerbes:
• Schloss Mir,
• Architektonisches
und kulturelles
Erbe der
Adelsfamilie
Radziwill in
Nieswiez
UNESCO-Liste des
Weltkulturerbe: Schloss Mir
• 100 km von Minsk
• Kleine Siedlung mit dem Namen Mir
• Das erste Mal wurde 1395 urkundlich erwähnt
• Die Errichtung der Schlossanlagen begann
Anfang des 16. Jh.
• Das Schloss ist ein einzigartiges Baudenkmal der
belarussischen Architektur. In ihm sind
architektonische Züge mit verschiedenen
Elementen der europäischen Baustile Gotik,
Renaissance, Barock erkennbar.
UNESCO-Liste des Weltkulturerbe
• Das Schloss Mir wurde von bekannten
belarussischen und europäischen Familien
besessen: Die Familien Ilinitschi und Radzivilly
(1569), die Wittgensteins (1813) und Swjatopolk-
Mirskie (1891).
• Der Gründer des Schlosses war ein Magnat Jurij
Ilinitsch, der im Großfürstentum Litauen eine
bedeutende Stellungen bekleidete.
• Derzeit ist Schloss Mir eine Filiale des Nationalen
Kunstmuseums der Republik Belarus.
http://belarus-blog.de/ausflug-in-die-provinz-schloss-mir/
https://www.youtube.com/watch?v=aNzl93l2-28 https://www.youtube.com/watch?v=MyYEnNeqDEA https://www.youtube.com/watch?v=2oHLSyPQptQ
Architektonisches und kulturelles Erbe der
Adelsfamilie Radziwill in Nieswiez
• Bernhardinerkloster (1598)
• Kirche und Kloster der
Benedikterinnen (1593-
1596)
• Rathaus (1586)
• Jüdischer Friedhof
• Sluzker Tor (1650, 1700)
Palastensemble der Radziwills
(das XVI-XVIII. Jh.)
Themen Quellen*
Großfürstentum Litauen: - PP
Mindaugas, Gediminas, Algirdas
1386 eine Union mit dem Königreich Polen (Union - Edgar Hösch. "Die Kultur der Ostslawen".
von Krewo, s.g. Personalunion Jogailo-Hedwig) S. 86-102: Das zweigeteilte Russland; Der
1569 Lubliner Union gemeinsamer Staat Polen- s.g. zweite südslawische Einfluss in Russland;
Litauen (Realunion). Ansätze zu einer osteuropäischen
1596 Kirchenunion von Brest „Frührenaissance“
1772, 1793 und 1795 – die drei Teilungen Polens
Nachfolgestaaten des Großfürstentums Litauen - Zeittafel GFL
Kulturmetropole Ostslavia: Großfürstentum Litauen
vs. Moskau:
- Bevölkerung GFL
- Sprachlandschaft GFL
- Religion GFL
- Kultur GFL (1517 Druck des 1. Buches in
ostslawische Sprache - Francysk Skaryna).
- Kulturexport nach Moskauer Russland (Dritter
Südslawischer Einfluss)
UNESCO-Liste des Weltkulturerbe: PP
- Schloss Mir
- Architektonisches und kulturelles Erbe der http://whc.unesco.org/en/list/&order=country#alphaR
Adelsfamilie Radziwill in Nieswiez (eng.)
1253 Mindaugas (Großfürst 1236-1263) wird als König des GF Litauens gekrönt.
1323 Vilnius wurde erstmalig in den schriftlichen Quelen (als Haupstadt GFL) erwehnt.
1345-1377 Gediminas Söhne Algirdas und Kestutis ( Olgerd und Kinstute ) teilen sich die
Herschaft des Reiches.
1386 Jogaila älteste Sohn von Algirdas, heiratet die polnische Königstochter Hedwig und wird
zum König von Polen gekrönt. Er begründet die Union mit Polen, doch bleibt GFL
selbständiges Großfürstentum unter polnische Oberhoheit.
1392-1430 Großfürst Vytautas (Witold ) erweitert das Reich bis an die Schwarzmeerküste
westlich der Krim, stirbt aber vor seiner Krönung zum litauischen König.
15. u. 16. Jh. GFL gerät zunehmend unter den Einfluß Polens.
1547 Das erste litauische Buch, der Katechismus Luthers in litauische Sprache.
1795 Durch die dritte Teilung des Polnisch-Litauischen Reiches, GFL wird dem russischen
Zarenreich zugeteilt.
Romanows Dynastie
Petrinische Zeit
Die erste Wendung zum Westen
Smuta – Zeit der Wirren (1598 – 1613)
Als die Smuta oder Zeit der Wirren wird in der Geschichte
Russlands die Zeit von der Krönung des Zaren Boris Godunov
1598 bis zur Krönung des Zaren Michael I. (Romanows Dynastie)
1613 bezeichnet.
Kirchenslawisches
Alphabet, das sich
nur schlecht für den
Buchdruck eignete,
durch modernisierte
bürgerliche abgelöst:
(graždanka).
http://www.nice-places.com/articles/russia/peterburg/467.htm
Смольный
монастырь
Historisches Zentrum
von St.-Petersburg
Russischer Barock
• Der bekannteste Vertreter dieses Stils war der italienische
Architekt Bartolomeo Rastrelli.
Pawlowsk
Oranienbaum
Festungsanlagen in der Nähe von St.-Petersburg
UNESCO-Liste des Weltkulturerbes
Kronstadt. Der historische Kern mit der Festung
Festung Schlüsselburg. In der Stadt liegt die Festung
Nüsschen (russisch: крепость Орешек) aus dem 14. Jh.
http://www.geo.de/reisen/community/bild/133955/Ladogasee-Russland-Schluesselburg
http://getpath.ru/articles/oreshek
Themenliste und Quellen
(Fett markierte Quellen sind obligatorisch!)
Petrinische Zeit
Thema Quelle
Smuta – Zeit der Wirren PP „8. Romanows Dynastie, Petrinische Zeit.“
Alexei I. vs. Polen-Litauen
Kultur- und Sprachsituation in Edgar Hösch „Petrinische Zeit“ (PDF-Seiten 1-
Russland 17. Jh. (Ende der 17).
Diglossie; Verweltlichung des
Schrifttums; neue Bürger)
Peter I., der Große.
Petrinische Reformen
Russischer Barock
UNESCO-Welterbe in Ostslavia: PP „8. Romanows Dynastie, Petrinische Zeit.“
Historisches Zentrum von Sankt
Petersburg und dazugehörende http://whc.unesco.org/en/list/&order=country#alphaR
• Elf Kinder mit Peter I. Erstmals wurde nicht eine Adlige, sondern eine aus
der niedrigen Gesellschaftsschicht stammende Frau, Gattin eines Zaren. Sie
starb 1727.
• Peter III. (Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf) (1762) – Ehemann der
Prinzessin Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst-Dornburg (Katharina II).
Kultur- und Sprachsituation in Russland
zwischen Peter I. und Katharina II.
Ab 1730 ist ein verstärktes Interesse für die
Kodifizierung des Russischen zu beobachten – es
gibt mehrere Projekte zur Verfassung einer
Grammatik des Russischen, von denen aber keine
gedruckt wurde.
- Religionsfreiheit,
- Befreiung vom Militärdienst,
- Selbstverwaltung auf lokaler Ebene mit Deutsch als Sprache,
- finanzielle Starthilfe,
- 30 Jahre Steuerfreiheit…
Katharinische Zeit 1762–1796
• Verwaltungsreform (Russland in 40 Gouvernements
aufgeteilt).
• 1773 Toleranzedikt – Duldung aller Konfessionen (mit
Ausnahme der Juden).
• 1773–75 Aufstand von PUGAČEW.
• 1768–74: 1. Russisch-Türkischer Krieg.
• 1783 Annexion der Krimhalbinsel – Neue Provinz
Neurussland entsteht (umfasste vor allem den Süden der
heutigen Ukraine).
• 1787–92: 2. Russisch-Türkischer Krieg (Zugang zum
Schwarzen Meer).
• Drei Teilungen Polen-Litauen (1775, 1793, 1795).
In den Jahren 1772, 1793 und 1795 teilten die
Nachbarmächte Russland, Preußen und Österreich den
Unionsstaat schrittweise unter sich auf.
h ttp://схемо.рф/shemy/istorija/orlov-a-s-georgiev-v-a-georgieva-n-g-sivohina-t-a-istorija-rosi-v-shemah-2008-g/88.html
Rechtsufrige
Ukraine
1750
Katharinische
Zeit
1800
1700
Kultur- und Sprachsituation in Russland 18. Jh.
KATHARINA pflegte ihren Ruf als Feingeist und
aufgeklärte Monarchin:
http://www.zdf.de/frauen-die-geschichte-machten/katharina-die-
grosse-der-weg-auf-den-zarenthron-30169276.html
Kultur- und Sprachsituation in Russland 18. Jh.
• Französisch als Sprache der Oberschicht – es entstehen aber
immer mehr Texte auf Russisch. Und es sind nicht mehr
vornehmlich praktische Gebrauchsgenres, es ist nun Belletristik!
UNESCO-Liste des
Weltkulturerbe
Kischi (Кижи)
Insgesamt befinden sich heute ca. 60 historische
Holzbauten aus Karelien und Nordrussland auf
Kischi. Neben den Kapellen und Kirchen sind es
Badehäuser, Bauernhäuser, eine Schmiede,
Speicher, Wegkreuze und eine Windmühle.
Holzkirchen von Kischi Pogost auf der Insel Kischi im Onegasee
http://www.swr.de/schaetze-der-welt/kishi-pogost/filmtext-video/-/id=5355190/did=5980730/mpdid=5980726/nid=5355190/13fa7rl/index.html
https://showmetheworld.de/blog_details_russia_kischi
S.g. „Sommerkirche“
Christi-Verklärungskirche bekrönt von 22 Zwiebeltürmen und von
30.000 Schindeln aus Espenholz gedeckt, gilt als der kühnste erhaltene
Holzbau Russlands, bei dem kein Nagel verwandt wurde.
http://www.easyvoyage.de/russland/die-insel-kischi-6625
„Winterkirche“ Maria Schutz und Fürbitte in Kischi
Kurische Nehrung
Die Kurische Nehrung (Куршская
коса) ist eine schmale, aber fast
hundert Kilometer lange
Landzunge, die das Haff von der
Ostsee trennt.
Thema Quelle
Zwischen Peter I. und Katharina II. PP „Katharina II.“
(1725 – 1762): Katharina I., Anna
Ioannowna, Jelisaweta Petrowna,
Peter III.
Kultur- und Sprachsituation in
Russland zwischen Peter I. und
Katharina II.: PP „Katharina II.“
- A. KANTEMIR Russländisches Imperium (1700-1917)
- W. TREDIAKOVSKIJ
- M. LOMONOSSOV
Katharina II., Katharinische
Reformen.
Kultur- und Sprachsituation in
Russland 18. Jh.:
- N. KARAMZIN
- A. PUŠKIN
Zwischen Katharina II. und
Nikolaus II. (1796 – 1917):
- Alexander I.
- Nikolaus I.
- Alexander II., die Konzeption
eines gesamtrussischen Volkes.
- Alexander III., die
Russifizierung
- Nikolaus II., Panslawismus
UNESCO-Welterbe in Ostslavia: PP „Katharina II.“
Russland
als Rechtsnachfolger der Sowjetunion
UNESCO-Liste des Weltkulturerbe:
Altstadt von Lwiw
Bis ins 20. Jh. gab es neben einer polnischen und
ukrainischen Bevölkerungsmehrheit einen großen
Anteil an jüdischer (1857 – 41%) und daneben
verschiedener Minderheiten, deutscher, armenischer,
russischer Bevölkerung.
1. Polnisches Lwów (1349-1569 und 1918–1939)
2. In der Adelsrepublik Polen-Litauen (1569-1772)
3. Österreichisches Lemberg (1772-1918)
4. Sowjetisch-ukrainisches Lwow (1945-1991)
5. Ukrainisches Lwow (1991-)
Altstadt von Lwiw
• Die Altstadt ist von Renaissance, Barock, Klassizismus und
Jugendstil geprägt.
• http://www.eu-
asien.de/assets/images/Goldener_Ring/Tolgsk
iy_Mariae_Opfer_Kloster_Jaroslawl-
marked.jpg
Christi-Verklärungs-Kloster
Спасо-Преображенский монастырь
Das Kloster wurde im 12. Jahrhundert gegründet.
UNESCO-Welterbe in Ostslawia
UNESCO-Welterbe (Ukraine):
Holzkirchen in den Nordkarpaten (griechisch-orthodox, unierte Kirche,
ost-katholisch), Fertigstellung 16. – 19. Jh..
Andrij Kutnyi
„Sakrale Holzarchitektur
in den Karpaten“.
Callwey Verlag, 2009.
UNESCO-Welterbe (Ukraine): Holzkirchen in den Nordkarpaten
St. Georgskirche (griechisch-orthodox)
Kirche zur Entsendung des Heiligen Geistes
(Pfingstkirche) (griechisch-orthodox)
Potelych, Lviv Oblast, Ukraine
Kirche zur
Entsendung des Heiligen Geistes
Rohatyn (Рогатин),
Iwano-Frankiwsk, Ukraine
„Rohatyn panoramic“ von Rohatyn 006.JPG: GryffindorRohatyn 007.JPG: Gryffindorderivative work: PawełMM (talk) - Rohatyn
006.JPGRohatyn 007.JPG. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons -
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rohatyn_panoramic.jpg#mediaviewer/File:Rohatyn_panoramic.jpg
Kirche zur Geburt der Jungfrau Maria
Nyschnij Werbisch,
Iwano-Frankiwsk,
Ukraine
„Церква Різдва Пресвятої Богородиці (Нижній Вербіж) -1“ von Тарас Возняк - Eigenes Werk. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia
Commons -
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:%D0%A6%D0%B5%D1%80%D0%BA%D0%B2%D0%B0_%D0%A0%D1%96%D0%B7%D0%B4%D0%B2%
D0%B0_%D0%9F%D1%80%D0%B5%D1%81%D0%B2%D1%8F%D1%82%D0%BE%D1%97_%D0%91%D0%BE%D0%B3%D0%BE%D1%80%D0%BE
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%D1%80%D0%B5%D1%81%D0%B2%D1%8F%D1%82%D0%BE%D1%97_%D0%91%D0%BE%D0%B3%D0%BE%D1%80%D0%BE%D0%B4%D0%B8
Kirche der Auferstehung des Herrn,
Jassinja (Ясіня), Transkarpatien, Ukraine
„Jasinia ts“ von Роман Маленков - Ясіня. Серце Гуцульщини — Україна Інкогніта. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons -
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jasinia_ts.jpg#mediaviewer/File:Jasinia_ts.jpg
Kirche des Erzengel Michael
Uschok, Transkarpatien, Ukraine
„WoodenChurchUzhok“ von Varga Attila - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons -
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:WoodenChurchUzhok.JPG#mediaviewer/File:WoodenChurchUzhok.JPG
Kirche zur Entsendung des Heiligen Geistes
(Pfingstkirche) (Святої Трійці)
Schowkwa (Жовква) Ukraine
Themenliste und Quellen
(Fett markierte Quellen sind obligatorisch!)
Ostslawen im XX Jh.
Thema Quelle
Wichtigste Ereignisse für die Ostslawen des PP „Ostslawen im XX Jh.“
XX. Jhs.:
Ostslawen und Erster Weltkrieg:
Ukrainische Volksrepublik,
Belarussische Volksrepublik.
Februar- und Oktoberrevolution 1917.
Russische Rechtschreibreform von 1918.
Polnisch-Sowjetischer Krieg (1919-
1921).
Korenisazija.
Kollektivierung.
Holodomor.
17. September 1939.
Ostslawen unter deutscher Besatzung
(1941-1944): Reichskommissariat
Ostland, Reichskommissariat Ukraine.
Sprachpolitik der Besatzungsmächte in
der Ukraine und Belarus.
Bevölkerungsaustausch (Abkommen
1944).
Nachkriegzeiten in Ostslawia.
Rolle der Ostslawen im Zerfall der
UdSSR.
UNESCO-Welterbe in Ostslavia: PP „Ostslawen im XX Jh.“
- Altstadt von Lwiw
- Altstadt von Jaroslawl http://whc.unesco.org/en/list/&order=country#alphaR
1991-2019
GUS, RBU, Zollunion.
Eurasische Union (?)
• GUS (1991): Russland, Ukraine und
Weißrussland + 8 weitere Sowjetrepubliken (= 11).
• Russisch-Belarussische Union - Staatenbund zwischen
Russland und Weißrussland (Verteidigungsgemeinschaft +
Wirtschaftsgemeinschaft).
• 2014 (in Folge der Krimkrise) Rückzug der Ukraine
aus der Organisation (GUS).
• In den letzten Jahren hat die GUS an Bedeutung
verloren.
• Zollunion (2014): rus., bel., kas… Aus der Zollunion
soll langfristig eine „Eurasische Union“ werden.
GUS (СНГ) 2019
1. Азербайджан
2. Армения
3. Беларусь
4. Грузия
5. Казахстан
6. Кыргызстан
7. Молдова
8. Россия
9. Таджикистан (beigeordnetes Mitglied)
10. Узбекистан
11. Украина
Assoziierungsabkommen Ukraine-EU
vs. Annäherung an Russland
• Anfang 2010 wurde Wiktor Janukowytsch zum neuen
Staatsoberhaupt gewählt. Er hat weitere Annäherung der
Ukraine an die EU bezweckt.
Die EU/USA sollten nicht zulassen, dass die Russland sollte nicht zulassen, dass die
Ukraine unter den Einfluss Russlands falle. Ukraine unter den Einfluss EU/USA falle.
Sanktionen Gegensanktionen
Wirtschaftskrise
Ziele?
Divide et impera?
• Phantomreich Noworossija ("Neurussland"):
Republiken von Donezk und Luhansk in der
Ukraine. Die Ostukraine als Protektorat
Russlands.
• Transnistrien in Moldawien; Abchasien und
Südossetien in Georgien dienen als Vorbild:
„Eingefrorener Konflikt“
http://marieluisebeck.de/artikel/17-09-2009/eu-schweigt-zur-schleichenden-annexion-abchasiens-und-s-dossetiens
Hybride Kriegsführung: bestehende
Ordnung schnell destabilisieren
Unkonventioneller Angriff:
• von Russland unterstützte Miliz, *reguläre
russische Truppen, Freiwilligenmiliz, Lieferungen
von schweren Waffen.
• *Offiziell waren ja nie reguläre russische Soldaten
in der Ostukraine, sondern nur Freiwillige, Militärs
auf Urlaub oder solche, die sich verlaufen hatten...
• „Grüne Männchen“ (зеленые человечки).
Propaganda
• Propaganda ist der Versuch, durch manipulative
Methoden die Öffentlichkeit zu beeinflussen.
• Propaganda in Russland heute: Hass-Propaganda +
Bruder-Propaganda "Russland hat den erstaunlichsten
Blitzkrieg des Informationskriegs geführt, den es in der
Geschichte des Informationskriegs gegeben hat“
(Nato-Kommandeur Breedlove)
• Hass-Propaganda ist eine Verstärkung, sie zielt darauf
ab, gegen Menschen anderer Kultur, Religion, Herkunft,
… gegen andere Länder oder gegen eine andere
Volksgruppe Gefühle der Wut, des Zorns und des
Hasses zu erzeugen.
• Bruder-Propaganda: „wir sind ein Volk“-Propaganda
Hass-Propaganda
• übertreiben, dramatisieren
• starke Gefühle hervorrufen (Furcht, Wut,
Abscheu).
• Anführen falscher oder unbelegter Behauptungen
• andere Quellen oder Gewährspersonen zur
Bestätigung der eigenen Sicht heranziehen
Hass-Propaganda: vereinfachen (etwa in Form
von Schwarz-Weiß-, also Gut-Böse- oder
Täter-Opfer-Zeichnung eines Konflikts)
• sich selbst als im
Alleinbesitz der
Wahrheit, des Wissens
um die Lösung des
Problems und als
unbestechlichen
Vorstreiter für die
„gerechte“ Sache
präsentieren
• starke Gefühle
hervorrufen (Furcht,
Wut, Abscheu oder
Sympathie, Mitgefühl,
Mitleid erzeugen)
Бандеровцы, укропы, хохлы, москали,
кацапы, колорады, ватники
• Бандеровцы Stepan Bandera („der Nationalist, der
gegen Russen/Soviets und Nazis kämpfte“ - Spiegel).
• Укроп ‚Dill‘ (укроп/украинец)
• Хохол ‚Haarschopf‘. Chochol ist die
traditionelle Haartracht der ukrainischen Kosaken.
Abfällige Bezeichnung für Ukrainer seit dem 18 Jh.
• Москаль Abfällige Bezeichnung für Russen
seit dem 17 Jh. = Кацап ...
• http://korrespondent.net/ukraine/politics/3374179-kolorady-vs-ukropy-kakye-slova-podaryly-ukrayne-maidan-y-voina
“Kartoffelkäfer-Band“für
die Ukrainer - Symbol
das der russischen
Aggression
Putins Rating
und russische
Wirtschaftskrise:
Geheimnisvolle russische Seele (?)
Dostoevskij brachte wie kein anderer dem
westlichen Leser die „russische Seele“ näher.
Dabei sei der wesentlichste Punkt, dass die
Protagonisten bei Dostoevskij oft unlogisch,
scheinbar dem Verstand nicht gehorchend,
handeln.
Putin
+86%
Wirtschaft
-30%
Geopolitische Konzeption «Русский мир"
("Russische Welt")
• RW ist ein Konglomerat verschiedener Strömungen des
antiwestlichen, antiliberalen und neoimperialen
russischen Nationalismus
Panslawismus
Dreieiniges russisches Volk
Panrussismus
Russische Welt
Südslawische Union
Jugoslawien
Westslawische Union
Tschechoslowakei
Ukraine
• April 2014: 55,3 % der Zentralukrainer halten
Ukrainer und Russen immer noch für
"Brudervölker", 66 % der Zentralukrainer aber
sprechen sich für den Beitritt zur EU aus (gegen
einen Beitritt: 17,9 %). Die Umfrage durchgeführt vom „Rasumkow-Zentrum“
• In der Ukraine stehen oft sprachliche Präferenzen
einerseits und politische Orientierungen
andererseits nicht in einem eindeutigen Verhältnis:
„ich spreche russisch, aber ich identifiziere mich
stark mit nationalukrainischen Traditionen“
(unscharfe, undeutliche Identität).
Themenliste und Quellen
(Fett markierte Quellen sind obligatorisch!)
Ostslawen in den Jahren zwischen 1991-2019.
Thema Quelle
GUS, Russisch-Belarussische Union, Zollunion. PP 1991-2017.
Eurasische Union*.
Euromaidan. Krieg in der Ukraine. Minsker
Friedensabkommen.
Russische Mentalität der Gegenwart.
Geopolitische Konzeption «Русский мир"
("Russische Welt"). Panrussismus.
Ukraine
Die Ursprünge der
ukrainischen
Nationalfarben liegen
im mittelalterlichen
Fürstentum Galizien-
Wolhynien. • Staatsflagge des Ukrainischen
Staates, 1918
http://www.bramaby.com/ls/blog/an
alytics/1111.html
Ukrainische Nationalhymne
Der ukrainische Dichter Pawlo Tschubynsky schrieb 1862 das
Gedicht „Noch ist die Ukraine nicht gestorben“ (Ще не вмерла
Україна).
Я трошки опоздаю.
Rus. опаздывать – ukr. cпізнятися
Südöstlicher
Basisdialekt
http://de.wikipedia.org/wiki/Ukrainer
Ostslawische Mikrosprachen:
Russinische Sprache (русиньскый язык / руска бешеда)
Russinen sind ein ostslawisches Volk,
das überwiegend in der
Karpatenukraine, in Slowakei und
Polen lebt.
Kleinrussische Identität
(kleinrussisch-gesamtrussische Identität)
vs.
Ukrainische Identität (Ukrainertum)
Kleinrussische Identität
• Große Rus‘ (Republik Nowgorod und Fürstentums
Wladimir-Susdal) - kleine Rus (byz. Μικρὰ Ῥωσία
nördlicher Teil der heutigen Ukraine).
• Kleinrussland (Малороссия) - im Russischen
Kaiserreich als Bezeichnung der ukrainischen
Gebiete, Kleinrussen (малороссы) - Einwohner
der heutigen Ukraine.
• Die Abschaffung des Begriffs Kleinrussland geht
auf die Bolschewiki zurück (s. Korenisacija).
Kleinrussische Identität:
1. Bestandteil des dreieinigen russischen Volkes.
2 3
Kosaken
• Bis zum 18. Jh. waren sowohl russische als auch
ukrainische Kosaken vom Zarenreich teilweise
unabhängig.
• 1775 wurde das freie Kosakentum endgültig
aufgehoben.
• Die Kosaken wurden als freie Kavallerieverbände
in die russische Armee integriert.
Slavophilentum und Panslavismus
gegen Ukrainertum
• Slavophilentum und Panslavismus tendieren dazu,
einzelne, individuelle slavische Nationen unsichtbar
zu machen, indem sie die übernationale, die
slavische Einheit propagieren.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurden Schulen und Druckwerke in
ukrainischer Sprache („kleinrussischer Dialekt“) verboten. Der
Schwerpunkt der Nationalbewegung verschob sich auf das
österreichische Galizien, wo die Ukrainer (Ruthenen) als Nationalität
anerkannt wurden.
Galizien (Галичина)
Westgalizien
(Südpolen)
und
Ostgalizien
(Westukraine)
35 % der Bürger
39 % der Bevölkerung: tägliche geben an,
Kommunikation in Ukrainisch; 36 % nutzen
Russisch sei ihre
primär die russische Sprache im Alltag.
Muttersprache.
Linguistische Identität
• Russisch zu sprechen bedeutet keine Illoyalität
gegenüber der Ukraine!
1 Einleitung
Beschäftigt man sich mit der Identität eines fremden Volkes, so begibt man sich auf
gefährliches Terrain. Vor allem dann, wenn man sie – wie in der vorliegenden Arbeit
versucht – kritisch beleuchtet. Hier wird die Identität in der ukrainischen Frage im
Mittelpunkt stehen. Zuerst sollen die Grundpfeiler der ukrainischen Kultur und ihrer
Ethnogenese gefunden, zusammengefasst und dargestellt werden. Was macht die nationale
Identität der Ukraine aus? Wie wird damit verfahren? Und vor allem: Ist es in einer solchen
dichotomen Nation, die sie in vielerlei Hinsicht ist, uberhaupt möglich einen gemeinsamen
Nenner zu finden, ohne gewisse Gruppen von Menschen auszuschließen?
Die Ukraine ist ein Land, welches in den letzten Jahren ständig in den westlichen Medien
präsent ist. Aber das war nicht immer so. Vor der Orangen Revolution 2004 war dieses
Land dem Westen nahezu unbekannt. Häufig wurde die Frage gestellt: Ukraine? Ist das
nicht ein Teil Russlands?“. Wie kann es sein, dass das größte rein auf europäischem Gebiet
liegende Land, mit fast 50 Millionen Einwohnern, im europäischen Bewusstsein so gut wie
gar nicht vorhanden war?
Wie es scheint, hat sich die Ukraine aus dem Schatten der Sowjetunion und der Diktatur
Russlands erhoben. Seit Jahren bemüht sich die ukrainische Intelligenz ihrer Bevölkerung
ein neues Selbstverständnis zu vermitteln. Dieses Selbstverständnis stellt einen wichtigen
Schritt für die Emanzipation vom "großen Bruder“ Russland dar.
Diese Arbeit soll die wichtigsten Säulen der ukrainischen kulturellen Identität beschreiben,
aber auch deren Schattenseiten kritisch beleuchten. Ist die Ukraine ein neuzeitliches
Konstrukt, ein Experiment? Man wird sehen, dass diese junge Nation ganz und gar nicht
jene Einheit ist, als die sie oft dargestellt wird.
Hälfte, dass die ukrainische Sprache ein Attribut ukrainischer Eigenheit sei und dass ihr
Prestige gesteigert werden müsse. Nur 43% der russophonen Kiever sind für die Erhebung
des Russischen in den Status einer zweiten Amtssprache (Kuzio 2000).
ca. 1350. Danach bildeten sich das Altukrainische, Altrussische und Altbelarusische
allmählich heraus. Wie man sieht, sind drei dieser vier Interpretationen ideologisch
gefärbt. Geht man von der letztgenannten aus, die die aktuelle Lehrmeinung bildet,
kann zum Zeitpunkt des Bestandes der Kiever Rus' nicht die Rede sein von Russen,
Ukrainern und Weißrussen. Am ehesten würde hier die sowjetische Interpretation
eines gemeinsamen Brudervolkes zutreffen. Gewiss gab es aber auch regionale
Unterschiede, die die Grundlage für die Aufspaltung in die heutigen ostslawischen
Völker bildete. Die Ukrainer sehen die Zeit der Kiever Rus' als das "Goldene
Zeitalter" ihres Volkes.
bis schließlich Katharina II. das Hetmanat auflöste. Politische Bedeutung erhält das
Hetmanat erst wieder in der Ukrainischen Volksrepublik 1918.
Die moderne Ukraine hat das Bild des Kosaken zum Nationalsymbol erhoben. Die
ukrainische Geschichtsschreibung verschweigt dabei gerne, dass das Kosakentum, obwohl
nicht so stark ausgeprägt, nicht nur ein ukrainisches Phänomen darstellt.
Chmel'nyc'kyj wurde zum Symbol des Aufstandes gegen die polnische Herrschaft (mit dem
bitteren Beigeschmack, dass er sich mit Russland verbündet hatte). Mazepa wurde in der
Sowjetunion als Verräter verdammt, während er heute in der Ukraine als Held gefeiert wird.
Auf den Banknoten der ukrainischen Währung, dem Hryvnja, haben die Ukrainer ihnen ein
Denkmal gesetzt: Chmel'nyc'kyj ist auf dem 5-Hryvnja-Schein abgebildet, Mazepa auf dem
10-Hryvnja-Schein.
Spannung zwischen herrschenden Polen und beherrschten Ruthenen steigert sich von einem
gesellschaftlichen zu einem nationalen Konflikt. Dazu kommt noch eine Bedrohung von
Außen durch die Nähe zu Krimer Khanat, dessen Reiterscharen die Gebiete Rutheniens
ständig plündern und verwüsten.
Durch die erste polnische Teilung 1772 fällt Ostgalizien an Österreich, durch die
dritte polnische Teilung 1795 auch Westgalizien. Galizien wird zu einem Kronland der
Donaumonarchie. Durch den liberalen Kurs der Habsburger gegenüber seinen beherrschten
Völkern, war es den Ruthenen erlaubt, ihre Sprache zu lehren und öffentlich zu verwenden.
Man spricht hier oft von einem "ukrainischen Piemont" (Cybenko 1998).
Am Ende des Ersten Weltkrieges wird in L'viv die Westukrainische Volksrepublik
ausgerufen, welche aber nur ein Jahr Bestand hatte. Dieses Gebiet fiel an die Ukrainische
SSR.
Von 1941 bis 1944 war die Region unter dem Namen Distrikt Galizien Teil des Deutschen
Reiches. Die Galizier erhofften sich durch die Nationalsozialisten die Befreiung aus dem
sowjetischen Joch. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Galizien wieder in die Sowjetunion
eingegliedert.
Nach diesem kurzen Geschichtsüberblick Galiziens sieht man, dass diese Region ständig
zwischen verschiedenen Herrschern herumgereicht worden ist. Durch den Einfluss so vieler
verschiedener Kulturen litt gewiss auch die Identität Galiziens.
Es gibt sie aber, diese galizische Identität. Sie ist innerhalb der Ukraine sogar die am
stärksten ausgeprägte regionale Identität. Durch die gemeinsame Geschichte herrscht auch
heute noch eine starke Völkerverständigung zwischen Ost- und Westgalizien, und daher
auch zwischen Polen und der Ukraine. In beiden Teilen Galiziens hat sich zudem auch eine
starke Österreich-Nostalgie mit Wiener Kaffeehäusern und Fiakern entfaltet.
Die moderne Identität der Ukraine ist eine westukrainische. Das inoffizielle Zentrum der
Ukraine ist L'viv. Dort spricht man ukrainisch, von dort kommt die ukrainische Intelligenz,
die politischen Ideologen. Durch die Geschichte Galiziens, welches die kürzeste Zeit
unter russischer Herrschaft gestanden hat, fühlen die Galizier sich dem Westen und seiner
Tradition zugehörig. Und genau dieses Selbstverständnis wird auch von dort für die gesamte
Ukraine propagiert.
ist (Lüdemann 2001: 56-57). Eine andere häufig vertretene These der Herkunft der
Bezeichnung Ukraina ist, dass das Land am geographischen Rand Russlands liegt.
Die Bezeichnung "Ukraine" war aber nicht immer die typische für diese Region. Viel
häufiger wurde sie Malorossija (Kleinrussland, von Russland so bezeichnet) oder Rus'
(Ruthenien, v.a. unter den Habsburgern) genannt. Die Bezeichnung Ukraine hat sich erst
Mitte des 19. Jahrhunderts unter der ukrainischen Bevölkerung durchgesetzt.
Die Ukrainer selbst akzeptieren die russische Sicht der Etymologie des Wortes Ukraine
nicht. In erster Linie auch deshalb nicht, weil sie nicht der Rand Russlands sein wollen.
Somit untergraben die Ukrainer von Neuem die Autorität Russlands. Das ukrainische Wort
krajina heißt schlicht "Land". "u krajini" hieße somit "am Land".
Eine andere mögliche Herkunftstheorie ist die Herleitung vom ukrainischen Wort
"krajaty" (ausschneiden). Die Kosaken, die die lebensfeindlichen Gebiete am Rande der
ukrainischen Steppe besiedelten, wurden auch als ukrainniki bezeichnet.
Eines der wichtigsten Indentifikationsmerkmale einer nationalen Kultur ist ihre Sprache.
In kaum einem Land auf dieser Welt wird dies so deutlich wie in der Ukraine. Maßgeblich
wird dort von der derzeitigen Intelligenz Identität "gemacht". Und eben jene Intelligenz
spricht hauptsächlich ukrainisch.
Dies ist aber eine relativ junge Entwicklung. Während Ukrainer unter russischer und
sowjetischer Herrschaft nur Karriere machen konnten, wenn sie Russisch beherrschten,
hat sich die Lage im Laufe der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 geändert. Zu Zeiten
der Sowjetunion galt Ukrainisch als Bauernsprache, welche auch nicht unbedingt geduldet
wurde. Dennoch konnte sie trotz starker Russifizierung erhalten werden. Nach dem Zerfall
der Sowjetunion kam es zu einer sprachlichen und kulturellen Wiedergeburt der Ukrainer.
Ukrainisch ist heute alleinige Amtssprache, mit Ausnahme der autonomen Republik Krim.
Dass diese Entwicklung vielen russischsprachigen Ukrainern ein Dorn im Auge ist, ist
verständlich.
Dennoch muss man streng zwischen sprachlicher und ethnischer Identität der Ukrainer
unterscheiden. Die Mehrheit der russischsprachigen Bevölkerung sieht sich als
Nationalukrainer, ohne jedoch vorwiegend die Nationalsprache zu verwenden.
Die Ukraine muss ihre Sprache fördern, um glaubwürdig zu bleiben. Die ukrainische
Sprache wird zwar offiziell gefördert, aber nicht finanziert, die Förderungen werden oft
durch Russischverbote ersetzt.
Unbedingt zu beachten ist, dass die ukrainische Sprache keineswegs homogen ist. Dadurch,
dass die Ukraine lange Zeit zwischen verschiedenen Herrschaften aufgeteilt war, finden sich
in ihrer Sprache viele Polonismen, Russismen und -- nicht zuletzt und trotz der liberalen
Sprachpolitik der Donaumonarchie (oder gerade deshalb?) -- Germanismen.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts entstand die ukrainische Literatursprache, in der Gegend
von Kiev und Poltava. Grammatisch ist sie dem Russischen sehr nahe, lexikalisch steht
Built with Apache Forrest 7
http://forrest.apache.org/
Die Säulen der ukrainischen Identität
Russisch jedoch erst an vierter Stelle, nach Belarusisch, Polnisch und Slowakisch (Rjab#uk
2005: 21).
Durch die langjährige Abqualifizierung der ukrainischen Sprache kam es gerade im
Zentrum zu einem "psycholinguistischen Komplex" (Cybenko 2004), der sich im Suržyk
äußert. Suržyk bezeichnet die Verwendung des Ukrainischen mit russischer Lexik und
Betonung. Menschen, die Suržyk sprechen, sind sich dessen meist nicht bewusst, und wenn
doch, schämen sie sich es zu sprechen, können aber kein Hochukrainisch. Es gibt auch eine
große Menge an Vorurteilen gegenüber Suržyksprechenden. Sie gelten als ungebildet und
derb.
In Wirklichkeit ist die Situation in der Ukraine viel komplexer als die bloße Teilung des
Landes in zwei Sprachgruppen.
Bei näherer Betrachtung kann man die Ukrainer in drei verschiedene Typen unterteilen:
• Ukrainische Nationalisten, die vorwiegend ukrainisch sprechen
• Ukrainische Nationalisten, die vorwiegend russisch sprechen
• Russophile
Auch ist keine genaue geographische Grenze der sprachlichen Lager auszumachen.
Obwohl Užhorod im äußersten Westen der Ukraine liegt, sprechen die Menschen neben
dem Rus(s)inischen, einer Minderheitensprache in der Transkarpatenregion, vorwiegend
russisch, nicht ukrainisch.
Mykola Rjab#uk erklärt die Sprachsituation folgendermaßen:
Die Vorstellung von der Ukraine als einem im Osten überwiegend russischsprachigen
und im Westen ukrainischsprachigen Land ist zu grob, weil dabei weder die reale
Zweisprachigkeit nahezu sämtlicher Einwohner noch der assymmetrische Charakter
dieser Zweisprachigkeit berücksichtigt wird." (Rjab#uk 2005: 26)
In Kiev wird die sprachliche Schizophrenie, die in der Ukraine vorherrscht, am deutlichsten
vor Augen geführt: Man hat den Eindruck fast jeder spreche hier russisch, aber Schilder,
Wegweiser, Geschäfte, etc. sind ukrainische beschriftet. Speisekarten sind ukrainisch, wenn
zweisprachig, dann ukrainisch und englisch, ganz selten ukrainisch und russisch.
L'viv erscheint nach Kiev wie eine andere Welt. Man kann hier das k.u.k.-Flair förmlich
spüren. Hier sind nur wenige Menschen bereit russisch zu sprechen. Spricht man jemanden
auf Russisch an, kann es leicht sein, dass das Gegenüber zu Englisch ausweicht. Im
Vergleich zum Osten könnte man sich hier problemlos mit Englisch durchschlagen, viele
sprechen auch Deutsch.
Während in Kiev die Tatsache Ukrainer zu sein zusammenführt, steht in L'viv vor allem
die Sprache im Vordergrund. Die L'viver sehen sich als die "wahren" Ukrainer. Die
Menschen hier sind nicht nur pro-ukrainisch sondern zu einem großen Teil auch anti-
russisch eingestellt. Sie bezeichnen die Russen mit dem negativ konnotierten Wort moskal',
was so viel wie "Moskoviter" bedeutet, bezeichnen.
In Kiev hat sich längst Russisch als Kommunikationssprache durchgesetzt, die Sprache
scheint dort eher sekundär zu sein.In L'viv hingegen will man ein "reines" Ukrainisch
erhalten. Ukrainer, die sich in Kiev entscheiden, ukrainisch zu sprechen, zeigen damit
deutlich ihre politische Motivierung:
Pro Juš#enko/Timošenko, pro Orange Revolution, pro Westen. Die Intelligenz der Ukraine
spricht ukrainisch.
Darin liegt auch eine gewisse Diskriminierung der russischsprachigen Bevölkerung.
Den russischsprachigen Ukrainern werden von den ukrainischsprachigen Ideologien und
Charakterzüge zugeschrieben, die in den meisten Fällen nie zutreffen.
Nach 70 Jahren Sowjetherrschaft, in der die ukrainische Kultur trotz verfassungsmäßig
garantierter Gleichheit der Nationalstaaten unterdrückt worden war, wurde eine neue
Identität der Ukrainer aufgebaut, basierend vorwiegend auf Sprache und Literatur.
Die ukrainische Sprache wurde lange Zeit als Abart des Russischen belächelt. Doch ist es
eine eigene Sprache, die zum Zweig der ostslawischen Sprachen gezählt wird. Sie steht in
ihrer Struktur dem Russischen und Balarusischen sehr nahe, allerdings unterscheidet sie
sich von diesen deutlich im Vokal- und Konsonantensystem. In der Lexik ist der polnische
Einfluss stark zu spüren.
des ukrainischen Volkes" (Cybenko 2004). Franko schrieb in der ruthenischen Mundart
der Westukraine, welche trotz vieler Polonismen und Germanismen viele eigentümliche
ruthenische Wörter aufweist. Gewisse Seiten der Dichter werden dabei gerne übersehen,
wie beispielsweise die russischsprachige Prosa Šev#enkos.
In der zeitgenössischen ukrainischen Literatur gibt es drei wichtige Pole: Der L'viver
Jurij Andruchovy#, der Donec'ker Serhij Žadan und, nicht zuletzt, der Kiever Andrej
Kurkov. Andruchovy# gilt als Habsburger-Nostalgiker (so ist auch die Hauptfigur
seines berühmtesten Romans Die zwölf Ringe ein Österreicher auf der Suche nach
seinen galizischen Wurzeln) und vertritt die Westukraine, Žadan schreibt über die
internationalisierten Städte des Donbass und vertritt die Ostukraine, Kurkov schreibt
Kriminalromane und vertritt die russischsprachige Linie der ukrainischen Literatur.
Die berühmteste Vertreterin der ukrainischen feministischen Literatur ist Oksana
Sabuško. Sie bezeichnete die russischsprachige Literatur vor allem Kurkovs als
"Übergangsphänomen" (Schmid 2001). Diese vier Autoren (u.a.) versuchen der Ukraine
und ihrer Bevölkerung ein neues Selbstverständnis zu vermitteln. Sie sind zwar alle stolze
Ukrainer, schreiben jedoch durchaus auch ukrainekritisch.
Im nationalistisch mythologisierten Charakter Taras Šev#enkos haben die zeitgenössischen
ukrainischen Literaten ein geeignetes Symbol zur Regierungskritik gefunden. Schreibt
man über oder gar gegen dieses Symbol, schreibt man über die Regierung, kritisiert das
Nationalbewusstsein der Ukrainer. Man vergleiche hierzu die Werke Daniil Charms über
Puškin, der dadurch in ähnlicher Weise das Sowjetregime angriff. In Kurkovs Roman
Petrovi# liegt die Pointe darin, dass der Hauptprotagonist ohne Šev#enko zum Ukrainer
wird. Indem Žadan sich als Šev#enko-Fan äußert, befreit er diesen aus der politischen
Instrumentalisierung.
Am radikalsten ging hier Oksana Sabuško gegen die Ikone vor: In ihrer Arbeit Der
Ukrainemythos bei Šev#enko (1997) dekonstruiert sie seinen Mythos. Sie sieht Šev#enko
als "ukrainische Tendenz zur Selbstviktimisierung" (Schmid 2001). Das ablehnende Echo
auf ihr Werk bestätigte ihr, dass die Ukrainer noch lange nicht reif sind ihre Ikonen auch
kritisch zu beleuchten.
10 Staatsbildungsversuche
Gegen Ende des Ersten Weltkrieges gab es auf beiden ukrainischen Seiten mehrere
Versuche, einen eigenständigen ukrainischen Staat zu bilden.
In der Ostukraine, welche bis zum Sturz der Romanovs Teil des russischen Zarenreich
gewesen war, versammelte sich Beginn 1917 die Central'na Rada unter dem Vorsitz von
13 Ukrainisierungpolitik
Von den westgerichteten Parteien der Ukraine geht ein Prozess aus, der allgemein als
Ukrajinizacija (Ukrainisierung) bekannt ist, d. h. es werden die ukrainische Sprache
und andere Elemente ukrainischer Kultur gefördert. Dieser Prozess ist jedoch kein neuer
Schritt der ukrainischen Politik. Bereits im Hetmanat des 16. Jahrhunderts gab es gewisse
Ukrainisierungstendenzen. Ebenso, nur viel stärker ausgeprägt, in den beiden ukrainischen
Staatsgebilden Ende der Zehnerjahre des 20. Jahrhunderts.
Das Ukrainische hat sich auf jeden Fall zu einer elitären Sprache entwickelt, was man vor
allem in L'viv merkt. Spricht man dort russisch, deklariert man sich als Außenseiter.
Kulturologen meinen, dass die Ukrainisierungspolitik einen wichtigen Schritt der
Emanzipation der Ukraine von Russland darstellt.
Dennoch ist die russische Sprache lebendig, dominiert viele Bereiche der Ukraine. Ernst
Lüdemann beschreibt in seinem Buch Ukraine die Sprachsituation in Kiev folgendermaßen:
Ein einziger Tag in Kiev genügt, um sich von der Lebendigkeit der russischen Sprache
und Kultur zu überzeugen. In der Öffentlichkeit hört man noch mehr Russisch als
Ukrainisch, in der U-Bahn preisen Verkäufer von Kugelschreibern ihre Ware auf Russisch
an" (Lüdemann 2001: 174).
Wie hier offensichtlich wird, ist es dringend vonnöten, dass die Ukrainer ihre
Sprachsituation und Sprachpolitik überdenken und neu definieren, auf ein Miteinander ihrer
beiden Sprachen hinarbeiten. Durch die bewusste Verdrängung der russischen Sprache aus
dem Alltag wird ein großer Bonus verschenkt: der der Zweisprachigkeit und v.a. auch der
einer "lingua franca" des Ostens.
Nichtdestotrotz wird die Ukrainisierung dadurch gebremst, weil das Land, um politisch
bestehen zu können, sowohl dem Westen als auch Russland "gefallen" muss.
15 Zusammenfassung
Nach der Darstellung dessen, was die Grundlagen der ukrainischen Identität bildete, und
dessen, was seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 daraus entstanden ist (oder besser
gesagt, was daraus gemacht wurde), wird offensichtlich, dass sich diese moderne Nation
fast ausschließlich durch ihre Position zu oder gegen Russland definiert. Russland wird in
allen Bereichen, in denen diese Darstellung möglich ist, dikreditiert und marginalisiert.
Mykola Rjab#uk erklärt in einem Satz, worum es der Ukraine heute geht und worum es ihr
auch oft in ihrer Geschichte ging:
Es ging darum, grundsätzliche Differenzen herauszuarbeiten, die nicht einfach
Unterschiede, sondern das totale Anderssein von Ukrainern und Russen begründen sollen
[...]" (Rjabchuk 2005: 38). Ein Ukrainer ist kein Russe, möchte auf keinen Fall mit einem
verwechselt werden. Der kollektive Schaden, den das russische Reich und die Sowjetunion
(die mit Russland assoziiert wird) in den Ukrainern angerichtet hat, sitzt tief -- tiefer als
beispielsweise der polnische.
Trotz allem gibt es aber (noch) keine gesamtukrainische Identität. Es wird zwar fleißig
an ihr gebastelt, doch durch die großen kulturellen, geschichtlichen, sprachlichen und
religiösen Unterschiede (welche sich duraus nicht auf eine bloße Einteilung in West und
Ost beschränken lassen) erweist sich diese Aufgabe als schwieriger als vermutet. Diese
Unterschiede so hinzunehmen, wie sie sind, erscheint vielen undenkbar, schwebt doch
ständig die Angst vor einer (eher unwahrscheinlichen) Teilung des Landes über ihnen.
• Le Monde (2008): "L'Ukra\"ine, " pays europeen " ? Pas evident, par Michel Prazan",
in: Le Monde, 15.09.2008.
• Lichtblau, Thorsten (2001): Die orthodoxe Kirche und die Nationsbildung in der
Ukraine.
http://www.uni-protokolle.de/Nachrichten/id/78871 (29.09.2008).
• Lüdemann, Ernst (2001): Ukraine. München: C.H. Beck.
• Mark, Rudolf A. (1994): Galizien unter österreichischer Herrschaft. Verwaltung -
Kirche - Bevölkerung. Marburg.
• Markarska, Renata et al (Hrsg.) (2004): Die Ukraine, Polen und Europa. Europäische
Identität an der neuen EU-Ostgrenze. Osnabrück: fibre.
• Rjab#uk, Mykola (2005): Die reale und die imaginierte Ukraine. Essay. Frankfurt/
Main: Suhrkamp.
• Schmid, Ulrich M. (2001): "Auf der Suche nach einer eigenen Identität", in: Neue
Zürcher Zeitung, 26.05.2001.
• Simon, Gerhard (2007): "Ukrainisch - Russisch. Sprachen, Sprachgebrauch,
Sprachenkonflikte in der Ukraine", in: Ukraine-Analysen 19/07.
• Ukraine-Analysen: http://www.laender-analysen.de/ukraine/archiv.html (26.09.2008).
Thema Quelle
Die wichtigsten ukrainischen PP Ukraine.
Nationalsymbole: Wappen, Flagge, Hymne. Zeittafel Ukraine.
Hauptmerkmale der ukrainischen Sprache Die Säulen der ukrainischen
Zwei Identitätsvarianten der Ukrainer Identität.
Religion in der Ukraine. Tomos. Das Ukrainische (von George Y.
Shevelov).
Zeittafel Ukraine
Entstehung und Entwicklung der Kyiwer Rus - Uralter Ukraine. Das mittelalterliche
9.-10. Jh. Reich vereinigt die Ostslawen von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und von der
Wolga bis zur Theiß.
988 Taufe der Kyiwer Rus unter Großfürst Wolodymyr
1036-1054 Blütezeit unter der Herrschaft vom Großfürst Jaroslaw dem Weisen
1237-1240 Eroberung der Kyiwer Rus durch die Mongolen
Das Fürstentum Galizien-Wolhynien. Blütezeit im 13. Jh. unter Fürst Danylo. Mitte des
12.-14. Jh.
14. Jhs. wird das Fürstentum zwischen Polen und Litauen aufgeteilt
Anfang des Gründung der Saporisher Sitsch - einer sozial-politischen und militär-demokratischen
16. Jhs. Formation der ukrainischen Kosaken
Polnisch-litauische Realunion von Lublin: Fast die ganze Ukraine kommt an das
1569
Königreich Polen
Kirchenunion von Brest: Spaltung der orthodoxen Kirche in Polen-Litauen und
1596
Entstehung der unierten Kirche
Befreiungskrieg unter Führung vom Hetman Bohdan Chmelnyzkyj. Am 8.01.1654 wird
1648-1654 in Perejaslaw ein ukrainisch-russischer Vertrag abgeschlossen. Die Gebiete östlich von
Dnipro-Fluß geraten nach und nach unter direktes Protektorat Rußlands
1772 Erste Teilung Polens: Galizien fällt an Österreich
1793 Zweite Teilung Polens: Die rechtsufrige Ukraine fällt an Rußland
Gründung der Zentralna Rada (parlamentarische Versammlung) in Kyjiw nach der
März 1917 - Februarrevolution, anschließend Verkündigung der Autonomie und später der
Januar 1918 unabhängigen Ukrainischen Volksrepublik. Im November 1918 wird die Westukrainische
Volksrepublik gegründet
Bürgerkrieg in der Ukraine, aus dem die Bolschewiki als Sieger hervorgehen.
Anschließend wird im Dezember 1922 die Sowjetunion gegründet. Die Ukraine wird
1918-1922
Bestandteil der UdSSR. Die Gebiete im Westen der Ukraine werden zwischen Polen,
Ungarn und Rumänien aufgeteilt
Hungersnot in der Sowjetukraine nach der Zwangskollektivierung des Stalinschen
1932-33
Regimes. Schätzungsweise 7 bis 8 Mio. Menschen kommen dabei ums Leben
1939 Eingliederung der Westukraine in die Sowjetunion nach dem Hitler-Stalin-Pakt
Im Zweiten Weltkrieg wird die Ukraine durch deutsche Truppen besetzt. Über 700 Städte
1941-44 werden zerstört; etwa 5 Mio. Ukrainer fallen dem Krieg zum Opfer, 3 Mio. werden zu
Zwangsarbeiten nach Deutschland verschleppt.
1954 Krim wird Bestandteil der Ukraine
16. Juli 1990 Das Parlament (Werchowna Rada) verkündet die Souveränität der Ukraine
24. August
Unabhängigkeitserklärung der Ukraine nach dem Putschversuch in Moskau
1991
1. Dezember Die Unabhängigkeit der Ukraine wird bei der Volksabstimmung bestätigt. Gleichzeitig
1991 wird der erste Präsident der Ukraine Leonid Krawtschuk gewählt
Juli 1994 Leonid Kutschma wird zweiter Präsident der Ukraine
28. Juni 1996 Das Parlament verabschiedet die neue Verfassung der Ukraine
November
Kutschma siegt bei den dritten Präsidentschaftswahlen in der Ukraine
1999
Frühling Krieg in der Ukraine zwischen von Russland unterstützten Milizen, regulären russischen
2014- und ukrainischen Truppen
https://www.kp.by/daily/26381.4/3259537/
BSSR (bis 1991) Republik Belarus‘
(1991-1995)
https://twitter.com/AlexKokcharov/status/1307269048120627204/photo/1
https://ussr-
cccp.moy.su/publ/geografija_sssr/respubliki_sssr/bssr_belorusskaja_sovetskaja_socialisticheskaja_respublika_30_12_1922_de_jure_str_1/321-
1-0-2119
Referendum 1995
Republik Belarus‘
Do you support the suggestion about the
(seit 1995)
introduction of the new State flag and State
Coat of Arms of the Republic of Belarus?
Choice Votes %
For 4,020,001 87.0
Against 602,144 13.0
Source: Nohlen & Stöver 2010
„Elections in Europe“
http://s13.ru/archives/143696
Amtssprachen – Belarussisch und Russisch
Referendum 1995
Do you agree with assigning the
Russian language the status equal
to that of the Belarusian language?
Choice Votes %
For 4,017,273 86.8
Against 613,516 13.2
Source: Nohlen & Stöver 2010
Choice Votes %
For 3,622,851 78.6
Against 988,839 21.4
Source: Nohlen & Stöver 2010
Belarus‘
Die Bevölkerungszahl beträgt laut Angaben vom
2019: 9 429 257 Menschen.
https://www.belstat.gov.by/ofitsialnaya-statistika/publications/izdania/public_bulletin/index_17853/
Аа Бб Вв Гг Дд Дж дж Дз дз Ее Её Жж Зз
а be ve he de dže dze jе jo že ze
Іі Йй Кк Лл Мм Нн Оо Пп Рр Сс Тт
i j (i кароткае, ka el em en о pe er es te
нескладовае)
Уу ў Фф Хх Цц Чч Шш Ыы Ьь Ээ Юю Яя
Апостроф ʼ
ъ и щ ри
Textbeispiel:
Аўстрыя — федэратыўная дзяржава, аб'ядноўвае дзевяць
самастойных земляў. Дзеючая канстытуцыя была прынята
ў 1920 годзе і ў другі раз уведзена ў 1945 годзе.
Aa Bb Cc Ćć Čč Dd Dz dz Dź dź Dž dž
Ee Ff Gg Hh Ch ch Ii Jj Kk Ll
Łł Mm Nn Ńń Oo Pp Rr Ss Śś
Šš Tt Uu Ŭŭ Vv Yy Zz Źź Žž
Die ersten Werke der modernen
belarussischen Literatur und die Łacinka
ersten belarussischen Zeitschriften
erschienen im 19. Jahrhundert in
lateinischer Schrift.
Łacinka blieb in West Belarus‘ (bis
zur Vereinigung mit der BSSR im
In den 20er und 30er Jahren des Jahr 1939) in Gebrauch, ebenso
20. Jh. wurde der Gebrauch der unter Emigranten.
Łacinka in der BSSR als
konterrevolutionär bezeichnet und
verboten.
Die im Großfürstentum angesiedelten Tataren verwendeten das Altbelarussische für ihre Texte,
schrieben jedoch mit arabischen Buchstaben. Diese Bücher, Kitab genannt, sind heutzutage ein
einzigartiges sprachliches und soziokulturelles Phänomen der damaligen Zeit.
Belarussischer Text in arabischer Schrift (Kitab)
l
https://tatar-ile.livejournal.com/22707.htm
Sprachsituation
Seit 2009 steht die
belarussische Sprache auf
der Liste der vom
Aussterben bedrohten
Sprachen der UNESCO.
• Hermann Bieder: Der Kampf um die Sprachen im 20. Jahrhundert, in: Handbuch der Geschichte Weißrusslands,
hg. von Dietrich Beyrau und Rainer Lindner, Göttingen 2001, S. 451-471.
Sprachwerbung
Sprachwerbung in Minsk
Belarus als «Übergangslandschaft»
Belarus ist eine typische, kulturell komplexe
Übergangslandschaft:
https://www.facebook.com/strana888/
Chronologie der belarussischen Revolution
9. August
In Belarus fanden Präsidentschaftswahlen statt, an denen fünf
Kandidaten teilnahmen.
• Am selben Abend kam es im Zentrum von Minsk zu
Zusammenstößen zwischen Demonstranten und
Bereitschaftspolizisten. Auch in anderen Regionen begannen
Kundgebungen. Die Sicherheitskräfte setzten aktiv Blendgranaten
und Pfeffergas ein.
Chronologie der belarussischen Revolution
August 10
• Belarussische Zentrale Wahlkommission gab die offiziellen
Ergebnisse der Wahl, nach denen Alexander Lukaschenko
gewann 80,08% der Stimmen, während Swetlana
Tihanowskaja - 10,09%.
• Lukaschenka sagte, dass die Demonstranten aus Polen,
Großbritannien und der Tschechischen Republik und
Russland koordiniert wurden.
• Am Abend protestierten Zehntausende Menschen im
Zentrum von Minsk, die Sicherheitskräfte trieben sie mit
speziellen Mitteln auseinander. Die Konfrontation dauerte
sieben Stunden lang. Ein Demonstrant wurde bei den
Zusammenstößen mit der Bereitschaftspolizei getötet.
Chronologie der belarussischen Revolution
11. August
• Sviatlana Tihanouskaja verließ Belarus und ging nach Vilnius. Die
litauischen Behörden gaben an, dass Tihanouskaya in ihrem
Heimatland sieben Stunden lang festgehalten worden sei.
• Die EU sagt, dass sie die Wahlen in Belarus weder für frei noch für fair
hält, und prüft die Möglichkeit, Sanktionen gegen die Verantwortlichen
für die Polizeigewalt zu verhängen.
• Die Proteste in Minsk verlagerten sich in Wohngebiete. Fast sofort
wurden verstärkte Polizeikräfte dorthin verlegt, die praktisch das
gesamte Arsenal an Spezialmitteln einsetzten, einschließlich
Blendgranaten und Gummigeschossen. An einigen Stellen versuchten
Demonstranten, Barrikaden zu errichten, aber auch diese Versuche
wurden von den Ordnungskräften schnell niedergeschlagen.
• Lukaschenka sagte, dass der Großteil der Demonstranten Menschen
mit Vorstrafen und Arbeitslose seien, die er aufforderte, eine
Beschäftigung zu finden.
Tötung eines Demonstranten (A. Trajkovskij)
https://lv.baltnews.com/mir_novosti/20200812/1024111049/Kto-raskachivaet-Minsk-
Nemetskiy-zhurnalist-slozhil-otvetstvennost-na-Zapad--no-v-chem.html
https://www.gazeta.ru/politics/photo/lukashenko_s_avtomatom_kak_proshel_15_den_protestov.shtml
Frauen und
ihre Rolle in
der
belarussischen
Revolution.
Politische Morde, politische Gefangene, Folter,
Depression
Zurzeit herrscht in Belarus die Willkür der Polizei- und
Justizbehörden. Die Menschen sind demoralisiert und finden
keinen Schutz bei irgendeiner offiziellen Instanz. Eine große
Auswanderung der besten und politisch aktiven Unterstützer der
Opposition hat begonnen: Schauspieler, Intellektuelle,
Programmierer, Studenten usw.
Gerichtliche und polizeiliche Bacchanalien in
Belarus 2021
• Eine Frau aus Minsk wurde zu 15 Tagen Gefängnis
verurteilt, weil sie in weißen und rot-weißen Socken
auftrat.
• Zwei Jahre Gefängnis für Schreiben auf dem
Bürgersteig.
• Iraida Misko, eine 75-jährige Einwohnerin von
Zhodzina, wurde wegen eines weiß-rot-weißen
Bonbons zu einer Geldstrafe von 175 EUR verurteilt.
Der Polizeihauptmann sagte, dass dies die Art und
Weise war, wie der Rentner protestierte.
• Die Polizei hielt die weiß-rot-weiße Jalousie am
Fenster des Dorfbewohners für einen einsamen
Streikposten. Das Gericht verurteilte ihn zu einer
Geldstrafe von 280 Euro https://www.dw.com/ru/absurdnye-prigovory-protestujushhim-belorusov-sazhajut-za-nadpisi-i-flagi/a-56335608
Der Ryanair-Vorfall und die Reaktion der
westlichen Welt darauf
• Um den Administrator eines oppositionellen Telegrammkanals,
der über das Territorium Belarus' von Griechenland nach
Litauen flog, festzuhalten, ordnete Lukaschenka die
gewaltsame Landung eines Ryanair-Zivilflugzeugs in Minsk an
(am 23 Mai 2021). Nach Folter und psychologischem Druck
auf den Oppositionsaktivisten wurde er gezwungen, seine
Schuld vor Journalisten zu gestehen.
• Die Reaktion der westlichen Welt hierauf war äußerst hart. Am
22. Juni billigte die EU ein Paket von harten Sanktionen gegen
Lukaschenkas Leute.
Ist die Revolution verloren?
1. Die Ereignisse des Jahres 2020 haben den Belarussen
gezeigt, wie viele Menschen es im Land gibt, die
Veränderungen wollen und nicht mehr unter einer
Diktatur leben können.
2. Diese Ereignisse haben sie gelehrt, dass man nicht 26
Jahre lang jemandem die Macht überlassen und hoffen
kann, dass sich die dunklen Seiten der Diktatur nicht in
vollem Umfang manifestieren werden.
3. Die Unzufriedenheit des Volkes mit der Macht im Lande
ist nicht zerstört worden, sie kann mit dem Dampf unter
Druck im Dampfkessel verglichen werden, sie wird sich
bald beim Machtwechsel in Belarus manifestieren.
https://wsjournal.ru/samye-yarkie-foto-belorusskih-protestov
https://topnovostroek.ru/news/2020/08/18/1111624/
https://tayga.info/158577
https://wsjournal.ru/samye-yarkie-foto-
ria.ru
belorusskih-protestov /
/
https://wsjournal.ru/samye-yarkie-foto-belorusskih-protestov
Жыве Беларусь! Es lebe Belarus‘!
Ostslawische Sprachen und
Varietäten
Ostslawische Sprachen und Varietäten
1. Belarussisch
2. Ukrainisch
3. Russisch
4. Karpato- u. jugoslawo-russinische Mikrosprache
5. Westpolessische Mikrosprache
6. Podlachische Mikrosprache
7. †Altostslawische Sprache (?)
8. †Ruthenische Sprache
9. †Altnowgoroder Dialekt
10. *Trassjanka
11. *Suržyk
12. *Balačka
Belarussisch, Russisch, Ukrainisch:
Begriff „Standardsprache“
Kodifizierung in Grammatiken und Wörterbüchern, Polyvalenz (die
Verwendbarkeit der Sprache für alle wichtigen Lebensbereiche),
stilistische Differenzierung.
http://www.rodstvo.ru/forum/lofiversion/index.php?t4074-150.html
Трасянка
Dadurch, dass dort beide Sprachen (R-BEL) parallel benutzt
werden, ist eine Mischsprache entstanden, die Trassjanka
genannt wird, bei der russischer Wortschatz mit
belarussischer Aussprache bzw. belarussischer Wortschatz
mit russischer Aussprache und Grammatik kombiniert wird.
tras. жэншчына (bel. жанчына – rus. женщина)
Altnowgoroder Dialekt (Древненовгородский диалект)
ist der slawische Dialekt, in dem die s.g. „Берестяные
грамоты“ Birkenrindenurkunden aus dem 11. bis 15.
Jahrhundert verfasst wurden (Nowgoroder Region Russlands).
Es handelt sich um eine Mischsprache aus Altrussisch,
Sprache der Ilmenslawen, ostbaltischen Sprachen u.a.
http://translations.gsl.ru/wp-content/uploads/09293383d7d0fe4929b57d4c9f9a1efa.jpg
Ruthenische Sprache (s. Vorlesung GFL)
Ruthenisch
(„Altbelarussisch“ - bel.
старабеларуская мова;
„Altukrainisch“ - ukr.
староукраїнська мова;
„prostaja mowa“ (wörtlich
„einfache Sprache“) war eine
historische ostslawische
Schriftsprache im
Großfürstentum Litauen (bis
1569) und in den ostslawischen
Gebieten der polnisch-litauischen
Adelsrepublik.
http://udf.by/news/kultura/59927-statut-vkl-vernetsya-v-belarus.html
Altostslawisch
Altostslawisch bezeichnet eine ca. zwischen dem 10. und dem 14.
Jahrhundert v. a. in der Kiewer Rus‘ benutzte Sprache, die Vorgängerin.
Die Vorgängersprache der heutigen ostslawischen Sprachen. Diese wird
oft als "Altrussisch" bezeichnet, was aber irreführend ist, weil es eine
Priorität des Russischen suggeriert - vorzuziehen ist der Ausdruck
"Altostslawisch".
Altostsl. Чюѭ тѧ нъ нє вижѭ.
D. Ich höre dich, aber sehe dich nicht.
Ukr. Я тебе чую, але не бачу.
Bel. Я цябе чую, але не бачу.
Rus. Я тебя слышу, но не вижу.
Zeittabelle (ostslawische Sprachen)
Halschanisch
Die Weißrussisch sprechende Bevölkerung Litauens konzentriert sich auf den südlichen Teil des Vilnius-
Distrikts, den östlichen Teil des Distrikts Trakai, auf den Distrikt von Šalčininkai sowie auf den an Weiß-
russland grenzenden Teil des Distrikts von Švеnčionys. Der Zählung von 1989 zufolge leben in Litauen
insgesamt 63.000 Weißrussen. Sie bedienen sich hier im Wesentlichen der „einfachen Sprache“, also einer
als простая мова (prostaja mova) bezeichneten lokalen Mundart. Mitunter wird die Ansicht vertreten, dass
die Weißrussen hier autochthon und Nachfahren der Litauer seien. Die unaufhaltsame Weißrussifizierung
der Litauer habe im 14. Jh. eingesetzt und sich bis zur Mitte des 19. Jh. erstreckt. Dabei handelt es sich
jedoch keineswegs um eine ungeteilte Forschungsmeinung.
In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jh. pflegten die Weißrussen Litauens (wie auch Lettlands)
ein Schrifttum auf der Grundlage des kyrillischen und des lateinischen Alphabets und orientierten sich
dabei vorwiegend an der weißrussischen Standardsprache, wenn auch hin und wieder Texte erschienen,
in denen die Besonderheiten der lokalen простая мова zum Ausdruck kamen, wie z. B. im Biełaruski
Narodny Kalendar, dem weißrussischen Volkskalender, der in Vilnius in den dreißiger Jahren und später in
mehreren Ausgaben erschien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses auf der Lokalsprache basierende
Schrifttum nicht wiederbelebt.
Erst Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre des 20. Jh. kam es in der Sowjetunion, so auch in
der SSR Litauen, im Zuge der Perestrojka zu gesellschaftspolitischen Umwälzungen, die auch sprach-
politische Fragen betrafen. Das Litauische wurde in der Folge Staatssprache in Litauen, und die Bedeutung
des Russischen schwand sehr rasch. Auch im weißrussischsprachigen (ebenso wie im polnischsprachigen)
Umfeld standen sprachpolitische Fragen auf der Tagesordnung. Nicht zufällig entstand zu genau dieser
Zeit unter den Polen und Weißrussen Litauens eine – allerdings nicht sehr viele Anhänger zählende
– gesellschaftliche Strömung, deren Anliegen die Entwicklung der lokalsprachlichen Besonderheiten
war und die die Ansicht vertrat, dass sich der Kultur- und Bildungsbereich an der Lokalsprache orientieren
solle. In Kaunas wurde die Gesellschaft der slawischsprechenden Litauer (Tuvažystvo slaviansku janzyčnych
litvinuv) gegründet. Die Initiatoren dieser Vereinigung waren der Meinung, dass die autochthone slawische
(weißrussische und polnische) Bevölkerung Litauens Nachfahren der Litauer seien; mit anderen Worten: die
253
heute in der Litauischen Republik lebenden Polen und Weißrussen seien polonisierte und weißrussifizierte
Litauer. Ein aktiver Förderer und Vorsitzender dieser Vereinigung war der Doktor der technischen
Wissenschaften Eduard B. Satkevičius. Die Gesellschaft propagierte die Idee der Schaffung von lokalen
Literatursprachen: einer auf der Basis der lokalen polnischen Mundart, des sog. prosty polski (als Vičsch –
vičski janzyk, vičska gavenda – bezeichnet; s. Vičsch), einer weiteren auf der Basis des lokalen weißrussischen
Dialekts, der простая мова. Dieses Projekt einer Literatursprache auf der Basis der простая мова erhielt
die Bezeichnung Halschanisch (halšanski jazyk, elšanski jazyk), manchmal auch Kulnjadzisch (kul’n’adzka
gavenda). Darüber hinaus propagierte die Gesellschaft der slawischsprechenden Litauer auch die Idee
einer dzukischen Literatursprache auf der Basis einer der litauischen Mundarten. Die Initiatoren der beiden
slawischen Schriftsprachen bedienten sich der slawischen Lateinschrift. Für das Halschanische wurde
folgendes Alphabet vorgeschlagen: Aа, Bb, Cc, Čč, Dd, Ee, Ff, Gg, Hh, Chch, Ii, Jj, Yy, Kk, Ll (= L’l’), Łł
(= Ll), Mm, Nn, Oo, Pp, Rr, Ss, Šš, Tt, Uu, ŭ (= ȗ), Vv, Zz, Žž. Bei der Niederschrift halschanischer Texte
benutzte man anfänglich zumeist die slowakisch-polnische Lateinschrift (č, ž, š, ł); die Weichheit der
Konsonanten wurde entweder nach slowakischem Vorbild, also mithilfe eines Apostrophs, gekennzeichnet
oder nach polnischem Vorbild mithilfe des Graphems i (v’alikaj und vialikaj). Momentan ist ein Abgehen von
der polnischen Schreibweise zu beobachten: Ll wird zu L’l’, Łł wird zu Ll, und die Weichheit der
Konsonanten wird nach slowakischem Vorbild (l’, b’, n’, d’, s’, t’ u. ä.) gekennzeichnet. Für das labiale v
wurde früher das Graphem ŭ benutzt, gegenwärtig ȗ. Viele Grapheme werden in den Texten allerdings nicht
konsequent angewandt.
Zu Beginn der neunziger Jahre druckte die Gesellschaft der slawischsprechenden Litauer Bulletins mit
dem Titel Fschodnia Litva (Östliches Litauen) und Naš upiakuniac (Unser Beschützer) und brachte Flug-
blätter und andere Dokumente unterschiedlichen Inhalts in Umlauf. In der Presse Weißrusslands berichtete
man über dieses soziolinguistische Experiment (z. B. die Minsker Zeitung Чырвоная змена, 6.–12. Mai,
1991:18) ebenso wie in der litauischen Presse (eine äußerst ablehnende Haltung nahm z. B. der Wilnaer
Czerwony sztandar ein, eine an Polen gerichtete Zeitung in polnischer Standardsprache, die schon zu
Sowjetzeiten erschien). Da diese Bewegung von Anfang an wenige Anhänger hatte, wurde es zunehmend leiser
um sie; 1992 wurden die oben genannten Publikationen eingestellt. Dennoch sind in den letzten Jahren hin
und wieder noch Texte in halschanischer (und ebenso vičscher) Sprache erschienen; so ist etwa ein Teil von
E. B. Satkevičius’ Buch „Die galischen Sprachen“ (1999) auf Halschanisch (bzw. Kulnjadzisch) und Vičsch
verfasst.
Halšanski jazyk – asabisty jazyk, choc’ jon maje podobenstva z biłaruskim, dzukskim, vičskim,
trocha słou moža polskich. Halšanski jazyk pa fanetike i hramatyke padobny jazyku pradziedoŭ
halšancoŭ – dzukskamu jazyku. Hety jazyk jest bahactva dlia baltoŭ i słavoŭ. Liudzi usej Litvy
i Biłarusi pavinny baranic’ hety jazyk. Halšanski jazyk nie chatni jazyk; hety jazyk literaturnyj
jazyk vekovaj tradiciji i treba kap halšancy havarili i pisali na hetym jazyku; Hetat listok at
2 s’erpn’a 1998 hoda astavic’ na dolhuju pam’ac’, kab vnuki mahli pačitac’, jak havaric’, čitac’
i pisac’ pa prostamu.
254
3. Literatur
Чекмонас В. 1995: Поляки Литвы в настоящее время. Turska H.: O powstaniu polskich obszarów językowych na
Wileńszczyźnie / О происхождении польскоязычных ареалов в Вильнюсском крае. Vilnius, 3–57. (Hier findet sich auch
Material über die Weißrussen und ihre Mundart in Litauen.)
Дуличенко А. Д. 1994: Феномен литературных микроязыков в современном славянском языковом мире. Bibliotheca
Slavica Savariensis 2. Szombathely, 76–84.
Duličenko A. D. 1994: Kleinschriftsprachen in der slawischen Sprachenwelt. Zeitschrift für Slawistik 39/4, 560–567.
Д(уличенко) А. Д. 1998: Вичский и гал(ь)шанский: два новых славянских литературных микроязыка в Литве?
(С образцами текстов). Языки малые и большие … In memoriam acad. Nikita I. Tolstoi. Tartu, 165–173.
Fschodnia Litva 2/1990, 10. 12., 4.
Савiч М. 1994: Беларускiя гаворкi Вiленщiны: гiсторыя i сучаснасьць. Спадчына 6, 105–109.
Саткявичюс Э. 1999: Гальские языки. Каунас, 48–51.
Sytuacja językowa na Wileńszczyźnie. Warszawa 1999.
255
Koexistenz, Konvergenz und Kontamination ostslavischer Sprachen in Weissrussland und
in der Ukraine Moser, Michael Zeitschrift für Slawistik; Jan 1, 2000; 45, 2; ProQuest pg. 185
Themenliste und Quellen
(Fett markierte Quellen sind obligatorisch!)
Belarus`. Ostslawische Sprachen und Varietäten.
Thema Quelle
Die belarussische staatlichen Symbole, PP Belarus` + Belarus 2020-2021
Bevölkerung und Wirtschaft. Das Weissrussische (von Paul Wexler)
Belarussische Sprache. Varianten der bzw. Belarussische Sprache (von
belarussischen Sprache. Sprachsituation in H.Cyhun)
Belarus‘. Westpolesisch (von A. Dulicenko)
Belarus als «Übergangslandschaft». Halschanisch (von A. Dulicenko)
Belarussische Nationalidentität. Geschichte Weißrusslands (Link)
Belarus 2020-2021.
Ostslawische Sprachen und Varietäten:
Belarussisch, Ukrainisch, Russisch,
Karpato-russinische Mikrosprache,
Westpolessische Mikrosprache,
Podlachische Mikrosprache,
†Altostslawische Sprache, †Ruthenische
Sprache, †Altnowgoroder Dialekt,
*Trassjanka, *Suržyk,*Balačka.