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Betreuer:

Versuchsprotokoll

Wärmebehandlung
Zugversuch
(Anlage 2)

Gruppe Nr.:

03.05.2019
1 Abkürzungs- und Formelverzeichnis

Inhaltsverzeichnis
1 Abkürzungs- und Formelverzeichnis .................................................................. 2
2 Ziel und Theorie des Versuchs ........................................................................... 3
3 Material und Methoden .................................................................................... 6
4 Versuchsdurchführung ...................................................................................... 8
5 Ergebnisse/Auswertung .................................................................................... 9
6 Diskussion ....................................................................................................... 14
7 Zusammenfassung und Ausblick ...................................................................... 17
8 Literaturverzeichnis ......................................................................................... 18
A1 Messdaten .................................................................................................. II
A2 Checkliste ................................................................................................... IV
A3 Beantwortung der Zusatzfragen .................................................................. V

1
1 Abkürzungs- und Formelverzeichnis

1 Abkürzungs- und Formelverzeichnis


Lateinische Formelzeichen

Symbol Beschreibung Einheit


A Bruchdehnung %
Ac3 Austenitisierungstemperatur °C
Ag Gleichmaßdehnung %
d0 Ausgangsdurchmesser mm
E E-Modul GPa
F Kraft N
Fm Höchstzugkraft N
L0 Ausgangsmesslänge mm
Le Elastische Längenänderung mm
Lu Messlänge nach dem Bruch mm
ReH Obere Streckgrenze MPa
ReL Untere Streckgrenze MPa
Rm Zugfestigkeit MPa
Rp0,2 0,2 % Dehngrenze MPa
S0 Ausgangsquerschnitt mm2
Su Querschnitt nach Bruch mm²
Z Brucheinschnürung %

Griechische Formelzeichen

Symbol Beschreibung Einheit


Δ Differenz (Delta) -
ε Dehnung %
ε0 Dehngeschwindigkeit mm/s
σ Spannung MPa
π Kreiszahl (Pi) -

Abkürzungen

Symbol Bedeutung
A Anlieferung
G Weichgeglüht
V Vergütet
E-Modul Elastizitätsmodul

2
2 Ziel und Theorie des Versuchs

2 Ziel und Theorie des Versuchs


2.1 Zugversuch
Der Zugversuch ist einer der wichtigsten Versuche zur Bestimmung der
mechanischen Eigenschaften verschiedener Materialien und ist in der Norm DIN
EN ISO 6892-1 festgelegt. Es lassen sich beispielsweise die Auswirkungen von
Wärmebehandlungen ermitteln. Beim Versuch wird eine Probe in eine
Universalmaschine eingespannt und einachsig mit stoßfrei steigender Kraft
belastet. Aus dem Versuch ergibt sich ein Kraft-Weg-Diagramm, mit dem sich
folgende Kennwerte rechnerisch ermitteln lassen. [1, S. 7]

• E-Modul
• Streckgrenze
• Dehngrenze
• Zugfestigkeit
• Bruchdehnung
Das E-Modul beschreibt die Steigung der Hooke’schen Gerade und definiert
somit die elastische Verformung. Wirkt keine Belastung mehr, kehrt der
Werkstoff um die elastische Verformung wieder in Richtung Ausgangszustand
zurück. Sowohl Streckgrenze und Dehngrenze beschreiben ab welcher Spannung
die Verformung von einer elastischen in eine proportionale plastische
Verformung übergeht. Die plastische Verformung bleibt nach Ende der
Belastung erhalten und führt somit zu einer dauerhaften Verformung des
Werkstücks. Im Gegensatz dazu beschreibt die Zugfestigkeit die maximale Kraft
bezogen auf den Anfangsquerschnitt, nach Überschreiten dieser Kraft kommt es
zu einer Einschnürung der Probe. Danach wird sowohl die aufzuwendende Kraft
als auch die Spannung geringer. Die Bruchdehnug ist die maximale Dehnung,
bevor es zu einem Versagen des Werkstücks kommt.

Zur besseren Veranschaulichung und zur Ermittlung von vergleichbaren Werten


unabhängig der Probengröße wird das Kraft-Weg-Diagramm (Abbildung
2.1-1) in ein Spannungs-Dehnung-Diagramm umgewandelt.

Der E-Modul, die Streckgrenze, Dehngrenze und die Bruchdehung sind


Kennwerte, die besonders beim Konstruieren hilfreich sind, damit eine fundierte
Auswahl des Materials erfolgen kann. Dadurch wird z.B. eine plastische
Verformung des Werkstücks im Arbeitsbetrieb ausgeschlossen. Ein weiterer
3
2 Ziel und Theorie des Versuchs

Nutzen der Kennwerte liegt in der bearbeitenden Produktion. Hier sind


Informationen über elastische wie plastische Verformungen und die dafür
notwendigen Spannungen notwendig um eine effiziente Arbeit zu ermöglichen.

Probe V

Quelle: Eigenes Foto

Probe A

Quelle: Eigenes Foto

Probe G

Abbildung 2.1-1: Kraft Weg Diagramm der Versuchsreihe

2.2 Wärmebehandlung
Wärmebehandlung beschreibt die Änderungen der Eigenschaften oder des
Gefüges eines Werkstoffes durch thermische Behandlung. Diese sind in DIN EN
10052 definiert.

Mögliche Eigenschaftsänderungen sind:

• Verbesserung der spanenden Bearbeitbarkeit


• Änderungen der Festigkeit
• Beseitigung von Spannungen
• Homogenisierung des Gefüges
• Änderung der Korngrößen

Im weiteren Verlauf wird die Theorie des Vergütens betrachtet, wobei es zu


einer Steigerung der Festigkeit bei geringen Einbußen der Duktilität kommt. Wie
4
2 Ziel und Theorie des Versuchs

stark die Duktilität im Gegensatz zum gehärteten Werkstoff steigt, hängt von der
Wahl der Anlassstufe ab. Dabei gilt, je höher die Anlassstufe, desto größer ist der
Zuwachs an Duktilität. Entsprechend wird die Festigkeit geringer [1, S. 5].

Grund dafür ist die tetragonale Verzerrung des kubisch-raumzentrierten Ferrits


durch die Kohlenstoffatome. Bei untereutektoiden Stählen mit einem
Mindestgehalt von 0,2 % Kohlenstoff, wandelt sich zu Beginn des Härtens der
Ferrit nach Überschreiten der Ac3-Linie in kubisch-flächenzentriertes Austenit
um. Diese Eisenphase kann bis zu 2,06 % Kohlenstoff lösen. Bei dem
verwendeten C45-Stahl können sich (je nach Durchhärtegrad) die 0,45
Massenprozent Kohlenstoff vollständig im Austenit lösen. Dann wird der
Austenit in einem Wasser- oder Ölbad abgeschreckt. Der Kohlenstoff hat durch
das Abschrecken keine Zeit, aus der Ferritmatrix zu diffundieren. Da Ferrit
maximal 0,02 % Kohlenstoff lösen kann, bleiben die Kohlenstoffatome in ihm
zwangsgelöst (Martensit). Diese Verspannungen sind starke Eigenspannungen,
die zu der hohen Härte des Stahls führen. Da der Stahl vergütet ist, erfolgte nach
dem Härten ein Anlassen. Dabei wird durch das Erwärmen ein Teil des
Kohlenstoffs wieder gelöst und in Form des Eisencarbids Zementit
ausgeschieden. Bei diesem Vorgang nimmt die Härte geringfügig ab, die
Duktilität aber geringfügig zu, da Eigenspannungen teilweise abgebaut werden.
Trotzdem ist dieser Stahl signifikant härter als der Ausgangsstahl.

Außerdem wird bei diesem Versuch das Weichglühen betrachtet. Bei dieser
Wärmebehandlung wird ein ein untereutektoider Stahl lange Zeit hohen
Temperaturen unterhalb der eutektoiden Temperatur durchwärmt. Ist der Stahl
untereutektoid, kann die Ac1-Linie auch geringfügig überschritten werden.
Hierdurch entsteht feinkörniger, globularer und gleichmäßig verteilten Zementit.
Wegen diesem ist der Stahl besonders weich und duktil. [1, S. 5]

5
3 Material und Methoden

3 Material und Methoden


In der Versuchsreihe sollen die Kennwerte dreier verschiedener Proben ermittelt
werden. Diese bestehen aus demselben Grundwerkstoff (C45 Stahl), sind jedoch
unterschiedlich wärmebehandelt worden. Probe A liegt im Anlieferungszustand
vor, V vergütet und Probe G ist weichgeglüht. Es werden Rundzugproben
(C 8 x 40 nach DIN 50125) verwendet (siehe Abbildung 3-1), um einen direkten
Vergleich der Ergebnisse zu ermöglichen. Diese haben im Bereich der Messlänge
einen Durchmesser von 8 mm und sind als kurze Proportionalstäbe klassifiziert,
da sie ein L0/d0-Verhältnis von fünf haben [1, S. 15]. Daher beträgt die Soll-
Messlänge 40 mm.

Quelle: Eigenes Foto


Abbildung 3-1: Proben

Der Versuch wird nach DIN EN ISO


6892-1 B auf einer Zwick/Roell
RetroLine Universalprüfmaschine mit
einer maximalen Tragkraft des
Maschinenrahmens von 100 kN
durchgeführt (Abbildung 3-3). Bei
dieser Maschine wird die obere
Traverse mit einem Elektromotor und
einer Spindel bewegt. Im Gegensatz
zur Skizze (Abbildung 3-2) befindet
sich der Kraftaufnehmer bei unserer Quelle: [3]

Maschine allerdings an der Traverse. Abbildung 3-2: Skizze Zugprüfmaschine

6
3 Material und Methoden

Für den Versuch werden außerdem folgende Arbeitsmaterialen verwendet


(siehe Abbildung 4-1):

• Anreißnadel • Messschieber
• Magnetschraubstock • Filzmarker
• Messkamm • Schutzbrillen

Quelle: Eigenes Foto

Abbildung 3-3: Univerversalprüfmaschine Zwick/Roell

7
4 Versuchsdurchführung

4 Versuchsdurchführung
Zuerst werden die Proben für den Versuch vorbereitet. Dafür werden sie
magnetisch fixiert (Abbildung 4-1 Nr. 2) und mit einem schwarzen Filzmarker
(Nr. 5) gefärbt. Über die Soll-Messlänge wird im Abstand von 10 mm mit einer
Anreißnadel (Nr. 1) und einem Messkamm (Nr. 4) der Proportionalstab markiert.
Der Abstand der äußeren Markierungen wird nun als Messlänge definiert. Vor
dem Einspannen wird der Querschnitt und die Messlänge mit einem
Messschieber gemessen (Nr. 3).
❶ ❷
Danach wird die Probe in Adaptern
❹ ❺
positioniert. Die Adapter mit den

Proben werden in die Spannköpfe
eingesetzt, dabei ist besonders zu
beachten, dass die Einspannung
spannungslos ist, die Probe sich
also noch um ihre eigene Achse
drehen lässt. In diesem Zustand
wird die Maschine genullt, um ein
exaktes Ergebnis zu erhalten. Der
Zugversuch wird mit einer Vorkraft
von 7 MPa, einer Streckgrenzen- Quelle: Eigenes Foto
Geschwindigkeit von 10 MPa/s und Abbildung 4-1: Materialien
einer Prüfgeschwindigkeit von
0.008 1/s durchgeführt. Wichtig ist jedoch, dass die Geschwindigkeit zum
Einstellen der Vorkraft deutlich geringer ist, als die im späteren Versuchsablauf.
Während des Zugversuches wird die Längenänderung über die Spindelposition
der Maschine aufgenommen und die Kraft über eine Kraftmessdose
aufgezeichnet. Nach Bruch werden die Proben aus der Maschine entnommen
und wieder magnetisch fixiert. Dort wird die Länge des Messbereiches nach dem
Bruch, sowie der Durchmesser an der größten Einschnürung erneut gemessen.
Da durch die Verformung eine asymmetrische Formänderung entsteht, muss der
Durchmesser mit zwei um 90° versetzten Messungen approximiert werden.
Anhand dieser Werte und mit dem aufgenommenen Kraft-Weg-Diagramm wird
der Versuch ausgewertet.

8
5 Ergebnisse/Auswertung

5 Ergebnisse/Auswertung
Beim Versuch werden zunächst folgende Messwerte aufgenommen:

Tabelle 5-1: Gemessene Werte

Vor dem Bruch Nach dem Bruch


Durchmesser Messlänge Höchstkraft Durchmesser Messlänge
Einheit mm mm kN mm mm
Probe A 8 40,25 40,44 6,275 45,0
Probe V 8 39,8 67,34 6,425 43,7
Probe G 8 40,6 28,38 5,15 50,1

Aus diesen werden mit den folgenden Formeln daraufhin weitere Werte
berechnet:
𝑑 𝑑 𝑙 −𝑙0
S0 = 𝜋( 20 )2 Su = 𝜋( 2𝑢 )2 A = 𝑢𝑙 ∙ 100 %
0

Tabelle 5-2: Berechnete Werte

Vor dem Bruch Nach dem Bruch


Querschnitt Querschnitt Bruchdehnung
Einheit mm2 mm 2
%
Probe A 50,27 30,93 11,8
Probe V 50,27 32,42 9,8
Probe G 50,27 20,83 23,4

Die Universalprüfmaschine liefert aus ihren Messergebnissen zunächst ein Kraft-


Weg-Diagramm (siehe 2.1-1). Um Werte unabhängig von der Probengröße zu
erhalten, werden die Kräfte auf den Anfangsquerschnitt und die Verlängerung
auf die Anfangslänge bezogen. Es werden Spannung und Dehnung berechnet:
𝐹 ∆𝑙
σ=𝑆 ε = 𝑙 ∙ 100 %
0 0

Aus diesen Werten werden folgende Spannungs-Dehnungs-Diagramme


abgeleitet:

9
5 Ergebnisse/Auswertung

900

Rm
800

700

600
Spannung in MPa

Rp0,2
500

400

300
E=(Δσ/Δε) ∙ 100 %
200 Δ
100

Δ
0
00,2 2 4 Ag 6 8 10 12 A 14 16
Dehnung in %
Δ
Abbildung 5-3: Spannungs-Dehnungs-Diagramm von Probe A
Δ
Das Diagramm von Probe A weist einen stetigen Verlauf auf, daher lässt sich
keine Streckgrenze ablesen. Stattdessen wird die Dehngrenze bei 0,2 % Dehnung
Δ
abgelesen. Der Graph hat ein Maximum. An diesem werden die Zugfestigkeit auf
der Y-Achse und die Gleichmaßdehnung auf der X-Achse abgelesen. Alle
Dehnungen müssen abzüglich der elastischen Dehnung bestimmt werden, daher
wird zum Ablesen eine Parallele zur Hooke’schen Gerade gezogen. Auf diese
Weise wird auch die Bruchdehnung bestimmt. Der E-Modul lässt sich schließlich
aus der Steigung der Hooke’schen Gerade bestimmen.

10
5 Ergebnisse/Auswertung

1600

1400
Rm
Rp0,2
1200
Spannung in MPa

1000

800
E=(Δσ/Δε) ∙ 100 %
600
Δ
400

200 Δ

0
00,2 2 Δ4Ag 6 8 A10 12 14 16
Dehnung in %

Δ
Abbildung 5-4: Spannungs-Dehnungs-Diagramm von Probe V
Auch der Graph zu Probe V ist stetig, sodass auf die gleich Weise vorgegangen
werden kann. Auffällig ist Δhier nur, dass es einen härteren Übergang zwischen
der Hooke’schen Gerade und dem weiteren Verlauf des Graphen gibt, als bei
Probe A. Da keine Streckgrenze zu erkennen ist, wird auch hier die Dehngrenze
bei 0,2 % plastischer Dehnung abgelesen.

11
5 Ergebnisse/Auswertung

600
Rm

500

ReH
ReL
400
Spannung in MPa

300

E=(Δσ/Δε) ∙ 100 %
200
Δ

100
Δ

0
0
Δ 5 10 15 Ag 20 25 30 A 35 40
Dehnung in %

Δ
Abbildung 5-5: Spannungs-Dehnungs-Diagramm von Probe G

Probe G hat einen


Δ unstetigen Verlauf. Es wird anstelle der Dehngrenze eine
untere und obere Streckgrenze abgelesen. Alle weiteren Größen werden auf
selbigem Wege ermittelt wie bei den vorherigen beiden Proben.

Aus den Diagrammen lassen sich die gesuchten Werkstoffgrößen ablesen bzw.
mit folgenden Formeln berechnen:
𝐹𝑚 𝑙𝑢 −𝑙0 𝑆𝑢 −𝑆0 𝐹 ∙𝐿0 𝜎
Rm = A= ∙ 100 % Z= ∙ 100 % E=𝑆 = 𝜀 ∙ 100 %
𝑆0 𝑙0 𝑆0 0 ∙𝐿𝑒

Rp0,2, ReH, ReL und Ag werden abgelesen.

Tabelle 5-6: Ermittelte Werkstoffgrößen

Rm Rp0,2 ReH ReL Ag A Z E


Einheit MPa MPa MPa MPa % % % GPa
Probe A 805 550 - - 4,5 11,9 38,5 26,6
Probe V 1340 1210 - - 4,3 9,8 35,5 26,6
Probe G 565 - 435 430 18 23,4 (!) 58,6 25,8

12
5 Ergebnisse/Auswertung

Überraschend ist die starke Abweichung zwischen dem berechneten Wert von A
bei Probe G und dem, der sich aus dem Graphen ablesen lässt. Der abgelesene
Wert läge bei ca. 32 %, was einem Fehler von 37 % entspricht.

Abbildung 5-7 bis 9: Bruchbilder von Probe A, V und G (von links)

Bei Probe G ist die größte Verformung der Bruchfläche zu erkennen, gleichzeitig
fällt die Einschnürung besonders groß aus.

Bei Probe V ist das Gegenteil der Fall, die Einschnürung ist geringer. Weiterhin ist
die Bruchoberfläche homogener. Das Geräusch des Bruchs war bei dieser Probe
lauter als bei beiden anderen.

Probe A ist die Mischung aus beidem.

13
6 Diskussion

6 Diskussion
Die Spannungs-Dehnungskurve des Vergüteten Stahls weicht deutlich von der
des Ausgangsstahls ab. Die maximale Zugspannung liegt mit 1340 Mpa zu 805
MPa um circa zwei Drittel höher als beim Ausgangsstahl. Dafür ist die plastische
Verformung sowohl bei der Länge als auch bei dem Bruchquerschnitt um 19 %
geringer. Dies liegt daran, dass die vergütete Probe gehärtet und anschließend
wieder angelassen worden ist. Beim martensitischen Härten wird der Stahl sehr
hart und spröde. Somit verliert er an Duktilität. Grundlage dafür sind die in 2.2
erläuterten Vorgänge beim martensitischen Härten.

Dies ist auch an dem Bruchbild zu sehen. Bei dem Mischbruch von der
vergüteten Probe überwiegt der glatte Abbruch des Sprödbruchs gegenüber
dem einschnürenden duktilen Bruchanteil deutlicher als bei den anderen beiden
Proben. [2, S. 311ff]

Die weichgeglühte Probe verhält sich in Relation zum Ausgangsstahl genau


gegensätzlich zu der vergüteten Probe. Dies liegt an der Anwendung des
Weichglühens, wie in 2.2 erklärt.

Das zeigt sich im ermittelten Spannungs-Dehnungs-Diagramm: Beim


weichgeglühten Stahl ist eine doppelt so große Dehnung bei einer um circa 30 %
niedrigeren Spannung im Vergleich zum Ausgangsstahl zu erkennen. Diese
Duktilität zeigt sich auch im Bruchbild von der weichgeglühten Probe. Hier liegt
ein duktiler Bruch vor, der Sprödbruchanteil ist geringer gegenüber der Probe
aus gehärtetem Stahl. Erkennbar ist dies an der großen Einschnürung. Als einzige
Probe weißt die weichgeglühte auch eine Lüdersdehnung (gezacktes Linienstück
beim Übergang von elastischer in plastische Dehnung) auf. Diese entsteht, wenn
kleine Gruppen von Fremdatomen, die so genannten Cotrell-Wolken, die
Eisenkörner beim Abgleiten zur plastischen Dehnung entlang ihrer Versetzungen
wie Korngrenzen behindern. Fremdatome sind hier beispielsweise der feine und
kugelig gelöste Kohlenstoff in der Eisenverbindung Zementit, aber auch
Verunreinigen durch Stickstoffatome.
Um die einzelnen Behinderungen aufzureißen, ist immer etwas mehr Energie
notwendig. Das führt zu einer temporären Zunahme der Zugspannung. Nach
dem Aufreißen sinkt die Zugspannung kurzzeitig wieder ab, bis für das Lösen
einer anderen Cotrell-Wolke die Energie wieder zunehmen muss. Dies erklärt
den gezackten Verlauf im Diagramm. [2, S.10]
14
6 Diskussion

Erst wenn alle behindernden Wolken gelöst sind, kann die eigentliche plastische
Verformung des Stahls durch Abgleiten einzelner Körner gegeneinander
beginnen. Durch das Weichglühen besitzt der Stahl eine feine Gefügestruktur.
Die Körner können sich durch ihre große Anzahl gegeneinander verschieben,
ohne vollständig loszureißen. Das erklärt die große Bruchdehnung von 23,4 %
(bzw. 32 %, je nachdem ob errechnet oder graphisch ermittelt).

„Weichglühen vermindert Härte, Streckgrenze und Zugfestigkeit um ≈ 50 %


Bruchdehnung und Brucheinschnürung werden verdreifacht” [2, S.308]. Diese
Werte werden bei unserem Versuch nicht erreicht. Die Zugfestigkeit sinkt
lediglich um 30 %. Die Bruchdehnung verdoppelt sich und die Bruchein-
schnürung steigt sogar nur um 50 % an. Dass die Veränderungen im Versuch
wesentlich geringer ausfallen als in der Literatur angegeben, kann an
Messfehlern liegen. In dieser Größenordnung ist das aber unwahrscheinlich.
Wahrscheinlicher sind unterschiedliche Haltedauern beim Glühen. Sind diese bei
unseren Proben kürzer gewesen wurde beim Glühen ein weniger fein globulares
Zementit erschaffen. Das könnte erklären, warum der Stahl der vorliegenden
Probe weniger duktil ist als angenommen.

Beim Bestimmen der zahlreichen Messgrößen kann es zu verschiedenen


Ungenauigkeiten kommen. Eine Fehlerquelle kann die Universalprüfmaschine
sein. Da die Maschine nur Kraft und Weg misst, kann es aufgrund der hohen
aufgewendeten Kräfte zu einer leichten Verformung der Maschine kommen.
Dies verfälscht die Wegmessung. Auch die Kraftmessung kann aufgrund
fehlerhaften Nullens ungenau werden. Weiterhin kann es jederzeit zu
sensorischen Fehlern kommen. Diese Arten der Messverfälschungen sind aber
eher als unwahrscheinlich anzusehen.

In unserem Fall weicht der ermittelte E-Modul um den Faktor von acht vom
Literaturwert ab [2, S. 156]. Das lässt sich nur durch einen systematischen Fehler
beim Aufnehmen der Messwerte durch die Universalprüfmaschine erklären.
Dieser entsteht entweder durch das Fehlen eines externen Dehnungs-
aufnehmers, da durch diesen die Verformung der Maschine mit aufgenommen
wird. Hierdurch kommt es zu einem Fehlerhaften Beginn der Hooke‘schen
15
6 Diskussion

Gerade, in dem diese nicht linear ist. Beide Fehler sollten jedoch kein Grund für
eine derart starke Abweichung vom Literaturwert sein.

Von der Zugprobe können einige Messunsicherheiten stammen. Bei einer nicht
korrekten Einspannung können neben Axialkräften auch Scherkräfte auftreten.
Somit ist die Belastung nicht mehr einachsig und es kann zu einem frühzeitigen
Abscheren der Probe führen.

Weiterhin kommt es bei Messungen verschiedener Längenmaße mit dem


Messschieber zu Ungenauigkeiten. Die Messung mit dem Messschieber ist bei
richtiger Handhabung sehr präzise durch seine Unterteilung in Zwanzigstel
Millimeter. Allerdings ist beim Anreißen für die Markierungen der Messlänge
durch Verwackeln oder schiefes Halten von Anreißnadel oder Schablone eine
verhältnismäßig große Abweichung von der geforderten Länge von 40 mm so gut
wie unvermeidbar. Außerdem kann diese Länge nicht genau nachgeprüft
werden, da für das Anlegen des Messschiebers die Maßkanten fehlen. Bei der
Berechnung von Spannungen, Dehnungen, E-Modulen und anderen Werten,
fließen die Messfehler mit in die Berechnung ein. So können diese Werte
ebenfalls von Literaturwerten abweichen.

Die Messfehler könnten zum Beispiel der Grund für die Starke Abweichung der
Bruchdehnung von Probe G zwischen dem aus dem Graphen ermittelten und
dem berechneten Wert begründen.

Des Weiteren können Ungenauigkeiten beim Ermitteln der E-Module auftreten,


für den Fall das hierfür keine Wertetabelle zugrunde genommen wird. Die
Auswertung erfolgte in diesem Fall allerdings über die ermittelten
Tabellendaten. Bei der Hooke‘schen Gerade findet zu Beginn der Messung ein
Setzvorgang der Maschine statt. Ist der Übergang in die plastische Verformung
stetig, kann bei unglücklicher Wahl von Start- und Endwerten eine Änderung der
Steigung und damit des ermittelten E-Moduls eintreten.

16
7 Zusammenfassung und Ausblick

7 Zusammenfassung und Ausblick


Man erkennt, dass die Wärmebehandlung bei C45 starken Einfluss auf die
Werkstoffeigenschaften hat. Die Zugfestigkeit steigt durch Vergüten stark an,
während die Duktilität leicht sinkt. Durch das Weichglühen sinkt, wie der Name
schon sagt, die Zugfestigkeit während die Duktilität sich stark verbessert.

Die daraus resultierenden Kennwerte lassen sich mit dem Zugversuch je nach
Versuchsbedingungen sehr präzise ermitteln. Unerklärlich ist die starke
Abweichung des ermittelten E-Moduls um Faktor acht vom Literaturwert.

Deshalb sollten die ermittelten Werte immer kritisch hinterfragt werden um


Fehler beim Konstruieren auszuschließen.

17
8 Literaturverzeichnis

8 Literaturverzeichnis
Bücher:
[1] Prof. Dr. –Ing. Hans Jürgen Maier: Skript „Werkstoffkunde
Grundlagenlabor“; Institut für Werkstoffkunde der Leibniz
Universität Hannover, Hannover, 2016

[2] Prof. Dr. –Ing. Hans Jürgen Maier: Skript: Werkstoffkunde I,


1. Auflage; Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover,
Fakultät für Maschinenbau, Institut für Werkstoffkunde (IW),
Hannover

Internetquellen:
[3] Reiner Maurer: https://slidex.tips/download/festigkeit-
und-hrte (Zugriff: 26.04.2019)

[4] Markus Sebastian Agerer: http://www.maschinenbau-


wissen.de/skript3/werkstofftechnik/metall/18-e-modul
(Abgerufen am 26.04.19)

[5] Markus Sebastian Agerer: http://www.maschinenbau-


wissen.de/skript3/werkstofftechnik/metall/19-
elastizitaetsmodul (Abgerufen am 26.04.19)

18
8 Literaturverzeichnis

Anhang
A1 Messdaten…………………………………………………………………………………...II

A2 Checkliste…………………………………………………………………………………….IV

A3 Beantwortung der Zusatzaufgaben..…………………………………………….V

19
I

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