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Teilentladungs-Messung und
-Diagnostik für Applikationen im
Niederspannungsbereich ≤ 1.000 Volt
Herausgeber:
ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und
Elektronikindustrie e.V.
Fachverband Electrical Winding & Insulation Systems
Lyoner Str. 9
60528 Frankfurt am Main
Verantwortlich:
Dr.-Ing. Rolf Winter
Autoren:
Aumann, Sebastian – Isovolta
Becker, Stefan – Sekels
Berton, Dr. Farhad – Vacuumschmelze
Friederici, Gerald – CMC Klebetechnik
Gauer, Dr. Mario – Ephy-Mess
Jovalekic, Mark – Pucaro Elektro-Isolierstoffe
Kohlhof, Jens – Ephy-Mess
Kübler, Frank – Krempel
Radbruch, Jens – TMC Sensortechnik
Winter, Dr.-Ing. Rolf – ZVEI
Juni 2016
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Inhalt. Alle Rechte, insbesondere die zur Speicherung, Vervielfältigung und
Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten.
Inhalt
1. Einleitung 5
2. Definition der Teilentladung 6
3. Welche Teilentladungstypen gibt es? 7
4. Was ist die Messgröße bei TE-Prüfungen? 8
Exkurs zu Messaufbau und Durchführung einer TE-Messung 8
5. Wie lassen sich TE-Messungen interpretieren? 9
6. Was sind die Ursachen von Teilentladungen? 11
7. TE- und sekundäre Einflussfaktoren auf die Lebensdauer von
Isolationssystemen 12
8. Wie können Teilentladungen vermieden werden? 14
9. Praxisbeispiel für die Komplexität einer TE-Messung 15
10. Zusammenfassung / Fazit 16
11. Literaturverzeichnis 17
12. Auflistung relevanter Normen 18
Anhang 1: Paschengesetz 19
Anhang 2: Sichere Trennung unter dem Gesichtspunkt der
Teilentladungsbeständigkeit 21
Anhang 3: Phasendiagramme – Interpretationshilfe 22
Bildnachweis 23
3
4
1. Einleitung
Die Entwicklung von leistungsfähigeren elektrischen Bauelementen und
Betriebsmitteln in immer kompakteren Bauweisen ist mit der Verbesserung
der Eigenschaften von Isolationssystemen insbesondere in Bezug auf die
elektrische, thermische, chemische und mechanische Belastung verbunden.
Das weite Spektrum von Isolierwerkstoffen in elektrischen Komponenten und
Betriebsmitteln besteht, abhängig von der jeweiligen Anwendung, aus
gasförmigen, flüssigen und festen Isolierstoffen. Zu den festen
Isolierwerkstoffen gehören organische und anorganische Werkstoffe sowie
Kunststoffe (z. B. Polymere). Die mineralisch gefüllten und
glasfaserverstärkten Kunststoffe gehören zu den Verbund- oder
Kompositwerkstoffen und bestehen aus mindestens zwei Komponenten:
Einem matrixbildenden organischen Polymerwerkstoff und einem
anorganischen Füll- bzw. Verstärkungsstoff.
Auch bei der Überwachung der Produktqualität in der Fertigung durch die Typ-
und Stückprüfung und zur Lebensdauerabschätzung von Isolationssystemen
spielt die Teilentladungs-Messtechnik und -Diagnostik eine immer
bedeutendere Rolle [1-4]. Die steigenden Anforderungen an feste
Isolationssysteme von elektronischen und elektrischen Komponenten bzw.
Betriebsmitteln mit kompakter Bauweise und bei steigenden Schaltfrequenzen
der Halbleiter (IGBT, Siliziumcarbid (SiC) oder Galliumnitrid (GaN) Power-
MOSFET) erfordern den Einsatz teilentladungsfreier / teilentladungsfester
Isoliermaterialien bzw. Verbundwerkstoffen. Dies gilt insbesondere für
elektrische Komponenten in drehzahlverstellbaren Antrieben für Bahn,
Elektrofahrzeuge oder Anwendungen im Bereich der Energietechnik z. B.
Solar- und insbesondere Offshore-Windparks.
5
2. Definition der Teilentladung
Nach der EN 60270 respektive der VDE 0434 ist die Teilentladung (TE) in
Absatz 3.1 wie folgt definiert: „Örtlich beschränkte elektrische Entladung,
welche die Isolierung zwischen Leitern nur teilweise überbrückt und welche
angrenzend an einen Leiter auftreten kann, aber nicht muss“ [1].
Die Teilentladung ist eine physikalische Größe, welche mit Hilfe verschiedener
Messverfahren wie folgt erfasst werden kann:
durch klassisch elektrische TE-Messung entsprechend der EN 60270,
Messung im Frequenzbereich
TE-Spitzenwert-Auswertung, Integration im Zeitbereich
Kurvenformanalyse der Impulsantwort bei Stoßspannungsprüfung
die elektromagnetische Messmethode UHF
akustische TE-Detektion
Radio Interferenz Methode (veraltet)
Messungen mit Ultraschall-Sensoren
Für die in diesem Merkblatt diskutierten Anwendungen wird in der Regel die
klassische TE-Messtechnik nach der EN 60270 verwendet. Das UHF-
Messverfahren wird eher für Zustands-Monitoring und Lokalisieren von TE in
gasisolierten Schaltanlagen, großen Transformatoren und Generatoren
verwendet und ist noch nicht für Abnahme und TE-Prüfungen von
Komponenten und Motoren im Niederspannungsbereich verwendbar.
6
3. Welche Teilentladungstypen gibt es?
Teilentladungen werden in zwei Hauptgruppen aufgeteilt:
2) Innere Teilentladungen
Innere Teilentladungen sind Hohlraum- bzw. Gasentladungen, die in einem
Feststoff- und/oder Flüssigdielektrikum vorkommen. In den meisten Fällen
besteht das Isolationssystem eines elektrischen Gerätes aus mehreren
dielektrischen Stoffen. Daher muss die Erhöhung der Feldstärke in dem
Isolierstoff mit niedriger Dielektrizitätskonstante („Feldverdrängung“ genannt)
bei der Berechnung/Dimensionierung des Isolationssystems zugrunde gelegt
werden [2].
Bild 1: Anordnungen zur Darstellung von äußeren und inneren Teilentladungen [4]
7
4. Was ist die Messgröße bei TE-Prüfungen?
Als Messgröße bei TE-Prüfungen hat sich die scheinbare Ladung
(qs = iTE_s(t)*dt) der TE-Impulse international durchgesetzt. Sie ist nach der
Norm EN 60270 sinngemäß definiert als: Die in die Prüflingsklemmen
kurzzeitig eingespeiste Ladung eines Kalibrierimpulses, die die
Klemmenspannung vorübergehend um denselben Wert ändert wie die TE
selbst [1].
Des Weiteren sind die TE-Einsetzspannung Ui (Partial Discharge Inception
Voltage) und Aussetzspannung Ue (Partial Discharge Extinction Voltage) für
die Analyse bei der TE-Messung von Bedeutung. Die Teilentladungs-
Einsetzspannung Ui ist die niedrigste Spannung, bei der in einem Prüfkreis
Teilentladungen vorkommen, wenn die Prüfspannung von einem niedrigeren
Wert ausgehend gesteigert wird. Die Teilentladungs-Aussetzspannung Ue ist
die Spannung, bei der wiederholt auftretende Teilentladungen gerade nicht
mehr vorkommen, wenn die Prüfspannung von einem über der
Einsetzspannung liegenden Wert gesenkt wird.
In der Praxis wird ein TE-Pegel anwendungsspezifisch festgelegt. Mit anderen
Worten: Beim Hochfahren der Spannung wird die Spannung, bei der dieser
TE-Pegel erreicht wird, als TE-Einsetzspannung UPDE (auch als Ui bezeichnet)
definiert. Der Spannungswert, bei dem die TE-Aktivität aussetzt (z. B. TE-
Pegel < 10pC) wird als TE-Aussetzspannung UPDA (auch als Ue bezeichnet)
aufgenommen [1].
8
Die erste Komponente ist der durch die Messimpedanz abfließende tatsächlich messbare
TE-Impulsstrom iTE_M(t) und die zweite Komponente ist der Verluststrom iTE_V(t), der über die
Impedanz ZF abfließt. Das Messkabel wird in der Regel nicht mit einem Wellenwiderstand
abgeschlossen und daher muss bei der Berechnung der Übertragungsfunktion die Kapazität
des Messkabels CC berücksichtigt werden. In Bezug auf den tatsächlich messbaren TE-Im-
pulsstrom iTE_M(t) sind die Kapazitäten Ck und Cp, welche die Ersatzkapazität CR bilden, in
Reihe geschaltet. Diese Ersatzkapazität ist parallel zur Messkapazität CM und Kabelkapazi-
tät CC geschaltet.
9
Die TE-Messung und Auswertung wird in den Normen EN 61800-5-1:2008
und in der EN 60664-1:2008 für doppelte oder verstärkte Isolierung
sinngemäß wie folgt beschrieben: Die AC-Prüfspannung wird von Null bis zu
einem Spannungswert von 1,875*UPD (gilt für verstärkte Isolierung) gesteigert
und bei diesem Wert maximal 5 s gehalten. Danach wird die AC-
Prüfspannung bis zu 1,5*UPD reduziert und 15 s auf diesem Level gehalten.
Bleibt der arithmetische Mittelwert des TE-Pegels innerhalb dieser 15 s unter
10 pC wird der Prüfling als TE frei bezeichnet. Die Spannung UPD ist die
periodisch wiederkehrende maximale Spannungsspitze, die in dem Betriebs-
mittel vorkommt.
10
6. Was sind die Ursachen von Teilentladungen?
Teilentladungen entstehen, wenn die Durchschlagsfeldstärke des Dielektri-
kums, auf Grund unterschiedlicher lokaler Feldstärken oder unterschiedlicher
lokaler Spannungsfestigkeiten, punktuell überschritten wird und dadurch ein
partieller Zusammenbruch des Isolationssystems erfolgt. Startvoraussetzung
ist auch, dass die Spannung über dem Niveau der jeweiligen TE-Einsetzspan-
nung (UPDE) liegt.
11
7. TE- und sekundäre Einflussfaktoren auf die Lebensdauer
von Isolationssystemen
Die beschleunigte Alterung durch Teilentladungen wird durch die sogenannten
sekundären Faktoren stark beeinflusst:
Spannungsüberhöhungen (Spikes, Reflektionen, etc.)
Umgebungstemperatur
Spannungsgradient du/dt
Schaltfrequenz der Spannung
Feuchtigkeit
Kriechwegbildung
UV-Belastung durch TE
Ozonbildung durch TE
Bei der Entwicklung eines Gerätes müssen neben den primären elektrischen
Anforderungen auch die Umweltanforderungen an Isolationssysteme berück-
sichtigt werden. Die Grundsätze zur Isolationskoordination für Betriebsmittel
in Niederspannungsanlagen ist in der Norm EN 60664-1 festgelegt.
12
A K
Et E0 t ERL (t )
U(t)
A K 0 r
a)
d Die elektrische Feldstärke ergibt sich zu
U(t)
E(x) E grad
a)
ERL
Ortsabhängigkeit zu
a) E(x)0 d x
b)
E0RL ERL
d
E(x) d2
dx2 0 r
E
E(x)
0 d x
E0RL
b)
und für die elektrische Feldstärke zu
E
c) E(x)
ERLE0
0 d x
d
0 d x E( x )
b) dx
E(x)
ERL E0
c) U d
0 d x E( x ) x
d 0 r 2
13
8. Wie können Teilentladungen vermieden werden?
Entsprechend ihrer Entstehungsursache lassen sich mit unterschiedlichen
Maßnahmen Teilentladungen vermeiden bzw. reduzieren. In den meisten
Fällen kann man durch konstruktive Maßnahmen die Entstehungen von
lokalen Felderhöhungen, die primär die Ursache von TE sind, vermeiden.
Hierbei sind folgende Maßnahmen sehr hilfreich:
14
9. Praxisbeispiel für die Komplexität einer TE-Messung
Die TE-Messung ist vielfach in den Endabnahme-Prozess elektrischer
Maschinen integriert worden.
15
10. Zusammenfassung / Fazit
In diesem Beitrag sind neben der Definition von Teilentladung (TE) die unter-
schiedlichen Typen von TE beschrieben. Hierbei sind die scheinbare Ladung
als TE-Messgröße, TE-Ein- und TE-Aussetzspannung und der Einfluss einer
Raumladung auf Teilentladungen erläutert. Die TE-Messungen und Interpre-
tation von Messdaten anhand von TE-Mustern für die bekannten Fehlstellen-
typen wurden diskutiert und Erfahrungen zur Vermeidung von Teilentladung
in Isolationssystemen als “best practice“ vorgestellt.
Die Ursachen für TE sind vielfältig und können je nach Aufbau des Isolations-
systems innerhalb des elektrischen Gerätes stark variieren. Die langfristige
Folge von Teilentladungen ist ein vorzeitiger Ausfall des Isolationssystems
und damit des Gerätes. Hauptursachen sind neben der „Spannungshöhe“ eine
Vielzahl von anderen Faktoren und die Umweltbedingungen.
16
11. Literaturverzeichnis
[1] IEC 60270, VDE Norm 0434:2001-08: Hochspannungsprüftechnik,
Teilentladungsmessungen. VDE-Verlag GmbH, Berlin Offenbach, 1983
[5] Peil, S.; Koziel, R.; Weidner, J.: Neue Entwicklung bei der Online-Überwachung
von Generatoren. VDE-Fachtagung, Frankfurt, 2001
[8] Porzel, R.; Neudert, E.; Sturm, M.: Diagnostik der elektrischen Energietechnik.
Expert-Verlag, Renningen, 1996
[9] F.H. Kreuger; Industrial High Voltage I and II; Delft University Press, 1991 and
1992
17
12. Auflistung relevanter Normen (ohne Anspruch auf
Vollständigkeit)
IEC 60270:2000 Hochspannungs-Prüftechnik – Teilentladungsmessungen; Deutsche
Fassung EN 60270:2001
IEC 60730: Automatische elektrische Regel- und Steuergeräte für den Hausgebrauch
und ähnliche Anwendungen – Teil 2-9: Besondere Anforderungen an
temperaturabhängige Regel- und Steuergeräte (IEC 72/779/CD:2009); Deutsche
Fassung DIN EN 60730-2-9:2011
18
Anhang 1: Paschengesetz
Das Paschengesetz besagt, dass in einem elektrischen Feld die
Durchschlagspannung Ud eine Funktion des Produktes aus Gasdruck p des
Isoliergases und Elektrodenanstand (Schlagweite) d der spannungführenden
Elektroden/Leiter ist. Die Abhängigkeit Ud = f(p*d) gilt nur für eine bestimmte
Temperatur und nur solange, wie die Dichte des Isoliergases eine lineare
Funktion des Druckes darstellt. Bei sehr keinen Schlagweiten (z. B. d = 5 cm)
und höheren Dichten (p = 10 bar) gibt es Abweichungen von dieser Regel.
Paschengesetz und Townsend-Mechanismus liefern grundlegende
Erklärungen für den Durchschlagsmechanismus in Gasen. Da die
Ionisierungszahl (Anzahl der in Luft je cm Wegstrecke gebildeten Ionenpaare)
eine Funktion des Luftdruckes ist, sind auch Durchschlagsfestigkeit und
Durchschlagsspannung davon abhängig. Dieses Gesetz gilt auch für das
inhomogene Feld, wenn mit der Distanz proportional auch der Elektroden-
krümmungsradius geändert wird (Ähnlichkeitsgesetz nach Toepler). Der
qualitative Verlauf der Paschenkurve ist in Bild 4 dargestellt.
1000
100
Ud [kV]
10
𝐵 ∗ 𝑝𝑑
𝑈𝑑 (𝑝𝑑) =
1
ln(𝐴 ∗ 𝑝𝑑) − ln(ln (1 + 𝛾))
mit
p = Gasdruck
d = Elektrodenanstand
γ= der 2. Townsend-Koeffizient
A und B = Konstanten
Aus der Formel ist ersichtlich, dass die Durchschlagspannung eine Funktion
des Produktes aus Druck und Elektrodenabstand ist.
19
Um Messungen vergleichen zu können ist es wichtig Messungen bei gleichen
Druck durchzuführen. Da die Gasdichte (und damit die Ionisierung) auch von
der Temperatur abhängig ist, nimmt die Temperatur indirekt Einfluss auf die
Messungen. Mit dem Temperaturanstieg sinkt die Durchschlagsfeldstärke.
Die Gasdichte ist für die Ionisierung ausschlaggebend. Aus diesem Grund
müssen die Vergleichsdrücke immer auf die gleiche Temperatur bezogen
werden. Speziell in der Hochspannungsanlagentechnik muss diese
Dichteabhängigkeit beachtet werden. Bekanntlich nimmt der mittlere Luftdruck
mit zunehmender Höhe (über Normalnull, üNN) für je +8 m um 1 h Pa ab, die
mittlere Temperatur verringert sich dabei um 0,3…0,5 °C. Im Mittel liegt also
die Luftdichte je +1.000 m Höhe um 125 hPa niedriger (barometrische
Höhenformel).
Der weitverbreitete Wert 2.000 m üNN als Höhenangabe ist die typische
Standard- Einsatzhöhe für elektrische Betriebsmittel. Ab dieser Höhe ist zu
berücksichtigen, dass Luft ein immer schlechterer Isolator wird, was mit
größeren Luft- und Kriechstrecken ausgeglichen werden muss. So ist z. B. bei
5.000 m Einsatzhöhe ein um 48 Prozent längerer Abstand einzuhalten als bei
2.000 m üNN und bei 4.000 m ist der Abstand noch 29 Prozent größer als bei
der Referenzhöhe von 2.000 m üNN (DIN EN 60664-1, Tabelle A.2
Höhenkorrekturfaktoren).
Dieser Einfluss kann durch Vergleich mit Normalbedingungen (T0 = 293°K und
p0 = 1.013 hPa) auf Meereshöhe veranschaulicht werden.
Beispiel:
Meereshöhe NN: p0 = 1013,25 hPa T0= 293°K Ud0 = 1.000 V
(gewählt)
Bei 4.000 m üNN: p1 = 616,45 hPa T1= 282°K Ud1 = ist gesuchte
mit:
𝑝1 ∗𝑇0
𝑈𝑑1 = 𝑈𝑑0 ∗
𝑝0 ∗𝑇1
folgt also:
Ud1 = 1.000 V*(616,45 hPa *293°K) / (1013,25 hPa *282°K)
= 1.000 V*0,63 = 630 V
20
Anhang 2: Sichere Trennung unter dem Gesichtspunkt der Teilent-
ladungsbeständigkeit
Sichere Trennung bedeutet ein konsequenter Schutz des Verwenders einer
elektrischen Einrichtung vor elektrischem Schlag. Dabei sind etliche
Rahmenbedingungen zu beachten, die sich aufgrund der technologischen
Entwicklungen permanent verschärfen.
Sichere Trennung ist zwischen allen Nahtstellen verschiedener Stromkreise
notwendig, in denen mindestens eine Spannungsebene oberhalb der
Kleinspannung anliegt. Ein Beispiel dafür ist die Trennung zwischen einem
SELV-Stromkreis (Safety Extra Low Voltage) und einem Stromkreis mit
normaler Netzspannung. Sichere Trennung bedeutet, dass es dem Strom
nicht möglich ist, von einem Stromkreis in einen anderen überzutreten und
dadurch den Verwender der elektrischen Einrichtung zu gefährden.
Folgende Arten der elektrischen Isolation zwischen solchen Stromkreisen werden in den
entsprechenden Normen (z. B. DIN EN 60664-1 / VDE 0110) beschrieben:
Funktionsisolierung: Diese Isolationsart ist für den einwandfreien Betrieb
der Einrichtung erforderlich, bietet aber keinen Schutz
gegen einen elektrischen Schlag.
Basisisolierung: Die Basisisolierung gewährt einen grundlegenden
Schutz gegen einen elektrischen Schlag.
Zusätzliche Isolierung: Die zusätzliche Isolation dient als zweite
Schutzbarriere, falls die Basisisolierung versagt.
Doppelte Isolierung: Begriff für die Basisisolierung und die zusätzliche
Isolierung. Dabei sind die Basisisolierung und die
Zusätzliche Isolierung zwei voneinander getrennte
Schichten. Jede Schicht erfüllt den Basisschutz gegen
elektrischen Schlag.
Verstärkte Isolierung: Isolierung besteht aus einem einheitliches
Isoliersystem. Sie schafft einen gleichwertigen Schutz
wie die doppelte Isolierung. Besteht sie aus mehreren
Schichten (Mehrschichtlaminate), sind diese nicht
trennbar miteinander verbunden und können nicht
einzeln getestet werden.
Natürlich wirken auch Luft- und Kriechstrecken als Isolationswege. Sie werden
je nach Spannungshöhe, Verschmutzungsgrad und den Eigenschaften der
eingesetzten Materialien in Normen definiert. Unter dem Gesichtspunkt der
Teilentladungsbeständigkeit sind die mehrschichtigen Isolationsaufbauten der
Doppelten Isolierung stets kritisch zu betrachten. Die Belastungen durch
immer höhere Spannungen, nicht-sinusförmige Spannungsverläufe,
Transienten und andere Phänomene können zu Teilentladungen führen.
Besonders an den Übergängen der einzelnen Schichten kommt es in dem Fall
zu Schädigungen der Isolationsmaterialien. Außerdem ist ein Verguss von
mehrlagigen, aber nicht fest miteinander verbundenen Folien ohne
Lufteinschlüsse technisch anspruchsvoll.
Muss man aufgrund der Betriebsbedingungen mit dem Auftreten von
Teilentladungen rechnen, sind Verstärkte Isolierungen den Doppelten
Isolierungen vorzuziehen. Die dabei verwendeten Mehrschichtlaminate
können weitgehend ohne Lufteinschlüsse gefertigt werden. Außerdem können
sie leichter ohne massive Dielektrizitätssprünge (z. B. Lufteinschlüse) in
Vergussmassen eingebettet werden.
21
Anhang 3: Phasendiagramme – Interpretationshilfe [3] und [9]
Koronaentladungen in Gas
1 1
U/Û
0 0
der anderen
-0.5 -0.5 Halbwelle hinzu.
a) b)
-1 -1
0 180 360 0 180 360
Koronaentladungen in Öl
1 1
0.5 0.5
Die Häufigkeit
U/Û
U/Û
0 0
nimmt mit der
-0.5 -0.5
Spannung zu.
c) d)
-1 -1
0 180 360 0 180 360
U/Û
0 0
scheiden sich
-0.5 -0.5 mindestens um
-1
e)
-1
f) den Faktor 3.
0 180 360 0 180 360
0.5 0.5
U/Û
U/Û
0 0
-0.5 -0.5
g) h)
-1 -1
0 180 360 0 180 360
22
Bildnachweis:
Deckblatt: Treeing – nicht vollständiger elektrischer
Durchschlag in einem massiven Isolationsmaterial,
Gerald Friederici, CMC Klebetechnik
Bild 1 – 3: Dr. Farhad Berton
Bild 4: Jens Kohlhof, EPHY-Mess
Abbildungen Anhang 3: Dr. Farhad Berton
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ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik-
und Elektroindustrie e.V.
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