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Bei der Berechnung des Ausgleichsanspruches wird deshalb von einem üblichen
Prognosezeitraum von fünf Jahren ausgegangen werden (1). Rein vorsorglich soll der
Ausgleichsanspruch aber auch für einen Prognosezeitraum bis zum 24. Oktober 2004, also
dreizehn Monaten, berechnet werden (2).
217.756,93 Euro
a. Provisionsverluste
) Basisbetrag
Den Ausgangspunkt für die Ausgleichsberechnung bildet das letzte Vertragsjahr, das sogenannte
Basisjahr (vgl. bereits OLG Köln v. 29. April 1968, VersR 1968, 966; Küstner, von Manteuffel,
Evers, a.a.O., Rz. 637).
Die dem Kläger in den letzten zwölf Vertragsmonaten des Jahres 2002 für die von ihm
geworbenen Stammkunden gezahlten Provisionsbeträge belaufen sich nach dem von der
Beklagten erteilten Buchauszug auf 275.117,00 Euro.
) Prognosezeitraum
Ausgehend von diesem Provisionszufluss sind die Provisionsverluste auf einen Zeitraum von fünf
Folgejahren zu prognostizieren (vgl. OLG Köln v. 29. April 1968, VersR 1968, 966; OLG
Frankfurt v. 8. Dezember 1970, RVR 1971, 141).
) Kunden-Umsatz-Fluktuation
Im Rahmen der Prognose ist zu berücksichtigen, daß Kunden abwandern und damit Umsatz
verloren geht.
Vorliegend konnte anhand der Daten des von der Beklagten mit Schriftsatz vom 21. Januar 2004
in Form einer CD-ROM erteilten Buchauszugs eine Abwanderungsquote von 52,1 % ermittelt
werden.
Für einen Prognosezeitraum von fünf Jahren ergibt sich unter Zugrundelegung einer
Abwanderungsquote von 52,1 % ein Gesamtprovisionsverlust in Höhe von:
b. Unternehmervorteile
Mit Rücksicht darauf, daß zwischen den Vorteilen des Unternehmers im Sinne des § 89 b Abs. 1
Nr. 1 HGB und den Provisionsverlusten des Handelsvertreters gem. § 89 b Abs. 1 Nr. 2 HGB ein
enger Zusammenhang besteht, ist grundsätzlich davon auszugehen, daß die Unternehmervorteile
und die Provisionsverluste sich entsprechen (Bundesgerichtshof v. 29. März 1990, WM 1990,
1496).
Die Anspruchsvoraussetzungen des § 89 b Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 2 HGB sind daher in einer
Größenordnung von 246.560,54 Euro erfüllt; dieser Betrag ist als Rohausgleich für die weitere
Berechnung zugrunde zu legen.
c. Abzinsung nach der Multifaktorenmethode von Gillardon
Der nach den Anspruchsvoraussetzungen des § 89 b Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 2 HGB ermittelte
Rohausgleich in Höhe von 246.560,54 Euro ist nunmehr nach versicherungsmathematischen
Grundsätzen abzuzinsen (vgl. nur Bundesgerichtshof v. 8. November 1990, WM 1991, 602).
In der Rechtsprechung ist anerkannt, daß die Abzinsung nach Gillardon (Gillardon-Multifaktoren,
Bearbeiter Helmut W. Groß, Bretten, Baden 1976) durchgeführt werden kann (OLG Nürnberg v.
16. Mai 1991, Az.: 12 U 2405/86, LSK-ADR). Unter Berücksichtigung eines Zinssatzes von 5 %
p.a. ist der ermittelte Rohausgleich auf den Betrag von 217.756,93 Euro abzuzinsen, indem der
Rohausgleich in Höhe von 246.560,54 Euro durch 60 Monate (entsprechen den fünf Folgejahren)
dividiert und im Anschluss daran mit dem entsprechenden Gillardonfaktor 52,9907 (für 5 %
Abzinsung auf fünf Folgejahre) multipliziert wird.
d. Ausgleichshöchstbetrag
Der gesetzliche Ausgleichshöchstbetrag des § 89 b Abs. 2 HGB deckelt den für den von der
Klägerin aufgebauten Kundenstamm ermittelten abgezinsten Rohausgleich der Höhe nach auf
eine durchschnittliche Jahresprovision.
Der abgezinste Rohausgleich übersteigt die Höchstgrenze nicht, so daß es bei dem Betrag von
217.756,93 Euro bleibt.
e. Handelsvertreterausgleichsanspruch
Der Klägerin hat daher einen Handelsvertreterausgleichsanspruch nach § 89 b HGB in Höhe von:
217.756,93 Euro