Sie sind auf Seite 1von 2

Was ist Amalgam?

Amalgam ist eine Legierung aus Kupfer, Zinn, Silber und Quecksilber. In Deutschland muss Amalgam als
Sondermüll entsorgt werden. Trotzdem wird es hierzulande noch oft für Zahnfüllungen verwendet, während es in
anderen Ländern verboten ist.
Amalgamfüllungen werden z. B. bei Patienten mit Karies genutzt. Der Zahnarzt mischt das Amalgam in
Pulverform mit flüssigem Quecksilber. Es entsteht eine dickflüssige Masse, die auf den betroffenen Zahn
aufgetragen wird und dort aushärtet. Inzwischen wird das Material oft in Kapselform aufbewahrt. Metallpulver und
Quecksilber sind dabei in einer Kunststoffkapsel durch eine Membran getrennt, die beim Mischen zerstört wird, so
dass die Verbindung stattfinden kann.

Warum wird Amalgam verwendet?


In der Europäischen Union werden jährlich etwa 70 Tonnen Quecksilber für Amalgam genutzt. Zahnärzte sind
dabei die Hauptabnehmer des günstigen Materials. Amalgam erfreut sich hoher Beliebtheit, da es von den
Krankenkassen bezahlt wird. Somit müssen auch Patienten mit geringen finanziellen Mitteln nicht auf eine
Füllung ihres erkrankten Zahnes verzichten. Zudem ist Amalgam besonders langlebig. Amalgamfüllungen ähneln
der Beschaffenheit von echten Zähnen und müssen über einen Zeitraum von ca. 8 Jahren nicht erneuert werden.
Vorteile auf einen Blick:
• kostengünstig
• langlebig
• leicht zu verarbeiten
• ausreichende Füllhöhe (füllt Zahn bis zum Rand)
• kurze Aushärtezeit
• wirkt antibakteriell

Anwendungsgebiete
• Okklusale, okklusal-approximale und zervikale (auf der Kaufläche, auf der Kontaktfläche zum
Nachbarzahn oder im Zahnhalsbereich liegende) Füllungen im Seitenzahnbereich
• im Frontzahnbereich aus ästhetischen Gründen nur auf oralen Zahnflächen (der Mundhöhle
zugewandten Flächen)
• bei Allergie gegen Kunststofffüllungsmaterial

Das Verfahren
Bei Amalgam handelt es sich um einen Werkstoff, der unmittelbar vor der Applikation (Legen) der Füllung
durch Trituration (Anmischen) aus reinem Quecksilber und einem pulvrigen Metallgemisch in der Regel aus
einer Silber-Zinn-Legierung sowie Silber-Kupfer-Legierung hergestellt wird. Das frisch angemischte noch
plastische Material wird unter möglichst hohem Stopfdruck in den Zahn eingebracht, um durch starke
Verdichtung eine hohe Materialqualität und einen möglichst geringen Quecksilberanteil zu erreichen, da sich das
Quecksilber beim Stopfen mit speziellen Amalgamkondensierern an der Oberfläche der Füllung sammelt. Diese
wird bewusst in der Höhe "überstopft", der quecksilberreiche minderwertige Überschuss beim Modellieren
(Ausarbeiten) der Füllung entfernt.

Die Verfahrensschritte im Einzelnen:


• Exkavation (Kariesentfernung)
• Kavitätenpräparation (Beschleifen des Zahndefektes): unter sich gehende Stellen erforderlich, da die
Füllung rein mechanisch verankert wird
• Nacharbeiten der Schmelzränder: Entfernen der durch die Präparation aufgelockerten
randständigen Schmelzprismen, deren Verbleib einen qualitativ minderwertigen Randabschluss der
Füllung ergäbe
• Legen einer druckstabilen Unterfüllung (z. B. Glasionomer- oder Zinkphosphatzement)
• relative Trockenlegung (z. B. mit Speichelzieher und Watterollen)
• bei approximalen (im Kontakt zum Nachbarzahn liegenden) Füllungen Anlegen einer schraubbaren, dem
Stopfdruck widerstehenden Matrize
• Fixieren des Matrizenabschlusses im Approximalraum mittels Keil
• Trituriation: Anmischen des Materials in vordosierten Einmalkapseln im mechanischen Rüttler für wenige
Sekunden nach Herstellerangaben; das Ergebnis ist ein knet- und formbares, nicht zu trockenes, noch
matt silbrig glänzendes Material mit dem charakteristischen "Schneeballknirschen" beim Verarbeiten
• Stopfen und Kondensieren (Verdichten) der Füllung unter maximalem Stopfdruck zur
Materialoptimierung entweder manuell oder mit mechanischem Kondensierer; "Überstopfen" der Füllung
• Ausarbeiten, "Schnitzen" der Füllung: das quecksilberreiche Füllungsmaterial der überschüssigen
Oberfläche wird mit Handinstrumenten entfernt, die Füllung den Zahnkonturen durch "Schnitzen" des
innerhalb von drei bis fünf Minuten seine Plastizität verlierenden Materials angepasst

Nach dem Verfahren


• Auftragen von Lack (z. B. Fluoridlack)
• Der Patient sollte angewiesen werden, für ca. zwei Stunden darauf zu verzichten zu essen und die
Füllung anderweitig zu belasten, denn das Amalgam hat erst nach zehn Stunden annähernd seine
Endhärte erreicht.
• Die Politur der Füllung ist daher in der ersten Sitzung noch nicht möglich, sie kann nach frühestens 24
Stunden erfolgen. Dabei werden die Füllungsränder unter Beachtung der Laufrichtung der
Polierinstrumente an die Schmelzränder angetrieben, die Feinpolitur erfolgt mit Polierpasten. Dabei ist
unbedingt darauf zu achten, dass genug Pastenmaterial aufgetragen wird, um eine Überhitzung des
Amalgams zu vermeiden.


• Gesundheitsrisiko Amalgam?
Studien der LMU und TU München sowie andere wissenschaftliche Untersuchungen konnten keine
gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen von Amalgam nachweisen und auch keine signifikante
Verbesserung von Beschwerdebildern nach dem Entfernen von Amalgamfüllungen.

Trotzdem gibt es zahlreiche Berichte von Patienten und besonders auch von ganzheitlich arbeitenden
Zahnärzten, die lokale und systemische Reaktionen als Amalgamunverträglichkeiten bei Patienten einordnen.
Eine Begründung liegt in der Vermutung, dass verschiedene Metalle oder Legierungen im Mund, zusammen mit
dem Speichel als leitendem Medium, einen galvano-elektrischen Stromfluss, ähnlich einer Batterie, erzeugen.
Dies kann sich u.a. durch einen metallischen Geschmack im Mund bemerkbar machen.

Das könnte Ihnen auch gefallen