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Konstruktion und Gestaltung

Prof. Dr.-Ing. Henning Meyer | AG Konstruktion | VL 02 Gestaltung


Fertigungsverfahren

• Als Fertigungsverfahren werden Verfahren zur Herstellung von geometrisch bestimmten festen Körpern
bezeichnet.
• Diese Körper können sowohl Halbzeuge als auch Bestandteile von technischen Gebilden sein.
• In der Regel müssen mehrere Fertigungsverfahren miteinander kombiniert werden, um aus Rohteilen
über Halbfertigteile fertige Produkte wie beispielsweise Maschinen, Apparate, Werkzeuge, Fahrzeuge
und andere einteilige oder mehrteilige Gegenstände herzustellen.
• Grundlage sind zum Beispiel technische Zeichnungen und/oder dreidimensionale CAD-Modelle.

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Konstruktion und Gestaltung
Gießen

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Übersicht über Fertigungsverfahren

Die Form der Werkstücke wird durch das Verfahren …


… geschaffen … geändert … beibehalten

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Fertigungsverfahren

Die Form der Werkstücke wird durch das Verfahren


geschaffen geändert
Urformen Umformen Trennen Fügen
Flüssig
Druckumformen Zerteilen__ Zusammensetzen
ð Gießen
ðWalzen ðScher-, ðVerschrauben
Strahlschneiden
Teigig
Zug/Druckum- Einpressen
ð Extrudieren Spanen
formen ðWälzlager-
ðFräsen, Drehen
ðTiefziehen montage
Körnig Schleifen
ð Sintern Zugumformen
Schweißen
ðLängen, Weiten Abtragen
Ionisiert ðFunkenero-
Biegeumformen Löten
ð Galvanoplastik dieren
ðAbkanten
Kleben
Schubumformen Zerlegen
ðWinden einer ðAbschrauben
Druckfeder

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Fertigungsverfahren

Die Form der Werkstücke wird durch das Verfahren


beibehalten
Beschichten Änderung der Stoffeigenschaften
Gas-, dampfförmig Umlagern
ð Aufdampfen ð Härten, Vergüten, Aushärten

Flüssig, pastös
Aussondern
ð Lackieren
ð Entkohlen

ionisiert
Einbringen
ð Galvanisieren
ð Aufkohlen, Nitrieren

Fest, körnig
ð Thermisches Spritzen

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Fertigungsverfahren

Die Form der Werkstücke wird durch das Verfahren …


… geschaffen … geändert … beibehalten
Urformen Umformen Trennen Fügen Beschichten Änderung der
Stoffeigenschaften
Flüssig Druckumformen Zerteilen Zusammensetzen Gas-, dampfförmig
Umlagern
ð Gießen ð Walzen ð Scher-, ð Verschrauben ð Aufdampfen
Strahlschneiden ð Härten, Anlassen
Einpressen
Zugdruckumformen ð Wälzlager- Flüssig, pastös
Teigig Spanen montage Aussondern
ð Tiefziehen ð Lackieren
ð Extrudieren ð Fräsen, ð Entkohlen
Schweißen
Drehen, Schleifen
Löten
Zugumformen Abtragen ionisiert
Kleben Einbringen
körnig ð Längen, Weiten ð Galvanisieren
ð Funkene- ð Aufkohlen,
ð Sintern rodieren Nitrieren
Biegeumformen Fest, körnig
Ionisiert ð Abkanten Zerlegen ð Thermisches
ð Abschrauben Spritzen
ð Galvanoplastik
Schubumformen
ð Winden einer
Druckfeder

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Fertigungsverfahren

[Quelle: http://www.rthomsen.de/fileadmin/img/inhalt/produkte/big/gehaeuse2_b.jpg
23.03.2012]
Fertigungsverfahren

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Zusammenhang Konstruktion - Fertigungsverfahren

[Quelle: Ehrlenspiel, Kostengünstig Entwickeln und Konstruieren, Springer, 2007]


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Beispiele Gussformen

[Quelle:http://www.metrom.com]
Aufbau einer Gussform Sandform

Kokille

[Quelle: http://www.huth-gaddum.com]
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Gießen

Einguss

Speiser

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Gießen

Einguss

Speiser

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Gießen

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Gießen - Fertigungsverfahren

Gießen mit verlorener Form

Schritt 1:
Das Gussmodell mit Kernmarke wird mit Formmaterial umgeben,
welches aushärtet.

Schritt 2:
Das Gussmodell wird entnommen, der Kern in die Formen
eingelegt und die Form wird ausgegossen.

Schritt 3:
Nachdem das Gusswerkstück ausgehärtet und abgekühlt ist
werden Speiser und Einguss bei der Nachbearbeitung entfernt.

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Gießen - Fertigungsverfahren

Gießen mit Dauerform: am Beispiel des Druckgießens

Druckgießen:

Aus einem Vorrat wird das


geschmolzene Material zwischen die
stationär beweglichen Formen
gepresst.
Nach einer kurzen Aushärtzeit wird
das Rohteil mechanisch ausgeworfen.

[Quelle: http://www.alu-laufen.ch/index.php?id=10&lang=de, Stand 26.10.2015]

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Gießen - Fertigungsverfahren

[Quelle: http://www.alu-laufen.ch/index.php?id=10&lang=de, Stand 26.10.2015]


Vorteile des Gießens

• Freie Gestaltungsmöglichkeit mit funktional optimal ausgelegten Bauteilkonturen

• Ermöglicht komplexe Innenstrukturen

• Große Werkstoffvielfalt

• Nahezu unbegrenzt anwendbar bezüglich der Größe

• Wirtschaftlichkeit gegenüber anderen Fertigungsverfahren (v. a. bei großen Stückzahlen)

• Geeignet für Einzelfertigung und Großserien

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Besonderheiten bei Gussteilen

• Materialfluss beachten

• Formschrägen vorsehen

• Hinterschneidungen vermeiden

• Auf Wandstärken achten

• Zu geringe Wandstärken durch Rippen versteifen

• Geeignete Flächen vorsehen für Bohrungen und Verschraubungen

• Radien anstatt scharfe Kanten

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Gussgerechte Konstruktion

unzweckmäßig zweckmäßig Erläuterung

1 Vermeiden waagerechter Wandteile

[nach Quelle: Pahl/Beitz, Konstruktionslehre, Springer Verlag, 7.Aufl., 2007]


(à Gasblasen, Lunker) und sich
verengende Querschnitte zu den
Steigern

Anstreben gleichmäßiger Wanddicken


2 und Querschnitte sowie allmählicher
Querschnittsübergänge.

Beachten der Werkstoffeigenheiten f.


zul. Wanddicken und Stückgrößen.

Bevorzugen einfacher Formen für


3 Modelle und Kerne (geradlinig,
rechteckig).

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Verständnisfrage zum Thema: Gießen

Welche Aussage über Gestaltungsrichtlinien beim Gießen ist richtig?

• Formschrägen zum Ausheben von Gussteilen sind bei keinem Gussverfahren notwendig.
• Weniger stabile Stellen sollten mit Rippen ausgesteift werden.
• Unterschiedliche Wandstärken können mit geringem Fertigungsaufwand gegossen werden.
• Eine Nachbearbeitung des Gussteils ist nicht erforderlich.

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Verständnisfrage zum Thema: Gießen

Welche Aussage über Gestaltungsrichtlinien beim Gießen ist richtig?


• Formschrägen zum Ausheben von Gussteilen sind bei keinem Gussverfahren notwendig.
• Weniger stabile Stellen sollten mit Rippen ausgesteift werden.
• Unterschiedliche Wandstärken können mit geringem Fertigungsaufwand gegossen werden.
• Eine Nachbearbeitung des Gussteils ist nicht erforderlich.

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Konstruktion und Gestaltung
Biegen

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Fertigungsverfahren

Die Form der Werkstücke wird durch das Verfahren:

Geschaffen Geändert Beibehalten


Urformen Umformen Trennen Fügen Beschichten Änderung der

[Quelle: nach Fachkundebuch Metall, 54. Auflage, Europa Lehrmittel, 2003, S. 74 ff]
Stoffeigenschaften
Gießen Druckumformen Zerteilen (z.B. Zusammensetzen Aufdampfen Härte, Vergüten,
(z.B. Walzen) Scherschneiden) (z.B. Verschrauben) Aushärten
Extrudieren Zug/Druckumformen Spanen (z.B. Einpressen (z.B. Lackieren Entkohlen
(z.B. Tiefziehen) Fräsen, Drehen, Zylinderstiftmontage)
Schleifen)
Sintern Zugumformen (z.B. Abtragen (z.B. Schweißen Galvanisieren Aufkohlen, Nitrieren
Längen, Weiten) Funkenerodieren)
Galvanoplastik Biegeumformen Zerlegen (z.B. Löten Thermisches
(z.B. Abkanten) Abschrauben) Spritzen
Schubumformen Kleben
(z.B. Winden einer
Druckfeder

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Biegen

• Das Biegen ist eine Gruppe von Fertigungsverfahren, die zur Hauptgruppe des Umformens zählt (nach
DIN 8580).

• In der Umformzone wirken Biegespannungen.

Quelle: [Fachkundebuch Metall, EuropaVerlag, 54. Auflage, Seite 82 ff.]


• Genutzt wird das Biegen sehr häufig in der Blechumformung und wird als Vorstufe zum Schweißen von
z.B. Gehäusen benötigt.

• Nur Werkstoffe mit ausreichender Zähigkeit sind umformbar. Das Biegen erfolgt in dem plastischen
Bereich zwischen Streckgrenze und Zugfestigkeit.

• Die Hauptgruppen beim Biegen sind: Biegeumformen, Zug-Druck-Umformen, Druckumformen und


Zugumformen

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Biegen - grundsätzliches Verfahren

Beispiel einer Abkantpresse:


• Das Oberwerkzeug wird mit einer bestimmten Kraft auf das
Blech gedrückt.
• Die Wirkung des Kräftepaars aus den beiden Kräften F2
muss so stark sein, dass sich das Blech dauerhaft verbiegt
und nach dem Einwirken der Kräfte die gewünschte Form
erhalten bleibt.
• Sobald aber der maximale Punkt der elastischen

Quelle: [https://www.rime.de/wiki/blech-biegen/]
Abkantpresse: Kraft (F1) ist genauso groß wie die Summe aus
Verformung überschritten wurde, kommt es im den Kräften (F2).

Kristallgefüge des Metalls zu Versetzungen und die Kristalle


ändern ihre Position innerhalb des Gefüges.
• Diese plastische Verformung lässt sich nicht mehr
rückgängig machen und ein Blech wäre ab dieser
Belastung dauerhaft gebogen.

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Biegeverfahren

• Einfache Biegearbeiten werden von Hand mit einem Kunststoffhammer durchgeführt.


• Genauere Biegeteile werden mit Hilfe von Maschinen hergestellt.
• Die gängigsten Verfahren sind:
• Schwenkbiegen

Quelle: [Fachkundebuch Metall, EuropaVerlag, 54. Auflage, Seite 82 ff.]


• Abkanten
• Rohre oder Leitungen werden durch speziellen Rohr-Biegevorrichtungen gebogen, die eine Stütz- und Biegerolle haben und somit
das Verformen des Rohrquerschnitts sowie das Einknicken vermeiden.
• Biegevorgänge werden oft in Schneidwerkzeuge integriert um Werkstücke durch Schneiden und Umformen in einem Arbeitsgang
herstellen zu können.

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Zug-/Druckumformen

• Das Blech wird bei diesem Verfahren durch Zug- und Druckkräfte zum fertigen
Werkstück umgeformt.
• Die wichtigsten Verfahren sind:
• Tiefziehen:

Quelle: [Fachkundebuch Metall, EuropaVerlag, 54. Auflage, Seite 82 ff.]


Zuschnitt wird durch den Niederhalter auf die Ziehmatrize gepresst. Anschließend zieht
der Ziehstempel das Blech durch die gerundete Ziehkante in die Matrize.
Einflussgrößen: Niederhalterkraft, Ziehspalt, Ziehkantenradius, Ziehverhältnis,
Ziehstufen, Ziehfehler und Schmierstoffe.
• Durchziehen:
Beim Durchziehen werden Drähte, Flachprofile oder Rohre durch ein verengendes
Ziehwerkzeug gezogen. Man erhält dadurch formgenaue Fertigerzeugnisse mit kleinen
Rautiefen.
• Drücken:
Hier wird ein runder Blechzuschnitt mit einer Drückrolle an eine rotierende Drückform
gepresst. Dadurch lassen sich Stahlbleche bis etwa 20 mm Dicke umformen.
• Weitere Verfahren: Hydromechanisches Tiefziehen oder Innenhochdruckformen (IHU),
Kragenziehen, Knickbauchen
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Druckumformen

• Hier wird das Werkstück durch Druckkräfte umgeformt. Beim Schmieden müssen die Angaben
der Werkstoffhersteller über Anwärmzeiten und Schmiedetemperaturen eingehalten werden.
• Wichtige schmiedbare Metalle sind Stähle sowie Aluminium- und Kupfer-Knetlegierungen.
• Bei Stählen nimmt die Schmiedbarkeit mit zunehmendem Kohlenstoffgehalt ab.

Quelle: [Fachkundebuch Metall, EuropaVerlag, 54. Auflage, Seite 90 ff.]


• Die Schmiedetemperatur richtet sich nach dem Werkstoff und muss Tabellen entnommen
werden.
• Die wichtigsten Verfahren sind:
• Freiformen (Freiformschmieden):
Beim freien Schmieden entsteht die Fertigform durch gezielte Schläge aus dem Rohteil. Hier
werden eher Einzelstücke und Vorformen von Gesenkschmiedestücken hergestellt.
• Gesenkformen (Gesenkschmieden):
Das Schmiedestück wird in einem zweiteiligen Gesenk aus einem Rohteil geschlagen. Wird für
Serienproduktion genutzt. Vorteile sind ein geringer Werkstoffverlust, hohe Wiederholgenauigkeit,
günstiger Faserverlauf und die Herstellung von schwierigen Formen sind möglich.

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Druckumformen

• Weitere wichtige Verfahren sind:


• Eindrücken:
Ist ein oberflächennahes Eindrücken von Formwerkzeugen. Es werden so häufig
Innensechskant oder Kreuzschlitze in Schraubköpfen hergestellt.

Quelle: [Fachkundebuch Metall, EuropaVerlag, 54. Auflage, Seite 90 ff.]


• Durchdrücken:
Hierzu gehören Strang- und Fließpressen und werden hauptsächlich zur Fertigung von
Profilen genutzt.
Beim Stangenpressen wird der Werkstoff zu langen Halbzeugprofilen gepresst, die durch
Walzen nicht herstellbar sind.
Durch Fließpressen werden auch schwierig geformte Voll- und Hohlkörper in großen
Serien wirtschaftlich hergestellt. Nach Fließrichtung des Werkstoffes wird zwischen
Rückwärts- und Vorwärts-Fließpressen sowie Vorwärts-Rückwärts-Fließpressen
unterschieden.
Es sollte ein Stahl mit geringem Kohlenstoffgehalt, Aluminium und Aluminiumlegierungen,
Kupfer, und weiche Cu-Zn-Legierungen sowie Zinn und Blei verwendet werden.

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Die gestreckte Länge für große Biegeradien

• Beim Biegen werden die äußeren Bereiche des Werkstücks gestreckt, die inneren dagegen gestaucht
• Zwischen diesen beiden Bereichen befindet sich die neutrale Faser. Dieser Bereich bleibt unverändert
• Die gestreckte Länge von Biegeteilen entspricht der Länge der neutralen Faser.
• Berechnung der gestreckten Länge mit großen Biegeradien: 𝐿 = 𝑙! + 𝑙" + 𝑙#

Quelle: [Fachkundebuch Metall, EuropaVerlag, 54. Auflage, Seite 82 ff.]


Berechnung der gestreckten Länge bei
Neutrale Faser beim Biegen
großen Biegeradien

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Zuschnittsermittung für 90°-Biegeteile

• Berechnung der gestreckten Länge mit kleinen Biegeradien: 𝐿 = 𝑙! + 𝑙" + 𝑙# − 𝑛 ⋅ 𝑣


• 𝑛 beschreibt die Anzahl der Biegungen

Quelle: [Fachkundebuch Metall, EuropaVerlag, 54. Auflage, Seite 82 ff.]


Berechnung der gestreckten Länge bei kleinen Biegeradien

• 𝑣 hängt vom Biegeradius und der Blechdicke ab und wird aus Tabellen rausgelesen (z.B. Tabellenbuch Metall)

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Zuschnittsermittung für beliebige Biegewinkel

• Berechnung der gestreckten Länge:


𝐿 =𝑎+𝑏−𝑣
• Ausgleichswert für 𝛽 = 0° bis 𝛽 = 90°:

Quelle: [Fachkundebuch Metall, EuropaVerlag, 54. Auflage, Seite 82 ff.]


180° − 𝛽 𝑠
𝑣 =2⋅ 𝑟+𝑠 −𝜋⋅ ⋅ 𝑟+ ⋅𝑘
180° 2

• Ausgleichswert für 𝛽 über 90° bis 𝛽 = 165°:


180° − 𝛽 180° − 𝛽 𝑠
𝑣 = 2 ⋅ 𝑟 + 𝑠 ⋅ 𝑡𝑎𝑛 −𝜋⋅ ⋅ 𝑟+ ⋅𝑘
2 180° 2

• Ausgleichswert für 𝛽 über 165° bis 𝛽 = 180° ist 𝜈 ≈ 0 (vernachlässigbar klein)


!
• Korrekturfaktor: 𝑘 = 0,65 + 0,5 ⋅ log "

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Der Biegeradius

Mindestbiegeradius beim Biegen: Werkstoff Blech Rohr


• Bezeichnet den Radius an der Innenseite des Biegeteils nach dem Biegen. Stahl 1 x Blechdicke 1,5 x Rohr-∅
• Der Biegeradius darf nicht beliebig klein sein und der Mindestbiegeradius darf nicht Kupfer 1,5 x Blechdicke 1,5 x Rohr-∅
unterschritten werden.

Quelle: [Fachkundebuch Metall, EuropaVerlag, 54. Auflage, Seite 82 ff.]


Aluminium 2 x Blechdicke 2,5 x Rohr-∅
• Er ist abhängig vom Werkstoff und von der Blechdicke,
Cu-Zn-Legierung 2,5 x Blechdicke 2 x Rohr-∅
• Bleche sollten möglichst quer zur Walzrichtung gebogen werden.
Mindestbiegeradien

Festlegung des Biegestempelradius 𝒓𝟏 und des Biegewinkels 𝜶𝟏 am


Biegewerkzeug:
• Das Werkstück muss beim Biegen um die Größe der elastischen Rückfederung nach dem
Biegen überbogen werden.
• Der Stempelradius 𝒓𝟏 hängt vom Werkstückradius 𝒓𝟐 , der Blechdicke 𝒔 und dem
Rückfederungsfaktor 𝒌𝑹 ab: 𝒓𝟏 = 𝒌𝑹 ⋅ 𝒓𝟐 + 𝟎, 𝟓 ⋅ 𝒔 − 𝟎, 𝟓 ⋅ 𝒔
• Der Rückfederungsfaktor 𝒌𝑹 wird aus Versuchen ermittelt und hängt vom Verhältnis des
Biegeradius 𝒓𝟐 zur Blechdicke 𝒔 ab
𝜶
• Der Überbiegungswinkel wird 𝜶𝟏 wird durch den Rückfederungsfaktor 𝒌𝑹 berechnet: 𝜶𝟏 = 𝒌 𝟐 Biegestempelradius und Überbiegungswinkel
𝑹

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Gestaltungsrichtlinien vom Biegen

Unabhängig vom Umformverfahren erfolgt die Gestaltung der Rohteile unter Beachtung einer Vielzahl technischer und
wirtschaftlicher Einflussgrößen wie zum Beispiel:

• der beanspruchungsgerechten Gestaltung,

• der Beachtung von umformtechnischen Gestaltungsregeln, insbesondere der stofffluss- und werkzeuggerechten
Gestaltung,

• der Berücksichtigung der wirtschaftlichen Herstellung sowie

• den Anforderungen aus der Weiterverarbeitung zum Fertigteil

• Die nachfolgenden Folien zeigen ein paar Beispiel zum Gestalten von Biegeteilen

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Gestaltungsrichtlinien vom Biegen

Quelle: [Konstruktionslehre, Pahl/Beitz, Springer Verlag, 6. Auflage]


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Verständnisfragen zum Thema: Biegen

Wie wird die gestreckte Länge von Biegeteilen ermittelt?

• Die gestreckte Länge entspricht der Länge des fertigen Bauteils.


• Die gestreckte Länge kann entweder an der inneren Seite oder an der äußeren Seite des Biegeteils gemessen werden.
• Die gestreckte Länge wird immer mit einem Korrekturfaktor berechnet.
• Die gestreckte Länge setzt sich aus den Teillängen des Biegeteils zusammen.

Wodurch können Fehler an Ziehteilen entstehen?

• Durch das Ziehwerkzeug, den Ziehvorgang oder den zu ziehenden Werkstoff.


• Durch Risse am Boden und Ziehriefen im Werkstoff.
• Durch die Blechdicke.
• Durch das verwendete Schmiermittel.

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Verständnisfragen zum Thema: Biegen

Wovon hängt die Schmiedetemperatur ab?

• Sie wird vom Werkstoffhersteller vorgegeben.


• Sie hängt davon ab welches Schmiedeverfahren verwendet werden soll.
• Sie hängt von dem verwendeten Werkstoff ab und kann Tabellen entnommen werden.
• Sie ist nur relevant bei Gesenkformschmieden.

Was muss beim Fließpressen beachtet werden?

• Sie müssen eine besonders hohe Schmiedetemperatur haben.


• Wenn Stähle verwendet werden, dann müssen sie einen möglichst hohen Kohlenstoffgehalt besitzen.
• Es können auch weiche Werkstoffe wie Kupfer, Zinn oder Blei verwendet werden.
• Es eigenen sich ausschließlich Stähle mit geringem Kohlenstoffgehalt.

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

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