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1. Kostenrechnungssysteme
Normal-Kostenrechnung
Materialarten
Position *) Definition Beispiele
Rohstoffe Güter, die als Hauptbestandteil in das zu fertigende Holz (Möbel), Blech (Auto),
Produkt eingehen Papier (Zeitung)
Hilfsstoffe Güter, die als Nebenbestandteile in das zu fertigende Lack, Leim, Schrauben, Nägel
Produkt eingehen
Betriebsstoffe Güter, die zwar nicht in das zu fertigende Produkt Strom, Gas, Wasser,
eingehen, aber zu dessen Herstellung erforderlich Schmiermittel,
sind Kleinwerkzeuge, Büromaterial
Zulieferteile Fremdbezogene Fertigteile oder Baugruppen, die Laufwerke (PC),
ohne weitere Be- und Verarbeitung in das zu Lampeneinsatz (Auto)
fertigende Produkt eingehen
*) Die Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe (RHB-Stoffe) sowie die Zulieferteile werden
auch unter dem Begriff „Werkstoffe“ zusammengefasst.
Teil II: Kostenrechnung Prof. Dr. Karl-Wilhelm Giersberg 12
Bachelor
Beispiel
Für jeden Werkstoffliegen die nachstehenden Quartalsangaben vor:
Im selben Zeitraum wurden insgesamt 140 Stück eines Produktes, in dem der
Werkstoff mit jeweils 3 Stück enthalten ist, an das Fertigungslager abgeliefert:
2.1.2.2.1 Istpreisverfahren
Periodischer Durchschnittspreis
Differenz: 2,52 €
1.200 Stück x 5,3121 €/Stück = 6.374,52€
.
Restbestand
450 Stück x 5,31 €/Stück = 2.389,50€
.
Differenz: 0,05 €
450 Stück x 5,3121 €/Stück = 2.390,45€
.
+ Zugang 2
.
150 x 5,90 =
.
885,00 € (Stück) 2 Dezimalstellen 4 Dezimalstellen
450 2.485,00 € Verbrauch 1 300 1.600,00 € 1.599,99 €
Verbrauch 2 400 2.208,00 € 2.208,80 €
2.485 € : 450 Stück ~ 5,22 €/Stück =
.
5,5222 Verbrauch 3 500 2.610,00 € 2.608,40 €
1.200 6.418,00 € 6.417,19 €
Verbrauch 2 400 x 5,52 = 2.208,00 €
.
400 x 5,5222 = 2.208,80 €
.
Differenz 0,81
Restbestand 50 x 5,52 = 276,00 €
.
50 x 5,5222 = .
276,11 €
+ Zugang 3
.
900 x 5,20 = 4.680,00 €
.
950 4.956,00 €
2.1.2.2.2 Festpreisverfahren
Dem Festpreisverfahren liegen Verrechnungspreise zugrunde. Ergeben sich
gegenüber dem gewogenen Istpreis Abweichungen, sind diese im Zeitpunkt des
Zugangs oder des Verbrauchs auf einem Preisdifferenzenkonto festzuhalten, dessen
Saldo pauschal in die Erfolgsrechnung übernommen werden kann. Entwickeln sich
die Abweichungen über längere Zeit in eine Richtung, müssen die
Verrechnungspreise geändert werden.
Beispiel:
Personalbasiskosten
1 Zeitlöhne
2 Akkord- und Prämienlöhne (= Grundentgelt
3 Fertigungslöhne)
4 Gehälter
Ausbildungsvergütungen
5 Erfindervergütung Entgelt für
6 Prämien für Verbesserungsvorschläge Zusätzliche
7 Provisionen an Mitarbeiter Leistungen
8 Zuwendungen für besondere Leistungen
9 Leistungszulagen
10 Funktionszulagen
11 Bereitschaftszulagen Zulagen
12 Erschwerniszulagen
13 Anlern- und Einarbeitungszulagen
14 Mehrarbeitszuschläge
15 Sonn- und Feiertagszuschläge Zuschläge
16 Schicht- und Nachtarbeitszuschläge
Personalzusatzkosten
Periode Periode
1 2 3 4 1 2 3 4
Beispiel:
Eine Maschine, die vor 4 Jahren zum Preis von 50.000 € gekauft wurde, ist bei einer
jährlichen Preissteigerungsrate von durchschnittlich 5% durch folgende
Faktorenreihe gekennzeichnet:
• lineare Abschreibung
- Abzugskapital
6 • Anzahlungen von Kunden
7 • Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
(soweit zinslos)
8 = Betriebsnotwendiges Kapital
Gewinn 50 000,-
Lösung:
Betriebsnotwendiges Anlagevermögen
Working Capital
• Betriebsnotwendiges Umlaufvermögen
(400 000 – 50 000 =) + 350 000,- €
• Abzugskapital - 100 000,- €
Betriebsnotweniges Kapital 1 050 000,- €
Einzelwagnisse
Art Inhalt
Beständewagnis Güterverbrauch durch Schwund, Verderb, Qualitätsminderung, Ungängigkeit
Fertigungswagnis Ausschuss, Nacharbeit, ausgefallene Arbeitsstunden
Anlagenwagnis Fehleinschätzung der Nutzungsdauer maschineller Anlagen
Vertriebswagnis Forderungsausfälle, Währungsverluste
Gewährleistungswagnis Garantieverpflichtungen, Kulanzleistungen, Preisnachlässe, Vertragsstrafen
Zeitlöhne und Gehälter Angabe der Kostenstellen auf Lohnscheinen, Zuordnung der Mitarbeiter zu
jeweils einer Kostenstelle
Gebäudeverwaltung Fläche in m²
(inkl. Reinigung,
Miete)
Lichtstrom Installierte Kilowatt
Betriebsabrechnungsbogen
Kostenstellen
Hilfskostenstellen Hauptkostenstellen
Kostenarten
Primäre Stelleneinzel-
(Stellen-) kosten Verteilung der primären Gemeinkosten
Kosten Stellengemein- auf die Kostenstellen
kosten
Sekundäre (Stellen-) Durchführung der innerbetrieblichen
Kosten Leistungsverrechnung
Ermittlung von
Kalkulationssätzen
Tageswerte des
1 abnutzbaren Anlagevermögens 825.000 600.000 30.000 60.000 75.000 15.000 30.000 15.000
2 1/2 Tageswerte aus Zeile 1 412.500 300.000 15.000 30.000 37.500 7.500 15.000 7.500
3 + Einstandswert 1) 60.000 60.000 - - - - - -
+ Buchwerte des 2) 2) 3) 4)
4 Umlaufvermögens 82.500 - - 10.000 20.000 - 30.000 22.500
5 = Betriebsnotwendiges Kapital 555.000 360.000 15.000 40.000 57.500 7.500 45.000 30.000
1) Grundstücke
2) Werkstoffe lagern in der Fertigung
3) Forderungen, Abzugskapital
4) Fertigerzeugnisse
Bezogen auf das vorstehende Rechenbeispiel ergibt sich bei Anwendung des
Treppenverfahrens das folgende Bild, wenn die Kosten
verteilt werden:
Bezogen auf das vorstehende Rechenbeispiel ergibt sich bei Anwendung des
Treppenverfahrens das folgende Bild, wenn die Kosten
verteilt werden:
2.2.3.2 Gleichungsverfahren
Beim Gleichungsverfahren, auch Simultanverfahren, genannt, werden die
Verrechnungsgrundsätze der an einem gegenseitigen Leistungsaustausch beteiligten
Kostenstellen dadurch ermittelt, dass ein System linearer Gleichungen gelöst wird,
wobei sich die Anzahl der Gleichungen nach der Zahl der beteiligten Kostenstellen
richtet.
X12 * p1
X21 * p2
Die Gleichung (IIa) wird mit einem geeigneten Vielfachen (hier 20) multipliziert:
• beim Fuhrpark:
20.000 – 1.000 = 19.000 km x 0,54016 €/km = 10.263,04 €
Fertigungsmethode Kalkulationsverfahren
Massenfertigung Divisionskalkulation
Sortenfertigung Äquivalenzziffernkalkulation
Kuppelfertigung Kuppelkalkulation
Einzel- bzw. Serienfertigung Zuschlagskalkulation
Variantenfertigung Prozeßkostenkalkulation
K k = Stückkosten
k= x K = Gesamtkosten
x = Menge
k = Stückkosten
KH = Herstellkosten
KVV = Verwaltungs- und
KH KVV Vertriebskosten
k= + Xp = Produktionsmenge
xp xa Xa = Absatzmenge
Beispiel:
k = Stückkosten km = Materialstückkosten
KFi = Kosten des Fertigungsbereichs i (i = 1,2,.. n) KVV = Verwaltungs- und Vertriebskosten
Xpi = Produktionsmenge de Fertigungsbereichs i Xa = Absatzmenge
Beispiel:
Fertigungsbereich Produktionsmenge Kosten
1 600 Stück 1.800 € Xa = 300 Stück
2 400 Stück 2.000 € km = 4 €/Stück; KVV = 600 €
Danach betragen die Stückkosten:
1.800 2.000 600
k= 4+ + + = 14 €/Stück
600 400 300
KF1 K
• Fertigfabrikate: (xp2 - xa) * (km + + F2 ) =
xp1 xp1
1800 2000
(400 – 300) * (4 + + ) = 100 * 12 = + 1.200 €
600 400
Summe + 2.600 €
Teil II: Kostenrechnung Prof. Dr. Karl-Wilhelm Giersberg 55
Bachelor
Beispiel:
Eine Brauerei stellt die drei Biersorten Export, Pils und Spezial her. Die jährlichen
Gesamtkosten belaufen sich auf 10.116.000 €.
Ansonsten ist folgendes bekannt:
Rechenschritt 1
Die Mengen der einzelnen Sorten werden mit ihren Äquivalenzziffern multipliziert.
Das Ergebnis ist die Einheitsmenge( genauer: Menge der fiktiven Einheitssorte):
Rechenschritt 2
Der Kostenblock von 10.116.000 € wird durch die Einheitsmenge (112.400) dividiert.
= 90 €/hl
Rechenschritt 3
Multiplikation der Kosten je hl der Einheitsmenge mit dem Äquivalenzziffern der
einzelnen Sorten:
Biersorte Kosten je hl der Einheitsmenge Äquivalenzziffern Sortenkosten je hl
2.3.1.2.3 Kuppelkalkulation
Beispiel:
Ausgangslage:
Eine Maschinenfabrik wird von einem ausländischen Kunden zur Abgabe eines
Angebots für ein Sondermodell aufgefordert.
- Materialkosten 12 000 €
- Lohneinzelkosten der Fertigungskostenstelle A 3 000 €
- Lohneinzelkosten der Fertigungskostenstelle B 5 000 €
- Sondereinzelkosten der Fertigung für ein Spezialwerkzeug 400 €
- Sondereinzelkosten des Vertriebs 800 €
Beispiel:
Je größer die Einzelkosten eines Kundenauftrags sind, desto höher wird nach der
Zuschlagskalkulation der Aufschlag, desto größer wird aber auch der Fehler
gegenüber der Prozesskostenkalkulation, da die Kosten der Auftragsabwicklung
keine relative, sondern eine absolute Größe sind.
Erlöse (Umsatz)
Kostenverläufe
Produkte A B C
Erlöse (Umsatz) x x x
./. Variable Kosten x x x
´= Dechungsbeitrag x x x
./. Fixkosten x
´= Betriebserfolg x
Variable Stückkosten
- Fertigungsmaterial 1,90 € 1,40 € 1,68 €
- Fertigungslöhne 1,40 € 1,12 € 1,26 €
- Gemeinkosten 1,12 € 0,91 € 1,01 €
Fixe Kosten für die gesamte Produktion 50.300,00 €
Fragen (a) Wie hoch sind die Deckungsbeiträge pro Stück und gesamt für alle
drei Produkte?
(b) Wie hoch ist der Betriebserfolg bei gegebenem Produktionsprogramm?
Lösung:
A-Format B-Format C-Format
Verkaufspreis/Stück 7,50 € 4,90 € 8,60 €
- Variable Stückkosten 4,42 € 3,43 € 3,95 €
= Deckungsbeitrag/Stück 3,08 € 1,47 € 4,65 €
x Absatzmenge/Stück 8.000 14.000 3.000
Gesamtdeckungsbeitrag 24.640 € 20.580 € 13.950 €
59.170 €
- Fixkosten 50.300 €
= Betriebserfolg 8.870 €
Absatzobergrenze
für Produkt A B C
Stück 12.000 20.000 5.000
absoluter
Deckungsbeitrag Absatz- Freie
Rang Produkt pro Stück menge Kapazität
1 C-Format 4,65 € 5.000 20.000
2 A-Format 3,08 € 12.000 8.000
3 B-Format 1,47 € 8.000 -
71.970 €
- Fixkosten 50.300 €
= Betriebserfolg 21.670 €
Teil II: Kostenrechnung Prof. Dr. Karl-Wilhelm Giersberg 72
Bachelor
Produktgruppen A B C Summe
Produkte 1 2 3 4 5 6
Erlöse (Umsatz) x x x x x x x
- Variable Kosten x x x x x x x
= Deckungsbeitrag 1 x x x x x x x
- Produktionsfixkosten x x x x x x x
= Deckungsbeitrag 2 x x x x x x x
- Produktgruppenfixkosten x x x x
= Deckungsbeitrag 3 x x x x
- Unternehmensfixkosten x
= Betriebserfog x
Break-Even- KFix
= Deckungsbeitrag
Menge p – kV
pro Mengeneinheit
Der Sicherheitsabstand drückt aus, um wie viel % der Break-Even-Umsatz unter dem
tatsächlichen Umsatz liegt:
Sicherheits- KFix
= (1- ) * 100
abstand (p - kV) * xeff
Beispiel:
400 000
Break-Even-Menge = = 100 000 Stück
10 - 6
400 000
Break-Even-Umsatz = = 1 000 000 €
1 - (6 : 10)
Der Sicherheitsabstand lässt erkennen, dass der Absatz bzw. Umsatz bei sonst
gleichen Bedingungen um ein Drittel zurückgehen könnte, bevor die Unternehmung in
die Verlustzone gerät.
Erlöse
Kosten Erlöse (Umsatz)
Deckungs- Gewinnzone
beitrag
Gesamtkosten Sicherheitsabstand
Deckungs- Variable
Verlustzone
beiträge Kosten
Fixe
Kosten
Absatz-
Menge /
BEP Kapazitätsgrenze Umsatz
Gewinn
C
+6,8
7,2 27,2
-0,4 A 51,2 Umsatz
-8,4 B
-12,0
Verlust Angaben in T€
Make-or-buy
Make-or-buy-Entscheidung
Literaturhinweise:
• Haberstock, L.; Breithecker, V.: Kostenrechnung I, Einführung mit Fragen,
Aufgaben, einer Fallstudie und Lösungen, 13. Auflage, Erich Schmidt Verlag, 2008
• Hummel, S.; Männel, W.: Kostenrechnung, Band 1, 4. Auflage, Gabler Verlag, 1999