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ORIGINALARBEIT

Nosokomiale Infektionen und


Antibiotika-Anwendung
Zweite nationale Prävalenzstudie in Deutschland

Michael Behnke, Sonja Hansen, Rasmus Leistner, Luis Alberto Peña Diaz,
Alexander Gropmann, Dorit Sohr, Petra Gastmeier, Brar Piening

aten zur Häufigkeit von nosokomialen Infektio-


ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: 17 Jahre nach der ersten nationalen Präva-
D nen (NI) und zur Antibiotika-Anwendung
(ABA) sind wichtige Qualitätsindikatoren, und das zu-
lenzstudie zu nosokomialen Infektionen (NI) und nehmende Problem der Antibiotikaresistenz hat ent-
Antibiotika-Anwendung (ABA) in deutschen Kranken- scheidende Konsequenzen: Es reduziert die Therapie-
häusern wurde nach den Vorgaben der European Centre
optionen bei infizierten Patienten und verursacht zu-
for Disease Prevention and Control (ECDC) 2011 die zweite
sätzliche Morbidität, Letalität und Kosten (1–3). Eine
nationale Prävalenzstudie durchgeführt.
rationale ABA kann den Selektionsdruck für die Resis-
Methode: Das ECDC-Protokoll mit einheitlichen Surveil- tenzentwicklung reduzieren (4). Prävalenzstudien bie-
lance-Definitionen und Erfassungsmethoden wurde um- ten eine Möglichkeit, sich einen Überblick über die ak-
gesetzt. Berücksichtigt wurden nur am Untersuchungstag tuelle Situation im Hinblick auf NI und ABA zu ver-
aktive oder unter antibiotischer Behandlung befindliche schaffen (5).
Infektionen. Neben der vom ECDC geforderten repräsenta- Die erste nationale Prävalenzstudie zu NI und ABA
tiven Stichprobe von 46 Krankenhäusern nahmen weitere in Deutschland in repräsentativ ausgewählten Kranken-
Krankenhäuser auf freiwilliger Basis teil. häusern wurde 1994 durchgeführt (NIDEP 1), seitdem
Ergebnisse: Insgesamt konnten die Daten von 132 Kran- keine weitere (6, 7). Auch in vielen anderen europä-
kenhäusern mit 41 539 Patienten in die Analyse einbe- ischen Ländern wurden in den letzten 20 Jahren einma-
zogen werden. Die Prävalenz von Patienten mit während lig oder mehrmals nationale Prävalenzstudien organi-
des aktuellen Krankenhausaufenthaltes aufgetreten NI siert (7). Inzwischen hat das European Centre for
betrug 3,8 % in der Gesamtgruppe und 3,4 % in der reprä- Disease Prevention and Control (ECDC) ein einheitli-
sentativen Stichprobe von 9 626 Patienten in 46 Kranken- ches europäisches Protokoll für die Durchführung von
häusern. Die Prävalenz der Patienten bezüglich aller NI Punkt-Prävalenzstudien (PPS) erarbeitet und alle euro-
(einschließlich bereits bei Aufnahme vorhandener NI) päischen Länder aufgefordert, im Zeitraum 2011/12 na-
betrug 5,1 %, sowohl in der Gesamtgruppe als auch in der tionale PPS zum Vorkommen von NI und ABA durch-
repräsentativen Stichprobe. Die Prävalenz der ABA betrug zuführen (8). Mit der Umsetzung des Projektes in
25,5 % beziehungsweise 23,3 %. Deutschland wurde das Nationale Referenzzentrum
Schlussfolgerung: Während sich die Prävalenz der NI seit (NRZ) für die Surveillance von nosokomialen Infektio-
1994 nicht verändert hat, ist es zu einer Zunahme der Prä- nen betraut, um die Daten für Deutschland zu erheben
valenz der ABA gekommen. Bei der Ergebnisinterpretation und in pseudonymisierter Form an das ECDC zu über-
müssen Confounder mit unterschiedlicher Einflussrichtung mitteln.
beachtet werden: Die durchschnittliche Krankenhausauf- Diese nationale Prävalenzstudie hatte vor allem fol-
enthaltsdauer hat sich seitdem verkürzt, und das Durch- gende Ziele:
schnittsalter der Patienten hat zugenommen. ● Schätzung der Prävalenz von nosokomialen
Infektionen (NI) und Antibiotika-Anwendung
►Zitierweise
(ABA) in deutschen Akut-Krankenhäusern
Behnke M, Hansen S, Leistner R, Peña Diaz LA, Grop-
mann A, Sohr D, Gastmeier P, Piening B: Nosocomial
● Beschreibung der Infektionsarten und der Erreger
infection and antibiotic use—a second national preva-
● Beschreibung der eingesetzten Antibiotika und
lence study in Germany. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(38): der Indikationen für die ABA
627–33. DOI: 10.3238/arztebl.2013.0627 ● Weiterleitung der Daten an das ECDC.
Methode
Durch das ECDC wurde für die Durchführung der
Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin: Untersuchung ein einheitliches Protokoll vorgege-
Dr. rer. medic. Behnke, Dr. med. Hansen, Dr. med. Leistner, Dipl.-Inform.
Peña Diaz, Stud.-Inform. Gropmann, Dr. rer. nat. Sohr, Prof. Dr. med. Gastmeier, ben, das ins Deutsche übertragen wurde (9, 10). Das
Dr. med. Piening ECDC hat die verschiedenen europäischen Länder

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TABELLE 1

Prävalenz aller Patienten mit nosokomialen Infektionen und der Patienten mit während des aktuellen
Krankenhausaufenthaltes erworbenen nosokomialen Infektionen*

Parameter Gesamtmenge repräsentative NIDEP 1


der teilnehmenden Stichprobe 1994
Krankenhäuser
Anzahl Krankenhäuser 132 46 72
Median der Bettenzahl 359 216 < 400
Patienten 41 539 9 626 14 966
Prävalenz aller Patienten mit nosokomialen Infektionen 5,08 % 5,07 % –
95-%-KI: 4,72–5,44 95-%-KI: 4,51–5,67
Prävalenz der Patienten mit während des aktuellen 3,76 % 3,37 % 3,46 %
Krankenhausaufenthaltes erworbenen nosokomialen Infektionen 95-%-KI: 3,50–4,02 95-%-KI: 2,95–3,82 95-%-KI: 3,1–3,9
Prävalenz der Antibiotikaanwendung 25,54 % 23,33 % 17,7 %
95-%-KI: 24,49–26,60 95-%-KI:
21,25–25,48

*sowie die Prävalenz der Antibiotika-Anwendung für die Gesamtmenge der teilnehmenden Krankenhäuser
sowie die repräsentative Stichprobe im Vergleich zur Studie 1994
95-%-KI, 95-%-Konfidenzintervall

auch gebeten, eine repräsentative Stichprobe von Pa- war die Prävalenz der nosokomialen Infektionen pri-
tienten zu untersuchen. Die Repräsentativität sollte märer Endpunkt der Studie. Darunter wurden alle
durch eine Zufallsstichprobe von Krankenhäusern nosokomialen Infektionen zusammengefasst, unab-
unter Berücksichtigung der Bettenzahl erreicht wer- hängig davon, ob sie im untersuchten Krankenhaus
den. Entsprechend der Einwohnerzahl der Länder aufgetreten sind oder der Patient bereits mit dieser
und der Krankenhausstruktur wurden vom ECDC nosokomialen Infektion aufgenommen wurde. Ziel
unterschiedliche Vorgaben für die einzuschließende war es, die Gesamtbelastung eines Landes mit noso-
Anzahl von Krankenhäusern gemacht. In Deutsch- komialen Infektionen zu erfassen. Zusätzlich wurde
land sollten 46 Akut-Krankenhäuser eingeschlossen die Prävalenz der nosokomialen Infektionen be-
werden. stimmt, die sich auf den aktuellen Krankenhausauf-
Durch das Nationale Referenzzentrum wurde auf enthalt bezog, da diese Information für den Vergleich
der Basis des deutschen Krankenhausverzeichnisses zwischen Krankenhausgruppen relevant ist. Schließ-
2008 eine entsprechende Zufallsstichprobe ermittelt lich wurde die Prävalenz der Antibiotika-Anwen-
und die ausgewählten Krankenhäuser zur Teilnahme dung erfasst.
eingeladen. Darüber hinaus wurden mit Hilfe einer Die europäischen Definitionen für postoperative
Publikation im „Epidemiologischen Bulletin“ die Wundinfektionen, Pneumonie, Harnwegsinfektionen
Punkt-Prävalenzstudie vorgestellt und alle interes- und Sepsis wurden genutzt (12–15). Sie unterschei-
sierten Krankenhäuser zur Teilnahme an der Studie den sich nur geringfügig von den im Krankenhaus-
eingeladen (11). Auch alle am Krankenhaus-Infek- Infektions-Surveillance-System verwendeten Defini-
tions-Surveillance-System (KISS) teilnehmenden tionen (16). Im Übrigen wurden die der Centres for
Krankenhäuser erhielten ein Informationsschreiben, Disease Control and Prevention (CDC) für nosoko-
mit dem sie auf die Möglichkeit zur Teilnahme hin- miale Infektionen verwendet (17). Berücksichtigt
gewiesen wurden. Im Falle eines nicht an der Teil- wurden ausschließlich am Untersuchungstag aktive
nahme interessierten, nach dem Zufallsprinzip aus- oder unter antibiotischer Behandlung befindliche
gewählten Krankenhauses, wurde aus der Gruppe der Infektionen. Nur Untersuchungsergebnisse, die am
nicht zur repräsentativen Stichprobe gehörenden teil- Tag der Prävalenzuntersuchung vorlagen, wurden
nehmenden Krankenhäuser das in der Bettenzahl fol- für die Studie berücksichtigt. Für die Dokumentation
gende Krankenhaus in die repräsentative Stichprobe der Antibiotika-Anwendung wurde die „Anatomical
eingeschlossen. Eine detaillierte Beschreibung der Therapeutic Chemical“(ATC)-Klassifikation der World
Auswahlmethode findet man im Internet-Supple- Health Organization (WHO) verwendet (18). Anti-
ment „Methodenbeschreibung zur Bildung der Zu- virale Medikamente und Tuberkulostatika wurden
fallsstichprobe deutscher Krankenhäuser für die eu- nicht erfasst.
ropäische Prävalenzstudie zum Vorkommen von no- Die Mitarbeiter der teilnehmenden Krankenhäuser
sokomialen Infektionen und zur Antibiotikaanwen- (in der Regel das Hygieneteam) wurden in sechs
dung“ (eMethodenteil). bundesweit durchgeführten eintägigen Einführungs-
Die Punkt-Prävalenzstudie hatte drei wesentliche kursen mit dem Studienprotokoll, der Diagnostik
Endpunkte: Entsprechend den Vorgaben des ECDC von NI und der Erfassung der ABA nach den ECDC-

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Vorgaben vertraut gemacht. Die Erhebung wurde im TABELLE 2


Zeitraum von September bis Oktober 2011 durchge-
führt. Dabei besuchten das Hygieneteam bezie- Prävalenz der nosokomialen Infektionen (NI) und der Antibiotika-Anwendung
nach Fachrichtungen (Anzahl der Krankenhäuser = 132)
hungsweise andere trainierte Mitarbeiter des Kran-
kenhauses sukzessive die Stationen des jeweiligen Fachrichtung Patienten Prävalenz Prävalenz
Krankenhauses (mindestens eine komplette Station NI Antibiotika-Anwendung
(%) (%)
pro Tag), um durch Akteneinblick und Rückfragen
an das Personal der Stationen die erforderlichen Da- Intensivstationen 1 652 18,64 50,5
ten zu erheben. Zusätzliche klinische Untersuchun- Chirurgie 14 405 5,62 29,8
gen der Patienten erfolgten nur im Ausnahmefall zu- Innere Medizin 15 070 4,92 27,3
sammen mit dem Stationsarzt.
Pädiatrie 1 017 0,79 23,9
Für die Datenerhebung wurden nach den ECDC-
Vorgaben drei maschinenlesbare Fragebögen erstellt, Gynäkologie/Geburtshilfe 2 423 2,81 21,4
ein Krankenhausbogen, Stationsbögen und Patien- Geriatrie 1 206 8,13 16,4
tenbogen, der für jeden Patienten mit ABA am Unter- Psychiatrie 3 119 0,87 2,3
suchungstag beziehungsweise mit Symptomen für
andere 1 423 3,44 22,7
NI angelegt werden musste.
Für die Antibiotika-Anwendung wurde die Art des Fachdisziplinen nicht 1 224 n. r. n. r.
zuzuordnen
Antibiotikums, die Gabe (zum Beispiel parenteral
oder oral), die Indikation, und ob die Indikation in alle Fachrichtungen 41 539 5,08 25,5
der Patientenakte dokumentiert war, erfasst. Lag ei-
n. r. = nicht relevant
ne nosokomiale Infektion vor, wurde unter anderem
die Art dieser, der Infektionsbeginn und der „De-
vice“-Bezug (zum Beispiel ob ein Harnwegkatheter
vor Infektionsbeginn vorlag) abgefragt. Weiterhin
wurden die Information, ob die nosokomiale Infekti- TABELLE 3
on schon bei Aufnahme vorhanden war oder beim
Die häufigsten nosokomialen Infektionen (Anzahl der Krankenhäuser = 132)
aktuellen Krankenhausaufenthalt erworben wurde
und die infektionsbezogenen Erreger aufgenommen. Infektionsart Anzahl Prävalenz Anteil
Für die meisten Antworten standen Auswahllisten (%) in %
mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten zur Verfü- postoperative Wundinfektionen 547 1,31 24,3
gung. Harnwegsinfektionen 522 1,26 23,2
Nachdem das jeweilige Krankenhauspersonal die
untere Atemwegsinfektionen 487 1,17 21,7
Erfassungsbögen ausgefüllt hatte, wurden sie im Stu-
dienzentrum über eine Optical-Character-Recogni- Clostridium-difficile-Infektion (CDI) 144 0,34 6,4
tion(OCR)-Technik (Teleform) in eine Datenbank primäre Sepsis inklusive Katheter-assoziierte 129 0,31 5,7
eingelesen und validiert. Anschließend konnten die Infektionen
Mitarbeiter der teilnehmenden Krankenhäuser ihre andere gastrointestinale Infektionen 103 0,24 4,6
Daten über eine webbasierte Oberfläche kontrollie- Haut- und Weichteilinfektionen 53 0,13 2,4
ren und validieren. Nach weiteren Validierungen im
Studienzentrum wurden die Analysen erstellt. Bei systemische Infektionen 48 0,12 2,1
der Berechnung der Konfidenzintervalle (95-%-KI) Knochen- und Gelenkinfektionen 40 0,10 1,8
wurde der durch die Krankenhäuser als Cluster her- Augen-,Ohren-, Nase- und Mund-Infektionen 28 0,07 1,2
vorgerufene Effekt berücksichtigt, indem ein Faktor
Infektionen des kardiovaskulären Systems 15 0,04 0,7
für die „Overdispersion“ in die Berechnung einbezo-
gen wurde. Infektionen des zentralen Nervensystems 12 0,03 0,5
Infektionen des Reproduktionstraktes 12 0,03 0,5
Ergebnisse andere Infektionen 108 n. r. n. r.
Insgesamt beteiligten sich 132 Krankenhäuser mit
einer Gesamtmenge von 41 539 eingeschlossenen n. r. = nicht relevant
Patienten. Das sind etwa 8 % der Akutkrankenhäuser
in Deutschland (19). Die repräsentative Stichprobe
umfasste 46 Krankenhäuser mit 9 626 Patienten.
53,8 % der 132 Krankenhäuser waren Kranken- Patienten aufgetreten. Die Zahl der Patienten, die am
häuser der Regelversorgung, 16,7 % Krankenhäuser Untersuchungstag Antibiotika erhielten, betrug
der Maximalversorgung. 10 607. Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse im Vergleich
Es wurden 2 248 nosokomiale Infektionen (NI) zur Studie aus dem Jahr 1994.
bei 2 109 Patienten erfasst, also 1,07 NI pro nosoko- Die weiteren Daten beziehen sich auf die Gesamt-
mial infiziertem Patienten. Während des aktuellen menge der 132 teilnehmenden Krankenhäuser und
Krankenhausaufenthaltes waren 1 666 NI bei 1 560 alle nosokomialen Infektionen, die nicht nur wäh-

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TABELLE 4

Vergleich der Indikationen der Antibiotika-Anwendung in der NIDEP-1-Studie und der aktuellen Studie (Anzahl der Kran-
kenhäuser = 132)

Ursache der Antibiotikagaben Anteil aktuelle Anteil an der


Antibiotika-Anwendung Prävalenzuntersuchung 2011 (%) NIDEP-1-Untersuchung 1994 (%)
ambulante Infektion 6 811 48,3 47,9
nosokomiale Infektion 2 670 19,0 16,9
Prophylaxe 4 011 28,5 35,2
andere* 584 4,2 keine Kategorie
Summe 14 076 100,0 100,0

* andere: zum Beispiel Erythromicin als Prokinetikum oder unbekannte Indikation

TABELLE 5
Tabelle 4 zeigt die Indikationen für die ABA im
Vergleich zur Studie 1994. Für die Patienten, bei de-
Anteil der Indikationen für die prophylaktische nen am Prävalenzuntersuchungstag keine Infektio-
Antibiotikagabe
nen vorlagen und als Indikation Prophylaxe angege-
Art der Prophylaxe Anzahl Anteil (%) ben war, wurden auch die Gründe für die Prophylaxe
nichtoperative Indikation 1022 30,7 erfragt. Bei den operativen Indikationen (periopera-
tive Prophylaxe) fällt der sehr hohe Anteil von „pe-
perioperative Prophylaxe 575 17,3
Einzeldosis
rioperativen Prophylaxen“ über den Operationstag
hinaus auf (Tabelle 5).
perioperative Prophylaxe < 1 Tag 146 4,4
Zu einem relativ großen Teil der Antibiotika-An-
perioperative Prophylaxe > 1 Tag 1587 47,6 wendungen (27 %) war in den Patientenunterlagen
Summe 3330 100,0 nicht dokumentiert, warum die Applikation erfolgte.
Die Indikation konnte aber im Rahmen der Studie
auf anderem Wege ermittelt werden. Der häufigste
Weg der Antibiotika-Anwendung war parenteral
(63,9 %), gefolgt von oraler Gabe mit 35,5 %.
rend des aktuellen Aufenthaltes erworbenen wurden. Die fünf am häufigsten eingesetzten Antibio-
Nach Stationsart wurde die höchste Prävalenz mit tika-Klassen waren die Zweitgenerations-Cephalo-
18,6 % für die nosokomialen Infektionen und 50,5 % sporine (15,1 %), gefolgt von den Fluorchinolonen
für die Antibiotika-Anwendung (ABA) auf den In- (13,8 %), den Penicillinen mit Betalaktamase-Inhi-
tensivstationen beobachtet. In Tabelle 2 sind die Prä- bitoren (12,5 %), Drittgenerations-Cephalosporinen
valenz der NI und der ABA nach Fachrichtungen zu (10,4 %) und den Carbapenemen (5,9 %) (Tabelle 6).
erkennen.
Postoperative Wundinfektionen (Anteil 24,3 %), Diskussion
Harnwegsinfektionen (23,2 %) und untere Atem- 132 der Akut-Krankenhäuser waren auf freiwilliger
wegsinfektionen (Anteil 21,7 %) waren die häufigs- Basis bereit, an der Punkt-Prävalenzstudie (PPS)
ten nosokomialen Infektionen, gefolgt von Clostridi- teilzunehmen. Deren Daten konnten in die Daten-
um-difficile-Infektion (6,4 %) und primärer Sepsis bank eingeschlossen werden. Neben den meisten
(5,7 %) (Tabelle 3). nach dem Zufallsprinzip ausgewählten und speziell
Für die Diagnose von NI ist nicht immer der mi- angeschriebenen Krankenhäusern waren viele weite-
krobiologische Erregernachweis notwendig. Wenn re Krankenhäuser interessiert und in der Lage, an
am Tag der Untersuchung zwar schon Material zur der PPS teilzunehmen, darunter 10 Universitätsklini-
mikrobiologischen Untersuchung abgenommen war, ken. Im Jahr 1994 war die Bereitschaft an derartigen
aber der Befund noch nicht vorlag, wurde dieses Er- Untersuchungen teilzunehmen noch sehr gering, so
gebnis nach ECDC-Protokoll nachträglich nicht be- dass eine nationale Prävalenzstudie nur durch
rücksichtigt, um den Zeitaufwand für die Studie zu den Einsatz von externen Erfassern möglich war.
minimieren. Das bedeutet, dass die mikrobiologi- Das ist ein sehr wichtiges Ergebnis, weil es nicht nur
schen Befunde hier nicht vollständig dargestellt das inzwischen entwickelte Interesse an der Frage-
werden können. Die häufigsten Erreger von nosoko- stellung, sondern auch die Machbarkeit solcher Un-
mialen Infektionen waren E. coli (Anteil 18,0 %), tersuchungen mit einem relativ guten Aufwand-Nut-
Enterokokken (E. faecalis und E. faecium) (Anteil zen-Verhältnis in Deutschland unterstreicht. Deshalb
13,2 %), S. aureus (13,1 %) und C. difficile (Anteil könnte man darüber nachdenken, regelmäßig (zum
8,1 %). Beispiel alle drei oder fünf Jahre), wie zum Beispiel

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TABELLE 6

Die am häufigsten eingesetzten Antibiotika-Klassen für Therapie oder Prophylaxe

Antibiotika-Klasse Antibiotika-Anwendungen je Antibiotika-Klasse (Anteil in %) für Therapie oder Prophylaxe


total Therapie Prophylaxe
gesamt mitgebrachte nosokomiale gesamt perioperativ nicht operativ
Infektion Infektion
Cephalosporine der 2. Generation 1 932 (15,1) 864 (9,8) 686 (11,2) 178 (6,7) 1 068 (26,6) 953 (35,9) 115 (8,5)
Fluorchinolone 1 764 (13,8) 1 300 (14,8) 899 (14,6) 401 (15,0) 464 (11,6) 231 (8,7) 233 (17,2)
Kombinationen von Penicillinen mit 1 607 (12,5) 1 205 (13,7) 866 (14,1) 339 (12,7) 402 (10,0) 274 (10,3) 128 (9,5)
Beta-Lactamase-Inhibitoren
Cephalosporine der 3. Generation 1 330 (10,4) 1 054 (12,0) 838 (13,6) 216 (8,1) 276 (6,9) 177 (6,7) 99 (7,3)
Carbapeneme 751 (5,9) 673 (7,6) 377 (6,1) 296 (11,1) 78 32 46
Imidazol-Derivate 676 (5,3) 420 335 85 256 (6,4) 210 (7,9) 46
Penicilline mit erweitertem Wirkungsspektrum 675 (5,3) 471 (5,3) 368 (6,0) 103 204 115 89 (6,6)
Makrolide 454 (3,5) 410 356 54 44 15 29
Lincosamide 450 (3,5) 331 239 92 119 96 23
Cephalosporine der 1. Generation 429 (3,4) 104 84 20 325 (8,1) 309 (11,6) 16
Kombinationen von Sulfonamiden und 419 (3,3) 189 97 92 230 40 190 (14,0)
Trimethoprim, inklusive Derivate
Glycopeptid-Antibiotika 377 (2,9) 335 132 203 (7,6) 42 18 24
andere Antibiotikaklassen 1 960 (15,3) 1 457 (16,5) 866 (14,1) 591 (22,1) 503 (12,5) 186 (7,0) 317 (23,4)
(z. B. Aminoglycoside, Tetracycline)
gesamt 12 824 8 813 6 143 2 670 4 011 2 656 1 355

Dargestellt werden die zwölf häufigsten Antibiotika-Klassen in der Rangfolge der Spalte „total“.
In den Untergruppen werden die sechs höchsten prozentualen Anteile der Antibiotika-Klassen angegeben, davon die drei häufigsten fett markiert.

in Frankreich, Norwegen oder Spanien, solche natio- genommen, während bei der Studie 1994 speziell trai-
nalen Prävalenzstudien durchzuführen und sie als nierte Ärzte die Erfassung in den Krankenhäusern vor
zusätzliches Instrument des internen Qualitätsma- Ort durchgeführt haben. Bei NIDEP 1 wurden nur die
nagements für die Krankenhäuser zu etablieren NI erfasst, die erstmals im jeweiligen Krankenhaus
(20–22). aufgetreten waren. Deshalb ist der Vergleich nur für
Die vorliegenden Daten aus Deutschland können diese Prävalenz möglich.
zurzeit noch nicht mit den Daten der anderen euro- Man kann davon ausgehen, dass die Risikofakto-
päischen Länder verglichen werden, weil das ECDC ren für das Entstehen von NI bei den Patienten in
die zusammenfassende Analyse noch nicht abge- den Jahren zwischen 1994 und 2011 zugenommen
schlossen hat. Eine vorab durchgeführte europäische haben, denn das Durchschnittsalter der deutschen
Pilotstudie mit 66 teilnehmenden Krankenhäusern Krankenhauspatienten, ein wichtiger Risikofaktor
aus 23 Ländern erbrachte eine Prävalenz aller NI für viele nosokomiale Infektionen, ist seitdem ge-
von 7,1 %, 34,6 % der Patienten erhielten min- stiegen (23–25). Gleichzeitig ist es zu einer relevan-
destens ein Antibiotikum am Tag der Prävalenzunter- ten Reduktion der durchschnittlichen Aufenthalts-
suchung (8). dauer der Patienten im Krankenhaus von mehr als
Die Gesamtprävalenz der NI betrug im Rahmen vier Tagen gekommen (19). Beide Aspekte mit
dieser PPS 5,1 %. Etwa 74 % davon waren während wahrscheinlich entgegengesetzter Einflussrichtung
des aktuellen Krankenhausaufenthaltes aufgetreten müssen bei der Interpretation der Studienergebnisse
(Prävalenz 3,8 %). Dabei gab es keine Unterschiede beachtet werden.
zwischen allen teilnehmenden Krankenhäusern und Die Verteilung der NI nach ihrer Häufigkeit hat sich
den repräsentativ ausgewählten und ebenfalls keine nur wenig verändert. Bemerkenswert ist der hohe An-
Unterschiede zur Studie 1994 (7). teil der Clostridium-difficile-Infektionen, die bei der
Beim Vergleich mit 1994 ist allerdings zu beachten, Untersuchung 1994 kaum eine Rolle spielten. Zweifel-
dass durch die ECDC-Vorgaben kein identisches Stu- los muss dieser Infektion und ihrer Prävention in Zu-
dienprotokoll angewendet werden konnte. Außerdem kunft eine größere Bedeutung beigemessen werden.
wurde bei der aktuellen PPS die Infektionserfassung Auch bei den Erregern der NI gab es nur geringe Verän-
durch das Personal der jeweiligen Krankenhäuser vor- derungen im Vergleich zur Prävalenzstudie 1994.

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Bei der Interpretation des Anstieges der Prävalenz zierten Patienten übersehen worden sein. Ebenfalls li-
der ABA müssen die oben genannten Punkte in gleicher mitierend ist die Berücksichtigung von mikrobiologi-
Weise beachtet werden. Die Indikationen für die ABA schen Befunden. In vielen Krankenhäusern lagen am
haben sich in ihrem prozentualen Anteil seit 1994 kaum Untersuchungstag noch keine Befunde zum Krank-
verändert. Bei den ABA fällt vor allem der hohe Anteil heitsbild vor. Da bei vielen nosokomialen Infektionen
im Zusammenhang mit über den Operationstag hinaus der Erregernachweis ein wichtiges Kriterium für die
prolongierter „perioperativer Prophylaxe“ auf. Wenn Diagnose der nosokomialen Infektionen ist, ist davon
man konsequent auf diese nichtevidenzbasierte Anwen- auszugehen, dass ein Teil der in der Realität vorhande-
dung verzichten würde, könnte man ad hoc einen gro- nen Infektionen deshalb nicht erfasst werden konnte,
ßen Anteil der Antibiotika-Anwendungen in Deutsch- die ermittelte Prävalenz also eher eine Unterschätzung
land von 10–20 % einsparen (26). Während der ersten darstellt.
nationalen Prävalenzstudie wurden keine Daten zu den
verabreichten Antibiotikaklassen erhoben, so dass hier Danksagung
erstmals entsprechende Ergebnisse vorgelegt werden Die Studie wurde durch das Bundesgesundheitsministerium finanziert; das
Robert-Koch-Institut, insbesondere Prof. Dr. med. Martin Mielke, hat die Um-
können. Zweitgenerations-Cephalosporine sind mit ei- setzung sehr unterstützt. Diese Untersuchung wäre nicht möglich gewesen
nem Anteil von 15,1 % die häufigste angewendete An- ohne die freiwillige Teilnahme viele deutscher Krankenhäuser und ihrer für die
tibiotika-Klasse, vor allem, weil sie vorrangig für die Prävalenzstudie engagierten Mitarbeiter, denen wir hiermit herzlich danken.

perioperative Prophylaxe verwendet werden. Allein die


beiden Breitspektrum-Antibiotika-Klassen Fluorchino-
KERNAUSSAGEN
lone und Cephalosporine der dritten Generation ma-
chen mehr als 24 % aller Antibiotika-Anwendungen ● Nosokomiale Infektionen sind weiterhin ein großes Pro-
aus. blem im Gesundheitswesen, und Maßnahmen zu ihrer
Diese Punkt-Prävalenzstudie hat selbstverständlich Reduktion sollten weiterhin eine hohe Priorität haben.
zunächst die Limitationen, die sich allgemein aus dem
Design von Prävalenzstudien ergeben. Insbesondere ● Die starke Zunahme der Clostridium-difficile-Infektion
muss erwähnt werden, dass Patienten mit Risikofakto- (6,8 % aller nosokomialen Infektionen) sollte dazu füh-
ren für NI in der Regel längere Krankenhaus-Aufent- ren, national die Aufmerksamkeit für dieses Thema zu
haltsdauern haben und im Vergleich zu einer prospek- verstärken, es intensiver zu untersuchen und entspre-
tiven Surveillance von nosokomialen Infektionen (wie chende Präventionsmaßnahmen zu forcieren.
zum Beispiel im nationalen Surveillance-System ● Der hohe Anteil von Breitspektrum-Antibiotika, insbe-
KISS) somit auch eine höhere Wahrscheinlichkeit sondere Fluorchinolonen und Cephalosporinen der
existiert, die bei diesen Patienten auftretenden NI zu 3. Generation (mehr als 24 % aller Antibiotika-Anwen-
erfassen. Darüber hinaus existiert eine größere Chan- dungen) sollte Anlass sein, die rationale Antibiotika-An-
ce, solche Infektionen zu erfassen, die eher mit länge- wendung zu verbessern.
rer Krankenhausverweildauer assoziiert sind wie zum
Beispiel postoperative Wundinfektionen. Prävalenz-
● Der große Anteil der Antibiotika, die für nicht evidenz-
basierte prolongierte „perioperative Prophylaxe“ ver-
daten zu nosokomialen Infektionen und Antibiotika-
wendet werden, weist darauf hin, das allein bei Vermei-
Anwendung können deshalb nicht in Inzidenzraten
dung dieser Antibiotika-Anwendungen etwa 10–20 %
umgerechnet werden und entsprechende nationale
der im stationären Bereich verwendeten Antibiotika re-
Hochrechnungen sind somit auch nicht ohne weiteres
duziert werden könnten. Entsprechende Initiativen soll-
möglich.
ten gestartet werden.
Eine weitere Limitation ist die Erhebung durch ei-
ne große Anzahl von verschiedenen Erfassern. Alle ● Das große Interesse zur Teilnahme eröffnet die Möglich-
Erfasser wurden während eines Einführungskurses keit, im Abstand von mehreren Jahren regelmäßig sol-
trainiert, und es bestand die Möglichkeit zur Abstim- che Studien national anzubieten, weil sie lokal das Inter-
mung mit dem Studienzentrum im Falle schwieriger esse und die Aufmerksamkeit für das Problem steigern,
Fälle. Trotzdem ist davon auszugehen, dass sich zur Identifikation von lokalen Problemen beitragen kön-
die Sensitivität und Spezifität der Erfasser unter- nen und es bundesweit erlauben, die Situation mit einem
scheiden. Durch das ECDC wurde parallel zur Präva- günstigen Aufwand-Nutzen-Verhältnis zu verfolgen.
lenzstudie 2011 eine Validierungsstudie durchge-
führt, an der auch zwei deutsche Krankenhäuser
teilnahmen und in deren Verlauf 200 Fälle evaluiert
wurden. Danach betrug die Sensitivität der Erfasser Interessenkonflikt
vor Ort im Vergleich zum Goldstandard-Erfasser, der Dr. Behnke, Dr. Hansen, Dr. Leistner, Dipl.-Inform. Peña Diaz, Stud.-Inform.
Gropmann, Dr. Sohr, und Dr. med. Piening erklären, dass kein Interessenkon-
durch das Validierungsstudienteam geschult worden flikt besteht.
war, 100 % (95-%-KI: 81–100), die Spezifität 91 % Prof. Gastmeier erhielt Honorare für die Vorbereitung von wissenschaftlichen
(95-%-KI: 84–94). Fortbildungsveranstaltungen von Pfizer, Siemens und Roche.
Die Patienten wurden im allgemeinen nicht klinisch
auf Infektionssymptome untersucht, dadurch können Manuskriptdaten
im Falle ungenügender Dokumentation Fälle von infi- eingereicht: 10. 1. 2013, revidierte Fassung angenommen: 29. 5. 2013

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MEDIZIN

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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 38 | 20. September 2013 633


MEDIZIN

eMETHODENTEIL

Nosokomiale Infektionen und


Antibiotika-Anwendung
Zweite nationale Prävalenzstudie in Deutschland

Michael Behnke, Sonja Hansen, Rasmus Leistner, Luis Alberto Peña Diaz,
Alexander Gropmann, Dorit Sohr, Petra Gastmeier, Brar Piening

Methodenbeschreibung zur Bildung der Gruppe der aus eigenem Interesse teilnehmenden
Zufallsstichprobe deutscher Krankenhäuser Krankenhäuser das jeweils in der Größengruppe fol-
für die europäische Prävalenzstudie zum Vor- gende Haus für die repräsentative Stichprobe ausge-
kommen von nosokomialen Infektionen und wählt (n = 13).
zur Antibiotikaanwendung Nach Besuch des Einführungskurses und vor dem
Start der Studie haben 11 Krankenhäuser ihre Teilnah-
Durch das Nationale Referenzzentrum für die Surveil- me wegen akuter Arbeitsüberlastung zurückgezogen.
lance von nosokomialen Infektionen wurde auf der Ba- Die Daten von zwei Krankenhäusern wurden wegen
sis des deutschen Krankenhausverzeichnisses 2008 nicht plausibler Daten nicht verwendet. Somit resultier-
(KHV), welches 2 025 Krankenhäuser enthält, eine ent- te am Ende eine Anzahl von 132 Krankenhäusern, dar-
sprechende Zufallsstichprobe (ZSP) ermittelt und die unter 76 KISS-Teilnehmer. Unter den 46 Krankenhäu-
ausgewählten Krankenhäuser um Teilnahme gebeten. sern der repräsentativen Stichprobe waren 24 KISS-
Die Stichprobengröße von 46 Krankenhäusern wurde Teilnehmer.
vom ECDC vorgegeben, ebenso die Bitte um Berück-
sichtigung der Auswahl nach Krankenhausgröße. Ein-und Ausschlusskriterien für
Akutkrankenhäuser, Stationen, Patienten:
Die ZSP wurde wie folgt ermittelt:
Die Krankenhäuser im KHV wurden nach Bettengröße Akutkrankenhäuser
aufsteigend sortiert, ein Startpunkt in dieser Liste wur- Einschlusskriterien:
de zufällig ermittelt (gewürfelt). Von diesem Startpunkt alle, unabhängig von der Größenklasse
ausgehend wurde in regelmäßigen Abständen ein Kran- Ausschlusskriterien:
kenhaus bestimmt (die Abstände ergaben sich als Quo- Pflegeeinrichtungen, Rehabilitationskliniken
tient aus der Gesamtzahl der Krankenhäuser im KHV
und der Stichprobengröße). Als Reserve wurden je- Stationen
weils die beiden auf das ausgewählte Krankenhaus fol- Einschlusskriterien:
genden Häuser ausgewählt. alle Stationen in Akutkrankenhäusern
Die ausgewählten Krankenhäuser wurden ange- (z. B. Akutpsychiatrie, Neonatologie)
schrieben und um Teilnahme gebeten. Bei Absage wur- Ausschlusskriterien
den die jeweiligen Reservekrankenhäuser eingeladen. Pflegestationen in Akutkrankenhäusern,
Insgesamt haben 33 der primär zufällig bzw. als Reser- Rettungsstellen-assoziierte Stationen
ve eingeladenen Krankenhäuser teilgenommen.
Zusätzlich wurden im „Epidemiologischen Bulletin Patienten
Nr. 19/2011“ die durch das ECDC organisierte Präva- Einschlusskriterien:
lenzstudie vorgestellt. Interessierte Krankenhäuser wur- alle Patienten auf der Station morgens um 8.00 Uhr
den zur Teilnahme eingeladen. Auch alle am Kranken- und bis zum Zeitpunkt der Prävalenzuntersuchung
haus-Infektions-Surveillance-System teilnehmenden noch nicht entlassen, Neugeborene, wenn vor 8.00 Uhr
Krankenhäuser erhielten ein Informationsschreiben, mit am Prävalenzuntersuchungstag geboren, Patienten,
dem sie auf die Möglichkeit zur Teilnahme hingewiesen die am Prävalenzuntersuchungstag nur zeitweise zu
wurden. Somit konnten weitere 112 interessierte Kran- diagnostischen Eingriffen etc. nicht auf der Station
kenhäuser für die Studie gewonnen werden. anwesend waren.
Sofern ein repräsentativ ausgewähltes Krankenhaus Ausschlusskriterien:
nicht zur Teilnahme bereit war und ebenso nicht die ambulante Patienten
beiden als Reserve bestimmten Häuser, wurde aus der (z. B. ambulante Operationen, ambulante Dialyse)

8 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 106 | Heft 38 | 20. September 2013

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