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Physik Department

Technische Universität München

Übungen zur Experimentalphysik 4


Sommersemester 2022
Prof. Dr. Bastian Märkisch, Thomas Maier (exph-uebung@ph.tum.de)

Übungsblatt 9 - Lösung
25. Juni - 2. Juli 2022

Aufgabe 1

Beschreiben Sie ein Zweielektronensystem bestehend aus zwei p-Elektronen mit verschiedenen
Hauptquantenzahlen (np und n′ p, mit n ̸= n′ ) in LS-Kopplung. Skizzieren Sie dazu qualitativ
die energetische Lage aller möglichen Terme und benennen Sie die Terme. Geben Sie die Zahl der
möglichen magnetischen Unterzustände an.

Lösung

Unter LS-Kopplung koppeln die Spins der einzelnen Elektronen zu einem Gesamtspin S ⃗ = ⃗s1 + ⃗s2
mit den möglichen Eigenwerten |s1 − s2 |, · · · , s1 + s2 . Analog koppeln die Bahndrehimpulse zu
einem Gesamtbahndrehimpuls L, ⃗ der die Eigenwerte |l1 − l2 |, · · · , l1 + l2 annehmen kann. Der
Gesamtdrehimpuls J⃗ des Systems kann dann jeweils die Eigentwerte |L − S|, · · · , L + S annehmen.
Da n ̸= n′ ist, können alle so entstehenden Ortswellenfunktionen symmetrische oder antisymme-
trische Form annehmen, so dass wirklich alle Zustände angenommen werden können.

5
3
1
7
5
3

36

Abbildung 5: Zu Aufgabe 03: Mögliche Zustände bei LS-


Kopplung eines 2-Elektronensystems.

1
Abbildung 6 sind jeweils Elektronenkonfiguration, Schalen-Besetzungen in Pauli-Schreibweise und Term
undzustands für Si, P, S dargestellt.
Aufgabe 2

Erdalkaliatome haben, wie Helium, eine ns2 Konfiguration der Valenzelektronen. Dementsprechend
verhalten sie sich in vielerlei Hinsicht zu He wie die Alkaliatome zu H.

(a) Was versteht man unter Singulett- und Triplett- Zuständen? Welche Komponente der Wel-
lenfunktion liegt als Singulett (Triplett) vor, wenn ein Zustand als Singulettzustand (Tri-
plettzustand) bezeichnet wird?
(b) Geben Sie je einen Singulett- und einen Triplettzustand an.
(c) Geben Sie die Wellenfunktion für die beiden Elektronen des 21 S0 Zustands an (ausgedrückt
durch Ortswellenfunktionen un,l,m und Spinwellenfunktionen χ±).

(d) Die Abbildung 1 zeigt einen Teil des Termschemas für Be in der Grobstruktur (d.h. ohne
Feinstruktur). Die Elektronenkonfiguration des Grundzustands ist 1s2 2s2 . Zusätzlich zu den
vom He bekannten Singulett- und Triplettzweigen gibt es weitere Zustände. In welchem
der beiden Bereiche in der Abbildung sind die He-artigen Triplett- bzw. Singulettzweige
gezeichnet? Geben Sie die spektroskopische Notation aller der mit Pfeil markierten Zustände
an.
(e) Ist ein Übergang zwischen 21 P1 und 53 S1 möglich? Begründen Sie ihre Antwort.

Abbildung 1: Termschema zu Aufgabe 2

Lösung
(a) Singulett: Gesamtspin ist 0 (Spins antiparallel) ⇒ keine ungepaarten Elektronen, Spektralli-
nien nicht aufgespalten, gerade Elektronenanzahl, Multiplizität 2S + 1 = 1 , Ortswellenfunk-
tion symmetrisch.
Triplett: Gesamtspin ist 1 ⇒ 2 ungepaarte Elektronen, Multiplizität ist 2S + 1 = 3 , aufge-
spaltene Spektrallinien, Ortswellenfunktion antisymmetrisch, betrifft Spinkomponente!
⇒ keine Dipolübergänge zwischen Triplett und Singulett-Zuständen

2
(b) Singulett: √1 (|↑↓⟩ − |↓↑⟩) (verschränkt)
2

Triplett: |↑↑⟩ (nicht verschränkt), |↓↓⟩ (nicht verschränkt), √1 (|↑↓⟩ + |↓↑⟩) (verschränkt)
2

(c)
21 S0 : n = 2, S = 0, L = 0, J = 0
1
ψ = u200 (⃗r1 )u200 (⃗r2 ) √ (χ+ (1)χ− (2) − χ+ (2)χ− (1))
2
(d) Singulett: rechte Seite, da dort S = 0
Triplett: linke Seite, da dort S = 1
21 P1 : n = 2, L = 1, S = 0
Spektroskopische Notation der Zustände von links nach rechts: 43 S1 , 31 S0 , 31 P1 , 51 D2
(e) Nein, der Übergang ist nicht möglich (Singulett-Triplett-Übergang). Das ist erkennbar an
der 1 und der 3 in der Multiplizität der Zustände.

Aufgabe 3
(a) Die vier Hundschen Regeln sind semiempirische Regeln zur Bestimmung der Elektronenver-
teilung im Grundzustand eines Mehrelektronenatoms. Geben Sie die vier Hundschen Regeln
an und geben Sie eine Erklärung für die jeweilige Regel.
(b) Stellen Sie mit Hilfe der Hundschen Regeln die Grundzustandselektronenkonfiguration von
Kobalt (27 Co) und dessen Termsymbol 2S+1 LJ dar. Wie groß ist die Entartung?

(c) Bestimmen Sie außerdem mithilfe der Hundschen Regeln das Termsymbol des Grundzustan-
des von Kohlenstoff. Wie groß ist seine Entartung?

Lösung
(a) ˆ Für Schalen, die voll besetzt sind gilt L = S = J = 0.
Bei vollständig besetzten Schalen müssen alle Quantenzahlen angenommen werden, was
bedeutet, dass es zu jedem positive Spin ms und Bahndrehimpuls ml auch immer der
Gegenwert existiert. Aus diesen Grund sind S und L gleich null und konsequenterweise
J auch gleich null.
ˆ Der Gesamtspin S nimmt den maximalen Wert an, der mit dem Pauli-Prinzip vereinbar
ist.
Je größer der Spin, desto antisymmetrischer ist die Ortswellenfunktion. Daraus resul-
tiert eine geringere Coulombwechselwirkung, da die Ortswellenfunktion bei r → 0 ver-
schwindet oder einzeln besetzte Orbitale sind schlechter gegen den Kern abgeschirmt
und deshalb ist die Kern-Elektron Anziehung größer und das gesamte Atom kontraiert,
was zu einer höheren Wechselwirkung führt.
ˆ Bei unterschiedlichen Konfigurationen mit gleichem Spin S, ist die Konfiguration mit
dem höchsten Gesamtbahndrehimpuls L am energetisch günstigsten.
Bei höherem Bahndrehimplus sind die Elektronen weiter vom Kern und damit auch
voneinander entfernt. Das resultiert in einer geringeren Coulombwechselwirkung.
ˆ J ist J = |L − S| wenn die Unterschale weniger als halb oder halb besetzt ist. Bei mehr
als halb besetzter Schale ist J = L + S.
Das Magnetfeld der Bahnbewegung richtet bei weniger als halbvoll besetzen Schalen
den Spin antiparallel aus. Bei mehr als halbvoll besetzten Schalen bewegen sich Löcher
um den Kern und reagieren wegen ihrer umgekehrten Ladung mit einer Ausrichtung
parallel zum Bahndrehimpuls.

3
(b) Kobalt hat die Elektronenkonfiguration 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 4s2 3d7 , bzw. [Ar] 3d7 4s2 . Außer der
3d7 Schale sind also alle Schalen voll besetzt. Wir betrachten daher ausschließlich die d
Unterschale:
Im Zentralfeldmodell ist deren Entartung
 
10
· 1 = 120 (1)
7

Nach den Hundschen Regeln erhält man jedoch die folgende Besetzung:

1 3
S = 3·= (2)
2 2
L=0+1+2=3 (3)
9
J =L+S = (4)
2
Daraus folgt das Termsymbol 4 F9/2 .
Der Grundzustands ist demnach 2J + 1 = 10-fach entartet.
(c) Die Grundzustandskonfiguration von Kohlenstoff ist 1s2 2s2 2p2 , bzw. [He] 2s2 2p2
Die Hundschen Regeln führen auf folgendes Bild der p Schale:

Also
1
S = 2·
=1 (5)
2
L=1+0=1 (6)

Mit der 4. Hundschen Regel folgt


J = |L − S| = 0 (7)
Insgesamt ist also das Grundzustandssymbol von Kohlenstoff:
3
S=1, L=1, J =0 ⇒ P0 (8)

Wegen J = 0 ist dieses nicht entartet, der Grundzustand von Kohlenstoff ist also eindeutig.

Aufgabe 4

Bestimmen Sie mithilfe der Hund’schen Regeln den Besetzungsgrundzustand der folgenden Ionen:

[Xe]4f 6 , [Xe]4f 7 , [Xe]4f 8 , [Xe]4f 14 .

Geben Sie hierzu explizit des Betrag des Gesamtspins S, des Gesamtbahndrehimpuls L sowie den
Gesamtdrehimpuls J an und notieren Sie anschließend die spektroskopische Schreibweise 2S+1 LJ
des jeweiligen Ionisierungszustands.

4
Lösung

Die Lösung der Aufgabe ist in folgender Tabelle gegeben:

Aufgabe 5

Welche LS-Terme (Spektroskopische Notation) gehören zu den folgenden Konfigurationen (Grund-


zustände und angeregte Zustände)?

ˆ 1s2 2s2p
ˆ 1s2 2s2 2p6 3p3d
ˆ 1s2 2s2 2p5 3p

Beachten Sie das Pauliprinzip.

Lösung

Gefüllte Schalen tragen nicht zum Gesamtdrehimpuls bei und müssen daher nicht in Betracht gezo-
gen werden. Die zu koppelnden Elektronen befinden sich jeweils in unterschiedlichen Unterschalen,
sodass das Pauliprinzip bereits erfüllt ist.

ˆ Für den 1s2 2s2p Zustand sind die Elektronen 2s2p mit l1 = 0, s1 = 1
2 bzw. l2 = 1, s2 = 1
2
entscheidend. Dann ist L = 1 sowie S = 0, 1. Es gibt also die Terme
1
P, 3 P

ˆ Für den 1s2 2s2 2p6 3p3d Zustand sind die Elektronen 3p3d mit l1 = 1, s1 = 1
2 bzw. l2 = 2,
s2 = 21 wichtig. Damit ist L = 1, 2, 3 sowie S = 0, 1. Es gibt also die Terme:
1
P, 3 P, 1 D, 3 D, 1 F, 3 F

ˆ Als nächstes betrachten wir den Zustand 1s2 2s2 2p5 3p. Das eine ’Loch’ in der 2p-Schale
kann wie ein einzelnes 2p-Elektron behandelt werden. Für die Berechnung der Terme müssen
demnach die Elektronen 2p3p mit l1 = 1, s1 = 21 bzw. l2 = 1 und s2 = 12 gekoppelt werden.
Damit ist L = 0, 1, 2 und S = 0, 1. Es gibt also die Terme
1
S, 3 S, 1 P, 3 P, 1 D3 D

5
Aufgabe 6
(a) Bestimmen Sie die spektroskopische Bezeichnung des jeweiligen Grundzustandes für Bor (5 B),
Calcium (20 Ca) und Titan (22 Ti) unter Verwendung des Pauli-Prinzips und der Hund’schen
Regeln.
(b) Welche Zustände können zwei Elektronen in der 3d-Schale eines Atoms einnehmen und wie-
viele?

(c) Welcher davon ist der Grundzustand und warum?

Lösung
(a) ˆ Bor (5 B): Elektronenkonfiguration: 1s2 2s2 2p1 .
Beide s-Schalen sind abgeschlossen, man braucht nur das p-Elektron zu betrachten:
L = l = 1, S = s = 1/2, J = L − S = 1/2 da Schale weniger als halbvoll
Grundzustand:
2
P1/2

ˆ Calcium (20 Ca): Elektronenkonfiguration: [Ar] 4s2 .


Alle Unterschalen sind abgeschlossen ⇒ L = S = J = 0.
Grundzustand:(4)
1
S0

ˆ Titan (22 Ti): Elektronenkonfiguration: [Ar] 3d2 4s2 .


Man muss nur die beiden d-Elektronen behandeln. Hund’sche Regeln geben:
– Spin maximal: ⇒ S = 1
– Bahndrehimpuls maximal: Da l1 = l2 = 2 ist, wäre L = 4 maximal. Damit wäre
aber ml1 = ml2 = 2 und wegen S = 1 auch ms1 = ms2 = 1/2, d.h. die 3 G-Zustände
sind wegen des Pauli-Prinzips verboten. Man findet als maximal L = 3.
– Unterschale weniger als halb gefüllt, d.h. J = |L − S| = 2
Grundzustand:
3
F2

(b) Die beiden Elektronen (es handelt sich um Fermionen, s = 1/2) befinden sich in der d-Schale.
⇒ l = 2 für beide Elektronen.

S L J Zustände
3
1 3 2, 3, 4 F2 , 3 F3 , 3 F4
3
1 1 0, 1, 2 P 0 , 3 P1 , 3 P2
1
0 4 4 G4
1
0 2 2 D2
1
0 0 0 S0

Nach dem Pauli-Prinzip, sind manche Zustände nicht möglich und daher auch nicht in der
Tabelle aufgeführt. (Antisymmetrie der Gesamtwellenfunktion: Ist beispielsweise die Spin-
Wellenfunktion symmetrisch, ist die Ortswellenfunktion antisymmetrisch)
P
Anzahl der Zustände: J (2J + 1) = 45
(c) Aus den Hund’schen Regeln: 3 F2

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