Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Übersicht:
Themen:
- höhere kognitive Prozesse: exekutive Prozesse (-> Kontroll-/ Metaprozesse),
Entscheidungsfindung, Problemlösen, mentale Simulation, Sprache
- Lehrbuch
Klausur:
- multiple choice Format: K-Prim: hat 1 Aussage, -> dazu 4 Sätze, -> jeden Satz nach wahr vs.
falsch beurteilen; keine offenen Fragen
- 90 Minuten
- im Lehrbuch dargestellte Sachverhalte
- Inhalte der Seminare nicht klausur-relevant
VL 06.04.23:
Chapter 8 (Part I) Emotion and Cognition
:
1. meiste Stimuli haben emotionale Valenz
2. unser emotionaler Zustand variiert, -> andere Verarbeitung von Stimuli
-> beide Aspekte interagieren
− Definition von Emotion:
- komplexe Abfolge von Reaktionen auf Reiz: Veränderungen in Körper und Gehirn:
Aktivierung autonomes und ZNS, Veränderungen im subjektiven Erleben, kognitive
Bewertungen, Handlungsimpulse/ Verhalten, um auf Reiz zu reagieren, von außen
erschließbar
- gemeinsame Merkmale:
a) aktuelle psychische Zustände (-> nicht dauerhafte Verstimmung, zeitlich begrenzt)
b) haben bestimmte Qualität, Intensität, Dauer
c) i.d.R. objektgerichtet (-> meist nicht spontan, sondern external ausgelöst)
d) Personen, in einem der Zustände, haben normalerweise charakteristisches
Erleben, -> häufig bestimmte physiologische Veränderungen/ Verhaltensweisen
− Emotionen sind schwieriger zu messen als z.B. ABG-Leistung, da subjektive
Komponente und auch bio-physische Merkmale nicht eindeutig
− Emotionen - neuronale Verbindung:
1) Amygdala (Mandelkern):
- sehr klein, aber verbunden mit vielen anderen Regionen, -> beeinflusst sehr
viele Hirnregionen
- Emotionssignal: wenn anspringt, weiß Gehirn, dass etwas emotional relevant
- keine Speicher-, sondern Modulator-Funktion
2) quick and dirty route der Furcht - Emotionsverarbeitung:
- hoher Weg der Furcht/ klassischer Weg der Reiz-Verarbeitung:
optischer Reiz, -> Seh-Regionen des Thalamus, -> V1, -> dann erst Amygdala; ->
dauert
- wenn drauf ankommt, dass Organismus sehr schnell reagiert, ist detaillierte,
langsame Analyse nicht vorteilhaft; -> gibt Weg, wie Amygdala sehr schnell
aktiviert werden kann, kein subjektives, bewusstes Erleben/ ohne
Aufmerksamkeit, aber trotzdem Warnsignal:
niederer Weg der Furcht/ quick and dirty route:
vom Thalamus aus direkt Amygdala stimuliert (weniger aufgelöst, teils Fehlalarm)
3) spezifische neuronale Systeme zur Wahrnehmung bestimmter Emotionen:
- Amygdala: v.a. für Furcht, aber eher genereller Emotions-Detektor
- Insula und Basalganglien: Ekel
- bei anderen Emotionen teils mehrere Regionen aktiv: nicht jeder Basis-Emotion
spezifische Region zuordbar, sondern eher Netzwerke
− 6 Basisemotionen nach Paul Ekman:
- Zorn/ Ärger
- Ekel
- Furcht
- Freude
- Traurigkeit
- Überraschung
-> im positiven Bereich sehr wenig Differenzierung (vs. im negativen Bereich)
- zu jeder Emotion Zuordnung eines spezifischen Gesichtsausdrucks, den alle
Menschen zeigen/ interpretieren können, -> universell/ nicht kulturell geprägt
- kann Ausdrücke untersuchen: Emotions-Ausdruck entsteht dadurch, dass
bestimmte Muskelgruppen aktiv (-> kodierbar)/ psycho-physiologisch erfassbar
− Autismus: Probleme bei Emotions-Erkennung (-> erschwerte Interaktion)
− dimensionale Ansätze:
Ansätze zur Klassifikation von Emotion entlang bestimmter Dimensionen
1) Circumplex-Model:
- Idee: mit einfachem Koordinatensystem Emotionen einteilen/ beschreiben
- 2 Dimensionen:
1) eine Achse: Valenz (positiv - negativ)
2) andere Achse: emotionale Erregung/ Arousal (= Antwortstärke)
; -> z.B.: Überraschung hat hohe Erregung, jedoch keine Valenz (kann
positiv/ negativ sein)
2) Approach-Withdrawal-Distinction:
- Idee: Emotionen durch Annäherung vs. Vermeidung charakterisiert; -> durch
jede Emotion möchte man entweder auf Objekt zugehen vs. Abstand nehmen
- Ausnahme: Wut = negativ, aber trotzdem Annäherung
- Walter Cannon - Fight or Flight-Syndrome:
akute Bedrohung, -> Organismus vorbereitet, zu kämpfen oder zu fliehen, ->
Aktivierung des autonomen NS, -> automatische, habituelle, schnelle Reaktionen;
heutzutage meist nicht Art, wie man mit akuter Bedrohung umgehen muss,
sondern eher kognitive/ rationale/ kontrollierte Reaktionen/ exekutive Prozesse
auf Belastungssituationen nötig, aber Gehirn nicht dafür gemacht, so zu reagieren
- typische Veränderungen im autonomen NS - Sympathikus, Parasympathikus:
exekutive Funktionen:
- frontal-exekutive Hypothese:
exekutive Prozesse hauptsächlich durch PFC vermittelt, jedoch nicht ausschließlich (->
Netzwerkaktivitäten, -> auch andere Regionen je nach Prozess)
- verschiedene Tests, die sensitiv für PFC-Schädigungen:
1) Stroop-Test:
- Patienten mit PFC-Läsion können durchaus Farben vorlesen, aber
Inhibitionsprozess gestört, -> verlangsamt
2) WCST (= Wisconsin Card Sorting Test):
- Aufgabe: Karten anhand unbekannter Regeln sortieren, -> durch Rückmeldungen
Regeln erschließen, -> Änderung Sortierregeln im Verlauf, -> Neuerschließung
- gesunde Probanden bekommen gut hin, neue Regel zu suchen, wenn Regel
geändert; dies ist v.a. Teil, der für Patienten mit PFC-Läsion schwierig: können
Regel rauszufinden, aber Probleme beim Regel-Wechsel (-> Aufmerksamkeits-
Wechsel gestört, schlechte Feedback-Verarbeitung (-> wiederholen falsche Regel))
3) Turm von Hanoi:
- Aufgabe: Versetzung von Scheiben von Stab 1 nach Stab 3, aber darf nie größere
auf kleinere Scheibe legen
- für Pateinten mit PFC-Läsion sehr schwierige Aufgabe, -> mehr Züge insgesamt/
Züge, die einen nicht vorwärts bringen/ mehr Fehler
− exekutive Aufmerksamkeit:
- Modulierung aufeinander folgender Prozesse/ mentaler Repräsentationen im ABG
- notwendig, wenn mehrere Prozesse, die an mentalen Repräsentationen beteiligt,
um Kontrolle von Kognition und Verhalten konkurrieren;
-> Bestimmung der Handlung, die Aufmerksamkeit erhält, zur Zielerreichung
- Stroop-Test und exekutive Aufmerksamkeit:
genereller Befund: geringere Reaktionszeit für kompatible Durchgänge, da relativ
automatisierte Antwort, vs. bei inkompatiblen Durchgängen hohes Maß an
exekutiver Aufmerksamkeit für Unterdrückung der automatisierten Nennung des
Farbwortes und Aktivierung der Alternativhandlung
- neuronales Netzwerkmodell der Konfliktverarbeitung:
box-and-arrow-Modell, -> verschiedene kognitive Prozesse/ Analyseebenen
kombiniert:
; -> input layer: Farben/ Worte verarbeitet, einer eher
okzipital, anderer eher superior/ temporal;
2 wichtige Elemente des Modells:
1) Konflikt-Monitor:
- Anteriorer Cingulärer Cortex (ACC)
- Detektion von Konflikten zwischen Antwortalternativen (z.B. zwischen Wort-
Bedeutung und -Farbe), -> Aktivierung des Aufmerksamkeits-Kontrolleurs
2) Aufmerksamkeits-Kontrolleur:
- dorsolateraler PFC (dlPFC)
- beinhaltet aktuelles Ziel, -> sorgt top-down dafür, dass richtige Antwort
ausgewählt, -> Aktivierung zielführender Verknüpfungen, -> hohe Präzision der
Antworten
-> Ressourcen-aufwändige Prozesse, -> höhere Reaktionszeit
- präfrontale Schädigung und Kategorisierung:
kategorische Entscheidungen basieren auf logischem Denken und Ähnlichkeit;
-> bei logischem Denken exekutive Aufmerksamkeit notwendig, bei Ähnlichkeit nicht;
-> Patient mit PFC-Schädigung demzufolge Schwierigkeiten beim logischen Denken;
-> Studie: mit Patienten, die durch Alzheimer Atrophie im PFC:
Aufgabe: Kategorisierung von Gegenständen auf Grundlage von logischem Denken
vs. Ähnlichkeit, -> Ergebnis: schlechter beim logischen Denken, da exekutive
Aufmerksamkeit erforderlich
- Rolle des Bewusstseins:
inwieweit Prozesse ausführbar, ohne bewusste Aufmerksamkeits-Zuwendung?
1) automatisierte Prozesse:
- Ausführung ohne bewusste Intention
- keine bewusste Aufmerksamkeitszuwendung nötig
- schwer unterdrückbar
2) nicht-automatisierte Prozesse:
- auch: kontrollierte Prozesse
- Handlungsintention benötigt (z.B. „nicht lesen, sondern Farbe benennen“)
- Aufgabe benötigt Aufmerksamkeit
- relativ langsame Ausführung
verschiedene Formen von Bewusstsein:
VL 27.04.23:
Chapter 7 (Part II) Executive Processes
exekutive Funktionen:
− Aufmerksamkeitswechsel:
- Aufmerksamkeit = Zustand gesteigerter Wachheit (Vigilanz) und Anspannung;
Grundlage der selektiven Orientierung von Wahrnehmung, Denken und Handeln
- Kosten des Aufmerksamkeitswechsels:
Beispiel - dual-task-Aufgaben: einfacher rechte Taste zu drücken, wenn zuvor auch
rechte gedrückt (= no-switch-Bedingung) vs. linke Taste (= switch-Bedingung);
-> bei Paradigmen mit 2 alternierend bearbeiteten Aufgaben Bestimmung der
Wechselkosten möglich:
;
-> Befund: mehr Zeit für Reaktion in Wechselbedingung vs. Durchgänge ohne
Wechsel (zeitliche Differenz in einigen Studien 500 - 600 ms)
- Modell des Aufmerksamkeits-Wechsels (Rubinstein):
Arbeit mit Attribute-Switching-Task (= Sortieraufgabe mit 2 Bedingungen);
2 Ebenen:
1) Level 1 - Ebene der Aufgabenbearbeitung:
- konkret zu machende Aufgabe wird bearbeitet
- box-and-arrow-Modell mit verschiedenen Schritten/ Prozessen:
- wichtig, wenn Ziel sich ändert/ für mit Wechsel einhergehende Regel
Frage: gibt es beim Modell des Aufmerksamkeits-Wechsel Hinweise, dass Level 1 und
Level 2 voneinander getrennt?, -> selektiv experimentell manipulierbar? (-> doppelte
Dissoziation = 2 Regionen -> 2 unterschiedliche Funktionen):
Hypothese: beide Ebenen unabhängig voneinander manipulierbar, werden
unterschiedlich neuro-anatomisch vermittelt;
-> Experiment - doppelte Dissoziation:
-> Zwischen-Ergebnis: ;
Entscheidungsverhalten:
:
-> Abflachung, wenn Gewinn/ Verlust sehr hoch (= diminishing marginal utility
effect);
-> derselbe Verlust schmerzt mehr/ geht mit stärkeren Einbußen an Utility einher als
im Gewinnbereich; -> i.d.R. benötigt man im Gewinn-Bereich doppelt so starke
Menge, um Intensität wie im Verlust-Bereich zu haben; -> emotionale Komponente
unseres Entscheidungs-Verhaltens (entgegen Logik)
− Exkurs - Daniel Kahnemann:
- sehr bekannter Forscher in diesem Bereich
- Idee: Rationalität von Entscheidungen hat bestimmte Grenzen (-> bounded
Rationality)/ systematische Einflussfaktoren (z.B. Zeit, Aufgabenstellung, Gewinn vs.
Verlust); -> innerhalb Begrenzungen Mensch schon in Lage, rational zu entschieden
- 2 Systeme für Entscheidungsfindung:
:
1) System 1: Intuition:
- ähnlich Wahrnehmungs-System: sehr schnell, kann parallel entscheiden,
automatisch, wenig Energie notwendig, assoziativ, affektiv, Veränderungen findet
langsam statt
2) System 2: Reasoning
- langsamer, seriell, regelbasiert, Energieaufwand, flexibel/ anpassbar, neutral
-> Idee: im Alltag entscheiden wir sehr oft intuitiv (-> Energie-Aufwand nicht
lohnend), vs. bei wirklich wichtigen Entscheidungen eher System 2 (-> Motivation
vorhanden, Energie-Aufwand sinnvoll);
beide Systeme Repräsentation der Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft;
können sprachbasiert sein
− rationales Entscheiden - das Expected Utility-Modell - Fortsetzung:
- Endowment-Effekt (Besitztums-Effekt) = höherer wahrgenommener Wert eines
Objekts, wenn es einem gehört (Studie: Rollenspiel im Klassenzimmer (Kahneman))
- Evaluation des Expected Utility-Modell:
akkurate Vorhersage bei motivierten Organismen, einfachen Situationen (-> leicht
durchrechenbar), Vorliegen aller relevanter Infos; -> Prinzip hilfreich bei gut
quantifizierbaren/ Erwartung x Wert-Sachen;
aber: viele Entscheidung nicht so quantifizierbar, durchaus Auftreten schlechter/
irrationaler Entscheidungen, obwohl Wissen bekannt:
a) tendenziell Überbewertung geringer Wahrscheinlichkeiten/ Probleme bei
extremen Enden (z.B. möglicher Lotto-Gewinn überschätzt), vs. Insensitivität
gegenüber mittleren Wahrscheinlichkeiten
b) Überbewertung von sicheren Ereignissen: sichere Ereignisse für uns besonders
attraktiv (z.B. auch gegen 95%-Wahrscheinlichkeit eines höheren Gewinns (-> 5%
Verlust-Wahrscheinlichkeit))
c) Decision Weight Curve:
:
-> niedrige Wahrscheinlichkeiten überbewertet
-> in Mitte passiert nicht so viel
-> am Ende sehr großer Unterschied bei 100%
-> Zuwachs in tatsächlicher Wahrscheinlichkeit Zuwachs in
Entscheidungsgewicht (-> müsste laut Erwartung x Wert lineare Gerade sein)
-> kein perfektes psychologisches Modell
- neuronale Basis der Expected Utility:
Experienced Utility = Reaktionen auf belohnte Ereignisse bei deren Erfahrung,
Decision Utility = Antizipation des Wertes zum Zeitpunkt der Entscheidung;
1) Tierexperimentelle Studien:
- im lateralen inferioren parietalen Cortex bestimmte Neuronen-Verbände in
Abhängigkeit von Größe des Gewinns/ Wahrscheinlichkeit unterschiedlich aktiv:
bei großem Gewinn mehr Aktivität als bei kleinem,
je höher gelernte Wahrscheinlichkeit, dass auf Stimulus Belohnung folgt, desto
früher und höher Aktivität bei bloßem Sehen des Stimulus, -> verschiebt sich
systematisch nach vorne: wenn Tier gelernt hat, dass Stimulus mit 100%-iger
Wahrscheinlichkeit Gewinn vorhersagt, hat Tier auf Stimulus gleiche Reaktion wie
auf Gewinn (-> ähnlich klassische Konditionierung)
2) Humanstudien:
- Belohnungs-Schaltkreis:
1) Nucleus Accumbens:
- dopaminerges/ Belohnungs-System
- gesteigerte Aktivität (u.a.) bei Aussicht auf Belohnung, aber auch bei
Ausbleiben von Verlusten, -> Kontext-abhängig
2) Amygdala:
- gesteigerte Aktivität (u.a.) bei Aussicht auf Bestrafung
3) orbitofrontaler Cortex
- Hypothalamus: auch eher auf gute Ereignisse
- generell: Belohnungsregionen reagieren eher auf Gutes, vs. Regionen, die sich
mit Furcht/ Verlust beschäftigen, reagieren eher auf Schlechtes
- Präferenz, Transitivität und prozedurale Invarianz:
a) Gesetz der Transitivität
- wenn in größer als-Relationen Beziehung zwischen 1. und 2. Element sowie 2.
und 3. Element zutrifft, muss Beziehung auch zwischen 1. und 3. Element
zutreffen (z.B. wenn a > b und b > c, dann ist a auch > c)
- sollte bei Entscheidungen eigentlich auch gelten, da eines der fundamentalsten
Prinzipien der rationalen Wahl, aber bei Entscheidungen dieses Gesetz teils
verletzt
b) Prinzip der prozeduralen Invarianz:
- 2 Arten gleiche Frage (nach Präferenz) zu stellen, sollte zum gleichen Ergebnis
führen, aber teils Verletzung dieses Prinzips
-> zeigt, dass menschliche Entscheidungsverhalten nicht so rational wie Computer
VL 11.05.23:
Chapter 9 (Part II) Decision Making
Entscheidungsverhalten:
;
mehr Info/ Zeit/ Analytik immer bessere Entscheidung/ liegen nicht immer alle
Infos vor;
außerdem: wenn man Erfahrung hat/ Expert in Bereich ist, sind intuitive
Entscheidungen gut (-> Intuition basiert auf langer, unbewusster Erfahrung; ->
können auf Grund unserer Erfahrung Entscheidungen treffen, die wir nicht unbedingt
gut verbalisieren können); -> Heuristiken schlecht, sondern Faustregel, die sich auf
Wesentliche konzentriert/ Rest ignoriert
− Framing Effekte und die Prospect Theorie:
- Beschreibungsinvarianz = Entscheidungsproblem, welches durch verschiedene
logisch gleichwertige Statements beschrieben wird, sollte zur gleichen Entscheidung
führen;
-> aber: nicht-zutreffend für menschliche Wahrnehmung, da Framing/ Kontext
spielen Rolle bei Entscheidungen
- Framing-Effekte:
Einfluss der verschiedenen Arten der Beschreibung eines Problems;
Beispiele:
a) Problem von Umfragen: Antwort-Abhängigkeit von Fragen-Formulierung
b) Asien-Flue-Dilemma: unterschiedliche Formulierungen einer gleichen Tatsache
haben unterschiedliche Entscheidungen der VPN zur Folge; -> emotionaler
Kontext spielt Rolle, vs. wäre alles klar rational, wäre dies nicht so
c) je nachdem ob Fokus auf Gewinn vs. Verlust unterschiedliche Verhaltensmuster:
im Gewinn-Bereich eher konservativ/ sicher (-> sicherer Gewinn besser), vs. im
Verlust-Bereich: auch Risiko-Bereitschaft für Chance, dass gar kein Verlust
d) Anker-Effekt: Situation vor Entscheidungsfindung, -> alle restlichen Angebote/
Verhandlungen/ Entscheidungen nur noch an Referenzpunkt bemessen (selbst
wenn Anker nur durch Zufall entstanden)
- kognitive Prinzip der Repräsentation als zentrale Annahme der Prospect Theorie
(Kahneman, Tversky):
Entscheidungsverhalten abhängig von unserer mentalen Repräsentation (= subjektive
Sicht der Situation); -> geht nicht um objektive Wirklichkeit, sondern um Frage, wie
diese mental repräsentiert
− Rolle der Emotionen bei Bewertungen - das Allais-Paradox:
- weitere Probleme des Expected Utility-Modells: stark beeinflussende Emotionen
- Allais Paradox:
Zugabe eines identischen Ereignisses zu jeder Entscheidungsalternative verändert
Präferenz des Entscheiders;
-> Verletzung des Unabhängigkeits-Axioms durch Einfluss von Emotionen auf
Entscheidungen (-> Einfluss des antizipierten Bedauerns (-> Verlust unbedingt
vermeiden)), -> Verringerung des Einflusses von Wahrscheinlichkeiten auf
Entscheidungen
− zeitliche Diskontierung und dynamische Inkonsistenz:
- zeitliche Abwertung (temporal discounting):
menschliche Tendenz, in Zukunft liegende Ergebnisse abzuwerten;
-> direkter niederer Gewinn viel attraktiver als höherer verzögerter (vs. wenn beide
Gewinn-Optionen verzögert, wird höhere genommen)
- Typ der dynamischen Inkonsistenz:
umgekehrte Präferenzen zwischen identischen Ergebnissen in Abhängigkeit einer
zeitlichen Komponente; -> im Widerspruch zur Rationalität, da bei Erwartung x Wert-
Modell spielt Zeit keine Rolle
- Interpretation der dynamischen Inkonsistenz:
Wettkampf zwischen:
1. unmittelbares Ergebnis: durch emotionales System kontrolliert, -> verleitet
zur Wahl sofortiger Belohnung
2. verzögertes/ entferntes Ereignis: durch rationales System kontrolliert
- neuronale Korrelate von direkter vs. verzögerter Belohnung:
1) bei direkter Belohnung:
- viele Regionen springen auf direkte Belohnung stärker an
- v.a. Striatum, limbisches System, welche wichtig für Belohnungsvermittlung
- emotionale Regionen
2) bei verzögerter Belohnung:
- eher präfrontal/ Kontrollregionen dominant, -> Rationalität
3) bei schwierigeren Entscheidungen:
- exekutive Regionen, stärkere Kontrollaktivität, aber auch Regionen, die mit
Belohnung assoziiert
− Urteile im Angesicht der Ambiguität:
- müssen oft Entscheidungen in Unsicherheit treffen = für uns Menschen aversive
Situationen
- Ellsberg-Paradox - Präferenz von Sicherheit über Ambiguität:
; -> Ambiguität als aversiv erlebt, -> entscheidet sich lieber für
Szenario, wo man Gewinnchancen kennt;
− induktives Schlussfolgern:
- von Bekannt -> zu Unbekannt: vorhandenes Wissen über bekannte
Zusammenhänge verwenden, um Schlussfolgerungen über unbekannte zu treffen
- basiert häufig auf Kategorien (-> Stereotype)
- niemals sicher/ immer mit Fehler-Wahrscheinlichkeit verbunden, da niemals alle
existierenden Zusammenhänge bekannt (z.B. alle existierenden Gänse); einziges
Beispiel reicht, um Schlussfolgerung zu widerlegen
− induktives Schlussfolgern - generelle vs. spezifische Induktion:
1) generelle Induktion:
- Generalisieren von bekanntem Beispiel einer Kategorie auf alle Mitglieder/
Instanzen einer Kategorie
- z.B.: sieht weiße Gans, -> schlussfolgert: alle Gänse sind weiß
- Beispiel-Aufgaben:
1) 2-4-6-Aufgabe (Peter Wason):
- hat Zahlenfolge, welche konsistent mit einer Regel, -> Frage: wie lautet
Regel?, -> Überprüfen durch Generieren weiterer Zahlenfolgen, -> Nennen
vermuteter Regel
- Lösung: Regel: Zahlen müssen ansteigen
- auf allgemeine Regel kommen VPN eher nicht direkt, sondern nach einigen
Versuchen/ Wechsel der Strategie: zuerst: Versuch, vermutete Hypothese zu
bestätigen, vs. dann: Versuch, Hypothese zu widerlegen
2) Kartenaufgabe:
- Kartendeck mit verschiedenen Karten, -> Ziel: Regel erschließen, nach der
Karten sortiert
- Befund: gibt systematische Effekte:
einfache Regeln (wenn nur ein Feature wichtig, z.B. rot) leicht erkennbar,
vs. konjunktive Regeln (Kombinationen) etwas schwieriger,
vs. disjunkte Regeln (z.B. rot oder andere Eigenschaft) noch schwieriger,
vs. negative Regeln (z.B. nicht rot) sehr schwer,
vs. disjunkte negative Regeln (z.B. nicht rot oder nicht mit Rahmen) am
schwierigsten
- 2 typische Strategien, die beobachtbar:
a) successive scanning-Strategie:
- ändern von nur einem Merkmal
- besser, wenn mögliche Kombinationen sehr groß
b) focus gambling-Strategie:
- ändern aller Merkmale bis auf eines
2) spezifische Induktion:
- Generalisieren von einem Mitglied einer bekannten Kategorie (mit spezifischer
Eigenschaft) auf anderes Mitglied derselben Kategorie
- Heuristiken:
= Faustregeln u.a. mit Einfluss auf Bereitschaft, induktive Schlussfolgerungen zu
machen/ als gültig zu akzeptieren
a) Ähnlichkeits-Heuristik:
- je ähnlicher bekanntes und zu schließendes Beispiel, desto wahrscheinlicher
Attribution der Eigenschaft auf Ziel
b) Typikalitäts-Heuristik:
- je typischer Beispiel für seine Kategorie, desto wahrscheinlicher Attribution
der genannten Eigenschaft auf Ziel
c) Homogenitäts-Heuristik:
- je homogener die betroffene Kategorie, desto größer Bereitschaft,
Eigenschaften von bekanntem Mitglied der Kategorie auf andere Mitglieder
der Kategorie zu attribuieren
− Similarity-Coverage Modell/ Modell der Kategorie-basierten Induktionen (Osherson):
- anwendbar auf generelle und spezifische Induktionen
- entscheidend: Abdeckung (coverage) als durchschnittliche maximale Gleichheit
zwischen Beispielen in Prämisse und jedem Exemplar der betroffenen Kategorie
- je breiter Abdeckung, desto eher solche Schlussfolgerungen gemacht/ umso
ähnlicher bestimmtes Exemplar zu Prototyp, umso wahrscheinlicher findet
Übertragung statt
- Beispiel:
Hund und Katze zwar typischer für Kategorie Säugetier als Wale, aber Hund und Wal
decken breiteres Spektrum der Kategorie Säugetier ab; -> jedes Mitglied der
Säugetiere sollte zu einem beider Beispiele relativ ähnlich sein, -> deswegen
allgemeine, inklusive Schlussfolgerung wahrscheinlich als wahr beurteilt
− induktives Schlussfolgern - beteiligte Hirn-Areale:
a) Frontallappen:
- Wisconsin Card Sorting Test (WCST):
= Test zur Erfassung des induktiven Schlussfolgerns durch Regel-Ableitung;
Patienten mit Frontalhirnläsionen Probleme beim Regelwechseln
- bei fMRT-Studie mit gesunden Probanden:
dorsolateraler PFC aktiv, aktives Monitoring von Ereignissen im ABG nötig
b) Temporallappen:
- bei Einschätzung von Wahrscheinlichkeit von Schlussfolgerungen kommen
(zusätzlich zu frontalen) Regionen im medialen Temporallappen hinzu (medio-
temporal, parahippocampal)
- Annahme: bei Kategorie-basierter Induktion Abruf relevanter Infos aus LZG
c) Rolle der Erfahrung:
- Kernmerkmal induktiven Schlussfolgerns: mit zunehmender Erfahrung
Veränderung der zugrunde liegenden kognitiven Prozesse (-> Expertise)
- fMRT-Studie mit gesunden Probanden (Seger):
VPN lernen, abstrakte Bilder in 2 Kategorien zu unterteilen; Bildern liegt jeweils
bestimmter Prototyp zu Grunde, aber Prototypen nicht gezeigt;
im fMRT wird Veränderung über Zeit und zwischen Hemisphären beobachtet:
Beginn: v.a. frontale und parietale Regionen in rechter Hemisphäre,
vs. später auch Aktivierung linker Hemisphäre; -> am Ende beide Hirnregionen
beteiligt (rechts trotzdem mehr);
rechts: Analyse visueller Muster, vs. links: dynamisches System zum Lernen
(visueller) Kategorien
− deduktives Schlussfolgern:
- zentral: hat Prämissen, -> aus Prämissen Schlussfolgerung ableiten, -> wenn
Prämissen wahr und Schlussfolgerung sich logisch aus Prämissen ableiten, ist
Schlussfolgerung mathematisch gesehen immer richtig (-> Unterschied zum
induktiven Schlussfolgern)
- aber: wenn man Prämissen mit Inhalt füllt und diese dann inhaltlich falsch, dann
kann sein, dass Schussfolgerung inhaltlich nicht mehr richtig/ kann auch valide,
logische Schlussfolgerung inhaltlich falsch sein
− deduktives Schlussfolgern - Syllogismus:
- = Argument, bestehend aus 2 Aussagen und einer Schlussfolgerung
- Schlussfolgerung gültig (valide), wenn nach Gesetzen der Logik aus Aussagen
abgeleitet; vs.: gültige Schlussfolgerung kann unwahr sein, wenn eine der Aussagen
falsch
1) kategorielle Syllogismen:
- Beispiel:
- Venn-Diagramme:
1. universelle Bestätigung:
2. universal negative:
4. teilweise negativ:
nicht gesamter Teil ist in anderer Menge/ kann auch gar nicht drin sein;
− Wahrnehmungs-Handlungs-Zyklus:
- meisten Bewegungen eng mit Wahrnehmung koordiniert: mit jeder Bewegung
verändert sich Gesehenes, -> konstante Rückkopplung: Transformation
wahrgenommener Muster in koordinierte Bewegungsmuster
- Verbindung zwischen Wahrnehmung und Handlung: gemeinsame Repräsentation (=
geteilte Kodierung von Wahrnehmung und Handlung im Gehirn)/ Regionen, die an
beidem beteiligt
− motorische Verarbeitung im Gehirn:
- 3 Schlüssel-Regionen:
;
hierarchisch angeordnet, mit unterschiedlichen Aufgaben:
1) SMA (supplementary motor cortex) - höchste Stufe:
- Erstellung und Ausführung von Handlungsplänen
- für komplexere Bewegungen
2) PM (premotor cortex) - mittlere Stufe:
- Erstellung von spezifischen Handlungsprogrammen
- Input an M1
3) M1 (primary motor cortex) - niedrigste Stufe:
- Erstellung von Bewegung, Kontrolle der Feinmotorik
- Infos an Muskeln
- Primaten-Studie:
visuell geleitete (-> durch Cue) vs. internal bestimmte (-> spontan) Bewegungen, ->
Erfassung Aktivität von M1, PM, SMA; -> Ergebnisse: M1 vs. SMA: M1:
Reaktionsmuster zwischen external und internal sehr ähnlich (-> um Knopfdruck
herum deutliche Aktivität); vs.: SMA (= höchste Schaltzentrale): beim externalen
visuellen Cue benötigt man SMA nicht (-> keine Planung notwendig), vs. beim
internal generierten Knopfdruck schon
− geteilte Repräsentation:
- geteilte motorische Repräsentation = Fähigkeit, Handlungen anderer Menschen
mental zu repräsentieren
- durch Beobachtung fremder Handlungen Formen der gleichen Repräsentationen
wie bei eigener Ausführung der Handlung
- ermöglicht Lernen durch Beobachtung, Interpretation der Bedeutung (-> soziale
Kognition)
mentale Simulation und das motorische System:
Imitation:
biologische Bewegung:
Sprache:
; -> wenn Schlaganfall besonders groß: globale Aphasie (teils gar nicht
mehr Sprechen/ Verstehen); Leitungsaphasie: Generieren eigener Sprache intakt,
aber Nachsprechen/ Wiedergeben von Gehörtem beeinträchtigt
- Aphasien - Fazit:
Lokalisierung unterschiedlicher Aspekte der Sprache in unterschiedlichen Gehirn-
Bereichen, gleichzeitig deutliche Verbundenheit unterschiedlicher Ebenen (-> bei
Problemen auf einem Level meist Probleme im gesamten System)
− menschliche vs. tierische Kommunikation:
- Duality of Patterning (Charles Hockett):
können bedeutungsvolle Einheiten wie Morpheme aus bedeutungslosen Einheiten
wie Phonemen bauen, Rekombinierbarkeit von Phonemen zur Bildung anderer
Wörter (-> beliebig neue Worte kreierbar je nach Anordnung der Phoneme)
- Kriterien menschlicher Kommunikation:
a) Dualität: bedeutungsvoll/ bedeutungslos
b) Willkür: kein Zusammenhang zwischen Laut und Bedeutung
c) generative Kapazität: Generieren von Zeichenketten über endliches Alphabet
d) Rekursivität: Einbettung von Wörtern/ Sätzen in andere Sätze, -> Möglichkeit
unendlich langer Sätze
- Sprachlernen bei Tieren?:
Schimpansen können nicht vokalisieren, da anderer Sprachtrakt-Aufbau, aber
Zeichensprache: fähig, grundlegende Bedürfnisse mitzuteilen, aber nicht vergleichbar
mit Fähigkeiten 2-jähriger (tauber) Kinder;
warum keine Sprache bei Tieren?:
keine syntaktische Rekursion: Unterschied auf syntaktischem Level der
Repräsentation; keine Duality of Patterning: keine Rekombination von Lauten zu
neuen Botschaften
− Prozesse des Sprachverstehens:
1) Dreiecksmodell des Lexikons:
- mentales Wörterbuch nicht wie herkömmliches Lexikon, sondern
Repräsentationen von Wörtern als Netzwerke gespeichert
- 3 große Komponenten: 1) Bedeutung, 2) Laut, 3) Rechtschreibung; -> alle
miteinander verknüpft, alle involviert beim Sprechen, Lesen, Schreiben
- Rahmenkonzept, aber keine Erklärung für Ablauf der Prozesse
2) Wortambiguität:
- Eigenschaft von Sprache: mehr als eine Interpretation von Lauten, Wörtern,
Sätzen möglich (z.B. Bank); -> trotzdem sehr gut in der Lage, basierend auf
Vorwissen/ Kontext, Mehrdeutigkeiten aufzulösen
- Studie:
ambige Worte präsentiert, -> anschließend durch Satz aufgelöst; -> Befund: am
Anfang: verschiedene Möglichkeiten aktiviert, -> später: nur noch kontextuell
richtige Interpretation schneller verarbeitet; -> initiale Ambiguität, -> löst sich
relativ schnell auf
- 2-Stufen-Modell: initial Aktivierung aller möglichen Bedeutungen (bottom-up),
dann Auswahl hieraus/ Interpretation durch Kontext (top-down)
3) Sprachwahrnehmung:
- verschiedene Szenarien: entweder wir hören Gesprochenes oder lesen
Geschriebenes; -> unterschiedlich verarbeitet
- bei Geschriebenem einzelne Wörter durch Leerzeichen gut erkennbar (->
einfacher); vs.: bei Gesprochenem mit Hilfe von bottom-up und top-down
Vermutung erstellen
- unterschiedliche Schwierigkeit der Phonem-Identifikation in Abhängigkeit von
Sprechrate, Stimme des Sprechers, Coartikulation (= Phonem-Überlappung),
Phonem niemals gleich ausgesprochen (-> top-down notwendig)
- Phonem-Restaurations-Effekt:
Sätze, bei denen ein Phonem durch Husten überdeckt (z.B.: it was found the *eel
was on the orange; vs.: it was found the *eel was on the shoe), -> Nennen des
richtigen Wortes; -> Befund: Illusion der direkten Wahrnehmung des Wortes,
obwohl erst Aufklärung/ Identifikation durch Satz-Ende, -> extrem schneller,
automatisch ablaufender top-down Effekt
- McGurk-Effekt:
Illusion durch Wahrnehmungssystem: visuelles (-> Mundbewegungen) und
auditives System im Widerspruch, -> Gehirn glaubt nicht einem/ anderem,
sondern kreiert Fusion (gibt es bei binokularer Wahrnehmung nicht)
- Kohorten-Modell:
bestimmte Kohorte an möglichen Worten mit gleichen Anfangslauten aktiviert, ->
je mehr Phoneme, desto klarer, welches Wort; -> Wort-Rekognition über
unbewussten Prozess der Elimination/ graduelles Aussortieren;
-> Neighborhood density (= Nachbarschaftsdichte) = schnelleres, leichteres
Erkennen eines Wortes mit wenigen Nachbarn
4) Repräsentation von Bedeutung:
- bei Schädigungen Kategorie-spezifische Beeinträchtigungen: stärkere
Schwierigkeiten bei semantischer Repräsentation einer Kategorie, häufig nur
Unterscheidung von lebendigen vs. unbelebten Objekten möglich
- neuronale Korrelate:
Verteilung von Bedeutungsrepräsentationen über viele Gehirnregionen;
ventral: Repräsentation bestimmter Bedeutungs-Aspekte: Form, Farbe, Funktion
5) Satzverständnis:
- abhängig von Wörtern, Wort-Reihenfolge, Satzbau
- strukturelle Ambiguität: mehr als eine Phrasenstruktur möglich, -> hilfreich,
wenn ausgesprochen wahrnimmt
- Satzambiguität - Holzweg-Effekt: zuerst inkorrekte Interpretation, bevor Re-
Analyse des Satzes durch Auflösung, -> korrekte Interpretation
- Satzverständnis ist unmittelbar (-> Interpretation von Wörtern und
Satzfragmenten direkt bei erster Begegnung) und temporär (-> Lösen von
Mehrdeutigkeiten am Ende des Satzes)
- Disambiguierung:
Disambiguierungsregion = Region, die Mehrdeutigkeit auflöst/ Stelle im Satz, an
der Struktur und intendierte Interpretation ersichtlich werden;
auf Verhaltensebene: in Leseexperimenten Verlangsamung in dieser Region (->
zusätzliche Verarbeitungs-Kapazität);
Disambiguierung - 2 Hypothesen:
1) 2-Stufen-Hypothese:
- Erkennen und Auswählen der einfachsten/ naheliegendsten syntaktischen
Struktur durch bottom-up
- nur wenn diese Struktur falsch, Auswählen einer anderen mittels top-down
- deutlich anderer Ablauf als beim Wortverständnis: paralleles
Aufrechterhalten und Testen verschiedener Möglichkeiten
2) syntaktische Disambiguierung durch lexikalische Infos:
- gleiche Bearbeitung/ enge Verwobenheit syntaktischer und lexikalischer
Ambiguität (-> Lösung beider mittels vergleichbarer Prozesse)
- initiales „Ratespiel“
- parallele interaktive top-down und bottom-up Prozesse
6) bildhafte Sprache:
- per Definition ambig, -> muss erst lernen, dass metaphorische und nicht
wörtliche Bedeutung
- Studienbefunde:
bei metaphorischer Sprache/ Intonation (= Sarkasmus, Ironie, Witze) mehr
Aktivität in rechter Hemisphäre; -> Patienten mit rechts-hemisphärischen
Läsionen Probleme beim Verständnis davon
VL 06.07.23:
Sprache:
7) Lesen:
- Zusammenfügen visueller Infos zur Aktivierung semantischer Infos
- 2 Wege:
1) Orthografie -> Bedeutung; occipito-temporales System (-> direkte
Verknüpfung visueller Info und Bedeutung)
2) Orthografie -> Phonologie -> Bedeutung (= anfänglicher Weg beim Lesen
lernen); temporo-parietales System
- Entscheidungs-Aufgabe - Einfluss der Phonologie experimentell zeigen:
Arbeit mit ähnlich klingenden Stimuli (-> Homophone (z.B.: meat vs. meet)), ->
entscheiden, ob Wörter zu Oberkategorie zugehörig, -> wenn Klang Unterschied
macht, ist Hinweis auf Phonologie-Einfluss; -> Ergebnis: bei Homophonen längere
Entscheidungsdauer, mehr Fehler; -> Hinweis auf häufige Verwendung des 2.
Weges, aber kein Ausschluss der Existenz des 1. Weges
- wie funktioniert Lesen?:
Augen wandern nicht kontinuierlich/ gleichmäßig Zeilen ab, sondern machen
Sprünge: abwechselnde Sakkaden (2 - 3 pro s) und Fixierung einzelner Wörter (90
% der Zeit) (-> beim Lesen großer Textmengen schnelle Augenbewegungen);
während Sakkaden und Blinzeln kein Sehen (-> attentional blindness);
schnelleres Lesen durch schnellere oder größere Augenbewegungen?: Sakkaden
bereits das Schnellstmögliche, deshalb eher größere Sprünge/ weniger Fixierung
von Wörtern; -> möglich ohne Qualitäts-Einbußen?: Speed Reading eher
Skimming (-> Dinge werden übersprungen);
Experiment - Speed Reading vs. Skimming:
bei einfachen Texten möglich, diese durch Speed Reading/ Skimming trotzdem zu
verstehen, vs. bei komplizierteren Texten treten Defizite auf
− Prozess der Sprachproduktion:
- Definition: Verwandlung nicht-linguistischer Gedanken in Sprache, -> Entwicklung
Aussprache-Plan
- methodologische Schwierigkeit: Nachverfolgung des Beginns einer internalen
Repräsentation (-> Ergebnis erfassbar, aber was davor?); -> daher Forschung an
Sprechfehlern
- Sprechfehler:
nicht zufällig, sondern gruppiert/ Typikalitäten:
1) Wortaustauschfehler:
- Vertauschen von Wörtern innerhalb eines Satzes (meistens derselben
grammatischen Klasse/ ziemlich weit voneinander entfernter Wörter)
2) Lautaustauschfehler:
- Vertauschen von Lauten (meistens von nah beieinanderstehenden Wörtern)
- „Spoonerisms“ nach Spooner (-> Schüttelreime)
- Modell der Sprachproduktion - 4 Ebenen (Garrett, Levelt):
1) Botschaftsebene (-> Bedeutung)
2) grammatikalische Enkodierung:
- 2 Schritte:
1. Wörter auswählen, um Botschaft auszudrücken:
- bei 2 möglichen Wörtern: Wort mit höchster Aktivierung oder Versprecher
- Freudsche Versprecher = Widerspiegeln unterdrückter Gedanken/ Wünsche
2. Entwicklung der syntaktischen Struktur:
- mehrere Möglichkeiten für Satzstruktur: abhängig von ausgewählten
Wörtern/ v.a. vom ersten Wort
- lexikalische Zugänglichkeit = Leichtigkeit, mit der Wort abgerufen und für
Produktion vorbereitet werden kann
- Wörter-Auswahl, Bilden und Aussprechen des Satzes nicht der Reihe nach; ->
parallele Verarbeitung ist Fehlerquelle
3) phonologische Enkodierung:
- Produktion des Klanges durch Abruf von Ausspracherepräsentationen
-> grammatikalische und phonologische Enkodierung = separate Prozesse:
aber schnell hintereinander folgend (-> schwer trennbar);
Manifestation der Dissoziation: tip of the tongue-Phänomen: fast jedem bekannt,
induzierbar, nach Läsionen in temporo-parietalen Arealen schwerwiegende Form von
Wortfindungsstörung: anomische Aphasie (Anomia)
4) Artikulation (-> Muskelbewegung)
- Integration von grammatikalischer und phonologischer Ebene:
Verknüpfung zwischen Ebenen seriell oder interaktiv (-> interaktive Verarbeitung =
Abfolge von Teilprozessen mit Austausch zwischen Ebenen)?: vom Modell Linearität/
seriell angenommen, aber auch Hinweise auf Rückmelde-Schleife
− Sprache, Denken, Bilingualismus:
- Sapir-Whorf-Hypothese:
Prägung Wahrnehmung und Welt-Verständnis durch Sprachen: Sprache beeinflusst
uns sehr stark, da über Sprache werden Gedanken entwickelt/ ohne Sprache kein
Denken, -> je nach Sprache andere Gedanken;
aber Entstehung unterschiedlicher Sichtweisen durch unterschiedliche Sprachen oder
Kulturen?
- Bilingualismus - gleiche Sprachprozesse in mono- und bilingualen Menschen?:
Hören und Sprechen einer Sprache bei Kindern circa 25 % der Zeit erforderlich, um
darin geübt zu sein;
Herausforderungen für bilinguale Kinder:
für jedes Konzept 2 Wörter mit unterschiedlichen phonologischen Eigenschaften,
Erwerb von 2 Grammatiken; in beiden Sprachen jeweils kleinerer Wortschatz als
monolinguale Kinder, aber zusammen mindestens gleich großer Wortschatz, bei
Syntax ähnlich;
Bilingualismus bei Erwachsenen:
mehr tip-of-the-tongue-Erlebnisse; vor jeder Sprachhandlung Auswahl der richtigen
Sprache und Inhibition der anderen, um Sprachwirrwarr zu vermeiden;
generell durch Bilingualität gesteigerte Effektivität exekutiver Funktionen: bilinguale
Kinder/ Erwachsene besser in nicht-verbalen Aufgaben, die Gedächtnis und kognitive
Kontrollressourcen fordern (linke inferiore parietale Region);
sensitive Perioden für Sprachentwicklung:
Phase in der Kindheit, in der besonders leichtes Erlernen von Sprache, -> außerhalb
der Phase Erlernen schwerer (-> Fenster nicht ganz zu, aber je früher desto besser);
sensible Phasen besonders bedeutsam für Ätiologie psychischer Störungen;
junge Babys: Wahrnehmung von Phonemen unterschiedlicher Sprachen, aber paar
Monate später nicht mehr möglich; Phonologie (gemessen am Akzent): je früher
Spracherwerb, desto weniger Akzent, -> spricht für sensitive Periode; außerdem:
frühe Exposition in Zweitsprache: bessere Phonem-Wahrnehmung und
Sprachproduktion;
adoptierte Kinder, die Muttersprache nicht mehr ausgesetzt (sehr früh), ->
komplettes Verlernen der Sprache möglich, -> als Erwachsene gleiche Hirnaktivität
wie monolinguale Menschen;
Abhängigkeit der sensitiven Perioden von Phonologie vs. Syntax, Alter bei
Zweitspracherwerb, Dauer des Erlernens, Sprachexposition, Motivation