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Kognition I

Übersicht:

Themen:
- Grundlagen-Perspektive auf basale Prozesse: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis
- Lehrbuch

Klausur:
- multiple choice Format: K-Prim: 1 Aussage, -> dazu 4 Sätze, -> jeden Satz nach wahr vs.
falsch beurteilen; keine offenen Fragen
- 90 Minuten
- im Lehrbuch dargestellte Sachverhalte
- Inhalte der Seminare nicht klausur-relevant
VL 27.10.22:

Kapitel 1: How the brain gives rise to the mind

was ist Kognition?:

− lat.: Erkennen, Kennenlernen


− Sammelbegriff für alle Prozesse und Strukturen, die mit Wahrnehmen und Erkennen
zusammenhängen: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Denken,
Problemlösen, Sprache, Lernen
− Informationsverarbeitung (= wie wir Infos aufnehmen und weiterverarbeiten)

Schritte auf dem Weg zur Gedächtnisbildung:

: Wahrnehmung (durch mehrere Modalitäten), ->


Kurzzeitpuffer, -> Arbeitsgedächtnis/ Kurzzeitgedächtnis: kurzes aufrecht erhalten von Infos, -
> Transfer in LZG oder Info zerfällt/ vergessen

− Wahrnehmung = aktiver Prozess (z.B. Kippfiguren)


− um Dinge zu erkennen, teils Wissen über Wahrgenommenes vorausgesetzt
− selektive Aufmerksamkeit (z.B. Basketball-Gorilla-Video (-> change blindness))
− Hin-und-Her zwischen bottom up (= von außen rein) und top down (= von innen, aus
kognitivem Repertoire)

historische Einführung:

− die Anfänge - Entstehung der modernen Psychologie: Wilhelm Wundt: Gründung


erstes Labor für experimentelle Psychologie (Leipzig), Bewusstseins-/
Wahrnehmungsforschung/ mentale Aktivität (-> Introspektion)
− Psychologie in der Welt: William James: funktionale, evolutionäre, philosophische
Perspektive
− Behaviorismus - Rebellion gegen das Unbeobachtbare/ nur Verhalten untersuchen:
Hull, Skinner; sehr stark Forschungsmethodisch orientiert (hohe Standards); wichtige
Erkenntnisse v.a. im Bereich Lernen (Skinner-Box, -> Lernregeln); Begrenzung: viele
menschliche Verhaltensweisen (v.a. komplexe)  rein durch Beobachtung erklärbar, ->
 Einblick in Natur der Wahrnehmung
− Entstehung von Ansprüchen an wissenschaftliche Theorien (z.B. testbar, widerlegbar),
an psychologische Experimente (z.B. Kausalzusammenhänge, Randomisierung)
− die kognitive Revolution - Widerstand gegen „Black Box“-Doktrin des Behaviorismus:
Simon, Newell, Chomsky; mit Computer-Entwicklung verknüpft (-> Vergleich Geist mit
Computer (deutliche Grenzen))
kognitive Theorien:

− Gehirn und Geist:


unterschiedlich abstrakte Analyseebenen;
 Ersatz kognitiver Theorien durch biologische Beschreibungen möglich, aber
verbessertes Verständnis (-> Gehirn = Hilfsmittel);
Beschreibung mentaler Aktivität in kognitiver Psychologie oft in Hinblick auf
Informationsverarbeitung (= Speichern, Manipulieren, Transformieren von Infos)
− mentale Repräsentation:
Repräsentation = physikalischer Zustand (z.B. magnetische Felder im Computer,
neuronale Verbindungen im Gehirn); Übermittlung von Informationen zur
Beschreibung von Objekten, Ereignissen, Kategorien, deren Charakteristika; besteht
aus 2 distinkten Facetten: 1. Format = Weg der Informationsübertragung, 2. Inhalt =
durch Repräsentation übertragene Bedeutung;
bei mentaler Repräsentation Frage, ob eng an Modalitäten geknüpft repräsentiert (=
quasi-bildlich, abbildende Repräsentation) oder durch auf dem Weg stark
abgeänderte, abstrakte, nicht mehr so leicht zuordbare Form (= propositionale,
deskriptive Repräsentation):
VL 03.11.22:
Kapitel 1 & 2: Studying cognition; Perception (Part 1)

Kognitionsforschung:

− kognitive Neurowissenschaften = Schnittmenge aus Neurowissenschaften und


Kognitionspsychologie
− Methoden (mit jeweiligen Vor- und Nachteilen); Ziel: Ergebnisse unterschiedlicher
Methoden führen zur selben Schlussfolgerung (= konvergierende Belege):
1. behaviorale Methoden:
Messung von beobachtbarem Verhalten (-> Reaktionszeit, Genauigkeit); Versuch,
von direkt beobachtbaren Variablen auf interne Repräsentation und Verarbeitung
zu schließen (spekulativ);

;
- : Boden-/ Deckeneffekte, speed-accuracy trade-off, Erwartungseffekte,
Aufgabenanspruch, keine Kausalschlüsse
2. korrelative neuronale Methoden:
neuere Methoden zur Erfassung menschlicher Hirnfunktionen; korrelativ:
aufgezeigtes Muster von Hirnaktivität sichtbar, aber kein Beweis für Kausalität/
Ursache/ Lokalisation;
Evaluation neuronaler Methoden auf 4 Dimensionen:
1. räumliche Auflösung: Genauigkeit der Bestimmung der Lokalisation
2. zeitliche Auflösung: Genauigkeit der Erfassung der Veränderung der
Hirnaktivität über Zeit
3. Invasivität: Ausmaß, in dem Methode Zuführen fremder Substanzen bedarf/
gesundheitsschädlich
4. Kosten: z.B. Equipment, spezielle Räumlichkeiten, Personal;
Beispiele: EEG, EKP, MEG, PET, MRT (strukturell: Gehirn in Standaufnahme, vs.
funktionell: Veränderungen im Blutfluss anschauen (-> Aktivität)):

3. kausale neuronale Methoden:


; Beispiel: Studie mit Patienten mit einseitiger Entfernung des
Temporallappens (Amygdala), -> beeinträchtigte Furchtkonditionierung;

; Beispiel: Cortisol-Gabe, -> beeinträchtigter Gedächtnisabruf


4. Modellierung:
Imitierung mentaler Repräsentationen/ Prozesse (z.B. Computer-Simulations-
Modelle);
Prozessmodelle = einfachste Form, Spezifizierung einer Sequenz von Prozessen,
die Input in Output transformieren (z.B. Flussdiagramm/ box-and-arrow-Modell);
Prozessmodelle - Limitationen: Annahme serieller Verarbeitung, in meisten
Modellen frühes Feedback auf unterschiedlichen Stufen, Lerneinfluss und
Erfahrung nicht berücksichtigt;
Beispiel: Sternberg-Aufgabe:

5. neuronale Netzwerkmodelle:
Weiterentwicklung von Modellierung; Set miteinander verbundener Einheiten,
Einheit = Neuron(gruppe), -> Beschreibung von Input-Output-Prozessen: jede
Verbindung bekommt bestimmte Gewichtung;
einfachste Modelle: 3 Ebenen: 1. Input-Ebene (von Umwelt stimuliert), 2.
Verbindung (verborgene Ebene (-> Verarbeitung), kein direkter Kontakt mit
Umwelt), 3. Output-Ebene;
+ : Möglichkeit von Feedback-Prozessen, paralleler Verarbeitung, Lernen, Läsions-
Simulationen, hilfreich für Verständnis mentaler Simulation
− Zusammenhangsarten - Dissoziationen und Assoziationen (= 2 generelle Ziele):
Dissoziation: Einfluss einer Variablen auf Leistung in Aufgabe, aber nicht in anderer
Aufgabe (z.B. Arbeitsgedächtnis: phonologische Schleife und Skizzenblock);
doppelte Dissoziation: Einfluss einer Variablen auf einen Prozess, aber nicht auf
anderen, währen andere Variable umgekehrte Eigenschaft, v.a. bei Hirnregion mit
bestimmter Funktion (z.B. unterschiedliche Aufgaben von Amygdala und
Hippocampus: Studie - Konditionierung und deklaratives Gedächtnis: Patient mit
bilateraler Amygdala-Schädigung, -> keine emotionale Konditionierung, aber
deklaratives Wissen, vs.: Patient mit bilateraler Hippocampus-Schädigung, ->
emotionale Konditionierung, aber kein deklaratives Gedächtnis);
Assoziation: Effekte einer Variablen auf Aufgabe von Effekten auf andere Aufgabe
begleitet (z.B. Störung der Gesichtsverarbeitung, -> Defizite im Erkennen und
mentaler Vorstellung)

Wahrnehmung:

− wir nehmen permanent (Reize) wahr


− visuelle, auditive, taktile, gustatorische, olfaktorische Stimulationen laufen parallel ab
− häufig Uneindeutigkeit sensorischer Stimuli (zu wenig Info), -> Interpretation mittels
Rückgriff auf Erfahrung/ Vorwissen (-> Illusionen)
− oft zu viele Stimuli/ Info auf einmal für Erzeugung stimmiger Wahrnehmung, ->
treffen Auswahl (-> Aufmerksamkeit)/ gezielte Suche nach bestimmter Info (->
visuelle Suche)
− visuelle Wahrnehmung - Struktur des visuellen Systems:
380 - 760 nm für menschliche Auge sichtbar, -> bestimmte Frequenzen =
unterschiedliche Farben;
das menschliche Auge: : Pupille - Sehnerv (tritt am blinden Fleck aus, leitet Info
an Gehirn weiter); Bild trifft in gespiegelter Version auf Netzhaut (-> Gehirn dreht dies
wieder um);
Ablauf: Charakteristika der visuellen Szenerie (z.B. Lichtintensität, Kanten), -> Abbild
auf Retina, -> Photorezeptoren (= Schicht der auf Licht reagierenden Zellen), ->
Übersetzung Licht in elektro-chemische Signale, -> Weiterleitung an Hirn über
optische Nerven (= Bündel langer Axone von retinalen Ganglienzellen, 1 pro Auge (->
Bilder werden integriert)), -> Signal über Thalamus zum primär visuellen Cortex (V1-
Area: hier erste Verarbeitung);
;
2 Hauptpfade (von V1 aus): 1) dorsaler Pfad (Wo-Pfad): zum Parietallappen, Ort eines
Objekts, räumliche Orientierung, Bewegungswahrnehmung; 2) ventraler Pfad (Was-
Pfad): zum Temporallappen, Rekognition (= Wiedererkennung), Objektidentifikation;
Pfade getrennt im Hirn, -> können getrennt geschädigt werden
− visuelle Wahrnehmung - top-down- und bottom-up-Verarbeitung:
top-down: wirkt von oben (= aus Gehirn/ Vorwissen) auf Verarbeitung neuer Stimuli (-
> Interpretation (= individuell));
bottom-up: was draußen passiert, hat Einfluss auf, wie Gehirn dies verarbeitet;
-> visuelle Wahrnehmung = Ergebnis von top-down- und bottom-up-Prozessen (->
reziproke (= wechselseitige) Verbindungen zwischen meisten Strukturen);
gut an visueller Suche illustrierbar: wenn Eigenschaften kombiniert werden müssen/
man gezielt suchen muss/ viele Distraktoren, -> top-down notwendig; z.B.:
− Verarbeitungsmerkmale - Bausteine der Wahrnehmung (-> bottom up):
1. Punkte und Kanten:
Ganglienzelle: durch Bündel anderer Zellen mit Gruppe benachbarter
Photorezeptoren verbunden, -> Reaktion nur auf Licht, welches durch diese
Photorezeptoren erfasst/ nur auf Infos aus spezifischer Region des visuellen
Feldes (= rezeptives Feld);
ON-/ OFF-Felder: Zellen haben OFF-Feld am äußeren Rand, -> Hemmung; vs.: ON-
Feld in Mitte, -> Erregung; -> laterale Inhibition und Kontrastverstärkung (-> gut,
wenn Kanten deutlich, da dann verstärkt (-> Machbänder)); -> Kanteneffekt: durch
angrenzendes dunkleres Rechteck, -> Reaktion der Ganglienzelle auf diese Kante
2. Farben und Formen
3. Bewegungen
4. Texturen
Beispieleffekte (-> wie bestimmte Systeme reagieren):
a) tilt after-Effekt:
Reaktion auf Orientierung: durch Erschöpfung der für die Orientierung
zuständigen Nervenzellen;

b) Gegenfarbtheorie (Hering):
3 Arten entgegengesetzter Prozesse im visuellen System: Wahrnehmung von Grün
und Rot, von Blau und Gelb, von Weiß und Schwarz; -> Erklärung negativer
Nachbilder: wenn eine Farbe länger stimuliert, -> Erschöpfungszustand, -> Sehen
des Gegenbildes;
mittlerweile: experimentelle Belege für Theorie und physiologische Hinweise (->
oponent cells)
c) Bewegungswahrnehmung:
Hirnregion: v5 (MT); Akinetopsie (= Bewegungsblindheit) = Störung der
Bewegungswahrnehmung: beeinträchtigte Fähigkeit, bewegte Objekte zu sehen,
Wahrnehmung Ansammlung von Einzelbildern ( fließende Bewegung)
d) Farbwahrnehmung:
Hirnregion: v4; Achromatopsie (= kortikale Farbblindheit) = Störung in
Farbwahrnehmung:  Farbensehen (-> Welt in Grautönen),  Erinnerung an Farbe
− Zusammenfügen des Wahrgenommenen - Gestaltprinzipien/ Gestaltpsychologische
Theorien:
Erklärung der Wahrnehmungserzeugung durch visuelles System und wie Dinge
zusammengehören (-> Stimulus durch seine Eigenschaften Bedeutung zuordnen);
„the whole is greater than the sum of its parts”;
Gesetz der Prägnanz: von mehreren geometrischen möglichen Organisationen, wird
diejenige eintreten, welche die beste, einfachste und stabilste Form besitzt;
Gesetz der Nähe: Stimulus-Teile, die nah beieinander liegen, eher zusammengefügt;
Gesetz der Ähnlichkeit: ähnliche Stimuli zusammen gruppieren;
Gesetz der fortgesetzt durchgehenden Linie;
Gesetz der Geschlossenheit: zur geschlossenen Form ergänzen;
-> teils Konflikt zwischen Gesetzen;
Gestaltprinzipien - Evaluation der Theorie: + : regelhafte Gruppierungen finden statt/
experimentell zeigbar; - : Beschreibung, aber keine Erklärung, fehlerhafte Annahme,
dass kein perzeptuelles Lernen notwendig, keine Beachtung von top-down-Prozessen,
welche Region im Konfliktfall?

− vertiefte Erklärung zu Ganglienzellen/ Kanteneffekten (-> wie kommen Kanteneffekte


zu Stande?):
Ganglienzellen verarbeiten Lichtreize; für visuelles System hilfreich, wenn besonders
wichtige Effekte verstärkt: es sieht bei Machbändern heller/ dunkler aus, da
Verstärkungseffekte auftreten; dies geschieht besondere an Ganglienzellen:
verschiedene Felder (ON (-> Erregung)/ OFF (-> Inhibition), können unterschiedlich
stark gewichtet sein); -> unterschiedliche Stimulationsszenarien: a) Stimulus
stimuliert selektiv mittleres ON-Feld, -> Erregung: Zelle feuert besonders intensiv; b)
nur OFF-Feld stimuliert, -> nur hemmender Einfluss; c) wenn am Übergang von ON-
und OFF-Feld Lichteinfall (z.B. nur ON-Feld + Teil OFF-Feld; nur Teil OFF-Feld), ->
Kanteneffekt (= Erklärung, warum wir manche Dinge „übertrieben“/ verstärkt sehen),
da (je nach genauem Lichteinfall) entweder Erregung oder Hemmung dominiert;
VL 10.11.22:
Kapitel 2: Perception (Part 2)

Wahrnehmung:

− Zusammenfügen des Wahrgenommenen - Lücken füllen:


menschliche Gehirn so gestaltet, dass es auf Grund von Erfahrungen fehlende Infos
(automatisch) ergänzt (-> top-down-Prozess, -> nehmen es dadurch anders wahr, als
wenn rein durch einkommende Infos (= bottom-up)); Gehirn ergänzt dies so, da
vorhandene Hinweisreize darauf hinzudeuten scheinen
− Zusammenfügen des Wahrgenommenen - das (Ver-)Bindungsproblem:
bisher: Gruppierung nach einem Merkmal; -> aber: was, wenn mehrere Merkmale
beachtet werden müssen? (-> wie integriert?); -> Verbindungsproblem = Art der
Assoziation von Merkmalen verschiedener Natur zur Wahrnehmung eines Objekts;
Art und Weise der Verarbeitung von Infos im Gehirn: System für Farbe, System für
Form und Bewegung (-> wo Integration?);
Ansatz: Analyse der räumlichen Lokalisation: -> Integration durch räumliche
Aufmerksamkeitsprozesse (-> Paradigma der visuellen Suche: nach 2 Merkmalen
suchen, ->  automatisch, sondern nutzen selektive Aufmerksamkeit, um Display zu
durchsuchen und Reiz zu finden, der Kriterien erfüllt)

− Rekognition = Prozess des Abgleichens im Gedächtnis gespeicherter Repräsentationen


mit sensorischem Input
− visuelle Agnosie = defizitäres Wiedererkennen durch Hirnschädigung (->
neuropsychologische Störung),  Beeinträchtigung sensorischer Organe (-> visuelle
Wahrnehmung funktioniert), aber Verbindung/ Integration mit Wissen gestört
− 4 Rekognitions-Modelle:
Objekterkennung = sehr schwierig (auch für PCs), da: 1. Abhängigkeit vom Blickwinkel
(-> Objekt-Abbild verändert sich je nach Position), 2. Variation durch verschiedene
Exemplare/ Unterkategorien einer Objektkategorie (z.B. „Stuhl“); -> Menschen jedoch
sehr gut darin, da top-down-Wissen Wahrnehmung beeinflusst
1) Template Matching-Modelle:
template = Vorlage, Schablone;
Idee: Verwendung eines Standards beim Vergleich individueller Einzelobjekte;
erfolgreiches template matching, wenn wiederzuerkennendes Item und zum
Vergleich herangezogenes template sehr ähnlich/ identisch + ausreichend
verschieden von anderen Items (-> schnelle, verlässliche Methode bei sehr
standardisierten Objekten);
Probleme bei fehlender Standardisierung: unterschiedlicher Größe und
Orientierung (z.B. gedrucktes vs. geschriebenes „A“);
Anwendungsbeispiele: Barcodes, Fingerabdrücke
2) Feature Matching-Modelle:
„Weiterentwicklung“ von template matching;
feature = Eigenschaft;
Idee: Suche nach simplen, charakteristischen Objektmerkmalen, -> vorhanden/
nicht?, -> Entscheidung; charakteristisches Objektmerkmal variabel je nach
Objektart;
Vorteil: Orientierung an paralleler Info-Verarbeitung im Gehirn (verschiedene
Ebenen/ Orte); selektiv auf bestimmte Merkmale aus dem Gesamtinput
regierende Neuronen(gruppen);
moderne Modelle: neben Eigenschaft auch Berücksichtigung der Lage der
Eigenschaften zueinander
3) Recognition by Components-Modelle (Biederman):
Fokus auf: wie wir dreidimensionaler Objekte/ Alltagsgegenstände/ von
Menschen gemachte Dinge wiedererkennen;
Idee: Beschreibung jedes dreidimensionalen Modells durch seine grundlegenden
Bestandteile (-> Set von 24 GEONS (= geometric icons)) und deren räumliche
Orientierung möglich, unabhängig von Blickwinkel; -> dadurch jedes Objekt
zusammensetzbar (-> Analyse der einzelnen Komponenten);
gewisse Gültigkeit durch experimentelle Belege: 1. Menschen fällt Erstellung von
GEONS leicht; 2. visuelle Priming-Studien: Erleichterung der Verarbeitung eines
Stimulus durch vorhergehenden, -> flüssigerer Ablauf der Analyse, wenn Teil eines
GEONS angebahnt;
+ : gut beim Finden übergeordneter Kategorien; - : Probleme bei Identifikation
spezifischer Exemplare (z.B. Gesichter von Anne vs. Paul)
4) konfigurale Modelle:
Befassung mit Einschränkungen der RBC-Modelle;
Idee: ganzheitlich: Wiedererkennung von Objekten, die gleiche Formen teilen/
ähnlich strukturiert + räumliche Relationen dieser Formen (-> wie verschiedene
Reize zueinanderstehen); Ausmaß, in dem räumliche Relationen vom Prototyp/
Durchschnittsobjekt abweichen, bedeutsam;
hilfreich bei Erklärung, wie verschiedenen individuelle Exemplare einer Kategorie
erkannt werden (-> bewährt im Bereich Gesichtserkennung: Beschreibung von
Gesichtern durch Abweichungen vom prototypischen Gesicht: gleiche
Komponenten in gleicher räumlicher Anordnung bei allen Gesichtern, ->
Einzigartigkeit durch relative Größe/ Distanz der Komponenten zueinander)
− Exkurs - face perception adaptation:
durch langes Angucken verformter Reize gewöhnt sich Gehirn an Stimulus-
Konfiguration, -> typischerer Stimulus sieht auf einmal untypisch aus
− Exkurs - Prosopagnosie:
= selektive Störung der Gesichtserkennung; Hirnregion: fusiform face area
− Exkurs - Gesichtserkennung - Genauigkeit:
Menschen hierin an sich Experten (auch in Emotionserkennung etc.), aber beschränkt
auf Kulturkreis
− Exkurs - sind Gesichter etwas Besonderes?:
ja, weil ganzheitlicher Ansatz überwiegend in Gesichtserkennung, fusiform face area
im Gehirn spezialisiert auf Gesichtserkennung, Prosopagnosie-Patienten haben
selektive Defizite für Rekognition ( für Erkennen durch Stimme, Namen etc.);
vs.: nein, weil haben zwar große Expertise in Gesichtserkennung: ganzheitliche
Analyse + Kombination mit Expertenwissen, -> aber dieses Vorgehen auch bei
anderen Stimuli (-> immer wenn es um holistische Expertenanalyse geht)/ fusiform
face area reagiert auch auf andere Stimuli
− Interpretation von top-down - Kontexteffekte:
Wahrnehmung (Interpretation und Verarbeitung von Infos) sehr durch Kontext
beeinflusst (-> bestimmte Kontexte generieren Erwartungen, -> top-down
beeinflusst/ kann auch verzerren), über alle Ebenen perzeptueller Repräsentation (->
auch bei Gedächtnis Kontexteffekte);
Heuristiken des perzeptuellen Systems: Kontext hilft (unklare) Reize zu interpretieren;
-> dadurch auch: Entstehung visueller Illusionen (-> Erschließen/ Interpretation nicht-
existenter (Bild-) Eigenschaften durch Perzeption);
Kontexteffekte bei Objekterkennung: Erkennen abhängig von vorhergehender
Erfahrung mit Kontext der Erfahrung: verbesserte Objekterkennung, wenn gewohnter
oder erwarteter Kontext; vs.: beeinträchtigte Objekterkennung, wenn unerwarteter
Kontext/ inkonsistent mit Erfahrungen;
Kontexteffekte - Beispiele: Ames-Raum, Ebbinghaus-Täuschung
− Modelle der top-down-Verarbeitung - Netzwerk-Feedback-Modelle:
Netzwerk-Modelle: Verarbeitung verschiedener Repräsentationslevel auf
unterschiedlichen und interagierenden Organisationsebenen durch Einheiten;
Feedback: Info-Fluss als Reaktion auf eintreffende bottom-up-Infos, -> Abgleich mit
frühen Stadien des Systems; -> top-down und bottom-up interagieren miteinander (->
Feedback-Schleifen) zur Leistungsoptimierung/ um Mehrdeutigkeiten aufzulösen (z.B.
fehlende Teile ergänzen, feature-net-Modell der Worterkennung)
− Exkurs - Mehrdeutigkeiten auflösen:
visuelle Infos mehrdeutig (z.B. Kippfiguren), -> Analyse eingehender Infos durch
Gehirn zur Erzeugung des wahrscheinlichsten Ergebnisses;
bistabile Wahrnehmung: beide Interpretationen wahrgenommen, aber sieht nie
beide gleichzeitig;
Erklärung - ambige Stimuli: spontaner Wechsel aufgrund 2 Prinzipien: Adaption und
Konkurrenz: wenn stärkeres Aktivierungsmuster/ Dominanz der einen Interpretation,
-> Inhibition der anderen, -> einzige Interpretation (-> binokulare Rivalität)

− 2 Hauptpfade der visuellen Wahrnehmung - Was- und Wo-Sehen:


Was-Pfad: ventral, okzipitale und temporale Region, Erkennen, Benennen;
Wo-Pfad: dorsal, okzipitale und parietale Region, Lokalisation;
Pfade können selektiv geschädigt sein:
a) Schädigung des ventralen Pfads: apperzeptive Agnosie = beeinträchtigte
Beschreibung der grundlegendsten Aspekte der Form von Objekten, aber intakter
dorsaler Pfad (-> Handlungen mit Objekten ausführbar/ räumliche Orientierung,
aber nicht beschreibbar)
b) Schädigung des dorsalen Pfads: Apraxie = Störung der Ausführung willkürlicher,
zielgerichteter Bewegungen trotz intakter motorischer Funktion;
biologische Bewegung: sehr gutes Erkennen biologischer Bewegungen durch
Probanden, selbst bei stark reduzierter Infomenge, v.a. Erkennung Geschlecht, Alter,
Stimmung; Verarbeitung biologischer Bewegungen durch spezifische Hirnareale (nicht
MT/ V5, eher soziale); strukturelle und dynamische Hinweise (-> dynamische
stärkerer Einfluss); Beispielstudie: Befestigung von Lichtern an Gelenken des Akteurs
VL 17.11.22:
Kapitel 3: Attention (Part 1)

Aufmerksamkeit:

− Definition:
im Kontext menschlicher Informationsverarbeitung: Prozess, der zu jedem gegebenen
Zeitpunkt einige Infos begünstigt und andere inhibiert; -> Selektion von Infos;
entweder bestimmtes Ziel vorhanden, nach dem wir aktiv suchen oder Reiz von
außen so dominant, dass er Aufmerksamkeit auf sich zieht
− Arten von Aufmerksamkeit:
1. fokussierte Aufmerksamkeit: auf eine Quelle gerichtet
2. geteilte Aufmerksamkeit: auf mehr als eine Quelle gerichtet (-> schwieriger/
ungenauer, v.a. wenn Quellen hohe Ähnlichkeit haben, wir keine Expertise im
Gemachten haben/ hohe Intensität der Aufgabe)

3. endogene und exogene Aufmerksamkeit:


endogene: top down, von innen heraus;
exogene: bottom up, von außen (z.B. plötzlich lauter Knall)
− endogener Cueing Task (Posner):
zur Untersuchung der Aufmerksamkeit, Phasen der Aufmerksamkeit; Cues = Pfeile als
Hinweisreize zur Vorhersage der Position des nachfolgenden Zielreizes; da Bedeutung
von Pfeilen bekannt, -> endogene Aufmerksamkeit; valider Durchgang: Pfeil nach
rechts, -> Target rechts, vs.: invalider Durchgang: Pfeil nach links, -> Target rechts; ->
Ergebnisse: schnellere Reaktion in validen als invaliden Durchgängen;
Cueing Task und Halbseitenneglect: valider Cue zum kranken Sehfeld, -> fast normales
Erkennen, vs.: invalider Cue, -> es passiert was im kranken Sehfeld, -> riesen
Verzögerung; -> Probleme Aufmerksamkeit von „guter“ Seite zu lösen und zur
„schlechten“ zu lenken
− Modell der Aufmerksamkeit mit 3 separaten mentalen Operationen (Posner):
1. disengaging: Lösen der Aufmerksamkeit vom aktuellen Ziel
2. moving: Lenken der Aufmerksamkeit auf neues Ziel
3. engaging: Anbinden der Aufmerksamkeit an neues Ziel;
-> selektive Beeinträchtigung bei unterschiedlichen Störungen
− Cross-Modale Effekte:
Aufmerksamkeitserleichterung/ -inhibition nicht nur auf gleicher sensorischer Ebene,
sondern auch bei Cues anderer Modalitäten;
Studie: Identifizierung der Seite der Vibration, Cue: kurzer Blitz (auch umgekehrt), ->
Ergebnis: erleichtert Antwort; weiterhin: Identifizierung visueller Stimuli, taktile
Stimulation, aber Hände überkreuzt, -> Ergebnis: eher räumliche Info entscheidend (
 über spezifische Hand)
− Aufmerksamkeit eher objekt- oder räumlich basiert?:
Studie - Duncan: treffen von Entscheidungen über Objekte, -> Ergebnis: langsamer,
wenn 2 Objekte getrennt beurteilt werden müssen, -> spricht für objektbasierte
Aufmerksamkeit;
Studie - fMRT: Reize, die bestimmte Hirnregionen stimulieren: 1. fusiform face area, -
> Gesichter, 2. para-hippocampale place area, -> Häuser; Bild mit Gesicht und Haus
übereinander gezeigt, -> eins hat sich bisschen bewegt (-> im Fokus), -> was passiert
im Gehirn: verändern sich beide Hirnregionen oder nur die durch Bewegung in Fokus
der Aufmerksamkeit gebrachte?; -> Ergebnis: für objektbasierte Aufmerksamkeit, da
nicht parallele Veränderung der Hirnregionen;
objektbasierte Aufmerksamkeit - Neglectstudie: Knopf drücken, wenn Blitz in einem
der Objekte, -> wenn Blitz links, schlechtere Leistung; aber in rotating condition:
wenn Blitz links, bessere Leistung; -> vom Objekt, nicht vom Sehfeld abhängig

− Selektionsfehler:

1. räumliche Selektionsfehler:
Auftreten bei vielen gleichzeitig verfügbaren Infos, -> können nicht alles auf
einmal wahrnehmen (-> Begrenzungen);
change blindness/ illusion of memory: Phänomen, dass wir deutliche Änderungen
in einer visuellen Szene teils nicht bemerken (z.B. Gorilla-Basketball-Video (->
abhängig von Instruktionen));
warum manchmal Veränderungen bemerkt, manchmal nicht?: Idee: fallen
besonders auf, wenn man vor Veränderungen Objekt schon einmal
Aufmerksamkeit geschenkt hat (-> Studie mit eye tracking)

2. zeitliche Selektionsfehler:
mit Input, der nacheinander kommt, konfrontiert: wenn kontinuierlicher Input zu
schnell, -> Aufmerksamkeit kommt irgendwann aufgrund der Verarbeitungszeit
der ersten Infos nicht mehr mit (-> keine Verarbeitung des nachfolgenden Inputs);
attentional blink = kurzer Zeitraum (100 - 500 ms), in dem eingehende Infos/
nachfolgender Reiz nicht vollständig verarbeitet werden kann (-> wenn ein
Stimulus nicht vollständig verarbeitet, -> schwierig nächsten schon volle
Aufmerksamkeit zu schenken);
wann Grenze erreicht?: Studie: Reaktion auf Zielreize T1 und T2: a) wenn T1 und
T2 sehr nah beieinander, -> attentional blink; b) wenig Probleme, wenn man nur
auf T1/ T2 reagieren muss;
repitition blindness = Versagen, 2. Präsentation eines Objekts bei schneller
Präsentation wahrzunehmen

3. Ursachen:
Qualität (-> beeinflussende Instruktionen) vs. Quantität (-> zu schnell/ viele
Stimuli) der Präsentation;
Bottleneck: Begrenzung der Infomenge (= Flaschenhals, wo nur bestimmte Menge
durchkann), die zu einem Zeitpunkt verarbeitet werden kann;
dual task-Interferenz: Leistungsabfall bei Beachtung zweier separater Infos/
Ereignisse/ Response Bottleneck: Interferenz bei Auswahl von mindestens 2
möglichen Reaktionen auf sensorischen Input;
Ursachen - Handys am Steuer?: 1. epidemiologische Studie: Zusammenhang
zwischen Handynutzungsinfos und Autounfällen: je näher Handynutzung an
Unfall, desto höher Risiko für Unfalleintritt; 2. experimentelle Laborstudie: im
Fahrsimulator, 3 Gruppen: Radio, Handy Freisprechanlage, Handy in Hand, ->
Reaktionszeit auf rote Ampel/ Stoppsignale, -> Ergebnis: zwischen Handy-
Bedingungen keine Unterschiede, aber in beiden Störeffekt des Telefonierens
wegen Aufmerksamkeitsablenkung (-> langsamere Reaktionszeit, doppelt so viele
verpasste Stoppsignale)

4. Interpretationsprobleme - dual tasks wirklich dual tasks?:


gleichzeitige Wahrnehmung des Inputs?, gleichzeitige Auswahl der Reaktion?,
gleichzeitige Ausführung der Aufgaben oder Hin- und Herspringen (->  parallel)?,
verschmelzen beide Aufgaben zu einer?;
Selektions„fehler“:  schlecht/ falsch, sondern Fehler der
Aufmerksamkeitszuwendung in Raum und Zeit ist Nebenprodukt der selektiven
Aufmerksamkeit, -> Versuch, Überflutung mit irrelevanten Infos zu vermeiden

5. Halbseitenneglect:
neuropsychologische Störung durch unilaterale Läsion im Gehirn (typischerweise
im rechten Parietallappen: zuständig für Aufmerksamkeits-/ Selektionsprozesse), -
> Ignorieren des kontralateralen Sehfeldes (->  visuelle, sondern
Aufmerksamkeitsstörung), auch Defizite in der Vorstellung;
Beispiel: Patientenzeichnungen, wo immer nur Hälfte abgemalt;
Studie - wann treten Defizite auf?: konnten defizitäre Seite auch wahrnehmen,
wenn durch Hinweisreize auf diese gelenkt; treten insbesondere auf, wenn auch
auf gesunder Seite Stimulation vorhanden;
Studie - trotz Neglect unbewusste Reizverarbeitung?/ Furchtrelevante
Infoverarbeitung ohne Aufmerksamkeit?: 1. Haus ohne Feuer links, 2. mit, ->
Patientin sagte immer, sie würde lieber in Haus ohne Feuer einziehen, obwohl für
sie Häuser identisch
VL 24.11.22:
Kapitel 3: Attention (Part 2)

Aufmerksamkeit - verschiedene Aufmerksamkeitstheorien:

Theorien der Informationsverarbeitung:

− frühe vs. späte Aufmerksamkeitsselektion:


Grundidee: kann nicht alles auf einmal verarbeiten, -> System so ausgerichtet, dass
Infoteile geblockt, -> nicht weiterverarbeitet; -> wie früh ist Filter angesetzt?
− früher Filter Modell (Broadbent):
Kanal mit begrenzter Kapazität, -> Screening des sensorischen Inputs, -> nur
wichtigste Infos passieren;
Fokus auf auditive Aufmerksamkeit: dichotisches Hören: auf jedem Ohr anderer Text,
-> nur auf ein Ohr achten, -> inwieweit Infos vom nicht-beachteten Ohr berichtbar?:
Ergebnis: auf ignoriertem Ohr keine Erinnerung/ keine inhaltliche, semantische
Analyse (-> Hinweis für frühe Selektion), aber Bemerken von physikalischen Aspekten,
wie Veränderungen im Geschlecht/ Stimme zu Ton (-> spricht gegen frühen, harten
Filter)
− Probleme der frühe Selektion Modelle:
a) Cocktail-Party-Phänomen: nicht alle Worte gleich: fast immer Erkennen/ Reaktion
auf eigenen Namen (-> Aufmerksamkeit geht dort hin); -> funktioniert nur, wenn
Info, die man bewusst nicht beachtet hat, soweit verarbeitet wird, dass
semantische Analyse stattfindet (-> sieht man auch bei dichotischen
Höraufgaben/ stark emotionalen Worten)
b) Studie - Treisman: unbemerktes Wechseln des beachteten Ohrs, wenn inhaltlich
korrekte Satz-Fortsetzung im nicht beachteten Ohr dargeboten; ->
Aufmerksamkeit auf beiden Ohren intensiver als initial von frühen Filter-Theorien
angenommen
c) Fragen: Selektion doch erst später?, Wechsel der Aufmerksamkeit während
Experiment entgegen Anweisungen?, unterschiedliche Aktivierungsschwellen
unterschiedlicher Stimuli (-> semantische Analyse findet statt)?
− Wahrnehmungs-Ladungs-Theorie:
wie kann man Befunde, die für frühe vs. für späte Aufmerksamkeitsselektion
sprechen, zusammenbringen?;
Idee: haben beschränkte Aufmerksamkeitskapazität; je nachdem wie anspruchsvoll
primäre Aufgabe, -> mehr/ weniger Kapazität übrig für andere Quellen; jede
überschüssige Kapazität, die nicht für Verarbeitung vorrangiger Stimuli, steht
automatisch Verarbeitung weniger relevanter zur Verfügung (-> gesamte verfügbare
Aufmerksamkeitskapazität immer für Verarbeitung bereitgestellt); hoher perceptual
load -> frühe Selektion, vs. niedriger perceptual load, -> späte Selektion (->
integrative Theorie: nicht immer früh/ spät, sondern abhängig von primär-Aufgabe)
− gibt auch Theorien, die gar keinen Filter postulieren (-> alles geht ins
Arbeitsgedächtnis), aber gibt sehr gute Hinweise, dass Auswahlprozesse/
Verstärkung/ Abschwächung früher stattfinden
− Spotlight-Theorie (Hoffman, Nelson):
wie funktioniert visuelle Aufmerksamkeit?: wie Scheinwerferlicht: was in Spotlight =
Aufmerksamkeitsfokus, drumherum ignoriert;
unterstützende Hinweise aus Studien:
a) Buchstaben an verschiedenen Orten im visuellen Feld benennen, -> bei korrekter
Benennung auch gute Leistung in Orientierungs-/ Diskriminationsaufgaben, wenn
diese nah bei Buchstaben (-> im imaginären Spotlight)
b) experimentelle Belege für Zoom Linsen Modell: belegen Idee, dass wir enger/
weiter in/ aus bestimmtem visuellem Bereich rein-/ rauszoomen;
Probleme der Spotlight-Theorie:
a) Aufmerksamkeit nicht räumlich- sondern objektbasiert (-> fokussieren von
Aufmerksamkeit auf Objekt, selbst wenn dieses durch weiteres Objekt überlagert)
b) wenn Aufmerksamkeit verschoben werden soll und überraschend Objekte/
Distraktoren auftauchen, stört uns dies nicht, -> müssten eigentlich Blockierung
bewirken
c) sind in der Lage in einem Display auch auf 2 räumlich getrennte Bereiche
Aufmerksamkeit zu richten (-> geteilte Aufmerksamkeit), -> Bereich dazwischen
schlechtere Leistung, obwohl dieser eigentlich genau im Scheinwerfer-Zoom-
Bereich liegt
d) relativ gründliche Verarbeitung nicht beachteter visueller Stimuli möglich;
Spotlight-Theorie - Evaluation:
kann paar Befunde erklären, viele aber nicht; -> als alleinige Theorie der visuellen
Aufmerksamkeit nicht ausreichend: Aufmerksamkeit flexibler als in Theorie
angenommen, bei Fokussierung auf einen Reiz aktive Inhibition anderer Reize (->
Zusammenspiel top-down und bottom-up); -> aktuelle Theorie: biased competition
− typische Aufgabe der visuellen Suche:
Target (= Zielreiz) vorhanden/ nicht? (-> suchen), Distraktoren ignorieren;
disjunkte Such-Trials: Unterscheidung des Targets von Distraktoren durch eine
Eigenschaft (= feature); -> einfacher: Reaktionszeit schnell, unabhängig von
Distraktoren-Anzahl, Target an-/ abwesend; benötigen wenig Aufmerksamkeit, keine
serielle visuelle Suche;
konjunkte Such-Trials: Target durch Verbindung bestimmter Eigenschaften definieren;
-> schwieriger: je mehr Distraktoren, desto langsamer Reaktionszeit; ob Target an-/
abwesend macht unterschied; benötigen selektive Aufmerksamkeit, visuelle Suche;
weitere Einflussfaktoren auf Suchzeit: Ähnlichkeit der Distraktoren/ zwischen Zielreiz
und Distraktor, leichter anwesende als abwesende Veränderungen zu bemerken
− Feature Integration Theorie (Treisman):
wie Befunde der visuellen Suche mit Aufmerksamkeitsmodell erklärbar?:
anfänglich: schneller, paralleler, prä-attentiv (-> keine Aufmerksamkeit benötigt)
Prozess (-> pop-out-Phänomen (-> bei disjunkt)); anschließend (bei Suche nach
Merkmalskombinationen (-> konjunkt)): attentiver, serieller Suchprozess:
Kombinierung der Eigenschaften durch Aufmerksamkeitsfokussierung auf Ort des
Objekts, Einfluss vom gespeicherten Wissen auf Eigenschaftskombinationen, in
Abwesenheit von fokussierter Aufmerksamkeit/ Vorwissen „illusorische
Verbindungen“ von Eigenschaften möglich;
Feature Integration Theorie - Evaluation:
+: viel Unterstützung für Annahme von 2 aufeinander folgenden Prozessen
(schnellerer, effizienterer 1. Prozess, langsamerer, weniger effizienter 2. Prozess); -:
Hinweise, dass Suche nicht strikt seriell (-> schnellere Suche für Ziele mit
kombinierten Merkmalen als von Theorie vorhergesagt), Suchzeit nicht nur von
Merkmalen der Zielreize abhängig
− Theorie der gelenkten Suche (Wolfe):

; anfängliche Verarbeitung von Basis- Eigenschaften, ->


Aktivierungskarte (z.B. Farb-Karte und Orientierungs-Karte): jedes Objekt im visuellen
Feld mit eigenem Aktivierungslevel, besonders hohe Aktivierung von
Zieleigenschaften, -> Objekt mit größter Aktivierung bekommt Aufmerksamkeit;
durch prä-attentive Vorverarbeitung Reduktion der Anzahl von seriell zu
durchsuchenden Items

Betrachtung des Gehirns:

− wie kann man das, was im Gehirn passiert mit neurowissenschaftlichen Methoden
untersuchen?
− Elektrophysiologie und Aufmerksamkeit:
viel Aufmerksamkeitsforschung mit EEG, da aufgrund der hohen zeitlichen Auflösung
super (-> geht oft darum, Reize, die kommen, schnell zu entdecken);
Ereigniskorrelierte Potentiale (EKP):
EEG wird über ganz viele Stimulus-Präsentationen gemittelt; -> bestimmte
Komponenten im EEG, die typisch für frühe Aufmerksamkeitseffekte: typische
Wellenform (positive und negative Ausschläge wechseln sich ab (-> P1- und N1-
Komponenten, P2- und N2-Komponenten …)); Befund: Anstieg der Amplituden
bereits sehr früh: 70 - 90 ms nach Stimulusbeginn bei Aufmerksamkeit auf diesen
Stimulus, Veränderungen die sowohl bei exogener als auch bei endogener
Aufmerksamkeitslenkung bemerkt werden können (-> auch top-down-
Kontrollprozesse können Auswirkung auf sehr frühe Phasen der Stimulus-
Verarbeitung haben); Ähnlichkeit zwischen top-down- und bottom-up-Modulation
der Aufmerksamkeit; crossmodale Effekte (z.B. durch taktile Stimulation auch visuell-
räumliche Aufmerksamkeit förderbar); N1-Komponenten zentral besonders
ausgeprägt; Effekte der Stimulus-Intensität auf N1/ P1: z.B. bei Tönen: steigende
Intensität (Lautstärke), -> höhere Amplituden (höhere Ausschläge); Effekte der
Stimulus-Rate (= Frequenz mit der Stimulus kommt) auf N1/ P1: langsamere/
seltenere Präsentation, -> höhere Amplituden (da man sich bei hoher Frequenz an
Stimulus gewöhnt, -> bekommt nicht mehr so viel Aufmerksamkeit); Effekte selektiver
Aufmerksamkeit auf EKPs bei schwerer vs. einfacher Aufgabe (Aufgabenschwierigkeit
(= kognitives Maß)): findet Effekte auf N1: bei schwieriger Aufgabe bekommt nur
Zielreiz Aufmerksamkeit und der andere wird ignoriert (-> Stimuli differenzierbar), vs.
bei einfacher Aufgabe sind Stimuli nicht differenzierbar, da sie beide gleich viel
Aufmerksamkeit erhalten;
EKP - Fazit:
Aufmerksamkeitsmodulation bereits sehr früh/ in ersten Phasen kortikaler
Verarbeitung; Ähnlichkeiten für endogene und exogene Hinweisreize und über
verschiedene sensorische Domänen hinweg (auditiv, visuell, taktil); zeitliche Präzision
(im Rahmen von ms), aber keine gute räumliche Auflösung
− funktionelle Bildgebung - fMRT/ PET:
Befunde aus PET-Studien:
(fast immer) Aktivierung des superioren Parietallappens in rechter Hemisphäre, teils
zusätzliche Aktivierung anderer Regionen: Basalganglien, Thalamus, Insula, PFC,
anteriorer Gyrus Cinguli; -> unterschiedliche Netzwerke sind aktiv, gibt nicht die eine
Aufmerksamkeitsregion (-> kommt auf Aufgabe/ Stimuli an);
Untersuchung von Aufmerksamkeit auf Farbe, Form, Bewegung, -> Aktivierung in
eher Wahrnehmungsbezogenen Arealen: superiorer Parietallappen, V4 (Farbe), V5
(Bewegung), -> enge Interaktion zwischen Aufmerksamkeits- und
Wahrnehmungsbezogenen Arealen;
2 Netzwerke:
1. dorsales fronto-parietales Netzwerk:
top-down, endogen, zielgerichtete Aufmerksamkeit
2. ventrales fronto-parietales Netzwerk (rechts):
bottom-up, exogen, Stimulus-orientierte Aufmerksamkeit;
-> im Alltag meist Interaktion zwischen top-down (-> Suchziel) und bottom-up (->
Analyse der spezifischen Eigenschaften des Stimulus)
− transkranielle Magnetstimulation:
kausale Effekte zeigen: mittels Magnetfelds selektiv kortikale Region stimulieren/
inhibieren, -> was passiert?;
Beispiele: TMS auf rechtem Parietallappen, -> beeinträchtigte Leistung in kognitiver
Suche (konjunktive Suche: Aufmerksamkeitsbasiert), jedoch nicht in Suche nach
einzelnen Eigenschaften (disjunkte Suche), -> pop-out-Phänomen braucht man keine
Aufmerksamkeit, -> nicht beeinträchtigt; beeinträchtigte Detektion von Stimuli auf
kontralateralen Seite, aber nur bei paralleler Darbietung von Reizen auf beiden Seiten

Konkurrenz - Rahmenmodell der Aufmerksamkeit? - Biased Competition-Modell:

− integratives, aktuelles Modell der Aufmerksamkeit (-> radikale Theorien anpassen)


− Veränderungen in Konzeptualisierung der selektiven Aufmerksamkeit im Laufe der
Jahrzehnte:
frühe Filter-Theorien: Filter-/ Flaschenhalsanalogie: frühe perzeptuelle/ späte
semantische Filterung;
vs.: späte Filter-Theorien: Aufmerksamkeit als selektive Distribution begrenzter
kognitiver Ressourcen;
vs.: aktuelle Theorien: Aufmerksamkeit als modulative Kraft: Verminderung/
Erhöhung der Effizienz für anspruchsvolle Verarbeitung
− Modell der Biased Competition (Desimone, Duncan):
Wettkampf zwischen verschiedenen Inputs auf unterschiedlichen Ebenen der
kognitiven Verarbeitung: Zellen inhibieren sich teils gegenseitig, -> wenn bestimmter
Stimulus durch exogene/ endogene Manipulation Aufmerksamkeit bekommt, ->
Erhöhung der Aktivität;
-> Aufmerksamkeit = Wettkampf zwischen schwächeren und stärkeren Stimuli; ->
nicht jeder Stimulus hat gleiche Chance (-> Bias), da bestimmte Stimulus-
Eigenschaften dazu führen, dass dieser eher Aufmerksamkeit bekommt (bottom-up)/
durch Aufgabe sucht man nach bestimmten Stimuli (top down); Interaktion
endogener und exogener Einflussfaktoren, -> Kombination bestimmt, wer
Aufmerksamkeit bekommt
− Konkurrenz und Selektion (a closer look):
mit Human-Studie mit fMRT-Bildgebung Vorhersagen des Modells überprüfen:
Idee: begrenzte Kapazität des visuellen Systems, -> begrenzte Verarbeitung
verschiedener Stimuli zur gleichen Zeit, -> Konkurrenzsituation zwischen verfügbaren
Stimuli: inhibieren sich gegenseitig: Inhibition des „Verlierers“ durch „Gewinner“, ->
reduziertes fMRT-Signal, vs.: Inhibition kann durch Aufmerksamkeit aufgehoben
werden, -> Hervorgehen eines „Gewinners“: bei Aufmerksamkeitsausrichtung auf
(vorher inhibierten) Stimulus, -> verstärkte Reaktion, -> stärkeres fMRT-Signal; ->
Konkurrenz = Vorgang der Herausfilterung nicht gewollter Stimuli;
Experiment 1: schwächeres Signal bei simultaner (vs. sequenzieller) Präsentation, ->
Hinweis auf Konkurrenz und Inhibition;
Experiment 2: Wahrnehmungsmodulation durch Aufmerksamkeit (gesagt, auf
welchen Reiz geachtet werden soll): stärkeres Signal durch Aufmerksamkeit in
simultaner Bedingung, -> Inhibition kann durch Aufmerksamkeit aufgehoben werden,
wenn aus Menge von Stimuli ein (relevanter) Stimulus für weiterer Verarbeitung
ausgewählt;
-> Bestätigung der Hypothese
VL 01.12.23:

Kapitel 6: Working Memory (Part 1)

Arbeits- bzw. Kurzzeitgedächtnis:

− Arbeitsgedächtnis - Mehr-Speichermodell des Gedächtnisses:

- verschiedene Speicher: ;
1. sensorischer Speicher: ikonischer Speicher, auditiver Speicher
2. Kurzzeit-Erinnerungs-Speicher: sehr eingeschränkte Kapazität, fragile Speicherung
3. Langzeit-Erinnerungs-Speicher: unbegrenzte Kapazität, sehr lange Speicherung
- Hauptmerkmale des Gedächtnisses:

- Möglichkeiten für Verlust:


im sensory storage: passiver Zerfall von allein,
im ABG: Diskussion, ob durch Verdrängung (-> neue Infos kommen rein, alte
überschreiben) oder auch spontaner Zerfall,
im LZG: Interferenz, die dazu führt, dass man bestimmte Sachen nicht abrufen kann
- Unterschiede zwischen Speichern in zeitlicher Dauer, Speicherkapazität,
Vergessens-Mechanismen, Auswirkung von Hirnschädigungen
− Test zum sensorischen Gedächtnis:
ganz schnell 12 Buchstaben (auf 3 Reihen aufgeteilt) zeigen, -> wiedergeben;
-> Frage: hat man nie alle 12 im sensorischen Speicher gehabt oder während Abruf
überleben Infos nicht?;
-> Methode des Teilberichts zum sensorischen Gedächtnis (Sperling):
nach Präsentation der 3 Buchstabenreihen durch Ton gezeigt, welche der 3 Reihen
wiedergegeben werden soll; -> wenn Teil komplett wiedergebbar, spricht dafür, dass
alle 12 kurz repräsentiert; -> Ergebnis: fast alle Probanden konnten 3 - 4 Buchstaben
wiedergeben; -> man hat alle Infos kurz in sensorischen Speicher, gehen erst bei
Wiedergabe verloren, da zu viel Zeit verstreicht (-> sehr kurz gesamte Info wie
Nachflackern gespeichert); ähnliche Experimente für akustische Signale
− Computer-Metapher - grobe Analogie:
vereinfachte Arbeitsweise eines Computers: 2 Arten von Info-Speicherung:
1. LZG = Festplatte:
großer, verlässlicher Speicher für Überdauerung; Laden von Infos ins RAM
2. ABG = RAM (random-access-memory):
Material gerade aktiv, kann wiedergegeben/ bearbeitet werden
− Implikationen der Natur des ABG/ Relevanz:
- Fähigkeit, die im Alltag permanent gebraucht wird (-> Situationen, wo kurz etwas
aktiv aufrechterhalten werden muss, was aber nicht im LZG landet)
- Arbeitsgedächtnisspanne = Anzahl an Infos, die im ABG gehalten werden können:
große interindividuelle Unterschiede in ABG-Kapazität;
Korrelation der Unterschiede mit anderen kognitiven Fertigkeiten/ genereller
Intelligenz (z.B. durch Standard-IQ-Test gemessen)/ effektiverer Problemlöse-
Fähigkeit; bei beiden Prozessen präfrontale Funktionen sehr wichtig
− Arbeitsgedächtniskapazität-Erfassung:
1) länger werdende Zahlenspannen vorgesagt, -> vorwärts vs. rückwärts nachsagen;
-> rückwärts schwieriger, da man im ABG Manipulation vornehmen muss
2)

; -> wie viele der Worte wiedergebbar?; aber: um zu verhindern, dass


sich Probanden Worte immer wieder innerlich vorsagen, wird dies durch
Rechenaufgaben blockiert; -> Ergebnis: durch Verhinderung deutlich geringere
Leistung als ohne: Leistung von 2 - 3 (anstatt 7 +/- 2)
− kurzer historischer Abriss:
1) William James - primäres/ sekundäres Gedächtnis, Bewusstsein:
- primäres Gedächtnis: initiales „Behältnis“, in dem Infos gespeichert und der
bewussten Untersuchung, Aufmerksamkeit, Introspektion verfügbar sind
- sekundäres Gedächtnis: überdauernder Aufbewahrungsort, aktuell nicht
bewusst, aber reaktivierbar (teils schwer zugänglich)
- Idee des Bewusstseins: alles, was gerade im ABG, ist uns bewusst, anderes nicht;
bis heute kontroverse Diskussion über Beziehung zwischen Bewusstsein und ABG
2) frühe Studien - Charakteristika des KZG:
- die magische Zahl 7 +/ - 2 (Miller): bei mentalen Aufgaben gefunden, dass
Menschen nur 5 - 9 Items wiedergeben können
- Chunks = Möglichkeit, ABG-Leistung zu steigern durch Gruppierung der
einzelnen Items in Einheiten höherer organisatorischer Ebenen
3) neuere Arbeiten:
- niedrigere Speicherkapazität des ABGs von 3 +/ - 1, wenn Probanden an
Nutzung von Strategien (z.B. Wiederholung/ Chunking) gehindert
- Befunde an amnestischen Patienten: KZG strukturell und funktionell vom LZG
unterscheidbar (-> können unabhängig voneinander geschädigt sein, -> in
unterschiedlichen Hirnregionen manifestiert)
− 2 Aspekte des ABG:
1) Kürze:
Infos im ABG nur für kurzen Zeitraum verfügbar;
Brown-Peterson-Task:
kleines Gedächtnis-Set präsentiert, -> anschließend weitere ABG-Aufgabe (->
Strategien blockieren); -> Ergebnis: nur sehr kurze Verfügbarkeit der Infos (nach 6
Sekunden nur noch 50% korrekte Wiedergabe);
Kürze - Diskussion:
was ist Ursache für Vergessen im ABG - spontaner Zerfall oder Interferenz?: Ideen
schließen sich nicht aus, aber reiner Zerfall eher unwahrscheinlich
2) Zugänglichkeit:
wie schnell auf Item, welches gerade im ABG repräsentiert, zugreifbar?:
Sternberg-Paradigma:
beantwortet Frage auf Verhaltensebene;
variable Anzahl von Items (= memory set) zu Beginn eines Trials kurz präsentiert, -
> kurze Verzögerung (= delay), -> Erscheinen Test-Item, -> angeben, ob Test-Item
im memory set enthalten (-> schwieriger, je größer memory/ target set);
Reaktionszeit als Summe aus vier Prozessen:
1. Wahrnehmung/ Verarbeitung des Test-Items
2. Vergleich Test-Item mit Item im KZG (-> laut Sternberg Einfluss der memory
set-Größe auf Prozess 2, auf andere nicht)
3. treffen einer binären Entscheidung (ja vs. nein)
4. Ausführung motorische Antwort;
;
typischer Befund: je mehr Items im memory set, umso länger Reaktionszeit (->
lineare Zunahme); um 40 ms kommen pro Item dazu (-> so schnell können wir im
KZG Items durchgehen); geht von serieller Durchsuchung des gesamten Sets aus,
aber Reaktionszeit für Target present vs. absent gleich;
N-Back-Aufgabe:
kontinuierliche Abfolge von Items, -> Entscheidung, ob Item übereinstimmend
mit Item n Schritte vorher; -> Reaktionszeit langsamer, je größer n
− Atkinson-Shiffrin-Modell - Beziehung KZ- und LZG:
- auch: Multi-Speichermodell
- Beschreibung der stufenweisen Info-Verarbeitung im Gedächtnis
- KZG als Eingang zum LZG: Kontrolle des Eingangs durch KZG (-> wenn bestimmte
Relevanz/ Prozesse stattfinden kann Info ins LZG):

- weniger im Fokus: Manipulationsmöglichkeiten im KZG, übergeordnetes


Kontrollsystem?, verschiedene Modalitäten; -> eher passives System
- - : Informationsverarbeitung nicht unbedingt sequenziell (-> Patientenbefunde),
keine Existenz eines Kurzzeitspeichers, sondern mehrere KZG-Systeme, KZG-Systeme
flexibler und aktiver als postuliert; -> Durchsetzung der Arbeitsgedächtnis-Idee
− Baddeley-Hitch-Modell - Arbeitsgedächtnis:
- System aus 2 Kurzzeitspeichern und einem Kontrollsystem:

:
-> zentrale Exekutive: „Chefin“, verteilt Aufmerksamkeit, Kontrolle der Speicher-
Zugänge (-> mit beiden in Kontakt), speichert nicht selbst (z.B. mit Stroop-Test
erfassbar)
-> 2 Speicher: phonological loop, visuospatial scratchpad: phonologische und visuell-
räumliche Infos in getrennten Sub-Systemen gespeichert/ abhängig von Modalität (->
treten nicht in Kontakt)
- 3 Unterschiede zum Atkinson-Shiffrin-Modell:
1. Kurzzeitspeicher im Baddeley-Hitch-Modell nicht primäre Eingangsstation der
Info-Speicherung auf dem Weg ins LZG, sondern ABG ermöglicht Integration,
Koordination, Manipulation mental repräsentierter Infos (-> aktiv)
2. verschiedene Instanzen im Modell vorhanden:
enge Beziehung zwischen Kontrollsystem (zentrale Exekutive) und Speicherpuffern
(storage buffer)
3. 2 Speicherpuffer:
für verbale Infos (-> phonologische Schleife), für visuell-räumliche Infos (-> visuell-
räumlicher Notizblock)
- Kurzzeitspeicher durch Arbeitsgedächtnis-Modell ersetzt
- erweiterte Version mit 4 Komponenten:
zentrale Exekutive, phonologische Schleife, visuell-räumlicher Notizblock,
episodischer Puffer:

; -> episodischer Puffer: Integration verschiedener


Infos/ Aspekte, die teils in phonologischer Schleife, teils im Skizzenblock
VL 08.12.23:

Kapitel 6: Working Memory (Part 2)

Arbeits- bzw. Kurzzeitgedächtnis:

− phonologische Schleife:
- 2 Subkomponenten:
1) phonologischer Speicher (= inneres Ohr)
2) artikulatorisches Rehearsal (= innere Stimme);

: Input: wenn auditorisch, -> direkt in phonologischen Speicher/


automatischer Zugang, vs. wenn visuell, -> internes Umwandeln in auditorisch-
phonologischen Code; -> phonologischer Speicher
- Funktionsweise:
artikulatorisches Wiederholen = aktives Auffrischen durch innerliches Nachsprechen
des vom inneren Ohr Gehörten, -> innerlich Nachgesprochenes erneut vom inneren
Ohr wahrgenommen, -> Aufrechterhaltung der Info
- Einfluss phonologischer und artikulatorischer Faktoren auf ABG-Leistung -
experimentelle Belege (-> Verhaltensexperimente):
1) phonological similarity-Effekt (-> phonologisch/ inneres Ohr):
Vorhersage des Modells: Art der Stimuli/ Art des Klanges macht Unterschied; ->
wäre rein visuell, würde Klang keinen Unterschied machen: , ->
distinkt klingende Buchstaben (/ Worte) leichter zu merken als ähnlich klingende
2) Wortlängen-Effekt (-> artikulatorisch/ innere Stimme):
(nicht Buchstabenanzahl, sondern) Aussprechdauer entscheidend: länger, ->
schlechtere Erinnerung;
Studie mit bilingualen Kindern: Walisisch: längere Vokale, -> längere Aussprache,
-> weniger Zahlen erinnert; vs.: Englisch: durchschnittliche Anzahl erinnert
- Patientenbefunde:
nur Teile des ABG geschädigt: Schlaganfall in linker Hemisphäre (->
Sprachverarbeitung), -> Defizite im verbalen ABG (= phonologische Schleife), aber
Hinweise, dass Aufgaben teils vom visuell-räumlichen Notizblock übernommen, da
besonders schlechte Leistung bei auditorischer Präsentation (-> wenn Material direkt
in phonologische Schleife) (im Gegensatz zu visueller)
- bildgebende Befunde:
phonologischer Speicher: linker inferiorer Parietalcortex;
artikulatorische Wiederholung: weiter vorne, linker inferiorer Frontalcortex (Broca-
Areal)
- möglicher Grund für Entwicklung der phonologischen Schleife (= Fähigkeit, für kurze
Zeit verbales Material innerlich wiederholen zu können): Spracherwerb (-> initiales
Nachsprechen)
− visuell-räumlicher Notizblock:
- mentale Navigation:
subjektive Erfahrung: Bewegung des inneren Auges von einem Ort zum anderen, ->
Hinweis, dass Basis des visuell-räumlichen ABGs möglicherweise in Gehirnsystemen,
die wichtig für Bewegungsplanung
- experimentelle Befunde für Unabhängigkeit der Systeme:
wenn beide Speichersysteme voneinander unabhängig/ für unterschiedliche
Modalitäten 2 unterschiedliche Speichersysteme, müsste es weniger Störung/
Interferenz geben, wenn dual-task Aufgabe einen phonologischen und einen visuell-
räumlichen Teil hat, als wenn 2x phonologisch/ 2x visuell-räumlich;
-> Studie: mental um Figur herum manövrieren, -> an jeder Ecke Frage zur Ecke, ->
entweder verbal-phonologische oder motorisch-visuell-räumliche Antwort geben, ->
bei welcher Bedingungen Probanden schneller?, -> Ergebnis: bei verbal schneller; ->
Erklärung: Aufgabe ist visuell-räumlich, -> wenn man verbal-phonologisch antwortet
ist Aufgabe im visuell-räumlichen Notizblock und Antwort kommt aus anderem
System, -> weniger Interferenz als wenn Antwort auch noch aus selbem System
- ähnliche Prozesse bei Wiederholung im räumlichen ABG und visueller
Aufmerksamkeit
- visuelle vs. räumliche Leistungen im ABG unterscheidbar, -> analog zu ventralem
und dorsalem Info-Verarbeitungspfad (-> Patienten mit selektiven Defiziten)
− zentrale Exekutive:
- Aufgaben:
a) Entscheidung, wann Infos in Speicher gelangen
b) Entscheidung, welcher Speicher
c) Integration und Koordination der Infos zwischen Speichern
d) Inspektion, Transformation, Manipulation von Infos, die in Speichern gehalten (->
kein eigener Speicher)
- dual-task-Aufgaben:
hier Exekutive besonders belastet: gleichzeitige Durchführung von 2 distinkten
Aufgaben (z.B. eine verbale, eine visuelle), -> jede bedarf Speicherung von Infos im
ABG, -> zentrale Exekutive bei Management gefordert (-> Kampf um Kapazität der
Exekutive); -> Befunde: Einbußen in exekutiven Fähigkeiten/ Rückgang in Leistung
(vs. single-task-Aufgaben)
− Debatte - Organisation des ABGs im Gehirn:
Frage: innerhalb präfrontaler Areale noch weiter unterscheidbar?;
Hinweise aus Studie mit Affen:
inhaltsbasierte Organisation: objektbezogen -> ventral, räumlich -> dorsal;
vs.:
keine reliablen Belege dafür aus Studien mit Menschen, sondern prozessbasierte
Organisation: unterschiedliche Prozesse (Speichern vs. Manipulation) im ABG durch
unterschiedliche Regionen im PFC vermittelt: ventral: Aufrechterhaltung/ reine
Speicherung, dorsal: Manipulation; -> Belege aus Bildgebung (-> ventraler PFC bei
beiden gleich aktiv, dorsaler PFC: bei Manipulation aktiver), jedoch kontrovers
diskutiert
- bildgebende Studien an Gesunden: Hinweise auf Dissoziation zwischen beiden ABG-
Systemen und Lateralisation: links eher phonologisch, rechts eher visuell-räumlich
− Arbeitsweise des ABGs:
- Mechanismen der Aufrechterhaltung:
LZG = Gewichtungs-basiertes Gedächtnis: Entstehung einer Repräsentation durch
Gewichtung/ Stärke neuronaler Verbindungen (-> Info nicht durchgehend aktiv
gehalten, Infos bleiben dort lange);
vs.:
ABG = Aktivierungs-basiertes Gedächtnis: aktive Aufrechterhaltung der Infos durch
persistierendes Aktivierungsmuster (-> so lange z.B. Zahlenspanne im ABG
aufrechterhalten, gibt es auch Zellen, die für dieses Signal feuern);
Delayed-Response-Task:
zur Untersuchung des ABG; Ablauf: kurze Präsentation des Hinweisreizes, ->
Verzögerung (-> Halten des Reizes im ABG), -> Reaktion; -> Ergebnis: neuronale
Aktivität während delay-Periode im dlPFC = Stimulus-spezifisch, spiegelt erfolgreiche
Aufrechterhaltung wieder/ geringer bei fehlender Aufrechterhaltung;
n-back-Task - Bildgebung:
linearer Anstieg der Aktivität im lateralen präfrontalen und parietalen (-> Interaktion)
Cortex mit Wert N; EEG-/ MRT-Befunde unterstützen Idee, dass Repräsentation im
ABG auf andauernder Aktivität ausgewählter neuronaler Populationen beruht; je
herausfordernder Aufgabe, desto mehr Aktivität im dorso-lateralen Bereich
- Mechanismen der Speicherung:
Frage: wie geht Gehirn damit um, wenn in delay-Periode Distraktor?: sind häufig in
Lage, Distraktor zu unterdrücken und das, worauf es ankommt, aufrecht zu erhalten;
ABG-Aufgaben mit Affen: Erinnern eines Zielreizes nach Distraktoren; -> Ergebnis:
sowohl im PFC als auch im temporalen Cortex Erhaltung der Stimulus-spezifischen
Reaktion, wenn Reiz entfernt; nur im PFC: Erhaltung Reaktion bei Distraktoren,
Schutz vor Interferenz (-> auch auf Distraktoren Aktivitätszunahme, -> schütz Ziel-
Reiz vor Überschreibung)
− Rolle des PFC bei Speicherung und Kontrolle - Goal-maintenance-Modell:
- Speicherfunktion: Aufrechterhaltung von Infos über Ziel/ Aufgabenstellung (->
Unterdrückung habitueller Muster (-> Baustellen-Abbiege-Beispiel))
- Kontrollfunktion: top-down-Beeinflussung, welche Wahrnehmung, Aufmerksamkeit
und Handlung zur Erreichung des Ziels koordiniert
− aktuelle (Forschungs-)Ansätze:
1) der episodische Puffer:
- Erweiterung des ABG-Modells von Baddeley um episodischen Puffer als 4.
Element
- Funktion als Hilfespeicher: Integration diverser Info-Typen (-> verbal, räumlich
etc.) innerhalb des ABGs, -> Speicherbereich für Interaktionen
- dadurch bessere Erklärung empirischer Befunde durch dieses Modell:
u.a. Erklärung des Satz-Effekts: Behalten von nur circa 5 nicht
zusammenhängenden Wörtern im ABG, vs. von Sätzen mit bis zu 15 Wörtern
- Trennung zwischen Speicherung (= episodischer Puffer) und Kontrolle (=
zentrale Exekutive) eventuell weniger stark als initial postuliert
2) interpersonelle Variation:
- interindividuelle Kapazitätsdifferenzen
- Studie - Zusammenhänge zwischen ABG-Kapazität und fluider Intelligenz:
Hypothese: ABG wichtig für Intelligenz, -> müsste bei trainiertem ABG bessere
Leistung in Intelligenz-Tests beobachten; Aufgabe: Training des ABG im n-back-
Task, -> Probanden hatten hier stark verbesserte Leistung; -> Ergebnis: positiver
Effekt des Trainings auf fluide Intelligenz (= hat mit Geschwindigkeit zu tun)
3) Rolle des Dopamins fürs ABG:
- zentraler Transmitter des ABG
- bei Dopamin-Erhöhung verbesserte ABG-Leistung, jedoch Hinweise auf
umgekehrte U-Funktion
- Störung des dopaminergen Systems bei einigen neurologischen und
psychiatrischen Störungen (z.B. Parkinson, Schizophrenie); -> Patienten auch
Defizite im ABG
VL 15.12.23:
Kapitel 5: Encoding and Retrieval from Long-Term Memory (Part 1)

Langzeitgedächtnis:

− verschiedene Phasen des LZG (mindestens 3):


1. Enkodierung/ Erwerb
2. Konsolidierung/ Verfestigung:
- Nachfolgeaktivität über Stunden/ Tage/ Wochen: Regionen im medialen
Temporallappen interagieren mit Cortex, -> bestimmte Infos dauerhaft speichern,
-> wenn erfolgreich, ist Material Wochen/ Monate/ Jahre später abrufbar
- bekommt dies subjektiv nicht mit
- findet u.a. im Schlaf statt
3. Abruf:
funktioniert nicht immer gleich gut (-> Faktoren, die Abruf modulieren)
− Formen des LZG:
- gibt nicht „das LZG“, sondern verschiedene LZG-Systeme mit Unterschieden in
Inhalten, Prozessen, zugrundeliegenden Hirnstrukturen
- häufig Unterscheidung von 2 Klassen:
1) deklarativ (= explizit):
- Infos, die bewusst wieder abrufbar, z.B. Fakten, Ideen, Ereignisse
- kann darüber reden/ beschreiben
- unterteilbar in:

:
1.1) episodisches Gedächtnis:
- persönliche Lebensereignisse
- typischerweise durch Raum und Zeit bestimmt
- Abhängigkeit von bestimmter Art von Aufmerksamkeit: = mentale Reise
in Vergangenheit: an spezifischen Moment in persönlicher Vergangenheit
zurückdenken/ bewusst an frühere Episode/ Zustand, wie damals erlebt,
erinnern
- wichtige Funktion: erlaubt Vorhersagen
- sehr flexibel
- Vereinigung von Assoziationen von multiplen Infos verschiedener
Modalitäten in einer Gedächtnisrepräsentation, -> mehrere mögliche
Wege zum Abruf einer Erinnerung
1.2) semantisches Gedächtnis:
= mentales Lexikon (-> Fakten-/ Welt-Wissen)
-> unterschiedliche Theorien, wie beide zusammenhängen (-> Interaktion?, vs.
erst das eine, dann durch Umwandlung das andere?)
- beide Formen (episodisch und semantisch) von Prozessen des medialen
Temporallappens abhängig:
: im medialen Temporallappen: Hippocampus, -> davor Amygdala,
-> darunter, am Hippocampus dranhängend: kortikale Areale: entorhinaler und
perirhinaler Cortex
- Erfassung des expliziten Gedächtnisses durch explizite Gedächtnistests (=
Erfassung des Abrufs einer expliziten Beschreibung aus Gedächtnis), z.B.
Wortpaare/ -listen, Bilder, Geschichten
2) non-deklarativ/ prozedural (= implizit):
- bestimmte Fertigkeiten/ Skills
- nicht sehr gut beschreibbar
- eher nicht bewusst (-> unbewusst/ implizit Wissen erlernen)
-

+ perzeptuelles Gedächtnis: bloßes Wiedererkennen (->


Gefühl, etwas schon mal gesehen zu haben)
− Macht des Gedächtnisses - H.M.:
- Fahrradunfall, -> schwere Epilepsie (keine Linderung durch Medikamente),
-> OP: relativ experimentell, wusste, dass Herd für Epilepsie im medialen
Temporallappen, -> beidseitige Entfernung des anterioren Temporallappens (auch
Teile des Hippocampus und der Amygdala), -> keine Epilepsie mehr, aber schwere
anterograde Amnesie (= Unfähigkeit, neue Infos ins deklarative LZG einzuspeichern),
leichte retrograde Amnesie mit zeitlichem Gradienten (-> je weiter Erinnerung
zurück, desto wahrscheinlicher erinnert (-> sehr lange und gut konsolidiert, nicht
mehr abhängig vom Hippocampus)) (v.a. Erinnerung an semantisches Wissen)
-> Strukturen des medialen Temporallappens = entscheidend für deklaratives
Gedächtnis; Hippocampus: tief im medialen Teil des Temporallappens gelegen, ->
Infos aus umgebenden medialen temporalen Cortizes (inkl. entorhinaler Cortex)
- multiple Systeme für Langzeit-Erinnerung - Lernen bei H.M.:
medialer Temporallappen nicht notwendig für alle Formen des LZG, -> H.M. konnte
mirror tracing-/ Wortstamm-Ergänzungs-Priming-Aufgabe erlernen und besser
werden (= prozedurales Lernen), konnte sich jedoch nicht an Erwerb/ Aufgabe
erinnern; -> Dissoziation zwischen dem motorischen prozeduralen Lernen
(funktioniert) und dem episodischen sich an Lern-Ereignisse Erinnern
− Enkodierung - Entstehung episodischer Gedächtnisinhalte:
- Enkodierung = Vielzahl von Prozessen zur Transformation von Infos in
Gedächtnisrepräsentation
- Elaboration = Interpretation von Infos, Verbindung neuer Infos mit bereits
gespeicherten (-> hilfreich für Verfestigung)
- verstärkende Einflüsse auf Enkodierung: bewusster Abruf der Infos, über Zeit
verteilte Übung
- Bedeutung der Aufmerksamkeit:
mangelnde Aufmerksamkeit als Grund für verminderte Enkodierung,
bei geteilter Aufmerksamkeit auf Grund von Ablenkung schwächere Enkodierung und
wahrscheinlicheres Scheitern späterer Erinnerungsversuche;
experimentelle Befunde: Gedächtnisaufgabe: Wortliste mit 15 Wörtern, 2
Bedingungen: mit vs. ohne Zusatzaufgabe, -> Ergebnis: deutlich schlechtere Leistung
der Gruppe mit Zusatzaufgabe
- Levels of Processing-Theory (Craik, Lockhart) (vs. transfer appropriate-Verarbeitung
(Morris)):
Postulat: bei tieferer Verarbeitung (semantisch-inhaltlich) erfolgreichere
Enkodierung, bessere Erinnerung;
Studien mit (Schein-)Instruktionen, die unbeabsichtigtes (inzidentelles) Lernen
untersuchen, -> Ergebnis: Enkodierung als Nebenprodukt bei Aufgabenbearbeitung:
je mehr semantisch-inhaltlich enkodiert, desto besser Gedächtnisleistung/ Abruf;
Kritik: Verständnis von „tiefer Enkodierung“ unklar (-> kein unabhängiges Maß dafür),
weniger Tiefe der Enkodierung wichtig, sondern Passung von Prozessen während
Enkodieren zu Prozessen während Abruf (z.B.: transfer appropriate-Verarbeitung:
effektivste Enkodierung, wenn deren Verarbeitung mit Verarbeitung beim Anruf
vergleichbar; -> damit verwandt: Enkodierungs-Spezifität (Tulving, Thompson):
Fähigkeit der Erinnerung an Stimulus basierend auf Ähnlichkeit der Verarbeitung
während Enkodierung mit Verarbeitung während Abruf);
Levels of Processing-Theory vs. transfer appropriate-Verarbeitung - Experiment:
Ergebnis: Passung zwischen Enkodierung und Abruf ist besonders wichtig, -> spricht
für transfer appropriate-Verarbeitung
- semantische Elaboration und episodisches Enkodieren:
bessere Gedächtnisleistung bei semantischer als bei nicht-semantischer Verarbeitung
durch Unterstützung von Hirnregionen, die für semantische Verarbeitung/ generell
mehr Hirnareale aktiv
- welche Hirnregionen wichtig für erfolgreiche Enkodierung?:
Vergleich Hirnaktivität für Worte, die erinnert vs. nicht erinnert: verschiedene
Regionen mehr aktiv bei erinnerten Worten: medialer Temporallappen,
Hippocampus und angrenzende Regionen, links-parietale Regionen
- Enkodierung läuft besonders erfolgreich ab, wenn Interaktion von
Aufmerksamkeits-Prozessen (Frontallappen) mit LZG-System (Temporallappen)
- Enkodierungs-Beschleuniger:
1) Generierungseffekt:
- besseres episodisches Lernen, wenn Ziel-Infos selbst generiert (-> aktiv) anstatt
extern präsentiert (-> passiv)
- experimentelle Befunde: Lernen von Wortpaaren durch Vorlesen vs. Generieren
mittels Hinweisen, -> Ergebnis: durch Generieren verstärkte Elaboration und
Aufmerksamkeit
2) Verteilungseffekt (= Spacing-Effekt (Ebbinghaus)):
- optimales Enkodieren über mehrere Durchgänge hinweg mit selbem
Lernmaterial, wenn zeitliches Sequenzierungs-Muster Trials zugrunde liegt (->
eher Lernen durch Abstände als am Block)
- geballte Übung: viele Trials, gleicher Stimulus, ohne Unterbrechung; vs.:
verteilte Übung: Trials mit gleichem Stimulus, durch andere Stimuli/ zeitlich
voneinander getrennt
3) Enkodierungs-Variabilität:
- Enkodierung verschiedener Aspekte eines Stimulus, -> Auswahl verschiedener
Eigenschaften bei aufeinanderfolgenden Begegnungen mit Stimulus (-> bessere
Gedächtnisspur)
- episodisches Enkodieren, Binding und medialer Temporallappen:
Enkodierung von Infos ins episodische Gedächtnis begünstigt durch Aufmerksamkeit
und Elaboration, -> vorwiegend im Frontalhirn;
Binding = Verbindung von Stimulus-Eigenschaften in integrierte
Gedächtnisrepräsentation, -> medialer Temporallappen (v.a. Hippocampus);
medialer Temporallappen = Konvergenzzone: Region, die hochgradig verarbeiteten
Input aus vielen Hirnarealen miteinander verbindet;

(-> v.a. Regionen, die unter Hippocampus


Richtung Cortex sitzen);
angenommener Ablauf der Enkodierung: nimmt Umfeld wahr, -> Wahrgenommenes
aktiviert unterschiedliche Areale im Cortex, -> Hippocampus verbindet kortikale
Aktivierungen (= hippocampales Netz), -> beim Abruf reicht partieller Cue, um sich zu
erinnern (-> Hippocampus kann Episode wieder herstellen)
VL 12.01.23:
Kapitel 5: Encoding and Retrieval from Long-Term Memory (Part 2)

Langzeitgedächtnis:

− Konsolidierung:
- zwischen Enkodierung und Abruf ist die Konsolidierung = Verfestigung des neu
Gelernten im LZG/ in bestehendes Wissensnetzwerk eingliedern (über Stunden -
Tage), subjektiv nicht bemerkt
- Definition für Nervenzellen im Hippocampus:
„der Prozess beinhaltet ein schnell geformtes und relativ lang anhaltendes
Anwachsen in der Wahrscheinlichkeit, dass postsynaptische Neuronen im
Hippocampus als Reaktion auf Neurotransmitter, die vom präsynaptischen Neuron
abgegeben werden, feuern“;
-> grundsätzliche Idee: Info-Transfer verbessert: bestimmte Zellen sorgen nach
Enkodierung dafür, dass bestimmter Reiz besser/ schneller verarbeitet/ abrufbar
- Hinweise auf Konsolidierung:
nach Erwerb für kurze Zeit Sensitivität der Gedächtnisspur (-> leicht veränderbar) für
amnestische (-> verschlechtern) und promnestische (-> verbessern) Manipulationen,
vs. anschließend relativ unempfindlich (-> kurzes Plastizitätsfenster, -> danach
Gedächtnisspur konsolidiert)
- 2 Formen der Konsolidierung:
1) System-Konsolidierung:
- Prozess, der Gedächtnisrepräsentationen modifiziert/ stärkere Stabilität verleiht
- schrittweise Unabhängigkeit vom Hippocampus/ medialen Temporallappen:
Hippocampus wichtig für neue Enkodierung (am Anfang) und Einleitung der
Konsolidierung, -> aber über Zeit hinweg (Wochen - Monate) wandert
Gedächtnisspur in Neocortex, -> Hippocampus-unabhängiger Abruf
- auf Grund dieser Konsolidierung H.M. fähig, Infos vor OP abzurufen, aber:
zeitlich abgestufte retrograde Amnesie: nur wenige Erinnerungen an Ereignisse
kurz vor OP, je weiter zurück, desto besser Infos abrufbar; -> Beleg für: je älter
Gedächtnisspur, desto unabhängiger vom Hippocampus
- temporaler Gradient der retrograden Amnesie - Studie (Squire, Bayley):
bei Test zu Erinnerungsleistung an vergangene Nachrichten nähern sich Patienten
mit Läsionen im Hippocampus-Bereich mehr und mehr Kontrollgruppe an, je
weiter Ereignisse zurück (je weiter von Läsion) liegen (-> Patienten erinnern sich
am schlechtesten an neueres Material, -> bei Gesunden umgekehrt)
- Kontroversen - Multiple Trace Theory (Alternativtheorie):
für Abruf von episodischen Erinnerungen (-> Zeit und Kontext) Hippocampus
(über gesamte Lebensspanne) immer wichtig, aber nicht für semantisches Wissen
(= auch autobiografisches Wissen (-> Beleg gegen Studie von Squire, Bayley?))
2) synaptische Konsolidierung:
- universelle Eigenschaft von Neuronen: erhöhte Effizienz nach Akquisition (=
Erwerb): wenn Nervenzellen in Lernprozess involviert, -> danach besser,
effektiver, schneller zu erregen
- Langzeitpotenzierung (LTP) - neuronale Ebene:
wenn man Nervenzelle künstlich mit bestimmter Frequenz und Dauer elektrisch
stimuliert, ist Zell-Erregbarkeit anschließend für längere Zeit (bis zu mehrere
Tage) erhöht; -> LTP = elektro-physiologisches neuronales Korrelat von

Lernprozessen;
− Abruf von Vergangenem aus dem episodischen Gedächtnis - was passiert?:
1) Mustervervollständigung und Rekapitulation:
- Enkodierung episodischer Erinnerungen durch Verbinden verschiedener
Stimulus-Eigenschaften (z.B. wo, wann, Gefühl) zu integrierter Repräsentation
- Mustervervollständigung - Mechanismus des Abrufprozesses:
beim Abruf-Prozess kann durch einzelnen Hinweisreiz (= Cue) (z.B. bestimmter
Duft) gesamte Episode (= Muster, welches bei Enkodierung präsent) wieder
hergestellt werden (= Rekapitulation)
-> erfolgreicher episodischer Abruf = Aktivierung des gesamten Musters durch
Hinweisreiz (= mentale Zeitreise)
- verschiedene Regionen involviert: Interaktion zwischen Hippocampus (MTL) (am
Anfang, Info-Integration), lateraler Cortex (verschiedene getrennte Infos
abgespeichert, Hinzufügen von Infos):
- 2 Vorhersagen der Vervollständigungs- und Rekapitulationshypothese:
1) bei Abruf: MTL-Aktivität vor Aktivität im lateralen Cortex
2) ähnliche kortikale Aktivierungsmuster bei Enkodierung wie bei Abruf
2) episodischer Abruf und Frontallappen:
- PFC wichtig für LZG-Leistung
- kein Ort für Speicherung, aber:
a) Hilfe bei Enkodierung
b) Ausblendung von Interferenzen:
- spezifischer Stimulus wird enkodiert und nicht ein anderer
- Interferenz während Abruf als bedeutende Ursache des Vergessens (->
Patienten mit Frontallappen-Läsionen)
c) bedeutsam bei Entwicklung eines Abrufplans, Selektion, Repräsentation von
Hinweisreizen, (-> Such-/ Validierungs-Prozesse)
d) emotionale Erinnerungen (-> Interaktion mit Amygdala)
3) Hinweisreize für Abruf:
- Gelerntes ist im Gehirn gespeichert, -> welche Reize helfen, dies abzurufen?
- Abruf = cue-dependent (= Hinweisreiz-abhängig):
Stimulierung durch externale und internale Hinweise
- context-dependent-Effekt (= kontextabhängiges Erinnern (räumlicher Kontext)):
besserer Abruf, wenn physikalische Umwelt beim Abruf gleich wie bei
Enkodierung (= Enkodierungs-Spezifitäts-Prinzip);
Studie (Baddeley) - externale Hinweisreize vs. Kontextwechsel:
Taucher im Wasser vs. an Land Wortliste lernen (= Enkodierung), -> im Wasser vs.
am Land Abrufen (-> 2x gleicher vs. 2x unterschiedlicher Kontext), -> Ergebnis:
gleicher Kontext hilft beim Abruf
- state-dependent-Effekt (= stimmungs-abhängiges Erinnern (= innerer Kontext)):
Funktion der Stimmung bei Lernen und Abruf: besserer Abruf, wenn internaler
Zustand bei Abruf gleich wie bei Enkodierung
4) Wiedererkennung - Rekollektion und Familiarität - Dual Process-Theory:
- Fähigkeit, Menschen, Objekte, Orte wiederzuerkennen basierend auf 2
getrennten Rekognitions-Prozessen:
1) Rekollektion (= Erinnerung):
- bewusster Abruf spezifischer kontextueller Ereignisdetails einer früheren
Begegnung
- basierend auf gleichem Muster-Vervollständigungs-Mechanismus wie Abruf
episodischer Details
2) Familiarität (= Bekanntheit):
- subjektiver, unspezifischer Sinn, bestimmten Stimulus schon zu kennen
- auf Ähnlichkeit beruhendes Urteil ohne Berücksichtigung von Details
-> Idee: durch unterschiedliche neuronale Netzwerke/ Hirnregionen vermittelt
- vielfältige Hinweise für getrennte Prozesse:
1. auf Verhaltensebene:
bei kognitiven Tests eher Familiaritäts-Urteile bei Aufgaben mit schnellen
Urteilen/ geteilter Aufmerksamkeit, vs. bei mehr Zeit eher Rekollektion
2. Diskussion, ob unterschiedliche Lokalisation beider Prozesse im MTL:
- Postulat der „Dual Process“-Theorien:
Rekollektion: Hippocampus/ MTL (-> Verknüpfung Ort/ Zeit, bewusste
episodische Erinnerung);
Familiarität: angrenzende kortikale Areale (z.B. perirhinaler Cortex (unten am
Hippocampus dranhängend), -> Info erreicht vom ventralen visuellen Strom
im MTL erst perirhinalen Cortex, dann Hippocampus)
3. Remember-Know-Paradigma in Bildgebungsstudien (fMRT):
- Beschreibung Urteilsgrundlage jeder Entscheidung bezüglich
Wiedererkennung:
remember: bewusste Erinnerung an Details;
knowing: Sicherheit, dass Stimulus vertraut ohne Details zu kennen;
-> Remember-Aktivierung andere Aktivierung als Familiarität: Items, die mit
Gefühl einer Rekollektion einhergehen (= bewusste Erinnerung), hatten
Zunahme an hippocampaler Aktivität in beiden Hemisphären:

- Gegenseite: Annahme, dass nicht getrennt vermittelt, sondern nur sehr starke
vs. schwache Gedächtnisspur (-> quantitativer, nicht qualitativer Unterschied)
5) fehlerhaftes Erinnern der Vergangenheit:
1) Tendenzen (Biases):
- in 1930er Jahren Beobachtung von Bartlett:
Geschichte vorgelesen, -> Probanden sollten Geschichte wiedergeben, -> teils
fehlerhaft erinnert: systematische Fehler:
a) Kürzung der Geschichte
b) Elimination ungewohnter Interpretationen
c) Erhöhung Kohärenz/ Konventionalität entsprechend
des eigenen kulturellen Geschichtenerzählens
-> (unbewusster) Einfluss eigener Erwartungen/ Schemata
- Überzeugungs-Tendenz (belief bias):
unbewusster Einfluss von Hintergrundwissen über Welt/ persönlichen
Überzeugungen auf Gedächtnis, -> Umformung des Gedächtnisses, sodass
konsistent mit eigenen Erwartungen
- Konsistenz-Tendenz (consistency bias):
oft resultierend aus fehlerhafter Überzeugung, dass persönliche Einstellungen
über Zeit stabil, -> Selbstkonzept führt zu Beeinflussung der Erinnerungen;
häufig beobachtbar in Beziehungen: Erinnerung an Ausmaß anfänglicher
Freude verzerrt durch Ausmaß aktueller Freude
- rekonstruktives Gedächtnis:
eher Rekonstruktion der Vergangenheit während Abruf anstatt Reproduktion,
-> Rekognitions-/ Konstruktions-Prozess, der durch viele verschiedene
Faktoren beeinflusst
2) Misattribution:
- falsche Zuschreibung einer „Rekollektion“ in Bezug auf Zeitpunkt, Ort,
Person, Quelle
- Auftreten bei Begegnung mit Stimulus, der semantisch/ perzeptuell
vorherigen Stimuli ähnelt, ohne ihm je begegnet zu sein (-> erinnern, dass
gesehen, obwohl nie gesehen)
- DRM-Paradigma (Deese, Roedigerm, McDermott):
Erinnern von Wörtern einer Wortliste (z.B. verschiedene Möbelstücke), ->
ähnliche Wörter erinnert, die nicht auf Liste (-> gebahnt durch Worte
derselben Kategorie)
- neuropsychologische Befunde - MTL genauso wichtig, wie bei echten
Erinnerungen?:
kontrovers diskutiert, aber Hinweis auf Involvierung des MTL: bei
amnestischen Patienten geringere Mengen an falschen Rekognitionen;
jedoch: auch Hinweise, dass bei akkuraten und falschen Rekognitionen
verschiedene Prozesse und Hirnregionen aktiviert/ andere Regionen Rolle
spielen
3) Suggestion:
- falsche Erinnerungen durch Stimulus-Material/ Aufgabe hergestellt
- klassisches Experiment - Loftus:
„Implantierung“ falscher Erinnerungen durch Fragenstellen über Ereignis:
Betrachtung von Dias eines Autounfalls, -> Beeinflussung durch suggestive/
fehlerhafte Fragen, -> Ergebnis: durch Fragen/ Fehlinfos sind Antworten
beeinflussbar
- Hypothese - Misinformations-Effekt:
falsche Überlegung: Überschreibung der während Ereignisses enkodierten
Information durch Misinformation in der Frage;
vs.: andere Überlegung: beide Infos gespeichert, aber Quellenverwirrung/
Misattribution: je nachdem welche Quelle höher gewichtet, -> eine/ andere
Antwort; -> Einfluss von Stärke der eigenen Erinnerung/ Autorität der 2.
Quelle
- Beeinflussung des Gedächtnisses durch Fragen bis zum Implementieren
ganzer Episoden möglich
-> Erinnerungen = Rekonstruktionen, die sich (über Zeit) durch verschiedene
Einflüsse verändern/ neue Infos integrieren (-> falsches Wiedergeben)
− Enkodieren - keine Erinnerung:
- bisher eher Verzerrungen der Erinnerung, aber wie verläuft Vergessen?
- Vergessen = Unfähigkeit, zuvor enkodierte Infos abzurufen
- mögliche Ursachen (schließen sich nicht gegenseitig aus):
a) schlechte initiale Enkodierung (-> gar nicht richtig eingespeichert)
b) post-Enkodierungs-Mechanismen (-> negativer Einfluss auf Konsolidierung)
c) ungünstige Abruf-Bedingungen
1) Herrmann Ebbinghaus:
- Ziel: experimentelle Erforschung des Gedächtnisses
- klassisches Werk: „Memory“: systematische Untersuchung der Veränderung des
Gedächtnisses für enkodierte Stimuli bei Erhöhung des Retentionsintervalls (=
Zeit zwischen Enkodierung und Abruf)
- frühe Vergessens-Theorien: spontaner Zerfall (decay), -> wenig experimentelle
Hinweise
- Experimente mit sich selbst: Material: 2300 sinnlose Silben (-> keine
Assoziationen, sehr standardisiert), -> Frage: wie viel Durchgänge brauche ich, bis
bestimmte Menge von Silben wiedergebbar?
- mit Experimenten bestimmte Gedächtnis-Phänomene beschrieben, die teils
noch heute aktuell:
a) Vergessens-Kurve:
mit sinnlosen Silben und Ersparnismethode gearbeitet:

; -> Vergessen im Laufe der Zeit = illustriert durch reduzierte


Ersparnis beim Wiedererwerb: v.a. am Anfang deutliches Vergessen/ Abnahme
schleicht aus/ in weiteren Monaten weniger Vergessen
b) Primacy-/ Recency-Effekt
2) Vergessen und Konkurrenz:
wie kommt es zum Vergessen? - verschiedene Einfluss-Faktoren:
1) retroaktive und proaktive Interferenz:
- 2 Richtungen von Interferenz:
1) retroaktiv:
durch neu gelernte Infos Unfähigkeit, vorher Gelerntes zu erinnern
2) proaktiv:
Interferenz vorher gelernter Infos mit Erinnern später gelernter
-> z.B.: neue PIN-Nummer, -> gibt am Anfang noch falsche ein, -> irgendwann
richtige, aber weiß alte noch, -> weiß irgendwann nur noch neue; -> zuerst:
früheres Wissen (alte PIN-Nummer) beeinflusst Abruf des neuen (= proaktive
Interferenz), vs. neue PIN-Nummer beeinflusst Abruf der alten (= retroaktiv);
z.B.: wenn man ähnliche Sprachen lernt:

- Laborversuch:
retroaktive und proaktive Interferenz bei paarigen Stimuli demonstriert, ->
stärker, je ähnlicher altes und neues Lern-Material
VL 19.01.23:
Kapitel 4: Representation and Knowledge in Long-Term Memory (Part 1)

2) Blocking und Suppression:


1) Blocking:
- Vergessen durch Blockieren von Gedächtnisrepräsentationen
- kurzfristige Unterdrückung der Abrufmöglichkeiten
- Auftreten von Blockierung, wenn mehrere Assoziationen mit Hinweisreiz
verknüpft und eine dieser Assoziationen stärker als anderen, ->
Verhinderung des Abrufs der Ziel-Info
- Output-Interferenz:
Verstärkung von Erinnerungen durch Abruf, -> Blockieren des Abrufs
anderer Erinnerungen
- Abruf-induziertes Vergessen:
beim Unterdrücken von Erinnerungen, während Abruf einer anderen
Erinnerung (-> wenn oft bestimmte Assoziation abrufen, dann andere
Erinnerung mehr und mehr schwieriger abzurufen)
2) Suppression:
- aktive Abschwächung einer Erinnerung aufgrund Konkurrenz zwischen
Abruf verschiedener Erinnerungen
- bestimmte Infos dauerhaft/ auch mit anderem Cue nicht mehr
zugänglich
- Gedächtnisspur verändert
- z.B. Abruf neuer PIN, -> Verstärkung dieser Repräsentation, ->
Unterdrückung von damit konkurrierenden Repräsentationen (alte PINs)
− non-deklarative Gedächtnissysteme:
- implizite (unbewusste) Gedächtnisformen
- Testen von Erinnerung nicht durch willentlichen Abruf möglich, sondern
Erinnerungsleistung zeigt sich in Änderung des Verhaltens (v.a. beim prozeduralen
Lernen (z.B. beim Sport))
- nicht vom MTL abhängig (vs. deklaratives Gedächtnis = MTL-abhängig);
kortikale Areale fürs Priming, Striatum für prozedurale Skills/ Habits
1) Priming:
- Anbahnung: durch Hinweisreiz Zielreiz besser/ schneller erkennbar/
verarbeitbar (-> Gehirn bereits vorbereitet)
- perzeptuelles vs. konzeptuelles Priming:
1.1) perzeptuelles Priming:
- von Stimulus-Form abhängig
- Prime und Zielreiz müssen identisch aussehen
- in allen Modalitäten beobachtbar
- Picture Fragment Completion Test:

; -> wenn Probanden vorher kurz solche Stimuli gezeigt bekommen,


waren besser/ schneller im Erkennen, da perzeptuelle Verarbeitung
bereits angebahnt
- auch mit unbewussten Präsentationen möglich (Cues nur wenige ms)
- grundlegende Form des Lernens in perzeptuellen
Repräsentationssystemen (-> auch bei Tieren beobachtbar, auch bei
Schädigungen des NS noch vorhanden)
- amnestische Patienten (kein deklaratives Gedächtnis) mit MTL-
Verletzung trotzdem intaktes perzeptuelles Priming, -> Priming nicht MTL-
abhängig
- Wiederholungs-Suppression:
Studien mit Ratten und non-humanen Primaten: reduzierte Feuerrate der
Neuronen in visuellen Regionen bei wiederholter Exposition eines
Stimulus, -> Gehirn kann geprimten Reiz einfacher verarbeiten, -> weniger
Energie benötigt; -> Priming-Bildgebungsstudien bei Menschen zeigen
ähnliche Effekte
1.2) konzeptuelles Priming:
- semantischer Effekt
- z.B. bestimmter Begriff durch Nennung der übergreifenden Kategorie
angebahnt, -> leichtere Verarbeitung von Kategorie-Mitgliedern, da
semantisches Netzwerk für Kategorie bereist aktiviert
- Demonstration durch category exemplar generation task
- Befunde:
bildgebende Studien: schwächere Aktivierungen im Frontal-/
Temporallappen (= Regionen, die wichtig für semantisches Gedächtnis/
willentlichen Abruf) während konzeptionellem Priming, -> erhöhte
Zugänglichkeit von gesuchter semantischer Info als Resultat des Primings,
-> Reduktion in Beanspruchung durch bereits angebahnten Abrufprozess
2) Fertigkeits-Lernen (skill learning):
3 Stadien, wenn man neue Fertigkeit erlernt (Fitts, Posner):
1. kognitives Stadium:
- zu Beginn
- Wissen deklarativ, oft in verbalem Code repräsentiert
- besonders hohe Anforderungen an Aufmerksamkeit (-> Fehleranfälligkeit,
nichts parallel machen), kognitiv fordernd
2. assoziatives Stadium:
- Übergangsstadium
- mit steigender Übung Fein-Modulierung des Verhaltens, sinkende
Fehlerraten, aber noch verbale „Selbstanleitung“ nötig
3. autonomes Stadium:
- finales Stadium
- Verhalten sehr akkurat, schnell durchführbar
- relativ automatisiert
- wenig Aufmerksamkeit nötig
- viele Vorteile, aber sehr schwer modifizierbar, da nicht mehr bewusst (->
Suchtverhalten im autonomen Stadium sehr problematisch)
3) Gewohnheits-Gedächtnis:
- Erwerb von Gewohnheiten/ habituelle Handlungen (-> stimulus-response-habit)
- Entstehung durch langsame Akkumulation von Wissen über prädiktiven
Zusammenhang zwischen Stimulus und Reaktion
- irgendwann losgelöst, -> gar kein Zusammenhang zwischen Handlung und Ziel; -
> sondern: bei bestimmten Hinweisreizen wird Handlung automatisch ausgeführt
- Beteiligung der Basalganglien an Akquisition von Gewohnheiten
4) konditionierte Assoziationen

Repräsentation und Wissen im Langzeitgedächtnis:

− Rolle des Wissens in der Kognition:


- Definition Wissen:
System von Fakten, Techniken, Prozeduren, die von Kulturen entwickelt; -> kulturelle
Unterschiede/ beeinflusst durch Zeit (z.B. Verhalten in Restaurant)
- Wissen in der kognitiven Psychologie:
Infos über Welt, die im Gedächtnis gespeichert, -> ohne LZG kein Wissen;
essenziell für souveräne Funktion vieler mentaler Prozesse (Gedächtnis, Sprache,
Denken, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit);
Vorwissen sehr wichtig, um mit Ambivalenzen umzugehen (-> durch Vorwissen/ top-
down-Prozesse Schlussfolgerungen ziehen, -> ambivalentes Stimulus-Material
interpretierbar)
− Repräsentationsformate:
- wie sind Infos im Gehirn gespeichert?
- kleinere Kinder häufig Probleme mit Repräsentationsformaten, -> fokussieren nur
auf eine Dimension/ ignorieren anderen, -> Schlussfolgerungsfehler (-> Stadien von
Piaget)
- Definition Repräsentation:
physikalischer Zustand (z.B. neuronale Verbindungen im Gehirn), -> Übermittlung von
Infos zur Beschreibung von Objekten/ Ereignissen/ Kategorien, deren Charakteristika
- 2 distinkte Facetten von Repräsentationen:
1) Format: Weg der Info-Übertragung
2) Inhalt: durch Repräsentation übertragene Bedeutung
- Info-Gehalt-Kriterium = Notwendigkeit, dass Repräsentation Info darüber
beinhaltet, wofür sie steht;
z.B.: erster Kontakt mit Lava-Lampe, -> Entstehung eines mentalen Konzepts, ->
ermöglicht Abstraktion/ Generalisation/ Inferenz;
- 2 Arten von Repräsentationen:
1) modalitätsspezifisch:
- Rückgriff auf perzeptuelle/ motorische Systeme
- z.B. visueller Eindruck auch visuell repräsentiert; -> wenn man an visuelles Bild
denkt auch Aktivität in visuellen Arealen
2) amodal:
- Repräsentation auf Systeme außerhalb von Wahrnehmung/ Motorik
angesiedelt; -> abstrakter Code, der nicht mit initialer Modalität zu tun hat
- 4 mögliche Repräsentationsformate:
Format als Aspekt einer Repräsentation;
nicht nur Bezug auf Elemente, aus denen sich Repräsentation zusammensetzt,
sondern Art des Arrangements dieser Elemente ebenfalls bedeutsam;
1) modalitätsspezifische Repräsentationen - Bilder:
- einfachste Form
- 3 Elemente eines Bildes, die zusammen seinen Inhalt definieren:
1) spatial-temporales (räumlich-zeitliches) Fenster:
sieht nur einen Teil und nur zu einem bestimmten Zeitpunkt (vs. Video)
2) Speichereinheiten:
wie wird Bild gespeichert?
3) gespeicherte Information (= Inhalt)
- Befunde:
a) Tier-Studie:
- Bild mit Muster gezeigt, -> Frage: welche neuronale Aktivität in V1?
- Ergebnis: direktes räumlich-spatiales Mapping: Muster in ähnlicher
räumlicher Anordnung, wie das was vor uns; -> bei mentalen Bildern
topografisch organisierte Aktivierung in früher visuellen Arealen
b) Patientin M.G.S. (Patientenstudie):
- Frage: wird Vorstellung verändert, wenn Teile von V1 fehlen?
- schwere Epilepsie, -> Entfernung des rechten Okzipitallappen, -> Blindheit im
linken visuellen Feld, -> Frage: was passiert mit vorhandenem rechten
visuellen Feld, wenn Patientin sich Gegenstand vorstellt?/ Auswirkungen auf
mentale Bilder?
- Idee: Gegenstände werden kleiner vorgestellt/ Punkt kommt schneller, wo
Gegenstand gesamte „Leinwand“ ausfüllt
- Aufgabe: Patientin sollte sich vor vs. nach OP vorstellen, dass Tier auf sie
zukommt und sagen, wann Punkt erreicht, dass Tier gesamtes Feld ausfüllt
- Ergebnis: präopperativ mentale Bilder größer/ Distanz, wie nah
Tier kommen kann, bevor Overflow (= Gegenstand füllt gesamtes mentales
Feld aus) weiter weg
- passt dazu, dass es 1 zu 1 topografisches Mapping in visuellen Arealen gibt; -
> wenn Teil davon fehlt, nicht nur Wahrnehmung, sondern auch mentale
Bilder beeinflusst
- auch für mentale Vorstellung okzipitaler Kortex nötig: vom Okzipitallappen
abhängiges spatial/ abbildendes Repräsentationsmedium
c) Verhaltensstudie:
- Speichern von Infos in Form von Bildern
- jedoch: Unterschied von mentalen Bildern zu Fotografien, da Auswahl der
Bilder von Aufmerksamkeit beeinflusst, Interpretation von Inhalten durch
Verbindung mit bisherigem Wissen
- Verhaltenshinweise für mentale Bilder (Kosslyn):
Frage: wenn ich mentale Bilder erzeuge, gelten gleiche Gesetzte wie bei
Wahrnehmung?;
theoretischer Hintergrund: je näher an einem Objekt, desto einfacher
Erkennung; -> Frage: auch bei mentalen Bildern? (-> Faktor der Größe der
mentalen Vorstellung müsste, wenn es bildliche Repräsentation ist, auch für
Urteile gelten, die nur in mentaler Vorstellung getroffen werden);
Methode: Vorstellen von Tier, jeweils zusammen mit weiterem Tier (z.B.
Fliege vs. Elefant), -> Beeinflussung der Größe des erzeugten mentalen Bildes,
-> Beantwortung von Fragen über Tier, -> Messung Reaktionszeit; ->
Probanden sollten schneller urteilen können, wenn z.B. Elefant neben Fliege;
-> Ergebnis: ja, Reaktion schneller, wenn Vorstellung des Tiers neben Fliege
- gleiche Regeln gelten für mentale Bilder wie für Wahrnehmungseffekte/
analog zur perzeptuellen Wahrnehmung
2) modalitätsspezifische Repräsentationen - feature records (=
Eigenschaftssensoren):
- wie geht es mit Info-Verarbeitung weiter?
- Idee: Nervenverbünde, die darauf spezialisiert, bestimmte relevante
Eigenschaften aus visuellem Material zu erkennen
- bedeutsame Entität = Objekt/ Ereignis mit wichtiger Rolle für Organismus (vs.
Pixel als relativ bedeutungsfreie Entität (-> muss Pixel irgendwie interpretieren))
- Hinweise auf Eigenschafts-Detektor bei tierexperimentellen Studien:
Frage: wie reagiert Frosch auf unterschiedliche Stimuli/ welche Nervenzellen
feuern?, -> Ergebnis: 2 Bereiche (Detektoren), die sehr spezifisch auf
Eigenschaften reagieren, die für Frosch relevant (-> Reaktion 1. auf fliegende
Objekte, 2. auf kleine, runde Gegenstände; -> kommt beides zusammen, dann
Chance auf Futter)
- bei Menschen auch Hinweise auf ähnliche feature-Organisationen:
von okzipitalen System entlang des ventralen und dorsalen Pfades verschiedene
Areale, die unterschiedliche Eigenschaften herausarbeiten können (z.B. Farbe/
Form (-> was = ventral), Bewegung/ Orientierung (-> wo = dorsal))
3) amodale Symbole:
- neben bildlichen, modalitätsspezifischen Repräsentationen auch
Repräsentationen, die vollkommen losgelöst von dem, was wir wahrnehmen?
- Vorstellung, dass bei amodalen Symbolen nicht über Sprache, sondern arbiträre,
abstrakte Symbole, die man so (verbal) nicht wiedergeben könnte
- vorherrschende Lehrmeinung: ja, aber: kontrovers diskutiert
- 3 Arten amodaler Repräsentationen:
1) Frame:
- mit algebraischem Ausdruck vergleichbare Struktur
- spezifiziert Set von Verbindungen, die Objekte in Umgebung miteinander
verbinden
2) semantisches Netzwerk:
- im Wesentlichen Repräsentation der gleichen Verbindungen und Objekte in
Diagrammform
3) Eigenschaftenliste:
- Benennung der Charakteristika der Entitäten, die zu einer Kategorie
gehören/ Aufzählung
- Vorstellung hier von der Fortsetzung des Interpretationswegs:

:
-> als letzter Abstraktionsschritt: amodale Symbole: komplett losgelöst von
initialem Wahrnehmungseindruck/ nicht visueller Repräsentation entsprechend
(z.B. auch Sachen, die visuell nicht direkt wahrnehmbar (z.B. süßer Kuchen), ->
Eigenschaftsliste)
- gibt es amodale Repräsentationen im Gehirn?:
+:
mächtige Art, Objekte und deren Beziehung untereinander zu repräsentieren;
Wissen gut möglich aus amodalen Symbolen bestehend/ Wissen gut ableitbar;
gute Implementation von amodalen Symbolen auf Computern;
-:
keine überzeugenden empirischen Hinweise (-> wie Art des Einflusses dieser
Symbole auf visuelle/ motorische Vorstellungen?);
Prozesse/ deren Umsetzung im Gehirn unklar (-> nicht plausibel, dass irgendwo
im Gehirn Switch von modalitätsspezifisch zu amodal (-> wie Umwandelung?))
4) statistische Muster in neuronalen Netzen:
- einzelne Nervenzellen/ Zellverbände durch bestimmte Feuer-Signale/ neuronale
Netze/ statistische Muster (durch 1 und 0 (1 = Aktivität, 0  Aktivität)
zusammengefasst
- größerer Anwendungsbereich als amodales System:
a) natürliche neuronale Interpretation des statistischen Ansatzes/ plausibler
Kandidat für biologische Repräsentation
b) Repräsentation einer Kategorie durch multiple statistische Muster, -> größere
Flexibilität
c) mentale Simulation (etwas vorstellen) = Reaktivierung eines Bildes/ eines
neuronalen Netzwerkes, -> Info-Darbietung durch statistisches Muster
möglich, auch wenn Originalszene nicht mehr präsent (-> Hinweisreiz reicht
aus, um neuronales Netz wieder zu aktivieren)
VL 26.01.23:
Kapitel 4: Representation and Knowledge in Long-Term Memory (Part 2)

Repräsentation und Wissen im Langzeitgedächtnis:

− Frage zu mentalen Repräsentationen bereits vorher gehabt:

; -> Repräsentationen eher abstrakt-propositional oder Modalitäts-


abhängig/ quasi-bildlich (-> für Wahrnehmung und mentale Vorstellungen relativ
ähnliche Gesetze)?
− von Repräsentationen zu Kategorienwissen:
- Frage: wie kann aus Interaktion mit Objekt, die dann öfter mit verschiedenen
Kategorie-Mitgliedern stattfindet, allgemeinere Kategorie entstehen?:
mit neuronalem Netz dargestellt: jedes der Exemplare durch bestimmtes Muster
codiert, -> Gemeinsamkeiten, -> Zellverbände, die bei jedem Kategorie-Mitglied
feuern, vs. Verbände, die spezifisch für bestimmtes Kategorie-Mitglied, -> daraus
entsteht abstrakte Repräsentation der Kategorie (z.B. über Art Prototyp), -> über
bestimmtes Muster charakterisiert (feuern vs. nicht feuern); -> mentale Simulation
basierend auf gemeinsamen Aktivierungen
- schlussfolgernde Kraft des Kategorie-Wissens:
Kontakt mit Kategorie-Mitglied, -> Aktivierung relevanten Wissens, -> Wissen über
Umgang mit Mitglied (-> wenn Gegenstand kategorisierbar, hilft bereits vorhandenes
Wissen, mit Gegenstand umzugehen)
- Kategorienwissen = Infos, die über direkte Wahrnehmung hinausgehen, ->
Schlussfolgerungen, -> weitere intelligente Handlungen
- multimodale Natur des Kategorie-Wissens:
Wissen über bestimmte Kategorie (z.B. Torte) nicht nur Aspekte visueller
Wahrnehmung, sondern Infos aus weiteren Wahrnehmungsmodalitäten/
handlungsrelevantes Wissen/ viele Kategorien auch emotional/ motivational besetzt;
-> verschiedene Wahrnehmungs-Dimensionen kommen zusammen
- behaviorale Evidenz:
Versuch zu zeigen, dass für Kategorien/ mentale Repräsentation ähnliche Gesetze
wie für Wahrnehmung;
modality switching = Prozess, in dem Aufmerksamkeit von einer Modalität auf andere
gelenkt wird, kostet Zeit;
Hypothese: modality switching auch bei mentaler Verarbeitung von Kategorien; ->
Durchgänge bei denen switching stattfindet vs. nicht; -> Ergebnis: Zeitkosten bei
modality switching auch bei mentalen Vorstellungen und darauf basierenden
Urteilen; -> modalitätsspezifische Simulationen;
perzeptuelle Mechanismen an Repräsentation von Kategorienwissen beteiligt: bei
Verarbeitung von Kategorien Einfluss von visuellen Mechanismen, die Größe, Form,
Ähnlichkeit, Orientierung verarbeiten
- neuronale Evidenz - Bildgebung:
wenn man Stimuli sieht, mit denen man typischerweise in bestimmter Form
interagiert (-> bestimmte Handlungsaufforderung), sind auch im Gehirn Aktivitäten,
die auch typischerweise bei Ausführung der Handlung auffindbar
− Strukturen im Kategorienwissen:
- Frage: wie Kategorie-Wissen organisiert?/ wodurch Kategorien repräsentiert?
1) Exemplare und Regeln:
- einfachste Strukturen im Kategorienwissen: Erinnerung an individuelle
Angehörige einer Kategorie (z.B. wenn nur wenige Exemplare zu Kategorie
gehören)
- aber was, wenn Kategorie sehr viele Exemplare beinhaltet?
- Studie von Allen und Brooks (1991) zur Organisation von Kategorie-Wissen:
Frage: was, wenn wir neue Kategorie lernen, von Objekten, die wir so nicht
kennen?; Probanden bekommen Regel zu welchen von 2 möglichen Kategorien
Exemplar gehört, -> Frage: merken sich Probanden nur Regel (relativ ökonomisch)
vs. auch Erfahrung mit einzelnen Exemplaren?; Postulat: selbst bei bekannter
Regel für Kategorie trotzdem automatisches Abspeichern von exemplarischen
Erinnerungen, selbst wenn nicht notwendig (-> beeinflusst Kategorisierung/ kann
zu systematischen Fehlern führen); experimentelle Demonstration: Methode: 2
Kunstwesen-Kategorien (Builder vs. Digger), -> explizite Regeln, für wann was
welche Kategorie, -> anschließende Übungsdurchgänge mit Feedback, -> dann:
verändern Wesen in einer Eigenschaft, -> einige Wesen bleiben in ursprünglicher
Kategorie vs. andere wechseln, -> positive match: Lebewesen in gleicher
Kategorie, vs. negative match: Lebewesen wechselt Kategorie, -> Konflikt
zwischen Exemplar (was mit Exemplar schon erlebt) und Regel, -> Überprüfung:
wie gut Beurteilung durch Probanden basierend auf abstrakten Regeln?; ->
Ergebnisse: positive match (-> durch Exemplar und Regel Antwort nageliegend):
81% korrekt; vs.: negative match (-> Widerspruch zwischen Exemplar (Erfahrung)
und Regel): 56% korrekt;
-> Studie zeigt: Erfahrung mit bestimmten Exemplaren führt dazu, dass dieses
Wissen in Entscheidungen einfließt, -> kann bei simplen Entscheidungen zu
Fehlern führen
- Bildgebung:
Unterstützung der Verhaltensbeobachtungen: ohne Regeln: Aktivität u.a. in
visuellen Arealen (okzipital) (-> einzige Orientierung sind visuell präsentierte
Muster); vs.: mit explizitem Regelerwerb: Aktivität u.a. in frontalen/ parietalen
Arealen;
-> Fazit: Repräsentation von Exemplaren und Regeln in unterschiedlichen
Hirnregionen
2) Prototypen und Typikalitäten:
- anderer Ansatz zur Zusammenfassung von Angehörigen einer Kategorie
- Exemplar = spezifischer Kategorie-Vertreter, Referenz zum direkten Vergleich
- Regeln = starre Voraussetzungen über zur Kategorienzugehörigkeit notwendigen
Eigenschaften (-> Regel nicht mehr veränderbar)
- Prototyp = Spezifikation der Eigenschaften, die am wahrscheinlichsten zu
Kategorie gehören; Mittelwert/ Durchschnitts-Objekt für bestimmte Kategorie
- Studie:
Kategorisierungs-Aufgabe: Probanden zu verschiedenen Kategorien typischste
Exemplar, was einfällt, nennen, -> nach Häufigkeit der Nennung sortiert; ->
Befund: Probanden schneller typische Vertreter zu kategorisieren/ zuzuordnen
- typische vs. untypische Vertreter einer Kategorie:
typische Kategorie-Mitglieder = Prototyp ähnlich,
untypische Kategorie-Mitglieder = vom Prototyp unterschiedlich
- typicality-Effekt:
schnellere Erkennung und Verarbeitung typischer Kategorie-Vertreter;
wenn man zu bestimmter Kategorie was sagen soll, orientiert man sich eher am
Prototyp
3) Strukturen im Kategorienwissen - Hintergrundwissen:
- warum führen wir Kategorisierung überhaupt durch?
- durch Eigenschaften Aktivierung von Hintergrundwissen im Gedächtnis, ->
Spezifikation zu woher Eigenschaften kommen/ wieso bedeutend sind/ wie
miteinander in Verbindung stehen
- Schema = Struktur, die Hintergrundwissen repräsentiert, kulturabhängig
- strukturierte Repräsentation von Infos, die typisch für Situation/ Ereignis, ->
Erzeugen von starken Erwartungen über Ablauf/ Aufbau einer bestimmten Szene
(-> wichtig, um im Alltag gut und angemessen auf bestimmte Repräsentation
reagieren zu können)
4) dynamische Repräsentation:
- Repräsentation nicht fest/ immer gleich, sondern flexibel/ dynamisch, ->
Kontext-/ Motivations-/ Vorverfahrens-abhängig/ beeinflusst
- Definition:
Fähigkeit des kognitiven Systems, verschiedene Repräsentationen einer Kategorie
zu konstruieren und die abzurufen, die besonders relevant;
keine Aktivierung aller möglichen Infos, wenn bestimmte Kategorie aktiviert,
sondern stattdessen Aktivierung von für aktuellen Kontext relevanter Infos
- empirische Belege:
z.B. aus Cross-Modality-Priming-Studien (in einer Modalität etwas anbahnen, was
sich in anderer Modalität zeigt)
− Kategorie-Domänen und Organisation:
- Entwicklung von Kategorien, die bestimmte Arten von Objekten in Welt reflektieren
- ontologische Typen:
lebende Sorten (kinds) (z.B. Tiere, Menschen, Pflanzen),
nicht lebende Sorten (z.B. Produkte, Orte, Ereignisse, mentale Zustände, Zeit)
- ontologische Kategorien = universal, da jedem Menschen unabhängig von Kultur
bekannt
- Unterscheidung von Domänen von Kategorienwissen im Gehirn:
bei Läsionspatienten meist nur Teil des Kategorienwissens verloren/ nicht gut
zugreifbar vs. anderes Wissen unbeeinträchtigt; -> Frage: random verteilt oder
Systematik?: obwohl Probleme beim Benennen z.B. verschiedener Tiere/ Lebewesen,
problemlose Benennung vom Menschen geschaffener Kategorien (z.B. Stuhl oder
Hammer) (umgekehrtes Muster selten der Fall);
doppelte Dissoziation von Tieren und von Menschen geschaffenen Objekten:
Idee: naheliegend, dass Repräsentation dieser 2 Kategorien durch unterschiedlich
lokalisierte Hirnareale (-> Erklärung der selektiven Effekte von Läsionen):
1. Kategorien-basierte Organisation:
lebende vs. tote/ von Menschen gemachte Objekte unterschiedlich im Kortex
repräsentiert
2. merkmals-basierte Organisation:
haben Sachen, die wir v.a. visuell erschließen (Farbe, Form, bestimmte
Beschaffenheiten) und funktionelle Repräsentation, wo spezifische Lokalisierung
im Raum gespeichert;
Arbeiten von Kriegeskorte:
mit Affen und Menschen herausgefunden, dass im inferioren temporalen Cortex
bestimmte Organisation auffindbar, die in unterschiedlichen Spezies sehr ähnlich:
zum einen grobe Kategorisierung in lebend vs. nicht lebend (-> Verhaltensrelevante
Unterschiede) und innerhalb der Kategorien Kontinuum (-> ähnlichere Objekte
ähnlicher repräsentiert als unähnlichere), visuelle Ähnlichkeit spielt auch Rolle
- Taxonomie und die Suche nach einem Basislevel:
innerhalb der Domäne des Kategorienwissens: einzelne Kategorien nicht voneinander
isoliert, sondern Strukturen, die miteinander verwandte Kategorien verbinden;
-> wichtiges organisatorisches Prinzip: Taxonomie:
Taxonomie = Art, Wissen/ Kategorien zu ordnen; Set miteinander verschachtelter
Kategorien, die in ihrer Abstraktion variieren (z.B. Lebensmittel, darunter z.B.
Unterklassifizierungen: z.B. süß vs. salzig, gesund vs. ungesund);
universell in allen Kulturen auffindbar, unabhängig von formalem Training;
verschachtelte Kategorien = Subsets ihrer übergeordneten Kategorien;
je nachdem wie viel man mit Kategorie Kontakt hat, kann man diese weiter auflösen;
welche Stufe als besonders zentrales Basisniveau? (-> gibt es Auflösungsgrad, der
typischerweise bei Kategorien verwendet/ besonders häufig eingesetzt?): laut
Befunden: mittlere Stufe (-> Zuordnung zu mittlerer Kategorie am schnellsten/ fällt
leichter (z.B.: Collie = Hund? vs. Collie = Säugetier); mittlere Kategorien durch
gemeinsame morphologische Struktur charakterisiert, aber: Idee eines basic level
kontrovers diskutiert, da hängt auch immer sehr von Expertise ab: oft Verwendung
von higher level-Kategorien, vs. bei Experten häufiger Verwendung lower level-
Kategorien

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