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Übersicht:
Themen:
- Grundlagen-Perspektive auf basale Prozesse: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis
- Lehrbuch
Klausur:
- multiple choice Format: K-Prim: 1 Aussage, -> dazu 4 Sätze, -> jeden Satz nach wahr vs.
falsch beurteilen; keine offenen Fragen
- 90 Minuten
- im Lehrbuch dargestellte Sachverhalte
- Inhalte der Seminare nicht klausur-relevant
VL 27.10.22:
historische Einführung:
Kognitionsforschung:
;
- : Boden-/ Deckeneffekte, speed-accuracy trade-off, Erwartungseffekte,
Aufgabenanspruch, keine Kausalschlüsse
2. korrelative neuronale Methoden:
neuere Methoden zur Erfassung menschlicher Hirnfunktionen; korrelativ:
aufgezeigtes Muster von Hirnaktivität sichtbar, aber kein Beweis für Kausalität/
Ursache/ Lokalisation;
Evaluation neuronaler Methoden auf 4 Dimensionen:
1. räumliche Auflösung: Genauigkeit der Bestimmung der Lokalisation
2. zeitliche Auflösung: Genauigkeit der Erfassung der Veränderung der
Hirnaktivität über Zeit
3. Invasivität: Ausmaß, in dem Methode Zuführen fremder Substanzen bedarf/
gesundheitsschädlich
4. Kosten: z.B. Equipment, spezielle Räumlichkeiten, Personal;
Beispiele: EEG, EKP, MEG, PET, MRT (strukturell: Gehirn in Standaufnahme, vs.
funktionell: Veränderungen im Blutfluss anschauen (-> Aktivität)):
5. neuronale Netzwerkmodelle:
Weiterentwicklung von Modellierung; Set miteinander verbundener Einheiten,
Einheit = Neuron(gruppe), -> Beschreibung von Input-Output-Prozessen: jede
Verbindung bekommt bestimmte Gewichtung;
einfachste Modelle: 3 Ebenen: 1. Input-Ebene (von Umwelt stimuliert), 2.
Verbindung (verborgene Ebene (-> Verarbeitung), kein direkter Kontakt mit
Umwelt), 3. Output-Ebene;
+ : Möglichkeit von Feedback-Prozessen, paralleler Verarbeitung, Lernen, Läsions-
Simulationen, hilfreich für Verständnis mentaler Simulation
− Zusammenhangsarten - Dissoziationen und Assoziationen (= 2 generelle Ziele):
Dissoziation: Einfluss einer Variablen auf Leistung in Aufgabe, aber nicht in anderer
Aufgabe (z.B. Arbeitsgedächtnis: phonologische Schleife und Skizzenblock);
doppelte Dissoziation: Einfluss einer Variablen auf einen Prozess, aber nicht auf
anderen, währen andere Variable umgekehrte Eigenschaft, v.a. bei Hirnregion mit
bestimmter Funktion (z.B. unterschiedliche Aufgaben von Amygdala und
Hippocampus: Studie - Konditionierung und deklaratives Gedächtnis: Patient mit
bilateraler Amygdala-Schädigung, -> keine emotionale Konditionierung, aber
deklaratives Wissen, vs.: Patient mit bilateraler Hippocampus-Schädigung, ->
emotionale Konditionierung, aber kein deklaratives Gedächtnis);
Assoziation: Effekte einer Variablen auf Aufgabe von Effekten auf andere Aufgabe
begleitet (z.B. Störung der Gesichtsverarbeitung, -> Defizite im Erkennen und
mentaler Vorstellung)
Wahrnehmung:
b) Gegenfarbtheorie (Hering):
3 Arten entgegengesetzter Prozesse im visuellen System: Wahrnehmung von Grün
und Rot, von Blau und Gelb, von Weiß und Schwarz; -> Erklärung negativer
Nachbilder: wenn eine Farbe länger stimuliert, -> Erschöpfungszustand, -> Sehen
des Gegenbildes;
mittlerweile: experimentelle Belege für Theorie und physiologische Hinweise (->
oponent cells)
c) Bewegungswahrnehmung:
Hirnregion: v5 (MT); Akinetopsie (= Bewegungsblindheit) = Störung der
Bewegungswahrnehmung: beeinträchtigte Fähigkeit, bewegte Objekte zu sehen,
Wahrnehmung Ansammlung von Einzelbildern ( fließende Bewegung)
d) Farbwahrnehmung:
Hirnregion: v4; Achromatopsie (= kortikale Farbblindheit) = Störung in
Farbwahrnehmung: Farbensehen (-> Welt in Grautönen), Erinnerung an Farbe
− Zusammenfügen des Wahrgenommenen - Gestaltprinzipien/ Gestaltpsychologische
Theorien:
Erklärung der Wahrnehmungserzeugung durch visuelles System und wie Dinge
zusammengehören (-> Stimulus durch seine Eigenschaften Bedeutung zuordnen);
„the whole is greater than the sum of its parts”;
Gesetz der Prägnanz: von mehreren geometrischen möglichen Organisationen, wird
diejenige eintreten, welche die beste, einfachste und stabilste Form besitzt;
Gesetz der Nähe: Stimulus-Teile, die nah beieinander liegen, eher zusammengefügt;
Gesetz der Ähnlichkeit: ähnliche Stimuli zusammen gruppieren;
Gesetz der fortgesetzt durchgehenden Linie;
Gesetz der Geschlossenheit: zur geschlossenen Form ergänzen;
-> teils Konflikt zwischen Gesetzen;
Gestaltprinzipien - Evaluation der Theorie: + : regelhafte Gruppierungen finden statt/
experimentell zeigbar; - : Beschreibung, aber keine Erklärung, fehlerhafte Annahme,
dass kein perzeptuelles Lernen notwendig, keine Beachtung von top-down-Prozessen,
welche Region im Konfliktfall?
Wahrnehmung:
Aufmerksamkeit:
− Definition:
im Kontext menschlicher Informationsverarbeitung: Prozess, der zu jedem gegebenen
Zeitpunkt einige Infos begünstigt und andere inhibiert; -> Selektion von Infos;
entweder bestimmtes Ziel vorhanden, nach dem wir aktiv suchen oder Reiz von
außen so dominant, dass er Aufmerksamkeit auf sich zieht
− Arten von Aufmerksamkeit:
1. fokussierte Aufmerksamkeit: auf eine Quelle gerichtet
2. geteilte Aufmerksamkeit: auf mehr als eine Quelle gerichtet (-> schwieriger/
ungenauer, v.a. wenn Quellen hohe Ähnlichkeit haben, wir keine Expertise im
Gemachten haben/ hohe Intensität der Aufgabe)
− Selektionsfehler:
1. räumliche Selektionsfehler:
Auftreten bei vielen gleichzeitig verfügbaren Infos, -> können nicht alles auf
einmal wahrnehmen (-> Begrenzungen);
change blindness/ illusion of memory: Phänomen, dass wir deutliche Änderungen
in einer visuellen Szene teils nicht bemerken (z.B. Gorilla-Basketball-Video (->
abhängig von Instruktionen));
warum manchmal Veränderungen bemerkt, manchmal nicht?: Idee: fallen
besonders auf, wenn man vor Veränderungen Objekt schon einmal
Aufmerksamkeit geschenkt hat (-> Studie mit eye tracking)
2. zeitliche Selektionsfehler:
mit Input, der nacheinander kommt, konfrontiert: wenn kontinuierlicher Input zu
schnell, -> Aufmerksamkeit kommt irgendwann aufgrund der Verarbeitungszeit
der ersten Infos nicht mehr mit (-> keine Verarbeitung des nachfolgenden Inputs);
attentional blink = kurzer Zeitraum (100 - 500 ms), in dem eingehende Infos/
nachfolgender Reiz nicht vollständig verarbeitet werden kann (-> wenn ein
Stimulus nicht vollständig verarbeitet, -> schwierig nächsten schon volle
Aufmerksamkeit zu schenken);
wann Grenze erreicht?: Studie: Reaktion auf Zielreize T1 und T2: a) wenn T1 und
T2 sehr nah beieinander, -> attentional blink; b) wenig Probleme, wenn man nur
auf T1/ T2 reagieren muss;
repitition blindness = Versagen, 2. Präsentation eines Objekts bei schneller
Präsentation wahrzunehmen
3. Ursachen:
Qualität (-> beeinflussende Instruktionen) vs. Quantität (-> zu schnell/ viele
Stimuli) der Präsentation;
Bottleneck: Begrenzung der Infomenge (= Flaschenhals, wo nur bestimmte Menge
durchkann), die zu einem Zeitpunkt verarbeitet werden kann;
dual task-Interferenz: Leistungsabfall bei Beachtung zweier separater Infos/
Ereignisse/ Response Bottleneck: Interferenz bei Auswahl von mindestens 2
möglichen Reaktionen auf sensorischen Input;
Ursachen - Handys am Steuer?: 1. epidemiologische Studie: Zusammenhang
zwischen Handynutzungsinfos und Autounfällen: je näher Handynutzung an
Unfall, desto höher Risiko für Unfalleintritt; 2. experimentelle Laborstudie: im
Fahrsimulator, 3 Gruppen: Radio, Handy Freisprechanlage, Handy in Hand, ->
Reaktionszeit auf rote Ampel/ Stoppsignale, -> Ergebnis: zwischen Handy-
Bedingungen keine Unterschiede, aber in beiden Störeffekt des Telefonierens
wegen Aufmerksamkeitsablenkung (-> langsamere Reaktionszeit, doppelt so viele
verpasste Stoppsignale)
5. Halbseitenneglect:
neuropsychologische Störung durch unilaterale Läsion im Gehirn (typischerweise
im rechten Parietallappen: zuständig für Aufmerksamkeits-/ Selektionsprozesse), -
> Ignorieren des kontralateralen Sehfeldes (-> visuelle, sondern
Aufmerksamkeitsstörung), auch Defizite in der Vorstellung;
Beispiel: Patientenzeichnungen, wo immer nur Hälfte abgemalt;
Studie - wann treten Defizite auf?: konnten defizitäre Seite auch wahrnehmen,
wenn durch Hinweisreize auf diese gelenkt; treten insbesondere auf, wenn auch
auf gesunder Seite Stimulation vorhanden;
Studie - trotz Neglect unbewusste Reizverarbeitung?/ Furchtrelevante
Infoverarbeitung ohne Aufmerksamkeit?: 1. Haus ohne Feuer links, 2. mit, ->
Patientin sagte immer, sie würde lieber in Haus ohne Feuer einziehen, obwohl für
sie Häuser identisch
VL 24.11.22:
Kapitel 3: Attention (Part 2)
− wie kann man das, was im Gehirn passiert mit neurowissenschaftlichen Methoden
untersuchen?
− Elektrophysiologie und Aufmerksamkeit:
viel Aufmerksamkeitsforschung mit EEG, da aufgrund der hohen zeitlichen Auflösung
super (-> geht oft darum, Reize, die kommen, schnell zu entdecken);
Ereigniskorrelierte Potentiale (EKP):
EEG wird über ganz viele Stimulus-Präsentationen gemittelt; -> bestimmte
Komponenten im EEG, die typisch für frühe Aufmerksamkeitseffekte: typische
Wellenform (positive und negative Ausschläge wechseln sich ab (-> P1- und N1-
Komponenten, P2- und N2-Komponenten …)); Befund: Anstieg der Amplituden
bereits sehr früh: 70 - 90 ms nach Stimulusbeginn bei Aufmerksamkeit auf diesen
Stimulus, Veränderungen die sowohl bei exogener als auch bei endogener
Aufmerksamkeitslenkung bemerkt werden können (-> auch top-down-
Kontrollprozesse können Auswirkung auf sehr frühe Phasen der Stimulus-
Verarbeitung haben); Ähnlichkeit zwischen top-down- und bottom-up-Modulation
der Aufmerksamkeit; crossmodale Effekte (z.B. durch taktile Stimulation auch visuell-
räumliche Aufmerksamkeit förderbar); N1-Komponenten zentral besonders
ausgeprägt; Effekte der Stimulus-Intensität auf N1/ P1: z.B. bei Tönen: steigende
Intensität (Lautstärke), -> höhere Amplituden (höhere Ausschläge); Effekte der
Stimulus-Rate (= Frequenz mit der Stimulus kommt) auf N1/ P1: langsamere/
seltenere Präsentation, -> höhere Amplituden (da man sich bei hoher Frequenz an
Stimulus gewöhnt, -> bekommt nicht mehr so viel Aufmerksamkeit); Effekte selektiver
Aufmerksamkeit auf EKPs bei schwerer vs. einfacher Aufgabe (Aufgabenschwierigkeit
(= kognitives Maß)): findet Effekte auf N1: bei schwieriger Aufgabe bekommt nur
Zielreiz Aufmerksamkeit und der andere wird ignoriert (-> Stimuli differenzierbar), vs.
bei einfacher Aufgabe sind Stimuli nicht differenzierbar, da sie beide gleich viel
Aufmerksamkeit erhalten;
EKP - Fazit:
Aufmerksamkeitsmodulation bereits sehr früh/ in ersten Phasen kortikaler
Verarbeitung; Ähnlichkeiten für endogene und exogene Hinweisreize und über
verschiedene sensorische Domänen hinweg (auditiv, visuell, taktil); zeitliche Präzision
(im Rahmen von ms), aber keine gute räumliche Auflösung
− funktionelle Bildgebung - fMRT/ PET:
Befunde aus PET-Studien:
(fast immer) Aktivierung des superioren Parietallappens in rechter Hemisphäre, teils
zusätzliche Aktivierung anderer Regionen: Basalganglien, Thalamus, Insula, PFC,
anteriorer Gyrus Cinguli; -> unterschiedliche Netzwerke sind aktiv, gibt nicht die eine
Aufmerksamkeitsregion (-> kommt auf Aufgabe/ Stimuli an);
Untersuchung von Aufmerksamkeit auf Farbe, Form, Bewegung, -> Aktivierung in
eher Wahrnehmungsbezogenen Arealen: superiorer Parietallappen, V4 (Farbe), V5
(Bewegung), -> enge Interaktion zwischen Aufmerksamkeits- und
Wahrnehmungsbezogenen Arealen;
2 Netzwerke:
1. dorsales fronto-parietales Netzwerk:
top-down, endogen, zielgerichtete Aufmerksamkeit
2. ventrales fronto-parietales Netzwerk (rechts):
bottom-up, exogen, Stimulus-orientierte Aufmerksamkeit;
-> im Alltag meist Interaktion zwischen top-down (-> Suchziel) und bottom-up (->
Analyse der spezifischen Eigenschaften des Stimulus)
− transkranielle Magnetstimulation:
kausale Effekte zeigen: mittels Magnetfelds selektiv kortikale Region stimulieren/
inhibieren, -> was passiert?;
Beispiele: TMS auf rechtem Parietallappen, -> beeinträchtigte Leistung in kognitiver
Suche (konjunktive Suche: Aufmerksamkeitsbasiert), jedoch nicht in Suche nach
einzelnen Eigenschaften (disjunkte Suche), -> pop-out-Phänomen braucht man keine
Aufmerksamkeit, -> nicht beeinträchtigt; beeinträchtigte Detektion von Stimuli auf
kontralateralen Seite, aber nur bei paralleler Darbietung von Reizen auf beiden Seiten
- verschiedene Speicher: ;
1. sensorischer Speicher: ikonischer Speicher, auditiver Speicher
2. Kurzzeit-Erinnerungs-Speicher: sehr eingeschränkte Kapazität, fragile Speicherung
3. Langzeit-Erinnerungs-Speicher: unbegrenzte Kapazität, sehr lange Speicherung
- Hauptmerkmale des Gedächtnisses:
:
-> zentrale Exekutive: „Chefin“, verteilt Aufmerksamkeit, Kontrolle der Speicher-
Zugänge (-> mit beiden in Kontakt), speichert nicht selbst (z.B. mit Stroop-Test
erfassbar)
-> 2 Speicher: phonological loop, visuospatial scratchpad: phonologische und visuell-
räumliche Infos in getrennten Sub-Systemen gespeichert/ abhängig von Modalität (->
treten nicht in Kontakt)
- 3 Unterschiede zum Atkinson-Shiffrin-Modell:
1. Kurzzeitspeicher im Baddeley-Hitch-Modell nicht primäre Eingangsstation der
Info-Speicherung auf dem Weg ins LZG, sondern ABG ermöglicht Integration,
Koordination, Manipulation mental repräsentierter Infos (-> aktiv)
2. verschiedene Instanzen im Modell vorhanden:
enge Beziehung zwischen Kontrollsystem (zentrale Exekutive) und Speicherpuffern
(storage buffer)
3. 2 Speicherpuffer:
für verbale Infos (-> phonologische Schleife), für visuell-räumliche Infos (-> visuell-
räumlicher Notizblock)
- Kurzzeitspeicher durch Arbeitsgedächtnis-Modell ersetzt
- erweiterte Version mit 4 Komponenten:
zentrale Exekutive, phonologische Schleife, visuell-räumlicher Notizblock,
episodischer Puffer:
− phonologische Schleife:
- 2 Subkomponenten:
1) phonologischer Speicher (= inneres Ohr)
2) artikulatorisches Rehearsal (= innere Stimme);
Langzeitgedächtnis:
:
1.1) episodisches Gedächtnis:
- persönliche Lebensereignisse
- typischerweise durch Raum und Zeit bestimmt
- Abhängigkeit von bestimmter Art von Aufmerksamkeit: = mentale Reise
in Vergangenheit: an spezifischen Moment in persönlicher Vergangenheit
zurückdenken/ bewusst an frühere Episode/ Zustand, wie damals erlebt,
erinnern
- wichtige Funktion: erlaubt Vorhersagen
- sehr flexibel
- Vereinigung von Assoziationen von multiplen Infos verschiedener
Modalitäten in einer Gedächtnisrepräsentation, -> mehrere mögliche
Wege zum Abruf einer Erinnerung
1.2) semantisches Gedächtnis:
= mentales Lexikon (-> Fakten-/ Welt-Wissen)
-> unterschiedliche Theorien, wie beide zusammenhängen (-> Interaktion?, vs.
erst das eine, dann durch Umwandlung das andere?)
- beide Formen (episodisch und semantisch) von Prozessen des medialen
Temporallappens abhängig:
: im medialen Temporallappen: Hippocampus, -> davor Amygdala,
-> darunter, am Hippocampus dranhängend: kortikale Areale: entorhinaler und
perirhinaler Cortex
- Erfassung des expliziten Gedächtnisses durch explizite Gedächtnistests (=
Erfassung des Abrufs einer expliziten Beschreibung aus Gedächtnis), z.B.
Wortpaare/ -listen, Bilder, Geschichten
2) non-deklarativ/ prozedural (= implizit):
- bestimmte Fertigkeiten/ Skills
- nicht sehr gut beschreibbar
- eher nicht bewusst (-> unbewusst/ implizit Wissen erlernen)
-
Langzeitgedächtnis:
− Konsolidierung:
- zwischen Enkodierung und Abruf ist die Konsolidierung = Verfestigung des neu
Gelernten im LZG/ in bestehendes Wissensnetzwerk eingliedern (über Stunden -
Tage), subjektiv nicht bemerkt
- Definition für Nervenzellen im Hippocampus:
„der Prozess beinhaltet ein schnell geformtes und relativ lang anhaltendes
Anwachsen in der Wahrscheinlichkeit, dass postsynaptische Neuronen im
Hippocampus als Reaktion auf Neurotransmitter, die vom präsynaptischen Neuron
abgegeben werden, feuern“;
-> grundsätzliche Idee: Info-Transfer verbessert: bestimmte Zellen sorgen nach
Enkodierung dafür, dass bestimmter Reiz besser/ schneller verarbeitet/ abrufbar
- Hinweise auf Konsolidierung:
nach Erwerb für kurze Zeit Sensitivität der Gedächtnisspur (-> leicht veränderbar) für
amnestische (-> verschlechtern) und promnestische (-> verbessern) Manipulationen,
vs. anschließend relativ unempfindlich (-> kurzes Plastizitätsfenster, -> danach
Gedächtnisspur konsolidiert)
- 2 Formen der Konsolidierung:
1) System-Konsolidierung:
- Prozess, der Gedächtnisrepräsentationen modifiziert/ stärkere Stabilität verleiht
- schrittweise Unabhängigkeit vom Hippocampus/ medialen Temporallappen:
Hippocampus wichtig für neue Enkodierung (am Anfang) und Einleitung der
Konsolidierung, -> aber über Zeit hinweg (Wochen - Monate) wandert
Gedächtnisspur in Neocortex, -> Hippocampus-unabhängiger Abruf
- auf Grund dieser Konsolidierung H.M. fähig, Infos vor OP abzurufen, aber:
zeitlich abgestufte retrograde Amnesie: nur wenige Erinnerungen an Ereignisse
kurz vor OP, je weiter zurück, desto besser Infos abrufbar; -> Beleg für: je älter
Gedächtnisspur, desto unabhängiger vom Hippocampus
- temporaler Gradient der retrograden Amnesie - Studie (Squire, Bayley):
bei Test zu Erinnerungsleistung an vergangene Nachrichten nähern sich Patienten
mit Läsionen im Hippocampus-Bereich mehr und mehr Kontrollgruppe an, je
weiter Ereignisse zurück (je weiter von Läsion) liegen (-> Patienten erinnern sich
am schlechtesten an neueres Material, -> bei Gesunden umgekehrt)
- Kontroversen - Multiple Trace Theory (Alternativtheorie):
für Abruf von episodischen Erinnerungen (-> Zeit und Kontext) Hippocampus
(über gesamte Lebensspanne) immer wichtig, aber nicht für semantisches Wissen
(= auch autobiografisches Wissen (-> Beleg gegen Studie von Squire, Bayley?))
2) synaptische Konsolidierung:
- universelle Eigenschaft von Neuronen: erhöhte Effizienz nach Akquisition (=
Erwerb): wenn Nervenzellen in Lernprozess involviert, -> danach besser,
effektiver, schneller zu erregen
- Langzeitpotenzierung (LTP) - neuronale Ebene:
wenn man Nervenzelle künstlich mit bestimmter Frequenz und Dauer elektrisch
stimuliert, ist Zell-Erregbarkeit anschließend für längere Zeit (bis zu mehrere
Tage) erhöht; -> LTP = elektro-physiologisches neuronales Korrelat von
Lernprozessen;
− Abruf von Vergangenem aus dem episodischen Gedächtnis - was passiert?:
1) Mustervervollständigung und Rekapitulation:
- Enkodierung episodischer Erinnerungen durch Verbinden verschiedener
Stimulus-Eigenschaften (z.B. wo, wann, Gefühl) zu integrierter Repräsentation
- Mustervervollständigung - Mechanismus des Abrufprozesses:
beim Abruf-Prozess kann durch einzelnen Hinweisreiz (= Cue) (z.B. bestimmter
Duft) gesamte Episode (= Muster, welches bei Enkodierung präsent) wieder
hergestellt werden (= Rekapitulation)
-> erfolgreicher episodischer Abruf = Aktivierung des gesamten Musters durch
Hinweisreiz (= mentale Zeitreise)
- verschiedene Regionen involviert: Interaktion zwischen Hippocampus (MTL) (am
Anfang, Info-Integration), lateraler Cortex (verschiedene getrennte Infos
abgespeichert, Hinzufügen von Infos):
- 2 Vorhersagen der Vervollständigungs- und Rekapitulationshypothese:
1) bei Abruf: MTL-Aktivität vor Aktivität im lateralen Cortex
2) ähnliche kortikale Aktivierungsmuster bei Enkodierung wie bei Abruf
2) episodischer Abruf und Frontallappen:
- PFC wichtig für LZG-Leistung
- kein Ort für Speicherung, aber:
a) Hilfe bei Enkodierung
b) Ausblendung von Interferenzen:
- spezifischer Stimulus wird enkodiert und nicht ein anderer
- Interferenz während Abruf als bedeutende Ursache des Vergessens (->
Patienten mit Frontallappen-Läsionen)
c) bedeutsam bei Entwicklung eines Abrufplans, Selektion, Repräsentation von
Hinweisreizen, (-> Such-/ Validierungs-Prozesse)
d) emotionale Erinnerungen (-> Interaktion mit Amygdala)
3) Hinweisreize für Abruf:
- Gelerntes ist im Gehirn gespeichert, -> welche Reize helfen, dies abzurufen?
- Abruf = cue-dependent (= Hinweisreiz-abhängig):
Stimulierung durch externale und internale Hinweise
- context-dependent-Effekt (= kontextabhängiges Erinnern (räumlicher Kontext)):
besserer Abruf, wenn physikalische Umwelt beim Abruf gleich wie bei
Enkodierung (= Enkodierungs-Spezifitäts-Prinzip);
Studie (Baddeley) - externale Hinweisreize vs. Kontextwechsel:
Taucher im Wasser vs. an Land Wortliste lernen (= Enkodierung), -> im Wasser vs.
am Land Abrufen (-> 2x gleicher vs. 2x unterschiedlicher Kontext), -> Ergebnis:
gleicher Kontext hilft beim Abruf
- state-dependent-Effekt (= stimmungs-abhängiges Erinnern (= innerer Kontext)):
Funktion der Stimmung bei Lernen und Abruf: besserer Abruf, wenn internaler
Zustand bei Abruf gleich wie bei Enkodierung
4) Wiedererkennung - Rekollektion und Familiarität - Dual Process-Theory:
- Fähigkeit, Menschen, Objekte, Orte wiederzuerkennen basierend auf 2
getrennten Rekognitions-Prozessen:
1) Rekollektion (= Erinnerung):
- bewusster Abruf spezifischer kontextueller Ereignisdetails einer früheren
Begegnung
- basierend auf gleichem Muster-Vervollständigungs-Mechanismus wie Abruf
episodischer Details
2) Familiarität (= Bekanntheit):
- subjektiver, unspezifischer Sinn, bestimmten Stimulus schon zu kennen
- auf Ähnlichkeit beruhendes Urteil ohne Berücksichtigung von Details
-> Idee: durch unterschiedliche neuronale Netzwerke/ Hirnregionen vermittelt
- vielfältige Hinweise für getrennte Prozesse:
1. auf Verhaltensebene:
bei kognitiven Tests eher Familiaritäts-Urteile bei Aufgaben mit schnellen
Urteilen/ geteilter Aufmerksamkeit, vs. bei mehr Zeit eher Rekollektion
2. Diskussion, ob unterschiedliche Lokalisation beider Prozesse im MTL:
- Postulat der „Dual Process“-Theorien:
Rekollektion: Hippocampus/ MTL (-> Verknüpfung Ort/ Zeit, bewusste
episodische Erinnerung);
Familiarität: angrenzende kortikale Areale (z.B. perirhinaler Cortex (unten am
Hippocampus dranhängend), -> Info erreicht vom ventralen visuellen Strom
im MTL erst perirhinalen Cortex, dann Hippocampus)
3. Remember-Know-Paradigma in Bildgebungsstudien (fMRT):
- Beschreibung Urteilsgrundlage jeder Entscheidung bezüglich
Wiedererkennung:
remember: bewusste Erinnerung an Details;
knowing: Sicherheit, dass Stimulus vertraut ohne Details zu kennen;
-> Remember-Aktivierung andere Aktivierung als Familiarität: Items, die mit
Gefühl einer Rekollektion einhergehen (= bewusste Erinnerung), hatten
Zunahme an hippocampaler Aktivität in beiden Hemisphären:
- Gegenseite: Annahme, dass nicht getrennt vermittelt, sondern nur sehr starke
vs. schwache Gedächtnisspur (-> quantitativer, nicht qualitativer Unterschied)
5) fehlerhaftes Erinnern der Vergangenheit:
1) Tendenzen (Biases):
- in 1930er Jahren Beobachtung von Bartlett:
Geschichte vorgelesen, -> Probanden sollten Geschichte wiedergeben, -> teils
fehlerhaft erinnert: systematische Fehler:
a) Kürzung der Geschichte
b) Elimination ungewohnter Interpretationen
c) Erhöhung Kohärenz/ Konventionalität entsprechend
des eigenen kulturellen Geschichtenerzählens
-> (unbewusster) Einfluss eigener Erwartungen/ Schemata
- Überzeugungs-Tendenz (belief bias):
unbewusster Einfluss von Hintergrundwissen über Welt/ persönlichen
Überzeugungen auf Gedächtnis, -> Umformung des Gedächtnisses, sodass
konsistent mit eigenen Erwartungen
- Konsistenz-Tendenz (consistency bias):
oft resultierend aus fehlerhafter Überzeugung, dass persönliche Einstellungen
über Zeit stabil, -> Selbstkonzept führt zu Beeinflussung der Erinnerungen;
häufig beobachtbar in Beziehungen: Erinnerung an Ausmaß anfänglicher
Freude verzerrt durch Ausmaß aktueller Freude
- rekonstruktives Gedächtnis:
eher Rekonstruktion der Vergangenheit während Abruf anstatt Reproduktion,
-> Rekognitions-/ Konstruktions-Prozess, der durch viele verschiedene
Faktoren beeinflusst
2) Misattribution:
- falsche Zuschreibung einer „Rekollektion“ in Bezug auf Zeitpunkt, Ort,
Person, Quelle
- Auftreten bei Begegnung mit Stimulus, der semantisch/ perzeptuell
vorherigen Stimuli ähnelt, ohne ihm je begegnet zu sein (-> erinnern, dass
gesehen, obwohl nie gesehen)
- DRM-Paradigma (Deese, Roedigerm, McDermott):
Erinnern von Wörtern einer Wortliste (z.B. verschiedene Möbelstücke), ->
ähnliche Wörter erinnert, die nicht auf Liste (-> gebahnt durch Worte
derselben Kategorie)
- neuropsychologische Befunde - MTL genauso wichtig, wie bei echten
Erinnerungen?:
kontrovers diskutiert, aber Hinweis auf Involvierung des MTL: bei
amnestischen Patienten geringere Mengen an falschen Rekognitionen;
jedoch: auch Hinweise, dass bei akkuraten und falschen Rekognitionen
verschiedene Prozesse und Hirnregionen aktiviert/ andere Regionen Rolle
spielen
3) Suggestion:
- falsche Erinnerungen durch Stimulus-Material/ Aufgabe hergestellt
- klassisches Experiment - Loftus:
„Implantierung“ falscher Erinnerungen durch Fragenstellen über Ereignis:
Betrachtung von Dias eines Autounfalls, -> Beeinflussung durch suggestive/
fehlerhafte Fragen, -> Ergebnis: durch Fragen/ Fehlinfos sind Antworten
beeinflussbar
- Hypothese - Misinformations-Effekt:
falsche Überlegung: Überschreibung der während Ereignisses enkodierten
Information durch Misinformation in der Frage;
vs.: andere Überlegung: beide Infos gespeichert, aber Quellenverwirrung/
Misattribution: je nachdem welche Quelle höher gewichtet, -> eine/ andere
Antwort; -> Einfluss von Stärke der eigenen Erinnerung/ Autorität der 2.
Quelle
- Beeinflussung des Gedächtnisses durch Fragen bis zum Implementieren
ganzer Episoden möglich
-> Erinnerungen = Rekonstruktionen, die sich (über Zeit) durch verschiedene
Einflüsse verändern/ neue Infos integrieren (-> falsches Wiedergeben)
− Enkodieren - keine Erinnerung:
- bisher eher Verzerrungen der Erinnerung, aber wie verläuft Vergessen?
- Vergessen = Unfähigkeit, zuvor enkodierte Infos abzurufen
- mögliche Ursachen (schließen sich nicht gegenseitig aus):
a) schlechte initiale Enkodierung (-> gar nicht richtig eingespeichert)
b) post-Enkodierungs-Mechanismen (-> negativer Einfluss auf Konsolidierung)
c) ungünstige Abruf-Bedingungen
1) Herrmann Ebbinghaus:
- Ziel: experimentelle Erforschung des Gedächtnisses
- klassisches Werk: „Memory“: systematische Untersuchung der Veränderung des
Gedächtnisses für enkodierte Stimuli bei Erhöhung des Retentionsintervalls (=
Zeit zwischen Enkodierung und Abruf)
- frühe Vergessens-Theorien: spontaner Zerfall (decay), -> wenig experimentelle
Hinweise
- Experimente mit sich selbst: Material: 2300 sinnlose Silben (-> keine
Assoziationen, sehr standardisiert), -> Frage: wie viel Durchgänge brauche ich, bis
bestimmte Menge von Silben wiedergebbar?
- mit Experimenten bestimmte Gedächtnis-Phänomene beschrieben, die teils
noch heute aktuell:
a) Vergessens-Kurve:
mit sinnlosen Silben und Ersparnismethode gearbeitet:
- Laborversuch:
retroaktive und proaktive Interferenz bei paarigen Stimuli demonstriert, ->
stärker, je ähnlicher altes und neues Lern-Material
VL 19.01.23:
Kapitel 4: Representation and Knowledge in Long-Term Memory (Part 1)
:
-> als letzter Abstraktionsschritt: amodale Symbole: komplett losgelöst von
initialem Wahrnehmungseindruck/ nicht visueller Repräsentation entsprechend
(z.B. auch Sachen, die visuell nicht direkt wahrnehmbar (z.B. süßer Kuchen), ->
Eigenschaftsliste)
- gibt es amodale Repräsentationen im Gehirn?:
+:
mächtige Art, Objekte und deren Beziehung untereinander zu repräsentieren;
Wissen gut möglich aus amodalen Symbolen bestehend/ Wissen gut ableitbar;
gute Implementation von amodalen Symbolen auf Computern;
-:
keine überzeugenden empirischen Hinweise (-> wie Art des Einflusses dieser
Symbole auf visuelle/ motorische Vorstellungen?);
Prozesse/ deren Umsetzung im Gehirn unklar (-> nicht plausibel, dass irgendwo
im Gehirn Switch von modalitätsspezifisch zu amodal (-> wie Umwandelung?))
4) statistische Muster in neuronalen Netzen:
- einzelne Nervenzellen/ Zellverbände durch bestimmte Feuer-Signale/ neuronale
Netze/ statistische Muster (durch 1 und 0 (1 = Aktivität, 0 Aktivität)
zusammengefasst
- größerer Anwendungsbereich als amodales System:
a) natürliche neuronale Interpretation des statistischen Ansatzes/ plausibler
Kandidat für biologische Repräsentation
b) Repräsentation einer Kategorie durch multiple statistische Muster, -> größere
Flexibilität
c) mentale Simulation (etwas vorstellen) = Reaktivierung eines Bildes/ eines
neuronalen Netzwerkes, -> Info-Darbietung durch statistisches Muster
möglich, auch wenn Originalszene nicht mehr präsent (-> Hinweisreiz reicht
aus, um neuronales Netz wieder zu aktivieren)
VL 26.01.23:
Kapitel 4: Representation and Knowledge in Long-Term Memory (Part 2)