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Unterscheidungen
Experiment 1885
Beitrag
- Nachweis, dass auch höhere geistige Funktionen wie das Gedächtnis experimentell
untersucht werden können
- Neue Methode (Reproduktion, Ersparnis)
- Entdeckung grundlegender Prinzipien (Vergessensfunktion, Übungseffekte)
- Unterscheidung zwischen kurzzeitigem und langzeitigem Behalten
Verhaltensorientierte Lernpsychologie
- Dominantes Paradigma der Psychologie in erster Hälfte des 20JH
- Historische Einflüsse
Aristoteles: Prinzipien d. Assoziation (Kontiguität, Ähnlichkeit, Kontrast)
Britischer Empirismus (John Locke; David Hume): Alles Verhalten ist gelernt,
alles Wissen stammt aus der Erfahrung (menschlicher Geist als „tabula rasa“)
Darwins Evolutionstheorie: Gehirn als Produkt der Evolution; Graduelle
Unterschiede zwischen Tier u. Mensch (Homologien zwischen verwandten
Arten)
- Ziele und Methoden:
Suche nach universellen (artübergreifenden) Lerngesetzten
Tierexperimente
Ableitung quantitativer Theorien des Verhaltens
Blank state John Locke
- Alles Wissen stammt aus Erfahrung
- Kinder kommen als unbeschriebenes Blatt auf die Welt (tabula rasa) -> werden durch
Erfahrungen und Lernen geprägt
- Gute Erziehung, unabhängig von Herkunft etc., kann durch Lernen und Anstrengung
die Grenzen und Barrieren ihrer Klassen überwinden
Iwan Pawlow
- Entdecker des bedingten Reflexes und des Klassischen Konditionieren
- Assoziationen zwischen neutralen Reizen und biologisch relevanten Reizen, die
angeborene Reflexe auslösen
Edward Thorndike
- Begründer der Forschung zum instrumentellen Konditionieren
- Gesetz des Effekts
Burrhus Frederick Skinner
- Systematische Erforschung des operanten Konditionierens
- Lernen durch Belohnung und Bestrafung
Bedeutung
- Methodische Beiträge
Experimenteller Ansatz: Systematische Manipulation unabhängiger Variablen
Quantitativer Ansatz: Messung quantitativer Verhaltensparameter (Häufigkeit,
Latenz)
- Wichtige Ergebnisse
Entdeckung grundlegender Gesetzmäßigkeiten des assoziativen Lernens
Evolutionspsychologischer Ansatz: Annahme von Homologien zwischen Arten
und Übertragbarkeit tierexperimenteller Befunde auf den Menschen
Erklärungen alltäglicher und klinischer Phänomene: Gewohnheitsbildung,
Phobien, Wirkung von Belohnung vs. Bestrafung u.a.
- Praktische Anwendungen: Grundlage verhaltenstherapeutischer Interventionen (Z.B.
Reizkonfrontation, systematische Desensibilisierung)
Radikaler Behaviorimus
- Nur beobachtbare Entitäten seien wissenschaftlich zulässig
- Psychologie solle sich auf Analyse von Beziehungen zwischen beobachtbaren Reizen
und Reaktionen beschränken
- Alles Verhalten beruht auf erlernten Assoziationen zwischen Reizen und Reaktion
- Nicht beobachtbare geistige Vorgänge (Gedanken, Vorstellungen, Absichten) sind
überflüssig für die Erklärung von Verhalten
Kritik
- Beschränkung auf beobachtbare Reize und Reaktionen und Ablehnung theoretischer
Begriffe für nicht direkt beobachtbare Entitäten ist wissenschaftlich unfruchtbar (vgl.
„Gen“; „Superstring“)
- Annahme kognitiver Prozesse (Speicherung, Verarbeitung, Abruf von Information)
bietet bessere Erklärungen von Gedächtnisleistungen und den zugrundeliegenden
Mechanismen
Neo-Behaviorismus Edward Tolman
Lebewesen lernen und erwerben Wissen über ihre Umwelt auch, wenn sie nicht direkt dafür
belohnt werden
Latentes Lernen:
- Wenn Ratten ein Labyrinth explorieren, erwerben sie eine Repräsentation (“kognitive
Karte”) der räumlichen Struktur, ohne dass sie dafür verstärkt werden
- Belohnung ist nicht notwendig für das Lernen, sondern bestimmt, ob das erworbene
Wissen im Verhalten gezeigt wird (z.B. wenn eine Ratte im Labyrinth zu einem Ort
geht, an dem sie Futter erhält)
Akzeptiert, dass psychologische Theorien Bezug auf nicht direkt beobachtbare innere
Repräsentationen (cogntitive maps) nehmen
Kognitive Revolution
- 1950er Jahre: Wachsende Unzufriedenheit mit Beschränkungen des radikalen
Behaviorismus
- Einfluss von kognitiver Linguistik, Informationstheorie, früher Forschung zur
Künstlichen Intelligenz auf die Psychologie
Chomskys Kritik an Skinners Assoziationismus
Annahme mentaler Repräsentationen und Regelsysteme
Kognitive Prozesse als Informationsverarbeitung
- Informationsverarbeitungsansatz und kognitive Psychologie
Miller (1957): Kurzzeitgedächtniskapazität
Broadbent (1958): Filtertheorie der Aufmerksamkeit
Neisser (1967): Erste Monographie “Cognitive Psychology“
Bower & Anderson (1973): „Human associative memory“
Kognition als Informationsverarbeitung
• Verhalten beruht auf mentalen Repräsentationen und Wissenschaftsstrukturen
• Computermetapher
o Kognition= Software (mentale Algorithmen)
o Gehirn = Hardware (neuronale Implementierung)
- Experimentelle Methode
• Untersuchung kognitiver Leistungen unter kontrollierten Bedingungen
• Rückschluss von Verhaltensparametern (Reaktionszeiten, Fehler) auf mentale
Prozesse
- Funktionale Dekomposition
• Zerlegung kognitiver Leistungen in Subsysteme und Verarbeitungsstufen
- Zentrale Forschungsfragen
• Welche Information wird aus dem Wahrnehmungsinput ausgewählt und
weiterverarbeitet
• Wie wird Info repräsentiert
• Was sind Verarbeitungsstufen der Reizverarbeitung und Reaktionsauswahl
• Wie sind diese Stufen organisiert
Neurowissenschaftliche Gedächtnisforschung
Klinische und kognitive Neurophysiologie
- Untersuchung hirngeschädigter Patienten
- Patient H.M.: Entfernung des medialen Temporallappens -> Verlust Fähigkeit, neue
Ereignisse zu behalten
Messung metabolischer Korrelate neuronaler Prozesse
- fMRT
- Messung des Anteils oxygeneriertem und desoxygeneriertem Hämoglobin in
bestimmten Hirnregionen
Untersuchung auf zellulärer Ebene
- Meeresschnecke Aplysia als Modellorganismus: Entschlüsselung der molekularen
Mechanismen, die lernabhängigen Veränderungen der Effektivität von Synapsen
zugrunde liegen
Komputationale Modellierung neuronaler Netze
- 1986: Landmark book
- Aktuelle Forschung: deep learning netwoks
Varianten
Lidschlagkonditionierung
- Schwacher Luftstoß (US) aufs Auge löst Lidschlußreaktion (UR) aus
- Nach einigen Paarungen des Luftstoßes mit einem Ton (CS) löst Ton allein den Lidschluß (CR)
Furchtkonditionierung
- Prozedur
Phase 1: Ratte trainiert Hebel zu drücken, um Futter zu bekommen
Phase 2: CS (2min Ton) gefolgt von US (leichter Stromschlag)
Phase 3: CS ohne Schock
- Konditionierung emotionaler Reaktion: Unterdrückung (Suppression) des
aktuellen Verhaltens
- Suppressionsrate = (Reaktion während CS) / Reaktion während CS + Basisrate)
Grundlegende Phänomene
Akquisition, Extinktion, Spontanerholung
Extinktion = Reduktion einer konditionierten Reaktion auf einen Stimulus als Folge davon, dass der
Stimulus nicht länger mit dem US gepaart wird
Spontanerholung
- Inhibition
Während der Extinktion wird eine inhibitorische Assoziation (CS-> -US) aufgebaut
Inhibitorische Assoziation zerfalle schneller als exitatorische CS-US-Assoziation
- Selektive Aufmerksamkeit
In Extinktionsphase lernt Lebewesen, dem CS keine Aufmerksamkeit mehr zu
schenken
Nach längerer Pause erregt CS für kurze Zeit wieder Aufmerksamkeit
- Ambiguität und Kontextabhängigkeit
CS wird ambiger Reiz, der sowohl mit AN- und Abwesenheit des US assoziiert ist
Ob CS die CR auslöst oder nicht, hängt vom Kontext ab
- Weitere Evidenz, dass Extinktion nicht zur Auslöschung der CS-US-Assoziation führt
Disinhibition
Rekonditionierung
Kontextabhängige Erneuerung (renewal)
Reinstatement
Disinhibtion, Rekonditionierung, Renewal, Reinstatement
Disinhibition
- Neue Paarung mit neutralen Stimulus nach Extinktion der CS, löst er die CR
wieder aus
Gegen Annahme, dass CS-US-Assoziation während der Extinktion
ausgelöscht wurde
Spricht dafür, dass Lebewesen während der Extinktion lernt, dem CS keine
Aufmerksamkeit mehr zu zuwenden
Rekonditionierung
- Wird nach Extinktion der CS erneut mit dem US gepaart, wird die CR
schneller erworben als bei der ursprünglichen Konditionierung
Spricht gegen die Annahme, dass die CS-USAssoziation während der
Extinktion ausgelöscht wurde
Schlussfolgerungen
- Extinktion =/ Auslöschung gelernter Assoziationen
- Möglicher Erklärungen
Aufbau neuer Assoziation (CS -> -US)
Hemmung der alten CS-US-Assoziation
- Anwendung Alltag
erklärt, warum konditionierte Furchtreaktionen nach Extinktion wieder
auftauchen können (z.B. unter Stress)
erklärt, warum es zu Rückfall bei Substanzabhängigkeit kommen kann
- neuronale Mechanismen
orbitofrontaler Kortex an Hemmung konditionierter Furchtreaktion beteiligt
hippokampales System ist an kontextabhängiger Konditionierung beteiligt
3. Neuronale Grundlagen von Belohnung und Verstärkung