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VL 1 – Lernen I
Anforderungen an Lehrkräfte
• Lehrkräfte sind Fachleute für Lehren und Lernen
• üben Erziehungsaufgaben in Zusammenarbeit mit Eltern aus
• üben Beurteilungs- und Beratungsaufgaben aus
• entwickeln ihre Kompetenzen ständig weiter
• beteiligen sich an der Schulentwicklung
1)Es kann eine angenehme Konsequenz auf ein Verhalten folgen: Lob, ein
Lächeln, ein Geschenk, Aufmerksamkeit….Wichtig: Es muss von der
empfangenden Person wirklich als angenehm empfunden werden. Dies erhöht
die Wahrscheinlichkeit, dass das entsprechende Verhalten öfters gezeigt wird.
2)Es erfolgt eine unangenehme Konsequenz. Es wird geschimpft, eine Extra-
Arbeit muss gemacht werden…Dies verringert, zumindest theoretisch, die
Auftretenshäufigkeit eines Verhaltens.
3) Auf ein Verhalten folgt als Konsequenz, dass etwas Angenehmes entzogen
wird, z.B. eine Verabredung, Medienzeit, ein Ausflug.
4) Etwas Unangenehmes wird als Konsequenz eines Verhaltens weggenommen,
z.B. ein Geräusch nach dem Anschnallen…
Verstärker(pläne)
Verstärker = Konsequenz, die Häufigkeit eines Verhaltens erhöhen
- Können materiell, sozial, aktivitätsbezogen, informativ sein
- Wirkung, nur wenn Verstärker motivationsäquivalent sind (Wenn jemand z.B. satt ist, wird der Verstärke „Eis essen gehen“ nicht besonders
wirksam sein – der Verstärker passt dann nicht zu den momentanen Bedürfnissen. Auch ein gut gemeintes Lob der Lehrkraft, muss nicht als
positiv vom Schüler aufgenommen werden, wenn z.B. ein Vergleich zu anderen Schüler/innen dabei ist, womit der/die gelobte Schüler/in
sich nicht wohlfühlt. Auch bei negativen Verstärkern gilt das: Wenn ein Tadel der Lehrkraft dazu führt, dass Schüler/in Anerkennung von
den Mitschüler/innen erhält und dies als positiv empfindet, dann war der Verstärker nicht motivationsäquivalent.)
Verstärkerpläne = Wie werden Verstärker dargeboten?
1. Kontinuierlich: immer, wenn gewünschtes Verhalten gezeigt wird → in Anfangsphase sinnvoll, rasches Lernen, aber auch rasche Lösung
2. Intermittierend: es wird nach jedem Verhalten verstärkt
→ Für die Darbietung von Verstärkern gilt:
- In der Aufbauphase von wünschenswertem Verhalten sollte jedes Verhalten belohnt werden.
- Anschließend kann auch unregelmäßig verstärkt werden, was sehr wirkungsvoll sein kann. Im Positiven wie im Negativen: Ein Kind, das ab und zu
Erfolg hat mit seiner Bitte nach Süßigkeiten an der Supermarktkasse, wird über einen sehr langen Zeitraum nach Süßigkeiten fragen.
2) sozial-kognitiv: Beobachtungslernen
Das klassische Konditionieren und das operante Konditionieren können das Auftreten vieler Verhaltensweisen erklären. Sie sind - auch auf der Verhaltensebene -
aber nicht die einzigen Lernprinzipien geblieben. Im Zuge der kognitiven Wende der Psychologie gelangten innere kognitive Prozesse in den Fokus
(1960/1970er) des Interesses. Pionierarbeit leistete hier der kanadische Psychologe Albert Bandura in Bezug auf die Bedeutung sozialer Faktoren beim Lernen. Er
entdeckte das sognannte Beobachtungslernen oder Lernen am Modell. Demzufolge lernen wir Menschen insbesondere auch durch die Beobachtung anderer
und müssen nicht alles direkt selbst erfahren. Klassische Ausgangsbeispiele sind z.B. Schwimmen lernen oder giftige Nahrung erkennen etc.“ (aus: Dorsch,
2018). Wir lernen vor allem auch durch die Beobachtung von Eltern, Lehrkräften, Geschwistern und Mitschülern.
Grundannahmen von Bandura:
- Nicht nur die Umwelt direkt, sondern auch die Wahrnehmung der Umwelt ist wichtig
- Lernen kann nicht nur in beobachtbarem Verhalten stattfinden, sondern auch in der Veränderung von Kognition
- Verstärkung muss nicht direkt erfahren werden, kann auch beobachtet werden.
Bobo Puppe → Das Verhalten einer Modellperson wird beobachtet. Durch die Beobachtung wird das Potential für die Ausführung des Verhaltens erworben. Wird
das Modell belohnt, erhöht das die Auftretenshäufigkeit (=stellvertretende Belohnung)
Experiment: Ergebnis
Kinder der Gruppe a) und c) zeigten mehr aggressives Verhalten als Kinder der Gruppe b)
Nachfolgend bekamen alle Belohnung für jede erinnerte Szene. Im Anschluss alle vergleichbar im Verhalten.
Unmittelbare Verstärkung ist nicht unbedingt erforderlich.
Unterscheidung zwischen Aneignung und Ausführung des Verhaltens.
Modelle wirken
▪ wenn sie ähnlich sind,
▪ wenn sie positiv gesehen werden,
▪ wenn das Verhalten der Person machbar erscheint.
Pädagogische Verhaltensmodifikation
Definition: systematische Methode zur Analyse & Behandlung von Problemverhalten in der Schule
Wichtige Komponenten:
a. Verhaltensbeobachtung und Modifikationsplanung
b. Techniken zur Erhöhung der Verhaltensstärke
c. Techniken der Reduzierung von Verhalten
d. Tokensysteme in der Schule
Nur wenn Störverhalten in bestimmter Weise gelernt ist, können Verfahren zum Umlernen eingesetzt werden (mangelnder IQ nicht möglich).
Aufgrund von Verhaltensbeobachtung werden
• Ist-Zustand ermittelt
• Ziele festgelegt
• Verstärker erkannt
• Modifikationstechniken ausgewählt und umgesetzt
• die Modifikation bewertet.
→ Ganz wichtig ist eine systematische (wenn es geht, objektive, d.h. auch durch eine andere Person) Beobachtung des störendenden Verhaltens: Wie häufig ist es
eigentlich, wie oft tritt es auf, wie tritt es auf? Können wir Rückschlüsse auf typische Situationen ziehen.
Wichtig: Ist die Beobachtung vorurteilsfrei? Sind die Normen angemessen, z.B. können die Grundschüler in der ersten Klassen lange ruhig sitzen? Muss es immer
still sein?
Erhöhung der Verhaltensstärke
1) Positive Verstärkung: Vom Schüler ausgeführtes gewünschtes Verhalten wird positiv verstärkt.
2) Selbstregulation: Schüler lernen, ihr Verhalten selbst zu beobachten und zu regulieren, indem Verstärker für angemessenes Verhalten festgelegt
werden.
3) Kontingenzverträge: Übereinkommen zwischen Lehrer und Schüler, demzufolge der Lehrer den Schüler mit einem besonderen Ereignis belohnt, sofern
der Schüler ein bestimmtes Ziel erreicht.
4) Modell-Lernen: Schüler imitieren das Verhalten positiv bewerteter anderer Personen – Mitschüler/Lehrer als Modell
Techniken zur Reduzierung der Verhaltensstärken
1) Löschung, d.h. kontingentes Zurückhalten von Verstärkung für eine ehemals verstärkte Verhaltensweise
2) Kombination mit anderen Techniken
− Positive Verstärker für alternatives Verhalten des Schülers
− Verstärkung alternativen Verhaltens eines Modells
3) Prinzip der Folgekosten = klares Regelwerk
Der Haupteffekt von Löschung ist die allmähliche Reduzierung der Intensität der (ehemals verstärkten) Verhaltensweisen (Beispiel: “Geräuschvolles Melden” von
Schülern soll reduziert werden; Lehrer reagiert durch Nichtbeachtung).
Zu 3) Kosten, die bestimmte Verhaltensweisen haben, müssen klar und transparent sein. Sie dürfen nicht ad hoc in einer Situation eingeführt werden.
Tokensysteme in der Schule
Tokens = generalisierter Verstärker
können Papier-(Spiel-)Geld, Goldsterne, Wertmarken, etc. sein.
Sie haben keinen Wert an sich, sondern ihr Wert besteht in dem, was man mit ihnen eintauschen kann (sekundäre Verstärker).
Tokensysteme haben folgende Vorteile:
a) Tokens erlangen Verstärkerwirkung durch Assoziation mit einer Vielzahl von Verstärkern.
b) Tokens sind ökonomisch einsetzbar.
c) kaum Sättigung
Ich habe ein neues Punktesystem in meiner Klasse eingeführt. Jeder Schüler bekommt pro Tag drei Punkte in Form von Magneten an der Wand. Für jeden
Regelverstoß wird ein Punkt abgezogen. Wenn alle Punkte weg sind, gibt's Zusatzhausaufgaben.
Jeden Tag schreibe ich die verbliebenen Punkte pro Schüler auf eine Karte (für jeden S gibt's eine eigene). Wenn ein Schüler 20 Punkte angesammelt hat, darf er
sich bei einer "Klassenkonferenz" am Freitag (letzte Unterrichtsstunde) aus der Schatzkiste etwas aussuchen.
Bei mir ist die Schatzkiste mit Kleinigkeiten (Nützliches und Firlefanz) gefüllt.
Grundregeln für die Anwendung
1) Regeln für die Vergabe müssen von allen akzeptiert werden, einfach und klar sein
2) Verhalten muss klar beschrieben sein
3) Verstärker müssen für Kinder auch attraktiv sei
4) Nur am Anfang sollte die Möglichkeit bestehen, Token schon nach kurzer Zeit in Primärverstärker umzutauschen. Da die Token mit der Zeit selbst zu
Sekundärverstärkern werden, können später längere Umtausch-Intervalle gewählt werden.
5) Um das System für den Lehrer ökonomischer werden zu lassen, können Gruppenkontingenzen eingeführt werden. Hierbei wird die Schülergruppe als
Einheit betrachtet; es werden entweder alle Gruppenmitglieder verstärkt oder überhaupt kein Mitglied.
6) Anwendbar vor allem bei jüngeren Klassen
Kritik: Kinder dann nur noch bestimmte Verhaltensweisen zeigen, wenn sie eine Verstärkung/Belohnung dafür erwarten.
Aber: Gerade bei jüngeren Kindern ist ein gut überlegtes, transparentes Belohnungssystem wirkungsvoll.
Zusammenfassung
• Lernen als eine dauerhaft Veränderung im Verhalten und/oder Wissen aufgrund von Erfahrung
• Drei zentrale auf das Verhalten konzentrierte Lernprinzipien
− Klassisches Konditionieren: Es wird die Assoziation von zwei Reizen gelernt
− Operantes Konditionieren: die positiven oder negativen Konsequenzen eines bestimmten Verhaltens erhöhen bzw. verringern die
Auftretenswahrscheinlichkeit dieses Verhaltens
− Beobachtungslernen: Verhalten ändert sich auch durch die Beobachtung anderer. Konsequenzen für Verhalten müssen nicht
selbst erlebt werden, auch beobachtete Konsequenzen können das eigene Verhalten ändern
→ Belohnungssystemen in der Schule basieren auf den Prinzipien des Operanten Konditionierens und des Beobachtungslernens
VL 2 - Lernen II
1.Wie funktioniert das
Gedächtnis?
− Sensorischer Speicher
− Arbeitsgedächtnis
− Langzeitgedächtnis
2.Wissenserwerb in der Schule
− Prozesse erfolgreicher Informationsverarbeitung
− Lernstrategien
Langzeitgedächtnis ist der Ort der „strukturierten Aufbewahrung“. Es hat prinzipiell eine unbegrenzte Kapazität und Haltbarkeit. Man kann sich das
Langzeitgedächtnis wie eine riesige Bibliothek vorstellen, in der das Wissen in Netzwerken gespeichert ist. Dabei wird das LZ noch weiter differenziert nach der
Art der Inhalte, die gespeichert sind. So sind im episodischen Gedächtnis unsere persönlichen Erfahrungen (wo habe ich meine Kindheit verbracht?) gespeichert,
es sind Erlebnisse und Dinge, die wir gesehen und gehört haben. Der semantische Speicher enthält unser (schulisch/akademisch) erlerntes Wissen, die Fakten,
Konzepte und Prinzipien, es wird auch oft als das „was“ des Wissens bezeichnet. Das prozedurale Gedächtnis enthält Wissen über Prozeduren und Fertigkeiten
(z. B. Fahrradfahren), das meistens nicht verbalisiert werden kann. Episodisches und semantisches Gedächtnis werden häufig unter dem Begriff deklaratives
Gedächtnis zusammengefasst, während das prozedurale Gedächtnis nicht deklarativ ist.
→Die Informationen im AG in Wissen umzuwandeln und mit den bisherigen Wissensbeständen im Langzeitgedächtnis zu verknüpfen ist das Ziel jedes
beabsichtigten Lernprozesses.
Prozesse erfolgreicher Infoverarbeitung Selegieren: Infos ausgewählt, Aufmerksamkeit wird ihnen zugewendet → zentrale Aspekte
auswählen
ohne Aufmerksamkeit auf die zentralen Aspekte findet kein Lernen statt.
Interpretieren: Wichtig: für Lernprozesse muss das Vorwissen aktiviert werden, damit die
einkommenden Reize interpretiert werden können – das findet nicht automatisch statt,
sondern muss gelenkt werden.
Damit die Information vom AG ins Langzeitgedächtnis → Prozesse = eigentliche Lernen
Organisieren: Infos müssen organisiert, in Einheiten geteilt werden, sie bekommen eine
Strukturierung (z.B. wichtige Dinge unterstreichen, ein Schaubild erstellen).
Elaborieren: neue Infos werden mit altem Wissen, das bereits im Langzeitgedächtnis ist,
verbunden. Aktivitäten: eigene Bsp. überlegen, Analogien ziehen, etwas in eigene Worte fassen
Stärken: Die Verbindungen im Langzeitgedächtnis müssen gestärkt → Wiederholung & Übung
Generieren: durch Lernen können ganz neue Schemata im Langzeitgedächtnis erworben werden,
wenn deutlich wird, dass das neue Wissen nicht in die vorhandenen Schemata passt.
Modell des Arbeitsgedächtnis (modifiziert nach Baddeley)
Differenziertere Struktur des Arbeitsgedächtnis
→ besteht aus 3 Speichern und einer Steuerung (zentrale Exekutive)
Wichtig: getrennte Verarbeitung von visuell-räumlichen Strukturen
& sprachlichen Strukturen (phonologische Schleife)
Infos, die wir aufnehmen sind in Konkurrenz zueinander -> d.h
wenn sie etwas hören & lesen kann das schlechter verarbeitet
werden als wenn sie etw. hören und ein Bild vor sich haben
Phonologische Schleife = alles was sie hören & lesen → lesen wird
erst umkodiert in etw. akustisches (Umkodierung für Lese-
Rechtschreibschwäche → können sie nur 2 sek. halten und können
das nicht verarbeiten → haben dann schon vergessen, was sie am
Anfang gelesen haben)
Zentrale Exekutive: Steuerungsmechanismus & Aufmerksamkeit
gesteuert →komplexere Lernprozesse, Reaktionstendenzen werden
gehemmt (ADHS → haben da Schwierigkeiten)
Die artikulatorischen/phonologische Schleife ist ein Hilfssystem zur Memorierung phonologischer und verbaler Infos, die gelesen und gehört wurden.
Gesprochenes/Gehörtes geht direkt in die passive Schleife, dort erfolgt die Lautspeicherung. Gelesenes muss phonologisch umkodiert werden. In der phonologischen
Schleife können so viele Infos gehalten werden, wie in einer best. Zeitspanne (1,5–2,0 s) memorierbar sind, d. h. der Umfang ist nicht auf die Gedächtnisspanne von
7 (± 2) Items beschränkt, sondern abhängig von der Aufnahmegeschwindigkeit. Einer der wichtigsten Belege hierfür ist der sog. Wortlängeneffekt (kürzere Wörter
werden besser erinnert als längere). Durch den subvokaler artikulatorischer Kontrollprozess, kann durch eine Art inneres Sprechen erreichen, dass die Infos länger
als 2 Sekunden im phonetischen Speicher bleibt und dass visuell gebotene Information phonetisch umkodiert wird.
Der visuell-räumliche Notizblock ist für die Memorierung von Bildern verantwortlich. Die zentrale Exekutive kontrolliert und integriert die beiden Hilfssysteme,
indem sie Informationen und Aufmerksamkeit gezielt verteilt. Sie beinhaltet einen Übergangsspeicher, der benötigt wird, um Entscheidungen bzgl. der Kontrolle
der Hilfssysteme zu treffen. Sie richtet die Aufmerksamkeit auf zentrale Infos, verteilt Aufmerksamkeit bei mehreren Zielen, entscheidet, wann zwischen Aufgaben
gewechselt werden muss, ist die Schnittstelle zum Langzeitgedächtnis
Im Arbeitsgedächtnis konkurrieren nur verbal-akustisch Infos mit verbal-akustisch und visuell-räumlich mit visuell-räumlich
Erhöhung der Kapazität durch
- Reharsal: Wiederholung während des Einprägens
- Chunking: Gruppierung der Einzelreize
Serielle Positionseffekte
• Primacy-Effekt: Wörter zu Beginn der Liste werden besonders gut erinnert. (Übertragung in LZG durch rehearsal)
• Recency-Effekt: Wörter am Ende der Liste werden besonders gut erinnert. (Verfügbarkeit im KZG)
Übergang ins Langzeitgedächtnis
• Wiederholung eines Lerninhaltes führt zu seiner dauerhaften Abspeicherung
• Elaboration: gelingt besser bei „tiefer“ und „reichhaltiger“ Kodierung der Information im Arbeitsgedächtnis
• Isolierungseffekt: Wenn ein Element aus einer Merkreihe besonders heraussticht (z. B. ein Buchstabe in einer Zahlenreihe), wird es besser behalten.
Freie Reproduktion (free recall) → Wie heißt der Bundespräsident?
Wiedererkennen (cued recall) → Heißt der Bundespräsident Christian Wulff, Joachim Gauck oder Frank-Walter Steinmeier?
Fazit I
• Gedächtnisprozesse: Enkodierung, Speicherung, Abruf
• Drei-Speicher-Modell:
Sensorisches Gedächtnis, Arbeitsgedächtnis und Langzeitgedächtnis
• Arbeitsgedächtnis mit beschränkter Kapazität (Rehersal & Chunking; Primacy &
Recency-Effekte)
• Struktur des Langzeitgedächtnis als semantisches Netzwerk
• Wiederholung und tiefe Verarbeitung erleichtern Abruf des Wissens
• Stetige Verbesserung der Gedächtnisleistung von der Kindheit bis in die Jugend
• Keine Abnahme der Gedächtnisleistung über die Lebensspanne bei Informationen, die
an Vorwissen andocken können
Damit der Lernprozess erfolgreich ist und wir langfristiges Wissen aufbauen können, laufen die schon im ersten Teil beschriebenen Prozesse ab. Hier sehen sie diese
noch einmal mit noch mehr Beispielen, wie man diese Prozesse anregen und unterstützen kann.
Selegieren: Lernen sollen wichtige Informationen auswählen (kann schon auf Ebene des sensorischen Speichers stattfinden) und im Arbeitsgedächtnis
weiterverarbeiten. für Qualität wichtig, dass die zentralen Dinge ausgewählt werden und dass die Aufmerksamkeit gezielt darauf gelenkt wird. Dies kann man
unterstützen, in dem die Information einen Bezug zum Adressaten hat, dass das wichtige hervorgeben wird, das etwas überraschendes auftaucht.
Interpretieren: wir interpretieren einkommende und brauchen ein aktiviertes Vorwissen. Es wird nicht immer automatisch aktiviert, muss oft aktiv von Lehrkraft
gelenkt werden. Was wissen die Adressaten bereits? Was haben sie für eine Meinung zu einem bestimmten Thema?
Organisieren: Lernen sollten sich Zusammenhänge zwischen einzelnen Informationen bewusst machen. Zentrale Aussagen anstreichen, Was ist über- und
untergeordnet; Schaubild machen bzw. machen lassen
Elaborieren: diese Funktion bezieht sich darauf, dass neue Information mit vorhandenem Vorwissen in Verbindung gebracht wird. Kann altes Wissen, aber auch
Alltagserfahrung sein. Aktivitäten: eigene Beispiele überlegen, Analogien ziehen, etwas in eigene Worte fassen oder etwas kritisch vor dem Hintergrund eigenen
Vorwissens bewerten.
Stärken: gleich, ob im Kontext eines einfachen Wiederholens, oder bei Anspruchsvolleren Lerninhalten. Assoziationen stärken, kann auch zu Automatisierung
führen – Beispiel Rechnen Erstklässler
Generieren: durch Lernen wird neues Wissen geschaffen. Z.B. wirkliches verstehen beim Lesen erfordert auch Interferenzen, es werden neue Schemata (z.B. aus
mehreren Beispielen) gebildet
Je jünger die Lernenden und je geriner das Vorwissen, desto starker müssen diese Prozesse gelenkt und unterstützt warden!
→ B und C waren A deutlich überlegen.
Was erleichtert den Erwerb von Wissen?
Unterschied zwischen B und C marginal
a) Notizen der VL anschauen
→ Anregung produktiver kognitiver Prozesse
b) Eigene Zusammenfassung schreiben
c) Auf Basis der Notizen Fragen generieren
Lernstrategien
Als Lernstrategien bezeichnet man mental repräsentierte, situationsübergreifende Schemata oder Handlungspläne zur Steuerung des eigenen Lernverhaltens, die
sich aus einzelnen Handlungssequenzen zusammensetzen und situationsspezifisch abrufbar sind.
Kognitive Strategien:
Wiederholung: Memorieren, Schlüsselwortmethode, Wort und Bild verwenden – funktioniert besser wegen der getrennten Verarbeitung im Arbeitsgedächtnis
Organisation: Was ist wichtig? Was sind die Hauptpunkte? Wie stehen die Inhalte zueinander im Verhältnis?
Elaborieren: einen (Sinn) konstruieren, auf andere Kontexte übertragen
Ressourcenmanagement:
wie gestalte ich meinen Tag, meine Umgebung, wie schotte ich mich auch von konkurrierenden Angeboten ab?
Intern: Anstrengung, Aufmerksamkeit, Zeiteinsatz planen und investieren
Extern: Lernumgebung, Kooperation, Medien gestalten
Metakognitiv:
Je höher der Anspruch, desto eher kommen kognitiven Strategien an ihre Grenzen
Wichtig: Steuerung und Kontrolle der Kognitiven Strategien
(wie will ich vorgehen, wie viel Zeit habe ich? Was ist mein Ziel? Wie erreiche ich das Ziel? Wie weit bin ich gekommen? Habe ich mein Ziel erreicht? Was muss
ich ändern in meinem Vorgehen?
Er visualisiert die wichtigsten Ideen eines Textes durch Begriffsnetze, wichtige Passagen fasst er in eigenen Worten zusammen. Zu allgemeinen Aussagen denkt er
sich Beispiele aus oder er kramt in seinen persönlichen Erinnerungen, ob er Ähnliches schon erlebt hat. Um sich selbst zu testen, was er verstanden und behalten
hat, versucht er nach ein paar Tagen die wesentlichen Begriffe und Ideen aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren. Zum Glück sind seine Notizen und Mitschriften
aus den Vorlesungen ziemlich ausführlich und stellen für ihn eine große Hilfe dar, auf die er immer zurückgreift.
Lernstrategien: Erwerb
Lernstrategien werden selten zufällig oder beiläufig erworben. Es ist Arbeit die Lernstrategien zu
erwerben. Das merken sicherlich auch gerade viele Kinder, die zu Hause ihre Aufgaben alleine
bewältigen müssen.
Ein differenziertes Repertoire kann man erst mit 15-16 Jahren (vor allem, komplexe und
metakognitive) erwarten. Simple Behaltensstrategien (Vokabeln und das 1*1 lernen) auch schon im
Grundschulalter möglich. Sollte aber auch hier angeleitet werden. Dabei gibt es einen verschiedene
Phasen bzw. Schwierigkeiten, die beim Erwerb der Strategien durchlaufen werden können:
Wissenschaftstheorie & Erkenntnistheorie → spezifizieren, wie Theorien entstehen, welche Kriterien erfüllbar sein müssen & wie sie sich überprüfen lassen
Moderne Psychologie = empirische Studien (Messinstrumente reale Phänomene zu beschreiben, mit Daten gestützt) → Schnittbereich Sozial-, Geistes- &
Naturwissenschaft
Empirische Forschungsmethoden & Statistik (Wie man sie durchführt & Daten auswerten)
Empirische Forschungsmethoden
Vorgehen in der empirischen Forschung Warum benötigen angehende Lehrkräfte Grundkenntnisse über
Experimentelle Forschungsstrategien pädagogisch-psychologische Forschungsmethoden?
Nicht-experimentelle Forschung a) Um selbstständig psychologische Fachtexte lesen und
Statistik verstehen zu können.
Statistik bei experimentellen Studien b) Um aktuelle Schulleistungsstudien wie VERA, TIMSS oder
Statistik bei quasi-experimentellen Studien PISA besser verstehen zu können.
Statistik bei Korrelationsstudien c) Um eventuell mal selbst kleinere Projekte durchführen zu
Statistik bei Längsschnittstudien können.
Meta-Analyse
Vorgehen in empirischer Forschung
1. Theorie → Literaturrechereche, Stand der Forschung
2. Ableitung der Fragestellung → Formulierung der inhaltlichen & statistischen Hypothesen
3. Planung der Untersuchung
4. Durchführung der Untersuchung
5. Auswertung der Daten
6. Interpretation der Ergebnisse
Formulierung von Hypothesen:
Aufstellen eines Hypothesenpaares: Null- vs. Alternativhypothese
- Alternativhypothese (H1): „Innovative Aussage“, postuliert Effekte, Unterschiede, Zusammenhänge
„Kooperatives Lernen (KL) bringt einen höheren Lernzuwachs als individuelles Lernen (IL)“
Statistisch formuliert: Der Mittelwert der Leistungen der Gruppe, die kooperativ lernt, ist größer als der Mittelwert der Gruppe, die individuell lernt (MKL > MIL).
- Nullhypothese (H0): Komplementäre Aussage zur Alternativhypothese (nicht nur das Gegenteil)
„Kooperatives Lernen bringt keinen höheren Lernzuwachs als individuelles Lernen“
Statistisch formuliert: Mittelwert der Leistungen d. Gruppe, die kooperativ lernt, ist nicht größer als der Mittelwert der Gruppe, die individuell lernt. (MKL </= MIL)
Aufgrund der erhobene Daten wird dann mit Methode der schließenden Statistik entschieden, ob Nullhypothese beibehalten wird oder nicht
Statistik bei Korrelationsstudien (Zusammenhang zwischen 2 Variablen untersucht → z.B. Lesemotivation & Lesekompetenz)
Korrelationskoeffizient
• Der Korrelationskoeffizient r drückt die Stärke des linearen Zusammenhangs zwischen zwei Maßen aus.
• Er kann theoretisch zwischen –1 und +1 schwanken.
• Zusammenhang von r = +1 das eine Maß lässt sich exakt durch andere vorhersagen, und zwar, je höher Werte in Maß A, desto höher Werte in Maß B.
• Koeffizient von r = -1 beschreibt ebenfalls perfekten linearen Zusammenhang, allerdings gehen jetzt mit kleineren Werten auf A größere auf B einher.
• Bei einem Zusammenhang von r = 0 sind beide Maße voneinander linear unabhängig.
å (x - x )( yi - y )
Mittelwert in der gesamten Gruppe (Abweichung der
i einzelnen Personen vom Mittelwert) wird multipliziert mit
rXY = i =1
n n den y Wert
(xi - x )2 × å ( yi - y )2
Berechnung des Korrelationskoeffizienten
Visuelle Beurteilung genügt nicht, wir brauchen eine Maßzahl. å → summiert von sämtlichen Personen
i =1 i =1 d.h. Zähler wird umso größer, wenn die Abweichung der
Der Korrelationskoeffizient ist eine solche normierte Maßzahl.
Einzelwerte vom Mittelwert
Der Korrelationskoeffizient ist ein deskriptives Maß und eine statistische Prüfgröße.
r Wert wird größer, wenn die Sachen überm Bruchstrich
Statistik bei Korrelationsstudien
abweichen
• Untersucht wird der Zusammenhang zwischen 2 Variablen.
• Man erhebt in einer Stichprobe von Schülerinnen und Schülern mit den entsprechenden Verfahren zwei oder mehr Variablen, z. B. Leselust und
Leseleistungen in einem Test.
• Anschließend wird als Zusammenhangsmaß der Korrelationskoeffizient bestimmt. Der Korrelationskoeffizient weist mit einer bestimmten
Irrtumswahrscheinlichkeit p auf einen existierenden Zusammenhang hin.
Bsp:
• Untersucht wird der Zusammenhang zwischen zwei Variablen.
• Man erhebt in einer Stichprobe von Schülerinnen und Schülern mit den entsprechenden Verfahren zwei oder mehr Variablen, z. B. Leselust und
Leseleistungen in einem Test.
• Anschließend wird als Zusammenhangsmaß der Korrelationskoeffizient bestimmt. Der Korrelationskoeffizient weist mit einer bestimmten
Irrtumswahrscheinlichkeit p auf einen existierenden Zusammenhang hin.
Korrelationsmatrix in LISA Studie → da mehrere Variablen (Bildungsniveau Eltern, Lesemenge der SuS, Leseselbstkompetenz, Leselust, Leseleistung)
Statistik bei Längsschnittstudien Regressionsanalyse (sind mit 2 Variablen mit Korrelationsanalysen identisch -> nur andere Begriffe: Kriterium
(Matheleistung) aus Intelligenz (Prediktor) → In welchem Maß Prediktor Kreterium bestimmt)
• Die Regressionsanalyse ist ein Verfahren, bei dem auf der Basis erhobener Daten der lineare Zusammenhang zwischen einer abhängigen Variablen und
mindestens einer unabhängigen Variable bestimmt wird.
• Die Regressionsanalyse findet vor allem bei nicht-experimenteller Forschung Anwendung.
• Ein Beispiel wäre die Fragestellung: Mit Hilfe welcher Funktion lässt sich die Mathematikleistung aus der Intelligenz der Schülerinnen vorhersagen?
• Die abhängige Variable Y (in diesem Fall Mathematikleistung) heißt auch Kriterium, die unabhängige Variable X (in diesem Fall Intelligenz) heißt auch
Prädiktor.
Der Koeffizient b1 heißt auch Regressionskoeffizient oder Regressionsgewicht.
Die Regressionsanalyse wird auch gern wie folgt graphisch dargestellt:
Merke:
-Wenn b1 negative Werte annimmt (b1 < 0), so besteht ein Zusam-menhang der Form: Je größer X,
desto kleiner Y (z. B. je höher die Prüfungsangst, desto schlechter die Schulleistung).
-Wenn b1 positive Werte annimmt (b1 > 0), so besteht ein Zusam-menhang der Form: Je größer X,
desto größer Y (z. B. je höher die Intelligenz, desto besser die Schulleistung).
Multiple Regressionsanalyse → sie können mehr
• Gegeben seien eine abhängige Variable Y und m viele unabhängige Variablen X1, X2, ... Xj, ..., Xm.
• Gesucht sei eine lineare Funktion, die beschreibt, wie sich Y durch die Prädiktoren vorhersagen lässt, also:
Beispiel: Vorhersage der Rechenleistung am Ende der 2. Klasse (Y) durch die Rechenleistung 1. Klasse (X 1), die Intelligenz (X2), das Gedächtnis (X3) und die
Unterrichtsform (immersiv vs. monolingual; X4) der Schülerinnen und Schüler
Y = β0 + β1 X1 + β 2 X2 + β3 X3 + β 4 X4 .. + β m Xm + ε
Auch der Regressionskoeffizient weist mit einer bestimmten Irrtumswahrscheinlichkeit p auf einen existierenden Zusammenhang hin
Multiple Regressionsanalyse: reales Bsp.: Vorhersage von Rechenleistung → Immersiver Unterricht = englischer Unterricht (Unterrichtsform) => führt zu besseren
Unterricht
Pfadanalyse
-Die Pfadanalyse stellt eine Erweiterung der Regressionsanalyse dar, indem komplexere
Zusammenhangsmuster zwischen Variablen untersucht werden können. Beispielsweise
kann man mehr als eine abhängige Variablen analysieren.
-Die Pfadanalyse lässt es vor allem zu, Mediatorhypothesen zu testen, bei denen
angenommen wird, dass der Einfluss eines Prädiktors auf das Kriterium durch eine
Drittvariable vermittelt ist.
-Die vermittelnde Variable heißt Mediator.
Metaanalyse
„Liegen schon viele Untersuchungen zum gleichen Problem vor und macht jemand nicht die Originaldaten, sondern die Ergebnisse dieser Untersuchungen zum
Gegenstand einer umfassenden Analyse, so spricht man seit Glass (1976) von einer Metaanalyse.“ (Krapp & Weidenmann, 2001, S. 93).
Bsp:
-Hattie, Marsh, Neill und Richards (1997): Zur Rolle von Outdoor-Erfahrungen für verschiedene Persönlichkeitsvariablen (Führungsstärke, Selbstbewusstsein); Hat
Outdoor-Erfahrung (Abenteuererziehung) einen positiven Effekt?
-Reanalyse von 151 publizierten Studien
-Feststellung, dass über alle 151 Studien gemittelt ein positiver Effekt besteht, d.h. Abenteuererziehung erhöhte Persönlichkeitsmaße wie Führungsstärke und
Selbstbewusstsein. Lehrerurteil & SuS-Leistungen→→→
Empirische Befunde zur Genauigkeit der Leistungsbeurteilung durch Lehrkräfte
-Korrelationen zwischen Lehrereinschätzungen und objektiv gemessenen
Schülerleistungen liegen im mittleren Bereich
(Begeny, Eckert, Montarello & Storie, 2008; Feinberg & Shapiro, 2009)
-Metaanalyse (Hoge & Coladarci, 1989)
-Median der Korrelationen: r = .66 (r = .28 - .92)
Übliches Vorgehen
• Prognose des Merkmals
• Erfassung des Merkmals
• Berechnung der Komponenten
Um Urteilsgenauigkeit von Lehrkräften messen will braucht man also ein Lehrerurteil. Der Lehrer wird aufgefordert, die mathematische Kompetenz eines Schülers
einzuschätzen. Man muss dieses Merkmal, das der Lehrer vorhergesagt hat, erfassen, mit einem objektiven Leistungstest in der Mathematik und man berechnet dann
die Korrelation zwischen diesen beiden Merkmalen.
Methode: Literaturrecherche bei Metaanalyse
• Elektronische Datenbanken: the Education Resources Information Center (ERIC), EBSCOhost (PsycARTICLES, PsycINFO), Web of Science
• Such-Begriffe: z.B. „teacher judgment“, teacher expectations“, „classroom assessment“
• Hand-Recherche
VL 5 – Intelligenz
Zentrale Voraussetzungen für Lernprozesse: dem kognitiven Potenzial bzw. kognitiven Fähigkeiten = Intelligenz
1. Was versteht man unter Intelligenz? Definitionen
2. Theorien & Strukturen von Intelligenz
3. Wie kann man Intelligenz messen?
4. Wodurch wird Intelligenz bestimmt? Anlage & Umwelt
5. Welche Rolle spielt Intelligenz für die schulische Karriere
1. Intelligenz: versch. Definitionen aber alle gemeinsam: dass es um das Denken und die Vernunft geht und dass Intelligenz ein situationsübergreifendes Potential
darstellt, welches besonders bei der Konfrontation mit neuen, unvertrauten Herausforderungen zum Tragen kommt.
- Binet & Simon (1905) „Art der Bewältigung einer aktuellen Situation „gut urteilen, gut verstehen, gut denken“
- Wechsler (1944): „die zusammengesetzte oder globale Fähigkeit des Individuums, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken & sich in seiner
Umgebung wirkungsvoll aneinander zu setzen“
- Stern (1950): „die personale Fähigkeit, sich unter zweckmäßiger Verfügung über Denkmitel auf neue Forderungen einzustellen“
Heutzutage: Intelligenz ist eine sehr allgemeines geistiges Potential, das unter anderem die Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken, zum Planen, zur
Problemlösefähigkeit, zum abstrakten Denken, zum Verständnis komplexer Ideen, zum schnellen Lernen und zum Lernen der Erfahrung umfasst. Es ist nicht reines
Bücherwissen, keine akademische Spezialbegabung, keine Testerfahrung. Vielmehr reflektiert Intelligenz ein breites und tiefes Vermögen, unsere Umwelt zu
verstehen, zu kapieren, Sinn in Dingen zu erkennen oder herauszubekommen, was zu tun ist.
2.Theorien zur Struktur von Intelligenz
Wie lässt sich Intelligenz beschreiben? Als ein einheitliches Merkmal?
1. das General Faktor Modell (g) von Spearman (1904)
→ häufig wird Intelligenz als eine einzige Eigenschaft betrachtet, die alle Aspekte kognitiver Leistungsfähigkeit beeinflusst → postuliert, dass es einen Generalfaktor
(g) gibt
Intelligenzleistung auf 2 Faktoren beruht nämlich auf der general intelligence (g-
Faktor) und eine spezifische Komponente (s-Faktor) für diese Vorstellungen spricht,
dass die Leistungen fast aller geistiger Aufgaben positiv miteinander korrelieren.
Personen, die zum Beispiel sehr gut Wortanalogien lösen, können sich mit hoher
Wahrscheinlichkeit auch gut Zahlenfolgen merken. Die Testergebnisse werden deutlich
miteinander zusammenhängen. Der g Faktor der Intelligenz, d.h., der Gesamtwert in
einem Intelligenztest wird in der Psychologie sehr häufig verwendet und kann sehr gut
vorhersagen, wie sich Personen zum Beispiel in der Schule der Hochschule oder einen
Beruf entwickeln werden.
Einen dritten Ansatz zufolge umfasst Intelligenz zahlreiche voneinander getrennte Prozesse dazugehören, erinnern, wahrnehmen, Aufmerksamkeit, verstehen etc.
Wenn man Intelligenz als vielschichtige Eigenschaft beschreibt, dann lassen sich die Prozesse, die an intelligentem Verhalten beteiligt sind, viel genauer beschreiben,
als wenn man Intelligenz als eine einheitliche Eigenschaft beschreibt. Carol hat sich an einer Integration der verschiedenen Ansätze versucht und ein hierarchisches
Modell vorgeschlagen, welches alle vorherigen Ansätze berücksichtigt. An der Spitze steht die Allgemeine Intelligenz (g), in der Mitte befinden sich 8 Fähigkeiten
mittlerer Allgemeinheit, die sowohl fluide als auch kristalline Intelligenz, sowie auch spezifischer Fähigkeiten umfassen. Ganz unten sind spezifische Prozesse
angeordnet, alle 3 Ebenen tragen zum Verständnis intelligenten Handelns bei. So kann man mit allgemeinen Intelligenz einer Person vorhersagen, wie gut zum
Beispiel die allgemeine Gedächtnisfähigkeit sein wird. Kennt man beide Ausprägungen, kann man gut die Gedächtnisspanne prognostizieren.
Nach Expertinnen: => wichtige Element von Intelligenz = abstrakte, logische Denken & Problemlösefähigkeit
Hierarchisches Modell mit g-Faktor hat hohe Akzeptanz
VL 6 Hochbegabung
1. Hochbegabung
a. Was ist Hochbegabung
b. Eigenschaften & Entwicklung
c. Underachievement
d. Fördermöglichkeiten
Hochbegabte Kinder können sehr unterschiedlich sein & sich unterschiedlich verhalten → nicht immer leicht sie zu entdecken
Meist über IQ definiert → IQ muss höher als 130 sein (ca. 2% der Population)
Hochbegabung = weit überdurchschnittliche intellektuelle Begabung/kognitive Fähigkeit; allegemeine Intelligenz ab M+2SD Population; IQ >130 bzw. PR> 98;
kein natürliches Kriterium => willkürlich festgelegt; 130 wird in der Forschung genutzt: im Alltag wenig Sinn
Münchner Hochbegabungsmodell von Heller et al. (1994)
Wie aus seiner Begabung ein Potential eine sichtbare
Leistung wird, ist ein komplexer Entwicklungsprozess. Es
beschreibt die intellektuellen Fähigkeiten als einen von
mehreren möglichen Begabungsfaktoren. Daneben
beschreibt es noch kreative, soziale, praktische,
künstlerische, mythische und psychomotorische
Begabung. Ob sich die Begabung, das heißt das Potenzial
einer Person tatsächlich auch in einer besonderen Leistung,
die dem entsprechenden Bereich zeigt, hängt er aber doch
noch da. Von weiteren Merkmalen Eigenschaften der
Personen selbst sowie der Umwelt ab. Leistung auf
höchstem Niveau werden. Aber 8 wenn der zu hohe
Intelligenz zum Beispiel auch Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten, Durchsetzungsfähigkeit und die
Unterstützung durch die soziale Umwelt hinzu kommen
verschiedene Studien zeigen, dass die Unterstützung durch
die Eltern, das Umfeld und das Erziehungssystem
entscheidend für die Begabungsentwicklung ist. Man kann
also sagen Hochbegabte haben ein besonderes Potential.
Das sich aber nicht automatisch in der Leistung
widerspiegelt.
Differenziertes Begabungs- und Talentmodell (Gagné, 2008)
Angeborene Begabung = Wechselspiel mit Personen &
Umweltfaktoren zur sichtbaren Leistung (Talent) →
Notwendigkeit von Lernen, Training oder Übung, um
Begabungen zu fördern oder auszubilden; inkludiert Zufall
Bsp.
in Armut aufgewachsen => keine Möglichkeit auf Bildung;
schlechtes Schulsystem
Faulheit => keine Lust sich mit Thematiken
auseinanderzusetzen
Underachievement
- Längerfristig andauernde negative Diskrepanz zwischen intellektueller Begabung (Potential) & angezeigter Leistung
- Kein einheitliches Verständnis über Größe der Diskrepanz
- Jungen doppelt so häufig betroffen, wie Mädchen
- Syndrom: geringeres Wohlbefinden, negative Einstellung, geringerer Selbstwert
- Teils schwerwiegende Verläufe mit Schulwechsel, Sitzenbleiben oder sozialen Problemen
→ gibt also auch Kinder, die hohes Potential nicht entfalten können & deutlich schlechtere Schulleistungen zeigen als man aufgrund ihrer Begabung erwarten kann
= Underachiever
Wieso? Aus Hochbegabten-Modell ableiten → ungünstige individuelle Merkmale & ungünstige Umweltbedingungen
- Individuell: Defizite in Lern- & Arbeitstechniken
- Familiäre Faktoren: Konflikte, großer Leistungsdruck, ungünstige Eltern-Kind-Interaktion, ungünstige SES (sozioökonomischer Status)
- Schulische Faktoren: wenig Differenzierung, fehlende Passung von Unterrichtsangebot & Fähigkeiten & Lernbedürfnissen, zu niedrige Erwartung der
L., Konformitätsdruck → Förderung oft nur bei sehr guter Leistung, daher oftmals für Underachiever keine explizite Förderung
(z.B. durch schnelle Auffassungsgabe keine Lerntechniken erworben → Umfang & Komplexität des Lernstoffes zu → führt dies zu Problemen
Zwischenfazit: Entwicklung Hochbegabter
- Hochbegabung nicht per se als Stressor oder mit Vulnerabilität assoziiert
- Spez. Herausfrderungen sind aber NICHT ausgeschlossen
- Interaktion mit Umwelt
- Dauerhafte schulische Unterforderung
- Mangelnde Anerkennung vorhandener Fähigkeiten
- Vermutete Vorurteile
→ Probleme nicht als direkte Konsequenz der Hochbegabung, sondern als ungünstiges Resultat der Umwelt
Diagnostik:
- Per Checklisten
- Problem: Eigenschaftslisten sind nicht empirisch gestützt
- Per Lehrkraftsurteil (Lehrernomination)
- Problem: orientieren sich an Klassenkontext, an gezeigten Leistungen statt zugrunde liegenden Potential, übersehen hochbegabte
Underachiever
- Per Tests
- Übliche Intelligenztests → differenziert gut im weit überdurchschnittlichen Bereich
→ müssen psychometrisch verlässliche Intelligenztests sein (Kurztests im Internet sind keine gute Diagnostik → gute Intelligenztestung = sehr umfangreich)
Förderung
„the idea is to teach students only what they don’t already know“ → Gleichschrittmethode beeinträchtigt insbesondere die intellektuell Begabten, die ihrer
Jahrgangsstufe oft deutlich voraus sind
→ Zile ist es, Wege zu finden, hochbegabte SuS angemessen zu unterstützen & herauszufordern
Kinder benötigen für gesunde Entwicklung → gute Passung zwischen Entwicklungsanforderungen, Angeboten der sozialen Umwelt & eigene Entiwcklungspot.
Bei dauerhafter Fehlpassung = Motivationsverlust & Leistungsabfall
Hochbegabung = Kinder sind Gleichaltrigen weit voraus & Wachstum kognitiver Fähigkeiten = schneller (Schereneffekt) → Vorsprung wird mit der Zeit immer
größer (enorme Frustration) Akzeleration = Beschleunigung: Passung zwischen Pot. der Kinder & Anforderungen der
Überblick über Fördermöglichkeiten Umwelt: wenn Kinder aufgrund hoher Fähigkeiten eingeschult werden, dann haben sie
positive Leistungsentwicklung, sonst nicht; Schuleingangsphasen → kaum Studien dazu
Überspringen einer Klasse: sehr selten. 2006/2007 nur 0,05% der Kinder überspringen
eine Klasse. Wenn dann in Primarstufe, nur selten Leistungsprobleme als Konsequenz,
positive Impulse für Entwicklung. Eher positive Befunde zu sozialer und emotionaler
Entwicklung bei Springer/innen, aber es gibt auch negative soziale Effekte- negativere
Bewertung von Klassenkameraden, besonders bei Jungen + Einstellung der
aufnehmenden Lehrkraft wichtig (Heinbokel, 1996, 2004; Hoogeveen et al., 2009)
Rogers (2004) zieht aufgrund seiner Meta-Analyse insgesamt positive Bilanz für
Überspringer (wenn best. Voraussetzungen erfüllt sind)
Enrichment:
Schülerakademie (bekannteste in Deutschland: Deutsche SchülerAkademie, 16- tägig):
positive Auswirkungen
Arbeitsgemeinschaften:
auch positiv – Lernfreude und Interesse werden gefördert
Meta-Analysen bestätigen generell Wirksamkeit von Enrichment (Walberg, 1995; Kulik
& Kulik, 1997; Kulik, 2004), besonders wirksam sind langfristig angelegte Programme
Zusammenfassung
VL 7 Motivation
1. Motive & Motivation
2. Entwicklung der Leistungsmotivation
3. Diagnostik von Motiven & Motivationen
4. Intrinsische Motivation
5. Extrinsische Motivation
6. Zielorientierung
7. Motivationsstrings
8. Bezugsnormorientierung
Selbstbewertungsmodell der Leistungsmotivation nach Heckhausen: Wie beurteile ich, was ich geleistet habe (Um eigene Leistung zu bewerten)
- Zielsetzung/Anspruchsniveau: Welchen Schwierigkeitsgrad hatte die Aufgabe? Was wollte ich erreichen?
- Ursachenzuschreibung: Lag es an mir, dass ich es (nicht) geschafft habe oder an der Situation/Anderen?
- Selbstbewertungsaffekt: Kann ich stolz sein? Muss ich mich schämen?
Motivation ist deutlich wichtiger als Kognition z.B. auch für Note
→ zeigen wie wichtig Motivation ist
4.intrinsiche Motivation
Ob jemand motiviert ist oder nicht, sagt noch wenig über Beweggründe aus → Verhalten kann intrinsisch oder extrinsisch motiviert sein:
Intrinsische Motivation:
Wunsch, den Lerngegenstand selbst zu erkunden
- Interesse, Neugier, Freude
- Flow-Erleben (Erleben vollkommen in einer Handlung aufzugehen)
- Lernzielorientierung, Bewältigungsorientierung
- Selbstbestimmung
Interesse
Interesse am Lerngegenstand ist Voraussetzung für intrinsische Motivation
Interesse als Person-Gegenstandsbezug hat
a) Emotionale Komponente („Ich mag Biologie“)
b) Wertbezogene Komponente (Bio ist wichtig für mich)
c) Kognitive Komponente (ich weiß viel über Bio)
Interesse – Leistungs(Note)-Korrelation (unterteilt nach Fachgebiet, Klassenstufe, Geschlecht)
5. Extrinsische Motivation
Wunsch, konkrete Ziele außerhalb der Lernsituation zu erreichen (Note, Lob etc.)
- Gedanken über Bewertung eigenen Handelns (hoffentlich schaffe ich die Aufg.)
- Bemühen um soz. Anerkennung (L. wird enttäuscht sein, wenn ich das nicht schaffe)
- Wettbewerb (beste sein)
- Materielle Belohnung (Geld bei einer 1)
- Wahrgenommener Druck von anderen Personen (Mama wird schimpfen)
Korrumpierungshypothese oder ist extrinsische Motivation schädlich für Lernmotivation?
Typisches Bsp.
Lernender arbeitet ausdauernd & mit Freude an einer Aufgabe?
• Was passiert nun, wenn Lehrer oder Eltern die Erledigung dieser Aufgabe belohnen?
• Schüler nimmt an, die Aufgabe mindestens teilweise wegen der extrinsischen Verstärker bearbeitet zu haben.
• Schüler geht davon aus, dass seine intrinsische Motivation nicht ausgereicht hat zur Ausführung der Handlung; nimmt eine externale Verursachung seiner
Handlung durch die Belohnung an.
• In der Folge sinkt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens des erwünschten Verhaltens, wenn der Schüler keine Belohnung mehr erwarten kann.
• Empirische Evidenz: Aus Experimenten, bei denen Personen Geld für bereits intrinsisch motivierte Tätigkeiten erhielten. Personen, die eine Belohnung
erhielten, brachen die Tätigkeit anschließend schneller ab als Personen, die keine Belohnung bekamen.
• Meta-Analysen zeigen, dass Korrumpierungseffekte dann auftreten, wenn die Belohnung deutlich wahrnehmbar dargeboten ist (wie bsp. bei
finanziellen Verstärkern), dass hingegen verbale Bekräftigung und Kompetenzrückmeldung eher zu einer Steigerung der Motivation führen.
• Korrumpierungseffekt ist eher Ausnahme als Regel!
• Insbesondere verbale Verstärkung ist geeignet, die Lern- und Leistungsbereitschaft zu erhöhen!
Wie wirkt also extrinsische Motivation? Durch Internalisierung von Handlungszielen, die außerhalb der Lernsituation bestehen
Stufen der Internalisierung äußerer Handlungsziele:
Vorstufe: Externale Regulation (externe Belohnung oder Bestrafung: äußerer Druck)
1. Stufe: Introjizierte Regulation (innerer Druck: z.B. schlechtes Gewissen)
2.Stufe: Identifizierte Regulation (Ziele werden persönlich wichtig)
3. Stufe: Integrierte Regulation (Integration der Ziele ins Selbstkonzept)
Extrinsisch motiviertes Verhalten kann also sehr zentral für Personen sein!
Zielorientierung = Teilbereich motivationaler Variablen: ähnlich wie bei intrinsischer bzw. extrinsischer Motivation geht es um Aufgaben- oder Folgeorientierung.
Welche Ziele verfolgen SuS in Leistungssituationen?
• Lernzielorientierte Personen sind am Lernzuwachs interessiert (aufgabenorientiert) (Aufgabe selbst oder Handlung macht Spaß)
• Leistungszielorientierte Personen sind daran interessiert, Leistung zu demonstrieren bzw. zu verbergen (folgenorientiert also bei Misserfolg verbergen)
• Anstrengungsvermeider wollen keinen Aufwand treiben
Projekt: wurde Längsschnittliche Studie → unmittelbare Effekte des Trainings; Versuchsgruppe schnitt in einem Leistungsvergleich auch besser ab
Bezugsnormorientierung - alltägliches Motivationstraining
3 SuS mit A,B,C → unterschiedliche Leistungsniveaus mit 3 verschiedenen Bezugsnormen
1 → alle SuS haben einen Leistungsfortschritt
2 → produziert Verlierer & Gewinner; zu jedem Zeitpunkt wird die Leistung der 3 SuS verglichen → es
gewinnt immer A und C verliert immer
3 → das Kriterium zum inhalt erreichen und das alleine zählt → also hier kein Vergleich
VL 8 – Attribution = Ursachenzuschreibung
-Die Attributionsforschung befasst sich mit den von Personen (z.B. Lehrern, Schülern,
Eltern) wahrgenommenen Ursachen von Ereignissen (z.B. Schulnoten)
(es geht nicht um tatsächliche Ereignisse, sondern um von Personen wahrgenommene
Ursachen von Ereignissen
(z.B. 3 in Klassenarbeit kann von den personen auf versch. Ursachen zurückzuführen sein)
Kovariationsprinzip (Kelley) → Aussagen darüber welchen Faktoren Personen Ereignisse zuschreiben sollten, wenn sie rational vorgehen (ist nicht immer der Fall)
→ bestimmte Ursachen sollten im Vordergrund gesehen werden wenn bestimmte Infos vorliegen
Konsistenz = S. der best. Leistungen erbracht war → war das vorher schon
vorhanden (Konsistenz hoch) oder ob es sich um einen Ausreißer handelt
Distinktheit: ob ein SuS, der bsp. Klassenarbeit zurückbekommen hat → ob er
in ähnlichen Fächern, Aufgaben ähnliche Leistungen erzielt
Distinktheit hoch, wenn SuS nur in diesem fach gut ist und nicht in anderen,
Distinktheit = niedrig, wenn es in anderen Fächern auch so ist
Konsensus: Wie Leistung des einzelnen im Vergleich zu anderen ist → wenn
übereinstimmt, dann Konsensus hoch
Ursachen lokalisiert in
1.Entität (zum Fach oder Aufgabe zählen) → wenn alles hoch, dann ist SuS nur in diesem Fach gut; das Fach ist als nicht so schwer zu beurteilen → rationale
Attribution wäre also eine auf das Fach
2.Umstände (wenn Konsistenz niedrig (Ausreißer), Konsensus ist niedrig (nur dieser S. ist gut) → besondere Umstände: ggf Klassenarbeit zu leicht nur für
spezifischen SuS (besser als seine SuS, weil Konsenus niedrig war
3.Personen (Attribution auif die Personen → Begabung der Person, sehen L. als Ursache für Leistung, wenn Konsensus & Distinktheit niedrig ist & Konsitenz hoch
(also S. immer gut im Gegensatz zu anderen)
Bsp. Warum bin ich in der Klausur durchgefallen?
Fall I:
• „Nur in dieser Klausur war ich schlecht“ (Distinktheit hoch)
• „Andere sind auch durchgefallen“ (Konsens hoch)
• „Bei dieser Klausur sind auch früher viele durchgefallen“ (Konsistenz hoch)
• Attribution: Die Klausur ist schuld, Attribution auf die Entität
Fall II:
• „Nur in dieser Klausur war ich schlecht“ (Distinktheit hoch)
• „Nur ich bin durchgefallen“ (Konsens niedrig)
• „Bei dieser Klausur ist auch früher kaum jemand durchgefallen“ (Konsistenz niedrig)
• Attribution: Besondere Umstände sind schuld.
.Fall III:
• „Sonst bin ich auch nicht gut in Klausuren“ (Distinktheit niedrig)
• „Nur ich bin durchgefallen (Konsens niedrig)
• „Ich bin schon mal durchgefallen“ (Konsistenz hoch)
• Attribution: „Ich bin schuld“, Attribution auf die Person
Leistungskontext: 4-Felder-Schema der Kausalfaktoren (Weinert 1971)
Die 4 Faktoren unterscheiden sich auf 2 Dimensionen
1. Stabilität: unterscheiden, ob Ursachenfaktor stabil oder variabel ist
2. Lokation: ob Faktor innerhalb der Person oder außerhalb der person (external)
Klassifikation internaler Ursachen anch Stabilität & Kontrollierbarkeit
Vielzahl
unterschiedlicher
Dimensionen für
Klassifikation von
Kausalfaktoren →
kontrollierbar & nicht-
kontrollierbar
Korrelate & Effekte von Attributionen (Sader & Weber 2000)
• Tendenz nur eine Ursache zuzuschreiben
• Fundamentaler Attributionsfehler: Bei Erklärung von Verhalten wird Bedeutung von Persönlichkeitsmerkmalen überschätzt und situative Faktoren
unterschätzt --> besonders kritisch für professionelles Verhalten in Erziehungskontexten
• Handelnder vs. Beobachter: als Handelnder (Ursachen sieht man eher außerhalb von dem Handelnden z.B. Lehrerschuld) eher Attribution auf Situation
als Beobachter (Beobachter sehen eher auf Person → SuS-Schuld)
• Gefühle von Hilflosigkeit bei Attribution auf stabile, nicht kontrollierbare Ursachen
• Bedeutsame Effekte auf Verhalten in Leistungssituationen (emotionale Verarbeiten von Leistungssituationen: besser externale Ursachen als internale
(z.B. Begabung), bei Erfolg (besser liegt es bei einem → Begabung als Glück)
→ Relevanz für Lernen & Leistungssituation: also Situationen wählen, wo die Ergebnisse nicht auf der mangelnden Begabung von SuS fokussiert
Hierarchisches Selbstkonzept: Struktur oben sehr fest und unten sehr variabel → fachspez. Selbstkonzept variabel: jedoch Forschung hat das widerlegt: Stabilität
steigt nicht mit Hierarchiestufe, sondern eher absinkt
Marsh: akademisches Selbstkonzept: nicht als einheitlichen Block einteilbar → sondern in verbales & mathematischen Selbstkonzept
− Multidimensionale Struktur
• Zunehmende Differenzierung im Laufe der Entwicklung
- Hierarchische Struktur
• An der Spitze ist g-Faktor
• Hierarchische Struktur wurde über die Zeit gelockert
• Verbales und mathematisches Selbstkonzept sind unkorreliert
Determinanten des Selbstkonzepts (Wie entstehen die Selbsteinschätzungen der eigenen Fähigkeiten → durch 3 Vergleiche)
• Soziale Vergleiche: Wie gut bin ich im Vergleich zu anderen?
• Temporale Vergleiche: Wie gut bin ich im Vergleich zur letzten Arbeit?
• Dimensionale Vergleiche: Wie gut bin ich in einem Bereich im Vergleich mit einem anderen Bereich?
Aufwärtsvergleiche (mit Besseren, auch bessere eigene Leistungen) wirken negativ auf das Selbstkonzept, Abwärtsvergleiche (mit Schwächeren, auch schwächere
eigene Leistungen) positiv
Soziale Vergleiche
Big-Fish-Little-Pond Effekt
- Soziale Vergleichsprozesse (in Abhängigkeit von der Leistungsstärke der Bezugsgruppe z.B. Schulklasse)
- Selbstkonzept ist vom mittleren Niveau der Klasse abhängig (kleiner Fisch im großen Teich oder großer Fisch im kleinen Teich
- Beispiel: Übergang Grund- und Sekundarschule
- Selbstkonzept steigt, wenn Umgebung leistungsschwächer ist
- Leistung profitiert allerdings von leistungsstarker Umgebung
Temporaler Vergleich
− Vergleich der aktuellen Leistungen mit früheren Leistungen
− anfängliche Dominanz temporaler Vergleiche
• durch schulische Sozialisation verdrängt
• temporale Vergleiche liefern Anhaltspunkte zur Einschätzung der eigenen Leistungsentwicklung
temporale Vergleiche bei begabten Kindern: bei hoher Fähigkeit ist Vergleich
Dimensionale Vergleiche
Dimensionale Vergleiche sind Vergleiche der eigenen Leistung in einem Fach mit der eigenen Leistung in einem anderen Fach. Sie beeinflussen ebenfalls das
Selbstkonzept der Begabung. Sie führen zur Ausdifferenzierung von Leistungen und Interessen.
Bsp: Stellungnahme von Günther Grass
„Bei anhaltender Schieflage stand ich permanent auf der Kippe. Der Eins in Deutsch stand die Fünf in Mathematik gegenüber. Die Eins in Zeichnen konnte die stets
drohende Fünf in Latein nicht aufwiegen. Gerade noch schaffe es die Zwei in Geschichte & Erkunde, die Vier in Englisch zu relativieren.“
→ Sport ist eines der Fächer, wo es keine Korrelation zu den Leistungen in anderen Fächern gibt
Internal/external-Frame of Reference
Stammt auch von Marsh → komplexer Zusammenhang (zwischen Mathe & Sprache → schneiden gut in beidem ab), wer gute Leistungen im einen Bereich zeigt,
dann wird auch eine gute Leistungen im anderen Bereiche erbracht habe
Gute Leistungen in dem Fach → hohes Selbstkonzept wird gebildet → soziale Vergleiche (Leistungen zwischen Mitschülern → Leistungen korrelieren hoch positiv
mit entsprechenden Selbstkonzepten
Dimensionale Vergleiche = sind Vergleiche mit z.B, Matehleistung mit verbalen Leistungen (nehmen Unterschiede ziemlich deutlich wahr → sehr gute verbale
leistung führt zu einem schlechten Selbstkonzept in Mathe; sehr gute Matheleistung führt dazu, dass man ein schlechteres verbales Selbstkonzept hat)
Folge der sozialen Vergleiche: Korrelation liegen eher bei 0, sehr mysteriös, da ja die leistungen hoch positiv korreliert sind
Phänomen: Selbstkonzepte im Mathe und Deutsch sind nur gering korreliert, aber Leistungen sind deutlich korreliert
Prozesse:
Vergleich mit anderen Schülern: Soziale Vergleich führen dazu, das gute Schüler auch ein hohes Selbstkonzept haben
Dimensionaler Vergleich: Mathe und Deutschleistung vergleichen: Unterschiedliche Bewertung der Leistung in den Domänen
→ soziale Vergleiche stärker als dimensionale
Selbstkonzept & Leistung
• Skill-Development Ansatz: (Also wie Leistung das Slebstkonzept beeinflusst)
- Leistung → Selbstkonzept
- „objektive“ Leistung übersetzt sich nicht direkt in „objektives“ Selbstkonzept, wirkt aber stark in die Richtung
• Self-Enhancement Ansatz
- Selbstkonzept → Leistung (auch zukünftige Leistung beeinflusst, da gutes Selbstkonzept auch zu guten leistungen führt)
- Effekt in vielen empirischen Studien gesichert
- Höheres Engagement und Anstrengungsbereitschaft
Zusammenfassung
• Attribution
– Ursachenzuschreibung mit wichtiger motivationaler Funktion
– Misserfolg: internal, variabel und kontrollierbar sagt spätere Motivation vorher
– Misserfolg: internal, stabil und nicht kontrollierbar führt zu weniger Anstrengungsbereitschaft
• Selbstkonzept als Ziel schulischer Bildung
– Soziale Vergleichsprozesse: Big-Fish-Little-Pond
– Temporale Vergleiche
– Dimensionale Vergleiche: I/E-Modell
– Selbstkonzept hat Effekt auf Leistungsentwicklung
Ursachenbeschreibung haben Einfluss auf Selbstkonzept
VL 10 – Emotionen
Wir wissen, dass Lehrkräfte, die ihre eigenen Emotionen kennen und regulieren sowie die Emotionen ihrer Schülerinnen und Schüler verstehen und nachvollziehen
können, zufriedener mit ihrem Beruf sind und eine bessere Beziehung zu ihren Schülerinnen und Schülern aufbauen können. Daher beschäftigen wir uns in dieser
Vorlesung mit den Emotionen.
1. Emotionen: Was macht sie aus und wie entstehen sie?
2. Emotionsregulation: Welche Strategien gibt es, die das Erleben verändern können?
3. Emotionen im schulischen Kontext: schulische Ängste
4. Fazit
1.Emotionen: Was mach sie aus?
• Physiologische Erregung: Körperreaktion, die sich z.B. in Herzklopfen, Ausbruch von Schweiß, Weitung der Pupillen, Atmung äußert.
Zusammengefasst kann man sagen, dass sich die allgemeine Anspannung oder der Erregungszustand verändern.
• Gedankeninhalte: Es werden emotionstypische Gedankeninhalte generiert – bei Angst sind dies beispielsweise Gedanken an die Konsequenzen eines
möglichen Scheiterns („Was werden meine Eltern sagen, wenn ich wieder mit einer schlechten Note nach Hause komme?“ „Wie erkl äre ich der
Schulleitung, dass meine Klasse im Vergleich zur Parallelklasse viel schlechter abschneidet?“)
• Ausdrucksverhalten: verbales und nonverbales Ausdrucksverhalten, welches die Emotion nach Außen trägt und für andere sichtbar werden lässt
(sozialer Aspekt).
• Handlungsimpuls: Emotionen lösen Verhaltensweisen aus. Das kann durchaus unangenehm sein, wenn man unter einer Emotion quasi fremdgesteuert
handelt und dieses Verhalten im Nachhinein bereut. Allerdings sind Emotionen in der Regel ein guter Hinweisgeber für das richtige Verhalten in der
entsprechenden Situation (der Nutzen von Emotionen wird in der 4. Sitzung genauer angesprochen, deshalb würde ich hier noch nicht genauer darauf
eingehen, dass sie evolutionspsychologisch gesehen ein überlebensförderliches Werkzeug sind).
Die Emotionskomponenten sind mit verschiedenen Funktionen verbunden:
• Der affektive Kern/das subjektive Empfinden geht primär mit der Funktion der Überwachung einher. Wenn man z.B. Angst empfindet, erlaubt dies,
Maßnahmen einzuleiten, die Angst zu reduzieren (und sich selbst somit zu schützen) und wenn man dann weniger Angst empfindet, wird ein Feedback
gesendet, dass die Angstregulation erfolgreich war. Der affektive Kern/das Subjektive Empfinden ist neben der Überwachung wichtig für die
Koordination von Emotionen in sozialen Interaktionen.
• Gedankeninhalte/die Bewertungskomponente ist mit der Bedeutungszuschreibung assoziiert. Kognitiv eine emotionale Situation zu durchlaufen,
erlaubt dem Individuum zu erkennen, ob es sich um eine relevante oder irrelevante Situation handelt, die Gründe und Konsequenzen einer Situation zu
verstehen und emotionales Wissen mit anderen Menschen zu kommunizieren. Zum Beispiel kann ein Schüler/eine Schülerin einem anderen Schüler/einer
anderen Schülerin erklären, dass Lernen vor einer Klausur sehr hilfreich sein kann, um die Angst vor der Klausur zu verringern (wenn gelernt wurde, ist
die subjektiv gefühlte Kontrollierbarkeit der
Prüfungssituation vermutlich stärker ausgeprägt – „Ich habe mich gut vorbereitet und kann die Fragen bestimmt gut beantworten“ – und sorgt für eine
Abschwächung der Angst).
• Emotionen mobilisieren unseren Körper für bestimmte Handlungen, die unter einer Emotion favorisiert werden, z.B. Kampf oder Flucht in Situationen
des Ärgers oder der Angst.
• Das Ausdrucksverhalten/die motorische Komponente dient als Informationsquelle für Interaktionspartner. Sofern sie Emotionen gut deuten können,
können Sie auf Basis der gegebenen Informationen (zusammengezogene Augenbrauen, starrer Blick) darauf schließen, wie man am besten mit dem
Interaktionspartner umgeht (sieht nach Wut aus – lieber vorsichtig agieren).
Wie entstehen Emotionen?
Appraisal-Ansatz:
Schon Epiktet stellte heraus, dass unsere Interpretation der Ereignisse
maßgeblich für das Emotionserleben sind. Was er nur auf
„Beunruhigung“ bezogen hat, lässt sich allgemein auf alle möglichen
Emotionen beziehen.
Ereignisse führen also über die Bewertung zur Emotion.
Im Rahmen der Bewertung werden unterschiedliche Aspekte des Ereignisses getrennt voneinander eingeschätzt. Die Konstellation dieser sogenannten Appraisals
(=Bewertung) definiert in der Folge, welche Emotion man erlebt. Lazarus‘ Modell (Lazarus, 1991; Smith & Lazarus, 1993) zur Systematisierung von Appraisals
hat dabei weite Verbreitung gefunden. Er unterscheidet primäre von sekundären Appraisals:
Primäre Appraisals → wird Beurteilung der persönlichen Bedeutsamkeit einer Situation (wichtig vs. unwichtig) sowie eine Beurteilung der Valenz (positiv
vs. negativ bzw. im Einklang/nicht im Einklang mit den eigenen Bedürfnissen) vorgenommen.
Sekundäre Appraisals → wird beurteilt, wie die Situation zustande gekommen ist (fremdverursacht vs. selbstverursacht), ob man über geeignete und ausreichende
Ressourcen verfügt, um mit der Situation umzugehen und ob zu erwarten ist, dass sich die Situation ändert.
Emotionskonzept – Wie entstehen Emotionen?
Je nachdem, wie man eine Situation einschätzt, wird man emotional reagieren,
wobei spezifische Konstellationen von Appraisals definieren, welche Emotion
man erlebt (z. B. Scherer, Schorr & Johnstone, 2001).
Beispiele (Frenzel, Götz & Pekrun, 2015)
• Emotion Dankbarkeit in Situationen auf, die wir als persönlich
relevant, positiv und
durch andere Personen verursacht erleben
• Ärger entsteht, wenn wir den Eindruck haben, dass etwas
persönlich Bedeutsames, Negatives eingetreten ist, das vermeidbar
gewesen wäre
• Angst erleben wir, wenn etwas Negatives, persönlich Relevantes
mit gewisser Wahrscheinlichkeit auftreten kann, wir aber nur über
wenige Ressourcen verfügen, um es abzuwenden.
2.Emotionsregulation: Welche Strategien gibt es, die das Erleben verändern können?
Emotionsregulation
Der bekannteste Ansatz zur Emotionsregulation kommt von James. Gross. Nach Gross (1998) lassen sich Emotionsregulationsstrategien in zwei Kategorien
einteilen:
1. präventive Regulationsstrategien
2. responsive Regulationsstrategien (wenn die Emotion schon spürbar ist).
Sie setzen wiederum an verschiedenen Stufen des Entstehungs- und Verarbeitungsprozesses von Emotionen an. Hier gibt es die Möglichkeit, bestimme
Situationen auszuwählen bzw. zu vermeiden, eine bestehende Situation zu verändern, in einer Situation die Aufmerksamkeit zu verschieben, das Ereignis/die
Situation gedanklich umzudeuten (=Kognitive Umbewertung), oder die eingetretenen Emotion nicht entsprechend zu zeigen (Reaktionsveränderung).
Beispiele aus dem Schulkontext:
Situationsauswahl: Längerfristig gesehen kann schon die Wahl der zu unterrichtenden Klassen als präventive Emotionsregulation angesehen werden, wenn man
der Meinung ist, insgesamt mit jüngeren Schüler/innen (Grundschule) besser auszukommen als mit Heranwachsenden (weiterführende Schulen). Doch häufig hat
man im beruflichen Kontext häufig nicht die Möglichkeit bestimmte Situationen zu meiden.
Situationsmodifikation: Auseinandersetzen von bestimmten Schüler/innen (z.B. beste Freunde), weil man sich im Klaren darüber ist, dass sie mit Sicherheit
permanent miteinander reden würden und das zu Ärger führen könnte. Sich in einer Konferenz neben eine/n nette/n Kollegin/Kollegen setzen.
Aufmerksamkeitsverschiebung: Auch wenn Sie sich möglicherweise ausgelaugt fühlen und stressige Tage hinter sich hatten können Sie sich in Vorbereitung auf
den Schultag auf Ihren Enthusiasmus und die positiven Seiten der heutigen Unterrichtsaufgaben konzentrieren.
Kognitive Umbewertung: Das Verhalten eines Schülers, das eigentlich zu Ärger führen würde, kann auf bestimmte Gründe (z.B. Ärger in der Familie, Tod eines
nahen Angehörigen) zurückgeführt. Das Schülerverhalten ruft in der Folge bei Ihnen eher Mitgefühl hervor.
Reaktionsveränderung: kurzer Stopp oder Selbstgespräch, um den gefühlten Kern zu verändern, Durchatmen zur Regulation der körperlichen Erregung, Kontrolle
des Gesichtsausdrucks. Responsive Emotionsregulation kann auch längere Zeit nach Erleben der Emotion noch eingesetzt werden, z.B. in Gesprächen mit Freunden
über das betreffende Thema
Situationsauswahl: Auswahl von Situationen kann sowohl kurzfristig als auch langfristig vorher geschehen.
- Längerfristig zum Beispiel durch Entscheidungen für oder gegen ein bestimmtes Studienfach.
- Kurzfristig zum Beispiel durch das zugehen auf oder das Vermeiden von bestimmten Personen nerviger Nachbar Orten oder Dingen
- Im beruflichen Kontext oft nicht anwendbar.
→ Wichtig für eine angemessene Anwendung dieser Strategie ist die Kenntnis der Situationsalternativen und ihrer kurz- und langfristigen Folgen. Ferner ist eine
ausgeprägte Selbstkenntnis wichtig – welche positiven/negativen Folgen hat es für mich, die eine oder andere Situation zu wählen?
Situationen, die bereits eingetreten sind, können in vielen Fällen noch modifiziert werden, um Emotionsqualität bzw. Intensität zu verändern
Bsp:
2 Schülerinnen stören durch ihre Gespräche den Unterricht → z.B. Auseinandersetzung der beiden → womöglich Vermeidung weiterer Störungen und weniger
intensiver Ärger bzw. Vermeidung der Entstehung von Ärger.
Sie wollen schlafen, aber nebenan wird laute Musik gehört, zum Nachbar gehen und Bescheid sagen, Musik wird eventuell leiser gedreht. Also wir können
einschlafen, Ärger vergeht Stresslevel (evtl. hervorrufen durch Gedanken an den nächsten Tag und wie man alles schafft, wenn man doch die halbe Nacht nicht
schlafen konnte) sinkt.
Aufmerksamkeitsverschiebung
Aufmerksamkeit und Situationen auf Aspekte fokussieren, die nicht bzw. weniger emotionsauslösend sind. Die Aufmerksamkeitsverschiebung stellt somit eine Art
der „internen Situationsauswahl“ dar
3 Form der Aufmerksamkeitsverschiebung
1. Ablenkung: sie werden wenden ihre Aufmerksamkeit von einem Emotion auslösenden. Stimulus ab
2. Konzentration: auch hier geschieht eine Art der Ablenkung. Die Werkzeuge hierbei sind jedoch kognitiv oder körperlich fordernde Tätigkeiten, die
möglichst viele ihrer Ressourcen binden und von der emotionalen Färbung der Situation ablenken.
3. Rumination: Fokus auf die Situation, Gefühle und ihre Folgen nicht zu empfehlen. Daraus depressive Tendenzen bzw. Ängste resultieren können
Kognitive Umbewertung:
Wenn eine Situation samt ihrer Aspekte vorliegt, wird eine Bewertung vorgenommen (vgl. Appraisal-Theorie). Durch kognitive Umbewertung werden diese
Bewertungen verändert, lösen entsprechend andere Emotionen aus.
Beispiele
Einbezug von weiteren Infos: das Verhalten einer anderen Person ist vielleicht durch einen anderes Erlebnis begründet
Relativierung der Bedeutung ist vielleicht nicht so schlimm wie gedacht.
Sozialer Abwärtsvergleich: andere waren noch viel schlechter als ich.
Reaktionsveränderung
Wenn die Emotionen erst einmal voll entwickelt ist, können noch Strategien zur Reaktionsveränderung angewandt werden. z.B.
- kurzer, mentaler, Stopp oder Selbstgespräch zur Veränderung des affektiven Kerns
- Durchatmen zur Regulation der körperlichen Erregung
- Kontrolle des Gesichtsausdruck
→Responsive Emotionregulation kann auch längere Zeit nach Erleben der Emotion eingesetzt werden - in Gesprächen mit Freunden über betreffende Thema.
3.Emotionen im schulischen Kontext: Schulische Ängste (prospektiv, retrospektiv)
In der Schule Wirkung von Emotionen: Leistungskontext
Emotionen in Leistungskontexten
Leistungsemotionen ab Schuleintritt
- Ausmaß an negativen Emotionen steigt an, positive Emotionen sinkt.
- Prüfungsangst steigt vor allem in Grundschulen und bleibt konstant.
- Lernfreude sich mit der Einstellung bis zur Sekundarstufe, stabilisiert sich in Klasse 8
- Zwischen Jahrgangsstufen 5 und 8 steigen Ärger und Langeweile, Freude, Stolz und Interesse sinken.
Angst in der Schule Arten und Häufigkeiten
- Prüfungsangst: Typisch sind größere Prüfungen verrate Abfragen an der Tafel. Diese Angst hat starke soziale Komponenten Angst vor
anderen Schüler, Lehrkraft Eltern zu versagen 10 - 20% der Kinder und Jugendlichen erleben Prüfungsangst.
- Angst vor bestimmten Fächern
• am stärksten ausgeprägt Angst vor Mathematik; 33% der 15 Jährigen berichteten gestresst, angespannt und hilflos zu sein, wenn
sie mit Mathematik konfrontiert sind. (OECD 2013) Beinhaltet Angst vor Prüfungen. Aber nicht nur
• Kinder mit Lese- Rechtschreibschwächen haben häufig Angst vor dem Lesen & Schreiben, besonders vor anderem
• Fremdsprachen, Musik und Kunst, ebenfalls häufig mit Ängsten belegt.
- Schulangst umfasst den Besuch der Schule insgesamt hat häufig soziale Ursachen wie Bullying von Mitschüler.
→Prüfungsangst und Mathe, Angst, korrelieren? Das heißt, wir hängen zusammen, aber sind nicht identisch.
Ängste zeigen sich in…
Schulisches Lernen
Angebot, das den SuS gemacht wird:
gesellschaftliche Rahmenbedingungen
(Lehrerausbildung, Schulsystem etc.), wie Unterricht
sich auswirkt, hängt von der jeweiligen Nutzung des
Angebots ab
VL 2 – Klassenführung
.Klassenführung
- Einstieg: Herausforderungen in der Klasse
- Elemente & Wirkungen der Klassenführung
- Der Klassiker: Kounin’s Techniken der Klassenführung
-Asymmetrische Beziehung zwischen Lehrkraft und SuS
-Maximierung von Lernzeit ist evtl. nicht immer Ziel aller SuS: eher soziale Ziele… …viele
Interaktionsmöglichkeiten in Klasse: Freundschaften, Animositäten
1. Multidimensionalität: Viele Personen mit unterschiedlichen Zielen; interagieren, jede Aktion hat Wirkungen
Herausforderungen in der Klasse auf viele andere – Dynamik, Wechselwirkungen.
Unterrichtssituation als komplexe soziale Situation: 2. Simultanität: Viele Ereignisse gleichzeitig. Lehrkraft muss diese koordinieren, Übersicht behalten, zentrale
- Multidimensionalität von weniger wichtigen Ereignissen unterscheiden Bsp.: Lehrkraft will Lehrfilm zeigen und bittet 2 SuS beim
- Simultanität Aufbau zu helfen, einer springt gleich zur Hilfe, einer weigert sich, eine fragt nach Lösungen der Hausaufgaben
- Unmittelbarkeit aus letzter Stunde, einer ruft „Streber“…
- Unvorhersehbarkeit 3. Unmittelbarkeit: Unterricht in ständigem Fluss, Schülerhandlungen erfolgen schnell, Situation kann sich fix
- Öffentlichkeit ändern. Erfordert hohe Aufmerksamkeit und schnelle Reaktion.
- Geschichte 4. Unvorhersehbarkeit: begrenzt planbar; Unterrichtszeit für anderes als Umgang mit Störungen vorgesehen;
Schülereinwurf nimmt evtl. Fazit der Stunde vorweg. Erfordert großes Repertoire und Flexibilität. Schwer zu
antizipieren, wie eine bestimmte Aufgabe an einem bestimmten Tag mit einer bestimmten Gruppe funktioniert.
Reflexion 5. Öffentlichkeit: Jede Handlung von Klasse beobachtet, registriert, beurteilt. Fehler, Unsicherheiten werden evtl.
Souveräne Umgang mit Herausforderungen im sofort erkannt.
Unterricht eher eine Frage der Persönlichkeit oder 6. Geschichte: Gemeinsame Geschichte von Klasse und Lehrkraft; einzelne Ereignisse nicht losgelöst voneinander
von erlernbaren Kompetenzen? betrachtbar. In Interpretation einer Unterrichtssituation wirken vergangene Ereignisse rein, z.B. hilft jemand, der
sonst eher aggressiv ist oder jemand, der ohnehin immer hilfsbereit ist.
Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass pädagogisch-psychologische Kompetenzen, die zur Gestaltung effektiven Unterrichts und auch zur Klassenführung gehören
erlernbar/trainierbar sind. (Techniken nach Kounin)
Aber: kaum situationsübergreifende Patentrezepte oder Techniken, die immer funktionieren. D.h. aber nicht, dass Unterricht überhaupt nicht steuerbar ist.
Zentrale Dimension von Unterrichtsquali → Angebots-Nutzungsmodell (Helmke)
Klassenführung (Seidel)
1. Umgang mit Störung
2. Maximale Bereitstellung von Lernzeit
3. Unterstützung von Lernaktivitäten
(noch breiter als bei Kounin – seine Techniken beziehen sich auf classroom management i.S.v. Umgang mit und Vermeidung von Störungen und zT auf Management
von Lernzeit – aber wenig letzte Säule).
1. Umgang mit Störungen
in engl. Literatur Begriff „classroom management“
a. Herstellen/Aufrechterhalten von Ordnungsstrukturen im Klassenzimmer (Konflikte lösen, für Disziplin zu sorgen)
b. Ziel: störungsarmer Unterricht
Lehr-Handlungen zur Reduzierung von Störungen:
c. Regeln und Routinen etablieren…
d. Erwartungen deutlich kommunizieren
e. Verhalten beobachten und regelmäßig Feedback geben
f. souveräne Klassenführung (Regelklarheit und Flexibilität/Adaptivität an Situationen
classroom management i.e.S.: Umgang mit Störungen für einen störungsarmen Ablauf: Konflikte lösen, für Disziplin sorgen.
Die Schule ist voller Regeln, teilweise aber implizit… es gibt Regeln, die im Schulvertrag von der Schulkonferenz verabschiedet werden, aber es liegt auch viel in
der Hand der Lehrkräfte: Zu welchen Zwecken darf man von seinem Platz aufstehen? Darf man nur sprechen, wenn man aufgerufen wurde? Welche Folgen hat die
Nichterledigung von Aufgaben? Was tun, wenn man mit der Stillarbeit fertig ist? Ist leises Schwatzen erlaubt?
Routinen: „Gong“ für Einstellen von Gesprächen, Abläufe/Prozeduren einüben, wie bei Bilden eines Stuhlkreises, Verteilen von Material…
Regeln ernst nehmen: auf Einhaltung achten, konsequent sein.
Kein starres Verhaltenssystem, sondern souveräner Umgang: angesichts der Komplexität von sozialen Unterrichtsprozessen in verschiedenen Situationen adaptiv
und flexibel verhalten. Wenn Lehrpersonen in verschiedenen Unterrichtssituationen flexibel reagieren, erhalten sie in der Wahrnehmung der Schülerinnen und
Schüler höhere Akzeptanz und die Schülerinnen und Schüler erbringen bessere Leistungen (Helmke & Weinert, 1997).
Bsp. Items:
- Ich kontrolliere sehr konsequent die Einhaltung der Regeln. Für optimale Nutzung der Unterrichtszeit sorgen; durch
- Ich reagiere sofort, wenn eine Regel verletzt wird. reibungslosen Ablauf.
- In der Unterrichtsplanung lasse ich verschiedene Möglichkeiten für den Unterrichtsverlauf offen. Eng mit Umgang mit Störungen verbunden.
- Ich kann mit Leichtigkeit von meiner Stundenpräparation abweichen, wenn Situation erfordert. Schwerpunkt: Prävention statt Umgang mit Störungen: präventiven,
2. Management von Lernzeit proaktiven, vorausschauenden Umgang mit Störungen.
• maximale Bereitstellung von Zeit für aktive Auseinandersetzung mit Lerninhalten Organisation des Unterrichtsablaufs, z.B. alle Materialien, die
• Hpts. durch präventive, vorausschauende Handlungsweisen der Lehrenden benötigt werden vorzubereiten, damit Übergänge smooth verlaufen.
• Lehr-Handlungen zur Erhöhung der aktiven Lernzeit: Befunde größtenteils aus SCHOLASTIK-Studie von Helmke &
− Organisation des Unterrichtsablaufs Weinert, 1997: Auswertungen von Videoaufzeichnungen des
− klar strukturierte Darbietung Unterrichts und Einschätzungen der SuS per Fragebögen. Auch
− klare Zielstellungen und Arbeitsanweisungen Videoanalysen von Seidel und KollegInnen.
− strukturierte und kohärente Wissensdarbietung proaktiv = durch differenzierte Vorausplanung und zielgerichtetes
→ Klarheit und Transparenz des Unterrichts Handeln die Entwicklung eines Geschehens selbst bestimmend und
3. Begleitung aktiver Lernprozesse eine Situation herbeiführend
• Unterricht soll intensive kognitive Auseinandersetzung und intrinsische
Lernmotivation für vertieftes Verständnis von Lerninhalten unterstützen.
• Nähe zu kognitiver Aktivierung
• Lehr-Handlungen zur Erhöhung kognitiver Auseinandersetzung und Internalisierung:
− Lernzielorientierung (vs. Leistungszielorientierung)
− Wertschätzende, positive Beziehungen zwischen Lehrkräften und SuS
− wahrgenommene Autonomie
− kompetenzunterstützendes, konstruktives Feedback
Wie?
Begleitung/Überwachung des gesamten Lernprozesses: Zielklärung, Orientierung hin zu den Zielen, Lernaktivitäten, Bewertung von Lernergebnissen.
Unterstützung von aktiven Lernprozessen der SuS.
Kognitive Aktivierung: zur Erinnerung: eine der Basisdimensionen von Unterrichtsqualität: berührt Tiefenstruktur des Unterrichts.
Bei lernzielorientierten Lehrkräften zeihen SuS mehr kognitives Engagement; bei Leistungszielorientierung war Verhalten der SuS wechselhaft, zT störend.
Positive Beziehungen: soziale Eingebundenheit sowie
wahrg. Autonomie und Kompetenzunterstützung → konstruktives Feedback
Wirkungen von Klassenführung
Zusammenfassung empirischer Befunde:
• Störungsarmer Unterricht hat positive Wirkungen auf kognitive und motivational-affektive Komponenten des Lernens
• Optimale Nutzung der Unterrichtszeit durch Organisation und Strukturierung des Unterrichts hängt positiv mit der Qualität der Lernprozesse sowie
längerfristigen Lernentwicklungen zusammen
• Qualität der Lernbegleitung fördert v.a. motivational-affektive Komponenten des Lernens; kognitiv aktivierender Unterricht hat auch positive Wirkungen
auf die Lernleistung der SuS.
Wie?
Störungsarmer Unterricht:
- z.B. hohe Intensität kognitiver Aktivitäten und positives Kompetenzerleben, positive emotionale Erfahrungen, erlebte Herausforderung
Maximierung von Lernzeit:
- Z.B. Aufmerksamkeit (s. SCHOLASTIK-Studie), Instruktionsqualität, Autonomie- und Kompetenzunterstützung, Wahrnehmung von Relevanz,
intrinsische Motivation, tiefer gehende Lernaktivitäten
- längerfristige kognitive outcomes: Leistungsentwicklung
Qualität der Lernbegleitung:
- motivational-affektive Komponenten des Lernens: wertschätzende Beziehungen, Qualität der Lehrer-Schüler Interaktion, Klima in der
Klassengemeinschaft, kognitives Engagement, positivere Einstellungen gegenüber Schule und Unterricht
- kognitive Aktivierung: z.B. Leistungsentwicklung (in Mathe)
Befunde SCHOLASTIK-Studie (Helmke, Weinert) Klassenführung durch Aufmerksamkeit der SuS oder L. bestimmt
Schulorganisierte Lernangebote und Sozialisation von Talenten, Interessen und Kompetenzen
Längsschnittuntersuchung (Cross-lagged-panel design) zur kognitiven & motivationalen
Entwicklung
Klassenführung“ hier als Maximierung von Lernzeit und Aufmerksamkeitsprozesse bei SuS
(könnte ja in beide Richtungen gehen).
→ Beobachtungs- und exp. Studien: keine systematischen Effekte für reaktive Disziplinierungsmaßnahmen…
→ Videostudien: …Lehrkräfte reagieren zu spät auf Fehlverhalten!
Beobachtungsstudien und exp. Studien erbrachten verwirrende Ergebnisse.
…Videostudien: Zurückspulen! Lehrkräfte reagieren meist erst dann wenn es richtig schlimm wird und sich bereits ausgebreitet hat: wenn es zu spät ist/die Falschen
trifft (Zeit- & Personenfehler). Im Folgenden daher von Kounin fallengelassen. → sinnvoller sei eine Unterrichtssteuerung, die das Entstehen störenden Verhaltens
von vornherein verhindert.
Generell empfiehlt sich durchaus, nicht zu hart/nicht negativ zu reagieren: z.B. Wentzel, 2002: v.a. negatives Lehrerverhalten -> mehr Unterrichtsstörungen!
Durchgesetzt hat sich: klare Regeln + Wärme = weniger Unterrichtsstörungen.
2.Allgegenwärtigkeit
Allgegenwärtigkeit (With-it-ness):
-„Augen im Hinterkopf“ (Kounin, 1976, S. 90)
-Verdeutlichen, dass über Situation im Klassenzimmer stets informiert, Geschehen auch an der ”Peripherie” wahrnimmt und ggf. einschreiten wird.
-Beispiel: Während der Instruktion an die ganze Klasse nimmt der Lehrer Augenkontakt mit einem Schüler auf, der gerade Papierknöllchen in einem Röhrchen
wegblasen will.
-Zentral: rechtzeitiges Einschreiten und Ermahnung der richtigen Schüler_innen („Zeit- und Objektfehler“, Kounin, 1976, S. 91)
Beispiel: Der Lehrer ermahnt einen mit dem Hintermann flüsternden Schüler mit den Worten: „Johnny, lass die Unterhaltung und beschäftige dich mit deinen
Additionsaufgaben!“ Kurz vor dieser Zurechtweisung begannen sich im anderen Teil des Zimmers – unbeachtet vom Lehrer – zwei Jungen Papierflugzeuge
zuzuwerfen (vgl. Kounin, 1976, S. 90)
Objektfehler: Falsche/r Schüler/in: Zuschauer/in statt Initiator/in
Zeitfehler: Ausbreitung von Fehlverhalten vor der Zurechtweisung
Aktuelle Befunde (Hattie)
Einige Komponenten:
• With-it-ness → d = 1.42
• Disziplinarisches Eingreifen → d = 0.91
• Gruppenvertstärkerpläne → d = 0.98
• Moderator: Lehrer-Schüler-Beziehung
Nächsteffektive Methode: disziplinarische Interventionen (nicht unbedingt negative Zurechtweisung!): verbale und Verhaltensgesten der Lehrkraft, die den SuS
anzeigen, dass ihr Verhalten un/angemessen war.
Moderator: Lehrer-Schüler Beziehung: besonders hohe Wirksamkeit bei kooperativen (vs. dominanten) Lehrer-Schüler-Beziehungen: Lehrkraft sorgt sich um
Bedürfnisse und Meinungen aller.
Überlappung
-bei 2 gleichzeitig auftretenden Problemen („überlappende Situation“) die Aufmerksamkeit simultan auf mehrere Dinge richten zu können
Beispiel 1: In einem Unterrichtsabschnitt kümmert sich der Lehrer um eine Lesegruppe. In einer anderen Gruppe rangeln wie Schüler spielerisch. Der Lehrer
verlässt die Lesegruppe, um die beiden Störer heftig zurechtzuweisen („Schluss mit dem Unfug! Aber auf der Stelle! Du bist noch nicht fertig mit deinen Aufgaben.
Mach sie jetzt sofort, und zwar richtig! Und du genauso!“), und geht danach wieder zur Lesegruppe.
Beispiel 2: In einer ähnlichen Situation sagt eine Lehrerin: „Lies weiter Mary, ich höre zu“, und fast gleichzeitig ermahnt sie zwei Schwätzer an einem anderen
Tisch („Dreht euch um und macht eure Arbeit“).
Beiden Ereignissen gerecht werden, statt sich von einem vollkommen in Anspruch nehmen zu lassen und das andere vernachlässigen. Überlappung unterstützt die
Allgegenwärtigkeit.Fast beiläufig reagieren, nicht zu viel Raum geben/Zeit investieren. „Aufmerksamkeit“ kann durch Bemerkungen, Anweisungen oder auch nur
durch Blicke geschehen. Ein Fall von mangelnder Überlappung.
3.Reibungslosigkeit & Schwung
• „smootheness and momentum (Dynamik, Schwung, Impuls)“ → klingt nach „lebendigem“ Unterricht – aber gemeint: speziell Übergänge. Mögliche
Verzögerungen im Unterrichtsfluss beim Übergang zwischen zwei Aktivitäten.
• für flüssigen Unterrichtsverlauf & fortgesetzte Aktivität sorgen
• speziell an Übergängen im Unterrichtsgeschehen
• Eine gute Einhaltung ist unauffällig, kaum beobachtbar; erst bei Mängeln zu erkennen:
− Überproblematisierungen von Fehlverhalten
− abrupte Wechsel/Sprunghaftigkeit
− thematische Unentschlossenheit
Beispiel 1:Während einer Rechenübung ermahnt der Lehrer einen Schüler, der sich auf die Ellenbogen stützt, aufrecht zu sitzen, und zeigt ihm die „richtige“
Körperhaltung.
Beispiel 2: Mitten in der Unterrichtsstunde fragt die Lehrerin unvermittelt: „Wo ist denn Susi? Weiß jemand, warum sie fehlt?“
Beispiel 3: Die Kinder sollen von Einkaufserlebnissen berichten. Ein Kind erzählt sein Erlebnis. Ohne darauf einzugehen und ohne drei weitere Meldungen zu
beachten, geht die Lehrerin an die Tafel und zeigt ihnen neue Wörter für die nächste Lektion.
4.Gruppenmobilisierung
• Klasse als Ganzes, gleichzeitig jede/n einzelne/n „bei der Stange“ halten, Aufmerksamkeitsspannung erzeugen. → breite Leistungskontrolle (Wer von
euch, weiß das→ alle haben das Gefühl dranzukommen)
• Kollektive Mobilisierung und „Rechenschaftsprinzip“: alle müssen mit Aufrufen/Leistungskontrolle rechnen.
• Beispielaktivitäten:
− Ungewissheit lassen, wer als nächstes aufgerufen wird
− vor dem Aufrufen „Spannung“ erzeugen: Pausieren, in die Runde blicken/mit Blick durch die Reihen gehen
− häufiges Aufrufen möglichst vieler verschiedener SuS
− Aufforderungen, sich zu melden, bevor Aufruf ergeht
− den nicht Aufgerufenen zu verstehen geben, dass sie ebenfalls im Fokus der Aufmerksamkeit stehen
5.Abwechslung & Herausforderung
• „Überdrussvermeidung“, um Arbeitsbereitschaft zu erhalten, Sättigung und Langeweile vorzubeugen ( bzw. < optimale Motivierung).
• besonders in Stillarbeitsphasen relevant
• Lernaktivitäten so gestalten, dass sie als abwechs-lungsreich und herausfordernd erlebt werden:
– Intellektuell herausfordernde Aufgaben wählen
– Abwechslung in der Darbietungsweise
– stimulierende Anstöße
– unterschiedliche Arbeitsmittel
– variierende Gruppenanordnungen
Wie?
Arbeitsbereitschaft aufrechterhalten. Damit ist NICHT das Spektrum „motivierenden“ Lehrerverhaltens ausgeschöpft! Weniger als Motivationsstrategien! → in
Stillarbeitsphasen als wirkungsvoll erwiesen, darauf zu achten. Stimulierende Anstöße an Überleitungsstellen: „Aufgepasst, jetzt kommt etwas Lustiges“ Aufgaben
intellektuell herausfordernd, aber bewältigbar!
Fazit:
• Klassenführung bezieht sich auf den Umgang mit und die Vermeidung von Störungen, die zum Lernen bereitgestellte Zeit und die Lernbegleitung.
• zentral: Störungsprävention!
• Kounin als Klassiker bis heute:
– Allgegenwärtigkeit und Überlappung
– Reibungslosigkeit und Schwung
– Gruppenmobilisierung
– Abwechslung und Herausforderung
VL 3 - Lehrer
1. Kognitive Merkmale
a. Wissen
b. Überzeugung & Erwartung
2. Motivational-emotionale Merkmale
a. Berufswahlmotive & Berufseignung
b. Enthusiasmus & intrinsische Motivation
c. Beanspruchungserleben
Professionelle Kompetenz
-Was ist eine gute L.?
-Welche Effekte hat die Kompetenz auf Unterricht?
-Wie gut sind deutsche L. im internationalen Vergleich
Professionswissen:
Fachwissen („content knowledge“):
-tiefes Verständnis des zu unterrichtenden
Schulstoffes
Fachdidaktisches Wissen („pedagogical content
knowledge“):
-Wissen darüber, wie fachliche Inhalte durch
Instruktion vermittelt werden können.
Curriculares Wissen („curricular knowledge“):
-Wissen über die Anordnung von Inhalten in
Lehrplänen und über verfügbare Lehrmaterialien
Allgemeines Pädagogisches Wissen („pedagogical
knowledge“):
-Wissen über die Schaffung und Optimierung von
Lehr-Lern-Situationen sowie
entwicklungspsychologisches und pädagogisch-
psychologisches Grundwissen
→ Organisationswissen
→ Beratungswissen
Zusammenfassung COACTIV
1. Was versteht man unter professioneller Kompetenz?
- Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung der schulischen Anforderungen
- Professionswissen, Überzeugungen, Motivation, Selbstregulation
2. Hat die professionelle Kompetenz der Lehrkräfte einen Effekt auf die Schüler(innen)?
- Fachdidaktisches Wissen, Motivation und berufliche Selbstregulation als wichtige Prädiktoren für Unterrichtsqualität und Schülerleistung/Schülermotivation
TEDS-M: Teacher Education & Development Study
• Internationale Vergleichsstudie (The International Association for the Evaluation of Educational Achievement, IEA). 2006-2010
• als Reaktion auf “PISA” Untersuchung der Wirksamkeit der Lehrerausbildung
• Erhebung des fachlichen, didaktischen und pädagogischen Wissens angehender Mathematiklehrer der Primarstufe und Sekundarstufe I aus 17
Ländern (Asien, Europa, USA)
• In Deutschland Stichprobe aus 2000 angehenden Mathematiklehrkräften (letztes Ausbildungsjahr) aus allen 16 Bundesländern
• Rücklaufquote über 80%
Zusammenfassung: Internationaler Vergleich
• Vergleichsstudie zum fachlichen und fachdidaktischen Wissen angehender Mathematiklehrkräfte
• Deutschland insgesamt leicht überdurchschnittlich
• Bedeutsame Schulformunterschiede
• Erklärungsansätze.
– Zweifach-Ausbildung international eher unüblich
– Weniger Stunden für fachliche Ausbildung bei Nicht-Gymnasiallehrkräften
Überzeugungen & Erwartungen
• „teacher beliefs“:
– Vorstellungen und Annahmen von Lehrkräften über schul- und unterrichtsbezogene Phänomene und Prozesse
– bewertende Komponente
• per se nicht als richtig oder falsch zu beurteilen
• Falls auf falschen Prämissen beruhend, starke Einschränkungen des Handelns möglich
• →Reflektierte Auseinandersetzung gilt als wichtige Komponente der Professionalität von Lehrkräften (Bromme, 1997; Woolfolk Hoy, 2006)
• Dazu viel Forschung im Bereich der Pädagogischen Psychologie
Überzeugungen von Lehrkräften: Bezugssystem, Inhalt & Bsp. (Woolfolk)
VL 4 – Lehrer
1. Motivational-emotionale Merkmale
a. Berufswahlmotive & Berufseignung
b. Beanspruchungserleben
Berufswahlmotive & Berufseignung
• Gründe, weshalb das Lehramtsstudium aufgenommen wird?
• Untersuchungen an deutschen Studierenden (Pohlmann & Möller, 2007)
– Pädagogisches Interesse, fachliches Interesse, berufsbezogene Fähigkeitsüberzeugung, extrinsische Motive (Vereinbarkeit von Familie und
Beruf, Arbeitsplatzsicherheit, hoher Freizeitanteil), soziale Einflüsse
– Eher unwichtig: geringe Schwierigkeit des Lehramtsstudiums
• Probleme
– Erfassung durch geschlossene, reaktive Antwortformate (nur das antworten, was da im Fragebogen angegeben ist)
– Einflüsse sozialer Erwünschtheit möglich
PaLea Studie für Entschiedung zum Lehramtsstudium
Leistungsindikatoren nach Lehramtszugang
Zusammenfassung
• Frauen wählen fast 4 Mal häufiger ein GS-Lehramt als ein Sek II-Lehramt
• Leistungsindikatoren: Eine schlechtere Abitur-Note erhöht die Wahrscheinlichkeit
ein GS- oder Sek I-Lehramt zu wählen (im Vergleich zu Sek II)
• Persönlichkeit: kaum Effekte
Zusammenfassung
• Berufswahlmotive:
– Pädagogisches Interesse: eher Grundschul- oder Sek I-Lehramt
– Fachliches Interesse: eher Gym
– Geringe Schwierigkeit: eher Grundschul- oder Sek I-Lehramt
– Finanzielle Nützlichkeit: eher Gym
Berufseignung
Durch Self-assessment (Selbsttests)
Funktionen:
• Informationsfunktion: Die Anwender/innen werden mit den vielfältigen Anforderungen des Studien- und Berufsfeldes vertraut gemacht.
• Diagnostische Funktion: Die persönlichen Voraussetzungen werden mit dem beschriebenen Anforderungsprofil verglichen.
• Selektionsfunktion: Es erfolgt die Selbstselektion bei abweichendem Anforderungsprofil und damit die Erhöhung der Basisrate geeigneter
Studienbewerber/innen.
Eignung & Eignungsdiagnostik
• Eignung = Passung zwischen Merkmalen der Person und den Bedingungen/Anforderungen einer Tätigkeit (vgl. Wottawa, 2000; Frieling & Sonntag,
1999)
• Berufseignung = Erfolgswahrscheinlichkeit für eine Tätigkeit/einen Beruf (Schuler & Höft, 2004)
• Eignungsdiagnostik = Entwicklung, Prüfung und Anwendung psychologischer Verfahren zum Zwecke eignungsbezogener Erfolgsprognosen im
beruflichen Kontext (Schuler & Höft, 2004)
Eignungsfeststellung
Eignungsdebatte
Pro contra
Hohe Anforderung des Lehrerberufs -gibt nicht mehr Bewerber als Plätze
„ungeeignete“ abhalten Kein geeignetes Verfahren
Gut für SuS Kann man alles lernen
Ansehen des Lehrerberufs erhöhen
Neues Betätigungsfeld
Eignungsdiagnostische Verfahren für L.
• Self-Assessments zu Personenmerkmalen (Interessen, Eigenschaften): CCT (Mayr, 2010) und FiT (Herlt & Schaarschmidt, 2007)
• Auswahlgespräche (Trapmann et al., 2008)
• Assessment-Center (Schweiz; Bieri Buschor et al., 2006) → lehrertypische Unterrichtssituationen (z.B. Rollenspiele)
→ Career Counselling for Teachers (CCT) von Mayr et al. (2010) & „Fit für den Lehrerberuf?!“ (Herlt & Schaarschmidt, 2007)
Verfahren CCT
• Das CCT ist als Self-Assessment für 4 Zielgruppen konzipiert: (1) für potenzielle Lehramtsstudierende, (2) für Lehramtsstudierende, (3) für
Berufseinsteiger/innen und (4) für erfahrene Lehrkräfte.
• Das online zu bearbeitende Verfahren für die Zielgruppe Studieninteressierte enthält Informationstexte über das Lehrerstudium und den Lehrerberuf,
Selbsterkundungsverfahren, eine Auswahl solcher Verfahren im Rahmen einer „Geführten Tour“, Reportagen aus dem Leben von
Lehramtsstudierenden und Lehrer/innen sowie Links zu den Webseiten von Lehrerbildungseinrichtungen, Schulbehörden und Beratungsstellen.
• Für Lehramtsstudierende ist die Durchführung des CCT u. a. in Baden-Württemberg seit 2010 und in Hamburg seit 2009 Pflicht. Für die
Immatrikulation ist nur die Teilnahmebescheinigung vonnöten, das Testergebnis ist irrelevant.
• Bearbeitung: Im Rahmen der „Geführten Tour“ bearbeiten die Interessenten 3 Fragebogen: die „Lehrer/innen-Persönlichkeits-Adjektivskalen“ (LPA),
die Lehrer/innen-Interessen-Skalen (LIS) sowie Items zu pädagogischen Vorerfahrungen.
• Auswertung: Die Auswertung erfolgt online.
• Interpretation: Die Interpretation der Daten erfolgt ebenfalls online. Die individuellen Skalenwerte werden in den drei Fragebogen mit denen einer
Normstichprobe verglichen. Liegen die Selbsteinschätzungen im unteren Verteilungsquartil, so wird dies jeweils als Risikofaktor für eine gelingende
Berufspraxis gewertet und den potenziellen Studieninteressierten wird dazu geraten, den Beruf des Lehrers nicht zu ergreifen.
Grundlegende Annahmen von Myr et al.
• Persönlichkeitsmerkmale & soziale Fähigkeiten sind entscheidend für eine erfolgreiche Berufsausübung einer Lehrkraft.
• Zusammen mit dem Interesse am Lehrerberuf sowie fachlichen, didaktischen und pädagogisch-psychologischen Wissen bilden sie die Basis einer
erfolgreichen Professionalisierung.
Lehrer-Persönlichkeits-Adjektivskalen (LPA)
Lehrer-Interessen-Skalen (LIS)
• Die LIS enthalten 33 Items verteilt auf sechs Skalen
- Unterricht gestalten (Bsp.: den Schüler/innen einen Sachverhalt erklären)
- Soziale Beziehungen fördern (Bsp.: Schüler/innen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenführen)
- Auf spezifische Bedürfnisse eingehen (Bsp.: begabten Schüler/innen zusätzliche Anregungen vermitteln)
- Verhalten kontrollieren und beurteilen (Bsp.: darauf achten, dass möglichst alle Schüler/innen mitarbeiten)
- Mit Eltern und KollegInnen zusammenarbeiten (Bsp.: Eltern in den Unterricht einbeziehen)
- Sich fortbilden (Bsp.: mich über das Weltgeschehen auf dem Laufenden halten)
• Die Reliabilität der Skalen liegt zwischen r = .67 (Soziale Beziehungen fördern) und r = .79 (Verhalten kontrollieren und beurteilen).
Prognostischer Aussagen
• Zufriedenheit mit den eigenen Studienleistungen bzw. mit der Berufsentscheidung: Brandstätter und Mayr (1994) zufolge weisen die Vorzeichen der
Korrelationskoeffizienten der LPA in die erwartete Richtung, die Zusammenhänge sind allerdings nur hinsichtlich des Faktors Stabilität signifikant.
• Berufliche Zufriedenheit: Die signifikanten Zusammenhänge mit den LIS-Skalen liegen zwischen .12 (Mit Eltern und Kollegen zusammenarbeiten)
und .27 (Soziale Beziehungen fördern).
• Selbstberichtete Belastung durch die pädagogische Arbeit: Die signifikanten Zusammenhänge liegen zwischen -.14 bis -.22 mit den LIS-Skalen.
Kritk an Self-Assessments für Lehrkräfte
• Keine empirische Evidenz für die prognostische Validität der Verfahren.
• Keine Unterscheidung von Studien- und Berufserfolg.
• Keine Differenzierung nach Schulformen.
Zusammenhänge zwischen Urteilne in CCT & FIT
VL 5 – Motivation III
2. Motivtional-emotionale Merkmale
a. Beanspruchungserleben
Überforderung → Burnout
Syndrom mit 3 Symptomen (Maslach & Kollegen) → soziale Arbeit
• Emotionale Erschöpfung
– Durch meine Arbeit bin ich gefühlsmäßig am Ende.
– Am Ende des Schultages fühle ich mich erledigt.
– Ich fühle mich schon müde, wenn ich morgens aufstehe und wieder einen Schultag vor mir habe.
• Depersonalisierung
– Ich glaube, ich behandle Schüler zum Teil ziemlich unpersönlich.
– Seit ich Lehrer bin, bin ich gleichgültiger gegenüber Menschen geworden.
• Gefühl verminderter Leistungsfähigkeit
– Ich fühle, dass ich durch meine Arbeit das Leben anderer Menschen positiv beeinflusse.
– Ich habe viele wertvolle Dinge in diesem Beruf geleistet. (trifft zu → wenig Burnout)
– Maslach Burnout Inventory
• Wird in der Mehrheit der Arbeiten verwendet
• 1981 entwickelt und 1996 in der dritten Version (MBI, Maslach, Jackson, Leiter, 1996)
Burnout-Fragebogen (Auszug)
1. Ich habe allgemein zu viel Stress in meinem Leben.
2. Durch meine Arbeit muss ich auf private Kontakte und Freizeitaktivitäten verzichten.
3. Auf meinen Schultern lastet zu viel.
4. Ich leide an chronischer Müdigkeit.
5. Ich habe das Interesse an meiner Arbeit verloren.
6. Ich handle manchmal so, als wäre ich eine Maschine. Ich bin mir selbst fremd.
7. Früher habe ich mich um meine Mitarbeiter und Kunden gekümmert – heute interessieren sie mich nicht.
8. Ich mache zynische Bemerkungen über Kunden und Mitarbeiter.
9. Wenn ich morgens aufstehe und an meine Arbeit denke, bin ich gleich wieder müde.
10. Ich fühle mich machtlos, meine Arbeitssituation zu verändern.
11. Ich bekomme zu wenig Anerkennung, für das was ich leiste.
12. Auf meine Kollegen und Mitarbeiter kann ich mich nicht verlassen, ich arbeite über weite Bereiche für mich allein.
Kritik am Begriff Burnout
- Bisher existiert keine allgemein akzeptierte Definition
- Keine klinische Diagnose nach DSM-V, unspezifisch in ICD-10
- Wirklich abgrenzbar von Depression? (schwierig zu sagen, ob das Umfeld zu viel will oder man selbst nicht damit umgehen kann)
Belastung & Beanspruchung
Über Lehrkräfte wird einerseits gesagt, sie hätten viele Ferientage, andererseits sollen sie vermehrt an Stress und Burnout leiden. Wie erklären sie sich diesen
vermeintlichen Widerspruch?
- müssen in den Ferien arbeiten
- Schwierig zu trennen Arbeit – Freizeit
- Soziale Verworrenheit mit SuS
- Konferenzen
- Unterricht vorbereiten
Medien berichten von hoher Beanspruchung
Wissenschaftliche Artikel begründen Relevanz ihrer Forschung mit hoher Beanspruchung der Lehrkräfte
Aber: Empirische Befundlage nicht eindeutig und belastbar→ Mangel an Studien: wenig repräsentativ, kaum bewährte Instrumente, meist keine Referenzgruppe
Hinweise auf Beanspruchung
Berufszufriedenheit
→ Belastung nimmt im Alter zu, Zufriedenheit nimmt mit den Jahren immer ab (selbst im Ref ist Berufszufiredenheit hoch)
Frühpensionierung & Dienstunfähigkeit
Dienstunfähigkeit = sind zurückgegangen (3% Gehaltseinbuße, umso früher man in den Ruhestand geht) → versuchen Belastungen durch Stundenanzahl &
Ruhestandseintritt zu regulieren
Wie beansprucht sind Lehrkräfte? Fazit I
• Lehrkräfte sind nicht per se gefährdet für langfristige Beanspruchungsfolgen wie Stress und Burnout
• ABER: Hinweise auf eine stärker psychische und weniger physische Beanspruchung
• Dennoch: hohe mittlere Berufszufriedenheit
Beanspruchungserleben
• Belastungen: berufsbezogene Umweltfaktoren, die auf die Person einwirken und zu positiven oder negativen Reaktionen führen können.
– objektive Belastungen (psychophysiologisch nachweisbare Umweltmerkmale wie z.B. Lärm oder organisatorische Strukturen)
– subjektive Belastungen (individuelle Wahrnehmung und Interpretation von Umweltbedingungen).
• Beanspruchung: individuelle Reaktionen auf Belastungen
– kurzfristigen Beanspruchungsreaktionen (z.B. positives/negatives Empfinden, verminderte Konzentration)
– langfristigen Beanspruchungsfolgen (chronischer Stress, Burnout).
• Burnout: langfristige Beanspruchungsfolgen
– psychologisches Syndrom
– Symptome: emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und ein Gefühl verminderter Leistungsfähigkeit (Maslach, Schaufeli & Leiter,
2001).
Belastungsfaktoren & ihre Bedeutung
• Häufig genannte Belastungsfaktoren
– Institutionelle Faktoren: z.B. große, heterogene Klassen, hohe Stundenzahlen
– Soziale Faktoren: schwierige Schüler, fehlende Unterstützung der Eltern
– „politische“ Faktoren: Erleben von Fremdbestimmung durch Bürokratisierung, bildungspolitische Maßnahmen
• Individuelle Unterschiede im Umgang mit den Belastungsfaktoren
• Unterscheidung in personale und soziale Ressourcen
• Unterschiedliche Bewältigungsmuster bei Lehrern (Schaarschmidt & Fischer, 1997)
• Erste empirische Befunde von negativen Folgen des Beanspruchungserlebens auf die Unterrichtsqualität (Klusmann et al., 2008)
Selbstregulation – typologischer Ansatz (Schaarschmidt & Fischer, 2001)
Fragebögen → dadurch zuordenbar
2 psychologische Dimensionen:
1. Engagement
2. Widerstandsfähigkeit
Gesundheitstyp = vorzeige Lehrkraft (kann mit Belastungen sehr gut umgehen und kann
auch engagiert sein)
VL 6 – Motivation VI
Forschungsfragen in COAKTIV
1. Lassen sich die vier Regulationsstile empirisch identifizieren?
2. Zeigen sich Unterschiede im Beanspruchungserleben zwischen den vier Regulationsstilen?
3. Zeigen sich Unterschiede im Unterrichtsverhalten zwischen den vier Regulationsstilen?
Datengrundlage COAKTIV-Studie
Mathematiklehrkräften in dieser Studie also zu Beginn der Studie in Burnout Fragebogen vorgelegt und hat dann andere Fragebögen ebenfalls vorgegeben, um zu
gucken, ob die 4 Typen sich auf diesen Merkmalen unterscheiden, hat den Unterricht der Lehrkräfte beobachtet
Forschungsfragen
1. Lassen sich die 4 Regulationsstile empirisch replizieren? Viele sind den beiden ungünstigen Typen zuzuordnen
Typ G = Gesundheitstyp
Typ S = Schontyp
Gesundheitstypen = am jüngsten
Burnout Fazit II
- Lehrergesundheit ein wichtiges Thema
- Vorsicht bei öffentlich diskutierten Diagnosen des Berufsstands
- Kein entweder-oder von Person- oder Umweltmerkmalen bei der Ursachensuche für Beanspruchung
- Umgang mit beruflichen Belastungen als Teil der Ausbildung und Teil des professionellen Selbstverständnis
- Burnout wirkt sich negativ auf die Lehrkraft und auf den Unterricht aus.
- Burnout hat sehr ähnliche Symptome wie die Depression
Depression (ICD-10).
-Klinische Diagnose; Symptome: gedrückte Stimmung, Verminderung von Antrieb und Aktivität, Freude, Interesse und Konzentration, ausgeprägte Müdigkeit,
Schlaf ist meist gestört, Selbstwertgefühl ist beeinträchtigt
Erklärungsansätze von Burnout
• Gesellschaftliche Bedingungen
• Generelle Merkmale des Lehrerberufs (kann teilweise belastend sein)
• Arbeitssituation an bestimmten Schulen: Häufungen an bestimmten Schulen?
• Persönlichkeitsmerkmale
Ressource & Stressoren (Risikofaktoren)
Präventiv:
Man verändert etwas an dem verhältnisoder an dem
Verhalten
→ lassen sich in primäre Prävention
(Gesundheitserhaltung: Entspannungstrainings)
Sekundäre Prävention (Risikogruppen, die bereits
Symptome haben)
Tertiäre Personen: an bereits erkrankten Personen,
Rückfallprofilaxe
Stressbewältigungsprogramme
• Psychoedukation (Wo Personen darüber aufgeklärt werden, welche bedingungen zu Stress führen)
– Was ist Stress, wie entsteht er, wie kann man Stressoren identifizieren?
• Problemlösetraining
– Analyse und Veränderung individueller Stressoren; Bewältigungsmöglichkeiten im Alltag; Maßnahmen zur Vorbeugung
• Kognitionstraining (stressverschäfenden Gedanken zu identifizieren & sie dann zu ändern → Gedanken zur Stressreduktion)
– Identifikation und Veränderung stressverschärfender Kognitionen
• Entspannung
– Progressive Muskelentspannung, autogenes Training
• Organisationale Bedingungen (inwifern kann man seinen Arbeitsalltag umorganisieren)
Stressbewältigungsprogramme für Lehrkräfte
VL 7 – pädagogisch-psychologische Diagnostik
Pädagogisch-Psychologische Diagnostik
• Anwendungsgebiete und Begriffliches
• Messen und Gütekriterien
Trotz unterschiedlicher Voraussetzungen werden gleiche Prüfungsaufgaben gestellt
Anwendungsgebiete & Begriffliches
Alltags- vs. Wissenschaftliche Diagnostik
Kriterien wissenschaftlicher Diagnostik
• Präzisierung der zu messenden Konstrukte
• Operationalisierung der Konstrukte (wie misst man das Konstrukt? → z.B. Intelligenz mit Intelligenztest)
• Standardisierte Messung diagnostisch relevanter Daten (eigene Beobachtungen/Messinstrumente oder standardisiert?)
• Orientierung an Gütekriterien (Objektivität → Anwender zum selben Urteil kommen würden)
• Bereitstellen von Maßstäben zur Beurteilung individueller Messergebnisse
• Analyse der Randbedingungen
• Empirische Prüfung und Integration zu diagnostischem Urteil
(nach Hesse & Latzko, 2011)
Pädagogisch-psychologische Diagnostik
• soll bei Lösung praktischer bildungsbezogener Probleme helfen → auch Klassenklima diagnostizieren
„Arbeitsfeld, das sich mit der Beschaffung und Bewertung von Informationen befasst, die zu einer möglichst akkuraten Einschätzung von
Personenmerkmalen
• Informationen …aus
oder Merkmalen
versch. der(z.B.
Verfahren Lern- und Entwicklungsumwelt
Fragebögen, … führen Beobachtungen)
Interviews, Leistungstests, und zu einer besseren Erklärung und Prognose in
pädagogisch
• relevanten werden
Informationen Problemfeldern beitragen.“Urteil verdichtet
zu diagnostischen
• Urteil mit Entscheidungen bzw. Prognosen verbunden
→ Merkmale von Personen, die in der pädagogischen Psychologie häufig diagnostiziert werden, sind etwa die Persönlichkeit, die Intelligenz,
Verhaltensstörungen, die Fähigkeiten von Schüler*innen ihre Einstellungen und Motivationen, vieles davon diagnostizieren auch Lehrkräfte, insbesondere
natürlich die. Gezeigten Leistungen in ihren jeweiligen Fächern.
Anwendungsgebiete
• Feststellen von Lernvoraussetzungen → Vorkenntnisse, Methoden
• Leistungsüberprüfung → schulischen Leistungen (Test, Klassenarbeit & bewertet → Zensurenbewertung; andere Staaten objektive Leistungstests eine
viel stärkere Rolle als in Deutschland)
• Lernschwierigkeiten
• Teilleistungsstörungen (Lese-Rechtschreib-Schwäche)
• Verhaltensauffälligkeiten
• Hochbegabung
-Diagnostisches Urteil
Entscheidungsfehler bei Diagnose
- z.B. Person ist „geeignet“
- z. B. Schüler „leidet an Dyskalkulie“
-2 Arten von Fehlern
Gütekriterien → für jedes diagnostische Verfahren/Urteil (also bei Schulnoten aber auch bei Intelligenztests)
Gütekriterien: Objektivität
• Messergebnis hängt nur vom Merkmal ab, nicht von der messenden Person
• Verschiedene Formen der Objektivität → Testleiter ganz konkrete Handlungsguides, Vorschriften, Zeiten (Testleitermanuale)
– Durchführungsobjektivität (Testleiter/Lehrer bei Schulleistungsmessung dazu beiträgt, wenn Versuchsbedingungen nicht gleich sind)
– Auswertungsobjektivität (2 Beurteiler zu 2 unterschiedlichen Ergebnissen kommen > Vorwissen einer konkreten Leistung beeinflussen)
– Interpretationsobjektivität (wie Ergebnisse interpretiert wird → Leistung üder oder unter dem Strich; Intelligenztest durch bestimmte Grenzen)
• Voraussetzung für Reliabilität und Validität
Gutekriterien: Reliabilität
• Zuverlässigkeit oder Genauigkeit einer Messung (Messinstrumente, Messungen = schwanken, nicht immer gleiches Ergebnis)
– misst ein Test, was er messen soll, möglichst fehlerfrei?
– Messungen von pädagogisch-psychologischen Merkmalen sind stets mit Messfehlern behaftet
Formal: xtj = wtj + etj x = beobachteter Wert einer Person j im Test t, w = wahrer Wert, e = Fehler (setzt sich aus wahrer Wert & Fehler zusammen)
• Anteil der Varianz der wahren Werte an der Varianz der beobachteten Werte sehr hoch (dann sind Fehler klein)
– Reliabilitätskoeffizienten zur Bestimmung der Größe dieses Anteils (Range von 0 bis 1)
– Verschiedene Reliabilitätskoeffizienten
Retest-Methode
• Wiederholungsreliabilität
• Wiederholung eines Tests/Fragebogens an derselben Stichprobe in angemessenem Zeitabstand → Zusammenhang zwischen beiden Messungen
• Schätzwert der zeitlichen Stabilität eines Merkmals
• Annahme zeitlich stabiler Merkmale
• Problematisch bei Veränderungsmessung
(z.B Intelligenztest 2 Mal → berechnen die Korrelation der Ergebnisse beider Messungen (Stabilität & Wert für Reliabilität → Intelligenz ist ziemlich stabil)
Paralleltest-Methode (2 ähnliche Fragebögen mit ähnlichen Items & berechnet Korrelation zwischen Testergebnissen)
• Konstruktion eines vergleichbaren Tests/Fragebogens
• Korrelation beider Tests
• Problem: Herstellung vergleichbarer Tests
• Ähnliches Prinzip: Testhalbierungsmethode (Split-half)
Reliabilität: interne Konsistenz (Maß für den inneren Zusammenhang einer Skala → Wie sehr messen Items dasselbe?)
• Überprüfung des inneren Zusammenhangs der Items einer Skala
– Wie sehr messen die einzelnen Items dasselbe?
– Prüfung der Homogenität
• Test wird in so viele „Untertests“ zerlegt, wie er Items oder Aufgaben besitzt
• Berechnung erfolgt auf Basis von Itemstreuungen, Korrelationen oder Kovarianzen
• Anwendung ist sinnvoll, wenn homogene Merkmalsbereiche erfasst werden sollen
→ Verallgemeinerung der Split-half-Idee → Test wird in ganz viele (Anzahl der Items) Subtests zerlegt, die dann miteinander korreliert werden
Gütekriterien: Validität (misst Fragebogen, das, was er messen soll → gültig?)
• Validität = Gültigkeit
– Misst ein Test/Fragebogen das, was er messen soll?
– Verschiedene Aspekte
• Inhaltsvalidität
• Kriteriumsvalidität
• Konstruktvalidität
• Prognostische Validität
Inhaltsvalidität
• Decken Aufgaben/Items das theoretische Konstrukt ab? (repräsentieren sie theoretische Konstrukt? Zentrale Merkmale des latenten Konstrukts erfasst?)
• Urteil per Augenschein oder durch Expertenbefragungen (Aufgaben geeignet für Unterrichtseinheit → Kollegen werden gefragt)
Kriteriums- & prognostische Validität
• Kriteriumsvalidität: Test/Fragebogen hängt mit einem vorgegebenen externen Kriterium zusammen (Inwiefern die Ergbenisse mit externen Kriterium
zusammenhängen → Intelligenztests mit Schulnoten korrelieren => Kriteriumsvalidität des IG-Tests, da es wirksam, um Intelligenz mit Schulnoten in
Verbindung zu bringen)
• Kriterien können sein
– objektive Maße
– andere Tests/Fragebogenverfahren
• Prognostische Validität: Test/Fragebogen sagt Ergebnis in einem relevanten zukünftigen Test/Fragebogen voraus
– z.B. Vorhersage von Berufserfolg mit der Abiturdurchschnittsnote (Ist NC geeignet um Berufserfolg vorauszusagen, wenn ja, dass hat es eine
hohe prognostische Validität)
Einige Nebengütekriterien
• Normierung: (wie bei IQ-Tests, wie viele Aufgaben man für welchen Wert bescheinigt bekommt → Was Rohwert in dieser Einordnung bedeutet)
Bezugssystem für die Einordnung des individuellen Testergebnisses
• Ökonomie: (nationalen & internationalen Studien eher ungewöhnlich bei Noten)
(1) kurze Durchführungszeit und wenig Material
(2) einfach zu handhaben
(3) als Gruppentest durchführbar
(4) schnell und bequem auszuwerten
• Nützlichkeit:
misst eine Merkmal, das von wissenschaftlichem oder praktischem Interesse ist
VL 8 Diagnostik II
Beispiele diagnostischer Daten
– Fragebogen
– Tests
(zu Intelligenz, Schulleistungen, Konzentration)
– [Zensuren… in der nächsten Sitzung]
Fragebogen
• Selbstberichtsinstrumente (Personen geben über ihr eigenes Verhalten Auskunft → Einschätzung der eigenen merkmale)
• keine objektiv richtigen Antworten
• Bereiche z.B.:
– Persönlichkeit
– Interessen
– klinische Symptome
• Probleme:
– Verfälschbarkeit der Antworten
– bei Selektionsdiagnostik eher nicht verwenden (weil Personen sich nach gewünschten Antworten verhalten)
Regeln für Formulierung von Items (in Fragebögen)
• Formulieren Sie klar und verständlich
• Nutzen Sie einfache, unzweideutige Begriffe – vermeiden Sie unbekannte Ausdrücke
• Passen Sie sich der Sprache der Befragten an
• Beziehen Sie die Fragen immer nur auf einen Sachverhalt
• Vermeiden Sie doppelte Verneinungen
• Vermeiden Sie Unterstellungen und Suggestivfragen (eine bestimmte Antwort darf nicht impliziert sein)
• Vermeiden Sie hypothetische Fragen
• Verwenden Sie Fragen mit eindeutigem zeitlichen Bezug
Persönlichkeitsstrukturfragebogen
• mehrere Dimensionen (die Struktur) der Persönlichkeit i.S.v. Dispositionen erfasst
• z.B. NEO-PI-R (Ostendorf & Angleitner, 2004)
– fünf breite Dimensionen: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit
– Anwendungsbereich: v.a. in Forschung verbreitet, in geringem Maße Individualdiagnostik
Interessenfragebogen
• z.B. Hexagonmodell RIASEC (Holland, 1997)
• sechs Berufsinteressen-Domänen
(technische, intellektuelle,
künstlerische, realistische, unternehmerische, konventionelle Interessen)
• Allgemeiner Interessen-Struktur-Test
(AIST; Bergmann & Eder, 1999)
– interne Konsistenz α = .82 bis .87
– Validitätshinweise: Korrelationen zu vgl. Dimensionen anderer Interessenverfahren in erwartungsgemäßer Höhe.
Gute Diskrimination zwischen Angehörigen verschiedener Berufsgruppen
– Normen: gesamt und nach Geschlechtern differenziert
(N = 2.496; 14- bis 28-Jährige)
Fragebogen
- Geschlossene Antwortformate
- Offene Antwortformate
- Einfachwahl → nur eine Antwort ist richtig
- Ratingsskelen (Mehr als zwei Antwortalternativen, die so abgestuft sind, dass sie eine Rangordnung darstellen (trifft von überhaupt nicht zu bis trifft
sehr zu → Einschätzung von Qualität eines Merkmals) → Dienen zur Quantifizierung von individuellen Merkmalsausprägungen (Ausprägung des
Konstrukts), Unipolare vs. bipolare Skalen, Numerische, verbale, optische/symbolische Skalen)
Bipolar: Im Augenblick fühle ich mich…angespannt 1 – 2 – 3 – 4 – 5 gelöst. (beide Enden der Eigeschaftskalen werden mit Eigenschaftswort benannt)
Unipolar: Im Augenblick fühle ich mich angespannt. → trifft nicht zu 1 – 2 – 3 – 4 – 5 trifft voll zu
Ratingskalen Marken (mit numerischen, verbalen oder symbolischen (Smileys, +,-,o) Markern)
-Normen
D2-R
• Aufmerksamkeits- und Konzentrationstest
• Anzahl bearbeiteter Zielobjekte pro Zeile → Indikator für Geschwindigkeit
• Anzahl bearbeiteter Zielobjekte – Fehler (= ausgelassene Zielobjekte sowie markierte Distraktoren) → Indikator für Genauigkeit
Schulleistungstests
• Als diagnostisch präziser Ansatz zur Erfassung von (objektiver) Schulleistung
• auf spezifische Fächer/Jahrgangsstufen zugeschnitten, z.B.
– Deutschtests (z.B. Leseverständnis, Rechtschreibung, Grammatik, Wortschatz)
– Mathematiktests (z.B. DEMAT, Hasselhorn & Schneider [Hrsg.])
– Fremdsprachentests (Englisch, Französisch)
– Naturwissenschaftstests (Biologie, Chemie, Physik)
• häufig curricular valide konstruiert bzw. an den Bildungsstandards der KMK orientiert
• Vergleich mit Alters-/Jahrgangsnormen und Schulnormen
VL 9 Diagnostik III
• Zensuren & Zeugnisse
• Gütekriterien von Noten
• Urteilsgenauigkeit & Diagnostische Kompetenz
Als Heuristik oder heuristisches Vorgehen
• Kompetenzraster, Ziffernzeugnisse & Berichtszeugnisse bezeichnet man in der Psychologie eine einfache
– Grundschule Denkstrategie für effizientere Urteile und
– Gemeinschaftsschule Problemlösungen, die meist schneller, aber auch
• Überfachliche Kompetenzen fehleranfälliger ist als ein Algorithmus. Eine
Heuristik ist demnach eine kognitive Daumenregel,
die ein Urteil und eine Entscheidung auf der Basis
von nur wenigen Informationen ermöglicht
Merkmal beurteilen → Input (Reiz) → 2 Arten der Infoverarbeitung (automatisch oder/und kontrolliert) → Urteil
Bedeutung von Zensuren & Zeugnissen
„Zensur ist ein in Kurzform (Ziffer, Buchstabe, Adjektiv) gefasstes Urteil des Lehrenden über ein Verhalten des Lernenden. Der Begriff Note wird synonym
benutzt.“(Ingenkamp, 1985)
• Skalierung pädagogisch bedeutsamer Leistungs- und Verhaltensmerkmale
• sollen interindividuelle Unterschiede und intraindividuelle Veränderungen erkennbar machen
• Indikatorvariablen für das Konstrukt Schulleistung
• Schulzeugnisse
– fassen Noten zusammen und beurkunden Leistungsstand
– Grundlage wichtiger privater und öffentlicher Entscheidungen
– Amtspflicht von Lehrkräften
Funktionen von Zensuren & Zeugnissen
• Berichtsfunktion (Informationsfunktion)
– Rückmeldung an SuS und Eltern
– Rückmeldung an Lehrkräfte
• Sozialisationsfunktion
– Normen und Leistungsvergleiche sichtbar (soziale Vergleich in Klasse → gleich gut, besser, schlechter abgeschnitten)
• Anreizfunktion (Motivierungsfunktion) → pädagogischer Funktion (gute SuS: belohnen, schlechte SuS: motivieren sich zu verbessern)
• Berechtigungsfunktion (Selektions-/Allokations-)
– Selektionskriterien zur Verteilung knapper Ressourcen (Zuordnungen von Personen zur Umwelt → Studienplätze zum NC)
• Kontrollfunktion (machen die Einhaltung der Schulpflicht transparent)
• Disziplinierungsfunktion
– mangelnde Disziplin schlägt sich i.d.R. auch in Fachnoten nieder
– Kopfnoten
(- durch Fachnoten ist von ministerieller Seite her in allen Bundesländern untersagt/unzulässig; dafür Kopfnoten, die explizit der Beurteilung von Verhalten dienen→
Fachnoten zur Disziplinierung einzusetzen ist aber möglicherweise kaum zu vermeiden, da mangelnde Disziplin in der Regel auch Leistungsausfälle mit sich bringt)
Kritik an Noten
• Seit langem Debatte um Güte von Noten
• Ingenkamp (1971)
• klassische Lektüre zur Notenkritik
• drei postuliere Hauptschwachpunkte:
• ungenügende Messqualität
• Nichterfüllung pädagogischer Funktionen
• unerwünschte Nebenwirkungen
• Notengebung als „Lotteriespiel“
Heftiges medienecho und Diskussionen in der Lehrerschaft: Noten… (Tent, 2006)
- Objektivität, Reliabilität und Validität seien fraglich
- demotivieren eher als zu motivieren
- liefern keine Informationen über Wege zur Verbesserung (Produkt- vs. Prozessorientierung); im oberen Bereich ist der Informationsgehalt dabei sogar
noch höher, denn man weiß, was man kann, im unteren Bereich problematisch, da man nur weiß, dass man etwas nicht kann, aber nicht genau, was dieses
etwas ist…
- belasten das Verhältnis zwischen LuL und SuS (Noten als Machtinstrument)
- regen zu Vergleichen zwischen SuS und damit zu Konkurrenzdenken an
Fehlerquellen bei Leistungsbeurteilung
• Noten basieren auf Beobachtungen und Einzelleistungen, die von der Lehrkraft gespeichert, auf Normen bezogen und gewichtet werden müssen.
• Subjektivität dieses Beurteilungsprozesses unvermeidbar
• Einschätzung der Leistungen je nach Fach leichter (Sport) oder schwieriger (Sprachen, Religionsunterricht).
• Lehrerurteile können verzerrt werden durch z.B.
– Beobachtungsmängel (man bekommt nicht alles mit, was in Klasse passiert)
– Erinnerungsfehler (falsch erinnern)
– Urteilstendenzen (Mildeeffekte vs. Strengeeffekte)
– Erwartungseffekte (aufgrund von Vorinfo → erwarten niedrige oder hohe Leistungen → Geschwisterkinder: Rosenthal- oder Pygmalioneffekt)
– Sympathie/Antipathie
Zur Objektivität von Noten
• verschiedene Lehrkräfte bewerten dieselbe Leistung sehr unterschiedlich
• ABER: hohe Übereinstimmung bei Ranking von Klassenarbeiten (r .80 bis .90) → Lehrkräfte können besser von mittle und schlechter unterscheiden
• Problem: mangelnde Vergleichbarkeit → kein klassenübergreifender Maßstab (gäbe objektivere Notengebung)
• Klasseninterner Bezugsrahmen: (Schnitt von Parallelklassen, Jahrgang)
Korrelation von Note und Leistungstest
− innerhalb von Klassen recht hoch (.60 bis .70)
− über mehrere Klassen recht niedrig (.30)
Wenn z.B. bei der Aufsatzkorrektur genaue Kriterienkataloge angewendet werden, dann erreicht die Auswertungsobjektivität auch sogar Werte um r = .80-.90. Im
Durchschnitt hohe Übereinstimmungen bzgl. der Rangreihe. Hauptursache für Unterschiede zw. Lehrerbeurteilungen ist Fehlen eines allgemein verbindlichen,
absoluten Maßstabes, an dem die Leistungen gemessen werden können. Aus Mangel eines solchen Maßstabes orientieren sich Lehrkräfte stark am
klasseninternen Bezugsrahmen. Entsprechende Korrelationen innerhalb von Klassen und über Klassen hinweg. Die gängige Praxis, Notendurchschnitt als
Grundlage für Allokations- und Selektionsprozesse zu benutzen (z. B. Studienplatzvergabe) ist problematisch.
Bezugsrahmeneffekte:
Lehrer/innen orientieren sich bei der Leistungsbeurteilung stark am klasseninternen Bezugsrahmen. Dieselbe Leistung wird daher von verschiedenen Lehrer/innen
unterschiedlich bewertet (mangelnde Objektivität von Noten). Obwohl Noten innerhalb einer Klasse gute Indikatoren für die Schulleistungen sein können, sind sie
es meist über Klassen hinweg nicht. Daher können Noten, die in verschiedenen Klassen erzielt wurden, nicht angemessen miteinander verglichen werden.
Standardisierte Leistungstests sind über Klassen hinweg vergleichbar!
TOSCA (Projekt „Transformation des Sekundarschulsystems und akademische Karrieren“) des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung→ Bezugsrahmeneffekte
lassen sich gut mit einem Ergebnis aus der TOSCA-Studie veranschaulichen, wenn hier auch nicht auf Klassenebene, sondern auf Länderebene.
In Hamburg erbrachten die SuS im Grund- und Leistungskurs Mathematik deutlich geringere Leistungen für dieselbe Note. Lehrkräfte orientieren sich bei der
Notengebung nicht an absoluten Standards, sondern primär an den Leistungen der Mitschüler. v.a. unter dem Aspekt der Selektions- und Allokationsfunktion
problematisch (Vergabe von Studien- und Berufschancen) → Englisch ist eine Ausnahme (Hamburger zeigen sehr gute Leistung traditionell → besser als in BaWü)
→ „Big Fish in a little Pond” – Effekt → in leistungsstarken Klassen werden SuS benachteiligt; in leistungsschwachen Klassen werden sie bevorteilt
Urteilsgenauigkeit & diagnostische Kompetenz
Definition: Was ist diagnostische Kompetenz
Unter diagnostischer Kompetenz wird die Fähigkeit eines Urteilers zur Beschaffung und Bewertung von Informationen verstanden, die zu einer möglichst
akkuraten Einschätzung von Personenmerkmalen oder Situationen führt (Schrader, 2006).
→ Beurteilungsfehler ist als ein Ausdruck der nicht hinreichenden diagnostischen Kompetenz.
Urteilsgenauigkeit (von Lehrkräften)
• Niveaukomponente: Lehrkrafturteil wird mit absoluten Werten der Schülerleistung verglichen; klassenweise Mittelwert berechnet: Lehrerurteil –
tatsächliche Leistung.
→ Lehrkräfte tendieren zur Überschätzung der Schülerleistungen; pädagogisch wünschenswert?
• Differenzierungskomponente: klassenweise Streuung der Lehrerurteile & klassenweise Streuung tatsächlicher Leistungen
→ inkonsistente Befunde (Über- und Unterschätzungen); Streuung der SuS-Leistungen unterschätzt & Streuung motivationaler Merkmale eher
überschätzt
• Rangkomponente: mittlere klassenweise Korrelation zwischen Lehrerurteilen und objektivem Leistungsmaß
→ recht hohe Korrelationen zwischen Lehrerurteil und Schülerleistungen (r = .56 in Metaanalyse; Südkamp, Kaiser & Möller, 2013)
Heuristisches Modell zur Genauigkeit der Leistungsbeurteilung durch L.
Kreativität am schwierigsten
Zusammenfassung
-Beurteilungsgenauigkeit der kognitiven Fähigkeiten ist mit r = .45 substantiell, aber niedriger als bei der Schulleistung (r = .56)
-(Hoch-)Begabung und Kreativität werden weniger genau eingeschätzt
-Höhere Genauigkeit bei relevanter Bezugsnorm
-Niedrigere Genauigkeit in vorselegierten Stichproben (z. B. Gymnasium)
-Intelligenzeinschätzung scheint besser durch Schulleistung als durch Intelligenz vorhergesagt zu werden
-Lehrer übersehen hochbegabte Underachiever (Rost & Hanses, 1997)
Verbalbeurteilung (=Berichtszeugnisse)
• KMK-Beschluss (1970) zur Einführung von Verbalbeurteilungen in der Grundschule
• urspr. Ziel: stärkere Individualisierung des Unterrichts beabsichtigt…
– umfassende Beurteilung von Leistungsstand, Arbeits-und Sozialverhalten
– ermutigende Erziehung statt Leistungsdruck (Lernfortschritte)
– Kooperation statt Konkurrenzkampf
– differenzierte Rückmeldung inkl. Förderhinweisen
– Bewertung an Fortschritten statt am Durchschnitt der Klasse
– verbesserte Beziehungen zwischen Lehrkräften und SuS/Eltern
Akzeptanz bei Kindern → Zeugniswünsche am Ende der 6. Klasse
• verbale Beurteilung nur für ersten zwei Schuljahre
• ab Klasse 3 wünscht sich Mehrheit (ca. 90%) ein Zeugnis mit Noten (allerdings nur ca. 20% ein reines Notenzeugnis)
• am positivsten: Zeugnisse mit Noten und kurzer allgemeiner Beurteilung/Kommentar bewertet
→ Wenn du noch einmal von der 1. bis zur 6. Klasse in die Schule gehen könntest, welche Beurteilungsformen würdest du dir für die jeweilige Klassenstufe
wünschen? Problem kann sein, dass die Kinder einfach so antworten, wie sie die Realität kennen
Inhaltsanalyse von Verbalbeurteilungen
Analyse von 450 Berichtszeugnissen → vier Typen:
1. Normatives Zeugnis: misst SuS an feststehenden Zielen und anderen SuS (verbale Beschreibung von Noten)
→ Auskunft über Leistungstand, verbale Noten
2. Schönes Zeugnis: stark ermunternd, sagt wenig über tatsächlichen Leistungsstand
3. Deskriptives Zeugnis: möglichst objektive Beschreibung, was beherrscht wird und was nicht; Mangel an Hinweisen auf Lernfortschritte
4. Entwicklungsbericht: gibt Auskunft über Lernfortschritte und bestehende Lernbedarfe
→ Typ des Entwicklungsberichts als beste Form der Verbalbeurteilungen; allerdings selten realisiert
Vergleich versch. Beurteilungsmodi
Vergleich von Noten (Ziffernzeugnisse) und Verbalbeurteilung:
• Kinder im Verlauf von 2. bis 4. Klasse
• Lernfreude: nimmt gleichermaßen ab
• Fähigkeitsselbstkonzepte: kaum Unterschiede, wenn überhaupt zugunsten der Notenkinder
• Leistungsangst: zu Beginn der 3. Klasse höhere Besorgtheit bei Notenkindern (v.a. mit schlechten Noten), die über die Zeit verschwindet
→ Überlegenheit von alternativen Beurteilungsformen bislang nicht nachgewiesen (schlechte Noten sind jedoch demotivierend: Schwedische Studie)
Fazit zu Noten
• Noten sind nicht so schlecht wie ihr Ruf, aber auch nicht so gut, wie sie sein müssten.
• Lehrkräfte sind gute Leistungsdiagnostiker/innen, insofern sie Leistungen ihrer SuS zueinander gut einschätzen können (nicht aber auf einem absoluten
Maßstab angeben können; z.B., Schrader & Helmke, 1987)
• Problem: Vergleichbarkeit über Klassen hinweg (Bezugsrahmeneffekte)
• Noten als recht gute Prädiktoren für wichtige Entscheidungen (z.B. Studienplatzvergabe)
• ökonomisch, verständlich, allgemein akzeptiert
• Mangel an besseren (und ähnlich gut handhabbaren) Alternativen, aber Kompetenzraster…
Definitionskriterien
• Niedrige Leistung in den gestörten Bereichen
• Hohe Differenz zwischen gestörten Bereichen und allgemeiner Denkleistung (IQ) (mindestens durchschnittlich intelligent → mit allgemein reduzierter
Intelligenz → geht man nicht von dieser Störung aus)
• Nicht Ausdruck einer Erkrankung
• Fehlende Sinnesschädigung
• Normale Intelligenz
• Angemessene Förderung
Diagnosekategorien
• kombinierte Lese- und Rechtschreibstörung
• isolierte Rechtschreibstörung
Erscheinungsbild
• Lesen
– Schwierigkeiten mit Identifikation von Buchstabieren
– Auslassen, Ersetzen, Verdrehen oder Hinzufügen von Worten/Teilen
– Verlangsamtes Tempo
– Verlieren der Zeile, falsche Betonung
– Geringes Verständnis des Gelesenen
– Schwierigkeiten mit Konsonantenclustern
• Rechtschreibung
– Fehlerhäufigkeit
– Fehlerinkonsistenz
– Verdrehung (b-d, p-q), Umstellung von Buchstaben (Laus – Luas), Auslassen von Buchstaben (Katze – Kaze),
– Probleme mit der Laut-Buchstaben-Umsetzung
→ Schwere Formen manifestieren sich nach Einschulung
→ Intelligente Kinder kompensieren mit Auswendiglernen
Lese-Rechtschreibstörung: Diagnosekriterien ICD-10
Diskrepanzdiagnose: Lesegenauigkeit und/oder Leseverständnis, der mindestens eineinhalb Standardabweichungen unterhalb der allgemeinen Intelligenz
Normalverteilung → IQ von 100 → Differenz von 1,5 Standardabweichungen → gewisse Wert bei Lese-Rechtschreibschwäche bei ca 80
1. Prävention
Vorschulische Förderung:
• Hohe Effekte präventiver Förderung der phonologischen Bewusstheit → Reime: phonologische Bewusstheit
• „Phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne bezieht sich auf die Fähigkeit, größere Einheiten der Sprache wie Wörter, Silben oder Reime zu
identifizieren. Bei der phonologischen Bewusstheit im engeren Sinne geht es darum, kleinere Einheiten der Sprache – also die Laute (Phoneme) – zu
erkennen.“
„Hören, lauschen, lernen“ (Küspert & Schneider, 1999): 57 Sprachspiele; 20 Wochen; täglich 15-20 Minuten im Kindergarten
Effekte auf das Lesen am Ende des 2. Schuljahres: d = 0.31
Effekte auf das Rechtschreiben am Ende des 2. Schuljahres: d = 0.54
2. Begleitende Fördermaßnahmen
• Phonologisches Rekodieren (Blumenstock, 1997; Findeisen et al., 2000)
• Förderung von Worterkennen und Sicherheit im Lesen
– Kieler Leseaufbau (Dummer-Smoch & Hackethal, 1993)
– Lautgetreue Leseübung (Findeisen et al., 2000)
– Phonemstufen Programm (Reuter-Liehr, 2001)
– Im Erstleseunterricht ab der 1.Klasse
– So früh wie möglich und regelmäßig
3. Erhöhung der Leseflüssigkeit (phonologische Speicher wird sonst überlastet→ schnell Wortbedeutungen erfassen)
• Einsatz von Blitzkarten (im kleinen Zeitintervall Karte erkennen)
• Wiederholtes Lesen (mit Kassette)
• Paired Reading (mit stärkerem Partner)
• Unterstützung der Lesemotivation → Lesen ist aversiv für LRS Kinder (wenn Kinder in etw. schlecht ist, dann sind Kinder demotiviert)
– Schwierigkeitsgrad entscheidend
– Interessensgebiet
Elaborieren:
Beim Wissenserwerb (in der Schule) ist es essenziell die Informationen vom Arbeitsgedächtnis ins
Langzeitgedächtnis zu übermitteln. Damit die neuen Informationen nachhaltig gelernt werden, sollten diese
mit dem vorhandenen Vorwissen verknüpft werden und einen Sinn konstruieren. Das Vorwissen kann bereits
erlerntes Wissen oder auch Alltagserfahrungen sein. Das Verknüpfen der neuen Information mit dem
Vorwissen wird Elaborieren genannt. Aktivitäten, die das Elaborieren unterstützen sind Beispiele überlegen,
Analogien ziehen, etwas in eigene Worte fassen, auf andere Kontexte übertragen (z.B Biologieinhalte mit
Chemie → thermodynamische Hauptsätze) oder etwas kritisch mit dem Hintergrund des eigenen Vorwissens
bewerten. Alltagsvorstellungen können mit Fehlvorstellungen versehen sein, welche nicht lernhinderlich sein
müssen, sondern genutzt werden sollten, um durch das Erlangen neuer Information, Konzepte umzudenken
und umzulernen. Außerdem sollten die Fachinhalte