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Herausforderndes Verhalten - ein entwicklungsfreundlicher Ansatz

(nach Heijkoop)

Die Reaktion auf Problemverhalten ist dadurch bestimmt was wahrgenommen wird und wie jemand
gesehen wird. Die Sichtweise, die Mitarbeitende auf herausforderndes Verhalten im Allgemeinen haben,
ist stark von der Theorie bestimmt, mit der sie arbeiten. Die Wichtigkeit der subjektiven Komponente
muss hierbei mehr in den Fokus gerückt werden: Denn als herausfordernd empfinden wir nur jene
Verhaltensweisen, die bei uns Selbst, dem HEP, Betroffenheit auslösen. Wir identifizieren und
brandmarken ein solches Verhalten in der Konsequenz, als „negativ".

„Es ist ein Verhalten, dass gestoppt oder abgewöhnt werden muss.“

Folge:  entwicklungs-feindlicher Umgang mit „negativem“ Verhalten

~> Die Betreuer versuchen das Verhalten zu beherrschen, indem sie es sanktionieren mit Strafe, Belohnung
oder Ignorieren.
~> Beim Versuch, das negative Verhalten zu beherrschen, kann es zu gravierenden (unnötigen)
Einschränkungen kommen.
~> Der Klient wird einer steigenden Anzahl von Regeln und Verboten unterworfen.
~> Die Betreuer sind zunehmend frustriert. Sie erleben sich als „Aufpasser".

Kritik am einseitig angewandten SABC-Schema – Ansatz nach Theunissen:


Sowohl der niederländische Entwicklungspsychologe Jacques Heijkoop, als auch Theunissen selbst, kritisieren
den allzu unreflektierten und einseitig angewandten Einsatz des sog. SABC-Schemas in den sozialen
Einrichtungen. Der Versuch den Klienten zu beschützen, mündet leider viel zu oft in dem primären Versuch,
stimulierende Spannungen und (möglicherweise) auslösende Reize zu reduzieren, um das Aufkommen des
Problemverhaltens dadurch zu verhindern.

 determinierende Sichtweise, die nur ergebnisorientiert, nicht aber personzentriert denkt


 Klient wird von allem abgeschirmt, d.h. verlernt immer mehr, mit Emotionen umzugehen
 Betreuer ist immer auf der Hut und besorgt (Psychohygiene?)
 Erfahrungshorizont des Klienten wird immer weiter eingeschränkt
= keine Entwicklung hin zu einer kompetenteren, weitestgehend eigenständigen Frustrationsregulation möglich

>> Es gibt, objektiv betrachtet, kein universell so zu bezeichnendes


„herausforderndes Verhalten“, sondern allenfalls bedeutungsvolles Verhalten! <<

Umgang mit bedeutungsvollem Verhalten


Klient und Betreuer suchen nach Möglichkeiten der gemeinsamen Problemlösung. Das Ziel ist wachsendes
Selbstvertrauen und gegenseitiges Vertrauen. Das bedeutungsvolle Verhalten wird deshalb nicht als
herausfordernd, sondern als ein klientenspezifischer Schutz gesehen, der manchmal notwendig ist, um als MmB
partizipieren zu können. Ist dies nunmehr der Ausgangspunkt der Überlegungen, so kann ein jedes solches
Verhalten, auch recht leicht zum Startpunkt eines gemeinsamen Entscheidungsprozesses werden. Auf dieser
Grundlage wächst bei Klient und Betreuer das Selbstvertrauen. Wohingegen der Effekt einer Betrachtungsweise
eines bestimmten Verhaltens, als sogenanntes Problemverhalten zur Folge hat, dass das Selbstvertrauen weiter
eingeschränkt und Problemverhalten so zur Ursache für gesteigertes Problemverhalten wird.

Teufelskreis

• Unsicherheit, wenn die Möglichkeiten zu Handeln eingeschränkt werden,


• Angst, als Folge und Ursache von Kontrollverlust,
• Entfremdung, wenn das Verhalten zur Einschränkung der Kontakte führt,
• Abweisung, wenn der Kontaktverlust durch Schuldgefühle verstärkt wird.

deshalb:
ANDERS HINSCHAUEN

Fazit

Empfehlenswert sind Methodenvielfalt und eine allumfassende Sicht auf die Klienten und
deren Verhaltensweisen. Heijkoop rät zu einem Ansatz, der die Beziehungsgestaltung als
Voraussetzung und Kernpunkt eines jeden heilerziehungspflegerischen Handelns
interpretiert.

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