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Richtungen der Psychologie II

behavioristische und sozial-kognitive eorie


Menschenbild aus Sicht des Behaviorismus

Der Mensch sei ein leeres, unbeschriebenes Blatt (“tabula rasa”)

und die Erziehung kann alles aus ihm machen

—» pädagogischer Optimismus

Dabei wird alles, was sich innerhalb des menschlichen Organismus

abspielt, z.B. Denkprozesse, nicht beachtet.

Der Mensch wird als “Black Box” betrachtet:

—» die Verarbeitung von Reizen ist nicht sichtbar (= nicht messbar) und wird daher außen
vorgelassen!

Das Menschenbild kann also als mechanisch und deterministisch bezeichnet werden.

Das klassische Konditionieren


= Prozess der wiederholten Kopplung eines neutralen Reizes mit einem unkonditioniereten Reiz.

Dabei wird der ursprünglich neutrale Reiz zu einem konditionierten Reiz, der eine konditionierte
Reaktion auslöst.

Versuch von Pawlow:

Grundbegri e beim Konditionieren

Deutsch Englisch Abkürzung Erklärung

unbedingter Reiz unconditioned UCS Reiz, der ohne vorangegangenes Lernen eine
(unkonditionierter Reiz) stimulus angeborene Reaktion auslöst
unbedingte Reaktion unconditioned UCR angeborene Reaktion, die durch den UCS
(unkonditionierte Reaktion) response ausgelöst wird
neutraler Reiz neutral stimulus NS Reiz, der zu keiner spezi schen Reaktion führt

bedingter Reiz conditioned CS ursprünglich neutraler Reiz, der aufgrund einer


(konditionierte Reiz) stimulus mehrmaligen Kopplung mit einem UCS eine
gelernte oder bedingte Reaktion bewirkt
bedingte Reaktion conditioned CR erlernte Reaktion, die durch den CS ausgelöst
(konditionierte Reaktion) response wird
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Schema der klassischen Konditionierung:

Beim klassischen Konditionieren spielen Reize, die einem bestimmten Verhalten vorausgehen,
eine zentrale Rolle für das Lernen.

Voraussetzungen für das klassische Konditionieren

- klassisches Konditionieren setzt natürliche Re exe

oder auch emotionale Reaktionen voraus

(UCS —» UCR)

- das Gesetz der Kontiguität muss erfüllt sein

= eine Konditionierung erfolgt erst, wenn der neutrale Reiz und der unbedingte Reiz
mehrmals miteinander bzw. zeitlich kurz nacheinander auftreten und räumlich

beieinander liegen —» zeitliches Zusammen ießen

Eigenschaften des klassischen Konditionierens

- Reizgeneralisierung

= wenn ein Reiz, der mit einem konditionierten Reiz Ähnlichkeit hat,

ebenfalls die konditionierte Reaktion auslöst

z.B. wenn ein Kind, dass durch Konditionierung gelernt hat, vor einem

bestimmten Lehrer Angst zu haben, diese auf alle Lehrkräfte zu überträgt.

≠ Reizdi erenzierung (oder Diskrimination???)

= wenn man zwischen einem konditionierten Reiz und

einem ihm ähnlichen Reiz unterscheiden kann

z.B. das Kind, das durch Konditionierung gelernt hat, vor einem bestimmten

Lehrer Angst zu haben und diese auf alle Lehrkräfte überträgt, lernt im Laufe

der Zeit zu unterscheiden: Es hat nur vor einem bestimmten Lehrer Angst.

- Extinktion (= Schwächung/Auslöschung)

= wenn der konditionierte Reiz längere Zeit nicht mehr mit dem

unkonditionierten Reiz gekoppelt wird

z.B. reagiert das Kind bei Lehrern nicht mehr mit Angst, weil es keine negativen
Erfahrungen mehr mit diesen gemacht hat, so hat eine Extinktion stattgefunden.

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Konditionierung 1. und 2. Ordnung

Beruht eine Konditionierung auf einer erlernten Verknüpfung eines neutralen Reiz (NS) mit einem
konditionierten Reiz, so handelt es sich um eine Konditionierung 2. Ordnung.

Schema:

Beispiel: Meine Angst vor Spritzen führt nun auch zu einer Angst vor Ärzten.

(Spritze = CS1 ; Ärzte = zunächst NS dann CS2)

Klassische Konditionierung zum Aufbau von emotionalen Reaktionen und Verhaltensweisen.

Möglichkeiten diese wieder abzubauen

- Extinktion (Abschwächung)

- Gegenkonditionierung

= eine Konditionierung auf einen neuen Reiz, die eingesetzt wird, um

eine schon erworbene Reiz-Reaktions-Verbindung abzubauen

- systematische Desensibilisierung

= schrittweise Konfrontation

a) “in-vivo” —» Konfrontation mit echten Situationen

b) “in-sensu” —» gedankliche Konfrontation

z.B. bei Angstbewältigung

- Reizüber utung (Flooding)

= unmittelbare Konfrontation mit stark negativem Reiz

Bedeutung des klassischen Konditionierens für die Erziehung

Aufbau und Abbau von emotionalen Reaktionen und Verhaltensweisen durch:

- mehrmalige Kopplung eines Reizes, der die gewünschte emotionale Reaktion hervorrufen soll,
mit einem Reiz, der diese Reaktion bereits hervorruft

- sofortiges Reagieren des Erziehers

- positives Besetztsein des Person des Erziehers

- Entfernung bzw. Weglassen des Reizes, der das nicht erwünschte Verhalten auslöst

- verhaltenstherapeutische Techniken

- für den Aufbau und Abbau von bestimmten Verhaltensweisen

z.B. Verhaltenstherapie

- für den Erwerb von emotionalen Reaktionen

z.B. bei Angstbewältigung

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Das operante Konditionieren

Im Gegensatz zu Pawlow, den die Verknüpfung von Reizen interessierte, wollten Vertreter des
operanten Konditionierens heraus nden, wie sich Konsequenzen des Verhaltens auf dieses selbst
auswirken.

1) Lernen am Erfolg (Thorndike)


oder auch Lernen durch Versuch und Irrtum
= Lernprozesse, in deren Verlauf ein zufällig erfolgreiches Verhalten beibehalten wird,

während erfolglose Verhaltensweisen allmählich abnehmen und schließlich gar nicht

mehr gezeigt werden.

Thorndike’s Experiment: Katze im Kä g

Prinzip des Versuchs und Irrtums:


Individuum probiert verschiedene Verhaltensweisen aus, um zum Ziel zu kommen.

- Gesetz der Bereitschaft

= Bereitschaft zu Lernen ;

wenn Bedürfnis vorliegt einen angenehmen Zustand herzustellen oder

einen unangenehmen Zustand zu vermeiden

- E ektgesetz

= nur Verhaltensweisen, die für den Organismus befriedigende Konsequenzen

nach sich ziehen, werden beibehalten

- Frequenzgesetz

= das zum Erfolg führende Verhalten wird erst durch eine gewisse Häu gkeit an Übung

bzw. Wiederholung erlernt

2) Lernen durch Verstärkung (Skinner)


oder auch Verstärkungslernen
= Prozess, in dessen Verlauf Verhaltensweisen aufgrund ihrer Konsequenzen

vermehrt gezeigt werden

Skinner entwickelte Thorndikes E ektgesetz weiter und begründete dadurch

das Lernen durch Verstärkung.

Die Skinnerbox:

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Verstärkung = Prozess, der dazu führt, dass ein Verhalten vermehrt auftritt

Verstärker = jede Verhaltenskonsequenz, welche die

Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöht


positive Verstärker = erhöhen Auftretenswahrscheinlichkeit durch Darbietung eines

angenehmen Reizes

negative Verstärker = erhöhen Auftretenswahrscheinlichkeit durch Entfernung eines

unangenehmen Reizes

primäre Verstärker = Reize, die biologische Bedürfnisse befriedigen und von Natur aus
verstärkend wirken (z.B. Süßigkeiten, Zuwendung, Sexualität)

sekundäre Verstärker = Reize, die erlernte Bedürfnisse befriedigen (z.B. Geld, Zeugnisnoten)

Beim operanten Konditionieren gibt es - wie beim klassischen Konditionieren - Reize, die dem
Verhalten vorangehen und signalisieren, welche Konsequenz diesem Reiz folgen soll.

Diskriminationslernen = Prozess, in welchem der Mensch lernt, auf unterschiedliche Reize in


einer bestimmten Situation unterschiedlich mit einem bestimmten
Verhalten zu reagieren

Diskriminative Reize = unterschiedliche Reize in einer bestimmten Situation, auf die der
Mensch unterschiedlich reagiert

Verhaltenskonsequenzen

Die Beziehung zwischen Verhalten und der nachfolgenden Konsequenz = Kontingenz

Kontingenzschema:

- Extinktion (= Löschung)

= meint aus der Sicht des Lernens durch Verstärkung die Abnahme der Häu gkeit

eines erlernten Verhaltens aufgrund von Nichtverstärkung, bis dieses schließlich

nur noch zufällig auftritt

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Bedeutung des operanten Konditionierens für die Erziehung

ebenfalls zum Aufbau und Abbau von bestimmten Verhaltensweisen durch:

- Scha ung von Motivation (Bedürfnisse wecken und Lernanreize scha en)

- Berücksichtigung der Bedürfnisse des zu Erziehenden

- Darbietung einer angenehmen Verhaltenskonsequenz (positive Verstärkung) bzw. Entfernung


einer unangenehmen Verhaltenskonsequenz (negative Verstärkung) bei erwünschtem Verhalten

- Verstärkung eines jeden Verhaltens, das auch nur annähernd in die gewünschte Richtung geht

- Nichtverstärkung bei unerwünschtem Verhalten (= di erenzielle Verstärkung)

- Zerlegung des zu lernenden Gesamtverhaltens in einzelne Teilschritte, wobei jede dieser


einzelnen Verhaltensweisen verstärkt wird

- Übung und Wiederholung bei erwünschtem, keine Übung und Wiederholung bei
unerwünschtem Verhalten

Dabei wichtig ist die Relativität von Verstärkern

= bedeutet, dass Verhaltenskonsequenzen für ein Lebewesen nur dann

verstärkend wirken, wenn sie seinen Bedürfnissen entsprechen

z.B. Lernreize scha en

Auch durch Nichtverstärkung kann Verhalten abgebaut und verlernt werden

—» di erenzielle Verstärkung

= das Ignorieren von unerwünschtem Verhalten bei gleichzeitigem Verstärken

von erwünschten Verhaltensweisen

Zuletzt unterscheidet man noch zwischen Methoden zum Erwerb

von neuem Verhalten und zur Stabilisierung von Verhalten:

- kontinuierliche Verstärkung

= wenn ein gewünschtes Verhalten jedes mal verstärkt wird

Folge: neues Verhalten erfolgt schnell aber stabilisiert sich nicht

- intermittierende Verstärkung (= gelegentlich)

= gewünschtes Verhalten wird nur ab und zu verstärkt

Folge: neues Verhalten erfolgt langsam aber stabilisiert sich stark

Verstärkung wird auch häu g in der Verhaltenstherapie eingesetzt

z.B. durch sogenannte Verstärkerpläne

- Shaping (Verhaltensformung)

= der schrittweise Aufbau eines Verhaltens, indem man bereits kleine Schritte

in Richtung des gewünschten Endverhaltens systematisch verstärkt

Verhaltenstherapeutische Möglichkeiten der Konditionierungstheorien

Verhaltenstherapeutische Konzepte gehen von der Grundnahme aus, dass jedes Verhalten - auch
das unangepasste - erlernt ist und wieder verlernt werden kann.

Im Gegensatz zur psychoanalytischen oder auch klientenzentrierten Psychotherapie arbeitet der


Verhaltenstherapeut direkt an den Symptomen selbst, denen kein innerer Kon ikt zugrunde liegt

- das Symptom ist die Störung.

Ziel verhaltenstherapeutischen Vorgehens ist demnach der Abbau unerwünschten Verhaltens und
der Aufbau erwünschten Verhaltens durch gezielte Lernhilfen.

Verhaltenstherapie bezeichnet verschiedene Behandlungsverfahren, deren Grundlagen die


verschiedenen Lerntheorien bilden.

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1) Möglichkeiten des klassischen Konditionierens

Verhaltenstherapie: Desensibilisierung und Gegenkonditionierung

- Systematische Desensibilisierung

= schrittweise Konfrontation eines Patienten im Zustand der Entspannung mit einem als

unangenehm erlebten (z.B. angstauslösenden) Reiz.

Durchführung der Desensibilisierung zur Angstbewältigung:

1) Exploration; bezieht sich auf Verhalten und Emp ndungen des Patienten in bestimmten
Situationen, auf die Intensität, Häu gkeit und vor allem die Abhängigkeit des Auftretens der
Beschwerden von Situation und Umgebung

2) Erläuterung des Prinzips der Technik und des therapeutischen Vorgehens (Psycho-Education)

3) Konstruktion einer “Angsthierarchie” — Welche Situation macht mir am meisten Angst?

—» Abgrenzung; Ab wann beginnt die Angst?

4) Entspannungstraining (z.B. autogenes Training, PMR, Achtsamkeit);

In dem Stadium der Therapie, in dem eine tiefe Entspannung erreicht und die Hierarchie der Items
aufgestellt ist, kann mit der eigentlichen Desensibilisierung begonnen werden.

5) Mentale Reizkonfrontation; intensive Begegnung mit den angstauslösenden Situationen in der


Vorstellung unter Einbezug aller Sinnesorgane (Visualisierung von Angst z.B. durch Bilder oder
Geschichten + Entspannung; beginnend mit der am wenigsten Angst auslösenden Situation)

6) Angstbewältigungsstrategien; Stärkung des Glaubens, dass man eine bestimmte Situation


bewältigen kann (Gewöhnung an angstmachende Situationen)

7) Realistischer Erfolg; Scha en von Erfolgserlebnissen in direkter Konfrontation sichert Glaube


und Motivation

8) Stufenweises Abarbeiten der erstellten “Angsthierarchie-Liste”

- Gegenkonditionierung

= ein Reiz, der eine unangenehme/unerwünschte Reaktion hervorruft, wird mehrmals mit einem

Reiz gekoppelt, der eine als angenehm empfundene Reaktion hervorruft (= Unvereinbarkeit der

Reaktionen). So soll eine alte Reiz-Reaktionsverbindung durch eine neue ersetzt werden.

—» systematische Desensibilisierung und Gegenkonditionierung bedingen sich gegenseitig

- Reizüber utung (Flooding)


= man konfrontiert den Patienten gleich zu beginn der Behandlung mit stark angstauslösenden

Reizen und lässt ihn dabei die Erfahrung machen, dass seine Befürchtungen unbegründet sind

und nicht eintreten.

Verhaltenstherapie: Aversionstherapie
Eine Aversionstherapie kann nach dem Modell des klassischen KOnditionierens durchgeführt
werden: ein UCS (Schock) wird unmittelbar vor der Darbietung von CS (Alkohol) appliziert; der
UCS führt zu UCR (Schmerzreaktion), die nach wiederholten UCS-CS-Kopplungen mit dem CS
(Alkohol) assoziiert wird.

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2) Möglichkeiten des operante Konditionierens

Verhaltenstherapie: Verhaltensformung

- Shaping (Verhaltensformung)

= schrittweiser Aufbau eines Verhaltens, indem man bereits kleine Schritte in Richtung des

Endverhaltens systematisch verstärkt

Durchführung der Verhaltensformung zum Aufbau neuen Verhaltens:

1) Sofortige und regelmäßige Verstärkung jeden Verhaltens, das dem gewünschten Endverhalten
irgendwie ähnelt

2) Verstärkung des Verhaltens, das innerhalb der gewünschten Verhaltenssequenz einen Schritt
(weiter) bedeutet

3) Verstärkung derjenigen Verhaltensweisen, die der letztlich erwünschten nahezu entsprechen,


bis schließlich das Endverhalten gezeigt wird

4) Zunächst kontinuierliche Verstärkung, allmählicher Übergang zu einer intermittierenden


Verstärkung bis sie schließlich ganz über üssig ist

5) Festigung des erwünschten Verhaltens durch Übung und Wiederholung

Verhaltenstherapie: Verstärkerpläne bzw. Token-Systeme


Ein Token-System (auch Münzverstärkungsprogramm) ist ein Verfahren, das auf Prinzip der
operanten Konditionierung beruht. Ziel eines Token-Systems ist der Aufbau erwünschten
Verhalten durch Verwendung systematischer Anreize.

Die Zuerkennung der Token muss dabei individuell an jeden einzelnen Patienten angepasst
werden, da jeder andere Zielsetzungen und Voraussetzungen mitbringt.

Therapieschritte:

1) Zielverhalten muss präzise und verständlich de niert werden (Transparenz)

2) möglichst viele wirksame Verstärker müssen bestimmt werden

3) es wird festgelegt, was ein Token überhaupt ist, welche Anzahl von Token bei der
Verwirklichung des Zielverhaltens maximal verdient werden können, wie sie zugeteilt werden, wie
sich der Token-Verdienst im Laufe der Verhaltensannäherung verändert und wie viele Token bei
Erreichen des Zielverhaltens erhalten werden

4) es muss genau festgelegt werden, wie viele Token notwendig sind, um die bereits oben
angesprochenen verstärkenden Objekte zu bekommen oder bestimmte Aktivitäten ausführen zu
dürfen (Belohnung).

Verdienst und Ausgabe der Tokens müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.

5) wenn das Zielverhalten aufgebaut ist, muss das Token-System ausgeblendet werden

(fading out)

Merkmale der Token (= Verstärker)


- Token sind allgemein wertarme kleine Gegenstände, die ihren Tauschwert ausschließlich
im System erhalten, und nur dort können die (vorher vereinbarten) Verstärker eingeholt
werden

- die Vergabe ist zeitlich unmittelbar auf das Verhalten möglich

(wichtige Voraussetzung des operanten Konditionierens)

Nachteil: In der Praxis hat sich gezeigt, dass bereits ein einziger P eger, der nicht hinter
dem Programm steht und den Anweisungen mit Nachlässigkeit begegnet, z.B. um bei den
Patienten ein höheres Ansehen zu gewinnen, das ganze Programm unterläuft und zum
Scheitern bringen kann.

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Kritische Würdigung der behavioristischen Lerntheorien

Stärken des Behaviorismus Schwächen des Behaviorismus

- bieten Erklärungsansatz für menschliches Lernen - Grundlage aller Aussagen sind Tierversuche

- Ansätze für die Verhaltenstherapie - mechanisches Menschenbild

- objektiv, liefern genaue Ergebnisse


- Beschränkung auf Black-Box-Modell

(Verhalten eindeutig messbar und beobachtbar) (mentales Innenleben wird ausgeblendet)


- wichtiger Beitrag für die Erziehungswissenschaft - Umweltein üsse werden ausgeblendet

—» Mensch wird ausschließlich von Umweltreizen beherrscht

—» ihm wird keine Selbststeuerung zugestanden

—» eine eher mechanische Vorstellung vom “Funktionieren des Menschen:

Sinn, Wille und Motiv als Handlungsgründe werden ausgeblendet.

—» optimistische Grundhaltung einer weitgehenden Machbarkeit menschlichen Lebens

(Entsprechend sind Behavioristen der Au assung, dass Umwelt und Erziehung alles vermögen.)

Obwohl der Erklärungswert der Konditionierungstheorien sehr groß ist und ihre Bedeutung für
Erziehung, Beratung und Therapie nicht infrage stehen, sehen sich diese Theorien auch mit einer
Reihe von Kritikpunkten konfrontiert.

Vor allem der Verhaltenstherapie brachte dieses Menschenbild die Kritik ein, sie gleiche einer
“Dressur”, in der der Mensch wie ein Tier mit Lob und Strafe konditioniert werde.

Behavioristische und kognitive Theorien im Vergleich:

Kritische Würdigung der sozial-kognitiven Theorie

Stärken des Kognitivismus Schwächen des Kognitivismus

- wissenschaftlich fundiert
- kann nur den Teil menschlichen Erlebens/Verhaltens
(basiert auf experimenteller Forschung) erklären, der auf Beobachtungen zurückgeht

- schließt kognitiv gesteuerte - Bedeutung der Emotionen für die Persönlichkeit


Verarbeitungsprozesse mit ein wird vernachlässigt

- soziale Bedingungen spielen wichtige Rolle

- erklärt nicht nur beobachtbares Verhalten,


sondern auch innere Prozesse wie das Erleben
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Menschenbild aus Sicht des Kognitivismus

Der Mensch kann seine Umwelt interpretieren und konstruieren

—» ist ihr nicht hil os ausgeliefert

Kognitive Prozesse und Strukturen eines Menschen beein ussen sein Verhalten und Erleben:

Die Fähigkeit, eigenes Verhalten zu beobachten, es zu bewerten und anschließend

zu belohnen oder zu bestrafen, ermöglicht dem Menschen die Selbststeuerung.

Die sozial-kognitive Theorie nach A. Bandura


Lernen am Modell
= Prozess, in welchem eine Person, der Beobachter, bestimmte Verhaltensweisen übernimmt, die
sie bei einer anderen Person (dem Modell) beobachtet, wodurch es zu einer Erlebens- und
Verhaltensänderung beim Beobachter kommt.

Phasen und Prozesse der sozial-kognitiven Theorie:

1) Aneignungsphase

- Aufmerksamkeitsprozesse

Beobachter w hlt f r sich wichtige Informationen aus und beobachtet sie exakt

Bedingungen f r viel oder wenig Aufmerksamkeit:

- Pers nlichkeitsmerkmale des Modells und des Beobachters

- Beziehung zwischen Modell und Beobachter

- gegebene Situationsbedingungen

- Ged chtnisprozesse

bildliche bzw. sprachliche Speicherung von Verhaltensweisen (= Symbolisierung)

*Symbolisierung = bildliche Gegenw rtigmachen von Ereignissen in der Vorstellung

symbolische Repr sentation = Speicherung des Modellverhaltens (“symbolisch” festhalten)

2) Ausf hrungsphase

- Reproduktionsphase

Umsetzen des Gespeicherten in angemessene Handlungen und Verhaltensweisen

—» kognitiven Vorstellungen lassen sich nur selten beim ersten Mal richtig umsetzen, der
Betrachter muss seine motorischen F higkeiten erst ben, korrigieren und wiederholen,
bis sich ein Erfolg einstellt

- Motivations- und Bekr ftigungsprozesse

nur wenn sich der Beobachter vom Durchf hren einer Verhaltensweise einen Erfolg bzw.
Vorteil verspricht oder einen Misserfolg bzw. Nachteil abzuwenden glaubt, wird das
entsprechende Verhalten entfalten

—» Motivation ist daher eng mit Erwartungen verbunden!



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Bedingungen des Modelllernens:

Bedingungen der Aufmerksamkeit


1) Pers nlichkeitsmerkmale des Modells

Besonders beobachtet werden...

- Menschen, die soziale Macht haben (also belohnen und bestrafen k nnen)

- Menschen mit hohem Ansehen

- Menschen, die sympathisch und attraktiv sind

- Menschen, welche die Bed rfnisse des Lernenden zufriedenstellen k nnen

2) Pers nlichkeitsmerkmale des Beobachters


- fehlendes Selbstvertrauen und geringe Selbstachtung

...beg nstigen die Aufmerksamkeit einem Modell gegen ber.

- Erfahrungen, die der Beobachter gemacht hat

- seine Interessen und Wertvorstellungen

- seine Bed rfnisse und Triebe

- seine Gef hle und Stimmungen

3) Beziehung zwischen Modell und Beobachter

Beg nstigen die Nachahmungsbereitschaft...

- positive emotionale Beziehung, die sich in Wertsch tzung und Verstehen zeigt

- eine Abh ngigkeit des Beobachters vom Modell

(- H u gkeit einer Beobachtung)

4) Gegebene Situationsbedingungen

- emotionale Be ndlichkeit eines Beobachters beein usst seine Wahrnehmung

Die Aufmerksamkeit wird auch erh ht...

- wenn das Modell mit seinem Verhalten stark au llt

- wenn sich der Beobachter Vorteile von der Beobachtung verspricht

- wenn der Beobachter bereits n tzliche Erfahrungen mit dem Modelllernen

gemacht hat

Rocky Experiment:

Das Experiment f hrte zu folgenden Ergebnissen:

- Sowohl das belohnte als auch das ohne Konsequenzen gebliebene Modellverhalten wurde am
st rksten nachgeahmt. Wurde das Modell dagegen bestraft, so sank auch die Bereitschaft der
Beobachtet, die entsprechenden Verhaltensweisen auszuf hren.

- Anders sahen die Ergebnisse aus, wenn die Beobachter selbst verst rkt wurden (3. Phase). In
allen drei Gruppen traten nun wesentlich mehr Aggressionen auf. Auch die Kinder der 2.
Gruppe zeigten deutlich mehr aggressive Verhaltensweisen. (Sie hatten also vom bestraften
Modell gelernt.)








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Die Bedeutung der Bekr ftigung:

(auch Verst rkung)

Es gilt der Grundsatz, dass die Konsequenzen von Handlungen wesentlich das Verhalten
bestimmen. F r Bandura gelten jedoch Bekr ftigungen als f rderlicher Faktor, nicht als
notwendige Bedingung f r das Modelllernen!
Damit unterscheiden sich Banduras Vorstellungen von der Wirkungsweise der Bekr ftigung von
den Annahmen des operanten Konditionierens.

Bandura unterscheidet vier Arten solcher Konsequenzen:

- Externe Bekräftigung:
- Stellvertretende Bekräftigung:

Ein Mensch erfährt selbst die angenehmen Ein Mensch beobachtet andere Personen,
Folgen eines Verhaltens oder vermeidet deren Verhalten zu angenehmen Folgen führt
unangenehme. (—» geneigt, dieses Verhalten bzw. die mit ihrem Verhalten unangenehme
wieder zu zeigen) Folgen vermeiden können. (—» tendiert dazu,
dieses Modellverhalten zu zeigen)

- Direkte Selbstbekräftigung:
- Stellvertretende Selbstbekräftigung:

Ein Mensch setzt sich bestimmte Ein Mensch beobachtet bei anderen Personen,
Verhaltensstandards und belohnt sich selbst dass diese sich selbst für Verhaltensweisen
nach dem vollbrachten Verhalten.
belohnen. (—» geneigt, dieses Modellverhalten
(—» motiviert, dieses Verhalten wieder zu zu zeigen)
zeigen)

—» Für Bandura bewirkt nicht die angenehme Konsequenz, die direkt auf ein Verhalten folgt, den
Lernprozess, sondern ihre gedankliche Vorwegnahme.

Das Entscheidende ist also, dass bei der Ausführung des Gespeicherten eine positive
Konsequenz oder das Vermeiden negativer Folgen erwartet wird.

Die Rolle der Motivation:

Die Fähigkeit, eigenes Verhalten zu beobachten, es zu bewerten und anschließend zu belohnen


oder zu bestrafen (= Selbstbewertung), ermöglicht dem Menschen die Selbststeuerung.

Selbststeuerung meint die Fähigkeit des Menschen, sein eigenes Verhalten zu kontrollieren und
eigenständig zu lenken.

—» deshalb kognitive Theorie anders als beim operanten Konditionieren!








Selbstregulierung und Selbstwirksamkeit

- Selbstregulierung

= die Fähigkeit von Menschen, sich selbst zu motivieren, sich bestimmte Ziele zu setzen,
Strategien zu entwerfen sowie das fortlaufende Verhalten zu bewerten und entsprechend
zu ändern.

Selbstwirksamkeit

= die eigene subjektive Überzeugung, bestimmte Verhaltensweisen ausüben und


Situationen bewältigen, etwas bewirken und sein Leben selbst kontrollieren zu können.
hohe Selbstwirksamkeit geringe Selbstwirksamkeit
erhöhte Anstrengungen, große Ausdauer, eher geringe Anstrengung und Ausdauer,
Bewältigung der Situation möglicherweise Nichtbewältigung der Situation

E ekte des Modelllernens

- Modellierender E ekt
= Erwerb neuer Verhaltensweisen durch Vorbilder

- Enthemmender E ekt

= positive Bekräftigung bzw. Ausbleiben negativer Folgen eines beobachteten Verhaltens


erhöhen die Bereitschaft dieses nachzuahmen

- Hemmender E ekt
= negative Konsequenzen eines beobachteten Verhaltens lassen die Bereitschaft sinken
dieses nachzuahmen

- Auslösender E ekt
= Verhalten eines Modells veranlasst andere Menschen dazu es unmittelbar
nachzuahmen

Die Bedeutung der sozial-kognitiven Theorie für die Erziehung

In der Erziehung lassen sich die Erkenntnisse der sozial-kognitiven Theorie vielfältig anwenden.

- Fungiert der Erzieher selbst als Modell, sollte er kompetent und sicher auftreten, eine gute
Beziehung zu den Kindern aufbauen, günstige Gelegenheiten zum Beobachten seines
Verhaltens scha en, genügend Übungsmöglichkeiten für das beobachtete Verhalten
bereitstellen und sich stets seiner Vorbildwirkung bewusst sein.

- Durch die gezielte Auswahl anderer Modelle, die kompetent, angesehen und erfolgreich sind,
erlernen Kinder ebenfalls e ektiv neues Verhalten, insbesondere wenn sowohl Modell als auch
Beobachter entsprechend bekräftigt werden.

- Ferner gilt es unter anderem, das über Medienmodelle vermittelte Verhalten mit den
Heranwachsenden kritisch zu re ektieren.

Kritische Würdigung der sozial-kognitiven Theorien

+ Die sozial-kognitive Theorie ist wissenschaftlich fundiert und erweist sich als eine wichtige
Ergänzung zu anderen Lerntheorien.

+ Sie leistet eine wertvolle Hilfe, um die Schwächen des traditionellen Behaviorismus
aufzudecken.

+ Sie besitzt eine große Bedeutung für den Alltag sowie die Erziehung und schließt kognitiv
gesteuerte Verarbeitungsprozesse mit ein, bei denen auch soziale Bedingungen eine wichtige
Rolle spielen.

+ Im Gegensatz zum Behaviorismus erklärt sie nicht nur beobachtbares Verhalten, sondern auch
innere Prozesse wie das Erleben.

- Sie kann jedoch nur einen Teil menschlichen Erlebens und Verhaltens erklären und zwar
denjenigen, welcher auf Beobachtung zurückgeht.

- Zudem wird die Bedeutung der Emotionen für die Persönlichkeit vernachlässigt.

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—» Verknüpfung zur LPE 11: Medienpädagogik

—» Verknüpfung zur LPE 14: Einstellungen

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