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Teil 2 Block Lerntheorien – Klassische Konditionierung Pädagogik

Das klassische Konditionieren (nach Pawlow)


Die eigentliche Leistung des Russen Iwan P. Pawlow um die Jahrhundertwende und seiner
amerikanischen Kollegen (wie z.B. John B. Watson) war es, zum ersten Mal Ergebnisse der
Lernforschung in objektivierbarer und messbarer Form vorzulegen. Lassen wir den berühmten
Pawlowschen Hund noch mal aufbellen.
Bereits beim Anblick von Fleischpulver läuft dem Hund das Wasser im Maul zusammen. Das
Fleischpulver wird unkonditionierter (unbedingter) Stimulus (US) genannt.
Der Speichelfluss wird als eine natürliche, durch das Nervensystem hervorgerufene Reaktion
unkonditionierte (unbedingte) Reaktion genannt (UR). Pawlow ließ nun während der Darbietung des
Fleischpulvers regelmäßig einen Ton (Summer oder Glocke) erklingen, genannt konditionierter
(bedingter) Reiz (CS = conditioned stimulus). Bald darauf sonderte der Hund bereits Speichel allein
auf das Glockenzeichen – ohne Fleischpulverdarbietung – ab. Diese Reaktion wird konditionierte
genannt (CR = conditioned reaction). Aus einem ursprünglich neutralen Reiz (der Glocke) ist durch die
raum-zeitliche Nähe zur Futtergabe (ihre mehrfache »Berührung«, genannt Kontiguität) ein bedingter
Reiz geworden. Aus der natürlichen Reaktion des Speichelflusses ist eine bedingte (oder
konditionierte) Reaktion geworden.

Auftrag 1:
Zeichnen Sie nach den obigen Informationen, mit den untenstehenden Begriffen, das Reiz-Reaktions-Schema
(Ablauf) nach Pawlow nach.
NS = neutraler Stimulus
US = unkonditionierter Stimulus
UR = unkonditionierte Reaktion
CS = konditionierter Stimulus
CR = konditionierte Reaktion

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Teil 2 Block Lerntheorien – Klassische Konditionierung Pädagogik

Klein Albert: Das Experiment von J.B Watson


Kurze Zeit nach dem Experiment von Pawlow wurde die klassische Konditionierung erstmals am
Menschen untersucht. Das Experiment wurde mit einem 9 Monate alten Jungen namens Albert durchge
führt. Albert wurden mehrere Tiere präsentiert (eine weiße Ratte, ein Kaninchen, ein Affe…) und seine
Reaktion beobachtet. Albert zeigte keine Angst und keine besondere Reaktion auf diese Reize (NS).
Daraufhin wurde Albert die weiße Ratte in Verbindung mit einem lauten Knall (US) präsentiert,
woraufhin Albert sich erschrak und anfing zu weinen (UR). Jedes Mal wenn Albert nach der Ratte griff
wurde der laute Knall ausgelöst. Nach dieser Konditionierungsphase wurde Albert die Ratte wieder,
diesmal ohne Knallen, präsentiert. Albert begann beim bloßen Anblick der Ratte zu weinen und
versuchte sich von ihr zu entfernen. Der vorher neutrale Reiz wurde also zu einem konditionierten
Angstreiz (NS-> CS) und löste Furcht (CR) bei Albert aus. Im Anschluss fürchtete sich Albert nicht nur vor
der Ratte, sondern vor ähnlichen weißen pelzigen Gegenständen. Die Forscher glaubten, dass sie eine
generalisierte Angstreaktion bei dem kleinen Albert konditioniert hatten.

Auftrag 2:
Lesen Sie das Beispiel und erstellen Sie ein Schaubild, indem Sie darstellen was welcher Reiz bzw.
welche Reaktion ist. Verwenden Sie dabei Abkürzungen wie NS, CS, CR und so weiter.

Ein Beispiel: Ein Kind hat Angst vor weißen Kitteln. Immer wenn der Arzt spritzte, trug er
einen weißen Kittel. Der weiße Kittel ruft nach einiger Zeit allein schon unangenehme Gefühle
hervor. Der weiße Kittel (ursprünglich ein völlig neutraler Reiz) ist ein bedingter Reiz
(oder ein Signal) geworden, der auch ohne Spritze die Angst (bedingte Reaktion) hervorruft.

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Teil 2 Block Lerntheorien – Klassische Konditionierung Pädagogik

Auftrag 3:
Überlegen Sie alltagstypische Situationen, wann eine neue Reiz-Reaktion-Verbindung (klassische
Konditionierung) erworben worden ist.

Auftrag 4
Erklären Sie die folgenden Begriffe: Reizgeneralisierung, Extinktion und Gegenkonditionierung.

1. Reizgeneralisierung
Als Reizgeneralisierung bezeichnet man in der Verhaltensforschung die Reaktion eines Tieres oder
einer Person auf einen Reiz, die in genau gleicher Weise erfolgt wie die zuvor erlernte Reaktion auf
einen anderen, ähnlichen Reiz.

2. Extinktion
Löschung oder Extinktion bezeichnet in der das kontinuierliche Schwächerwerden der
konditionierten Reaktion. In der klassischen Konditionierung tritt Löschung dann ein, wenn dem
konditionierten Reiz kein unkonditionierter Reiz mehr folgt.

3. Gegenkonditionierung
Ziel der Gegenkonditionierung ist es, eine bestehende Reiz-Reaktions-Verbindung durch eine
andere (bessere) zu ersetzen. Gegenkonditionierung bedeutet, eine durch klassisches
Konditionieren erlernte Reiz-Reaktions-Verbindung durch eine weitere Konditionierung mit
anderen Reizen wieder zu verlernen bzw. neu zu konditionieren.

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Teil 2 Block Lerntheorien – Klassische Konditionierung Pädagogik

Auftrag 5:
a) Lesen Sie das untenstehende Beispiel.
b) Erstellen Sie ein Schaubild, indem Sie darstellen was welcher Reiz bzw. welche Reaktion ist.
Verwenden Sie dabei Abkürzungen wie NS, KS, KR und so weiter.
c) Überlegen sich eine mögliche Lösung zur Reizgeneralisierung und Gegenkonditionierung.

Fallbeispiel
Der 23jährige Industriekaufmann Peter M. kommt in ihre Praxis, weil er - wie er selbst sagt – starke
Schmerzen in der Brustwirbelsäule hat. Herr M. berichtet über plötzliche (aus heiterem Himmel
kommende) Schmerzen mit Anfällen intensivster Angst, während derer er unter Atemnot, Schwindel,
Beklemmungsgefühlen, Herzrasen und Übelkeit leidet. In derartigen Situationen habe er fürchterliche
Angst, sich zu bewegen. Seinen ersten Schmerzanfall habe er in einem Supermarkt erlebt, als er im
untersten Regal nach einer Dose im Regal sich gebückt hat.

Auftrag 6
Überlegen Sie Beispiele für den Aufbau emotionaler Reaktionen und Verhaltensweisen durch den Einsatz
des klassischen Konditionierens im Erziehungsprozess/Therapieprozess!

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