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Kognition - Zusatzvorlesungen

VL 27.10.22:

Einführung in die Anatomie des Gehirns und dessen Strukturen

die Struktur des Nervensystems:

− Unterteilung des Nervensystems:

; -> Nerv über motorische Endplatte mit Muskelfaser verbunden;


Kommunikation zwischen NS und muskulärem System über Botenstoffe
− das somatische NS:
- quergestreifte Muskulatur
- für Skelet, Mimik (-> willkürliche/ bewusste Bewegungen), Reflexe
− das autonome/ vegetative NS:
- glatte Muskulatur
- vegetative Funktionen: Herzschlag, Lunge, Stoffwechsel, Blutdruck, Verdauung
- automatisch, aber auch bewusste Kontrolle bis zu gewissem Grad möglich; -> nicht
komplett autonom, da z.B. durch Bio-Feedback kontrollierbar
- weiter unterteilbar in:

(-> Sympathikus: links, Parasympathikus: rechts)


1) Sympathikus:
- fight or flight-Response: Sympathikus wird immer in (potenzieller)
Gefahrensituation aktiver (-> springt auf unterschiedliche Stressoren an, z.B. auch
bei Bedrohung des sozialen Selbst)
- erhöht Herzschlagrate, Atemfrequenz, erweitert Pupillen, reduziert
Verdauungsfunktion
- tritt an gewissen Wirbeln des Rückenmarks aus: thorakal-lumbaler Bereich
- Neurotransmitter: Acetylcholin, Noradrenalin
2) Parasympathikus:
- kranial-sakraler Bereich
- Neurotransmitter: Acetylcholin
-> sympathisches und parasympathisches NS agieren antagonistisch, -> sorgen für
Balance (je nach Entspannung vs. Gefahrensituation)
− das enterische NS:
- „Gehirn des Darms“
- Magen-Darm-Trakt

das ZNS - Neurone: Grundbausteine des Gehirns:

− häufigster exzitatorischer Transmitter: Glutamat, häufigster inhibitorischer: GABA


− unterschiedliche Neuronen-Arten:
1) sensorische Neurone:
- Sensorik
- leiten Infos über äußere/ innere Reize zum ZNS
2) efferente Neurone:
- leiten Infos an Muskeln (motorische Neurone)/ andere Körperzellen (autonome
Neurone)
3) Interneurone:
- Mehrheit der Neurone im Gehirn
- stehen zwischen sensorischen und Motor-Neuronen

− neben Neuronen auch Gliazellen im Gehirn:


- Verhältnis zu Neuronen 10 : 1
- Aufgaben:
a) Ummantelung der Nervenfortsätze
b) Versorgung der Neurone
c) kritische Rolle für Verbindungen der Neurone untereinander
d) Modulation der chemischen Interaktion zwischen Neuronen

das ZNS - der cerebrale Cortex:

− auch: Großhirnrinde
− stellt Ummantelung des Gehirns dar
− bildet größten Teil der Außenfläche
− anatomische Richtungsbezeichnungen:

;
− Schnittebenen:
− Bauprinzip:
-

- graue Substanz = vorwiegend Nervenzellkörper (Soma);


weiße Substanz = stark myelinisierte Regionen

− 4 Lappen des cerebralen Cortex:

1) Okzipitallappen (Hinterhauptslappen):
- visuelles System, primäre/ sekundäre Sehrinde

2) Temporallappen (Schläfenlappen):
- Abgleich aktueller visueller Infos aus Okzipitallappen mit bereits gespeicherter
visueller Info (-> z.B. Objekterkennung)
- Verarbeitung auditiver Infos (-> primäre/ sekundäre Hörrinde)
- Sprachverständnis (-> Wernicke-Areal (linke Hemisphäre))
- Abspeicherung neuer Infos
- Emotionsverarbeitung

3) Parietallappen (Scheitellappen):
- Repräsentation vom Raum/ räumliche Beziehung von Objekten zueinander
- mathematisches Denken
- Aufmerksamkeit
- Bewusstsein
- somatosensorische Repräsentation (-> somatosensorischer Cortex, S1, Gyrus
postcentralis)

4) Frontallappen (Stirnhirnlappen):
- über Evolution am meisten entwickelt (-> PFC)
- ABG (-> Sequenzierung von Verhalten)
- Sprachbewegungs-Steuerung (-> Broca Areal (linke Hemisphäre (90%)))
- Emotions-, Motivationsregulation
- Motorik-Repräsentation (-> primär-motorischer Cortex, M1, Gyrus praecentralis)

− Homunkulus:
- Zusammenspiel zwischen Somatosensorik und Motorik
- Trennung zwischen Frontal- und Parietallappen durch Zentralfurche:

- sensorischer Homunkulus:
hinter Zentralfurche im Parietallappen liegt Gyrus postcentralis: unterschiedlich
große Repräsentationen jedes einzelnen Körperteils innerhalb dieses Gyrus
- motorischer Homunkulus:
vor Zentralfurche im Frontallappen liegt Gyrus praecentralis: unterschiedlich große
Repräsentationen jedes einzelnen Körperteils innerhalb dieses Gyrus
- Areale können auch je nach Training wachsen
− die Insula (Inselrinde):
- Wahrnehmung und motorische Steuerung des Vegetativums
- Integration externer und körperinterner Reize

das ZNS - subcortikale Strukturen:

− ähnlicher Aufbau wie bei Tieren, -> artübergreifend gleiche Funktionen angenommen
− Thalamus:
- paarig angelegt
- viele Kerngebiete
- an fast allen Prozessen beteiligt, da Thalamus Eingänge aus allen motorischen/
sensorischen Arealen erhält, -> Weiterleitung an höhere Areale zur weiteren Info-
Verarbeitung
- Tor zum Bewusstsein: Integration und Selektion von Sinnes-Infos, bevor sie in den
Kortex gelangen
− Hypothalamus:
- Kontrolle der basalen Körperfunktionen wie Körpertemperatur, Blutdruck, Herzrate,
Sexualverhalten …
- übergeordnete Kontrolle des Hormon-Systems
− limbisches System:
- keine einheitliche Struktur (-> dazugehörige Areale unterschieden sich je nach
Autor)
- beteiligt an Gedächtnis und Emotionen
- limbische Areale:
1) Hippocampus:
- Einspeicherung von Infos ins Gedächtnis
- Vergleich ankommender und gespeicherter Infos aus Gedächtnis
- räumliche Orientierung
- kontextuelles Lernen
2) Amygdala:
- Erkennen und Ausdruck emotionalen Verhaltens (v.a. Furcht)
- Modulation von Gedächtnisfunktionen, -> starke Interaktion mit Hippocampus
3) Gyrus cinguli:
- oberhalb corpus callosum
- Antrieb
- Handlungskonflikte/ Fehlerdetektion (z.B. bei Stroop-Task)
− Basalganglien:
- bestehen aus Striatum (-> N. caudatus, Putamen) Globus pallidus, N. subthalamicus,
Substantia nigra
- Bewegungsplanung, Entwicklung von Gewohnheiten (-> verinnerlichte Fähigkeiten)
- Verarbeitung von Belohnungsreizen
- teils beeinträchtigt bei Parkinson
− Cerebellum:
- Kleinhirn
- unterteilt in Hemisphären
- Furchen (-> ähnlich zum Kortex, -> Oberflächenvergrößerung)
- Steuerung/ Abstimmung/ Lernen von Haltung, Bewegung, Feinmotorik und
Blickmotorik
- Orientierung im Raum
- Aufmerksamkeit
- andere kognitive Prozesse
− Hirnstamm:
- bekommt Infos von/ sendet Infos an Rückenmark
- Formatio reticularis: involviert in Schlaf und Wachheit
- Pons (Brücke): verbindet Cerebellum und Hirnstamm, Schlafregulation
VL 31.10.22:
neurowissenschaftliche Forschungsmethoden

korrelative neuronale Methoden:

1) EEG (Elektroenzephalographie):

- erfasst elektrische Aktivität des Gehirns durch Elektroden auf Kopfhaut


- generelle Verfassung kann bestimmt werden (z.B. wachsam, entspannt, schläfrig),
außerdem unterschiedliche Krankheitsbilder (z.B. Epilepsie)
- wie Hirnaktivtäten im EEG aussehen (-> unterschiedliche Frequenzen):

;
-> je langsamer Wellen, desto entspannter
-> Wellen können bei Probanden unterschiedlich ausgeprägt sein (-> geht nicht um
Muster (hoch/ runter), sondern um Frequenz)
-> Achtung: beim EEG nach oben = negativer Ausschlag vs. nach unten = positiv
- Vor-/ Nachteile:

2) EKP (Ereigniskorrelierte Potenziale)/ ERP (Event-related Potential):


- Gehirnaktivität, die auf bestimmten Stimulus zurückzuführen ist
- macht sich EEG-Eigenschaften zu Nutze: misst durchgehend EEG, -> zeigt immer
wieder bestimmten Stimulus, -> Gehirn verarbeitet diesen immer in relativ gleicher
Form (-> Welle), -> jedes Mal Hirnaktivität erfassen, -> mitteln, -> erhält gemittelte
Hirnaktivität auf Stimulus
- wichtig, häufig zu präsentieren, da braucht Mittelungsprozesse, um Rauschen,
welches bei jeder Reaktion entsteht, herauszubekommen
- kann z.B. Aufschluss darüber geben, wie schnell Gehirn unterschiedliche Stimuli
verarbeitet
- Nx für negativen Ausschlag, Px für positiven Ausschlag (z.B. P300: positiver
Ausschlag 300 ms nach Stimulus-Präsentation)
3) PET (Positronen-Emissions-Tomographie):

- Injektion eines radioaktiven Tracers (speziell gebaut, für was gemessen werden
soll), -> Isotope zerfallen, wenn in Gehirnstruktur angekommen, -> emittieren
Positronen, -> Positronen kollidieren mit Elektronen, -> erzeugt Energie (-> verlässt
Kopf in entgegengesetzte Richtung), -> an Detektoren gemessen (registrieren
gleichzeitig eintreffende Strahlung), -> Ermittlung des Entstehungsorts der Strahlung
- Vor-/ Nachteile:

4) MRT (Magnetresonanztomographie):
- strukturelles vs. funktionelles MRT:

-> strukturelles: ein „Bild“ (-> Volumen); hohe Auflösung


-> funktionelles: viele „Bilder“; niedrige Auflösung
- magnetische Resonanz:
Protonen (= Wasserstoffatom-Kern) richten sich im Magnetfeld (im Scanner)
einheitlich aus (= energieärmere, parallele Ausrichtung (parallel zum Magnetfeld)), ->
Protonen elektromagnetisch mit Radiofrequenz angeregt (-> Impuls wird
reingegeben), -> Richtung wird umgeklappt, -> energiereichere, antiparallele
Ausrichtung, -> Relaxation nach Abschalten der Radiofrequenz (nimmt Energie
wieder weg), -> wieder energieärmere, parallele Ausrichtung, -> Senden eines
elektro-magnetischen Impulses während Zurück-Klappens/ Energie wird freigegeben;
Relaxationszeit = Zeit, die Protonen brauchen, um wieder zurückzuklappen;

- Gewebe unterscheidet sich nach Relaxationszeit, -> charakterisiert im Hirn jeden


einzelnen Punkt anhand Intensität, welches Signal zurückwirft:

; -> hell/ weiß: hohe Signal-Intensität, vs. dunkel: niedrige


- Taxifahrer-Studie:
gibt Strukturen, die wichtig für räumliche Orientierung: Hippocampus, -> bei Taxi-
Fahrern größer als bei „normalen“ Probanden
- funktionelles MRT (fMRT):
„Hirn bei der Arbeit“: hier Fragestellung: welche Areale bei welchen Prozessen
beteiligt?/ wo was verarbeitet?;
Grundlagen des BOLD-Signals:
neuronale Aktivität führt zu Umverteilung des regionalen Blutflusses/ Anflutung mit
sauerstoffreichem Blut (-> Ruhe- vs. Erregungszustand),
oxigeniertes Blut (Hämoglobin gebunden) vs. nicht-oxigeniertes Blut (Hämoglobin
nicht gebunden) unterscheiden sich in Magnetisierbarkeit, -> unterschiedliche
Signale, -> Intensitäts-Änderung messen
- Vor-/ Nachteile:

− allgemeine Nachteile der korrelativen Ansätze:


- erregende und hemmende Prozesse nicht differenzierbar
- Aktivitätsstärke und Effektivität entsprechen sich nicht
- keine Unterschiede: gleiche Aktivität in beiden Bedingungen/ Differenz schwer zu
entdecken (besonders bei hoher Aktivität: Blutfluss nimmt nicht linear zu)
- Ergebnisse nicht immer eindeutig interpretierbar
- keine kausalen Schlussfolgerungen möglich
-> diese Probleme aber teils durch Kombinationen mit anderen Methoden lösbar

kausale neuronale Methoden:

1) Untersuchungen an Patienten mit Hirnschäden:


- Frage: was hat sich bei diesen Patienten verändert?; z.B. wie reagieren diese
Personen in gewissen Test im Vergleich zu gesunden Probanden?
- Vor-/ Nachteile:

2) TMS (Transkranielle Magnetstimulation):


- nahe Kopfhaut angelegte Spule erzeugt Magnetimpuls, -> depolarisiert Zellen im
Umkreis, -> unterbricht Nerventätigkeit, -> während Aufgaben stört man Info-
Verarbeitung, -> Rückschluss auf beteiligte Hirnregion
- Vor-/ Nachteile:

3) pharmakologische Ansätze:
- Gabe einer pharmakologischen Substanz, -> Messung Verhaltensparameter unter
Vergleich experimenteller Substanz vs. Placebo
- Vor-/ Nachteile:

Beurteilung von Methoden:

(Achse nach vorne: Korrelation vs. nach hinten: Kausalität)

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