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Die chemischen Prozesse im Meer:

- Tatsache: Durch die zunehmende Kohlenstoffdioxidaufnahme sinkt der pH-Wert der


Meere → es kommt zur Ozeanversauerung –
Doch warum ist das so?
Es muss eine Säure-Base-Reaktion ablaufen: Doch damit ein Teilchen in einer Säure-Base-
Reaktion als Brönsted-Säure reagieren kann, muss es ein Wasserstoffatom binden, sodass es
ein Proton übertragen kann.
Nähere Betrachtung des Kohlenstoffdioxid-Moleküls (gemalt): Das Kohlenstoffdioxid-
Molekül enthält schlichtweg kein gebundenes Wasserstoffatom und ist somit nicht in der
Lage ein Proton auf eine Brönsted-Base zu übertragen - Es kann nicht als Brönsted-Säure
fungieren
Problem: Wenn Kohlenstoffdioxid in Wasser gelöst wird, entsteht dennoch eine saure
Lösung
Lösung: Im Meer liegen mehrere Gleichgewichte vor – ihr Zusammenspiel ist der Grund für
die Ozeanversauerung
(daneben geschrieben in einem Kasten mit einer Glühbirne) Hinweis: Eine
Gleichgewichtsreaktion kann laut Le Chatelier durch die Änderung der folgenden äußeren
Bedingungen verschoben werden:

• Temperatur
• Druck
• Konzentration

Für das Verständnis der vorliegenden Sachverhalte ist nun allerdings lediglich die
Konzentrationsänderung von großer Bedeutung: Eine Konzentrationserhöhung eines
Reaktionspartners begünstigt die Reaktionsrichtung, in der dieser Stoff verbraucht wird.
Umgekehrt begünstigt eine Konzentrationserniedrigung die Reaktionsrichtung, in der dieser
Stoff erzeugt wird. (Prinzip des kleinsten Zwanges)

(1) CO2(g) ⇄ CO2(aq)


➔ Gasförmiges Kohlenstoffdioxid steht im Gleichgewicht mit gelöstem
Kohlenstoffdioxid
➔ Durch die erhöhte Kohlenstoffdioxid-Konzentration in der Atmosphäre wird das
Gleichgewicht aufgrund der Konzentrationserhöhung nach rechts verschoben
➔ Kohlenstoffdioxid wird vermehrt im Meer gelöst

(2) CO2(aq) + H2O(l) ⇄ H2CO3(aq)


➔ Da nun im Meer eine erhöhte Konzentration an gelöstem Kohlenstoffdioxid
vorliegt wird auch dieses Gleichgewicht aufgrund der Konzentrationserhöhung
nach rechts verschoben
➔ Es entsteht vermehrt Kohlensäure
(3) H2CO3(aq) + H2O(l) ⇄ HCO3-(aq) + H3O+(aq)
➔ Kohlensäure enthält sogar zwei gebundene Wasserstoffatome (mehrprotonige
Säure) und kann somit ggü. Wasser als Brönsted-Säure fungieren
➔ Aufgrund der Konzentrationserhöhung der Kohlensäuremoleküle wird das
Gleichgewicht nach dem Prinzip von Le Chatelier nach rechts verschoben
➔ Es entstehen somit verstärkt Hydrogencarbonat-Anionen und Oxonium-Kationen
➔ Die folglich erhöhte Konzentration an Oxonium-Kationen führt zum Absinken des
pH-Wertes und somit zur Ozeanversauerung

Hinweis (wieder im Kasten mit Glühbirne daneben geschrieben): Der pH-Wert ist
logarithmisch über die Oxonium-Kationen-Konzentration definiert: Umso höher die
Konzentration der Oxonium-Kationen in einer Lösung ist, desto niedriger ist ihr pH-Wert und
desto saurer ist sie.
Zwischenfazit: Als Konsequenz des Zusammenspiels dieser drei Gleichgewichte reagiert die
wässrige Lösung von Kohlenstoffdioxid sauer.

Die Auswirkung der Ozeanversauerung auf die kalkskelettbildenden Lebewesen im Meer

➔ Muscheln, Korallen, Seeigel: Eine Vielzahl ist betroffen


➔ Ihr Kalkgehäuse besteht aus Calciumcarbonat (CaCO3), das normalerweise nur
schwer löslich ist
➔ Calciumcarbonat ist ein Salz der Kohlensäure, aufgebaut aus Calcium-Kationen
(Ca2+) und Carbonat-Anionen (CO32-)
Durch die fortschreitende Ozeanversauerung werden die Kalkskelette geschädigt
➔ Daran sind mehrere Gleichgewichte beteiligt
➔ Gleichgewichte, an denen gleiche Teilchen beteiligt sind, nennt man gekoppelte
Gleichgewichte

(4) CaCO3(s) ⇄ Ca2+(aq) + CO32-(aq)


(5) CO32-(aq) + H2O(l) ⇄ OH-(aq) + HCO3-(aq)
➔ Carbonat-Anionen (CO32-) sind starke Basen (Protonenakzeptoren), sodass sie mit
den Wassermolekülen zu Hydroxid-Anionen und Hydrogencarbonat-Anionen
reagieren
(6) H2CO3(aq) + OH-(aq) ⇄ HCO3-(aq) + H2O(l)
➔ Das Gleichgewicht (6) ist mit dem Gleichgewicht (5) gekoppelt: an beiden
Gleichgewichten sind Hydroxid-Anionen beteiligt
➔ Das Gleichgewicht (6) wird aufgrund der erhöhten Konzentration an Kohlensäure-
Molekülen (wir erinnern uns) nach rechts verschoben
➔ Hydroxid-Anionen-Konzentration sinkt im Gleichgewicht (6) durch die
Rechtsverschiebung
➔ Diese Hydroxid-Anionen fehlen nun auch im Gleichgewicht (5), sodass dieses nach
dem Prinzip von Le Chatelier ebenso nach rechts verschoben wird
➔ Konsequenz: Im Gleichgewicht (5) wird dadurch die Konzentration an Carbonat-
Anionen geringer, die folglich im Gleichgewicht (4) fehlen (gekoppelte
Gleichgewichte)
➔ Das Gleichgewicht (4) wird somit ebenso nach rechts verschoben
➔ Calciumcarbonat, also der Stoff, aus dem die Kalkskelette bestehen, löst sich in
der Folge verstärkt im Meerwasser
➔ Durch die zunehmende Kohlenstoffdioxidaufnahme und die damit einhergehende
Ozeanversauerung, lösen sich die Kalkskelette auf

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