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Säuren und Basen

Dr. Torsten Beweries


AC I - Allgemeine Chemie LAC-CH01
WS 2016/17
torsten.beweries@catalysis.de

http://www.catalysis.de/forschung/koordinationschemische-katalyse/koordinationschemische-wasserspaltung/

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Chemisches Gleichgewicht u.
Massenwirkungsgesetz
• Beispiel: Bildung und Zerfall von Iodwasserstoff

Im Gleichgewicht erfolgt keine weitere Änderung der


Zusammensetzung des Reaktionsgemisches
Aber: KEIN RUHEZUSTAND
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Säure-Base-Theorien

• Arrhenius (1883):
– Saure Eigenschaften einer Lösung von H+-Ionen (Protonen) abhängig Svante Arrhenius
(1859-1927)
– Basische (oder alkalische) Eigenschaften einer Lösung von OH--Ionen abhängig

• Säure und Base als fixierte Stoffklasse:


– Säuren geben Protonen ab, Bildet in Wasser Hydronium-Ionen
– Basen geben Hydroxid-Ionen ab

• Aber: Warum reagieren auch Verbindungen, die kein OH- tragen basisch?
– z.B. Ammoniak, NH3 und Natriumcarbonat, Na2CO3

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Säure-Base-Theorien

• Brönsted (1923): Johannes Brönsted


– Säuren sind Stoffe, die
H+-Ionen (Protonen) abspalten (Protonendonatoren) (1879-1947)

– Basen sind Stoffe, die H+-Ionen (Protonen) aufnehmen (Protonenakzeptoren)

• Protolysereaktionen sind chemische Reaktionen, bei denen Protonen übertragen


werden, es sind immer zwei Säure-Base-Paare beteiligt

• Definition von Säuren und Basen nach ihrer Funktion


 allgemeinere Definition als nach Arrhenius

• Ampholyte können je nach Reaktionspartner sauer oder basisch reagieren


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Säure-Base-Theorien

• Beispiele für Protolysereaktionen:

• Säuren und Basen sind keine fixierten Stoffklassen, sondern nach ihrer Funktion
definiert
• Auch Ionen können Säuren/Basen sein

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Ionenprodukt des Wassers und pH-Wert

• Quantifizierung des sauren oder basischen Charakters von wässrigen Lösungen


• Angabe der Absolutwerte für c(H3O+) unpraktisch  pH-Wert als praktische Messgröße
in wässrigen Medien

• Autoprotolyse des Wassers

1. Das Gleichgewicht liegt praktisch vollständig auf


𝑐 𝐻3 𝑂+ ∙ 𝑐(𝑂𝐻 − ) der linken Seite – die Konzentration des Wassers
𝐾=
𝑐(𝐻2 𝑂)2 ist praktisch konstant.
2. c(H2O)2 wird in die Konstante K integriert
𝐾𝑊 = 𝑐(𝐻3 𝑂+ ) ∙ 𝑐(𝑂𝐻 − )
3. KW ist das Ionenprodukt des Wassers

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Ionenprodukt des Wassers und pH-Wert

In wässrigen Lösungen ist das Produkt der Konzentrationen von H3O+- und OH--Ionen konstant.

𝑚𝑜𝑙 2
+ −
𝐾𝑊 = 𝑐(𝐻3 𝑂 ) ∙ 𝑐 𝑂𝐻 = 10−14 𝑙2 (bei T = 25°C)

𝑝𝐾𝑊 = 𝑝𝐻 + 𝑝𝑂𝐻 = 14

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Stärke von Säuren und Basen
• Um beschreiben zu können, wie groß die Menge an gebildeten H3O+ ist, benötigt man
das Massenwirkungsgesetz
𝑐 𝐻3 𝑂+ ∙ 𝑐(𝐴− )
𝐾𝑆 =
𝑐 𝐻𝐴

• Werte für KS fallen in einen großen Bereich


– z.B. KS von NH4+ 5,6∙10-10, KS von HIO3 0.16
– daher werden häufig die negativen dekadischen Logarithmen angegeben

pKS = -lg KS

• starke Säuren liegen in wässriger Lösung vollständig dissoziiert vor


• pKS < 0 (z.B. HCl, pKS = -7.0)

• schwache Säuren liegen in wässriger Lösung nur unvollständig dissoziiert vor


• pKS > 0 (z.B. Essigsäure, pKS = 4.75)
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Stärke von Säuren und Basen

• pKS-Werte einiger Säure-Base-Paare bei T = 25 °C

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Berechnung des pH-Werts von Säuren

• Protolysegleichgewicht starker Säuren:

𝑝𝐻 = − lg 𝑐(𝑆ä𝑢𝑟𝑒)

• Protolysegleichgewicht schwacher Säuren:

1
𝑝𝐻 = [𝑝𝐾𝑆 − lg 𝑐(𝑆ä𝑢𝑟𝑒)]
2

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Berechnung des pH-Werts von Basen

• Protolysegleichgewicht von Basen:

1
𝑝𝑂𝐻 = [𝑝𝐾𝐵 − lg 𝑐(𝐵𝑎𝑠𝑒)]
2
𝒑𝑯 = 𝟏𝟒 − 𝒑𝑶𝑯

• Näherung für starke Basen:


𝑝𝑂𝐻 = − lg 𝑐 𝐵𝑎𝑠𝑒
𝒑𝑯 = 𝟏𝟒 − 𝒑𝑶𝑯

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Berechnung des pH-Werts
Grenzen

• Bei sehr stark verdünnten Säuren muss die Autoprotolyse des Wassers berücksichtigt
werden (ab c < 10-5 mol/l)!
– z.B. HCl, c = 10-8 mol/l 𝑐𝑔𝑒𝑠𝑎𝑚𝑡 𝐻3 𝑂+ = 𝑐 𝐻𝐴 + 𝑐𝐴𝑢𝑡𝑜𝑝𝑟𝑜𝑡 𝐻3 𝑂+
𝑐𝑔𝑒𝑠𝑎𝑚𝑡 𝐻3 𝑂+ = 10−8 + 10−7 = 1,1 ∙ 10−7

𝒑𝑯 = −𝒍𝒈 𝒄 𝑯𝟑 𝑶+
𝒑𝑯 = 𝟔, 𝟗𝟔

• Ostwaldsches Verdünnungsgesetz, Protolysegrad a

𝐾𝑜𝑛𝑧𝑒𝑛𝑡𝑟𝑎𝑡𝑖𝑜𝑛 𝑝𝑟𝑜𝑡𝑜𝑙𝑦𝑠𝑖𝑒𝑟𝑡𝑒 𝐻𝐴 − 𝑀𝑜𝑙𝑒𝑘ü𝑙𝑒


𝛼=
𝐾𝑜𝑛𝑧𝑒𝑛𝑡𝑟𝑎𝑡𝑖𝑜𝑛 𝑓𝑟𝑒𝑖𝑒𝑟 𝐻𝐴 𝑣𝑜𝑟 𝑑𝑒𝑟 𝑃𝑟𝑜𝑡𝑜𝑙𝑦𝑠𝑒
– für starke Säuren ist a = 1 𝐾𝑠
– für schwache Säuren ist a << 1 𝛼=
𝑐

– bei sehr verdünnten schwachen Säuren nimmt a sehr hohe Werte an, Näherungsgleichung für schwache
Säuren nicht mehr anwendbar, Grenze: c(HA) ≥ Ks

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Puffersysteme

• Im menschlichen Blut findet man eine c(H3O+) von ca. 4.0∙10-8 mol/l.
• Ein Anstieg auf über 4.5∙10-8 mol/l oder ein Abfall auf unter 3.5∙10-8 mol/l hat
lebensbedrohliche Folgen für den menschlichen Organismus.

• Typische pH-Werte beim Menschen: Blut 7.35 bis 7.45, Harn 4.5 bis 8, Haut ca. 5.5

• Regulierung durch Verwendung von Puffersystemen

• Puffersysteme sind Lösungen, die auch bei Zugabe erheblicher Mengen Säure oder Base
ihren pH-Wert nur wenig ändern. Sie bestehen aus einer schwachen Säure/Base und
einem Salz dieser schwachen Säure/Base.
• z.B. Mischung von Essigsäure und Natriumacetat, Ammoniumchlorid und Ammoniak

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Puffersysteme

• Berechnung der pH-Werte von Pufferlösungen mit Hilfe der Henderson-Hasselbach-


Gleichung:
𝑐(𝐴− )
• Konsequenzen der 𝑝𝐻 = 𝑝𝐾𝑠 + lg
𝑐(𝐻𝐴)
Gleichung:
– Beste Pufferwirkung bei
äquimolaren Mischungen
von Säure und Base
– Je konzentrierter, umso
bessere Pufferwirkung

• Abbildung rechts:
– sehr gute Pufferwirkung/
geringe Änderung des pH
bei bis zu 10fachem
Überschuss von Säure oder
Base
Pufferungskurve einer Essigsäure-Acetat-Pufferlösung
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Bestimmung des pH-Werts

pH-Teststreifen bestehen aus auf Papierstreifen


aufgetragenen Indikatoren, die sich um so mehr nach
Rot verfärben, je mehr Säure im Wasser enthalten ist.
Bei Laugen verfärbt sich das Papier blau.

pH-Messgeräte bestehen aus einer Elektrode und der


Zentraleinheit. An der Elektrode wird eine Spannung
erzeugt, die vom pH-Wert abhängt. Die Zentraleinheit
rechnet die Spannung in den pH-Wert um.

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Säure-Base-Titrationen

Umschlagbereiche einiger
pH-Indikatoren.

• Säure-Base-Indikatoren sind organische Farbstoffe,


deren Lösungen bei Änderung des pH-Werts ihre
Farbe ändern
• Säure-Base-Paare, bei denen die Indikatorsäure eine
andere Farbe hat als die konjugierte Base

• Titration einer unbekannten Menge Säure mit Base


bekannter Konzentration
• Am Äquivalenzpunkt ist:
n(Base) = n(Säure)  Umschlagpunkt
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Säuredefinition nach Lewis

• Brönsted-Säuren müssen H-Atome enthalten (HF, H2O, NH3, etc.)


• Lewis (1923):
– Allgemeineres Konzept
– Lewis-Säure: Teilchen mit unbesetzten Orbitalen, Elektronenpaarakzeptoren
– Lewis-Base: Teilchen mit freiem Elektronenpaar, Elektronenpaardonatoren

– Erklärung von Reaktivitäten und Stabilitäten nach dem HSAB-Konzept


– Ausbildung kovalenter Bindungen
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Literatur

E. Riedel, C. Janiak, Anorganische Chemie (8. Auflage), Walter de Gruyter GmbH & Co. KG,
Berlin/New York, 2011

T. Wurm, Chemie für Einsteiger und Durchsteiger, Wiley-VCH, Weinheim, 2013.

Bildquellen:
www.wikipedia.de
www.seilnacht.com

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