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Das chemische Gleichgewicht

 Energieumsatz bei chemischen Reaktionen


• Mit dem Ablauf chemischer Reaktionen ist immer auch ein
Umsatz von Energie verbunden.
• Man untersucht „abgeschlossene Systeme“, d.h. mit der
Umgebung findet ein Energieaustausch, jedoch kein
Materieaustausch statt.
• Der Energieumsatz einer chemischen Reaktion wird mit der
Größe der „freien Reaktionsenthalpie“ ∆G beschrieben.
Dabei ist
∆G = ∆H - T · ∆S
∆H : Reakionsenthalpie
(Wärmetönung)
∆S : Reakionsentropie
T : Temperatur in Kelvin
• Vorzeichenkonvention: negativ (–) Energie wird abgegeben
positiv (+) Energie wird aufgenommen
Lehramt 1a SS 2010 1
Das chemische Gleichgewicht
 Energieumsatz bei chemischen Reaktionen
• Thermodynamische Größen:
∆H < 0 exotherm Reaktion setzt Wärme frei
∆H > 0 endotherm Reaktion verbraucht Wärme
∆G < 0 exergonisch Reaktion läuft freiwillig ab
∆G > 0 endergonisch Reaktion läuft nicht freiwillig ab
∆G = 0 es herrscht Gleichgewicht
S: Entropie: Maß für die Unordnung eines Systems
S = -k ·lnW k: Boltzmannkonstante (1,38·10-23 J·K-1)
W: Zustandssumme
(Summe aller möglichen Energie-Zustände
eines Systems, gewichtet nach der Wahr-
scheinlichkeit ihres Auftretens)
∆S: Reaktionsentropie

Lehramt 1a SS 2010 2
Das chemische Gleichgewicht
 Gleichgewichtsreaktion
Für die allgemeine Reaktion aA + eE ⇄ bB + dD gilt im
Gleichgewicht für die Gleichgewichtskonstante KC:
c: Gleichgewichtskonzentrationen
c b (B) ⋅ c d (D)
c

K = ∆G = 0
c a ( A ) ⋅ c e (E) Geschwindigkeit der Hin-Reaktion ist
gleich Geschwindigkeit der Rück-Reaktion

Liegt bei der obigen Reaktion kein Gleichgewicht vor, so kann man
statt der Gleichgewichtskonstanten KC den Reaktionsquotienten Q
ebenso definieren:
cab (B) ⋅ cad (D) ca: „aktuelle“ Konzentrationen
Q= ∆G ≠ 0
ca a ( A ) ⋅ ca e (E)
Ist Q < KC so läuft die Reaktion freiwillig von links nach rechts ab,
∆G < 0
Ist Q > KC so läuft die Reaktion freiwillig von rechts nach links ab,
∆G > 0
Lehramt 1a SS 2010 3
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
1) Definitionen
 Parallel zur Entwicklung der Chemie
 Klassifizierung der Substanzeigenschaften

a) Das Arrhenius-Konzept (1887)


 Säure: bildet in Wasser H+-Ionen, z.B. HCl
 Base: bildet in Wasser OH--Ionen, z.B. NaOH
 Neutralisation: Säure + Base → Salz + H2O
Oder: H+ + OH- → H2O
Genauer: H+(aq) -(aq) → H O
(aq) + OH (aq) 2

 Vorteil: Exakte Definition (erstmalig!)


 Einschränkung: Vollständige Dissoziation
 Nachteil: Beschränkung auf wässrige Systeme
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Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
b) Das Brönstedt-Lowry-Konzept (1923)
 Säure: Substanz, die Protonen abgeben kann
(Protonen-Donator)
 Base: Substanz, die Protonen aufnehmen kann
(Protonen-Akzeptor)

 Beispiel: Essigsäure in H2O


CH3COOH + H2O H3O+ + CH3COO-
Säure1 Base2 Säure2 Base1

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Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
Erweiterungen im Vergleich zum Arrhenius-Konzept:
 Die Reaktion ist reversibel.
 Zwei Säure-Base-Paare stehen im Gleichgewicht.
 Amphotere Stoffe: Substanzen (Moleküle oder
Ionen), die sowohl als Säure wie auch als Base
fungieren können sind jetzt definiert. Bspl.: H2O
CH COOH + H O
3 2 H O+ + CH COO-
3 3
Säure1 Base2 Säure2 Base1

NH3 + H2O NH4+ + OH-


Base2 Säure1 Säure2 Base1

Kommentar: Eine bedeutungsvolle Erweiterung der


(Arrhenius-) Definition, insbesondere für
den Begriff der Base.
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Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
c) Das Lewis-Konzept (1938)
Basis: Säure muss nicht mehr Protonen-Donator sein.
 Säure: Elektronenpaar-Akzeptor
z.B.: AlCl3, [Cr(CO)5], ...
 Base: Elektronenpaar-Donator
z.B.: NH3, Halogenide, ROR, PR3, ...

 Beispiel: BF3 + NH3 F3B – NH3


Säure Base Addukt

 Vorteil des Lewis-Konzeptes: sehr umfassend


 Nachteil des Lewis-Konzeptes: Schwierigkeiten bei
quantitativer Behandlung.

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Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
d) Anmerkungen
Säuren und Basen werden sowohl im Brönstedt-Lowry-
Konzept als auch im Lewis-Konzept nicht als fixierte
Stoffklassen sondern entsprechend ihrer Funktion definiert!
Konsequenzen: Die Phosphorsäure beispielsweise ist
gegenüber Schwefelsäure eine Base
bei der Reaktion

H3PO4 + H2SO4 H4PO4+ + HSO4-

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Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
2) Eigendissoziation Wasser und ähnliche Systeme
 Eigendissoziation:
HA H+ + A-
Wobei H+ und A- solvatisiert (von Lösungsmittelmolekülen
„umgeben“) sind.
 Eigendissoziation des Wassers:
H2O + H2O H3O+ + OH-
[H3O + ] ⋅ [OH− ]
Massenwirkungsgesetz: Kc =
[H2O]2
Symbol [A] : Konzentration des Stoffes A

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Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
Da verdünnte Lösungen betrachtet werden, liegt der
Stoff Wasser immer in großem Überschuss vor; die
Konzentration [H2O] kann als konstant betrachtet werden
(55,55 mol·L-1), da das obige Gleichgewicht für die
Eigendissoziation weit auf der linken Seite der Gleichung
liegt.
Kw = Kc·[H2O]2 = [H3O+]·[OH-] = 10-14 mol2 ·L-2 (bei 25 °C)
Für reines Wasser: [H3O+] = [OH-] = 10-7 mol ·L-1
pH = − log([H3O + ]) bzw. : pOH = − log([OH− ])

Somit gilt: pH + pOH = 14

Das bedeutet: Wenn [H3O+] = 10-2 mol ·L-1 ist pH = 2


somit [OH-] = 10-12 mol ·L-1 und pOH = 12

Lehramt 1a SS 2010 10
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
Anmerkung: Das Gleichgewicht der Dissoziation von H2O ist stark
temperaturabhängig!
25 °C: Kw = 10-14 und [H3O+] = [OH-] = 10-7 mol2 ·L-2
100 °C: Kw = 7,4·10-14 und [H3O+] = [OH-] = 2,7·10-7 mol2 ·L-2

H+ : Freie Protonen H+ sind (in Wasser) nicht existenzfähig! Sie


werden sofort solvatisiert (d.h. sie umgeben sich mit einer Hülle
aus Wassermolekülen).
H3O+: H3O+ hat in H2O nur eine sehr kleine Lebensdauer (10-13 sec).

Austauschgleichgewicht:

H3O+ + H2O H2O + H3O+

H + H H + H
O H O O H O
H H H H
Lehramt 1a SS 2010 11
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
H3O+: Oxonium-Ion; weitere Spezies: Hydronium-Ionen,
z.B.: H5O2+ , H9O4+ , ... Formal sind dies Addukte
von einem oder mehreren H2O - Molekülen an H3O+ :

H H ⊕
O
⊕ H
H H
O H O O
H H H
H H H
O O

H H

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Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
3) „Wasserähnliche“ Lösungsmittel
 Die Brönstedsche Definition ist nicht auf H2O beschränkt.
Ähnliche Systeme sind NH3(fl), H2SO4, HF, Alkohole,
Eisessig, ...
 Flüssiger Ammoniak NH3(fl)
Schmelzpunkt: -77,7 °C, Siedepunkt: -33,4 °C
Eigendissoziation:
2 NH3 NH4+ + NH2-

Kc(NH3) ist sehr klein: Kc(NH3) = [NH4+]·[NH2-] = 10-29 mol2·L-2


(bei T = -33,4°C).

D.h. das Gleichgewicht liegt weit auf der linken Seite der Reaktion.
(vgl. hierzu: KW = 10-14 mol2·L-2 ; Kc(Ethanol)
(Ethanol) = 10-20 mol2·L-2 )

Lehramt 1a SS 2010 13
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
4) Säure – Base – Paar
 Brönsted‘sche Definition: SÄURE BASE + Proton

Beispiel: Säure-Base-Paar

HCl Cl- + H+ Säure - Base - Paar 1


Säure konjugierte Base

H+ + H2O H3O+ Säure - Base - Paar 2


konjugierte Base Säure

HCl + H2O H3O+ + Cl- (Protolyse - Reaktion)


Säure(1) Base(2) Säure(2) Base(1)
- In Protolyse-Reaktionen sind zwei Säure – Base – Paare beteiligt.
- Zwischen ihnen existiert ein Gleichgewicht.
- Wird nur Wasser als Lösungsmittel berücksichtigt, so tritt immer das
Säure – Base – Paar H3O+/H2O auf!

Lehramt 1a SS 2010 14
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Beispiele für die Protolyse
Säure1 Base2 Säure2 Base1
H2SO4 + H2O H3O+ + HSO4-

Stärke HSO4- + H2O H3O+ + SO4-


der
Säure
NH4 + + H2O H3O+ + NH3

H2O + H2O H3O+ + OH-

 Anmerkungen:
 Tendenz zu Abgabe von Protonen: groß ⃕ starke Säure
(z.B.: H2SO4; HCl). Das Gleichgewicht liegt rechts.
 Folglich: Die zur starken Säure zugehörige Base ist schwach,
ihre Tendenz zur Aufnahme von Protonen ist gering (z.B. HSO4-).

Lehramt 1a SS 2010 15
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Ampholyte: Stoffe, die je nach Reaktionspartner sowohl
als Säure als auch als Base fungieren können.
z.B.:
HSO4- + H3O+ H2SO4 + H2O
HSO4- + H2O H3O+ + SO42-

5) Säurestärke, pKs – Werte


Für die Protolysereaktion: HA + H2O H3O+ + A-

 liegt das Gleichgewicht weit auf der rechten Seite:


starke Säure.
 liegt das Gleichgewicht weit auf der linken Seite:
schwache Säure.

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Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
Quantitatives Maß für die Säurestärke:

Säurekonstante Ks

Ks ist die Gleichgewichtskonstante der


Protolysereaktion:
HA + H2O H3O+ + A-

[H3O + ] ⋅ [ A − ]
Ks = und pK s = − log K s
[HA ]

Lehramt 1a SS 2010 17
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
pKs – Werte einiger Säure – Base – Paare bei 25 °C
Säure Base pKs
HClO4 ClO4- -10
HCl Cl - -7
H2SO4 HSO4- -3
H3O+ H2O -1,74
HNO3 NO3- -1,37
HSO4- SO42- +1,96
H2SO3 HSO3- +1,90
H3PO4 H2PO4- +2,16
[Fe(H2O)6]3+ [Fe(OH)(H2O)5]2+ +2,46
HF F- +3,18
Stärke CH3COOH CH3COO - +4,75 Stärke
[Al(H2O)6]3+ [Al(OH)(H2O)5]2+ +4,97
4,97
der CO2 + H2O HCO3- +6,35
der
Säure [Fe(H2O)6]2+ [Fe(OH)(H2O)5]+ +6,74 Base
nimmt H2S HS- +6,99 nimmt
zu HSO3- SO32- +7,20 zu
H2PO4- HPO42- +7,21
[Zn(H2O)6]2+ [Zn(OH)(H2O)5]+ +8,96
HCN CN- +9,21
NH4+ NH3 +9,25
HCO3- CO32- +10,33
H2O2 HO2- +11,65
HPO42- PO43- +12,32
HS- S2- +12,89
H2O OH- +15,74
NH3 NH2- +23
OH- O2- +29
Lehramt 1a SS 2010 18
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Erläuterungen:
a) HCl(aq)
(aq) + H2O(aq) H3O+(aq) + Cl-(aq)
(aq)

S1 B2 S2 B1
Vergleich:
S1 ist stärker als S2:
B2 ist stärker als B1: } Das Gleichgewicht liegt
auf der schwächeren Seite } hier also
rechts

b) CH3COOH(aq) + H2O(aq) H3O+(aq) + CH3COO-(aq)


S1 B2 S2 B1
Vergleich:
S1 ist schwächer als S2:
B2 ist schwächer als B1: } Das Gleichgewicht liegt
auf der schwächeren Seite } hier also
links

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Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Nivellierender Effekt
In wässrigen Lösungen:
H2O

Konjugierte Säure Konjugierte Base


H3O+ OH-

 H2O verträgt nur H3O+ als stärkste Säure


bzw. OH- als stärkste Base!
 Folge: Eine stärkere Säure als H3O+ bzw.
stärkere Base als OH- wird nivelliert!

Lehramt 1a SS 2010 20
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
Nach Tabelle ist HCl eine stärkere Säure als H3O+
und wir somit „abgebaut“ (Reaktion mit H2O zu H3O+)

NH2- ist eine stärkere Base als OH-, reagiert also in


Wasser mit H2O vollständig zu NH3, zugunsten von OH-.
Reaktion:
NH2-(aq) + H2O(aq) NH3(aq) + OH-(aq)
(aq)

B1 S2 S1 B2
Vergleich:
B1/B2: OH- ist eine schwächere Base als NH2-
S1/S2: NH3 ist eine schwächere Säure als H2O } Das Gleichge-
wicht liegt rechts

 Analog findet man diesen nivellierenden Effekt des Wassers


als Lösungsmittel bei den wasserähnlichen Systemen.

Lehramt 1a SS 2010 21
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
6) Die relative Stärke von Säuren (und Basen)
 Einteilung der Säuren:
a) Säuren, die keine OH-Gruppe enthalten
z.B.: HCl, HBr, HI, ...;
H2S, H2Se, ...;
H3P, H3As, ...

b) Oxo-Säuren (Säuren mit OH-Gruppen)


z.B.: HOCl, HOBr, ...;
H2SO3, H2SO4, ...;
H3PO4, H4SiO4, ...

Lehramt 1a SS 2010 22
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
zu a) Zwei Kriterien für die relative Säurestärke
 Elektronegativität (EN)
 Atomgröße
 Innerhalb einer Periode des Periodensystems der Elemente
(PSE): Zunehmende Säurestärke von links nach rechts.
Beispiele: CH4 < NH3 < H2O < HF
SiH4 < PH3 < H2S < HCl
GeH4 < AsH3 < H2Se < HBr
Erklärung: Bindung H – E „wird gespalten“
Wenn EN von E groß werden die Elektronen der
Bindung zu E hin „gezogen“, die Abspaltung des
H E Protons erleichtert. Es resultiert eine starke Säure.

Lehramt 1a SS 2010 23
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Innerhalb einer Gruppe des Periodensystems der Elemente
(PSE): Zunehmende Säurestärke von „oben nach unten“.
Beispiele: NH3 < PH3 < AsH3
H2O < H2S < H2Se
HF < HCl < HBr < HI
Erklärung: Die Atomgröße steigt an.
Damit einher geht die Abnahme der
Bindungsenergie (∆E(B.E.)) der E – H – Bindung.
Als Folge lässt sich das Proton zunehmend
leichter „abspalten“.

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Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
zu b) Oxosäuren
 Strukturelement HO-Ⓔ Hier ist Ⓔ entweder ein Atom oder
eine Atomgruppe.

 Die Säurestärke hängt von den Eigenschaften von Ⓔ ab.

 Ist Ⓔ ein Metall der Hauptgruppenelemente (z.B. Na, K, Ca),


so ist die Verbindung HO-Ⓔ eine Base, wie z.B. KOH.

 Ist Ⓔ ein Nichtmetall, so ist die Verbindung HO-Ⓔ eine


Säure, wie z.B. HOCl.
 Verantwortlich für die Säurestärke ist die Polarität des
Bindungssystems H – O – Ⓔ sowie die Stabilität des
entstandenen Ions [O – Ⓔ] .
-
Lehramt 1a SS 2010 25
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
(1) Elektronegativität (EN) von Ⓔ
Ist die EN von Ⓔ groß, so wird das
Bindungssystem stärker polar:

H O Ⓔ
Die Polarisierung der Bindungen erleichtert die
Abspaltung des H+ - Ions.
Somit steigt die Säurestärke in der Reihe der
unterhalogenigen Säuren mit der EN des
Halogenelementes an:
HOI < HOBr < HOCl < HOF

Lehramt 1a SS 2010 26
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
(2) Anzahl der OH – Gruppen an Ⓔ
Strukturelement (HO)nⒺ.
Ist n groß, so erhöht sich die Positivierung von Ⓔ,
die elektronegativen O-Atome ziehen Elektronen-
dichte von Ⓔ ab, somit ist ein H+ leichter
abzuspalten. Weiter ist das O
entstehende Anion
stabiler, wenn mehr H O Ⓔ O
Sauerstoffatome vorhanden sind.
O
Folglich findet man für die Säurestärken:
H2SO3 < H2SO4
HNO2 < HNO3
Lehramt 1a SS 2010 27
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
Für die Oxosäuren der Halogene erhält man:
HOCl < HOClO < HOClO2 < HOClO3
Unterchlorige Chlorige Chlor- Perchlor-
Säure Säure säure säure
(3) Kombination der beiden Effekte
(Elektronegativität und Zahl der OH-Gruppen an Ⓔ)
 Gleiche Anzahl von O-Atomen
H4SiO4 < H3PO4 < H2SO4 < HClO4
 Unterschiedliche Elektronegativität der Substituenten
CH3COOH < CF3COOH

H2SO4 < HSO3F , HSO3CF3

Lehramt 1a SS 2010 28
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
7) Quantitative Behandlung der Säure-Base-
Gleichgewichte
 Bei der Protolyse-Reaktion
Säure + H2O H3O+ + Base
gilt (Gleichgewicht): Wenn die Säure stark ist, dann ist ihre
konjugierte Base schwach.
 Die Stärke von Säure und Base kann quantitativ über deren
Protolysegrad α angegeben werden. Der Protolysegrad gibt
den Anteil der Substanz an, der dissoziiert ist.
c(H3O + ) c(OH− ) co : Ausgangskonzentration
α= bzw. : α = c : aktuelle Konzentration
c o (Säure ) c o (Base ) (Gleichgewicht)

Lehramt 1a SS 2010 29
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Zu Berechnung von KS, KB, pKS, pKB, pH, pOH, ...
Ist es zweckmäßig, Säuren bzw. Basen in Kategorien
einzuteilen:
Sehr starke Säuren: pKS < 0
Starke Säuren: pKS ≈ 0
Mittelstarke Säuren: pKS = 0 - 4
Schwache Säuren: pKS > 4
(Die entsprechende Einteilung gilt für Basen.)
a) Starke und sehr starke Säuren (bzw. Basen)
Merkmal: Sie dissoziieren vollständig in Wasser.
Folglich gilt: c(H3O+) = co(Säure)
c(OH-) = co(Base)
Beispiele: Einbasige Säure: HCl
Einbasige Base: NaOH
Lehramt 1a SS 2010 30
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Rechenbeispiel: Gesucht: pH-Wert einer H2SO4-Lösung.
Gegeben: co(H2SO4) = 1,0·10-2 mol·L-1
KS2(HSO4-) = 1,0·10-2 mol·L-1
H2SO4 ist eine zweibasige Säure.
Primäre Protolyse H2SO4 + H2O H3O+ + HSO4-
Anfang (mol·L-1) 10-2 0 0
Im Gleichgewicht (mol·L-1) 0 10-2 10-2

Sekundäre Protolyse HSO4- + H2O H3O+ + SO42-


Anfang (mol·L-1) 10-2 10-2 0
Im Gleichgewicht (mol·L-1) (10-2 – x) (10-2 + x) x

c(SO 24− ) ⋅ (H3O + ) ( x ) ⋅ (10 −2 + x ) −2 −1


K S2 = = = 10 mol ⋅ L
c(HSO −4 ) (10 −2 − x )
Lehramt 1a SS 2010 31
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
Es folgt: x = 0,41·10-2 mol·L-1 c(H3O+) = 10-2 + x = 1,41·10-2 mol·L-1
pH = 1,85
Achtung: Wenn KS2 nicht angegeben wird gilt: c(H3O+) = 2·co(H2SO4).

b) Mittelstarke Säuren (bzw. Basen)


Merkmal: Sie dissoziieren nicht vollständig in Wasser, d.h.
das Protolysegleichgewicht liegt weder ganz auf
der rechten noch ganz auf der linken Seite.
pKS = 0 bis 4 (5); z.B. CH3COOH, HCOOH, HCN, ...
Protolyse-Reaktion: HA(aq) + H2O H3O+(aq) + A-(aq)
Ansatz: x = c(A-) = c(H3O+)
c( A − ) ⋅ c(H3O + ) x2
KS = =
c o (HA ) − c(H3O ) c o − x
+

Oder: KS·(co – x) = x2 und x2 + KS·x - KS·co = 0


Lehramt 1a SS 2010 32
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
2
x = c(H3O + ) = − 12 K s + 1
4 ⋅ Ks + Ks ⋅ co
Bzw. für Basen:
2
x = c(OH− ) = − 12 K B + 1
4 ⋅ KB + KB ⋅ c o

c) Schwache Säuren (bzw. schwache Basen)


Merkmal: Sie dissoziieren nicht vollständig in Wasser, das
Protolysegleichgewicht liegt weitgehend auf der
linken Seite. pKS > 4
Protolyse-Reaktion: HA(aq) + H2O H3O+(aq) + A-(aq)
Näherung: x = c(A-) = c(H3O+)
co(HA) ≫ c(H3O+) somit c(HA) ≈ co(HA)
c( A − ) ⋅ c(H3O + ) x2 x2
KS = = ≈
c o (HA ) − c(H3O + ) c o − x c o

Lehramt 1a SS 2010 33
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
x = c(H3O + ) = K s ⋅ c o

pH = − log c(H3O + ) = 1
2 (pK S − log c o )
Bzw. für sehr schwache Basen:
pOH = − log c(OH− ) = 1
2 (pK B − log c o )

d) Mehrbasige Systeme
 Die primäre, sekundäre oder tertiäre Protolyse-Reaktionen
können sehr unterschiedliche KS- (bzw. KB-Werte) haben.
Entsprechende Näherungen müssen u.a.bei pH-Berechnungen
angewandt werden.

Lehramt 1a SS 2010 34
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
e) Verdünnungsgesetz bei Protolyse-Reaktion
Protolyse-Reaktion: HA(aq) + H2O H3O+(aq) + A-(aq)
c(H3O + )
Der Dissoziationsgrad α ist: α =
c o (HA )
Somit: c(H3O+) = c(A-) = α·co(HA)
c(H3O + ) ⋅ c( A − ) α 2 ⋅ c 2o  α2 
KS = = =   ⋅ c o
c o (HA ) − c(H3O ) c o − α ⋅ c o  1 − α 
+

KS ist konstant, somit gilt: - α wächst, wenn co abnimmt


- α →1, wenn co → 0
α →1: 100% dissoziiert, d.h. Übergang zu starken Säuren!
Daher gilt die vereinfachte Gleichung c(H3O + ) = K s ⋅ c o
nur für α ≲ 3% Essigsäure: co = 0,1 mol·L-1: α = 1,34%
co = 0,001 mol·L-1: α = 12,5%

Lehramt 1a SS 2010 35
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
8) Zusammenhang zwischen KS und KB eines
konjugierten Säure-Base-Paares
HA + H2O H3O+ + A-

Für eine beliebige Säure HA mit der konjugierten Base A- gilt:


Säuredissoziation Basenreaktion

HA + H2O H3O+ + A- A- + H2O HA + OH-


c(H3O + ) ⋅ c( A − ) c(HA ) ⋅ c(OH− )
KS = KB =
c(HA ) c( A − )

c(H3O + ) ⋅ c( A − ) c(HA ) ⋅ c(OH− )


KS ⋅ KB = ⋅ = c (H3 O +
) ⋅ c ( OH −
)
c(HA ) c( A )−

Lehramt 1a SS 2010 36
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
Das Ionenprodukt von Wasser:
KW = KS·KB = c(H3O+) · c(OH-)
Die Gleichgewichtskonstante KW ist das Ionenprodukt für
Wasser. Der Zahlenwert ist:
KW = 10-14 mol2·L-2 (bei T = 25 °C)
pKW = pKS + pKB = 14
Dies bedeutet:
 Ist KS groß, so ist KB klein und umgekehrt.
 Die Feststellung, dass die konjugierte Base einer
starken Säure eine schwache Base ist, ist somit
„quantitativ“ belegt.
 Sind in Aufgabenstellungen Angaben für pKS, KS
etc. gemacht, so sind dies implizit auch Angaben
über pKB, KB usw.
Lehramt 1a SS 2010 37
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
9) Salzprotolyse
 Salze dissoziieren nach Auflösung in Wasser (im
allgemeinen) vollständig in Kationen und Anionen.
 Eigenschaften der resultierenden Lösungen:
 Neutral: z.B.: NaCl, KBr, KNO3, Ba(ClO3)2, ...
 Sauer: z.B.: NH4Cl, FeBr2, AlCl3, NaH2PO4, ...
 Basisch: z.B.: NaAc, NaNO2, KCN, Na2CO3, ...
 Kombinationen
 Salze von: starken Säuren + starken Basen: neutral
starken Säuren + schwachen Basen: sauer
schwachen Säuren + starken Basen: basisch
schwachen Säuren + schwachen Basen: je nach
KS,KB
Lehramt 1a SS 2010 38
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Erläuterungen:
 NH4Ac : Neutral in wässriger Lösung, weil
pKS(NH4+) = 9,3 und pKB(Ac-) = 9,3
 NH4CN : Basisch in wässriger Lösung, weil
pKS(NH4+) = 9,3 und pKB(CN-) = 4,8
 Vergleich NaH2PO4 und Na2HPO4
 NaH2PO4
NaH2PO4 + H2O Na+(aq) + H2PO4-(aq)
H2PO4- :
Säurediss.: H2PO4- + H2O ⇄ H3O+ + HPO42- KS
Basediss. : H2PO4- + H2O ⇄ OH- + H3PO4 KB
KS = 6,2·10-8 > KB = 1,2·10-12
Folge: H+-Ionen werden mehr als OH--Ionen gebildet.
Daher: Die Lösung reagiert sauer!

Lehramt 1a SS 2010 39
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Na2HPO4
Na2HPO4 + H2O 2 Na+(aq) + HPO42-(aq)
HPO42- :
Säurediss.: HPO42- + H2O ⇄ H3O+ + PO43- KS
Basediss. : HPO42- + H2O ⇄ OH- + H2PO4- KB
KS = 1·10-12 < KB = 1,6·10-7
Folge: OH--Ionen werden mehr als H+-Ionen gebildet.
Daher: Die Lösung reagiert basisch!

 Ionen, die nicht weiter mit H2O reagieren sind:



- - - -
Anionen starker Säuren, z.B.: ClO4 , Cl , I , NO3 , ...
 Kationen starker Basen, z.B.: Li+, Na+, K+, Ca2+, Ba2+, Sr2+, ...
Ursache: Nivellierender Effekt des Wassers.

Lehramt 1a SS 2010 40
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 pH-Wertberechnung einer Salzlösung:
 Gegeben: Natriumacetat in Wasser, Konzentration
c = 0,1 mol·L-1; pKS(HAc) = 4,74.
Frage: Wie groß ist der pH-Wert der Lösung?
Salzprotolyse:
NaAc(aq) + H2O Na+(aq) + Ac-(aq)
Und:
Ac-(aq) + H2O OH-(aq) + HAc(aq)
Es handelt sich um eine Base-Reaktion.
c(OH− ) ⋅ c(HAc )
KB = Da KB klein ist, gilt c(Ac-) = co(Ac-)
c( Ac )

pKB = 14 - pKS(HAc) und c2(OH-) = KB·co(Ac-)


Es folgt: c(OH-) = 10–5,13 bzw.: c(H3O+) = 10-8.87
Und : pH = 8,87
Lehramt 1a SS 2010 41
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
10) Säure – Base - Titration
Allgemeines:
 Titration: Maßanalytisches Verfahren zur
Konzentrationsbestimmung.
 Bei der Säure-Base-Titration unterscheidet man 3 Fälle:
- Titration einer starken Säure mit einer starken Base.
- Titration einer schwachen Säure mit einer starken Base
(bzw. umgekehrt).
- Titration einer schwachen Säure mit einer schwachen
Base (bzw. umgekehrt).
a) Titration starke Säure mit starker Base
 Merkmale: - Die gebildeten Salze gehen mit H2O keine
Protolyse-Reaktion ein.
- Der Äquivalenzpunkt liegt bei pH = 7.

Lehramt 1a SS 2010 42
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 pH-Wert Berechnung:
- Vor Erreichen des Äquivalenzpunktes gilt:

n(Säure ) − n(Base )
c(H3O ) =
+ n: Molzahlen
Vges Vges:
Vges: Gesamtvolumen
der Lö
Lösung

- Am Äquivalenzpunkt:
pH = 7 (Nur noch Eigendissoziation von Wasser

- Nach dem Äquivalenzpunkt:


n(Base ) − n(Säure )
c(OH− ) =
Vges
pH = pKW - pOH

Lehramt 1a SS 2010 43
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Titrationskurve
50 ml HCl (0,100 mol/L) mit NaOH (0,100 mol/L).

Lehramt 1a SS 2010 44
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
b) Titration schwacher Säure mit starker Base
 Merkmale:
- Der pH-Wert durchläuft vor dem Erreichen
des Äquivalenzpunktes den sog.
Pufferbereich („Pufferungskurve“).
- Die Titrationskurve hat zwei Wendepunkte:
Bei pH = pKS und am Äquivalenzpunkt.
 pH-Wertberechnung:
Titration Essigsäure (pKS(HAc)=4,74; co=0,1 mol/L) mit NaOH
(c=0,1 mol/L) Ac-(aq) + H2O OH-(aq) + HAc(aq)

- Vor Beginn der Titration:


pH = ½·(pKS – logco) = 2,87 Vereinfachung erlaubt, da:
KS<10-4 und c(HAc)=0,1 mol/L

Lehramt 1a SS 2010 45
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
- Erster Wendepunkt:
c(H3O + ) ⋅ c( Ac − ) c(HAc )
Ks = c(H3O + ) = K s ⋅
c(HAc ) c( Ac − )
 c(HAc ) 
pH = pK s − log 
− 
 c( Ac ) 
Wenn der Punkt mit
c(HAc) = c(Ac-) erreicht ist, dann gilt: pH = pKS
- Äquivalenzpunkt:
Es liegt eine reine NaAc-Lösung vor (Base-Reaktion s.o.)
NaAc(aq) + H2O Na+(aq) + Ac-(aq)
Ac-(aq) + H2O OH-(aq) + HAc(aq)
pOH = ½·(pKB – logco)
Die Titrationskurve ergibt sich aus der Stoffmengenbilanz.
 c(HAc ) 
pH = pK s − log − 

 c ( Ac ) 

Lehramt 1a SS 2010 46
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Titrationskurve
50 ml Essigsäre (0,100 mol/L) mit NaOH (0,100 mol/L).

Lehramt 1a SS 2010 47
Das Chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
c) Indikatoren
 Organische Farbstoffe, deren (sehr intensive) Farbe in der
Lösung vom pH-Wert abhängt.
 Beispiele: Methylorange: rot bei pH<3,1; gelb bei pH>4,5
Lackmus: rot bei pH<7; blau bei pH>7
 Vorgang:
Gleichgewicht: Hind ⇄ H+ + Ind-
wobei Hind und Ind- unterschiedliche Farben besitzen.
z.B. für Lackmus: c(H+ ) ⋅ (c(Ind− )
KS = = 10 −7 mol ⋅ L−1
c(HInd)
Oder: c(Ind-)/c(Hind) = 10-7/c(H+)
Bei pH = 5: c(Ind-)/c(Hind) = 10-7/ 10-5 = 0,01
c(Hind) ≫ c(Ind-) Farbe: rot
Bei pH = 8: c(Ind-)/c(Hind) = 10-7/ 10-8 = 10
c(Ind-) = 10·c(HInd) Farbe: blau

Lehramt 1a SS 2010 48
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
11) Puffer-Lösungen
 Definition: Lösungen, die einen definierten pH-Wert haben,
der etwa konstant bleibt, auch wenn Säuren oder
Basen in begrenzten Mengen zugesetzt werden.
Beispiele: Pufferlösungen in der Natur:
- Meerwasser: pH ≈ 8,1 bis 8,3
- Blut: pH ≈ 7,4
 Zusammensetzung von Pufferlösungen
a) Schwache Säure + Salz der konjugierten Base
z.B.: Essigsäure / Natriumacetat.
b) Schwache Base + Salz der konjugierten Säure
z.B.: Ammoniak / Ammoniumacetat.

Lehramt 1a SS 2010 49
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Wirkungsweise (Henderson-Hasselbalch-Gleichung):
Für: HA + H O 2 H O+ + A- 3

c(H3O + ) ⋅ c( A − )
Gilt: KS =
c(HA )
Ist KS klein und α ≲ 3% so ist c(HA) = co(HA)

c(H3O + ) ⋅ c( A − ) c o (HA )
Und: K S = oder : c(H3O + ) = K S ⋅
c o (HA ) c( A − )

Verallgemeinerung:  c(Säure ) 
pH = pK S − log 
 c(Base ) 
Henderson- Hasselbalch-Gleichung

Lehramt 1a SS 2010 50
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Wirksamkeit:
Die Pufferlösungen sind wirksam bei Konzentrations-
Verhältnissen Säure zu Base wie
c(Säure ) 1 10
= bis
c(Base ) 10 1
Daraus ergeben sich pH-Werte: pH = pKS ± 1

 Beispiel: Essigsäure/Acetat-Puffer
Konzentration (HAc, NaAc): je 1 mol·L-1, pKS = 4,74
pH-Wert der Lösung:
 c(HA )   1,0 mol / L 
pH = pK S − log − 
 = pK S − log  = pK S = 4,74
 c ( A )   1,0 mol / L 

Lehramt 1a SS 2010 51
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Frage: Welcher pH-Wert stellt sich ein nach der Zugabe
von 0,1 mol·L-1 H3O+-Ionen? (z.B. Zugabe von HCl)
HAc + H O 2 H O+ + Ac- 3
Anfang: 1,0 mol/L 1,0 mol/L
Ende: (1,0 + 0,1) mol/L (1,0 - 0,1) mol/L
Vorgang: Ac- reagiert mit H+ zu HAc.
Folge:  (1,0 + 0,1) mol / L 
pH = pK S − log   = 4,65
 (1,0 − 0,1) mol / L 

Anmerkung: Erhöht man bei einer reinen Essigsäure


(1 mol/L) die Konzentration der H3O+-Ionen um
0,1 mol/L (z.B. durch Zugabe einer starken
Säure wie HCl mit 0,1 mol/L), so steigt der
pH-Wert auf pH = 1.

Lehramt 1a SS 2010 52
Das chemische Gleichgewicht
Gleichgewichte von Säuren und Basen
 Frage: Welcher pH-Wert stellt sich ein nach der Zugabe
von 0,1 mol·L-1 OH--Ionen? (z.B. Zugabe von NaOH)
HAc + OH- H O + Ac- 2
Anfang: 1,0 mol/L 1,0 mol/L
Ende: (1,0 - 0,1) mol/L (1,0 + 0,1) mol/L
Vorgang: HAc reagiert mit OH- zu Ac-.
Folge: pH = pK − log  [c(Säure) − c(OH )] 

S  
 [c(Base) + c(OH )] 

 (1,0 − 0,1) 
pH = 4,74 − log   = 4,83
 (1 ,0 + 0,1) 
Anmerkung: Nur HAc alleine, bei Zugabe von OH- von
0,1 mol/L ergibt sich ein pH-Wert: pH = 13.

Lehramt 1a SS 2010 53

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