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der Stauferzeit
Herausgegeben von
J ohannes Laudage und Yvonne Leiverkus
2006
von
KNUTGÖRICH
Seit August 1160 eskalierte der Streit zwischen Barbarossa und Erzbischof
Eberhard I. von Salzburg um die Erfüllung klassischer Lehnsdienste:
Barbarossa verlangte von Eberhard, persönlich mit seiner Mannschaft an
der Belagerung Mailands teilzunehmen und sich zur Beratung am Hof
einzufinden. Zu be idem war Eberhard nicht bereit: Die persönliche Heer-
fahrtspflicht wollte er mit einer Geldsumme ablösen, für sein Fernbleiben
vom Hof bemühte er verschiedene Gründe - Krankheit, Unruhen in
seiner Kirchenprovinz oder körperliche Schwäche und sein Mönchsge-
lübde. Hintergrund dieser Verweigerungshaltung war Eberhards strikt
reformerische Gesinnung, aber auch seine Parteinahme für Papst Alexan-
der Ill., an der er trotz der Entscheidung Barbarossas zu Gunsten Viktors
IV. auf dem Konzil von Pavia festhielt. Insgesamt drei Aufforderungen des
Kaisers, sich "uns und unserem Hof' zu zeigen, ließ Eberhard verstreichen,
Barbarossas vierter Brief enthielt die unmißverständliche Drohung, ihn im
Falle erneuten Ungehorsams wegen Verletzung seiner Lehnspflichten
durch ein Fürstenurteil absetzen zu lassen. Überbringer des Briefs war der
kaiserliche Kapellan Burchard: Ihm sollte der Erzbischof in die Hand ver-
sprechen, mit seiner Mannschaft persönlich Heerfolge zu leisten. Dazu
kam es aber nicht: Burchard setzte sich zwar nach Kräften zu Gunsten des
honor imperatoris ein und verlas einen Brief Barbarossas, in dem Ministeri-
alen und Vasallen der Salzburger Kirche befohlen wurde, ihren Erzbischof
zu ermahnen, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist. Solcherart öffent-
lich herausgefordert, bekräftigte Eberhard aber nur seine alte Position. Er
stieg auf einen Stein, bekreuzigte sich, sprach zu Gunsten Alexanders m.
und sagte, daß er dem Reich gerne diene, aber nicht an der Heerfahrt teil-
nehmen könne und sich deshalb mit Geld ablösen wolle. Nach seiner
Rückkehr an den Hof berichtete Burchard dem Kaiser und den versam-
melten principes curiae. Barbarossa geriet in helle Empörung, lehnte nach
Beratung mit den Fürsten das von Eberhard angebotene Geld mit der
Begründung ab, das imperium sei verletzt, aber Eberhard könne an den
Die Ehre des Reichs (honor imperii) 37
Hof kommen und Genugtuung dafür leisten; wenn es der honor imperii
dann dulde, werde er, der Kaiser, dessen Dienst wieder annehmen. Barba-
rossas Reaktion kennen wir so genau, weil Burchard als Augenzeuge des
Geschehens den Abt Nikolaus von Siegburg brieflich von der Beratung am
Hof informierte'. Als Parallelüberlieferung steht außerdem ein Brief
Barbarossas an den Erzbischof zur Verfügung, in dem die Beratung mit
den Fürsten ebenfalls erwähnt wird; in einer mit Burchards Brief nahezu
identischen Passage heißt es, der Kaiser habe das Geld cum honore nicht
annehmen können, da es nicht seine Art sei, Geld von jemandem anzu-
nehmen und Haß gegen ihn im Sinn zu behalten'. Anders als bei Burchard
wird aber weder der honor imperii noch die Genugtuungsforderung expli-
zit angesprochen, sondern lediglich die Erwartung formuliert, daß Eber-
hard am Hof erscheinen solle, "wie es der kaiserlichen Hoheit zukommt",
und Freude des Kaisers über sein künftiges Kommen in Aussicht gestellr'.
Dennoch verstand Eberhard sehr gut: In einem Brief an den Abt von
Admont erwähnte er den "Donner" und die "Drohungen, die die Briefe des
Herrn Kaiser über uns krachen ließen ,....
1 Die Edition des Briefes bei Ferdinand GÜTERBOCK, Le lettere del notaio imperiale
Burcardo intorno alia politica del Barbarossa nello scisma ed alia distruzione di Milano,
Bullettino dell'istituro storico italiano per il medio evo 61 (1949) S. 1-65, S. 54-56. Zur Auf-
nahme der Briefe Burchards in die Kölner Königschronik vg!. Manfred GROTEN, Klöster-
liche Geschichtsschreibung: Siegburg und die Kölner Königschronik, Rheinische Viertel-
jahrsblätter 61 (1997) S. 50-78, S. 56-60.
2 Die Urkunden Friedrichs 1., hg. von Heinrich ApPELT u.a. (MGH Diplomara regum et
imperatorum Germaniae 10.1-5) Hannover 1975-1990 (künftig zitiert als MGH DF.I.) Nr.
346, S. 185 Z., 23-26: Sane cum legation is tue nuncius ad nos venisset et servitium pecuniae
tuae pro redemptione expedition is nobis obtulisset, nos communicato cum principibus nostris
consilio pecuniam tuam cum honore non potuimus accipere, quia nostre consuetudinis non est
alicuius pecuniam accipere et odium contra eum in mente retinere.
) MGH DF.I. 346, S. 185, Z. 26-30: Cum autem, sicut decet imperialem excellentiam, nobis
personam tuam exhibueris, tunc nos magis de tuo adventu gaudere poterimus et de instanti
necessitate imperii et ecclesiae tecum et cum ceteris imperii principibus tuo consilio salubris
tractare poterimus et ordinare.
4Admonter Briefsammlung nebst ergänzenden Briefen, hgg. von Günther HÖDL/Peter
CLASSEN (MGH Briefe der deutschen Kaiserzeit 6) München 1986, Nr. 62, S. 115, Z. 28 f.:
Vos audistis, quanta tonitrua et quales comminationes littere domini imperatoris super nos
insonuerunt.: Zur Auseinandersetzung zwischen Barbarossa und Eberhard I. von Salzburg
vg!. Knut GÖRICH, Die Ehre Friedrich Barbarossas. Kommunikation, Konflikt und
politisches Handeln im 12. Jahrhundert, Darmstadt 2001, S. 58-73.
38 Knut Görich
Der bonor imperii spielt in dieser Episode eine zentrale Rolle. Ohne eine
Aussage über die Bedeutung der Formel zu treffen, lassen sich doch drei
allgemeine Beobachtungen festhalten. Erstens: Mit den Worten honor
imperii ist offenbar eine bestimmte Ordnungsvorstellung angesprochen,
die verletzt werden kann. Zweitens: Der Feststellung ihrer Verletzung
geht ein Kommunikationsvorgang voraus - Barbarossas Beratung mit den
principes curiae. Drittens: Die verletzte Ordnung kann mit einer Genug-
tuungsleistung wieder hergestellt, der verletzte bonor imperii wieder
geheilt werden.
In Texten der Stauferzeit wird der bonor imperii immer wieder erwähnt
- und zwar sowohl in erzählenden Quellen wie auch in urkundlichen.
Bereits die Häufigkeit der Erwähnungen läßt darauf schließen, daß die
Bedeutung der formelhaften Wendung, die nie erklärt wird, den Zeitge-
nossen vertraut war. Die Grundbedeutung des lateinischen Wortes bonor
ist Ehre. In der Forschungsdiskussion über den bonor imperii hat diese
Grundbedeutung indessen lange Zeit keine Rolle gespielt. In einem ersten
Abschnitt skizziere ich die bisherigen Deutungsvorschläge; sie reichen von
einer engeren, auf .Recht' bezogenen, zu einer weiteren, auf ,Ehre' bezo-
genen Auffassung der formelhaften Wendung. Ein zweiter Abschnitt gilt
der Einordnung dieser weiteren Auffassung in eine Reihe von Themen-
komplexen, die das Verständnis von Barbarossas Herrschaft erhellen kön-
nen. Im dritten Abschnitt wird Bezug und Bedeutung des spezifizierenden
Zusatzes zu bonor - also des Wortes tmperium - erörtert.
I.
Erstmals widmete Peter Rassow in einem 1930 gehaltenen, dann 1940 pub-
lizierten Vortrag der Formel bonor imperii besondere Aufmerksamkeit,
und zwar am Beispiel einer Bestimmung des Konstanzer Vertrags von
1153; sie verpflichtete den Papst, Barbarossa bei Wahrung und Mehrung
des bonor imperii nach den Möglichkeiten seines Amtes zu behilflich zu
sein", Das Wort boner übersetzte Rassow mit ,Recht', und als konkreten
5Peter RASSOW, Honor Imperii. Die neue Politik Friedrich Barbarossas 1151-1159. Durch
den Text des Konstanzer Vertrages ergänzte Neuausgabe (erstmals München/Berlin 1940)
Darmstadt 1961. MGH DF.I. 52, S. 89, Z. 11-15: Dominus vero papa apostolice auctoritatis
verba una cum predictis cardinalibus in prescriptorum legatorum domini regis promisit et
Die Ehre des Reichs (honor imperii) 39
Bezug der Formel "Recht des Reichs" dachte er sich kaiserliche Ansprüche
in Süd-, Mittel- und Oberitalien, wie sie sich aus der beanspruchten Zuge-
hörigkeit des Normannenreichs und der Mathildischen Güter zum Impe-
rium sowie aus den Reichsrechten in Oberitalien ergaben. Nach Rassows
Deutung verpflichtete sich der Papst, indem er den honor imperii zu wah-
ren versprach, implizit zur Anerkennung der kaiserlichen Rechte und
Ansprüche in all diesen strittigen Fragen. Die Formel vom honor imperii
erscheint daher als "juristischer Zentralbegriff" in der Reichspolitik Barba-
rossas, die im Vertrag mit dem Papst "rechtlich zu verankern" seine erste
politische Tat war. Problematisch an dieser Deutung ist eine Vorstellung
von "Recht", "Juristifizierung" oder "juristisch", die offenkundig der mo-
dernen Rechtsordnung näher steht als den mittelalterlichen Verhä1tnissen:
Vor welcher Instanz hätte Barbarossa seine an den "juristischen Zentral-
begriff" geknüpften Ansprüche einklagen können? In welchem Verfahren?
Unter Bezug auf welche Rechtsordnung? Welchen Stellenwert hatten An-
sprüche, von denen der Papst bei Vertragsabschluß nichts wußte, und die
nach Manier eines Winkeladvokaten in der Formel vom honor imperii
versteckt gewesen sein sollen? Daß der Kaiser damit über keine "brauch-
bare Handhabe" verfügte, um den Papst in künftigen Auseinandersetzun-
gen über etwaigen Vertragsbruch "ins Unrecht zu setzen", bemerkte
Herbert Grundmann schon 19416•
Ein weiteres Problem ist die Übersetzung von honor mit ,Recht';
Rassow sah sie durch ältere Untersuchungen von Dietrich Schäfer ge-
obseroabtt, quod eum ... ad manutenendum atque augendum ac dilatandum honorem imperii
pro debito officii sui iuuabit, Zur Interpretation des Konstanzer Vertrags vg!. jetzt Johannes
LAUDAGE, Alexander Ill. und Friedrich Barbarossa (Forschungen zur Kaiser- und
Papstgeschichte des Mittelalters, Beihefte zu Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii 16)
Köln/Weimar/Wien 1997, S. 33-62; Jürgen MIETHKE, Rituelle Symbolik und
Rechtswissenschaft im Kampf zwischen Kaiser und Papst. Friedrich Barbarossa und der
Konflikt um die Bedeutung von Ritualen, in: Ein gefüllter Willkomm. Festschrift für Knut
Schulz, hgg. von Franz]. FELTEN/Stefanie IRRGANG/Kurt WESOLY, Aachen 2002, S. 91-
125, S. 96-98.
b Herben GRUNDMANN, Rezension von Rxssow, Honor imperii (wie Anm. 5),
wiedergedruckt in: Friedrich Barbarossa, hg. von Gunther WOLF (Wege der Forschung
390) Darmstadt 1975, S. 26-32, S. 31.
40 Knut Görich
decke, deren Ergebnisse "die Übersetzung von honor mit Recht, Besitz,
Hoheit ganz unzweifelhaft" gemacht hatten", Allerdings hielten diese
Ergebnisse einer Überprüfung durch Wolfgang Stürner 1968 nicht stand:
Unter Rückgriff auf Begriffserklärungen des Lexikographen Papias (um
1050) konnte er nachweisen, daß "keines" der von Schäfer angeführten
Beispiele zur Übersetzung von honor mit ,Recht' zwinge, mehr noch, daß
sie nicht einmal besonders naheliege", Das Übersetzungsproblem hatte
ebenfalls bereits Grundmann unter Hinweis auf das breite Bedeutungs-
spektrum des Wortes angesprochen; ein Begriff, der "alles mögliche bedeu-
ten konnte", eigne sich nicht als Kern des Vertrags, weshalb man "in die-
sen vieldeutig unbestimmten Begriff schwerlich alles das hineinlesen
(dürfe), was Friedrich I. unter der Parole einer ,Wiederherstellung des
Reichs' verfocht."!", Damit waren Rassows Überlegungen zum Begriff
honor imperii ganz grundsätzlich in Frage gestellt.
Heinrich Appelt wies dann 1967 ausdrücklich auf den Beziehungsreich-
tum der Formel hin: "Geboren aus dem ritterlichen Geist des Feudalis-
mus, bezeichnet der Ausdruck nicht nur die Ehre des Reichs, sondern
auch den Rang und die Würde, den äußeren Glanz und die Machtentfal-
tung, das Amt und die mit ihm verbundene innere Verpflichtung des
Kaisers, keine Minderung seiner Gerechtsame zu dulden"!'. Appelt kam
damit auf ,Ehre' als die Grundbedeutung des lateinischen Wortes honor
zurück, und er unterstrich, wie "fern uns Heutigen jene Denkungsart"
liegt; auch betonte er die vielschichtigen Vorstellungen, die die Formel
von der "Ehre des Reichs" wachrief - Macht und Prestige, ritterlicher
Ehrbegriff und ausgeprägtes Standesbewußtsein - und bezeichnete sie als
"Schlagwort", das sich "in allen führenden Schichten des 12. Jahrhunderts
7 Dietrich SCHÄFER, Honor, citra, cis im mittelalterlichen Latein, in: Sitzungsberichte der
Berliner Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Kl. 23, Berlin 1921, S. 372-381, insb. S.
375.
8 Rxssow, Honor imperii (wie Anm. 5) S. 103, Anm. 137.
9 Wolfgang STÜRt-;ER, Salvo debito bonore et reverentia. Der Königsparagraph im
Papstwahldekret von 1059, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtgeschichte. Kan. Abt.
85 (1968) S. 1-56, S. 18.
10 GRUNDMANN, Rezension (wie Anm. 6) S. 30.
11 Heinrich ApPELT, Die Kaiseridee Friedrich Barbarossas (erstmals 1967) wiedergedruckt
in: WOLF, Friedrich Barbarossa (wie Anm. 6) S. 208-244, S. 241.
Die Ehre des Reichs (boner imperii) 41
12 Heinrich ApPELT, Privilegium minus. Das staufisehe Kaisertum und die Babenberger in
Österreich, Wien/Köln/Graz 21976, S. 50.
Il Heinrich ApPELT, Der Vorbehalt kaiserlicher Rechte in den Diplomen Friedrich
Barbarossas (erstmals 1960), erweitert wiedergedruckt in: WOLF, Friedrich Barbarossa (wie
Anm. 6) S. 33-57, insb. S. 37-39.
14 ApPELT, Kaiseridee (wie Anm. 11) S. 241.
1; Gottfried KOCH, Auf dem Wege zum Sacrum Imperium. Studien zur ideologischen Herr-
schaftsbegründung der deutschen Zentralgewalt im 11. und 12. Jahrhunden (Forschungen
zur mittelalterlichen Geschichte 20) Wien/Köln/Graz 1972, S. 246.
16 Die Zitate bei KOCH, Sacrum imperium (wie Anm. 15) S. 251; zu den politischen Zielen
z. B. S. 198, S. 250 und S. 258.
42 Knut Görich
17 KOCH, Sacrum imperium (wie Anm. 15) S. 18; vg!. auch S. 198.
18 Gegen die Anwendbarkeit des Begriffs "Ideologie" auf das Mittelalter plädiert Otto
Gerhard OEXLE, Die funktionale Dreiteilung der ,Gesellschaft' bei Adalbero von Laon.
Deutungsschemata der sozialen Wirklichkeit im früheren Mittelalter, Frühmittelalterliche
Studien 12 (1978) S. 1-54, S. 53 f.
19 Dazu: Le forme della propaganda politica nel due e nel trecento, a cura di Paolo
CAMMAROSANO (Collection de l'Ecole [rancaise de Rome) Rome 1994.
20 KOCH, Sacrum imperium (wie Anm. 15) S. 246.
21 Jutta SCHLICK, König, Fürsten und Reich 1056-1159. Herrschaftsverständnis im Wandel
(Mittelalter-Forschungen 7) Stuttgart 2001, S. 144 und S. 189 f.
Die Ehre des Reichs (honor imperii) 43
Mit all diesen Deutungen ist stets auch eine besondere Akzentuierung
der Modernisierungstendenzen in Barbarossas Königsherrschaft verbun-
den. Je enger die Verknüpfung der Formel vom honor imperii mit ,Recht'
ausfällt, um so klarer läßt sich das mit ihr begründete politische Handeln
in den breiten Strom der Verrechtlichung als eine der markantesten
Modernisierungstendenzen des 12. Jahrhunderts einordnen. In Rassows
These, Barbarossa habe "als moderner (!) Mensch seiner Zeit gerade in der
J uristifizierung seiner Politik den entscheidenden Vorteil" gesehen",
kommt die zugrundeliegende Modernisierungsannahme besonders deutlich
zum Vorschein. Die rechtliche Dimension ist auch noch für Jutta Schlick
zentral, die für Barbarossa einen "stärker juristisch-rechtlich geprägten
honor-Begriff"2J in Anspruch nimmt; diese These gründet freilich auf die
ältere, von Dietrich Schäfer vorgenommene Einengung der Begriffsbe-
deutung auf ,Recht'2\ die, wie schon erwähnt, auch Peter Rassow über-
nahm, der aber Wolfgang Stürner die Grundlage entzog".
Die bisher referierten Deutungsvorschläge haben also zweierlei gemein-
sam: Zum einen spielt in ihnen .Ehre' als Grundbedeutung von honor
keine Rolle, zum anderen akzentuieren sie unter Rückgriff auf das Recht
besonders nachdrücklich Modernisierungstendenzen - ohne sich freilich
mit den Gefahren einer ebenso unausgesprochenen wie ahistorischen
Rechtstheorie auseinanderzusetzen, die den Verhältnissen des 12. J ahr-
hunderts heutige Vorstellungen von Rechtssetzung, Rechtsgeltung und
Rechtszwang überstülpt und damit einem sowohl unter Juristen wie unter
ere oder keisers eren bei Walther von der Vogelweide hin, bezog die reli-
giöse Dimension der Gott geschuldeten Ehre ein und erkannte so eine "in
die Sphäre des Religiösen und Sakralen hineinragende Bedeutung, die viel-
leicht sogar die ursprüngliche ist'?", Unter Akzentuierung dieses Bedeu-
tungsspektrums beanspruchte er die Formel - unter Übernahme der
Terminologie von Ernst Kantorowicz - als Zeichen eines nicht auf das
Recht bezogenen (law-centered), sondern auf Christus bezogenen König-
tums (Christ-centered kingship)".
Dieter von der Nahmer hat am Beispiel der Herrschaft Barbarossas 1974
nachdrücklich für eine Übersetzung von boner mit Ehre plädiert. "Das
Wort scheint aber zu bedeuten, daß für Herrscher und Reich ein bestimm-
tes Ansehen, eine Ehrerbietung beansprucht wurde. Beanspruchte das
Reich Ehre, so verlangte das von den Gliedern des Reiches, daß man dem
Kaiser gemäß seinem höheren Rang begegnete und seine Rechte aus ehrer-
bietiger Haltung beachtete":". Von der Nahmer untersuchte die Verwen-
dung der Formel bonor imperii in urkundlichen und erzählenden Quellen,
und erschloß über den jeweiligen Kontext ganz unterschiedliche Bereiche
der Herrschaftsausübung, in der die Ehre von Kaiser und Reich eine Rolle
spielte. Für das Verständnis der Formel ist die Einsicht zentral, daß Öf-
fentlichkeit der für Ehre konstitutive Raum war, mit den Worten von der
Nahmers: daß "Ehre nur in der Öffentlichkeit besteht't", "daß es ein
Forum gab, vor dem man sich zu bewähren hatte'"" - eine Einsicht, die
von der Soziologie schon lange zuvor gründlich abgesichert und auch in
der germanistischen Mediävistik seit langem fruchtbar gemacht worden
war". Die Ehre war also in allen Zusammenhängen tangiert, in denen
erwartet wurde, "daß dem Reich Ehre gegeben, des Reiches Ansehen
gefestigt werde dadurch, daß man ihm bzw. dem Kaiser mit geschuldeter
Ehrerbietung begegnet?", Das betrifft die Wahrnehmung und Beurteilung
der mit der Herrschaftsausübung verbundenen Aufgaben ebenso wie die
verschiedenen Formen, in denen Herrschaft und Rang repräsentiert, d. h.
ganz buchstäblich vor Augen gestellt wurden: Also etwa die vom Kaiser
sicherzustellende Rechtsprechung; die Formen des Zeremoniells, der
Begrüßung oder des Empfangs"; sogar die Wahrnehmung von Bauwer-
ken", wie im Fall der nach Mailands Unterwerfung 1158 ad bonorem
imperii erbauten Kaiserpfalz oder des von Barbarossa angeordneten
Wiederaufbaus von Lodi, den der Geschichtsschreiber Otto Morena
ausdrücklich als eine Tat ad honorem imperii feierte. Von der N ahmer
machte außerdem auf Handlungszwänge aufmerksam, die sich für den
Kaiser aus dem Wissen um die öffentliche Beurteilung seines Handeins
unter dem Gesichtspunkt der Ehre ergaben - etwa auf die Verpflichtung
zur Rache im Falle erlittener Ehrverletzung", aber auch auf die Verpflich-
tung zur Belohung erwiesener Treue und geleisteter Dienste". Schließlich
wandte er sich gegen die Übersetzung von hanor mit einem rechtlich ein-
deutigen Terminus und hielt an der Grundbedeutung ,Ehre' fest, weil er
Rechtsverletzung und Ehrverletzung nicht für deckungsgleich hielt: Der
boner erscheine in den Quellen nie als juristisch präziser Begriff und sei
daher auch keine in einem juristischen Verfahren einklagbare Größe47,
vielmehr zeige der Hinweis auf den verletzten bonor "das Gewicht des
geschehenen Unrechts, das Ausmaß der zugefügten Kränkung", zeige,
"daß das Reich, die kaiserliche Herrschaft als eine gottgegebene Ordnung
überhaupt betroffen war?", "daß die Mißachtung eines einzelnen Reichs-
rechtes, daß ein ungebührliches Auftreten gegenüber dem König, oder
gegenüber denen, die ihn vertraten, das Gesamte betraf?", Also begründete
nicht der materielle Nachteil, der beispielsweise aus der Entfremdung eines
kaiserlichen Rechts entstand, den Vorwurf einer Verletzung des honor
imperii, sondern die in der Entfremdung offenkundig gewordene Mißach-
tung der ganzen, in der Person des Kaisers vor Augen tretenden, gottge-
wollten Ordnung'",
Von der Nahmers Position fand in den Siebziger Jahren und lange Zeit
danach keinerlei Echo". Die Frage nach den Gründen ist letztlich wieder
eine forschungsgeschichtliche Frage, und eine Antwort darauf besteht in
der Einsicht, daß die Fragen des Historikers immer auch mit den Einflüs-
sen seiner Gegenwart zusammenhängen. Von der Nahmer hatte seine
Position in Abgrenzung von Alfred Haverkamp formuliert, der die
Formel honor imperii in seinen Untersuchungen zu den Herrschafts-
formen der Frühstaufer in Reichsitalien nicht weiter problematisiert
hatte". In einer weit ausholenden Auseinandersetzung mit Haverkamps
Buch wandte sich von der Nahmer gegen aus seiner Sicht moderne
Forschungskonzepte "strukturologisch-äkonomistischer Art" und gegen
"plumpe Materialisierung'?' des Ehrbegriffs. Das ist eine aus heutiger
Perspektive wohl differenzierungsbedürftige Verortung in der damaligen
wissenschaftlichen Diskussion" - aber die Frage nach der Ehre hatte in
den Siebziger Jahren gewiß keine Konjunktur. Daß sie erst seit den
11.
Die Deutung des Begriffs honor im Horizont ,Ehre' öffnet die einschlägi-
gen Quellenaussagen für einige in der jüngeren Forschung erörterten
F ragestellungen, die sich auch auf das Verständnis von Barbarossas Herr-
schaft erstrecken; neun Themenkomplexe seien angesprochen.
Erstens: Das Verhältnis zwischen Geschichtsschreibung und Literatur,
Mittlerweile ist offenkundig, daß die Grenzziehung zwischen Geschichts-
schreibung und Literatur, die in Folge der universitären Fachzuständigkei-
55 Genannt seien Ludgera VOGT/ Arnold ZINGERLE (Hgg.), Ehre. Archaische Momente in
der Moderne, Frankfun am Main 1994; Klaus SCHREINER/Gerd SCHWERHOFF (Hgg.),
Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
(Norm und Struktur 5) Köln/Weimar/Wien 1995; BACKMANN!KüNAST!ULLMANN!
TLUSTY , Ehrkonzepte in der Frühen Neuzeit (wie Anm. 25).
56 Heinz KRIEG, Herrscherdarstellung in der Stauferzeit. Friedrich Barbarossa im Spiegel
seiner Urkunden und der staufischen Geschichtsschreibung (V onräge und Forschungen
Sonderband 50) Ostfildern 2003, insb. S. 175-263.
57 GÖRICH, Ehre (wie Anm. 4); ferner DERS., Die Ehre des Erzbischofs. Arnold von
Selenhofen (1153-1160) im Konflikt mit Mainz, Archiv für mittelrheinische
Kirchengeschichte 53 (2001) S. 93-123; DERs., Verletzte Ehre. König Richard Löwenherz
als Gefangener Kaiser Heinrichs VI., Historisches Jahrbuch 123 (2003) S. 65-91; DERS.,
Wahrung des honor. Ein Grundsatz im politischen Handeln König Konrads Ill., in: Grafen,
Herzöge, Könige. Der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich, hgg. von Hubenus
SEIBERT!Jürgen DENDORFER (Mittelalter-Forschungen 18) Stuttgart 2005, S. 267-298;
DERS., Ehre als Ordnungsfaktor. Anerkennung und Stabilisierung von Herrschaft unter
Friedrich Barbarossa und Friedrich 1I., in: Ordnungskonfigurationen im hohen Mittelalter,
hgg. von Bernd SCHNEIDMÜLLER!Stefan WEINFURTER (V ortrage und Forschungen 64)
Ostfildern 2006, S. 59-92.
Die Ehre des Reichs (honor imperii) 51
ten lange Zeit recht strikt beachtet wurde, fragwürdig ist". Zwar unter-
scheiden sich historisches und fiktionales Erzählen in Hinblick auf den
beanspruchten Wirklichkeitsbezug, aber sie stimmen in der vorausge-
setzten Kenntnis jener sozialen Normen beim Leser überein, mit denen
die Handlungen der Personen motiviert werden. Nur dadurch konnten die
Erzählungen verständlich sein. Die Übersetzung von boner mit ,Ehre'
gewinnt für das Verständnis von Barbarossas politischem Handeln eine
soziale Verhaltensnorm zurück, die die mittelalterliche Dichtung ihrem
Personal ganz selbstverständlich zugesteht", und sie erschließt dem Ver-
ständnis von Barbarossas Handeln eine Fülle zwar nicht neuer, aber eben
unter dem Aspekt .Ehre' erneut zu lesender Quellen.
Zweitens: Barbarossa und die ritterliche Welt. Dieses Thema ist mit
dem Hinweis auf Barbarossa als Ausrichter des großen Mainzer Hoffestes
von 11846c, auf die Schwertleite der Kaisersöhne, auf Turnier und Sänger-
lob sicher nicht erschöpft. Es handelt sich vielmehr um die generelle Frage
nach den Auswirkungen laienadliger Wertvorstellungen auf Barbarossas
politisches Handeln; daß sie die Darstellung des Kaisers sowohl in den
Urkunden wie auch in der Geschichtsschreibung prägen, läßt sich gerade
65 Dazu unten, S. 61 f.
b6 OEXLE, Aspekte (wie Anm. 63) S. 23; vg!. auch DERs., Welfische Memoria. Zugleich ein
Beitrag über adlige Hausüberlieferung und die Kriterien ihrer Erforschung, in: Die Welfen
und ihr Braunschweiger Hof im hohen Mittelalter, hg. von Bernd SCHNEIDMÜllER,
Wiesbaden 1995, S. 61-94, S. 62 [.; DERS., Fama und Memoria Heinrichs des Löwen: Kunst
im Kontext der Sozialgeschichte. Mit einem Ausblick auf die Gegenwart, in: Der
Welfenschatz und sein Umkreis, hgg. von J oachim EHLERs/Dietrich KÖTZSCHE, Mainz
1998, S. 1-25, S. 7-10.
Die Ehre des Reichs (bonor imperii) 53
67 Anläßlich der Forderungen der Römer vor der Kaiserkrönung 1155, vg!. Otto von
Freising und Rahewin, Gesta Frederici seu rectius Cronica III 13, übers. von Adolf
SCHMIDT, hg. von Franz-Josef SCHMALE (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte
des Mittelalters, Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 17) Darmstadt 1965, S. 421, Z. 21-
30; nach der päpstlichen Herausforderung auf dem Hoftag von Besancon 1157, vg!. MGH
DF.I. 186, S. 315, Z. 17-21; nach der Gründung des lombardischen Städtebundes 1167, vg!.
MGH DF.I. 538, S. 486, Z. 7-9.
68 Zusammenfassend nunmehr Gerd ALTHOFF, Die Macht der Rituale. Symbolik und
Herrschaft im Mittelalter, Darmstadt 2003.
69 Adolf HOFMEISTER, Eine neue Quelle zur Geschichte Friedrich Barbarossas, Neues
Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 43 (1922) S. 87-157, S. 156;
zum Geschehen vg!. GÖRICH, Ehre (wie Anm. 4) S. 187-214.
70 Karl-Heinz SPIEß, Rangdenken und Rangstreit im Mittelalter, in: Zeremoniell und Raum,
hg. von Werner PARAVICINI (Residenzenforschung 6) Sigmaringen 1997, S. 39-61, insb. S.
53.
71 SCHNEIDMÜLLER, Gott (wie Anm 27) S. 223; vg!. außerdem DERS., Konsensuale
Herrschaft (wie Anm. 27).
54 Kma Görich
72Joachim EHLERS, Friedrich I. Barbarossa (1152-1190), in: Die deutschen Herrscher des
Mittelalters, hgg. von Bernd SCIINEID~lÜLLER/Stefan WEINFURTER, München 2003, S. 232-
257, S. 233.
73 Einschlägige Literatur verzeichnet Werner HECHBERGER, Staufer und Welfen 1125-1190.
Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft (passauer Historische
Forschungen 10) Köln/Weimar/Wien 1996, S. 252-257.
7. Dazu HECHBERGER, Staufer und Welfen (wie Anm. 73) S. 239-269; die Konsequenzen aus
der jüngsten Debatte um das Verhältnis zwischen Friedrich von Rothenburg und Friedrich
Barbarossa zieht jetzt Stefanie DICK, Die Königserhebung Friedrich Barbarossas im Spiegel
der Quellen - Kritische Anmerkungen zu den Gesta Friderici Ottos von Freising, Zeit-
schrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germ. Abt. 121 (2004) S. 200-237.
75 Neuerdings wird freilich die Existenz eines Hausvertrags zwischen Herzog Friedrich II.
und Konrad Ill. erörtert, wonach Konrad für seine Königserhebung seinen eigenen Sohn
von der Nachfolge im Königsamt habe ausschließen müssen, vg!. Hansrnartin
SCHWARZMAIER, Pater imperatoris. Herzog Friedrich 11. von Schwaben, der gescheiterte
König, in: Mediaevalia Augiensia. Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, hg. von
Jürgen PETERSOHN (Vorträge und Forschungen 54) Stuttgart 2001, S. 247-284; Odilo
ENGELS, Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert (11), in: ERKENS/WOLF,
Von Sacerdotium und Regnum (wie Anm. 44) S. 423-459, insb. S. 445 f. und S. 459.
Die Ehre des Reichs (honor imperii) 55
81 Zu Eberhard vg!. GÖRICH, Ehre (wie Anm. 4) S. 61; zu Sobieslaw Il. vg!. MGH DF.1.
636, S. 133, Z. 26.
82 Vg!. Barbarossas Brief an das Domkapitel von Halberstadt MGH DF.1. 313, S. 134, Z. 17·
21; vg!. auch die scharfe Ermahnung Konrads Ill. an den Abt von Tegernsee, zitiert bei
SCHLICK, König (wie Anm. 21) S. 140 f.; Werner RÖSENER, Die Hoftage Kaiser Friedrichs
I. Barbarossa im Regnum Teutonicum, in: Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im
späten Mittelalter, hg. von Peter MORAw (Vorträge und Forschungen 48) Stuttgart 2002, S.
359-386, S. 371.
83 Protokoll des Konstanzer Arbeitskreises für Mittelalterliche Geschichte Nr. 312, 1990, S.
112.
84 Gerhard FouQuET, Fürsten unter sich - Privatheit und Öffentlichkeit, Emotionalität
und Zeremoniell im Medium des Briefes, in: NOLTE/SPIEß/WERLICH, Principes (wie Anm.
76) S. 171-198, S. 171 und S.192 (nSchlüsselquellen").
85 Vg!. FouQuET, Fürsten (wie Anm. 84) S. 172.
Die Ehre des Reichs (hanar imperii) 57
einem funktionalen Rechtsbegriff WEITZEL, Relatives Recht (wie Anm. 26) S. 43·62, S. 45
und S. 57.
90 Dazu Gerd ALTHOFF, Recht nach Ansehen der Person. Zum Verhältnis rechtlicher und
außerrechtlicher Verfahren der Konfliktbeilegung im Mittelalter, in: CORDES/
KANNOWSKI, Rechtsbegriffe (wie Anm. 26) S. 79.92; Knut GÖRICH, Rex tustus et pacijicus.
Der Herrscher als schlichtender Richter und als interessierte Partei in staufiseher Zeit, in:
Geschichte des Mittelalters für unsere Zeit, hg. von Rolf BALLOF, Stuttgart 2003, S. 249-
261. WEITZEL, Relatives Recht (wie Anm. 26), hält das Phänomen des schichtspezifisch,
also nach Ansehen der Person unterschiedlichen Strafens auf S. 61 für keine Konsequenz
unvollkommener Rechtsgeltung und weist auf offene Fragen hin.
91 Dazu Beispiele bei GÖRICH, Ehre (wie Anm. 4) S. 22-34; auch Papst Viktor IV.
begründete seine Position mit dem honor imperii (ebenda, S. 132 f.). Selbst Alexander Ill.
betonte nach dem Frieden von Venedig in fast wörtlicher Übereinstimmung mit dem
Konstanzer Vertrag von 1153 (vg!. den Text oben in Anm. 5), quod honori ipsius
(imperatoris) et imperii pro nostri officii debito, quantum Deus dederit, tntendemus, vg!.
Samuel LOEWENFELD, Epistolae Pontificum Romanorum inedirae, Leipzig 1885, Nr. 266,
S. 151; ähnlich Nr. 268, S. 153.
Die Ehre des Reichs (honor imperii) 59
92 Dieser Aspekt spielt insbesondere im Konflikt Friedrichs II. mit dem Lombardenbund
eine Rolle, dazu Knut GÖRICH, Mißtrauen aus Erfahrung: Mailand und Friedrich 11.,
Frühmittelalterliche Studien 39 (2005) (im Druck).
9J Dazu Ludgera VOGT, Zur Logik der Ehre in der Gegenwartsgesellschaft, Frankfurt am
Main 1997, S. 11-60.
94 VOGT, Logik der Ehre (wie Anm. 93) S. 65-76.
98 Theo KÖLZER, Der Hof Friedrich Barbarossas und die Reichsfürsten, in: Stauferreich im
Wandel. Ordnungsvorstellungen und Politik in der Zeit Friedrich Barbarossas, hg. von
Stefan WEINFURTER (Mittelalter-Forschungen 9) Stuttgart 2002, S. 220-236, S. 222; DERS.,
Der Hof Kaiser Barbarossas und die Reichsfürsten. in: MORAW, Königshof (wie Anm. 82)
S. 3-47, S. 9.
99 Beispiele bei RÖSENER, Hoftage (wie Anm. 82) S. 371 f.
100 MGH DF.I. 526, S. 467, Z. 32-35: Ab imperialis dementiae memoria nunquam labi vel
excidere debent fidelium obsequia, iflorum precipue, qui pro fidelitate et bonore imperii personas
laboribus attriuerunt et substanciam rerum suarum expensis et sumptibus consumpserunt.
101 MGH DF.I. 348, S. 187, Z. 7-10: Unde quia quoslibet imperii fideles eorumque necessitates
pre oculis habere debemus, maxime tarnen ad domesticos fidei respiciendum esse censemus, qui
pro imperii honore et nostro amore se ipsos et sua cottidianae mosrti exponere non formidant.
102 MGH DF.I. 368, S. 226, Z. 21-24: Apud nostram maiestatem fides et devotio semper locum
habuit et nostri fideles suo non possunt desiderio fraudari, illi precipue, qui in personarum
periculo usque ad sanguinis efJusionem et in rerum dispendio pro imperii bonore fideliter
decertaverunt.
103 Dazu Jan Ulrich KEUPP, Dienst und Verdienst. Die Ministerialen Friedrich Barbarossas
und Heinrichs VI. (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 48) Stuttgart 2002, S.
437-444; KRIEG, Herrscherdarstellung (wie Anm. 56) S. 233-235; GÖRICH, Ehre (wie Anm.
4) S. 28.
104 So KÖLZER, Hof (wie Anm. 98) S. 233; vgl. DERs, Hof Kaiser Barbarossas (wie Anm. 98)
S.37.
Die Ehre des Reichs (hanar imperii) 61
185 Erzbischof Philipp von Köln verpfändet vor dem Italienzug 1174 Güter pro necessitate
ecclesie et honore imperii, in: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins 1, hg. von
Theodor LACOMBLET, Köln 1840, Nr. 452, S. 318. Bischof Gero von Halberstadt erbringt
1165 bedeutende Leistungen für den Kaiser pro afJectu, quem circa ecclesiam nostram antiqui
irnperatores et reges habebant, recuperando, pro eius (imperatoris) honoris redintegratione et ut
in pristinum statum reformetur et quia ad hoc imperialis maiestas nos invitat, in:
Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt. hg. von Gustav SCHMIDT, Leipzig 1883, Nr.
268, S. 231, Z. 9·12.
106 Rahewin, Gesta Frederici III 44 (wie Anm. 67) S. 484, Z. 31-32: pro virtute et gloria
certamen in dies habebatur.
187 Rahewin, Gesta Frederici III 42 (wie Anm. 67) S. 480, Z. 5-7: quisque gloriosus ac laudis
avidus alius alium in aliquo egregiofacta, unde sibi nomen facere. Zum adligen Ruhmstreben
vg!. Gerd ALTHOFF, Gloria et nomen perpetuum. Wodurch wurde man im Mittelalter
berühmt?, in: Person und Gemeinschaft im Mittelalter, Festschrift Kar! Schmid, hgg. von
Gerd ALTHOFF u.a., Sigmaringen 1988, S. 297-313; KEUPP, Dienst (wie Anm. 103) S. 427-
431; KRIEG, Herrscherdarstellung (wie Anm. 56) S. 149-158; GÖRICH, Ehre (wie Anm. 4) S.
226-229 und S. 370 f.
62 Knut Görich
IC8 Vg!. KRIEG, Herrscherdarstellung (wie Anm. 56) S. 99-115; GÖRICH, Ehre (wie Anm. 4)
S. 241-243. Zu den militärischen Unternehmungen Barbarossas jetzt Holger BERWINKEL,
Verwüsten und Belagern. Friedrich Barbarossas Krieg gegen Mailand (1158-1162), erscheint
2006 in der Bibliothek des DHI in Rom.
IC9 Carmen de gestis Frederici I imperatoris in Lombardia, ed. Irene SCHMALE-OTT (MGH
SS rer. Germ. 62) Hannover 1962, V. 3153, S. 103: Sceptrigeri nomen Frederici fertur ad
astra; dazu KRIEG, Herrscherdarstellung (wie Anm. 56) S. 161.
110 MGH DF.I. 253, S. 53, Z. 20-21: Quia vero honorem imperii nobis a deo comissum non
minuere, sed augere, non exterminare, sed integrum conseruare debemus.
III Dazu KÖLZER, Hof (wie Anm. 98) S. 226 und 231 f; DERS., Hof Kaiser Barbarossas (wie
Anm. 98) S. 20 und S. 31 f; Karl-Heinz SPIEß, Der Hof Kaiser Barbarossas und die
politische Landschaft am Mittelrhein. in: MORAW, Deutscher Königshof (wie Anm. 82) S.
49-76, S. 59; Alheydis PLASSMANN, Die Struktur des Hofes unter Friedrich 1. Barbarossa
nach den deutschen Zeugen seiner Urkunden (MGH Studien und Texte 20) Hannover
1998, S. 226 f. Am Beispiel der Präsenz Heinrichs des Löwen Joachim EIILERS, Heinrich
der Löwe in den Urkunden Friedrich Barbarossas, Frühmittelalterliche Studien 36 (2002) S.
355-377, insb. S. 376.
Die Ehre des Reichs {boner imperii) 63
112 Andreas PECAR, Die Ökonomie der Ehre. Der höfische Adel am Kaiserhof Karls VI.
(1711-1740) Darmstadt 2003, S. 144.
III SPIEß, Hof (wie Anm. 111) S. 62 f. Immerhin enthält die von Saxo Grammaticus
erwähnte Hofordnung Knuts des Großen auch Regelungen zur Vermeidung von
Sitzstreitigkeiten. vg!. Thomas ZOTZ, Hof und Hofordnung vor der Zeit der
Verschriftlichung, in: Höfe und Hofordnungen (wie Anm. 78) S. 65-73, S. 70 f.
114 Einige Beispiele bei SPIEß, Hof (wie Anm. 111) S. 63-65.
115 Dazu Rahewin, Gesta Frederici IV 86 (wie Anm. 67) S. 708-710; zum Verständnis von
Rahewins diesbezüglichen Entlehnungen aus Apollinaris Sidonius gelten analog die
Ausführungen bei Roman DEUTINGER, Rahewin von Freising. Ein Gelehrter des 12.
Jahrhunderts (MGH-Schriften 47) Hannover 1999, S. 117-123 über die Mosaiktechnik des
Geschichtsschreibers und ihren Wirklichkeitsbezug.
116 Gerlach von Mühlhausen, Continuatio Vincentii Pragensis, ed. Wilhe1m WATTENBACH
(MGH SS 17) Hannover 1861, S. 683-710, S. 693, Z. 1-2; dazu Peter HILSCH, Die Bischöfe
von Prag in der frühen Stauferzeit (Veröffentlichungen des Collegium Carolinum 22)
München 1969, S. 181 f.; SPIEß, Hof (wie Anm. 111) S. 61.
117 GÖRICH, Ehre (wie Anm. 4) S. 41 f.
118 Gerlach von Mühlhausen, Continuatio Vincentii Pragensis (wie Anm. 116) S. 693, Z. 4.
119 SPIEß, Rangdenken (wie Anm. 70) S. 59 mit Anm. 100; DERS., Hof (wie Anm. 111) S. 63
f.; GÖRICH, Ehre des Erzbischofs (wie Anm. 57) S. 118.
64 Knut Görich
Zelte in der Nähe des kaiserlichen Zeltes'". All diese Nachrichten illustrie-
ren, daß König, Fürsten und adlige Herren "allein schon zur Pflege des ei-
genen aristokratischen Habitus"121aufeinander bezogen waren. Eine Beur-
teilung der ,Gewinnchancen' von Fürsten und Adel bei Hof- und
Heerfahrt. die nur heutige Vorstellungen von ökonomischer Rationalität
zu Grunde legt, griffe daher sicher zu kurz.
Ill.
120 Beispiele für Bedeutung des Sitzplatzes bei Johannes LAUDAGE, Die Bühne der Macht.
Friedrich Barbarossa und seine Herrschaftsinszenierung, in: Inszenierung und Ritual in
Mittelalter und Renaissance, hg. von Andrea VON HÜLSEN-EsCH, Düsseldorf 2005, S. 97-
134, S. 122 f.; Hermann KAMP, Tugend, Macht und Ritual. Politisches Verhalten beim Saxo
Grammaticus, in: Zeichen, Rituale, Werte, hg. von Gerd ALTHOFF, Münster 2004, S. 179-
200, S. 180 f.; SPIEß, Hof (wie Anm. 111) S. 64 f. - Zur Ordnung der Zelte vgl. Gunther der
Dichter, Ligurinus. Ein Lied auf den Kaiser Friedrich Barbarossa, übers. und erl. von
Gerhard STRECKENBACH. Mit einer Einführung von Waiter BERSCHIN, Sigmaringendorf
1995, Buch VIII, V. 421-422: "Um ihn herum sind, dem Vorrechte jedes einzelnen
folgend,! Näher oder entfernter die Zelte der Edlen errichtet." - Solche Gelegenheiten zur
Demonstration von Rang und Status setzten sich noch im Streit fürstlicher Fahnenträger
um das Recht fort, rechts vom kaiserlichen Fahnenträger gehen zu dürfen; eine solche
Nachricht ist allerdings nur für Lothar Ill. überliefert, vgl. Die Regesten des Kaiserreiches
unter Lothar Ill. und Konrad Ill. Erster Teil: Lothar Ill. 1125 (1075)-1137, neubearbeitet
von Wolfgang PETKE, Köln/Weimar/Wien 1994, Nr. 503.
121 MORAW, Fürsten (wie Anm. 76) S. 20.
112 VON DER NAHMER, Herrschaft (wie Anm. 38) S. 699; WOLF, Honor imperii (wie Anm.
34) S. 314; GÖRICH, Ehre (wie Anm. 4) S. 18 f.; KRIEG, Herrscherdarstellung (wie Anm. 56)
S.175.
Die Ehre des Reichs (honor imperii) 65
121 KOCH, Sacrum imperium (wie Anm. 15) S. 278; vgl, auch S. 289.
124 KOCH, Sacrum imperium (wie Anm. 15) S. 251.
12; KOCH, Sacrum imperium (wie Anm. 15) S. 198.
126 Kocn, Sacrum imperium (wie Anm. 15) S. 279.
127 Dazu Thomas BRECHENMACHER, Wie viel Gegenwart verträgt historisches Urteilen?
Die Kontroverse zwischen Heinrich von Sybel und Julius Ficker über die Bewertung der
Kaiserpolitik des Mittelalters (1859·1862), in: Historische Debatten und Kontroversen im
19. und 20. Jahrhundert, hgg. von Jürgen ELVERT/Susanne KRAuß, Stuttgart 2003, S. 34-54.
Ferner Hartrnut BOOCKMANN, Ghibellinen oder Welfen, Italien- oder Ostpolitik.
Wünsche des deutschen 19. Jahrhunderts an das Mittelalter, in: Italia e Germania.
Immagini, modelli, miti fra due popoli nell'Ottocento: 11 Medioevo. Das Mittelalter.
Ansichten, Stereotypen und Mythen zweier Völker im neunzehnten Jahrhundert:
Deutschland und Italien, a cura di/hgg. von Reinhard ELZE/Pierangelo SCHIERA, Bologna/
Berlin 1988, S. 127-150; Stefanie Barbara BERG, Heldenbilder und Gegensätze. Friedrich
Barbarossa und Heinrich der Löwe im Urteil des 19. und 20. Jahrhunderts, Hamburg 1994.
12& KOCH, Sacrum imperium (wie Anm. 15) S. 258 u. ö.; Verwendung des Begriffs sacrum
imperium, Hum den Widerstand der Fürsten zu überwinden", S. 198.
129 SCHLICK, König (wie Anm. 21) S. 144 und S. 182; vg!. auch S. 178.
66 Knut Görich
115 Christian KOLLER,Die Ehre der Nation. Überlegungen zu einem Kernelement der
politischen Kultur im 19. Jahrhundert, Saeculum 54 (2003) S. 87·121, S. 121. Vg!. auch
VOGT, Logik der Ehre (wie Anm. 93) S. 57 I., Andreas DÖRNER,Die symbolische Politik
der Ehre. Zur Konstruktion der nationalen Ehre in den Diskursen der Befreiungskriege, in:
Ehre. Archaische Momente (wie Anm. 55) S. 78-96.
116 KOLLER,Ehre der Nation (wie Anm. 135)S. 93.
117 KOCH, Sacrum imperium (wie Anm. 15) S. 246 und S. 251.
118 MGH DF.1. 516, S. 453, Z. 27-29: Quoniam honor et gloria Romani imperii in hoc
consistit, quod ea, quae ab imperatoribus vel regibus coram regno rationabiliter promouentur,
firma sint et semper incommutabiliter in suo rubore permaneant ...
1)9 MGH DF.1. 539, S. 486, Z. 42 - S. 487, Z. 3: Cum firmissime domus decor et firmamentum
immobilibus et solidis columpnis innitttur, cum Romani imperii superemtnens gloria
illustrissimorum principum sustentatione [ulcitur, utnusque status servatur incolumis et difJicile
alicui destructioni vel ruinose calamitati poterit subiacere. Vgl. auch MGH DF.1. 930, S. 197,
Z. 29-30: Maiestas nostre imperialis clementie capitales Romani collumpnas imperii videlicet
illustres principes nostros...
68 Knut Görich
140 Hans PATZE, Friedrich Barbarossa und die deutschen Fürsten, in: Die Zeit der Staufer.
Geschichte, Kunst, Kultur. Katalog der Ausstellung Stuttgart 1977, Bd. 5: Supplement.
Vorträge und Forschungen, Stuttgart 1979, S. 35-75, S. 52.
141 MGH Constitutiones et acta publica imperatorum et regum inde ab a DCCCCXI usque
ad a. MCXCVII (911-1197), Bd. 1, hg. von Ludwig WEILAND, Hannover 1893, Nr. 315, S.
446, Z. 9-14: Haec siquidem et plura his serenissimus dominus noster imperator in facie
sollempnis curiae nobis ceterisque principibus suis proposuit, ostendens evidenter, quod tales
iniurias ad gravamen personae suae et imminutionem honoris imperii nee possit nee debeat
sustinere. Unde et nos, qui de conservando et manutenendo iure et honore imperii ipsi et illustri
ftlio suo Romanorum regi augusto per sacramentum tenemur... Zum Treueid vgl.
HAVERKAMP, Herrschaftsformen (wie Anm. 52) S. 327-362, insb. S. 348 f., und S. 484-522,
insb. S. 516; Uwe PRUTSCHER, Der Eid in Verfassung und Politik italienischer Städte.
Untersuchungen im Hinblick auf die Herrschaftsformen Kaiser Friedrich Barbarossas,
Diss.-Phil., Gießen 1980, S. 165-171.
142 Rahewin, Gesta Frederici IV 22 (wie Anm. 67) S. 558, Z. 10-12: quia et ipsorurn honor sic
ad dominos spectare uidetur, sicut et domini detrimentum in eos procul dubio refunduur et
redundat. Dazu GÖRICH, Ehre (wie Anm. 4) S. 24; KRIEG, Herrscherdarstellung (wie Anm.
56) S. 231.
Die Ehre des Reichs (honor imperii) 69
143 Rahewin, Gesta Frederici IV 32 (wie Anm. 67) S. 582 ,Z. 21-24: {imperator) tarnen
memorau viri sicut prudentissimt nttebatur consilio cumque dignum estimauit, in Cl/ius
arbitratu et discretione operas suas locaret et onus simul ac honorem communicaret. Dazu
GÖRICH, Ehre (wie Anm. 4) S. 24; KRIEG, Herrscherdarstellung (wie Anm. 56) S. 231.
144 REUTER, Nur im Westen (wie Anm. 27) S. 347; vg!. auch DERS., Assembly politics in
western Europe from the eighth century to the twelth, in: The Medieval world, hgg. van
Peter LINEHAN/Janet L. NELSON, London/New York 2001, S. 432-450.
14; MGH DF.I. 186 (zum Hoftag von Besancon 1157), S. 314, Z. 30-31: Cum enim nuper in
curia Bisuncii essemus et de honore imperii et salute aecclestarum debita sollicuudine
tractaremus ... ; MGH DF.I. 327 (zum Konzil von Pavia), S. 154, Z. 25-26: ad Papiensem
curiam, ubi tamen ecclesiastici principes quam seculares pro gloria dei et honore imperii
promovendo sollemniter convenerant ... In beiden Fällen wurden Verletzungen des honor
imperii verhandelt, in Besancon das beleidigende Auftreten der Papstlegaten, in Pavia der
Ladungsungehorsam Alexanders Ill.
146 Die Suche nach Konsens in Fragen bezüglich des honor imperii spiegelt sich häufig in
den Formulierungen der Historiographen, vg!. etwa Bernardo Maragone, Armales Pisani, a
cura di MicheIe Lupo GENTILE (Rerum Italicarum Scriptores, Nuova edizione, 6.2)
Bologna 1936, S. 23, Z. 12-13: imperatori Frederico, qui eos cum honore recepit, et cum eisdem
legatis honorem mum et statum regni sui tractavit et composuit; ebenda, S. 25, Z. 5:
(Imperator) cum eis honorem imperii et Pisane urbis tractavit. Rahewin, Gesta Frederici IV 5
(wie Anm. 67) S. 518, Z. 22-24: ...de populo tuo consultare placuit tue potentie super legibus et
iustitia atque honore imperii.
147 KRIEG, Herrscherdarstellung (wie Anm. 56) S. 147.
70 Knut Görich
148 VOGT, Logik der Ehre (wie Anm. 93) S. 56, vgl. auch S. 53 und S. 59.
149 Die Zitate bei Thomas ERTL, Von der Entsakralisierung zur Ernpolitisierung ist es nur
ein kleiner Schritt. Gedanken zur Rolle des Politischen und Rituellen anläßlich einer
neueren Arbeit zum ottonischen Königtum, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 52
(2004) S. 301-317, S. 304 f.
ISO LAUDAGE, Bühne der Macht (wie Anm. 120) S. 111.
151 Dazu Horst WENZEL, zubt und ere. Höfische Erziehung im "Welschen Gast" des
Thomasin von Zerclaere (1215), in: Über die deutsche Höflichkeit. Entwicklung der
Kommunikationsvorstellungen in den Schriften über Umgangsformen in den
deutschsprachigen Ländern, hg. von Alain MONTANDON, Bern u.a. 1991, S. 21-42; DERS.,
Des menschen rnuot want in den ollgen. Höfische Kommunikation im Raum der
wechselseitigen Wahrnehmung, in: Geschichten der Physiognomik. Text, Bild, Wissen, hg.
von Rüdiger CAMPE, Freiburg 1996, S. 65-98; ferner Gabriele MÜLLER-OBERHÄUSER, With
eartays specbe: Verbale Höflichkeit in den mittelenglischen Courtesy Books, in: Prag-
matische Dimension mittelalterlicher Schriftlichkeit, hgg. von Christel MEIER/Volker
HONEMANN/Hagen KELLER/Rudolf SUNTRUP, Paderborn 2002, S. 211-231.
Die Ehre des Reichs (honor imperii) 71
las. Die Theorie von der Instrumentalisierung der Fürsten durch den
honor imperii ist ein später Reflex dieser Sicht. Gerade am Beispiel Barba-
rossas wird ihre Problematik besonders offensichtlich: Auf Grund seines
guten Verhältnisses zu den Fürsten gilt er als "König ohne Fürstenopposi-
tion" oder sogar als "Fürstenkänig"157. Sollte das die Konsequenz einer
geschickten ,Instrumentalisierung' der Fürsten durch eine ,neue Idee' sein?
Die Annahme einer von König und Fürsten geteilten Vorstellung von der
jeweiligen Rolle im Reich liegt wohl näher. Nichts spricht dagegen, sie
auch in der Formel vom honor imperii ausgedrückt zu sehen. Die Häufig-
keit ihrer Erwähnung läßt sich pragmatisch erklären, nicht nur mit Hin-
weis auf die in frühstaufischer Zeit wachsende Schriftlichkeit, sondern
auch mit dem unmittelbaren Anlaß, die "Ehre des Reichs" überhaupt zu
thematisieren - also ihre Verletzung, die zu beklagen in den konflikt-
reichen Jahren insbesondere der frühen Phase von Barbarossas Herrschaft
häufig genug Anlaß bestand!".
IV.
157Nachweise bei HECHBERGER, Staufer und Welfen (wie Anm. 73) S. 256, Anm. 82.
158KRIEG, Herrscherdarstellung (wie Anm. 56) beobachtet S. 258 f. für die Jahre nach 1167
einen Rückgang der Belege für bonor bzw. bonor imperii in den Arengen der Urkunden
Barbarossas und verzeichnet lediglich zwei Ausnahmen. Diese Beobachtung paßt gut zu
dem Einschnitt des Jahres 1167 nach den konfliktreichen Jahren seit 1155. Allerdings
taucht der Begriff auch später noch häufig außerhalb der Arengen auf, allein in der
Kombination bonor imperii in MGH DDF.I. 555, S. 18, Z. 15; 640, S. 140, Z. 41; 650, S.
155, Z. 6; 658, S. 163, Z. 17-18; 660, S. 167, Z. 26; 673, S. 190, Z. 12; 792, S. 357, Z. 7-8; 895,
S. 146, Z. 24 und Z. 41; 1031, S. 312, Z. 30.
Die Ehre des Reichs (hanar imperii) 73
159 Gerhard DILCHER, Die staufisehe Renovatio im Spannungsfeld von traditionalem und
neuem Denken. Rechtskonzeptionen als Handlungshorizont der Italienpolitik Friedrich
Barbarossas, HZ 276 (2003) S. 613-646.
160 Dazu Gerhard DILCHER, Die Zwangsgewalt und der Rechtsbegriff vorstaatlicher
Ordnungen im Mittelalter, in: KANNOWSKI, Rechtsbegriffe (wie Anm. 26) S. 1l1-153.
161 KANNOWSKI, Rechtsbegriffe im Mittelalter (wie Anm. 26) S. 9.
161 MIETHKE, Symbolik (wie Anm. 5) S. 97.
16) Zum Gegensatz zwischen subjektivem und objektivem Recht vg!. KANl':OWSKI,
Rechtsbegriffe im Mittelalter (wie Anm. 26) S. 13 f.; vgl. auch MIETHKE, Symbolik (wie
Anm. 5) S. 97.
74 Knut Görich
164 Otto Gerhard OEXLE, Memoria als Kultur, in: Memoria als Kultur, hg. von Otto
Gerhard OEXLE (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 121)
Göttingen 1995, S. 9-78, S. 39.
165 Dazu VOGT, Logik der Ehre (wie Anm. 93) S. 28 f.; vg!. auch OEXLE, Dreiteilung (wie
Anm. 18) S. 53 f.; Klaus VAN EICKELS, Vom inszenierten Konsens zum systernatisierten
Konflikt. Die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende
vom Hoch- zum Spätmittelalter (Mittelalter-Forschungen 10) Stuttgart 2002, S. 55-60.