Sie sind auf Seite 1von 4

Interferenzfähigkeit von Photonen im Quantenradierer | LEIFIphysik 14.01.

24, 19:32

Quantenobjekt Photon
Grundwissen
Interferenzfähigkeit von Photonen im Quantenradierer
Das Wichtigste auf einen Blick

Quantenobjekte besitzen sowohl Welleneigenschaften wie Interferenzfähigkeit, als auch Teilcheneigenschaften wie Unteilbarkeit. Dies kann am
Mach-Zehnder-Interferometer verdeutlicht werden:

Ob im Interferometer Interferenz auftritt, hängt davon ab, ob der Lichtweg eines Photons eindeutig bestimmbar ist.
Wenn einem Photon im Interferometer ein eindeutiger Weg zugeordnet werden kann, tritt keine Interferenz auf.
Wenn einem Photon im Interferometer mehrere Wege zugeordnet werden können, tritt Interferenz auf.
Die Zuordnung von Lichtwegen kann auch hinter dem Interferometer noch rückgängig gemacht werden ("Quantenradierer")

  Vorlesen

Interferenz im Mach-Zehnder-Interferometer
Eine grundlegende Welleneigenschaft von Quantenobjekten ist die Fähigkeit zur Interferenz. Licht-Interferenz kann zum Beispiel mit einem
Mach-Zehnder-Interferometer erzeugt werden. Dazu wird ein Lichtstrahl zunächst in zwei Teilstrahlen aufgeteilt. Diese zwei Teilstrahlen
werden an einer anderen Stelle wieder überlagert, sodass sie miteinander interferieren können. Sobald du in der Simulation in Abb. 1 durch
Klicken auf den Anschalten-Knopf den Laser einschaltest, kannst du das Interferenzmuster, das sich auf dem Schirm ergibt, sehen.

https://www.leifiphysik.de/quantenphysik/quantenobjekt-photon/grundwissen/interferenzfaehigkeit-von-photonen-im-quantenradierer Page 1 of 4
Interferenzfähigkeit von Photonen im Quantenradierer | LEIFIphysik 14.01.24, 19:32

Interferometer

Größe Schirm - 10 +

Gangunterschied ∆s - 50 +

Lichtquelle Laser

Wellenlänge λ 632

Anschalten

Aufbau

Polarisationsfilter

Polarisationsfilter P1 oben
Polarisationsfilter P2 unten
Polarisationsfilter P3 Schirm

Schirmbild

https://www.leifiphysik.de/quantenphysik/quantenobjekt-photon/grundwissen/interferenzfaehigkeit-von-photonen-im-quantenradierer Page 2 of 4
Interferenzfähigkeit von Photonen im Quantenradierer | LEIFIphysik 14.01.24, 19:32

Abb. 1 Simulation eines MACH-ZEHNDER-Interferometers

Hinweis: Wir danken Thomas Kippenberg für die Erlaubnis, diese Simulation der MintApps auf LEIFIphysik zu nutzen. Der Code steht unter
GNU GPLv3.

Wellen- und Teilcheneigenschaften demonstrierbar


Anhand verschiedener Analogie-Experimente mit dem Mach-Zehnder-Interferometer können sowohl die Wellen- als auch die
Teilcheneigenschaften des Quantenobjektes Photon verdeutlicht werden.

Stelle dir bei den Experimenten folgendes vor: Statt einer kontinuierlichen Lichtwelle verwenden wir einen Strom einzelner Photonen, die
nacheinander das Interferometer passieren. Es befindet sich dabei immer nur ein einziges Photon gleichzeitig im Aufbau. Stelle dazu in
der Simulation die Quelle von Laser auf einzelne Photonen um.

Ununterscheidbarkeit führt zu Interferenz


Stellst du in der Simulation für beide Arme des Interferometers dieselbe Einstellung ein, so kannst du ein Interferenzmuster auf dem Schirm
beobachten (vgl. Abb. 22).

Beschreibung aus Sicht der Quantenphysik


Die Intuition sagt nun, dass das Photon als unteilbares Quantenobjekt
nur einen der zwei möglichen Wege durch das Interferometer nehmen
kann. Das Ergebnis widerspricht jedoch der Intuition: Es entsteht nach
vielen Wiederholungen des Versuchs trotzdem ein Interferenzmuster
auf dem Schirm.

Aus Sicht der Quantenphysik gilt: Solange die beiden möglichen


Lichtwege ununterscheidbar (also gleich wahrscheinlich) sind, lässt
sich dem Photon prinzipiell keiner der beiden Wege eindeutig
Joachim Herz Stiftung
zuschreiben. Das Photon befindet sich vielmehr in einem Abb. 2 Mach-Zehnder-Interferometer ohne zusätzliche Polfilter.
Überlagerungszustand aus zwei möglichen Lichtwegen, die
miteinander interferieren können. Das Photon interferiert daher gewissermaßen "mit sich selbst". Obwohl das Photon also ein unteilbares
Quantenobjekt ist, zeigt es dennoch gleichzeitig typische Welleneigenschaften!

Verschwinden des Interferenzmusters durch Unterscheidbarkeit


Stellst du in der Simulation zwei um 90 Grad verdrehte Polarisationsfilter in die Arme des Interferometers, so verschwindet das
Interferenzmuster (vgl. Abb. 33).

Beschreibung aus Sicht der Quantenphysik


Durch das Einbauen der Polarisationsfilter werden die Lichtwege im
Interferometer unterscheidbar
unterscheidbar. Würde man ein einzelnes Photon
durch den Aufbau schicken, könnte man anschließend durch Messung
seiner Polarisation eindeutig sagen, welchen der beiden Arme im
Interferometer es durchlaufen hat. Das Photon befindet sich nicht mehr
im Überlagerungszustand aus verschiedenen möglichen Lichtwegen,
sondern ist eindeutig auf einen Weg festgelegt. Daher kann keine
Interferenz mehr auftreten, sobald die beiden Lichtwege prinzipiell
voneinander unterscheidbar sind. Joachim Herz Stiftung
Abb. 3 Mach-Zehnder-Interferometer mit zwei zusätzlichen, um
90° zueinander verdrehten Polfiltern in den Armen.

Ununterscheidbarkeit nachträglich wiederherstellen

https://www.leifiphysik.de/quantenphysik/quantenobjekt-photon/grundwissen/interferenzfaehigkeit-von-photonen-im-quantenradierer Page 3 of 4
Interferenzfähigkeit von Photonen im Quantenradierer | LEIFIphysik 14.01.24, 19:32

Fügst du zusätzlich zu den zwei Polarisationsfiltern in den Armen des Interferometers einen weiteren Polarisationsfilter hinter dem
Interferometer im 45-Grad-Winkel ein, lässt sich erneut Interferenz beobachten (vgl. Abb. 44).

Beschreibung aus Sicht der Quantenphysik


Der Dritte Polarisationsfilter "löscht" nachträglich die Information über
den Lichtweg und stellt so die Ununterscheidbarkeit wieder her. Die
Messung der Polarisation eines Photons hinter dem dritten Polfilter
lässt keine Rückschlüsse mehr auf den Weg des Photons im
Interferometer mehr zu. Es entsteht nach vielen Wiederholungen des
Versuchs erneut ein Interferenzmuster auf dem Schirm.

Erstaunlicherweise wird die Unterscheidbarkeit hier rückgängig


gemacht, nachdem das Photon den Aufbau bereits passiert hat. Dies
Joachim Herz Stiftung
widerspricht erneut der Intuition, dass das Photon zu diesem Zeitpunkt Abb. 4 Mach-Zehnder-Interferometer mit zwei zusätzlichen, um
bereits eindeutig einen der beiden Lichtwege durchlaufen haben muss. 90° zueinander verdrehten Polfiltern in den Armen und einem
Stattdessen muss aus Sicht der Quantenphysik festgehalten werden: dritten Polfilter in 45°-Drehung vor dem Schrim.
Wenn keine Zuordnung des Weges im Interferometer möglich ist, ist
der Weg des Photons im Interferometer objektiv unbestimmt .

Aufgrund dieses überraschenden Ergebnisses wird der Aufbau mit drei Polarisationsfiltern auch als "Quantenradierer
Quantenradierer" bezeichnet.

Konsequenzen für die Eigenschaften von Quantenobjekten


Die Überlegungen zu den verschiedenen Experimenten zeigen, dass es nicht möglich ist, dem Photon Eigenschaften zuzuschreiben, die
unabhängig vom Messaufbau existieren: Solange die Lichtwege im Interferometer nicht prinzipiell (durch Messung der Polarisation)
unterscheidbar sind, ist nicht einfach nur subjektiv unbekannt, welchen Weg das Photon im Interferometer nimmt. Vielmehr zeigt das
Auftreten von Selbstinterferenz, dass die Zuschreibung eines bestimmten Weges grundsätzlich unmöglich ist. Sobald die Zuschreibung
eines bestimmten Lichtweges möglich ist, werden diese unterscheidbar und die Interferenz verschwindet.

Dieses Ergebnis beschreibt eine grundlegende Eigenschaft aller Quantenobjekte. Zu ähnlichen Schlussfolgerungen gelangt man beispielsweise
mit FEYNMANs Gedankenexperiment zum Doppelspalt.

Copyright © 2024 Joachim Herz Stiftung Datenschutzhinweis Impressum Kontakt

https://www.leifiphysik.de/quantenphysik/quantenobjekt-photon/grundwissen/interferenzfaehigkeit-von-photonen-im-quantenradierer Page 4 of 4

Das könnte Ihnen auch gefallen