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Erklärungsprobleme des Photoeffekts | LEIFIphysik 14.01.

24, 19:32

Quantenobjekt Photon
Grundwissen
Erklärungsprobleme des Photoeffekts
Das Wichtigste auf einen Blick

Einige Aspekte des Photoeffektes können mit dem klassischen Wellenmodell nur schwerlich erklärt werden:
Die Existenz einer oberen Grenzwellenlänge oberhalb derer auch bei gesteigerter Intensität keine Elektronen mehr ausgelöst werden.
Trägheitsloses Einsetzen des Photostroms

Das Photonenmodell liefert für dieses Aspekte plausible Erklärungen.

Vorlesen
Das Photonenbild löst Verständnisprobleme, die bei klassischer Betrachtung des Photoeffekts auftreten

Mit dem Photonenbild des Lichts können die mit dem klassischen Wellenmodell des Lichts schwer verständlichen Versuchsergebnisse, welche
beim Photoeffekt zu beobachten sind, zwanglos erklärt werden.

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Problem 1: Existenz einer oberen Grenzwellenlänge

Bei der Bestrahlung einer Zinkplatte mit dem Licht einer


Quecksilberdampflampe stellt man fest, dass bei negativer Vorladung
der Zinkplatte eine Entladung und somit der Photoeffekt stattfindet.

Filtert man nun den sehr kurzwelligen UV-Anteil der Hg-Lampe mittels
einer Glasplatte heraus, so findet kein Photoeffekt statt, selbst dann
nicht, wenn die Bestrahlungsintensität der Zinkplatte durch
Annäherung der Hg-Lampe um ein Vielfaches gesteigert wird.

Ob überhaupt Photoeffekt an einer bestimmten Oberfläche stattfindet


oder nicht hängt also von der Wellenlänge (bzw. Frequenz) der
auftreffenden Strahlung ab.

Beim Überschreiten eines bestimmten Grenzwertes der Wellenlänge


(obere Grenzwellenlänge λG) zeigt sich auch bei gesteigerter Intensität
der Strahlung kein Photoeffekt.

Abb. 1 Aufbau, Durchführung und Beobachtungen des Experiments zum


Nachweis einer oberen Grenzwellenlänge beim Photoeffekt

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Höhere Intensität führt nicht zu einem Strom

Klassisch könnte man sich jedoch vorstellen, dass die Elektronen durch
Licht höherer Intensität (→ Welle hat höhere Amplitude) aus der
Materieschicht "herausgerissen" werden und so bei beliebiger
Wellenlänge ein Strom zu beobachten sein sollte, wenn nur die
Intensität des Lichts groß genug ist. Dies lässt sich jedoch experimentell
widerlegen. Daher sind Zweifel an der Wellentheorie des Lichts
berechtigt.

Abb. 2 Klassische Vorstellung der Abhängigkeit der Ablösung der


Elektronen aus dem Metall beim Photoeffekt von der
Lichtintensität/Wellenamplitude

Erklärung im Photonenbild
Wenn die Photonenenergie kleiner oder gleich der Austrittsarbeit ist, kommt es zu keiner Auslösung von Elektronen.

WA c W
h ⋅ f ≤ WA ⇒ f ≤ ⇒ ≤ A
h λ h
h⋅c h⋅c
λ≥ Grenzwellenlänge λ G =
− WA → WA

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Problem 2: Trägheitsloses Einsetzen

Bei der Bestrahlung einer gasgefüllten Photozelle, an der eine


"Saugspannung" liegt, mit einem Stroboskop stellt man fest, dass der
Photostrom fast augenblicklich auf die Einstrahlung des Lichts folgt.

Würde sich das von der Lichtquelle ausgesandte Licht "gleichmäßig"


über den Raum verteilen, wie es die Wellentheorie des Lichts verlangt,
so wäre ein sofortiges Einsetzen des Photoeffekts nicht verständlich,
wie es die folgende - etwas waghalsige - Abschätzung und die
nebenstehende Animation für die Bestrahlung einer Metallplatte mit
einer Hg-Lampe zeigt.

Abb. 3 Aufbau, Durchführung und Beobachtungen des Versuchs zum


Nachweis des trägheitslosen Einsetzens des Photoeffekts

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Abschätzung der Ablösezeit für ein Elektron aus einer Zinkplatte

Es werde angenommen, dass die verwendete Quecksilberdampflampe


eine elektrische Leistung von P = 200 W aufnimmt.
Erfahrungsgemäß beträgt die Lichtleistung der Lampe dann maximal
10% der aufgenommenen elektrischen Leistung, also P = 20 W. Nach
der klassischen Wellenvorstellung vom Licht müsste sich die
Lichtleistung der als punktförmig angenommenen Lichtquelle
gleichmäßig im Raum verteilen. Die in der Entfernung r = 1,0 m von
der Quelle angeordnete Zinkplatte erhält dann eine "Flächen-
Lichtleistung" von

P licht P licht P 20 W W
= 2
⇒ licht = ≈ 1,6 2
A 4⋅π⋅r A 2
4 ⋅ π ⋅ 1,0 m 2 m

Abb. 4 Versuchsprinzip zur klassischen Abschätzung der Ablösezeit der


Elektronen aus dem Metall beim Photoeffekt

Geht man weiterhin davon aus, dass sich diese Flächenleistung auch gleichmäßig auf die in der
Oberfläche der Metallplatte sitzenden Zinkatome mit einer "atomaren Fläche" von

2
A ′ = r 2atom ⋅ π ⇒ A ′ = (1, 0 ⋅ 10 −10 ) ⋅ π m 2 ≈ 3 ⋅ 10 −20 m 2

verteilt und berücksichtigt man, dass etwa 90% des Lichtes an der Oberfläche reflektiert wird, so
kann eine Zinkatom in etwa die Leistung \({P{'_{aufg}}\) aufnehmen:

P licht
P ′aufg = 0,10 ⋅ ⋅ A ′ ⇒ P ′aufg = 0,10 ⋅ 1,6 ⋅ 3 ⋅ 10 −20 W ≈ 5 ⋅ 10 −21 W
A
Hinweis: Die tatsächliche Leistung, welche nun für den Photoeffekt am Zn-Atom zur Joachim Herz Stiftung
Verfügung steht, dürfte noch deutlich geringer sein, da nur der UV-Anteil des Lichts zu Abb. 5 Ein Teil des Lichtes trifft auf die
betrachten ist. Zinkplatte

Aus Experimenten weiß man, dass zum Ablösen eines Elektrons aus der Metalloberfläche eine Ablösearbeit von ca.
W A = 4 eV ≈ 6 ⋅ 10 −19 J aufzubringen ist. Unter der gewagten Annahme, dass jedes Atom in der Oberfläche den ihm zustehenden
Energiebetrag von P ′aufg ⋅ ∆t speichern könnte, bis es die Ablösearbeit "angespart" hat, so verginge eine Zeit von

WA 6 ⋅ 10 −19 J
∆t = ⇒ ∆t = ≈ 1 ⋅ 10 2 s
P ′aufg 5 ⋅ 10 −21 W

bis ein Elektron ausgelöst würde. Tatsächlich setzt der Photoeffekt unmittelbar bei Bestrahlung ein.

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Erklärung im Photonenbild

Die Energie der elektromagnetischen Strahlung ist nicht kontinuierlich


über den Raum, sondern auf die "Energiepakete Photonen" verteilt. Ein
Photon löst (bei entsprechenden Voraussetzungen) in einem
"Elementarakt" ein Elektron aus der Oberfläche des Körpers aus.

Abb. 6 Klassisches und modernes Modell der Lichtausbreitung

Problem 3: Unabhängigkeit der kinetischen Energie der Photoelektronen von der Lichtintensität

Mit dem folgenden Versuch kann gezeigt werden, dass die kinetische Energie der bei einer
bestimmten Lichtfrequenz ausgelösten Photoelektronen unabhängig von der
Lichtintensität ist.

Mit einer Lochblende wird dafür gesorgt, dass das Licht einer Quecksilberdampflampe
(Hg-Lampe) hauptsächlich auf die Kathode und nicht auf die ringförmige Anode der
Photozelle trifft. Das Material der Photokathode ist so beschaffen, dass der Photoeffekt -
im Gegensatz zu einer Zinkplatte - schon bei sichtbarem Licht auftritt.

In den Strahlengang wird ein Interferenzfilter gebracht, welches z.B. nur grünes Licht auf
die Photokathode treffen lässt.

Abhängig von der Frequenz des eingestrahlten Lichts bildet sich an der Photozelle eine bestimmte Spannung aus (der Minuspol ist dabei die
Anode, der Pluspol die Kathode), die mit einem extrem hochohmigen Voltmeter (Verstärker plus Anzeigegerät) festgestellt wird.
Aus der Spannung lässt sich die kinetische Energie der ausgelösten Elektronen bestimmen (vgl. unten).

Nun bringt man in den Strahlengang zwei Polarisationsfilter. Durch sie kann die Intensität des auf die Photokathode treffenden Lichtes in
einem weiten Bereich variiert werden:

Stimmen die Zeigerstellungen für die Durchlassrichtung beider Filter überein, so gelangt möglichst viel Licht auf die Photokathode.

Bilden die Zeiger miteinander einen Winkel von 90°, so gelangt kein Licht auf die Photokathode.

Es zeigt sich, dass die gemessene Spannung und somit die kinetische Energie der Elektronen weitgehend unabhängig von der eingestrahlten
Lichtintensität ist.

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Zusammenhang zwischen der kinetischen Energie E kin,Elektronen der ausgelösten Photoelektronen und der
Spannung U

Solange noch kein Licht auf die Kathode trifft, sind Kathode und Anode
neutral, die Spannung zwischen diesen beiden Elektroden ist Null.

Beim Auftreffen von Photonen mit ausreichender Energie


E Photon > W A lösen sich die ersten Elektronen aus der Kathode.
Abhängig von der Photonenenergie und der Ablösearbeit des
Kathodenmaterials besitzen die ausgelösten Elektronen eine bestimmte
Anfangsgeschwindigkeit und damit kinetische Energie. In der Abb. 8
ist dies durch einen Pfeil beim ersten Elektron symbolisiert.

Die ersten Elektronen werden von der Anode kaum abgestoßen, da


diese noch fast neutral ist. Die nachfolgenden Elektronen (mit gleicher
kinetischer Anfangsenergie wie die ersten Elektronen) werden von der
nun zunehmend negativen Anode abgestoßen, sie erreichen diese aber
noch.

Aufgrund der Ladungstrennung - die Kathode wird immer stärker


positiv, die Anode wird immer stärker negativ geladen - wächst die
Spannung zwischen Anode und Kathode.

Schließlich ist die Abstoßung der später ausgelösten Elektronen durch


die Anode so stark, dass diese Elektronen nicht mehr zur Anode Abb. 8 Prinzip der Messung der kinetischen Energie der beim Photoeffekt
gelangen können. Die Ladungstrennung hat eine Sättigung und damit ausgelösten Elektronen über die Spannung, die sich zwischen Kathode
die Spannung einen stabilen Endwert erreicht, der ein Maß für die und Anode aufbaut
kinetische Energie der Elektronen ist. Es gilt:

E kin,Elektronen = e ⋅ U

Hinweis: Kathoden in Fotozellen sind meist aus Materialien bei denen nur eine geringe Austrittsarbeit notwenig ist, z.B. aus Caesium mit einer
Austrittsarbeit zwischen 1,7 und 2,14 eV. Hier reicht daher schon gelbes Licht, um Elektronen auszulösen. Bei der Zinkplatte aus dem ersten
Versuch (vgl. Abb. 11) beträgt die Ablösearbeit 4,34 eV, sodass sichtbares Licht keine Elektronen aus Zink auslösen kann.

Hinweis: Stellt sich an der Photozelle z.B. die Spannung 1,0 V ein, so war die maximale kinetische Energie der Photoelektronen
E kin = e ⋅ U = 1,60 ⋅ 10 −19 A ⋅ s ⋅ 1,0 V = 1,60 ⋅ 10 −19 J = 1 eV.

Erklärung im Photonenbild
Höhere Lichtintensität bedeutet im Photonenbild eine höhere Photonendichte. In der Bestimmungsgleichung h ⋅ f = W A + E kin,el für die
kinetische Energie der Elektronen kommt die Photonendichte bzw. die Intensität J nicht vor.

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