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JLU Gießen WS 2010/2011

Fortgeschrittenenpraktikum Teil I

Protokoll zum Zeemann-Eekt


Daniel Schury
Daniel.Schury@physik.uni-giessen.de

16. Dezember 2010


Inhaltsverzeichnis

1 Aufgabenstellung 3

2 Durchführung 4

3 Grundlagen 5
3.1 Normaler Zeeman-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
3.1.1 Auftreten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
3.1.2 Halbklassische Herleitung durch Kreisströme . . . . . . . . . . . . . 5
3.1.3 Klassische Herleitung durch Ersatzelektronen . . . . . . . . . . . . . 6
3.1.4 Quantenmechanische Herleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
3.2 Anormaler Zeeman-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
3.3 Paschen-Back-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
3.4 Lummer-Gehrcke-Platte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

4 Messdaten 15

5 Auswertung 16
5.1 Bestimmung der Lage des 0. Maximums und des Einfallswinkels . . . . . . . 16
5.2 Brechungsindex Lummer-Gehrcke-Platte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
5.3 Interferenzordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
5.4 Landé-Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
5.5 Spezifische Ladung me . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
5.6 Fehlerrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

2
1 Aufgabenstellung
Ziel dieses Versuches war die Ermittlung der spezifischen Masse me . Diese sollte über die
Aufspaltung der Spektrallinien von Cadmium, welche durch den Zeeman-Effekt hervorgeru-
fen wird, bestimmt werden. Gemessen wurde die Aufspaltung der Spektrallinien einer sich in
einem Magnetfeld befindlichen Cadmium-Dampflampe. Da die Aufspaltung sehr gering ist,
benötigt man ein Spektrometer mit sehr hoher Auflösung, um diese sichtbar zu machen. Als
solches wurde in diesem Versuch eine Lummer-Gehrcke-Platte benutzt. Da zur Ermittlung
der spezifischen Ladung der Brechungsindex der Lummer-Gehrcke-Platte bekannt sein muss,
sollte dieser zunächst ermittelt werden.

Abbildung 1.1: Versuchsaufbau

3
2 Durchführung
Zunächst wurde der Magnet wie gefordert verkabelt, anschließend die Betriebsstromstärke auf
2,5 A eingestellt und die Magnetfeldstärke mit Hilfe einer Hallsonde bestimmt.
Danach wurde das Magnetfeld zunächst
wieder ausgeschaltet, die Cadmium-Dampflampe
zwischen die Spulen gebracht und die Küh- E E
lung angeschaltet. Außerdem wurde die Ap- A A
paratur mit der Lummer-Gehrcke-Platte, den
Linsen und dem Nonius in Position gebracht E
und so justiert, dass die Spektrallinien so gut E
wie möglich sichtbar waren. Bei der ersten A A
Messung, die ohne Magnetfeld erfolgte, wur-
de die relative Lage des ersten Maximums
auf der linken Seite sowie der drei ersten
Maxima auf der rechten Seite gemessen, je-
0 ≤ I ≤ 2,5 A
weils für das rote, grüne, blaue und violette
Spektrum. Anschließend wurde für die zwei- Abbildung 2.1: Schaltung des Magnets
te Messung das Magnetfeld angeschaltet und
der Polarisationsfilter hinzu genommen, um die mittlere, linear polarisierte Linie auszublen-
den. Dies gelang jedoch nie vollständig, meist wurde nur eine leichte Abschwächung der linear
polarisierten Linie erreicht. Dann wurde die Aufspaltung der drei rechten Maxima gemessen,
wieder für jede der vier Farben.

B S

SpL

N
M L P L LG B
M: Magnet LG: Lummer-Gehre-
L: Linse Plae
P: Polarisator B: Beobater
Abbildung 2.2: Versuchsaufbau
Abschließend waren noch die Dicke der Lummer-Gehrcke-Platte sowie die Übergänge mit
den dazugehörigen Wellenlängen zu notieren.

4
3 Grundlagen
3.1 Normaler Zeeman-Eekt
3.1.1 Auftreten

Der 1896 erstmals von P. Zeeman beobachtete Zeeman-Effekt beschreibt das Phänomen, dass
die Energieniveaus von Atomen im Magnetfeld aufspalten. Bringt man ein angeregtes Atom
in ein Magnetfeld, so beobachtet man, dass jede Spektrallinie in drei Spektrallinien je gleichen
Frequenzabstands aufspaltet. Dieses Phänomen lässt sich sowohl klassisch als auch quanten-
mechanisch beschreiben.

3.1.2 Halbklassische Herleitung durch Kreisströme

Bei diesem Modell erfolgt die Herleitung


über ein Elektron, dass den Atomkern auf
l
einer Kreisbahn umläuft. Einzige halbklassi-
sche Bedingung ist, dass für dessen Drehim-
puls die quantenmechanische Annahme |~l| =
p
l(l + 1)h̄ gelten soll. Ein mit der Kreisfre-
v A
quenz ω = umlaufendes Elektron stellt
2πr
einen elektrischen Strom
(me,-e)
−e f pm
I = −e · ω =
2πr
Abbildung 3.1: Bahn eines Elektrons um den
dar. Eine Leiterschleife mit der Strom- Atomkern
dichte

~j(~r)d 3 r = Id~r
erzeugt nach der Formel
1
Z
~m = (~r × d~r)
2
C
ein magnetisches Moment
evr
~pm = I~A = − ~n mit ~A = πr2~n (3.1)
2

5
3 Grundlagen

Der Bahndrehimpuls ~l des umlaufenden Elektrons der Masse me ergibt sich als

~l =~r ×~p = me rv~n̂ (3.2)


Vergleich von Formel 3.1 und 3.2 sowie auflösen nach ~pm ergibt
e ~
~pm = − l = ~µl (3.3)
2me
Die potentielle Energie eines magnetischen Dipols in einem Magnetfeld ist E pot = −~pm~B.
Der Einfachheit halber sei ~B = (0, 0, B) und lz = mh̄. m ist hierbei die magnetische Quan-
tenzahl, welche Werte von −l ≤ m ≤ l annimmt. Einsetzen des magnetischen Moments aus
Gleichung 3.3 ergibt
eh̄
E pot = mB
2me
eh̄
mit µB = 2m e
dem Bohrschen Magneton. Damit ergibt sich eine Energieaufspaltung von
∆E = En,l,m+1 − En,l,m = µB B zwischen zwei benachbarten Energiezuständen, welche einzig
durch die Stärke des Magnetfeldes bestimmt ist. Um die Aufspaltung in drei Linien zu verste-
hen, betrachten wir, was passiert, wenn eine Lichtwelle auf ein Atom im Magnetfeld trifft.
Fällt eine zirkular polarisierte Lichtwelle
z
in z-Richtung auf ein Atom im Magnetfeld B
~B = (0, 0, B), so haben bei σ + -Polarisation
die Photonen einen Spin von h̄ und verursa- lz
chen bei Absorption eine Änderung der Dre-
lz 2ħ
himpulskomponente ∆lz = h̄. Es treten also
α
nur Übergänge der Form ∆m = m2 − m1 = 1 ħ
l
auf. Bei der σ − -Polarisation ergibt sich ana- 0
y
log ∆m = −1. Das Gleiche gilt natürlich auch
pm -ħ
für die Emission, bei der eine σ + - und ei-

ne σ -polarisierte Komponente beobachtbar -2ħ
sind. Betrachtet man die Emission senkrecht x

zum Magnetfeld, so erhält man drei linear (a) Klassische Präzession von ~l (b) Mögliche
und ~pm um das Magnetfeld Projektio-
polarisierte Komponenten: Eine unverscho- nen von
bene, deren ~E-Vektor parallel zu ~B steht und Lz = mh̄ von
zwei verschobene, bei denen gilt ~E ⊥ ~B. ~l für l = 2

Abbildung 3.2: Vektormodell des Zeeman-


3.1.3 Klassische
Effektes
Herleitung durch Ersatzelektronen

Bei dieser Herleitung betrachtet man ein


Elektron, welches sich in einem homogenem
Magnetfeld befindet und in diesem schwingt. Diese Schwingung lässt sich als Schwingung

6
3 Grundlagen

dreier Ersatzelektronen beschreiben, welche sich überlagern. Ein Ersatzelektron schwingt in


Richtung der Projektion der Ursprungsbewegung, die beiden anderen schwingen entgegenge-
setzt zirkular, orthogonal zur Magnetfeldschwingung. Die Überlagerung der beiden zirkular
schwingenden Ersatzelektronen entspricht dem eines linear, orthogonal zur Magnetfeldrich-
tung schwingendenden Elektrons.

e- 2
3

1 2 3

Abbildung 3.3: Veranschaulichung Ersatzelektronen

Ohne Magnetfeld herrscht Gleichgewicht zwischen Couloumb- und Zentrifugalkraft:

Ze2 ~r
mω 2~r =
4πε0 r2 r
Schaltet man ein Magnetfeld hinzu, erfahren die beiden zirkular schwingenden Ersatzelek-
tronen eine Lorentzkraft, wodurch sich ihre Schwingungsfrequenz ändert. In einem Magnet-
feld ~B = B~ez mit der Lorentzkraft ~FLorentz = q(~v × ~B) mit q = e ergeben sich für die einzelnen
Komponenten folgende Bewegungsgleichungen:

mẍ + mω 2 x − eẏB = 0
mÿ + mω 2 y − eẋB = 0
mz̈ + mω 2 z = 0
Die Lösung für die z-Komponente lautet: z = A0 eiwt . Man sieht, dass keinerlei Frequenz-
verschiebung stattfindet. Für die anderen Gleichungen ergibt sich unter der Annahme, dass ~B
schwach ist und der Einführung der Relativkoordinaten u = x + iy, v = x - iy die Lösungen

eB
u = Cei(ω− 2m )t
eB
v = Cei(ω+ 2m )t
Die Lösungen entsprechen zwei gegenläufigen zirkularen Oszillatoren, welche folglich zir-
eB
kular polarisiertes Licht emittieren/absorbieren. Die Oszillationsfrequenz ist dabei um 2m ge-
genüber ω verschoben. Die Verschiebung entspricht einer Energiedifferenz

7
3 Grundlagen

h̄e
von ∆E = h̄∆ω = 2m B, genau wie bei der ersten Herleitung.
Die Polarisation ergibt sich aus der Herleitung, die Beobachtbarkeit der verschiedenen Auf-
spaltungen ist wie bei der vorherigen Herleitung.

3.1.4 Quantenmechanische Herleitung

Bei der quantenmechanischen Herleitung geht man zunächst von der klassischen Hamilton-
funktion für ein Elektron im Magnetfeld aus. In einem elektromagnetischen Feld wirken auf
ein geladenes Teilchen Lorentz- und Couloumbkräfte. Daraus folgt die Bewegungsgleichung

m~r̈ = −e~E − e(~v × ~B)


Die generalisierten Koordinaten ergeben sich als

~ṗ = − ∂ H(~p,~r)
∂r
~ṙ = ∂ H(~p,~
r)
∂p

mit der Hamiltonfunktion H(~p,~r), welche ohne Beachtung des Eigendrehimpulses die Form
1
H= (~p + e~A)2 + eV
2m
hat. Dabei wurden die aus der Elektrodynamik bekannten Relationen

~B = ~∇ × ~A
~
~E = −~∇V − d A
dt
ausgenutzt.
Geht man nun zur Operatordarstellung über und ersetzt ~p durch −ih̄~∇, erhält man den Ha-
miltonoperator
1
Ĥ = (−ih̄~∇ + e~A)2 + eV
2m
welcher ausmultipliziert die Form

h̄2 h̄e ~ ~ h̄e ~ ~ e2~A2


Ĥ = − ∆+ A∇ + ∇A + m + eV
2m 2mi 2mi 2
hat.

8
3 Grundlagen

Bei einem schwachen Magnetfeld, also A  1, lässt sich mit den Annahmen

~A2 ≈ 0
~∇~A ≈ 0

sowie der Wahl des Magnetfelds in z-Richtung, wodurch sich als mögliches Vektorpotential
 
~A = − B y, B x, 0
2 2
ergibt, die Schrödingergleichung

ĤΨ = EΨ
mit dem Separationsansatz

Ψ(r, θ , φ ) = Rn,l (r)eimφ Pml (cos θ )


lösen. Aus der Lösung ergibt sich direkt die Energieverschiebung
eh̄
∆E = En0 + B m
2me
mit der Magnetquantenzahl m, welche Werte von −l ≤ m ≤ l annehmen kann, da die z-
Komponente des Drehimpulses nicht größer als dessen Betrag sein kann.
Mit Hilfe der zeitabhängigen Störungstheorie kann man jetzt betrachten, welche Übergänge
beobachtbar sind. Mit dem Dipoloperator d~ als Störoperator für die Übergangswahrschein-
lichkeit erhält man als Übergangswahrscheinlichkeit für den Wechsel eines Zustands |bi in
den Zustand |ai

~ 2
wab ∼ |hb|d|ai|
Spaltet man nun den im Dipoloperator enthaltenen Ortsvektor in drei linear unabhängige
Koordinaten auf, ergibt sich

wI ∼ |hb|x + iy|ai|2
wII ∼ |hb|x − iy|ai|2
wIII ∼ |hb|z|ai|2

Dies entspricht den drei Übergangswahrscheinlichkeiten für die verschiedenen Strahlungen,


die von den drei klassischen Ersatzelektronen emittiert werden. Damit diese ungleich null
werden, muss für die ersten beiden ∆m = ±1 und für die dritte ∆m = 0 gelten.

9
3 Grundlagen

Somit ergibt sich wieder die Aufspaltung in die drei Energieniveaus

eh̄
∆EI = En0 + B
2me
eh̄
∆EII = En0 − B
2me
0
∆EIII = En

3.2 Anormaler Zeeman-Eekt


Als man den Zeeman-Effekt genauer zu stu-
dieren begann, stellte man fest, dass die theo- S
retischen Vorhersagen nicht auf alle Atome γ
zutrafen, bei manchen Atomen entstanden
Linien mit verschiedenen Abständen und un-
erwarteter Anzahl. Man nannte diese Abwei- L
chungen den anormalen Zeeman-Effekt, ob- J
gleich sich später herausstellte, dass dieser
der weitaus häufiger auftretende Effekt ist.
Man betrachtete die Unterschiede zwischen
den Atomen und stellte fest, dass der norma-
le Zeeman-Effekt nur für solche Atome auf-
tritt, deren Gesamtspin ~S gleich null ist, wo- ( µJ)J
hingegen der anormale Zeeman-Effekt bei
µL µJ
solchen Atomen auftritt, bei denen die ein-
zelnen Spins zu einem Gesamtspin ungleich
null koppeln. Der normale Zeeman-Effekt
1
2 µs
stellt also nur einen Spezialfall des anor- µ
1
2 s
γ

malen Zeeman-Effekts dar. Es existieren die


magnetischen Momente
Abbildung 3.4: Präzession beim anormalem
Zeeman-Effekt
µB gs
~µs = − ~s

µ g
~µl = − B l~l

deren Herleitung analog dem normalem Zeeman-Effekt verläuft. µB ist hierbei das Bohrsche
Magneton, gl = 1 und gs ≈ 2 die gyromagnetischen Faktoren, welche beschreiben, wie stark
das Drehmoment eines Spins im Vergleich zu einem gleich großem Drehimpuls ist. Die beiden
Momente koppeln zu einem Gesamtmoment

10
3 Grundlagen

µB ~
~µ j = ~µl + ~µs = − (gl l + gs~s)

Weiterhin koppeln alle Einzelbahndrehimpulse zum Gesamtbahndrehimpuls ~L und alle Ein-
zelspins zum Gesamtspin ~S, welche wiederum zum Gesamtdrehimpuls J~ koppeln. Im Folgen-
den wird nur auf diese L-S-Kopplung eingegangen und die bei großen Kernzahlen ebenfalls
auftretende jj-Kopplung ignoriert.
Beim anormalen Zeeman-Effekt hängt die Energieaufspaltung mit dem Erwartungswert des
magnetischen Gesamtdrehimpulsmomentes zusammen:

∆E = VB = −h~µ j i~B
~µ j wird hierbei auf den Gesamtdrehimpuls J~ projeziert, wodurch sich die anderen Kompo-
nenten herausmitteln. Unter der Annahme ~B = B~ez sowie der Relation
µB ~ ~
~µ j = − (S + J)

führt die Projektion

J~ J~
VB = −h~µ j i~B = −(~µ j )(~B )
J J
zu folgender Darstellung:

µB ~ ~ J~ ~ J~ µB J 2 + J~~S
VB = ((S + J) )(B ) = BJz
h̄ J J h̄ J2
Aus
2 2 2
~L2 = (J~ − ~S)2 = J 2 + S2 − 2(J~~S) ↔ J~~S = J + S − L
2
folgt direkt

µB 3J 2 + S2 − L2
VB = BJz
h̄ 2J 2
Geht man nun von den Impulsen zu ihrer Operatordarstellung über, ergibt sich mit deren
Betragsquadraten

Jˆ2 = J(J + 1)h̄


L̂2 = L(L + 1)h̄
Ŝ2 = S(S + 1)h̄
Jˆz = m j h̄

11
3 Grundlagen

der Ausdruck für das Wechselwirkungspotential

J(J + 1) + S(S + 1) − L(L + 1)


VB = ∆E = µB B (1 + = µB Bg j
2J(J + 1)
| {z }
Land é−Faktor
Hierbei gelten die bekannten Auswahlregeln ∆m = ±1, 0. Für S 6= 0 ist der Landé-Faktor
ungleich 1, es ergeben sich Aufspaltungen in je nach L mehr als drei Spektrallinien. Für S = 0
ist der Landé-Faktor 1, es ergibt sich der normale Zeeman-Effekt als Grenzfall.

3.3 Paschen-Back-Eekt
Bei der Herleitung des Zeeman-Effekts ging man bisher von schwachen Magnetfeldern aus.
Im Falle eines starken Magnetfeldes tritt der Paschen-Back-Effekt auf. Hierbei ist die Kopp-
lung des Spin- und Bahnmomentes an das Magnetfeld stärker als die Kopplung untereinander.
Deshalb entkoppeln ~S und ~L und präzessieren einzeln um das Magnetfeld. Wann ein Magnet-
feld ausreichend »stark« ist, hängt von den Eigenschaften des Atoms ab, da zum Beispiel
mit steigender Kernladungszahl die Spin-Bahn-Kopplungsenergie zunimmt. Durch die Ent-
kopplung des Gesamtdrehimpulses ergibt sich nun die Wechselwirkung VmL ,mS als Summe der
Wechselwirkung der einzelnen Momente:

VmL ,mS = (µL + µS )µB B ≈ (mL + 2mS )µB B


Die Energieaufspaltung ist dementsprechend

∆E = (∆mL + 2∆mS )µB B


Mit den Auswahlregeln für optische Übergänge, ∆mL = ±1, 0 und ∆mS = 0 ergibt sich
wieder die gleiche Energieaufspaltung wie beim normalen Zeeman-Effekt.

12
3 Grundlagen

5
4
+2
+1
3 0 5/2
-1 3/2
-2 1/2

+1 +1/2
+1
2 0 +3/2 0 +1/2
-1 3/2 +1/2
−1/2
−3/2 −1 +1/2
+1/2 +1 −1/2
1/2
−1/2
0 −1/2

−1 −1/2

0 +1/2
1 0
+1/2
1/2
−1/2

0 −1/2
Bohr Normaler Feinstruktur Anomaler Paschen-
Zeeman-Effekt Zeeman-Effekt Back-Effekt
hps://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/w/index.php?title=Datei:Wasserstoff_Zeeman.svg&filetimestamp=20091126174819

Abbildung 3.5: Die verschiedenen Aufspaltungen anhand des Wasserstoffatoms

3.4 Lummer-Gehrcke-Platte
Die Lummer-Gehrcke-Platte ist ein auf dem Prinzip der Vielstrahlinterferenz beruhendes In-
terferometer. Es besteht aus einer planparalellen Glasplatte, in die ein Lichtstrahl unter fla-
chem Winkel eintritt. Am Eintrittspunkt ist ein Prisma angebracht, dessen Aufgabe es ist, eine
erste starke Reflektion beim Eintritt unter flachem Winkel in das optisch dichtere Medium zu
vermeiden, indem die Eintrittsfläche rechtwinklig zum Strahl geneigt wird.

Abbildung 3.6: Lummer-Gehrcke-Platte

13
3 Grundlagen

Im Inneren der Platte tritt auf Grund des schrägen Einfallswinkel an der Ober- bzw- Unter-
kante immer nahezu Totalreflektion auf, wodurch bei jedem Auftreffen auf eine Grenzfläche
ungefähr 95% des Strahls in die Platte zurück reflektiert wird und der Rest austritt. Die austre-
tenden Strahlen werden durch Linsen gebündelt, wobei sie am Beobachtungspunkt auf Grund
ihres Gangunterschieds interferieren. Dadurch wirkt die Platte als Interferenzfilter nach Art
des Fabry-Pérot-Interferometers. Durch Variation des Einfallswinkels können die durchgelas-
senen Frequenzen festgelegt werden.
Bedingung für konstruktive Interferenz ist
ein Gangunterschied ∆λ = kλ . ∆λ lässt sich D
aus der Skizze leicht als α
A C
∆λ = n(AB + BC) − AD (3.4)
ablesen. Für die Strecken gilt:
d
d β
AB = BC = B
cos β
AD = cos(90◦ − α)AC = sin(α)2d tan β Abbildung 3.7: Strahlgang Lummer-Gehrcke-
Einsetzen in Gleichung 3.4 ergibt: Platte

n
∆λ = 2d( − tan(β ) sin α)
cos β
sin α
Nach dem snelliusschen Brechungsgesetz gilt n = und somit lässt sich die Interfe-
cos β
renzbedingung vereinfachen zu:
q
∆λ = kλ = 2d n2 − sin(α)2 (3.5)
Da k im Allgemeinem unbekannt ist, muss es zur Bestimmung des Brechungsindexes eli-
miniert werden. Das geschieht über die Ableitung von k:

∂k ∂ 1 −2d sin(α) cos(α)


q
∆k
≈ = 2d n2 − sin(α)2 = p
∆α ∂α ∂α λ λ n2 − sin(α)2
Umstellen nach dem Brechungsindex gibt:
s
2d sin(α) cos(α)∆α 2

n= + sin(α)2
∆kλ
d entspricht hierbei der Dicke der Platte, ∆k der Differenz der Ordnung der betrachteten
Maxima und ∆α dem Winkelunterschied. Umstellen von 3.5 ergibt für die Interferenzordnung:
2d
q
k= n2 − sin(α)2
λ

14
4 Messdaten
Im Folgenden sind die aufgenommen Messwerte unserer Messungen aufgelistet. Die Dicke
der Lummer-Gehrcke-Platte konnte auf dem Spektrometer einfach abgelesen werden und be-
trägt 3,38 mm. Für das Magnetfeld lieferte die Hallsonde genau den Wert von 400 mT.

Farbe Übergang Wellenlänge [Å]


Rot 3D → 2P 6438,47
Grün 2S → 2P1 5085,88
Blau 2S → 2P2 4799,91
Violett 2S → 2P3 4678,19

Tabelle 4.1: Zusammenhang zwischen den Spektrallinien und den Übergängen in Cadmium

… -1 123 …

Abbildung 4.1: Benennung der Maxima

- 1. Maximum 1. Maximum 2. Maximum 3. Maximum


Rot 21◦ 43’ 20◦ 15’ 19◦ 51’ 19◦ 35’
Grün 21◦ 31’ 20◦ 23’ 20◦ 02’ 19◦ 45’
Blau ◦
21 40’ ◦
20 20’ ◦
20 00’ 19◦ 43’
Violett 21◦ 41’ 20◦ 17’ 20◦ 00’ 19◦ 42’

Tabelle 4.2: Messung ohne Magnetfeld

Maximum 1. Links 1. Rechts 2. Links 2. Rechts 3. Links 3. Rechts


Rot 20◦ 21’ 20◦ 13’ 19◦ 56’ 19◦ 49’ 19◦ 37’ 19◦ 32’
Grün 20◦ 21’ 20◦ 11’ 20◦ 06’ 19◦ 59’ 19◦ 51’ 19◦ 44’
Blau 20◦ 33’ 20◦ 15’ 20◦ 02’ 19◦ 52’ 19◦ 48’ 19◦ 40’
Violett ◦
20 36’ ◦
20 17’ ◦
20 01’ ◦
19 54’ ◦
19 54’ 19◦ 41’

Tabelle 4.3: Messung mit Magnetfeld (400 mT)

15
5 Auswertung
5.1 Bestimmung der Lage des 0. Maximums und des
Einfallswinkels
Zur Bestimmung der Lage des 0. Maximums nimmt man den halben relativen Abstand zwi-
schen dem -1. und dem 1. gemessenen Maximums: φ0 = φ−12+φ1

φ0
rot 20◦ 59’
grün 20◦ 57’
blau 21◦
violett 20◦ 59’

Tabelle 5.1: Lage der 0. Maxima

Für die weiteren Berechnungen benötigt man zunächst die absolute Differenz η zwischen
dem berechneten Hauptmaximum φ0 und den gemessenen Maxima φn . Diese ergibt sich als
Differenz η = φ0 − φn .

1. Maximum 2. Maximum 3. Maximum


rot 0◦ 44’48” 1◦ 08’48” 1◦ 23’48”
grün 0◦ 34’00” 0◦ 55’00” 1◦ 12’00”
blau 0◦ 40’00” 1◦ 00’00” 1◦ 17’00”
violett ◦
0 41’48” ◦
0 58’48” 1◦ 16’43”

Tabelle 5.2: Absolute Winkeldifferenz der Maxima

Weiter wird der Einfallswinkel α benötigt, welcher sich über αi = 90◦ − ηi ergibt.

α1 α2 3. α3
rot 89◦ 16’= 1,56 rad 88◦ 51’ = 1,55 rad 88◦ 36’ = 1,55 rad
grün 89◦ 26’ = 1,56 rad 89◦ 05’ = 1,55 rad 88◦ 48’ = 1,55 rad
blau 89◦ 20’ = 1,56 rad 89◦ 00’ = 1,55 rad 88◦ 43’ = 1,55 rad
violett 89◦ 18’ = 1,56 rad 89◦ 01’ = 1,55 rad 88◦ 43’ = 1,55 rad

Tabelle 5.3: Einfallswinkel

16
5 Auswertung

5.2 Brechungsindex Lummer-Gehrcke-Platte


Zur Bestimmung des Brechungsindex der Lummer-Gehrcke-Platte interessiert uns zunächst
die Winkeldifferenz zweier benachbarter Einfallswinkel

α1 → α2 α2 → α3
rot 25’ = 7,27 mrad 15’ = 4,36 mrad
grün 21’ = 6,11 mrad 17’ = 4,95 mrad
blau 20’ = 5,82 mrad 17’ = 4,95 mrad
violett 17’ = 4,95 mrad 18’ = 5,24 mrad

Tabelle 5.4: Winkeldifferenz αi → αi+1

Damit ergibt sich der Brechungsindex nach der bekannten Formel als
s
2d sin(αi ) cos(αi )∆αi→i+1 2

ni = + sin(αi )2
∆kλ

Da nur benachbarte Maxima betrachtet werden, ist ∆k = 1. Die Breite d der Platte ist 3,38
mm, λ ist die Wellenlänge des Lichts der betrachteten Maxima. Damit ergeben sich folgende
Brechungsindizes:

n1 n2 n
rot 1,3 1,38 1,34
grün 1,33 1,69 1,51
blau 1,34 1,76 1,55
violett 1,26 1,86 1,56

Tabelle 5.5: Brechungsindizes

Man sieht hier sehr schön, wie der Brechungsindex gemäß der Dispersionsrelation zu klei-
neren Wellenlängen hin immer größer wird.

5.3 Interferenzordnung
Gemäß der hergeleiteten Formel
2d
q
ki = n2 − sin(αi )2
λ

17
5 Auswertung

ergeben sich folgende Interferenzordnungen:

k
rot 9.368
grün 15.044
blau 16.685
violett 17.305

Tabelle 5.6: Interferenzordnung

5.4 Landé-Faktoren
e
Zur späteren Bestimmung von m müssen zunächst die Landé-Faktoren gemäß

J(J + 1) + S(S + 1) − L(L + 1)


gJ = 1 +
2J(J + 1)
berechnet werden.

m'J m'J
1
0 3
2
-1 S1 1 1
0 D2
-1
-2

2
1
0 3
-1 P2 1
0 1
-2 -1 P1
σ- π σ+ σ- π σ+
(a) anormaler Zeeman-(b) normaler Zeeman-
Effekt Effekt

Abbildung 5.1: Unterschiedliche Aufspaltung der Übergänge beim normalen und anormalen
Zeeman-Effekt an Hand der roten und der grünen Linie.

Da es sich bei der Aufspaltung der roten Linie um den normalen Zeeman-Effekt handelt,
ist ∆gJ hier ±1. Bei den anderen handelt es sich um den anormalen Zeeman-Effekt, was zu
einer Aufspaltung in mehrere Linien führt. Da diese im Versuch aber nicht einzeln aufgelöst
werden konnten, wird für die Auswertung über alle möglichen Faktoren gemittelt. Die grüne
Linie entsteht durch den Übergang 3 S1 →2 P2 . Dadurch ergeben sich für die σ − -Komponente

18
5 Auswertung

3
∆gJ,1 = 2 − · 2 = −1
2
3 3
∆gJ,2 = 0 − = −
2 2
∆gJ,3 = −1 · 2 − 0 = −2

Daraus folgt ∆gJ = − 32 . Analog für die σ + -Komponente ∆gJ = 32 . Nach analogen Rech-
nungen finden wir für die blaue Linie ∆gJ = ± 74 und für die violette Linie ∆gJ = ±2.

5.5 Spezische Ladung e


m

Der hergeleitete Energieunterschied ∆E beträgt


e h̄
∆E = µB B∆gJ = B∆gJ (5.1)
m2
Für Licht gilt
hc
∆E =
∆λ
∆λ lässt sich ersetzen, indem man das totale Differential von λ bildet:

∂λ ∂λ
dλ = dn + dα
∂n ∂α
Wenn man davon ausgeht, dass die Brechungsindexabhängigkeit von λ für die kleine Win-
keländerung vernachlässigbar ist und man von infinitesimalen Änderungen zu endlichen klei-
nen Änderungen übergeht, ergibt sich ∆λ als

∂ λ ∆α
∆λ =
∂α
p e
Mit ∂ λ = 2d n2 − sin(α)2 und durch Gleichsetzen mit Formel 5.1 und Auflösen nach m
ergibt sich

e 2πc ∂α
= · p
m d · B ∆gJ ∆α n2 − sin(α)2
∂ α ist hierbei die durch das Magnetfeld erzeugte Winkeldifferenz der Aufspaltung, ∆α die
Winkeldifferenz zwischen 2 Maxima. Damit ergeben sich folgende Werte für me :

19
5 Auswertung

1. Aufspaltung 2. Aufspaltung Mittelwert


rot 2,187 3,647 2,917
grün 1,565 1,929 1,747
blau 2,017 2,369 2,193
violett 2,221 2,099 2,16
e C
Tabelle 5.7: m in Einheiten von 1011 kg

Als absoluter Mittelwert ergibt sich


e C
= 2, 254 · 1011
m kg
Ein erster Vergleich mit dem Literaturwert von me = 1, 759 kg
C
ergibt, dass der gemittelte Wert
um ungefähr 28% von diesem abweicht. Der Mittelwert der grünen Linie ist jedoch fast gleich
dem Literaturwert, was sich auch durch den Versuchsablauf erahnen ließ, da die grünen Linien
mit Abstand am Besten zu sehen und somit zu bestimmen waren.

5.6 Fehlerrechnung
Der absolute Fehler ergibt sich nach der Methode der Fehlerfortpflanzung als

s 2 2 e 2 2 e 2
e ∂ me ∂ me ∂ m ∂ me ∂ m
∆ =
∆B +
∆(∂ α) +
∆n +
∆(∆α) +
∆α
m ∂B ∂ (∂ α) ∂n ∂ (∆α) ∂α
Die Dicke der Platte wird als fehlerlos betrachtet, die anderen Fehler ergeben sich als

∆B = 1mt; ∆(∂ α) = 9, 7µrad; ∆(∆α) = 9, 7µrad; ∆α = 19, 4µrad; ∆n = 0, 1

Die Fehlerrechnung wurde exemplarisch für den zweiten Übergang im roten Spektrum
durchgeführt, da dieser am Meisten vom Mittelwert abweicht. Damit ergibt sich der absolute
Fehler zu

e C
q
∆ = (9, 11 · 10−4 )2 + (0, 035)2 + (0, 614)2 + (8, 18 · 10−3 )2 + (8, 15 · 10−7 )2 · 1011
m kg
C
= 0, 615 · 1011
kg
Insgesamt erhalten wir
e C
= (2, 254 ± 0, 615)1011
m kg

20
5 Auswertung

was einem relativem Fehler von 27,28% entspricht. Im Rahmen des Fehlers konnten wir den
Literaturwert also knapp bestätigen, die Messung der grünen Linie alleine sogar sehr gut. In
Anbetracht der möglichen Ungenauigkeiten, die in diese Messung reinspielten, wie das gerin-
ge Auflösungsvermögen, welches eine Näherung des anormalen Zeeman-Effektes erforderlich
machte, die geringe Lichtstärke des violetten und besonders des roten Spektrums sowie gene-
rell die stark fehlerbehaftete Messmethode nach Augenmaß, ist das erzielte Ergebnis durchaus
zufriedenstellend.

21
Tabellenverzeichnis

4.1 Zusammenhang zwischen den Spektrallinien und den Übergängen in Cadmium 15


4.2 Messung ohne Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
4.3 Messung mit Magnetfeld (400 mT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

5.1 Lage der 0. Maxima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16


5.2 Absolute Winkeldifferenz der Maxima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
5.3 Einfallswinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
5.4 Winkeldifferenz αi → αi+1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
5.5 Brechungsindizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
5.6 Interferenzordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
e 11 C
5.7 m in Einheiten von 10 kg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

22
Abbildungsverzeichnis

1.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

2.1 Schaltung des Magnets . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4


2.2 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

3.1 Bahn eines Elektrons um den Atomkern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5


3.2 Vektormodell des Zeeman-Effektes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
3.3 Veranschaulichung Ersatzelektronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
3.4 Präzession beim anormalem Zeeman-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
3.5 Die verschiedenen Aufspaltungen anhand des Wasserstoffatoms . . . . . . . 13
3.6 Lummer-Gehrcke-Platte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
3.7 Strahlgang Lummer-Gehrcke-Platte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

4.1 Benennung der Maxima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

5.1 Verschiedene Aufspaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

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