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Seit Spätsommer 1990 gelangten, vertrieben über die Firma Entomoligca1 Livestock Supplies
LTD, HaIesowen, England, Vogelspinnen aus Venezuela nach Europa, die als Pamphobeteus
exsul, Mello-Leitäo,1923 angeboten werden. Ich hatte im September 1990 die Möglichkeit, in
England einige dieser Tiere persönlich zu erstehen. Beim Herausfangen fiel mir damals schon
auf, daß die Tiere sehr stark stridulierten und sehr aggressiv waren. Aufgrund der Tatsache, daß
Tiere der Gattung Pamphobeteus keine Stridulationsorgane aufweisen, konnte es sich bei den
verkauften Spinnen nicht um die angegebene Art handeln. Nachdem sich eines der Tiere gehäutet
hatte und ich die Exuvie untersuchte, kam ich zu dem Ergebnis, daß es sich bei den Tieren um
Theraphosa leblondi (Latreille 18(4) handelte, was sich hauptsächlich auf die Maße des
Prosomas, die Form der Spennatheken und die Stridulationsorgane auf der Coxa des 1.
Beinepaares gründete.
Weitere Untersuchungen wurden durchgeführt, als ich von Herrn Jürgen Kupka, der in Besitz
eines Pärchens dieser Tiere war, in Erfahrung brachte (mündl. Mitteilung), daß das Männchen
Tibialapophysen besitze. Laut Literatur besitzen Männchen der Art Theraphosa leblondi (Latreille
18(4) keine Tibialapophysen. Zwischenzeitlich erhielt ich von Herrn Jürgen Kupka ein
verstorbenes Weibchen und von Herrn Matthias Kupferscbmid ein verstorbenes Männchen, so
daß neue Untersuchungen getätigt werden konnten.
Als Vergleichsmaterial wurden Exemplare von Theraphosa leblondi aus der der Sammlung des
Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe (LNK) herangezogen. Weibchen: LNK Araneae
31. Männchen: LNK Araneae 32.
Material: I Weibchen (Allotyp, Kupka ded. 6.3.91), I Männchen (Holotyp, Kupferscbmid ded.
22.3.91). Das Material wird dem Staatlichen Museum für Naturkunde, Karlsrube zur Verfügung
gestellt und hinterlegt unter Nr. LNK 411 (Männchen) und Nr. LNK 412 (Weibchen).
Fundort· Beide Tiere stammen von o.g. Händler. Dieser gibt als Herlrunftsgebiet Roraima,
Venezuela an.
Diagnose: Eine große Art. Steht der Gattung Theraphosa sehr nahe. Das Männchen unterscheidet
sich durch das Vorhandensein eines Stridulationsorganes an Coxa 11, dünnere Femura und durch
das Vorhandensein von Tibialapophysen im Gegensatz zum Männchen von Theraphosa leblondi.
Das Weibchen unterscheidet sich hauptsächlich durch dünnere Femora im Gegensatz zum
Weibchen von Theraphosa leblondi.
Jfarivatio gominis· Von altgriechisch pseudo = täuschen und ap'ophysis = mit Anhängen. Die
amensge ung soll ausdrücken, daß es sich um eine Vogelspinne händelt, die Theraphosa ähnlich
sieht, aber im männlichen Geschlecht Tasterapophysen aufweist.
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Länll:~ der Qliedmaßen' (mml
~ Alle-Tarsen und die Metatarsen I und 1I vollständig und Met 1Il zu mehr als 1/3.
Relationen: Prosoma kürzer als Pat + Tib I, Pat + Tib II und Pat + Tib 1Il, genauso lang wie
Pat + Tib 1lI, so breit wie Met IV lang. Pat + Tib IV kürzer wie Pat + Tib l.
StemalsiW1~: Alle Sigillen recht nahe am Stemumrand. Hinteres SigillenJ)aM jedoch weiter vom
srerDumran entfernt IÜS vorderes und mittleres Paar, die ungefähr emen Durchmesser weit vom
Rand entfernt sind.
BYlbm;. 8,5 mm lang, apikal leicht verdickt, ansonsten gerade und nahezu zylindrisch, ab dem 2.
drittel flach werdend und einen Löffel bildend, dessen Vertiefung in pI-RiChtung zeigt. Der Rand
des Löffels ist gezackt. Siehe Abbildung.
FärbunIl: und Zeichnung: Grundfarbe kaffeebraun. Beine und Opisthosoma mit vereinzelten,
längeren, orangebraunen Haaren. Prosoma, Cheliceren dorsal und Dorsalseite von Coxa,
Trochanter und Femur, beim Taster und Bein I auch auf Patella mit weinrotem, metallischem
Schimmer. VentraIseite einheitlich braun. An den Femora lange, orangefarbene Haare.
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4mm . . . . . ..
o o 7mm
o Q 5
7
Beschreibung des Weibchens:
Färbung und Ze~hnung: Grundfarbe kaffeebraun. Beine und Opisthosoma mit vereinzelten,
langeren, orang raunen Haaren. Ventralseite einheitlich braun. An den Femora lange,
orangefarbene Haare.
Beschreibung der Scopula, der Relationen, des Clypeus, des Augenhügels, der SternalsigilIen, der
Thoraxgrube, des Labiums und der Spinnwarzen siehe Männchen.
Diskussion: Die neue Gattung und Art hat mit Theraphosa leblondi sehr viele Gemeinsamkeiten,
unterscheidet sich jedoch von ihr in einigen wesentlichen Merkmalen. Die Femora sind bei
beiden Geschlechtern dünner als bei Theraphosa leblondi. Auch besitzt die neue Art an den
Beinen I und II an den o.g. Stellen Fiederhaare, an denen Theraphosa leblondi nur einfach Haare
besitzt. Es ist nicht auszuschließen, da bei dem Weibchen einige Merkmale zum Männchen
differieren, daß dieses nicht der gleichen Art wie der des Männchens angehört und es sich dabei
um Theraphosa leblondi handelt, die in dem Fanggebiet durchaus vorlmmmen könnte. Allerdings
ist der Unterschied zwischen P. apophysis und T. leblondi Weibchen in der Dicke der Femora zu
erkennen. Was es mit dem Vorhandensein des Stridulationsorganes beim Männchen bzw. mit
dem Fehlen beim Weibchen auf sich hat, müßen zukünftige Untersuchungen an l.B. subadulten
Männchen oder anderen Weibchen zeigen.
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Summar;y: A new genus and species, Pseudotheraphosa apophysis, is described. It differs from
Theraphosa leblondi by the presence of a stridulating organ on Coxa Il of the male, and by
thinner femora in both sexes and by the presence of primary & secondary segments of a tibial
spur by the male. The presence of a stridulating organ on Coxa I and Il in the subfamily
Theraphosinae has not yet described.
Abbildunesnachweis:
Literatur:
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ScäUt.\966): Contribuciön äl Conocimiento de Theraphosa leblondi.- Mem. Inst.
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Schmidt G (989)' Vogelspinnen, 3. Aufl., pp. 126, Blüchel & Philler, Minden.
Smith. A (986)' The Tarantula ciassifiaction and identification guide, 1. Aufl., pp. 180,
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Strand E. (907): Jahresh. Ver. Naturk. Württbg.: 62-66.
Anschrift stes
V~sers:
AIidfeäS Imter,genstr. 16, D-7151 Aftalterbach.