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Call of Cthulhu - Ägypten
Call of Cthulhu - Ägypten
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-g__ H.P. Loveerafts Cthulhu - - - - - -- -- - - - - - -
Quellenbuch:
DER MYTHOS
Abenteuer-Folio:
DIE TRAUMLANDE
Abenteuer:
JENSEITS VON KALKAMAL
WEISSE SPUREN
NARRENBALL
- ------Impress11D1
--H.P. Lovecrafts - - - - -
Cth-...- ••
Agypten 1. Auflage September 1992
Einleihau
Ein so altes und geschichtsträchtiges Land Ausführlich und mit vielen Plänen, Karten, sten Altägypter und Persönlichkeiten der
wie Ägypten zu beschreiben und dem Le- Grundrissen und Photos werden in den 20er Jahre vorgestellt werden, beschließt
ser näherzubringen, ist ein Unterfangen, Abschnitten »Zeugnisse aus alter Zeit« und »Der Sonne dunkle Seite« dieses Buch. Die-
das fast unmöglich ist. Ganze Bibliotheken »Eine Reise durch Ägypten« die interessan- ses letzte Kapitel enthält die Tagebuchnoti-
können mit Literatur zu dem Land am Nil testen und wichtigsten Ruinen, Tempel, zen des Schriftstellers Frank Leyden, der
gefüllt werden, und immer noch gibt es Pyramiden und Orte Ägyptens dargestellt. . während seines Ägypten-Aufenthalts auf
etwas, das fehlt und das man gern noch Das Kapitel »Eine Reise durch Ägypten« Spuren des berüchtigten »schwarzen Phara-
nachtragen möchte. enthält neben den Stadtbeschreibungen os« Nephren-Ka gestoßen ist.
Die Autoren dieses Abenteuerfolios ha- auch Listen von nützlichen Adressen zu
ben sich daher bemüht, sich auf die Teile den einzelnen Orten, die den Spielleiter Während auf den Inhalt der Abenteuer
des Landes zu beschränken, die von mit Hotels, Postämtern, Kirchen und all im Vorwort des entsprechenden Buches
spieltechnischer Relevanz für eine Cthul- jenen Ämtern und Etablissements versor- näher eingegangen werden soll, sei an
hu-Kampagne im Land am Nil sind. Die gen, nach denen Spieler bevorzugt fragen. dieser Stelle noch kurz der »Leitfaden für
folgenden 80 Seiten geben einen (sehr Der Ton in diesen Kapiteln ist bewußt Reisende« erwähnt. Dieser Reiseführer ist
verkürzten) Überblick über die Geschich- an jenen in typischen Reiseführern der sowohl für den Spielleiter, als auch für die
te, beschreiben die wichtigsten Ruinen- 20er Jahre angelehnt, um dem Leser die Spieler gedacht, die sich in ihm über Rei-
stätten und Örtlichkeiten, diskutieren Kli- geeignete Atmosphäre zu vermitteln. semöglichkeiten, Hotelkosten, benötigte
ma und Tierwelt, bieten einen »Schnell- »Götter aus uralter Zeit« beschreibt den Kleidung und andere nützliche Dinge in-
kurs« in Hieroglyphenkunde und beschäf- umfangreichen Pantheon der alten Ägyp- formieren können, die sie für einen Auf-
tigen sich mit der Götterwelt und dem To- ter, während im Kapitel »Totenglaube« enthalt im Land der Königre benötigen.
tenglauben der alten Ägypter. über Totenkult und Mumienkunde berich-
Es seien einige Anmerkungen zu den tet wird. Eine letzte Anmerkung sei noch zu den
einzelnen Kapiteln erlaubt: »Anmerkungen zum Ursprung der alt- abgedruckten Karten und Grundrissen er-
»Die ersten 5.000 Jahre« bieten einen ägyptischen Magie« bringt neue Erkennt- laubt. Dem Leser wird auffallen, daß eini-
Kurzabriß der Pharaonenzeit, der dem nisse aus dem Nachlaß des berühmten ge Karten mit französischer oder engli-
Spielleiter neben geschichtlichen Daten Forschers Phileus P. Sadowsky, zusam- scher Beschriftung versehen sind und
auch Anregungen für Abenteuer bieten mengetragen und erweitert durch seinen auch ihr Stil sehr unterschiedlich ist. Dies
soll. Das anschließende Kapitel »Neuere Kollegen Dr. Heiland. entspricht der tatsächlichen Zusammen-
Geschichte« führt dann in die spielrelevante Der ,magische, Bereich dieses Buches stellung zeitgenössischer Kartenwerke
Zeit der 20er Jahre und beschreibt die poli- wird abgeschlossen durch das Kapitel und Reiseführer. Im Interesse, die jeweils
4 tischen Geschehnisse, deren Verlauf zur »Zauberei und Symbolik«, in dem die wich- besten verfügbaren Karten und Pläne zu
Unabhängigkeit Ägyptens führten. Auch tigsten Kultgegenstände, Symbole und verwenden (die leider trotzdem nicht im-
diese Darstellung kann mit ihren manigfal- Zauberzeichen erklärt werden. mer einen hundertprozentig befriedigen-
tigen Intrigen und Aufständen den Spiellei- Mit der Religion der Ägypter der 20er den Zustand boten), wurde auf ein ein-
ter zu Abenteuerideen inspirieren. Jahre beschäftigt sich »Islam und Koran« heitliches Kartenbild verzichtet.
Ägypten ist hauptsächlich für Forscher und bietet dem Spielleiter Anregungen
und Archäologen ein Tummelplatz und El und Hilfen für das Verständnis des unge- Und sollte dem geneigten Leser die eine
Dorado. Der chronologische Abriß »For- wohnten Kulturkreises ,Islam,. oder andere Information fehlen, so halte er
schungsgeschichte« listet die wichtigsten Im Kapitel »Hieroglyphen« findet sich sich an die Weisheit der alten Ägypter:
Entdeckungen und Forschungen auf. schließlich ein ausführliches Wörterbuch Auf dein Wissen
Die Kapitel »Vielfältiges Ägypten« und mit altägyptischen Ausdrücken, das es sollst du nie stolz sein
»Tierwelt« machen den Spielleiter (aber dem Spielleiter erlaubt, eigene Hierogly- und auf deine Gelehrsamkeit
auch die Spieler) mit Klima, Landschafts- phentexte zu erstellen. sollst du dich nie verlassen.
struktur und all dem vertraut, was in dem Nach dem Kapitel »Who is Who in Ägyp- Es gibt noch viele Dinge,
Land am Nil kreucht und fleucht. ten«, in dem Kurzbiographien der wichtig- von denen du noch nie gehört hast.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - D i e ersten S.000 Jahre - -
Die ersten
S.OOOJahre
Der heutzutage am weitesten verbreitete ne starke Zentralregierung gab. Die Jahr- Unterägypten ist das politische Zentrum,
Antrieb, das Land am Nil zu besuchen, hunderte, in denen das Land nicht unter ei- während in Oberägypten der Gottesstaat
stellt eine Urlaubs- oder Bildungsreise dar, ner Herrschaft war, nennt man »Zwischen- des Amun entsteht. Hier ist der Gott der
die man sieh wenigstens einmal im Leben zeiten«, von denen es drei gibt. Auf diese Herrscher, der alles Geschehen mittels
gönnen sollte. Doch nicht das zeitgenössi- Epochen folgen die griechische, die römi- Orakelentscheidungen lenkt. Während
sche Ägypten zieht die Scharen von Besu- sche und die islamische Zeit. sich in Unterägypten die Herrscherhäuser
chern an, sondern vielmehr die Relikte je- Kehren wir zu unserem ersten König gegenseitig den Einfluß streitigmachen,
ner fremd anmutenden Tage, als noch zurück. Er steht am Anfang der Thiniten- bleibt der Gottesstaat bis zum Ende der 3.
Pharaonen über das Wohl und Wehe des zeit, die die ersten beiden Dynastien um- Zwischenzeit funktionstüchtig erhalten.
Landes entschieden, sind es, die den Tou- faßt. Diese Zeit ist gleichsam ein Vorspiel, Spätzeit nennt man die Zeit, in der das
rismus zu einer lohnenden Unternehmung aus dem sich die kulturelle Höhe des Al- Land zwar wieder unter einem Herrscher
für Ägypten gemacht haben. Um dem ten Reichs entwickelt. Häufig wird das stand, jedoch zu einer Art Forum der Völker
Touristen wie dem Abenteurer wenigstens Alte Reich auch Pyramidenzeit genannt, wurde. Mal waren Ägypter, mal Nubier,
eine kleine Möglichkeit einzuräumen, all da damals die großartigsten dieser Denk- mal Assyrer, mal Perser die Herren des Lan-
die visuellen Eindrücke jahrtausende- mäler entstanden. Pyramiden wurden in des. Auch die Griechen hatten mit ihren
oder jahrhundertealter Größe richtig in ih- der 3. - 6., 12., 13. und 15. Dyn. errichtet. Söldnertruppen politisches Gewicht. Erst
rer Zeitfolge einzuordnen, sei hier eine Die berühmtesten Pyramidenbauer, Che- Alexander der Große, mit dem die make-
kurze Übersicht über die Entwicklung ge- ops, Chephren und Mykerinos, welche die donisch-griechische Zeit beginnt, been-
geben, die Ägypten zu dem machte, was drei Pyramiden von Gizeh errichten lie- det die Zeit der kurzlebigen Königshäuser.
es heute ist, nämlich ein prosperierendes ßen, gehören der 4. Dyn. an. Nach seinem Tode etabliert sich die Ptole-
islamisches Land, in dem Neuzeit und An- Auf das Alte Reich folgt die 1. Zwi- mäerdynastie und regiert das Land 300 Jah-
tike gleichermaßen vertreten sind. schenzeit, in der das Land in viele Fürsten- re lang. Kleopatra ist ihr letzter Sproß, nach
tümer zerfällt, die sich gegenseitig mit Krieg ihr kommen die Römer, und das Land wird
Die Steinzeit beginnt in Ägypten um überziehen. Schließlich gelingt es einer zu des Kaisers persönlicher Kronkolonie.
60.000 v.Chr. und endet zu Beginn der thebener Adelsfamilie, das ganze Land un- Nach Christi Tod wird auch Ägypten von
Bronzezeit um 3.000. In dieser Zeit bildet ter Kontrolle zu bekommen und den König dessen Missionaren besucht, die dort eini-
sich aus dem umherziehenden Jäger und zu stellen. Hier beginnt das Mittlere gen Erfolg haben: Im 6. Jahrhundert ist das
Sammler der seßhafte Bauer, der Pflanzen Reich, welches in kultureller Hinsicht eine ganze Land christianisiert.
und Tiere domestiziert. Diese Entwicklung weitere Hochblüte darstellt. Nach Ende der
verläuft unterschiedlich schnell. Beim Ein- über zweihundertjährigen Herrschaft der Tabellarisehe Übersieht
tritt in die schriftlich fixierte Zeit (um 3.000) 12. Dyn. bricht die 2. Zwischenzeit an. Altsteinzeit .... ... . . 60.000 - 8000 V. Chr.
s
haben sich zwei Reiche herausgebildet: ei- Die aus Syrien hinabziehenden Hyksos er- Mittelsteinzeit .. . .. ............ 8000 - 5000 V. Chr.
nes in Unterägypten, das von seßhaften richten in Unterägypten eine Herrschaft, Jungsteinzeit ............ .. 5000 - 4000 v. Chr.
Bauern bevölkert wurde, und ein ober- die 100 Jahre Bestand hat, bevor sie von Kupfersteinzeit .................... 4000 - 3000 v. Chr.
ägyptisches Reich, dessen Angehörige sich den Thebanern entthront werden.
Thinitenzeit (1. & 2. Dyn.) .. .. 3000 - 2715 v. Chr.
trotz der Seßhaftigkeit nomadische Züge Dem Neuen Reich gehören so illustre
Altes Reich (3. - 6. Dyn.) ...... 2715 - 2165 v. Chr.
bewahrt hatten. Oberägyptische Expansi- Pharaonen an wie Thutmosis III., Königin
1. Zwischenzeit
onsbestrebungen führten zur Eroberung Hatschepsut, Echnaton, Tutanchamun, (7. - 10. Dyn.) ... .... .... 2165 - 2040 v. Chr.
des Nildeltas nach einer knapp hundertjäh- Ramses II. und Ramses III. Mittleres Reich
rigen Spanne von Kriegen. An ihrem Ende Erfreute sich das Land währer,J der 18. (11. & 12. Dyn.) ......... 2040 - 1785 v. Chr.
stand die »Vereinigung der beiden Länder« Dyn. des Wohlstandes, so sank der Lebens- 2. Zwischenzeit
durch Pharao Menes. Dieser König wird standard während der 19. und 20. Dyn. be- (13. - 17. Dyn.) ........... 1785 - 1530 v. Chr.
von Manetho, einem ägyptischen Priester trächtlich, so daß es öfters zu Lebensmittel- Neues Reich
aus dem 3. Jahrhundert v.Chr., der eine Ge- rationierungen und Hungersnöten kam. (18 - 20. Dyn.) .. 1530 - 1070 v. Chr.
schichte Ägyptens geschrieben hat, als der Der Glanz der alten Tage konzentrierte sich 3. Zwischenzeit
(21. - 24. Dyn.) ...... .. 1070 - 712 v . Chr.
Begründer der 1. Dynastie geführt. Auf Ma- nur noch auf den Hof des Pharao, dessen
Spätzeit (25 - 31. Dyn .) ... .. .... 712 - 332 v. Chr.
netho geht auch die allgemein übliche Un- Bauvorhaben immer gewaltiger wurden.
terteilung nach Dynastien (Dyn.) zurück. Das Neue Reich hinterließ uns aber trotz Griechische Zeit ........................ 332 - 30 v. Chr.
Die Ägyptologen des 19. Jahrhunderts gin- der innenpolitischen Probleme herausra- Römische Zeit ... 30 v. Chr - 64 n. Chr.
gen dazu über, bestimmte Dynastien in gende Kunst. Die letzten acht Könige, Ram- Islamische Zeit .... ...... 642 - heute
größere Zeiträume zusammenzufassen die ses IV.- XI. waren politisch völlig bedeu- - Acht Dynastien ........................... 671 - 1517
man »Reiche« oder »Zwischenzeiten« nann- tungslos und geben dem Neuen Reich ein - Osmanen .................. 1517 - 1798 (de facto)
te. Man unterscheidet ein »Altes Reich«, ein eher unauffälliges Ende. 1517 - 1923 (de jure)
»Mittleres Reich« und ein »Neues Reich«. Je- Die 3: Zwischenzeit sieht wieder das - Mohammad Alis Dynastie .... 1805 - 1914
des Reich definiert sich dadurch, daß es ei- Auseinanderfallen des geeinigten Landes. - Sultanat ......................... .. 1914 - ·1922
- Königtum ............. . 1922 - 1952
H.P. Loveerafts Cthulhu
Der drastischste religiöse und historische ägyptologische Forschung ihren Anfang herabgesunkenen Khediven und seine Be-
Einschnitt fällt in die Jahre 639 - 64. Relativ durch diesen Feldzug. rater zu entmachten, geriet Ägypten mehr
unblutig gelingt es den islamischen Ara- In das Machtvakuum, das Napoleon in und mehr unter die Kontrolle Großbritanni-
bern, Ägypten zu erobern und den Islam Ägypten hinterließ, stieß der albanische ens, das nach Ausbruch des Großen Krie-
im Laufe von 200 Jahren endgültig zu eta- Offizier in der türkischen Niltruppe, Mo- ges sofort das Kriegsrecht und das Protek-
blieren. Von nun an wechseln sich sunniti- hammad Ali. Es gelang diesem überaus fä- torat über Ägypten ausruft. Allerdings for-
sche und schiitische Kalifendynastien ab, higen Mann, sich eine fast unangreifbare miert sich sofort nach Kriegsende eine na-
bis 1517 das Land am Nil Teil des türki- Machtposition zu verschaffen und für sich tionale Opposition, die die Souveränität
schen Osmanischen Reiches wird. Die tür- und seine Familie das erbliche Vizekönig- des Landes fordert. Es kommt zu häufigen
kischen Statthalter können ungestört ihren tum (Khediventum) zu sichern. Mit Hilfe gewalttätigen Ausschreitungen gegen die
Intrigen und Machteifersüchteleien nach- seiner europäischen Berater machte er Briten und kollaborierende Ägypter, die
gehen, bis Napoleon 1798 zur Eroberung Ägypten zu einem modernen Staat, doch mehrfach den Charakter eines Aufstands
des Landes schreitet, um sich den Seeweg gelang es seinen Nachfolgern nicht, sich annehmen. 1922 entläßt Großbritannien
durch den schon damals geplanten Suez- des immer größeren Einflusses der Berater Ägypten einseitig in die bedingte Souverä-
kanal präventiv zu sichern. zu erwehren, die langsam selbst die Macht nität, die von der ägyptischen Regierung
Das Unternehmen schlägt durch briti- im Staate übernahmen. Trotz des einen aber nicht anerkannt wird. lm selben Jahr
sche Intervention fehl, doch nahm alle oder anderen Versuchs, den zur Marionette wird Fuad König von Ägypten.
Neuere
Gesehiehte
Die Ursachen für die innenpolitischen Zu- Großbritannien verfestigt nun stetig seine niert, Gebäude, Getreide und Vieh be-
stände im Ägypten der Zwanziger Jahre Macht im Lande. Britische Beamte über- schlagnahmt und 1,5 Millionen Ägypter in
reichen in ihren Anfängen bis in die Zeit nehmen Armee, Gerichtswesen und Anti- Arbeitskader gesteckt. Daß die Briten den
Napoleon Bonapartes zurück. Seit dessen kendienst. Die Macht des Khediven bleibt Khediven abgesetzt und den Sultan in
Feldzug nach Ägypten 1798/ 99 sahen die scheinbar unangetastet, doch die eigentli- Stambul bekriegt hatten, waren schließlich
Briten dort ein Interessengebiet, da schon chen Herrscher sind die britischen Gene- die Tropfen, die das Faß zum überlaufen
damals Pläne existierten, bei Suez einen ralkonsuln Malet (1882) Lord Cromer brachten. Das Kind dieser Wut ist die •De-
Kanal zu bauen, der den Seeweg nach In- (1883 - 1907), Sir Eldon Gorst 0908 - 1910) legation Ägyptens• (Wafd al-Misri) , eine
dien und Australien erheblich verkürzen und Lord Kitchener (1911 - 1914). Das Os- politische Organisation, deren Ziel es ist,
sollte. Dieses Projekt wurde dann 1859 manische Reich, dem Ägypten völker- die Abschaffung des Kriegsrechts und des
gegen den englischen Widerstand von rechtlich aufgrund der Eroberung durch Protektorats durchzusetzen und die Unab-
dem französischen Konsul Ferdinand de die Türken 1517 angehört, ist zu schwach, hängigkeit zu erreichen.
Lesseps nach den Bauplänen des Österrei- als daß es intervenieren könnte. Doch erst Kopf der Bewegung ist der 1860 gebo-
chers Negrelli begonnen und 1869 vollen- nach dem Weltkrieg, der die Türkei als ei- rene Said Zaghlul Pascha. Vor dem Krieg
det. Da Ägypten 1875 in eine finanzielle nen der großen Verlierer sah, verzichtet als Bildungs- und als Justizminister tätig
Krise geriet, mußte es seine Suezkanalakti- sie in den Verträgen von Sevres (1919) und gewesen, gelingt es diesem politisch ver-
en für ein Spottgeld verkaufen: Der engli- Lausanne (1923) auf ihren ohnehin nur sierten Mann, in Gestalt der Wafd die best-
sche Premier Disraeli gab mit Unterstüt- noch de jure bestehenden Anspruch. organisierteste Massenpartei des moder-
zung des Bankiers Rothschild 4 Millionen Während des Weltkrieges herrscht nen Ägypten zu schaffen. Da die Wafd ihre
Pfund für 180.000 Aktien. Damit wurde Großbritannien durch Kriegsrecht Basis in den anti-britischen Gefühlen der
Großbritannien der größte Anteilseigner, (2.11.1914 - 5.7.1923) und die Errichtung Einheimischen findet, kann sie die öffent-
da die französischen Aktien in vielen Pri- eines Protektorats (18.12.1914 - 14.3.1922) liche Meinung gegen die der Kollaborati-
vathänden lagen. Ägypten hatte jetzt kei- absolut über Ägypten. Die Hochkommis- on verdächtigte Regierung ausspielen und
nen Einfluß mehr auf die Geschicke des sare, die die Rolle der Generalkonsuln diese so unter Druck setzen.
Kanals, der nun nicht mehr von engli- übernommen haben, sind von 1914 bis Als am 18.1.1919 die Friedenskonfe-
schen Schiffen boykottiert wurde. 1922 MacMahon, Wingate und Lord Allen- renz in Paris beginnt, verschärft die Wafd
Es gelang England und Frankreich zu- by. In dieser Zeit gerät der Suezkanal end- ihre Agitation gegen die ägyptische Regie-
dem, den Herrscher Ägyptens, den Khedi- gültig unter völlige Kontrolle Englands. rung. Die Bewegung will die Aufhebung
ven Ismail, in seiner Handlungsfreiheit Ansonsten bekommt Ägypten nicht viel des Protektorats von der Friedenskonfe-
einzuschränken und ihm einen Ministerrat vom Krieg mit, die horrenden Preise auf renz verhandeln lassen, wobei die •Dele-
aufzuzwingen, in dem auch ein Franzose dem internationalen Baumwollmarkt ma- gation Ägyptens• die Verhandlungen unter
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und ein Engländer saßen. 1881/82 ver- chen Ägypten zu einem relativ wohlha- Ausschluß der ägyptischen Regierung füh-
suchte Orabi Pascha mit Hilfe des Militärs benden Land. ren will. Die Agitation der Wafd führt
eine parlamentarische Regierung gegen schließlich zum Rücktritt von Regierungs-
den von den Europäern als Marionette be- chef Rushdi am 1.3.1919.
nutzten Khediven Taufiq durchzusetzen. Ägypten von 1918 Das Land ist jetzt ohne Regierung, und
die Briten sehen die Wafd als gefährlich
Bei den Unruhen wurden auch zahlreiche
Europäer getötet, so daß Großbritannien bis 1936 an. Am 8. März werden Zaghlul und die
und Frankreich eine gemeinsame Flotte Auch nach dem Krieg behält Großbritan- Führungsspitze der Wafd festgenommen
vor Alexandria schickten. Da Orabi Pascha nien mittels Protektorat und Kriegsrecht und auf den britischen Marinestützpunkt
Alexandria in den Verteidigungszustand die militärische Kontrolle über Ägypten. Malta gebracht. Schwere Unruhen und
setzte, kam es im Juli 1882 zur berüchtig- Da das Land weder Teil des Britischen Streiks sind die Folge. Es gibt Demonstra-
ten Beschießung der Stadt durch Admiral Empires noch Kolonie war, können die tionen und Plünderungen in den großen
Seymour. Die Franzosen beteiligten sich Engländer weder eine Regierung einset- Städten; auf dem Lande werden Telefon-
allerdings nicht daran. Derweil bildete zen noch Reformen durchführen. Gleich- leitungen gekappt und Züge und briti-
Orabi Pascha in Kairo eine Gegenregie- wohl setzen sie den ägyptischen Staatsetat sches Militär angegriffen. Der Aufstand es-
rung, die aber nach seiner Niederlage in fest und haben ein wachsames Auge auf kaliert am 18.3. mit der Ermordung von
einer Landschlacht wieder aufgelöst wur- die Regierung des Landes. acht britischen Offizieren bei einem An-
de. Er selbst mußte das Land verlassen. Wenn Ägypten auch nicht in kriegeri- griff auf einen Zug auf der Strecke Assuan-
Von nun an steht Ägypten unter briti- sche Auseinandersetzungen während des Kairo. Die Briten antworten mit strenger
scher Oberhoheit. Einsprüche der Türkei Weltbrandes 1914-18 verwickelt gewesen Anwendung des Kriegsrechts und mit Mili-
und Frankreichs werden durch scheitern- ist, so gibt es doch genügend Gründe für tärgerichten. Auch die Niederbrennung
de Konferenzen zu Fall gebracht. 1904 den Ägypter, seinen Zorn auf die Briten zu von Dörfern wird in Erwägung gezogen.
zieht sich Frankreich endgültig aus Ägyp- richten, wurden doch massenhaft Trup- Die blutigen Unruhen ebben erst am 7.
ten zurück. pen des Commonwealth im Lande statio- April ab, dem Tag, an dem die Anführer
H.P. Loveerafts Cthulhu
der Wafd freigelassen werden und nach Grofsbritannien am 28.2.1922, Ägypten in hängigkeitsbeschlusses durch das briti-
Ägypten zurückkehren. Zwei Tage später die Unabhängigkeit entlassen zu wollen. sche Parlament erklärt Fu'ad Ägypten am
bildet Rushdi Pascha eine neue Regierung, In d r Erklärung wird festgestellt: 15.3.1922 für souverän und nimmt die Kö-
und am 11.4. wird die Wafd zur Friedens- - Das britische Protektorat wird aufge- nigswürde an. Die Khedivendynastie
konferenz zugelassen. Im Mai wird dort hoben; Ägypten ist ein souveräner Staat schließt er von der Thronfolge aus.
aber das britische Protektorat von allen al- - das Kriegsrecht wird aufgehoben, Derweil gehen die Händel weiter. Jede
liierten Ländern anerkannt. Die Wafd war wenn Ägypten eine Entschädigung zahlt Regierung, die der Wafd nicht paßt, hat
ersteinmal gescheitert; Streiks beherr- - die Fragen nach der • icherheit der mit Anschlägen auf britische Staatsbürger
schen die politischen Verhältnisse in Einrichtungen des Empires in Ägypten•, zu kämpfen. Im Winter 1922/23 kulminie-
Ägypten für den Rest des Jahres. die militärische Verteidigung des Landes, ren die Attentate. Ein Militärgouverneur
wird eingesetzt, das Hauptquartier der
Wafd geschlossen und ihre Mitglieder ver-
haftet. Ruhe herrscht im Lande allerdings
erst wieder, als Zaghlul Pascha im April
1923 freigelassen wird und am 17. Septem-
ber von den Seychellen zurückkehrt.
Ebenfalls im April erläßt König Fu'ad
eine neue Verfassung. In ihr festgeschrie-
ben sind der Parlamentarismus, der Islam
als Staatsreligion und die Pressefreiheit.
Darüber hinaus gibt sie dem König soviel
Macht, daß er in der Lage ist, die Autorität
des Parlamentes und der Regierung zu
untergraben. Fu'ad wird von dieser Mög-
lichkeit öfters Gebrauch machen. Da eine
neue Verfassung in Kraft getreten ist, se-
hen sich die Briten legitimiert, das Kriegs-
recht aufzuheben, was am 5. Juli ge-
schieht. Mit der Aufhebung des Kriegs-
rechts geht die Ersetzung britischer Beam-
ter durch ägyptische taatsdiener einher.
Die Abfindung eines nicht-ägyptischen
Beamten konnte sich auf bis zu 8.500
Ägyptische Pfund belaufen.
Die erste allgemeine Wahl findet am
12.1.1924 statt. Um die Wählergunst
kämpfen unter anderen die 1907 gegrün-
dete Nationalistische Partei, die Wafd und
die Liberale Konstitutionelle Partei, die
von Adli Yeken im Oktober 1922 gegen
die Wafd gegründet worden war. Yekens
Partei wurde vor allem von der osmani-
8 schen Oberschicht unterstützt. Aus der
Wahl geht die Wafd als Sieger hervor, die
überwältigende 90% aller Stimmen auf
sich vereinigen kann. Said Zaghlul Pascha
wird vom König mit der Regierungsbil-
dung beauftragt. Am 15. März tritt das erste
frei gewählte ägyptische Parlament zu-
sammen. Die Massen sahen in Zaghlul of-
fenbar ihren kompromißlosen ational-
helden, während seine Gegner fast schon
als Kollaborateure galten. Kaum im Amt,
Ägyptische Familie Ende des 19. Jahrhunderts
beginnt die Wafd alle wichtigen teilen im
Ab 1920 werden die Verhandlungen der Schutz fremder Interessen und der bürokratischen System mit ihren Männern
zwischen Ägypten und Großbritannien Minoritäten sowie andere ungelöste Pro- zu besetzen.
wieder aufgenommen. Im Juli 1921 fährt bleme bleiben in der Schwebe Um die in der •Unabhängigkeitserklä-
der ägyptische Regierungschef Adli Yeken - bis zur Klärung dieser Fragen bleibt es rung• beschriebenen Fragen zu klären, ist
nach London. Gegen s ine Regierung und beim Status Quo. Zaghlul bereit, im Juli 1924 nach London
seine Mission organisiert die Wafd De- zu reisen und mit dem briti chen Premier
monstrationen, die in Gewalttätigkeiten Praktisch hat sich die politische Situati- MacDonald zu verhandeln. Zuvor wird je-
nden. Die Briten bringen daher Zaghlul on also nicht verändert. Ägypten ist ledig- doch am 12.7.1924 ein Attentat auf ihn ver-
Pascha Ende 1921 nach Aden im Jemen. lich nominell souverän geworden. Aus übt. Der ägyptische Staatschef wird leicht
Die Wafd antwortet mit terroristischen diesem Grunde erkennt die ägyptische verletzt. Der Täter, ein ägyptischer Medi-
Anschlägen. Schließlich haben es die Bri- Regierung diese einseitig erklärte Unab- zinstudent, war extra aus Berlin angereist,
ten satt: Sie deportieren Zaghlul im März hängigkeit nicht an. Anders der Sultan: Ei- da er fürchtete, Zaghlul werde ägyptische
1922 auf die Seychellen. Zuvor erklärte nen Tag nach der Ratifizierung des Unab- Interessen verraten. Die Verhandlungen
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mit MacDonald im September und Okto- verurteilt und sieben exekutiert. Eine Stra- hen aus, bei denen Ausländer beraubt
ber verlaufen jedoch ohne ein befriedi- fe wird in lebenslange Haft umgewandelt. werden und der Kairener Innenstadtver-
gendes Ergebnis. Ziwar Pascha, der jetzige Premiermini- kehr zum Erliegen kommt. Die Ausschrei-
In dieser Situation kommt es zu einem ster, hat nicht nur seine liebe Mühe mit tungen sind vergleichsweise geringfügig
Zwischenfall, der die anglo-ägyptischen den Engländern, sondern muß sich auch in ihrer Brutalität, doch sind die Nerven
Beziehungen schwer belastet. Am einer komplizierten Regierungssituation aller Beteiligten derart angespannt, daß
19.11.1924 wird ein Attentat auf den briti- stellen. Er ist kein Mitglied der Wafd, muß die Briten am 30.4. fünf Schlachtschiffe vor
schen Oberbefehlshaber der ägyptischen aber mit einem Parlament arbeiten, in dem die ägyptischen Hafenstädte schicken. Die
Streitkräfte und Generalgouverneur des diese Partei eine erdrückende Mehrheit Engländer sprechen eine »letzte Warnung«
Sudan Sir Lee Stack, verübt. 20 Schüsse besitzt. Am 24.12.1924 erhält Ziwar vom aus. Diese Machtdemonstration verfehlt
werden auf seinen Wagen abgegeben, als König die Genehmigung, das Parlament ihre Wirkung nicht: Im Land herrscht wie-
er sich durch die Straßen von Kairo vom aufzulösen. Neuwahlen finden am der Ruhe; nichts hat sich verändert.
Ägyptischen Kriegsministerium aus nach 12.3.1925 statt. Die anderen Parteien Die Regierung überlebt ihre politische
Hause fahren läßt. Eine von den Attentätern schließen sich gegen die Wafd zusammen, Niederlage nur bis zum 25. Mai des Jahres.
präparierte Bombe zündet nicht. Die Täter und es gelingt ihnen immerhin, die Mehr- Der König löst das Parlament auf, läßt kei-
entkommen; der Oberbefehlshaber erliegt heit der Wafd auf 58% herabzudrücken. Es ne Neuwahlen zu und regiert mittels De-
am folgenden Tag seinen Verletzungen. gelingt den anderen Parteien, eine Min- kret und durch den Strohmann Muhamm-
Das offizielle Ägypten (König, Regierung derheitsregierung zu stellen, die aber noch ad Mahmud von der Liberalen Konstitutio-
und Presse) ist bestürzt über diese Untat. im selben Monat bereits wieder ihr Ende nellen Partei. Die Zensur wird wieder ein-
Zwar war im rechtlichen Sinne Ägypten für findet. Eine neue Parlamentswahl wird geführt, Studenten das Demonstrations-
die Sicherheitsmaßnahmen verantwortlich, erst am 22. Februar 1926 angesetzt. Die elf recht genommen und Äußerungen gegen
doch waren der Polizeikommandant von Monate dazwischen gelten als die Zeit, in den König als Agitation verstanden und
Kairo und der Beauftragte für Öffentliche der König Fu'ad das erste Mal versucht, unter Strafe gestellt. Da aber die Briten nur
Sicherheit Engländer. eine Art von Monarchie hinter parlamenta- mit einer frei gewählten Regierung über
Als die Nachricht vom Tode Stacks in rischer Fassade zu praktizieren. Das Land die Unabhängigkeit des Landes verhan-
London eintrifft, gibt die britische Regie- wird nur durch königliche Dekrete regiert deln wollen, werden schließlich doch wie-
rung Befehl, Truppen nach Ägypten und und Ziwar Pascha als nomineller Staat- der Wahlen zugelassen. Am 1.1.1930 bil-
dem Sudan zu bewegen. Am Nachmittag schef zum ausführenden Handlanger de- det Nahhas die dritte Wafd-Regierung, die
des 22.11.1924 übergibt der britische gradiert. sich diesmal mit den Auswirkungen der
Hochkommissar von Ägypten, Lord Allen- Kurz vor der Wahl wird im Januar 1926 Weltwirtschaftskrise herumschlagen muß.
by, Zaghlul zwei Verlautbarungen. Die Art die dem König nahestehende Ittihad-Par- Als die anglo-ägyptischen Verhandlungen
und Weise der Übergabe ist erniedrigend tei gegründet. Die Wahlen im Mai bringen zu nichts führen, wird die Regierung am
für die ägyptische Regierung. Lord Allen- der Wafd eine Mehrheit von 71 %. Sie bil- 17. Juni gestürzt. Wieder übernimmt der
bys Wagen wurde von einem ganzen Regi- det mit der Liberalen Konstitutionellen König die Regierungsgeschäfte; sein star-
ment britischer Kavallerie eskortiert. Vor Partei eine Koalitionsregierung und läßt ker Mann ist diesmal Ismail Sidqi, der als
dem Parlamentsgebäude angekommen, diese sogar den Regierungschef stellen, Liberaler zusammen mit der palastnahen
wurde Allenby durch eine Fanfare seiner um sie in die Pflicht zu nehmen. Ittihad-Partei die Regierung stellt.
berittenen Trompeter angekündigt. Die Auf dem innenpolitischen Plan steht Am 22.10.1930 erläßt Sidqi eine neue
Reiterei blockierte das Parlamentsgebäu- nun die Umstrukturierung der Armee. Von Verfassung. Das neue Wahlrecht schließt
de, und Allenby verlas Zaghlul auf offener 1922-26 wuchs die Truppenstärke von 80% der Ägypter aus. Die Ministerien wer-
Straße den Inhalt der Depeschen. Dann 4.800 auf 10.580 Soldaten an. Gleichzeitig den dem König und nicht mehr dem Parla-
übergab er ihm französische Übersetzun- sank die Zahl der britischen Offiziere von ment unterstellt. Die Wafd schürt die Un-
gen und ging sofort wieder. In der sofort einhundertzweiundsiebzig auf neun. Als ruhen im Lande, so daß es bei den Wahlen 9
anberaumten Krisensitzung des ägypti- die Regierung auf Schwierigkeiten stößt, im Juni 1931 und das ganze Jahr 1932 zu
schen Kabinetts wird den britischen For- die seit der Ermordung von Sir Stack va- Gewalttätigkeit und Blutvergießen
derungen nach offizieller Entschuldigung, kante Stelle des Oberbefehlshabers sowie kommt. Auch die britische Kanonenboot-
Beibringung der Mörder, Verbot von De- die des Oberinspekteurs der Truppen auf- politik nützt diesmal nichts. Mehrere At-
monstrationen und der Zahlung einer Ent- zulösen, tritt Yeken im April 1927 zurück. tentate auf Sidqi bleiben erfolglos. 1934
schädigung von 500.000 Pfund Sterling Sein Nachfolger wird der liberale Sarwat schließlich, nach mehreren Marionettenre-
nachgekommen. Abgelehnt werden die Pascha. Dessen Bemühungen zielen in die gierungen, beschließt der König, offen alle
Forderungen, die Ägyptens Einfluß im Su- gleiche Richtung, nur will er zusätzlich Macht für unbestimmte Zeit zu überneh-
dan schwächen und größere britische noch die Sollstärke der Armee anheben men. Unter dem Eindruck der italieni-
Kontrolle im Nilland bedeuten würden. und ihre Bewaffnung deutlich verbessern. schen Invasion in Äthiopien setzt er im
Daraufhin besetzen am 24. November um Die Engländer fürchten nun, die Kontrolle Dezember 1935 die Verfassung von 1923
16 Uhr britische Truppen die Zollbehörde über die ägyptische Armee zu verlieren, jedoch wieder in Kraft, um sich den Briten
in Alexandria. Zaghlul tritt noch am selben und entsenden von Malta drei Kriegsschif- anzunähern. Das allgemeine Wahlrecht
Tage zurück, und König Fu'ad betraut den fe, die am 30. Mai vor Port Said und Alex- wird wieder eingeführt. Am 26.4.36 stirbt
Senatspräsidenten Ahmad Ziwar Pascha andria gesichtet werden. Trotz verstärkter Fu'ad I., am 6.5. tritt sein Sohn Faruk die
mit der Bildung eines neuen Kabinetts. Bemühungen von beiden Seiten kommt es Nachfolge an, und am 10.5. kann Nahhas
Die neue Regierung nimmt alle Forderun- zu keiner Einigung. Am 4. März 1928 tritt die vierte Wafd-Regierung bilden. Am
gen der Briten an. Die Truppen werden Sarwat zurück und stirbt ein halbes Jahr 26.8.1936 wird Ägypten unabhängig und
aus Alexandria abgezogen. Den Schluß- später. Bereits am 23.8.1927 war Zaghlul geht mit England eine Militärallianz ein.
punkt dieser Affäre bildet der Prozeß ge- Pascha verstorben, und sein Nachfolger Ein Jahr später wird es auch Mitglied des
gen neun Angeklagte. Mehrere von ihnen Nahhas bildet nun am 16.3.28 eine weitere Völkerbundes. Der Kampf um Souveräni-
sind Mitglieder der Wafd. Am 7. Juni 1925 Koalitionsregierung. Zuvor brechen in tät hatte endlich einen positiven Abschluß
werden acht der Angeklagten zum Tode den Städten Demonstrationen und Unru- gefunden.
H.P. Loveerafts Cthulhu
Forsehuugs„
gesehiehte
Das Folgende ist eine Zusammenstellung 1822 - Jean Francois Champollion gelingt 1857 - Mariette begründet das Ägyptische
von Ereignissen und forschungsgeschicht- es als erstem, die Hieroglyphen mit Hilfe Museum in Kairo.
lichen Daten, die dem Spielleiter eine hö- des Steins von Rosette richtig zu entziffern. 1858 - Mariette wird bis 1881 Leiter der
here Authentizität seines Szenarios ermög- 1828 - Champollion besucht bis 1829 vom Khediven ins Leben gerufenen Alter-
lichen und ihm gleichzeitig Denkanstöße tümerverwaltung.
Ägypten.
liefern soll. Auf die meisten der hier ge-
nannten Stätten und Personennamen wird 1832 - Champollion stirbt am 4. März in 1860 - Mariette entdeckt in Sakkara die
anderswo eingegangen (»Who is Who«; Paris, gerade 41 Jahre alt. Mastaba des Ti und ein Jahr später die des
»Zeugnisse aus alter Zeit«). Da auch weiter Hesire.
1837 - Die ersten wichtigen Grabungen in
zurückliegende Forschungen Auswirkun- Gizeh werden von Oberst Richard Vyse 1863 - Die erste ägyptologische Fachzeit-
gen in späteren Tagen zeitigen können, durchgeführt. Die Zugänge zu allen dorti- schrift wird von Heinrich Brugsch in Leip-
wird hier ein größerer Zeitrahmen bear- gen Pyramiden werden gefunden sowie zig initiiert. Sie heißt »Ägyptologische Zeit-
beitet, als die 20er Jahre dieses Jahrhun- die Leichenreste des Königs in der Pyrami- schrift• (Ä.Z.) und existiert bis heute.
derts. Die politische Entwicklung jener de des Mykerinos. Cheops' Bauherrentum 1874 - Erste geodätische Vermessung der
Zeit entnehme man bitte den entsprechen- wird gesichert durch das Auffinden seines Pyramiden von Gizeh durch den Astrono-
den Geschichtsabschnitten. Zuletzt sei Namens Chufu in den beiden obersten men Gill.
noch bemerkt, daß es archäologischer All- Entlastungskammern.
tag ist, ein und dieselbe Stätte über mehre- 1875 - Araber finden das »Cachette• ge-
re Grabungskampagnen hinweg zu unter- 1839 - Perring untersucht die Pyramiden nannte Königsmumienversteck von The-
suchen und dasselbe einige Jahre später von Abusir, Dahschur, Lischt Medum und ben und beginnen einen schwungvollen
zu wiederholen, um zu neuen Erkenntnis- die des Djoser in Sakkara. Antiquitätenhandel.
sen zu gelangen.
Grabräuber und
Sehu1uggler
bem. Die Schaufeln und Hacken fräsen die bedrohten Leichname und ihre Schät-
Antike Diebe sich durcb Stein und Ziegel, bis man auf ze aus den schon oft zerstörten Gräbern
Grabraub ist nicht erst ein Phänomen der einen Gang stößt. Türen werden im Fak- holen, richtet sie notdürftig wieder her
Neuzeit. Bereits in der Antike trieben Plün- kelschein aufgebrochen, der Fluch der und versieht sie mit ihren Namen. Dann
derer ihr Unwesen, die sich auf den Ein- Pharaonen versagt. Während drinnen die schafft er sie alle in verschiedene Verstek-
bruch in Grüfte spezialisiert hatten. Einen wertvollen Stücke eingesackt, die Mumie ke; die Leichen von Thutmosis IV., Ameno-
Markt für Altertümer hat es immer gegeben, aus dem Sarg gerissen und die an ihr befe- phis III. , dem Vater Echnatons, von Meren-
und das Motiv für den Grabraub ist über stigten Amulette genommen werden, ge- ptah, Siptah, Sethos II. und Ramses IV. - VI.
Jahrtausende hinweg dasselbe geblieben. lingt es der Nekropolenpolizei manchmal, bettete Pinodjem in das noch sichere Grab
Die Menschen, die die Gräber aufbrachen, die Übeltäter zu überraschen. So gesche- Amenophis II. Die anderen Könige des
waren häufig bettelarm; sie mußten Mittel hen im FaUe von Tutanchamuns Grab, das Neuen Reiches machen eine wahre Odys-
und Wege finden, ihre wirtschaftliche Si- kurz nach der Bestattung des Königs zwei- see von Grabversteck zu Grabversteck
tuation zu verbessern. In unseren Tagen ist mal Opfer von Plünderern geworden war. mit. Schließlich verlegt Psusennes II. um
der Grad der Armut in Ägypten zwar verrin- Das Auftauchen der Wachtruppe dürfte die 950 v. Chr. 40 Könige und Königinnen in
gert, doch stellen die Gräber noch immer wertvollsten Grabschätze bewahrt haben. eine hochgelegene Gruft im thebanischen
einen sehr großen Anreiz dar. Andere waren erfolgreicher. Noch zu Westgebirge. Diesmal erfüllten die Ver-
Gegenüber früheren Zeiten ist die Kette Lebzeiten des Cheops wurde das Grab sei- stecke die in sie gesetzten Erwartungen.
der Abnehmer länger geworden. An ihrem ner Mutter aufgebrochen und die Mumie Die Könige blieben unentdeckt, jahrtau-
Ende steht nach wie vor der Kunstliebha- sendelang.
verstümmflt. Die Folge war die Umbet-
tung der Leiche mit ihren Beigaben in ei-
nen Steinbruch bei Gizeh. Doch auch das
war nicht die erste Grabschändung. Schon Europäisehe
in den ersten beiden Dynastien wurden
bei kriegerischen Auseinandersetzungen Räuber
die Gräber der Könige zerstört. Ähnliches Schon in römischer Zeit sind die meisten
geschah im der Ersten Zwischenzeit, in der Grabkammern im Tal der Könige geplün-
die Nekropolen im Bereich von Abydos dert, wie man den Schriften des Diodor
-
verwüstet wurden. Gleichzeitig fanden die entnehmen kann. Was in den folgenden
ersten Diebe Mittel und Wege, um in die Jahrhunderten geschieht, ist unklar, doch
Pyramiden des Alten Reichs einzudringen. scheint die Grabplünderei zurückgegan-
In der Ramessidenzeit eskalieren die gen zu sein. Erst während des Spätmittelal-
Zustände. Im Jahre 1125 v. Chr. kommt es ters nehmen die Tätigkeiten in dieser
zur Inspizierung der Königsgräber von Branche wieder zu . Neben dem Gold und
Theben. Der Polizeichef von Theben-West Schmuck der Gräber rücken die Mumien
stellt fest, daß sehr viele Privatgräber, aber selbst nun in den Mittelpunkt des Interes-
nur wenige Grabstätten im Tal der Könige ses. »Mumia«, ein Pulver aus zerstoßenen
geplündert worden sind. Eine Liste von Mumien, genießt den Ruf eines Allheilmit-
Verdächtigen wird zusammengestellt, die tels. Man verwendet es bei Abzessen, Übel-
allesamt drrestiert und gefoltert werden. keit, Magenleiden, Leberschäden, Kno-
Ein Maurer gesteht schließlich, mit seiner chenbrüchen, Lähmungen, Epilepsie, Blut-
Bande, die nur eine von vielen war, mehre- stürzen, Halsschmerzen, Husten, Herz-
ber, der aus dem Besitz wertvoller und ein- re Jahre lang die Nekropole geplündert zu beschwerden und Vergiftungen. Da trotz
zigartiger Stücke sein Selbstwertgefühl be- haben. Er lpesticht einen Beamten, wird aus größter Aktivitäten der Grabräuber der na-
zieht. Öfters kaufen auch Museen im der Haft entlassen und kehrt zu seinen türliche Vorrat an Mumien begrenzt war,
Kunsthandel, der von Antiquitätenhänd- Kumpanen zurück. Ein Jahr später kommt entwickelte sich in Zusammenarbeit mit
lern und Auktionshäusern aufgezogen es zu einer Diebstahlserie im Tal der Köni- europäischen Experten die Kunst des Mu-
wird. ginnen, bei der ein Grab schwer beschädigt mienfälschens. Dazu ein Zitat aus dem frü-
Vornehmstes Ziel der Räuber schon in wird. Die Gerichtsmaschinerie läuft dies- hen 17. Jahrhundert: .. ... auch unsere fran-
pharaonischer Zeit waren natürlich die mal besser; die Strafen fallen sehr hart aus. zösischen Apotheker, über deren Dreistig-
reich ausgestatteten Gräber vergangener Doch die Ursachen der Grabräuberei, keit und Gewinnsucht man sich nur wun-
Könige und deren Beamter. Von dem Er- Armut, Hunger und soziale Instabilität, dem kann, ließen sich nicht davon abhal-
lös der Schätze eines einzigen Grabes verschlimmern sich derart, daß einhundert ten, bei Nacht die Körper von Erhängten
konnte man ganze Familien jahrelang er- Jahre nach diesen Gerichtsprozessen der zu stehlen. Sie balsamierten sie mit Salz
nähren. Des Nachts zieht also eine Bande Hohepriester Pinodjem versucht, wenig- und Gewürzen, trockneten sie im Ofen
von Schatzjägern zu den prunkvollen Grä- stens die Königsmumien zu retten. Er läßt und verkauften sie anstelle der echten
Grabräuber und Selunuggler
Mumien. So sind wir in Europa gezwun- schmecken, daß die Mumien unangeneh- bewegen, ohne sie erneut aufzurühren,
gen, die verstümmelten und verrotteten me Dünste ausströmten. Nachdem die und mit jedem Schritt zertrat ich die eine
Leichenteile des niederen Volkes aus Mühsal, einen Gang von fünfzig, hundert oder andere umherliegende Mumie.(. .. )
Ägypten zu verspeisen ... • oder vielleicht sechshundert Yards Länge Der Zweck meiner Forschungstätigkeit
Der Umfang dieses Handels ist enorm. zurückzulegen, nahezu vollbracht war, bestand darin, die Ägypter ihrer Papyri zu
So kann man den Büchern der britischen fand ich einen Ruheplatz, um mich zu set- berauben. Unter zahllosen Lagen von
Levante Company entnehmen, daß Schiffs- zen. Als sich aber mein Gewicht auf den Tuch, in die die Mumien eingewickelt
ladungen mit bis zu 600 Pfund mumifizier- Körper eines, wie mir schien, steinernen sind, fand ich einge derselben: an verbor-
tem Fleisch nach London geschickt wur- genen Stellen wie der Brust, unter den
den. Ungeliebt war diese Fracht übrigens Achselhöhlen, in der Wölbung des Knies
auch bei den Seeleuten, denn einem alten oder an den Beinen. Die Leute von Kurna,
Aberglauben zufolge bringt Mumienfracht die mit Altertümern dieser Art einen blü-
Unglück auf das Schiff und entfesselt henden Handel betreiben, sind gegenüber
chwere Seestürme. Erst mit Beginn des Fremden sehr neidisch und eifersüchtig
19. Jahrhunderts läßt der Handel mit »Mu- darauf bedacht, solcherart Funde so ge-
mia• nach, und die Medizin ersetzt das heim wie möglich zu halten.•
Wundermittel durch die Droge Laudanum
(flüssiges Opium-Konzentrat). Kurna ist das berühmteste Grabräuber-
dorf Ägyptens, doch bei weitem nicht das
Beginnend mit Napoleons Ägypten- einzige. Bis in unser Jahrhundert war es
feldzug fallen wahre Heerscharen von sehr schwer, gegen diese Gemeinschaften
Forschern in das Land am Nil ein, und ihre vorzugehen, da sie äußerst geschickt ope-
Methoden sind noch Äonen von dem ent- rierten. Meistens haben sie sich das
fernt, was man heute unter Archäologie Schweigen der örtlichen Behörden durch
versteht. In enger Zusammenarbeit mit umfangreiche Bestechungen erkauft.
örtlichen Grabräubern und unter Zuhilfe- Wird von den Grabräubern ein neues
nahme von Spitzhacken und Sprengstoff lukratives Grab aufgetan, so plündern sie
plündern sie das Land der Pharaonen, um es nicht in einem nächtlichen Beutezug
europäische Museen zu füllen. Sehr an- völlig aus, sondern nehmen zunächst nur
schaulich beschreibt Giovanni Belzoni im einige schöne Stücke mit. Diese bieten sie
Bericht über seine zweite Ägyptenreise Touristen und Kunsthändlern aus Europa
(1817 /1818), wie er in Theben West unter über Mittelsmänner zum Kauf an. Indem
der kundigen Führung einiger Grabräuber man nur wenige Objekte zur gleichen Zeit
aus dem berüchtigten Dorf Kurna zu ei- auf den Markt bringt, bleiben die Preise
nem Raubzug aufbricht. hoch, und ein einziges Grab reicht oft aus,
die Familien der Räuber über mehrere Jah-
»Die Schwärze der Wände, der mangels re zu ernähren. Neben dem Plündern von
Luftzufuhr nur schwache Schein der Ker- Gräbern haben die Räuber meist auch ei-
zen oder Fackeln, die verschiedenen, nen normalen Beruf, um keinen Verdacht
mich umgebenden Gegenstände, die mit- zu erregen.
einander zu flüstern schienen; die Araber, Hand in Hand mit Grabräubern arbei-
nackt und vollkommen mit Staub bedeckt, ten oft auch ganze Fälscherbanden. Die
die sich, Kerzen oder Fackeln tragend, wie geschicktesten unter ihnen vermögen 1-3
zum Leben erweckte Mumien ausnahmen: Ägypters niedersenkte, wurde dieser wie Kunstobjekte aus der Zeit der Pharaonen
eine Szene, die kaum zu beschreiben ist. eine Hutschachtel zerdrückt. Ich versuchte so perfekt nachzuahmen, daß selbst aus-
Mehrmals befand ich mich in einer derarti- natürlich, mein Gleichgewicht mit den gebildete Ägyptologen auf ihre Arbeiten
gen Situation, und es kam nicht selten vor, Händen zu regulieren; sie fanden aber schon hereingefallen sind. Um das Risiko
daß ich zutiefst erschöpft und einer Ohn- kaum besseren Halt, so daß ich mit einem der Entdeckung gering zu halten, verkau-
macht nahe, zurückkehrte, bis ich schließ- lärmenden Knirschen der Knochen, der fen die Hehler der Fälscher und Räuber oft
lich so abgehärtet war, daß mich die Miß- Stoffetzen und hölzernen Gefäße zwischen ein Gemisch aus wahren Fundstücken
lichkeiten nicht mehr berührten. ur an den zerbröckelnden Mumien einsank. Die und Repliken. Der arglose Ägyptenreisen-
den Staub konnte ich mich nicht gewöh- auffahrende Staubwolke ließ mich eine de ist am besten beraten, wenn er von die-
nen; er machte mich immer würgen. Ob- Viertelstunde bewegungslos verharren, sen unsauberen Geschäften gänzlich die
wohl mir glücklicherweise der Geruchs- darauf wartend, daß sie langsam sich ver- Finger läßt, denn in den meisten Fällen
sinn fehle, konnte ich doch gleichsam minderte. Ich konnte mich nicht vom Fleck wird er am Ende der Betrogene sein.
H.P. Loveerafts ~ulhu
Die Tierwelt
••••---. Landan1Nll
~
Im wesentlichen ist die Tierwelt Ägyptens nahmefällen Menschen an. Weitere kleine nen für europäische Reisende einsetzen.
geprägt durch die Zucht domestizierter Raubtiere sind der Nilfuchs, der gestreifte Näheres zu diesem Wiederkäuer auf der
Haustiere. Wildlebende Tiere sind selten, Fuchs und der Wüstenfuchs (Fenek) so- nächsten Seite im Abschnitt •Kamele•.
da die Wüste ein sehr harter Lebensraum wie der Klippdachs (Hyrax), den man nur
ist, in dem nur wenigen Gattungen ein in felsigen Regionen, wie zum Beispiel Der Esel ist das Reittier der Bauern und
Überleben möglich ist und da die im Ver- dem »Tal der Könige«, antrifft. der niederen Beamten. Er ist in ganz Ägyp-
hältnis zum gesamten Staatsgebiet wenigen ten allgegenwärtig. Wie überall anders in
Grünflächen eifersüchtig von ackerbautrei- der Welt geht auch im Land der Pharaonen
benden Fellachen verteidigt werden. Wüsteu.getier die Zeit der Pferde zuende. Die prächtigen
Typische Bewohner der Wüstenregionen Araberhengste, für die der Orient einst
sind Sandhühner, Springmäuse und Ha- berühmt war, findet man nur noch in we-
lirokodile sen. Nur selten trifft man auf die in zahlrei- nigen Zuchtgestüten. Nur bei den Wüsten-
Die berühmt-berüchtigten Nilkrokodile, chen antiken Reliefs überlieferten Dorca- nomaden sind Pferde auch heute noch
die gefährlichsten Raubtiere des Landes, santilopen. Eidechsen und Geckos besie- wichtige Statussymbole und daher relativ
sind nur noch vereinzelt in Oberägypten deln nicht allein die Wüste, sondern kom- häufig. Die Pferde, denen man hingegen
in den Städten begegnet, sind meist halb-
verhungerte Klepper, die mit Amuletten
überladene Droschken ziehen, deren Be-
sitzer in aufdringlicher Art Reisenden
nachstellen.
Nutztiere
Weitere weitestverbreitete Haustiere sind
Schafe und Ziegen, die den Fellachen
Milch, Fleisch, Wolle bzw. Fell und Leder
liefern. Auch Hühner und anderes Feder-
getier ist selbst auf den Straßen der großen
Städte anzutreffen.
Als Pflugtier in der Landwirtschaft wird
l.4 für gewöhnlich der Wasserbüffel verwen-
det.
Vögel
Ungefähr 360 verschiedene Vogelarten
sind in Ägypten heimisch. Da im Winter
viele Zugvögel hier Station machen, gibt
es auch eine Reihe von in unseren Breiten
bekannten Vögeln. Hier eine kleine Aus-
anzutreffen. (Häufiger trifft man erst süd- men überall vor, und selbst in Luxushotels
wahl von Vertretern aus Ägyptens Vogel-
lich von Khartoum wieder auf diese beein- kann nicht verhindert werden, daß ein
welt: Wiedehopf, Roahrabe, ägyptische
druckenden Raubechsen.) Gast morgens beim Aufwachen die Decke
Schmarotzermilan, Nachtigall, Brachvo-
seines Hotelzimmers von einigen kleinen
gel, Kuhreiher, Silberreiher, Spornkiebitz,
Eidechsen bevölkert findet, die mit ihren
Hyänen~ Sehakale saugnapfbewehrten Füßen problemlos an
Regenpfeifer, Marabu, Nilgans.
Insekten
Unter den Insekten ist besonders der heili-
ge Pillendreher (Ateuchussacer) zu nen-
nen, besser als Scarabäus bekannt. Er hat
eine ganze Kunstrichtung bestimmt. Im
Grunde handelt es sich bei diesem Käfer-
tier aber um nichts anderes als einen Mist-
käfer. Nicht nur biblisch, sondern auch in
der Gegenwart noch akut sind Heuschrek-
kenplagen, die immer wieder auftreten.
15
DASliAMEL
Ohne das Kamel wäre die Geschichte
Ägyptens anders verlaufen. In der Land-
wirtschaft wird es zwar nur vereinzelt ein-
gesetzt, doch ist es von unschätzbarem
Wert, um die Verbindung zu entlegenen
Oasen aufrecht zu erhalten, und Handels-
- 1 H.P. Loveerafts Cthulhu
Vielfältiges
Agypten
trockeneren Landstrichen kultiviert man daß während des Mittelalters die Papyrus-
DAS NILTAL Hirse und Mais. Die Getreideernte ist zu Pflanze, einst Wappenpflanze der Pharao-
Das Bild der Vegetation Ägyptens wird im Anfang März, vier Monate nach der Aus- nen, ausgestorben ist. Bedeckte der Papy-
wesentlichen durch den Nil geprägt. Durch saat. In manchen, besonders günstig gele- rus in der Antike vor allem weite Flächen
ihn entstand inmitten einer Wüstenland- genen Gebieten im Süden erzielt man des Deltas, so war er im 19. Jahrhundert
schaft die längste Oase der Welt, die aller- durch künstliche Bewässerung bis zu drei nirgends in Ägypten mehr anzutreffen.
dings nur an wenigen Stellen mehr als eini- Ernten im Jahr. Unter den weiteren Kultur- Früher wurden Wurzel und unterer Stamm
ge Kilometer breit ist. Erst im Delta weitet pflanzen Ägyptens sind die folgenden am als stärkehaltige Nahrungsmittel geschätzt.
sich das fruchtbare Land zu einem fast häufigsten vertreten: Bohnen, Linsen, Der eigentliche Stamm wurde zum Flech-
gleichschenkligen Dreieck von 250 km Sei- Flachs, Zwiebeln, Rüben, Kohl, Gurken, ten von Körben, über die Papyrusgewin-
tenlänge aus. Blickt man auf die Landkarte, Melonen, Sesam, Senf, Tabak, Henna, In- nung bis hin zum Boots- und Schiffsbau
wird der häufige Vergleich dieser einzigar- digo, Saflor, Kaffee, Weintrauben, Feigen verwendet. Welche cthulhuiden Gründe
tigen Region mit einer Lotusblüte verständ- und Oliven. Außerdem gibt es viele Sorten das vollkommene Ver chwinden der Pa-
lich, denn mit etwas gutem Willen, erkennt von Südfrüchten, die zu den verschieden- pyrus-Pflanze hatte, ist ungewiß. Sicher ist
man im Delta eine Blüte, während der sten Jahreszeiten reifen. Maulbeeren und hingegen, daß es erst dem Exdiplomaten
Strom den Stengel der Blume bildet. Sevillaorangen zusammen mit dem Zuk- Dr. Rhagab gelang, die Orginalpflanze bei
Die Monsun-Regenfälle in Äthiopien kerrohr im Januar; Judendorn im März; einer Expedition in den Sudan wieder auf-
lassen den Nil jährlich zwischen Juli und Dumpalmfrüchte im April; Aprikosen im zuspüren und in Ägypten erneut heimisch
Oktober derart anschwellen, daß sich der Mai; Pfirsiche und Pflaumen Mitte Juni; zu machen.
Wasserspiegel um sechs Meter hebt. Wäh- Äpfel, Birnen und Johannisbrot Ende Juni; Unter den Baum- und Buschpflanzen
rend des Hochwassers werden Flugsand Trauben und Feigen im Juli; Mandeln, bestimmt die mit mehr als 40 Arten vertre-
und Salze aus dem Ackerboden gewa- Granatäpfel und Limonen im August; Dat- tene Dattelpalme das Bild, deren Früchte
schen. Wenn die Fluten wieder sinken, teln von Ende August bis in den Dezem- zwischen August und Dezember geerntet
bleibt eine fruchtbare, dicke Schlamm- ber; Orangen und süße Limonen im Okto- werden. Entlang der Kanäle gedeihen dor-
schicht zurück. ber; Bananen im November. Auf den nige Akazien. Die Nilstraße ist vielfach vpn
Unter dem Einfluß der britischen Kolo- Märkten gibt es nur Früchte der Saison. In Eukalyptusbäumen gesäumt.
nialherren ist der intensive Baumwollan- großen Hotels gibt es auch kandiertes
Durch große, scharlachrote Blüten sticht
bau in Ägypten eingeführt worden. An oder eingemachtes Obst.
im Frühjahr der Flamboyant-Baum ins
Getreide wird in erster Linie Weizen und Da beinahe jeder Quadratmeter des Auge, während der blau blühende Jacaran-
1-6 Gerste angebaut, obwohl auch Roggen fruchtbaren Bodens entlang des Nil schon da durch seinen intensiven Duft betört.
und Hafer gut gedeihen. Außerdem wird seit Jahrtausenden landwirtschaftlich ge-
namentlich im sumpfigen Delta viel Reis nutzt wird, ist die natürliche Flora dort fast
gepflanzt. In den höher gelegenen und gänzlich zurückgedrängt. So kam es auch,
DAS FATIJM
Das Fayum wurde in der frühen Neuzeit
von den ersten europäischen Ägyptenrei-
senden häufig mit dem Garten Eden ver-
glichen. Die überaus fruchtbare Region
wird durch den Bahr-Yussuf-Kanal, einem
Seitenarm des il , mit Wasser versorgt und
ist durch den Qarun See (Birket Qarun) im
Westen vor den wandernden Dünen der
libyschen Wüste geschützt. Mit dem Ka-
nal , der zahllose Bewässerungsanlagen
speist, wird eine Fläche von 4.000 Quad-
ratkilometern landwirtschaftlicher Nutzflä-
che gewonnen. Unter den Engländern
wurden hier große Baumwollplantagen
eingerichtet. (Baumwolle wird im April
gepflanzt und im September abgerntet.
Zeiten, zu denen sich besonders viele
Wanderarbeiter im Fayum aufhalten.)
Ursprünglich bedeckte der Qarun-See
fast die ganze Fläche der heutigen Oase.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - V i e l f ä l t i g e s Ägypten
Der Wasserspiegel sank jedoch immer
weiter, und die Pharaonen der 12. Dyna-
stie regulierten die Wasserzufuhr zum See,
zerstören, doch auf dem Weg von Farafra,
quer durch das große Sandmeer, geriet die
Armee in einen Sandsturm und ver-
1
des Perserkönigs Kambyses (vgl. oben)
galt dafür quasi als Bestätigung.
Der deutsche Afrika-Forscher Gerhard
-
indem sie ein ausgedehntes Kanalsystem schwand spurlos. Wenig später wurde Rohlfs war 1874 der erste Euopäer, der For-
anlegten. Erst dadurch wurde eine intensi- Kambyses wahnsinnig. schungsreisen in diese Region unternahm.
ve landwirtschaftliche Nutzung möglich. Alexander der Große ließ sich in Siwa Zur Zeit läßt sich in dieser Richtung ein re-
Da es im See in der Antike vor Krokodi- zum Pharao krönen und zementierte gelrechter Forschungsboom verzeichnen.
len nur so wimmelte, entstand in der Oase durch Orakelsprüche den Gottkult um So entdeckte der Ägypter Hassanein
ein Zentrum des krokodilsgestaltigen Got- sich. Es war Alexanders Wunsch, in Siwa Bey kurz nach dem großen Krieg den Ge-
tes Sobek. bestattet zu werden, und es gibt eine Le- bel Uweinat, einen Felspfeiler, der sich
gende, daß seine Leiche während unsiche- 1.900 Meter aus der Wüste erhebt und ei-
Ein typischer Anblick in dieser Region
rer Zeiten samt der Schätze aus dem nen Umfang von 160 Kilometern hat. Der
sind die bis zu fünf Meter hohen, hölzer-
Mausoleum in Alexandria entfernt wurde ägyptische Prinz Kemal el Din unternimmt
nen Wasserschöpfräder. Ihre Erfindung
und eine Karawane sie auf geheimen Pfa- auf Raupenschleppern und mit standesge-
geht auf die ptolemäische Zeit zurück. Die
den nach Siwa brachte. Dort blieb sein mäßer Dienerschaft regelmäßig Expeditio-
starke Strömung in den Hauptkanälen
Grab - so es existieren sollte - bis heute nen in das Sandmeer. Graf Almasy, ein un-
treibt die Wasserräder an, wobei durch
unentdeckt. garischer Abenteurer und Lebemann, hat
Schöpflöffel Wasser um bis zu drei Meter
hochgehoben und in andere, höher gele- Mit Christentum und Islam geriet das viele Reisen ins Gilf Kebir gemacht, und so-
gene Kanäle umgeleitet wird. Orakel in Vergessenheit, doch in Okkulti- eben ist sein Buch »Unbekannte Sahara«er-
stenkreisen munkelt man, daß die Orakel- schienen. Der Gilf Kebir ist ein gewaltiger
zelle in den Ruinen des Amun-Tempels Tafelberg, der sich aus der Wüste erhebt.
auch heute noch empfängliche Gemüter Seine Nordostecke ist durch Wadis zerklüf-
DmOASESIWA zu rätselhaften Sprüchen zu stimulieren
vermag.
tet und noch weitgehend unerforscht. Hier
gibt es noch Wüstengazellen und die selte-
Ein ganz anderes Bild als das Niltal bietet nen Mähnenschafe. Die wenigen Reisen-
die Oase Siwa. Mehrere hundert Kilometer Die Dörfer in Siwa liegen auf Bergen den, die bis hierher vorgedrungen sind, be-
Wüstenpiste trennen die große Oase von oder Hügeln und sind von hohen Fe- richten auch von Höhlen mit beklemmen-
der Zivilisation des Nildeltas. Siwa er- stungsmauern umgeben, da die Oase im- den Felszeichnungen.
streckt sich in einer ca. 50 Kilometer lan- mer wieder von Beduinen überfallen wur-
gen Senke und liegt stellenweise bis zu 18 de. Weil diese Mauern nie erweitert wur- Das große Sandmeer, das sich westlich
Meter unter dem Meeresspiegel. Aus mehr den, wuchs der Ort Siwa, das größte der der Oasen Kharga, Farafra und Siwa er-
als 300 Quellen, die zahllose kleinere und Dörfer, bis zu acht Stockwerken in die Hö- streckt, gilt als eine der tödlichsten Wüsten
größere Seen (Birket) bilden, sprudelt fos- he, so daß in die engen Gassen fast kein der Erde. Je nach Jahreszeit trocknet hier
siles, stark mineralhaltiges Wasser an die Tageslicht mehr zu dringen vermag. ein Mensch so schnell aus, daß er nach acht
Erdoberfläche. Die ca. 200.000 Dattelpal- Stunden ohne Wasser stirbt. Da es kaum
Von der Außenwelt isoliert durch hun- verläßliche Landmarken gibt, muß man
men sind seit dem Altertum die wichtigste derte Kilometer Wüstenpiste, gelten die
Erwerbsquelle der Oase. Siwas Datteln sich bei der Durchquerung der Wüste mit
Bewohner von Siwa als eigenbrötlerische
gelten wegen der idealen Wachstumsbe- Kompaßpeilungen und Sextanten-Naviga-
Fremdenhasser. Sie sprechen einen seltsa- tion orientieren. Das Sandmeer erstreckt
dingungen (genug Wasser und trockene men Dialekt, der der Tuareg-Sprache äh-
Luft) als die besten Ägyptens. Neben den sich in Nord-Südrichtung 600 Kilometer
nelt. Arabisch verstehen nur wenige Be-
Zweigen für Zäune und als Brennstoffe, und in West-Ostrichtung teilweise über 200
wohner der Oase. Zwischen den Sippen
spendet die Palme Bast für Stricke und Kilometer. Die erste Düne an der Ostflanke
im Ost - und Westteil des langgestreckten
Polstermaterial sowie Palmmilch und am erhebt sich 70 Meter über die Wüste. Einige
Ende ihres Lebens einen krummen Balken
Wüstengartens besteht eine blutige Fehde,
der folgenden kommen auf mehr als 100 17
über deren Ursprung man Fremden ge- Höhenmeter. Nach der 10. bis 15. Kette ge-
zum Hausbau. genüber nicht spricht. Ein Völkerkundler,
hen die Dünenketten ineinander über und
Außer Datteln gedeihen hier auch Oli- der vor kurzem bei einer Expedition ins bilden ein schier endloses Meer aus gelbem
ven, Feigen, Orangen und Weizen. Auch Sandmeer verschwand, bezeichnet die Sand. Immer noch gilt die Durchquerung
Gemüsesorten, die den salzhaltigen Bo- Bewohner der Oase in seinen Schriften als dieser Wüste als äußerst gefährlich, und
den vertragen, etwa Tomaten und Zwie- »tiefe Wesen« und macht verwirrende An-
immer wieder hört man von Reisenden, die
beln, werden angebaut. deutungen über einen Götzendienst, dem hier spurlos verschwunden sind.
An einigen Stellen der Oase finden sich man hier noch heute nachgeht.
Im südöstlichen Teil der libyschen Wü-
uralte Dattelpalmen, die ganz in das Mine-
ste kann man auf die schaurigen Spuren
ralsalz eingeschlossen sind, das an den
der Darb el Arbein, der »Straße der 40 Tage«,
Rändern der Seen auskristallisiert ist. Die-
se Palmen bieten nicht nur einen bizarren Dm LIBYSCHE stoßen. Die Karawanenroute von Kharga
über die Oase Selima in den Sudan ist von
Anblick, sondern liefern auch Stoff für
zahlreiche Märchen und Legenden. Wüsm ungezählten Karawanen begangen wor-
den, die auf dieser Route Elfenbein und
Auch die Geschichte der Oase ist mär- Selbst jetzt in den zwanziger Jahren zeich- schwarzes Gold (Sklaven) nach Ägypten
chenhaft, denn das Orakel im Amun-Tem- net die ägyptische Regierung auf ihren brachten. Dieser Todestreck wird durch
pel war eines der berühmtesten der Anti- Karten alle Gebiete westlich der Oasen- eine breite Spur von Skeletten aller Art ge-
ke . Als die Orakelpriester über den Perser- kette Bahariya - Kharga als weißen Fleck kennzeichnet. Trotz des Verbots der Skla-
könig Kambyses unliebsame Prophezei- ein. In der Antike bezeichnete man diese verei sollen hier noch immer gelegentlich
ungen verbreiteten, schickte dieser ein Region als das Reich der Toten. Das spur- Karawanen aus dem Sudan und Äthiopien
Heer von 50.000 Mann, um den Tempel zu lose Verschwinden einer ganzen Armee Sklaven zu geheimen Auktionen bringen.
- 1 H.P. Loveerafts q-,&ulhu
Zeugnisse.
aus alter Zeit
Die Ruinenstätten aus der alten Zeit sind
Ziel einer jeden Reisegesellschaft. Welch
rätselhaft. Des Nachts jedenfalls, oder im
Dunkel Uljlterirdischer Grabkammern, än-
Die Tempel
Von den Tempeln des Alten und Mittleren
düstere Orte diese Touristenattraktionen dert Ägypten sein Gesicht.
Reichs sind nur wenige Reste erhalten. Die
in Wahrheit sind, mußte nicht zuletzt der
jüngeren Tempel aus dem Neuen Reich
Entfesselungskünstler Harry Houdini er- Vor der Beschreibung der einzelnen
und der Spätzeit weichen alle im einzel-
fahren. Heute künden im Sonnenschein Stätten sei in Grundzügen der allgemeine
nen voneinander ab, besitzen jedoch ge-
die jahrtausendealten Bauwerke von ge- Aufbau von Tempeln erklärt. Über Masta-
nügend Gemeinsamkeiten, um ihren Auf-
waltiger Macht. Sie entziehen sich nicht bas und Pyramiden informiere man sich
bau zu skizzieren.
der Beschreibung, doch welche Gedan- im Kapitel »Totenglauben«.
Herzstück des Tempels ist das Allerhei-
ken und Absichten die Kraft und den Tod
ligste. Diese kleine Kapelle enthält den
Tausender erforderten, ist unbekannt und
Schrein, der die Kultstatue birgt. Auch eine
kleine Barke befindet sich dort, in der das
Götterbild bei Prozessionen umhergetra-
gen wird. Die Kapelle ist umgeben von
mehreren kleinen Räumen, in denen der
Kult für kleinere Lokalgottheiten vollzo-
gen wird. In Nebenräumen wird das Kult-
gerät gelagert. Diese ganzen Räumlichkei-
ten machen das Tempelhaus aus. Diesem
vorgelagert sind eine oder mehrere über-
dachte Säulenhallen sowie große Lichthö-
fe. Häufig sind diese Höfe mit Altären und
Stauen ausgestattet. Die Front des Tem-
pels bildet das riesige Torgebäude, der
Pylon. Er ist so gebildet, das zwei gewalti-
ge eckige Steinbauten das eigentliche Tor
zu beiden Seiten überragen. Dies sind die
für einen Tempel typischen Bauelemente.
Bei jedem Tempel steigt zudem der Boden
1-8 in Richtung des Hauptheiligtums immer
höher an, um den mythologischen Urhü-
gel der Welt zu symbolisieren. Gleichzei-
tig werden die Bauten in ihrer Höhe im-
mer niedriger. Neben dem Tempel, aber
immer noch innerhalb einer zweiten Um-
fassungsmauer, befinden sich ein heiliger
See, ein Brunnen, das Haus der Tempel-
verwaltung, Speicher sowie Wohnhäuser
für die Priester. Die Umfassungsmauer, die
das gesamte Tempelareal begrenzt, ist aus
Ziegeln aufgemauert und besitzt mehrere
Tore. Vom Haupttor führt eine von Sphin-
gen flankierte Allee hinab zum Nil, wo
sich ein Kai befindet, an dem die heiligen
Barken der Götter bei ihren Festprozessio-
nen an- und ablegen können.
GIZEH
Zeugnisse aus alter Zeit
Raum, der den Sarkophag aufnahm. Die
Statue des Toten wurde, aus Geltungs-
sucht des Königs , auf den sogenannten
göttlichen Kräfte des Sphinx ihn zum Kö-
nig gemacht hätten, weil er als Jüngling
das Bauwerk vom Sand der Jahrhunderte
1-
Wer kennt sie nicht, die drei Pyramiden,
die von dem Gräberfeld von Gizeh aufra- Ersatzkopf reduziert, der in einem Vor- freigeschaufelt habe. In der Grabungssai-
gen und zu deren Füßen der Sphinx ruht. raum aufgestellt wurde . Nach dem Be- son 1925/ 26 ist das 20 m hohe und 73,5 m
Touristen, Wissenschaftler und Anhänger gräbnis wurde der Schacht zugeschüttet lange Denkmal erneut ausgegraben und
des Okkulten werden wie magisch von und der Totenkult in einem oberirdisch der Kopf mit Zementstützen gesichert
diesen grandiosen Bauwerken angezo- angelegten Raum vollzogen. Der Ersatz- worden. Vor den Pranken des Sphinx hat
gen. Da die Literatur zu diesen Denkmä- kopf sollte der Seele des Toten ermögli- Cheops einen Sonnentempel angelegt, der
lern kilometerlange Regale füllen könnte chen, das Grab nach Belieben verlassen häufig als »Sphinxtempel«bezeichnet wird.
und wohl schon so ziemlich alles über sie und betreten zu können. Der Baumeister
der Cheops-Pyramide, Hem-junu, durfte
in der einen oder anderen Form gesagt
wurde, wollen wir unseren Rundgang als nicht zu unterschätzendes Privileg eine Die Pyramiden
durch Gizeh ganz bewußt mit dem weni- Statue in sein sonst gleichfalls schmucklo- Teehnisehe Daten:
ses Grab stellen. Cheops-Pyramide: Seitenlänge 230 m;
ger Bekannten beginnen.
Höhe 137,2 m (einst 146,6 m) .
Chephren-Pyramide: Seitenlänge 215 m ;
Die Mastabas Der Sphinx Höhe 136,4 m (einst 143,5 m) .
Die Mastabas von Gizeh sind die Privatgrä- Der Sphinx von Gizeh (es handelt sich um Mykerinos-Pyramide: Seitenlänge 84,4
ber derjenigen Personen, die in der 4. und eine männliche Gottheit) ist der künstle- m; Höhe 62,0 m (einst 66,4 m).
5. Dynastie am Hofe beschäftigt waren. risch bearbeitete Rest eines Steinbruchs. Die nördlichste der drei Pyramiden, die
Häufig handelte es sich dabei um Angehö- Die Pranken und Konturen sind teilweise des Cheops, ist nicht nur die größte, son-
rige der Königsfamilie und deren weitläu- mit Ziegeln aufgemauert; die Gesichtszü- dern wegen der experimentellen Anlage
fige Verwandtschaft. Die Mastabas liegen ge und die Form des Kopftuchs lassen dar- dreier Grabkammern auch die interessan-
an den alten Straßen und gruppieren sich auf schließen, daß das Denkmal älter ist teste. Der auf der Nordseite gelegene Ein-
hauptsächlich um die Cheopspyramide. als sein angeblicher Erbauer Chephren. gang befindet sich in 15 m Höhe. Der von
Die Oberbauten bestehen aus Steinqua- Zwischen den Pranken befindet sich eine ihm ausgehende Gang führt direkt in ein
dern. Ein tiefer Schacht führt vor den Stele, auf der Thutmosis berichtet, daß die unvollendetes unterirdisches Grab. Von
WEST
Erklärung der Bu.ch&tab e.il:
:: .. =...,:..:. ~~~./:' Spl/.rtn/allzrNazr,an._,
a. 'Yicel«Jnigt. K'tosk .
.Dllrrmie wuJ. Grä/Ju, iw·
l,. Nordwre.rtI. lfdc.tt.ein.,
mrist m.it, SmuL bedeck/:. Crosse,n.. Jjrranuik .
·~·--- Im T,..xt- besclu-ir. • c. JlastaJ,a,J.esPtw,,.1,o,,r-m,ru.
bener lbmif!!tmfJ . d..Vtdiirlime ltkinuFiJ.sspalt-,
~ltäd,rru ..JJ,J,a9 ,n, in- dw-ch wrlc/,,M. n= ,ur
Schww•• a.r19egt!hrn, . Zw«lm,l'_yramiih,~-
e ..8ui:.n.l,ruch, un.ii., merogl, .
Insduift dnrüher .
t.. .lliLrast . buxiwiJ't an, dJrr,
'ij'ivl.d und,l'dsmgriih~.r.
g.l"~ mi~Pal.mouu.dw.
h. r, ral> des .IJ;,l,ehn,e._,r.ll.rr.o.rtu .
s----+---... _.,.,...,..~
. .Psammetidt.
DAS
PYRAMillENFELD WN GiZ.A„
nac'h.. delll. ·l'Llm. von. :Lepsius.
l.:13.5 60
Splili11
Einige der .höchsten :B8l.IW1?:tke de:r .Erde
OST
- 1 H.P. Loveerafts fthulhu
der ein höher angelegter Gang hinaus-
führt, jedoch im Gestein endet. Unterhalb
dieser Kammer befindet sich die Sargkam- 15 km Luftlinie von Kairo entfernt liegt die
mer, die durch einen bewegbaren Stein im alte Nekropole von Sakkara. Der Name der
Boden des oberen Raums zugänglich ist. Totenstadt geht auf den lokalen Totengott
zurück, den falkengestaltigen Sokar. An
diesem Ort legten vor allem die Könige und
hohen Beamten der ersten sechs Dynastien
ihre Ruhestätten an. So kommt es, daß sich
die Nekropole bei einer Breite von 1.500 m
über eine Strecke von 7 km hinzieht.
Das Sakkara der 20er Jahre unterschei-
det sich stark von dem heutigen Gra-
bungszustand. Archäologisch erforscht
Schnitt durch die Cheops-Pyramide
waren nur die auf der Karte gekennzeich-
demselben Gang führt ein anderer in die neten Bereiche sowie die weiter südlich
Höhe, welcher allerdings bis ins 19. Jahr- liegenden Pyramiden einiger Könige der
hundert durch Granitblöcke versperrt war. 6. Dynastie.
Am Ende dieses Ganges kann man entwe- Betrachten wir einige ausgewählte
der einen Gang verfolgen, der in die zwei- Bauwerke etwas näher:
Schnitt durch die Pyramide des Mykerinos
te unbenutzte Grabkammer führt, oder die
Große Galerie betreten, welche 8,5 m Außerhalb des leeren Sarkophags wurden
hoch, 47 m lang und maximal 2,1 m breit Leichenreste entdeckt. Eine Treppe führt Der Grabbezirk des
ist. Die Große Galerie endet an einem Vor- von der Sargkammer hinab in die Maga- Djoser
Der 530 x 270 m umfassende Grabbezirk
des Djoser aus der frühen 3. Dynastie stellt
das älteste ägyptische Steinbauwerk dar.
Dominiert wird der Bereich von einer 60
m hohen Stufenpyramide, dem ersten der-
artigen Bauwerk überhaupt. Die. Pyrami-
de nimmt eine Fläche von 110 x 100 m ein.
Umgeben wird sie von steinernen Schein-
bauwerken, die innen massiv sind und die
königliche Residenz nachbilden. Der Kö-
nig konnte auf diese Weise in seinem jen-
seitigen Palast weiterregieren. Die Rekon-
struktionszeichnung verdeutlicht den Auf-
bau: (1) die Pyramide. (2) der Totentem-
pel. (3) Hof mit Serdab. (4) Hof mit Altar.
(5) Überdachte Säulenhalle. (6) Hof für die
Feierlichkeiten der Regierungsjubiläen.
20 An den Seiten befinden sich Götterschrei-
ne. (7) Kleiner Tempel. (8) Oberägypti-
sches Reichsheiligtum. (9) Unterägypti-
sches Reichsheiligtum. Beide zusammen
sind der Sitz des ideellen Königtums und
raum, der mit Granitblöcken fast gänzlich zinräume, in denen sich einst die Beiga- verleihen dem Herrscher göttliche Macht.
ausgefüllt gewesen ist. Von dort kommt ben befanden. Der Suchstollen im Massiv (10) Südgrab (»Kenotaph« also leeres
man in die große Grabkammer, in der sich der Pyramide ruht von den Ausgrabungs- Grab). (11) Mastaba von Djosers Vorgän-
auch heute noch ein leerer, deckelloser arbeiten des Colonel Vyse her. ger Nebka Sanacht.
Sarkophag befindet. Die Kammer (5 x 10 Alle drei Pyramiden waren mit Kalkstein Die Pyramide hatte mehrere Baupha-
m) wird durch zwei Schächte sehr gut be- verkleidet, der allerdings schon in der Anti- sen. Zuerst war nur eine Mastaba geplant,
lüftet. Ein System von Entlastungskam- ke geraubt und wiederverwendet wurde.
mern schwächt den Druck der Steinmas- Reste davon befinden sich noch an der
sen auf das Königsgrab ab. Spitze der Chephren-Pyramide. Der Über-
Die Pyramide des Chephren weist zug der Mykerinos-Pyramide ist noch recht
zwei Zugänge auf, die beide am Beginn gut erhalten. Die sechs kleinen Pyramiden
ihres horizontalen Abschnitts mit Granit- neben den Grabmälern von Cheops und
blöcken verschlossen waren. Im unteren Mykerinos enthielten Begräbnisse der je-
Gang gibt es eine nie benutzte Grabkam- weiligen Königinnen. Es ist zu beachten,
Rekonstruktion der Grabanlage des Djoser
mer. Im eigentlichen Königsgrab, fast in der daß keine der Pyramiden von Gizeh Reli-
Mitte der Pyramide, befand sich ein leerer, efs, Statuen oder Inschriften enthält. bevor eine kleine Pyramide entworfen
unbeschrifteter Sarkophag ohne Deckel. wurde. Diese wurde dann zur endgültigen
Die Pyramide des Mykerinos hat ih- Größe erweitert. Ein von einem Schutthau-
ren Zugang in 4 m Höhe . Wieder verwehr- fen verdeckter 28 m tiefer Schacht führt auf
ten Granitblöcke das Weiterkommen. Man das Dach der aus Granit bestehenden Sarg-
gelangt schließlich in eine Kammer, aus kammer. Von hier aus führt ein Ganglaby-
Zeugnisse ans alter Zeit - •-
rinth zu drei mit Fayence verkleideten Räu-
men, möglicherweise ausgeplünderte
Schatzkammern. Im Osten liegen unter
dem Rand der Pyramide elf in einer Reihe
Mastabas
Die königlichen Mastabas der ersten bei-
den Dynastien wurden intensiver erst ab
1936 ausgegraben. Sie sind größer als ihre
Gegenstücke in Abydos. Gruben im Boden dig anmutenden Reliefs berühmt gewor- Scharten in der Wand erlauben es dieser
nahmen den Leichnam des Königs und die den. Von einem oberirdischen Hof (1) Ka genannten Lebenskraft, sich an den
Beigaben auf. Die darüber errichteten Zie- geht ein unterirdischer Gang aus (T), der Opfergaben gütlich zu tun.
gelmassive weisen öfters Nischengliede- zum eigentlichen Begräbnis führt. Ein Kor- Der Wesir Mereruka ließ sich Anfang
rung auf. Die Mastabas sind mit Krügen ridor (2) führt in die reliefgeschmückte der 6. Dynastie seine Mastaba herrichten.
angefüllt, auf denen sich die Namert von Opferkammer, an deren Wänden Szenen Im Südwesten befinden sich die Räumlich-
Königen und Beamten befinden. aus dem Alltag des alten Ägypten befin- keiten für den Totenkult seiner Frau, im
Die Mastaba des Verwalters der To- den. Im Serdab (S) befindet sich die Statue, Norden liegen die Kammern des Mereruka,
tentempel, Herrn Ti, ist durch ihre leben- die die Lebenskraft des Toten bewahrt. die größtenteils als Magazine genutzt wur-
21
Karton II
(ll01-a.west1 ..Vonset zu,:,.ß der11Aup1ka-rte/
DAHSCHUR
26 km südlich von Gizeh, bei der Ortschaft
Dahschur, befindet sich ein Gräberfeld aus
der Zeit des Alten und mittleren Reichs . Es
besteht aus fünf Pyramiden, mehreren Ma-
stabas, Arbeiterunterkünften und den für
die Versorgung der beiden größten Pyrami-
den zuständigen Pyramidenstädten. Diese
Die Stufenpyramide Bauwerke sind teilweise stark zerstört. Das
wand von Raum 5 befindet sich eine Nische finden, die u.a. Platon und Homer darstel- Gräberfeld hat eine nord-südliche Ausdeh-
mit der Statue des Mereruka. Vor ihr wur- len. Der zum Serapeum führende Weg nung von etwa drei Kilometern.
den die Totenopfer dargebracht. (dromos) gab bei den Ausgrabungen Mari-
ettes noch mehrere Tierstatuen frei. Man
Die Pyramiden des
Alten Reiehs
König Snofru, der erste Herrscher der 4.
Dynastie, hat in Dahschur zwei große Py-
ramiden angelegt, die etwa 2 km vonein-
j
N
ander entfernt liegen. Die bekanntere von
beiden dürfte die sogenannte Knickpyra-
□ mide im Südwesten der Nekropole sein.
Diese Pyramide hat eine Seitenlänge von
D o:'i \ ~ Mastaba des Merernka 183 m und ist 97 m hoch. In 49 m Höhe
□
:~<:
D □ □ □
□
kommt endlich zum schlecht erhaltenen
Osttempel, bei dem sich weitere Statuen
mußte der Neigungswinkel verringert
werden, da der Druck der Steinmassen
Risse im Mauerwerk hervorrief. Im Inne-
fanden. Der Eingang zu den unterirdi- ren befinden sich zwei übereinanderlie-
Die Knickpyramide von Dahschur
Mastaba des Ti
Das Serapeum
Das Serapeum ist Teil des Tierfriedhofs
von Sakkara. Auf diesem wurden fast alle
erdenklichen Tierarten bestattet: Falken,
Ibisse, Paviane, Katzen, Hunde, Schlan-
gen, Krokodile , Fische, Löwen, Käfer und
Apis-Stiere. Letztere wurden seit den Ta-
gen der 1. Dynastie verehrt und im Serape-
um bestattet, doch wurden dort bislang
erst Begräbnisse nicht älter als die 18. Dy-
nastie gefunden. Eine 800 m lange Allee,
von 134 mannsgroßen Sphingen gesäumt,
gende Raumsysteme, die von Norden und
Westen her zugänglich sind. Die Ausgrä-
Zeugnisse aus alter Zeit
noch unausgegraben. 30 m über dem Bo-
den befindet sich auf der Nordseite der
1- .
ber arbeiteten sich im 19. Jahrhundert von Eingang. Im Inneren befinden sich zwei 12
Norden aus durch den steil abwärtsfüh- m hohe Räume. Vom zweiten Raum führt
renden Gang, der in einer 12 m hohen in 8 m Höhe ein kurzer Gang in die 15 m
Passage endet. Diese führt in ein doppelt hohe Königskammer, die aber keinen Sarg
so hohes Gewölbe. Ein Durchgang führt in enthielt. In den mit Schutt angefüllt Räu-
Deckenhöhe in einen weiteren Raum. men wurden Skelettreste unbekannten Al-
Dieses Gewölbe konnte auch von Westen ters gefunden.
aus nach Bewältigung eines den Gang ver- Die zu diesen beiden Pyramiden gehö-
barrikadierenden Fallsteins erreicht wer- rigen Pyramidenstädte waren einst von
den. Im Süden der Knickpyramide befin- Handwerkern, Bauern und Priestern be- Schnitt durch die Knickpyramide
det sich eine kleine Zusatzpyramide. An wohnt, die für die Unterhaltung des Toten- dürfte zwischen 80 und 100 m gelegen
der Ostseite der Knickpyramide wurde kults zuständig waren. haben. Alle drei hier in Dahschur erbauten
1951 ein zerstörtes Stelenheiligtum des Pyramidenbezirke aus jener Zeit beinhal-
Snofru gefunden. Es diente wohl nicht ten ungeplünderte Prinzessinnengräber,
dem Totenkult, da Snofru in der Roten Die Pyramiden des die wertvollen Schmuck enthielten. Die
Pyramide bestattet wurde.
Mittleren Reiehs Königsgräber in den Pyramiden waren
sämtlich ausgeraubt.
Die Rote Pyramide hat eine Seitenlän- In der 12. Dynastie kommen genormte
Die Pyramide Amenemhets II.: 1.200
ge von 220 m bei einer Höhe von 99 m. Größen für die Pyramiden auf. Die Seiten-
m östlich der Roten Pyramide steht diese
Die zur Pyramide gehörigen Kultbauten länge beträgt im allgemeinen 107,5 m, und
sogenannte Weiße Pyramide, die ganz aus
und das untere Drittel der Pyramide sind die Höhe der nun zerstörten Bauwerke
Kalkstein errichtet worden war. Steinraub
Überblick über Dahschur hat das Bauwerk sehr stark zerstört. Der
von der Nordseite aus absteigende Korri-
dor hat eine doppelte Fallsteinvorrichtung
und führt direkt in die Grabkammer, die
sich fast in einer Linie mit der Pyramiden-
spitze befindet. Ein geplünderter Sand-
steinsarkophag steht an der Westseite der
Kammer. Westlich der Pyramide befinden
sich mehrere Prinzessinnengräber.
Der Bezirk Sesostris' m.: 1,5 km
nördlich der Weißen erbaute Sesostris III.
seine heute sehr verfallene Ziegelpyrami-
de. Zum Schutz gegen Grabräuber liegt
der Eingang diesmal auf der westlichen
Seite der Pyramide. Man fühlte sich durch
diese Verlegung des Eingangs so sicher,
daß auf Fallsteine in den Gängen verzich-
tet wurde und man ohne weiteres in die
Grabkammer gelangen kann. Die Pyrami-
de steht zusammen mit drei Königinnen- 23
pyramiden und vier Mastabas, in denen
Prinzessinnen ruhen, in einem von vier
Höfen. Die Gräber der Prinzessinnen sind
durch eine unterirdische Galerie miteinan-
der verbunden. An der Südwestecke des
südlichen Hofs befinden sich drei Barken
aus Zedernholz.
Die Pyramide Amenemhets m.: Im
Südosten der Nekropole befindet sich der
Ziegelkern der sogenannten Schwarzen
Pyramide. An der Südostecke des Baues
führt eine Treppe in die Tiefe. Die Gänge
waren mit Kalkstein verkleidet. Als Maga-
zine beabsichtigte Räume gehen von ih-
nen ab. Ein zweiter Korridorkomplex führt
zu den Gräbern der Königinnen, der dritte
und am tiefsten angelegte besitzt Nischen
und führte wahrscheinlich zu einem Süd-
grab. Der König gab die Pyramide auf, als
der weiche Boden nachgab und Risse im
Gemäuer auftraten. Die Sehachtgräber
nördlich der Pyramide wurden erst 100
Jahre später von dem sonst unbekannten
König Hor als Grabstätte benutzt.
- 1
AßYDOS
H.P. Loveerafts Cthulhu
Der Tempel Sethos len teilzunehmen und mit dem Gott zu-
sammen die Auferstehung zu erleben. Ein
Auf dem Westufer des Nils, etwa 560 km I. und das Osireion langer, überdeckter Gang führt zu einem
südlich von Kairo, liegt die uralte Stadt Aby- In einem 144 x 98 m messenden Hof befin- Vorraum, von dem aus man in das Innere
dos. Sie war die Hochburg des Osirisglau- den sich ein großer Tempel und ein klei- des Grabes gelangt. Der große Mittelraum,
bens und stets eines der hervorragenden nes Scheingrab. Der Tempel besitzt an sei- in dem sich ein Scheinsarg und ein Schein-
religiösen Zentren des alten Ägypten. Die nem Kopfende einen Anbau. Dort befan- kanopenschrein befanden, war von einem
mit Wasser gefüllten Graben umgeben. So
bildete sich eine Insel, auf der ein schein-
A D j'
F\\ IQ
Y' 1D) (,\\
. --~ ""' ~
0\ l
1 bar Toter ruht.
nacb..cUfuriette :
UMGEBUNG
VONTimBEN
Im Umkreis der alten, nicht mehr erhalte-
nen Hauptstadt Theben befinden sich
zahlreiche Tempel und Königsgräber.
Theben-Ost und Theben-West, wie man
dieses Areal gerne nennt, gehören aus die-
sem Grund zu den unabdingbaren Se-
henswürdigkeiten einer jeden Ägyptenrei-
se . Auf dem Ostufer des Nils liegen die
bekannten Tempel von Karnak und Luxor,
während sich auf dem Westufer eine lange
Reihe von Kultgebäuden aus dem Neuen
Reich zieht, die man für Totentempel hält.
Sie befinden sich am Fuße einer Steilklip-
archaische Stadt, die von den Ägyptern den sich ein Schlachthof, ein Brunnen- pe - dem sogenannten Westgebirge - auf
Abedschu genannt wurde, liegt heute unter raum und fünf Schatzkammern. Das Kopf- deren anderer Seite sich, weiter westlich,
den beiden Dörfern Beni Mansur und el- ende des Tempels befindet sich hinter vier das Tal der Könige und das der Königin-
Araba el-Madfuna begraben. Geblieben ist sich abwec;hselnden Höfen und Säulensä- nen befinden.
wenig mehr als der Königsfriedhof der er- len. Hinter diesen befinden sich sieben Bevor wir uns die wichtigsten Bauwer-
sten beiden Dynastien auf der Umm el- Sanktuare, die dem Kult folgender Götter ke näher ansehen, soll kurz auf die ande-
Qaab, die Tempelbauten aus dem Neuen dienten (v.l.n.r.): Sethos I., Ptah, Re-Ha- ren Bereiche im Gebiet von Theben einge-
Reich und kilometerlange Friedhöfe, die rachte, Amun, Osiris, Isis, Horus. Die Räu- gangen werden. Beim Gebel el-Tarif be-
über drei Jahrtausende hinweg von Privat- me hinter den Sanktuaren dienten noch- finden sich Mastabagräber aus der 4. und
personen benutzt worden waren. Der To- mals der Verehrung der drei letztgenann- Königsgräber aus der 11 . Dynastie. Die
tengott dieser Nekropole war bis Mitte der ten Götter. Beamten der 11. Dynastie betteten sich im
5. Dynastie Chontamenti, danach Osiris.
Das Osireion
24
Die Ullllll et-qaab
Das Gebiet des archaischen Königsfried-
hofs wird von den Ägyptern »Mutter der
Töpfe« genannt, da die Grab- und Votiv-
beigaben zu einem großen Teil aus in Ke-
ramik bewahrten Substanzen bestand.
Schon bei oberflächlichem Stöbern gibt
der Erdboden Scherben frei. Die dort an-
gelegten Gräber bestehen aus bis zu drei
Gruben, in die die Leiche des Königs samt
Beigaben gebettet worden war. Die größte
dieser Anlagen, das Grab des Djer (Grube:
12 x 13 m) , wurde in späterer Zeit als das
Grab des Osiris aufgefaßt. Wallfahrten
dorthin und Passionsspiele vor dem Grab
waren die Folge. Rund um dieses Grabmal
befinden sich die Ruhestätten des Hof-
staats, der dem König in den Tod gefolgt
war. Die Oberbauten aller Gräber der
Umm el-Qaab sind zerstört. Man nimmt
an, daß sie, anders als in Sakkara, aus auf-
gehäuftem Sand bestanden, der von Zie- Das Osireion ist ein Scheingrab Sethos' Gebiet des Asasif zur letzten Ruhe; dort
1. , welches ihm ermöglichen sollte, bis wurde später eine große Tiernekropole
gelmauern zusammengehalten wurde.
zum Ende aller Tage an den Osirisfestspie- eingerichtet, die sich bis Dra Abu el-Naga
u □
11 r. 1
L.I 11 DU
Zeugnisse ans alter Zeit
Götterbild des Amun in der heiligen Barke
auf dem Nil von Karnak nach Luxor ge-
Der Tempel von
liarnak
1
bracht, wo das Fest der Vermählung des
p Gottes mit der Göttin Mut begangen wur- »Niemals hat ein Volk der Antike oder der
de. Frucht dieser Verbindung war Chons. Neuzeit die Kunst der Architektur zu solch
Die Heiligkeit des Ortes hat sich auch in erhabenen, großzügigen und grandiosen
späterer Zeit erhalten, wie die Überreste Ausmaßen entwickelt, wie es die alten
mehrerer christlicher Kirchen zeigen, die Ägypter taten.« Mit diesen Worten schil-
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sich auf dem Tempelgelände befinden. derte Champollion, der Entzifferer der
•• ••
Auch eine Moschee befindet sich inner- Hieroglyphen, seinen Eindruck vom
•• •• halb der Tempelmauern, genauer gesagt
•• C
mächtigen Karnak. In der Tat, die Könige,
.c:, •• in dem schrägliegenden Hof. Das jährliche die von der 11. Dynastie bis in die Ptole-
•• Fest des lokalen Heiligen Abul Haggag,
.·-------·.
•• mäerzeit an diesem Tempel gebaut hatten,
••
..... *....
der in der Moschee begraben liegen soll, hinterließen vielleicht das größte Gottes-
s. bewahrt in seinem Brauchtum Züge der haus auf Erden.
i u i i i i
, Amunsprozession. Der Tempel war »Amun-Re, dem König
] • • • t'-'t ••• der Götter« geweiht. Seiner Gemahlin Mut
••• i i •••
-~ Der Plan: (P) Pylon mit Statuen und
Obelisken Ramses' Il., (A) Hof Ramses' II.;
stand ein eigener Bezirk zur Verfügung,
ebenso dem Month, der hier vor Amun
(B) Säulengang Amenophis' III.; (C) Hof Lokalmatador gewesen war. Innerhalb des
Amenophis' III.; (D) Vorhalle des Tem- Bezirks von Karnak fanden aber auch an-
pels; (ab E) Tempel Amenophis' III. (G) dere Götter ihre Heimstatt, etwa Ptah, Osi-
Sanktuar. Ramses II. mußte die Achse sei- ris oder Chons, den wir ja schon als Sohn
nes Hofs um 7 Grad nach Osten verschie-
25
von Amun und Mut in Luxor kennenge-
ben, um dem Lauf des Nils zu folgen . lernt haben. Auch haben mehrere Könige
Der Luxor-Tempel
Der Luxor-Tempel
Dieser verhältnismäßig gut erhaltene Tem-
pel war der Landestriade Amun, Mut und
Chons geweiht. Diese galten als Staatsgöt-
ter und bildeten eine Familie. Alljährlich
wurde in einer großartigen Prozession das
1 H.P. Loveerafts Cthulhu
Festtempel in das Areal eingegliedert, die Vom Nil aus führt eine Sphingenallee auf Pylonen und Höfen treffen wir auf den ei-
den Gott anläßlich bestimmter Feierlich- den ersten Pylon zu . Wir treten in den da- gentlichen Tempel des Amun-Re, dessen
keiten verherrlichen sollten. hinterliegenden Hof, der den Festtempel Reste bis ins Mittlere Reich zurückgehen.
Machen wir einen kleinen Rundgang Ramses' 11. teilweise umschließt. Im »Gro- Thutmosis III. baute seinen Festtempel im
durch Karnak, in dem man sich wegen der ßen Säulensaal«finden wir 134 bis zu 20 m Osten an. Südlich des Tempels ruht der
hohen Mauern leicht verirren kann. hohe Säulen vor. Nach einer Reihe von Heilige See. Von dort sehen wir die lange
26 Das Tal der Könige
Reihe der Pylone Nr. 7 bis 10. Sie führt auf
eine Allee, die von widderköpfigen Sphin-
gen gesäumt wird und zum Bezirk der Göt-
tin Mut führt. Ihr Tempel ist nun überwu-
chert, und der dazugehörige Heilige See
existiert nur noch in Gestalt großer Wasser-
lachen. Der zweite ausgegliederte Bereich
ist der des Month. Auch er ist vernachlässigt
worden, bis die Ausgräber kamen.
Biban el-Muluk
Auf dem Westufer des Nils liegt hinter der
Steilklippe ein Tal, in dem die Könige des
Neuen Reichs ihre Gräber angelegt haben.
Die heutigen Ägypter nennen diesen Ort
Biban el-Muluk, »die Tore der Könige«, die
Europäer nennen ihn »das Tal der Könige•.
Als letztes der bislang 62 Königsgräber
wurde das des Tutanchamuns im Jahre
1922 entdeckt. Charakteristisch an diesen
Bauwerken ist nicht nur, daß sie bis zu 210
m Länge und 100 m Tiefe in den Fels ge-
graben worden sind, sondern auch , daß
sie nur der Aufnahme des Sarkophags und
- - - - - - - - - - - - - - - - - - Zeugnisse aus alter Zeit
der Beigaben dienten. Der Totenkult fand
in dem vom jeweiligen Herrscher am Nil
erbauten Totentempel statt. Die Gräber
ge von 213 m und führt bis in 97 m Tiefe
hinab. Daß bei diesen Verhältnissen die
Künstler ihre Malereien und Reliefs an den
Die Tempel v on
1.lt.eben-West
1
lassen sich am besten nach allgemeinen Wänden anbringen konnten, ist bewun- Diese Tempel wurden fast alle von Köni-
Kriterien beschreiben. Vom Grabeingang dernswert. Wahrscheinlich wurde das be- gen des Neuen Reichs errichtet. Sie dien-
führen bis zu drei aneinander anschlie- nötigte Licht mit Hilfe von Spiegeln in die ten sowohl dem Totenkult des jeweiligen
Gänge der Gräber geschickt, denn Fak- Königs als auch der Verherrlichung des
keln waren dort unten unwirksam und Amun. Ihre Lage ist auf dem Gesamtplan
hätten nur Ruß an den Wänden hinterlas- eingezeichnet. Aus der großen Anzahl der
sen. Die Darstellungen haben in allen Grä- Gebäude sei ein genauerer Blick auf zwei
bern außer dem des Tutanchamun die von ihnen geworfen. Die anderen Tem-
Fahrt der Sonne durch die Unterwelt mit pelbauten sind teilweise stark zerstört.
anschließender Wiederauferstehung zum
Thema.
Die Güter, die den Königen mitgegeben Die Tempel iut Talkessel
wurden, waren von erlesener Qualität, von Deir el-Bahri
Grab von Ramses IX
selbst wenn es sich nur um Dinge des tägli- Der Totentempel Mentuhoteps II. aus
chen Bedarfs handelte. Alle für das jenseiti- der 11. Dynastie ist der älteste der großen
Gräber aus dem Tal der Könige
ge Leben notwendigen Dinge nahm der Totentempel in Theben. Im Vorhof des
ßende Korridore in die Tiefe. Nebenkam- Herrscher mit ins Grab. Neben dem übli-
mern und Nischen nehmen das Totengerät chen Totenkultgerät wie Kanopenkrüge
auf. Öfters soll ein tiefer Schacht mitten im und Uschebtis waren das Speis' und Trank
Gang das Vordringen der Grabräuber er- in wertvollen Gefäßen, Waffen, Streitwa-
schweren. Dann folgen ein oder mehrere gen, Möbel, Schmuck und Kosmetika,
Säle, die zum pfeilergestützten Hauptsaal Schutzgottheiten und vieles mehr. Zwar
führen, in welchem sich, in einer Boden- wurden die Königsgräber auch von den
vertiefung, der Sarkophag befindet. Sterblichen beschützt, doch kam es bereits
Tutanchamuns Grab, bei dem all dies im Altertum zu Plünderungen. Heute lie-
nicht zutrifft, stellt wohl eine Art Provisori- gen nur noch zwei Pharaonen in ihren Grä-
um dar. bern: Amenophis II. und Tutanchamun.
Das mit Abstand längste Grab ist das Tempels befindet sich ein Schacht, der zu
der Königin Hatschepsut. Es hat eine Län- einem unterirdisch angelegten, unvollen-
NI ~.ttli~Mll~Lfii Of T~ lliSJ
1: 20,000
Q9
27
H.P. Loveerafts Cthulhu
deten Grab führt , in dem eine Statue des len für Hathor und Anubis sowie einen Ein Stockwerk darüber befinden sich, an
Königs bestattet. worden ist (Bab el-Ho- Sonnentempel für Re-Harachte. Außerdem den Seiten einer fast völlig zerstörten Hal-
san). Der eigentliche Tempelbau war py- diente der Tempel auch dem Totenkult der le, die Räume für den Totenkult und der
ramidal aufsteigend angelegt und trug auf Königin und ihrer Eltern. Allerdings besitzt Sonnentempel. ln den kleinen Nischen auf
seiner letzten Stufe eine kleine Pyramide dieser Bau, anders als der des Mentuhotep, der Rückseite der Säulenhalle befanden
oder ein anderes Bauwerk. Dort befand kein Grab mehr. Die Herrscher ließen sich sich tatuen der Königin. Von dort kann
sich ein zweites, gleichfalls unbenutzte mittlerweile im Tal der Könige bestatten. man das tief in. den Fels hineingetriebene
Grab. Darunter lag eine Pfeilerhalle, auf Die verschiedenen Terrassen des Tem- Sanktuar des Amun betreten.
deren ordwestseite sechs kleine Kapel- pels werden über Rampen erreicht. Die In unmittelbarer Nähe des Hatschep-
sut-Tempels befindet sich auch ein Grab
des Senenmut. Er war Vertrauter der Köni-
gin, fiel jedoch in Ungnade, bevor das
Grab fertiggestellt werden konnte.
Die MeD1Donskolosse
Diese beiden 19,5 m hohen Kolossalstatu-
en sind die letzten Überreste, die von dem
Totentempel Amenophis III. geblieben
sind. Der Koloß im Bildhintergrund ist die
berühmte »tönende Memnonssäule«. Bei
Sonnenaufgang ging von ihr an manchen
Tagen ein heulendes Geräusch aus, und
28
len standen. Hinter diesen befindet sich in Terrassen ruhen auf Pfeilerhallen, von de-
einem kleinem Säulenhof der Eingang zu nen die »Punt-Halle« und die »Geburtshal-
einem 150 m langen Schacht, der in die le« die beiden wichtigsten sind. In ersterer
königliche Grabkammer führt . Der letzte, wird mittels beschrifteter Wandreliefs ein-
bereits in die Felswand hineingearbeitete mal eine Handelsexpedition nach dem
Saal, beherbergte das Allerheiligste. Lande Punt beschrieben; in der »Geburts-
Etwa 500 Jahre später setzte Königin halle« schildert Hatschepsut die Geschich-
Hatschepsut ihren großartigen Terrassen- te ihrer Abstammung von dem Gott Amun,
tempel neben den des Mentuhotep. Hat- der sie auch zur Herrscherin gemacht hat.
schepsuts Tempel war dem Kult des Auf der Höhe dieser beiden Hallen liegen
Amun geweiht, besitzt jedoch auch Kapel- auch die Kapellen von Hathor und Anubis.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - Zeu
Ein Privatgrab aus
der Ram.essidenzeit
• se aus alter Zeit 1-. ·:=··-::_.·
DERGROSSE
TEMPEL VON
AuuSIMBEL
Dieser Tempel wurde von Ramses II. in Jahrhunderts wurde das Baqwerk durch stauten Fluten bewahrt. Er wurde 80 m
Unternubien, 40 km nördlich des 2. Kata- eine spektakuläre Versetzung vor dem Ver- weiter landeinwärts wiederaufgebaut. Vor-
rakts erbaut. In den sechziger Jahren dieses sinken in den vom Assuan-Damm aufge- her befand sich der Tempel direkt am Nil.
Der Tempel diente der Verehrung von
Amun-Re, Re-Harachte, Ptah und Ramses
A·D .lwf.osseRmnses11. e lm,r:hrifl. II. Die aus dem Felsen geschlagene Fassa-
a. b .1l'J:sdu>.n, mftnlCChriflen, f-n Wiuuln.liels
c In.rclzri/'t. 1-8 ll'ebi!nriilurt.e
de ist nach Osten gewandt. Vier 20 m hohe
d Tldswl'.lb Samvplu1!f ii)!: ..,JforlP.r.ie-Z1'Rgelmm.tem Kolossalstatuen des Königs beherrschen
die Front. Über dem Eingang befindet sich
eine Nische, in der der Sonnengott Re-Ha-
rachte steht. Einige Meter über ihm befin-
det sich ein Fries sonnenanbetender Pa-
viane, die mit erhobenen Händen die auf-
gehende Sonne begrüßen.
Eine
••
Reise
dureh Agypten
störte Tyrus. Anlage und Bau der Stadt und des Seewegs nach Indien legte den
übertrug Alexander dem Architekten Handel vollends brach.
Deinokrates, und während der gesamten Um 1800 zählte die Stadt nur noch
Alexandria, arabisch el-Iskandarija, die
Herrschaft von Alexanders Nachfolgern, 5.000 Einwohner. Erst Mohammed Ali leg-
zweite Stadt Ägyptens und einer der wich-
den Ptolemäern, stieg Alexandria unauf- te den Keim zur heutigen Blüte der Stadt,
tigsten Handelsplätze am Mittelmeer, liegt
haltsam zum bedeutendsten Handelsplatz indem er ihre Häfen modernisierte und die
an der äußersten Westspitze des Deltas auf
der Welt und zum Hauptsitz der griechi- Stadt mittels Kanälen mit dem übrigen
dem sandigen Landstreifen, der den Mare-
schen Gelehrsamkeit auf. Ägypten verband (ab 1819). Diesem Bei-
otischen Landsee vom Meere trennt. Die
Einwohnerzahl beläuft sich 1920 auf ca. Zur Zeit Caesars soll die Bevölkerung spiel folgten auch die späteren Herrscher,
500.000, 1927 auf 570.000. mehr als eine halbe Million betragen ha- die sich Alexandrias eifrig annahmen. Bei
Unter den Europäern überwiegen Grie- ben. Bereits im 2. Jahrhundert u. Z. besaß dem Aufstand Urabi Paschas 1882 wurde
chen und Italiener, denen sich Engländer, Alexandria eine große christliche Gemein- das europäische Quartier zum Teil nieder-
Franzosen und Österreicher, weniger de, die allerdings bei den Christenverfol- gebrannt, doch ist die Stadt seitdem wie-
zahlreich Russen und Deutsche, anschlie- gungen unter dem Kaiser Decius (250) der in kräftigem Aufschwung.
ßen. Die Mohammedaner wohnen in den und Valerian (257) stark dezimiert wurde.
nördlichen und westlichen Stadtteilen, Unter Kaiser Gallenius wurde ein Groß-
während die Europäer den östlichen Stadt- teil der Bevölkerung von der Pest dahinge- Die Häfen
teil oder den Vorort Ramle bevorzugen. rafft (263). Im Oktober des Jahres 642 fiel
Die Stadt untersteht einem eigenen Gou- Alexandria nach längerer Belagerung an Alexandrias
verneur. den Kalifen Omar, der die Stadt verschon- Von den beiden Häfen ist der östliche, im
Gegründet wurde die Stadt Alexandria te. Seit jener Zeit ist Ägypten islamisch. Altertum der »große Hafen« genannt und
im Jahre 331 v.Chr. von Alexander dem Alexandrias Bedeutung sank in dem damals durch einen mächtigen Damm ge-
Großen, der einen Ersatzhafen schaffen Maße, wie sich der neue Herrschersitz Kai- schützt, jetzt nur Fischerbooten zugänglich.
wollte für das von ihm in Phönizien zer- ro entwickelte. Die Entdeckung Amerikas Er ist durch eine stattliche Kaianlage einge-
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- - - - - - - - - - - - - - - - Eine Reise dureh Ägypten
politischer Ort als eine typische Stadt ihres
Landes. Hier regiert das Geschäft, wenn
auch nicht in erster Linie mit Touristen,
1-
ehe benannten Square Ste-Catherine. Von
hier führt die Rue Sidi Abi! Dardar (Stra-
ßenbahn Nr.4) nach Süden. Links liegt das
sondern mit Waren. europäische Hospital. Südlich davon liegt
Nur gelegentlich wird das hektische das armenische Viertel. Weiter vorbei an
Geschäftstreiben, welches auch hier Zeit dem alten protestantischen Friedhof, dem
mit Geld gleichsetzt, von ein paar aben- Gouvernementsgebäude, der städtischen
teuersüchtigen Draufgängern gestört, die Bibliothek(tägl. außer Fr. und So. 9-12 und
man dann aber entweder anpaßt oder aus 16-19 h geöffnet) und einer Gemälde-
der Gesellschaft Alexandrias stillschwei- sammlung (deutsche Stiftung). Am Süden-
gend ausstößt. Nur in den verwinkelten de der Rue Sidi Ab Dardar liegt die Mo-
Gassen der westlichen Stadtteile ist noch schee Sidi Amr.
Arabien zu hause, mit den engen, mehr- Im Süden der Stadt sind nur noch zwei
stöckigen Häusern aus unverputzten Zie- altertümliche Stätten von Interesse: die
geln, den Basaren und orientalischen Ge- Pompejussäule und die Katakomben von
heimnissen. So stehen sich in der Stadt Korn esch-Schukafa.
Alexandria Containerschiff und Wasser- Die Pompejussäule erhebt sich über
pfeife gleichsam als Repräsentanten zwei- dem Trümmerhügel des alten Serapeums
er Welten gegenüber, die durch ihren von Alexandria. Die Säule, die an diesem
Kontrast den Flair der Stadt garantieren. einstigen Stierbestattungsplatz steht, ist von
Kaiser Theodosius errichtet worden zur Er-
innerung an den Sieg des Christentums und
Die mittleren 1D1.d die Zerstörung des Serapeums 391 n.Chr.
westliehen Stadtteile Im Mittelalter suchte man hier das Grab des
Pompejus und gab der Säule dessen Na-
Mittelpunkt des europäischen Lebens ist
men. Dieses größte wohlerhaltene Monu-
die langgestreckte, baumbepflanzte Place
ment des alten Alexandrias kann jeden Tag
Mohammed Ali, früher Place des Consuls,
für 3 Pi. von 9-18 h besichtigt werden. Auf
von den Arabern el-Menschija genannt,
einer Treppe steigt man zu dem Plateau
mit der Reiterstatue Mohammed Alis. Der
hinauf; überall sieht man die Spuren von
Platz wurde bei dem Aufstand von 1882
Ausgrabungen. Die Säule besteht aus dem
stark mitgenommen. Erhalten blieben da-
roten Granit von Assuan und ist mit dem
mals: im Nordosten die englische St. Mar-
korinthischen Kapitell und dem Sockel fast
kus Kirche und das St. Mark's Building, 27 m hoch. Im Umkreis der Säule befinden
das der englischen Gemeinde zu Schul- sich mehrere Steinsphingen und ein kopf-
und Verwaltungszwecken dient., im Osten loses Sitzbild Ramses II. Auf einer Holztrep-
die Börse, im Südwesten der Justizpalast. pe kann man zu den beiden leerstehenden
Nördlich vom Muhammed-Ali Platz und wenig lohnenden Gängen der Stier-
liegt der ehemalige französische Garten, nekropole hinabsteigen.
der jetzt Boulevard Saad Zaghloul ge-
nannt wird; an seiner Ostseite die schotti- Die Katakomben von Kam esch-Schu-
sche Kirche St. Andrew. Von hier gelangt kafa (»Scherbenhügel«, geöffnet von 9-18
man nördlich weiter zum Quai Port Est h, 5 Pi.) liegen am Südabhang eines von
(Avenue-Promenade de la Reine Nazi), einem verlassenen Fort gekrönten und 31
den neuen Kaianlagen des Osthafens, wo nun als Steinbruch dienenden Hügels. Die
Pompejussäule das französische Konsulat und der Ramle- 1900 entdeckte Grabanlage ist die bedeu-
Bahnhof liegen. tendste Alexandrias und stammt wohl aus
faßt, an deren Enden sich zwei Militärforts An der Ostseite des Mohammad-Ali- dem zweiten nachchristlichen Jahrhun-
befinden. Der westliche Hafen, im Altertum Platzes beginnt die verkehrsreiche Rue dert. Modeme Treppen führen auf den
»Hafen der guten Heimkehr«genannt (Eun- Cherif Pascha, Hauptsitz des Kleinhan- Hügel zu dem wiederhergestellten Ein-
ostos), wurde 1871 um einen 700 ha gro- dels, mit eleganten Läden, auch in den Sei- gang des Grabes, dessen Räume in mehre-
ßen Außenhafen erweitert. Diesen schützt tenstraßen. ren Stockwerken übereinander liegen. Es
ein gewaltiger Wellenbrecher von fast 3 km Im Süden des Platzes befindet sich die ist vielleicht die Begräbnisstätte eines Kult-
Länge. Eine zweite, über 900 m lange Mole Rue des Soeurs und ihre Fortsetzung, die vereins; die Haupträume gehörten wohl
schützt den inneren Hafen, der 190 ha groß lange Rue Jbrahim /.er (Straßenbahn dem Stifter und seiner Familie. Das Innere
ist und 8,5 m tief. Vom Beginn der Mole Nr.1), die ein enges arabisches Viertel ist durch Holzbrücken und elektrische Be-
erstrecken sich die Kais für die Touristen- durchbrochen hat. Sie führt zum Stadtteil leuchtung bequem zugänglich.
dampfer mit Lagerhäusern an der ganzen Minet el-Bassal, dem Mittelpunkt des Eine Wendeltreppe (Pl. A) führt in die
Ostseite des Hafens bis zum Marinearsenal. Baumwollhandels. Die Rue Ibrahim mün- Tiefe zu zwei Stockwerken, deren unteres
Im Zentrum des Zentralkais befindet sich det bei der den Mahmudija-Kanal über- meist unter Wasser steht; oben neben der
der Zoll (Douane). In den inneren Hafen brückenden Pont Neu/ (auch Pont Ibra- Treppe ist eine später angelegte Sarkop-
mündet der Mahmudija-Kanal. An Gütern him); von da weiter nach Gabbari und hagkammer (R). Vom Eingang zum obe-
wird hauptsächlich Baumwolle von Alex- Meks. Am südlichen Ufer des Kanals liegt ren Stockwerk (B), an dem rechts und
andria aus versandt, daneben Getreide, das Viertel Minet el-Charkaouiyeh, Sitz links halbkreisförmige Nischen mit Bän-
Reis, Zucker und Gemüse. 1925 liefen mehr des Gemüsegroßhandels. ken liegen, gelangt man zu einer Rotunde
als 2.000 Schiffe den Hafen an. Von der Südostecke des Mohammed- (C), in deren Mitte, von einem Kuppe-
Wie jede international wichtige Hafen- Ali-Platzes gelangt man zu dem dreiecki- lüberbau bedacht, ein Schacht zu tieferen
stadt ist auch Alexandria eher ein kosmo- gen, nach der katholischen Katharinenkir- Etagen führt. Rechts liegen zwei kleinere
H.P. Loveerafts Cthulhu
Räume (D, E) mit ischen und Sarkopha- die 1684 erbaute, sehr hüb ehe Terbana chen Familie. In der nördlichen Fortset-
gen, links ein größeres Zimmer, des en Moschee. Die Rue Ras et-Tin wendet sich zung der Straße befindet sich die koptische
Decke von vier Pfeilern getragen wird: weiterhin nach Westen und durchquert das Markuskirche und die stattliche Synagoge
darinnen das breite aus dem Fels gehaue- türkische Viertel, das die alte Insel Pharos der starken jüdischen Gemeinde.
ne Lager, auf dem der Leichenschmaus zu einnimmt. Hier sind die Straßen weniger In der Rue Sultan Hussein (Straßen-
Ehren des Toten abgehalten wurde. - Die eng, Gärten lockern die Reihen der Häuser bahn Nr. 1 und 6) liegt rechts die israeliti-
auf. Nördlich führt die Rue Sidi Abou el- sche Schuleund links das Greisenasyl(vor-
Abbas zu dem Platze gleichen amens, mit mals Kaiser-Wilhelm-Heim) der deutschen
der 1767 von Algeriern erbauten Grabmo- Borromäerinnen. Weiterhin erhebt sich
schee des Abu 'l-Abbas el-Mu-rsi. In beiden auf einer Anhöhe neben dem israeliti-
Vierteln sieht man orientalisches Leben. schen Friedhofe das Regierungshospital.
Die Rue Ras et-Tin endet am königli- In seinen Gartenanlagen befinden sich
chen Palast Raset-Tin, der 1925 von italie- zahlreiche am Ort ausgegrabene antike
nischen Künstlern erneuert und verschö- Denkmäler und das Grab des früheren Di-
nert worden ist (bis 1928 unzugänglich). rektors Dr. Schiess-Pascha. Die Rue Sultan
Die Straße führt nördlich um das Palais Hussein führt weiter zu dem schönen
herum zum Yacht-Club und dem auf der Stadtpark. Der Straßenbahn folgend er-
sich weiter unten teilende Treppe (G), von Spitze des Vorgebirges schön gelegenen reicht man die Porte Fouad I.er, in deren
der man die Haupträume des Grabes über- Militärhospital, in dessen Hof sich der den ähe ein Denkmal für die im Weltkrieg
blickt, führt um den zum unteren Geschoß Eingang zum Westhafen bezeichnende gestorbenen französischen Soldaten steht.
gehenden Eingang herum (H) zur Vorhal- Leuchtturm befindet. Weiterhin links befinden sich die großen
le (J) der eigentlichen Grabkapelle (K). Den Rückweg zum Muhammad-Ali- Friedhöfe der nicht-muslimischen Konfes-
Diese enthält drei Nischen (a-c), in denen Platz nimmt man am beten über das Ma- sionen.
sich verzierte Sarkophage befinden. Die rinea-rsenal, am Westhafen entlang. Das Die Straßenbahn führt weiter zum
Wände der ischen sind mit Darstellun- Fort Cafarelli, eine Hauptbefestigung a- Rand-Point, von dem drei Straßen ausge-
gen religiösen Inhalts geschmückt. Um die poleons, ist jetzt Signalstation. In der Rue hen. Südwestlich kommt man zum Mah-
Grabkapelle läuft, aus der Vorhalle zugäng- el-akhdar befindet sich der Gold- und Sil- mudija-Kanal, wenn man dem Farkha-
lich, eine Galerie, in deren Wänden 91 Grä- berbasar. Kanal folgt; im Südosten des Rond-Point
liegen das italienische und das englisch-
schweizerische Hospital sowie das Ge-
l ängnis. ach Osten führt die Rue du Pa-
lais durch den Vorort Hadra zu dem öf-
fentlichen Nuzha-Garten (Cafe, Konzerte,
kleiner zoologischer Garten), einer der
schönsten Gartenanlagen Ägyptens.
Einen Besuch wert ist auch das in der
Rue du Musee gelegene, im griechischen
til aufgeführte Museum griechisch-römi-
scher Altertümer. Das 1903 gegründete
Museum hat seine Bedeutung in der Zu-
sammenfassung der für die Stadtgeschich-
te wichtigen antiken Denkmäler. Zutritt
32 täglich 9-13:30 h und 15-17:30 h gegen 2
Piaster. Gesamtbillett für Museum, Pom-
pejussäule und die Katakomben von Korn
esch-Schukafa beläuft sich auf 8 Pi. Photo-
graphieren ist mit Handapparat gestattet.
Direktor: Prof. Dr. E. Breccia.
Das Museum beinhaltet: Im Vo-rsaal (Pl.
X) die ammlung steinzeitlicher Messer
und Geräte. Man kann die Heraklesstatue
in der Quergalerie (Y) sehen. Im 1. Saal
ber in zwei Reihen übereinander angelegt Die östliehen sind die christlichen Altertümer aufgestellt
sind. Jedes enthält mindestens drei Tote. (Grabsteine, Tonlampen, Gefäße). Im 2.-
Daran an schließen sich die Sarkophag- Stadtteile 5 . Saal ist die Münzsammlung unterge-
kammer (M) mit drei Sargnischen sowie Die Hauptverkehrsstraße der östlichen bracht. Saal 6hat die griechischen und la-
die Säle - Q mit Wandnischen und Sar- Stadtteile, die vorwiegend von Europäern teinischen Inschriften (Papyri, Grabstei-
kophagnischen bewohnt werden, ist die Rue Fu 'ad Pre- ne). Die Säle 7-9 führen größere altägypti-
mier, früher Rue de la Porte de Rosette. Sie sche Denkmäler (Statuen, Sarkophage).
Kehren wir von unserem Ausflug zum führt am Rathaus vorüber zur Porte Fouad SaalA: Pläne des alten und neuen Alexan-
Place Muhammed Ali zurück. Dort be- !.er, das die Stelle eines alten Stadttores ein- dria; Saal B: Mosaiken und Architekturtei-
ginnt im Westen die Rue de France, die mit nimmt. Auf der Höhe von Kom ed-Dik liegt le. Raum 10-13 führen kleinere ägypti-
ihren Fortsetzungen Rue Masguid Terbana im Süden der Rue Fu'ad das Reservoir der sche Skulpturen, ebenso Saal 16 Der 14.
und Rue Ras et-Tin in das große arabische Trinkwasserleitung. In der Rue Nebi Dani- Saal beherbergt große steinerne Sphin-
Viertel führt, das sich zwischen den bei- el, südlich der Rue Fu'ad liegt eine Moschee gen, der 15. Raum zeigt Fresken aus ägyp-
den Häfen ausdehnt und mehrere Basare mit den Gräbern Said Paschas, des Prinzen tischen Gräbern. In Saal Nr. 1 7 befinden
enthält. In der Rue Masguid Terbana liegt Hassan und anderer Glieder der königli- sich mehrere Mumien und Kleinkunst. An
- - - - - - - - - - - - - - - - E i n e Reise dureh Ägypten
A C D
Schloß, das jetzt von der englischen Mili-
tärverwaltung als Kaserne benutzt wird.
Schließlich kommt die elegante Villenko-
1-
Abukir: Dorf mit seichtem Hafen, beliebte
Sommerfrische mit Villen reicher Alexan-
driner. Auf der Reede wurde am 1.8.1798
lonie von Ramle in Sicht. In der dortigen Napoleons Flotte, die seine Invasionsar-
10 11 12 Stanley-Bucht befinden sich die bevor- mee decken sollte, durch die englische un-
zugten Bäder der High Society. ter Nelson vernichtend geschlagen.
N
Mit der Straßenbahnlinie 1 erreicht man Am Bahnhof stehen Esel bereit, auf de-
0
mer; 20-25 Pi., Frühstück 8-10 Pi. Omnibus 5- Telegraph: Ägyptischer und englischer Tele-
Von Alexandria nach Ramie benutzt man
10 Pi., israelitisch geführt. graph am Boulevard Saad Zaghloul.
am besten die elektrische Bahn vom Ram-
Pension York; 26 Betten; 40-50 Pi. Konsulate: Deutsches Reich, Großbritanni-
le-Bahnhof aus (von 5:30 h bis 1 h nachts
in ca. 30 min. für 2 Pi.). Ramle ., nordöstlich Cafes: An der Place Muhammed Ali befinden en, Frankreich und USA auf der Rue Fouad
sich mehrere, ansonsten in den östlichen l.er. Italien Rue Said Premier beim Ramie-
von Alexandria gelegen, ist die Sommerfri-
Stadtteilen. Bahnhof. Ungarn Rue Nebi Daniel 8.
sche der wohlhabenden Familien Alexan-
drias und Kairos. Die fast 52.000 Einwoh- Restaurants: Giovannidis, Boulevard Saad Reisebureaus: Cook & Son, Rue Fouad I.er 2;
ner zählende Stadt ist im Winter für Touri- Zaghloul 33, nahe dem Ramie-Bahnhof. Cox & Kings Shipping Agency, Rue Cherif
Pacha 27.
sten wenig lohnend. Brasserie Viennoise (Bierhaus), Rue Said I.er
Die Bahn passiert in Alexandria das kö- 11, beim Ramie-Bahnhof (führt deutsche und Dampferagenturen: Lloyd Triestino; »Sit-
nigliche Institut für Hydrobiologie mit ei- andere ausländische Zeitungen.) mar«; Messageries Maritimes Khedivial Mail
nem kleinen Aquarium und einem Muse- Line; Rumänische Postdampferlinie.
Klubs: Sultan Hussein Club, im 1. Stock der
um für Meereskunde. An den jüdischen Börse; europäische Gesellschaft. Banken: Deutsch Orientbank, National Bank
und christlichen Friedhöfen vorbei zur Circololtaliano, Rue Fouad I.er 4. Führen die- of Egypt, Barclay 's; Credit Lyonnais, Banco
Haltestelle Chatby-les-Bains, wo sich See- jenigen ausländischen Zeitungen, die man ltalo-Egiziano-, Ottomanbank.
bäder und eine altgriechische Nekropole auch im Lesezimmer der Börse erhalten kann. Ärzte: Vom Augenarzt bis zum Urologen alles
befinden. Straßenbahnen: Linie 1 über Rond-Point, vorhanden.
Am Sporting Club ist der nächste Halt. Ramie-Bahnhof, Muhammed-Ali-Platz, Vorort Buchhandlungen: L. Schuler, Rue Cheif
Hier liegt die Rennbahn. Die Bahn läuft Gabbari zum Vorort Meks. Pacha 6, besitzt öfters seltene Werke. Photo-
nun der von Alexandria kommenden Linie 2vom Champs Elysee über Hauptbahn- graphien sind in allen Buchläden zu erstehen.
Landstraße parallel. Schöner Blick auf den hof und M.A.-Platz zum Hafenzoll.
Theater: TheatreMohammedAli, Nuovo Tea-
Mareotis-See, auf einer Anhöhe befindet Linie 3 macht eine Rundfahrt durch die Stadt
tro Alhambra.
sich ein vom Vizekönig Ismail errichtetes vom Ramie-Bahnhof aus über Ras et-Tin zu-
rück zum Ramie-Bahnhof. Kirchen: siehe Text.
- 1 H.P. Loveerafts Cthulhu
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PORT.SAID
Port Said, die Hauptstadt des ägyptischen
Gouvernements Suez Canal, nach dem Vi-
zekönig Said benannt, liegt im äußersten
Osten einer Insel, die zu der das Mittelmeer
vom Manzalasee trennenden Landnehrung
gehört. Die Stadt verdankt ihre Gründung
in unfruchtbarer, öder Gegend dem Suez-
kanal und hat seit Anfang dieses Jahrhun-
derts einen sehr bedeutenden Aufschwung
genommen (Einwohner 1883: 17.000; 1917:
75.200; 1927: 100.000). Die Stadt liegt am
nördlichen Ende des Kanals .
Ankunft zur See. Die aus niederen Sand-
dünen bestehende Wüste sieht man erst,
wenn man bereits in dem vom Nil getrüb-
ten Uferwasser fährt. Die durch Bojen be-
/
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I 1.llarda,.-v, s .BanJv . .. ..
Niit.dieheA~ 3~)~ 2 Comptcirj_f'äc.d~Esc,. ..
3 Dwl:it-.lj_yonn.ais. . .
liAIRo
Kairo, el-Kahira, Masr el-Kahira, auch
kurzweg Masr genannt, unter 30° 4' nördli-
cher Breite und 31 ° 17' östlicher Länge von
36 Greenwich, liegt am rechten Ufer des Nils,
etwa 20 km südlich des sog. »Kuhbauchs«,
der Stelle, wo der Strom sich in den Roset-
te- und den Damiette-Arm teilt. Nicht un-
zutreffend wird Kairo »der Diamantknopf
am Griffe des Deltafächers« genannt. Am
Ostrande der Stadt, die über eine halbe
Quadratmeile bedeckt, erheben sich die
nackten rötlichen Felswände des Mo-
kattam-Gebirges, des Anfangs der östli-
chen Wüste. Nach Süden hin reicht die
Stadt bis nach Alt-Kairo, nach Westen er-
streckt sie sich bis nach der Insel Gezira
und umschließt auch die Vorstadt Bulaq.
Kairo ist bei weitem die größte Stadt
Afrikas und der arabischen Welt, die Resi-
denz des Königs von Ägypten und Sitz al-
ler obersten Behörden. Sie wird von ei-
nem eigenen Gouverneur verwaltet. Die
Zahl der Einwohner betrug nach der
Volkszählung von 1927 einschließlich des
Vorortes Heluan 1.060.000. Unter den Eu-
.f~ .., . ~ t . c;r1.~C'-'R:.t;
ropäern bilden Griechen und Italiener die
/,IM4':N~ll"'tW'l l,.....'T41'1'/;,,,.1,(,
,'.<lV!fl , .--.~.l(t-,~':,-,.} ,,,,. ••~J.<'f, s Mehrheit. Das deutsche Element ist seit
~A• --• ,~q,p d~r ~i,or,,.~1~~- ,Jf,
1ii,,i(iltt.tflM9[ju ; -t 1'"'~Fcut«·11 dem Weltkrieg nur sehr schwach vertre-
- - - - - - - - - - - - - - - - Eine Reise dnreh Ägwten
ten. Die Mehrzahl der Einwohner sind
Mohammedaner. Die Christen zerfallen in
orthodoxe und katholische Kopten, grie-
von Ägypten über Syrien bis zum Libanon
hinzog.
1517 fiel Kairo den erobernden Osma-
1 -
Geld einen Teil seiner kulturellen Schätze
zu zeigen bereit ist, sich in seinem Innern
jedoch genauso gegen die Europäisierung
chisch-orthodoxe, Katholiken, verschie- nen in die Hände, die den letzten Mamelu- sträubt wie jede andere ägyptische Stadt.
dene orientalische Sekten und Protestan- kenherrscher an einem der Stadttore auf- Aus diesem Grunde sind Automobile selbst
ten. Auch die Juden sind mit mehr als knüpften. Unter der neuen türkischen in dieser Metropole noch ein relativ selte-
30.000 Bürgern stark vertreten. Herrschaft verfiel sowohl die Kunst als ner Anblick, die Verkehrswege gehören
auch das Stadtbild von Kairo. 1798 wurde nach wie vor noch den Droschken. Nur
Stadtgeschichte. Als den ältesten Vorläu- Kairo von den Franzosen unter Bonaparte sehr wohlhabende Europäer und Ägypter
fer von Kairo kann man die nur wenige erobert, die die Stadt drei Jahre später den leisten sich den Luxus eines motorbetriebe-
Kilometer entfernte altägyptische Haupt- Briten überlassen mußten. Diese überlie- nen Fahrzeuges.
stadt Memphis ansehen. Von dieser Stadt ßen Kairo den Türken, woraufhin Mo-
ist kaum etwas erhalten, dafür mehr von hammad Ali die Macht an sich riß .. Er fe-
der römisch-byzantinischen Stadt Baby- stigte sie, indem er 1811 die verbliebenen Die Ezbekija und
lon, die heute ein Teil Alt-Kairos ist. Un- Mameluken auf der Zitadelle von Kairo
weit davon wurde 641 n.Chr. die Ortschaft umbringen ließ. Unter seiner Führung die Neustadt
al-Fustat aus dem Boden gestampft, die wurde Kairo die Hauptstadt eines relativ Im Mittelpunkt des Fremdenverkehrs, zwi-
erste islamische Gründung. Als die Fatimi- unabhängigen Landes. 1882 wurde Kairo schen dem alten arabischen Kairo und der
den im 10. Jahrhundert Ägypten erober- im Zuge des Aufstands von Urabi Pascha seit Mitte des 19. Jahrhunderts nach euro-
ten, gründeten sie 969 die Stadt al-Kahira von den Briten besetzt und das Land fak- päischem Muster erbauten Neustadt, liegt
(»die Siegreiche«), von der der Name Kairo tisch den Engländern unterstellt. Seither auf der Stelle des alten Ezbekija Sees der
abgeleitet ist. Ein Jahr später wurde die spielen die Briten im Leben der Stadt keine Ezbekija-Garten, benannt nach dem Emir
große al-Azhar-Moschee erbaut. 200 Jahre kleine Rolle, wenn sich ihre Präsenz auch Ezbek, der im 15. Jahrhundert siegreich
später begann die fast 100 Jahre währende darin am harmlosesten ausdrückt, daß nun gegen die Türken kämpfte. Der 1870 an-
Herrschaft der Ayyubiden, deren promi- Straßennamen in englischer und arabi- gelegte, 8,25 ha große Garten (Eintritt 1/ 2
nentester Fürst Saladin gewesen ist. Dieser scher Sprache angeschlagen sind (midan = Pi.) enthält viele seltene Baum- und
verstärkte die Stadtmauern und erbaute square == Platz; schari = street = Straße). Straucharten. Im nördlichen Teil befindet
die Zitadelle auf dem Ausläufer des Mo- sich ein Cafe und ein englisches Soldaten-
kattam-Gebirges. Auf die Ayyubiden folg- Kairo gibt es in gewissem Sinne dreimal. heim, im Süden des Gartens liegt das ara-
ten die Mameluken, deren zwei aufeinan- Da ist zum einen das europäische Kairo, bische Theater.
derfolgende Dynastien das Stadtbild von das sich in abendländischen Institutionen Südlich der Ezbekija liegt das Opern-
Kairo durch Bauten von hoher Quantität und Kultureinrichtungen westlicher Prä- haus, davor auf dem Opernplatz ein Reiter-
wie Qualität verschönerten. Grund zu gung manifestiert. Diesem gegenüber steht standbild. Von hier aus führt nach Süden
bauen hatten die Mameluken freilich ge- das unverfälscht islamische Kairo, das qua- die Schari Abdin zum Midan Abdin, an
nug: 1303 zerstörte ein Erdbeben Kairo, si an jeder Straßenecke eine Moschee hat dem rechts eine Kaserne, links der königli-
1400 der mongolische Eroberer Timur und in dessen verwinkelten Gassen Aus- che Palast liegt. Östlich des Opernhauses
Lenk. Auf dem Höhepunkt mameluke- länder alles andere als gern gesehene Gäste befinden sich das Internationale Gericht
scher Macht war Kairo neben._ Damaskus sind. Das dritte Kairo ist das Kairo der Öf- und die Hauptpost sowie die Bank des Cre-
zweite Hauptstadt eines Reiches, das sich fentlichkeit, das seinen Besuchern gegen dit Lyonnais.
37
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- 1 H.P. Loveerafts Cthulhu
Im Westen der Ezbekija breiten sich bis
zum Nil und der Schari el-Malika Nazli die
sich mehrere Ministerien und For-
schungseinrichtungen.
Das 1923 eingeweihte Parlamentsge-
ren, Skizzieren, Photographieren mit der
Handkamera ist gestattet, außer bei den
neusten Erwerbungen in der Eingangshal-
Stadtviertel Ismailija und Taufikija aus. Die
Ismailija verdankt ihre Entstehung der bäude liegt an der Schari Dar en-Nijaba. le und den Gegenständen aus dem Grab
Baulust des Khediven Ismail, der jeder- Weiter im Süden befindet sich das französi- des Tutanchamun; zum Aufstellen eines
mann gegen die Verpflichtung, innerhalb sche Archäologische Institut und das 1830 Stativs ist Erlaubnis erforderlich.
von 18 Monaten ein Haus vol) mindestens gegründete britische Militärhospital Kasr Das Parterre enthält die größten Denk-
30.000 Franc Wert zu bauen, das Grund- el-Aini. Vom Stadtteil Fumm el-Chalig aus, mäler. Die große Galerie enthält Steinsär-
stück dazu schenkte. Wenn auch nicht der überwiegend von Ägyptern bewohnt ge aus dem Alten und Mittleren Reich so-
mehr wie früher das vornehmste Wohn- wird, kommt man nach Alt-Kairo. wie die neuesten Erwerbungen. Die Pfei-
viertel, ist es doch noch immer der Sitz des Das oben bereits angesprochene Ägyp- lerhalle (Portique des Quarre Piliers) be-
europäischen Handels. Hier liegen mehre- tische Museum Kairo liegt am Nil in der herbergt zwei Statuen (Sesostris III. und
re der großen Hotels und Banken, Bure- Rue Mariette Pascha. Es enthält die im Nil- IV.) und zwei Holzbarken.
aus der großen Geschäftshäuser, Waren- tale gefundenen ägyptischen und griechi- Die Denkmäler aus dem Alten Reich
häuser, viele Konsulate sowie Paläste rei- schen Altertümer. Die Sammlung ist die haben in der Galerie A und in den Räumen
cher Europäer, Levantiner und Ägypter. größte und bedeutendste ihrer Art. Durch B-D Platz gefunden. In der Galerie befin-
Ismailija und Taufikija werden durch die von der ägyptischen Altertümerver- den sich Statuen und Grabreliefs, in B-D
die breite und verkehrsreiche Schari Fuad waltung alljährlich veranstalteten archäo- befinden sich die Meisterwerke der Bild-
I. voneinander geschieden, die westlich logischen Unternehmen, durch Ankäufe hauerkunst des Alten Reichs. Es handelt
an der Ezbekija beginnend durch den sowie durch fremde Ausgrabungen, deren sich dabei meist um Königsbildnisse.
Stadtteil Bulaq und weiterhin über den Nil Ertrag dem Museum bis auf die dem Aus- Die Denkmäler aus dem Mittleren
durch Gezira zur Zamalik-Brücke führt. gräber als Ehrengeschenk zu überlassen- Reich und der 2. Zwischenzeit befinden
Am Ostufer befinden sich das Ägypti- den Stücke abgetreten werden muß, er- sich in den Galerien F, J und im Saal G
sche Museum mit der Altertümerverwal- fährt sie beständig starken Zuwachs. (mehrere Königsbildnisse, auch als
tung und die britische Kaserne Kasr el-Nil. Das Museum ist täglich, mit Ausnahme Sphinx; Privatstatuen und Grabsteine).
Östlich davon befindet sich der Midan Is- des Montags und der öffentlichen Feierta- Die zahlreichen Denkmäler des Neuen
mailija, von dem aus nach Süden die Scha- ge, von 9-16 h geöffnet. Eintritt 10 Pi. Reichs breiten sich über die Räume und
ri Kasr el-Aini führt: rechts der Palast Is- Das Museumsgebäude (10.000 qm) ist
Galerien H-O aus (Statuen, Reliefs, Sarko-
mailija und ein an der Stelle des ehemali- 1897-1902 im griechisch-römischen Stil er-
phage, Stelen). Im Atrium central, einem
gen Palastes Kasr ed-Dubara neuerbautes, baut worden. In dem westlich an das Mu-
Lichthof, befinden sich die größten Aus-
elegantes Häuserviertel, das u.a . die Resi- seum anschließenden Gebäude ist die Al-
stellungsstücke. Kolossalstatuen reihen
denz des englischen Hochkommissars tertümerverwaltung beheimatet.
sich an Altäre und Königssarkophage, zu
enthält. Südwärts schließt sich das neue Für besondere Studien wende man sich
beachten sind auch der Palastfußboden
Viertel Garden City an. Im Osten befinden an den Direktor oder Konservator. Kopie-
aus Amarna und die Spitze der Pyramide
Amenemhets III. aus Dahschur.
Die Denkmäler der Spätzeit befinden
MUSE E DES ANTIQUITES EGYPTIENNES sich in den Sälen Q und S. Es handelt sich
dabei hauptsächlich um Götterschreine
und Götterstatuen. Galerie X leitet zu den
griechisch-römischen und koptischen
Denkmälern über, die die Räume T, U und
V schmücken (Grabsteine, Särge, Reliefs,
38 Herrscherstatuen, Gipsabguß des Steins
von Rosette).
Das obere Stockwerk enthält die klei-
neren antiken Objekte. In der großen Ga-
lerie sind Möbel und allerlei Gefäße aus-
gestellt. Der Raum südlich davon ist das
Pantheon de l'Egyptologie, in dem sich die
Büsten berühmter Ägyptologen befinden.
Galerie A: Holzsärge und Mumie König
Merenres. Saal B: Prunktafeln und Grab-
steine der Könige der ersten beiden Dyna-
stien. Saal C: Särge und Mumien aus dem
Mittleren Reich. Saal D: Grabbeigaben des
Alten und Mittleren Reichs. Pfeilerraum E:
Särge der Spätzeit. Säle Fund G: Grabaus-
stattungen aus dem Mittleren und Neuen
Reich. Saal H: Särge und Grabausstattung
eines Hofbeamten. Saal I: Fundstücke aus
thebanischen Königsgräbern. Galerie J:
Särge der Spätzeit und der griechischen
Periode. Galerie K: Königsmumien. Gro-
ßer Nordsaal: die Särge und Mumien von
Sethos I. , Ramses II, Merenptah und Ram-
ses III. Dazu die Alabasterkrüge für die
Eingeweide. Saal L: Schmucksachen und
- - - - - - - - - - - - - - - - E i u . e Reise dureh Ägypten
Edelsteine. Galerie M: Königsmumien der
18. Dynastie. Der Grabschatz des Tutan-
chamun befindet sich in den Galerien M,
mal ägyptisch-arabischer Baukunst. Die
Größenverhältnisse des am Fuße der Zita-
delle auf einem geböschten Felsen errich-
1-
nach glaubwürdiger Angabe arabischer
Schriftsteller mit Steinen von den kleinen
Pyramiden bei Gizeh erbaut. Auf dem
N, Rund T sowie in dem an M nördlich teten Bauwerks, in Verbindung mit den Hauptplatz der Zitadelle befinden sich die
anstoßenden Saal. Saal O enthält Särge künstlerisch ausgeführten ornamentalen sehr verfallene Moschee des Sultans en-
und Mumien der römischen Zeit. Saal P: Nasir sowie die nach ihrem Erbauer be-
Figuren von Göttern, heiligen Tieren so- nannte Muhammad-Ali-Moschee. Hier
wie Apisstelen. Saal Q: Totenpapyri und Arabisehes .MuseUJD liegt der große ägyptische Staatsmann
unfertige Statuen. Saal S: Schreibgeräte auch begraben. Im Süden der Muhamm-
und Totenbücher auf Papyrus. Saal U: ad-Ali-Moschee liegt ein kleines Lust-
Werkzeuge, Waffen, Spielzeug, Ge- schlößchen aus den Tagen des 19. Jahr-
brauchsgegenstände. Saal V: Griechisch- hunderts sowie der moderne Gerichtshof
römische Kleinkunst. Saal X: Gegenstände Nördlich der Zitadelle befindet sich das
der koptischen Zeit (5.-7. Jahrhundert). Staatsarchiv.
Sehr viel mehr an Sehenswürdigkeiten
hat dieses Stadtviertel nicht mehr zu bie-
Die südöstliehen ten. Ein Stückchen nordöstlich der Sultan-
Stadtviertel Hasan-Moschee befindet sich das Kloster
der Mewlewis (Tikijet ed-Darawisch el-
Hinter dem Gerichtshof befindet sich der
Maulawija), des türkischen Ordens der
Midan Ataba el-Chadra, von dem aus in
tanzenden Derwische, deren gemeinsa-
südöstlicher Richtung die 1. 700 m lange
mer Übung man jeden Freitag um 14 h
Schari Muhammed Ali zum Fuße der Zita-
beiwohnen kann (vorherige Anmeldung
delle führt (Straßenbahnlinie Nr. 11). Nach
durch einen Dragoman erwünscht).
1/ 3 der Wegstrecke befindet sich links der
Midan Bab el-Chalk mit dem Gouverne-
mentsgebäude, dem ägyptischen Gericht
und dem Arabischen Museum Der Straßenzug der
Dieser im arabischen Stil errichtete Muski und seine
Neubau beherbergt seit 1903 islamische
Kunstgegenstände und Antiken. Zutritt au- Seitengassen
ßer Montags und feiertags täglich von 9- Im Norden des eben beschriebenen Gebie-
16. 30 h gegen 10 Pi. Das Museum stellt in tes liegt das klassisch-orientalische Kairo,
seinen 23 Sälen u.a. Grabsteine, Holz- dessen Menschen und Gebäude auch aus
schnitzereien, Metallarbeiten, Fayencen, 1001 Nacht entsprungen sein könnten. Hier
Glaslampen, Sonnenuhren und Architek- findet man die großen Basare und verwin-
turteile aus. In der Vorhalle findet man Formen, machen einen majestätischen kelten Gäßchen, die zu Irrwegen geradezu
eine chronologische Übersicht über die is- Eindruck, weshalb die Moschee auch »die einladen. Hier haftet Aladin und seiner
lamischen Herrscherdynastien Ägyptens. Prächtige« genannt wird. Nischen mit ge- Wunderlampe noch seltsame Realität an.
Im 1. Stock des Museums befindet sich kuppelten Rundbogenfenstern gliedern Die Hauptverkehrsstraße dieses arabi-
die interessante Ägyptische Bibliothek. die breiten Wandflächen. Über dem aus schen Teils von Kairo ist die in der ersten
Die Sammlung umfaßt 1928 etwa 113.000 der Südostfassade frei heraustretenden Hälfte des 15. Jahrhunderts angelegte Mu-
Bände, davon 30.000 in arabischer, 60.000 Mausoleum erhebt sich die im arabisch- ski, die mit ihren Fortsetzungsstraßen die
in europäischen Sprachen, 23.000 Hand- türkischen Stil erneuerte 55 m hohe Kup- alte Stadt in ihrer ganzen Breite durchläuft 39
schriften (arabisch, persisch, türkisch, am- pel. Das südliche, 81 m hohe Minarett ist und auf den Campus der el-Azhar-Univer-
harisch, syrisch, die der Korane allein das höchste in Kairo und das zweithöchste sität führt.
2.677). Äußerst wertvoll sind auch die illu- in Nordafrika. Sein Gegenstück auf der Die Muski hat sich zwar in ihrem Ausse-
minierten persischen Handschriften aus Nordseite der Moschee war eingestürzt, hen mit Tabak-, Zigaretten- und Modege-
der Bibliothek des Bruders des Vizekönigs wurde aber in verkümmerter Weise wie- schäften europäischen Vorstellungen an-
Ismail. Außerdem befindet sich in der Bi- derhergestellt. gepaßt, doch unverändert wogt das orien-
bliothek eine Sammlung von etwa 5.000 Südlich von der Sultan-Hasan-Moschee talische Leben in der Straße auf und ab.
Münzen der muhammedanischen Herr- liegt der große Saladinplatz (Midan Salah Am Ende der Muski betreten wir die alte
scher Ägyptens. Der Lesesaal ist täglich ed-Din). Auf ihm wird nachmittags ein leb- Fatimidenstadt. Wir folgen der Fortset-
außer Montag und feiertags von 9-13 h hafter Markt abgehalten; hier finden auch zung der Muski, der Sikka el-Gedida: Links
und 16-20 h geöffnet. Für die übrigen Räu- die Festlichkeiten beim Auszug und der liegt das Judenviertel Haret el-Yahud mit
me bedarf es einer besonderen Erlaubnis- Rückkehr der Mekka-Pilgerkarawane statt. zahlreichen Synagogen. Dahinter folgt der
karte des Direktors, zum Bücherentleihen Am Nordende des Platzes stehen zwei un- große Basar Chan el-Chalili . Er bildet ein
eines Garantiescheins eines höheren Be- bedeutende Moscheen. Auf der Ostseite besonderes Stadtviertel mit einer Haupt-
amten, sonst der Garantie des Konsulats. erhebt sich die Zitadelle mit dem von und vielen Nebengassen, die von langen
Die Muhammad-Ali-Straße führt weiter mächtigen Türmen flankierten Tore Bab Budenreihen gebildet und überdeckt sind.
zum Muhammad-Ali-Platz, an dessen Süd- el-Azab (jetzt für Zivilpersonen geschlos- Hier findet man die Seiden- und Teppich-
seite sich zwei große Moscheen erheben: sen). Am Südende des Platzes ist das Ge- händler, den Basar der Schuhmacher und
links die Moschee er-Rifai, ein 1912 vollen- fängnis, hinter dem, schon außerhalb der die Schmuck- und Messinghändler. Die
deter schöner Hallenbau, der die Famili- Stadt, die Mamelukenfriedhöfe liegen. Schari Sikka el-Gedida überquert, und
engruft des Vizekönigs Ismaii enthält, Die Zitadelle, von deren ältester Anlage man hat den Basar der Buchhändler vor
rechts die altberühmte Sultan-Hasan-Mo- aber nur die östliche Außenmauer und ei- sich. Die Händler sind meist zugleich Ge-
schee. Diese im 14. Jahrhundert errichtete nige Türme im Inneren erhalten sind, wur- lehrte; ihre Läden stellen den Sammel-
Moschee ist das wohl bedeutendste Denk- de auf Befehl Saladins 1176 begonnen und punkt der gelehrten Welt Kairos dar.
- 1 .
UMGEBUNG
VONfiAmO
Die Iialifen- und
Mamelukengräher
Vor den Toren der Stadt befinden sich an
der Ost- bzw. Südseite der Metropole die
Gräber der mittelalterlichen tscherkessi-
schen Mamelukensultane. Die Bezeich-
nung der östlichen Anlagen als Kalifengrä-
ber entbehrt der Begründung. Für die Er-
haltung der Gräber waren ehemals zahlrei-
che Scheichs und Diener angestellt. Infolge
der Einziehung der Moscheegüter Anfang
des 19. Jahrhunderts kam alles in Verfall.
Der gewöhnliche Weg zu den Kalifen-
gräbern (arab. turab el-chulafa) führt
durch die Muski und ihre Verlängerungen
aus der Stadt hinaus. Dort befinden sich
hohe Scherbenberge (Windmill Hills), an
die sich östlich die muhammedanischen
Friedhöfe und die Kalifengräber anschlie-
ßen. Möglich ist auch der Weg durch das
Tor Bab en-Nasr, wenn man die Gräber
von Norden nach Süden besichtigen will.
Die nordöstliche Moscheengruppe, de-
ren Besuch nicht lohnt, wird durch die dem
Sultan Inal gehörigen Bauten ( Grabmo-
(J,
schee und Kloster von 1456; Plan D 1) und
das daneben liegende Grab und die Mo-
;; ·1-,. i
~ Sa.kkal·
················~ ····•·.!'+-···· ·~ ..
1
ÜBERSICR1'SR::AR'.rR
DER UMGEBUNG VON ...
KAIRO
bis zwnßarrage imNorden
l··::."'t2!i~~..
43
einer eng zusammengedrängten Häuser- elfenbeinerne Figuren, koptische Hand-
masse liegenden koptischen Kirche Abu schriften und Architekturteile bewundern.
Sarga. Die Kirche zeigt den Grundtypus al- Mit Objekten nicht nur der koptischen
ler alten ägyptisch-byzantinischen Basili- Zeit handelt der AntiquitätenhändlerMau-
ken, die jetzt von koptischen Christen be- rice Nahman. Sein Geschäft befindet sich
nutzt werden. Sie ist dreischiffig, mit sicht- in dem nördlich an die Mari-Girgis-Kirche
barem Dachstuhl über dem Mittelschiff und anschließenden Häuserkomplex. Noch ein
mit Emporen über den flachgedeckten Sei- Stück weiter im Norden befindet sich der
tenschiffen. Säulenkolonnaden trennen griechisch-orthodoxe Friedhof, von dem
das Mittelschiff von den Seitenschiffen. aus man rechts abbiegend zu der neuen
Von der Kirche Abu Sarga wende man Ausgrabung von Fustat gelangt, der älte- . Wffl\U Ot' -mr. CA!l.~Plt!S
-~ ~ - r-"
sich rechts und nach 20 m links in eine sten arabischen Gründung auf dem Boden e e r --~ -::::trlhff:.
"" - -.1/'"1u,,m,m4d«A„ övndmu <Jln.ff/ltM
malerische Gasse, die an einer tiefliegen- Kairos. Eine Seitenstraße führt zu dem Ver- C_·--···j_ __... D
den Pforte mit eisenbeschlagener Tür en- waltungsgebäude, wo der Wächter die Ein-
det. Von hier führt die Straße links an dem trittskarten (2 Pi. pro Person) ausgibt und schee des Emir Kebir (1506) gebildet. Gera-
Kloster St. Georges und an der Bahnstati- die Führung übernimmt. Die Grundrisse deaus weiter liegen, z.T. verfallen, die
on vorüber zu der an der Südostecke des und Unterbauten zahlreicher Häuser aus Grabmoschee und das Kloster des Sultans
Kastells gelegenen Kirche el-Mu 'allaka gebrannten Ziegeln und Bausteinen sind Barkuk (1405; D 2). Westlich der Moschee
und dem damit verbundenen koptischen gut erkennbar. Die Straßen der Stadt sind liegt in einem ummauerten Hofe das Grab
Museum. In letztgenanntem kann man ge- meist nur 1-3 m breit, nie mehr als 10 man des Suliman (erste Hälfte 16. Jhd.), ge-
gen 4 Pi. Eintritt koptische Kunst, nament- einzelnen Stellen. Im Osten ist ein großer wöhnlich Grab des Sultans Ahmed genannt
lich Holzschnitzereien, Tongefäße, Prie- Teil der von Saladin angelegten Stadtmauer (C 2). Links gegenüber die 1432 beendete
stergewänder, Kirchengeräte, Grabsteine, ausgegraben worden. Grabanlage von Bars Bai (CD 3), die eine
H.P. Loveerafts Cthulhu
Grabmoschee nebst Mausoleum und Klo- einem im Mamelukenstil überreich verzier- Die Aussicht von der Höhe ist von großar-
ster enthält. Weiter rechts das Grab der ten modernen Minarett überragt, wurde tiger Schönheit. Die Zitadelle mit der Mu-
Mutter Bars Bais (C 3), eine kleine, mit von Vizekönig Taufik 1888 erbaut und ist hammad-Ali-Moschee, die zu den Füßen
sechseckigen Lichtöffnungen versehene ohne Bedeutung. Von ihr führt ein Gang, des Beschauers liegt, und der überaus
Kuppel. In der Straße südlich folgt rechts an dem Grabräume liegen, in das wunder- großartige Wüstenfriedhof bei den Mame-
das Rab Kait Bai (C 3), ein 79 m langes volle Mausoleum, das 1211 von der Sulta- lukengräbern bilden den Vordergrund.
Dahinter fließt der Nil, bedeckt von Segel-
booten. Im Westen, am Rande der Wüste,
erheben sich die Riesenbauten der Pyra-
miden. In der Abenddämmerung schwebt
ein zarter rosiger Hauch über den tausend
Minaretten der Stadt, und die Pyramiden
erscheinen von der sinkenden Sonne ver-
goldet und gerötet.
Die Gijuschi-Moschee, eine der ältesten
Kairos, wurde 1085 von dem Großwesir
Badr el-Gamali erbaut; der Sage nach soll er
diese hochgelegene Stätte ausgewählt ha-
ben, um auch nach dem Tode seine im Tale
in sieben Mausoleen beigesetzten Lieb-
lingsfrauen mit seinen verklärten Augen
sehen zu können. Am Nordende des Pla-
teaus liegt ein altes türkisches Fort, das
durch einen Brückenweg mit der Zitadelle
verbunden ist. Auf dem nordöstlichen, hö-
heren Rücken, der durch einen großen
Steinbruch von dem Fort getrennt ist, ha-
ben die Engländer rechts neben dem höch-
sten Gipfel 1874 einen Denkstein errichtet.
Südlich von der Gijuschi-Moschee liegt
am Steilhang des Mokattam das sog. Ma-
melukenschloß, die 1533 erbaute Mo-
schee el-Chalawati. Ihr sehr verfallenes
Inneres ist von unten her zugänglich. Man
kann von ihr auf einem steilen, nur für
Wohnhaus, jetzt ganz verfallen, mit einfa- nin Sehems erbaut worden war. Nichtmo- geübte Kletterer zugänglichen Pfade
cher Fassade und geschmackvollem Portal. hammedanern ist der Zutritt untersagt. Da- durch die koptischen Felshöhlen auf das
Die 1474 vollendete, 1898 restaurierte neben liegt das Grab der Sultanin. Plateau gelangen.
Grabmoschee Kait Bai's (C 4) ist das Neben der Moschee des Imam esch- An dem kahlen westlichen Abhange
prächtigste und schönste der Kalifengrä- Schafi'i befindet sich das Familiengrab liegt, von grünen Palmen und blühenden
-
44
ber und zeichnet sich schon durch die
schmucken Formen des 40 m hohen Mina-
retts und die reich ornamentierte Kuppel
des Mausoleums aus. Die Verhältnisse sind
Muhammad Alis, der sogenannte Rosch el-
Bascha. Die Grabmonumente der dahin-
geschiedenen Khediven und ihrer Ange-
hörigen bestehen aus weißem Marmor;
Gärten umgeben, das Kloster der Bekta-
schi, eines von Abdallah el Maghawri ge-
gründeten türkischen Derwischordens.
Der Besuch ist gestattet. Vom Hofe führt
harmonisch, die Ornamentierung maßvoll. Schrift und Ornamente sind reich gemalt eine tiefe Höhle in den Berg hinein; an ih-
Zu bemerken sind im Inneren das schöne und vergoldet. rem Ende befinden sich die Gräber von
Marmormosaik, die geschmackvollen Dek- 1.500 m südwestlich liegt das von Derwischen.
ken, die Kanzel und die zum Teil neuen Ägyptern gern besuchte Schwefelbad Ain
Gipsfenster. Im Mausoleum befindet sich es-Sira (Karte »Environments of Kairo«).
ein Lesepult sowie Abdrücke von Füßen in Mosesquelle und
dunkler Schlacke, die Bait Bai als Fußspu-
ren des Propheten aus Mekka mitgebracht Die Mokattam- versteinerter Wald
haben soll. An den östlichen Ausläufern des Mo-
Südöstlich von der Moschee Kait Bai' s Höhen kattam entlang führt ein Weg, der bequem
führt die Schari el-Afifi zur Grabmoschee Der Besuch des Mokattam wird am besten mit einem Esel zu bewerkstelligen ist. Der
des Vizekönigs Taufik (C 4, 5). von der Zitadelle aus unternommen. Der Abstecher nach der sog. Mosesquelle läßt
Die Mamelukengräber im Süden der Weg von den Kalifengräbern her ist wegen sich in einer knappen Stunde hin und zu-
Zitadelle besucht man am besten vom Sa- des entsetzlichen Staubes zu meiden. rück machen. Am Fuße des Mokattam öff-
ladin-Platze aus. Die alten und neuen Grä- Die Mokattam-Höhen oder der Gebel net sich eine enge Talschlucht, in der ein
ber erstrecken sich von der Stadt ostwärts Gijuschi, wie der im Osten von Kairo gele- Weg über Geröll und Steinblöcke aufwärts
bis zu den Abhängen des Mokattam-Ge- gene, etwa 200 m hohe Gebirgszug nach führt. Nach 15 min. erreicht man das Ende
birges. Die älteren Bauten sind durch Um- der allseitig sichtbaren Moschee auf seiner der Schlucht, die durch eine steile hohe
bau und Verwendung zu neuen Gruften Höhe genannt wird, gehören zu dem gro- Felswand abgeschlossen ist. Unten ist eine
weit mehr zerstört als die Kalifengräber; ßen Nummuliten-Kalkgebirge, das sich Felsspalte mit Wasser. Seltsamerweise hat
z.T. sind nur die Minarette übrig. aus dem nordwestlichen Afrika über Indi- die Stelle den Namen Mosesquelle erhal-
Durch eine blaugraue Kuppel erkenn- en bis nach China erstreckt. Das Gestein ten. Moses hat mit ihr nichts zu tun.
bar sind die Moschee und das Mausoleum wird als Baumaterial geschätzt; am Ab- Zurück zum Eingang der Schlucht,
des Imam esch-Schafi'i. Die Moschee, von hang des Berges sind viele Steinbrüche. dann in südöstlicher Richtung weiter hart
- - - - - - - - - - - - - - - - Eine Reise dureh Ägypten
an den steileren Abfällen des Mokattam
entlang. Man kommt an eigenartig ge-
schnittenen Felswänden vorüber, auf die
VoNliAmo
1-
durch viele antike Bildwerke bekannt ist,
soll sich hier ertränkt haben, um größeres
Unglück von seinem kaiserlichen Freunde
sanft ansteigende Hügel aus Kalk und ver-
steinerten Austerbänken folgen. Verstei-
NACHAsSUAN abzuwenden, dem das Orakel einen
schweren Verlust verkündet hatte.
nerte Holzstücke zeigen an, daß man am
kleinen versteinerten Wald angekommen
MIT DER - 295 km Mallawi. Kreisstadt mit 20.300
Einwohnern, deutsches Erholungsheim
ist. Interessanter ist das sich 20 min. weiter
südlich befindende »Tal der Verirrungen«.
EISENBAHN des Dr. Nadim. Von hier kommt man zu
Schnellzüge verkehren täglich von Kairo den Tiernekropolen von Tuna el-Gebel
Es zieht sich stundenlang sehr eng in ver- und zum Grab des Petosiris,
schiedenen Krümmungen und Verästelun- nach Luxor in 13 Std., von Kairo nach As-
suan in 18 Std. und von Luxor nach Assuan Die Bahn führt weiter über Deir Mawas
gen hin. Für dieses Tal wie für die Moses-
in 5 Std. Da kein Speisewagen geführt wird, (306 km) . Am Ostufer die Ruinen von Tell
quelle und den Versteinerten Wald sollte
ist Mundvorrat mitzubringen. Ein Nachtzug el-Amarna, die sich von hier aus besu-
man sich der Dienste eines kundigen Füh-
verkehrt Mo., Mi, Do, Sa. bis Assuan. Der chen lassen.
rers versichern.
Mit dem Tal der Verirrungen steht der Luxuszug (nur 1. Klasse, Schlaf- und Spei- - 350 km Manfalut, Sitz eines kopti-
große versteinerte Wald in Verbindung, sewagen; 2. Klasse für die Dienerschaft) schen Bischofs. Der hier hergestellte Dat-
der sich 2 1/ 2 Std. von seinem kleineren verkehrt im Februar und März täglich, im telbranntwein wird in den koptischen Ge-
Namensvetter entfernt befindet. Der Weg Januar und April nach Bedarf bis Luxor. meinden der Umgegend verbraucht oder
dorthin ist ermüdend (man hat stets die Seine Schlaf- und Speisewagen werden mit in großen Tongefäßen versandt.
Sonne im Gesicht), der Anblick des Wal- dem Nachtschnellzug nach Assuan weiter- - 378 km Asiut. Diese Stadt mit 52.000
des nur für Geologen lohnend: Die Anhö- geleitet. Fahrpreise: allgemein 1. Klasse 2 Einwohnern kann als die Metropole von
hen des Waldes sind übersät mit Trüm- Äg.Pf. 89 Pi. ; 2. Klasse 1 Äg.Pf. 55 Pi.. Oberägypten bezeichnet werden. Neben
mern versteinerter Baumstämme, die Schlafwagenzuschlag 1 Äg.Pf. 25 Pi.; Zu- Post, Telegraph, Banken und Dampfboot-
meist glänzend braun und schwarz poliert schlag für den Luxuszug 1 Äg.Pf. 50 Pi. Mit- agenturen befindet sich hier auch die 1915
sind und oft Chalcedon einschließen. tagshalt wird nicht gemacht. Während der gegründete arabische Hochschule (1 .400
Saison sind die Züge überfüllt. Bände) und das Hospital der amerikani-
schen Mission mit 130 Betten und drei
Die Heliopolis-Oase Abfahrt in Kairo vom Hauptbahnhof. amerikanischen Ärzten. Diese Einrichtung
Die Bahn überschreitet jenseits Bulaq den gehört den amerikanischen Presbyteria-
und Alt-Heliopolis Nil. Bei Km 14 liegt der Bahnhof Gizeh, nern, deren Hauptsitz Asiut ist.
Der Vorort Heliopolis-Oase wird am be- links Blick auf Alt-Kairo und auf den langen - Sohag (470 km). Diese 21.000 Ein-
sten mit der elektrischen Schnellbahn er- Rücken des Mokattamgebirges. Nach wei- wohner zählende Stadt ist eine starke Ba-
reicht. Der Ort wurde 1906 von einer bel- teren 5 km kommt rechts der Höhenrand stion des Christentums. 1.500 Jahre alt sind
gischen Gesellschaft in gesunder Lage in der libyschen Wüste mit dem Sonnenheilig- das Weiße und das Rote Kloster (außer-
der Wüste gegründet. Die Araber nennen tum von Abu Gurah, den Pyramiden von halb der Stadt), neu sind die protestanti-
ihn Masr el-gedida, d.i. Neu-Kairo. Die Abusir und der Stufenpyramide von Sakka- sche Kirche und die große koptische Ka-
großangelegte Siedlung von 25.000 Ein- ra in Sicht. Schöne Palmenwälder. thedrale. Hospital und Markt sind eben-
wohnern besitzt breite baumbepflanzte An der Station Badraschen (33 km) ver- falls vorhanden.
Straßen und Plätze, mehrere Kirchen, An- lassen die Besucher von Sakkara den Zug.
Die Bahn überschreitet den Nil, Ach-
lagen eines Sportklubs, zu denen auch ein Der Bahnhof liegt links. Am Ostufer des
mim ( 477 km) ist die nächste Station. Die
Pferderennplatz gehört, sowie den großen Nils befindet sich der Kurort Heluan. Bei
24.000 Menschen zählende Stadt ist von
Luna Park. An der Hauptstraße, dem Bou- der Weiterfahrt rechts die Pyramiden von
levard Abbas, liegt das großartige Helio- Dahschur, links der Nil und ein maleri-
europäischer Kultur auffallend unberührt. 45
Die 6.600 Kopten haben mehrere Kirchen,
polis Palace Hotel. Der beim Ort gelegene sches Beduinendorf unter Palmen.
der Mittwochsmarkt ist stark besucht.
Flugplatz ist Ausgangspunkt für den Luft- - 65 km el-Matanja, von wo nach ei-
verkehr nach Bagdad. 1 1/ 2 Std von der nem vierzigminütigen Eselsritt die Pyrami- Zurück auf das westliche Ufer, wo der
Heliopolis-Oase entfernt liegt die antike den von Lischt zu erreichen sind. Zug bei Km 485 die schmutzige Fellachen-
Stadt Heliopolis, auch On oder Junu ge- - 84 km er-Rikka, Ausgangspunkt für stadt el-Minschah passiert. Der nächste
nannt. Der Ort gehört zu den ältesten den Ausflug zur Pyramide von Medum, die längere Halt findet erst in Naga Hammadi
ägyptischen Städten, doch die verbliebe- aufgrund ihrer eigenartigen Bauweise von ( 556 km) statt. Die Bahn überquert erneut
nen Trümmer sind eher unbedeutend. den Arabern el-Harrram el-kaddab, »die den Fluß und bleibt bis Luxor und Assuan
Von der einst glänzendsten Stadt ist neben falsche Pyramide« genannt wird. auf dem östlichen Ufer.
Häuserresten nur noch ein einziger Obe- - 247 km Minia, Stadt von 45.600 Ein- Bei Km 659 erreicht der Zug die ersten
lisk übrig. Die Ortsgötter waren der falken- wohnern, Mittelpunkt des oberägypti- Ruinen von Theben-West und dann die
köpfige Re-Harachte und der menschen- schen Baumwollhandels. Der Nil ist hier Tempelanlagen von Karnak. Die Fahrt en-
köpfige Atum (beides Sonnengötter). 1.000 m breit. Am Landungskai liegt ein det für die meisten Reisenden in Luxor
kleines Museum. Am Markttage entfaltet (674 km) .
sich in Minia ein höchst reges orientali- Nachdem die Bahn das Touristenzen-
sches Leben. Von hier aus kann man die trum verlassen hat, hält sie sich teils am
Felsgräber von Benihasan erkunden. Nilufer, teils am Rande der Wüste. Das ver-
- 286 km er-Roda. Die Stadt liegt in 3 schlafene Städtchen Armant ist Haltestati-
km Entfernung und kann durch eine on bei Km 694. Das Ufer wird von großen
Kleinbahn erreicht werden. Am Ostufer Lebbachbäumen beschattet. Von den
liegen die Trümmer der Antinous-Stadt, Tempelanlagen der griechisch-römischen
die Kaiser Hadrian 1130 n. Chr. zu Ehren Zeit sind nur noch geringe Reste vorhan-
seines Lieblings Antinous errichten ließ. den. Die Bahn verläßt das Fruchtland und
Der schöne Jüngling, dessen Kopf uns führr am Rande der steinigen Flachwüste
- 1 H.P. Loveerafts Cthulhu
entlang; in schönen Formen und Farben
zeigen sich die Ostberge. 8 km hinter Ar- VoNliAmo
Ein Touristendampfer benötigt für die
Strecke Kairo-Luxor (740 km) 7 Tage, von
Luxor nach Assuan (217 km) 2 Tage.
mant liegt Schagab, die Station für den Ort
Gebe/ein, wo sich zwei parallele, durch
eine 50 m breite Senke voneinander ge-
NACnAssuAN Die Dampfboote fahren oberhalb der
Großen Kairener Nilbrücke ab. Links blei-
trennte Hügel befinden. Dort befindet sich
ein Heiligtum der Göttin Hathor. Bei dem
MIT DEM ben die Gartenstadt von Kairo und die In-
sel Roda, dann passiert man Alt-Kairo mit
dem dahinterliegenden Mokattam-Gebir-
Dorfe Gebelein befinden sich die Ruinen
der alten Stadt Krokodilopolis.
SCHIFF ge. Rechts am Ufer Gizeh und die großen
Die Stadt Esna liegt bei Km 727. Diese Den Dampfschiffverkehr nach Oberägyp- Pyramiden. Im Gebirge die großen Stein-
Kreisstadt lebt weitgehend vom Touris- ten unterhalten vornehmlich zwei Gesell- brüche; gegenüber erheben sich auf dem
mus, wie die vielen Kaffeehäuser zeigen, schaften: die Firma Thomas Cook & Son Westufer die Pyramidengruppen von Abu-
die sich um die Hauptsehenswürdigkeit und die Anglo-American Nile & Tourist Co. sir, Sakkara und Dahschur. Herrliche Pal-
der Stadt, den tief unter Bodenniveau lie- Eine Besichtigungstour mit den Nildamp- menwälder am Ufer. Der Dampfer hält ei-
genden Tempel des Chnum, gruppieren. fern dauert etwa doppelt so lang wie mit nige Stunden in Badraschen (24 km), wo
Chnum ist in alter Zeit der widderköpfige dem Zug, nämlich 3-4 Wochen. Für recht- Esel zum Besuch von Sakkara bereitste-
Hauptgott der Stadt gewesen. Bei Esna zeitige Rückkehr nach Kairo garantieren hen. Am Ostufer das Dorf Heluan und
befindet sich auch ein Staudamm. die Gesellschaften nicht. Die Fahrpreise mehr landeinwärts der Badeort gleichen
105 km hinter Luxor liegen Stadt und sind häufig Änderungen unterworfen. Namens. Es folgen rechts die Pyramiden
Tempel von Edfu. Hinter dem Bahnhof Thomas Cook & Son stellen die Touri- von el-Lischt, im Strome liegen ein paar
der Stadt befindet sich das Pumpwerk für stendampfer »Sudan•, »Arabia•, »Egypt• kleine Inseln. Nach 90 km el-Wasta am
die Güter des Grafen Blücher. Das Frucht- (alle jeweils 80 Betten), •Rosetta•, •Da- Westufer (Eisenbahnstation, Zweigbahn
land wird nun weiter, die Bahn tritt an den mietta« (je 60 Betten), •Thebes• (48 Betten) ins Faijum, Post und Telegraph). Am
Nil. 6 km hinter Edfu liegen die Güter des und •Delta« ( 44 Betten). Der Fahrpreis be- Westufer treten die Berge vom Strome zu-
Briten Owen-Pascha, für die eine eigene trägt 70 5, hin und zurück, bei Benutzung rück, während sie östlich ihre Ausläufer
Bahnstation eingerichtet ist. 795 km süd- der für zwei Personen eingerichteten ziemlich hoch und steil oft bis zum Ufer
46
lieh von Kairo fährt der Zug schließlich an Staatskabinen 120 t. Arzt und Apotheke vorschieben. Von den Nilorten ist bis Be-
einer byzantinischen Festungsruine vor- sind an Bord (Honorar und Medikamente nisuef (117 km) keiner erwähnenswert.
bei. 164 km hinter Luxor und 838 km süd- nicht im Fahrpreis mit inbegriffen). Für 130 km bleibt das östliche Ufer schmal;
lich von Kairo liegt inmitten jüngst er- Die Anglo-American Nile & Tourist Co die Kalkstein[eisen treten oft breit oder als
schlossenen Kulturlandes die Stadt Kom hat die Dampfer »Victoria•, »Britannia«, »Pu- abgerundete Vorgebirge dicht an den
Ombo. Am Flußufer liegt der große Dop- ritan• (je 72 Betten), »Nubia« und »Mayflo- Strom heran. Dagegen ist das ca. 20 km
pel-Tempel von Haroeris und Sobek. Die wer• (je 54 Betten). Fahrpreise: Einzelkabi- breite westliche Ufergelände vorzüglich
Bahn fährt weiter durch das neue von ne 70 t, Doppelkabine pro Person 65 t, bebaut, fruchtbar und reich bevölkert.
Dämmen und Kanälen durchzogene Kul- Privatbad 25 t, Luxuskabine mit Bad für Schornsteine und Dampfmaschinen, die
turland. Bei Km 845 liegt die große Ort- zwei Personen 200 t. auf gute Ausnutzung deuten, geben dem
schaft Daraw. Hier befindet sich die ara- Sehr schön, aber zeitraubend und teuer alten Pharaonenlande das Ansehen einer
bisch-nubische Sprachgrenze. Die Bahn ist die Bereisung des Nil in eigenen Boo- Industriegegend. Das Boot fährt an meh-
nähert sich wieder dem Nil und führt in ten, den sog. Dahabijen. Es handelt sich reren großen Inseln vorbei. Man hält am
der Granitgegend von Assuan an schönen dabei wahlweise um kleine Privatdampter Westufer bei el-Faschn (150 km) und Ma-
Palmwäldern vorbei. ach einer 882 km oder kleine Segelboote. Man kann sie bei ghagha (l 72 km). Das Strombett bleibt
langen Fahrt läuft der Zug endlich in sei- den oben genannten Reisegesellschaften breit, die Ufer flach. Bei Km 230 erhebt
ner Endstation Assuan ein. für 300 - 800 t anmieten. sich auf dem Ostufer die steile Felsmasse
- - - - - - - - - - - - - - - - Eine Reise dnreh Ägypten
des Gebel et-Ter' auf dessen breiter Hoch-
fläche sich ein koptisches Kloster befindet
Eine steile Steintreppe führt zur Höhe des
der Stadt einen Bogen nach Nordost. Am
Ostufer befindet sich Achmim. Die Ostber-
ge treten nun dicht an den Fluß. Bei Km
1-
zwei Stunden erreicht das Boot Armant
(755 km). 15 km weiter erhebt sich auf dem
Westufer der langgestreckte Hügel Gebe-
Berges hinauf. 552 liegt Girga. Hier breitet sich eine schö- lein. Das Ufer ist mit Palmwäldern bedeckt
Nach 293 km der Ort er-Roda. 10 km ne fruchtbare Ebene aus mit zahlreichen und bietet einen malerischen Anblick, der
weiter liegt die 20 min. vom Nil entfernte Schöpfbrunnen am Fluß. Der Ausgangs- nur durch die rauchenden Fabrikschlote
Kreisstadt Mallawi. Man gelangt nunmehr punkt für den Ausflug nach Abydos ist el- der hier befindlichen Ortschaft beeinträch-
zur Ruinenstätte von Tell el-Amarna (305 Baljana (570 km). Nun wendet sich der tigt wird. Der Dampfer erreicht den Stau-
km, Ostufer). Bei km 341 tritt mit schroffen Nil fast genau nach Osten und macht eini- damm von Esna und umgeht ihn durch
Felswänden der Gebel Abu Foda nahe an ge Kilometer weiter südlich einen großen eine 80 m lange Schleuse am Westufer. Der
den Nil. Schwärme von Vögeln, besonders Bogen nach Norden. Das Gebirge Gebel Damm wurde von 1906-1909 errichtet und
Schwalben und Enten, bewohnen die el-Tarif tritt dicht an den Strom heran. Auf ist 874 m lang. Mit 120 Schleusentoren re-
gelt er die Bewässerung; an beiden Fluß-
ufern zweigen große Kanäle ab.
Die folgenden oberägyptischen Städte
werden angelaufen und bieten je einen
Tempel als Sehenswürdigkeit: Esna (798
km), Chnum-Tempel; Edfu (849 km), Hor-
us-Tempel; Kam Ombo (915 km), Tempel
von Sobek und Haroeris.
19 km hinter Edfu fährt das Schiff an
einer byzantinischen Festungsruine vor-
bei. Bei Km 891 befinden sich die kleinen
Stromschnellen des Gebet Silsile, die die
alten Ägypter für den Ursprung des Nils
hielten. Oberhalb der Enge ändert sich der
Charakter der Landschaft: Die Berge wei-
chen zurück und geben der Wüste Raum.
Der schmale Ufersaum wird von Bauern
bestellt, die in der Hautfarbe schon be-
trächtlich dunkler sind als die Fellachen im
Höhlen des lockeren Ufergesteins. Heftige dem Westufer liegt nun Nag Hammadi nördlichen Oberägypten. Landschaft und
Winde und zahlreiche Sandbänke machen (615 km). Eine große schwenkbare Brük- Menschen nähern sich immer mehr dem
die Schiffahrt hier oft mühsam und gefähr- ke führt die Bahn über den Nil. 1927 wur- nubischen Typus. Kurz vor Korn Ombo
lich. Am Ostufer liegt das Koptenkloster de hier der Bau eines Staudammes begon- beginnt jüngst durch Pumpwerke erschlos-
Deir el-Koser. Zwischen Manfalut und Asi- nen, der 1930 beendet sein sollte. An der senes Kulturland. Hinter der Stadt wird das
ut macht der Fluß große Krümmungen (42 schärfsten _Biegung des Flußes befindet Flußbett wieder eng; im Westen flutet der
km zu Wasser, 28 km zu Land). Die Berge sich das Grab des 1891 verstorbenen gelbe Wüstensand oft bis ans Flußufer. Man
treten am Ostufer mehr und mehr zurück Scheiches Selim, der den größten Teil sei- passiert die große und mit Palmenhainen
und machen einer großen Fruchtebene nes langen Lebens nackt an dieser Stelle und Feldern gut angebaute Insel Bahrif.
Platz. Schließlich teilt der Fluß sich in zwei verbrachte und als Helfer der Schiffahrt Nähert man sich Assuan, so bietet sich dem
Arme, die die große Insel Geziret Bahig verehrt wird. 51 km weiter liegt bei Kena Auge ein Landschaftsbild von ungewöhnli-
umfließen. Auf dem Westufer nähern sich (671 km) der Kai für den Besucher der
die Vorberge der libyschen Kette dem Stadt Dendara. Am linken Ufer erheben
cher Schönheit und Eigentümlichkeit. 47
Rechts auf der Höhe die Gräber der Kubbet
Flusse, den hier der Staudamm von Asiut sich nun hohe steile Kalkberge, davor ein el-Hauwa, geradeaus die Nordspitze der
abschließt. Der 833 m lange und 12,5 m Stück Fruchtland. Das rechte Ufer ist fla- Insel Elephantine mit dem »Savoy Hotel«.
hohe Damm ist von 1898-1902 errichtet cher, das östliche Gebirge tritt zurück. Am Ufer und im Flußbette Felsmassen von
worden. Insgesamt enthält er 111 Öffnun- Schließlich erblickt man zuerst die großen hartem Granit. Links der Bootshafen, die
gen, die durch eiserne Falltüren geschlos- Obelisken, dann die von Palmen halb ver- katholische Kirche, die Uferstraße und die
sen werden können. Über den Damm deckten Mauern von Karnak. Südöstlich Hotels von Assuan (957 km).
führt eine Fahrstraße. Das Schiff passiert erscheint in der Feme Luxor. Links von der
die westliche Schleuse. Auf dem Westufer Bahn zwischen Palmen die Säulen des
liegen die schönen Gartenanlagen und die Tempels von Medamud. Erst wenn das
schmucken Villen der Beamten. Boot die Höhe von Karnak erreicht hat,
402 km Asiut. Man landet an der von sieht man einige Monumente des linken
Bäumen beschatteten und mit stattlichen Nilufers: die Memnonskolosse, die Tem-
Häusern besetzten Uferstraße. Von Asiut pel von Deir el-Bahri und das Ramesseum.
bis Sohag durchzieht der Nil eine außeror- Dann tauchen im Hintergrunde von Luxor
dentlich fruchtbare Landschaft. Beiderseits das »Winter Palace Hotel« und die schloß-
wohlbestellte Äcker, die von Palmengrup- artige Villa der Witwe des Sultans Hussein
pen beschattet werden Allenthalben be- Kamil auf. An den Wohnungen der Konsu-
merkt man in Oberägypten hohe Tauben- laragenten sieht man Fahnen flattern.
häuser. Seit alters werden die Tiere wegen Nach 740 km landet der Dampfer bei den
ihres Mistes gehalten, den die Bauer für Säulenhallen des Tempels von Luxor.
ihre Gärten benutzen. Bei der Abfahrt aus Luxor bleiben die
Km 500 sieht mehrere tiefe Grotten auf Gebäude und Ruinen lange in Sicht. Die
dem Ostufer. 9 km weiter legt das Schiff in Felder sind mit Zuckerrohr bepflanzt, der
der Stadt Sohag an. Der Nil macht hinter Nil umfließt eine größere lnsel. Nach etwa
H.P. Loveerafts Cthulhu
mit meteorologischem Observatorium. Da- durchzie hen strahlenförmig die Land-
DERJiuRORT neben liegen die Bauten der Wasserleitung schaft und verbinden so die kleineren
Dörfer miteinander. Die Pyramide von
des Ortes. Gelegenheit zur Unterhaltung
IIELUAN bietet der vorzügliche Golfplatz, der inter-
nationale Klub, der Tennisklub, Fahrten
Hawara läßt sich ohne Überanstrengung
in einem halben Tage besuchen. Man fah-
25 km südlich von Kairo liegt der Kurort nach Kairo, Ausflüge in die schluchtenarti- re mit dem Frühzuge der Kleinbahn nach
Heluan, der hauptsächlich von Europäern gen Täler der Wüste und nach Sakkara. Hawara (1/2 Std.) und reite dann auf ei-
besucht wird. Die Anreise ist am bequem- Jagd an den Ufern des Nils ist gestattet. nem Esel zur Pyramide. Der Ausflug zur
sten mit dem Zug, der von Kairo aus 30 Pyramide von Illahun erfordert mit Bahn
Minuten unterwegs ist. Die Rückfahrkarte und Esel einen ganzen Tag, wobei man
kostet in der 1. Klasse 12 Pi., in der 2. Klas- auf dem Rückwege die Pyramide von Ha-
se 7 Pi.
Der Kurort Bad Heluan, arab. Hamma-
DASFAIJUM wara mitbesucht. Kleinbahn bis zur Station
Basch Kadib , dann zu Esel zur Illahun-Py-
mat Hilwan, franz. Helouan-les-Bains, Etwas mehr als 100 km südlich von Kairo ramide (von Se ostris II, stark verfallen)
liegt in einer künstlich angelegten Oase liegt westlich des Nils in dem großen, bis zu und von da in 1 1/ 2 Std. zur Pyramide von
etwa 3 km östlich vom Nil auf einer von 130 m über dem Meeresspiegel sich erhe- Hawara (von Amenemhet III ., verfallen,
Nordwesten bis Südosten von steilen benden Plateau der libyschen Wüste die aber besser erhalten)
Kalkbergen umgrenzten Hochfläche. Vor erste, gewöhnlich noch zum Niltal gerech-
dem Kriege zählte der Ort 8.000 Einwoh- nete Oase. Sie fühlt den Namen Faijum,
ner, deren Zahl aber, ebenso wie die der vom ägypt. »Phiom«, d.i. •der See•. Diese
Kranken, zurückgegangen ist. Seinen Ruf
verdankt das Bad sowohl seinen 33° C
Oase weist eine außerordentliche Frucht-
barkeit auf. Sie hat die Form eines läng-
Luxoa
warmen Schwefel- und Kochsalzquellen, lichrunden Beckens, das von der hier nied- Das breite Fruchtland zu beiden Seiten des
die gegen rheumatische Leiden, Haut- rigen libyschen Gebirgskette umschlossen ils ist von Höhenzügen begrenzt, die na-
krankheiten und Katarrhe wirksam sind, ist. Ihr Klima ist ganz besonders günstig. mentlich im Osten, wo sie weiter zurück-
als auch seinem trockenwarmen Wüsten- Im Altertum hieß die Landschaft das treten, von schöngeformten Gipfeln über-
klima, das Lungen- wie Nierenleidenden, •Seenland•, und zwar wegen des großen ragt werden. Grüne Saaten und Palmen
überhaupt allen Kranken, die ässe und Binnensees, als dessen letzter Rest der jet-
Kälte zu meiden haben, außerordentlich zige See Birket Karun angesehen werden
zuträglich ist. Infolge der steinigen Boden- muß. Ursprünglich hatte der See wahr- Niitdiehe Adressen
scheinlich den gröfüen Teil des Faijum-
beschaffenheit und der kräftigen Sonnen-
beckens eingenommen, aber wohl schon
inLuxor
Hotels: WinterPalace Hotel(Pl. AS); Terras-
zu Beginn der historischen Zeit war sein se, Aufzug, Garten, Restaurant, 180 Zimmer
Niitdiehe Adressen Gebiet eingeschränkt worden. Im Süden (90 mit Bad); 100-200 Pi.; erstes Haus am
des Sees lag ein schmaler Streifen Kultur- Platze, von Archäologen gerne frequentiert.
inHeluan land mit der Hauptstadt Schedet, dessen Luxor Hotel (B4); Aufzug, Heizung, Garten,
Hotels: Grand-Hotel Helouan (gegenüber oberster Gott das Krokodil Sobek gewe- 100 Zimmer (30 mit Bad); 90-150 Pi.
dem Casino); 130 Zimmer, 50 mit Bad; ab sen war. Am Ostrande des Sees schlugen Tbebes Hotel (C2); 24 Zimmer; 60 Pi.
120 Pi. aufwärts mehrere Herrscher der 12. Dyn. ihr Hofla- Post: (B4) und Telegraph (AS beim Winter
English Winter Hotel mit Garten; 31 Zim-
ger auf, und besonders Amenemhet III. Palace).
mer; 60-80 Pi.
Hotel-Pension Sphinx, 24 Zimmer; 50 Pi.
wandte dem Faijum seine besondere Für- Bank: Filiale der National Bank of Egypt
6 weitere Hotels und Pensionen. sorge zu. Durch Austrocknen der Sümpfe (A4).
wurde neues Kulturland gewonnen; mit
48 Sanatorien: Dr. Glanz; 60 Betten; 100 Pi.
welchem Erfolg dies geschah, bezeugen
Dampferagenturen: Stellen von Cook &
Dr. N. Kouchnir, 45 Betten; 60 Pi.; für Nie- Son und der Anglo-American Nile & Tourist
renkranke. die fruchtbaren Äcker und blühenden Co . im Winter Palace.
King Fuad Sanatorium; 100 Betten; 100 Pi. ; Dörfer, die sich seit zwei Jahrtausenden
Ärzte: Hospital in (BC5).
für Lungenkranke . auf dem ehemaligen Seeboden erheben.
Von Kairo aus erreicht man das Faijum Kirchen: Englische protestantische Kirche
Ärzte: vom Nervenarzt bis zur Zahnärztin (B4, 5); Römisch-kath. Kirche (C2)
alles vorhanden. am einfachsten mit dem Zug. Man fährt 92
km bis el-Wasta und steigt dort in eine Führer: sprechen Englisch, Französisch,
Kirchen: St. Paul; Röm.-kath. Kirche; Deutsch; 20-50 Pi.
Griech-orthodoxe Kirche. Kleinbahn um, die weitere 38 km zum
Hauptort des Seenlandes, Medinet al-Fai- Esel: gut gesattelt, je nach Distanz 10-30 Pi.
Droschken und Esel: Droschken bis 1 km
jum, zurücklegt. Die gesamte Fahrt nimmt Droschken: nach Karnak 40 Pi., 1 Tag Ost-
4 Pi. , die Std. 10 Pi . .Esel(schwer zu beschaf-
fen) 1 Std. 5 Pi. , 1 Tag 25 Pi.
etwa 2 1/ 2 Std. in An pruch. ufer 70 Pi, 1 Tag Westufer 140 Pi. Ansonsten
Medinet al-Faijum beherbergt 44.400 pro Std. 10 Pi.
Menschen, unter denen viele Griechen Boote: zum Übersetzen: Segelboot 8 Pi. ,
bestrahlung ist die Luft außerordentlich sind. Mehrere Moscheen und eine große Motorboot 20 Pi. ; Segelboote pro Std. 20 Pi.
rein, sprich staubfrei. koptische Kirche sowie ein bedeckter Ba-
Bücher und Photographien: sind in zwei
Das von der ägyptischen Regierung sar sind vorhanden. Im orden der Stadt Läden beim Winter Palace zu erwerben.
1899 im maurischen Stil errichtet Badehaus, liegt die den Eingeborenen als Kiman Faris
1911 umgebaut, ist mit Wannenbädern für Antiquitätenhändler: Muhammad Muhas-
(•Reiterhügel•) bekannte Trümmerstätte
sib (B4, Schari el-Lukanda).
schwefelhaltiges Wasser, mit elektrischen des alten Schedet (auch Krokodilopolis-
Lichtbädern, Heißluft-, Dampf- und zwei Arsinoe genannt). Von den Schutthügeln
Schwimmbädern versehen. Außerdem gibt ist jedoch neuerdings durch Ziegelbrenner überall wo die Wüste aufhört, der glänzen-
es Einrichtungen für Inhalation und Massa- viel abgetragen worden. de Sonnenschein, der meist auch in win-
ge und zu Sonnen- und Luftbädern. Mehrere Kleinbahnen (Faijum Agricul- terlicher Zeit alles umfängt, die herrliche
Nördöstlich von Heluan erhebt sich auf tural Light Railways; Abfahrt neben dem Morgen- und Abendbeleuchtung lassen
dem Plateau die Sternwarte (114 m Höhe) Hauptbahnhof von Medinet al-Faijum) die Stätten des alten Theben wie ein Wun-
- - - - - - - - - - - - - - - - Eine Reise dureh Ägypten
derland erscheinen, auf welches das Füll-
horn der Natur unerschöpfliche Gaben der
Fruchtbarkeit herniedergießt. Die meisten
gen Trümmer eines Forums der Kaiserzeit.
Den Mittelpunkt des modernen Verkehrs
bildet der neue Kai (Pl. AS - 3); an ihm das
AsSUANUND
1
Tempelruinen liegen in der Ebene und
werden beim höchsten Stande der Über-
Winter Palace Hotel, das Haus der Natio-
nal Bank, Cook's Office und Kaufläden.
UMGEBUNG
schwemmung vom Nil erreicht. Die Grä- Nach Osten führt die Schari el-Mahatta, wo Assuan, mit 12.600 Einwohnern, ist Haupt-
ber sind in die Abhänge der Berge gehau- die Post ist, direkt zum Bahnhof. stadt und Sitz der obersten Verwaltungs-
behörde der südlichsten Provinz Ober-
ägyptens , die das Gebiet südlich von Esna
A 13 bis zur Grenze des englisch-ägyptischen
L u ~ 0)
lfl0,000
Mi Sudans umfaßt. Die am Ostufer des Nil
befindliche Stadt liegt teils in einer Ebene,
0 :IOO 200
~etres teils auf einer Anhöhe. Das Fruchtland ist
1 0
!ill! g !!18 g '"°"·Foet. 1 schmal. Der Fluß ist in mehrere Arme ge-
spalten und umschließt große Granitklip-
pen und Inseln, namentlich Elephantine
und Philae. Am Westufer begrenzen die
libyschen Höhen, nach Osten das arabi-
sche Gebirge die Landschaft. Wegen sei-
ner lieblichen Tage und des gleichmäßi-
2 gen trocknen Klimas wird Assuan beson-
ders in den Wintermonaten November-Fe-
\. bruar als Kurort viel besucht. Das Sternbild
I des südlichen Kreuzes ist imJanuar nachts
gegen drei Uhr, im April schon um 10 Uhr
abends sichtbar.
Etnb
Der Bahnhof liegt im Norden der Stadt.
3 Von der Landestelle der Dampfboote führt
eine hübsche Uferstraße nördlich etwa 3/ 4
Std. am Nil entlang bis zum Ghezireh Pa-
lace Hotel. An ihr liegen die Hauptgebäu-
de, das Gericht, die deutsche Sudan-Pio-
nier-Mission, das Grand Hotel und das
Regierungsgebäude (Mudirija). Dem letz-
teren gegenüber ragen die Trümmer eines
wohl aus der Römerzeit stammenden
Baus, vielleicht eines Schleusenwerks
oder Brückenkopfs. Weiterhin folgt das
hohe Minarett der Hauptmoschee, bei
dem rechts eine Seitenstraße zu den Basa-
ren abbiegt, dann stromabwärts die Poli-
zeistation, die National Bank, das St. James
Hotel, die Post, die Regierungsschule, das
Regierungshospital und die katholische 49
Kirche mit der Schule der katholischen
Sudanmission. Im Innern der Stadt, die
- ....
sehr malerisch ist, liegt die große kopti-
.j _/·,,. ·,. sche Kirche. Am Südende der Uferstraße
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liegen auf einem Hügel die Ruinen eines
6( . <Mosques: /"v' ~6 Klosters, weiterhin das Cataract Hotel. Die
i1 ShelJa,, el-:ffetlahi. . : . . . . B 4 , . 5 J'lroiklv el-'Vwu.sla . . . A4.- bei dem Ruinenhügel abzweigende Straße
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l 3 ,, evGlaov:iyib . . .. . .A.t- 7 " a-~lllqlL!hqatih,. . B C 2
Muliassih . . . . . C 3
teilt sich nach etwa 300 m: Rechts geht es
; 4' ,. 6il»Tl, . . . . . . . . JU 8 ,, zu den arabischen Friedhöfen, links er-
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reicht man einen kleinen unvollendeten
Ptolemäertempel.
Südlich oberhalb des Cataract Hotel
en und gähnen dem Reisenden mit ihren Vom Nordende der Kaistraße führt die liegt auf dem Berge das Fort Tagug, in dem
schwarzen Öffnungen in solcher Zahl ent- Schari el-Muntazah zu einem freien Platz das Kamelreiterkorps kaserniert ist und
gegen, daß man den Abhang treffend mit (BC 2, 3). Hier liegen das Kreishaus, eine von dem man besonders abends eine loh-
einem Korkstücke oder einer Honigwabe Moschee, eine katholische Kirche sowie nende Aussicht genießt (Niltal, Inseln,
verglichen hat. das Savoy Hotel. Nördlich von Luxor Staudamm). 1/ 4 Std. östlich vor der Stadt
Auf dem östlichen Ufer liegt Luxor, dehnt sich die gewaltige Trümmerstätte befindet sich inmitten eines arabischen
arab. el-Uksur, Kreisstadt von 19.000 Ein- von Karnak aus. Eine weitere Tempel- Friedhofs der Markt. Unweit davon liegt
wohnern und Mittelpunkt des oberägypti- gruppe stand in Medamud, nordöstlich der Rennplatz des Assuan Sporting Club
schen Fremdenverkehrs. Nahe dem Tem- von Luxor. Auf dem Westufer des Nils be- (während der Saison wöchentlich ein
pel sind noch Reste antiker Uferbauten findet sich die riesige Nekropole von The- Renntag, besonders interessant sind die
(Pl. A3 und A4) und ein Nilmesser zu er- ben, die zahlreiche Königsgräber und To- Kamelrennen) . Den Rückweg nehme man
kennen; zwischen Fluß und Tempel lie- tentempel aufweist. über die alten arabischen Friedhöfe, die
- 1 H.P. Loveerafts Cthulhu
südlich von der Stadt in der Wüste liegen.
Die Gräber bestehen aus Rechtecken, die
mit unbehauenen Steinen umlegt sind und
noch vielfach kenntlich. Von diesem Stein-
bruch führt ein noch heute benutzter gro-
ßer Dammweg, auf dem einst die gewalti-
Die grüne, palmenreiche Insel Ele-
phantine, von den Arabern Geziret Aswan
oder kurz el-Gezira (»Insel«) genannt, wo-
mit beschriebenen Steinplatten ge- gen Blöcke an den Nil gebracht wurden, hin man mit dem Ruderboot übersetzt (hin
schmückt waren. Kleine Kuppelbauten nach Assuan. und zurück 5 Pi.), ist ein Hauptziel aller
bezeichnen die Gräber der Reichen. In dem 1 Stunde entfernten südlichen Reisenden. Der Besuch erfordert etwa
An den südlichen Höhen, von der Stadt Steinbruch befinden sich unvollendete eine, mit dem Museum zwei Std. Auf der
über die arabischen Friedhöfe ostwärts, Särge, Inschriften und Teile von Kolossal- Insel liegen zwei Dörfer, deren Bewohner
ziehen sich die alten Granitbrüche, denen statuen. Etwa 5 min. weiter liegt auf einer meist nubisch sprechen.
die Ägypter ihren Bedarf zu Bauten und Höhe eine 6 m messende Osirisfigur mit Dicht bei der Landungsstelle auf der As-
Bildwerken entnehmen. Im nördlichen Krone und Bart, die Arme über der Brust suan zugekehrten Seite der Insel führt eine
Steinbruch liegt ein unvollendeter 42 m gekreuzt. An der Eisenbahn entlang Treppe zu dem Nilmesser, der die für die
Bewässerung der Felder ausreichende Nil-
höhe schon in vorchristlichen Tagen an-
zeigte. Am Ende der Treppe zum Nilmesser
liegt inmitten schöner Gartenanlagen das
Assuan Museum (geöffnet 9-16 h, Freitag
und feiertags geschlossen, 5 Pi.). Es enthält
1: 100.000
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eine schöne Sammlung von Altertümern,
Kilometer die aus den Ausgrabungen in Unternubien
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E:n.31.To.les stammen und die Kultur dieses Gebietes
gut veranschaulichen. Der ganze südliche
Teil der Insel ist mit großen Schutthaufen,
den Trümmern der Stadt Elephantine, be-
deckt. Von den Höhen der Insel hat man
eine prachtvolle Aussicht auf die braunen
und schwarzen, rauhen und glatten Felsen
des Katarakts (Stromschnelle), zwischen
denen der Nil dahinflutet.
Höchst interessant ist eine Kahnfahrt
um die Insel (etwa 1 Std., 10 Pi. pro Pers.)
Etwa 500 m südlich, nicht weit vom rech-
ten Nilufer, liegt eine kleine Insel, auf der
man die durch die Tätigkeit des Hochwas-
sers entstandenen glatten zylindrischen
Strudellöcher gut beobachten kann. Die
mit Palmen, Oleander und Granatbäumen
bewachsen Insel el-Atrun oder »Kitche-
ner's Island« zwischen Elephantine und
dem Westufer gehörte früher Lord Kitche-
ner und ist jetzt Eigentum der Regierung.
Am Westufer des Nil liegen nördlich ge-
50 genüber von Elephantine auf der Anhöhe
der Kubbet el-Hauwa die schön ausge-
führten Felsengräber der Fürsten und Vor-
nehmen von Elephantine aus dem Mittle-
ren Reiche.
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Überfahrt bereit (5 Pi. hin und zurück).
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Die Insel Philae ist 460 m lang, 150 m
-...::., : 2.:.. 0 ! breit und besteht aus Granit, auf dem sich
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Nilschlamm abgelagert hat. Das Volk nennt
die Insel el-Kasr oder Geziret Anas el-Wo-
gud, nach einem Helden aus 1001 Nacht.
langer, am dicken Ende 4,2 m breiter Obe- kommt man in 1/ 4 Std. nach dem Viehofe, Die Hauptgöttin von Philae war Isis; außer
lisk, der nach Vollendung ein Gewicht von in dem das aus dem Sudan eingeführte ihr wurden Osiris, Nephthys, Hathor und
1168 Tonnen besessen haben dürfte. An Vieh vor dem Transport nach Ägypten un- die Kataraktengötter Chnum und Satet be-
den mäßig hohen Felswänden sind die tersucht wird. Dahinter liegt der Endbahn- sonders verehrt. Die heute noch vorhande-
Spuren der Tätigkeit der alten Steinmetze hof Schellal (zu Assuan gehörig). nen großen Tempelbauten verdanken ihre
- - - - - - - - - - - - - - - - E i n e Reise dureh Ägypten
Entstehung den Ptolemäern und den römi-
schen Kaisern. Zahlreiche Inschriften be-
weisen, daß Scharen von griechischen und
zugeben. Dadurch kann das Land das gan-
ze Jahr hindurch regelmäßig bewässert
werden. Der Damm ist aus Granitblöcken,
1-
werden. Am Westufer befindet sich ein
kleines Restaurant mit schönem Blick auf
die gesamten Anlagen. Die Rückfahrt nach
römischen Pilgern hierher strömten, um die aus den Steinbrüchen von Assuan Assuan durch die Katarakte ist sehr loh-
nend. Das Boot besteigt man beim Restau-
rant, hält sich am Westufer und erreicht, an
den malerischen Felseninseln Sehel, Saluga
u.a. vorüber, in etwa 1 1/ 2 Std. Assuan.
Weiterfahrt
in den Sudan
Den regelmäßigen Verkehr zwischen As-
suan und Wadi Halfa (344 km; Anschluß an
die Bahn nach Khartum) vermitteln die
wöchentlich zweimal in jeder Richtung fah-
renden, modern eingerichteten Expreß-
dampfer »Britain«, »Sudan«, »Meroe« und
»Lotus•, die von der Sudanregierung unter-
halten werden (ab Assuan Mi. und Sa.
nachm.; ab Halfa Mo. undDo. abends). Die
Fahrzeit beträgt zwischen 36 und 42 Std;
unterwegs 2 Std. Aufenthalt in Abu Simbel.
Der Fahrpreis Assuan-Halfa beträgt in der
1. Klasse 560, in der 2. Klasse 400 Pi.; Ver-
pflegung täglich 80 bzw. 50 Pi.
Dm
WESTLICHEN
OASEN
Unter Oasen versteht man gewöhnlich
mitten in der Wüste liegende, fruchtbare
und bewohnte Gegenden. Genauerge-
nommen aber sind die Oasen große Sen-
kungen im Wüstenplateau, von denen nur
ein verhältnismäßig sehr kleiner Teil wirk-
liches Fruchtland ist. Die Fruchtbarkeit 51
wird durch die Wasserzufuhr bedingt, die
aus einer etwa 100 munter der Oberfläche
liegenden Sandsteinschicht entweder
durch natürliche, aus dem Boden spru-
Blick aufElephantine
delnde Quellen oder durch künstlich ge-
bohrte tiefe Brunnen kommt. Das Kultur-
der Isis zu huldigen. Die Insel hat seit Er- stammen, erbaut und durchquert den
land liegt daher auch gewöhnlich an den
richtung des großen Staudammes viel von Strom in gerader Linie in einer Länge von
tiefsten Stellen der Oase.
ihren Reizen verloren. Nur von August bis 1960 m. Er ist 45 m hoch und an seinem
Die ägyptischen Oasen in der libyschen
Dezember, wo der hohe Nil durch die Pfor- oberen Ende 12 m breit. Der Stausee faßt
Wüste haben eine Gesamtbevölkerung von
ten des Staudammes frei hindurchströmt nunmehr bei 27 m Tiefe 2700 Millionen
und die Niveauverhältnisse des Wassers (1927) 75.700 Einwohnern. Sie unterstehen
cbm und erstreckt sich 295 km weit. Zur
etwa dieselben sind wie vor dem Bau der Regelung des Abflusses durchbrechen 180 der vom Kriegsministerium abhängigen
Grenzverwaltung. Die Oasen sind mit der
Talsperre, sind alle Tempelanlagen zu- Wassertore das Mauerwerk. Die eisernen
Kamelkarawane, schlechter mit dem Auto-
gänglich. Doch hat das Wasser die Mauem Türen werden vom Damm aus mit Hand-
mobil zu erreichen. Unter ihnen sind zwei
und Säulen bis hoch hinauf mit einer grau- winden reguliert. Wenn der Nil Anfang Juli
Oasen von besonderem Interesse.
en Schicht überzogen, die alle Darstellun- zu steigen beginnt, sind sämtliche Tore
gen und Inschriften sehr unscharf macht. geöffnet; erst Ende November werden sie Die Oase Siwa ist von Alexandria 420
Der Staudamm von Assuan, der 1898- geschlossen und der Stausee gefüllt. Ab km entfernt, von Kairo, auf dessen Höhe
1912 unterhalb Philae errichtet wurde, ist Ende März wird das aufgestaute Wasser sie liegt, 520 km. Von Alexandria erreicht
eine der größten Talsperren der Welt und abgegeben, um den einsetzenden Wasser- man die Oase mit dem Automobil in 2-3
gehört zu den Sehenswürdigkeiten Ägyp- mangel auszugleichen. Tagen, während die Kamelkarawane von
tens. Er ist angelegt, um die Wasser des Im Westen des Dammes ist ein Schiff- Kairo aus 17 Tage benötigt.
Nils aufzustauen und während der Zeit fahrtskanal angelegt, durch den größere Die 3.900 Einwohner von Siwa gehören
des niedrigsten Wasserstandes wieder ab- Boote stromauf und stromab geschleust zum größten Teil einem Berberstamm an,
H.P. Loveerafts Cthulhu
der sich neben dem Arabischen einer be- Mehrere hundert Kilometer südöstlich von
sonderen Sprache bedient. Außer kleine- Siwa liegt die Oase Charga. Die 240 km
Distanz zur Stadt Girga überbrückt eine
Straße, die sowohl von Karawanen als
auch Automobilen benutzt werden kann.
Die Oase hat eine Länge von 200 km bei
einer Breite von 20-50 km. Wie alle Oasen,
so ist auch Charga von einer ziemlich stei-
len Hügelkette umgeben, die aus Kreide-
kalkfelsen besteht und bis zu 450 m terras-
senförmig gegen die Wüste ansteigt. Den
Hauptreichtum bilden die Dattelpalmen
(etwa 50.000); außerdem sind Obstbäume
gepflanzt, auch Reis und andere Getreide-
arten werden angebaut. Der Hauptort der
Oase, mit etwa 8.000 Einwohnern, besitzt
schöne Palmengärten, zwei Moscheen,
eine Schule und ein Krankenhaus. Am
Hauptplatz liegen die Post und das Regie-
rungsgebäude des Gouverneurs der »Pro-
vinz der südlichen Wüste•, die neben Hauptort von Siwa
Charga auch die Oase Dachla umfaßt. Ein
Teil der Stadt ist ein enges Wirrsal dunkler, von Charga an der Karawanenstraße nach
Garten in Charga tunnelartiger Gassen, die von Palmstäm- Girga liegt. In der Nähe liegen weitere Rui-
men oder Palmzweigen mit Lehmbewurf nen und ein Tempel.
ren Ansiedlungen enthält die Oase zwei
überdacht sind. Die volkreiche Oase Dachla liegt 70 km
auf isolierten Felsen erbaute Dörfer na-
mens Siwa und Aghurmi. In dem nun von Die wichtigsten Ruinenstätten im nördli- nordwestlich von Charga und kann von
weitgehend modernen Häusern umgebe- chen Teil der Oase werden von Charga aus dort mit dem Automobil in 14 Std. erreicht
nen Tempel von Aghurmi hat man wohl in einem Tage besucht (Esel zu haben). werden. Kamele sind drei Tage unter-
die antike Orakelstätte des Zeus-Ammon Sehr lohnend ist ein Ausflug nach dem wegs. Von der Stadt Asiut aus braucht man
zu sehen, die imJahre 331 v.Chr. auch von mit Rundtürmen befestigten Römerlager mit Kamelen etwa 7 Tage für die 220 km
Alexander d.Gr. besucht wurde. Fort ed-Deir, das ca. 25 km nordöstlich lange Strecke.
52
- - - - - - - - - - - - - - - - - - Götter aus uralter Zeit
Götter aus
uralter Zeit
Ein Gutteil der Fremdartigkeit des alten nen von Priestern versuchten, die ver- war die Sonne. Aus Atum gingen Schu und
Ägypten geht auf die Gottesvorstellungen schiedenen Vorstellungen miteinander in Tefnut hervor, die die Luft und die Feuch-
zurück. Ein jeder ist schon einmal mit den Einklang zu bringen. Die »Widersprüche«, tigkeit sind. Schu und Tefnut zeugten
Darstellungen ägyptischer Gottheiten in die wir dabei zu entdecken vermeinen, dann miteinander den Geb und die Nut.
Berührung gekommen und dürfte sich ob wurden von den Ägyptern nicht als solche Bei ihrer Geburt hingen sie zusammen,
dieser tierköpfigen Wesen gewundert ha- gefühlt, da sie immer durch theologische und so ging der große Schu hin und löste
ben. Doch erfreuten sich einst diese illu- Spekulation erklärbar waren. sie voneinander. Nut hob er empor und
stren Mensch-Tier-Kreaturen einer derarti- ließ sie den Himmel bilden, den Geb aber
gen göttlichen Verehrung, daß Herodot Der Spielleiter sollte die ägyptischen ließ er wo er war, und so wurde Geb zur
die Ägypter als das frömmste aller Völker Götter, wie sie hier beschrieben werden, Erde. Die Erde und der Himmel aber hat-
bezeichnete. Die wichtigsten Götter und nur in der Form erscheinen lassen, daß es ten fünf Kinder, die an fünf Tagen geboren
Mythen werden nun vorgestellt, denn ihr noch Kulte gibt, die sie verehren. Diese wurden. Das älteste Kind war Osiris, nach
Einfluß auf unsere Welt ist ungebrochen. Götter sollten nicht als leibhaftige Gestal- ihm kamen Haroeris (der große Horus),
ten auftreten, sondern als Kultstatuen, in Seth, Isis und Nephthys. Osiris und Isis
Mythen oder in Träumen. Ein halbwegs liebten sich bereits im Mutterleib, und Ha-
Allgemeines obskurer Gott ist bekanntlich weitaus my- roeris ist ihr Kind. Da aus der Ehe von Seth
Das ägyptische Pantheon zeichnet sich steriöser und spannender, als einer, der und Nephthys kein Kind erwuchs, ging
durch eine unübersehbare Masse an grö- direkt in das Leben der Abenteurer ein- Nephthys zu Osiris und gebar ihm schließ-
ßeren und kleineren Gottheiten aus. Jedes greift. Eine andere Variante ist, Nichtspie- lich den Anubis. Auch andere Götter und
Dorf, jede Stadt, jeder Distrikt hatte seinen lercharaktere sich bei ihren (ruchlosen) die Menschen entstanden nun.
eigenen Gott. Von diesen wurden manche Taten auf ägyptische Mythen berufen zu
im ganzen Land verehrt, andere nur in be- lassen, so daß die Spieler erst einmal her-
ausfinden müssen, um was es sich bei dem
stimmten Gebieten. So erwuchsen die gro-
jeweiligen Mythos handelt, um die Lauf-
Der Osirismythos
ßen Götter, deren Namen jeder kennt: Isis, Der erste König der Welt war Atum. Er
Osiris, Horus, Thot, Re und andere. bahn des Bösen zu beenden.
übergab die Krone an seinen Sohn Schu,
Häufig hatte ein Gott ein oder mehrere auf den wiederum Geb folgte. Nach Geb
heilige Tiere und eine Kultstatue, i~ denen
er sich verkörpern konnte. Die Tiere und
Wie die Welt wurde Osiris König. Doch sein Bruder
Seth neidete ihm die Herrschaft und be-
die Statue sind je'doch nur Sinnbilder, in die entstand schloß, ihn umzubringen. Osiris hatte in
der Gott einfahren und sie zu seinem Vehi-
kel machen kann; sie sind nicht der Gott
Am Anbeginn war nur Wasser, dunkles, der Zwischenzeit den Menschen die Zivili- 53
endloses Wasser, und weder Zeit noch sation gebracht und sie gelehrt, Götter zu
selbst. Die gängige Praxis, den Gott zum Raum waren geboren. Doch irgendwann verehren. Er hatte die ganze Welt bereist,
Einwohnen in seinem Kultbild zu bewe- erhob sich Atum aus den Fluten, und er und bei seiner Rückkehr wurde ein großes
gen, ist das Gebet oder die Beschwörung. Sethos I. vor Atum
Charakteristisch ist für die ägyptische
Religion, daß ein Ding vielerlei Erschei-
nungsformen haben kann, die sich nach
unserem heutigen Verständnis gegenseitig
ausschließen. So kann z.B. der Himmel
entweder als endloser Ozean, als Kuh
oder als eine sich über die Erdscheibe
beugende Frau imaginiert werden. Dabei
findet keine Verwandlung von der einen
in die andere Form statt, sondern der Him-
mel gilt als alles drei gleichzeitig. Diese
Dialektik des Denkens, scheinbar unver-
einbare Gegensätze miteinander zu ver-
knüpfen, ist in der ägyptischen Religion an
der Tagesordnung. So gibt es etwa keine
einheitliche Vorstellung von der Welters-
chaffung, und der Sonnengott kann un-
zählige Namen führen. Die Ursache dafür
liegt darin, daß die einzelnen Götter und
ihre Sagen oft unabhängig voneinander
entstanden waren und spätere Generatio-
H.P. Loveerafts Cthulhu
Fest gegeben. Seth brachte neben seinen Herrscher über die Unterwelt. Dann und Delta liegt. In ihrer friedlichen Form wird
72 Mitverschwörern eine schöne Kiste mit, wann kam Osiris aus dem Totenreich hin- sie als Hauskatze verehrt, in ihrer rasen-
die genau Osiris' Maßen entsprach. Seth auf zur Welt der Lebenden und lehrte sei- den Gestalt gilt sie als Löwin und wird
versprach sie demjenigen als Geschenk, nem Sohn Horus den Kampf gegen den Sachmet (die Mächtige) genannt. Sie tritt
der genau in sie passen würde. Osiris legte Usurpator Seth. Horus machte seinen auch als Frau mit Katzen- bzw. Löwen-
Thronanspruch als Sohn des rechtmäßi- haupt auf. Sehr beliebt war das jährliche
gen Königs geltend und zog gegen Seth zu Fest der Göttin, welches von Herodot be-
Felde. Viele Jahre dauerte der Streit, und schrieben wurde (Buch II, 60):
Schlachten und Gerichtsverhandlungen »Die Ägypter fahren in zahlreichen
vor dem Göttertribunal wechselten einan- Kähnen nach Bubastis, wobei die Frauen
der ab. Schließlich einigte man sich dar- mit Klappern lärmen und die Männer auf
auf, daß Horus König werden sollte und
Seth die ehrenvolle Aufgabe zuteil wurde,
die Barke des Sonnengottes gegen Feinde
zu beschützen. Und so geht die Welt seit-
dem ihrer Wege.
Ein.zeine Götter
Amun: Amun ist der Hauptgott von The-
ben und »Reichsgott«. Er erscheint als
Mann mit hoher Federkrone. Seine heili-
gen Tiere sind Widder und Gans, auch
Osiris
Totenglauben
terer Mumien befanden, und im Mittelalter gibt es wohl kaum jemanden, der sich der
MUMIEN grassierte in Europa ein geradezu grotes- schaurigen Faszination einer Mumie ent-
Seit Anbeginn der Welt gibt es wohl kein kes Mumienfieber (s. auch das Kapitel ziehen kann.
Thema, das den Menschen so in seinen »Schmuggler«). Mumienteile, Mumienpu- Die Mumifizierungstechnik hat in
Bann zu schlagen vermochte, wie der ewi- der, Mumienhaut und Mumienpaste hiel- Ägypten eine lange Geschichte, auch
ge Kreislauf von Leben und Tod. Während ten Einzug in die Arzneimittel der damali- wenn sie erst seit der 3. Dynastie nach-
die heutige Gesellschaft die Unausweich- gen Zeit. Ein Massenexport von Mumien weisbar praktiziert wurde und sich das
lichkeit des Todes möglichst verdrängt, aus Ägypten setzte ein, und die europäi- Verfahren über 3.000 Jahre hindurch
der Gedanke an den Tod in gewisser Hin- schen Apotheker rissen sich förmlich um mehrfach veränderte. In der Vorzeit (4.
sicht sogar ein Tabu darstellt, war der Tod den begehrten »Grundstoff« ihrer Salben und 5. Jahrtausend v.Chr.) gab es noch
für den Menschen im alten Ägypten offen- und Pülverchen. Etwas Mumie in den keine künstlichen Mumifizierungen. Aller-
sichtlich ein zentrales Thema. Tinkturen der Alchimisten und Ärzte der dings führte die Bestattung im trockenen
Umso faszinierender ist es dementspre- damaligen Zeit wurde geradezu als Wun- und salzhaltigen Sand bei dem heißen
chend, daß sich nirgends auf der Erde
solch gewaltige Grabmäler, nirgends ein
solches überwiegen der Totenstadt über
die Stätten der Lebenden findet, wie in
Ägypten. Die Wohnplätze des Nildeltas
sind bis auf geringe Spuren zerfallen, die
Grabanlagen aber überdauerten die Zeit
und mit ihnen jene, die in ihnen bestattet
wurden. In ältesten Zeiten war man von
der Unsterblichkeit der Seele und ihrer
Wandelbarkeit in allerlei Gestalten über-
zeugt. Schenkt man dem griechischen Ge-
schichtsschreiber Herodot Glauben, der
Ägypten um 450 v.Chr. bereiste, waren es
nicht die Inder, sondern die alten Ägypter,
die als erste die Unsterblichkeit und See-
lenwanderung gelehrt hatten. Entgegen
der landläufigen Meinung unterlagen je- 57
doch Totenglaube und Totenkult auch bei
den Ägyptern gewissen Schwankungen,
Veränderungen und Entwicklungen, die
sich über die Jahrtausende nur mühsam
nachkonstruieren lassen.
Ein wesentlicher Bestandteil des ägyp-
tischen Totenkults bestand darin, Men- dermittel gepriesen. Kaum ein Leiden, ge- ägyptischen Klima zu einer Austrocknung
schen und Tiere über ihren Tod hinaus zu gen das dieses »Wundermittel« nicht half: der Leichen. Die soziale Oberschicht mit
konservieren. Gemeint sind die Millionen Lähmungen, Herzschwäche, Leberschä- dem Königshaus an der Spitze ließ ihre
von Mumien, die Menschen in aller Welt den, Magenvergiftung, Epilepsie und so- Leichen allerdings schon bald in besonde-
nun schon seit Jahrhunderten in Staunen gar bei Knochenbrüchen wurde etwas rer Weise behandeln.
versetzen und die bis heute nichts von ih- Mumie empfohlen. Zunächst einmal wurde der Verstorbe-
rer Faszination eingebüßt haben. Leider Selbst vor den Künstlern der damaligen ne einer rituellen Einbalsamierung unter-
wachte nach der Einnahme des Pharao- Zeit machte der Mumienwahn nicht halt, zogen, bei der es sich um ein sehr kompli-
nenreiches durch die Römer keine ägypti- versprach Mumienpulver doch die Leucht- ziertes Verfahren handelte, die in etwa 70
sche Priesterschaft mehr über die Graban- kraft und Haltbarkeit von Farben zu ver- Tagen vollzogen wurde. Dazu wurde der
lagen. Zu Tausenden wurden Grüfte ge- bessern. Dieser Spuk dauerte etwa zwei Leichnam in eine besondere Werkstatt ge-
plündert, Mumien und Holzsarkophage Jahrhunderte, danach wurden Mumien zu bracht, die die Form eines Zeltes hatte und
wurden als Brennmaterial verwendet. begehrten Sammelobjekten. Man stellte die man »Platz der Reinigung« oder »Golde-
Zur weiteren Zerstörung dieses alt- sie in Museen, Jahrmärkten und Emp- nes Haus« nannte. Zunächst wurde der
ägyptischen Erbes trug der Einzug des fangshallen nobler Häuser aus, und öffent- Körper mit Nilwasser gewaschen. Danach
Christentums im 2. Jahrhundert bei. Mön- liche Mumienenthüllungen versprachen wurde ein Einschnitt an der linken Seite
che vernichteten systematisch unterirdi- den Anwesenden eine abwechslungsrei- vollzogen und Leber, Lunge, Magen sowie
sche Galerien, in denen sich tausende wei- che Gänsehaut. Auch in heutigen Tagen das Gedärm entfernt. Diese Organe wur-
H.P. Loveerafts Cthulhu
den in den dafür vorgesehenen Urnen, Zu allen Zeiten waren Menschen von Mu- alten Priester etwa über ein ungeheuerli-
den Kanopen (s.a. »Zauberei und Symbo- mien gefesselt. Künstler, wie Maler und ches Geheimwissen? Woher nahmen sie
lik«), beigesetzt. Den ausgenomenen Leib Schriftsteller, erlagen ihrem Bann ebenso denn ihre unerschütterliche Zuversicht auf
begann man nun mit Duftstoffen zu füllen wie Wissenschaftler, die eine Erklärung eine Existenz über den Tod hinaus? Und
(vom Mittleren Reich an aber meist mit für diesen einzigartigen Totenkult in der die vielleicht wichtigste Frage überhaupt:
Leinen). Das Gehirn wurde mit einem Me- Menschheitsgeschichte zu finden hofften. Wer vermittelte ihnen dieses Wissen? Ist es
tallhäkchen durch die Nasenlöcher ent- nicht längst Zeit, das unverantwortliche
fernt und durch Leinen oder Nilschlamm Verhalten bestimmter Fakultäten, ein-
ersetzt. Durch diese Auffüllung des Leich- schließlich der Kirche, zu brandmarken,
nams wollte man die Körpersilhouette er- Geheimwissen, verborgen in uralten, stau-
halten, denn man glaubte, daß sich mit ih- bigen Pergamenten und Folianten, zu-
rem Zerfall auch der Ka (siehe »Zauberei rückzuhalten, mit denen vielleicht der Ur-
und Symbolik«) auflösen würde. Das Herz traum der Menschheit Erfüllung finden
wurde im Körper gelassen, denn es galt als könnte: der Traum von der körperlichen
Sitz der Erkenntnis. Unsterblichkeit! Die Beweise sind da! Ver-
Nach all diesen Vorbereitungen wurde borgen unter Tonnen von Wüstensand
der Körper in kostbare Öle und Harze ge- schlummern sie ihrer erneuten Entdek-
legt und auf diese Weise haltbar gemacht. kung entgegen. Wir müssen sie nur fin-
Diese kostspielige Methode fand natürlich den! Dann wird sich zeigen, wie falsch es
nur bei Pharaonen und anderen hochge- war, den Araber Abdul Alhazred als Wahn-
stellten Würdeträgern Anwendung. Die sinnigen abzustempeln, und wie recht er
Toten des einfachen Volkes mußten mit hatte, als er in seinem unsterblichen Werk,
einer Konservierung durch trockenes Na- dem Al Azif, schrieb: DAS IST NICHT
tron oder Ätzkalk vorlieb nehmen. Da- TOT, WAS EWIG LIEGT, BIS DASS DIE
nach wurden verschiedene Amulette auf ZEIT DEN TOD BESIEGT. .. !•« (Der Rest
den Leichnam gelegt; das wichtigste war des Artikels verliert sich in wirren Spekula-
ein sog. Herzskarabäus (s.a. »Zauberei und tionen und noch ungeheuerlichen Mutma-
Symbolik«), Symbol des sich erneuernden ßungen, die dem Leser unmöglich zuge-
Lebens. Anschließend wurde der so prä- mutet werden können).
parierte Leichnam in Leinenbinden gewik- Die Mumienmaske der Tuja
kelt und in den Sarg gelegt.
Im laufe der Jahrhunderte vereinfachte Mit welcher Vorsicht man jedoch so man-
cher dieser abstrusen Theorien zu begeg-
sich diese komplizierte Form der traditio-
nellen Bestattung. Im Neuen Reich ent- nen hat, zeigt der Auszug eines Artikels
TODMiIJLT
fernte man zum Beispiel die Eingeweide Dr. Erik von Dankens, Ägyptologe und Blickt man auf die über 3.000jährige Ge-
nicht mehr, sondern beließ sie, besonders ehern. Mitarbeiter am Ägyptischen Muse- schichte des Landes am Nil zurück, wird
verpackt, im Leib des Toten. Auch die Be- um Berlin sowie korrespondierendes Mit- man aufgrund der großen zeitlichen Di-
nutzung der Kanopen wurde zur Formali- glied der Miskatonic Universität, Arkham, stanz zu dieser fremdartigen Kultur leicht
tät, und schließlich stellte man nicht ein- der aus leicht ersichtlichen Gründen nie- dazu verleitet, die ägyptische Kultur als
mal mehr Urnen ins Grab, sondern ledig- mals veröffentlicht wurde: recht statisch zu betrachten. In Wahrheit
lich Figürchen der vier Söhne des Horus. •... diesen und weiteren widrigen Um- war das tägliche Leben am Nil jedoch vie-
ständen hat es die Wissenschaft zu verdan- len Wandlungen und Veränderungen un-
ken, daß nur noch wenige brauchbare In- terworfen, wovon die Erfindung der
58 dizien dafür vorliegen, um eine der Kern- Schrift, die --Reichseinigung« und die Zeit
MumieUJDasken fragen zu klären, die sich den Archäolo- der großen Bauten die zwar für uns heute
Oft wurde auf den in Mumienbinden ge- gen, Ägyptologen und anderen Wissen- interessantesten Entwicklungen darstel-
wickelten Körper eines Toten eine Maske schaftlern geradezu aufdrängen muß: len, die jedoch beiweitem nicht die einzi-
gelegt, die der Mumie über Schultern und Warum hat das altägyptische Volk einen gen gewesen sein dürften. Allein der Wan-
Brustansatz gestülpt wurde. Das erstemal dermaßen ausufernden Totenkult betrie- del, der sich innerhalb der Jahrhunderte
wurde dies etwa 2100 v. Chr. praktiziert, ben, wo es doch nach heutigen wissen- im ägyptischen Götterhimmel vollzog, läßt
geriet dann aber wieder für einige Jahr- schaftlichen Erkenntnissen keinen einzi- darauf schließen, daß auch die Zivilisation
hunderte in Vergessenheit. Diese Masken gen naturwissenschaftlich abgesicherten am Nil von solchen Veränderungen im
dienten einem zweifachen Zweck: Einer- Beweis für ein Leben nach dem Tode, für täglichen Zusammenleben nicht ausge-
seits spiegelten sie ein verklärtes Abbild eine Wiedergeburt gibt? Betrachtet man schlossen war. Diese lassen sich beson-
des Toten wieder, andererseits waren sie ferner die Perfektion, mit der Priester der ders gut anhand des relativ genau überlie-
ein Sicherungsmittel gegen einen etwa- damaligen Zeit die Körper Verstorbener ferten Totenglaubens und Totenkultes
igen Verlust des Kopfes und diente, sollte zu konservieren verstanden, erscheint es ausmachen: Der Totenkult der alten Ägyp-
der Kopf abgeschnitten werden, als »ge- geradezu als unlogisch, daß die alten ter reduzierte sich in ältester Zeit darin,
heimer (Ersatz)kopf«. Meist waren sie dar- Ägypter solch einen Aufwand nur um der daß man eine Matte vor dem Grabhügel
über hinaus mit einem Text beschriftet, unsterblichen Seele Willen getrieben ha- ausbreitete, ein Brot darauflegte und es
der als Spruch für den »geheimen Kopf« in ben sollen. Hätten unsere Wissenschaftler mit Wasser besprengte. Der Sohn sprach
das Totenbuch des Neuen Reiches über- das Geheimnis der Unsterblichkeit enträt- dazu: •Mein Vater erhebe Dich ... und set-
gegangen ist. Die Griechen und Römer, selt, würden wir dann nicht auch alles er- ze dich ... hin zu diesem warmen Brot, das
die die Sitte der Mumifizierung übernah- denkliche tun, unsere Körper zu erhalten, ich dir verschafft habe.« Erst später wurde
men, tauschten diese Masken gegen soge- geschützt von gewaltigen Bauten? Bauten, der ägyptische Totenkult aufwendiger
nannte Mumienporträts aus, die ebenfalls geschaffen, die Ewigkeit zu überdauern. und pompöser, je reicher ein Ägypter war.
plastischer Natur, in den meisten Fällen je- Drängt sich da einem nicht ein geradezu Das Grab eines Wesirs der 6. Dynastie
doch gemalt waren. wahnwitziger Verdacht auf? Verfügten die (2330 - 2165 v.Chr.) zählte beispielsweise
n
----------------------Totenglauben
nicht weniger als 32 Räume, von denen 21 vor die Totenrichter und sprach sie der Rei-
~ -
nur hinsichtlich der Größe der Gräber und
ihm selbst, sechs seiner Frau und fünf sei- he nach an: ». • • oh Schreckgesicht ... , ich ihrer verschieden aufwendigen Ausstat-
nem Sohn gehörten. 47 Totenpriester ver- habe keine Menschen umgebracht; . . . oh tung.
schiedenen Ranges wurden in seinem Brennender ... , ich habe mir keinen Tem- Erst seit der 3. Dynastie (2715 - 2645
Grab genannt. Die Sorge für den Totenkult pelbesitz angeeignet; . . . oh Blutfresser. .. , v.Chr.) begann man den Totenglauben
war in erster Linie Pflicht des ältesten Soh- ich habe kein Gottesvieh getötet ... , usw.• hierarchisch zu differenzieren. Nur dem
nes als Haupterben des väterlichen Ver- Zur Überprüfung seine Worte wurde sein Pharao allein war es vorbehalten, als »Gott•
mögens. Herz, das nach altem Glauben Sitz des in die himmlischen Sphären aufzusteigen.
Das Begräbnis eines Pharaos oder rei- Verstandes war, gegen die Göttin Maat, Für den nichtköniglichen Toten war Got-
chen Privatmannes änderte sich im Laufe bzw. ihr Symbol, die Feder, abgewogen. tesnähe weiterhin nur über die Nähe zum
der Zeit recht wenig: Bezahlte Klagewei- Der ibisköpfige Thot fungierte als Schrei- Pharao erreichbar, etwa durch die Lage
ber begannen im Hause des Verstorbenen ber, der schakalköpfige Anubis bediente seines Grabes nahe beim Pharaonengrab.
ihr Klagegeschrei anzustimmen, welches die Waage. Fiel das Ergebnis positiv aus, Gegen Ende der 5. Dynastie (2515 -
für die Angehörigen, Freunde und Diener konnte der Tote in das zweite, ewige Le- 2330 v.Chr.) begann diese Hierarchie wie-
des Toten das Zeichen dafür war, sich zum ben eingehen. War es hingegen negativ, so derum aufzuweichen. Nun sprach man
Trauerzug zu formieren, der den mumifi- wurde er der »Totenfresserin• vorgeworfen, auch in Totengebeten hoher Beamter vom
zierten Toten samt dem Grabmobiliar zum und ihm war das ewige Leben verwehrt. »Himmelsaufstieg«, von der Fahrt in der
Nil begleitete. Dort wurde der Sarg mit der Um diesem Schicksal zu entgehen, wurden Sonnenbarke und der Gemeinschaft mit
Mumie auf einer Barke über den Fluß ge- dem Toten z.B. Papyrusrollen, Amulette dem Sonnengott Re.
setzt. Zwei oder mehrere Priesterinnen und dergleichen mitgegeben, die vor allen Erst mit dem Zerfall des Mittleren Rei-
standen zu beiden Seiten des Sarges, wäh- Dingen eines zum Ziel hatten: die Götter zu ches (1991 - 1650 v.Chr.) war es auch dem
rend die Trauergemeinde samt den Klage- überlisten und sie über die begangenen gemeinen Volke möglich, nach dem Tode
weibern der Barke in Booten folgte . Am Sünden hinwegzutäuschen. »Göttlichkeit« zu erlangen. Die immer
jenseitigen Nilufer angelangt, wurde der mehr an Bedeutung gewinnende Osiris-
Sarg auf einen mit Rindern bespannten Religion beinhaltete, daß nicht nur der
Schlitten gesetzt. Der Trauerzug formierte Die Gräber König, sondern auch jeder andere Mensch
sich neu und begleitete den Leichnam auf nach dem Vollzug bestimmter Riten in
dem Weg in die Totenstadt, während Prie- der Alten Osiris Nähe vorrücken konnte. Mit dem
ster den Sarg beräucherten, ihn mit Wasser Cthulhuide Forscher, die sich in Ägypten Durchbruch der Osiris-Religion war eine
besprühten und Gebete darüber sprachen. auf die Spuren der Großen Alten und ihrer stärkere Betonung des Jenseits verbun-
Erst am Grab hielt der prunkvolle Leichen- Schergen begeben, werden irgendwann den. Dieses Jenseits wurde stark dämoni-
zug an. Zunächst vollzogen Priester die unwiderruflich auf Grabanlagen stoßen, siert: Die Tore auf dem Weg durch die
Zeremonie der Mundöffnung (s.a. unter die mehr als nur die verblichenen Gebeine Unterwelt waren von schrecklichen Mon-
-Zauberei und Symbolik«). Dazu berührten Sterblicher (?) bergen. Je nach Epoche, stren bewacht; sie ließen nur denjenigen
sie mit zeremoniellen Geräten den Mund Bedeutung des Toten oder Zweck der Ge- passieren, der über entsprechendes Wis-
des Toten, um ihm auf magische Art und wölbe, fallen diese jedoch sehr unter- sen verfügte. Dem Grab kam daher im
Weise die Möglichkeit zum Atmen, Spre- schiedlich aus. Eine kleine Kunde über die Laufe der Entwicklung immer mehr die
chen, Essen und Trinken zurückzugeben. verschiedenen Grabformen scheint daher Bedeutung zu, dem Toten einerseits Hilfe-
Er sollte dadurch in die Lage versetzt wer- angebracht: stellungen auf seinem Weg durch die Un-
den, am nachfolgenden Opferritual teil- Die Gräber der Frühzeit (1.12. Dynastie, terwelt mitzugeben, andererseits sollten
nehmen zu können, mit dem sein Weiter- 2975 - 2715 v.Chr.) zeigen, daß das Leben sie Grabräuber davon abhalten, den Toten
leben gesichert werden sollte. Nach der nach dem Tode als ein »Wohnen im Grabe« in seiner Ruhe zu stören, und nach außen
Verabschiedung des Toten durch die An- begriffen wurde. Unterschiede bei der Be- hin dessen Bedeutung kundtun. Im we- 59
gehörigen trug man den Sarg mit den Bei- stattung von Königen, Beamten und Ange- sentlichen muß zwischen fünf verschiede-
gaben in die Grabkammer, versiegelte den hörigen der sozialen Unterschicht gab es nen Grabformen unterschieden werden:
Zugang und beendete die Trauerfeierlich-
keiten mit einem Leichenschmaus in ritu- Das Totengericht
eller Gesellschaft des Toten.
Das Toteugerieht
Schon immer glaubten die alten Ägypter
daran, daß nach dem Tode ein himmli-
sches Göttergericht über das Leben der
Sterblichen tagen würde. Doch erst im
Neuen Reich (1540 - 1070 v.Chr.) gedieh
diese Idee zum zentralen Mittelpunkt der
Jenseitsvorstellungen. Abbildungen in
Gräbern und Totenpapyri zeigen immer
wieder Szenen, in denen der Tote vor sei-
nen Richtern erscheint. Osiris, der Herr
des Totenreiches, ist dabei oberster Rich-
ter. Bei ihm sind seine Gemahlin Isis und
deren Schwester Nephtys, manchmal auch
Horns, sein Sohn. In Gegenwart 42 weite-
rer Beisitzer mußte der Tote nun Rechen-
schaft über sein Leben ablegen. Dazu trat er
H.P. Loveerafts Cthulhu
Erdgrube rechteckige Form aufwies und aus Ziegeln gewölbte Halle mit dem Sarkophag. Kon-
Die Mehrheit aller Ägypter wurde wäh- gemauert war. Dieser •Serdab« genannte struktionstechnisch setzte sich die Anlage
rend der gesamten ägyptischen Geschich- Raum besitzt keinen Zugang. Schießschar- aus zwei wesentlichen Teilen zusammen:
te in sogenannten Erdgruben beigesetzt, tenähnliche Spalten in einer Wand erlau- der eigentlichen Wohnung des Verstorbe-
über die man einen Hügel schüttete. Der ben es der Lebenskraft des Toten (Ka), nen, die für die Lebenden unzugänglich
Tote ruhte darin mit angezogenen Beinen sich der für sie gedachten Opfergaben zu war, und der offenen Grabkapelle, in der
auf der Seite. Später kleidete man diese bemächtigen. der Totenkult abgehalten wurde. Die einzi-
Gruben mit Rohrgeflecht, Matten und Einige der oberirdisch im Ziegelmassiv ge Ausnahme bildeten lediglich die Gräber
Brettern aus; der Tote selbst wurde nun in angelegten Räume tragen ab der 5. Dyn. im Tal der Könige , die keinen offenen
einen Holz- oder Tonsarg gelegt. Reliefs an den Wänden. Kultraum besaßen, sondern völlig ver-
schlossen waren. Der Totenkult fand in ei-
Mastaba Felsengrab nem entfernt gelegenen Totentempel statt.
Höhere Beamte sowie Könige der Frühzeit An den Steilhängen der Wüstengebirge
wurden in solch einem Grab bestattet. richtete man zu allen Zeiten sogenannte Pyramide
•Mastaba• ist das arabische Wort für »Sitz- Felsengräber an, die allein schon wegen Die Pyramide ist aus der Mastaba entstan-
bank•. Der Name spielt auf die Form des ihrer Größe nur Königen und Würdenträ- den. Man ersetzte die Ziegel durch Stein-
quaderförmigen Ziegelmassivs an, das die gern offenstanden. Dabei handelte es sich blöcke und vergrößerte die Grundfläche.
Die früheste so aufgetürmte Pyramide
weist Stufen auf, die allerdings bei den spä-
teren Bauwerken einer gleichmäßiger ge-
formten Oberfläche wichen. Häufig hatten
die e Pyramiden einen »Überzug• aus Kalk-
steinplatten. An der pitze der Chephren-
Pyramide sind noch Reste davon erhalten.
Seit dem Beginn der 3. Dynastie (2715 v.
Chr.) begann man mit dem Bau von Pyra-
miden. Ab der 4. Dynastie besteht jede Py-
ramidenanlage aus vier Baugliedern. 100
Meter oder mehr von der Pyramide entfernt
befindet sich der sogenannte »Taltempel«.
Er liegt auf einem niedrigeren Bodenni-
veau als die Pyramide und diente wahr-
scheinlich als Ort der Mumifizierung des
Königs. Von diesem Tempel aus führte ein
langer, künstlich überdeckter Gang, der
Aufweg, zum Totentempel. Dieser Tempel
war der Pyramide unmittelbar vorgelagert
und diente dem Totenkult des verstorbe-
nen Herrschers. Der Eingang in die Pyrami-
de liegt generell auf der ordseite der Pyra-
mide und stand nie in Verbindung mit dem
Totentempel. Quasi als fünftes Bauglied ei-
60 ner Pyramidenanlage kann man die Pyra-
midenstadt bezeichnen. Diese wurde von
den Priestern und Handwerkern bewohnt,
die sowohl die Gebäude als auch den To-
tenkult in Betrieb halten sollten.
Die Tradition bestimmte, daß der König
zwei Gräber haben solle: je eines in Ober-
und Unterägypten. Beim Pyramidenbau
entstand deshalb das •Südgrab«. Aufgabe
dieses leergelassenen Grabes war es, den
König auch im Tode mit Oberägypten zu
verbinden, wenn er in Unterägypten be-
graben lag.
Die Pfeilerhalle des Mereruka Keine der Pyramiden weist im übrigen
bildliche Dekorationen auf. In den Kö-
Grabgruben bedeckte. Im Prinzip handel- im allgemeinen um einen langen Gang nigspyramiden der 6. Dyna tie und in der
te es sich bei ihnen um größere Schächte, oder eine lange Reihe von Räumen und des Unas befinden sich an den Wänden
ausgemauert und mit Querbalken abge- Pfeilersälen, die sich in den Berg hinein er- der Sargkammern erstmals Texte, die das
deckt. Neben der eigentlichen Sargkam- streckten. Nahe des Eingangsportals führte Weiterleben des toten Königs garantieren
mer finden sich in ihnen auch Vorräume solch ein Gang über einen gewaltigen sollen.
für Opfergaben, Wohn- sowie Schlafräu- Schacht hinweg, der als Schwelle vom Der König allein stieg zum Sonnengott
me. In einigen Mastabas fand man sogar Diesseits ins Jenseits angesehen wurde, auf, und nur er hatte das Recht, in einer
Toiletten. Über dieser unterirdischen praktisch aber als Hindernis für Grabräuber Pyramide begraben zu werden. Die Sitte,
Grabanlage erhob sich ein Oberbau mit sowie als Sickergrube für Regenwasser Könige in Pyramiden beizusetzen, wurde
Kultnische oder Kultraum, der eine meist diente. An seinem Ende befand sich eine mit einigen Unterbrechungen etwa 1.000
----------------------Totenglauben
Jahre lang, von der 3. bis zur 17. Dynastie pione, Schlangen, Kühe, Ratten, Käfer, (. .. )und sie hätten erzeugt Menschen, dop-
(ca. 1650 v. Chr.), beibehalten. Noch im- Ibisse, Adler, Löwen und viele viele weite- pelbeflügelte; dazu auch andere mit vier
mer ist es Wissenschaftlern heutiger Tage re mehr. Diese Tierfriedhöfe wurden zu- Flügeln und zwei Gesichtern und einem
Leib und zwei Köpfen (. .. ); weiter noch
andere Menschen, mit Schenkeln von Zie-
gen und Hörnern am Kopfe (. .. ); auch Stie-
re, menschenköpfige, und Hunde, vierlei-
bige (. .. ),Pferde mit Hundeköpfen, sowie
noch andere Ungeheuer (. ..) und eine
Menge von Wunde1wesen, mannigfaltig
gearteten und und untereinander verschie-
den geformten, deren Bilder sie im Tempel
des Belos eins neben dem anderen darge-
stellt aufbewahrten. «
erkun en
zu111 Ursprun der
a ~ tisehen
Magie
»Jeden Forscher des Unerklärlichen, der geworden. Ich schluckte meinen Ärger den, der den Inhalt dieses Werkes ernst
um die cthulhuiden Schrecken aus den herunter und trat, wo ich schon einmal nehmen könne. Natürlich hatte ich nie
unbeleuchteten Kammern jenseits der Zeit hier war, im Museum einen kleinen Streif- Gelegenheit gehabt, in das Originalwerk
weiß, muß eine furchtbare Ahnung befal- zug durch die Geschichte Ägyptens an. Einblick zu nehmen, da keine der mir be-
len, wenn er an das unfaßbare Alter gewis- Während ich über einen Schaukasten kannten Bibliotheken ein Exemplar dieses
ser Inschriften und magischer Papyri mit verschiedenen Herzskarabäen vertieft Buches besaß. Allerdings war mir be-
denkt, die noch heute im Land am Nil ge- war, sprach mich plötzlich ein Fremder an. kannt, daß immer wieder Bruchstücke la-
funden werden ... " Irritiert blickte ich auf und stand einem teinischer Übersetzungen dieses Werkes
hochgewachsenen Mann gegenüber, der auftauchten, die auch Kollegen meines
Der Mann, von dem diese Zeilen stam- mir seltsam vertraut vorkam. Ob ich nicht Fachbereichs zugänglich waren. Dennoch
men, lebt nicht mehr. Dennoch dürften Dr. Georg Heiland, Dozent am Fachbe- war es mit schleierhaft, was sich Sadowsky
seine Anmerkungen zu einem Fragment reich »Ägyptologie« in Göttingen sei, fragte von solch einem Fund versprach.
des Necronomicon (siehe Cthulhu - Der er mich. In diesem Moment fiel mir wieder Auf diesen Gedankengang hin ange-
Mythos) jedem Eingeweihten bekannt ein, wer mir da gegenüberstand, und ich sprochen, wurde der Professor sehr ernst
sein: Prof. Phileus P. Sadowsky. Kennen- entschuldigte mich bei Sadowsky für mein und fragte mich, ob ich mich denn noch
gelernt habe ich diesen großartigen Erfor- schlechtes Personengedächnis. Schon nie über gewisse merkwürdige Überein-
scher der Mythologie und des Okkulten kurze Zeit später waren wir in ein äußerst stimmungen gewundert habe, die man er-
während eines Studienaufenthaltes in interessantes Gespräch über das faszinie- kennen muß, wenn man die alten Kultu-
Ägypten. Es muß irgendwann im März rende Erbe der alten Ägypter vertieft, und ren, ihre Religionen und Weltanschauun-
19 ... gewesen sein, als ich ihm auf einem es stellte sich heraus, daß Sadowsky schon gen einander gegenüberstellt. Bevor ich
Empfang des deutschen Botschafters in am nächsten Morgen mit dem Flugzeug etwas darauf erwidern konnte, überrum-
Kairo vorgestellt wurde. Die erste Begeg- über Deutschland nach Bukarest abzurei- pelte mich Sadowsky, indem er einen
63
nung mit ihm war nur kurz und von recht sen gedachte. Irgendwann landeten wir in Briefumschlag hervorholte und mir einige
oberflächlicher Natur. Damals wußte ich einem jener Straßencafes, von denen aus bemerkenswerte Photographien vorlegte,
noch nicht, daß sich sein Name hinter dem man das chaotische Treiben auf Kairos die mich im ersten Moment sprachlos
Pseudonym »Prof. Dr. Walter Schröder« Straßen so gut verfolgen kann. Dann setz- machten. Es handelte sich dabei jeweils
verbarg, unter dem Sadowsky während ten wir unser Gespräch fort. Sadowsky um die stilisierte Abbildung eines merk-
seines Aufhaltes als Gastprofessor in Hei- vertraute mir an, daß er nur deshalb nach würdig geformten Wesens, das mich im
delberg zwei ziemlich umstrittene Schrif- Kairo gereist sei, um nach dem Fragment ersten Augenblick an einen bis ins grotes-
ten herausgegeben hatte. einer uralten Geheimschrift zu forschen, ke verzerrten Elefanten erinnerte. Faszi-
Das zweite Zusammentreffen war voll- das ihm einige Wochen zuvor vom ägypti- nierend war jedoch, daß, obwohl die Ab-
ständig zufälliger Natur. Es begab sich, schen Zoll abgenommen worden war. Lei- bildungen einwandfrei verschiedenen
daß ich drei Tage später einen Abstecher der hätte es sich herausgestellt, daß jenes künstlerischen Ursprungs und Alters wa-
ins Kairoer Nationalmuseum machte. Ur- Dokument nun verschollen sei. Auf die ren, gewisse anatomische Besonderheiten
sprünglich hatte ich vor, mich dort mit Frage hin, um was für ein bedeutendes der Kreatur übereinstimmend wiederge-
dem deutschen Archäologen Kurt Wall- Pergament es sich denn gehandelt habe, geben wurden. Ich war verblüfft und frag-
mann zu treffen, der seit einiger Zeit mit vertraute mir der Professor nach einigem te den Professor, woher diese Abbildun-
der Übersetzung der Grabinnenschrift Zögern an, daß es sich seiner Überzeu- gen stammen würden. Sadowsky steckte
Uba-Aners, seinerzeit Oberster Vorlese- gung nach um das Fragment eines der äl- die Fotos zurück in den Briefumschlag,
priester am Hof des Königs Cheops (Chu- testen Werke der Menschheitsgeschichte lehnte sich zurück und erwiderte mit tod-
fu), beschäftigt war. Nachdem ich etwa handle: dem heute als Necronomicon be- ernstem Gesicht, daß die erste Photogra-
eine halbe Stunde vergeblich auf ihn ge- kannten Werk des Arabers Abdul Alhaz- phie von einer Stele stamme, die Professor
wartet hatte, trat einer der Museumsange- red. Nach einigem Nachdenken bekannte Hiram Bingham, 1912, kurz nach seiner
stellten an mich heran und richtete mir ich, daß ich selbstverständlich schon von Entdeck':1ng der noch aus vorinkaischer
aus, daß Wallmann sich entschuldigen lie- diesem umstrittenen okkultistischen Werk Zeit stammenden Stadt Machu Picchu,
ße, er sei ganz plötzlich unabkömmlich gehört hätte, doch gebe es wohl nieman- zwecks genauerer Untersuchung an seine
H.P. Loveerafts Cthulhu
Universität nach Yale abtransportieren Material zu jener Thematik zukommen zu tische Gott Thot ursprünglich eine Wesen-
ließ. Bei der zweiten Ablichtung handle es lassen, die uns einen ganzen Nachmittag heit verbarg, die in verschiedenen kopti-
sich um die Detailaufnahme eines silber- in seinen Bann geschlagen hatte. Die schen Schriften und insbesondere in je-
nen Pokals, den man bei Grabungsarbei- nächsten drei Tage verbrachte ich damit, nem verschwundenen Fragment auch als
ten im Südwesten des Kaspischen Meeres die mitgeschickten Bücher und Artikel mit »Nyarlathotep• bzw. •Azatoth« bezeichnet
gefunden habe. Die dritte Aufnahme stam- einer fast fieberhaften Akribie durchzuar- wurde. Das besondere an dieser Sendung
me von einer mehr als zweitausend Jahre beiten. Das Konglomerat der sich darin war jedoch das Original einer Steintafel,
alten Grabplatte aus dem Südostasiati- abzeichnenden Andeutungen und Enthül- die der Professor in Peru aufgetrieben hat-
schen Raum, die vierte von einer etwa lungen ließ mir einen Schauer nach dem te und die bezeugen sollte, daß diese We-
40.000 (!) Jahre alten Höhlenmalerei, die anderen über den Rücken laufen. Sadows- senheit auch den alten präkolumbiani-
man in der Nähe des Neandertals entdeckt ky deutete an, daß ihm Erkenntnisse dar- schen Völkern Südamerikas bekannt war
habe , und die letzte schließlich von einem über vorliegen würden, daß auch heute und dort ebenfalls verehrt wurde.
Amulett, das im Leinengewebe eines mu- noch bestimmte Geheimkulte ihr Unwe- Zwei Monate später reiste ich zurück
mifizierten Krokodils gefunden wurde. nach Deutschland, und ich kann mich
Letzteres stamme aus der mir sicherlich glücklich schätzen, daß ich mein Hotel
bekannten Tebtynis-Nekropole in der eine Stunde früher als geplant verlassen
Nähe der Oase Medinet el Faijum. Jetzt, so hatte, denn wieder angekommen in Göt-
Sadowsky, wäre es für mich vielleicht ver- tingen, las ich in einer Zeitung, daß mein
ständlich, warum er den Verlust dieses Hotel, gelegen in der Nähe der Sultan-Has-
Fragments so bedaure . Wäre es doch ein san-Moschee, kurz nach meinem Verlas-
weiteres Beweisstück einer Kette von In- sen Opfer eines Bombenanschlags wurde ,
dizien, die darauf hinwiese , daß all die das etwa 20 Tote gefordert hatte. Der
Mythen unserer Menschheitsgeschichte nächste Schock traf mich zwei Tage spä-
von einem und denselben Archetypus ab- ter: Mich erreichte ein Telegramm, das
stammen würden, irgendeiner urtümli- mich über den Tod Professor Sadowskys
chen Erinnerung an etwas, das - weltum- in Kenntnis setzte, der einer jener rätsel-
spannend - das Grundmuster aller alter- haften Selbstentzündungen zum Opfer ge-
tümlichen Religionen und Kulte bilde. fallen war, für deren Ursache die Wissen-
Ich war zunächst einmal sprachlos und schaft bis heute keine Erklärung findet.
versuchte angesichts dieser Enthüllung, Mittlerweile weiß ich, daß der Anschlag
meine Gedanken zu ordnen. Noch nie hat- auf mein Kairoer Hotel kein Zufall gewe-
te es jemand so überzeugend verstanden, sen ist. Ich erfuhr später, daß zwei weitere
mein Weltbild innerhalb von Minuten so Wissenschaftler, mit denen Sadowsky in
dramatisch ins Schwanken zu bringen. Auf Verbindung stand, ebenfalls einem myste-
meine schwache Erwiderung, daß man für riösen Tod anheim gefallen sind. Der eine
all dies doch sicherlich auch eine anthro- von ihnen, der bekannte Anthropologe Dr.
pologische Erklärung im Rahmen der all- Lee Wong aus Hongkong, verlor bei einem
gemeingültigen wissenschaftlichen Be- Verkehrsunfall sein Leben. Gemäß den
trachtungsweise finden könne, erwiderte Zeugenaussagen ist er aber auf offener
Sadowsky nichts, sondern blickte mich Straße ganz mutwillig überfahren worden.
nur durchdringend an. Bisher hatte keiner Der zweite, Dr. John Crowne, ein bekann-
von uns jenen ungeheuerlichen Verdacht Thoeris, eine von der berüchtigten Nitokris ter Zoologe aus New York, der sich vor
angebetete Göttin
64 ausgesprochen, den wohl uns beiden auf allen Dingen mit einigen bemerkenswer-
der Zunge lag. Der Professor blickte auf ten Aufsätzen über die Rolle der Amphi-
die Uhr und erhob sich. Er müsse nun zu- sen trieben; blasphemische Sekten, die ei- bien innerhalb der Evolution Bekanntheit
rück zu seinem Hotel, um sich auf seine nen jahrtausende alten Ursprung hätten. verschaffte, fiel angeblich auch einem tra-
Abreise vorzubereiten. Allerdings würde Aus diesem Grund warnte mich Sadowsky gischen Unglück zum Opfer. Bei einer Ex-
er mir gern weiteres Material zu dieser davor, weitere Forschungen in dieser pedition in den Regenwäldern Lateiname-
Thematik zusenden, wenn mir daran gele- Richtung allzu auffällig durchzuführen. rikas , so später die eingeborenen Führer,
gen sei. Wir tauschten unsere Adressen Auch in Ägypten, insbesondere in Kairo, wurde Crowne angeblich von einem Skor-
aus, und bevor wir uns voneinander ver- gebe es •Gesellschaften«, deren Aktivitäten pion gebissen und verstarb noch am Un-
abschiedeten, versprach ich ihm, weiter- nicht unterschätzt werden dürften. fallort . Gerade Crowne, der soviel Tropen-
hin nach diesem mysteriösen Pergament Von nun an führte ich meine Forschun- erfahrung wie kaum ein anderer besaß.
Ausschau zu halten, da ich mich noch eini- gen in einem ganz anderen Licht durch und Mir bleibt nur zu vermuten, daß auch
ge Monate in Ägypten aufhalten würde. hielt auch weiterhin Kontakt zu Sadowsky, sie gewisse Entdeckungen gemacht ha-
von dem ich noch zwei Briefe bekam. Eine ben, die Sadowsky ebenfalls als »Teil einer
Die folgenden Wochen versuchte ich dritte Sendung verschwand unter mysteriö- Kette von Indizien• bezeichnet hätte. Da
dem inneren Kampf, der in mir tobte, da- sen Umständen auf dem Weg nach Ägyp- ich wohl nie erfahren werde, welchen
durch zu entgehen, indem ich mich ganz ten, und bei Nachforschungen auf dem Spuren diese Männer vor ihrem Tode ver-
in die mir aufgetragene Arbeit vertiefte. Kairoer Hauptpostamt wurde ich lediglich folgten, halte ich es für angebracht, einiges
Doch dann holte mich die Vergangenheit mit einer Mauer des Schweigens konfron- von dem niederzuschreiben, auf das ich in
durch ein Paket ein, das in Bukarest aufge- tiert. So etwas könne schon einmal vor- Ägypten gestoßen zu sein glaube.
geben worden war. Von wem das Paket kommen, hieß es, man würde die Angele-
stammte, brauche ich wohl nicht eigens zu genheit weiterhin verfolgen. Passiert ist bis In erster Linie konzentrierte ich mich
erwähnen. Professor Sadowsky nahm in heute nichts. Gerade diese Sendung war auf die reichhaltige Symbolwelt der alten
einem Begleitschreiben kurz Bezug auf jedoch von besonderer Wichtigkeit, da mir Ägypter, die Papyrusschriften, die in Mu-
unser Gespräch und erfüllte mit seiner Sadowsky darin Unterlagen zusandte, die miengräbern gefunden wurden, und letzt-
Sendung sein Versprechen, mir weiteres belegen sollten, daß sich hinter dem ägyp- lich dem wesentlichen Zug der altägypti-
- - - - - - - - - - - - - - - - - Altägyptisehe Magie
sehen Magie, der Theurgie. Um dies zu Berücksichtigt man nun noch, daß Amun gen Generationen. Betrachtet man nun
verstehen, ist es wichtig zu wissen, daß die selbst •Der Verborgene• bedeutet, mag die- das geheime magische Wissen der Ägyp-
Ägypter, wie auch die Chaldäer, eine Be- ser Umstand allein schon Anlaß für beunru- ter vor diesem Hintergrund, kommt man
schwörungskunst besaßen, die den Men- higen Spekulationen geben. Erwähnt wer- nicht drumherum, so manche gefundene
schen vor den bösen Mächten schützen den soll hier allerdings noch, daß die wah- Zauberformel als Spitze eines Eisbergs zu
sollte. Während jedoch die der Chaldäer, ren Namen der ägyptischen Götter nur deuten, die auf weitaus erschreckendere
soweit uns bekannt, ausschließlich den Eingeweihten bekannt waren und daß auf Dinge hinweist; Dinge, von deren Exi-
Schutz der Lebenden bezweckte, suchte ihnen die Hauptwirkung der ägyptischen stenz die Priester Ägyptens wußten! So
die Beschwörungskunst der Ägypter zum Zauberformeln beruhte. Ein factum, das heißt es in einem Zauberpapyrus:
großen Teil auch dem Verstorbenen nach übrigens überall in der Welt Verbreitung Ich bin der Erwählte von Millionen, der
dem Tode zu helfen. Da die ägyptische findet. So heißt es zum Beispiel in einem aus der Unterwelt kam und dessen Name
jedoch nachweisbar großen Einfluß auf alten Papyrus: .Vor dem Namen des Seth, unbekannt ist. Wenn der »Name« am Ufer
die gelehrte Magie des Mittelalters ausge- der aus hundert(!) Buchstaben besteht, zit- des Flusses ausgesprochen wird, wird der
übt hat, deren Rituale sich noch heute in tern die Erde, der Himmel, die Unterwelt Fluß austrocknen. Wenn der »Name« auf
gewissen Büchern, wie z.B. De Vermis und die Sterne•. Auch in den lateinischen der Erde ausgesprochen wird, bringt sie
Mysteriis oder den Pnakotic Manuscripts Auszügen des Al'Azifs, die Prof. Sadowsky eine Flamme hervor. Ich bin Schu, das Ab-
wiederfinden lassen, vereinbarte ich mit mir zur Verfügung stellte, findet dieses Ele- bild des Re, der im Udjat-Auge seines Va-
Sadowsky, daß ich diese Thematik als ment der Zauberei als wesentlicher Be- ters sitzt. Wenn der Bewohner des Wassers
Ausgangspunkt für meine Nachforschun- standteil unheiliger Riten Erwähnung. seinen Schlund aufreißt, wenn er mit sei-
gen verwenden würde. Ich stieß jedoch auf noch weit beängsti- nen Armen schlägt, werde ich es vollbrin-
Dies erwies sich schon nach kurzer Zeit gendere ägyptische Überlieferungen, de- gen, daß die Erde in die Fluten hinabsinkt
als recht schwierig. Denn da man die ren ungeheuerliche Bedeutung sich erst und der Süden zum Norden wird und die
ägyptischen Hieroglyphen bis jetzt noch dann herauskristallisiert, wenn man sie Erde sich umdreht. Die, so im Wasser sind,
schwer entziffern kann, sind verschiedene parallel zum Mythos betrachtet. Eine der dürfen nicht herauskommen, die, so her-
der Papyrusrollen, die in den europäi- Lehren, die die Stadt Hermopolis (Che- ausgekommen sind, dürfen nicht zunlck-
schen Museen aufbewahrt werden, über- menu) als den Ausgangspunkt der Schöp- kehren ins Wasser, die, so darin bleiben,
haupt noch nicht erforscht, andere, die fung betrachtete, personifiziert die negati- sollen aufdem Wasser treiben, wie Leichen
wohl erklärt sind, haben einen so dunklen ven Eigenschaften des Urchaos in vier aus aufden Wogen. Ihr Rachen soll sich schlie-
Inhalt, daß es fast unmöglich ist, ihren männlichen und weiblichen Mitgliedern ßen, ebenso wie die sieben Siegel einer ewi-
Sinn zu verstehen. Man erkennt wohl, daß bestehenden Götterpaaren. Die Paare tru- gen Versiegelung geschlossen sind ... Dies
sie von magischen Operationen handeln, gen folgende Namen: Dunkelheit, Urwas- soll siebenmal über einem Udjat-Auge ge-
zu denen gewisse Dinge gebraucht wer- ser, Unendlichkeit und Verborgenheit. In sprochen werden. Der »Name« soll darin
den; aber wie diese Dinge gebraucht wer- sein, gezeichnet mit Blut von einem Men-
den und was damit erreicht werden soll, schenleib, auf dem der Atem Hekas ruht.
bleibt völlig rätselhaft.
Wie bei allen antiken Völkern stand die Bei diesem Zauber handelt es sich der
Magie auch bei den alten Ägyptern in eng- offiziellen Deutung nach um eine Be-
ster Verbindung mit der Religion. Diese ist schwörung gegen Krokodile. Nachfor-
bei den Ägyptern jedoch recht verwickelt schungen meinerseits ergaben jedoch,
gewesen; es findet sich eine ganze Reihe daß die Hieroglyphen, die hier nur mit
von Göttern und Göttinnen, und jeder von »Name• übersetzt wurden, niemals richtig
ihnen hat wieder eine Menge Namen. entziffert werden konnten. Die Hierogly-
phen haben folgende Gestalt:
Wenn die Magie nun aber mit den Göttern 65
in Verbindung stand, von ihnen sogar ab-
stammte, war der naheliegendste Schritt,
1~}
In der Lautsprache bedeutet dies »Kh -
nach dem geeigneten Verbindungsglied
zwischen Magie und Göttern zu suchen. A - D - U« und ähnelt damit paradoxerwei-
Ausgestattet mit den Informationen Sa- se dem arabischen Wort »Khadhulu•, aus
dowskys durchforstete ich monatelang die dem wiederum das lateinische »Cthulhu«
Bibliotheken Kairos und stieß dabei auf ei- hervorgegangen ist. In einem anderen (lei-
nen vor dem Hintergrund des Mythos au- der fast vollständig zerstörtem) Perga-
ßerordentlichen bemerkenswerten Hym- ment, findet man die gleichen Hieroply-
nus an Amun, der das geheimnisvolle We- phen in Verbindung mit folgenden, sehr
sen dieses Gottes preist: dieser Göttergruppe hatten die Männer bekannten Symbolen:
Froschköpfe, die Frauen jedoch Schlangen-
Kein Gott kennt seine wahre Gestalt,
Sein Bild wird nicht entfaltet in den
köpfe. Nun mag man diesen Umstand kei- ~ 1~
nerlei größere Bedeutung beimessen, doch Beim ersteren handelt es sich um die
Schriftrollen, zieht man Parallelen zu den Mythologien bekannten Zeichen für »Gott• und »Wasser«
man lehrt nicht über ihn ... anderer alter Kulturen, in denen man den die zweite Hieroglyphenkombination lau-
Er ist zu geheimnisvoll, um seine gleichen Wesen begegnet, man denke nur tet •er lebt ewig«! Dies würde bedeuten,
Hoheit zu enthüllen, an die diversen Legenden um Gorgonen daß der auf dem ganzen Erdball bekannte
er ist zu groß, um ihn zu erforschen, und Leviathane, muß man sich die Frage »Cthulhu« auch den Ägyptern bestens ver-
zu stark, um ihn zu erkennen. gefallen lassen, ob diese nicht Bestandteil traut war, wenngleich ihm auch eine un-
Man fällt um auf der Stelle vor einer gemeinsamen Erinnerung an eine tergeordnete Bedeutung zukam. Hier
Schrecken, Zeit weit im Dunkeln der Menschheitsge- noch eine andere Formel:
wenn man seinen geheimen Namen schichte sind. Eine Zeit in der Kräfte auf Ich bin Thot, Sendbote und Bewahrer
wissentlich oder der Erde walteten, die unseren Vorfahren des Nicht Genannten. Komm zu mir, der
unwissentlich ausspricht ungleich vetrauter sein mußten, als heuti- du unter der Erde bist, erhebe dich vor mir
H.P. Loveerafts Cthulhu
kriechender Geist. Schlage nicht mit dei- eine präzise wissenschaftliche Erklärung len: Beim Ablösen der Leinenbinden ent-
nem Schwanze, schüttle deine Arme nicht; für seine Thesen liefern wollte, eine Erklä- deckte man, daß der •Körper• nur aus zer-
sperre deinen Rachen nicht auf Der Sand rung die auch die letzten bei mir geweck- trümmerten Knochen bestand, die durch
vor Dir werde zu flammendem Feuer, die ten Zweifel aus der Welt schaffen sollten.
Speere der 77 Anderen mögen deine Au- Zu diesem Zweck erkundigte ich mich
gen treffen; gefesselt bist Du an Ras mäch- drei Tage nach unserem Gespräch nach Sprüehe aus dem Berieht
tiges Steuer, gefesselt bist du beim Anblick dem Aufbewahrungsort jener Krokodils- des Dr. Heiland
des (Djed-) Pfeilers, in dem die Kraft des mumie, bei dem das Amulett gefunden Vertreibe Tiefe Wesen : Hierbei han-
Verborgenen ruht, gehorche den Worten, wurde, welches ich auf dem letzten von delt es sich um einen machtvollen alt-
die seit Anbeginn der Welt bestehen: acha, Sadowskys Fotos erblickt hatte. Seltsamer- ägyptischen Zauber, der Tiefe Wesen
achacha, chach, charchara, chach ... weise verliefen fast alle Spuren in dieser in einem Umkreis von 666 Metern um
Richtung im Sande. Niemand wollte etwas den Beschwörer herum für Wl0 Tage
Bemerkenswert ist, daß der unerschüt-
von diesem an sich unbedeutenden Fund wirkungsvoll verbannt. Der Zauber
terliche Glaube an die Macht, die die Göt-
wissen; solange bis meine Beharrlichkeit muß in der Nähe von offenem Wasser
ter innehatten, dazu führte, daß in ägypti-
die Neugier anderer Stellen erwirkte. Ei- durchgeführt werden; Tiefe Wesen,
schen Zauberformeln die Götter nicht nur
nes Tages erhielt ich Besuch von einem die sich nach Durchführung des Zau-
angerufen wurden, sondern daß sich der
Ägypter, der sich als Dr. Nagib Kassar vor- bers noch auf ebener Erde befinden,
Beschwörer ohne weiteres selbst zum
stellte. Später stellte sich heraus, daß nir- verschrumpeln innerhalb von 7 Minu-
Gott oder richtiger, zu mehreren Göttern
gendwo ein Mann dieses Namens bekannt ten und zerfallen danach zu Staub. Um
machte. Parallel gehörte zu den wichtig-
war. Dennoch werde ich diese Begegnung den Zauber zur Anwendung zu brin-
sten Faktoren der ägyptischen Magie der
wohl nie in meinem Leben vergessen. Er gen, muß sich der Beschwörer inner-
Gebrauch verzauberter Gegenstände wie
berichtete mir, daß er von meinem Ansin- halb eines aufgemalten Udjat-Auges
Amulette und bestimmte Reliquien, die
nen erfahren hätte, jene Krokodilsmumie befinden, dessen »Pupille• durch ein
unerklärlicherweise auch im De Vermis
aufzufinden, bei der das seltsame Amulett mit Menschenblut gezeichnetes Drei-
Mysteriis Erwähnung finden. Dies beweist,
von Sadowskys Foto entdeckt wurde. Er eck ersetzt wird, in das die oben be-
daß Ludwig Prinn altägyptische Quellen
beschwor mich, von meinen Nachfor- schriebenen Hieroglyphen gezeichnet
zur Verfügung gestanden haben, über de-
schungen abzulassen; es gebe Dinge, die werden müssen. Für jeden ausgegebe-
ren Verbleib heute nur noch spekuliert
man ruhen lassen solle, weil die einzige nen Magiepunkt beträgt die Erfolgs-
werden kann. In einem der Kapitel des
Erklärung dafür zu wahnwitzig sei, als daß chance kumulativ 10%, der Zaubernde
Werkes heißt es: Der Wissende, der im Be-
sie der menschliche Geist widerspruchslos verliert W20 Punkte gS.
sitz der geheimen Symbole ist, befiehlt den
hinnehmen könne. Als ich auf diese An- Kon taktiere Sandbewohner: ähn-
Kräften des Weltalls nicht als Mensch, son-
deutung hin verärgert reagierte, unter- lich wie in Cthulhu - Das Rollenspiel
dern er erhebt sich gewissermaßen in den
brach mich Kassar und berichtete, daß die beschrieben. Die Materialkomponente
Rang eines Gottes. Die Geheimnisse (der
Mumie sorgsam unter Verschluß gehalten ist ein mindestens zeigefingergroßer
Götter) halten die kosmische Ordnung
werde. Da jedoch von offizieller Stelle be- silberner Djedpfeiler mit dem eingra-
aufrecht; darum bleiben die Worte aufdie,
fürchtet würde, daß meine Aktivitäten vierten Symbol Thots, den der Zau-
die in den verborgenen Nischen der Erde
auch die Aufmerksamkeit anderer Grup- bernde über sein Haupt emporhalten
schlummern und diese Geheimnisse wah-
pierungen auf sich ziehen könnten, sei er muß. Die Basiserfolgchance für diesen
ren, nicht ohne Wirkung ...
zu mir geschickt worden, um mir Einblick Zauber beträgt 7%, pro eingesetzten
Dem Leser, der meinen Zeilen bis hier- in ein Dokument zu geben, das als gehei- Magiepunkt steigert sich die Erfolg-
hin zu folgen vermochte, stellt sich jetzt, me Verschlußsache behandelt werde. Ein schance um 10%. Der Beschwörer ver-
wo ich fast am Ende angelangt bin, natür- Dokument, das ich nur dieses eine Mal in liert unabhängig vom Zustandekom-
66 lich die Frage, wie ich letztendlich zur meinem Leben zu Gesicht bekommen men des Kontakts 2 Punkte gS.
Überzeugung gelangen konnte, daß sich würde und mich hoffentlich von der Not-
hinter dem oben beschriebenen mehr ver- wendigkeit überzeuge, die Angelegenheit
birgt, als nur der phantasievoll ausge- auf sich beruhen zu lassen. Auspolsterung mit Leinen und geschickter
schmückte Mythos einer alten Kultur. Währenddessen übergab er mir, der ich Wickelung in die Form eines liegenden
Auch das sich auf frappierende Weise äh- immer noch glaubte, daß die ganze Ge- Krokodils gebracht worden waren. Der
nelnde Motiv der von Prof. Sadowsky zu- heimnistuerei mit dem seltsamen Amulett Versuch, die Knochensplitter zusammen-
sammengestellten Photographien hätte zu tun habe, einen mit •TOPSECRET• be- zusetzen, wurde nach mehreren Wochen
von einem wissenschaftlichen geschultem schrifteten Bericht, der die Ergebnisse auf- aufgegeben. Nur eines ließ sich mit Sicher-
Geist wie dem meinen kaum als Beweis listete, die eine Untersuchung an der Kro- heit feststellen: Bei dem einbalsamierten
für die tatsächliche Existenz eines vorge- kodilsmumie ans Tageslicht gebracht hat- Wesen hatte es sich auf keinen Fall um ein
schichtlichen Mythos gewertet werden te. Ich muß an dieser Stelle hinzufügen, Krokodil gehandelt! Im Gegenteil, chemi-
dürfen, der nur in sehr zweifelhaften ok- daß mir Untersuchungen dieser Art ver- sche Untersuchungen an den Mumie erga-
kultistischen Werken Wiederklang findet. traut sind und die mir damals vorliegen- ben, daß in keinem der untersuchten Mu-
All diesen Umständen war und bin ich den Akte als zweifelsfrei echt einzustufen mienteile auch nur irgendeine Art von Koh-
mir natürlich bewußt; auch mir schienen war, wofür ich auch heute noch einen hei- lenstoffverbindung nachgewiesen werden
die Spekulationen Prof. Sadowskys zu weit ligen Eid ablegen würde. Der Untersu- konnte. Jenes Element, das die Grundlage
her geholt. Daß ich mich dieser Thematik chungsbericht war dennaßen unglaublich, für alles bekannte Leben auf unserem Pla-
überhaupt widmete, lag, rückblickend ge- daß sich mir bei dem Gedanken daran neten bildet ...
sehen, darin begründet, daß ich Sadowsky auch heute noch die Nackenhaare aufstel-
- - - - - - - - - - - - - - - - - Zauberei und Spnbolik
Zauberei
und Symbolik
Zu den Hinterlassenschaften der antiken Fayence: Farbig glasierte Gefäße, Amulet- galt das Horusauge in Ägypten als das Ur-
Ägypter gehört eine Unzahl bildhafter te und Schmuckstücke aus diesem Materi- bild einer jeden Opferhandlung. Auch bei
Darstellungen und Symbole, die auf Papy- al wurden in Ägypten seit dem 4. Jahrt. den Zauberern der Zeit fand das Symbol
ri gemalt, in Tempelwände eingemeißelt v.Chr. hergestellt. Es handelt sich dabei Verwendung: Sie erhofften sich durch sei-
und in alten Grabanlagen entdeckt wur- um ein tonkeramisches Erzeugnis, rot nen Gebrauch eine Verstärkung ihrer Zau-
den. Noch heute beschäftigen sich Scha- oder ockerfarben und mit einer farbigen berformeln.
ren von Wissenschaftlern mit der Deutung oder weißdeckenden Glasur überzogen.
dieser Zeichen und Sinnbilder, die alle- Isisblut: Das von den Ägyptern »Tet« ge-
Frosch: Der Frosch galt als chthonisches nannte Zeichen ähnelt der Lebensschleife,
samt magischen Charakter haben und in Tier und wies auf die Kräfte der Lebens-
der mythischen Weltanschauung der alten wobei jedoch die Seitenarme nach unten
entstehung hin. Offiziell heißt es, daß der geklappt sind. Die ursprüngliche Bedeu-
Ägypter eine wichtige Rolle spielten. Die Frosch das heilige Tier der Geburtsgöttin
folgende Auflistung verschiedener Begrif- . tung ist unbekannt; seit dem Neuen Reich
Heket sei. So fand man das Abbild des Fro- ist die Beziehung zu Isis eindeutig. Das
fe und Symbole soll dem Spielleiter bei der sches z.B. auf Zaubermessern des Mittle-
Entwicklung eigener Szenarios helfen und dem Verstorbenen mitgegebene Amulett
ren Reiches, die als magischer Schutz über bestand häufig aus einem roten Halbedel-
darüber hinaus als kleines Nachschlage- den Mutterleib der Frau oder das neuge-
werk für verschiedene Begrifflichkeiten stein und wurde immer wieder mit dem
borene Kind gelegt wurden. Auf welchen Djedpfeiler (s. dort) dargestellt.
dienen, auf die der Leser im Rahmen die- Ursprung sich dieser Ritus zurückführen
ses Folios stoßen konnte: läßt, kann heute nicht mehr gesagt wer- Ka: siehe Lebenskräfte
Ach: siehe Lebenskräfte den, allerdings hegen cthulhuide Forscher Kanopen: Es handelte sich bei ihnen um
An.eh (/Ankh) Zeichen: Auch »Lebens- da einen ganz schrecklichen Verdacht ... sogenannte Eingeweidekrüge, in denen
schleife« genannt. Die ursprüngliche Be- Grabstele: Ägyptische Grabstelen bestan- die bei der Mumifizierung entfernten Orga-
deutung der Lebensschleife ist umstritten. den aus einer Steinplatte, auf der gewöhn- ne aufbewahrt wurden. Die Deckel dieser
Als Hieroglyphe bedeutet das Zeichen »Le- lich Bild und Inschrift in vertieftem Relief vier Urnen zeigten manchmal vier Gotthei-
ben« (anch), als Symbol weist es auf das
göttliche/ ewige Leben hin. Daher wurde
es als Symbol unvergänglicher Lebenskraft
auf Tempelwänden, Denksteinen und Ge-
genständen angebracht. Als »Henkelkreuz«
ging es später in die Christlich-koptische
Symbolik ein. Seltsamerweise scheinen 67
Ghoule diesem Symbol eine gewisse Be-
deutung zuzumessen; auch erstreckt sich
sein Bekanntheitgrad bis hin in die Traum-
lande der Erde, wo es vor allen Dingen als
Schutzamulett Verwendung findet.
Ba: siehe Lebenskräfte
Djed, Djedpfeiler: Hierbei handelt es
sich um einen prähistorischen Fetisch,
Kanopen
dessen Bedeutung noch immer nicht rest-
los geklärt ist. Der Pfeiler spielte bei länd- angebracht waren. Sie gaben Auskunft ten, die als Schutzgötter der Eingeweide
lichen Fruchtbarkeitsriten eine Rolle und über die Stelle eines Grabes, den Namen galten. »Kebehsenuf« mit dem Falkenkopf
wurde darüber hinaus ganz allgemein und den Titel des Verstorbenen. Bei grö- schützte die Gedärme, »Amset« mit dem
zum Symbol für »Dauer«, das als solches ßeren Grabanlagen wurden sie im oberir- Menschenkopf die Leber, »Duamutef« mit
auch ins Schriftbild Einzug fand. Mit Be- dischen Teil eingemauert. dem Hundekopf den Magen und »Hapi«mit
ginn des Neuen Reiches wurde aus dem dem Pavianskopf die Lunge.
Horusauge: Nach mythischer Vorstellung
Fetisch ein Symbol des Osiris.
sind Sonne und Mond die Augen des Got- Lebenskräfte: Der Ägypter ging von be-
Ei: Als Sitz des aus ihm hervorgegange- tes Horus. Unter H. versteht man jedoch sonderen Lebenskräften aus, die das ei-
nem Lebens spielt das Ei eine Rolle in den insbesondere den Mond; es bekämpft die gentliche Wesen von Göttern, Menschen,
Vorstellungen über den Weltbeginn. Im Feinde des Himmelslichts und wird zuwei- Tieren und allem Existierenden bildeten.
Totenbuch (siehe dort) wird von dem »ver- len auch als Feuer bezeichnet. Aufgrund Diese Kräfte waren dreigeteilt und unver-
borgenen Ei des Großen Schnatterers« ge- des Mythos des vom im Kampf gegen Seth gänglich. Es handelte sich dabei um den
sprochen, wobei bis heute unklar ist, an verlorenen und wiedergefundenen Auges, ACH, der am besten mit »Geist« übersetzt
welchen Gott die Ägypter dachten ... das Horus seinem Vater Osiris darbrachte , werden kann, den BA, der in etwa unse-
H.P. Loveerafts Cthulhu
rem Begriff von der »Seele«entspricht, und benden und Toten. Der Ka (s. Lebenskräf- bezeichneten Figuren bestanden aus
den KA, der als die Verkörperung der indi- te) des Verstorbenen sollte auf diese Weise Stein, Holz oder ägyptischer Fayence. Als
viduellen »Lebenskraft« des Menschen an- das Grab verlassen können. Diese Schein- der Gebrauch der Uschebti im Mittleren
gesehen wurde. ACH, BA und KA lebten türen waren nicht unbedingt plastischer
auch nach dem Tode eines Menschen wei- Natur, sondern oftmals nur aufgemalt.
ter. Der ACH war die verklärte Gestalt des Skarabäus: Der heilige Käfer war ein Bild
Toten im Himmel, während der BA der für die Selbstschöpfung, da der Ägypter
geistige Teil eines Menschen war, der un- glaubte, daß der Käfer von selbst aus einer
abhängig von seinem physischen Teil auf- Mistkugel entstehen würde. Und so, wie
treten und nach seinem eigenen Willen der Käfer eine Mistkugel vor sich her-
handeln konnte. Der KA wurde von der schiebt, so dac4te man, würde der als
Statue des Toten im Grabe verkörpert - er Chepre (»der aus der Erde entstandene«)
hielt die Verbindung mit den Lebenden verehrte Käfer die Sonnenkugel über den
aufrecht. Himmel hinwegrollen. Der »Sonnenkäfer«
Mundöffnung: Der Ritus der Mundöff- wurde zu einem beliebten Amulett und
nung sollte dem Verstorbenen durch ei- den Toten als Symbol neuen Lebens mit-
nen magischen Akt den Gebrauch seiner gegeben.
68
Das Ritual der Mundöffnung
Isla111
und Koran
Wie die jüdisch-christliche Religion ist der Die große Reinigung umfaßt auch alle üb- Die Spenden werden auf die vielfältigste
Islam eine Offenbarungsreligion. Die von rigen Körperpartien und ist vor Feiertagen Weise verwendet, zum Beispiel zum Un-
Mohammed verkündete, streng monothei- und vor dem Freitagsgebet erforderlich. terhalt von Gefangenen, für Studenten
stische Religionslehre des Islam ist im Ko- Das große Freitagsgebet leitet der Iman, und Wissenschaften oder zur Errichtung
ran festgehalten. Viele Elemente dieser der nur ein Vorbeter und kein Priester im religiöser Zentren.
jüngsten Weltreligion basieren auf der Bi- christlichen Sinne ist. Von der Kanzel
bel. So betrachtet Mohammed Jesus, Moses (minbar) des Gebetssaals der Moschee 5. Teilnahme an der Pilger-
und andere Propheten der Bibel als seine hält er die Ansprache (chutba) vor der Ver- fahrt (Haddseh) zur Kaaba
Vorgänger. eu ist, daß zwischen Religion sammlung der Gläubigen.
und Staat kein Unterschied besteht. Für
in Mekka
Für das Gebet selbst ist die Ausrichtung
Mohammed sind Glaube, Religion und Jeder Moslem, der gesundheitlich und fi-
des Gläubigen nach Mekka erforderlich.
Staat eine untrennbare Einheit. Deshalb gilt nanziell dazu in der Lage ist, soll einmal in
Ebenso charakteristisch ist das mehrmali-
der Koran auch als Gesetzbuch. seinem Leben an der Pilgerfahrt nach Mek-
ge iederwerfen des Beters, wodurch sei-
Obwohl auch der Islam in viele rivali- ka teilnehmen. Der Haddsch findet am 7.-
ne Unterwerfung unter den Willen Allahs
13. Tag des 12. Monats Dhul-Hiddscha statt.
sierende Glaubensgruppen aufgespalten ausgedrückt wird.
ist (Sunniten, Schiiten, Ismaeliten, Alawi- Der Gläubige muß bis zu diesem Zeitpunkt
ten, Drusen), gelten die »fünf Säulen des in Mekka eingetroffen sein. Der Pilger legt
3. Das Fasten eine besondere Kleidung an, umkreist sie-
Islam« für alle.
(Saum oder Sijam) benmal die Kaaba , läuft siebenmal zwi-
Mit den Vorschriften zum Fasten im Koran schen Safa und Marwa hin und her und
1. Das Glaubensbekenntnis werden ältere Traditionen aus dem jüdi- führt noch andere Riten aus, die auf vorisla-
(Shahada) schen und christlichen Glauben fortge- mische Bräuche zurückgehen. ach der
»La illaha Allah wa Muhammadun rasulu setzt. Im Fastenmonat Ramadan sind dem Mekkapilgerfahrt hat ein Moslem das
Allah«(Es gibt keinen Gott außer Allah und gläubigen Muslim von zwanzig Minuten Recht, den Ehrentitel Hadschi zu tragen.
Mohammed ist sein Prophet.) Mit dieser vor der Morgendämmerung, bis zum Ein-
Definition der All-Einzigkeit Gottes eröffnet bruch der acht (wenn ein weißer von ei- Da der Mohammedaner glaubt, sein
der Gebetsrufer seine Lobpreisung Allahs. nem schwarzen Faden nicht mehr zu un- Leben sei zu wesentlichen Teilen durch
Es ist die Basis der islamischen Religion. terscheiden ist) alle körperlichen Genüsse Allah vorherbestimmt, findet man oft ei-
untersagt (Essen, Rauchen, Trinken und nen den Europäern unverständlichen
Geschlechtsverkehr). Im 9. Monat des isla- Grad von Fatalismus. (Wozu sollte man
2. Das Gebet (Sa'lat) mischen Mondjahres beginnt der Ramad-
Der Koran schreibt jedem Muslim vor, täg- auch um irgendetwas kämpfen, wenn ei- 69
an jeweils 11 Tage früher als im Vorjahr. nem das Schicksal ohnehin chon voraus-
lich fünfmal zu beten. Das erste Gebet er- (Bei Schaltjahren 12 Tage früher.) So
folgt vor (nicht bei) Sonnenaufgang, das bestimmt ist.)
durchläuft der Ramadan im Laufe einer
zweite am Mittag (nicht bei Sonnenhöchst- Generation alle Jahreszeiten. An1 ersten Der Koran (was soviel wie »Lesung«
stand), das dritte am Nachmittag, das vier- Tag im 10. Monat wird der Ramadan mit heißt) ist das arabisch geschriebene Reli-
te nach onnenuntergang und das letzte einem Fest beendet. Da viele Muslime das gionsbuch der Moslems, das die Offenba-
Gebet bei Beginn der Nacht. Wer Muslim Fasten am Tag durch ausgiebige Schlem- rungen Mohammeds enthält. Der Koran
ist, wer Reife erlangt hat und geistig ge- mereien in der Nacht kompensieren, liegt beansprucht (wie im Christentum die
sund ist, ist zum Gebet verpflichtet. Vor der Lebensmittelverbrauch in der islami- »Zehn Gebote«) unmittelbaren göttlichen
dem Gebet sind die Kleidung und der schen Welt seit jeher ausgerechnet im Fa- Ursprung. ach mohammedanischem
Platz, an dem das Gebet verrichtet wird, zu stenmonat am höchsten. Glauben besteht er von Ewigkeit her un-
reinigen. Außerdem ist eine bestimmte geschaffen auf »wohlbewahrter Tafel« im
Reihenfolge ritueller Waschungen für den Himmel und wurde durch den Engel Ga-
Moslem vorgeschrieben. 4. Die Pßieht, Arm.eo und briel Mohammed stückweise mitgeteilt.
Die kleine Reinigung (Wodhu) unter- Bedürftigen zu spenden Sammlung und Niederschrift des Textes
gliedert sich wie folgt. Dreimal sind die (Zakat) wurden unter dem ersten Kalifen Abu
Hände bis zum Handgelenk zu waschen, Nach islamischem Glauben ist Allah Ei- Bekr (632-634) begonnen und von dem
dreimal sind der Mund auszuspülen und gentümer aller Dinge in dieser Welt (auch dritten Kalifen, Othman (644-656), vollen-
das Gesicht zu waschen, dreimal sind die des Geldes). Der Mensch ist lediglich det. Die willkürliche Einteilung in 114 Su-
Arme bis zu den Ellenbogen zu säubern, Treuhänder im amen Allahs. Da es nicht ren (Kapitel) sehr unterschiedlichen Um-
einmal Kopf, Haare und Ohren und drei- Allahs Wille ist, daß die Güter unter seinen fangs zerreißt oft Zusammengehöriges.
mal die Füße bis zum Fußgelenk. Wenn Gläubigen allzu ungleich verteilt sind, ist Der Inhalt umfaßt Glaubens- und Sitten-
kein Wasser vorhanden ist, reicht es, wenn es die Pflicht eines jeden wohlhabenden lehre,Vorschriften des Zivil- und Strafrech-
statt dessen Hände und Füße mit reinem Mohamedaners, einen Teil seiner Gewin- tes, Hygienegebote und Anleitungen zur
Sand abgerieben werden. ne Bedürftigen zur Verfügung zu stellen. Diplomatie, alles ohne systematische Ord-
H.P. Loveerafts Cthulhu
nung, in oft schnell miteinander abwech- schneiden, und ihnen befehlen, die Schöp- Wer in die Hölle kommt, stirbt dort jeden
selnden Formen der (immer Gott in den fung Allahs zu verändern. Und wer sich Tag tausend Tode, wer aber in das islami-
Mund gelegten) Erzählung, Belehrung, den Satan zum Beschützer nimmt und Al- sche Himmelreich gelangt, stirbt nur den
Verordnung, Ermahnung, Drohung und lah verwirft, der ist offenbar verloren. 119. ersten Tod und lebt danach in ewiger
Verheißung. Vielfach sind jüdische und Er macht ihnen Venprechungen und weckt Glückseligkeit.
christliche Überlieferungen benutzt, zuwei- ihre Lüste; aber der Satan macht ihnen nur
len auch ältere arabische Sagen. Die Ausle- Versprechungen in Trug.« Wenn die Toten sieh aus den
gung des Korans (tafsir) bildet den Haupt- Mit den Frauen in 4.117 sind weibliche Gräbern erheben
zweig der islamischen Literatur. Gottheiten gemeint, und das Ohrenab- Aus der 100. Sure, genannt: •Die Renner•
schneiden bei Tieren ist eine altarabisch- •9 . Weiß er denn nicht, wenn das, was
Um das Rollenspiel am Nil farbiger zu heidnische Sitte bei geweihten Tieren. in den Gräbern, herausgerissen wird, 10.
gestalten, folgen nun einige Aussagen des und an den Tag kommt, was in der Brust
Korans, die muslimischen Ägyptern in den Wein und Spiel der Menschen ist - 11 . daß ihr Herr sie
Mund gelegt werden können oder die in Aus der 5. Sure, genannt: •Der Tisch• wahrlich an jenem Tage kennt?"
Form von Weissagungen, die auf rätselhaf- •93. Der Satan will nur zwischen euch Aus der 113. Sure, genannt: »Das Mor-
te Weise mit Geheimnissen des Mythos in Feindschaft und Haß werfen durch Wein gengrauen«
Verbindung stehen, in das Spiel eingebaut und Spiel und euch abwenden von dem •l . Sprich: Ich nehme meine Zuflucht
werden können. Gedanken an Allah un:d dem Gebet. Wollt zum Herren des Morgengrauens, 2 . vor
ihr deshalb nicht davon ablassen?« dem Übel dessen, was er erschaffen, 3 . und
Zur Blutraehe vor dem Übel der Nacht~ wenn sie naht, 4.
Aus der 2. Sure, genannt: »Die Kuh• und vor dem Übel der Knotenbläserin-
Das Tier
•173. 0 ihr, die ihr glaubt, vorgeschrie- nen•~ 5 . und vor dem Übel des Neiders,
Aus der 27. Sure, genannt: •Die Ameise•
ben ist euch die Wiedervergeltung im Mord: wenn er neidet."
»84. Und wenn der Spruch auf sie fällt,
Der Freie für den Freien, der Sklave für den
dann wollen wir ein Tier aus der Erde er- Aus der 114. Sure, genannt: •Die Men-
Sklaven, und die Frau für die Frau/ Der
stehen lassen, das zu ihnen sprechen soll: schen•
aber, dem von seinem Bruder etwas verzie-
Und die Menschen trauten nicht unseren •l . Sprich: Ich nehme meine Zuflucht
hen wird, bei dem lasse man Güte walten;
Zeichen .« zum Herren der Menschen, 2 . dem König
doch Entschädigung sei ihm reichlich .«
Der •Spruch• ist der Spruch des Gerich- der Menschen, 3 . dem Gott der Menschen,
Das altarabische Gesetz der Blutrache
tes am Ende der Welt und angesprochen 4 . vor dem Übel des Einjlüsterers, des Ent-
(Talion) wird hier nicht aufgehoben. Der
sind die Ungläubigen. Das Untier ist eines weichers••~ 5 . der da einflüstert in die
Vers besagt lediglich, daß eine friedliche
der Vorzeichen des »Jüngsten Tages• und Brust des Menschen - 6. vor den Dschinn
Vergeltung der Strafe durch Blutgeld vor-
wird an anderen Stellen des Korans auch und den Menschen ."
zuziehen ist.
Dschessasa, der Spion, genannt. Die beiden letzten Suren des Korans
werden auch die •beiden Schutzverleihen-
Die Ungläubigen
llinunel und Hölle den• genannt, denn sie werden als Amulet-
Aus der 3. Sure, genannt: »Das Haus lmran•
Aus der 44. Sure, genannt: »Der Rauch• te getragen und als Beschwörung gegen
•8 . Siehe die Ungläubigen - nimmer hilft
.43. Siehe, der Baum Zaqqum 44. ist die böse Geister verwendet. Ihr für Bannfor-
ihnen ihr Gut noch ihre Kinder etwas wider
Speise des Sünders; 45. wie geschmolzenes meln typischer, archaischer Stil spricht da-
Allah; und sie sind die Speise des Feuers.«
Erz wird er kochen in den Bäuchen 46. für, daß es sich um Variationen von For-
wie siedendes Wasser kochen 47. Fasset meln aus vorislamischer Zeit handelt. Auf-
Gereehtigkeit und Spenden fälligerweise fehlen beide Suren in frühen
ihn und schleifet ihn mitten in den Höllen-
Aus der 3. Sure, genannt: •Das Haus Imran«
70 »86. Nimmer erlangt ihr die Gerechtig-
pfuhl. 48. Alsdann gießet über sein Haupt Koranrezensionen, sind also erst später als
die Strafe siedenden Wassers. 49. Schmek- abwehrende Schlußformel der ganzen
keit, ehe ihr nicht spendet von dem, was ihr Sammlung angehängt worden.
kel Siehe, du bist der Mächtige, der Edle/
liebt; und was immer ihr spendet, siehe,
50. Siehe, das ist's, worüber ihr in Zweifel
Allah weiß es." • Die Nacht gilt als Zeit der bösen Geister.
waretl 51. Siehe, die Gottesfürchtigen wer-
den sein an sicherer Stätte, 52. in Gärten Während der Dunkelheit versuchen sie,
Mord an Gläubigen und Quellen; 53. gekleidet werden sie sein den gottesfürchtigen Menschen in die Irre
Aus der 4. Sure, genannt: »Die Frauen• in Seide und Brokat; sitzend einander ge- zu führen.
•95. Und wer einen Gläubigen mit Vor- genüber. 54. Also wird's sein: und wir ver- •• Knotenbläserinnen nennt man Zaube-
satz tötet, dessen Lohn ist Dschehannam mählen sie mit schwarzäugigen Huris, 55. rinnen, welche magische Knotenschnüre
( die Hölle); ewig soll er darin verweilen, rufen werden sie dort nach allerlei Früch- verwenden, auf die sie halb spuckend
und Allah zürnt ihm und verflucht ihn ten in Sicherheit. 56. Nicht werden sie hauchen.
und bereitet für ihn gewaltige Strafe.« schmecken den Tod außer den ersten Tod, ••• Gewöhnlich sieht man in dem »Einflü-
und hüten wird er sie vor der Strafe des sterer• und dem •Entweicher• Satan. Es gibt
Satan der Versucher (Ande- Höllenpfuhls: 57. Eine Huld von deinem aber auch Koranauslegungen, die hier die
re Götter) Herrn! Das ist die große Glückseligkeit." Existenz anderer böser Mächte genannt
Aus der 4. Sure, genannt: »Die Frauen• Der Baum Zaqqum ist ein Dornenge- sehen wollen.
•11 7. Siehe, sie rufen außer ihm Frauen wächs mit mandelförmigen bitteren Früch-
an, ja sie rufen einen rebellischenSatan an/ ten. Er ist die Speise derer, die in der Hölle Die Koranpassagen sind zitiert nach dem
118. Verflucht hat ihn Allah, und er sprach: braten, und es wird beschrieben, welche 1979 in 7. Auflage erschienenen Band
Wahrlich, nehmen will ich einen bestimm- unangenehmen Folgen der Verzehr dieser 351 der Reclam Universal-Bibliothek.
ten Teil deiner Diener und will sie in die Irre Früchte hat. »Huri• (Einzahl »Haura«) sind ( Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig.) Die
führen und sie lüstern machen und ihnen Mädchen mit •Augen von großer Intensität Übersetzung aus dem Arabischen ist von
befehlen, daß sie den Tieren die Ohren ab- des Schwarzen und des Weißen darin•. Max Henning.
----------------------meroglyphen
Weroglyphen
Die Schrift - Zeichen gewordene Sprache, gesprochen werden. Solch ein Zeichen Magisch bedingt war auch die Anordnung
System der Informationsübermittlung, Ge- kann dann bei der Niederschrift genau der der Hieroglyphen. Der Schriftgelehrte ord-
dächtnisstütze. Magisches Mittel und Pro- Worte benutzt werden, in denen dieser nete seine Zeichen in langen Reihen oder
paganda-Instrument. Sie vermag den Ein- Lautwert vorkommt. Das Zeichen muß nun Spalten auf eine Art und Weise so, daß
geweihten zu belehren oder zu unterhal- keinen Sinnbezug mehr zum Worte haben. keine Lücken innerhalb des Textes ent-
ten, während sie jedem Inkompetenten ih- Nun ist der Punkt erreicht, an dem das Bild standen. Es gab keine Worttrennung, und
re Geheimnisse vorenthält. Das Wissen zum Silbenzeichen geworden ist. Es ist von zwischen den einzelnen Worten oder Sät-
von der Welt steht in den von den Göttern hier nur noch ein kleiner Schritt, zu dem zen wurden keine Zwischenräume gelas-
gegebenen Zeichen, die daher heilig sind. Zeichen zu kommen, das dann einen ein- sen. Bei komplizierten Texten ist es daher
Die alten Griechen nannten die ägyptische zelnen Laut ausdrückt: dem Buchstaben. manchmal fraglich , wo der eine Satz endet
Schrift darum •Hieroglyphen• - ~lie heili- Dies ist, in großen Zügen, der Werde- und der folgende beginnt. Zusätzlich wur-
gen Einkerbungen. gang der Hieroglyphen vor ungefähr 5.000 den Worte, die als heilig galten, an den
Jahren und vielleicht die Entwicklung einer Anfang des Satzes gestellt und dann ein
Die Erfindung einer Schrift ist ein nicht fast jeden Schrift: Man arbeitet sich vom komplizierterer Satz als nötig gebildet. Ein
unkomplizierter Prozeß. Was für Beweg- •Wortzeichen« zum •Buchstaben« vor. Cha- Satz wie •Hier kommt das Volk des Re•
gründe mag es wohl gegeben haben, ne- rakteristisch für die ägyptischen Hierogly- würde etwa lauten •Re , hier kommt sein
ben der gut funktionierenden mündlichen phen ist, daß Wort-, Silben- und Einzellaut- Volk•. Dasselbe Prinzip kam innerhalb ei-
Überlieferung ein zweites Medium zu er- zeichen nebeneinander bestehen bleiben nes Wortes zur Anwendung: Die heiligen
denken und zu etablieren. Die primären und nicht das eine vom anderen abgelöst Zeichen rutschen von ihrer eigentlichen
Ursachen scheinen im magischen Denken wird. Auch bleibt der Bildcharakter der Position, die sie aufgrund des Lautwertes
der Vorzeit begründet zu liegen, wenn man ägyptischen Schrift über Jahrtausende er- hatten , an die Spitze des Wortes. Manche
die magischen Bilder, etwa die Steinzeitma- halten. Daß dies nicht zwangsläufig der Fall Worte oder Sätze, etwa Tutanchamuns
lereien, als Schrift verstehen will. Weiter ist, zeigt die Keilschrift, die aus Bildzeichen Namen, müssen daher regelrecht von hin-
nicht zu unterschätzende Gründe scheinen zusammengesetzt begann und aus der sich ten gelesen werden.
Prestigedenken und Überlastung des Ge- schließlich über viele Zwischenstufen die
dächtnisses gewesen zu sein. So tritt uns abstrakten griechischen und lateinischen
die ägyptische Schrift bei ihrem Erscheinen Alphabete entwickelten. Unser •A· begann
gleich im Dienste des Königs gegenüber. einst vor mehr als 5.000 Jahren als Stierkopf Die Spielregeln
Sie soll seine Taten der Nachwelt überlie- (drehe ein gedrucktes •A· um 180 Grad, zwisehen Zeiehen
fern und sie vor dem Vergessen bewahren. und er ist immer noch da!) .
Dies gelingt, indem man langlebige steiner- und Lautwert 71
ne Monumente schafft und sie beschriftet. Die meisten der etwa 800 Hieroglyphen
Doch eine 5.000 Jahre alte Schrift unter- sind mit Lautwerten belegt. Dabei handelt
scheidet sich gravierend von der, die wir
Eigenheiten der es sich durchweg um die Repräsentation
heutzutage benutzen. Was ist der Werde- hieroglyphisehen von Konsonanten. Dies ist nicht so unge-
gang, dem jede Art von Schrift unterliegt, wöhnlich, wie es auf den ersten Blick schei-
egal welche Prinzipien das jeweilige Volk Sehrift nen mag; auch die arabische und - mit Ab-
für sie als wichtig oder unwichtig erachtet? Die ägyptische Bilderschrift bildet all das strichen - die hebräische Schrift kommen
Am Anfang einer jeden Schrift gibt es ab, was die Welt am Nil ausmachte: Men- ohne Vokale aus. Durch das Fehlen der
nur das gesprochene Wort und das, was schen, Tiere, Pflanzen, Bauwerke, Werk- Vokale in der Schrift entstehen Probleme
man sieht und fühlt: Äußerungen des Le- zeuge, Waffen, Himmel und Erde, Götter bei der Aussprache der Hieroglyphen. Es
bens in der Natur. Es ist daher folgerichtig, und noch einiges mehr. Nichts von dem, gibt jedoch einige vokalähnliche Konso-
daß Schrift in ihrer ersten Phase aus Bild- was der Ägypter als konkret und wahr nanten und Halbkonsonanten, die man als
zeichen besteht. Das Bild hat die Bedeu- empfand, wurde vergessen Vokale aussprechen kann. Zusätzlich sind
tung dessen, was es zeigt. Das Bild eines Und so wie die Welt mit Leben und die Fachgelehrten übereingekommen, bei
Hauses bedeutet •Haus•, egal ob man Handlung erfüllt ist, wird durch das magi- der Aussprache zwischen die Konsonanten
•Haus•, •house•, •maison• •casa« oder ein sche Denken der Ägypter auch alles Ge- den Vokal •e• einzuschieben.
anderes Wort dafür hat. schriebene lebendig und geschieht wirk- Die Wörterverzeichnisse aud en S. 73-74
Schwierigkeiten entstehen erst, wenn lich. Somit konnte man durch Aufschreiben führen der Bequemlichkeit halber neben
Abstrakta ausgedrückt werden sollen. Sie das Wohlergehen des toten Anverwandten den Hieroglyphen und der Übersetzung
können durch ein Bild bestenfalls mehr- sicherstellen oder jemanden verzaubern. In auch die Aussprache mit Vokalen auf.
deutig vermittelt werden. An dieser Stelle magischen Texten, die Gutes bewirken Eine einzelne Hieroglyphe kann bis zu
der Entwicklung wird die Schrift selbst ab- sollten, wurden aus diesem Grund die •bö- drei Konsonanten repräsentieren; sind es
strakter, etwa dadurch, daß ganz bestimm- sen• Bildzeichen, wie die giftige Hornviper, mehr, so handelt es sich um die abgekürzte
ten Zeichen ganz bestimmte Lautwerte zu- verstümmelt oder ganz weggelassen. Schreibweise eines Wortes. So konnte die
H.P. Loveerafts Cthulhu
Floskel »er möge leben, wohlbehalten und oder »der gute Sohn«. Neben diesen einfa- tion mit einem bestimmten Namen angere-
gesund sein« (anch udsca seneb) in ganzen chen Benennungen kann auch ein Satz als det werden. Als Sohn der beiden Landes-
drei Zeichen ausgedrückt werden. Name fungieren. So heißt Anchesenpaa- gottheiten von Ober- und Unterägypten,
Öfters kommt es vor, daß ein Wort meh- ton, eine Tochter Echnatons, »Sie lebt für einem Geierweibchen und einer weibli-
rere Bedeutungen hat. Um zu erkennen,
welche Bedeutung gemeint ist, stellt der
Ägypter häufig ein Zeichen hinter das
Wort, das dann keinen Lautwert hat, da es
das Wort nur noch einmal verdeutlichen
soll. So besitzt die Hieroglyphenschrift eine
Art Schubladensystem, in das die Wörter
eingeordnet werden können. Man nennt Titulatur 1butmosis IV
diese speziellen Zeichen Determinative, da
sie bestimmen, in welche Schublade das den Aton«; und Nofretete bedeutet »Die chen Schlange, versteht er sich, wenn er bei.
Wort gehört. nfr (nefer) heißt ohne Deter- Schöne ist da«. Häufig werden Personen- seiner Krönungszeremonie den »Namen
minativ •gut« oder »schön«. Mit einem ge- namen auch mit Namen von Königen ge- der Beiden Herrinnen«annimmt. Der dritte
zeichneten Stück Stoff dahinter heißt das bildet. Pepi-nacht heißt dann »Pepi ist Name verherrlicht den Herrscher als »Gold-
Wort nfr »Stoff,. Ein gezeichneter Mann stark« und Seti-nefer bedeutet »Sethos ist horus«, doch seine ursprüngliche Bedeu-
oder eine gezeichnete Frau zeigt an, daß es gut«. Auch ein einziges Wort kann ein Per- tung hat sich nicht bis in unsere Tage erhal-
sich um einen Personennamen handelt sonenname sein, etwa Nacht, »Der Starke«. ten. Die vierte Stelle in der Titulatur nimmt
(der/ die Gute/ Schöne). Mit dem Bild einer Da die Bildungsmöglichkeit sinnvoller der Thronname ein, der mit der Floskel
Flamme heißt das Wort »Feuer«. Eine ande- Namen durch Auswürfeln nicht garantiert »König von Ober- und Unterägypten« ein-
re Möglichkeit der Kategorisierung war es, geleitet wird. Den Abschluß bildet der Ge-
z.B. alle Wörter, die Abstrakta ausdrückten, liönigsnmnen burtsname des Königs, den er während sei-
mit einer gezeichneten Schriftrolle zu ver- Name Übersetzung ner Herrschaft als »Sohn des Re«trägt.
sehen, da man sie nur aufschreiben, nicht Narmer Schlagender Wels Es sind die beiden letzten Namen, die in
aber wirklich sehen konnte . Aha der Kämpfer je eine Kartusche geschrieben werden. Die-
Peribsen Haus ihrer Herzen ser Namensring repräsentiert den Lauf der
Chasechemui Es erscheinen die beiden Sonne um die Erde. Da der König der Sohn
Mächte
Die Namensbildung Djoser der Heilige
der Sonne und Ägypten die Welt war, wird
Da sich die Namen der Pharaonen von Cheops (Chnum) er schützt mich der König zum Herrscher der Welt, wenn
denen der übrigen damals lebenden Be- Chephren Seine Erscheinung ist Re man seine beiden letzten Namen in diesen
völkerung unterscheiden, wollen wir erst Mykerinos Bleibend sind die Lebens- »Weltkreis« schreibt. (Als Musterbeispiel ist
einen Blick auf die Namensbildung wer- kräfte des Re oben die Titulatur Thutmosis IV. aus dem
Sahure Der sich Re nähert Neuen Reich abgedruckt.)
fen, die bei den Volksmassen üblich war,
Mentuhotep Month ist gnädig Die ägyptischen Könige sind uns Heuti-
bevor wir zu der komplizierteren pharao-
Amenemhet Amun ist am Anbeginn gen unter ihren Eigennamen am geläufig-
nischen Variante kommen. Sesostris der Mann der Mächtigen
Der normale Altägypter besaß einen sten. Einige beispielhafte Namen sind in
Thutmosis Thot ist geboren worden
einzigen Namen, der aus einem oder meh- Amenophis Amun ist gnädig obigem Kasten in Übersetzung angegeben.
reren Elementen bestehen konnte. Da in Hatschepsut (die Amun umarmt) Erste
der magischen Denkungsart der Name der Edelfrauen
immer etwas über seinen Träger aussagt, Echnaton der dem Aton nützt Hieroglyphen
Tutanchamun lebendes Abbild des Amun
72 hat er immer eine bestimmte Bedeutung.
Ramses Re gebärt ihn
und ihre Beden-tung
Es sind aber keine dunklen Geheimnisse, Diese Tabelle bietet dem Spielleiter die
Sethos der zu Seth gehört
die der Name offenbart, sondern eher lapi- Merenptah der von Ptah Geliebte Möglichkeit, Wörter, Sätze oder ganze Tex-
dare Dinge, wie etwa »Diener des Anubis« Amasis der Mond ist geboren wor- te in Hieroglyphen zu schreiben. Das Entzif-
den fern sollte nur Spielern mit der Fertigkeit
Nektanebos sein Heirr ist stark. •Hieroglyphen lesen• möglich sein. Ein be-
Altägyptisehe Namen sonderes Rateelement entsteht durch die
W20 Element 1 Element2 Element3 Tatsache, daß nicht alle in der deutschen
1 Nefer en ka werden kann, sind die Listen ohne diesen Sprache üblichen Buchstaben ihre Entspre-
2 Schepses mi hotep chung als Hieroglyphe haben und der Spiel-
Bezug zusammengestellt worden. Element
3 Göttername unut leiter entweder ähnliche Zeichen benutzt
2 ist nicht unbedingt erforderlich. oder den fehlenden Buchstaben ausläßt
4 Königsname em Göttername Im Gegensatz zum ägyptischen Nor-
5 Anch pu mees
6 Cheper ki nacht
malbürger führte der Pharao fünf Namen.
Jedem dieser Namen war ein Titel zugeord-
a
~ m
rrr
7 lt ek ui
net, der den König in Bezug zu den Göttern
b j n AtVV\
8 Sa her ti
9 Rech pa fau setzte. Die frühesten Könige trugen nur d a:, p □
10 Nefa bu Königsname zwei oder drei Namen, bis im Laufe des Al-
11 Sen tef bia ten Reiches die Titulatur auf fünf Namens- dsch ~ r ~
17
18
Neb
Scha
en
mi
pet
het
Der erste und älteste Name der Titulatur eh ~ tsch :::::>
19 Königsname em Göttername
ist der Horusname. Der König identifizierte
sich mit Horns und will als dessen Inkarna-
i oder j ~ u, w oder o ~
20 Göttername her Königsname k c;1' rw ~
Hieroglyphen
Vokabelliste Deutseh-Ägyptiseh
6.) @
Abscheulichkeit J }.;._
Altar ~o.r
but
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Kopf
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Karnak Q~.1ta.rl; lpet-sut c:::::::i bestrafen ~\....,Q hed
blind □ .zc:s,. schep
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gut, schön ~::: nefer
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hoch LJ~J qai
Nubien [~ Ta-setschi ertragen }~C3 uched
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Oberägypten Schemau essen +~~ wenem
niemals .A. nen
Theben 1; Waset fangen --Dl t.c: ach
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schlecht, böse JQ§: bin <::>
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IU Agypten
•• lizenz für das Tal der Könige. Finanzierte bungsdirektor im Irak, 1932 Professor für
AGYPTOLOGEN Carters Grabungen. 1922 Tutanchamun, Archäologie in Chicago.
1923 Tod durch eine auf einen Moskito-
UND ANDERE stich folgende Blutvergiftung. Überfüh- Junker, Hermann: Deutscher, geb. 1877 in
Bendorf am Rhein, gest. 29.11.1962 in Trier.
Belzoni, Giovanni Battista: Italiener, geb. rung nach Highclere Castle.
Studierter Theologe, Professor für Ägypto-
5.11 .1778 in Padua, gest. 3.12.1823 in Carter, Howard: Engländer, geb. 9.5.1874 logie in Wien 1912, Mitglied zahlreicher
Gwato, Benin. Ursprünglich Zirkusartist in London, gest. 2.3.1939 in London. Be- Akademien; Grabungsleiter in Gizeh in den
bei Sadler's Wells Theatre, konnte angeb- gann bereits als sechzehnjähriger seine Jahren 1912-14 und 1918-29; neben Reisner
lich ein Eisengestell mit zwölf Leuten dar- ägyptologische Karriere und grub 1892 un- der große Spezialist für das Alte Reich.
auf anheben; Spezialist für hydraulische ter Petrie in Amarna. 1893-99 Zeichner der
Maschinen, mit denen er erfolglos ver- Deir el-Bahri-Expedition von Naville; ab Lacau, Pierre: Franzose, geb. 1873, gest.
suchte, den Tempel von Abu Simbel zu 1902 Generalinspektor im Dienste der Anti- 1963 in Paris. 1912 Direktor des französi-
öffnen. Schatzsuche in Karnak, im Tal der kenverwaltung; findet von 1907-14 sechs schen Archäologischen Instituts in Kairo,
Könige und in der Chephrenpyramide; Gräber im Tal der Könige, einen Tempel administrierte im Großen Krieg die Anti-
ägyptische Ausstellung 1821 in Piccadilly. der Hatschepsut und das Tal der Königin- kenverwaltung und war 1924-28 Direktor
Aus Geldmangel für weitere ägyptische nen. Ab 1919 Suchen nach dem Grab des der Altertümerverwaltung. Verließ im Jah-
Projekte richtet er eine Expedition nach Tutanchamun, das er 1922 findet. Registrie- re 1936 Ägypten für immer.
den Quellen des Nils aus, bei der er auf rung und Versand der Grabbeigaben nach Mariette (Pascha), Francois Auguste Fer-
dem Weg nach Timbuktu erkrankte und Kairo nehmen volle zehn Jahre in An- dinand: geb. 1821 in Boulogne sur Mer,
an Ruhr verschied. spruch. Bis heute ist der Schatz aufgrund gest. 1881 in Bulaq in Ägypten. 1837-40
Betnell, Richard: Engländer, geb. der schieren Menge nicht ordnungsgemäß Lehrer in England, 1849 Louvre-Angestell-
26.4.1883 als Sohn des dritten Baron West- bearbeitet. Carters Gesundheit ließ in den ter, ab 1850 in Ägypten, wo er für den
bury, gest. 15.11. 1929. War an der Ausgra- Jahren vor seinem Tode immer mehr nach, Louvre Papyri erwerben soll; findet statt
bung des Tutanchamun beteiligt und Vor- so daß Tutanchamuns Grab seine archäolo- dessen 1851 das Serapeum von Sakkara,
standsmitglied der EES 1920-26. gische Tätigkeit beschloß. das er bis 1854 ausgräbt. Gründet das
Champollion, Jean Francois: Franzose, Ägyptische Museum Kairo und wird erster
Bisson de 1a Rocque, Fernand: Franzose,
geb. 1790 in Figeac, gest. 1832 in Paris; Direktor des Antikendienstes. Hausüber-
geb. 30.6.1885, gest. 1.5.1958. Grub 1921-
entzifferte von 1818-22 die Hieroglyphen schwemmung 1878. Schrieb Teile des Li-
24 Mastabas bei Abu Roasch aus; 1924-33
des Steins von Rosette richtig und wurde brettos der Oper Aida , die 1871 in Kairo
Grabungen in Medamud; diente während
des 1. Weltkriegs in Frankreich. so zum Begründer der Ägyptologie. 1828/ uraufgeführt wurde. 75
29 Reise mit Freunden und Studenten Maspero, Gaston Camille Charles: Fran-
Breasted, James Henry: Amerikaner, geb. nach Ägypten; 1831 erster Professor für zose italienischer Abstammung, geb. 1846
27.8.1865 , gest. 2.12.1935. ausbildung u.a. Ägyptologie in Grenoble. Starb nach ei- in Paris, gest. dort 1916. Beschäftigte sich
am theologischen Seminar in Chicago und nem Schlaganfall. Posthum wurde ihm ein 1868-70 in Montevideo, Uruguay, mit der
an der Univerität von Berlin. Kopierte und Denkmal vor dem College de France in Inkasprache Quichua. 1881-86 Direktor
ordnete im Auftrag der deutschen Univer- Grenoble errichtet. des Antikendienstes, ebenso 1899-1914.
sitäten die ägyptischen Inschriften in den
Engelbach, Reginald: Engländer, geb. 1886-99 in Frankreich. Begründete zwei
europäischen Museen als Hilfe zur Erstel-
9.7.1888, gest. 25.2.1946 in Kairo. Ab 1920 Fachzeitschriften und den Generalkatalog
lung des Berliner Ägyptischen Wörterbu-
Oberinspektor des Antikendienstes, ab des Ägyptischen Museums. Starb an einem
ches. Leitete von 1905-07 eine archäologi-
1924 Kurator des Ägyptischen Museums Herzanfall während seiner Begrüßungsre-
sche Expedition nach Ägypten und dem
Kairo, für das er auch das große Register de einer internationalen Versammlung.
Sudan. Gründete 1919 das •OrientaJ Insti-
tute• an der Universität von Chicago. mit über 100.000 Einträgen erstellte. Mohassib Bey, Muhammad: Ägypter,
Carnarvon, (Lord) George Edward Stan- Firth, Cecil Mallaby: Engländer, geb. geb. 1843 in Luxor, dort gest. 6.4.1928. An-
hope Molyneux Herbert, fünfter Earl von 1878, gest. 25.7.1931 in einer Londoner tiquitätenhändler, eröffnete sein Geschäft
Klinik; trat 1900 in den Antikendienst ein in den frühen 1880ern. Viele wichtige
C.: Engländer, geb. 26.6.1866 in Highclere
und war ab 1923 Inspector of Antiquities Stücke kamen durch ihn in die amerikani-
Castle, gest. 6.4.1923 in Kairo. Kunst-
in Sakkara, wo er wichtige Funde machte. schen und europäischen Museen; wurde
sammler und Bilderbuch-Brite, besaß
einmal des Handels mit illegalen Stücken
Rennpferde und eine Segeljacht und war Frankfort, Henri: Holländer, geb. 1897 in
verdächtigt und festge nommen, doch
der dritterste Besitzer eines Automobils in Amsterdam, gest. 1954 in London; sehr
konnte ihm nichts nachgewiesen werden.
England. 1901 schwerer Verkehrsunfall, vielseitiger und begabter Archäologe.
dessen Folgen ab 1903 jeden Winter in 1924 Magister bei Petrie in London, 1925- Mond, (Sir) Robert Ludwig: Englischer
Ägypten kuriert wurden. 1907 Bekannt- 29 Ausgrabungsdirektor der EES in Aby- Chemiker und Ausgräber deutscher Her-
schaft mit Howard Carter, 1912 Grabungs- dos , Amarna und Armant; 1929-37 Ausgra- kunft, geb. 9.9.1867 in Farnworth, Lancas-
H.P. Loveerafts Cthulhu
hire, gest. 22.10.1938 in Paris. Ab 1922 in Rowe, Alan: Engländer, geb. 1891 in Horn- stens paßt. Nach Herodot ließ er die Tem-
zweiter Ehe mit Marie Luise LeManach ver- church, Essex, gest. ~U .1968 in Manchester. pel schließen und machte seine Tochter
heiratet. Von 1902-25 Ausgrabungen theba- Emigrierte als Journalist nach Australien. zur Hure , um Geld für den Pyramidenbau
nischer Privatgräber, ab 1928 Ausgrabung Grub 1922 in Memphis und war 1923-25 zu haben. Er soll ein Buch über Geheim-
des Bucheums, 1929 Präsident der EES. Ge- Erster Assistent G .A. Reisners bei den Gra- wissen geschrieben haben, und daher
neröser Mäzen vieler Grabungsexpeditio- bungen in Gizeh. Entdeckte in Reisners kannten ihn die griechischen Alchimisten
nen in Ägypten und Palästina; 1932 geadelt. Abwesenheit das Grabversteck der Hete- als »Suphis, der Ägypter« .
pheres, Cheops' Mutter. Grub anschlie- Chephren: Sohn des Cheops, Erbauer der
de Morgan, Jacques: Franzose, geb.1857 , ßend an den Pyramiden von Meidum.
gest. 12.6.1924 in Marseille. 1892-97 Direk- zweitgrößten Pyramide von Gizeh, regier-
tor der Antikenverwaltung, gemeinsam te 2572-2542. Gab dem Sphinx von Gizeh
mit Petrie Begründer der ägypt. Vorge- neues Aussehen und errichtete diesem vor
schichtsforschung. Grub ab 1897 in Susa seinen Pranken einen Tempel.
(Iran). Erhielt das Große Kreuz d. hl. Sta- ALTÄGYPTER Cheops und Chephren erhofften sich
nislaus v. Rußland. Aha-Min: Pharao um 2975; vollendete die beide Unsterblichkeit, was möglicherwei-
Eroberung des Deltagebiets, die schon sei- se das Fehlen der Leichen in den herme-
Namann, Maurice: Franzose, Antiquitä- tisch abgeriegelten Grabbauten erklärte.
ne zwei Vorgänger betrieben hatten; er ist
tenhändler in Kairo . Vormals Hauptkassie-
wohl mit dem legendären Landesver- Djoser: König der 3. Dynastie, etwa 2700-
rer der Banque de Credit Fonciere. Nach
einiger Menes identisch. Aha soll die 2677. Ließ sich von Imhotep als Grabmal
Aufgabe dieser Tätigkeit wurde er zu ei-
Schrift erfunden und Memphis gegründet die Stufenpyramide von Sakkara samt Pa-
nem der führenden Händler am Ort.
haben. Unter seiner Herrschaft begann das last errichten. Nach der Überlieferung
Parker-Adison, Norman: Engländer, geb. Umformen des unterägyptischen Urkultes wurde d ie Pyramide als Treppe zu den Zir-
3.4.1896 in Manchester. Ab 1918 Studium durch die Vermischung mit oberägypti- kumpolarsternen angesehen. 1821 wur-
der Ägyptologie in London. Gräbt 1920/21 schen Göttern. Er besaß je ein Grab in Sak- den die Reste der vergoldeten Mumie des
in Sakkara und 1922-24 in Amarna. Disser- kara und Abydos, doch wurde er wahr- Königs gefunden. Eine künstlerisch wert-
tation 1926 über die Kultur von Negade. scheinlich nicht in ihnen bestattet. volle Sitzstatue ist von ihm erhalten.
1936-39 gräbt er mit Emery den frühdyna-
Amasis: König aus der 26. Dyn. , regierte Echnaton: »Der den Aton stützt« lautet
stischen Friedhof von Sakkara aus. Ver-
570-526. Trinkfreudiger König, der vormit- dieser Name, den Amenophis der Vierte
schwindet 1940 spurlos .
tags arbeitete und ab Mittag die Weinka- zu Beginn seiner Regierung 1353-1336 an-
Petrie, (Sir) William Matthew Flinders: raffen leerte. Der König von Äthiopien nahm. Er war möglicherweise Tutancha-
geb. 3.6.1853 in Charlton, gest. 28.7.1942 schickte ihm die Aufforderung, doch das muns Vater. Mangelnde politische Bega-
in Jerusalem. Untersuchte 1872-80 vorge- Meer auszutrinken, um Kanalbauten zu er- bung, gepaart mit religiösem Eifer führten
schichtliche Denkmäler Englands, darun- leichtern. Wurde von Schiller in der Balla- Ägypten in eine tiefe Krise. Allein die Son-
ter Stonehenge. Erster Professor für Ägyp- de »Der Ring des Polykrates« beschrieben. ne sollte als Spenderin allen Lebens ver-
tologie in England 1892-1933 in London. ehrt werden. Tempelschließungen und
Amenemhet 1.: Begründer der 12. Dyn.,
Der Große Alte Mann der ägyptologischen Bildersturm waren an der Tagesordnung,
herrschte von 1991-1962; sah sich als Mes-
Feldforschung. In 42 Jahren grub er u .a . an doch nach seinem vielleicht gewaltsamen
sias für Ägypten und war in der Tat ein
folgenden Orten: Im Faijum 1888-90, Ne- Tode kehrte man zu den alten Bräuchen
sehr fähiger Herrscher. Als nach dreißig-
gade und Ballas 1895, Tell el-Amarna zurück. Seine Hauptstadt war Achet-Aton,
jähriger Regierung seine magischen Kräfte
1891-92, Abydos 1899-1903 und 1921, »Lichtland des Aton«, das heutige Ruinen-
erschöpft waren, wurde er umgebracht,
Memphis 1908-13, Gaza 1927-34, Palästina feld von Tell el-Amarna. Die Bildwerke,
kurz bevor er sie im Hebsed-Ritual erneu-
1926-38. Seine Verdienste liegen beson- die Echnaton und seine Famllle zeigen
ern konnte (siehe dazu den Eintrag »Kö-
76 ders darin, die Grabungstechnik verbes-
nig« im Kapitel »Götter aus uralter Zeit«).
(Nofretete war seine Gemahlin), lassen
sert und die Zeit des vorgeschichtlichen körperliche Verformungen unbekannten
Ägyptens bekannt gemacht zu haben. Zu- Chaemwese: 4. Sohn Ramses' II. , lebte Ursprungs erkennen. Echnatons und No-
dem macht er einige wichtige inschriftli- etwa von 1279-1223; Hohepriester von fretetes Leichen sind bis heute noch nicht
che Funde und entdeckte den . vorge- Memphis, baute das Serapeum aus und aufgetaucht, so daß man keinerlei medizi-
schichtlichen Friedhof von Negade und errichtete einen Tempel für Ptah. Ließ nischen Befund stellen kann.
die griechische Niederlassung Naukratis, mehrere Pyramiden öffnen und restaurie-
Hatschepsut: Regierende Königin in der
die sich im Westdelta befindet. Petrie lehr- ren. Galt als weiser Mann und großer Zau-
18. Dyn. , herrschte von 1479-1458. Auch
te vielen Archäologen die Grabungstech- berer. Mariette glaubte das Grab des
bekannt als »der weibliche Pharao«; be-
nik und veranstaltete regelmäßig Ausstel- Chaemwese im Serapeum gefunden zu
hauptete, von dem Gott Amun gezeugt
lungen seiner Funde, die er teilweise ver- haben, als er auf einen Stiersarg mit Cha-
worden zu sein, der sie auch als Herrsche-
kaufte , um finanziell unabhängig zu blei- emweses Namen und einer menschlichen
rin auserkoren habe. Hielt ihren Stiefsohn
ben. Er publizierte ungefähr 1.000 Bücher, Mumie darin stieß. Die Mumienbinden
Thutmosis II. auf diese Weise 20 Jahre von
Artikel und Rezensionen. enthielten allerdings nur Knochenmehl, so
der selbständigen Herrschaft fern . Nach
daß Chaemweses Grab nun in der Nähe
Reisner, George Andrew: Amerikaner ihrem Tod wurde ihr Andenken von ihrem
des Serapeums vermutet wird.
deutscher Abstammung, geb. 1867 in In- Stiefsohn verfolgt. Auf ewig ist ihr Name
dianapolis, gest. 6.6.1942 in Gizeh. Stu- Cheops: Eigentlich Chenemu-Chuiefui, mit dem Prachttempel von Deir el-Bahri
dierte 1893-96 Assyriologie in Berlin, »(Gott) Chnum, er schützt mich«. Kurzform verknüpft, der unter der Leitung ihres ver-
wechselt dann zur Ägyptologie. Kurator ist Chufu, aus der »Cheops« entstand. Bau- trauten Senenmut errichtet wurde.
der ägyptischen Abteilung des Bostoner herr der Großen Pyramide von Gizeh, re-
Hem-junu: Bauleiter der Cheopspyramide
Fine Arts Museum 1910-42; Professor in gierte etwa 2610-2580 (4. Dyn.). Einziges
und Sonnenpriester. Sein mathematisches
Harvard 1914-42. Reisner gräbt in Nubien erhaltenes Bildnis ist ein winziges Elfen-
und geheimes Wissen muß enorm gewe-
und in Gizeh, wo er mit seinem Assisten- beinfigürchen.
sen sein.
ten Alan Rowe 1925 das Grabversteck der Cheops war ein absoluter Herrscher,
Hetepheres findet. auf den der Spruch »L'etat, c'est moi« be-
f/J .?
Der Sonne
dunkle Seite
Einige Bemerkungen zu Königen und Göttern,
gefunden im Notizbuch Frank Leydens, eines tödlich
verunglückten Liebhabers des Orients.
Nun sitze ich hier am Ufer des Nils und zeichnet und ihm sehr mysteriöse Eigen- identifiziert, der von ihm besonders die
kann es nicht begreifen und verstehen. Es schaften zugeschrieben. So soll er ein riesi- Funktion als Berater und die Hinterlist
ist ein weiß gestrichener, geflochtener ges schwarzes Biest besessen haben, wel- übernommen zu haben scheint.«
Stuhl unter Dattelpalmen, auf dem ich sitze, ches in der Form des Sphinx abgebildet Dies war, so glaube ich, schon nagend
und vor mir steht auf dem runden Tisch der wurde. Es heißt aber auch wiederum, die- an meiner Selbstsicherheit. Doch stachel-
übliche türkische Mokka. Vom Nil her ver- ser sei gar kein Abbild, sondern nichts wei- ten mich diese spärlichen Erkenntnisse erst
drängt der Flußwind die stickige, heiße ter als die schlafende Form jenes Tieres. recht an, weiter zu suchen. Sehr bald stieß
Stadtluft, und so manches der langberock- Auch seien seine Stimme und sein Willen ich in den Basaren auf ein Buch, das ich
ten Mädchen, die züchtig in Begleitung ih- durch einen schwarzen Wind über das hier nie erwartet hätte. Es war eine Ausgabe
rer Eltern oder Freunde an mir vorbei fla- Land getragen worden, welcher gleichzei- des »True Magick«, jenem obskuren, äu-
nieren, wirft mir heimlich aufmerksame tig als sein Henker und sein Richter diente. ßerst rarem Werke, welches ein garstiger,
Blicke zu. Ich könnte es mir also wohl sein Zog ich nun von derlei Mär die Übertrei- umstrittener Alchimist und Philosoph des
lassen, wie ein schläfriges Reptil hier im bungen ab, blieben doch genügend Unge- Mittelalters verfaßte und in dem er seine
schattigen Cafe sitzen und mich wie jeder reimtheiten übrig, um mich für die näheren Schüler in seinen Künsten unterwies. Was
andere gewöhnliche Tourist fühlen. Doch Umstände zu interessieren, zumal sein gött- ich hier las, traf mich, den außenstehenden
sind jene Zeiten wohl für immer vorbei, seit licher Name mit Nyarlathotep angeben Betrachter, tief. Ich möchte daher zitieren:
das Dunkle unter der heißen Sonne seine wurde, der wiederum nicht mehr wäre als »Doch lasse dir zunächst sagen, wer es
Arme ausstreckte und mich in meiner Seele Seele und Bote eines ursprünglichen Got- ist, der die Geschicke unseres Universums
berührte. Ich bin verloren, und ich weiß tes, mal in Stierform, mal aber auch in ande- bestimmt und nicht Gott noch Heiland
das. So ist diese frühlingshafte Atmosphäre, ren seiner 999 Formen. Natürlich fragte ich noch Satan geheißen wird. Denn alle diese
dieser Anblick völliger Unschuld nichts, mich zunächst, welcher Art denn jener Gott Namen bezeichnen nicht den Einen, der da
was mich einlullen könnte, denn darunter sei, der derart seltsame und möglicherwei- rumort in der ewigen Finsternis und Leere
wartet es darauf, daß ich mir eine Blöße se mächtige Boten besäße. In einem eher und dessen Seele und dessen Licht, so dun-
gebe, um mich vernichtend zu treffen. nachlässig geschriebenen und wenig über- kel es auch erscheinen mag, sich in seinem
Dabei hatte alles sehr gewöhnlich im zeugendem Manuskript des amerikani- Geheiß von ihm trennte. Azathoth wird der
Wien der neuen Republik angefangen ... schen Ethnologen Seneca Lapham fand ich nunmehr seelengetrennte genannt, und er
Als ich mich entschloß, einem Auftrag dann erste deutliche Hinweise. Er schrieb: ist der mächtigste und prächtigste Fürst,
78 nach einer in Ägypten angesiedelten Aben- »Bevor die Welt, wie wir sie kennen, exi- den du dir vorstellen magst. Er thront über
teuergeschichte zu folgen, ahnte ich noch stent war, gab es nur ein einziges chaoti- all den anderen und wird umtanzt von dut-
nicht, auf welche irritierenden Erfahrungen sches Etwas. Der Ägypter stellte sich dieses zenden, die geringer sind als er und ihn zu
und Erkenntnisse ich mich nunmehr einzu- Chaos als unendliches Meer vor, (. .. )Die- trösten versuchen mit Pfeifen und Flöten-
lassen hätte. Es begann damit, daß wäh- ses Urchaos ist ein einziges Ding. Es ist spiel, auf daß nicht das Universum erschüt-
rend der nationalen Unruhen in Ägypten ewig und grenzenlos, und da es nichts au- tert werde. Doch auch sie stolpern geistlos
auch der finstere und verschwiegene Kult ßer ihm gibt, kann es keinen Beschränkun- dahin, denn das dunkle Licht, der Kern ih-
des schwarzen Pharao durch besonders wi- gen unterliegen. Doch alle Dinge, die ein- res Herzens, hat sich aus den äußeren
derwärtige Ausschreitungen von sich reden mal sein werden, liegen bereits in ihm, in Sphären auf den Weg gemacht und durch-
machte und ich mich fragen mußte, wer Eins verschmolzen, vor ... « streift die Äonen und Welten, ein Prophet
dieser schwarze Pharao eigentlich gewesen Mag sein, daß ich nur verstand, was ich und Botschafter der hirnlosen Götter auf
ist. Bei meinen Recherchen erfuhr ich, daß verstehen wollte. Ich wurde jedoch zusätz- ewig. Ein Wesen aus tausend Seelen und in
zur Zeit der dritten Dynastie ein Nephren- lich angespornt in meinen Forschungen tausend Gestalten, das mal sein kann gele-
Ka aus der bereits damals lange verlorenen über jene Bemerkungen obigen Ethnolo- dert und nachtschwarz, und sich durch die
Stadt Irem, der Stadt der tausend Säulen, gens, die ich hier wiedergeben möchte: Lüfte schwingend, das sein kann auf drei
nach Ägypten kam, der später unter sehr »Der Bote der anderen Götter ist Nyarla- Beinen und tentakelgeschmückt, mal ge-
merkwürdigen Umständen von dem Pha- thotep. Er ist auch ihre Seele und ihr Herz sichtslos und mal ein Mann, der stammt aus
rao Snofru besiegt und in die Knickpyrami- und ein Meister der Täuschung und Ver- den fernsten Zeiten der Erde und in fremd-
de von Dahschur verbannt wurde. Dies sei wandlung. In Ägypten wird er oft als Apis artigen Ländern unter der Wüstensonne
nur mittels Magie möglich gewesen, da Ne- oder Buchis verehrt. Diese Erscheinungs- schon so manch grausamen König und
phren-Ka ein mächtiger Zauberer gewesen form als Stier dürfte auf Ägypten beschränkt Pharao beriet. Er kann dich ins Unglück
sei, der sehr sinistre, dem Wahnsinn ge- sein, doch sind seine Gewandungen so schicken, aber er kann dir auch zu höchster
weihte Götter verehrt haben soll. Eigen- zahlreich, daß man in ihm fast jeden Götter- Macht verhelfen und dir zeigen, wie du
tümlicherweise aber wird der Priester mehr herold vermuten darf. Er wird auch mit dem jene beschwören kannst, welche die Früch-
als einmal auch als der eigentliche Gott be- ibisköpfigen oder paviangestaltigen Thot te deines Zorns in die Welt tragen.«
- - - - - - - - - - - - - - - - - Der Soune dnnkle Seite
Derart hatte ich eine Antwort erhalten und Mondmetall gefaßt und gekrönt von den und hütet und pflegt und nährt
zwar eine, wie ich sie nicht erwartet hatte, gläsernen Steinen der feurigen Erde, ver- Seine Kinder
und die mit einem Gefühl unwirklicher Be- mögen sie zurecht zu weisen. Seine Diener im Dunkeln.
drohung und eigenartiger Unwirklichkeit Doch so sehr sie auch Kinder der Nacht
einherging. Tagelang schien ich nicht bei sind, sie kommen nur, wenn sie gerufen, Es war eine gewiß holprige Überset-
Sinnen, und selbst gute Freunde erkannten und sie sind um so stärker, je mehr sie ver- zung, das Versmaß stimmte nicht, und es
mich nicht. Es half mir schließlich, als ich loren die Sicht menschlicher Liebe und war auch nicht erkenntlich, ob der mir un-
mir sagte, dies seien ja alles Mythen ferner menschlichen Hasses. In den grindigen Ge- bekannte deutsche Übersetzer, ein gewis-
Vergangenheit, zudem begrenzt auf das danken ihres wurmzerfressenen Seins herr- ser H. Zimmermann, jemals auch nur einen
Land der ägyptischen Könige. schen die Wünsche ihrer Meister, die wie- Schritt in die afrikanische Wildnis gesetzt
derum von dir, der schwarzen Flamme, hätte. Im übrigen schien er ebenso irritiert
So beruhigte ich mich, bis ich eher zufäl-
dem Abbild einer deiner 999 Gestalten, er- von seinen Aussagen wie ich, der sie nun
lig den nächsten Schlag erhielt und von
füllt sind. So sei uns, Athu, gnädig in deiner las. Doch das, was mich in einen Abgrund
fürchterlichen Ahnungen gebeutelt wurde.
Macht, wie wir deinen Befehlen gehorchen tiefer Verzweiflung stürzte, was mir zeigte,
Mir geriet der •Ny Hargo Kodex• unter die
wollen, wie du sie äußerst durch die Mün- das keineswegs vergangen sein könnte,
Augen, ein eher unauffälliger und wenig
der jener, die Herren sind über die gierigen was ich mir inständig erhofft hatte, sondern
bekannter Bericht, den der als etwas ver-
Jäger der Nacht, jetzt und immerdar.•• mit jeder weiteren Lektüre einen Schritt nä-
schroben geltende Afrikaforscher Lord
Wen wundert es, daß ich nach derlei her an mich heranrückte, so daß ich nun
Waite nach seiner Rückkehr von einer Ex-
Lektüre argwöhnisch in die dunklen Näch- hoffe, niemals mehr erleben zu müssen,
pedition im Jahre 1878 veröffentlichte, ehe
te spähte und schon bei kleinen Geräu- wie die Nacht über mich hereinbricht, war
er einer geheimnisvollen Krankheit erlag.
eine etwas umständliche Erklänmg am En-
Er schrieb dort: •... was ich dort, im Herzen schen zusammenzuckte. Wen wundert es,
daß ich einige Wochen so tat, als hätte ich de einer weiteren übersetzten Liedpassage:
des schwarzen Afrika, diesem verlorenen
•... es verwundert, wie sich die Gesänge
Kontinent, fand, erschütterte mich in den nie etwas von jenen finsteren Göttern ge-
hört oder gelesen, mußte ich doch erken- über die Äonen hinaus erhalten haben, ob-
Grundfesten meines Seins. Was ich in jenen
wohl die urzeitlichen Zivilisationen, die sie
dunklen, stickigen Gängen unterhalb der nen, daß nicht nur Ägypten und Afrika,
hervorbrachten, längst versunken sind.
verlassenen monolythischen Stadt sah und sondern auch die anderen frühen Kulturen
Seltsam ist, daß insbesondere jene Kultu-
hier wiederzugeben versuche, mag daher erahnten, was da neben ihnen geschah.
ren, die im Herzen des schwarzen Konti-
nicht in allen Dingen in der richtigen Weise Doch der letzte und schlimmste Schock er-
nents entstanden, die Religion mit einer
übertragen worden sein. Ich bitte den ver- folgte , als ich eher ungewollt ein Buch las,
gewissen Art der Magie verbanden , die ich
ehrten Leser dafür um Nachsicht und von dem ich Entspannung erhoffte. Es war
nur den schwärzesten Bereichen zuordnen
möchte im übrigen die beunruhigenden ein kleines Büchlein, geschrieben von ei-
kann und die sich, so scheint es, in Rudi-
Sätze jenes seltsamen, in der Zeit verlore- nem Ethnologen, über gewisse urtümliche
menten im karibischen Voodoo-Kult wie-
nen Volkes für sich sprechen lassen. Gesänge afrikanischer Völker. Ich wurde
derfindet. Insgesamt scheinen die zentral-
Auf einem Stein wurde, kaum noch les- aufmerksam, als ich auf jene Lieder stieß:
afrikanischen Völker, deren Blütezeit ich
bar und verwittert vom Laufe der Jahre, von 818. LIED auf das Jahr 50.000 vor Christi datieren
Zeiten berichtet, als ein dreibeiniges Wesen Und wieder möchte, einen schwarzen, universalen Gott
in einer Flammensäule erschien. Verfaßt wenn wir dich rufen nichtmenschlichen Ursprungs verehrt zu
war es in seltsam aufrüttelnden pictogra- Säule aus dunklem Licht haben, der nur in den seltenen Fällen selbst
phischen Zeichen: ,Und wenn sie kommen, die da brennt in unserem Herzen in Erscheinung trat, weil er, so scheint es,
und wenn sie gerufen werden von denen, der wir da dienen auf immerdar seine Seele losgelöst von sich trug. Die Ma-
die nicht vergessen können, so kommen wenn wir dir dienen nifestation scheint nicht nur diese eine
sie nur im lichtlosen Dunkel der Nacht und Bildnis der Götter, die tanzen Form besessen zu haben und ist des öfteren
in deinem Namen, Herr der 999 Seelen, Bildnis des Einen, weinend im Herzen in der menschlichen Geschichte anzutref- 79
Sohn des Einen, der im Dunklen heult, dann wirst du kommen fen, so auch im alten Ägypten unter dem
während ihn die Flötentöne umspielen. zu uns, die dich mfen Namen Nyarlathotep. Die afrikanischen
Nur du , der für uns spricht aus dem In- um deine Flammen zu verbreiten Völker riefen ihn zu sich in der Form einer
neren einer Säule von der Farbe der Haut, über die Feinde deines Geschlechts brennenden Säule, die an denen von ihnen
dem unser ganzes Sein geweiht ist, ver- gewünschten Orten aus der Erde brach .. .•
Stutzig geworden, stieß ich auf ein weit-
leihst uns die Macht, zu rufen jene, die nicht Und es folgt eine genaue Auflistung, wie
schlafen können und hervorbrechen hung- gehend Erschreckenderes: und wo jener fremdartige Gott, den ich in
rig aus den steinernen Kammern ewigen 820. LIED der Zeit verloren glaubte, sich manifestier-
Schlafs. Sei gelobt, Ahtu, onyxener Herr- Aus berstenden Säulen te. So weiß ich nun nicht, während ich hier
scher der Nacht, der du unser König bist. Säulen schwarz im Mondenlicht sitze im hellen Sonnenlicht, mitten auf den
Sie sind deine Diener, und mit Augen, kommen sie, die nicht von dieser Welt, Boulevards Kairos, und die sich drängel-
deren Lider zu Staub zerfielen, durchspä- und hinter ihnen steht er, der dunkle Herr, nde, schiebende Menschenmenge betrach-
hen sie die Nacht auf der Suche nach Un- der Herr, der im Himmel lebt, te, was diese verschwiegenen Schädel ver-
botmäßigen. Ihre verdorrten Zungen lech- erfüllt von Musik, die die Welt erfüllt stecken, welch sinistren Gesänge, welche
zen nach Blut, welches sie sich holen, so geistergleich die Nacht durchströmt abartigen Beschwömngen nächtens heim-
wir es nicht freiwillig geben, ihre beinernen die Nacht, dunkel wie ihr Herr lich erklingen, und nur zu froh wäre ich,
Glieder treiben in deiner Kraft dahin, ihre die heilige Nacht ginge dieser Tag nie zu Ende. Doch wäh-
Gedanken singen die Gesänge zu Ehren Nacht der dunklen Flamme rend ich dies schrieb, verging die Zeit wie
des Herrn im Herzen der dunklen Welt. Sie Nacht der Gesänge Athus im Flug, und ich bemerke, wie die Däm-
schützen uns vor jenen, die uns von deinen gliederlos im Dienst der Flamme merung den Nil hinaufkriecht. Mich aber,
Wegen abhalten wollen, sie sind die einsa- greifen sie deine Gebeine mich aber wird das nicht bekommen, was
men Jäger der Nacht, die ewiglich leben greifen sie deine Seele sich darinnen versteckt hält, niemals wird
und lachend triumphieren über schwächli- in der heiligen Nacht es mich bekommen, denn dieser Tag, die-
che Menschenkraft. Nur deine drei Auen, in und der dunkle Herr erwacht ser Tag jetzt, wird niemals für mich enden.
- - H.P. Loveerafts Cthulhu - - - - - - - - - - - - - - - - - -
l
In Osiris' Schatten
ISBN 3-89260-517-3
LAURIN, Hamburg
1. Auflage 1992
Inhalt & Einleibutg
Inhalt
Einleibmg ............................................................................................................ S. 3
Sehlangentänzer von Matthias Heimpold, Linda Heweker, Oliver Hoffmann ... ..... S. 4
Worin die Charaktere im heimeligen Heidelberg auf eine Verschwörung der Anbeter uralter Götter stoßen
und eine Spur ins Land der Pharaonen führt.
Die Gottkatze von H einrich Glumpler ............. .... ... ........... .. ..... .... .. .. ......... ..... S. 10
Worin der Fund einer Katzenmumie Geschehnisse in Gang setzt,
die seit Jahrhunderten darauf warten, die Welt zu verändern.
Ein Kampf der Götter, der Träume und - der Katzen.
Aus dem Staub der Zeiten von Wolfgang Schiemichen ..... ........... ...... ... ... S. 42
Worin die Schließung des Ägyptischen Museums den Ausgangspunkt für ein Abenteuer bildet,
das die Charaktere mit der Religion der Kopten, den Überresten der Pharaonen und
der Vergänglichkeit aller Dinge konfrontiert.
Einleitun
Die drei Abenteuer in diesem Band sind sehr unterschiedlich. strahlte, dies und ein teuflisches altes Buch, das die Wiederkehr
»Schlangentänzer«, eher ein Intermezzo, denn ein ausführliches eines Mythosgottes verheißt, bilden eine gelungene Melange, die
Abenteuer, bietet den Spielern und dem Spielleiter einen Einstieg das Szenario zu einem bemerkenswerten Ereignis machen. Der
in das Thema »Ägypten«. Angesiedelt im heimischen Heidelberg, Spielleiter sei gewarnt, daß »Aus dem Staub der Zeiten« etwas an- 3
konfrontiert es die Charaktere mit einem Kult, der seinen Ur- ders präsentiert wird, als er es von anderen Cthulhu-Abenteuern
sprung im Land am Nil hat. Dieses Szenario bietet dem Spielleiter gewohnt ist. Beschreibungen der Vorgeschichte und einer gan-
die Möglichkeit, seine Spielergruppe ohne große Schwierigkeiten zen Anzahl von Nichtspielercharakteren nehmen einen großen
zu den Pyramiden zu schicken. Ein erster Kontakt in diesem Land Raum ein, ebenso die Beschreibung von Stimmungen, die der
wird ebenfalls vermittelt. Spielleiter seiner Gruppe vermitteln sollte.
Bereits im nächsten Abenteuer, •Die Gottkatze« können die Alle drei Abenteuer, insbesondere »Die Gottkatze« und •Aus
Charaktere die soeben kennengelernte Person erntaktieren, bzw. dem Staub der Zeiten«, sind durch immer wieder auftauchende
sie wendet sich an die Abenteurer. Der Archäologe Professor H.H. Nichtspielercharaktere untereinander verbunden. Trotzdem sind
Mohr bittet sie bei achforschungen über eine Katzenmumie um sie natürlich unabhängig voneinander und in beliebiger Reihen-
ihre Hilfe. Bei ihren Ermittlungen stoßen die Abenteurer auf einen folge spielbar.
altägyptischen Streit der Götter und werden plötzlich selbst zu
Schachfiguren in einem göttlichen Spiel, das bis in die Traum- Es sei hier noch auf zwei Spielhilfen hingewiesen, die dem
lande führt. Dieses Szenario stellt eine Herausforderung an den Spielleiter das Präsentieren dieser Abenteuer erleichtern sollen. In
Spielleiter dar, muß dieser doch teilweise die Charaktere Dinge den »Dossiers: Ägypten«finden sich eine Anzahl von Zeitungsaus-
tun lassen, von denen ihre Spieler nichts wissen. Zugleich ist es schnitten, Briefen etc., die in den Abenteuern eine Rolle spielen.
aber auch ein äußerst reizvolles Szenario, das es versteht, das Sie können ausgeschnitten und den Spielern an den entsprechen-
ägyptische Flair nahtlos mit den Traumlanden und ihren bizarren den Stellen ausgehändigt werden. Erläuterungen und Hinweise
Bewohnern zu verweben. für den Spielleiter sind auf ihnen nicht vorhanden.
Ebenfalls sehr stark auf Flair und Atmosphäre basiert das ab- »Ein nützlicher Leitfaden für den Reisenden • Ägypten« bietet
schließende Abenteuer »Aus dem Staub der Zeiten«. Die hier vor- allgemeine Informationen für Ägyptenreisende - und somit auch
gestellte Kultur der Kopten, der etwas morbide Charme des alten die Abenteurer. In dieser Broschüre können sich die Spieler über
Kairo, dessen Paläste und Prachtbauten allmählich verfallen und die besten - und preiswertesten - Reisemöglichkeiten informie-
dessen Glanz nur noch ein müder Widerschein des strahlenden ren, ihre Kleidung entsprechend wählen und sich über Wäh-
Lichtes ist, das einst zur Zeiten der Pharaonen die Welt über- rungskurse, Verhaltensmaßregeln u .ä. beraten lassen.
H.P. Loveerafts Cthulhu
r
Worin die Charaktere im heimeligen Heidelberg auf
eine Verschwörung der Anbeter uralter Götter
stoßen und eine Spur ins Land der Pharaonen führt.
Heidelberg, malerische Stadt am eckar, Ägypterin und eines britischen Offiziers, setzte die Dame unter Drogen; Ludwig,
wo sich beschauliche Häuser an die sanf- der sich in der angenehmmen Situation der ja immerhin auch auf die Idee kom-
ten Hügel des Neckartales schmiegen, befindet, über ausreichende finanzielle men könnte, ihn zu verraten, ließ er von
Zentrum deutscher Romantik und Bur- Mittel zu verfügen, um sowohl ein kleines einer seiner Ägyptischen Kobras beißen
schenherrlichkeit. In verwinkelten Alt- Haus (Schloßberg 8) als auch eine alte und warf den Gelähmten in den starkes
stadtgässchen drängen sich heimelige leerstehende Villa im Pfaffengrund (Pfaf- Hochwasser führenden Neckar.
Herbergen, Bürgerhäuser und Läden mit fengrundstr. 61), das Nest des Kultes, un- Zwei Tage später gelingt es der Okkul-
jahrhundertealter Tradition; Universität terhalten zu können. tistin, zu entkommen. Spärlich bekleidet -
und Schloß bilden Pole in dieser Stadt, Um den Kult über die studentischen und verfolgt von zwei treuen Kultisten -
deren Lebensadern schon früh in unserem Kreise hinaus bekannt zu machen, hat er flieht sie durch verwinkelte Altstadtgassen
Jahrhundert von Gästen und Reisenden mit Madame Blatansky, einer Okkultistin - und rennt geradezu in die Arme der Cha-
aus aller Welt durchpulst wurden. mit beachtlichen Zauberkenntnissen, Kon- raktere. Es kommt zu einer Auseinander-
Könnte man doch solchen idyllischen takt aufgenommen, die zunächst von der setzung mit den Verfolgern, die natürlich
Schilderungen Glauben schenken ... Die Idee eines altägyptischen Kultes fasziniert, nicht allzu lautstark vor sich gehen darf,
folgende Geschichte mag geeignet sein, dann aber abgestoßen war, als sie zu er- denn wer wollte schon in einer Großstadt
einen Blick unter die Oberfläche zu gestat- kennen glaubte, wer hier tatsächlich ver- solches Aufsehen erregen!
ten. »Schlangentänzer«verrät ein klein we- ehrt wurde. Sie beabsichtigte, den Kult Bei einigermaßen entschlossenem Auf-
nig von dem, was an Makabrem und auffliegen zu lassen und den üblen Cha- treten der Charaktere verschwinden die
Schrecklichem in der scheinbar ungetrüb- rakter Nevilles stadtbekannt zu machen, Kultisten hastig. Madame Blatansky ver-
ten Idylle der Neckarmetropole vorgeht, um eventuellen erneuten Versuchen sei- sucht nun, eine Lügengeschichte um Dro-
was an Dunkelheit und kaltem Grauen di- nerseits vorzubeugen. Da das nicht ge- gen und partielle Amnesie zu spinnen, um
rekt hinter der nächsten Ecke lauert. schehen durfte (und er ihr Mana braucht, ihr ursprüngliches Mittun im Kult zu ver-
um sein angestrebtes Ritual zu vollenden), schleiern (s. •Madame Blatanskys Version
gebärdete er sich bei einer Auseinander- der Vorgänge•). Die Erzählung ist aber
setzung wie toll, ging auf sie los und be- durch etwas Recherche rasch zu durch-
SPmLLEITER- drohte sie mit der Waffe. Ludwig Wilhelm, schauen - sie dient der Okkultistin nur
Ägyptologiestudent und Mittuender im dazu, ihr Gesicht zu wahren.
ÜBEas1cHT Kult, versuchte eine Schlichterrolle zu
spielen, doch als er im Laufe des hitzigen
Im folgenden sollten die Charaktere die
wahre Geschichte Madame Blatanskys er-
Es gibt in den gebildeten Kreisen Heidel- Wortwechsels von der nach Madame Bla- fahren, das Haus aufsuchen, in dem sich
4 bergs schon seit einiger Zeit Gerüchte um tanskys Ansicht wahren Idee hinter dem die Kultisten zu versammeln pflegen, und
einen seltsamen Kult, der in der Stadt sein Kult der Schlangentänzer erfuhr, war er dort ein Schlangentanz-Ritual beobachten
(Un-)Wesen treibt. Es heißt, daß außereu- entsetzt. bzw. in es eingreifen können.
ropäische Mythen eine Rolle spielen. Als Am Abend ließ Neville Madame Bla- Neville macht sich beim ersten Anzei-
ein Student am Ägyptologischen Institut tansky zu einer angeblichen Versöhnung chen einer Störung aus dem Staub, und
der Universität Heidelberg im Rahmen der zu sich kommen, überwältigte sie und zwar flieht der finstere Gelehrte mittels ei-
jährlichen Frühjahrshochwasser tot auf der
Neckarwiese angespült wird - Todesursa-
che unbekannt, jedoch wahrscheinlich ein Badische Post vom Freitag, den 14. April 1923
exotisches Gift - wendet sich Dr. Hans Pe-
ters von der Pathologie an einen geeigne-
ten Spielercharakter. Mysteriöser Tod eines Studenten
Bei dem Kult handelt es sich um etwas
(Heidelberg/rb). Nach dem Rückgang klärt werden, da die Leiche keine of-
überspannte, meist junge Heidelberger -
in der Hauptsache Ägyptologen, Archäo-
des Hochwassers am gestrigen Don- fensichtlichen Verletzungen aufweist.
logen und Philosophen, vom gelegentli- nerstag wurde auf der Neckarwiese die Laut Aussage der Gerichtsmedizin
chen Hinzukommen des einen oder ande- Leiche eines jungen Mannes gebor- kann jedoch Ertrinken als Todesursa-
ren Lateiners ganz zu schweigen - nach ei- gen. Mitglieder des Heidelberger Ru- che ausgeschlossen werden.
gener Annahme Anhänger Seths, die ein derklubs fanden den Toten in Höhe der Die Polizei bittet um Mithilfe der
junger Mann, der am Ägyptologischen In- Uferstraße. Die Identifikation durch Bevölkerung bei der Rekonstruktion
stitut als Assistent beschäftigt ist und seit die Polizei ergab, daß es sich um den der Geschehnisse.
langem dem Mythos um Cthulhu, die Al- Studenten Ludwig Wilhelm handelt, Sachdienliche Hinweise im Zusam-
ten Götter und insbesondere yarlatho-
der seit einem Jahr an der hiesigen menhang mit dem Todesfall Ludwig
tep, den Dunklen Gott, anhängt, um sich
geschart hat. Der Mann ist Sohn einer Universität eingeschrieben war. Die Wihelm nimmt die Polizeihauptwache
Todesursache konnte bislang nicht ge- entgegen.
--------------------Sehlangentänzer
nes Tores in sein Wohnhaus. Folgen die
Spielercharaktere ihm, kommt es dort zum
Finale und weiteren interessanten Fun-
den; zögern die Spieler aber, ihre Figuren
der Magie des Tores auszusetzen, so dürf-
te viel Mühe vonnöten sein, die Spur des
cleveren Flüchtenden aufzunehmen.
ERlilJNDIGUNGEN
IN HEIDELBERG
An den folgenden Stellen werden die Cha-
raktere möglicherweise versuchen wollen,
Erkundigungen über Ludwig Wilhelms
Tod einzuziehen.
Geriehtsmedhin
Die Pathologie ist im Keller eines Sand-
steingebäudes in der Wilhelmstraße 1 in
unmittelbarer Nähe der Christus-Kirche
untergebracht, in dem ansonsten Büros
der Ermittlungsbehörden Platz finden. Je-
dem Charakter mit Ausnahme desjenigen,
den Dr. Peters - falls der Spielleiter diesen
Ansatz für die Charaktere gewählt hat -
kontaktiert hat, muß ein FW:Überreden
gelingen, um Hans Peters zu sprechen.
Auch für Ärzte gilt dieses Handicap nicht,
da Peters eine große Hochachtung für die-
sen Berufsstand empfindet.
Peters hält sich in der Regel täglich von
11 bis 15 Uhr in seinem Wirkungsbereich
auf. Er ist ein Mann, der bei seinem Tag-
werk mit allen möglichen Formen
menschlichen Leids und Sterbens kon- Die Heidelberger daß die übliche Überprüfung des Umfeldes
frontiert wird und dem man die Verbitte- des Toten auch zu einem an der Universität
rung darüber ansieht; nur sein streng preu- Polizei angestellten Ägypter geführt hat. Er nennt
ßischer Charakter bewahrt den ergrauen- Wer auf der Heidelberger Polizeihauptwa- Nevilles Namen und verweist die Charakte-
den Mediziner davor, alles hinzuwerfen che, Hauptstraße 206, Informationen ein- re ans Institut, verschweigt aber des Kulti-
und den Rest seiner Tage als zynischer holen will , dem muß schon ein sten Privatadresse, denn er hält ihn für ei- 5
Trinker zuzubringen. Ist er erst einmal da- FW:Rhetorik oder ein FW:Gesetzeskunde nen unsympathischen, ansonsten aber
von überzeugt, daß die Motive der Cha- gelingen. Danach erst erklärt sich Inspek- harmlosen ausländischen Spinner.
raktere über jeden Zweifel erhaben sind, tor Laurits, der die Untersuchung leitet,
reagiert er ausgesprochen zuvorkommend bereit, mit den Charakteren zu sprechen.
und hilfsbereit. Allerdings kann der Beamte ihnen keine Zeitungen
Er zeigt den Charakteren die Leiche Hinweise geben, denn er bearbeitet seine Redaktion des Heidelberger Tageblatts
Ludwig Wilhelms; diese ist vom Neckar- Fälle in der Reihenfolge ihrer (vermeintli- (Hauptstraße 45): Im Heidelberger Tage-
wasser grotesk aufgebläht, und manch ei- chen) Wichtigkeit, und der Tod eines Stu- blatt gibt es für die Charaktere keinerlei
ner mag auf diesen Anblick schockiert rea- denten interessiert diesen bulligen Geset- Hinweise und auch wenig Verständnis.
gieren (0/ 1 Punkt gS-Verlust). Peters zeigt zeshüter nicht sonderlich. Allerdings hat
den Charakteren die kaum noch sichtbare, die Polizei bei ihrer Durchsuchung der Redaktion der Badischen Post (Haupt-
an zwei Nadelstiche gemahnende Wunde kleinen Dachstube in der Heugasse, die straße 23): Bei dieser Redaktion hingegen
am Unterarm des toten Studenten und er- Wilhelm bewohnte, erstaunlich viele zeigt man großes Entgegenkommen - so-
klärt, daß er in Bezug auf die Art des Giftes .. merkwürdige Gegenstände« gefunden, bald den um Hilfe Nachsuchenden ein
in völliger Dunkelheit tappt. Allerdings die er nach einem erneuten gelungenen FW:Rhetorik gelungen ist.
deutet manches darauf hin, daß Wilhelms FW:Rhetorik aus der Asservatenkammer Lokalredakteur Lippens selbst spricht
Sterben durch den Biß eines giftigen exoti- holen läßt. Ein FW:Archäologie stellt klar, dann mit den Charakteren und schildert in
schen Tieres herbeigeführt wurde. daß all das ägyptische Kunstgegenstände - blumigen und wenig an seriösen Journalis-
Fragen die Charaktere nach den Besitz- echte wie imitierte Stücke - sind, darunter mus gemahnenden Worten die Leiche, die
tümern des Toten, so erklärt Dr. Peters ih- auch ein hieroglyphenbedeckter Ring in er selbst gesehen hat. In der Ermittlung
nen, daß die Polizei sie in ihrer Asserva- Form einer sich in den Schwanz beißen- weiter hilft hingegen lediglich ein gelunge-
tenkammer aufbewahrt. den Schlange. ner FW:Bibliotheksbenutzung, mit dessen
Geht ein weiblicher Charakter Laurits Hilfe man auf eine Reihe von Inseraten
ein wenig um den Bart, so wird er verraten, stößt (siehe Kasten auf der nächsten Seite).
H.P. Loveerafts Cthnlhu
Nun bringt ein FW:Überreden die Sekretä- auf den Rippen; sein Betragen ist das eines wahren, in Wirklichkeit frei erfundenen
rin des Blattes dazu, in ihrer Kartei den leicht snobistischen englischen Lords. Er ägyptischen Namen Muhammahd Gudur
Inserenten nachzuschlagen; es ist ein Herr versprüht Charme und tritt selbstsicher und anreden und ihn teilweise gar nicht anders
Ali Gerahade. Er hat die Inserate auf ein- weltgewandt auf. Was ihm an Humor fehlt, kennen, so gerissen wie möglich spielen,
mal bar bezahlt und hat die Zuschriften - ohne dabei den sehr britischen Touch die-
nicht wenige, wie sie sich erinnern kann - ses skrupellosen Gentleman aus den Au-
persönlich abgeholt. Der Beschreibung Die Geheimnisse der Pha- gen zu verlieren.
nach ist der Inserent ein junger Ausländer, raonen entdecken - Das Alte Im übrigen besitzt Neville auf seinen
der in Heidelberger vornehmen Kreisen ägyptischen Decknamen eine falschen
Ägypten finden! Interessen- Paß. Es hat keinerlei Wert, zu versuchen,
übliche Kleidung trug und akzentfrei
Deutsch sprach. ten schreiben an den V erlag ihn von der Verwerflichkeit seines Tuns zu
unter Chiffre 40 -1 19. überzeugen, denn er lebt und stirbt buch-
stäblich für seinen dunklen Kult. Dennoch
Ägyptologisehes wird er auf das Mittel der Gewalt erst dann
gleicht er durch scharfe Intelligenz aus; der zurückgreifen, wenn seine jeweilige Ab-
Institut Sinn fürs Praktische hingegen fehlt ihm. Er sicht mit keinerlei intellektuellen Anstren-
Wie oben beschrieben, gibt es einige Hin- besuchte eine der besten Schulen des Lan- gungen in die Tat umzusetzen war.
weise, die die Charaktere zu verschiedenen
Zeitpunkten ihrer Untersuchung zum Geoffrey Neville
Ägyptologischen Institut führen können. Madame Blatansky
Wahrscheinlich findet ein Besuch des Insti- ST KO GR GE IN ER BI MA gS T
Madame Blatansky ist möglicherweise
tuts schon relativ früh statt, etwa wenn die 10 16 11 14 14 9 14 12 0 13
eine der schillerndsten Figuren in der an
Gruppe Erkundigungen über die in Ludwig Waffe Attacke Schaden Exzentrikern wahrlich nicht armen euro-
Wilhelms Zimmer gefundenen Gegenstän- Ritualdolch 78 W6 päischen Okkultistenszene. Als Tochter
de ägyptischen Ursprungs einholen will. 32er Revolver 70% WS
einer jüdischen Kaufmannstochter und ei-
Am Institut lehren zwei Professoren, nes verarmten französischen Adligen in
Fertigkeiten: Ägyptische Hieroglyphen 85%,
die aber - wie das bei Professoren so ist - Ägyptisch sprechen 72%, Ägyptisch lesen Prag geboren, wuchs sie noch im alten jü-
nur sehr selten zu erreichen sind. Äußerst 70%, Deutsch sprechen 70%, Deutsch schrei- dischen Ghetto auf und wurde früh mit
reizvoll wäre es, die Charaktere hier auf ben 60%, Englisch sprechen 90%, Englisch le- den Lehren der Kabbala bekannt. Von ein-
Neville treffen zu lassen, so daß sie - un- sen 80%, Hebräisch lesen 60%, Archäologie fachen Beschäftigungen wie dem Pendeln
wissentlich - den Mörder Wilhelms über 55%, Chthulhu-Mythos 45%, Diskussion 50%,
und Kartenlegen wandte sie sich schon
den einzigen verräterischen Hinweis auf Geschichte 60%, Okkultismus 57%
bald ernsthafteren okkulten Beschäftigun-
die Beziehung zu seinem Opfer befragen. Zauber: Gesang des Tboth, Erschaffe Tor, gen zu und bewies eine erstaunliche Be-
Sollten die Charaktere den Hinweis auf Kontakt zu Nyarlathotep gabung. Ihr Lebenslauf führte sie durch
»Ali Gerahade« schon haben, so hat Neville die verschiedensten Zirkel in den europäi-
gerade einige freie Stunden, wenn sie ins des, in dem sein Vater stationiert war, und schen Großstädten, darunter London, Ber-
Institut kommen; wenig gnädige Spiellei- erbrachte dort glänzende Leistungen, die lin, Budapest, Barcelona und natürlich Pa-
ter könnten auf die Idee verfallen, ihn den ihn zum Studium in Oxford befähigten; von ris, wo sie als »Madame Blatansky«, wie sie
Charakteren einen Schuß vor den Bug z.B. dort aus bewarb sich Geoffrey Neville auf sich seither nennen läßt, für einige Jahre
in Form eines anonymen Drohbriefs ver- die Stelle eines Assistenten am Ägyptologi- einen eigenen Salon leitete. Eine Liebesaf-
passen zu lassen, wenn er von ihrem Be- schen Institut in Heidelberg, die er prompt färe mit einem 15 Jahre jüngeren Philoso-
such erfährt. erhielt und derzeit innehat. phiestudenten verlief tragisch und schlug
In jungen Jahren schon brachte ihn sei-
6 ne Mutter in Kontakt mit dem Mythos um
Bibliotheken Cthulhu und die Alten Götter, und er b- Madame Blat.ansky
Weder in der Universitätsbibliothek noch egann, Nyarlathotep zu verehren. Zur ST KO GR GE IN ER BI MA gS T
in der Stadtbücherei Heidelberg finden selben Zeit hatte der alte Neville auch die 9 11 9 12 15 10 13 14 70 10
sich, mit Ausnahme einiger Standardwer- Idee, seiner schönen jungen Gattin und
Fertigkeiten: Deutsch sprechen 85%,
ke über Ägypten, verwertbare Hinweise. dem Stammhalter einmal Kontinentaleu-
Deutsch schreiben 68%, Englisch Sprechen
ropa zu zeigen. In Deutschland verweilte 60%, Englisch schreiben 60%, Französisch
die Familie mehrere Wochen, und schon sprechen 55%, Französisch schreiben 45%,
damals kam Mutter und Sohn die Idee einer
Dm PERSONEN Nyarlathotep-Sekte in Deutschland. Kaum
Spanisch sprechen 25%, Spanisch schreiben
15%, Okkultismus 86%, Rhetorik 42%
an der Universität in Heidelberg angekom-
DERlfANoLUNG men, setzte Neville daher seine bereits in in den Klatschspalten hohe Wellen, als sie
Großbritannien begonnenen Bestrebun- eines nebelverhangenen Morgens unter
Geoffrey Neville / gen, einen Zirkel für den Dunklen Gott auf- nie ganz geklärten Umständen mit dem
zubauen, mit neuer Verve fort. Er bastelte Tod ihres Geliebten in einem Duell ende-
Muhannnahd Gudur eine »Religion« aus einer Reihe von Ver- te. Seither ist ihr Stern im Sinken begriffen,
Geoffrey Neville ist der Sohn eines mittler- satzstücken, die um Schlangentänze und und sie tingelt durch die okkulten Kreise
weile pensionierten britischen Kolonialof- Seth kreist, für das geübte Auge aber kei- Europas, ohne irgendwo länger als ein
fiziers in Ägypten, Major Gordon G. Nevil- nen Sinn ergibt. Zwar glauben die ah- Jahr zu verweilen.
le, und seiner 18 Jahre jüngeren ägypti- nungslosen Opfer des Scharlatans, Seth zu Heute wirkt Anna Blatansky wie eine
schen Frau Jamath. Neville ist 25 Jahre alt, verehren, doch führt Neville sie in Wirk- Frau, die deutlich auf die 50 zugeht, in
recht muskulös und von auffällig aufrech- lichkeit schrittweise und behutsam zu ei- Wirklichkeit jedoch bereits 52 ist. Mit 1,55
ter Haltung; man sieht ihm sein ägyptisches nem Kontaktritual mit dem Vielgestaltigen. m ist sie nicht gerade groß, zudem hat sie
Blut deutlich an. Neville ist mittelgroß und Der Spielleiter sollte Neville, dessen seit einigen Jahren deutlich erkennbar mit
hat eher ein paar Pfund zuwenig als zuviel Mit-»Kultisten« ihn mit seinem angeblich Gewichtsproblemen zu kämpfen, und
--------------------Sehlangentänzer
graue Strähnen haben sich in ihr dunkles von hinten gepackt und versucht, ihre Madame Blatauskys
Haar geschmuggelt, das sie hochgesteckt Schreie mit seiner Hand zu ersticken. Ma- Version der Vorgänge
trägt. Sie bevorzugt graue oder erdfarbe- dame Blatansky, ihr Mieder endgültig zer- Möglicher- oder sogar wahrscheinlicher-
ne, stark dekolletierte Kleider und neigt rissen, windet sich verzweifelt in den Hän- weise werden die Charaktere von der
dazu, besonders wenn sie jemanden be- den ihres Häschers und tritt nach dem Frau, die sie soeben aus den Händen ih-
eindrucken will, etwas zu viel Schminke zweiten Kultisten, der den langen Saum nen völlig unbekannter Häscher befreien
aufzulegen. ihres Unterrocks zu greifen bekommen konnten, eine Erklärung für die Vorgänge
Für die Dauer ihres Aufenthalts in Hei- hat und versucht, sie mit seinem Kumpan erwarten. Madame Blatansky ist sich auch
delberg hat sie sich in der kleinen Pension gemeinsam wegzuschleppen. durchaus bewußt, daß sie ihnen eine halb-
»Zum Grünen Heinrich« eingemietet, die in Als die Charaktere den Innenhof hinter wegs glaubwürdige Version der Vorgän-
einer der verwinkelten Gassen der Alt- ihm auftauchen, wirbelt er herum und ge, die zu ihrer Zusammenarbeit mit Nevil-
stadt, genauer in der Apothekergasse 2,
gelegen ist und hauptsächlich von Studen-
ten frequentiert wird. Nach dem Zwi-
schenfall mit Neville und dem Tod Lud-
wigs ist sie jedoch bestrebt, so schnell wie
möglich ihre Koffer zu packen, da sie um
ihr Leben fürchtet. Bemüht, ihre Spuren zu
verwischen, wird sie versuchen, nach Lon-
don zu entkommen, was ihr jedoch nicht
gelingt. Halten die Charaktere sie nicht
auf, so wird sie des Abends von den Kulti-
sten am Hauptbahnhof abgefangen und
abermals entführt, so daß man ihr im Nest
der Kultisten wiederbegegnen kann.
DAS SPmL
BEGINNT
Das Zusammen-
treffen Dtit Madame
Blatausky
Die Begegnung mit Madame Blatansky
findet statt, als die Charaktere am hellich-
ten Tag in der Heidelberger Altstadt in der
Nähe ihrer Pension unterwegs sind. Wäh-
rend sie gerade an einem der schmalen
Durchgänge vorbeigehen, die sich zwi-
schen den Gassen spannen und die Hin-
terhöfe verbinden, taucht Madame Bla-
tansky auf ihrer atemlosen Flucht vor den
Madame Blatansky
Kultisten aus der schmalen Öffnung ge-
genüber urplötzlich auf und stolpert, ihn zückt, leicht schnaufend, einen orienta- le, dem Tod Ludwigs, ihrer Gefangennah-
zu Boden reißend, buchstäblich in einen lisch aussehenden Dolch, während der me und schließlichen Flucht führten,
der Charaktere. Sie ist äußerst spärlich mit andere versucht, Madame Blatansky zu schuldet. Andererseits fürchtet sie, daß
einem weißen Unterrock und einem nur bändigen. Sollten die beiden Kultisten jede Verbindung mit dem »Satanisten«, als
halb geschlossenen Mieder bekleidet und deutlich in der Minderzahl sein, werden den sie Neville in ihr okkultes Weltbild
barfuß, zwei Tage alte Schminke ist in ih- sie ihren Widerstand schnell aufgeben einordnet, ihren Ruf als ernsthafte Okkul-
rem Gesicht verlaufen, und ihre Haare fal- und ihrerseits die Flucht ergreifen, späte- tistin nachhaltig beschädigen würde.
len in wilder Unordnung durcheinander. stens jedoch, wenn einer von ihnen ver- Nachdem sie sich zurückgezogen hat,
Laut keuchend, aber ohne ein Wort der letzt werden sollte, sie überwältigt zu wer- um sich erst einmal »ihrer Würde als Weise
Entschuldigung zieht sie sich hoch und den drohen oder weiteres Aufsehen zu Frau und geachtete Okkultistin gemäß«
verschwindet durch die schmale Passage befürchten ist. Den Charakteren sollte es anzukleiden - eine kleine Ruhepause, um
in den nächsten Innenhof. Wenige Sekun- also ohne weiteres möglich sein, Anna Bla- ihre Gedanken zu sammeln, die ihr die
den später stürzen zwei der Kultisten aus tansky, die schwer atmend und offensicht- Charaktere kaum verwehren werden - ist
dem gleichen Durchgang, stoßen die Cha- lich unter leichter Schockeinwirkung auf sie bereit, zu sprechen. Immer noch etwas
raktere beiseite und setzen ihr nach. Aus dem Boden liegt, aber weiter nicht verletzt unsicher, wieviel sie sagen soll, beginnt
dem Innenhof ist ein spitzer, weiblicher ist, zu retten und zu ihrer Unterkunft zu sie zunächst, weit auszuholen. Während
Schrei zu vernehmen. bringen. Wie sie auf das Aufsehen, das sie sie ihre Verdienste als Okkultistin und »Er-
Folgen die Charaktere ihren besseren in Begleitung einer halbnackten Frau fort- bin der Weisen Frauen«, wie sie immer
Instinkten, erreichen sie den Innenhof geschrittenen Alters auf den Straßen und wieder betont, in den verschiedenen euro-
nach wenigen Metern. Der größere der zweifellos in der Pension erregen werden, päischen Großstädten würdigt, gewinnt
beiden Kultisten hat Madame Blatansky reagieren, ist eine andere Frage ... sie an Sicherheit und geht schließlich in
H.P. Loveerafts Cthulhu
eine einigermaßen glaubwürdige Mi- Macht zu stehlen und sie dann zu beseiti- aus den Versatzstücken ägyptischer My-
schung aus der Wahrheit, wie sie sie ver- gen. Sie wird außerdem Andeutungen über thologie und freien Zutaten seiner eigenen
standen hat, und freier Erfindung über, als Ludwigs Verschwinden (sie weiß nicht, Erfindung zusammengebastelt hat.
sie von den jüngsten Ereignissen berichtet. daß er tot aufgefunden wurde) machen, Während die Kultisten - dreizehn an
Demzufolge habe Neville sie erstmals ohne jedoch einen Namen zu nennen. der Zahl - in lange, dunkle Gewänder ge-
vor einem dreiviertel Jahr brieflich als »her- Von ihrer Betrachtung Nevilles als »Sa- hüllt im Kreis stehen und einen langgezo-
vorragende Kennerin des Okkulten und tanisten«wird sie sich auch durch den wei- genen Singsang anstimmen, tritt Neville
erfahren in den hermetischen Traditionen« teren Verlauf der Ereignisse nicht abbrin- hinter einen Vorhang hervor in ihre Mitte
mit einigen Anfragen - auf die sie nicht nä- gen lassen - dies ist die einzige adäquate und beginnt, eine Pyramide in einem Kreis
her einzugehen bereit ist - kontaktiert. Vor Erklärung der Vorgänge, die sich in ihr auf den Boden zu zeichnen, die er in jeder
zwei Monaten habe sie dann überraschend Weltbild einordnen läßt. der Ecken mit ägyptischen Hieroglyphen
eine Einladung von Neville nach Heidel- und anderen Zeichen bar jeder Bedeutung
berg erhalten, wo dieser nach seinen eige- versieht. In der Zwischenzeit entzündet
seine spärlich bekleidete Assisstentin - ein
nen Worten »einen kleinen Kreis Einge-
weihter aufbaue«. Sie sei dieser Einladung DAS NEST junges Mädchen namens Maria Ballhand,
gefolgt und von Neville zunächst auch äu- das er als Bedienung im »Seppl«, einer der
ßerst zuvorkommend empfangen worden. DES JiuLTES renommiertesten unter den vielen Studen-
Schon bei der ersten Sitzung sei ihr jedoch Beim »Nest des Kultes« handelt es sich um tenkneipen am Ende der Hauptstraße,
klar geworden, daß sie es hier mit Amateu- eine alte Villa im Pfaffengrund, in der sich kennengelernt und sich nahezu hörig ge-
ren, »leichtsinnigen Spekulanten mit den die Kultisten treffen und die Maria Ball- macht hat - die sechs im Raum verteilten
okkulten Kräften« zu tun gehabt habe. Da- hand während der Woche bewohnt. Maria Weihrauchbecken, aus denen ein schwe-
nach habe sie Neville, der bis dato einen hält sich in quasi jeder Nacht im nördli- rer, süßlicher Duft aufzusteigen beginnt.
aufgeschlossenen und durchaus begabten chen Schlafzimmer des 1. Obergeschosses Dann bringt sie von hinter dem Vorhang
Eindruck gemacht habe, angesprochen auf, während Neville meist in sein Haus einen großen, geflochtenen Korb in den
und ihm erklärt, daß eine weitere Zusam- zurückkehrt. Er benutzt in den seltenen Raum und stellt ihn in die Mitte des Krei-
menarbeit keinen Zweck habe, da sie doch Fällen, in denen auch er in der Villa über- ses, um reglos auf die Knie gesunken vor
auf einem höchst unterschiedlichen Niveau nachtet, das südliche Schlafzimmer. ihm zu verharren. Sieben weitere dieser
arbeiteten. Dieser habe sich daraufhin wie Das Haus hat zwei Stockwerke und Körbe - den in ihnen befindlichen Gift-
ein Wahnsinniger gebärdet, sie geschlagen wurde zuvor von einem Fabrikanten be- schlangen wurden die Zähne gezogen -
und bedroht. Wenn sie ihm nicht ihre ok- wohnt, der im 1. Weltkrieg Geschäfte mit bleiben hinter dem Vorhang verborgen.
kulten Geheimnisse mitteile und ihn zu ei- Waffen machte und nach Kriegsende nach Nach einer halben Stunde hat Neville
nem »mächtigen Ritter unter den Einge- seine Zeichnungen beendet und beginnt
weihten« mache, müsse er sie eben dazu nun mit dem nächsten Teil des Rituals.
zwingen. Er habe sie daraufhin in einen Während Maria aus dem Kreis tritt und die
dunklen Keller geschleppt und dort einge- Kultisten in einen langsamen, wiegenden
sperrt. Nahrung und Wasser seien jedoch Tanz um ihn herum verfallen, öffnet er den
mit Drogen versetzt gewesen, die ihren Deckel des Korbes und beginnt seinerseits
Geist brechen und gefügig hätten machen einen mesmerisierenden Tanz um die Kö-
sollen. Sie wisse nicht, wie lange sie im nigskobra, die sich aus der Öffnung zu win-
Keller gegen den Griff der Droge gerungen den beginnt. Die beträchtlichen Mengen
habe, hilflos und allein- hier wird sie etwas Opiums, die Neville dem Weihrauch heim-
pathetisch - in der Dunkelheit, doch lich beimischt, haben auf die Kultisten und
8 schließlich sei es ihr in einem wachen Mo- Maria mittlerweile gewirkt, so daß diese
ment gelungen, an ihrem Bewacher vorbei- den weiteren Verlauf des Rituals durch die
zuschlüpfen und zu fliehen, dicht gefolgt Berlin zog. Die Villa liegt in einem Park mit Schleier eines Drogentraumes wahrzuneh-
von den Anhängern Nevilles. alten Bäumen; unter anderem steht ein men beginnen, ein Effekt, den Neville
Zufrieden mit dieser Version lehnt sie Rund aus Kastanien malerisch um das Ge- durch seine Darbietungskünste noch zu
sich dann zurück. Wenn die Charaktere ihr bäude verteilt. steigern und sich durchaus nutzbar zu ma-
glauben, ist es ihr gelungen, Neville schwer Neville hat den Vorbesitzer durch ein chen weiß. Schließlich verharrt er vor dem
und weitgehend den Tatsachen gemäß zu umfangreiches Geldgeschenk »überredet«, Korb und bedeutet Maria, in den Kreis und
beschuldigen, ohne dabei ihren Verdacht ihm die Villa zu vermieten; nur die beiden ihm gegenüber vor den Korb zu treten, was
des Satanismus ins Spiel zu bringen - und Schlafzimmer und das als Kulttreffpunkt diese auch gemessenen Schrittes tut.
da sie ohnehin plant, noch diese Nacht aus dienende Studierzimmer - alle im ersten Mit weiten, fließenden Gesten seiner
Heidelberg zu fliehen, glaubt sie, weiteren Stock - sind überhaupt möbliert. Hände beginnt Neville nun, um Maria her-
Fragen entgehen zu können - schließlich umzutanzen, während die Schlange den
stehe sie noch, wie sie betonen wird, unter Bewegungen seiner Hände folgt, wobei
dem Schock der Ereignisse und bedürfe Der Sehlangentanz sie sich langsam an Maria emporwindet,
daher zunächst der Ruhe. Nur wenn die Zur zehnten Nachtstunde beginnen die bis sie ihren Korb ganz verlassen hat.
Charaktere hartnäckige Zweifel anmelden Kultisten mit ihrem Ritual, das sich insge- Dies ist der dramaturgisch geeignetste
und mit unmittelbaren, möglicherweise gar samt über sechs Stunden hinziehen soll Moment, die Charaktere das Ritual stören
behördlichen Drohungen insistieren, wird und in Wirklichkeit eine Verehrung Nyar- zu lassen - sei es, daß sie plötzlich herein-
Madame Blatansky nach und nach mit lathoteps ist, wie Neville sie die Kultisten platzen oder daß Neville sie entdeckt. In
dem, was sie als Wahrheit versteht, heraus- allmonatlich abhalten läßt - er will sie einem Moment des Tumults verliert Neville
rücken. Danach sei Neville ein »Anhänger ohne unnötige Hast an seine eigentlichen kurzfristig die Kontrolle über die Gescheh-
Luzifers«, ein Satanist, dem es zunächst ge- Ziele heranführen. Zu diesem Zweck hat nisse und seine Kobra, die prompt Maria in
lungen sei, sie zu täuschen, und der darauf er das eigentliche Ritual in ein gigantisches den Hals beißt, worauf diese mit einem
aus sei, ihr mit Hilfe dunkler Riten ihre Brimborium eingebettet, das er gekonnt Schrei zu Boden sinkt. In dem Durcheinan-
---------------------Sehlangentänzer
der aus sterbender Assisstentin, aufgestör- les Arbeitszimmer. Im übrigen steht an der haben, oder die mühsame Rekonstruktion
ter Kobra und völlig verwirrten Kultisten Tür auf einem vom Wetter angegriffenen seiner Fluchtroute anhand hartnäckiger
gelingt es dem geistesgegenwärtigen Nevil- Türschild sein richtiger Name. Nachfragen an Fahrkartenschaltern, in Ho-
le, ins Nebenzimmer zu entkommen, von tels etc. Dieses sollte nicht zu einfach sein;
wo aus er durch sein einst erschaffenes Tor Neville ist durchaus gewitzt und löst gele-
(ein komplexes Muster von Linien auf dem gentlich Karten in andere Fahrtrichtungen
Boden, dessen Anblick 0/W3 gS kostet) in oder über seinen eigentlichen Zielort hin-
seine Privatwohnung fliehen kann. Man Neville beabsichtigt keineswegs, sein bis- aus, zudem reist er unter seinem angenom-
kann ihm auf diesem Weg folgen. heriges Werk in Heidelberg heroisch zu menen Namen Muhammahd Gudur, für
Bleiben die Charaktere, sollten sie sich verteidigen; vielmehr ist er der durchaus den er ja einen gefälschten Paß besitzt.
zunächst mit der Kobra auseinandersetzen, zutreffenden Ansicht, daß es ihm nicht ge- In Ägypten verliert sich seine Spur,
deren Giftdrüse noch für W6 Bisse gefüllt lingen würde, weitere Nachforschungen, wenn es den Charakteren bis dahin nicht
ist. Die Kultisten bieten in ihrem Zustand die die Ereignisse dieser Nacht zwangsläu- gelungen ist, seiner habhaft zu werden.
hingegen keine ernstzunehmende Gegner; fig nach sich ziehen müssen, schadlos zu
nur wenn sie selbst angegriffen werden, überstehen - wobei er sich weniger um die
setzen sie sich mit den gerade zur Hand Charaktere sorgt als um die polizeiliche
befindlichen Hilfsmitteln (Weihrauchscha-
len, Kerzenständer, rituelle Dolche) zur
Aufklärung des Todes seiner Assistentin. NEVILLES
Deshalb beginnt er sofort nach seiner
Wehr. Die Privatadresse Nevilles, sofern
die Charaktere diese nicht schon ohnehin
Flucht durch das Tor in fieberhafter Eile &ucHTRoum
Unterlagen und Aufzeichnungen, darunter Für Neville bleibt, wenn sein Tun entdeckt
kennen, ist allein der sterbenden Maria be- mehrere Briefwechsel, die Aufschluß über ist, nur die Flucht - sein Ruf ist ruiniert, sei-
kannt, in deren Adern sich das Gift der Ko- seine wahren Absichten geben würden, ne Pläne sind durchkreuzt, und er wird sich
bra, dank des Bisses ausgerechnet in den zusammenzusuchen, um sie im Kamin zu zurückziehen, um seine Wunden zu lek-
Hals, mit rasender Geschwindigkeit aus- verbrennen. Nachdem er einige Kleider ken. Um seine Spur zu verwischen, nimmt
breitet. Gelingt es den Charakteren nicht und Utensilien von Wert in einen Koffer er zunächst einen Nahverkehrszug von
binnen WlO+ 10 Minuten, ärztliche Hilfe geworfen hat, eilt er zum Hauptbahnhof, Heidelberg nach Karlsruhe, was von Hei-
und ein probates Gegengift zu beschaffen, um mit der nächsten möglichen Verbin- delberg aus mehrfach am Tag möglich ist,
wird jede weitere Mühe vergebens bleiben. dung in Richtung Ägypten aufzubrechen. und zwar zunächst noch als Urlaubsreisen-
Da er sich nur etwa eine Stunde in sei- der aus Großbritannien. Im Zug von Karls-
Fundstüeke ün Nest nem Haus aufhält, ist es natürlich noch ruhe nach Salzburg vertauscht er dann die
der liultisten tiefste Nacht, und er ist darauf gefaßt, eini- Identität des Dandys aus London mit der
• Ein Dolch, dessen Griff wie ein Schlan- ge Stunden ungeduldig wartend auf der des Ägypters auf der Durchreise. Von Salz-
genkopf geformt ist; die Augen der Kobra Neckarwiese im Schutz der Brückenpfeiler burg fährt er weiter mit der Eisenbahn über
sind funkelnde Saphire in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes zu Ljubljana (Jugoslawien) nach Venedig, wo
• Acht Körbe mit Kobras; alle bis auf dieje- verbringen, um mit dem erstbesten Zug er etwa eine Woche nach Verlassen Heidel-
nige, mit der Neville zu tun hatte, sind ih- zunächst Heidelberg ZU verlassen. bergs sein Schiff nach Ägypten besteigt.
rer Giftzähne beraubt Nur wenn ihm ein oder mehrere Cha-
• Eine Papyrus-Rolle, die den Zauber raktere durch das Tor gefolgt sind, besteht
Kontakt zu Nyarlathotep enthält eine Chance, ihn an der Vernichtung sei-
ner Unterlagen zu hindern. Noch ist Nevil- PROFESSOR
le unbewaffnet, aber im Zimmer, in dem er
bei seiner Flucht durchs Tor eintrifft, liegt H.H.MoHR
NEVILLES IIAus ein 32er in einer Schreibtischschublade Der Professor ist ein deutscher Archäolo- 9
Der Mann, um den sich in dieser Geschich- griff- und schußbereit, und Neville ist ge, der Neville während einer Gastprofes-
te alles dreht, wohnt in einem hohen, durchaus bereit, sich teuer zu verkaufen. sur an seiner alten Universität in Heidel-
schmalen, einstöckigen Haus am Schloß- Treffen die Charaktere nicht durch das berg kennengelernt hat und noch in losem
berg 8, zu dessen Eingangstür eine kurze Tor, aber binnen einer Stunde bei Nevilles Kontakt mit ihm stand. Neville interessier-
Treppe hinaufführt. Es hat weder Oberge- Wohnung ein, so ist es diesem wahr- te sich für Mohrs Forschungen um die
schoß noch Keller, sondern nur ein kleines scheinlich bereits gelungen, seine Unterla- Göttin Bastet. Der Gelehrte weiß nichts
Dachgeschoß. Der Wohnbereich umfaßt gen oder Teile davon zu vernichten; allein von Nevilles sinistren Absichten und er-
nur ein Arbeitszimmer, einen Wohnraum der Umschlag eines in Alexandria aufge- weist sich als nicht hilfreich bei dem Ver-
und eine Schlafkammer sowie eine Küche. gebenen und an ihn adressierten Briefes such, seiner habhaft zu werden. Er kann
In einem dahinterliegenden Anbau befin- im Papierkorb entgeht seiner Aufmerk- jedoch zum Ausgangspunkt eines neuen
den sich ein Plumps-Klo und ein alter, nicht samkeit. Der angegeben Absender lautet: Abenteuers werden ... Näheres hierzu in
mehr verwendetere Kanninchenstall. Das Prof. H.H. Mohr, z.Zt. Heluan, Ägypten. dem Szenario »Die Gottkatze«.
Tor (s. »Der Schlangentanz«) führt in Nevil- Wie es den Charakteren gelingt, sich
Zutritt zu Nevilles Wohnung zu verschaf-
fen, muß ihrer Improvisationskunst und
der des Spielleiters überlassen bleiben, die ABSCHLUSS
Möglichkeiten sind vielfältig. Es sei jedoch Gelingt es, Nevilles Flucht nach Ägypten zu
darauf hingewiesen, daß Neville sich mit verhindern, so erhalten die Charaktere je
allen Mitteln verteidigen wird, sollte er W 4+4 gS zurück. Spüren sie ihn unterwegs
noch angetroffen werden. auf, so reduziert sich dies aufW4+2. Retten
Entwischt Neville den Charakteren, sie lediglich Madame Blatansky, ohne den
bleibt diesen als Anhaltspunkt allein der Mord an Wilhelm zu klären oder die Ma-
Briefumschlag, falls sie in seine Wohnung chenschaften des Kultes zu torpedieren,
eingedrungen sind und diesen gefunden bleiben ihnen W4-1 Punkte gS.
H.P. Loveerafts Cthulhu
Die Gottkatw
Worin der Fund einer Katzenmumie Geschehnisse in
Gang setzt, die seit Jahrhunderten darauf
warten, die Welt zu verändern.
Ein Kampf der Götter, der Träume und - der Katzen.
Geheimnisvoller Nil, Aus diesem Grund erregte ein Zufallsfund Das kam einer kleinen Sensation gleich. Bis
welche Fracht trug dein Rücken im Januar des Jahres 1920 das Aufsehen zum Januar des Jahres 1920 hätte jeder Ar-
durch das alte Ägypten? der Ägyptologen in aller Welt. Dieser Fund chäologe Stein und Bein geschworen, daß
Was ruht noch heute wurde, entgegen aller Erwartungen, im Nil die Sitte, Tiere auf die gleiche, perfekte Art
unter deiner schlammigen Flut, selbst gemacht, und zwar, sehr zur Überra- und Weise zu mumifizieren wie Menschen,
unentdeckt, unerahnt? schung aller Experten, südlich von Kairo, frühestens während des Mittleren Reiches,
also über Kanäle und Fluß fast 100 Kilo- d.h. ab der 11 . Dynastie Einzug in die Kul-
meter von den Stätten des alten Per-Bastet tur der Ägypter fand.
entfernt! Wie man sich leicht denken kann, spal-
tete der Fund die Fachwelt demzufolge in
GESCIDCHTE Mr. Labdoulla: Schildern Sie mir bitte, zwei Lager. Die einen waren für eine kom-
Wenn der Tourist sich entgegen den Ge- wie sie den Gegenstand fanden . plette Revision der bis dahin bestehenden
wohnheiten der Masse einmal dazu ent- Mr. Tibur: Wir hatten den Kran nach ei- Theorien über die Kunstfertigkeit der Tier-
schließen sollte, nicht den Nil selbst ent- niger Mühe verankern können und beim mumifizierung, die anderen betrachteten
lang zu reisen, sondern es vorzieht, durch vierten oder fünften Versuch hing das die Mumie oder die darauf angebrachten
das Delta dieses wohl berühmtesten aller Wrack am Haken. Als wir es ans Ufer zogen, Hieroglyphen als simple Fälschung.
Flüsse zu streifen, so könnte es gesche- bemerkte ich an der Reling einen eigenarti-
hen, daß sein Weg ihn auch einmal nach gen Gegenstand. Zuerst hab ' ich gedacht, es Drei Wächter,
El-Zagazig führen wird. Nicht weit dieser wäre eine Leiche, aber dafür war das Ding Wachet, wachet, wachet über Mj-hr-pr
Stadt bietet sich dem unverhofftem Besu- zu klein. - Hieroglyphen-Schrift aufKatzenmumie
cher auf dem Hügel Tell Basta der Anblick Mr. Labdoulla: Beschreiben Sie mir den (Raum 2, Vitrine 11, Obergeschoß)
einer Ruinenlandschaft jener Stadt, deren Gegenstand.
Name, Per-Bastet oder auch Bubastis, uns Mr. Tibur: Nun, er sah aus wie eine Kin- Für jene, die den Hieroglyphen Glau-
noch heute an eine der geheimnisvollsten derkrippe oder sowas. Ich nahm es dann ben schenkten, eröffnete dies natürlich
Gottheiten des ägyptischen Pantheons er- vorsichtig von der Reling herunter und auch völlig neue Perspektiven in Bezug
innert, an Bastet, die Gottkatze. wischte den Schlamm beiseite. Darunter auf die Bastet-Kultur. Die aus der späteren
entdeckte ich dann die Zeichen . 12. Dynastie bekannten Tiermumien wur-
10 Die so gründlich durchwühlten und Mr. Labdoulla: Sie meinen Hiero- den fast ausnahmslos in Gräbern oder gi-
ausgeräuberten Ruinen der alten Tempel glyphen. gantischen Tierfriedhöfen gefunden, und
lassen kaum vermuten, in welcher Pracht Mr. Tibur: Ich habe keine Ahnung, wel- die Inschrift auf der im Nil gefundenen
und Blüte der Kult um Bastet, oder auch che Zeichen das waren . Mumie deutete darauf hin, daß es sich nur
Bast, wie sie oft genannt wurde, einstmals Mr. Labdoulla: Nun, Mr. Tibur, Sie lü- um einen von insgesamt drei »Wächtern«
in der 4. Dynastie stand, einem der ge- gen, denn nach meinen Informationen handelte, die wahrscheinlich keine andere
heimnisvollsten Abschnitte in der Ge- wußten Sie nicht nur, daß es sich um Hiero- Funktion hatten, als das Grab eines gewis-
schichte dieses Landes. glyphen handelte, sondern auch, daß Sie es sen »Maj-her-peri« zu schützen. Sollte man
So werden wohl auch nur die wenig- mit einem antiken Artefakt zu tun hatten. hier auf eine Spur gestoßen sein, die letzt-
sten wissen, daß sogar der große Chefren Trotzdem versuchten Sie, den Gegenstand endlich zum Grab eines Bastet-Priesters
wie auch Cheops Teile dieses Heiligtums auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. führen würde?
errichten ließen, das dann später auch von Euer Ehren, ich habe keine weiteren Nach dem Fundort der Mumie zu
Ramses II. noch vielfach erweitert und Fragen an den Angeklagten. schließen, mußte dieses Grab irgendwo
umgestaltet wurde. -Auszug aus einem Gerichtsprotokoll am Oberlauf des Nils liegen, denn warum
Aufgrund der Tatsache, daß kaum in- vom 17.8.1920 sonst hätte jemand eine in Per-Bastet mu-
takte Bauwerke oder Tempel dieses Kul- mifizierte Katze nilaufwärts bringen sol-
tes unversehrt aufgefunden werden konn- Bei der Bergung eines verunglückten len, wenn nicht auch das zugehörige Grab
ten, gibt es sehr zum Leidwesen der Ar- Schiffes wurde eine bemerkenswert gut dort läge.
chäologen längst nicht so viele Informatio- erhaltene Katzenmumie gefunden. Die Die meisten Anhänger dieser Theorie
nen über die Gottheit Bastet, wie man sich Hieroglyphen, die in das hölzerne Rük- gingen davon aus , daß die Katzenmumie
wünschen würde. Insbesondere die Tatsa- kenbrett der Mumie eingearbeitet waren, aus dem Nil beim Transport zum Grab ver-
che, daß die Gräber praktisch aller Bastet- wiesen relativ eindeutig darauf hin, daß loren ging, eine Annahme , die nicht ganz
Priester im Laufe der Geschichte geplün- die Katze im Laufe der 4 Dynastie irgend- unbegründet ist, da in unmittelbarer Nähe
dert wurden, trägt sehr zu diesem bedau- wo in der Nähe von Per-Bastet mumifiziert der Fundstelle wenig später die Trümmer
erlichen Mißstand bei. worden sein muß. eines antiken Schiffes gefunden wurden.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Die Gottkatze
Das Hauptargument, das gegen die Exi- diesem Rätsel scheitern, so dürfte ihr Ver- Dolch seine Wirkung tun, Maj-her-peri
stenz eines solchen Grabes südlich von sagen zu den denkbar schwersten Konse- schien unsterblich geworden zu sein. So
Kairo sprach, lautete natürlich: Warum quenzen für das moderne Ägypten, ja viel- entschlossen sich die Getreuen nach meh-
hätte der Priester Maj-her-peri so weit ent- leicht sogar für die ganze Welt führen. reren mißlungenen Mordanschlägen, den
fernt von seiner Wirkungsstätte begraben Hohepriester zu entführen und lebendig
werden sollen? einzumauern.
Mit ein wenig Glück und Hartnäckig- Inrorm.ationen des Bei der Vorbereitung ihres Planes ge-
keit werden die Charaktere auch dieses
kleine Rätsel aufklären, dessen Lösung an
Spielleiters wannen sie die Unterstützung des großen
Cheops. Dieser hatte auf einer Pyramide
dieser Stelle noch nicht verraten werden Maj-her-peri war einstmals Hohepriester
bei Dahschur ein magisches Zeichen, das
soll. Wie man sehen wird, ergibt sich ihre der Göttin Bastet, und so war es ihm ver-
Auge von Licht und Dunkelheit, anbrin-
wesentliche Aufgabe jedoch aus der Ge- gönnt, mittels eines speziellen Weihrau-
gen lassen, um den dunklen Nyarlathotep
schichte jenes Maj-her-peris, der einstmals ches in die Traumlande zu reisen und von
zu bannen. Der Pharao schlug den Getreu-
ein getreuer Priester der Gottkatze gewe- Angesicht zu Angesicht zu seiner Göttin zu
en vor, Maj-her-peri im Einflußbereich
sen war, einstmals ... beten. Es war wohl die zweite, vielleicht
dieses magischen Zeichens einzumauern,
auch die dritte Reise, während welcher der
Das Unterfangen, Maj-her-peris Grab und fand auch den Ort, der sich hierfür
Priester unglückseligerweise in die Fänge
zu finden erschien zunächst völlig hoff- eignete, den Sadd el-Karafa, einen gerade
eines anderen Gottes geriet, in die Fänge
nungslos, und so setzten nur einige außer- im Bau befindlichen Staudamm im Wadi
jenes Wesens, das nur auf der Grenze zwi-
ordentlich hartnäckige Gelehrte die Suche Geraui in der ähe des heutigen Heluans.
schen Wachheit und Schlaf existieren
nach der Ruhestätte dieses Bastet-Priesters Niemand würde dort ein »Grab« vermuten,
kann. Hypnos, der Gott des Schlafes, sah,
fort, unter ihnen auch der deutsche Ar- und welcher Grabräuber würde einen
berührte und »veränderte« Maj-her-peri,
chäologe Mohr. Er war es, der schließlich Stollen in das Mauerwerk eines Staudam-
der sich daraufhin von Bastet abwand und mes treiben?
ein Pergament aufspüren konnte, das ihn
die Göttin der Katzen verhöhnte. Die Stra-
zwar nicht direkt zum Grab, aber zumin- Der Plan gelang, wenn auch nur knapp
fe folgte auf dem Fuß:
dest in dessen ähe führte. - Bastet selbst schickte ihren Getreuen Die
Drei Gesandten, drei mächtige Wesen, die
»Ihr habt ihn aufgefressen?« fragte der klei-
Der Zweck der Gesandschaft war unbe- jedoch von Maj-her-peri getötet wurden.
ne Naseweis den General verblüfft. Der
kannt. Sie kamen auf dem Nil und brach- Graubart sah den Jungen kurz an, blin-
ten mancherlei Waren von ungewisser zelte dann schläfrig in die Sonne, bis sich
Herkunft. Sie gingen an Land und ver- seine tiefgrünen Pupillen zu zwei scharfen
schwanden. Als sie wiederkehrten, verspot- Schlitzen verengt hatten und antwortete
teten uns ihre Frauen . dann, »ja, mein Sohn, ja, das haben wir
- Inschrift aus der 4. Dynastie, getan, denn niemand verhöhnt unsere
gefunden 1911 bei Dahschur Herrin ungestraft, niemand, mein Sohn. «
- ein Gespräch am Nachmittag,
In dieser Inschrift ist die Rede davon, irgendwo in Ulthar
daß jemand von Frauen im Rahmen eines
Ritus verspottet wird, ein typisches Ritual Maj-her-peris Traumselbst wurde von
der frühen Feste zu Ehren Bastets. Mohr den Katzen der Göttin vernichtet. Er unter-
ging aufgrund dieses Hinweises deshalb nahm daraufhin einen Versuch, physisch
davon aus, daß das Grab irgendwo in der in die Traumlande hinüberzuwechseln,
ähe von Dahschur liegen muß, und um noch einmal mit Hypnos Kontakt auf-
überprüfte konsequenterweise in den fol- zunehmen - hierbei wurde auch sein phy- 11
genden Jahren alle Bauwerke, die im frag- sisches Selbst vom Gott des Schlafes ver-
lichen Zeitraum, der 4. Dynastie, in dieser wandelt - doch war er schon bald darauf
Gegend errichtet worden waren. Er setzte gezwungen, in die Wache Welt zu fliehen,
diese monumentale Aufgabe unverdros- um nicht von den Kriegern der Gottkatze
sen über mehrere Jahre fort und bemühte getötet zu werden.
sich gleichzeitit darum, herauszufinden, Maj-her-peri wagte es fortan nicht mehr, Katzenstatue zu Ehren der Göttin Bastet
warum gerade Maj-her-peri von allen Ba- in die Traurnlande zu reisen und schmiede-
stet-Priestern jener Zeit nicht in der Nähe te einen Plan, die Welt der Träume mit der Der abtrünnige Priester wurde hierbei
Per-Bastets beigesetzt worden war. Wachen Welt zu verschmelzen, um so den selbst jedoch so weit geschwächt, daß es
Professor Mohr würde noch lange Jahre Machtbereich seines Gottes enorm auszu- den Getreuen gelang, ihn zu überwältigen
vergeblich suchen, wenn nicht erneut der weiten - und so vielleicht die Gottkatze und zu verschleppen.
Zufall zuschlagen würde, denn er sucht ... selbst zu vernichten! Es war der Plan eines Sie brachten den Priester zum Sadd el-
auf der falschen Seite des Nils. Ein ver- Wahnsinnigen, doch er hatte einen mächti- Karafa, um ihn dort ohne Wissen der örtli-
ständlicher Irrtum, denn alle bedeutenden gen Verbündeten, Hypnos selbst. chen Machthaber im Fundament des be-
Bauwerke der ägyptischen Geschichte lie- Es dauerte Jahre, bis einige der niede- reits teilweise fertiggestellen Staudammes
gen westlich des Nils, Maj-her-peris Ruhe- ren Bastet-Priester herausgefunden hat- einzumauern. Nachdem einer der Getreu-
stätte dagegen liegt, wie hier bereits verra- ten, daß Maj-her-peri sich von Bastet abge- en bei der Vernichtung eines persönlichen
ten werden soll, östlich des Nils. wendet hatte und einem dunkleren Gott Gegenstandes des Priesters von einem
Professor Mohr wird das Grab zusam- anhing . Sie konnten seine Untreue jedoch automatisch herbeibeschworenen Wesen
men mit den Charakteren im Laufe dieses nicht beweisen, und ihre Versuche , ihn zu in Stücke gerissen worden war, zogen sie
Abenteuers finden, und vielleicht werden töten, scheiterten ausnahmslos, denn die es vor, die restlichen Artefakte des Prie-
sie zusammen auch herausfinden, warum Verwandlung, die Hypnos während seines sters in die Abschlußwand seines Grabes
Maj-her-peri nicht in der Nähe Per-Bastets letzten Besuches in den Traumlanden bei einzumauern, um weitere Katastrophen
beigesetzt wurde. Sollten sie allerdings an ihm bewirkt hatte , ließ weder Gift noch zu vermeiden.
H.P. Loveerafts Cthulhu
Kurz darauf mumifizierten die Getreuen
die sterblichen Überreste der drei von Ba-
stet entsandten Wesen, um sie als Wächter
über Maj-her-peris letzte Ruhestätte einzu-
setzen.
Als die drei Gesandten zum Sadd el-
Karafa gebracht werden sollten, sank das
Schiff auf dem Nil und nur zwei der Kat-
zenmumien konnten gerettet werden. Da
die Arbeiten am Damm nicht weiter verzö-
gert werden durften, ohne Verdacht zu er-
regen, entschlossen sich die Getreuen, das
Grab von nur zwei der drei Mumien bewa-
chen zu lassen.
Dies sind die drei Katzenmumien, mit
denen es die Charaktere im Laufe des
Abenteuers zu tun bekommen werden.
Wider Erwarten verfügen diese Wesen
auch heute noch über eine bemerkens-
werte Fähigkeit, durch welche die Charak-
tere in Schwierigkeiten geraten könnten
(siehe »Der Ruf der Katze«) .
Die Wirkung des Auges von Licht und
Dunkelheit war nicht so stark, wie sich die Professor Mohr bei einer seiner Ausgrabungen
Getreuen erhofft hatten, doch immer noch
stark genug, um einen Ausbruch des Prie-
sters aus seinem Kerker zu verhindern.
Doch auch wenn sein Körper starb, sein
Die Charaktere erhalten Gelegenheit, zu- Inforn1.ationen
mindest diese Gefahr zu bewältigen, in-
Geist blieb am Leben und lauerte über sei-
dem sie in die Traumlande reisen und sich der Spieler
ner dahinrottenden Leiche in der Dunkel- dort mit Bastet arrangieren. Währenddes- Heluan bildet den Ausgangspunkt für die-
heit seines Kerkers, auf jene, die da kom-
sen stellt Maj-her-peri den ersten Kontakt ses Abenteuer, weshalb die erste Aufgabe
men werden, die da kommen müssen ...
zu den Traumlanden her, der innerhalb des Spielleiters darin besteht, die Charak-
weniger Tage zu der vom Priester beab- tere an diesen Ort zu bringen, möglichst
Zusannnenfassung des sichtigten Verschmelzung führen wird, ein zu einem Zeitpunkt, zu dem sie zumindest
Szenarios Zeitraum, während dem die Naturgesetze für die nächsten zwei bis drei Wochen frei
Die Charaktere werden zusammen mit in der Umgebung von Kairo langsam aber über ihre Zeit verfügen können. Hierzu
Professor Mohr die Ruhestätte Maj-her-pe- sicher auf den Kopf gestellt werden. bieten sich diverse Vorgehensweisen an:
ris finden und damit auch seinen seit Die Abenteurer tun ihr Bestes, den Kon-
• In dem Abenteuer »Schlangentänzer«
Ewigkeiten dort lauernden Geist. Sobald takt zu den Traumlanden zu unterbrechen
können die Abenteurer die Adresse Prof.
sie das Grab öffnen, wird sich der Geist und erlangen hierbei sogar die Unterstüt-
Mohrs zugespielt bekommen und ihn auf
des Priesters fragmentarisch in das Be- zung der ägyptischen Behörden. Gleichzei-
diesem Wege kennengelernt haben.
wußtsein aller Anwesenden einnisten (un- tig unternimmt Maj-her-peri Alles, sie zu
12 ter anderem werden auch einige der Spie- vernichten, während er sich sukzessive aus • Heluan besitzt einen gewissen Ruf als
lercharaktere mit dem Bewußtsein Maj- ihrem Bewußtsein zurückzieht und sich auf Heilbad, so daß man das Abenteuer star-
her-peris »infiziert«). einen einzelnen Charakter konzentriert, ten kann, indem man davon ausgeht, daß
Maj-her-peri wird dann in der Folge den um diesen vollständig zu übernehmen und es sich bei den Charakteren schlicht um
Versuch unternehmen, seinen zu Lebzeiten so neu geboren zu werden. Personen handelt, die sich hier während
gefaßten Plan, die Traumlande mit der Wa- eines Erholungsaufenthaltes kennenler-
chen Welt zu verschmelzen, in die Tat um- EinigeAtunerkuugeu nen. Auf diese Weise finden sie dann
zusetzen. Er wird sich hierbei der Körper Im folgenden wird davon ausgegangen, durch ihre gemeinsamen Erlebnisse wäh-
jener Charaktere bedienen, in deren Be- daß die Charaktere aus Deutschland stam- rend des Szenarios zueinander, im übrigen
wußtsein er sich eingenistet hat und sie so men. Dies ist nicht absolut notwendig, bie- auch eine gute Gelegenheit, das Rollen-
zum Werkzeug seiner Rache machen. tet sich jedoch an, da Professor Mohr, ein spiel zwischen den Charakteren selbst zu
Die Aufgabe der Charaktere besteht zentraler Charakter des Szenarios, eben- üben (wer weiß , welch schreckliche Ge-
darin, rechtzeitig zu realisieren, daß sie falls Deutscher ist. heimnisse der neue Bekannte eines Cha-
selbst die Ursache allen Übels sind, und Das Szenario kann zu einem beliebigen rakters mit sich herumträgt). Vielleicht er-
herauszufinden , was Maj-her-peri vor hat, Zeitpunkt beginnen, solange es nach 1920 holen sie sich hier aber auch von den Stra-
um es letztendlich zu verhindern. spielt, da die erste Katzenmumie erst in die- pazen eines anderen Abenteuers.
Allerdings ist der Geist nicht der einzige sem Jahr im Nil gefunden wird (gegebe- • Heluan bietet sich auch als Ziel für eine
Gegner, mit dem sie es während des nenfalls kann der Spielleiter dieses Ereignis Dampferfahrt auf dem Nil an, an der die
Szenarios zu tun bekommen, denn sobald auch vorverlegen). Der Spielleiter sollte Charaktere vielleicht innerhalb einer grö-
die drei Gesandten (die drei Katzenmumi- bedenken, daß Ägypten erst im Jahre 1922 ßeren Reisegruppe teilgenommen haben;
en) wieder vereint sind, werden sie in das zum unabhängigen Königreich wurde und vielleicht geht der Dampfer bei Heluan für
Geschehen eingreifen, um Maj-her-peri zu vorher unter britischer Verwaltung stand. eine Woche vor Anker, so daß die Charak-
vernichten, wodurch die Charaktere selbst Dies wirkt sich allerdings nur bei Gelegen- tere sich in der Umgebung umsehen kön-
in ernsthafte Lebensgefahr geraten wer- heiten aus , bei denen die Charaktere mit nen. Das Szenario sieht vor, daß die Cha-
den (siehe »Der Ruf der Katze«). den Behörden zusammenarbeiten. raktere nach den ersten entscheidenden
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Die Gottkabe
Szenen wieder nach Kairo zurückkehren, Grab des Maj-her-peri, zumindest soweit
was sich natürlich perfekt mit der Rück- diese den Archäologen der Wachen Welt
Der große Gagliari
fahrt des Dampfers kombinieren ließe. bekannt sind. Monsieur Gagliari, sein richtiger Name lau-
tet Claude Moulin, stammt aus Frankreich
und hat dort mit seinen Hypnose-Künsten
Professor Mohr schon bemerkenswerte Erfolge erzielen
Professor Mohr, ein etwas nervös wir- gegebenenfalls vor, etwas länger auf ei- können. Einige seiner Kunststücke werden
kender Mensch mit fahrigen Händen, ist nen Erfolg zu warten und diesen eher unter »Der Hypnotiseur« (S. 14) erläutert.
45 Jahre alt und hat den Großteil seines durch konventionelle Forschungen und Wie man an seiner Beschreibung er-
Lebens in Ägypten verbracht, nachdem Ausgrabungen zu erreichen als durch die kennen kann, könnte sich dieser Mann zu
er an der Heidelberger Universität als Auswertung weiterer Mythos-Werke. einem wertvollen Verbündeten der Cha-
Archäologe und Anthropologe promo- Professor Mohr weilt zu Beginn des raktere entwickeln, sofern es sich nicht um
viert hatte. Abenteuers in Heluan und erholt sich einen Schwindler handelt (was ganz im
Sein Spezialgebiet ist die Kultur und dort von seinen recht anstrengenden Belieben des Spielleiters liegt). Allerdings
der Kult um die Stadtgöttin Bastet. Sein In- und mühseligen Arbeiten auf der Suche werden die Charaktere die Verbindung zu
teresse an dieser Göttin wurde unter an- nach dem Grab des Maj-her-peri. ihm selbst herstellen müssen.
derem auch durch Texte verschiedener
okkulter Bücher geweckt, darunter auch Professor Mohr
Mythos-Werke, in denen er Verweise auf
j i i
ST j KO j GR j GE j IN j ER BI MA j gS j T j
Muhandi
eine Göttin namens Bastet fand. Er nutzte Muhandi, ein beim Staat angestellter Inge-
1101 12 1 12 1 9 1 16 1 11 l 18 1 13 165 1121
insbesondere die in den Mythos-Werken nieur, wurde damit beauftragt, die Stand-
vorliegenden Informationen bei seinen Fertigkeiten: Ägyptisch sprechen & verste- festigkeit der Ruinen eines alten Staudam-
Forschungen, ohne seine Quellen be- hen 51%, Ägyptisch lesen & schreiben 24%, mes zu prüfen, des Sadd el Karafa im Wadi
kannt zu geben, und avancierte gerade in Englisch sprechen & verstehen 66%, Englisch Geraui! Bei dieser Gelegenheit stieß er zu-
den letzten Jahren zu einem anerkannten lesen & schreibe n 40%, Hieroglyphen lesen
sammen mit seinem Assistenten Kechnet
35%, Anthropologie 78%, Archäologie 82%,
Experten auf dem Gebiet des Bastet-Kul- auf eine kleine Kammer, in der zwei ei-
Astronomie 20%, Bibliotheksnutzung 67%,
tes . Der Professor wird allerdings unter Botanik 12%, Chemie 15%, Cthulhu-Mythos
keinen Umständen preisgeben, worauf er 4%, Diskussion 25%, Geologie 12%, Ge-
seine Forschungen zumindest am Anfang schichtskenntnisse 37%, Okkultismus 17%, Die Grabräuber
seiner Karriere gestützt hat, und zieht es Physik 12%, Zoologie 21% Muhandi und Kechnet sind beide ge-
bürtige Ägypter. Sie fanden im Stau-
damm des Wadi Geraui zwei Katzen-
mumien, die sie zu einem möglichst
• Schließlich und endlich können die Cha- •.. . das Grab des Maj-her-peri muß sich
günstigen Preis losschlagen wollen.
raktere eventuell sogar als Mitarbeiter Pro- also irgendwo am Nil befinden, südlich
Muhandi besitzt für einen Einheimi-
fessor Mohrs in das Szenario einsteigen. von Kairo. Nun, das ist wahrhaftig nicht
schen bemerkenswert dichte Augen-
Berufsfremde Charaktere können dann besonders vielversprechend, aber es muß
brauen, während Kechnet eher durch
entweder einen der beiden obigen Ansät- schon ein repräsentatives Grabmal sein,
sein hageres Aussehen und seine
ze wählen oder befinden sich bei der anbetrachts der Bedeutung dieses Man-
dunkle Hautfarbe auffallen wird.
Gruppe auf Besuch, entweder, weil sie nes. Ich habe schon eine Liste von potenti-
Muhandi ist der Vorgesetzte Kech-
Bekannte unter den Mitarbeitern haben ellen Bauwerken, die alle in der Zeit er-
nets und trifft alle Entscheidungen,
oder über die Arbeit des Professors berich- richtet wurden, zu der Maj-her-peri wahr-
Kechnet fügt sich widerspruchslos
ten wollen. Gerade in dem Fall, daß sich scheinlich verstarb. Es gibt sogar einige
und hofft dabei inständig, nicht in
Besucher bei Professor Mohr befinden, obskure Hinweise darauf daß Cheops 13
Schwierigkeiten zu kommen.
bietet sich ein Aufenthalt in Heluan gera- selbst etwas mit der Errichtung oder der
dezu an. Auswahl des Grabmals zu tun hatte. " Muhandi, Ingenieur
- Professor Mohr doziert
GR GE IN ER BI MA gS T
Während seiner Erläuterungen nimmt 12 14 14 10 13 10 50 14
DAS SPmL Professor Mohr eine Serviette zur Hand
und zeichnet den Charakteren eine Skizze
Waffe
Faust
Attacke
65%
Schaden
W3
BEGINNr der im Nil gefundenen Katzenmumie auf.
Er wird die Serviette später einfach auf
Fertigkeiten: Deutsch lesen & schreiben
29%, Deutsch sprechen & verstehen 18%,
dem Tisch liegen lassen.
Der Professor Mit einem FW:Verborgenes erkennen
Archäologie 8%, Autofahren 45%, Chemie
12%, Geologie 45%, Großgeräte bedienen
Die zweite Aufgabe des Spielleiters be- oder dem erfolgreichen RW:Idee eines (Kran) 55%, Karten zeichnen 42%, Mecha-
steht darin, die Charaktere mit Professor besonders aufmerksamen Charakters, nische Reparaturen 72%, Physik 10%, Spu-
Mohr bekannt zu machen. Dies erledigt wird ihnen ein Einheimischer auffallen, rensuche 32%, Überreden 34%, Verborge-
sich von selbst, wenn der erste oder vierte der sich offensichtlich für das Gespräch nes erkennen 27%
Ansatz für den Beginn des Szenarios ge- interessiert, dann jedoch unvermittelt ver-
wählt wird, ansonsten kann man davon schwindet. Das einzige, woran sich die lieehnet, Assistent
ausgehen, daß der Professor sich in Charaktere später noch erinnern können, ST KO GR GE IN ER BI MA gS T
Heluan ein wenig von den Strapazen sei- ist der Umstand, daß der Mann außerge- 8 13 11 16 12 12 7 9 45 12
ner Arbeit erholt, es sich jedoch trotzdem wöhnlich dichte Augenbrauen besaß.
nicht nehmen läßt, von seinen Forschun- Waffe Attacke Schaden
Messer 45% W6
gen zu erzählen.
Auf diese Weise erhalten die Charakte- Fertigkeiten: Autofahren 59%, Geologie
re von Mohr alle Informationen über die 15%, Karte n zeichnen n o/o, Mechanische
Göttin Bastet, die Katzenmumien und das Re parature n 60%, Spurensuche 32%, Ver-
borgenes e rke nnen 65%
H.P. Loveerafts Cthulhu
genartige, etwa einen Meter lange Artefak- spräch der Charaktere mit Professor Mohr Selbst wenn Muhandi die Skizze nicht zu
te ruhten, gerade jene Katzenmumien, die belauschte. Gesicht bekommt, reicht ihm das, was er
das Grab Maj-her-peris bewachten. Mu- Haben die Charaktere die Serviette auf bei dem Gespräch belauschen konnte aus,
handi witterte eine Chance, Geld aus der dem Tisch liegen lassen, auf der Mohr die um Professor Mohr als Käufer auszuwäh-
Sache herauszuschlagen, und begab sich Skizze der Mumie anfertigte , nimmt Mu- len (er arbeitete bereits einmal mit einem
nach Heluan, um dort einen Käufer für die handi sie an sich und bemerkt sofort die deutschen Archäologen zusammen und ist
Mumien zu finden . Er war der Mann mit Ähnlichkeit mit den von ihm gefundenen der Sprache deshalb einigermaßen mäch-
den »dichten Augenbrauen«, der das Ge- Mumien. Er hat seinen Käufer gefunden. tig) . Der einzige Unterschied besteht dann
darin, daß er die Serviette mit der Skizze
später nicht bei sich haben wird, ein Indiz,
Der Hypnotiseur daß es den Charakteren normalerweise er-
Moulin, ein gebürtiger Franzose, begann sprich mit Komplizen, die im Publikum leichtern würde , ihn zu überführen.
seine Karriere als leidlicher Zauberkünst- sitzen, oder ... ob er tatsächlich über ma-
Muhandi plant, Professor Mohr zu-
ler und entdeckte erst relativ spät sein Ta- gische Kräfte verfügt.
nächst nur eine der beiden Katzenmumien
lent, andere Menschen zu beeinflussen. Beherrscht Moulin die Kunst des Mes-
zu verkaufen und dann den Preis für die
Seitdem reist er als der Große Gagliari, merisierens, so gelingt ihm eine einfache
zweite Mumie in die Höhe zu treiben, alles
seines Zeichens Hypnotiseur, durch die Hypnose, wenn er einen Magiepunkt aus-
weitere zu Muhandi und Kechnet entneh-
Welt. Trotz seiner relativ kleinen Größe gibt, allerdings muß das Opfer dann be-
me man dem Kasten »Die Grabräuber«.
und im Alltag eher unscheinbaren Ausse- reit sein, sich hypnotisieren zu lassen. In
hens, gelingt es ihm immer wieder, das allen anderen Fällen muß Gagliari minde-
Publikum in seinen Bann zu ziehen. stens 9 Magiepunkte ausgeben und dann
Eine der beliebtesten Vorführungen
Gagliaris besteht darin, einen Zuschauer
eine Kraftprobe MA gegen MA ablegen,
um jemanden zu hypnotisieren.
EIN ANGEBOT
aus dem Publikum zu holen und ihm Eine Hypnose, die ein Opfer in Le- Nach den ersten Gesprächen mit Professor
durch Hypnose zu suggerieren, daß er bensgefahr bringt, gelingt grundsätzlich Mohr sollten die Spieler zunächst kurz be-
ihm im nächsten Augenblick eine Oran- nur nach Ermessen des Spielleiters. Ein schreiben, womit ihre Charaktere die Zeit
ge zu essen geben wird. Üblicherweise Hypnotisierter beantwortet Fragen nach in Heluan vorwiegend zubringen. Sie kön-
holt er dann unter dem Gelächter aller besten Wissen und Gewissen, allerdings nen in der Umgebung spazieren gehen,
Anwesenden eine Zitrone hervor, preist muß Gagliari für jede Frage einen Magie- sich für diverse , mehr oder weniger unbe-
unter weiterem Gelächter deren hervor- punkt ausgeben und erneut eine Kraft- deutende Ruinen in der Nähe der Stadt in-
ragende Qualität, während er sie schält probe MA gegen MA bestehen. Ähnliche teressieren, die Vorstellung des Hypnoti-
und schließlich an den Hypnotisierten Regeln lassen sich vom Spielleiter bei seurs genießen, das Schwimmbad nutzen,
gibt .. . der sie dann mit alle n Anzeichen ähnlichen Hypnoseanwendungen ohne den japanischen Garten besuchen, sich
des Wohlbehagens verspeist, eine Vor- weiteres improvisieren. massieren lassen, sich mit anderen Gästen
stellung, die den Gaumen der Zuschauer Möchte der Spielleiter den Künstler unterhalten, Konzerte besuchen oder viel-
offensichtlich mehr zu schaffen macht, tatsächlich auf diese Weise einsetzen, so leicht auch Bridge spielen.
als jenem des hypnotisierten Opfers. bleibt es immer noch den Spielern über- Eines Abends betritt Kechnet, Muhan-
Ein weiterer Trick besteht darin, einen lassen, auf die Idee zu verfallen, mit Gag- dis Assistent, das Hotel, in dem Professor
der Zuschauer so zu hypnotisieren, daß liari zusammenzuarbeiten. In diesem Fall Mohr und die Charaktere residieren und
es ihm unmöglich wird, mit einem klaren liegt es nahe, einen Besessenen zu hyp- passt einen günstigen Moment ab, um den
,:Ja« oder »Nein« zu antworten und ihm notisieren, um so Informatioen aus Maj- Professor anzusprechen, wenn dieser ge-
dann Fragen aus dem Publikum vorzule- her-peris Geist herauszubekommen. rade einmal alleine ist. Bei dieser Gelegen-
gen. Derjenige, dem es gelingt, den Hyp- Dieser könnte dann z.B. wie oben be- heit übergibt er ihm einen Brief Muhandis
1-4 notisierten dazu zu bringen, Ja oder Nein schrieben, ausgefragt werden. (siehe »Der Brief«) und nötigt den Archäo-
zu sagen, erhält eine Freifahrt auf dem Nil Im Extremfall kann der Spielleiter zu- logen auf arabisch, ihm sofort zu folgen.
oder einen ähnlichen Gewinn. Der Spiel- lassen, daß Gagliari einen oder zwei der Auf der Rückseite des Briefes ist die
leiter kann hier die Rolle des Hypnotisier- Charaktere durch Hypnose von Maj-her- Zeichnung eines länglichen Gegenstandes
ten übernehmen und es den Spielern peris Geist befreit, doch sobald der Prie- zu erkennen. Sie ähnelt der Zeichnung des
überlassen, ihn durch Fragen dazu zu ster die Gefahr erkannt hat, befindet sich Professors auf der Serviette auf verblüffen-
bringen, Ja oder Nein zu sagen (er sollte der Hypnotiseur natürlich in ernsthafter de Weise. Zur Rechten ist eine Maßkette
sich Mühe geben, Gagliari hat die Nilfahrt Lebensgefahr. Abgesehen davon hat die (eine Linie mit Messmarkierungen) ange-
tatsächlich noch nie spendieren müssen). Befreiung eines Charakters natürlich zur bracht, nach der der dargestellte Gegen-
Eine dritter Trick besteht darin, einem Folge, daß die anderen Besessenen noch stand exakt 95 cm lang sein muß.
Zuschauer ein bestimmtes Wort beizu- stärker unter Maj-her-peris Einfluß gera- Mohr liest den Brief und entschließt
bringen, bei dessen Erwähnung er etwas ten (da der Priester sein MA dann kon- sich, den Versuch zu wagen. Er begleitet
bestimmtes tut. Typischerweise wählt zentrierter auf die Besessenen verteilt, Kechnet zur Rezeption des Heilbades und
Gagliari das Wort »Damen« und läßt das siehe »Der abtrünnige Priester«). läßt dort das nötige Bargeld aus dem Safe
in diesem Fall männliche Opfer einfach holen, um anschließend mit ihm zusam-
applaudieren·, e r wählt dieses Trick meist Claude Monlin men das Hotel zu verlassen.
sehr früh und schickt den Betreffenden Auf dem Weg wird Mohr verzweifelt
wieder auf seinen Stuhl zurück, da ihm 1 STIKül GRIGEIIN IERIBI IMAlgSITI versuchen, einen der Charaktere insge-
1 111 8 1 10 1 15 1 13 111 112 1 16 1 701 9 1
dann während seiner Vorstellung ständig heim auf sich und seine Lage aufmerksam
ein paar Lacher sicher sind, wenn derbe- Fertigkeiten: Deutsch lesen & schreiben zu machen, da ihm die Situation nicht ge-
dauernswerte Mensch immer wieder ap- 25%, Deutsch sprechen & verstehen 55%,
heuer ist und er befürchtet, unter Umstän-
plaudiert sobald das Wort fällt, typischer- Englisch sprechen & verstehen 65%, Auswei-
den ausgeraubt zu werden. Bietet sich
weise als einziger im Publikum und chen 32%, Feilschen 30%, Kreditwürdigkeit
65%, Psychologie 21 %, Rhetorik 76%, Singen eine Gelegenheit hierzu , läßt er den Brief
meist sehr zu seiner eigenen Verwirrung. einfach irgendwo in Sichtweite eines in
45%, Taschendiebstahl 30%, Werfen 51%
Es bleibt dem Spielleiter überlassen, der Nähe befindlichen Charakters liegen.
ob Moulin mit doppelten Boden arbeitet,
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Die Gottkatze
Der B rief können, so muß einem von ihnen ein
FW:Verbergen gelingen, um nicht aufzu-
Verehrter Herr, fallen (sofern sie Muhandi und Kechnet
ich weiß, daß sie interessiert in Mumien; ich habe eine für sie, ein nicht einfach festhalten wollen). Sollte ih-
winzig Tier; ich wünsche zu haben 200 ägyptisch Pfund; nen dieser Wurf mißlingen, oder ent-
entscheiden sie sofort und kommen sie mit Mann; kein Polizei, kommt Muhandi nach einem Versuch der
sonst kein Geschäft; bitte wenden sie herum. Charaktere, ihn festzunehmen, so entfällt
das zweite Treffen (siehe unten).
Entschließen sich die Charaktere dazu,
Jedem Charakter steht ein RW:MA.x:3 zu. Folge, daß der Spielleiter die Charaktere zu dem Laster zu folgen, so benötigen sie
Gelingt dieser Wurf, so ist er in der Lage, einem beliebigen Zeitpunkt stranden las- zwei FW:Autofahren, wobei der Fertig-
dem Professor sofort zu folgen. Reicht der sen kann, indem er den Wagen in der Dun- keitswert aufgrund der defekten Schein-
Wurf nur für einen gelungenen RW:Glück kelheit bei passender Gelegenheit gegen werfer des Taxis halbiert wird. Mißlingt
aus, so bemerkt der Betreffende das seltsa- eine Mauer setzt (Mirhad beherrscht Auto- auch nur einer der Würfe , so rammen sie
me Verhalten des Professors zwar, ist dann fahren mit 80%, doch in der Dunkelheit bereits nach fünf Minuten einen Baum
jedoch gerade mit etwas anderem be- wird dieser Wert auf 40% halbiert). oder setzen den Wagen in einen Graben.
schäftigt. In diesem Fall müßte einem Cha- Gelingt Mirhad ein FW:Autofahren, so Gelingen beide Fertigkeitswürfe, so
rakter, der z.B. gerade im Schwimmbad überstehen die Charaktere die ersten 15 können sie dem Laster eine halbe Stunde
herumplanscht, vielleicht ein FW:Schwim- Minuten der Fahrt und gelangen so kurz lang folgen, dann geht Mirhad der Treib-
men gelingen, um rechtzeitig hinauszuge- nach dem Laster zu einer Ruine in der Nähe stoff aus (er hat ihnen ja gesagt, daß er ei-
langen und dem Professor zu folgen; je- der Stadt. Dort wartet Muhandi auf den Pro- gentlich Feierabend machen wollte) - der
mand, der gerade von einem Masseur fessor und übergibt ihm für 200 ägyptische Laster verschwindet in der Dunkelheit.
durchgewalkt wird, sollte mit einem FW:
Nach einer langen Nacht können die
Ringen entkommen können, usw.
Charaktere dann mit je einem erfolgreichen
Liegt das Ergebnis des Wurfes über dem
FW:Karten zeichnen herausfinden, daß sie
Glückswert, so ist der betreffende Charak- sich 8 km südöstlich von Heluan befinden,
ter einfach nicht in der Nähe und bekommt etwa 2 Kilometer nordwestlich vom Wadi
so nichts von dem Geschehen mit. Geraui und etwa 5 Kilometer westlich eines
großen Alabasterbruches. In ihrer Nähe
befinden sich eine Reihe von Dörfern, in
Ein Treffen in denen sich aber keine nützlichen Informa-
dnukler Naeht tionen auftreiben lassen (Kechnet fährt
Kechnet eilt mit dem Professor durch meh- zwar des öfteren nach Heluan, läßt sich
rere Seitenstraßen bis zu einem in der Nähe aber nur selten mit dem Laster in der Nähe
geparkten Lastwagen. Die Charaktere wer- des Wadi Geraui sehen).
den ihnen, wenn überhaupt, zu Fuß folgen Für den Fall, daß die Charaktere bereits
müssen, da es zu lange dauern würde, den bei den Ruinen zuschlagen oder den Laster
im Hof geparkten Wagen zu holen (sofern stoppen (letzteres gelingt, sobald ihr FW:
sie überhaupt über ein Auto verfügen). Autofahren glückt, während Kechnet bei
Mit einem FW:Verborgenes erkennen seinem Wurf versagt) und die beiden Grab-
bemerkt einer der Charaktere, daß der räuber dingfest machen, wird Kechnet
Lastwagen blau lackiert ist. Mit zwei weite- ängstlich und verstockt schweigen, wäh-
ren FW:Verborgenes erkennen können sie rend Muhandi versucht, sich freizukaufen, 1-5
zum einen feststellen, daß es sich um ei- indem er verspricht, die Charaktere und
nen Wagen der französischen Marke Citro- Mohr kostenlos zur zweiten Mumie zu brin-
en handelt und sich zum zweiten einen gen. Mohr wird nur zu gerne auf diesen
Teil des mit Schmutz unkenntlich gemach- Vorschlag eingehen, wenn die Charaktere
ten Kennzeichens merken. ihn nicht daran hindern. Alternativ können
Da sie zu Fuß unterwegs sind, werden die Charaktere Kechnet mit einem FW:Rhe-
die Charaktere den Professor und seinen torik (auf arabisch) zum Reden bringen.
Begleiter zu diesem Zeitpunkt verlieren, Entkamen die beiden Grabräuber, so
es sei denn dem Charakter mit dem nied- können die Abenteurer nur auf das zweite
rigsten Glückswert gelingt ein RW:Glück, Treffen hoffen. Schöpften die Grabräuber
in diesem Fall können die Verfolger versu- zudem Verdacht (wenn der FW:Verbergen
Die Katzenmumie der Charaktere beim ersten Treffen miß-
chen, Mirhad, einen Taxifahrer (der ei-
gentlich schon längst Feierabend machen Pfund die erste Katzenmumie. Er teilt ihm lang), so bleiben den Charakteren nur die
wollte) mit einem erfolgreichen FW:Über- kurz mit, daß er bereit ist, ihm für weitere in den folgenden Abschnitten erläuterten
reden dazu zu bringen, dem Laster zu fol- 400 ägyptische Pfund eine zweite Mumie Hinweise.
gen (die Chance, ihn zu überreden beträgt der gleichen Art zu verkaufen; Mohr zeigt Keiner der beiden Grabräuber spielt in
allerdings maximal 20%, sofern sie Mirhad natürlich reges Interesse, und so versichert diesem Szenario eine entscheidende Rolle,
nicht auf Arabisch ansprechen, da er ihre Muhandi ihm, noch einmal Kontakt mit doch wäre es vorstellbar, daß Muhandi
Sprache nur mit maximal 20% beherrscht). ihm aufzunehmen. Danach steigt er zu eventuell mit der zweiten Mumie flieht,
Ist auch diese Hürde genommen, kön- Kechnet in den Laster und fährt davon, wenn die Charaktere nicht umsichtig genug
nen die Charaktere dem Lastwagen unbe- während Professor Mohr mit seinem Schatz vorgehen. Es spricht aber nichts dagegen,
merkt folgen, da die Scheinwerfer des Taxis in der Dunkelheit zurückbleibt. wenn er dann später von der Polizei gefaßt
schon seit längerer Zeit nicht mehr funktio- Gelangten die Charaktere rechtzeitig an wird (und »Die Drei Gesandten« auf diese
nieren. Letzteres hat allerdings auch zur der Ruine an, um die Szene beobachten zu Weise doch noch zusammenfinden).
H .P. Loveerafts Cthulhu
Die Beute • Der Laster der Marke Renault wurde in Der
der Umgebung von Heluan schon des öf-
Was auch immer in dieser Nacht geschieht, teren gesehen. Wenn die Charaktere lange stellvertretende
die Charaktere und Mohr befinden sich nun genug warten und etwas Glück haben
im Besitz des ersten von Muhandi entdeck- (pro Tag steht einem von ihnen ein
Kurator
ten Artefaktes, das sich dann im fahlen Fached Mubarak wird nur wenige Tage,
RW:MAxl zu , bis alle einmal gewürfelt
Licht ihres Hotelzimmers tatsächlich als die nachdem Mohr ihn benachrichtigt hat, in
haben), so taucht Kechnet mit dem Laster
Mumie einer Katze entpuppt: Heluan eintreffen, möglichst noch bevor
in der Stadt auf, um Einkäufe zu machen.
Mohr bzw. die Charaktere sich zum zwei-
In diesem Fall sollte es ihnen nicht schwer
Ein Brett, auf dem mit Binden umwickelt ten Mal mit den Grabräubern treffen (um
fallen, ihn zu verfolgen (mit einem
ein kleines Tier festgebunden ist. Man darf so sicherzustellen, daß er später bei der
FW:Verbergen kann sich einer der Charak-
davon ausgehen, daß es sich um eine Katze Öffnung des Grabes ebenfalls anwesend
tere vielleicht sogar auf der Ladefläche des
handelt, insbesondere auch deshalb, weil ist; auf diese Weise kann der Spielleiter
Wagens verstecken).
der Kopf des Tieres hinter einer hölzernen einen weiteren Nichtspielercharakter mit
Maske verborgen ist, die eindeutig einen • Der Brief an Professor Mohr war in (zu- dem Geist Maj-her-peris »infizieren«und so
Katzenkopf darstellen soll. Der Zustand der gegebenermaßen schlechten) Deutsch variabler auf die Aktivitäten der Charakte-
Mumie ist, gemessen an dem vermuteten verfaßt, was zumindest darauf hindeutet, re reagieren).
Alter, bemerkenswert gut, so daß ich im daß der Schreiber relativ gebildet ist. Weit Mubarak ist zwar vor allem daran inter-
Augenblick noch zweifeln muß, ob sie tat- interessanter ist allerdings die Zeichnung essiert, die Mumien zu schützen, doch
sächlich aus der vierten Dynastie stammt. auf der Rückseite , denn anhand der neben kann er den Charakteren auch sonst sehr
- Eintrag im Notizbuch Professor Mohrs der Skizze der Mumie gezeichneten Maß- nützlich sein, da er z.B. in Kairo über enor-
kette (siehe »Der Brief«) läßt sich leicht men Einfluß verfügt, was die Zusammen-
Mohr ist fasziniert, ebenso wie jeder schließen, daß der Schreiber über eine In- arbeit mit den Behörden sehr vereinfa-
Charakter, dem ein FW:Archäologie ge- genieursausbildung verfügen muß. chen kann.
lingt. Im Museum von Kairo steht der ex- • Mit den Fragmenten des Kennzeichens
akte Zwilling dieser Mumie, der an einem des Lasters läßt sich (gegebenenfalls mit Faehed Mubarali.
Januarmorgen des Jahres 1920 aus dem Nil Mubaraks Unterstützung) in Kairo nach ei- Niemand würde darauf kommen, daß Fa-
gefischt wurde . niger Mühe der Besitzer ausfindig machen, ched Mubarak, ein tatsächlich sehr einfältig
Mohr kann den Charakteren berichten, das Königreich von Ägypten! Der Laster ist wirkender Mensch von geradezu lächerli-
daß ihm der Mann für den doppelten Preis einer Behörde zur Sicherung archäologi- cher Körpergröße, den Posten des stellver-
eine weitere Mumie dieser Art angeboten scher Artefakte und Bauwerke zugeteilt. tretenden Kurators des ägyptischen Muse-
hat; Mohr sollte das Geld bereit halten, je- Bei weiteren Nachforschungen läßt sich ums von Kairo innehaben könnte.
mand würde dann mit ihm Kontakt auf- der Name des Ingenieurs herausfinden, der Fached ist bereits seit langen Jahren mit
nehmen. Alles deutet darauf hin, daß die den Laster derzeit fährt, Muhandi, ebenso Professor Mohr befreundet, weshalb die
beiden Grabräuber die Gruft des Maj-her- wie der Einsatzort, an dem er seiner Arbeit Charaktere wie auch Mohr kaum Proble-
peri gefunden haben, den die Inschrift auf nachgeht, der Sadd el-Kafarat. me haben werden, die Ausgrabung durch-
dieser Mumie ist identisch mit jener auf der Die notwendigen Fertigkeitswürfe für zuführen und die Artefakte zu sichern.
Mumie aus dem Nil. diese Informationen können vom Spiellei- Gleichzeitig haben die Charaktere über
Mohr wird auf jeden Fall einen seiner ter je nach Vorgehen der Charaktere fest- Mubarak Zugang zu allen eventuell not-
besten Freunde in Kairo kontaktieren, Fa- gelegt werden. wendigen Materialien und Hilfsmitteln,
ched Mubarak, den stellvertretenden Ku-
• Eingeklemmt zwischen der eigentlichen
rator des ägyptischen Museums; der Pro- Fitehed Mubarak
Mumie und dem Rückenbrett finden sich
fessor wird allerdings zögern, die Polizei
1-6 selbst einzuschalten, da er auf jeden Fall
mehrere Gesteinsbrocken. Mit einem ST KO GR GE IN ER BI MA gS T
FW:Geologie oder FW:Chemie findet man 13 15 7 11 17 13 17 14 70 11
abwarten möchte, bis der Mann ein weite-
heraus, daß es sich um Kalkstein handelt, Fertigkeiten: Deutsch sprechen & verstehen
res Mal mit ihm Kontakt aufnimmt, um so
der wahrscheinlich von der Verkleidung 43%, Englisch lesen & schreiben 48%, Eng-
auch an die zweite Mumie zu kommen.
einer Pyramide oder eines vergleichbaren lisch sprechen & verstehen 66%, Hierogly-
Bauwerks stammt. phen lesen 41 %, Anthropologie 23%, Archäo-
Es gehört schon ein RW:Glück und ein logie 42%, Bibliotheksnutzung 47%, Buch-
Wo ist die dritte erfolgreicher FW:Bibliotheksnutzung da- führung 81 %, Diskussion 55%, Geschichte
Munde': zu, zufällig herauszufinden, daß auch 77%, Kreditwürdigkeit 89%, Rhetorik 65%
Gelang es den Charakteren nicht, die bei- Staudämme zuweilen mit Kalkstein ver-
die für die Untersuchung der Artefakte
den Grabräuber zu stellen, so bleiben ih- kleidet wurden. Selbst wenn beide Würfe
gelingen, sollte der Spielleiter diese Infor- notwendig werden könnten.
nen folgende Hinweise: Dieser Umstand erlaubt es dem Spiellei-
mation erst herausgeben, wenn die Cha-
• Vielleicht erinnert sich einer der Charak- ter auch, den Charakteren Zugang zu den
raktere sich mit den anderen Hinweisen
tere an den Lauscher im Heilbad. Mohr hat normalerweise unter Verschluß gehaltenen
beschäftigt haben.
ihn damals nicht bemerkt, doch erwähnt je- Werken verschiedener Bibliotheken in Kai-
Wird die Polizei eingeschaltet, so be-
mand die dichten Brauen des Mannes, so ro zu gewähren sie und so an zusätzliche
schränkt diese sich zunächst darauf, alle
identifiziert er ihn als den Mann, der ihm in Informationen oder gar Zauber gelangen
Fakten festzustellen und die Mumie in Ver-
den Ruinen die erste Mumie verkaufte. zu lassen, wenn es den Charakteren z.B.
wahrung zu nehmen. Erfährt die Polizei
Mit dieser Beschreibung finden die nicht gelingt, die Traumlande zu besuchen
von dem eventuell bevorstehenden zwei-
Charaktere dann allerdings nur heraus, oder sie generell in eine Sackgasse geraten
ten Treffen, ergreift sie allerdings eine Rei-
daß der Mann offensichtlich kein Gast des sind. So wäre es für die Charaktere sehr
he von Maßnahmen, die zur Verhaftung
Hauses ist, sich aber im Laufe der letzten günstig, wenn es ihnen gelänge, auf diese
Muhandis und Kechnets führen werden
Woche des öfteren nach Archäologen und Weise den Zauber Austreibung zu erler-
(siehe »Das zweite Treffen«).
reichen Ausländern erkundigt habe (diese nen, um sich von Maj-her-peris Geist zu
Information kostet 5 ägyptische Pfund). befreien (dieser Zauber wird in Cthulhu -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Die Gottkatze
Das Rollenspiel beschrieben). Diese Mög- (insbesondere dem Kennzeichen des La- ne , doch sobald sie in ihr Lager zurück-
lichkeit läßt sich natürlich nur solange nut- sters) sollte es den Charakteren dann gelin- kehren, erkennt Mohr oder einer der Cha-
zen, solange Mubarak noch am Leben ist. gen, bis zum Sadd el-Kafara zu gelangen. raktere die beiden Grabräuber sofort wie-
der. Die beiden sind nicht von der schlag-
kräftigen Sorte (sofern der Spielleiter dies
Das zweite Treffen SADD EL-liAFARA nicht ändert) und ergeben sich schnell in
Waren die Charaktere bei der Beschattung ihr Schicksal. Da Muhandi nun damit rech-
Kechnets vorsichtig genug (d.h. gelang ih- Es war der deutsche Archäologe Schwein- net, daß die Charaktere die Vorkammer
nen der FW:Verbergen bei dem ersten furth , der diesen Staudamm etwa 10 Kilo- ohnehin lokalisieren werden, ist er gestän-
Treffen), so taucht Kechnet ein paar Tage meter südöstlich von Heluan im Wadi Ge- dig und zeigt ihnen, wo er die beiden Kat-
später erneut im Heilbad auf, um den Pro- raui fand. Der Damm spannte sich ur- zenmumien gefunden hat. Die zweite Mu-
fessor ein zweites Mal anzusprechen. Er sprünglich über die ganze Breite eines Ta- mie (sofern sie noch in seinem Besitz ist)
besteht in diesem Fall darauf, zunächst das les, das von hohen Kalksteinwänden ein- hat er allerdings in der Nähe der beiden
Geld zu sehen ( 400 ägyptische Pfund) und geschlossen ist. Das Bauwerk wurde Zelte vergraben, doch selbst ohne seine
führt ihn dann hinaus. Sollte Kechnet Ver- wahrscheinlich im Laufe der 4. Dynastie Hilfe dauert es maximal eine halbe Stunde,
dacht schöpfen, nimmt er die Beine in die errichtet und bestand, wie man noch heu- die Stelle zu finden , sofern jemand die nä-
Hand. Gelingt es den Charakteren, ihn te sehen kann, aus aufgeschichteten here Umgebung der Zelte absucht - man
nun zu fassen, so wird er sich außeror- Bruchsteinen, die auf der Ostseite mit be- erkennt noch unschwer, wo die Erde um-
dentlich kooperativ zeigen und ihnen hauenen Kalksteinen verkleidet waren. Er gegraben wurde. Wurde Muhandi bereits
(oder der Polizei) alles mitteilen, was er diente vorwiegend dazu , die Arbeiter in während des zweiten Treffens gefaßt, be-
weiß, insbesondere auch, wo Muhandi auf
ihn und Professor Mohr wartet, um die
zweite Katzenmumie zu übergeben.
Entkommt Kechnet seinen Verfolgern,
so unterrichtet er Muhandi, der in einer
Seitenstraße in der Nähe des japanischen
Gartens auf ihn wartet, und die beiden
beschließen, sich ruhig 2u verhalten und
erst einmal Gras über die Sache wachsen
zu lassen. Ist ihnen die Situation zu heiß,
tauchen sie mit der Katzenmumie unter,
werden dann jedoch im Laufe der Unter-
suchungen von der Polizei aufgespürt und
verhaftet (sofern es den Charakteren nicht
selbst gelingt, die beiden Grabräuber an-
hand der bekannten Hinweise ausfindig
zu machen).
Fühlt Kechnet sich sicher, bringt er den
Professor zum Treffpunkt mit Muhandi in
der Nähe des japanischen Gartens. Wußte
die Polizei von diesem Treffen, schlägt sie
bei dieser Gelegenheit zu und verhaftet
die beiden Grabräuber. Selbst wenn die 17
Polizei nicht eingreift, wird Mohr jedoch
auf jeden Fall in den Besitz der zweiten
Mumie gelangen.
Die Charaktere werden Muhandi und
Die Vorkammer ist gefunden
Kechnet wahrscheinlich bei dieser Gele-
genheit überrumpeln, da sie zum einen den etwa 4 Kilometer entfernten Alaba- findet sich die Mumie natürlich ohnehin
besser vorbereitet sein werden als beim sterbrüchen mit Süßwasser zu versorgen. bereits in den Händen der Charaktere.
ersten Treffen und zum zweiten keinen Der Spielleiter sollte, wenn möglich, Professor Mohr wäre nie auf den Ge-
Grund mehr haben, die beiden Grabräu- dafür sorgen, daß Mohr wie auch Mubarak danken gekommen, hier nach dem Grab
ber zu verschonen, sobald Mohr im Besitz anwesend sind, wenn die Charaktere hier des Maj-her-peri zu suchen und ist auch
der zweiten Katzenmumie ist. Entkommen eintreffen, was nicht allzu schwer sein jetzt noch nicht davon überzeugt, hier et-
die beiden trotzdem aus der Stadt, kann dürfte, da beide stark daran interessiert was zu finden:
man die Verfolgung ähnlich handhaben sind, Maj-her-peris Grab zu finden.
wie beim ersten Treffen (und dieses Mal Im folgenden wird davon ausgegangen, »Nein, es ist sehr unwahrscheinlich, daß
wird den Charakteren der Treibstoff wahr- daß Muhandi und Kechnet noch auf freiem der Priester hier begraben liegt, eigentlich
scheinlich nicht ausgehen, so daß sie dem Fuß sind, ansonsten finden die Charaktere ist es völlig ausgeschlossen. Alle bedeuten-
Laster der Grabräuber bis zum Sadd el- den Damm leer und verlassen vor. den Grabmale liegen westlich des Nils .
Kafara folgen können). Das erste, was den Charakteren auffal- Wahrscheinlich sind die beiden hier auf
Muhandi hat unter diesen Umständen len wird, ist ein Lastwagen: In unmittelba- das Versteck antiker Grabräuber gestoßen,
kein Druckmittel mehr in der Hand, wenn rer Nähe zweier Zelte steht ein blauer, die Maj-her-peris Grab geplündert und
er von den Charakteren oder der Polizei reichlich ramponiert wirkender ihre Beute auf diese Seite des Nils gebracht
festgenommen wird, und wird deshalb Renault-Pritschenwagen. haben. Niemand würde einen Priester in
sehr kooperativ sein. Auf diese Weise oder Muhandi und Kechnet arbeiten zur Zeit einem Staudamm begraben."
mit Hilfe der bereits erläuterten Hinweise auf der weitgehend zerstörten Dammkro- - Meinung eines eifahrenen Archäologen
H.P. Loveerafts Cthulhu
Sollte weder Muhandi noch Kechnet an- Ist Mubarak anwesend, der stellvertretende tig in der Vorkammer arbeiten und sie
wesend sein, müssen die Charaktere den Kurator des Museums in Kairo, so gestattet müssen noch immer vorsichtig vorgehen,
Staudamm selbst absuchen. Er hat eine er den Charakteren und Mohr, die Mauer um nicht durch Steinschlag verletzt zu
Länge von ungefähr 70 Meter, ist etwas einzureißen. Andernfalls wäre normaler- werden. Mohr wird darauf bestehen, daß
über 10 Meter hoch und ca. 45 Meter stark. weise eine offizielle Erlaubnis der Regie- die Charaktere oder er selbst an der Mauer
Pro Stunde steht jedem Charakter ein rungsbehörden notwendig (was jedem klar arbeiten, da die einheimischen Arbeiter
FW:Spurensuche zu sowie ein FW:Verbor- sein wird, dem ein FW:Gesetzeskenntnisse seiner Meinung nach nicht über die Erfah-
genes erkennen. Gelingen für einen Cha- gelingt), doch läßt sich Mohr mit einem rung verfügen, die für derartige Ausgra-
rakter insgesamt 4 dieser Würfe, so findet FW:Diskussion gegebenenfalls auch ohne bungen vonnöten sind (auf dieser Seite des
er die Kammer, in der sich die Mumien be- diese Erlaubnis dazu bringen, die Arbeiten Nils kommt es weit seltener zu Ausgrabun-
fanden (s. »Die Vorkammer«). sofort in Angriff zu nehmen (ein Vorgehen, gen als am westlichen Ufer des Flusses).
Zusätzlich muß pro Stunde ein zufällig das zu jener Zeit geradezu üblich war).
ausgewählter Charakter einen RW:Glück Es dauert etwa einen Tag, mehrere Ar- Am Nachmittag fördern die Bemühun-
bestehen. Mißlingt dieser Rettungswurf, so beiter aus einem nahegelegenen Dorf an- gen der Arbeitenden mehrere große Mör-
verliert der Betreffende 1 Trefferpunkt, zuheuern, um das Holz für die Stützarbei- telbrocken zutage, die zunächst einfach
weil er sich an einem spitzen Stein verletzt. ten heranzuschaffen und die Decke der nach draußen geschafft werden. Im Tages-
Mißlingt unmittelbar darauf ein RW:GEx4, Vorkammer zu sichern, alle notwendigen licht stellt Mohr oder einer der anderen
ein FW:Springen oder ein FW:Klettern Werkzeuge liegen im Lager der Ingenieure Charaktere dann jedoch fest, daß in den
(nach Wahl des Spielers), so verliert er zu- bereit. Mohr überläßt die Organisation Brocken Gegenstände eingemauert sind.
sätzlich noch einmal W6 Trefferpunkte, dieser Arbeiten gegebenenfalls den Cha- Bis auf den Krug (siehe unten) lassen
weil er den Halt verliert und abgleitet. rakteren und beschäftigt sich an diesem sich alle Gegenstände ohne Probleme aus
Tag mit der Kartografierung der Fundstelle dem Gestein lösen (obwohl der Spielleiter
und der Anfertigung einer Lageskizze der der Spannung wegen einige RW:GEx2
Die Vorkan11ner Vorkammer. verlangen kann).
Sobald einem der Charaktere die vier Fer-
tigkeitswürfe gelungen sind oder Muhandi Die Weiße Maske
mit ihnen kooperiert, stoßen die Charakte- Die.Mauer Die aus weißem Stein gefertigte Maske ei-
re hinter einer aufgebrochenen Kalkstein- Obwohl die Mauer zwischen der Vorkam- nes jungen Mannes unbekannter Herkunft.
fassade auf einen Hohlraum. Jeder Cha- mer und dem dahinter liegenden Hohl- Mit einem FW:Archäologe oder auch
rakter kann ohne Probleme in diesen raum nicht viel dicker als etwa einen Vier- FW:Anthropologie fällt einem der Charak-
Hohlraum eindringen, sofern er eine GR telmeter ist, dauert es doch einen ganzen tere auf, daß das Profil eindeutig an Ge-
von maximal 14 besitzt. Gegebenenfalls Tag, bevor man ernsthaft daran gehen sichtszüge griechischer Büsten erinnert.
läßt sich der Zugang auch erweitern, eine kann, einen Durchbruch hineinzuschla- Einer der Getreuen, der es wagte, diese
Arbeit, die einen einzelnen Mann etwa gen, da ständig die Gefahr eines Decken- Maske aufzusetzen, wurde wahnsinnig,
zwei Stunden, zwei Arbeiter etwa eine einsturzes droht. Das Holz zum Abstützen ein weiterer Grund dafür, daß die Getreu-
Stunde in Anspruch nimmt. der Bruchsteinwände und -decken läßt en es vorzogen, sich nicht mehr weiter mit
Wann immer sich ein Charakter zum er- sich jedoch tatsächlich innerhalb eines Ta- Maj-her-peris persönlichen Gegenständen
sten Mal in dieser Kammer befindet (und er ges aus der Umgebung herbeischaffen. zu beschäftigen und sie hier mit ihm ein-
nicht gewarnt wird), schlägt er sich an ei- Am Abend des betreffenden Tages ist es zumauern (natürlich außerhalb seiner
nem hervorstehenden Stein den Kopf hart dann soweit, die Vorkammer ist gegen Reichweite).
an, wenn ein RW:GEx3 mißlingt. Ganz of- Einsturz gesichert.
fensichtlich wurde nicht viel Sorgfalt auf Derlirug
18 die Bearbeitung der Kammer verwendet. Es bleibt den Charaktern überlassen, Ein rotschwarz marmorierter, winziger
Der Hohlraum bietet zunächst einen ob sie noch in der gleichen Nacht durch Krug, der mit einem rötlichen Siegel ver-
enttäuschenden Anblick, denn er ist völlig die Mauer brechen oder bis zum nächsten schlossen ist, das den Namenszug Maj-
leer. Mit einem FW:Spurenlesen kann man Morgen warten, für den weiteren Verlauf her-peris trägt. Der Krug zerbricht, wenn
noch die Fußspuren zweier Männer ent- des Szenarios hat dies keine Bedeutung.
decken (Muhandi und Kechnet) ebenso Sie können entweder vor Ort übernachten
wie die staub- und schmutzfreien Stellen, oder in einem der Dörfer in der Umge-
an denen die beiden Katzenmumien lagen. bung des Wadi Geraui.
Doch dann rieselt es den Forschern kalt
über den Rücken, als sie die Rückwand Es war nicht das vor so langer Zeit ver-
der Kammer im Licht ihrer Laternen be- stummte Rauschen des Wassers, es war
trachten; im Gegensatz zu dem aus grob nicht das feine Rieseln des zer:fallenden
zusammengeschichteten Bruchsteinen be- Steines oder das Knacken seiner vermo-
stehenden Boden und der Decke handelt dernden Knochen, es waren Stimmen,
es sich hier um nichts anderes als eine fremde Stimmen zwar, aber Stimmen; das
Mauer aus relativ ordentlich ineinander Warten war vonlber, endlich!
gefügten und mit Mörtel verbundenen - Maj-her-peri
Steinen, eine solide Mauer!
Auch Muhandi und Kechnet kennen
die Mauer, doch sie hatten sehr schnell Weitere Funde
erkannt, daß umfangreiche Maßnahmen Am nächsten Morgen können die Charak-
notwendig wären, um das Bauwerk zu tere und Mohr daran gehen, die Mauer nicht einem der Charaktere ein
stützen, bevor man sie einreißen kann, aufzustemmen. Aufgrund des aufwendi- FW:Verborgenes erkennen und ein
weshalb sie selbst vorläufig darauf ver- gen Holzgerüstes zur Stützung der Decke RW:GEx3 gelingt. Im Innern finden sich
zichtet haben. können maximal zwei Personen gleichzei- drei dunkelviolette Harzklumpen.
Die Gottkatze
Ein Stein mit eine m der Spielleiter dies wünscht. In dieser Pha- welche Grabbeigaben zu sehen, nur in der
fiinfzaekigen Stern se der Ausgrabung werden sich wahr- Mitte des Raumes kauert sich ein dunkles
Mit Hilfe dieses verzauberten Steines woll- scheinlich keine einheimischen Arbeiter Bündel zusammen. Als der Lichtschein zu
te Maj-her-peri ursprünglich Dunkeldürre mehr in der Nähe aufhalten, doch wenn der Stelle wandert, blicken die Charaktere
herbeirufen, um sich physisch von ihnen der Spielleiter dies wünscht, spricht nichts direkt in die toten Augen eines halbverwe-
in die Traumlande bringen zu lassen dagegen, wenn auch einer der Araber von sten Totenschädels, die Leiche eines Man-
(nachdem sein Traumselbst von den Kat- Maj-her-peris Geist infiziert wird. nes oder einer Frau, jedoch unter keinen
zen Bastets aufgefressen worden war). Da Maj-her-Peri und seine Fähigkeiten Umständen die Überreste einer Mumie,
er jedoch kurz darauf in den Besitz des werden ausführlich im Anhang (S. 39-41) wie man vielleicht hätte erwarten können.
Weißen Opals (siehe S. 21 und 25) gelang- beschrieben. Dieser Anblick kostet jeden Charakter ein-
te, ließ er diesen Plan dann wieder fallen. malig 0/ W2 Punkte geistige Stabilität.
Die Kammer besitzt keine offensichtli-
Diese drei Gegenstände werden unter Erste Erkenntnisse chen weiteren Ausgänge , die Wände sind
»Die Untersuchung«(S. 23) und unter »Drei Nachdem sich die Charaktere ein wenig allen Anscheins nach grob und hastig ver-
Artefakte« eingehender beschrieben. von dem Schreck erholt haben, können sie mauert worden, ebenso wie Boden und
mit ihren Lampen in die Kammer hinein- Decke, an manchen Stellen erscheinen die
leuchten. Der Anblick ist überraschend Wände eigenartig verfärbt (von Zeit zu
Diefiammer und wird auch den erfahrenen Archäolo- Zeit drang hier Wasser ein, solange der
Wann immer der Spielleiter es möchte, gen Mohr recht verblüffen. Stausee noch gefüllt war). Allerdings sind
kann er die Charaktere durch die Mauer in auf manchen Teilen der Mauer einige Hie-
Maj-her-peris Verlies brechen lassen. Professor Mohr ließ den Lichtstrahl seiner roglyphen angebracht.
Lampe langsam über den Boden wandern,
Er besaß keine Augen mehr, doch erfühlte, bis etwas in den Lichtschein geriet, das ihm Folgende Hinweise können den Cha-
wie das Licht seine Kammer erfüllte, er den Atem stocken ließ, ein vermoderter rakteren hier weiter helfen:
fühlte die Anwesenheit von warmen leben- Klumpen, den man erst auf den zweiten Die Leiche befindet sich in einem sehr
den, pulsierenden Menschen, doch er war- Blick als den halben Totenschädel eines schlechten Zustand und läßt sich nur unter
tete, er wartete, er mußte sicher gehen, es Mannes identifizieren konnte; es schien Schwierigkeiten transportieren . Man kann
mußten soviele sein, wie nur irgendmög- fast so, als wenn sich die dazugehörende vor Ort praktisch nur erkennen, daß es
lich, und sie würden kommen, er spürte Leiche gerade eben erst aufihre skelettierten sich um die Leiche eines Menschens han-
ihren Wissendurst, ihre Neugier, wartet Ellenbogen erhoben hatte und ihm mit ei- delt, der in einfache Gewänder gekleidet
nur, wartet nur .. . nerfinsteren Augenhöhle entgegenstarrte. ist und in seltsam verkrümmter Stellung
- Szene beim Öffnen der "Grabstätte« auf dem Boden liegt. Gelingt einem medi-
- Maj-her-peri zinisch geschulten Charakter ein FW:Ver-
Die Kammer erscheint völlig kahl, es borgenes erkennen, so würde dieser auf-
Unvermittelt bricht eine kleine Öffnung in sind weder ein Sarkophag noch irgend- grund des Beckens auf einen Mann tip-
der Mauer auf, endlich, der Durchbruch
steht bevor. Maj-her-peris Geist lauert nun
auf die Besucher, und sobald sich minde-
Drei Artefakte
stens vier, fünf Abenteurer in der Nähe der
Vorkammer aufhalten, wird er zuschlagen. Die Maske Betreffende erhält fast alle Trefferpunkte
Die Steine stürzen mit unnatürlich lau- Diese Maske ähnelt im Aussehen dem sofort zurück, die er durch die Maske
tem Krachen auf den Boden und geben Opal (siehe S. 21 und 25), besteht aller- verloren hat (er verliert mindestens ei-
eine größere Öffnung frei. Den Männern dings nur scheinbar aus Stein. Tatsächlich nen Trefferpunkt).
schlägt ein gräßlicher Dunst entgegen, ein handelt es sich um das versteinerte Holz Sobald die Maske herunterfällt (der 19
im wahrsten Sinne des Wortes völlig unde- eines Baumes aus den Traumlanden. Betreffende kann sie mit einem RW:
finierbarer Geruch. Mohr weicht erschrok- Die Pupillen der Augen sind kreisrun- GEx4 fangen), endet jedoch auch die
ken zurück, und den anderen Charakteren de Öffnungen , allerdings gibt es weder Schutzwirkung der Maske. Befindet sich
wird es wohl ähnlich gehen. Der Gestank Schnüre noch andere Mechanismen , die ein Charakter in diesem Augenblick
ist für einen winzigen Augenblick sogar die Maske auf dem Gesicht halten würde. noch innerhalb der Lichtsäule, benötigt
draußen im Freien wahrzunehmen, bevor Bringt jemand sein Gesicht in die er einen FW:Ausweichen, um herauszu-
er schließlich verfliegt. Jeder Charakter in Nähe der Innenseite der Maske, so schie- springen und sich so vor einer Verwand-
der Kammer, der Vorkammer oder in un- ßen unvermittelt feine , klebrige Fäden lung zu retten .
mittelbarer Nähe der Öffnung nach drau- aus dem Innern hervor (dieser Vorgang
ßen muß einen RW:KOx5 bestehen; miß- kostet den Betreffenden 0/ W6 Punkte Die drei Harddmnpen
lingt dieser Wurf, so wird dem Betreffen- geistige Stabilität), die sich auf der Haut Entzünden die Charaktere einen oder
den für mehrere Minuten übel. festsaugen und die Maske mit überra- mehrere dieser violetten Klumpen, so
Alle Beteiligten, die sich in unmittelba- schender Wucht auf das Gesicht pressen. verbreitet sich ein dichter Rauch, der je-
rer Nähe der Mauer befinden, verlieren Das Innere fühlt sich ekelhaft weich an den einschlafen läßt, der sich im gleichen
durch den Schrecken 0/ 1 Punkt gS. und paßt sich den Gesichtskonturen Raum befindet. Sobald der Klumpen ver-
Ddie beim Rettungswurf gewürfelte nahtlos an, so daß der Träger der Maske brannt ist, wird das Traumselbst der Be-
Zahl wird auch als Kraftprobe des betref- zu ersticken droht (nach den Regeln für treffenden direkt nach Ulthar versetzt.
fenden Charakters benutrt, mit dem er dem Ersticken) . Er kann problemlos durch die
MA 25 von Maj-her-peris Geist mit seinen Augenöffnungen sehen und ist, solange Ein Stein mit einem
Magiepunkten w idersteht. Jeder Charakter, er die Maske trägt, vor einer Verwand- fiinfzaekigen Stern
dessen Wurf mißlingt, bekommt ein Frag- lung durch die Lichtsäule immun. Dieser Stein erhöht die Chance, Dunkel-
ment des Bewußtseins des Priesters ab. In dem Augenblick, in dem die Maske dürre zu beschwören und zu binden, um
Mohrs Kraftprobe mißlingt auf jeden den Träger zu ersticken droht, d.h. so- 20% und sorgt dafür, daß sie, unabhän-
Fall, ebenso wie die von Mubarak, sofern bald seine Trefferpunkte unter O fallen gig von ihrer Intelligenz, jede Anweisung
würden, fällt die Maske herunter und der eines Bindenzaubers verstehen.
H.P. Loveerafts Cthulhu
pen. Der Körper ist zum Teil mumifiziert fühl, daß es sich bei dem Gestank nicht um einer Ecke die Überreste einer Halskette,
(da das Staubecken nicht ständig Wasser einen Geruch, sondern ... um eine Emoti- deren massive, goldene Glieder wunderbar
enthielt), zum Teil durch die hier herr- on gehandelt hat. verarbeitet sind. Mit einem FW:Archäologie
schende Feuchtigkeit aufgelöst (wenn das Auf manchen, etwas glatter bearbeite- findet man heraus, daß solche Ketten von
Wasser bis hierher vordrang). ten Teilen der Wände sind Hieroglyphen Hohepriestern der Bastet getragen wurden.
Weitere Informationen lassen sich nur aufgemalt, von denen sich allerdings nur Das dazu gehörende Schmuckstück wurde
herausbekommen, wenn die Leiche von wenige erhalten haben. Es wurde ganz of- jedoch offensichtlich gewaltsam aus seiner
hier fortgebracht und genauer untersucht fensichtlich wenig Wert auf eine sorgfälti- Halterung entfernt (die Getreuen rissen das
wird (siehe »Die Untersuchung«). ge Darstellung gelegt. Schmuckstück von der Kette ab und nah-
Die Wände bestehen nicht aus dem all- Mit je einem FW:Hieroglyphen lesen men es mit, bevor sie Maj-her-peri in der
gegenwärtigen dunklem Bruchstein, son- lassen sich drei der Inschriften noch müh- Gruft zurückließen).
dern aus einem helleren Material. Mit ei- sam entziffern. Vor Ort lassen sie sich in-
nem FW:Geologie kann man das Material nerhalb einer halben Stunde etwa wie
als Kalkstein identifizieren (ein RW:Idee folgt übersetzen (in Klammern ist eine ge-
Naehdem ·F nnd
Der weitere Ablauf des Abenteuers ist zu-
nächst noch vorgezeichnet, da Mohr wie
auch Mubarak sich dazu entschließen, die
Die Insehriften Artefakte möglichst schnell nach Kairo zu
Im folgenden werden die drei Inschriften in der Kammer in Hieroglyphen angege- bringen. Insbesondere bei den beiden
ben. Außer einer wörtlichen Übersetzung findet sich hier auch eine Textfassung. Im Katzenmumien sollen Vergleiche mit der
»Dossier: Ägypten« findet sich für die Spieler eine Version ohne Übersetzung. Mumie angestellt werden, die bereits 1920
im Nil gefunden wurde.
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c::,- ~~ ~~~ ~ ~~6 ö~c;;l"' Mubarak wird sofort nach Kairo zu-
rückreisen, um alle notwendigen Vorkeh-
Diener Stein weiß, du bist gefangen nicht/ wird Seele deine rungen zu treffen und den anfallenden Pa-
niemals aufsteigen pierkram zu erledigen. Ist dies einmal erle-
Hem a -at hedsch Entek em dsched-hu En Jar ba ek digt, was ungefähr zwei bis drei Tage dau-
ert, erhält Mohr eine Benachrichtigung
darüber, daß die Artefakte überführt wer-
den können.
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Obwohl einige der Charaktere zu die-
Feind deiner
sem Zeitpunkt schon von Maj-her-peris
wachen Auge Pyramide über dich. Cheops großer selbst
Geist infiziert sind, wird dieser sich zu-
Sau iret mer her ek Chufu a-a dschesef chefti ek
nächst einmal ruhig verhalten, um sich an
die neuen Körper zu gewöhnen und des-
halb vorerst noch kaum Einfluß auf die
C)r~o)~ ~~~ y~~ ~~~~!
c:;;;, /\.--1\
c::;,- 0~ Handlungen der Charaktere nehmen.
11
Der Spielleiter hat demzufolge nun etwas
Land Träume verschlossen für dich mögen Katzen dich Zeit, sich noch einmal mit den Plänen des
zerstören
Priesters vertraut zu machen, während die
Ta resuut tem enek hedsch miu tu Spieler unter sich beraten können, wie sie
weiter vorgehen möchten.
20 führt zu dem gleichen Ergebnis, wenn nauere Übersetzung angegeben, die man
man sich vorher die Verkleidung des erhält, wenn man die Inschriften kopiert
Dammes angesehen hat). Allerdings wur-
den hier kleinere Bruchstücke benutzt, of-
und sich in Kairo unter Benutzung zusätz-
licher Literatur und einem weiteren FW:
DAS WEITERE
fensichtlich Abfälle und Splitter. Hieroglyphen lesen ansieht):
Die Getreuen benutzen diesen Stein, GESCHEHEN
weil er in handlicheren Größen vorrätig Sklave des hellen Steins, eingesperrt, Die Aktivitäten der Charaktere werden im
war, im Gegensatz zu den meist sehr viel du wirst nie leben wesentlichen durch die folgenden Ab-
massiveren Bruchsteinen. (Getreuer des Weißen Opals, du bist gefan- schnitte abgedeckt. Diese beschreiben die
Die Kalksteinbrocken sind mit einem gen, deine Seele soll niemals aufsteigen) Ereignisse, wie sie sich wahrscheinlich in
einfachen, jedoch offensichtlich sehr wi- - Inschrift über dem Zugang chronologischer Folge abspielen werden.
derstandsfähigen Mörtel zusammenge- Der Spielleiter muß nur beachten, daß
Das Auge ruht aufDir,
fügt; die Wände erscheinen hier relativ sta- Maj-her-peri nur etwa zwei bis drei Tage
Chufu ist gegen Dich
bil. Mit einem RW:ldee kommt einer der braucht, bis er sich eingewöhnt hat; ab
(Das Auge der Pyramide wacht über Dich,
Charaktere darauf, daß sich wohl aus die- diesem Zeitpunkt muß darauf geachtet
sem Grund hier einige Gase angesammelt der große Cheops selbst ist Dein Feind)
werden, ob er durch eine Suggestion oder
-Inschrift an der rechten Wand
haben, die schließlich bei der Öffnung der Übernahme Gelegenheit erhält, seinen
Kammer frei wurden (ein weiterer Du träumst nicht mehr, Plan voran zu treiben (siehe den Anhang
RW:Idee wird jedoch klar machen, daß die Katzen beissen dich »Der abtrünnige Priester«).
Wände nicht so dicht sein können, denn (Das Land der Träume ist Dir verwehrt, Das Szenario verläuft ab nun weitge-
immerhin muß hier auch irgendwann mögen die Katzen Dich zerreissen) hend linear, doch hängt seine erfolgreiche
Wasser eingedrungen sein, wie man an - Inschrift an der Rückwand Bewältigung für die Spieler vor allem da-
den Flecken erkennen kann) . von ab, so viele Informationen zu sam-
Ein Charakter, dem dagegen ein RW: Suchen die Charaktere den Boden der meln wie möglich, um die von Maj-her-
MAx2 gelingt, hat das unbestimmbare Ge- Kammer ab, so findet einer von ihnen in peri geplante Verschmelzung der Traum-
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Die Gottkatze
lande mit der Wachen Welt zu verhindern. gen, die ihnen bis jetzt zu Verfügung ste- schnitten entnehmen oder anhand der
Die Charaktere können sich nun ein hen. Der Spielleiter kann entsprechende ihm bekannten Geschichte selbst Hinwei-
wenig mit den kargen Fakten beschäfti- Informationen aus den folgenden Ab- se improvisieren.
_fl
Heluanund
H.P. Loveerafts Cthulhu
Bleiben die Charaktere länger als drei Ta-
ge in der Umgebung von Heluan, so wird
ders zu spüren bekommen, denn das Heil-
bad liegt Luftlinie nur noch etwa 15 km
Umgebung Maj-her-peri aktiv und setzt seine Sugge- von der Knickpyramide auf der anderen
stion ein, um sie langsam von hier fort zu Seite des Nils entfernt.
Weitere Naehforsehu.ugen bringen, denn immerhin leidet er am Die Auskünfte der Ärzte des Heilbades,
am.Damm. stärksten unter den Auswirkungen des die sie dann nach mehreren Untersuchun-
Die Charaktere, zumindest jene, die beses- magischen Zeichens. gen erhalten, sind jedoch alles andere als
sen sind, werden sich in der Nähe des erschöpfend, und ein medizinisch ge-
Pro Tag, den ein Charakter am Damm
Dammes und vor allem in Heluan selbst schulter Charakter gewinnt schnell den
verbringt, steht ihm ein FW:Verborgenes
zunehmend unwohl fühlen und unter den Eindruck, daß offensichtlich niemand so
erkennen und ein RW:Glück zu. Gelingen
Auswirkungen des magischen Zeichens zu recht weiß, worauf ihre Beschwerden zu-
beide Würfe, so findet er auf einem Brok-
leiden beginnen, das in etwa 20 km Entfer- rückzuführen sind. Die Ärzte verschreiben
ken unterhalb der Vorkammer das Zei-
nung auf der Knickpyramide von Dahschur ein leichtes Mittel gegen Übelkeit und ver-
chen des Pharaos Cheops, ein Hinweis
eingelassen ist (Das Auge von Licht und weisen ihre Patienten an einen Arzt in Kai-
darauf, daß Cheops selbst irgendetwas mit
Dunkelheit). Es ist deshalb nicht unwahr- ro, Doktor Karmaletis.
dem Begräbnis des Priesters zu tun gehabt
scheinlich, daß sie sich irgendwann nach Mit einem FW:Rhetorik oder auch ei-
haben muß. Ansonsten bringen die Cha-
Kairo zurückziehen werden (was ohnehin nem FW:Krankheiten erkennen, mit dem
raktere keine nützlichen Informationen in
im Sinne des Szenarios wäre). sich einer der Charaktere als kompetent
der Nähe des Dammes in Erfahrung.
Natürlich können sie trotz ihrer Proble- darstellt, erfährt er, daß Karmaletis nicht
me vor Ort bleiben und weitere Nachfor- nur Physiologe sondern auch Psychologe
schungen am Damm anstellen, dies gilt Naehforsehu.ugen in Heluan ist. Es scheint fast so, als wenn die Ärzte
natürlich insbesondere für jene Charakte- Jene Charaktere, die unter den Auswir- davon ausgehen, daß die Beschwerden
re, die nicht vom Geist des Priesters infi- kungen des Auges von Licht und Dunkel- der Charaktere vorwiegend psychosoma-
ziert worden sind. heit leiden, werden dies in Heluan beson- tisch bedingt sind.
Soweit es um das Grab des Priesters
Das Auge von Lieht und Dunkelheit geht, werden die Charaktere in Heluan
kaum allzuviel herausfinden. Gelingt je-
Im Laufe der 4. Dynastie errichtete Sno- Dahschur nähern; spätestens wenn sie
weils ein FW:Archäologie (für den Mohr
fru bei Dahschur die heute so berühmte sich der Knickpyramide und damit dem
nicht zu Verfügung steht, da er mit dem
Knickpyramide. Niemand ahnt, daß auf Auge von Licht und Dunkelheit auf min-
Transport der Artefakte beschäftigt ist)
der Spitze dieses Bauwerkes ein magi- destens 10 km nähern, ist die Wirkung so
oder ein FW:Bibliotheksnutzung, erhalten
sches Zeichen eingelassen ist, von dem stark, daß jeder der betroffenen Charak-
sie folgende Hinweise:
Eingeweihte vermuten, daß Cheops tere unter Beklemmungen zu leiden be-
selbst es während seiner Regierungszeit ginnt (was ihn dann pro Tag 0/W3 Punkte • Der Sadd el-Kafara wurde gebaut, um
anbringen ließ. Im Jahre 1928 wird das geistige Stabilität kostet). Wagen sich die die Arbeiter im nahegelegenen Alabaster-
Schicksal und Nyarlathotep selbst zu- Besessenen bis auf Sichtweite an die Pyra- bruch mit Trinkwasser zu versorgen.
schlagen, um dieses mächtige Siegel zu mide heran, so erhöht sich der Sta- • Während der ersten Phase des Baues er-
vernichten, doch heute, zu dem Zeit- bilitätsverlust pro Tag auf 1/W4 Punkte. schienen Priester des Pharaos Cheops und
punkt, als dieses Abenteuer spielt, hält es Alle Beschwerden wie auch die zum Abgesandte aus dem Delta des Nils am be-
den Mythos und seine Kreaturen in 20 Teil extrem beklemmenden Gefühle sind reits gelegten Fundament und weihten es
km Umkreis um Dahschur im Bann. rein psychosomatisch bedingt und dar- mit einem besonderem Ritual, dem keiner
Obwohl das Zeichen tatsächlich über auf zurückzuführen, daß Maj-her-peris der Arbeiter vor Ort beiwohnen durfte.
bemerkenswerte Kräfte verfügt, wurde Geist im Bewußtsein der Betreffenden
seine Wirkung von den Getreuen, die den ruht. Entfernen sich die Charaktere von Diese Informationen lassen sich auch
abtrünnigen Priester verschleppten und Dahschur, so lassen die Beschwerden in Kairo selbst mit den gleichen Fertig-
einmauerten, doch überschätzt. Mag sein, rapide nach und verschwinden schließ- keitswürfen herausfinden, wenn die Cha-
daß die Felswände in der Nähe des Dam- lieh vollständig. raktere hier nicht erfolgreich sind.
mes oder seine große Entfernung die Aus- Maj-her-peri hat guten Grund, die Cha-
strahlung des Auges beeinträchtigten, raktere z.B. durch Suggestionen so weit
Maj-her-peris Geist wurde jedenfalls nicht wie möglich von diesem Ort wegzulok- Der Transport
durch das Auge auf der Pyramide vernich- ken, denn wann immer ein Charakter sich Der Transport der Artefakte gestaltet sich
tet, wenn es ihn auch davon abhielt, aus dem Auge von Licht und Dunkelheit nä- nicht allzu problematisch. Sie werden vor
seinem Kerker zu entkommen. hert, wird auch das Bewußtsein des Prie- Ort von Mohr sorgfältig in Kisten verpackt
Obwohl die Magie des Auges nicht sters der magischen Ausstrahlung ausge- und dann mit einem Lastwagen nach
vollständig zur Wirkung kommt, werden setzt. Diese Ausstrahlung kann so intensiv Heluan gebracht. Von dort aus werden sie
die Besessenen sich außerordentlich un- sein, daß er gezwungen ist, einen Beses- dann per Bahn nach Kairo verschickt.
wohl fühlen, wenn sie sich in einem Um- senen endgültig frei zu geben. Um zu be- Mohr, der den Transport überwacht, mar-
kreis von 20 km um die Knickpyramide stimmen, ob dies tatsächlich geschieht, kiert alle Kisten mit dem Schriftzug »Kairo -
aufhalten. Dieses Unwohlsein steigert setzt man das MA des Priesters (den An- Deutsches Institut für ägyptische Alter-
sieh im Laufe der Zeit bis zu gelegentli- teil, der dem Besessenen zugeteilt ist) ge- tumskunde - Mohr« . . . und vergißt dabei
chen Kopfschmerzen, Schwindelanfällen gen die aufsummierte Anzahl von Stabili- aufgrund einer Suggestion Maj-her-peris
und zeitweisen Bewußtseinsstörungen. tätspunkten, die der Betroffene durch das die beiden Kisten mit den Katzenmumien!
Halten sich die Besessenen am Staudamm Auge von Licht und Dunkelheit verloren Die Angestellten der Bahngesellschaft
im Wadi Geraui auf, so sind die Sympto- hat. Mißlingt dem Geist diese Kraftprobe, verladen, wie angewiesen, alle markierten
me eher schwach ausgebildet, während muß er den Charakter frei geben. Hierbei Kisten (damit bleiben die Behälter mit den
sie sich in Heluan intensivieren (da das verteilt er das hierdurch frei werdende Katzenmumien jedoch im Lagerhaus des
Heilbad näher bei Dahschur liegt). MA allerdings auf die anderen Besesse- Bahnhofs zurück). Es hängt im wesentli-
Der Zustand der Betroffenen ver- nen (deren Chance, sich von dem Geist chen von den Charakteren ab, wann die-
schlechtert sich rapide, wenn sie sich zu befreien, damit rapide verschlechtert).
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Die Gottkatze
ses Mißgeschick bemerkt wird (spätestens Charaktere dazu zu benutzen, die Mumien Die anderen beiden Klumpen legt er wie-
wenn Mohr in Kairo mit den Untersuchun- zu vernichten (er ahnt, daß sie ihm eventu- der in den Krug zurück. Sollten die Charak-
gen beginnt, wird ihm oder auch Mubarak ell gefährlich werden können), ist er sich tere entsprechendes Interesse zeigen, so
auffallen, daß die beiden Kisten fehlen). zu diesem Zeitpunkt seiner Kräfte noch überläßt Mohr ihnen gerne einen der bei-
nicht sicher genug, um eine hierzu not- den restlichen Klumpen zur Untersuchung.
wendige Übernahme zu versuchen.
liairo Die Kisten stehen noch immer völlig Die.Maske
Aus verschiedenen Gründen dürfte Kairo unversehrt im Lagerhaus des Bahnhofs Die Untersuchung der Maske kann, wenn
die erste Station der Charaktere sein, zum bereit. Fragen die Charaktere bei den An- jemand es wagen sollte, sie aufzusetzen,
einen, weil dort die Artefakte aus dem gestellten nach, bemerken diese nur belei- zu einem Desaster führen, wie man an der
Staudamm gelagert und untersucht wer- digt, sie hätten alle markierten Kisten ver- Beschreibung des Artefaktes erkennen
den, weil dort im ägyptischen Museum ein laden, Professor Mohr muß vergessen ha- kann. Ansonsten lassen sich auch bei einer
näheren Untersuchung keinerlei entschei-
dende Informationen über diesen Gegen-
stand herausfinden. Sie besteht aus einem
völlig unbekannten Holz, das eigenarti-
gerweise versteinert wirkt. Ein FW:Bota-
nik macht schnell klar, daß dieses Holz
von einem den Forschern völlig unbe-
kannten Baum stammen muß. Mit einem
FW:Traumwissen könnte einer der Cha-
raktere allerdings darauf kommen, daß die
betreffende Baumart eventuell nur in den
Traumlanden wächst.
Betrachtet man sich das Gesicht der
Maske näher, so verfällt einer der Charak-
tere auf die Vermutung, daß es sich um das
Portrait eines Gottes namens Hypnos han-
deln könnte, sofern ihm ein FW:Cthulhu-
Mythos oder ein FW:Traumwissen gelingt.
AUF DEM Al
wissen, daß sie am richtigen Ort sind, denn es sind keine weiteren Daten zu diesem
hier, ausgebreitet auf einem weichen Laken Zauber erforderlich, da dem Opfer ohne-
aus rotem Samt, ruhen majestätisch jene Aus den Bemerkungen Tooolas wie auch hin keine Kraftprobe zusteht, um sich zu
Flöten, mit deren Hilfe sie zu Bastet gelan- anderer Bewohner Thraas läßt sich un- wehren); einem Spielleiter, der Zugang
gen werden - doch die Flöten aus dunklem, schwer entnehmen, daß man in der Stadt zum Abenteuerfolio HP. Lovecrafts
polierten Holz haben ihren Preis. allgemein davon ausgeht, daß die Charak- Traumlande hat, stehen natürlich noch
tere, ähnlich wie ihre Vorgänger, den Ai andere Zauber zu Verfügung, doch wie
Mit einem FW:Rhetorik können die
gesagt, sollen diese nicht unbedingt tödli-
Charaktere die Flöten für das Silberarm-
che Folgen zeigen.
band kaufen, das sie eventuell von Tooola
erhalten haben. Ansonsten lächelt der
Priester und gibt sich damit zufrieden, daß
einer von ihnen eine Nacht im Tempel der
Der Trm■mte1Dpel
Selbsterkenntnis verbringt. der Gottkatze
Ein Charakter, der sich hierzu bereit er- Haben sich die Charaktere keine Mühe
klärt, wird vom Priester zu einem weißge- gegeben, das Ritual zumindest ansatzwei-
kalkten Dom geführt. Das Innere ist mit se durchzuführen, so treiben sie langsam
wunderbaren blauen Kacheln gefließt, an Kadatheron vorbei hinaus auf die Ce-
und von der Decke hängt eine goldene renäische See und bleiben dort solange,
Lampe, in der ein ewiges Licht flackert. bis sie von selbst erwachen.
Der Charakter steht unter dem weiten, Haben sie sich bemüht, das Ritual
dunkelblauen Dom; für einen Augenblick durchzuführen, so steht jedem Charakter,
glaubt er sich auf einen fernen Planeten der sich entsprechend äußert, ein FW:Ver-
versetzt, unter einem nächtlichen, sternen- borgenes erkennen zu. Gelingt der Wurf,
blitzenden Himmel, allein, alleine mit sich, so glaubt er für einen Augenblick, ein rie-
denn der Priester schließt die Tür-die-es- siges Tier zu sehen, das sich auf vier Bei-
niemals-wieder-geben-wird. nen durch die dichte Vegetation auf der
Niemand kann sagen, welche Visionen rechten Uferseite bewegt. Ein zweiter er-
sich dem Charakter im Innern des Doms folgreicher FW: Verborgenes erkennen
bieten werden, doch der Weg der Selbster- führt auf der anderen Uferseite zur glei-
kenntnis ist hart, und in dieser Nacht sind hinunterreisen werden. Wie es Sitte ist chen Beobachtung. Die Wesen verschwin-
32 es die Ängste, die ihn heimsuchen wer- überläßt man ihnen hierfür gerne zwei den jedoch schon bald voraus, ohne daß
den, seine tiefsten und unausprechlich- oder drei der wunderbaren Flußboote mit man erkennen könnte, um was es sich ge-
sten Ängste, mit denen er alleine sein wird den grünen Dreieckssegeln. handelt haben könnte .
- er oder sie verliert 1/W6 Punkte geistige Die Charaktere werden im Laufe ihrer Wenig später bricht die Dunkelheit
Stabilität und erhält die gleiche Anzahl an Reise den Fluß hinunter an zwei Dörfern über den klaren Wassern des Ai herein,
Cthulhu-Mythos hinzu. vorüberkommen, das eher schlichte Fi- und die Boote der Charaktere gleiten laut-
Sollte sich keiner der Charaktere frei- scherdorf Galaatheis und das abweisende los über eine unnatürlich spiegelglatte Flä-
willig zu dieser Nacht bereit erklären, so Golagon-Thol (dessen Bewohner sich an- che in eine andere Welt. Gleichzeitig er-
deutet der Priester auf Gsini-Eled, und der geblich ausschließlich aus Nachfahren je- wachen soviele Charaktere (und ver-
Spielleiter wird wissen, was diese Frau im ner Menschen zusammensetzen, die einst schwinden damit aus den Traumlanden),
Tempel der Selbsterkenntnis erblicken aus dem untergegangenem Sarnath entflo- daß sich genausoviele Männer in den Boo-
wird. Sie selbst ist allerdings ahnungslos, hen sind, bevor jene schicksalshafte Nacht ten befinden wie Frauen. Sollten alle Mit-
und obwohl sie nicht besonders mutig ist, anbrach, in der die Stadt unterging). glieder der Gruppe das gleiche Geschlecht
wird sie diese Nacht auf sich nehmen - mit Unternehmen die Charaktere zumin- haben, so träumt jedoch mindestens ein
verheerenden Folgen. dest den Versuch, sich an das Ritual der Charakter (nach Wahl des Spielleiters)
Entschließt skh tatsächlich keiner der Bastet zu halten, d .h . gehen sie bei den be- weiter, während alle anderen erwachen.
Charaktere dazu, anstelle von Gsini-Eled treffenden Dörfern an Land, verspotten Unvermittelt sinken die Boote unter
zu gehen, so verliert sie im Tempel der »ihre« Frauen die Bewohner jener Dörfer den Füßen der restlichen Träumer nach
Selbsterkenntnis 6 Punkte geistige Stabili- oder treiben allerlei Unfug und, vor allen unten, und dort, wo noch vor kurzem eine
tät, als sie sich alleingelassen einer geifern- Dingen, spielen die Männer auf ihren Flö- Wasserfläche war, ertreckt sich nun glat-
den Horde von Ratten gegenübersieht. ten oder versuchen sie es zumindest, so ter, schwarzer Marmor; wo am Ufer einen
Durch den Alptraumeffekt, den dieser Sta- kann man davon ausgehen, daß Bastet Augenblick zuvor noch große Farne wog-
bilitätsverlust zur Folge hat, wird sich Gsi- Gnade walten läßt und die Priester emp- ten, wachsen nun düstere Mauern empor.
ni-Eled selbst in eine Ratte verwandeln fangen wird (siehe »Der Traumtempel der Den Träumern bietet sich eine eigenar-
und sich unter Umständen an den Charak- Gottkatze«) . tige Szene:
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Die Gottkatw
Es ist still. Die Wände des düsteren Raumes dunkelgrünen Augen und schwarzen Museumsdirektion). Ein Charakter, der die
verengen sich nach oben, sie bestehen aus Handschuhen, die ihr weit über die Elle- Geste verstanden hat, weiß auch, wo und
einem dunklen Stein mit roten, quarzarti-
gen Einschlüssen, die wie offene Wunden
wirken . Irgendwo über der Köpfen scheint
es eine Öffnung zu geben, aus der eine
Säule aus Licht herunterschießt, direkt auf
eine Statue aus weißem Marmor herab, die
nichts anderes darstellt als einen mit Lor-
beer bekränzten Jüngling ...
-Die Falle
41_
H.P. Loveerafts Cthulhu
r
sehen, wie ehemals noch weiß getünchte
~
Fassaden graurissig sich am nächsten Tage
zeigen, wie fein gearbeitete Skulpturen
sich vor ihren Augen in staubigen Sand
•
verwandeln, wie steinerne Brüstungen
1~~ (e] 00
zerbröckelnd vor ihnen herniederbre-
~~
chen. Am deutlichsten ist der Verfall je-
iil doch dort zu bemerken, wo die Grabun-
gen begonnen haben.
Wer über logisches Kombinationsver-
mögen verfügt, wird sehr schnell feststel-
len, daß der Zerfall wie Wundbrand von
der ehemaligen Kapelle auszugehen
:,
scheint. Viele Anwohner berichten zudem
:t~~~~~ von einem seltsamen buckligen Alten, der
:·*!~t~:~~ schemenhaft im diffusen Nachtlicht hin
und wieder in den fauligen Fensteröffnun-
~\1~ gen der aufgegebenen Kapelle erscheint.
Leider beherrschen die recht einfachen
Menschen der Umgegend nur wenige
Brocken Französisch. Wer also nicht zu-
AbuMufta mindest die arabische Sprache beherrscht,
dörfern, die hofften, in der großen Stadt wird wenig von den Geschichten mitbe-
kenherrschern die Verwaltung bildeten
ihr Glück zu machen und nun hier stran- kommen, die sich einige der älteren An-
und erst unter dem europäischen Einfluß
deten. Sollten sich neugierige Touristen in wohner über jenen König erzählen, der
entmachtet wurden. So ist es sicherlich
dieses Gebiet verirren, so ist die Wahr- nicht verwunderlich, daß sich gerade auch
ewig leben wollte und dabei den Ränke- 55
spielen Thots anheim fiel.
scheinlichkeit eines Raubüberfalls sehr unter den jungen Kopten viele befinden,
hoch. die sich enthusiastisch der ägyptischen Ägypten, über die Jahrtausende hin-
Südlich von al-Fustat, östlich der Bahn- nationalen Erneuerung angeschlossen ha- weg immer schon ein Land hoher Religio-
geleise und der St. George Station gelegen, ben und es nicht gerne sehen werden, sität, war nicht nur fruchtbarer Boden für
drängeln sich an engen Gassen im Schat- wenn Fremde aus Europa in den ver- die ersten frühchristlichen Gemeinden, es
ten der Umfassungsmauern der ehemali- schwiegenen Winkeln der koptischen war auch Schauplatz heftiger Christenver-
gen römischen Garnisonsfeste Babylon Siedlung herumstöbern. folgungen. So ist es nicht verwunderlich,
die Häuser des Koptenviertels Kasr esch Wie den Gebäuden in anderen Teilen daß auch in Kairo die ersten Christen unter
Scham'a aneinander. Nur wenige Gebäu- der ägyptischen Weltstadt auch ist den al- die Erde gingen. Alle frühen Kapellen wie
de wurden hier seit der Herrschaft der Eu- ten Gemäuern anzusehen, daß ihre glanz- Abu Mufta wurden in den Ruinen aus
ropäer errichtet, und nur wenige Ägypten- vollen, ruhmreichen Tage lange vorbei Trümmern griechisch-römischer Befesti-
reisende verirren sich in dieses Viertel. sind. Täglich kommen aus den trocknen, gungswerke errichtet. Fünf Kapellen sind
Zunächst scheint es sich wenig von an- armen Landesteilen verzweifelte Menschen es alleine in den alten Mauern der römi-
deren orientalischen Altstadtvierteln Kai- auf der Suche nach Arbeit und Glück in die schen Garnisonsfeste Babylon. Von ihnen
ros zu unterscheiden. Aufmerksamen Be- riesige Millionenstadt, was schon in dieser geriet einzig Al Mufta in Vergessenheit.
suchern wird jedoch recht bald auffallen, Zeit zu überbelegten, stickigen Bruchbu- Über zersplitterte, sich in die Tiefe
daß selbst die schlichteren Wohnhäuser den und akutem Wohnungsmangel führte . schraubende ausgetretene Stufen gelangen
aus besseren Materialien errichtet und Zudem betrachten die Nachfahren der al- Suchende in die Kellergewölbe der Fe-
großzügiger angelegt wurden als ver- ten Ägypter ihr mohammedanisches Erbe stung. Die eigentliche Kapelle ist dreischif-
gleichbare Bauten in anderen Vierteln. eher geringschätzig, während die europäi- fig, mit einem erhöhten Querschiff und mit
Ungewöhnlich viele Kupfer- und Silber- sche Welt ihr Augenmerk von jeher nur auf Emporen über den Seitenschiffen. überein-
schmiede bieten auf den Basaren und in die alte Hochkultur gerichtet hat. Nur weni- ander getürmte Säulenreihen trennen das
Kellerlokalen ihre Waren an. Auch hier ge arabische Prachtbauten werden instand- Mittelschiff von den Seitenschiffen. Doch
werden oberflächliche Betrachter keine gehalten, der Rest aber wird dem Verfall strahlt die Architektur nicht die Ruhe und
H.P. Loveerafts Cthulhu
Harmonie aus, die die Abenteurer vielleicht den Wänden und den Figuren ziehen sich Tabernakel stand. Sie stellt einen an das
von europäischen Gotteshäusern gewohnt die schlammigen Spuren der Hochwasser Kreuz geschlagenen, in nicht näher zu fas-
sind. Die Ursache dafür können die archäo- dahin. Fachleute werden sehr schnell er- sender Weise mißgestalteten Christus dar,
logisch Erfahrenen sehr schnell entdecken. kennen, daß hier eine mühevolle und der sich über die Menschen erhebt und von
die Kapelle wurde von ihren Erbauern ein- schwierige Ausgrabungsarbeit stattgefun- seinem Hinrichtungsort aus den sich grau-
fach aus Trümmerstücken verschiedener den hat. Sie können aber ebenso erken- sam kasteienden Menschen einen Schlüssel
Epochen und Zeiten zusammengestellt. nen, daß diese sehr sorgfältig und verant- herunterreicht, während über seinem Kopf
Römische Säulen sind da auf griechische wortungsbewußt durchgeführt wurde. ein vielarmiger, stilisierter Mond thront und
gesetzt, ägyptische, zerbrochene Wandre- Von den Haupträumen führen Stufen ein Pavian auf seiner rechten Schulter sitzt.
liefs grenzen unmittelbar an die Reste eines zum Allerheiligsten und zwei Seitenkapel- Die Figur war einst farbenprächtig an-
römischen Mosaiks, vor mehr als einem len hinauf. Ursprünglich trennten getäfelte gemalt, doch ist von der ursprünglichen
Jahrtausend notdürftig zusammengestük- und reich verzierte, elfenbeingeschmückte Bemalung nichts mehr vorhanden. Doch
kelt, verputzt und mit Freskenbildern Heili- Holzschranken das Allerheiligste von den was hier übrigblieb, dürfte manch einen
ger dekoriert. Gilsenan und seine Mann- übrigen Räumen ab, doch nunmehr sind Betrachter beunruhigen. Noch mehr aller-
schaft entfernten diese Bilder, um so die auch davon nur noch Überreste geblieben. dings belastet die düstere, beklemmende
gefundenen Bruchstücke näher zu untersu- Was vorhanden war, liegt sorgfältig sortiert Atmosphäre der Räume die Besucher. Sie
chen und zu katalogisieren. und numeriert in einer Ecke des ehemali- fühlen sich sehr schnell ungeheuer müde,
Ursprünglich besaß die Kirche drei Ein- gen Heiligtums. Die Abenteurer können je- so als spürten sie den Wind vergehender
gänge, die in die Vorhalle führten. Irgend- doch sehr schnell feststellen, daß die Jahrtausende, und sie glauben, das mor-
wann wurden sie einmal vermauert. Die schwersten Schäden nicht vom Wasser schende Gestein unter dem Angriff der
dreifach gegliederte Halle war der Platz stammen. Alle Bilder Heiliger wurden zer- Jahre brechen zu hören. Schockiert dürf-
der Katechumenen. Von den übrigen Räu- stört, indem die Augen zerkratzt und die ten die Archäologen unter den Besuchern
men trennten sie kunstfertig geschnitzte Bilder überpinselt wurden. Alles, was ehe- sein. Am Grad ihres Verfalls gemessen,
Gitter. Wie alle anderen ebenfalls nicht mals aus Elfenbein bestand, stahlen Plün- müßten die Fundgegenstände über 10.000
aus Stein gefertigten Dinge vermoderten derer. Doch bei genauer, aufmerksamer Jahre alt sein, was aber auf keinen Fall zu-
sie in den seit Jahrhunderten immer wie- Suche werden sie eine kleine Figur finden, treffen kann, da erwiesenermaßen diese
derkehrenden Fluten des Nils. überall an die zu einer Gruppe gehörte, die auf dem Kapelle erst im Jahre 232 n.Chr. entstand.
Im Inneren von Abu Mufta Zwei Treppen führen aus den Seitenka-
pellen hinab in den ältesten Teil der Kir-
che, einen kleinen gewölbten dreischiffi-
gen Betraum mit alten Marmorsäulen.
Dort im Mittelschiff findet man einen Altar
in der Form altchristlicher Grabnischen. In
der Mitte des Raumes wurden die Boden-
platten sorgfältig entfernt und eine qua-
dratische Öffnung freigelegt. Leuchten die
Abenteurer in die dunkle Tiefe, sehen sie
darunter einen weiteren gewölbten Raum
wesentlich älteren Ursprungs. Dies ist der
Teil jenes Tempels, den Amenophis IV. für
Baketkvachyl errichtete und wo man Qua-
chil Uttaus verehrte. Hier befand sich das
56 dunkle Herz des Heiligtums, in dem sich
der Avatar des Gottes manifestierte und
wo ihm menschliche Opfer dargebracht
wurden. Doch die Amunpriester späterer
Pharaonen und die Wasser des Nils be-
sorgten das Werk der Zerstörung so
gründlich, daß es keinerlei Hinweise mehr
gibt, wozu dieser Raum einstmals gehörte
und welchen Zwecken er gedient haben
könnte. Er ist halb von ehemals hineinge-
spültem Schlamm erfüllt und nicht betret-
bar. Geologen werden sich darüber wun-
dern, daß der Schlamm, der in dieser ab-
geschiedenen unterirdischen Kammer
auch jetzt noch feucht sein müßte, bis auf
wenige großflächige, rissige Fladen zu-
sammengebackenen Schlamms zu trocke-
nem Staub zerfallen ist. Die Archäologen
können herausfinden, daß dieser Raum
niemals Bestandteil des koptischen oder
römischen Bauwerks war und zu einem
Gebäude gehörte, das zu Zeiten Echna-
tons errichtet wurde. Damit ist es ein Relikt
aus den unmittelbar auf die Hyksos-Herr-
schaft folgenden Jahren.
- - - - - - - - - - - - - - - - A u s dem Staub der Zeiten
Bei ihrem ersten Besuch werden sich die kreativen und energischen Menschen. Er
Abenteurer ohnehin wenig mit diesem Iv. selbst verschwendet keinen Gedanken
Raum beschäftigen können, werden sie mehr an den Streit und versteht nur nicht
doch ganz unter dem Eindruck dessen ste- VON ALTEN warum Gilsenan seit Tagen nicht mehr i~
hen, was sie in dieser dem Schlamm entris- Museum aufgetaucht ist. Wird er nach den
senen Krypta erleben. Denn hier stehen in PALÄSTEN AUS Ursachen der Streites befragt, erzählt er
einer Ecke Arbeitstische in einem rechten den Charakteren von dem Siegelstein, den
Winkel zusammen, der eine überhäuft mit
GLORREICHEN Gilsenan gefunden und den er, Morkos
Fundgegenständen, der andere bedeckt
mit allerlei kleinem Handwerkszeug, eini-
ZEITEN Simaika, an das ägyptische Museum abge-
geben hat. Dies ist nicht nur ein auch Gil-
gen Notizblöcken, Zeichnungen und an- Ein nationaler Schwärmer, sein verkann- senan bekannter alltäglicher Vorgang,
deren Dingen. Dahinter, teils unbenutzt tes Museum und Relikte verflossener Liebe. Morkos Pascha betrachtet es auch jetzt
zusammengeklappt an die Wand gelehnt, noch als einzige Möglichkeit, wertvolle
Nicht weit entfernt von der Ausgrabungs-
stehen Feldlagerstühle. Im Halbdunkel Altertümer seinem Volk zu erhalten. In der
stätte, in den Räumen einer ehemaligen
der nur spärlich aus dem engen Zutritt Folge wird er sich dann heftig über den
Kirche, die el-Mu'allaka, die »auf Säulen
erleuchteten Gruft sehen die Besucher im indirekten Kunstraub durch europäische
ruhende• genannt wird, liegt das •Museum
Schein ihrer Taschenlampen dann den Archäologen beklagen und damit dann
für koptische Altertümer«. In seinem a-
Umriß eines hageren, gebeugten Mannes immer weiter von den Fragen der Besu-
men begann Gilsenan die Ausgrabungen.
über den Tisch gelehnt sitzen. Er reagiert cher abkommen.
Es ist ein noch kleines und wenig bekann-
nicht auf ihre Fragen, sondern sitzt wie le- Gehen die Besucher dann noch kurz
tes Museum, das von seinem derzeitigen
send an dem Arbeitsplatz, vor sich ein Ma- durch das Museum, treffen sie auf Hanna
Direktor erst vor wenigen Jahren gegrün-
nuskript aus Papyrusblättern. Im Kegel der Schenuda, die Konservatorin. Ihre Aus-
det wurde. Dieser indessen, Morkos
Taschenlampen bleibt der europäisch ge- künfte sind schon wesentlich hilfreicher.
Pascha Simaika, ist wesentlich bekannter
kleidete Mann im leichten Sommeranzug Bemerkt sie, wenn sich die Besucher von
und berühmter als sein Museum. Er gehör-
regungslos sitzen. Tritt dann einer der Be- ihr das Museum zeigen lassen, aufrichtiges
te zu den kairoer Intellektuellen, die die
sucher näher und berührt ihn, sinkt dieser Interesse an den ausgestellten Stücken,
Petition auf ägyptische Selbstverwaltung
langsam in sich zusammen, immer mehr wird sie stolz erzählen, wie das Museum
während des ersten Weltkrieges mit unter-
zu Staub zerfallend. Dies erfaßt wie in ei- an die wertvollen Funde kam.
schrieben haben. 1919 gehörte er mit zu
nem Schneeballeffekt alle Dinge, die in Neben Kirchengerät mit griechischen
den Führern des Aufstandes gegen die bri-
dem Raum zu sehen sind. Das spärliche Inschriften und wunderschön gemalten
tische Besatzungsmacht. Nunmehr ist er
Licht wird von dem aufwirbelnden Staub koptischen Bibeln sind da auf Holz gepin-
seit diesem Jahr Abgeordneter der Wafd-
verschluckt. Bevor das Licht völlig erstickt selte Heiligenbilder und allerlei Zierrat zu
Partei im Parlament.
wird von den scharf riechenden, bitter bewundern, der aus aufgegebenen alten
Obwohl er von der ägyptischen Alter-
nach verlorenen Jahrhunderten schmek- Wohnhäusern stammt. Sie zeigt ihnen
tumsbehörde unterstützt wird und dort
kenden Wolken, haben diejenigen, die dann auch noch einige alte Handschriften
insbesondere Mehon Bahari und Selim
sich aufgrund ihrer robusten atur nicht in aus der Zeit der alexandrinischen christli-
Kuwali, den stellvertretende Direktor der
Hustenkrämpfen winden, die flüchtige Vi- chen Schule. Sie erfahren von der antiken
Altertümerverwaltung, zu seinen Freun-
sion eines skelettierten, in Binden gewik- »Buchfabrik« des Origines und hören zum
den zählt, finanziert er sein Museum den-
kelten Kindes, das von irgendwo her auf ersten Mal von dessen Schreiber Carnama-
noch vorwiegend aus eigenen Mitteln. Er
sie herniederblickt. gos. Fragen die Helden nach der Herkunft
tut dies, um das nationale Gefühl seiner
Es wird für die Charaktere nicht weiter all dieser Dinge, müssen sie durch psycho-
Landsleute zu stärken, und er tut es, weil
schwer sein, herauszufinden, wer dieser logisches Geschick und mit ein wenig rhe-
er weiß, wie verächtlich gerade die Briten
geheimnisvolle Mann gewesen ist. Nicht
auf Leute wie ihn herabschauen. Für die torischem Vermögen nachhelfen. Dann 57
zuletzt Morkos Pascha Simaika, der Direk- erfahren sie, daß der Leiter des Museums
deutschen Besucher ist er, für den ein Eu-
tor des Museums koptischer Altertümer, die alten Kulturschätze nicht Plünderern
ropäer sich kaum von einem anderen Eu-
wird ihn anhand der Beschreibungen als und Kunstschmugglern überlassen wollte.
ropäer unterscheidet, daher nur sehr
Jean Hureau identifizieren, den Mitarbeiter Aus diesem Grund arbeitet das Museum
schwer erreichbar und kaum zugänglich.
Gilsenans. Obwohl der französische Ar- mit einigen Leuten aus der Halbwelt zu-
Sollten die Abenteurer bereits Bekannt-
chäologe nun seit Tagen spurlos ver- sammen. Außerdem wisse kaum jemand,
schaften in wissenschaftlichen Kreisen ge-
schwunden ist, wird jedoch niemand den so führt sie aus, wie viele derartiger kopti-
schlossen haben, bevor sie sich an ihn
Geschichten der Abenteurer Glauben scher und islamischer Wohnbauten es in
wenden, müssen sie trotzdem immer noch
schenken, zumal sie keinerlei Beweise vor- Kairo überhaupt noch gebe, da die mei-
ziemliches Glück haben, wenn sie ihn an-
legen können. Kehren sie irgendwann an sten von ihnen nicht als erhaltenswert gel-
treffen wollen. Er ist ein vielseitig enga-
die Grabungsstelle zurück, finden sie dort ten und in Vergessenheit geraten sind.
gierter Mann, der in der Tat nur sehr wenig
nur längliche, flache Staubhügel, in denen
Zeit hat. Hanna, eine energische, aparte Frau
sich Spuren kleiner Kinderfüße zeigen. Die
Sitzen sie ihm dann jedoch gegenüber, dunkelhaarigen Typs in den Dreißigern,
Recherchen werden allerdings erweisen,
wird er Gilsenan als einen äußerst sorgfäl- wird, wenn unter ihren Besuchern jemand
daß Hureau auch nach dem offiziellen Stop
tigen, engagierten Archäologen beschrei- ist, den sie attraktiv findet, ihre Besucher
der Grabung immer wieder zur Fundstelle
ben, der nur hin und wieder etwas zu hitz- dann zu einem koptischen Essen einladen
zurückkehrte und von den Wächtern hin
köpfig ist und sich zu leicht in eine Sache wollen. ehmen die deutschen Besucher
und wieder gesehen wurde, wie er zu ver-
verrennt. Ohne die Mitarbeit Gilsenans diese an, erfahren sie noch weitaus Inter-
schiedenen Tageszeiten die Kapelle betrat.
wäre sein Museum nicht annähernd auf essanteres. Dann erzählt sie, wie die Mitar-
dem derzeitigen Stand, wird er weiterhin beiter des Museums sich nicht nur auf Leu-
urteilen. te aus dem Zwielicht verließen, sondern
Auf die heftigen Streitereien angespro- auch selbst ständig auf der Suche in den
chen, befindet er diese für eine alltägliche vergessenen Winkeln der alten Kairoer
Angelegenheit zwischen zwei impulsiven, Viertel seien. Ungewöhnlich erfolgreich
H.P. Loveerafts Cthulhu
wäre Gilsenan in dieser Arbeit gewesen, ken, und sei es auch nur aus den Winkeln
führt sie aus. Man benötigt ein wenig psy- V. menschlicher Phantasie.
chologisches Gespür, um zu erkennen, Die für das koptische Museum arbei-
daß sie Gilsenan näher gestanden hat und EIN HAUCH VON tenden Wissenschaftler haben wie die
meisten Europäer ihr Domizil in den neu-
ihn wahrscheinlich immer noch liebt.
Bringt jemand das Gespräch direkt auf FINSTERNIS zeitlichen Uferstädten, was für eine Selbst-
Gilsenan, erfährt er, daß der Franzose das verständlichkeit gehalten wird. Suchen die
Von billigen Büchern, staubigen Wohnun-
Projekt selbst vorschlug und daß er die Abenteurer nun die Wohnungen der an
gen und dem Tode eines Archäologen in
Hinweise dazu in Büchern fand , die er auf der Ausgrabung Beteiligten auf, werden
der Neustadt.
dem Basar der Buchhändler in der Nähe sie sehr schnell spüren, wie die glänzende
der Moschee el-Azar erworben oder im Oberfläche der Stadt langsam zerbröckelt,
Dies Kapitel beschreibt Plätze und Situatio-
arabischen Museum gelesen hat. Sie weiß so , als würden Jahre an dem glänzenden
nen, auf die die Charaktere auf ihren Er-
auch von einer etwas geheimnisvollen Bild der Metropole nagen.
kundigungen stoßen werden. Der Spiellei-
Kontaktperson zur Unterwelt, die sich ter sollte dabei im Auge behalten, daß die Michel Gilsenans Wohnung wurde , wie
Yousuf el-Alfi nennt und Gilsenan auf die Spieler in Gilsenan weitgehend einen die seiner Kollegen, mittlerweile von un-
Kapelle aufmerksam gemacht hat. Hanna Kämpfer gegen den Mythos und in el-Alfi erkannt gebliebenen Einbrechern aufge-
selbst hat ihn allerdings noch niemals zu den eigentlichen Gegner sehen sollten. Das brochen und durchwühlt. Dies waren Mit-
Gesicht bekommen. dem nicht so ist, wird die mögliche Überra- glieder jener Kultisten, wie sie in der Ein-
Auch die Charaktere werden zunächst schung des Finales. El-Alfi, die Inkarnation leitung beschrieben werden. Sie waren in
ins Leere stoßen, da es diesen Mann nicht Nyarlathoteps, aber bleibt nicht mehr als jeder der Wohnungen auf der Suche nach
gibt. Er ist eine Inkarnation Nyarlathoteps. die Spur einer nicht greifbaren Macht. wichtigen Informationen über Quachil Ut-
Wenn unter den Abenteurern jedoch Per- taus und ebenso auch auf der Suche nach
sonen sind, die schon etwas Mythoswis- dem Verbleib des Michel Gilsenan. Doch
sen besitzen, und diese bei ihren Recher- Die Neustadt letztlich blieben ihre Versuche ohne Er-
chen Glück haben, kann es später sein, folg . Wie vergeblich, liegt erneut im Er-
Wäre es nicht zuweilen erstickend heiß
daß sie auf Beschreibungen stoßen, die in und würde nicht der Wüstenwind wehen, messen des Spielleiters und seinem Inter-
der Person des el-Alfi den Schwarzen Pha- esse an derartigen Nebenhandlungen.
wären die Straßen nicht palmenumsäumt
rao erkennen lassen. Wie Gilsenan findet und die europäischen Müßiggänger, weiß- Vorstellbar wäre auch nur die Feststellung,
auch Hanna die mythologische Vorstel- gekleidet und Tropenhelm bewehrt, in allen drei für die Charaktere interessan-
lungswelt der alten Ägypter faszinierend schwitzend zuhauf in den Straßen zu se- ten Wohnungen sei eingebrochen wor-
und völkerübergreifend, was sie nach wie hen, wären die verschachtelten, verwin- den. Denkbar wäre auch, daß jene Kultan-
vor in Erstaunen versetzt. Sie erwähnt da- kelten Fassaden nicht krude Mischungen hänger ihrerseits das verdächtige Interesse
bei den Gott Thot. Gilsenan selbst aber, so europäischer und osmanischer Bauge- der deutschen Besucher an Gilsenan be-
glaubt sie, habe zuletzt zu sehr an die schichte, könnte jeder glauben, er befände merken und von nun an die Abenteurer
Wahrhaftigkeit gewisser alten Mythen ge- sich in einem jener parkdurchwobenen auf ihren Wegen beschatten, ohne jedoch
glaubt. Lachend wird sie den Besuchern reichen Stadtviertel der europäischen einzugreifen.
von gewissen alten Wesenheiten erzählen, Gründerjahre, wie sie in den reicheren Möglicherweise überraschen die Besu-
Dämonen, die angeblich von frühen Teilen Londons, in Paris oder sogar in Ber- cher sogar die Einbrecher in den dämmri-
Amun-Priestern gebannt wurden und nun lin zu finden waren. gen, warmen Abendstunden bei ihren Ver-
noch an den Ufern des Nils schlafen sol- Nichts ist geblieben in den Ladenfluch- suchen, in die Wohnungen einzudringen,
len. Sie gibt dann zu , daß sie mittlerweile ten des sich in europäischen Händen be- doch nur, um sich in dem Gestrüpp poli-
mit dem Franzosen gebrochen habe , weil findenden Geschäftsviertel Ismailija von zeilicher Bürokratie ergebnislos zu ver-
58 der sie aus der Wohnung warf und ihr den buntgewebten Bildern aus Licht und stricken. Wie auch immer sie eingesetzt
mangelnde Unterstützung vorwarf. Sie Schatten, von Reichtum und elender Ar- werden, die Kultisten sollten in dieser Ge-
selbst hat Gilsenan auch seit mehreren mut der alten Innenstadtviertel. Alle briti- schichte nie direkt als wichtige Hand-
Tagen nicht mehr gesehen. schen und französischen Modehäuser ha- lungsträger in Erscheinung treten. Sie sind
Das weitere Geschick Hanna Schenu- ben hier ihre Filialen. Was teuer und chic als atmosphärisches Element gedacht, als
das hängt weitgehend davon ab, wie sich ist, finden die Müßiggänger in den Ge- Möglichkeit, den Spielern selbst das Wir-
die recherchierende Gruppe verhält. Blei- schäften der Levantiner. Jede große Bank ken beängstigender, weil anonymer und
ben deren Ermittlungen in den nächsten tätigt hier ihre Geschäfte, und das Finanz- ungreifbarer Mächte vor Augen zu führen .
Tagen erfolglos, oder beginnt die Gruppe wesen steht hoch im Ansehen der europäi- Michel Gilsenans Wohnung wird auch
gar nicht erst mit den Nachforschungen, schen Kolonialherren, höher sogar noch nach einem Einbruch von einer ältlichen,
wird die Frau in einem jener Unfälle um- als das Militär. mütterlichen Dame instand und peinlich
kommen, wie sie Gilsenan heraufzube- Im »Shepheard's«trifft sich der amerika- sauber gehalten, so daß hier wenig über
schwören versteht. Wird er nicht durch die nische und europäische Finanzadel und den Verbleib Gilsenans und seine vorheri-
Gruppe abgelenkt, erinnert sich dieser hinterläßt in dem berühmten Gästebuch gen Aktivitäten zu erfahren ist. Wie eine
Mann unweigerlich an sie, so wie er sich seine Widmungen für spätere Generatio- Furie wacht Fatmah Khafaghi über den
an alle anderen früheren Freunde erinnert nen. Die Einheimischen jedoch, jene, die untadeligen Ruf des Archäologen und
hat, was , wie schon gezeigt, jene nicht nicht von den Europäern leben, wohnen rechtfertigt ihn so aggressiv, daß Besucher
überleben. Im anderen Falle aber ist er auf hier schon lange nicht mehr. So wären hie- mit psychologischem Gespür sehr schnell
die Gruppe aufmerksam geworden und sige Tage und Nächte nicht viel mehr als bemerken können, daß auch ihr die Ver-
will erst den Pakt mit Uttaus zustande brin- Tage in einer beliebigen südlichen Stadt, änderungen in Gilsenans Wesen nicht ver-
gen, ehe er sich weiterer vermeintlicher wäre da nicht eine Spur von Dunkelheit borgen geblieben sind.
Feinde entledigt. und Mysterium unter der glänzenden Erneut bedarf es psychologischen Ge-
Oberfläche überall und ständig zu spüren, spürs und einer gewissen Rhetorik, um die
bereit, plötzlich und unvermutet hervor- starre Haltung der älteren Dame aufzubre-
zubrechen aus den heimlichen Verstek- chen und in die Wohnung eingelassen zu
- - - - - - - - - - - - - - - - Aus dem Staub der Zeiten
werden. Sieht sie in den Besuchern mit- scheidendes über Jean Hureau beitragen. An einem kühl-windigen Vormittag trifft er
fühlende Freunde, wird sie sich vielleicht Sie wird ihnen nur mitteilen können, daß sich schließlich mit den Abenteurern vor
erweichen lassen, ihnen die Notizen und dieser große Stücke von Gilsenan hielt, sich dem überladenen, alten islamischen Bau-
Aufzeichnungen Gilsenans, unter denen in der Arbeit äußerst engagierte und von ten nachempfundenen Museum aus dem
sich auch das Tagebuch befindet, auszu- dem Stop der Ausgrabungen sichtlich mit- Jahre 1890. Er wirkt etwas geistesabwe-
händigen. genommen war. Auch weiß sie zu berich- send und in sich gekehrt, als er sich seine
Aus ihnen erfahren die Charaktere ten, daß der Archäologe bis in tiefe Nacht- Wege durch die überfüllten Straßen mit
zwar Hintergründe über den Siegelstein stunden hinein sich auch nach dem Stop ihren drängelnden Menschen sucht, wäh-
und erste Dinge über das Wirken des Ut- der Ausgrabungen an der Grabungsstelle rend der Verkehr aus rauchenden Auto-
taus, können jedoch nicht erkennen, daß aufhielt, um, wie er sagte, gewissen Einfäl- mobilen und alten Ochsenkarren sich
der Franzose selbst zum Anhänger jenes len nachzugehen. Doch da Hureau recht durch die enge Gasse schiebt. Er ist so mit
Wesens wurde. Alle Aufzeichnungen wei- schreibfaul war und sich allenfalls nur per- den Dingen beschäftigt, derentwegen er
sen ihn als einen verantwortungsbewuß- sönliche Stichworte über seine Vermutun- auch willens war, sich mit den ihm unbe-
ten Mann aus, der eher zufällig auf die gen und Gedanken notierte, können die kannten Deutschen zu treffen, daß er nicht
Dinge des Mythos stieß, zunächst faszi- Charaktere mit seinen Aufzeichnungen auf den schiebenden Verkehr achtet. Erst
niert und dann mehr und mehr von Panik herzlich wenig anfangen. Wenn die Aben- Rufe eines erschrockenen Kutschers und
erfüllt war, als er die Tragweite seiner Ent- teurer allerdings in ihren Gesprächen ge- das Rumpeln eines außer Kontrolle gerate-
deckungen erkennen mußte. Doch kön- schickt vorgehen und durch ihre Seriosität nen Fuhrwerks schrecken ihn auf. Von sei-
nen die Helden immerhin den Aufzeich- die Offizierswitwe namens Alina für sich ner Angst hypnotisiert, bleibt er gelähmt
nungen auch entnehmen, daß Gilsenan eingenommen haben, werden sie erfahren, stehen, und auch die Charaktere haben
selbst für den Einbruch im Museum ver- daß diese sich in den letzten Tagen und das Gefühl, nicht mehr viel machen zu
antwortlich war und daß er tatsächlich Wochen erhebliche Sorgen gemacht hat, können. Doch im letzten Moment kann
Kontakte zur Unterwelt aufrecht hielt. Sie da Hureau nach jedem seiner nächtlichen der ägyptische Kutscher den Wagen noch
erhalten Hinweise auf den mysteriösen el- Besuche müder und älter gewirkt habe und zur Seite lenken.
Alfi und finden eine Liste von Buchhänd- seine Beschäftigung wohl sehr energiever- Sichtlich verwirrt, starrt Hanafi auf die
lern auf dem orientalischen Bücherbasar zehrend gewesen sei. Bei geschicktem Szenerie des Unfalls, hört ein weinendes
der Innenstadt vor. Nachfragen stellt sich dann heraus, daß Kind, dessen Mutter blutend und regungs-
Seine überraschende Bereitschaft, sich Hureau innerhalb weniger Wochen um los unter den Rädern liegt, und wendet
in die Illegalität zu begeben, und der Zeit- Jahre gealtert sein muß. sich dann an die Helden, um irgend etwas
punkt seines Verschwindens kann Aben- Belangloses zu sagen. Die Deutschen sind
teurer mit logischen Kombinationsvermö- Dr. Hassan Hanafi besitzt eine kleine
indessen von jenem unwirklichen Gefühl
gen darauf bringen, daß hier das lichte Villa in den europäischen Vororten Kairos.
erfaßt, daß sie auch erfüllte, als der Spieler
Bild des Archäologen einige dunkle Flek- Bei den ersten Versuchen der Charaktere
Gordon Waterfield unter den Trümmern
ken aufweist. Seiner Haushälterin erzählte werden sie jedoch wenig Erfolg haben.
des Kronleuchters begraben wurde.
Gilsenan indessen seinerzeit, er habe nach Die junge ägyptische, des Englischen und
Französischen kaum mächtige Hausange- Sie wissen, daß noch nicht alles vorbei
all dem Ärger mit den verschiedenen Kai-
stellte, die ihnen die Tür öffnet, wird sie an ist, sehen sich aber wie zuvor nur als Zu-
roer Stellen eine längere Erholung in der
die ägyptische Universität verweisen und schauer am Rande eines Geschehens, das
Einsamkeit der Wüste nötig, um der deka-
ihnen empfehlen, sich beim dortigen Se- sie nicht beeinflussen können. Hanafi be-
denten Großstadt zu entkommen.
kretariat einen Termin geben zu lassen, da grüßt sie, noch verwirrt, ohne weiteres als
Gordon Wate rfields Ehefrau, eine es zu den eisernen Regeln Hanafis gehöre, verwandte Seelen und will mit ihnen in
unscheinbare maushafte, kleine Frau, Berufs- und Arbeitsleben strikt voneinan- das Foyer des Museums gehen, als wieder
wird die Besucher zwar höflich unter Be- der zu trennen. so etwas wie ein Zeitsprung entsteht. Die
achtung aller Etikette empfangen, nicht Rufen die deutschen Besucher in der Abenteurer haben das Gefühl, etwas ließe 59
aber ihre Abwehr aufgeben, was neugieri- Universität an, erfahren sie, daß der ge- das vorhergehende Geschehen in den Be-
ge Fragen über Gordon und ihr Verhältnis sundheitliche Zustand Dr Hanafis keine reich der Unwahrscheinlichkeit zu-
zusätzlichen neuen Termine zulasse. Ver- rückgleiten, während sich über ihnen ein
zu ihm anbelangt. Die Charaktere können
immerhin spüren, daß sein Tod und die suchen die Abenteurer nun, gewaltsam in langes Mäanderband mit den stilisierten
das Haus einzudringen, werden sie erneut Darstellungen orientalischer Dämonen
mögliche Durchsuchung seiner Arbeits-
räume ihr herzlich gleichgültig ist und sie Bekanntschaft mit der ägyptischen Polizei langsam zerbröckelnd auflöst und in ei-
machen, und Dr. Hanafi wird überdies in nem schweren Steinhagel auf die Straße
den Unglücksfall zwar als Mord betrachtet,
der kurzen Lebensspanne, die ihm noch herniederprasselt. Mit Geschick und
doch ihn einem eifersüchtigen Nebenbuh-
bleibt, jegliches Gespräch mit den Deut- Glück können es die Deutschen vielleicht
ler oder einer sitzengelassenen Geliebten
schen verweigern. Gelingt es ihnen, mit verhindern, daß sie selbst von den Steinen
zuschreibt, sie selbst, so deutet sie an, hät-
te ihn in ihren Gedanken schon tausend- Charme, Überredung und ein wenig rheto- W8 Punkte Schaden erleiden. Hanafi in-
fach umgebracht. rischem Vermögen die junge Hausange- dessen liegt erschlagen vor ihren Füßen,
stellte dazu zu bewegen, die Telephon- während von dem Fuhrwerksunfall nichts
Jean Hureau lebt zur Untermiete bei nummer der Charaktere mit einer kurzen mehr zu bemerken ist. Wieder haben die-
der Witwe eines in der Kolonialarmee die- Notiz an Dr. Hanafi weiterzugeben, wird jenigen mit scharfem Beobachtungsver-
nenden Majors, und die redselige, etwas dieser einen Tag später anrufen, vorsichtig mögen und entsprechend hoher Intuition
vereinsamte Frau, heimlich auf der Suche in Erfahrung bringen wollen, wie kompe- das Gefühl, eine ihnen sehr vertraute Per-
nach einem Bräutigam, den sie mit ihren 40 tent seine Gesprächspartner sind und was son könnte unter der unbeteiligten, er-
Jahren noch leicht zu finden hofft, wird die sie über die antiken ägyptischen Fundstük- schrocken-neugierigen Menge sich ver-
Helden bewirten, ihnen ständig ihre Mei- ke in der koptischen Kapelle wissen. Kön- steckt halten. Doch dieses indessen bleibt
nung zu allen möglichen Themen damali- nen sie den Ägypter zufriedenstellen, ver- nicht viel mehr als eine vage Ahnung.
ger Weltpolitik darlegen und einem schö- einbart er mit ihnen einen Treffpunkt vor Auch wenn Dr. Hanafi den Charakteren
nen Mann vielleicht auch ganz offensichtli- dem arabischen Museum, in dem er etwas entscheidend weiterhelfen könnte, so
che Avancen machen, jedoch nichts Ent- nachzuschlagen hat, wie er andeutet. bleiben ihnen seine Informationen nach
H.P. Loveerafts Cthulhu
diesen Entwicklungen verborgen. Seine spürt, die von diesen abstoßenden Enthül- sie, wie in diesen Breitengraden jede neue
Familie weiß nichts von seiner Arbeit und lungen ausgegangen sei. Er wird auch Kultur aus der vorherigen unter der Ver-
ist zu sehr mit ihrem Verlust und den an- ganz deutlich vermuten, daß der Franzose wendung deren Überreste hervorging und
stehenden Trauerfeierlichkeiten beschäf- diesen Verlockungen durchaus erlegen von daher die Wurzeln vieler Dinge in
tigt, während die Polizeivertreter dies alles sein könnte. weiter Vorzeit zu suchen sind. Da die kop-
als einfachen Unfall abtun. Bevor er sie dann verabschiedet, wird tische Geschichte auch zum Teil die der
Wenn sich die Abenteurer anfangs je- er sie auf die koptischen Wüstenkloster, Mohammedaner in Ägypten ist, erfahren
doch nicht durch die harsche Abfuhr ab- das arabische Museum und noch einmal sie darüber etwas. Wesentlich wichtiger
schrecken lassen und die ägyptische Uni- auf den Bücherbasar hinweisen. noch dürften Hinweise über die Geschich-
versität aufsuchen, dann mit Fachkollegen te der Mamelukenherrscher sein.
Kontakte aufnehmen oder sich einfach in
dem Sekretariat des Ägyptologen nieder-
Das arabisehe Nur wenn sie sich gut in der Bibliothek
zurechtfinden können und mehr als ein-
lassen und androhen, nicht zu gehen, ehe Museum mal besuchen, stoßen sie auf die Ge-
sie nicht Hanafi gesprochen haben, wenn Im südöstlichen Stadtviertel Kairos liegt das schichte der el-Alfis. Zu ihrem Erstaunen
also ihr rhetorisches und ihr Überredungs- arabische Museum, welches hauptsächlich werden sie feststellen, daß diese Familie
geschick Früchte trägt, wird ihnen Dr. Ha- eine vorzügliche Quelle der Informationen seit mehr als hundert Jahren als ausgestor-
nafi sehr schnell einen Termin einräumen. für die Abenteurern darstellen sollte. Wie ben gilt, da ihre letzten Mitglieder im Laufe
Ihnen sitzt dann ein bebrillter, glatzköpfi-
ger, ständig die Augenbrauen zusammen-
kneifender Mann gegenüber, dessen Per-
Ein in demotiseher Sehrift abgefaßter Te~
sönlichkeit und mögliche Rechthaberei
den ganzen Raum ausfüllt.
eirea 1-500 vor Christi
Besucher mit psychologischem Gespür ( ... ) es war einmal, daß Ägyptenland großen seiner Majestät trugen Blumen,
werden aber seine innere Unsicherheit er- im Unheil lag. Damals gab es keinen gebinde in die Tempel des Sonnengot,
kennen, eine Erschütterung, die diesen Herrn als König. Es begab sich nämlich, tes Re, Harachte ( ... )
Prinzipienreiter etwas aus der Bahn ge- daß König Kamose nur in der südlichen
worfen haben. Auf die Grabung und die Aus einem anderen, in demotischer
Stadt Herrscher war, während der Fürst
Kapelle angesprochen, kommt er sehr Schrift gehaltenem Manuskript etwas
Apophis in Auaris saß und das ganze späteren Datums:
schnell auf einige Dinge aus der Hyksos-
Land mit seinen Abgaben zinste. König
zeit zu sprechen, auf Echnaton und seine
syrische Nebenfrau Baketkvachyl, die Sän- Apophis setzte sich Seth zum Herrn, ( ... ) aber sie, die nicht aus dem Ägyp,
gerin des Uttaus. Von ihm erfahren die und zu seinem schrecklichen Gehilfen tenland stammte, fühlte sich verlassen
Deutschen, daß an dieser Stelle ursprüng- machte er Quachil Uttaus, den Zertre, und einsam, und ihre Träume von
lich ein dem Hyksos-Dämon geweihter ter des Staubes, den er mitgebracht hat, Macht erfüllten sich nicht. So wandte
Tempel lag. Er wird ihnen dann von dem te aus seiner fernen Heimat. Beiden sie sich den Dingen zu, die verboten
Talatat Puzzle erzählen. baute er Tempel, und er diente nur ih, waren, seit Kamose den falschen Pharao
1902 fand man Zehntausende von nen, so daß ihm ewiges Leben gewährt in seiner dunklen Stadt Auaris besiegte,
Sandsteinbruchstücken, die von dem wurde, aber andere Männer samt ihren nannte sich Basket,Kvaychul und er,
größten Echnaton-Tempel stammten, der, Palästen zu Staub zerfielen. Täglich richtete erneut einen Tempel jenem
als die Änderungen dieses königlichen
brachte er Seth sein Opfer dar, und die zeitlosen Dämon ...
Revolutionärs rückgängig gemacht wur-
den, abgebrochen und als Füllung neuer
60 Tempelwände und Türen verwandt wur- im koptischen Museum finden die Besu- der Pogrome im Jahre 1811 umgebracht
de. Die ursprünglichen Wände waren mit cher in den weitläufigen, etwas kalten Räu- wurden, als Mohammed Ali 480 Mamelu-
Reliefs verziert worden, die eine Reihe von men hauptsächlich Dinge, die aus den zer- ken hinrichten ließ. Im übrigen genießt sie
Ägyptologen bislang erfolglos zu rekon- fallenden Palästen und Kaufmannshäusern in den alten Schriften den Ruf einer Verrä-
struieren versucht hatten. der Innenstadt gerettet wurden. Kommen terfamilie. Sie gilt als Nachkommenschaft
Dr. Hanafi gelang diese Rekonstrukti- die Besucher mit dem dortigen Konserva- eines mohammedanischen Judas, der den
on, doch zeigte das von ihm zusammenge- tor Husein Raschid ins Gespräch, erfahren Propheten selbst verriet, damit allerdings
setzte Bild nicht wie erwartet eine Szene sie, daß es für die kleineren, mit wenig fi- erfolglos blieb. Um die Erinnerung zu til-
mit dem Gotte Aton. Statt dessen stellte es nanziellen Mitteln ausgestatteten Museen gen, wurde sein Name offiziell aus der mo-
ein greisenhaftes Kind dar, wie es von ei- durchaus üblich ist, die späteren Ausstel- hammedanischen Geschichte gestrichen.
nem nach allen Seiten ausgreifenden lungsstücke sich auch auf halb illegalem Die Besucher aus Deutschland müssen
Mond auf einem Lichtstrahl zur Erde her- Weg zu beschaffen. Der Befragte weiß sich allerdings nicht nur in der Bibliothek
untergleitet. Dr. Hanafi zeigt den Besu- auch, daß sich das koptische Museum zurechtfinden, sie müssen auch Glück ha-
chern eine Zeichnung dieser Rekonstruk- ebenfalls dieser Praktiken bedient. ben, um in diesem Zusammenhang auf
tion, und selbst auf dieser Rekonstruktion Im ersten Stock des Gebäudes befindet das »Haus des Gamal ed din ez Zahabi« zu
wirkt das Relief unharmonisch, bösartig sich die umfangreiche Bibliothek. kommen, das Haus einer alten Kauf-
und von gewissen finsteren Dingen erfüllt. Finden die Abenteurer hier auch die auf mannsfamilie, die Geschäftsverbindungen
In dem Gespräch mit seinen Besuchern dieser Seite abgedruckten Buchauszüge nach Innerasien und nach Indien aufrecht
erzählt er ihnen, daß auch Michel Gilsenan und darüber hinaus vielleicht das eine hielt und hin und wieder schwarzmagi-
von diesen Dingen Kenntnis gehabt hätte, oder andere zusätzliche Mythosbuch, so scher Experimente verdächtigt wurde.
die er aus alten Büchern erwarb, gefunden bietet die Sammlung ihnen noch zusätz- Auch diese Familie ist ausgestorben,
auf dem Bücherbasar der Innenstadt. Er lich hilfreiche Informationen. Was sie in- und ihr verlassenes, völlig zerfallenes Patri-
sei auch selbst von Gilsenan mit diesen haltlich dort finden, kann den verschiede- zierhaus dient dem Uttaus-Anhänger Gil-
Dingen vertraut gemacht worden und ha- nen Hintergrundbeschreibungen des An- senan als Unterschlupf. Doch sollten die
be die schreckliche Verlockung selbst ge- hangs entnommen werden. Hier erfahren Abenteurer letztere Information auf keinen
- - - - - - - - - - - - - - - - Aus dem Staub der Zeiten
Fall an diesem Platz erhalten. Begeben sie über ihre Buchbestände. In den meisten über Dinge, die nicht für Menschen be-
sich auf die Suche nach den Stammhäusern Fällen muß ihr Gedächtnis ausreichen. stimmt waren. Obwohl ihn der ~pielleiter
beider Familien, finden sie dort, wo der Manche von ihnen haben Buchbestände, bei Bedarf als weiteres Mitglied des sich
Palast der el-Alfis stand, ein neues, moder- die vor Jahrzehnten neu waren, aber seit einmischenden Kultes verwenden kann,
nes Bürohaus vor, während den Standort dutzenden von Jahren nicht wieder aufge- spielt er in der aktuellen Geschichte den-
des Zahabi-Palastes niemand mehr kennt. stockt oder erneuert wurden. noch keine bedeutende Rolle.
Mag dies auch ein idealer Platz sein, um Seine Zeit ist noch nicht gekommen,
Informationen zu bekommen, so ist es für und geduldig wie ein sattes Reptil wartet
Der Basar die deutschen Besucher nicht so ohne er. Bezahlt man ihn, bekommt man die
derBüeher weiteres möglich, Kontakte in diesem entsprechenden Leistungen, gleich, wer
Schmelzofen aus Orient und neuzeitlichen man ist und wofür man es braucht. Von
Einer der ursprünglichsten Stadteile Kairos
abendländischen Ideen zu knüpfen. Soll- ihm erfahren dann die Helden nicht nur,
liegt genau im Herzen der Stadt. Das Chan
ten sie Orientalisten sein und arabisch daß Gilsenan im Laufe der Zeit zum Die-
el-Chalili besteht im wesentlichen aus einer
sprechen, werden sie keine Probleme ha- ner des Quachil Uttaus wurde und was er
einzigen, sich endlos durch die Altstadt-
ben. Auch könnte ihnen die Glücksgöttin sich davon versprach. Sie erfahren von
schluchten dahinwindenden Straße, von
gewogen sein, und Mitarbeiter der ver- den Bibliotheken in den Wüstenklöstern,
der auf den ersten Blick sich wahllos verä-
schiedenen Museen, die von den Deut- in denen die letzten Abschriften des »Ver-
stelnde kleine Nebengassen abzweigen
schen erfahren haben, treffen die Charak- mächtnisses von Carnamagos« liegen.
und sich in den Hinterhöfen der mittelalter-
tere zufällig auf dem Basar. Stolz, den Aus- Auch kann er ihnen die Abschriften aus
lichen Bauten verlieren. Ist es in diesen
ländern das wirkliche Kairo zu zeigen, dem Necronomicon (zu finden unter den
überfüllten, von Gerüchen und Lärm erstik-
weitab von touristischen Pfaden, werden Texten des Anhangs) verkaufen, welches
kenden Gassenschluchten ohnehin schon
diese entfernten Bekannten dann die Be- er dann extra für sie bindet. Obwohl er
heiß und meist halbdämmrig, wird das Son-
sucher einführen. genau weiß, wo sich Gilsenan aufhält, teilt
nenlicht noch weiter abgehalten von den
Sind die Abenteurer jedoch auf sich er dies den der Gruppe ebensowenig mit
unzähligen Ständen kleiner Händler, die
selbst gestellt, müssen sie erfolgreich um wje sein Wissen, in welchem der veriasse-
sich neben und vor den ansässigen Laden-
Bücher geschachert haben und durch ihre nen Klöster die alten Manuskripte zu fin-
lokalen postiert haben und so das Durch-
rhetorischen Fähigkeiten aufgefallen sein, den sind. Auch wird er umgehend Gilsen-
kommen beinahe unmöglich machen.
um von einigen der gelehrten Händler als an die Nachricht verkaufen, daß einige
Was für europäische Augen nicht viel
ihresgleichen angenommen und mit wei- deutsche Touristen ihm auf der Spur sind
mehr als undurchdringliches Chaos zu
teren bekannt gemacht zu werden. und von den Hintergründen wissen. Doch
sein scheint, stellt sich bei näherem Be-
als ihm der französische Archäologe die
trachten als lebendige, gegliederte Ord- Haben die Besucher allerdings die
Bezahlung verweigert und ihn bedroht,
nung einer Jahrhunderte alten Kultur her- Kontakte geknüpft, werden sie sehr
wird er über seine Kontaktpersonen den
aus. Teppich-, Schuh- und Messingbasare schnell feststellen, daß hier in dieser Welt
Charakteren den Aufenthaltsort des fran-
sind genau voneinander getrennt und lie- der orientalische Mystizismus selbstver-
zösischen Archäologen nennen. Dies ge-
gen in der Nähe der alten Karawansereien, ständlich und noch höchst lebendig ist.
schieht allerdings auch erst, wenn die
die in damaligen Zeiten die entsprechen- Fragen sie nach Gilsenan, erfahren sie,
Gruppe von dem gefährlichen Wüstenritt
den Waren und Händler aus fremden Or- daß dieser regelmäßiger Besucher des Ba-
zurückgekehrt ist. Abenteurern mit psy-
ten aufgenommen hatten. In der Nähe der sars war und von einigen der islamischen
chologischem Gespür werden die We-
alten islamischen Universität und zentra- Gelehrten nur als der schwarze Ägypter
sensart dieses Mannes schnell erkennen.
lem religiösem Mittelpunkt Kairos, der bezeichnet wird. An diesem Platz gelehr-
Moschee el Azhar, liegt der Basar der ten Austausches und traditionsverwurzel-
ter Verbindung von Mystizismus und Wis-
Buchhändler. Die meisten unter ihnen
sind islamische Gelehrte und Intellektuel- senschaft sind auch die obskuren, finste-
EinBaba 61.
le, die damit alten Traditionen folgen oder, ren Erzählungen über die älteren Götter der Kopten
ursprünglich europäisch erzogen, bewußt und ihre Diener bei einzelnen, deutlich Obwohl die Gruppe anhand von Karten
sich auf diesem Markt niederließen, um so gemiedenen Gelehrten wohlbekannt. Fra- einfach in die Wüste aufbrechen könnte,
Verbindung zu ihren nationalen Wurzeln gen die Charaktere nach ihnen, wird man um die Ruinen der dortigen Wüstenklöster
zu suchen. Der Basar ist damit einer der sie dennoch ohne Einwände zu ihnen zu suchen, werden sie sehr schnell fest-
zentralen Mittelpunkte der Kairoer Intel- bringen. Von diesen meist älteren, recht stellen, daß niemand außerhalb der kopti-
lektuellen und eines der Zentren, von de- verschlossenen Männern ist zu erfahren, schen Kirche weiß, wo die uralten Biblio-
nen die nationale Erneuerung ausging. daß der verrückte Europäer einem uralten theken abgeblieben sind. Auch heißt es,
Alte und neue Bücher werden hier bunt Dämon zu Diensten sei und daß er auch nicht alle der die Einsamkeit gewöhnten
durcheinander gewürfelt angeboten, und zu diesem Zeitpunkt noch immer wieder Mönche hätten die Klöster verlassen und
einheitliche Preise gibt es nicht. Sie werden auf dem Markt gesehen werde. würden nun eifersüchtig über die geheilig-
nach Gutdünken festgesetzt. Die Bücher Unter den islamischen Buchhändler- ten Orte wachen. Das ließe ratsam erschei-
liegen schichtweise übereinander, in Leder Gelehrten ist jedoch nur einer, der tatsäch- nen, sich die offizielle Erlaubnis der Kir-
oder Pappe gebunden. Nur die wertvolle- lich hohes Mythoswissen besitzt und der chengewaltigen einzuholen. Kairoer Be-
ren Bände stecken in Schubern aus rotge- Gilsenan seinerzeit auch das Testament kannte, welche die deutschen Besucher
färbten Schafsleder. An anderen Stellen sta- des Carnamagos verkauft hat. Naguib zu diesem Zeitpunkt besitzen sollten, kön-
peln sich die ungebundenen, gedruckten Mahfouz, kahlköpfig, von der Sonne nen der Gruppe einen Empfang bei dem
Bögen, und der Buchbinder setzt sich an schwarzgebrannt und bis auf die Knochen derzeitigen Baba, Gregor Demetrius, be-
die Arbeit, sobald er sich mit seinem Kun- abgemagert, wirkt mehr wie ein nur noch schaffen. Der Kirchenherr hat ihnen einen
den handelseinig geworden ist. Wieder von Haut und Sehnen überzogenes Skelett Empfang am nächsten Sonntag, unmittel-
woanders sitzen vergreiste Muslime und und gibt sein Alter mit 150 Jahren an. Seine bar nach dem Gottesdienst, eingeräumt.
pinseln wie in uralten Zeiten ihre Werke beunruhigende Erscheinung wird noch Demetrius wird ihnen als konservativer,
auf das dicke, handgeschöpfte Papier. Die verstärkt durch strahlend helle, kristallgrü- doktrinärer Mann beschrieben. Um ihn
Händler besitzen nur hin und wieder Listen ne Augen, die erfüllt sind von dem Wissen den eigenen Wünschen gegenüber ge-
H.P. Loveerafts Cthulhu
neigter zu machen, wird der Gruppe daher henden Stunden müssen stehend ver- zeitig erahnen können, wie sie sich in den
empfohlen, an einem von den Gottesdien- bracht werden. folgenden Minuten zu verhalten haben.
sten des Kirchenfürsten teilzunehmen. Oben auf der Empore thront ein Chor Von dem Besuch deutscher Wissen-
Das Darb el-Wasa ist eine weitere Vor- ägyptischer Knaben unter der Leitung des schaftler und Journalisten geehrt, lädt Gre-
stadt Kairos und schon von verschlafener, koptischen Schuldirektors, während nahe- gor Demetrius die Gruppe zu einem Mittag-
ländlicher Idylle. In den Straßen mit den zu die ganze Zeit über die Gemeinde Ge- essen in seine Wohnung ein, wo sie von
jahrhundertealten Lehmbauten findet man bete und Evangelien teils in koptischer, der schüchternen Ehefrau wortlos bedient
nur hin und wieder einen aus Ziegeln und teils in arabischer Sprache rezitiert. Doch werden. Die Einrichtung der Wohnung
Beton errichteten Neubau. So werden die in den kurzen Pausen und während der gleicht dem Äußeren des Bungalows und
Besucher über die dreischiffige Basilika der Rezitationen des Priesters unterhalten sich ließe auf einen liberalen Freigeist schlie-
Kopten höchst überrascht sein, ist sie doch die umstehenden koptischen Gläubigen ßen, wäre nicht Gregor Demetrius ein au-
wie die umliegenden Wohn- und Schulge- recht ungezwungen über teils sehr weltli- ßerordentlich beschränkter, kleingeistiger
bäude erst vor wenigen Jahren errichtet che Dinge. und auch abergläubischer Mann, dessen
worden und von jener sachlichen, gefälli- Nach einiger Zeit tritt der Priester, ein europäisches Gebahren nur brüchige Fas-
gen Eleganz, wie sie viele neue Bauten in Räucherbecken mit brennendem Weih- sade ist. Wer von seinem psychologischen
Europa prägt. Doch schon der Gottesdienst rauch schwingend, unter die Gemeinde Gespür im Stich gelassen wird, bemerkt
in den die drückende Hitze abhaltenden und spricht seinen Segen über sie. Dann dies nicht und wird es möglicherweise an
gerundeten Hallen der Basilika zeigt den beginnen die Männer, ihre Schuhe auszu- nötigem Taktgefühl missen lassen.
deutschen Besuchern, daß sie sich hier in ziehen, und der Baba der Kopten wäscht Sollte die Gruppe stracks auf ihr Ziel
einer fremden Kultur aufhalten. seinen Gemeindemitgliedern die Füße. losgehen, nach alten Büchern oder gar
Nur sehr entfernt gleicht der koptische Sollten sich die deutschen Besucher vor- nach Carnamagos selbst fragen, wird der
Gottesdienst dem katholischen. Während her nicht über die Gepflogenheiten eines Patriarch ängstlich abblocken und die Be-
der dreistündigen Feier bleiben die Frauen koptischen Gottesdienstes informiert ha- sucher hinauskomplimentieren. Ge-
strikt von den Männern hinter verzierten, ben, ist hier reichlich Gelegenheit, unan- schickte Rhetorik und Überredungsgabe,
hölzernen Wänden getrennt, und die sich genehm aufzufallen, sofern sie nicht durch auch vorgetäuschtes Interesse an der kop-
für Europäer ungewohnt lang dahinzie- ihr feines Beobachtungsvermögen recht- tischen Geschichte läßt Demetrius indes-
sen von der christlichen Frühzeit, der da-
Ein koptischer Mönch maligen Glaubensfestigkeit und natürlich
von der alexandrischen wissenschaftli-
chen Schule schwärmen. Fragt die Gruppe
dann nach den alten Handschriften, nennt
er ihnen vier Klöster im Wadi an Natrum,
einem salzigen Wüstengebiet im Westen
Kairos. Er gibt ihnen ein Schreiben in alt-
griechischer Schrift an Hani Falchouri, den
in den Klöstern zurückgelassenen Verwal-
ter, und entläßt die Charaktere mit christli-
chem Segen.
VI.
62
UND IN
SANDVERWEIITEN
RUINEN DER Ton
Ein einsamer Wächter über tausendjährige
Schriften, strapaziöse Wüstenritte abseits
der Weltstadt und Diener aus alten Zeiten.
Zauber: Alle, die mit dem Leben, dem Tod, Attacke Schaden Verlust an gS: Der Anblick eines Sandbe-
Waffe
der Zeit und dem Altern zu tun haben, sowie Bisse 35% 2W6 & Blutverlust wohners kostet 0/W6 Stabilitätspunkte.
viele weitere. Klaue 35% 2W6
darstellen. Der Spielleiter sollte, wie in
Verlust an gS: Der Anblick von Quachil Ut- Bewegungsrate: Fliegend bewegen sich Hitchcocks »Die Vögel«, zwar Unmengen
taus kostet W6/ W20 Stabilitätspunkte. Byakhee mit einer Rate von 80. dieser Kreaturen erscheinen lassen, die di-
Fertigkeiten: Horchen 50%, Verborgenes rekte Bedrohung aber sehr klein halten.
Die spindelig hageren Arme mit ihren knö-
erkennen 50%
chern verwachsenen Fingern streckten sich
gierig nach ihm! Beine und Füße des so Verlust an gS: Der Anblick eines Byakhee
zwergenhaften Tods waren vereint wie kostet 1/W6 Stabilitätspunkte.
durch Mumienbinden, nicht fähig des
kleinsten Schritts. Aufrecht und starr war Werte. Wie im Text erwähnt, ziehen sich
das Horrorgebilde herniedergeschossen. « die Wesen sehr schnell zurück, wenn sie
70
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Corpus Horribilis m
Corpus Horribllis
Worin weitere Dokumente des Schreckens die ägyptische Finsternis
erhellen und mehr unsägliches Grauen ans Licht tritt.
De~ Spielleiter mag diese zusätzliechn Texte zu »Schlangentänzer«,
»Die Gottkatze« und »Aus dem Staub der Zeit« nach
eigenem Ermessen verwenden oder ignorieren.
..
Gruppe ausschließlich in den Wüstenklö- langjähriger Lehrer. Sie war ehrgeizig, ge-
decke Träume vom Tod:
stern erreichbar sein, damit also erst im lehrt und nur eine unter 200 Nebenfrauen.
Wer machte sie zur Priesterin und führte
fortgeschrittenen Stadium des Spiels einge-
sie auf die Spuren jenes unglaublichen
--
führt werden.
(Dieser Text entstand unter Verwen- äußeren Gottes, der da Quachil Uttaus ge-
dung der Originalpassagen von C.A . Smith nannt wurde? Wer erwähnte ihr gegen-
in •Der Zertreter des Staubes«) über die Vorzüge der Unsterblichkeit? Ich,
der ich ihr berichten konnte aus unzähli-
gen Jahrhunderten. Wer machte den eben-
H.P. Loveerafts Cthulhu
so ehrgeizigen und klugen, doch gleich- Nun trage ihn ständig bei dir, diesen Talis- lerhaft sein können (durch einen Wl00
zeitig naiven jungen König auf die Vorzü- man, und wenn du dein auserwähltes Op- wird ermittelt, wie hoch die Erfolgschance
ge dieser Frau aufmerksam, wer bestätigte fer erspähst, rufe: »Quachil Uttaus, seltre eines dieser Sprüche ist): Siegel der Isis,
ihn in seiner Abscheu vor der Macht der ka bes moqui a T'el«. Dann zertrete deinen Verzaubere Flöte und Austreibung. Alle
Priester? Ich, der langjährige Berater und kleinen Gegenstand am Boden, und du drei werden im Rollenspiel beschrieben.
Feldherr gegen die Hyksos . Wer führte die wirst sehen, wie sich das Glück, welches
verhaßten und unmäßig widerwärtigen dein Opfer haben zu glaubte, unversehens True .Magick
Morde für Baketkvachyl, die neue Prieste- verwandelt in tragisches Geschick(. .. ) von Theophilus Wenn. Alte Handschrift
rin des Uttaus , durch? Ich, der stets bereite aus der Hochblüte des Mittelalters ohne
Assassine. Wer aber informierte die Prie- Anuterkung Zeit- und Ortsangabe. In schwer verständ-
sterschaft des Landes am großen Strom Das Buch werden die Charaktere in der lichem Englisch geschrieben. +6% My-
über das widerwärtige Treiben und die Wohnung Gilsenans finden, wobei gleich- thoswissen, -W8 gS. Kein Zauber in die-
verruchten magischen Experimente der zeitig ein einzelner Bogen eingelegt ist, auf sem Auszug enthalten.
königlichen Fremden? Ich, der ägyptische dem einige der Symbole in ihrer Herkunft
Priester am Hof, der es nicht ertragen erklärt werden. Damit erhalten jene, die Ode an einen Gott
konnte, wie alle traditionellen Werte linguistisch bewandert sind, eine zusätzli-
Balladengedicht in altgriechischer Spra-
durch eine zur Königin erhobenen Sklavin che Übersetzungschance von 5 %. Auch auf
che. Verfasser und Herkunft unbekannt.
zerstört und beschmutzt wurde. Und wie dem Basar der Bücher in der Kairoer In-
+5% Mythoswissen, -W3 gS. Dieser Ab-
kam es wohl , daß der König starb, gerade nenstadt könnte eine Ausgabe dieses My-
schnitt enthält den Zauber Lavendelfarbe-
als die Königin auf dem Höhepunkt ihrer thos-Buches aufzufinden sein, dann je-
ne Kugeln von Ptah.
heimlichen Macht unsterblich wie ich sein doch ohne zusätzliche Übersetzungshilfen.
wollte? Wer war es wohl, der in dem
prächtigen Tempel die verbotenen Worte Das Vermäehtnis des
Carnamagos
aussprach, so daß die hoffärtige Sklavin in Angaben zu den Koptische Handschrift aus dem 2. Jahr-
den Staub getreten wurde und der großar-
tige Tempel unter dem Atem des Uttaus Büehern hundert, aufgefunden in einem byzanthi-
zermorschte? (. . .) nischen Gräberfeld. In altgriechischer
Die Totenstadt Sprache. +9% Mythoswissen, -Wl0 gS.
(. . .)solltest du es für nützlich erachten,
im Herzen der Zeit Eine genaue Beschreibung findet sich auf
deinem von dir abhängigen Wohltäter von Vikos Tindalos. In altgriechischer S. 65. In diesem Abschnitt sind zwei Zau-
auch als infamer Mörder zu dienen, so Sprache. 3. Jahrhundert nach Christi. +4% ber enthalten: Pakt des Uttaus und Er-
solltest du ohne zu Zögern oder jegliche Mythoswissen, -W8 gS. In diesem Auszug schaffe Zeichen des Barzai.
Bedenken dazu bereit sein, es sei denn, sind zwei Zauber enthalten: Gesang des Beide Sprüche werden ebenfalls auf S.
dein Gegenüber rechne mit derartigem Tboth und Fluch des Azathoth. Beide wer- 65 beschrieben.
moralischen Zögern. Erledige die Aufgabe den in H.P. Lovecrafts Cthulhu - Das Rol-
in höchst niederträchtiger und infamer lenspiel beschrieben. Das Iiagwam.on K.'Thaat
Weise, denn sei dir sicher, diese Tat wird Koptische Handschrift von Adolphus Cle-
auf deinen Gönner zurückfallen, sobald du Text einer alten steros aus dem 1. Jahrhundert nach Christi.
dich der anderen Seite offenbarst. Doch Papyrusrolle In Geheimsprache geschrieben und nur mit
mag es wiederum auch sein, daß es deinen Herkunft und Verfasser unbekannt, etwa linguistischen und ägyptologischen Kennt-
Plänen eher nütze, wenn der Tod des An- zur Zeit des Mittleren Reiches. In ägypti- nissen zu entziffern. +10% Mythoswissen, -
deren eher als Unfall erscheine. So zeige schen Hieroglyphen geschrieben. +4% Ok- 2W6 gS. In diesem Abschnitt findet sich der
76 ich dir hierin, wie du die Kraft des Uttaus zu kultismus, kein Stabilitätsverlust. Ein Zau- Zauber Bringt Unglück. (Eine Beschrei-
dir rufen kannst, ohne ihn direkt herbei zu ber im Text enthalten: Rufe Nyarlathotep. bung dieses Spruches findet sich auf S. 50).
rufen, denn dies wäre schädlich und dir
sehr gefährlich. Eigene dir also an einen The Golden Rough
persönlichen Teil seines Körpers, einen von Sir James Frazer. Nachdruck der spä-
ausgefallenen Zahn, den Nagel einer Zehe, ter zurückgezogenen und grundlegend
ein Stück Haut, ein wenig Blut oder auch überarbeiteten ursprünglichen Fassung. In
andere Dinge seiner Körperlichkeit. Vermi- englischer Sprache. London 1912. +5%
sche es mit dem frischen Harz des Weihrau- Mythoswissen, -W2 gS. Der Auszug ent-
ches und presse die Melasse in den ausge- hält einen Zauber: Benutze Maske. Die
höhlten Ring eines Papyrusschaftes. Dies
Anwendung dieses Spruches kostet alle 10
ist gleich einem Talisman, worin du mit ei- Minuten W4 Magiepunkte und hebt die
nem brennenden Stabe auch noch dieses negativen Auswirkungen der Weißen Mas-
Zeichen ritzen solltest: ke auf. Sollte das Artefakt jedoch zu lange
getragen werden und der Benutzer da-
durch alle Magiepunkte verlieren, wird er
paralysiert und muß aus dem Einflußbe-
reich der Traumlande entfernt werden,
damit diese Paralyse geheilt werden kann.
Nam.eless Cults
von Friedrich Wilhelm von Junzt. Engli-
sche Übersetzung. Bridewell-Ausgabe von
1845. +12% Mythoswissen, -2W8 gS . Diese
Passage enthält 3 Zauber, die jedoch feh-
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Leseprobe
Worin der Beginn des Abenteuers »Im Zeichen
des Stiers« abgedruckzt ist, das eben[a lls in
Ägypten spielt und den Leser in weitere sinistre
Mysterien des Landes am Nil einweiht.
Es gibt Träume, die immer wiederkehren. Man- habe sie noch niemals auch nur ein freundli- Dein Blick fällt aufeine Zeitung, in der du kurz
che Ereignisse kann man einfach nicht verges- ches Wort gesprochen. »Komm näher,« lockt sie vor dem Schlafengehen gelesen hattest, auf ei-
sen. Und was dem empfindsamen, noch schutz- weiter, »ich möchte dir etwas zeigen. Weißt du nen Bericht über irgendwelche Grabungen im
losen Geist eines Kindes widerfährt, das hinter- was? DU KANNST EWIG LEBEN, WENN DU Jemen Ägypten - und auf die Bilder, die in die-
läßt unauslöschliche Spuren in seinem Gehirn, WILLST'• Ein Mondstrahl fällt auf das Gesicht sem fremden Land aufgenommen wurden.
und auch als erwachsener Mensch wird nie- des Fremden, und du zuckst zurück und läßt langsam beginnst du zu verstehen. Im Hinter-
mand loskommen von dem Grauen, das er einst- unwillkürlich die Hand deines großen Brnders grnnd einer dieser Photographien steht, fast
mals mit Kinderaugen sah. fahren . Wie oft hast du dich seitdem verwünscht, nicht zu sehen, ein Mann in ägyptischer Tracht.
So bist du also wieder 8 Jahre alt, und wieder diese Hand losgelassen zu haben. Die welke Obwohl sein Gesicht nur schwer zu erkennen
stehst du mit deinem Brnder vor diesem Haus, Haut des Afrikamannes ist wie ganz dünnes ist, weißt du genau, wie seine Augen aussehen
das alle hier in der Gegend nur das •Totenhaus« Pergament über seinen ausgeprägten Wangen- würden. Oh ja, da gibt es überhaupt keinen
nennen und in dem seit Kurzem ein alter frem- knochen, und seine Augen, mein Gott, seine Au- Zweifel .. .
der Mann lebt, der mindestens so unheimlich gen wirken wie altes Porzellan, über dessen
wie das Gebäude ist, das er bewohnt. Bei den Obe,jläche ein Spinnennetz haarfeiner Risse Ein jeder Charakter wirft eine Reihe von Fragen
Einheimischen heißt dieser Fremde nur der verläuft. langsam geht Tbomas aufden fremden auf - und für einen Spielercharakter in HP.
•Afrikamann•, obwohl seine Haut nicht schwarz Mann zu, und wie gelähmt mußt du zusehen, Lovecrafts Cthulhu gilt das in ganz besonderem
ist, sondern nur von der Sonne gegerbt und au- wie die Tür hinter ihm ins Schloßfällt. Noch ein- Maße . Warum interessiert sich ein Mensch über-
ßerdem so alt und brüchig wie ein vertrocknetes mal hörst du seine Stimme von drinnen, ganz haupt für das Okkulte? Warum rührt er an Ge-
Blatt im Spätherbst. dumpf undfremd und verzückt hört sie sich an. heimnissen, die dem Menschen besser unbe-
Peters Vater hat gesagt, der Mann sei wahr- »MEIN GOIT, ES IST VOLLER STERNE!« An dieser kannt blieben, setzt sich Tod und Wahnsinn aus
scheinlich einmal in der Fremdenlegion gewe- Stelle des Traumes beginnst Du immer zu laufen und stürzt sich wie ein Lemming in einen Strudel
sen und er habe für das verrnfene Totenhaus - und zu schreien! aberwitzigster Abenteuer, der ihn letztendlich
soviel Geld bezahlt, daß er spielend einen Palast verschlingen muß?
dafür hätte bauen lassen können. Du erwachst von deinen eigenen Schreien. Es
Schuld und eine gewisse geistige Versehrt-
überhaupt war das ganze Peters Idee gewe- gibt tatsächlich Dinge, die man nie vergessen
heit mögen Antworten auf einige dieser Fragen
sen, denn Peter war schon 12 ( wenigstens beina- kann. Durch deinen Kopf zucken die Bilder der
sein. Zumindest sind sie es im Falle jenes Träu-
he) und somit euer natürlicher Anführer. Keine Vergangenheit, Erinnernngen an die stunden-
mers über den die obigen Zeilen berichten. In
»Schlappschwänze• solltet ihr sein, hatte er ge- lange Flucht, das Rennen und Weinen und an
jener Nacht des Jahres 1899 an den Ufer des grü-
sagt, und so hattet ihr beschlossen, es ihm zu zei- das Aufgegriffenwerden durch eine Polizeistrei-
nen Inn (oder wann und wo sonst es dem Spiel-
gen . Und nun stehst du wieder hier in der Dun- fe . Als die Polizisten das »Totenhaus« schließlich
leiter passend erscheint) erlebte einer der Spie-
kelheit mit Peter, der etwas von einer Mutprobe durchsuchten, fanden sie vom »Afrikamann•
lercharaktere der Abenteurergruppe ein Schau-
erzählt, deinem Brnder Tbomas, der eine alte keine Spur - doch die Wände seines Wohnzim-
spiel, das ihn nicht nur seines Bruders beraubte,
Melodie pfeift, um nicht zu zeigen, wieviel Angst mers waren mit dem Blut eines Kindes be-
er hat, und du weißt genau was geschehen wird, schmiert. Mit sehr viel Blut.Außerdem fand man
sondern das ihn auch auf den Pfad alter Mythen 77
und schwarzer Magie führte - und das ihn mit
aber du wirst es wie immer nicht verhindern in kleinen Tonschälchen Fetzen rohen Fleisches,
einer bedenklich niedrigen geistigen Stabilität
können . »Es ist wichtig, daß ihr einen Gegen- die von verschiedenen inneren Organen eines
zurückließ. Wenn es diesem Charakter jedoch
stand mitbringt«, sagt Peter, »als Beweis«. Du ungefähr 10jährigen stammten. Eine Leiche
gelänge, das Grauen seiner Kindheit hier und
weißt auch, daß du träumst - aber, bei Gott, das wurde allerdings trotz tagelanger Suche mit
jetzt im Jahre 1925 doch noch zu besiegen,
macht es um keinen Deut besser. Hunden und sogar einem Hellseher nicht gefun-
dann, ja dann wäre es vielleicht sogar möglich,
Tbomas ergreift deine Hand, und ihr geht den. Und auch die Fahndung nach dem geflohe-
seine geistige Stabilität über ihren lächerlich ge-
auf das alte Haus zu, während Peter in der nen Fremden blieb erfolglos. Da sich dessen
ringen Startwert hinaus zu erhöhen.
Nähe der Einfahrt Schmiere steht.jungen stellen sämtliche Angaben über Name und Herkunft als
frei erfunden erwiesen, war es eine sehr dünne Die Chancen dafür stehen allerdings nicht
manchmal die idiotischsten Sachen an . Dein
Akte, die die Polizei schließlich zu den ungelö- gerade gut, denn Tod und Irrsinn haben weit
Herz schlägt bis zum Halse, und du betest zur
sten Fällen legen mußte. bessere Karten in diesem Spiel. Die Geschichte,
Jungfrau und allen Heiligen, daß es euch nicht
die in »Im Zeichen des Stiers« erzählt werden
gelingen möge, in das ve,jluchte Haus einzu- Es hatte Monate gedauert, bis du wieder eine
wird, hat keineswegs erst vor ein paar Jahrzehn-
dringen. Aber natürlich weißt du, daß die Ve- ganze Nacht durchschlafen konntest. Doch ab
ten mit der oben geschilderten spukhaften Epi-
randatür nur angelehnt sein wird. Warnm nur und an, wenn irgend ein unvorsichtiges Wort,
sode begonnen, sondern ihr Anfang liegt schon
läßt jemand nachts die Tür zu seinem Haus nur ein Datum oder auch nur die belanglose Geste
Jahrtausende zurück. Ihr Beginn lag in vorge-
angelehnt, warnm, wenn er nicht vorhätte, eines Passanten auf der Straße die schlummern-
schichtlicher Zeit an den Ufern eines Flusses,
neugierige kleineJungen zu fangen? Das Innere den Erinnernngen weckt, dann sind sie aufein-
dem die Menschen in späten Jahrunderten den
des Hauses ist vollgestopft mit seltsamen Sachen, mal wieder da, die Träume und die Gefühle von Namen »Nil« gaben. Und ihr Ende - und damit
und die langen Schatten, die diese im durch die Schuld und Versagen. Im laufe derJahre wurde
auch das kurze Intermezzo des Homo sapiens
blinden Fenster sickernden Mondlicht werfen, es möglich, mit dieser Last zu leben. Fast einein-
auf diesem Planeten - steht noch dazu kurz be-
lassen sie sogar noch seltsamer erscheinen. Und halb Jahre sind seit der letzten Alptraumnacht
vor ...
einer dieser Schatten bewegt sich aus eigener vergangen, und beinahe begann sich schon ein
Kraft. Narbengewebe über der alten, schmerzenden
»Komm näher, kleiner Tbomas«, sagt die Sil- Wunde in deiner Seele zu schließen. Was ist es Weiter geht es in dem Abenteuer »Im
houette des Afrikamannes aus der offenen Tür diesmal gewesen, daß diese schreckliche Nacht Zeichen des Stiers« von Steffen Schütte.
der Bibliothek. Es ist eine Stimme wie das Ra- desJahres 1899nach über 25Jahren wieder her-
scheln toter Blätter, eine Stimme, die klingt, als aufbeschworen hatte?
Eine Auswahl
weiterer Bücher & Spiele
vonLAURIN
(Stand: September 1992)
Alle genannten Titel sind im Fachhandel oder direkt beim Verlag (LAURIN, Luruper Chaussee 125,
2000 Hamburg 50) erhältlich. Der Versand erfolgt entweder gegen Nachnahme, Bankeinzug oder
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Auf schriftliche Anfrage schicken wir Ihnen gerne unseren aktuellen Gesamtprospekt.
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Die Gottkatze GE~cHAfT. .
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Professor Mohr
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Sehlangentänzer
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Sehlangentänzer
20
Dossier: Ägypten
ISBN 3-89260-518-1
LA.URIN, Hamburg
1. Auflage 1992
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0
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An der rechten Wand
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An der Rückwand
Die Gottkatze
Archäologischer Fund
mitten in Kairo
Kairo 14. Mai 1924 (GMBL) - Wenig bemerkenswert seien die
Wahrhaftig, wir leben in einer Grabungen anfangs gewesen, so
Zeit aufregender und revolutioni- hörten wir weiter. Zu schaffen hät-
emder Entdeckungen. Nach Ho- ten die Ablagerungen der Nil-
ward Carters unglaublichen Fun- überflutungen gemacht, die die Ka-
den scheinen uns nun weitere be- pelle, vermutlich Versammlungsort
vorzustehen, direkt vor unserer einer Gruppe koptischer Sektierer,
städtischen Haustür. im Laufe der Zeiten völlig einge-
Wie uns durch einen mit den schlammt hätten. Als die Gruppe je-
Arbeiten vertrauten verläßlichen doch die alte Krypta freigelegt habe,
Vertrauensmann mitgeteilt wur- sei sie auf Überreste eines ägypti-
de, stieß eine im Auftrage des schen Tempels gestoßen.
koptischen Museums arbeitende Ist es aber richtig, so muß diese
Gruppe von Archäologen in den Zeitung fragen, daß dort Hinweise
Mauem der römischen Feste un- auf einen bisher nicht bekannten
erwartet auf weitere Relikte des Gott gefunden wurden, der die Zeit
alten Ägyptens, die, so der unge- des Pharaos Amenophis in neuem
nannt bleiben wollende Vertrau- Licht erscheinen lassen würde? Es
ensmann, einige Thesen der noch ist unverständlich, daß sich die Ver-
jungen Wissenschaft erneut ins antwortlichen ausschweigen. Der
Wanken bringen werden. Grabungsleiter war für unseren Re-
Dabei ist das Team unter der porter nicht erreichbar, der Direktor
Leitung Michel Gilsenans, einem des koptischen Museums und der
bisher kaum in Erscheinung ge- Leiter der Kulturbehörde verwei-
tretenen Wissenschaftler, ganz gern jede Stellungnahme. Zu früh,
unspektakulär nur mit der Aufga- hieß es, sei es dazu. Warum? Was
be betraut gewesen, in den Mau- soll hier verschwiegen werden? Im-
em der ehemaligen Feste ver- merhin, so war zu erfahren, sind ei-
schollenen koptischen Kapellen nige der gefundenen Stücke in das
nachzuspüren, die allesamt im 2. Ägyptische Museum überführt
Jahrhundert nach Christi dort als worden und sollen dort alsbald dem
Schutz vor Verfolgungen errich- breiten Publikum zugänglich ge-
tet wurden. macht werden.
Aus dem Staub der Zeiten
Herber Schlag für den TourisDlus
Warum schließt das Ägyptische Museum seine Pforten?
Kairo 21. Mai 1924 (GMBL) - Wer ter hätten festgestellt, daß sowohl die
am heutigen Tage das »Musee des Mumien als auch ein Teil der anderen
Antiques Egyptiennes« besuchen Funde unter erheblichen Zerfallser-
will, um die Wunder aus Tutencha- scheinungen litten, so daß man das
muns Grab zu bestaunen, wird, wie Ärgste befürchte und vielleicht sogar
viele andere schaulustige Besucher den Verlust wertvoller Funde hinneh-
auch, vor verschlossenen Türen ste- men müßte, unternähme man nichts.
hen. Wie gestern zu erfahren war, Es könne daran liegen, so erklärte am
bleiben die Museumsräume vorerst gestrigen Abend noch der stellvertre-
für vierzehn Tage gesperrt. Auf An- tende Kurator, daß die Funde, lange
frage hörte man, daß die Räume und konserviert im Sand und in der heißen
Ausstellungsgegenstände einer Wüstenluft, nunmehr unter der Ein-
dringenden Erneuerung und Pflege wirkung der feuchten Stadtluft alter-
bedürften. ten. Auch trügen sicherlich in nicht
Wie aber nun jedermann weiß, unerheblichen Maße dazu die tausen-
kann weder der ägyptische Staat, den Besucher bei, deren Atem in gro-
noch das Museum selbst auf die Ein- ßen Mengen ja auch zersetzend wir-
nahmen verzichten, die durch die ken könne. Außerdem würden die
täglich hunderte von Besuchern ein- Besucher es trotz eindringlicher Auf-
genommen werden, ganz abgesehen forderungen nicht unterlassen, die
von dem Skandal, den die ent- Gegenstände zu berühren.
täuschten Reisenden aus aller Welt Wie die Leitung des Museums
machen werden, die eigens Kairo weiterhin verlauten ließ, hoffe sie,
besuchten, um die alten ägyptischen baldigst die Schäden beheben zu
Wunder zu bestaunen. Erst auf hefti- können, die hauptsächlich die Fun-
ges Drängen aber ergab sich eine de aus dem neuen Reich und der
Stellungnahme des stellvertreten- Hyksos-Zeit beträfen und auch da
den Kurators, Fached Mubarak. nur kleinere Fundstücke und einige
Dieser erklärte, daß er diesen, auch wenige Mumienkörper. Dem Wis-
von ihm bedauerten, Entschluß auf- sensdurst der Besucher wäre also
grund der Hinweise seiner Konser- damit sehr schnell wieder Tor und
vatoren gefaßt habe. Seine Mitarbei- Tür geöffnet.
Meine Liebste,
jetzt ist wirklich nicht die Zeit, sich mit derlei Dingen aufzuhalten, und
erpressen lasse ich mich schon gar nicht, am wenigsten von dir. Außer-
dem mußt du mir schon beweisen, daß das Kind von mir sein wird.
Mach mir also keinen Ärger, mir reicht schon der, den ich habe. Der, den
mir dieser Idiot Gilsenan verursacht. Erscheint er doch hier gestern in
meiner Privatwohnung, kurz vor dem Frühstück, wo ich ohnehin immer
unausgeschlafen bin, und macht mir heftige Vorwürfe darüber, daß ich
mich an die Zeitungen gewandt habe. Als ob er nicht selbst wüßte, daß
wir da eine Jahrhundertentdeckung gemacht haben. So eine Chance
bekommen wir doch nie wieder. Aber er wollte ja noch nicht einmal, daß
das ägyptische Siegel in das Museum gebracht wird. Er ist schon etwas
durcheinander, dieser elende Franzose. Nun hat er mich rausgeworfen,
ganz einfach rausgeworfen aus der Gruppe. Du siehst, ich habe wirklich
genug eigene Probleme. Nimm dich gefälligst zusammen, oder du lernst
mich wirklich von meiner schlechten Seite kennen.
Aus dem Staub der Zeiten
( ... ) also ließ ich Christas Uttaus, Tage des Gerichts öffnen werde
Aus einer das Oberhaupt jener häretischen, und das daher behütet werden müs,
protokolla.ri.sehen Gott abgewandten Gruppe vor mir se von seinen Dienern.
Sehrift des Demetrlus erscheinen und machte ihm sehr Ich entgegnete ihm, daß ewiges
(3. Jahrhundert naeh
Christi) ernst deutlich, daß das Konzil be, Leben nicht das sei, was für die
reits seine Entscheidung getroffen Menschen auf Erden gedacht wäre,
habe, mir aber letztendlich das Ur, und sein Gott der Gestalt eben je,
teil überließe, und ich zeigte ihm nes heidnischen Dämons gliche,
auch auf, welches die Folgen seien, der gegen den Herrn frevelte und
ließen er und seine Anhänger eben darum aus dem Himmel ver,
nicht den Dämonenglauben sein stoßen worden sei. Auch könne es
und kehrten zum wahren Christen, doch kein Gott sein, wenn er nicht
turn zurück. Daraufhin legte er mir zürnen könne und nicht die Un,
noch einmal die Glaubenssätze gläubigen bestrafe. Daraufhin erwi,
dar, die er als Schlüsselträger Chri, derte Christas Uttaus, daß Christas
sti mit der koptischen Religion in der Gestalt des Uttaus seine
nicht im Gegensatz sähe. Feinde im Namen des Vaters mit
Dreist behauptete er, daß Qua, vorzeitigem Alter bestrafe, und er
chil Uttaus nichts weiter sei als dies täte, würde er nur angerufen.
eine der vielen Inkarnationen Dies aber konnte ich ihm nicht ver,
Christas, der sein Haus auf dem zeihen. Er, ein unbotmäßiger Priester,
Mond habe, aber zur Erde gekom, maßte sich an, in direktem Wege mit
men sei, um den Menschen für im, Gott verbunden zu sein, womit er da,
mer, hier und jetzt, das ewige Leben mit einen Vorzug genieße, der mir
zu bringen. Die Diener der alten nicht gewährt sei. So sprach ich denn
heidnischen Höllengötter hätten den offenen Bann aus und teilte ihm
ihn jedoch abgefangen und in ein mit, bis wann er seine Kirche aufzulö,
versiegeltes Gefäß gesteckt, wel, sen und die kirchlichen Güter mir zu
ches sich erst am letzten Tage, dem übergeben habe( ... )
Aus dem Staub der Zeiten
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[>hanwmprozessi nen. d ie e11 cllos durch unterirdische Labyrinthe wzcl titanische
ciulenhallen marschierten. neben denen der Jlensch eine Mücke isl, uncl unbe-
schr ihlichen Göllern unnennbare Opfer darbrachten.
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ISBN 3- 89260-515-7