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Ordnung
24
Der Nachweis der Tragfähigkeit mit Theorie II. Ordnung kann für Tragsysteme als Alter-
native zu den Nachweisen mit den Ersatzstabverfahren für knickgefährdete Druckstäbe
nach Abschn. 16.2, für biegedrillknick-(kipp-)gefährdete Biegestäbe oder für Stäbe unter
kombinierter Druck- und Biegebeanspruchung nach Abschn. 17.2 geführt werden. Der
Tragwerksplaner entscheidet den Einsatz eines der beiden Verfahren. Der Nachweis mit
den Ersatzstabverfahren wird bei vielen Druck- und Biegestäben weiterhin ausreichend und
vertretbar wirtschaftlich sein, obwohl mit Theorie II. Ordnung nachgewiesene Druckstäbe
in vielen Fällen wirtschaftlicher ausgelegt werden können, ein Vergleich hierzu wird in
Abschn. 24.3 angeführt.
Theorie I. Ordnung
Viele Tragsysteme im Bauwesen werden nach der klassischen, linearen (Elastizitäts-)Theorie
I. Ordnung berechnet. Die Schnitt- und Weggrößen, die infolge vorgegebener Lastgrößen
(Einwirkungen) bei Stabtragwerken auftreten, werden unter folgenden Bedingungen ermittelt:
• die Gleichgewichtsbedingungen werden am unverformten System bestimmt, s. Bild
24.1a am Beispiel einer eingespannten Stütze,
• die Verschiebungsgrößen (Verschiebungen, Verzerrungen, Verdrehungen) sind „klein“
gegenüber den Tragwerksabmessungen bzw. „klein“ gegenüber Eins,
• es besteht ein linearer Zusammenhang zwischen den Spannungen und Verzerrungen
(lineares Materialgesetz, Hookesches Gesetz).
H. Neuhaus ()
e-mail: helmuth.neuhaus@t-online.de
a) b)
Die vorbenannten ersten beiden Bedingungen werden als geometrische Linearität, die
letzte als physikalische Linearität bezeichnet. Die Bedingungsgleichungen sind linear, es
gilt das Superpositionsgesetz (Überlagerung der Schnittgrößen). Für viele baupraktische
Fälle reicht die lineare Theorie (Theorie I. Ordnung) aus.
Geometrische Imperfektionen:
• Abweichungen der Stabachsen von der geplanten Sollgeometrie (Vorkrümmungen,
Vorverdrehungen),
• Abweichungen von den geplanten Soll-Stababmessungen,
• Abweichungen planmäßig senkrechter Stützen von der Solllage (ungewollte Schief-
oder Schrägstellung),
• Abweichungen von der planmäßig mittigen Lasteinleitung (ungewollte ausmittige
Lasteinleitung),
Strukturelle Imperfektionen:
• Inhomogenitäten des Materials (z.B. Wuchsfehler des Holzes wie die Ästigkeit,
s. Abschn. 1.10.3).
Der Nachweis der Tragfähigkeit mit Theorie II. Ordnung wird im Allgemeinen durch-
geführt, wenn die Tragfähigkeit von Einzelstäben oder Stäben von Tragwerken wesentlich
durch ihre Verformungen bestimmt wird; der Nachweis kann u.a. notwendig werden bei:
• außerordentlich weit gespannten Tragwerken,
• Tragwerken, bei denen geringe Vorverformungen großen Einfluss auf das Stabilitäts-
versagen haben,
• Verwendung von Seilen (geringe Dehnsteifigkeit) für Vorspannungen z.B. in bestimm-
ten Fällen bei abgespannten Masten, Hängebrücken,
• Tragwerken mit nachgiebigen Anschlüssen wie Rahmenecken und Einspannungen mit
mechanischen Verbindungsmitteln,
• Tragwerken, bei denen keine oder unvollständige Ersatzstablängen vorliegen oder bei
denen die Ersatzstablänge ein Mehrfaches der wirklichen Stablänge beträgt,
• Stäben, die nach dem Ersatzstabverfahren (Knicken) sicher und vertretbar wirtschaft-
lich bemessen worden sind, die jedoch in bestimmten Fällen mit Theorie II. Ordnung
noch wirtschaftlicher ausgelegt werden können und sollen, s. Abschn. 24.3.
822 Nachweise mit Theorie II. Ordnung
Bei der Anwendung der Theorie II. Ordnung im Holzbau werden das geometrisch
nichtlineare Tragverhalten – Gleichgewicht am verformten System – und das physikalisch
lineare Materialverhalten angesetzt, da Holz unter Zug- und Druckbeanspruchung sich
überwiegend elastisch verhält, s. Bild 16.14. Es werden jedoch folgende vereinfachende
Annahmen gemacht, um das nichtlineare Verhalten in zwei Bereichen zu berücksichtigen:
Das nichtlineare Materialverhalten des Holzes bei kombinierter Druck- und Biegebean-
spruchung, s. Bild 16.15, wird näherungsweise mit einer quadratischen Interaktion des
Druckterms bei der Querschnittstragfähigkeit in Rechnung gestellt, s. Gl. in Tabelle 24.4,
und das nichtlineare Kraft-Verschiebungsverhalten von mechanischen Verbindungsmitteln
wird vereinfachend mit einem (um ein Drittel abgeminderten) Verschiebungsmodul für die
Tragfähigkeit als Sekantenmodul berechnet, s. Bild 10.10 und Gl. (10.4).
Beim Nachweis der Stabilität von Tragwerken nach Theorie II. Ordnung muss für die
ungünstigste Einwirkungskombination sichergestellt werden, dass
• im Grenzzustand der Tragfähigkeit der Verlust des statischen Gleichgewichts (örtlich
oder für das Gesamttragwerk) nicht auftritt und
• der Grenzzustand der Tragfähigkeit einzelner Querschnitte oder Verbindungen, die
durch Biegung und Längskräfte beansprucht werden, nicht überschritten wird.
Die Nachweise der Tragfähigkeit müssen für jede Richtung geführt werden, in der ein
Versagen auftreten kann.
Näherungslösung
Die Berechnung mit einer Näherungslösung nach Theorie II. Ordnung soll an einem einfa-
chen System dargestellt werden: Eine Pendelstütze nach Bild 24.2a, die nur unter mittiger
äußerer Druckkraft F beansprucht wird (ein äußeres Biegemoment M ist in diesem Beispiel
nicht vorhanden), besitzt bereits im unbelasteten Zustand durch unvermeidbare Vorverfor-
mungen des Stabes eine Vorkrümmung e, die durch die Druckkraft N im Stab ein zusätzli-
ches Biegemoment ∆M aus dem Gleichgewicht am verformten System nach Bild 24.2b
24.2 Theorie II. Ordnung im Holzbau 823
a) b) c)
Bild 24.2 Pendelstütze (Eulerstab 2) unter mittiger Druckkraft F und den Bedingungen nach
Theorie II. Ordnung, Beispiel a) spannungsloser Ausgangszustand unter unvermeidbarer Vorver-
formung e (Vorkrümmung) b) Beanspruchung durch eine äußere Druckkraft (Einwirkung) F und
zusätzlich durch ein Biegemoment ∆M = N ·e infolge Normalkraft N (Druckkraft) in der Stütze
c) Endzustand im verformten Zustand mit Gesamtverformung e + w
erzeugt. Dieses Biegemoment bewirkt eine Zunahme der bisherigen Verformung und damit
der Vorkrümmung e, so dass das Biegemoment ∆M vergrößert wird auf ∆M1. Die weiteren
Iterationsschritte konvergieren, die Summe der Zuwächse der Verformungen eines jeden
Iterationsschrittes wird durch eine geometrische Reihe gebildet und als Vergrößerungsfak-
tor α bezeichnet, s. Gl. (24.1); dabei wird nach Gl. (24.2) vorausgesetzt, dass die kritische
Last Ncrit des Stabes nach Gl. (24.3) bestimmt werden kann, dass die Druckkraft N im Stab
stets kleiner oder gleich der kritischen Last Ncrit ist und dass die Biegemomente MI (falls
vorhanden) sowie Verformungen aus Theorie I. Ordnung bekannt sind.
1
a= > 1(24.1)
1-d
N
d= £ 1 (24.2)
N crit
p2 ◊E◊I
N crit = (24.3)
l2
F äußere Last (Einwirkung)
N Druckkraft im Stab (hier: positiv)
Ncrit kritische Last des Stabes
E Elastizitätsmodul nach Gl. (24.5), s. auch Tabelle 24.1
I Flächenmoment 2. Grades
l Stablänge oder Abstand der Knoten mit seitlich unverschieblichen Halterungen
α Vergrößerungsfaktor, bewirkt die Vergrößerung des aus dem Gleichgewicht am ver-
formten System ermittelten Biegemomentes ∆M auf das Biegemoment MII aus Theo-
rie II. Ordnung
δ = N/Ncrit ≤ 1 als Verhältnis der Druckkraft im Stab zur zugehörigen kritischen Last
824 Nachweise mit Theorie II. Ordnung
Das Biegemoment MII nach Theorie II. Ordnung, das in der Pendelstütze des Beispiels nach
Bild 24.2 ausschließlich auf die unvermeidbare Vorverformung des Stabes zurückzuführen
ist, wird mit ausreichender Genauigkeit nach Gl. (24.4) errechnet; dabei wird das zusätzliche
Biegemoment ∆M, das aus dem Gleichgewicht am verformten System entsteht, mit der
Druckkraft N im Stab und der anzusetzenden Vorkrümmung e nach Tabelle 24.2 ermittelt und
die Zuwächse aus Theorie II. Ordnung durch Multiplikation mit dem Vergrößerungsfaktor α
bestimmt; darüber hinaus ist das Biegemoment nach Theorie I. Ordnung zu überlagern, so-
weit vorhanden, im Beispiel MI = 0, da kein äußeres Biegemoment nach Bild 24.2 vorliegt.
MII = MI + ΔM · α(24.4)
= MI + N · e · α
Für andere Einwirkungen, Lagerungsarten und Tragsysteme wird zur Ermittlung der
Schnittkräfte und Auflagerreaktionen nach Theorie II. Ordnung auf die analytischen und
Näherungslösungen in der Fachliteratur verwiesen, falls eine Handrechnung erforderlich
wird, z.B. in Berner [25], Göggel/Werner [165], Heimeshoff [204], Petersen [393], Pischl
[399], Rubin/Schneider [433] und Scheer/Bauer [444].
Tabelle 24.1 Bemessungswerte der Steifigkeiten für Nachweise nach Theorie II. Ordnung bei
Bauteilen und Verbindungen im Grenzzustand der Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit nach
DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 2.2.2 (1)P, 2.2.3 (2) und 2.4.1 (2)P sowie DIN EN 1995-1-1/NA: 2013-
08, NCI NA.5.91)
Grenzzustand Bauteile Verbindungen
der Elastizitätsmodul Schubmodul Verschiebungsmodul
E G K
Steifigkeiten für Nachweise nach Theorie II. Ordnung
Bauteile ohne Ed = Emean/γM Gd = Gmean/γM Kd = Ku,mean/γM
Kriechen2)4)
Tragfähigkeit Bauteile Emean Gmean K u,mean
mit Kriechen3)4) Ed = Gd = Kd =
g M ◊ (1 + kdef ) g M ◊ (1 + kdef ) g M ◊ (1 + kdef )
Ordnung mit Ausnahme druckbeanspruchter Bauteile (Kriecheinfluss) nach Tabelle 24.1, nächste
Zeile, s. Fußnote 3) und DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 2.2.2 (1)P
3) Steifigkeiten im Grenzzustand der Tragfähigkeit zur Berücksichtigung des Kriechens nach Abschn.
16.2.1 nur für druckbeanspruchte Bauteile (Druckstützen), wenn in Nutzungsklasse 2 und 3 der Be-
messungswert des ständigen und quasi-ständigen Lastanteils größer als 70% des Bemessungswertes
der Gesamtlast ist, s. DIN EN 1995-1-1/NA: 2013-08, NCI NA.5.9
4) die Steifigkeiten bei Bauteilen aus Baustoffen mit unterschiedlichen Kriecheigenschaften (unter-
schiedlichen zeitabhängigen Eigenschaften) nach Tabelle 22.3 gelten nicht für Nachweise nach
Theorie II. Ordnung
5) Steifigkeiten im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit für alle Bauteile sinngemäß nach EN
Ed = Emean/γM(24.5)
Gd = Gmean/γM(24.6)
Kd = Ku,mean/γM(24.7)
mit
2
K u,mean = ◊ K ser (24.8)
3
Ersatzimperfektionen
Bei der Ermittlung der Schnittgrößen und Auflagerreaktionen eines Tragwerks sind geo-
metrische und strukturelle Imperfektionen aus baupraktisch unvermeidbaren Vorverfor-
mungen zu berücksichtigen, s. Abschn. 24.1, wenn diese die Beanspruchungen wesentlich
vergrößern. Die geometrischen und strukturellen Imperfektionen werden vereinfachend zu
geometrischen Ersatzimperfektionen zusammengefasst, die für das unbelastete Tragwerk
als Vorkrümmung (ungewollte Ausmitte) und/oder Vorverdrehung (ungewollte Schräg-
oder Schiefstellung) nach Tabelle 24.2 angesetzt werden dürfen. Die Ersatzimperfektionen
müssen nicht den geometrischen Randbedingungen des Tragsystems entsprechen und kön-
nen auch Knicke und Sprünge enthalten. Ersatzimperfektionen dürfen durch gleichwertige
Ersatzlasten berücksichtigt werden, s. Tabelle 24.3. Nachweise nach Theorie II. Ordnung
im Holzbau sind in Tabelle 22.4 enthalten.
Die Einflüsse eingeprägter Vorverformungen auf die Schnittgrößen können bei einer
linear-elastischen Berechnung nach Theorie II. Ordnung aus Tabelle 24.2 bestimmt und mit
folgenden Annahmen ermittelt werden (Ersatzimperfektionen), s. DIN EN 1995-1-1: 2010-
12, 5.4.4 (2):
24.2 Theorie II. Ordnung im Holzbau 827
s. Tabelle 24.3
2) Ersatzimperfektionen müssen nicht den geometrischen Randbedingungen des Systems entspre-
chen
3) Nachweise mit Theorie II. Ordnung nach Tabelle 24.4
4) bei Biegeträgern darf anstelle der Vorkrümmung des Druckgurtes auch eine Vorkrümmung der
eine spannungslose Vorverformung des Tragwerks oder entsprechender Teile, so dass sie
folgender Anfangsverformung entspricht:
• Annahme einer Schiefstellung des Tragwerks (Vorverdrehung) oder entsprechender
Teile mit dem Winkel ϕ, wie für Stäbe und Stabzüge unter Normalkraftbeanspru-
chung, die am verformten System Schief- oder Schrägstellungswinkel ϕ (Stabdreh-
winkel) erhalten können, die Schiefstellungen sollten in der ungünstigsten Richtung
angenommen werden,
• zusammen mit einer anfänglichen Vorkrümmung (spannungslos vorgekrümmter
Stab) als sinus- (oder parabel-)förmige Krümmung zwischen den Knotenpunkten des
Tragwerks mit einer größten Ausmitte e nach Tabelle 24.2, wie eines sinus- (oder
parabel-)förmigen Verlaufes der Stabachsen von Druckstäben oder der Druckgurte
von Biegeträgern mit der größten Auslenkung e (meist in Stabmitte) zwischen zwei
Knotenpunkten mit jeweils seitlich unverschieblicher Halterung des Stabes.
Tabelle 24.3 Ersatzlasten anstelle von spannungslosen Vorkrümmungen und Schief- oder Schräg-
stellungen (Vorverdrehungen) bei einfachen Tragsystemen für Berechnungen mit Theorie II. Ord-
nung nach Göggel/Werner [165], Beispiele1)
Ersatzlast qE Ersatzlast HE
anstelle einer parabelförmigen Vorkrümmung anstelle einer Vorverdrehung (Schief- oder
Schrägstellung)
Beidseitig gelenkig gelagerter Einfeldträger Eingespannte Stütze Ersatzlast HE
8◊ F ◊ e◊l 4◊ F ◊ e
AE = BE = = = 0, 01◊ F
l2 ◊ 2 l
1) Ersatzlasten am unverformten System aufbringen und den wirklichen Lasten überlagern
2) Vorkrümmung (ungewollte Ausmitte) e und Schrägstellung ϕ nach Tabelle 24.2
Die Nachweise nach Theorie II. Ordnung können für den Grenzzustand der Tragfähigkeit
von Druckstäben (knickgefährdet), von Biegestäben unter Momentenbeanspruchung (bie-
gedrillknick-(kipp-)gefährdet) oder von Stäben unter Druck- und Momentenbeanspru-
chung (biegedrillknick-(kipp-) und ggf. knickgefährdet) sowie von Verbindungen nach
Tabelle 24.4 geführt werden. Dabei ist für Stäbe die Querschnittstragfähigkeit nach Abschn.
17.1.5 unter Berücksichtigung der Schnittkraftermittlung nach Abschn. 24.2.2, der anzu-
setzenden Imperfektionen (Ersatzimperfektionen oder Ersatzlasten) und weiterer Einflüsse
auf die Tragfähigkeit wie ggf. Nachgiebigkeiten von Verbindungsmitteln und Baugrund
sowie ggf. der Einfluss von Schubverformungen nach Abschn. 24.2.3 nachzuweisen; die
830 Nachweise mit Theorie II. Ordnung
Tabelle 24.4 Nachweise nach Theorie II. Ordnung im Grenzzustand der Tragfähigkeit bei Ein-
zelstäben, Tragwerken oder entsprechender Teile nach DIN EN 1995-1-1: 2010-12, 6.1.7, 6.2.4, 8.2
und Fachliteratur1)2)3)
Nachweise2–7)
Normal- und Biegespannungen:
beide Gl. sind einzuhalten9) mit
2 mit
Ê s c,0,d
II ˆ s m,y,d
II
s m,z,d
II Fc,d
II
˜ + f + km ◊ £1 s c,0,d = Fc,d
II II
Á f f m,z,d s c,0,d = A
II
Ë c,0,d ¯ m,y,d
A II
M y,d M z,d
II
= M y,d = M z,d
2
Ê s cII,0,d ˆ s m,y,d
II
s m,z,d
II
s m,y,d
II II
s m,z,d
II II
Á f ˜ + km ◊ f + £1 s m,y,d = Wy
II s m,z,d = Wz
II
Ë c,0,d ¯ m,y,d f m,z,d Wy Wz
Tabelle 24.3
3) hierin bedeuten:
Göggel/Werner [165], Pischl [399], Rubin/Schneider [433], Scheer/Bauer [444] oder rechnergestützt
mit geeigneter Software vorgenommen werden
5) die Tragfähigkeit muss für jede Richtung nachgewiesen werden, in der ein Versagen auftreten kann,
weiterhin sind die im Abschn. 24.2.1 angeführten Bedingungen für die ungünstigste Einwirkungs-
kombination einzuhalten
6) über die Berücksichtigung des Kriechens bei druckbeanspruchten Bauteilen in den Nutzungsklas-
schn. 23.1, 23.2 bzw. 23.5 berücksichtigt werden, ggf. zusätzlich die Nachgiebigkeit des Baugrundes
und der Einfluss von Schubverformungen
8) beim Schubnachweis ist die wirksame Breite b nach Gl. (18.4) zu berücksichtigen (für Schwind-
ef
oder Trockenrisse bei Voll-, Brettschicht- und Balkenschichtholz)
9) liegt in den beiden Gl. für Normal- und Biegespannungen nur eine Biegebeanspruchung um eine
der beiden Stabachsen, der y- oder z-Achse, vor, sind die Gl. mit dem zutreffenden Biegeanteil und
mit km = 1,0 zu verwenden
24.3 Nachweise mit Theorie II. Ordnung oder Ersatzstabverfahren im Vergleich 831
Die Nachweise mit Theorie II. Ordnung und den Ersatzstabverfahren nach DIN EN 1995-
1-1: 2010-12 und DIN EN 1995-1-1/NA: 2013-08 beinhalten beide das geometrisch nicht-
lineare Tragverhalten von Stabtragwerken und im Wesentlichen das physikalisch lineare
Materialverhalten des Holzes auf demselben Sicherheitsniveau, s. Abschn. 24.1 und 24.2.
Bei Theorie II. Ordnung werden Nachweise der Querschnittstragfähigkeit an den betref-
fenden Stellen unter Berücksichtigung des Tragverhaltens am verformten System geführt,
während bei den Ersatzstabverfahren die Bauteiltragfähigkeit am unverformten System
nachgewiesen wird.
832 Nachweise mit Theorie II. Ordnung
Nachweise von Tragsystemen nach Theorie II. Ordnung führen im Vergleich zu den-
jenigen mit den Ersatzstabverfahren oft zu wirtschaftlicheren Holzquerschnitten sowie
günstigeren Anschlüssen und Stößen mit mechanischen Verbindungsmitteln, da das Ver-
formungsverhalten und damit die Ermittlung von Auflager- und Schnittkräften an Tragwer-
ken wirklichkeitsnäher durch Berücksichtigung auftretender Nachgiebigkeiten ermittelt
werden können. Insbesondere in den im Abschn. 24.2.1 angeführten Fällen sollten bzw.
müssen Nachweise mit Theorie II. Ordnung geführt werden. Der vergleichsweise wesent-
liche Nachteil eines oft erheblich höheren Berechnungsaufwandes kann nur rechnergestützt
durch leistungsstarke, geeignete Software behoben werden. Da derartige Programme und
Rechner vermehrt zur Verfügung stehen, können Nachweise mit Theorie II. Ordnung in
vielen Fällen auch wirtschaftlich erstellt werden.
Die Ersatzstabverfahren bieten den Vorteil geringeren Berechnungsaufwandes, da
Auflager- und Schnittgrößen beim Tragsystem mit Theorie I. Ordnung berechnet werden
können, das Superpositionsgesetz gilt, Ersatzstablängen (Knick- und Kipplängen) üblicher
Tragsysteme, Lagerungen und Lastkombinationen bekannt, Knick- und Kippbeiwerte
überwiegend tabelliert sind und die Nachweise selbst vereinfachend geführt werden kön-
nen. Nachweise mit den Ersatzstabverfahren können deshalb bei Handrechnung im Allge-
meinen vergleichsweise zügig durchgeführt werden und sind in diesen Fällen den Nach-
weisen mit Theorie II. Ordnung vorzuziehen.