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Zusammenfassung PTD
Zusammenfassung PTD
TOXIKOLOGISCHER
DEMONSTRATIONSKURS
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS 1
ALLGEMEINES 5
DEFINITIONEN 5
PHARMAKOKINETIK 7
ALLGEMEIN 7
VERWENDETE MODELLE 7
WICHTIGE PHARMAKOKINETISCHE BEGRIFFE 8
KOMPARTIMENT-MODELLE 17
PHARMAKODYNAMIK 23
ALLGEMEIN 23
DOSIERUNG UND DOSIS- BZW. KONZENTRATIONS-WIRKUNGS-BEZIEHUNGEN 24
PHARMAKOLOGISCHE „EFFEKTE“ 26
PRAKTIKUMSAUFGABE 27
DARM 29
EINSATZ VON PARASYMPATHOMIMETIKA AM DARM 33
REZEPTOREN 36
ALLGEMEIN 36
AGONISTEN, ANTAGONISTEN 37
REZEPTOR-TYPEN 40
PHARMAKAWIRKUNG – WOANDERS ALS AN REZEPTOREN 50
NEUROTRANSMITTER 51
NORADRENALIN 51
ACETYLCHOLIN 53
NERVENSYSTEM 55
HORMONE 75
HYPOTHALAMUS 75
HYPOPHYSE 76
DIABETES 77
ALLGEMEINES 77
PANKREAS 78
PANKREASHORMONE 78
BLUTZUCKER 85
HYPOGLYKÄMIEN 87
DIABETES MELLITUS 90
METABOLISCHES SYNDROM 101
THERAPIEZIELE 102
ANTIDIABETIKA 102
LEITLINIEN ZUR THERAPIE 114
NACHBEREITUNG 118
BLUTDRUCK 119
HERZ 137
2
HERZERKRANKUNGEN 143
HERZINSUFFIZIENZ 143
THERAPIE DER HI 145
HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN (HRS) 155
THERAPIE VON TACHYKARDEN HRS UND EXTRASYSTOLEN (MIT ANTIARRHYTHMIKA) 157
THERAPIE BRADYKARDER HRS 160
KORONARE HERZKRANKHEIT (KHK) 161
KORONARTHERAPEUTIKA = ANTIANGIOSA 162
NOTFALLTHERAPIE 167
DARM 169
BLUT 193
AUFGABEN 193
ZUSAMMENSETZUNG 194
BLUTGRUPPEN 194
ZELLULÄRE BESTANDTEILE 195
BLUTGERINNUNG 199
3
THROMBOZYTENFUNKTIONSHEMMER = THROMBOZYTENAGGREGATIONSHEMMER 204
BLUTGERINNUNGSHEMMENDE STOFFE = ANTIKOAGULANTIEN 205
ANTIKOAGULATION DURCH SELEKTIVE THROMBIN-INHIBITOREN 208
ANTIKOAGULATION DURCH SELEKTIVE XA-INHIBITOREN À NOACS (NEUE ORALE ANTIKOAGULANTIEN) 208
(INDIREKTE) FIBRINOLYTIKA = THROMBOLYTIKA 208
ANTIFIBRINOLYTIKA 209
LABORWERTE 209
PSYCHOPHARMAKA 211
GEHIRN 211
KURZÜBERSICHT 214
MANIE, SCHIZOPHRENIE, NEUROLEPTIKA 215
NICHT MEDIKAMENTÖSE THERAPIE 221
NEUROLEPTIKA (MAJOR TRANQUILIZER, ANTIPSYCHOTIKA) 222
ANTIDEPRESSIVA 243
ANTIDEPRESSIVA 245
MORBUS PARKINSON/APOMORPHIN 266
BIOCHEMIE DER NEUROTRANSMITTER 270
insgesamt ist das Dokument für einen Ausdruck mit 2 Seiten pro Blatt Papier ausgelegt ;-)
4
Allgemeines
Definitionen
Wirkstoffe Substanzen, die in lebenden Organismen eine biologische Wirkung
hervorrufen
Arzneistoffe Wirkstoffe, die zur Vorbeugung, Linderung, Heilung oder Erkennung von
Erkrankungen dienen können (Arzneistoff ist somit im Gegensatz zu Wirkstoff ein
wertender Begriff)
Gift Wirkstoff, der schädliche Wirkungen auslöst. Während bei einer Vielzahl von
Substanzen, insbesondere auch bei Arzneistoffen, die Dosis darüber
entscheidet, ob nützliche oder schädliche Wirkungen hervorgerufen werden,
wirken Gifte im engeren Sinn nur schädlich.
= Schadstoff, Toxine
Wirk(ungs)stärke Maß für die Dosis bzw. Konzentration, die zum Erreichen einer bestimmten
Wirkung erforderlich ist: Je größer die Wirkstärke, desto niedriger die
notwendige Dosis (Konzentration).
bezogen auf eine Substanz
intrinsische Aktivität der in einem biologischen System mit einer (das System stimulierenden)
Verbindung erreichbarer Maximaleffekt
= Wirkaktivität
Pharmakodynamik ist die Lehre von den Pharmakawirkungen am Wirkort bzw. an verschiedenen
Wirkorten im Körper: Wo, wie, wie stark und warum kommt ein pharmakologischer Effekt zustande?
5
6
Pharmakokinetik
Allgemein
Ziele der Pharmakokinetik
Beschreibung des zeitlichen Verlaufs der Arzneistoffkonzentration im Organismus
evtl. Dosierungsvorschläge entwickeln
Begründer der Pharmakokinetik: Gießener Pädiater Dost
zwei Ebenen:
konkret und real: Patient und Arzneimittel
formal und abstrakt: mathematische Modelle der Wirklichkeit
nur Annäherung an Realität (mehr oder weniger stark vereinfacht)
ein Modell muss die wichtigsten Sachverhalte mit der erforderlichen Präzision wiedergeben
verwendete Modelle
Kompartimentmodell
beschreibt das pharmakokinetische Verhalten (Verteilung eines AS in miteinander in Verbindung
stehender Kompartimente
o ist nur ein Modell: alle Wechselwirkungen schwer erfassbar
Charakteristika eines Kompartiments:
o fiktiver Bereich
o räumlich nicht exakt abgrenzbar (z.B. Plasma, Leber, …)
o AS verhält sich in einem Kompartiment kinetisch einheitlich
o AS liegt in einem Kompartiment homogen verteilt vor
Verteilungsvorgänge verlaufen nach Geschwindigkeitsgesetz 1. Ordnung
man unterscheidet zwischen offenen 1-, 2- und Mehrkompartimentmodellen (s. S.13)
LADME-Modell
beschreibt den Konzentrationsverlauf eines Wirkstoffs im Körper
zur Pharmakokinetik gehören:
o Resorption (Absorption)
o Verteilung
o Elimination (= Metabolismus + Exkretion)
Wasserbeckenmodell
Sättigungsdosis Erhaltungsdosis
für Infusionstherapien
Volumen des Beckens =
Verteilungsvolumen
Sättigungsdosis
auslaufendes Wasser =
Clearance
Erhaltungsdosis
7
wichtige pharmakokinetische Begriffe
Sättigungsdosis = Initialdosis
Erhaltungsdosis: zum Aufrechterhalten des steady-state
Vollwirkspiegel
Gewebe- u. Plasmakonzentrationen eines Pharmakons, die die volle Wirkung entfalten.
um den V. zu erreichen, muss die Vollwirkdosis gegeben werden
Der V. kann entweder durch die Gabe einer Summe zeitl. verteilter Einzeldosen (Sättigungs-
o. Auffülldosis, z. B. bei Herzglykosiden) o. durch eine einmalige erhöhte Initialdosis
(Stoßdosis, z. B. bei Sulfonamiden) erzielt werden. Die Menge errechnet sich aus
Resorptions- u. Abklingquote sowie Zufuhr.
Bioverfügbarkeit
Ausmaß und Geschwindigkeit, mit der der AS aus der Zubereitung freigesetzt wird und resorbiert
wird und am Ort der Wirkung vorliegt
o Ausmaß = AUC
o Geschwindigkeit = cmax und tmax
absolute Bioverfügbarkeit: wenn AS i.v. gegeben wird (= 100%)
BV Original
relative Bioverfügbarkeit: Vergleich der Bioverfügbarkeit zweier Präparate
BV Generikum
wenn nachfolgende Bedingungen zusätzlich erfüllt sind, dann ist AUC proportional D:
kein First-Pass-Effekt (vor Enzymsättigung)
gleiche Resorptionsbedingungen über den gesamten Bereich (z.B. über den ganzen
Dünndarmbereich)
Trapezregel: Berechnung der AUC per Hand
1
AUC(0−t )=
n
2
∑ (c i+ ci−1 )∗(ti −ti−1 )
AUC(t −∞ )
n
8
AUC= AUC(0−t )+ AUC (t −∞)
n n [ mg
L
∗min
]
AUC und Resorption
AUC ist unabhängig vom zeitlichen Verlauf der Resorption, also von kf und ka (beides
Invasionskonstanten)!
Beispiel:
AUCschnell = AUCretard
cmax-Werte unterscheiden sich
beide Präparate unterscheiden sich nur in der Freisetzungsgeschwindigkeit
Berechnung:
f ∗D f bioverfügbare Fraktion
AUC=
V∗k e D Dosis
V Verteilungsvolumen
ke Eliminationskonstante
9
t½ ist umgekehrt proportional zur Eliminationskonstanten ke
Verteilungsvolumen
hypotetische Größe man spricht auch von scheinbarem Verteilungsvolumen
kann größer als das Körpervolumen sein, wenn Konzentration eines Stoffes in Geweben
wesentlich höher als im Blut
Annahme: nur frei gelöster AS wirkt (proteingebundener AS nicht)
1. Definition: Proportionalitätsfaktor zwischen der Plasmakonzentration und der im Körper
vorhandenen Menge der Substanz
2. Definition: Volumen, in dem die Dosis gelöst werden muss, um dieselbe Konzentration zu
erreichen wie im Plasma.
VD Verteilungsvolumen
D D applizierte Dosis
V D=
C0 C0 fiktive Anfangskonzentration (Verteilung der Substanz im gesamten
Plasma)
2-Kompartiment-Modell:
o VD ändert sich während der Verteilungsphase ständig, daher ist Definition von V D zu
verschiedenen Zeitpunkten nötig
Verteilung im ganzen Körper: V = 40L
o Blutplasma: 2 – 5L
o extrazelluläre Flüssigkeit: 10 – 20L
o VD> Körpergewicht AS muss in ein anderes Kompartiment gehen als ZK
o je größer VD, desto mehr AS in anderen Kompartimenten als ZK
wiederholte Applikation
Wie verläuft die Plasmakonzentrations-Zeit Kurve, wenn nach 360 min die gleiche Dosis noch
einmal gegeben wird?
Superpositionsverfahren:
Plasmaspiegel sind bei linearer Pharmakokinetik additiv!
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CAVE: Es ist falsch die Ausgangskurve nur nach rechts oben zu verschieben!
Verlauf der Plasmakonzentrations-Zeit Kurv, wenn alle 4 h die gleiche Dosis gegeben wird?
Merke: Bei Mehrfachgabe eines AM addieren sich die auf der X-Achse verschobenen
Einzelspiegel.
exakter Steady State: ist dann erreicht, wenn die 1. Dosis vollständig eliminiert worden ist
im Beispiel addieren sich dann immer die Kurven aus 6 Gaben
vereinfachter Steady State: wenn die Elimination nach 1. Ordnung verläuft, ist nach 5 HWZ
(3% der ersten Gabe noch im Körper) der Steady State erreicht
vergessene Dosis steady state muss sich erneut einstellen
Steady State
peac-trough-fluctuation: gibt an, wie weit css max und css min maximal vom Mittelwert des Steady
State abweichen:
11
peac−trough–fluctuation sollte möglichst klein sein, aber ab über 3 mal täglicher Gabe wird die
compliance zu gering
Kumulationsfaktor
τ
ε=
τ = Dosierungsintervall
t 1 /2
Initialdosis/Loading Dose
12
nicht lineare Kinetik
Dosis
13
Clearance
Def.: Volumen an Blut oder Plasma, das in einer Zeiteinheit vollständig von einer Substanz befreit
wird
Maß für die Ausscheidungsgeschwindigkeit eines Arzneistoffs, charakterisiert
Eliminierungsleistung des Körpers
ist konzentrationsunabhängig
Organclearance beschreibt die Ausscheidung über ein bestimmtes Organ
renal,biliär, pulmonal, hepatisch
o Clgesamt = Clrenal + Clhepatisch + Clpulmonal + …
Bestimmung:
direkte Bestimmung als Quotient von Ausscheidungsgeschwindigkeit und Konzentration in
den Körperflüssigkeiten:
k el∗D
Cl=k el∗Vd=
C0
indirekte Bestimmung unter Zugrundelegen der Plasmakurve
D
unabhängig vom pharmakokinetischen Modell
Cl=
AUC∗(0−Inf .)
Serum-Kreatinin
Messung des Kreatininspiegels im Serum
Berechnung nach Cockraft/Gault:
G = Geschlecht:
( 140− Alter [ Jahre ] )∗Körpergewicht [kg ]
Cl= ∗G männlich = 1
72∗Serumcreatinin[mg/dl] weiblich = 0,85
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Plasma-Kreatinin-Bestimmung z.T. problematisch, da im „kreatininblinden Bereich“ eine
erniedrigte GFR nicht erkannt wird
o z.B. im Alter weniger Kreatininbildung (da weniger Muskeln) & Nierenschäden
zusätzliche Bestimmung von Kreatinin im Urin (s.u.)!
Inulin-Clearance
misst das Filtrationsvermögen der Niere
Hierzu wird dem Patienten Inulin verabreicht (Infusion) und gemessen, wie viel vom
verabreichten Stoff pro Zeit wieder ausgeschieden wird
Da Inulin zwar filtriert, nicht aber rückresorbiert wird, ist die Inulin-Clearance identisch mit
der glomerulären Filtrationsrate (GFR)
Normwert:
gesunder Jugendlicher: 125 ml/min
mit zunehmenden Alter nimmt die GFR physiologisch auf 60-65 ml/min ab
Kreatinin-Clearance
Kreatinin: endogenes Abbauprodukt aus dem Muskelstoffwechsel
misst nahezu ausschließlich glomeruläre Filtration
Testung von 24h Sammelurin und Plasma-Kreatinin muss bestimmt werden
es wird zu einer geringen Rate im proximalen Tubulus sezerniert Kreatininkonzentration
um 10% höher als das filtrierte Solut
Fehler gleicht sich aus, da die Kreatininkonzentrationsbestimmung im Blut der gleichen
Fehlerquote unterliegt
wird wegen ihrer einfacheren Durchführung in der Klinik der Inulin-Clearance vorgezogen
Cystatin C
gibt ebenfalls Aussage über Nierenfunktion
wird von allen Körperzellen produziert
unabhängiger Wert von Lebensalter und Krankheitszustand neue Methode = teuer
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Ausscheidungs-Parameter
Dosierung
Anpassung an den Patienten!
- Enzymausstattung
o poor metabolizer, intermediate, rapid (= normal) oder ultra-rapid
o v.a. CYP2 tendieren zu Polymorphismen (single nucleotid morph.)
CYP2D6, CYP2C9, CYP2C19
Lösung: prädiktive Gendiagnostik
- Alter, Gewicht, Geschlecht
- zirkadiane Schwankungen Chronopharmakokinetik (Tag/Nacht)
o z.B. Blutdruckpatienten: physiologischer Blutdruckabfall nachts = „dipper“
„non-dippers“: kein Abfall blutdrucksenkende AM abends geben
- …
Berechnung über www.dosing.com oä
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Früh-/Neugeborene
Leberfunktion gering, Enzymausstattung anders
o CYP-Ausstattung ist noch unvollständig Pharmakokinetik anders
GFR erst ab 3 Monate aktiv
Opioide: Kinder haben weniger Rezeptoren verhältnismäßig höhere Dosen sind nötig
pädiatrische Dosierungstabellen!!!
Kompartiment-Modelle
Offenes 1-Kompartiment-Modell
Offen: laufender Stoffaustausch (Aufnahme und Ausscheidung von AS)
1-Kompartiment: AS reichert sich im Blut (BK)- und Gewebekompartiment (GK) an, die sich in
schnellem Austausch befinden
werden zum Zentralkompartiment (ZK) zusammengefasst:
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i.v.-Applikation
UK: Urinkompartiment
Konzentration des Stoffes nimmt bei der Elimination im Plasma ab und im UK zu
p.o.-Lösung
Resorption muss berücksichtigt werden
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Abschäl-/Feathering-/Residual-Verfahren
Verfahren zur Bestimmung von ka und k10 aus der Bateman-Funktion:
Ablauf:
1. Funktion in die halblogarithmische Form überführen (rote Kurve)
2. Gerade des abfallender Ast extrapolieren bis zur y-Achse (blau Gerade)
3. Differenz zwischen Kurve und extrapolierter Gerade bilden abgeschälte Gerade (grüne
Gerade) entsteht
4. Unterscheidung:
a. wenn ka> ke
ke an extrapolierter Gerade ablesen
ka an abgeschälter Gerade ablesen
b. Flip-Flop-Kinetik: ka< ke
extrapolierte Gerade: ka
abgeschälte Gerade: ke
Bestimmung, ob Flip-Flop-Kinetik vorliegt:
i.v.-Applikation: k10 der i.v.-Gabe mit Geschwindigkeitskonstanten aus Abschälverfahren
vergleichen
AS-Beispiele für Flip-Flop-Kinetik:
Penicilline bei i.m.-Applikation
Quartäre Ammoniumsalze
Inulin
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Offenes 2-Kompartiment-Modell
i.v.-Applikation
Plasmaspiegelkurve:
halblogarithmisch halblogarithmisch
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Erklärung des halblogarithmischen Kurvenverlaufs
2 Phasen unterscheidbar:
λ1 und λ2 setzen sich aus den Geschwindigkeitskonstanten der Teilprozesse (k12, k10...)
zusammen daher Bezeichnung als Hybridkonstanten bzw. Makrokonstanten
Vgl. k12, k10...: Mikrokonstanten
λ1-Phase/α-Phase/Distributionsphase/Umverteilungsphase
Verteilung ZK PK dominiert (k12)
eine untergeordnete Rolle spielen:
Rückdiffusion PK ZK (k21)
Elimination ZK UK (k10)
λ2-Phase/β-Phasen/Dispositionsphase/Ausscheidungsphase
Rückdiffusion PK ZK (k21) und Elimination ZK UK (k10) dominieren
MERKE: alle Vorgänge laufen gleichzeitig ab, aber unterschiedliche Gewichtung zu den
unterschiedlichen Zeitpunkten
− λ ∗t − λ ∗t
Berechnung: c t =c 1∗e 1
+c 2∗e
2
Offene Mehrkompartiment-Modelle
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22
Pharmakodynamik
Allgemein
Definition: Wissenschaft von den biochemischen und physiologischen AM-Wirkungen am tierischen
oder menschlichen Organismus sowie an Mikroorganismen und Parasiten
umfasst:
- Art der Wirkung (Wirkprofil, Wirkqualität)
- Wirkungsmechanismus
- Ort der Wirkung
- Wirkstärke (Potenz, engl. potency)
- Wirksamkeit (Effektivität, engl. efficacy)
Wirkmechanismen
Art des Mechanismus Beispiele
Interaktion mit membranständigen Rezeptoren
Rezeptorstimulation Erregung von Adrenozeptoren durch Sympathomimetika
Erregung von Muscarinrezeptoren durch direkte Parasympathomimetika
Rezeptorblockade Hemmung von Adrenorezeptoren durch α- und β-Adrenozeptorblocker
Blockade von Histamin-Rezeptoren durch H1- und H2-Antihistaminika
Beeinflussung von nukleären Rezeptoren
Stimulation von nukleären Stimulation des Schilddrüsenhormonrezeptors durch Triiodthyronin
Rezeptoren Stimulation von PPARγ durch Glitazone
Hemmung von nukleären Hemmung des Mineralcorticoidrezeptors durch Eplerenon
Rezeptoren
Beeinflussung spannungsabhängiger Ionenkanäle
Öffnung spannungsabhängiger Öffnung von Kaliumkanälen durch Kaliumkanalöffner
Ionenkanäle
Blockade spannungsabhängiger Schließen von Natriumkanälen durch Lokalanästhetika
Ionenkanäle Blockade von Calciumkanälen durch Calciumkanalblocker
Interaktion mit Transportern
Hemmung von aktiven Hemmung der Wiederaufnahme von Monoaminen durch Antidepressiva
Transportmechanismen Hemmung der vesikulären Speicherung von Monoaminen durch Reserpin
Hemmung von Carriern Hemmung des Na+/K+/2Cl--Kotransporters durch Schleifendiuretika vom
Furosemidtyp
Hemmung des Na+/Cl--Kotransporters durch Thiazide
Enzymbeeinfllussung
Enzymaktivierung Aktivierung von Plasmin durch Alteplase
Stimulation der Guanylylcyclase durch NO
Enzymhemmung Hemmung der Prostaglandinsynthese durch nichtsteroidale Antiphlogistika
Hemmung der Acetylcholinesterase durch indirekte Parasympathomimetika
Hemmung des Angiotensin-Konversions-Enzyms durch ACE-Hemmer
Beeinflussung von Biosynthesen in Mikroorganismen
Hemmung derZellwandsynthese bakterizide Wirkung von Betalactam-Antibiotika
von Bakterien
Störung der Proteinbiosynthese bakteriostatische Wirkung von Tetrazyklinen
von Bakterien
Störung der Folsäuresynthese bakteriostatische Wirkung von Sulfonamiden
außerdem weitere Wirkmechanismen, z.B. die von Antimetaboliten, Antikörpern oder mit der
DNA/RNA reagierende Wirkstoffe
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Dosierung und Dosis- bzw. Konzentrations-Wirkungs-Beziehungen
Dosierung
Initialdosis, Erhaltungsdosis
hohe Initial-/Sättigungsdosis (priming dose, loading dose): zum raschen Erreichen der der
minimalen therapeutischen Konzentration
niedrige Erhaltungsdosen: anhaltende Blutspiegel werden erreicht, die in der therapeutischen
Breite liegen
Dosierungsintervall τ
Zeit zwischen den Arzneimittelapplikationen
einmalige Gabe pro Tag bei Dauertherapie wünschenswert compliance am besten
Substanzen mit geringer Halbwertszeit möglichst Retardform
zu beachten: Wirkdauer kann deutlich länger sein als Plasmahalbwertszeit
Dosierungsbegriffe
24
Dosis-Wirkungs-Beziehungen am Kollektiv
ED50: Dosis, bei der 50% der Individuen reagieren Maß für Aktivität der Substanz
i.d.R. asymmetrische Verteilung in einem Diagramm Dosis logarithmisch auftragen
symmetrische Kurve
manchmal 2 Peaks in Dosis-Wirkungs-Diagramm (bimodale Kurve) kein homogenes Kollektiv
liegt vor, sondern zwei abgrenzbare Gruppen 2 ED50-Werte
Standardabweichung σ = Streuungsmaß um ED50
o 68% aller Werte bei ED50± σ
o 95,4% aller Werte bei ED50±2σ
Dosis-Wirkungs-Beziehungen am Individuum
Agonisten:
o Lage der Kurve auf der x-Achse ist ein Maß für die Wirkstärke (Potency, Potenz)
o Größe des Maximaleffektes ein Maß für die intrinsische Aktivität (Efficacy)
Beispiel: Parasympathomimetika
Acetylcholin: besitzt die größte Wirkstärke (wirkt bei den geringsten Konzentrationen)
lin
Furtrethonium: gleicher Effekt erreichbar, aber erst mit höherer Dosis
Pilocarpin: erreicht nicht den Maximaleffekt von ACh oder von Furtrethonium
Bei einer lg-lin (x-y) Darstellung erhält man eine Kurve mit sigmoidem Verlauf.
lg
Pharmakologische Kenngrößen
ED50 (Dosis effectiva 50, Effektdosis 50): Dosis, bei der die Hälfte des Maximaleffektes erreicht
wird bzw. bei der 50% der Versuchsobjekte die erwartete Wirkung zeigen
LD50 (Dosis letalis 50, Letaldosis 50): gibt an, bei welcher Dosis 50% der Versuchstiere sterben
pD2-Wert: Kenngröße für die Wirkstärke des Agonisten
ist der negative dekadische Logarithmus (10-X) der Wirkstoffkonzentration, mit der der halbe
Maximaleffekt erreicht wird
pA2-Wert: Parameter für die Affinität eines Antagonisten
ist der negative dekadische Logarithmus (10-X) der Antagonistenkonzentration, welche die
Konzentrations-Wirkungs-Kurve des Agonisten um den Faktor 2 (nicht Verdopplung) nach
rechts verschiebt
therapeutische Breite:
ist ein Maß für die Sicherheit zwischen therapeutischer und toxischer Wirkung
Pharmakon umso sicherer, je größer seine therapeutische Breite ist
wird oft angegeben als therapeutischer Quotient:
LD 50
therapeutischer Quotient=
ED 50
kann zu Fehlschlüssen führen
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Pharmakologische „Effekte“
Synergismus
gleichzeitige Gabe von ≥ 2 Wirkstoffen: gemessener Effekt ist größer als die Wirkung der
jeweiligen Einzelsubstanz
additiver Synergismus: Gesamteffekt = Summe der Einzeleffekte
überadditiver Synergismus (Potenzierung): Gesamteffekt > Summe der Einzeleffekte
o Voraussetzung: Angriffe an unterschiedliche Rezeptoren / Effektorsysteme
Schlussfolgerung nur erlaubt, wenn Wirkung und Dosis im linearen Bereich der Dosis-Wirkungs-
Kurve liegen!
subadditiv = antagonistische Wirkung
Rebound-Effekt
Blocker: Up-Regulation Rezeptor-Anzahl ↑
abruptes Absetzen einer Medikation
o endogene Agonisten können an mehr Rezeptoren angreifen entgegengesetzter Effekt,
Symptome der Erkrankung verstärken sich
Entzugssymptome = Rebound-Effekt
26
Praktikumsaufgabe
Messung einer unbekannten Konzentration einer ACh-Lösung in Form eines Bioassays
Bioassay
Bio: Leben, Assay: Bestimmung
wird im Arzneibuch „biologische Bestimmung“ genannt
Beispiele: Heparine, Antibiotika (Hemmhof)
insgesamt werden 40-50 Stoffe am Bioassay eingestellt
es muss gegen einen Standard bzw. eine Standard-Kalibrierungskurve am selben System
(isolierter Rattendarm, Ileum) verglichen werden Konzentration wird indirekt bestimmt
und eine Menge damit nicht absolut
isolierter Rattendarm
kann als Population von einzelnen glatten Muskelfasern aufgefasst werden, deren
Empfindlichkeit entsprechend einem normalen Verteilungsmuster schwankt
einige glatte Muskelfasern werden sehr empfindlich, andere weniger empfindlich sein
jeweilige Darmverkürzung (nach Gabe von ACh) liefert somit einen Hinweis auf den
Prozentsatz der empfindlichen Fasern
logit / probit
gemessener Wert[% des Maximalwerts ]
logit =lg
100−gemessener Wert [% des Maximalwerts ]
probit=logit +5
bei ED50: logit = 0 || probit = 5
Vorteil
der Logarithmus der Dosis bzw. Konzentration versus logit bzw. probit ergibt Gerade
Folge: nur 2 Messpunkte sind zur Bestimmung der Gerade bzw. zur Ermittlung einer ED50
(mittlere effektive Dosis) bzw. EC50 (mittlere effektive Konzentration) ausreichend
Praxis: 3 bis 5 Dosen/Konzentrationen werden verwendet
der Computer legt dann durch ein Näherungsverfahren eine Gerade durch die Punkte
Erhalt einer „Normalverteilungskurve“ aus einer sigmoiden Kurve
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Summenhäufigkeit / Häufigkeit
zur Berechnung der Abweichung muss die Fläche berechnet werden, die zu der Abweichung
gehört
Bsp.: 50 %−38 , 5 %=11, 5 %
dann Entnahme des logit aus Tabelle
28
ACh-Kalibrierkurve
Basislinien-Bestimmung
- notwenig wegen des Basaltonus der glatten Muskulatur
Darm
Dünndarm
Aufgaben:
29
weitere Verdauung und Resorption
z.T. auch Bildung von Botenstoffen wie Serotonin
vom Pylorus des Magens bis zum Dickdarm
in drei Abschnitte gegliedert
Duodenum (Zwölffingerdarm)
Jejunum (Leerdarm)
Ileum (Krummdarm)
in vivo (tonisiert): 3,75 m / post mortem (relaxiert): 6 m
Duodenum
ist 25 – 30 cm lang und hat die Form eines Cs, in dessen Konkavität der Pankreas eingebettet
ist
oberer Abschnitt ist erweitert als Bulbus duodeni
in den absteigender Abschnitt münden die Ausführgänge des Pankreas und der Galle
Jejunum: ist 1,5 m lang
Ileum: ist 2 m lang und stark gewunden
Jejunum und Ileum sind am Mesenterium (Gekröse) aufgehängt
das Mesenterium (Gekröse), eine Bauchfellduplikatur, nimmt die zuführenden bzw.
abführenden Aterien, Venen, Lymphgefäße und Nerven auf
Wandaufbau
Schleimhautaufbau
30
im Ileum findet sich ein Ansammlung an lymphatischen Gewebe, wie die Peyer-Plaques
MALT-System [mukosa-assoziertes-Lympohocyten Gewebe]
Dünndarm ist eines der am stärksten teilungsaktiven Gewebe des Menschen
Dünndarmmotilität
Bewegung führen zur Durchmischung des Chymus (Speisebreis) mit den Verdauungssäften des Pankreas
und der Galle
Durchmischung vorwiegend durch myogene Rhythmen, dem langsame Depolarisationswellen (slow waves)
mit überlagerten Aktionspotentialen zugrunde liegen
Frequenz: 12 / min; abnehmend zum Illeum
Segmentation: gleichzeitige Kontraktion der Ringmuskulatur benachbarter Darmabschnitte
peristaltische Wellen, welche die Durchmischungsbewegungen überlagern und den Chymus innerhalb von
2 – 4 h zum Caecum befördern können, werden durch das enterische Nervensystem kontrolliert
Dehnung der Darmwand als Signalgeber (Erregung afferenter Neurone) an den Plexus myentericus
Umschaltung auf efferente Fasern Kontraktion proximal [nahe am Bezugspunkt (meist
Hauptkörperteil oder Ansatzstelle) gelegen] und eine gleichzeitige Erschlaffung der glatten Muskulatur
distal [vom Bezugspunkt (meist dem Hauptteil des Körpers) weggerichtet od. von diesem weit entfernt
gelegen] vom Speisebrei führt zum aboralen (Richtung Rektum) Transport
an diesen Vorgängen sind Nervenfasern beteiligt, die weder NA noch ACh enthalten (nicht-adrenerge,
nicht-cholinerge Fasern; NANC-Fasern)
hier anstelle dessen wirkende Substanzen:
muskelkontrahierend: 5-HT und Substanz P
muskelrelaxierend: NO, VIP (vasoactive intestinal peptide) und ATP
Sympathikus und Parasympathikus wirken nur modulierend
Sympathikus hemmt erregende Neurone Relaxation
Parasympathikus Tonisierung
Bedeutung von Hormonen ist gering bzw. unklar; einzig Cholescystokinin wirkt motilitätssteigernd
Zotten bewegen sich ebenfalls zur Durchmischung
Dünndarm produziert HCO3- zur Säurepufferung pH: 8 - 9 und dünndarmschützende und gleitfördernde
Mucine; ca. 3 l / d
31
Dickdarm
Caecum (Blinddarm) mit dem Wurmfortsatz (Appendix vermiformis)
Kolon (Grimmdarm)
Rektum (Mastdarm oder Enddarm)
Eindickung des Chymus und Zusatz von Schleim Faeces
insgesamt ca. 125 cm lang
Kolon ist ca. 1 m lang und hat einen Durchmesser von 6 – 8 cm
er enthält Taenien und Haustren
Aussehen des Dickdarms: Taenien sind die oberflächlich heraustretenden Teile
der Längsmuskulatur. In Kombination mit der Ringmuskulatur führen sie zu
Einschnürungen, währenddessen halbkügelige Ausbuchtungen, die Haustren,
austreten
Ringmuskultur am Anus
innerer Schließmuskel Sphinkter aus glatten Muskelzellen || [Sphincter ani internus]
äußerer Schließmuskel quergestreifte Muskulatur || [Sphincter ani externus]
Blutgefäße der Hämorrhoidalzone verstärken den muskulären Verschluss
oberhalb der beiden Sphinkter weist das Rektum eine Erweiterung auf Ampulla recti
Kolonmotilität
nicht propulsiv
myogene Automatie; daher sehr langsam 5 -70 h
Geschwindigkeit nimmt hier im Gegensatz zum Dünndarm zum Ende hin zu
Sicherstellung eines ausreichend langen Aufenthalts, damit bakteriell verwertete Stoffe
resorbiert werden können
32
kationischen Zentrum im gleichen Abstand wie ACh
indiziert bei (postoperativer) Darm- und Blasenatonie
indirekte Parasympathomimetika
hemmen den Abbau des ACh durch Hemmung der ACh-Esterase
Distigminbr
omid
a.H.
Cisaprid setzt ACh frei
5-HT4-agonistische Wirkung (Förderung der Peristaltik)
33
Indikationen
Spasmen glatter Muskulatur (Gastro-Intestinal-Trakt, Galle, Harnwege, weibliche Genitalorgane)
bradykarden Arrhythmien
Ausschaltung vagaler Reflexe und Reduktion der Schleimsekretion in den Luftwegen bei
Narkosen
Parkinson-Syndrom, zur Reduktion der Plus-Symptomatik (Rigor und Tremor)
das cholinerge System ist im Verhältnis zum Dopaminergen übersteigert
zur Augendiagnostik
Bronchodilatatoren vor allem M3 (z.B. Trospiumchlorid oder Ipratropumbrimid)
M1-selektiv: als Ulcustherapeutikum (Pirenzepin)
Unterdrückung der parasympathischen Nebenwirkungen bei Morphin
Morphin bewirkt direkte (nicht allergische) Histamin-Freisetzung Spasmen
während der Therapie von Myasthenia gravis mit Cholinesteraseblockern
hemmt die Aktivierung der glatten Muskulatur durch Parasympathomimetika
bei Myastheina gravis werden in einer Autoimmunreaktion nur die ACh-Rezeptoren der
quergestreiften Muskulatur angegriffen
Harninkontinenz
Musculus detrusor an der Harnblase glatte Muskulatur Kontraktion
Hemmer die hier Eingreifen reduzieren den Detrusortonus und bewirken indirekt eine
Zunahme des Sphinktertonus
Sphincter an der Harnbase quergestreifte Muskulatur (α1-adrenerg) Relaxation
Trospiumchlorid, Oxybutynin, Propiverin, Tolteridon
als Antidot bei Vergiftungen mit Phosphorsäureestern (irreversible AChE-Hemmer)
34
Grundlagen der Signalübertragung
Prinzipien der Zell-Kommunikation
gap junctions:
elektrische Signale:
35
Rezeptoren
Allgemein
- Proteine oder Proteinkomplexe (intrazellulär oder membranständig)
- können Liganden binden an eine spezifische Bindungsstelle
- Ligandenbindung führt zu Effekt
o direkt (Öffnung eines Ionenkanals, Stimulation einer Rezeptor-Tyrosinkinase
o über Signaltransduktion (vom Rezeptor vermittelt)
- Ligand + Rezeptor ⇆ [LR-Komplex] Effekt
- Rezeptor hat damit 2 Aufgaben:
o WW mit Ligand(Rezeptorenanzahl begrenzt können komplett gesättigt werden)
o direkte oder indirekte Auslösung eines Effekts
- Rezeptorsubtypen: pharmakologische und molekularbiologische Unterschiede
Rezeptorreserve
- nur ein Teil der vorhandenen Rezeptoren muss aktiviert werden, um das nachgeschaltete
Effektorsystem maximal zu stimulieren
o nicht-gekoppelte Rezeptoren = Rezeptorreserve (lösen keine Wirkung aus)
- nimmt i.d.R. mit der Zahl der an der Signaltransduktion beteiligten Prozesse zu
- aktivierter Rezeptor braucht Effektor für Signalweiterleitung
- Effektor muss… hochaffin zu R* sein
geringe Affinität zu R haben
Desensibilisierung
- = Abnahme der Empfindlichkeit des Systems
- anhaltende Rezeptor-Stimulation führt zu abnehmender Intensität des ausgelösten Signals
- Mechanismen der Desensibilisierung
o Rezeptor-Phosphorylierung
o Anzahl Gi-Proteine ↑ (inhibitorisch)
o ↓ Expression der Rezeptorgene
o beschleunigter Abbau von Rezeptor-mRNA
o Rezeptoranzahl ändert sich
Down-Regulation
Up-Regulation
Down-Regulation
- Rezeptoranzahl ↓
- ausgelöst durch hohe Konzentration stimulierender Liganden
- Effekt: verstärkter Abbau / Internalisierung von Rezeptoren
- Bsp: Abnahme der β-Adrenozeptorzahl bei Herzinsuffizienz aufgrund einer Erhöhung der Catecholamin-
Konzentration im Blut (Hypercatecholaminämie)
Up-Regulation
- Rezeptoranzahl ↑
- ausgelöst durch Rezeptorblocker, Denervierung (Unterbrechung der Nervenbahnen),
Neurotransmitter-Mangel
- Effekt: Schutz der Rezeptoren vor Aktivierung (z.B. durch Agonisten), Rezeptorverbrauch ↓
36
heterologe Up-/Down-Regulation: WS, die indirekt auf ein System einwirken, können Rezeptoranzahl
auch verändern
Agonisten, Antagonisten
EA
Agonist: binden&stimulieren, intrinsische Aktivität (Fähigkeit z.Bindung) α , maximal 1
Em
Antagonist: bindet und schwächet Rezeptor-vermittelten Effekt
Voraussetzung für Pharmakon-Rez-WW: Bildung eines Komplexes (Affinität d. Pharmakons)
intrinsische Aktivität
Fähigkeit eines Liganden nach Bindung mit Rezeptor eine Wirkung hervorzurufen
37
Bsp.: α-Adrenorezeptorblocker, Sartane, Triptane
nicht-kompetitiver - bindet an anderer Stelle am Rezeptor als Agonist
Antagonist allosterische Hemmung
- verändert Agonisten-Bindestelle oder beeinflusst Wirkung
kompetitiv- nach Agonist-Bindung
nichtkompetitiver - Massenwirkungsgesetz gilt nicht!!!
Antagonist:
in niedrigen Konz. komp - Wirkung kann durch hohe Agonist-Konzentration NICHT
in hohen Konz. nichtkomp abgeschwächt / aufgehoben werden!
Bsp.: Memantin, Papaverin
unkompetitiver - allosterische Hemmung erst nach Aktivierung des
Antagonist Rezeptors (durch Agonist) möglich
Grad der Hemmung abhängig von Agonist-Konzentration:
- je mehr Agonist, desto größer die Antagonist-Wirkung
funktioneller - Agonist hebt Wirkung eines anderen Agonisten auf
Antagonist lösen entgegengesetzte Effekte aus
= physiologisch - Agonisten binden an unterschiedlichen Rezeptoren!
Bsp.: cholinerge oder histaminerge Substanzen und β-
adrenerge Stoffe
chemischer - Antagonist reagiert mit Agonist (bzw. WS)
Antagonist Inaktivierung durch Reaktion
- Reaktion unabhängig vom Rezeptor
- wichtig bei Behandlung von Vergiftungen (Heparin, BaCl2,
Schwermetalle)
Agonist (A)
Kompetitiv Antagonist (B)
nicht kompetitiver Antagonist (B´)
38
39
Zwei-Zustände-Modell
D: inverse Agonisten bewirken Gegenteil eines normalen Agonisteneffekts, indem sie noch stärker als
im Ruhezustand erniedrigen
z.B. β-Carboline
40
Rezeptor-Typen
Rezeptoren
intrazellular membranständig
intrazelluläre Rezeptoren
- = Transkriptionsfaktoren, Rezeptoren für:
o Steroidhormone (Glucocorticoide, Mineralcorticoide, Androgene, Estrogene, Gestagene,
Vitamin-D-Hormon)
o Retinoide
o Schilddrüsenhomorne
o PPAR: Peroxisom-Proliferation-aktivierte Rezeptoren
(Zielmoleküle von Fibraten & Glitazonen)
Vorkommen:
- im Zytoplasma
o assoziiert mit Hitze-Schock-Proteinen (für die korrekte Faltung der Rezeptorproteine zuständig)
o kann in 3 Domänen unterschieden werden:
DNA-Bindungsdomäne ( Bindung an Nukleotidsequenzen)
Aminoterminus ( Regulation der Genexpression) = transaktive Domäne
erhebliche Unterschiede Gewinnung selektiver AK
Carboxylterminus ( Ligandenbindungsstelle)
zusätzlich: Region für Translokation des Proteins in Zellkern und
Dimerisierungsdomäne (Assoziation von 2 Proteinen zu Holoprotein)
o Glucocorticoid-Rezeptoren
- im Zellkern
o Schilddrüsen-Hormon-Rezeptoren
41
ABBILDUNG 1: SIGNALTRANSDUKTION BEI INTRAZELLULÄREN REZEPTOREN. HSP: HITZE-SCHOCK-PROTEIN
42
membranständige Rezeptoren
Einteilung:
1. G-Protein gekoppelt
2. Ionenkanäle (spannungs- / ligandengesteuert)
3. Rezeptorproteinkinasen (Enzym-assoziierte Rezeptoren)
Rezeptor:
- heptahelikale Rezeptoren = 7 helikale transmembranäre Domäne
- 3 extra- und intrazelluläre Schleifen
Subtypen:
43
- Gs: stimuliert Cyclasen
44
- G12/13
Liganden-Beispiele: GABAB, Adenosin, Adrenalin, ATP, Dopamin, Histamin, Opioid, Serotonin (Ausnahme: 5-
HT3), Muscarin, Glutamat
Noradrenalin: α1 Gq, α2 Gi (präsynapt.), β1& β2 Gs
45
Ionenkanal-Rezeptoren
- Signaltransduktionsproteine
- wichtig bei: Bildung von Aktionspotential, Kontraktionen der Muskulatur, T-Zell-Aktivierung,
Insulinsekretion etc.
- Zusammensetzung aus mehreren Untereinheiten
o bilden Kanalpore
o öffnen / schließen durch Konformationsänderungen möglich
o α-UE: Poren-bildende UE
o weitere UE = Hilfs-UE
o Geometrie und Ladungsverteilung selektiv für bestimmte Ionen
Natrium-, Kalium-, Calcium-, Chlorid-Kanäle
o Ionenstrom wegen Konzentrationsgradient zw. Intra- und Extrazellularraum sowie
Membranpotential
Subtypen:
- liganden-gesteuert = ionotrop
o Liganden = „schnelle Neurotransmitter“ (schnelle Wirkung)
- spannungsabhängig: Steuerung über De-/Hyperpolarisation der Membran
o Zustände: geschlossen, offen, inaktiv
wichtigster hemmender
Transmitter, bindet zwischen α
und β
bindet zwischen β und γ
Anästhetikum
zentral dämpfende
Wirkung
46
muskuklärer Typ
(neuronaler Typ: α- und β-UE)
unselektiver Kationenkanal
Effekt: depolarisierendes exzitatorisches
postsynaptisches Potential, EPSP an der
neuronalen Endplatte erregend
47
Enzym-assoziierte Rezeptoren
mit Tyrosinkinase-Aktivität
- extrazelluläre Ligandenbindungsstelle
- zytosolisch: Domäne mit Tyrosinkinaseeigenschaften sowohl Rezeptor- als auch
Enzymfunktion!
- Dimerisierung nach Ligandenbindung
- Bsp: Insulinrezeptoren, IGF1-Rezeptor, Wachstumsfaktor-Rezeptoren (EGF, VEGF, …)
mit Guanylylcyclase-Aktivität
- monomeres Transmembranprotein
- extrazelluläre Bindungsstelle für aktivierenden Liganden, intrazelluläre Enzymdomäne
- Wirkmechanismus:
o GTP cGMP
o cGMP: second messenger, aktiviert Proteinkinase G
- Bsp: Rezeptoren des natriuetischen Peptids und des intestinalen Hormons Guanylin
Rezeptor-Serin/Threonin-Kinase
- Bsp: Rezeptoren des transformierenden Wachstumsfaktors β (TGF-β) Entzündungen
Tumornekrosefaktor-(TNF-)Rezeptoren
- „Todesrezeptoren“
- Art des assoziierten Adapterproteins entscheidet über Signalweg (Apoptose, Inflammation, …)
- Bindung des Liganden: Trimerisierung
- Bsp: TNF-Rezeptor 1, FAS
48
Carrier
Bsp: Na,K,2Cl-Kotransporter im Nephron Furosemid
renaler Na/Cl-Antiporter Thiazide
renaler Cholesteroltransporter NPC1L1 Ezetimib
SGLT2 (renaler Glucosetransporter) Dapagliflozin
5-HT-/NA-Reuptake-Inhibitoren Antidpressiva
Pumpen
Bsp: Na+/K+-ATPase
H+/K+-ATPase (Belegzellen, Magen)
49
Neurotransmitter
- Signalweiterleitung
- erregende / hemmende Neurotransmitter
- Entdeckung: Loewi-Experiment
Stoffklassen
Steroide
Nukleotide Gase
Progesteron
Pregnenolon ATP NO, CO
Abgrenzung zu Hormonen
Hormon Neurotransmitter
Freisetzung ausendokrine Drüse* präsynaptischem Neuron
FreisetzungswegSignalkaskade Aktionspotential
Freisetzung inBlutbahn* synaptischer Spalt
WegstreckeBlutgefäß, lang* synapt. Spalt, kurz
Wirkdauermin, h, Tage ms
Wirkkonzentration< 10-8 ~ 10-4
* außer: Gewebshormon
Noradrenalin
Hydroxylierung Hydroxylierung
Decarboxylie
rung
Methylierung Hydroxylierung
50
Aufnahme in Speichervesikel
Wirkung
- durch Ausschüttung der gefüllten Speichervesikel
- Inaktivierung durch Wiederaufnahme
o „Wiederaufnahmehemmer“: Antidepressiva, Stimulantien
Noradrenalin
Aldehyde → Alkohole
Antidepressiva
→ Säuren
MAO MAO
im ZNS:
- noradrenerge Zellkörper:
o Pons (N. coeruleus i.d. lateralen Formatio reticularis) und Medulla oblongata
ziehen zu Rückenmark, Cortex und Cerebellum
Kreislaufregulation, Schlaf-/Wachrhythmus, Nahrungsaufnahme
- adrenerge Zelkörper:
o Medulla oblongata (z.B. N. tractus solitarii)
beteiligt an Barorezeptorreflex
51
Rezeptoren für Adrenalin und Noradrenalin
α1(A,B,C) α2 (A,B,C) β1 β2 β3
Gq Gi Gs Gs Gs
NA +++ NA +++ NA ++ NA + NA ++
A +++ A +++ A +++ A ++ A ++
β2-Agonisten
52
Acetylcholin
Vorkommen von Acetylcholin
im ZNS:
- Interneurone im Striatum (Bewegungsablauf, normalerweise durch Dopamin gehemmt)
- Formatio septalis Hippocampus
N. basalis Meynert Cortex (Lernen, Gedächtsnisbildung)
Bildung vn Acetylcholin
Cholinacetyl- Aufnahme in
transferase Speichervesikel
cholinerge Signalübertragung
Wiederaufnahme hemmen
irgendwann leer
53
hemmende Wirkung
ligandengeste
uerter
Ionenkanal
pharmakologische Beeinflussung:
- Abbau hemmen
o ACh-Esterase hemmen durch Blocker Galenik! (Zielort) = indirekte Parasympathomimetika
o Physostigmin, Pyridostigmin, Neostigmin
Indikation: Myasthenia gravis, Darm-/Blasenatonie (Muskelschwäche keine
Peristaltik/Entleerung), Atropin-Intoxikation (Atropin als Antagonist wird verdrängt)
o Galantamin (aus Schneeglöckchen), Donepezil, Rivastigmin kommen gut ins ZNS, Vorteil:
ZNS wird kaum verändert
Ind.: M. Alzheimer (Mangel an ACh für leichte – mittelschwere Fälle)
- Zielrezeptor aktivieren
o spezifischer Weg
Wirkung ↑
- Synthese hemmen
- Freisetzung hemmen
- Zielrezeptor hemmen (am häufigsten)
Wirkung ↓
54
Nervensystem
Anatomische Teile des Nervensystems
55
Struktur und Funktion von Zellen des Nervensystems
Nervenzellen: Empfänger, Leiter und Verarbeiter von Informationen
Neurone
Struktur
am Ende der Axone liegen synaptische Endköpfchen, die mit der Zielzelle Synapsen bilden
Konvergenz: mehrere
Neurone bilden mit nur
einem Neuron Synapsen
Divergenz: ein Neuron
innerviert mehrere andere
Neurone
56
Nervenzellen
PNS: Neurone, die Signale zum Rückenmark leiten und die, die die Reaktion des ZNS vom
Rückenmark in die Peripherie (z.B. Muskeln und Organe) leiten
Afferenzen: Signalleitung von der Peripherie zum ZNS
Sensorik: Verarbeitung von Signalen im ZNS
Efferenzen: Signalleitung vom ZNS in die Peripherie
Hirnnerven alle Nervenfaserbündel, die oberhalb des Rückenmarks das ZNS verlassen
57
Aufbau des VNS
58
Aufbau des Parasymphatikus
59
Grenzstrang: parallel zur Wirbelsäule verlaufend
60
Die Hirnnerven: Nervus Vagus
einer von 12 Hirnnerven
Parasympathikus
Membranpotential
Regulation der Ionenkonzentration erfolgt über das Zellmembranpotential, das wiederum durch
Ionenkanäle eingestellt wird
erregbar Zellen (z.B. Neurone, Muskeln) bilden mit Hilfe von Ionenströme Aktionspotentiale (AP),
die Informationen leiten oder die Zellfunktion bestimmen
Ruhemembranpotentiale
Nerven -70mV
Herz: Arbeitsmyokard -80 bis -90mV
Muskelzelle -90mV
Unterschiedliche Ionenkonzentrationen
Na-Ka-ATPase: Elektrogene Pumpe (mehr positive Ladung geht raus als rein)
trägt etwas zum Membranpotential bei (10%)
30-70% der Zellenergie werden von dieser Pumpe verbraucht
steigerbar durch viel Natrium innen oder viel Kalium außen
steigerbar durch Insulin
Hauptfunktion: Regulation des Zellvolumens
61
Io Konzentration Gleichgewichts-
n [mmol / l] potential [mV]
intrazell extrazell
ulär ulär
Aktionspotential
erregbare Zellen können APs generieren
beteiligte Ionenkanäle
spannungsgesteuerte Na+- und/oder Ca2+-Kanäle bewirken Depolarisation
spannungsgesteuerte K+-Kanäle bewirken Repolarisation
öffnet verzögert oder sehr langsam
Natriumpotential
bei Nerven- und Skelettmuskelfasern wird das AP nur durch spannungsgesteuerte Na +-Kanäle
generiert
62
Calciumaktionspotentiale
APs mit Ca2+-Beteiligung werden entweder durch spannungsgesteuerte Ca2+-Kanäle generiert
oder durch die Kombination schneller spannungsgesteuerter Na+-Kanäle und langsameren Ca2+-
Kanälen
besonders die extrazelluläre Ca2+-Konzentration ist von Bedeutung
↓[Ca2+]extrazellulär außen weniger positive Ladungen geringeres Potential leichtere
Erregbarkeit
Tetani bei zu niedrigem extrazellulärem Calciumspiegel
↑[Ca2+]extrazellulär Erregbarkeit der Zelle sinkt
Fasern mit großem Durchmesser leiten schneller, da sie einen kleinen Widerstand haben, und
damit die Ströme größer sind, die während eines APs durch den intrazellulären Widerstand
fließen
es gibt den schnellen und langsamen Schmerz (Nozizeptoren)
Synapse
Axon endet meist in einem kleinen Endköpfchen, der Synapse
man unterscheidet anatomisch
zentrale Synapse: Axon – Neuron
neuromuskuläre Synapse: Axon - quergestreifte Muskelzelle (neuromuskuläre Endplatte,
motorische Endplatte)
Erregungsweiterleitung nur, wenn
mehrere Synapsen gleichzeitig aktiviert werden oder
eine Synapse mit hoher Frequenz aktiviert wird
Elektrische Synapse
63
Konnexon = Tunnelprotein
elektrische Synapse ist ein funktionelles Synzytium
alle Nervenzellen eines Nervenzellverbandes sind synchronisiert
Beispiele:
Hohlorgane
Herzmuskelzellen
Muskelzellen
Chemische Synapse
präsynaptische Membran: Membran des Axons
dort befinden sich Vesikel gefüllt mit Neurotransmittern
Neurotransmitter werden in synaptischen Spalt ausgeschüttet
postsynaptische Membran: mit Rezeptoren für die Neurotransmitter
die Wirkung des Neurotransmitters am Rezeptor wird beendet durch: enzymatische Spaltung der Transmitter
oder Aufnahme des Transmitter über die präsynaptische Membran oder in Gliazellen
nach der Ausschüttung der Neurotransmitter werden diese durch die präsynaptische Membran
wieder aufgenommen und erneut in die Vesikel transportiert
ansonsten werden die Neurotransmitter in der Synapse oder im Soma synthetisiert oder resynthetisiert
subsynaptische Membran: Der Teil der postsynaptischen Membran, an dem sich die Rezeptoren
befinden, welche die Transmitter aufnehmen.
Trennung der beiden Membranen durch den synaptischen Spalt
genaue Arbeitsweise:
64
Glycin Rückenmark hemmend Krämpfe
Kortex AD(H)S
1
Nebennierenmark
2
Verdickung am Ende des Neurons
65
o Umwandlung von NA zu A in sympath. Nervenendigungen nur im Gehirn möglich (N-
Methyl-Transferase fehlt zB in chromaffinen Zellen des NNM vorhanden)
o Geschwindigkeitsbestimmend: Aktivität der Tyrosin-Hydroxylase
- Speicherung NA: mittels Amin-Carriers und Protonenpumpe über Protonierung von NA
- Wiederaufnahme und Abbau von NA:
o Inaktivierung vorwiegend über Wiederaufnahme in das Axonplasma
Schnelle Beendigung der Wirkung
Verhindert zu starke Entleerung der Speichervesikel
o Abbau durch COMT zu unwirksamen Normetanephrin
Extraneuronal im Synapsenbereich, ferner in der Leber
o Oxidative Desaminierung durch MAO
In den Mitochondrien (v.a. in Nervenendigung, auch in Leber&Synapsen)
Langsamer, da Substanzen Mitochondrienmembran überwinden müssen
Adrenozeptoren
- sitzen an sympathischen Synapsen
- Zwei Hauptgruppen: α & β
o α1:intrazelluläres Ca2+↑ (Aktivierung PCFreisetzung DAG&IP3)Kontraktion
o α2: Hemmt L-Typ-Ca-KanäleNA-Freisetzung gehemmtRelaxation
o β: Aktivierung d. AdenylylcyclasecAMP↑Calciumkanäle phosph.
o β1:Herz -Ca2+Einstrom ↑Kontraktion
o β2: Glatter Muskel – intrazelluläres Ca2+↓Relaxation
- Wirkstoffe:
o Direkte Sympathomimetika: Adrenozeptor-Agonisten
α-Adrenozeptor-Agonisten (α-Sympathomimetika)
β-Adrenozeptor-Agonisten (β-Sympathomimetika)
o Indirekte Sympathomimetika (setzten NA frei oder hemmen Aufnahme)
o Adrenozeptor-Antagonisten
α-Adrenozeptor-Antagonisten (α-Sympatholytika)
β-Adrenozeptor-Antagonisten (β-Sympatholytika) BETABLOCKER
o Antisympathonika
Erregung zentraler (und untergeordnet peripherer) α-Rezeptoren
Bsp Clonidin, Methyldopa
Blockade des aktiven Transports aus Axon in Speicher
Bsp. Reserpin
66
Noradrenalin
- zuständig für Aufrechterhaltung des Gefäßtonus und gegeben falls dessen Erhöhung
- erhöht durch allgemeine Vasokonstriktion (Ausnahme Koronararterien) systolischen und
diastolischen Blutdruck
- Bradykardie durch reflektorische Blutdruckerhöhung parasympathische Gegenregulation
- schwache agonistische Wirkung am β2-Rezeptor der glatten Muskulatur
- Ind: bei neurogenem und septischem Schock, Lokalanästhetika, oral unwirksam (FPE)
Adrenalin
- zuständig für Regulation der Blutverteilung
- kontrahiert Gefäße der Haut, Schleimhaut, Baucheingeweide
- erweitert Gefäße der Skelettmuskulatur und des Herzens
- diastolischer Blutdruck ↓ weil Herzzeitvolumen ↑ durch Erregung von β 1-Rezeptoren
- am Herzen: positiv inotrop und chronotrop
- erhöht myokardialen Sauerstoffverbrauch Angina Pectoris Anfall möglich
- Darm&Bronchien(glatt): Relaxation (Peristaltik↓ und Sauerstoffaufnahme ↑)
- kann BHS nicht passieren zentrale Wirkungen sind reflektorisch
- Blutzuckerspiegel ↑, vermehrt Milchsäure im Blut (durch Glykolyse)
- lipolytische Wirkung durch Aktivierung der Adenylylcyclase und cAMP-Bildung
- Ind: bei anaphylaktischem und septischem Schock, lokal zur Gefäßverengung, i.v. bei
Herzkreislaufstillstand
67
o peripherer Gefäßwiderstand ↑RR ↑
o NW: Juckreiz, Kältegefühl, Herzklopfen, Harnverhalt, verntrikuläre
Rhythmusstörungen, pektanginöse Beschwerden
o KI: Hyperthyreose, Phäochromozytom, BHS mit Restharnbildung
- lokal zur Schleimhautabschwellung
o bei unspezifischer and allergischer Konjunktivis, Sinusitis, Nasopharyngitis
o bei Spray: CAVE Resorption (system.NWCAVE Hyperthyreotiker/-toniker)
o Phenylephrin&Imidazoline
α-und β-Adrenozeptor-Agonisten
- NW und KI wie α-Adrenozeptor-Agonisten
- Etilefrin und Oxilofrin
- bei oraler Applikation wirken sie anhaltend blutdrucksteigernd
o positiv inotrop und chronotrop wegen β-adrenergem Effekt
β-Adrenozeptor-Agonisten
- Erregung β1 Herzfrequenz, Kontraktionskraft und Erregungsleitgeschwindigkeit↑
- Erregung β2 Erschlaffung der Bronchial und Uterusmuskulatur, Erweiterung der
Koronarien und Gefäße der Skelettmuskulatur
- Ind: Bradykardie, Überleitungsstörungen, Broncholytika, Tokolytika
- UNSELEKTIV- mit gleicher β1/β2-Wirkung:
o Orciprenalin (Alupent)
o zur parenteralen Kurzzeittherapie von akutem Asthma Bronchiale
o Antidot bei Überdosis β-Adrenzozeptor-Blocker
o NW: HRS3, Angina Pectoris-Anfälle, Übelkeit, Schwähegefühl, Schweißproduktion
o KI: systemisch bei Hypertonie, KHK, tachykarden HRS, Hyperthyreose, Narkose
- SELEKTIV- Mit bevorzugter β2-Wirkung:
o kardiale NW verringert
o Selektivität nur relativ, nicht absolut (bei höherer Dosis trotzdem kardiale NW)
o Ind: Asthma bronchiale, Tokolytikum (Fenoterol)
o NW/KI wie bei unselektiven und Adrenalin
Indirekte Sympathomimetika
- setzten NA aus Speichergranula frei und/oder hemmen Wiederaufnahme von NA
- Amphetamine
o Freisetzung von Catecholaminen4
- Tyramin (a.H.)
- Ephedrin
o Ind: in Kombi bei Bronchitis
o Periphere & zentralerregende Wirkung Abhängigkeit, CAVE systemische Gabe
- Ameziniummetilsulfat
o Hemmt intraneuronale Wiederaufnahme und Abbau von NA
3
Herzrhythmusstörung
4
Dopamin,Noradrenalin, Adrenalin
68
o Setzt NA aus Speicher frei keine Tachyphylaxie5
o Ind: bei orthostatischer Hypotonie
- NW,KI: Wie α-Adrenozeptor-Agonisten
- Sonderfall Cocain:
o Setzt nur sehr geringe Mengen NA frei, hemmt aber Wiederaufnahme
Konzentration Catecholamine am Rezeptor↑
Adrenozeptor- Antagonisten
α-Adrenozeptor-Antagonisten
- Mutterkornalkaloide Ergotamin, Ergotoxine & deren Dihydro-Derivate
- auch an Dopamin- und Serotonin-Rezeptoren
- hoher FPE, aber wirksame Metabolite
- Ergotamin: bei schweren Migräneanfällen (gefäßkontrahierend)
o CAVE periphere Durchblutungsstörung (Gangrän)
- Dihydroergotamin: orthostatische Dysregulation (venentonisierend)
- Bromocriptin: bei Morbus Parkinson (dopaminerger Agonist)
- NW: Brechreiz (dopaminerge Effekte)
- KI (nichthydriert): Leber/Nierenfunktionsstörungen, Gefäßerkrankungen
- Vergiftung , Tod durch Atemlähmung oder Herzstillstand Diazepam
Phenoxybenzamin
- nicht selektiver α-Adrenozeptor-Antagonist
- kovalente Bindung kompetitive Hemmungirreversible Blockade
o Antidot: Α-Sympathomimetika unwirksam! Neubildung v. Rezeptorproteinen nötig
- Ind: Bei neurogener Blasenstörung (erhöhter Tonus durch Überstimulation d. α-Rez), bei
Phäochromozytom6 zur Unterdrückung von Blutdruckkrisen
- NW: Tachykardie, Miosis, trockene Nase, Ejakulationsstörungen, Erbrechen, Diarrhoe
Selektive α1-Adrenozeptor-Antagonisten
- Prazosin
o keine vermehrte NA-Freisetzung, da präsynaptisch α2 nicht geblockt (keine
Hemmung neg. Rückkopplung)
o Mittel 2. Wahl bei arteriellem Bluthochdruck (gefäßerweiternd),
o bei Morbus Raynaud
o NW: orthostatische Beschwerden, Tachykardie, Schwindel, Übelkeit, Schläfrigkeit
o KI:Schwanger, HI
- Urapidil: zusätzlich blutdrucksenkende Wirkung (Stimulation 5HT1A)
β-Adrenozeptor-Antagonisten Betablocker
- positiv inotrop und chronotrope Wirkung der Catecholamine am Herzen und
erschlaffende Wirkung am glatten Muskel wird aufgehoben
- außerdem sind Glykogenolyse & Lipolyse unterdrückt (Stoffwechseleffekte Catecholam.)
- Wirkung:
o nichtselektive
Propranolol
Ind: Kardiovaskulär, essentieller Tremor durch β2-Stimulation, primäre
Angstsyndrome, Migräneprophylaxe, Hyperthyreose(Hemmung T4T3)
5
schnelle Form der Toleranzentwicklung gegenüber bestimmten Arzneistoffen
6
Catecholamin-produzierender Tumor in chromaffinen Geweben (Bsp NNM), Überstimulation des Sympathikus
69
o β1-Selektivität
Bisoprolol, Metoprolol, Atenolol
Auch wie bei α nur relative Selektivität
Vor allem bei gestörter Glukosetoleranz, Diabetes
Tokolyseeffekt wird nicht beeinträchtigt (Utero-plazentare Durchblutung
normal)
o PAA – partielle agonistische Aktivität=ISA – intrinsische sympathomimetische Akt.
Dualistisch wirkende Substanz, vorwiegend antagonistisch
Acebutolol, Carteolol, Oxprenolol
Bei Neigung zu bradykarden HRS (aber kaum Einsatz)
o unspezifische Membranwirkung
Lokalanästhetische, membranstabilisierende Wirkkomponente, nimmt zu mit
steigender Lipophilie
o uusätzlichen vasodilatatorischen Effekt
Carvedilol: zusätzlich α1-Block
Celiprolol: zusätzlich partieller Agonist an β2
Nevibolol: zusätzlich NO- Freisetzung
- Kinetik:
o hydrophile Bioverfügbarkeit meist genauso wie lipophile, weil lipophile trotz
besserer Resorption hohen FPE haben (hydrophile kaum)
o lipophile: HWZ kurz, hydrophile: HWZ lang
- Ind: KHK, Herz/Kreislauf, HI, HRS, Hypertonie, Phäochromozytom (Kombi mit α-Blockern),
Glaukom, Migräneprophylaxe, Hyperthyreose, Tremor (Parkinson)
o Emolol: kurz wirksam: Kurzzeitbehandlung supraventrik.Tachykardie, VHF&Flattern
- REBOUND: bei längerer Therapie mehr β-Rezeptorenmehr NA-Freisetzungbeim
Absetzen Blutdruckanstieg, Angina Pectoris Anfälle, HI ausschleichen!
- NW:
o unspezifisch: GIT-Störungen, zentralnervöse Störungen(Müdigkeit, Kopfschmerzen)
o spezifisch: Atmungswiderstand, Kontraktionskraft d. Herzens ↓, Bradykardien
- KI: obstrukt. Ventilationsstörungen, bradykarde HRS, Hypotonie…(gehen aus NW hervor)
- IA: Verzögerung des Wiederanstiegs des Blutzuckerspiegels nach Insulingabe oder OAD,
Antiaarhymtika werden verstärkt, bradykaler Effekt ↑ durch Narkosemittel
Antisympathotonika
- dienen vorwiegend als Antihypertonika, da periph. Widerstand, Herzzeitvol.&Blutdruck↓
70
o wird als AS ins ZNS aufgenommen und dort zu α-Methyl-NA (aktiver WS)
o Antihypertonikum in der Schwangerschaft
Reserpin
- blockiert Speichervermögen der Vesikel für Catecholamine
- Wirkmechanismus: Blockiert Mg-abhängige ATPase, die aktiv Protonen in Vesikel pumpt
H+Konz ↓ basische Substanzen wie NA können nicht mehr intravesikulär protoniert
und somit gespeichert werden Vorstufe des NA fehlt in Granula, NA aus Vesikeln
gelangt durch Diffusion ins Zytoplasma und wird dort abgebaut durch MAO
- beim Hypertoniker: anhaltende Blutdrucksenkung
- bei hoher Dosis starke NW, deshalb nur niedrig dosiert in Kombi mit Clopamid
- KI: Ulcus ventriculus/duodeni und Asthma bronchiale
- Acetylcholin
o Freisetzung: durch Erregung von parasympathischen Nervenfasern
o Abbau: durch ACh-Esterase in prä&postsyn.Membran, zu Cholin&Essigsäure
o aus Cholin und Acetyl-CoA wird durch Cholinacetyltransferase wieder ACh gebildet
- ACh-Rezeptoren
o Nicotinrezeptoren
ligandengesteuerte Ionenkanäle
hemmbar durch Atropin
Vorkommen: Neuronen des ZNS&Ganglien, neuromusk.Endplatte
nur postsynaptisch
o Muscarinrezeptoren
G-Protein gekoppelt
hemmbar durch Curare (Pfeilgift)
Vorkommen: Herz, glatte Muskelzelle, ZNS uvm.
prä- und postsynaptisch
5 Subtypen:
M1 (ZNS,Ganglien) Gedächtnis und Lernen
M2 (Herz) Herzfrequenz ↓
M3 (glatte Muskulatur, Peripherie) Kontraktion
M4 (Stratium) Schmerz
M5 (ZNS) Vasodil. zerebr. Arteriolen, Dopaminfreisetzung im Stratium
- ACh-Wirkung: Membranpermeabilität von Na/K/Ca beeinflusst
Herzfrequenz ↓
peripherer Gefäßwiderstand ↓
Speichel/Magensaft/Schweiß/Bronchialsekretion ↑
Tonus Magen/Darm/Harnwege/Bronchialmuskulatur ↑
71
Pupille wird verengt & auf Nahpunkt akkomodiert
o in Ganglien&mot.Endplatte: Erhöht Na-Permeabilität stärker als K Depolarisation
o in Schrittmacherzellen: K-Permeabilität ↑ Hyperpolarisation Herzfrequenz ↓
o in Drüsenzellen, glatter Muskulatur: Fördert Ca-Einstrom Kontraktion
o am Gefäßendothel: Freisetzung NO Gefäßerschlaffung
o an präsynaptischen Heterorezeptoren: NA-Freisetzung ↓
- ACh selbst nicht einsetzbar, da zu kurze HWZ Carbachol
7
Angina Pectoris
8
Neurotrop=Anticholinerg!!
72
Antidot bei Parasympathomimetika (v.a. Phosphorsäureester)
Mydriatikum
o Vergiftungssymptome:
1. Mund trocken, Pupillen weit, Puls ↑ , Schluckbeschwerden
2. Hyperthermie wegen Hemmung der Schweißsekretion, Halluzinationen,
klonische Krämpfe
3. Bewusstlosigkeit, Tod infolge zentraler Atemlähmung
Therapie: Physostigmin sowie Diazepam bei Erregung und Krämpfen
o Scopolamin im Gegensatz zu Atropin nur zentraldämpfend (in AT und TTS)
- quartäre Parasympatholytika
o VT im Vergleich zu tertiären: keine zentrale NW, NT: oral schlechte Resorbierbarkeit
o Glycopyrroniumbromid (verringert NW der Cholinesterase-Blocker), Trospiumchlorid
(Inkontinenz), Butylscopolaminiumbromid (Spasmen, endoskopische Untersuchung),
Iratropiumbromid &Tiotropiumbromid (obstr. Lungenerkrankung, bradykarde HRS)
- tertiäre Parasympatholytika
o M3-Selektivität, aber ob das gut ist ist nicht klar (Detrusorkontraktion,
Verträglichkeit gleich)
o Tropicamid (Pupilenerweiterung), Pirenzepin (Ulkustherapie),
Tolterodin&Darifenacin&Solifenacin (Blasenentleerungsstörungen)
Muskulotrope Spasmolytika
- Erschlaffung durch direkte Einwirkung auf glatte Muskelzelle
- Papaverin erschlafft alle glatten Muskeln Tonus↑ heute obsolet
- Hymecromon und Flavoxat zur Behandlung funktioneller Oberbauchbeschwerden
- NW: Mundtrockenheit, Schwindel, Kopfschmerz, Übelkeit, Sodbrennen, Obstipation
73
Empfehlung meinerseits:
https://www.youtube.com/watch?v=8VbutEDRZbw
Hormone
Hypothalamus
- „Chef“
- gibt via Releasing-Hormone „Befehle“ an seinen „Assistenten“ (Adenohypophyse)
74
Hypophyse
- „Assistent“
- aufgeteilt in Adenohypophyse (Vorderlappen) und Neurohypophyse (Hinterlappen)
- Adenohypophyse nimmt Befehle in Form von RHs entgegen
o Sekretion der Hypophysenhormone ins Blut
- Neurohypophyse eigentlich verlängerte Nervenzellen aus dem Hypothalamus
o Hormone aus Hypothalamus (Bildungsort?) gelangen hier ins Blut
Adenohypophyse
(Hypophysenvorderlappen)
75
Diabetes
Allgemeines
Homoglykane: Glykogen, Cellulose, Stärke
Heteroglykane: Heparansulfat, Heparin
Glucose
Zellgift, das im Körper sofort zu Glucose-6-phosphat umgewandelt wird
Glukokinase: niedrige Affinität; wird nicht durch G-6-P gehemmt; Vorkommen: β-Zellen und
Hepatozyten
Hexokinase: hohe Affinität; wird durch G-6-P gehemmt
Kohlenhydrat-Stoffwechsel
Edukte Produkte Weiteres
Gluconeo Laktat, Pyruvat, Glukose
genese glucogene
Aminosäuren
Glykolyse Glucose 2 Pyruvat 1. Schritt: Glucokinase, Hexokinase
Glucose-6-phosphat
Sorbitolbil Glukose Sorbitol Enzym: Aldose-Reduktase
dung
Glykogens Glucose Glykogen 1. Schritt: Glucokinase Glucose-6-
ynthese phosphat
Glykogen Glykogen Glukose-1- Enzym: Glykogenphosphorylase
olyse Phosphat + Glucose-1-phosphat entsteht und wird in
Glukose Glucose-6-phosphat umgewandelt
Fettstoffwechsel
Edukte Produkte Weiteres
Fettsäuresynthese Acetyl-CoA, Malonyl-CoA Fettsäuren
Lipolyse Triglycerid Fettsäuren + Glycerin Enzym: Lipase
β-Oxidation Fettsäure AcetylCoa
Ketogenese Acetyl-CoA Acetoacetat Aceton + 3-
Hydrobutyrat
Proteinstoffwechsel
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Proteinbildun
g
Proteolyse Proteinen Peptide + Aminosäuren
76
77
Pankreas
Anatomie
endokriner und exokriner Teil an Verdauung beteiligt
Langerhans-Inseln
78
B-Kette (30 Aminosäuren)
zwei Aminosäuren und das C-Peptid (connecting peptide,
im Bild C) (31 Aminosäuren)
zwei Aminosäuren und die A-Kette (21 Aminosäuren)
2: Faltung
Bildung der drei Disulfidbrücken
3: gefaltetes Präproinsulin
KATP-Kanäle
79
- Transport von Glukose in Zelle Glykolyse vermehrte ATP-Bildung ATP-gesteuerte
Kaliumkanäle werden geschlossen Abfall des Membranpotentials (Depolarisation)
spannungsabhängige Calciumkanäle werden aktiviert Ca-Influx (intrazellulär) Calcium-
Calmodulin-Komplex aktiviert Proteinkinasen Exozytose von Insulin
- Glucose Glykolyse Pyruvat || Cytosol
- Pyruvat oxidative Phosphorylierung ATP || Mitochondrien
- ATP bewirkt außerdem Freisetzung von Ca2+ aus intrazellulären Speichern
80
Wirkungen von Insulin
anabole (aufbauende) Wirkungen antikatabole Wirkungen verhindert Abbau
Glucose-Aufnahme in Zellen ↑ Glykogenabbau ↓ (L, M)
Glykogenbildung↑ (L, M) Gluconeogenese↓ (L)
Folge: Blutglukosespiegel ↓
Glycerinsynthese↑ (F) Ketogenese↓ (L)
Aufnahme freier Fettsäuren↑ (F) Lipolyse↓ (F)
Triglyceridbildung/Fettsäuresynthese↑ (F,
L)(oxid. Glucoseabbau)
Aminosäurenaufnahme↑ (M) Aminosäureabgabe↓ (M)
Proteinsynthese↑ (M) Aminosäureoxidation↓ (M)
Proteolyse↓ (M)
F = Fettzelle; L = Leberzelle; M = Muskelzelle
antiatherogene Wirkung
- gegen die Entstehung einer Atherosklerose gerichtete Wirkung
- Insulin
stimuliert die Expression von NO
hemmte die Expression von ICAM1
supprimiert NF-Kappa B (Transkriptionsfaktor)
senkt freie Fettsäuren
supprimiert den Tissue factor- (TF) und Plasminogen Activator Inhibitor 1 (PAI-1)-
Konzentrationen
- Insulin hat eine anti-inflammatorische und antithrombotische Wirkung
81
Wirkungsmechanismus
membranständiger Rezeptor
IRS = Insulin-
Rezeptor-Substrat
=
metabolische
= mitogene
Effekte
Insulinrezeptor
Transmembranrezeptor bzw. integrales Membranprotein
Hetero-Tetramer, welches aus je 2 α- und β-Untereinheiten zusammengesetzt ist
- extrazellulär: α- Untereinheiten (UE)
- membrandurchspannend: β-UE
- Die α- und β-UE sind jeweils durch
Disulfidbrücken kovalent miteinander
verbunden
- Die β-UE besitzen eine sogenannte
Tyrosinkinase-Aktivität können
Tyrosinreste phosphorylieren
- WW von Insulin mit Rezeptor Konformationsänderung Autophosphorylierung an intrazellulärer
Stelle (β-UE phosphorylieren sich gegenseitig) Aktivierung der Kinase-Domäne Phosphorylierung von
Insulinrezeptorsubstarat 1 und 2 (IRS) Phsophorylierung weiterer Enzyme
82
Insulinrezeptor: Signalweiterleitung
Insulinrezeptordichte
- beim Gesunden: Rezeptoren im Überschuss vorhanden (Stimulation eines Teils reicht für
Maximalwirkung aus)
- erhöhte Insulinspiegel: Internalisierung von Rezeptoren (Down-Regulation der Rezeptorzahl)
- Übergewicht Insulinrezeptordichte↓ (verbesserbar durch Diät)
- Gewichtsabnahme kann Rezeptorzahl wieder erhöhen Insulinresistenz kann gebessert /
aufgehoben werden
Insulin ist nicht komplett selektiv für Insulinrezeptoren: kann auch an IGF-Rezeptor (insulin-like growth factor)
gehen Wachstumsfaktoren, sorgt für UAW von synthetischen Insulinen (verstärkte Proliferation)
Insulin-unabhängige Glucoseverwertung
vorhanden, aber nicht global (beschränkt auf einige Organe)
- Gehirn
- Pankreas: B-Zellen
- Muskel: bei starker Belastung (zB Sport) auch insulinunabhängige Glucoseverwertung über AMPK
- Leber
- Darm: SGLT-1 (sodium-dependent glucose transporter)
- Niere: Glucose wird als kleiens Molekül frei filtriert, Rückresorption mittels SGLT-1 und -2 als Symporter für Na
und Glucose in Zelle und von dort via GLUT-2 zurück ins Blut
83
Glucagon
- „Gegenspieler“ zu Insulin
- Polypeptid, 3.500 Da, nur eine Kette (29 Aminosäuren)
Synthese: A-Zellen
Speicherung: Speicherung in Sekretgranula (α-Granula)
Abbau: Hydrolyse in Leber, Niere und im Blut
Wirkungen:
- Gegenspieler zu Insulin: erhöht Blutzuckerspiegel
- mobilisiert Energiereserven: steigert Glukogenabbau in Leber (wie Adrenalin), aber nicht im
Muskel (Gegensatz zu Adrenalin) bei steigendem Energiebedarf, (drohender) Hypoglykämie
- fördert in Leber Gluconeogenese aus Aminosäuren und Lactat
- Fettstoffwechsel: erhöht Fettsäureoxidation und Ketonkörper-Bildung in der Leber und
verstärkt Lipolyse im Fettgewebe und in der Leber
- Proteinstoffwechsel: verstärkt Proteolyse und damit Bereitstellung von Aminosäuren
- Enzymstimulation: stimuliert Ammoniak-Bildung Harnstoff
Wirkungsmechanismus:
- Stimulation von membranständigem G-Protein-gekoppelten Rezeptor
- Aktivierung der Andenylylcyclase Bildung von cAMP
- Phosphorylierung von Enzymen (Stoffwechseleffekt)
Anwendungen:
- bei hypoglykämischen Zuständen
- Motilitätshemmungen bei Untersuchungen des GI-Traktes
- bei Spasmen des unteren Ösophagus-Sphinkters
- Intoxikation mit β-Adrenorezeptorblockern
84
Blutzucker
physiologische Grundlagen
Blutzuckerwerte:
- nüchtern: 55 – 110 mg/dL bzw. 4,5 – 6,5 mmol/L (mmol/L v.a. im wissenschaftlichen Bereich, mg/dL
v.a. im Patientenalltag; Umrechnungsfaktor: 18, da Glucose 180 g/mol)
- Hypoglykämie: < 45 mg/dL
- hypoglykämischer Schock / Koma: < 35 mg/dL
- Hyperglykämie
o nüchtern: > 110 mg/dL
o 2 h postprandial: > 140 mg/dL
- gesamte Plasmaglucose: 5g (entspricht 2 x 2,5g Zuckerwürfel)
Blutzuckeregulation:
85
verstärkte Blutzuckersenkung durch:
- orale Antidiabetika, ACE-Hemmer, Disopyramid, Fibrate, Fluoxetin, MAO-Hemmer,
Pentoxifyllin, Propoxyphen, Salicylate, Sulfonamid-Antibiotika, Alkohol
verstärkter Blutzuckeranstieg durch:
- Glucocorticoide, Danazol, Diazoxid, Diuretika, Glukagon, Isoniazid, Estrogene / Progsteron
(z.B. orale Kontrazeptiva), Phenothiazin-Abkömmlinge, Somatotropin, Sympathomimetika,
atypische Antipsychotika
Maskierung einer Hypoglykämie durch:
- β-Blocker (Schwitzen jedoch trotzdem erkennbar Sympathikus und ACh)
- Clonidin, Guanethidin, Reserpin
- Darm: Insulinunabhängig
Diabetiker kann Zucker ins Blut
aufnehmen!
- Leber:
Glukosetransport insulinunabhängig
Phosphorylierung: insulinabhängig
- Erythrozyten: Glucoseaufnahme
insulinunabhängig
- Grund: unterschiedliche Transporter
86
Verhalten des Körpers nach einer Mahlzeit
Mahlzeit zum Zeitpunkt 0
normal:
Insulin↑, Glucagon↓ (u.a. Hemmung durch Insulin)
Insulinausschüttung ist nie 0, auch nicht vor der Mahlzeit
Diabetiker: nach Mahlzeit unveränderte Glucagonwerte, da Insulin das
Glucagon nicht (ausreichend) hemmen kann
Folge: noch mehr Zucker im Blut
Hypoglykämien
Pathophysiologie
- unter 2,5 mmol/L Blutglucosekonzentration
Typen:
- exogene Hypoglykämie: ausgelöst durch Fasten, falsche Medikation bei Diabetes
(Sulfonylharnstoffe!), Alkoholabusus
- endogene Hypoglykämie: ausgelöst durch
o Tumore (insulinbildende Inselzelltumore, extrapankreatische Tumore mit Bildung
von Tryptophanabbauprodukten, welche die periphere Glucoseverwertung fördern)
o Lebererkrankungen
o Glucosebildungsstörungen
o angeborene Stoffwechseldefekte
o Hypophysen- / NNR-Unterfunktion
o Glukosurie
87
Symptome
Hypoglykämien fördern Demenz!
Pharmakotherapie
- Glucagon (s.o.) (GlucaGen®)
o NW: Übelkeit, Erbrechen, Überempfindlichkeitsreaktionen
o Indometacin schwächt Wirkung ab
o erhöht gerinnungsfördernden Effekt von Warfarin
- Diazoxid (Proglicem®)
o Wirkungen:
erhöht Glucosespiegel durch Hemmung der Insulinsekretion und ↑
Glucoseabgabe aus der Leber Anwendung bei Hyperinulinämie
öffnet KATP-Kanäle und verhindert damit Insulinfreisetzung
Blutdruck ↓ nicht bei kardialen Erkrankungen
o Wirkmechanismus: Öffnung der K+ATP-Kanäle ↑ K+-Ausstrom keine
Depolarisation, keine Insulinfreisetzung
88
89
Diabetes mellitus
„honigsüßer Durchfluss“
- diabainein (gr.) = hindurchgleiten Polyurie
o Abgabe von bis zu 10L Wasser
o Zuckergehalt in Niere zu hoch Rückresorption gesättigt osmotisch wird mehr
Wasser ausgeschieden
- mellitus = honigartig
o süßer Geschmack, da Glucosurie (bei Blutglucose > 180mg/dL bzw. 10mM wird Glucose über Urin
ausgeschieden)
chronische Hyperglykämie durch Insulinmangel
Pathophysiologie
hervorgerufen durch absoluten oder relativen Insulinmangel
- absoluter Insulinmangel = Typ 1
o Zerstörung von Inselzellen (Autoimmunerkrankungen, Infektion gegen B-Zellen, …)
Bauchspeicheldrüse kann kein Insulin sezernieren
- relativer Insulinmangel = Typ 2
o Insulinproduktion kann den Erfordernissen nicht mehr angepasst werden
o gestörte Inselzellfunktion Insulinsekretion reicht nicht mehr aus
verlangsamte Freisetzung
gestörte Umwandlung von Proinsulin zu Insulin
gestörte pulsatile Freisetzung von Insulin
o Insulinresistenz vermindertes Ansprechen der Rezeptoren auf Insulin
90
verringerte Insulinrezeptoranzahl
Insulinrezeptor-Defekt
Postrezeptordefekt (gestörte intrazelluläre Signalübertragung)
Insulin-Antikörper vermindern Effekte von Insulin
Folgen: Störungen in verschiedenen Stoffwechselprozessen und bei längerem Verlauf Organschäden
Diabetes mellitus ist STOFFWECHSELERKRANKUNG betrifft nicht nur den
Zuckerhaushalt
Folge: erhöhte Aminosäure-, Fettsäure- und Glucose-Werte im Blut
Kranker ist dünn und ausgehungert, da die Stoffe nicht in die Zellen aufgenommen
werden
bei starker Entgleisung: diabetisches Koma („ketoazidotisch“ oder „hyperosmolar“ Osmolarität des
Blutes ist zu hoch)
Ketoazidose:
91
Typ-1-Diabetes (5 – 10%)
insulinabhängiger Diabetes, IDDM: insulin dependent Diabetes mellitus
früher: juveniler Diabetes
- Insulinmangel nimmt rasch zu, bis kein Insulin mehr sezerniert wird Glucose wird nicht
mehr aus Blut aufgenommen
- Insulinsubstitution unumgänglich Patient kann dick werden, da Insulin ein Mästungsfaktor ist
Symptome:
- Polydispsie = krankhaft gesteigterter Durst
- Polyurie
- Gewichtsverlust
- Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit
verschlechtern sich im Laufe der Erkrankung, Krankheit manifestiert sich meist schon im Kindesalter
- keine Prävention, da zu spät erkannt
Ursache:
- Genetik:
o HLA (Human Leucocyte Antigen) sind genetisch prädisponierend: System zur Regulierung und
Steuerung der Abwehrkräfte, das zu einem hohen Anteil vererbt wird
Marker für Prädisposition
mit T1DM assoziierte Genotypen: HLA-DR3 und 4; DQ etc.
Immunangriffe wahrscheinlicher, werden schneller als körperfremd erkannt
für Manifestation sind immunologische Prozesse entscheidend
T-Zell-vermittelte Autoimmunreaktion mit lyphozytärer Insulitis:
o Autoimmunreaktion (Insulitis) mit selektiver Zerstörung von B-Zellen
- exogene Faktoren, die zur Autoimmunreaktion führen:
o virale Infektionen komplette Zerstörung der B-Zellen
o virale Infektion Bildung von Antikörpern gegen B-Zell-ähnliche Bakterien / Viren
Angriff auf Inselzellen
CV-B4, Echoviren, Enteroviren, Herpesviren, Rötelninfektion i.d. Schwangerschaft
o Umweltnoxen
- Typ-1a: Antikörper gegen B-Zellen vorhanden
- Typ-1b: keine Antikörper vorhanden, Ursachen für D. mellitus unbekannt
92
- Typ 2a: normalgewichtige Patienten
- Typ 2b: übergewichtige Patienten (80%)
o Übergewicht ab BMI > 25; adipös ab BMI > 30
Verlauf (= Progredienz)
o Ansprechbarkeit der Gewebe auf Insulin immer verringert
Insulinproduktion anfangs oft erhöht ↓ Sensitivität der Zellen für Insulin
(Blutzuckerspiegel bleibt gleich)
Erschöpfung der B-Zellen durch Anforderung Insulinproduktion ↓,
Blutzucker ↑, Glucosetoleranz ↓
o anfangs relatives Insulindefizit, vollständiger Insulinmangel erst im Endstadium
o langsamerer Krankheitsverlauf, jedoch oft Insulinsekretionsstörungen und –resistenz
o Insulinsekretion bei Übergewichtigen generell erhöht Insulinempfindlichkeit ↓
Ursachen:
- Genetik (Wahrscheinlichkeit der Vererbung höher als bei Typ 1)
- Überernährung / Übergewicht, körperliche Inaktivität
93
Zunahme des Diabetes
Gründe für Zunahme:
Überernährung
Bewegungsmangel
Längere Lebenserwartung
Verschärfung der diagnostischen Kriterien
Prävalenz steigt lt. IDF-Atlas auf 12%
etwa jeder 2. wird an Diabetes erkranken
Steigerung in Entwicklungsländern extrem
schadensrelevant:
Retinopathie: 100 mg/dl
kardiovaskuläre Schäden: 110 mg/dl
94
weitere Diabetes-Typen
Schwangerschaftsdiabetes = Gestationsdiabetes
- Hyperglykämie wird zuerst während Schwangerschaft nachgewiesen
o nach der 24. SSW wird oGTT durchgeführt
o Grenzwerte:
Grenzwert venöses Plasma
nüchtern 92 mg/dL 5,1 mmol/L
nach 1 Std 180 mg/dL 10,0 mmol/L
nach 2 Std 153 mg/dL 8,5 mmol/L
o oGTT nicht durchführen, wenn Nüchtern-BGK > 126 mg/dL (kein Belastungstest, da
Verschlimmerung droht)
- Progesteron ↑ (Gestagen) Insulinresistenz ↑ (meist reversibel)
- Therapie nur mit Insulin
o nicht plazentagängig!
o bessere Kontrolle der Therapie
o natürliches Hormon
- problematisch, da Fötus starke Blutzuckerschwankungen nicht toleriert unbehandelt
steigt Risiko von:
o Präeklampsie (Hypertonie + Proteinurie), kann zu Infarkten und Plazentainsuffizienz führen
o Frühgeburten
o erhöhtem Geburtsgewicht (da Kind vermehrt Insulin produziert) erhöhtes Diabetesrisiko
o perinataler Morbidität / Mortalität des Neugeborenen
- Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftsdiabetes zunehmend (2010: 3,7%)
außerdem:
- Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse: z.B. Pankreatitis, Pankreaskarzinom Entfernung
des Pankreas
- hormonelle Erkrankungen u.a.
- Medikamente: Cortison (Glucocorticoid)
- Morbus cushing: übermäßige Cortison-Produktion
- Überexpression von Insulinasen, die Insulin abbauen
- andere spezifische Typen (z.B. durch genetische Defekte, Chemikalien, …)
95
schlecht eingestellte Diabetiker haben
(Spät-)Folgen des Diabetes mellitus eine verringerte Lebenserwartung!
Ursache
- erhöhte Glucosewerte sind Nährboden für Mikroorganismen Infektionsgefahr (z.B. in
Harnwegen)
- Reaktion der Glucose mit körpereigenen Protein (= nichtenzymatische Glykierung,
Glykosylierung)
o Struktur- / Funktionsänderung der Proteine
o Bsp.: Reaktion mit Hb HbA1c
wichtiger Parameter bei Therapiekontrolle (Langzeitparameter): gibt
Blutzuckerverlauf von letzten 6 – 8 Wochen an
Wert sollte < 6,5 % sein
96
- Dyslipoproteinämie: gestörtes Verhältnis der Lipoproteinfraktionen im Blutserum, besonders
das Missverhältnis von HDL zu LDL
unbehandelt: deutliche Verkürzung der Lebenserwartung
Mikroangiopathien
Erkrankung der kleinen Blutgefäße
- Glucose Superoxid-Radikale Schädigung der Zellen
- Kapillargefäße verstopfen Ischämie (Minderdurchblutung oder Durchblutungsausfall)
- Folgen: Nephropathien (8%), Retinopathien (20%), Neuropathien
diabetische Nephropathien
- Sklerose (Vernarbung / Verdickung) der Glomerulusmembran
Proteinurie, Hypertonie, fortschreitende Niereninsuffizienz
- Folge: Diabetiker werden später oft dialysepflichtig
Retinopathie
- Katarakt der Linse: Trübung durch Ablagerung von Glucose, Fructose, Sorbit in der Linse
Wassereinstrom, Quellung
- Mikroaneurismen(Aneurismen = Auslappung von Gefäßen)und kapillare Gefäßverschlüsse der
Netzhaut Zerreißen von Gefäßen (lokale Blutungen)
- Hypoxie-bedingte Neubildung
o Körper steuert zerstörten Gefäßen entgegen: Gefäßneubildungen im Glaskörperraum
(Wachstumsfaktor wird ausgeschüttet, der Gefäße in Netzhaut wachsen lässt)
Sichteinbußen (Sinneszellen haben keinen Platz mehr) Erblindung möglich
o nachts Blutzucker ↓ Sympathikus ↑ Blutdruck ↑ Aufreißen von neu
entstandenen, noch instabilen Gefäßen
o Gefäßverengung Sauerstoffversorgung ↓
- Netzhautablösungen
Neuropathien
- Taubheitsgefühl, nächtliche Wadenkrämpfe, Reflexausfälle, Kribbeln
- selten motorische Störungen (Muskelschwäche, Paresen)
- Entstehung durch nichtenzymatische Glykierung von körpereigenen Eiweißen und
Sorbitanreicherung: osmotische Zellschädigung, Verquellung
Polyneuropathie
- Therapie mit: α-Liponsäure, Benfotiamin
- Therapie von neuropathischen Schmerzen mit: Amitriptylin, Carbamazepin, Gabapentin,
Pregabalin
97
- Durchblutungsstörungen und Neuropathien
keine Empfindung zu enge Schuhe / Kontakt mit heißem Wasser / … mechanische
Reizung Wunden / Infektionen
o Wundheilung ist durch Hypoxie verschlechtert atrophische (Gewebsschwund),
geschwürige und gangröse Hautveränderungen und deren Komplikationen
- Komplikationen: Superinfektionen und Osteomyelitis
- Amputation des Fußes keine Seltenheit
(kardio-) vaskuläre Ereignisse sind die Hauptursachen von Diabetikern (Typ-1 und Typ-2)
98
Stoffwechsel des Diabetikers im Überblick
99
Zusammenstellung der Berufe, für die sich Diabetiker nicht eignen
100
Metabolisches Syndrom
- Vorstufe des manifesten Typ-2-Diabetes
Charakteristika: Adipositas, Hyperglykämie, Insulinresistenz, Hypertonie, Dyslipidämie
(Fettstoffwechselstörungen)
o Dyslipidämie: Cholesterinwerte nicht i.O.
„tödliches Quartett“: Hyperinsulinismus, Hypertonie, Hyperlipoproteinämie, Adipositas
Gicht- und Thromboseneigung
- Körper kompensiert zunächst, irgendwann überfordert
am Anfang durch Umstellung der Gewohnheiten noch therapierbar
101
Therapieziele
- keine Einschränkung der Lebensqualität
- Prävention angiopathischer bzw. neuropathischer Komplikationen
o optimale Blutglucose-Einstellung (50% der gemessenen Werte sollten im Zielbereich,
80 – 140 mg/dL, liegen)
o HbA1C Wert so niedrig, wie ohne Auftreten schwerer Hypoglykämien möglich
- Prävention schwerer Hypoglykämien (erhöhen die Mortalität, deshalb heute HbA1C weniger streng
gehandhabt)
- Therapie begleitender Risikofaktoren (z.B. Blutfette, Hypertonie, …)
Antidiabetika
Insuline
- heute Verwendung von gentechnisch produziertem Humaninsulin und gentechnischen Analoga
o Variation meist am Ende der AS-Kette, da mittiger Teil für Interaktion mit Rezeptor
benötigt
o früher tierische Insuline genutzt (Schwein / Rind)
Gefahren: Verunreinigungen, Antikörperbildung, Probleme bei der Standardisierung
teuer, ethisch bedenklich (da Alternativen vorhanden)
o vor Gentechnik semisynthetische Gewinnung aus Schweineinsulin Austausch 1 Aminosäure
- Vorteile von Analoga:
o besondere pharmkokinetische Eigenschaften
o rascher Wirkungseintritt
o kurze oder auch lange Wirkdauer
- nach Stärke der Initialwirkung, der Zeit bis zum Wirkungsmaximum und der Wirkungsdauer
unterscheidet man:
o kurz wirkende Insuline (Altinsulin, Normalinsulin, Bolusinsulin)
o besonders rasch und kurz wirksame Insuline
o Verzögerungsinsuline (Basalinsuline, Basisinsuline, Depotinsline)
o Intermediärinsuline: Wirkdauer < 24h
o Langzeitinsuline / Basalinsuline: Wirkdauer 24 – 36h
102
besonders rasch und kurz wirkende Insuline
- Bildung von Hexameren herabgesetzt Resorptionsgeschwindigkeit aus Subcutis erhöht
maximale Plasmakonzentration wird schneller erreicht
o Spritz-Ess-Abstand entfällt (sind unmittelbar vor dem Essen applizierbar
- veränderte Aminosäuresequenz ( erschwerte Bildung von Hexameren)
o Insulin aspartat (NovoRapid®)
Prolin-B28 Asparaginsäure (B-Kette)
o Insulin glulisin (Apidra®)
Asparagin-B3 Lysin
Lysin-B29 Glutaminsäure (beides in B-Kette Fehler in Abb.)
o Insulin lispro (Humalog®, Liprolog®)
Vertauschung der B-Ketten-AS 28&29: Pro-Lys Lys-Pro
103
Verzögerungsinsuline
- Resorptionsgeschwindigkeit ↓ (galenische Maßnahmen oder partialsynthetische Abwandlungen)
Wirkdauer ↑
o galenische Maßnahmen:
binden des Insulins an basische Eiweißkörper NPH
längere, glattere Profile als Zn-Insuline
notwendiges Lösen der Eiweißbindung führt zu Verzögerung im Abbau
Insulin-Zink-Suspensionen
erhöhte Zn-Konzentration verlangsamt Zerfall der Hexamere Gleichmäßigkeit der
Verzögerung über Chargen hinweg nicht möglich u. große Schwankungen zw. den
Patienten
heute obsolet
o chemische Maßnahmen
Modifzierung des isoelektrischen Punkts (unmodifiziert: IEP bei 5,4)
Verknüpfung mit lipophilen Strukturen
o Strukturabwandlung
Austausch von Aminosäuren oder Bindung an Albumine / Fette
Intermediärinsuline
- NPH-Insulin = neutrales Protamin Hagedorn
o NPH = Protamin(sulfat), basisches Protein Insulin an NPH gebunden
o mit Altinsulin mischbar individuelle Zusammensetzung möglich
o Wirkbeginn ca. 45 – 60 Min
Höhepunkt bei ca. 4 – 6h
Wirkdauer 8 – 12h (in höheren Dosierungen bis zu 20 h) 2x tgl Gabe
Langzeitinsuline
- Insulin detemir (Levemir®)
o Lysin-29: Amidierung mit Myristinsäure (Fettsäure) gute Bindung an Albumin
o Entfernung von Theronin-B30
- Insulin glargin (Lantus®)
o Austausch von AS & Verlängerung der B-Kette
Asparagin-A21 Glycin
C-Ende der B-Kette: 2 zusätzliche Arginin-Moleküle (ArgB31+32)
o gelöst in pH 4 beim Spritzen fällt es im Gewebe aus (s.c. Präzipitat)
- Insulin degludec (Tresiba®)
o ultralang wirksam (48h) trotzdem 1x tgl spritzen
o letzte AS der B-Kette (Theronin-30) wurde entfernt 1 Glutaminsäure und 1 16-C-
Fettsäure angehängt (an Lysin-B29) Fettsäure bindet an Albumin im Blut
o Multihexamere
104
Dosierung von Insulin
- individuell und angepasst an Begleitmedikation, Grad an Insulinresistenz und Ernährung (Zeit,
Menge)
- subcutan
- Injektionsort wechseln (Vernarbung,
Fettumverteilung möglich)
o mögliche Orte Fettgewebe
Bauch, Oberschenkel
o Region nicht verändern wg. Resorption
- tägliche Dosis bei Typ 1
o Kinder: 0,8 – 1 I.E./kg
o Erwachsene: 30 – 70 I.E./kg
- tägliche Dosis bei Typ 2
o 30 – 45 I.E./kg
Interaktionen
- verminderte Wirkung durch: Chlorpromazin, Glucocorticoide, Nicotinsäurederivate,
Saluretika, Schilddrüsenhormone und Sympathomimetika
- verstärkte Wirkung durch: nicht β1-selektive β-Rezeptorblocker, Zytostatika vom
Cyclophosphamidtyp
o nicht β1-selektive β-Rezeptorblocker maskieren Symptome einer Hypoglykämie!
- Einfluss von Arzneistoffklassen auf die Insulindosis:
105
Injektion
- Insulinnadeln sind sehr klein und kurz
o Nadellänge muss auf Patienten abgestimmt sein
o bei richtiger Injektion merkt Patient nichts
-
106
orale Antidiabetika
- keine Injektion mehr nötig
- nur anwenden, wenn:
o kein Typ-1-Diabetes vorliegt
o diätische Maßnahmen sowie Gewichtsreduktion nicht ausreichen
Übersicht
α-Glucosidase-Inhibitoren
Anwendung: bei Typ 1 und Typ 2 möglich
Wirkmechanismus, Wirkungen:
- Hemmung der Glucosidase im Bürstensaum des DüDa
o spaltet Oligo- / Disaccharide zu Monosacchariden
o Resorption nur von Monosacchariden möglich
- Resorption von Kohlenhydraten wird verzögert Vermeidung von postprandialen
Blutzuckerspitzen (v.a. bei Typ 2)
- basaler Blutzuckerwert und Hb1Ac werden etwas gesenkt
- Hypoglykämie: Gabe von Glucose direkte Aufnahme ins Blut, keine Spaltung nötig
Vorteile:
- keine Hyperinsulinämie
- keine Hypoglykämiegefahr
- evtl. zur Prophylaxe geeignet
107
Wirkstoffe UAW KI
Acarbose (Glucobay®) Blähungen, Diarrhöe chronische
- Pseudotetrasaccharid mit 15.000x (Polysaccharide werden erst im Darmerkrankungen
Affinität zum Enzym als Saccharose Kolon unter Gasbildung von (Verdauungs-,
- Resorption ca. 35% Bakterien abgebaut) Resorptionsstörungen, Ulzera,
- Hydrolyse durch Darmbakterien und → einschleichende Dosierung Stenosen)
Verdauungsenzyme verhindert GIT-Störungen
- Monotherapeutikum oder in
Kombination mit anderen oralen Anstieg von Leberenzymen
Antidiabetika
Miglitol (Diastabol®)
- Piperidin-Derivat
- Resorption: 60 – 90%
- UAW, KI, IA: s. Acarbose
Metformin (Glucophage®)
1. Wahl!
- Biguanid-Derivat
Wirkungen:
- dosisabhängie Senkung des Blutzuckerspiegels
o Wirkung jedoch nur beim Diabetiker, nicht beim Gesunden!
o nur bei Restproduktion von Insulin wirklich wirksam Typ 2
- HbA1c ↓ umd 1 – 2%
- KEINE Freisetzung von Insulin aus B-Zellen! Hypoglykämie selten (in Kombination mit Alkohol etc.)
- HDL ↑, VLDL ↓, LDL ↓, Cholesterol ↓, Triglyceride ↓
- keine Gewichtszunahme
- antithombotisch durch Hemmung des Plasminogenaktivator-Inhibitor-1
Wirkungsmechanismus:
- Aufnahme in Leberzelle (als Kation) teilweise Blockade der Atmungskette
o oxidative Phosphorylierung ↓ AMP ↑Hemmung der Adenylylcyclase ↓
Bereitstellung von cAMP für Glucagon-induzierte hepatische Glucoseproduktion
Hemmung der hepatischen Gluconeogenese und Glykogenolyse
verbesserte Glucoseverwertung in peripheren Geweben (GLUT 2 ↑)
Hemmung der intestinalen Glucoseabsorption (d.h. im GIT)
o Stimulation der AMP-aktivierten Proteinkinase (AMPK) cAMP ↓
- Überdosierung: komplette Blockade der Atmungskette in Darm und Leber ATP ↓
o anaerober Abbau von Glucose Lactatacidose! (Durchfall)
- Verstärkung der Insulinbindung an dessen Rezeptor und Eingriff in Postrezeptoreffekte
o Translokation von Glucose-Transportern GLUT 4, gesteigerte Aktivität der
Transporter in Zellmembran
o vermehrt Bildung von Pyruvat aus Glycerol-3-P Glycerol-3-P fehlt für
Triglyceridsynthese Triglyceride ↓
108
Kinetik: Indikation: IA:
- Bioverfügbarkeit: 50 – 60% - erleichtert v.a. Abnahmen - verminderte Wirkung durch
- HWZ = 3h bei Typ-2b Glucocorticoide, Saluretika,
- in Kombination anwendbar Schilddrüsenhormone und
Sympathomimetika
UAW: KI:
- GIT-Störungen und Lactatazidose - Niereninsuffizienz
- metallischer Geschmack - (Prae-)Coma diabeticum
- allergische Hautreaktionen - Leberschäden, Alkoholismus
- Störungen in der Hämatopoese (Hemmung der - Schwangerschaft / Stillzeit
Resorption von Vit. B12 und Folsäure)
109
Sulfonylharnstoffe
- maximale Plasmakonzentration nach 1 – 6h
o längere HWZ als Wirkzeiten an Beta-Zellen
Wirkstoffe UAW KI
Tolbutamid (a.H.) - GIT-Störungen - D. mellitus Typ 1
Gliclazid - Allergien - (Prae-)Coma diabeticum
Gliquidon - Leuko-/Thrombozytopenie - schwere
Glibornurid - Hypoglykämien ! Nierenfunktionsstörung
Glibenclamid - Appetit ↑ - Schwangerschaft / Stillzeit
Glimepirid Gewichtszunahme
Wirkstoffe UAW KI
Nateglinid (STARLIX®) s.o. s.o.
Repaglinid (NovoNorm®)
Zwischenfazit
110
- Wirkung auf das metabolische Syndrom bei Typ-II:
Pioglitazon (Actos®)
UAW KI Besonderheiten
- Flüssigkeitsretention Lebererkrankungen Abschwächung der
- ↑ Appetit Gewichtszunahme Herzinsuffizienz Wirkungdurch orale
- Anämie Kontrazeptiva
- Fettstoffwechselstörungen
- Leberfunktionsstörungen gute Resorption, hohe PPB
Rosiglitazon
- a.H. wegen Leberschädigung
Inkretinwirkung imitierende oder verstärkende Antidiabetika
Inkretine:
- Hormone aus dem Darm
111
o GIP = Gastric Inhibitory Peptide
in der Therapie keine Bedeutung
o GLP-1 = Glucagon-like Peptide 1
wird nach der Mahlzeit vom Dünndarm abgegeben (Sekretion aus L-Zellen)
K+ ↑: Depolarisation
- glucoseabhängige Wirkungen:
o Insulinsekretion ↑ (keine Hypoglykämien)
o Energieumsatz ↑
o Glucagonkonz. ↓
o endogene Glucoseproduktion ↓
o Appetit ↓, Magenentleerungszeit ↑ (Blutzuckerspiegel steigt weniger stark an)
- Diabetiker: verminderte Freisetzung an Inkretinen
Problem bei GLP-1: kurze Wirkdauer (t½ ca. 2 Min) nicht als Medikament geeignet
daher Einsatz von:
o Inkretin-Mimetika: wirken länger als GLP-1
o Inkretin-Enhancer: Enzymhemmstoffe, die den GLP-1-Abbau blockieren, bevor es
systemisch wirken kann (Inaktivierung durch die Dipeptidyl-Peptidase IV, DPP-4)
Inkretin-Mimetika
- Einsatz bei Typ-2-Diabetikern
- keine orale Gabe! Peptide (würden im GIT zersetzt werden)
Wirkstoffe UAW KI
Exenatid (Byetta®) - GIT-Beschwerden Schwangerschaft /
- Super-Agonist - Kopfschmerzen Stillzeit
- Exendin-4 in Speichel nordamerikanischer - Nervosität
Krustenechse entdeckt
- GLP-1-Rezeptor-Agonist GLP-1-ähnliche
Effekte, jedoch längere HWZ IA
- Vermittlung der Wirkung von cAMP BV von Lovastatin und
und/oder anderen intrazellulären Paracetamol ↓
Signalbahnen
↓ Resorption von
Liraglutid (Victoza®) Kontrazeptiva,
- GLP-1-Analogon Antibiotika
- Wirkdauer 24h
Albiglutid (Eperzan®)
- GLP-1-Agonist
- an humanes Albumin gebunden lange HWZ (1x wöchentliche s.c.-Gabe)
DPP-4-Inhibitoren = Gliptine
DPP-4 = Dipeptidyl-Peptidase-4
- Einsatz bei Typ-2-Diabetikern
- oft in Kombination mit Metformin (Janumet® = Sitagliptin + Metformin) oder einem Glitazon
Wirkmechanismus:
- Hemmung der DPP-4 GLP-1- und GIP-Abbau wird verhindert (Wirkungsverlängerung)
- Wirkung abhängig von vorhandener GLP-1-/GIP-Konzentration!
112
Wirkstoffe UAW KI
Sitagliptin (Januvia®) - Kopfschmerzen, Schwindel Schwangerschaft / Stillzeit
- keine Gewichtszunahme - Obstipation
- Plasmahalbwertszeit 12h
Vildagliptin (Galvus®)
Linagliptin (Trajenta®)
Saxagliptin (Onglyza®)
SGLT 2-Hemmer
SGLT: sodium-glucose linked transporter
Wirkungen:
- vermehrte Ausscheidung von Glucose im Urin (Insulin-unabhängig!)
- Gewichtsverlust (bis zu 300 kcal/d weniger)
- Blutdruck ↓
Wirkmechanismus:
- Hemmung von SGLT-2: Glucoserückresorption ↓
- Na+-Rückresorption wird auch behindert
o jedoch unproblematisch, da genug Na+ über die Nahrung aufgenommen wird
- SGLT-1 auch im Tubulus (allerdings nur 10% Anteil an SGLT im Tubulus) immer kleine
Rückresorption von Glucose
keine Hypoglykämiegefahr
113
Wirkstoffe UAW
Dapaglifozin (FORXIGA®) - Blasen-/Nierenentzündung (viel Glucose im Urin Bakterien
- Zulassung im Nov. 2012 lieben Glucose!)
Canaglifozin(Invokana®) - erhöhtes Risiko für Brust- und Blasenkrebs
- Zulassung im März 2014 - Leberschäden?
Empaglifozin (Jardiance®)
114
Leitlinien zur Therapie
- Diät immer erforderlich
kann u.U. sogar bei Typ-2-Diabetikern die Medikamenteneinnahme ersetzen
- Zuckeraustauschstoffe haben keinen Vorteil gegenüber Saccharose
- Verlaufskontrolle durch Messung des HbA1c- und Blutzuckerwerts nötig
1. Wahl an Therapie:
o Typ 1: Insulin
o Typ 2: Metformin Typ 2 immer Diät!
physiologische Insulinsekretion:
0.5 – 1 IE / Stunde + 1 – 3IE / 1BE
Therapieschemata
konventionelle Insulintherapie (CT)
- Kombinationsinsulin (Verzögerungs- und Altinsulin)
- Gabe 30 Min. vor Frühstück und Abendessen
- strenges Einhalten der Uhrzeiten für Applikation und Mahlzeit und der Kohlenhydratmenge
Diätplan!!!
- Zwischenmahlzeiten erforderlich
Komplikationen
Alkohol
- NAD+ wird als Coenzym für Alkoholabbau benötigt jedoch wichtig für Gluconeogenese
- Gefahr einer Hypogylkämie
115
Coma diabeticum
- schwerste Form der Stoffwechselentgleisung
- extreme Glucosevewertungsstörung durch Insulinmangel
- ketoazidotisches Koma (v.a. Typ-1-Diabetiker)
o keine Glucose vorhanden Eiweiß-, Fettabbau
o Bildung einer Ketoazidose durch begrenzte Oxidation der Fettsäuren Bildung von
Ketonen
o tiefe Atmung des Patienten: Azidose soll ausgeglichen werden (Atem riecht nach
Aceton!)
- hyperosmolares Koma (Typ-2-Diabetiker)
o Insulin reicht noch aus, um Ketonkörperbildung zu verhindern keine Ketoazidose
o Blutzuckerwert: > 6 g/L Glukoseausscheidung über Urin, Polyurie (durch
osmotischen Druck), Nierenversagen möglich
o Entwicklung häufig über Prodromalstadium (= Präkoma): Appetitlosigkeit, Übelkeit,
Erbrechen, Muskelschwäche, Schläfrigkeit
Lactatacidose
- pH-Wert des Blutes fällt stark ab (Milchsäuregehalt ↑)
- Mechanismus
o Blockade der Atmungskette ATP-Bildung↓
o Glucose wird in Glykolyse anaerob abgebaut Endprodukt: Lactat ↑↑
u.a. lebensgefährliche NW von Metformin
o gesteigerte Glykolyse: mehr Brenztraubensäure (Pyruvat) fällt an Reduktion zu
Milchsäure keine übliche Verwertung mehr zu Glucose möglich
- Leber kann Lactat bis zu gewissem Grad abbauen
- Folgen: Nierenversagen, Schock
„Dead in Bed“-Syndrom
- plötzlicher, unerwarteter Tod im Schlaf (von sonst gesunden Typ 1-Diabetikern)
- Pathogenese unklar
- Todesursachen?!: Hypoglykämie, autonome kardiale Neuropathie, Herzrhythmusstörungen
„Honeymoon-Phase“
- vorübergehende Regeneration der Insulinproduktion bei Typ 1
- kurzzeitige Wirkungen: ↓Insulinbedarf des Körpers, β-Zellen erholen sich und arbeiten
zunächst wieder
„Dawn-Syndrom“
- Blutzuckeranstieg in frühen Morgenstunden Insulinbedarf↑
- Ursache: relativer Insulinmange durch nächtliche Ausschüttung von Glucocorticoiden,
Wachstumshormonen etc.
116
Schwangerschaft
Schwere Infektionen (vorrübergehend)
Koma
Therapieabfolge
HbA1C
Glukose lagert sich an Proteine an (Amadori-Umlagerung) Schäden, da Proteine nicht mehr
funktionieren
Glykierung!
NICHT Glykosylierung, da die Bildung von HbA1c ohne Beteiligung von Enzymen erfolgt
HbA1: Hämoglobin mit Zuckern verschiedene Produkte entstehen
HbA1c: stabiles Produkt einer Kopplung von Glukose an das N-terminale Valin der β-Kette
des Hämoglobins
117
Marker dafür, wie sehr andere Proteine durch Glukose im Körper geschädigt werden
„Erinnerungswert“: Erythrozytenlebensdauer 120 Tage
Verhinderung einer Nephropathie, wenn < 7,5 – 8%
Falschwerte:
zu niedrig bei:
Leberzirrhose
Blutverluste (akut und chronisch)
hämolytische Anämie
zu hoch:
Erythrozyten-Überalterung (z.B. Fe-Mangel)
nur angewandt bei ca. 40%
Ziel:
HbA1C≤ 6,5%
aggressive Therapie kann zu kurzfristigen Hypoglykämien führen
heute nicht mehr so aggressive Therapie
weitere Erniedrigung des HbA1C hat zu kardiovaskulären Problemen geführt mit erhöhter
Mortalität
20 mal tägliches Spritzen von Insulin HbA1C-Wert geht runter (ca. 1%) Pumpen daher
sinnvoll
118
Nachbereitung
Schwangerschaft
Probleme
schlechte Stoffwechseleinstellung in der Frühschwangerschaft erhöhtes Risiko von schweren
Fehlbildungen des Kindes
hoher HbA1c-Wert eine erhöhte Häufigkeit an Fehlgeburten
Riskio der Frühgeburt
zu groß werdende Kinder (durch zu viel Glukose ist Stoffwechsel angeregt und Insulin macht anabole
Effekte) Komplikationen bei Geburt
Während der gesamten Schwangerschaft ist eine möglichst normnahe Blutzucker-Einstellung nötig, um die
postpartale Morbidität der Neugeborenen (z.B. Hypoglycämie, Makrosomie, Lungenunreife) möglichst gering zu
halten
Typ 1
Therapieschema: intensivierte Insulintherapie oder eine Insulinpumpentherapie
intensive Betreuung
Typ 2
Umstellung in Schwangerschaft auf Insulin
Metformin: nicht in Schwangerschaft
Sulfonylharnstoffe: nicht in Schwangerschaft bei Kind wird auch Insulinfreisetzung stimuliert
Glindine: nicht in Schwangerschaft
Glitazone?
Exenatid (Inkretin-Mimetikum): nicht in Schwangerschaft oder Stillzeit
Sitagliptin (Inkretin-Enhancer): nicht während Schwangerschaft (reproduktionstoxische Effekte) und Stillzeit
Insulinlagerung
Kühlschrank: zwei bis acht Grad Celsius nicht einfrieren nicht mehr wirksam
Insulinpräparate, die angebrochen sind und sich in Gebrauch befinden, werden nicht mehr im Kühlschrank,
sondern bei Raumtemperatur (unter 35 Grad Celsius) vor Sonnenlicht geschützt aufbewahrt
Gebrauch dann 4-6 Wochen möglich
weitere Störfaktoren: Hitze über 40°C Wirkungsabnahme
Licht
Mischbarkeit
Verzögerungsinsuline: Glargin: pH-Wert eingestellt nicht mischen
Insulinglulisin + NPH-Insulin: möglich
Altinsulin + NPH-Insulin: möglich
Insulindetermir: nicht mischbar mit anderen Insulinen
Glitazone + Insulin NW Herzinsuffizienz
Praktikumsaufgabe
Einstellung eines Typ-I-Diabetikers auf seinen speziellen Eßgewohnheiten
Übertragung in die Praxis nicht so leicht möglich Einstellung in speziellen Kliniken
Beeinflussung des Blutzuckerspiegels durch: Stress, die Einstichstelle (Dystrophie, Durchblutung), Alkohol,
Medikamente, physische Aktivität, Körpergewicht, Alter, Tagesrhythmik (frühmorgen ca. 20% erhöhter Bedarf)
diese Faktoren berücksichtigt das Programm nur bedingt
119
Blutdruck
Herz- Kreislauf- System
- funktionelle Einheit
- Blut als Transportmittel
- Gefäße als Transportwege
- Herz als Pumpe
- nervale, hormonale und endotheliale Steuerung
Aufbau
Blutdruck
- Zusammensetzung aus Herzzeitvolumen (HZV) und peripherem Strömungswiderstand
- Änderung des Blutdrucks durch Änderung des HZV oder des Strömungswiderstands
- HZV Abnahme Blutdruck ↓
Zunahme Blutdruck ↑
- totaler peripherer Widerstand Abnahme Blutdruck ↓
Zunahme Blutdruck ↑
120
Blutdruckregulation
- neben regionalen Mechanismen der Blutdruckregulation für einzelne Organe, gibt es ein
globales System
Einstellung eines adäquaten Herzzeitvolumens
Sicherstellung eines ausreichenden Perfusionsdruck für alle Organe
unter Beteiligung der Niere Konstanthaltung des Blutvolumens
- das Kreislaufsystem wird auf 3 Ebenen vom ZNS kontrolliert
medulläre Kreislaufzentren Vasomotorenzentrum (steuert Aktivität der vasokons-triktorischen
Sympathikusfasern, steigert über symp. Efferenzen Herzfrequenz)
Hypothalamus: ergotrophe (leistungssteigernd) und tropotrophe (Wachstum & Ernährung) Zonen
Cortex: z.B. Reizung Motorcortex
Kreislaufzentrum
- Medulla oblongata
o Vasomotorenzentrum und inhibitorisches Zentrum
o Stimulation des Vasomotorenzentrums: Sympathikus ↑, HZV ↑, peripherer
Widerstand ↑
o Stimulation des inhibitorischen Zentrums: HZV ↓, peripherer Widerstand ↓
o Einfluss auf arteriellen Blutdruck, Atmung und Magen-Darm-Trakt (viele Einzelreflexe
mit spezifischen efferenten und afferenten Neuronen)
- Hypothalamus
o Anpassung an allgemeine Lage des Körpers (ergotrope oder trophotrope Lage)
Endothelin-Conversions-Enzym (ECE)
Endothelin-1
globale Regulationsmechanismen
- kurzfristige Regulationsmechanismen: innerhalb von ein paar Sekunden
o Barorezeptorreflex
o Reflexe kardialer Dehnungsrezeptoren
121
o Chemorezeptorreflex
o Nor-/Adrenalinwirkung
- mittelfristige Regulationsmechanismen: innerhalb von Minuten bis Stunden
o RAA-System
- langfristige Regulationsmechanismen: innerhalb von Tagen
o ADH-System
o Aldosteron-System
kurzfristige Regulation
BAROREZEPTOR-REFLEX
- Barorezeptoren = Pressosensoren
- Lokalisation: im Hochdrucksystem im Aortenbogen (Nervengeflecht) und im Karotissinus
(Gabelung der Halsschlagader)
- Wirkung nur einige Minuten
- messen NICHT absoluten Blutdruck-Wert, nur Druck/Zeit-Verlauf
messen arteriellen Blutdruck und seine Veränderungen Information wird an Medulla oblongata
gesendet
- Blutdruck↑
o Aktivierung des Parasympathikus
o neg. chronotrop Herzfrequenz↓
o Dilatation der Widerstandsgefäße
- Blutdruck↓
o Hemmung des Parasympathikus
o pos. chronotrop Herzfrequenz↑
o Kontraktion der Widerstandsgefäße
Beeinflussung des RR über Regulation der Herztätigkeit und der Gefäßweite
DEHNUNGSREZEPTOR-REFLEX
- Mechanorezeptoren
- Lokalisation: im Niederdrucksystem Vorhöfe, Kammern, Venen
- registrieren Dehnung des Gewebes Informationen werden an Medulla oblongata
weitergeleitet Aktivierung Parasympathikus
- blutdruckregulatorische Reflexbögen
o Vorhofdehnungsreflex
Dehnung sekretiert ANP Hemmung ADH etc.
o Gauer-Henry-Reflex
keine Dehnung (Blutdruckabfall), hoher osmotischer Druck sekretiert ADH (s. S.125)
B-Sensoren (Spannungsrezeptoren)
o Bainbridge-Reflex
steigendes Blutvolumen Frequenzsteigerung (Tachykardie)
A-Sensoren (Dehnungsrezeptoren)
ANP = atriales natriuretisches Peptid
- Bildung in Myozyten (Herzmuskelzellen)
- Freisetzung: bei verstärkter Dehnung der Vorhöfe aus den Kardiomyozten
- Wirkungen
o Vasodilatation
o Na+-Elimination (Wasser wandert hinterher) Diurese
o funktioneller RAAS-Gegenspieler „Vorhof voll Blase voll“
122
↓ADH-Freisetzung
↓Aldosteron-Freisetzung
↓Renin-Synthese, -Freisetzung
GFR ↑, renale Na+- und H2O-Ausscheidung ↑
- brain natriuretic peptide (BNP)
o Bildung in Myozyten (Herzmuskelzellen)
o Wirkungen wie ANP
o Marker bei HI Verlaufskontrolle
CHEMOZEPTOR-REFLEXE
- Lokalisation: im Hochdrucksystem Aortenbogen, Karotissinus (wie Barorezeptoren!)
- registrieren Änderungen von…
o pO2
o pCO2
o pH-Wert
- Informaionen werden an Medulla oblongata geleitet
- Minderversorgung Blutdruck↑
- wichtig für niedrigen Blutdruckbereich
123
mittelfristige Regulation
RAAS = RENIN-ANGIOTENSIN-ALDOSTERON-SYSTEM
Angiotensin 2 geht
an AT1- Rezeptor!!!
Renin
- Protease
- schneidet Angiotensinogen Angiotensin I
- gebildet in Niere (juxtaglomerul. Zellen)
124
- Freisetzung bei…
o ↓ Nierendurchblutung (Blutdruckabfall, …)
o ↓ Na+-Konzentration (Plasma)
o Hypovolämie
o β1-Aktivierung
Angiotensin I
- deutlich schwächer vasokonstriktorisch wirksam als Angiotensin II
- Umwandlung zu Angiotensin II durch ACE
Angiotensin II
- mittelfristige Wirkung: Vasokonstriktion
o peripherer Widerstand ↑
o Blutdruck ↑
- langfristige Wirkung über Aldosteron
o ADH-Freisetzung im Hypothalamus ↑ vermehrte H2O-Rückresorption
o Aldosteron-Ausschüttung ↑ Na+-Rückresorption im Tubulus ↑
- in atriale Umbauprozesse („strukturelles Remodelling“) involviert
o Hypertrophie Leistungsfähigkeit eingeschränkt
o kann Reninfreisetzung senken (negativer Feedback)
langfristige Regulation
ADH-SYSTEM
- ADH = Adiuretin = antidiuretisches Hormon = Vasopressin
- Peptidhormon des Hypothalamus
o Hypophysenhinterlappen-Hormon (Neurohypophyse)
- Freisetzung über hypothalamische Osmorezeptoren und kardiale Dehnungsrezeptoren
- V1-Rezeptor (Gq): sorgt für Vasokonstriktion in Haut und Skelettmuskel („Vasopressin“)
Blutdruck↑ (allerdings nur bei sehr hohen Dosen ADH)
- V2-Rezeptoren (Gs) (Sammelrohre der Niere)
o Aktivierung Einbau von Aquaporinen (Wasserretention)
- Freisetzung reguliert über hypothalamische Osmorezeptoren und kardiale
Dehnungsrezeptoren
o Henry-Gauer-Reflex:keine Dehnung (Blutdruckabfall), hoher osmotischer Druck
H2O-Retention
- ADH ist beteiligt an:
o Regulation der Freisetzung des ACTH (Adrenocorticotropes Hormon, Stresshormon)
o Trinkverhalten (Durstgefühl)
o Gedächtnis- und Lernleistungen
125
Diabetes insipidus (centralis/renalis)
- centralis: keine Bildung von ADH
- renalis: unzureichendes Ansprechen auf ADH (keine V-Rezeptoren)
- Folge: sehr starke Diurese bis zu 14L am Tag trinken
ALDOSTERON-SYSTEM („SALZSPARHORMON“)
- Steroid-Hormon (Mineralcorticoid), Bildung in NNR
- Freisetzung wird durch Angiotensin II stimuliert
- Wirkungen
o ↑Na+-Rückresorption (tubulär) K-Ausscheidung ↑Wasserrückresorption↑
(Blutvolumen↑)
o ↑Empfindlichkeit der glatten Gefäßmuskulatur
langfristig ↑Blutdruck
Hypertonie
- Bluthochdruck: anhaltende Steigerung des arteriellen Blutdrucks
Pathophysiologie
- Ursachen
o erhöhtes HZV (v.a. Jüngere)
o erhöhter peripherer Widerstand (v.a. Ältere)
o Kombination aus beidem
o auch isolierte Erhöhung des systolischen Blutdrucks möglich
Hypertonie-Folgen
- länger andauernder erhöhter Gefäßwiderstand setzt Wachstumsfaktoren frei
o z.B. PDGF = platelet derived growth factor
o Verdickung von Intima und Media
zusätzliche Widerstandserhöhung kann nicht mehr entspannen
- Arteriosklerose Schlaganfall, KHK, Linksherzhypertrophie, HI
- Niereninsuffizienz
Hypertonieformen
- primäre = essentielle Hypertonie: idiopatisch= ohne bekannte Ursache
o Ursachen bisher unbekannt (vermutlich familiäre Belastung, Bewegungsmangel,
Stress, Übergewicht, …)
- sekundäre: pathologische Organveränderungen
o renal
renovaskulär: Stenosierung der Nierenarterie
renoparenchymal: durch Nierenentzündungen o.ä.
o endokrin
o kardiovaskulär
o neurogen: durch Erkrankungen des ZNS, Vergiftungen (CO, Schwermetalle)
o medikamenten-induziert
126
Blutdruckbereiche
Klassifikation systol. [mmHg] diastol. [mmHg] - hoch-normaler Blutdruck muss
Optimal <120 <80 nicht zwingend therapiert
Normal <130 <85
+ 10 werden
+5
Hoch-normal 130-139 85-89 - für Diabetiker, Schwangere, Alte,
Schweregrad 1 140-159 90-99 nierenkranke, dicke Menschen
Schweregrad 2 160-179 100-109 gelten andere Richtwerte!
Schweregrad 3 >180 >110
Zielblutdruck: unter 140 zu 90,
Diabetiker: 140 zu 85
nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen
- Rauchentwöhnung
- Alkoholkonsum senken / einstellen (< 30 g/d)
- mehr körperliche Bewegung
- Abbau von Stress (guter Schlaf, …)
- verringerte NaCl-Zufuhr
- Gewichtsreduktion (optimal: BMI 19 – 25)
- Behandlung eines möglichen Diabetes mellitus
- neuere operative Verfahren
o Verödung des Sympathikusnervs in die Niere effektive Blutdrucksenkung, nur bei
therapieresistentem Blutdruck über 160, nur wenige Kliniken machen das
o Stimulierung des Barorezeptorreflexes weniger körpereigene Blutdruckerhöhung
allgemein:
- Therapieüberwachung: regelmäßige Blutdruckmessungen und Erfassen von NW
- weitere KI
o β-Blocker + Verapamil / Diltiazem (Ca2+-Kanal-Blocker)
o Aliskiren(direkter Renin-Inhibitor) + ACE-Hemmer / Sartane
127
Angriffsorte der Pharmaka
128
Wirkungen: Blutdruck ↓
- initiale Blutdrucksenkung durch Na+-Ausscheidung
o H2O-Ausscheidung ↑
HZV ↓, reflektorisch geringe Zunahme des peripheren Widerstands
- weitere Blutdrucksenkung durch vermindertes Ansprechen der Gefäßmuskulatur auf
vasokonstriktorische Reize
o Na+-Ausscheidung hat sich normalisiert
o Venendilatation: indirekte Wirkung über Prostaglandine (Freisetzung aus Niere)
o möglicherweise auch Down-Regulation von α-Rezeptoren und Prostacyclin ↑
KEINE direkte vasodilatierende Wirkung
- langwirksame Diuretika (Thiazide und –Analoga) sind kurzwirksamen vorzuziehen
Diuretikaresistenz:
- aktiviertes RAAS (bei HI) sorgt für verstärkte Na+- und Wasserrückresorption Na+ und
Wasser sind in distalen Tubulusabschnitten reduziert
- Effektivität der dort angreifenden Diuretika ist gemindert (evtl. sogar ganz aufgehoben)
sequenzielle Nephronblockaden:
- Diuretika greifen nur an einem Ort an verstärkte H2O- und Elektrolytrückresorption an
anderer Stelle im Nephron möglich (kompensatorische Rückresorption)
- Gabe mehrerer, unterschiedlicher Diuretika verhintert verstärkte Rückresorption
UAW:
- Störung des Elektrolythaushalts (Hypokaliämie, …)
- reflektorische RAAS-Aktivierung
- Dehydratation / Exsikkose, Hypovolämie
- Blutverdickung (↑ Thrombosegefahr)
129
KI IA Besonderheiten
- Niereninsuffizienz - NSAR (Hemmung der Dosierung
- SS / Stillzeit (Blutviskosität ↑, Prostaglandin-Synthese) - nach Symptomatik
schlechtere O2-Versorgung - Herzglykoside: ↑ Wirkung - einschleichen: Blutdruck ↓
des Fetus) der Glykoside durch K+- reflektorische Tachykardie
- Störungen des Ausscheidung (↑
Elektrolythaushalts Empfindlichkeit des Herzens)
Aldosteron-Antagonisten:
- ACE-Hemmer / Sartane
Gefahr einer Hyperkaliämie
SCHLEIFENDIURETIKA
- high-ceiling-Diuretika (intensive Wirkung, jedoch kürzere Wirkdauer als Thiazide)
- Pharmakokinetik: proximal-tubuläre Sekretion durch Säurecarrier
- Rebound-Phänomen: bei nicht unmittelbarer Gabe einer neuen Dosis nach abgeklungener
Wirkung kann die Ausscheidungsrate absinken
o evtl. sogar unter Kontrollwert postdiuretische Retention
- Wirkmechanismus:
o Angriff am dicken Teil der aufsteigenden Henle-Schleife
Blockade des Na+/K+/2 Cl--Carriers
Hemmung der Rückresorption, ↑ Ausscheidung von Na+, Cl-, K+, Mg2+, Ca2+
o zusätzlich: Freisetzung von Prostaglandinen Vasodilatation
- Furosemid (Lasix®)
- Torasemid (Torem®)
ALDOSTERON-ANTAGONISTEN
- K+-sparende (K+-retinierende) Diuretika = Antikaliuretika
- low-ceiling-Diuretika (langsamer Wirkeintritt)
- Steroide
- Wirkung: Senkung der Vor-/Nachlast
o geringere Wirkung, da am spätdistalen Tubulus/Sammelrohr Rückresorption der
Ionen weitgehend abgeschlossen ist
- Wirkmechanismus:
o kompetitiver Antagonist: Blockade von Aldosteron-Rezeptoren
o Aldosteron kann nicht mehr binden Synthese von Aldosteron-induzierten
Proteinen (AIPs; im Zellkern) wird verhindert
Na+-Kanäle (eNaC Steifheit der Gefäße)
Na+/K+-ATPase
o Na -Ausscheidung↑, K+-Ausscheidung↓
+
Ca2+-Kanal-Modulatoren
- Wirkmechanismus: Blockade des L-Typ Ca2+-Kanals (spannungsabhängig) ↓Ca2+-Einstrom
in Zelle
o Bindung an α1C-Untereinheit
o L-Typ-Ca2+-Kanal sorgt nach Aktivierung für Konstriktion des Gefäßes
o Blockade: Vasodilatation, ↓peripherer Widerstand
- Wirkungen
o Kontraktilität↓ (negativ inotrop)
o Schlagfrequenz↓ (negativ chronotrop)
o ↓Nachlast durch periphere Vasodilatation (und geringe Vorlastsenkung)
o Vasodilatation (Koronarien), spasmenlösend
- reine Ca2+-Kanal-Blocker: bei üblicher Dosierung keine Hemmung von anderen Kanälen
131
Eigenschaften der Ca2+-Kanal-Blocker:
Gemeinsamkeiten Unterschiede
- CYP3A4-Substrate - Einfluss auf Erregungsbildung (Sinusknoten)
- Gefäßmuskeltonus ↓, Vasodilatation und –leitung (AV-Knoten)
2+
- ↓ Aktivität der Ca -abhängigen Myosin-ATPase Verapamil-Typ, Diltiazem:
O2-Bedarf ↓ - Sinusknoten: neg. chronotrop
- AV-Knoten: nev. dromotrop
Nifedipin-Typ: schnell freisetzend, kurzwirksam
reflektorische Sympathikusaktivierung möglich
Wirkstoffe:
ACE-Hemmer
ACE = Angiotensin-Konversions-Enzym
Wirkungen:
- Letalität ↓
- Vorlast, Nachlast ↓
Wirkmechanismus:
- Peptidomimetika (ahmen Peptide nach)
o lösen sich schwerer aus Bindungstasche als Angiotensin I effektive Blockade
- kompetitive Hemmung des ACE: Antiogensin I ↛Angiotensin II
o keine Vasokonstriktion (Blutdruck ↓, peripherer Widerstand ↓)
o ↓ Catecholamin- / NA-Freisetzung
o ↓ Sympathikustonus
o keine Aldosteron-Bildung (keine Wasserretention, Blutdruck ↓)
o verzögerter Bradykinin-Abbau Vasodilatation (über NO)
- Angiotensin-Escape-Phänomen: Angiotensin II kann auch über andere Enzymsysteme
gebildet werden trotz Blockade von ACE wird Angiotensin II gebildet
UAW:
132
- Bradykinin-Reizhusten (Bronchospasmus, therapieresistent) Therapiewechsel!
- Kopfschmerz (Blutdruckabfall)
- Photosensibilisierung, allergische Hautreaktionen
- Hyperkaliämie (verhinderte Freisetzung von Aldosteron Na-Retention ↓)
- Quinckeödem (Schwellung der Schleimhäute)
KI IA Besonderheiten
+
- Nephropathie - K -sparende Diuretika: Hyperkaliämie- - einschleichende Dosierung
- Asthma bronchiale Risiko ↑ sonst massiver
- SS / Stillzeit - Immunsuppressiva Blutdruckabfall möglich
- NSAR: Wirkung ↓ (niedrig dosierte
ASS kein Problem)
- Narkosemittel: Wirkung ↑
Wirkstoffe:
- Captopril
- Lisinopril (Acerbon®)
- Enalapril (Xanef®)
Prodrugs: Aktivierung durch Esterhydrolyse
- Ramipril (Delix®)
- Fosinopril (dynacil®)
UAW KI IA Besonderheiten
- Quinckeödem - Nephropathie Kombination mit Therapie teurer als ACE-Hemmer
- Kopfschmerz - Hyperkaliämie ACE-Hemmern nicht 1. Wahl (Einsatz nur bei
(Blutdruckabfall) - SS / Stillzeit Unverträglichkeit /
- Hyperkaliämie unzureichender Wirkung von ACE-
- Krebsrisiko? Hemmern)
Wirkstoffe:
- Losartan (Lorzaar®)
- Valsartan (Cordinate®)
- Candesartan (Atacand®)
- Telmisartan (Kinzalmono®)
- Eprosartan (Emestar® Mono)
133
am Sympathikus angreifende Hypertonika
α-Adrenozeptorblocker
- α1-selektive Substanzen
- Blockung von α1-Rezeptoren Vasodilatation
- kein Nachweis der Lebensverlängerung
- UAW: orthostatische Probleme
β-Adrenozeptorblocker
- Wirkungen
o neg. inotrop (Kontraktilität↓)
o neg. chronotrop (Herzfrequenz↓)
o Renin-Ausschüttung↓ Angiotensin II↓, Aldosteron↓
o Blockade präsynaptischer Rezeptoren NA↓
o sympathische Impulse↓
Antisympathotonika
- α2-Sympathomimetika (Aktivierung von α2)/Imidazolinrezeptor-Agonisten
o Clonidin (Catapresan®), Moxonidin (Cynt®)
o Agonisten an postsynaptischen α2Sympathikus wird unterdrückt
o Agonisten an präsynaptischen α2NA-Freisetzung↓
o Agonist an Imidazolin-Rezeptoren Hemmung des Sympathikus
- Methyldopa (Presinol®): Wirkmechanismus wie α2-Sympathomimetika
- Reserpin
- Anwendung nur, wenn andere am Sympathikus angreifende Medikamente KI sind
Aliskiren (Rasilez®)
- direkter Renininhibitor (Peptidomimetikum)
- jedoch sehr geringe Bioverfügbarkeit (3%) allerdings ausreichend für klinischen Effekt
o Elimination durch GIT-p-GP gleichzeitige Gabe von p-GP-Induktoren vermeiden
UAW: Diarrhöe
Dihydralazin, Hydralazin
- Reserve-Antihypertonika
- Hydrazalin: Kombination mit anderen Hypertonika wegen UAW geringere Dosierung
möglich
- UAW (als Monotherapeutika)
o reflektorische Aktivierung des Sympathikus
Herzfrequenz↑, HZV↑
Aktivierung des RAAS: Ödeme (Na+-/H2O-Retention)
o Kopfschmerzen, Schwindel, Schwächegefühl
o GIT-Beschwerden
o längere Anwendung: rheumatoide Arthritis möglich
wird Behandlung dann nicht abgebrochen: Entwicklung zum Lupus
erythematodes acutus
134
Nitroprussidnatrium (nipruss®)
- Komplexverbindung: Na2[Fe(CN)5NO] · 2 H2O
- Therapie hypertensiver Notfälle (nur als Infusionslösung erhältlich)
o direkter Wirkeintritt
o kurze Wirkdauer, gut steuerbar (nach Therapieende steigt Blutdruck wieder an)
- Wirkung durch NO-Freisetzung
o Blutdruck kann auf jeden gewünschten Wert erniedrigt werden
UAW:
- akut:
o Bewusstseinsverlust, Pulslosigkeit
o Cyanid-Vergiftung (Cyanid wird im Körper zu Thiocyanat = Rhodanid umgewandelt ,
zu große Mengen überschreiten jedoch Enzymkapazität Cyanid↑)
o längere Behandlung: Rhodanid-Kumulation möglich Sprachstörungen,
Muskelschwäche, psychotische Symptome
- subakut:
o GIT-Störungen
Minoxidil (Lonolox®)
- Reserveantihypertonikum
o nur bei Unverträglichkeiten oder unzureichenden Wirkungen anderer
Antihypertonika indiziert
- Monotherapie: Sympathikusaktivierung, Na+-/H2O-Retention nur als Kombination mit
anderen Antihypertonika!
- erhöht Öffnungswahrscheinlichkeit von KATP-Kanälen Hyperpolarisation, Ca2+-Einstrom↓
UAW: Hypertrichose (verstärkte Körperbehaarung, v.a. im Gesicht) Rückbildung nach Absetzen
Perikardergüsse (v.a. bei eingeschränkter Nierenfunktion)
135
Hypotonie
- Systole: < 100 mmHg
- Diastole: < 60 mmHg
- Kein Krankheitswert!
o Ausnahme: Schwangerschaft
Minderdurchblutung der Plazenta droht (Fötus betroffen)
o Therapie: viel trinken, Bewegung, Effortil-Tropfen(α1-Sympathomimetikum) nur bei
unzureichender Wirkung der vorherigen
ärztliche Überwachung notwendig (laut Packungsbeilage ist Schwangerschaft
KI)
Blutdruckmessung
- Messung am Oberarm Messpunkt auf Herzhöhe gleiche Druckverhältnisse
o Handgelenkmessung auch möglich, jedoch muss Hand dann auf Herzhöhe gehalten
werden
o keine Anwendung von Handblutdruckmessgeräten bei Arteriosklerose und Adipositas
- Gefäß nicht zugedrückt: kein Geräusch (keine Verwirbelung des Blutes)
- Messung
1. Gefäß wird zugedrückt
2. Entspannung des Drucks, Gefäß öffnet sich etwas schubweiser
Blutfluss/Verwirbelungen Systole
3. keine Verwirbelungen mehr Diastole
- Verfälschungen durch…
o Stuhl-/Harndrang Blutdruck↑
o Weißkitteleffekt Blutdruck↑
o Sprechen Blutdruck↑
o Rauchen Blutdruck↑
o Kaffeetrinken Blutdruck↑
o Manschette zu schmal Blutdruck↓
o Stress Blutdruck↑
136
Praktikumsversuch
BHT 920 Wirkung wie Clonidin
Dann α2: : ↓
Prazosin (+A) Selekt. α1-Antagonist Nur α1 ↓ Unverändert, wie bei Adrenalin
Tyramin Ind. Sympathomimetikum (NA- Leicht erhöht Bei vermehrter Gabe immer
Freisetzung ↑) niedriger, da Speicher erschöpft
und alles NA freigesetzt
(Tachyphylaxie)
BHT 920 α2-Agonist (Gi) und schwach an α1& Erst ↑ durch α1 und ↓ durch Imidazolin
Imidazolinrez Imidazolin
Dann ↓ durch α2
Atropin Verdrängt ACh vom Muscarinrez. Rez ↑ (stärker) durch ↓ und ↑, aber flacher
(+DMPP) Aufhebung des Parasym
137
INOTROP: Kontraktion
CHRONOTROP: Frequenz
Herz BATHMOTROP: Erregbarkeit
DROMOTROP: Erregungsleitung
- besteht aus:
o Vorhof (Atrium)
o Kammer (Ventrikel)
o Scheidewand trennt Vorhöfe, Kammerscheidewand trennt Ventrikel
o Herzbasis = Ventilebene (alle Klappen liegen auf dieser Ebene)
- Blutfluss
o rechter Vorhof: „Körpervene“ pumpt zur Lunge
o linker Vorhof: Lungenvene pumpt in Aorta
138
Herzaktion
- Systole Kontraktion
o Anspannungsphase
alle Klappen geschlossen Druck ↑ in Kammern
o Austreibunsphase: „Ventrikeldruck“ > „Gefäßdruck“
Taschenklappen öffnen sich, Druck zunächst ↑, gegen Ende ↓
70mL pro Schlag, 30mL Restvolumen in Kammer
- Diastole Erschlaffung
o Entspannungsphase
beginnt mit Druckabfall, Taschenklappen schließen sich
o Füllungsphase: „Atriumdruck“ > „Ventrikeldruck“
Atrioventrikularklappen öffnen sich
Blut strömt in Kammer ein
Erregungsbildung/leitung
- Automatie des Herzens: eigenes Reizbildungs- und –weiterleitungssystem
- über Gap Junctions in Glanzstreifen
Purkinje-
Fasern
Erregungsbildung am Sinusknoten
AV-Knoten His-Bündel Tawara-Schenkel (Kammerschenkel)
139
o Erregungsbildung durch spontane Depolarisation, zw. Oberer Hohlvene und rechtem
VH, 60-80 Imp/min)
- AV-Knoten = Atrioventrikularknoten
- fällt Sinusknoten aus, übernimmt AV-Knoten Erregungsleitung
o jedoch geringere Frequenz der Erregungsbildung
o fällt AV-Knoten aus, übernehmen tert. Zentren noch geringere Frequenz =
Kammerrhythmus
AV-Knoten, tert. Zentren = potentielle Schrittmacher
Elektromechanische Kopplung
- DepolarisationCa↑in ZelleFreisetzung Ca aus sarkoplasmat.Retikulum Ca diffundiert
zu kontraktilen Elementen, interagiert mit Troponin CBindung Myosin/AktinKontraktion
- Signal terminiert durch Ca-Wiederaufnahme ins sarkoplasmat.Retikulum
- Aktionspotential: Setzt Ca2+ frei (Triggereffekt) & Bewirkt Ca-Einstrom (Auffülleffekt)
Refraktärzeit
- Refraktärzeiten schützen vor Dauerkontraktion des Herzmuskels
- absolute Refraktärzeit
o Erregung der Herzmuskelfasern nicht möglich
o Na+-Kanäle „verantwortlich“
- relative Refraktärzeit
o Zeit zwischen absoluter Refraktärzeit und voller Aktivierbarkeit
Ruhezustand
o (R) Schwellenpotential:
AP sind in dieser Übergangkürzer
Zeit möglich, allerdings in offenen, leitenden Zustand (O)
und flacher
Sympathikus Parasympathikus
140
Dromotropie positiv dromotrop negativ dromotrop
(Signalüberleitung am AV-Knoten)
Aktionspotential
- AP werden in Schrittmacherzellen gebildet
o Schittmacherzellen können spontan depolarisieren (haben kein konstantes
Ruhemembranpotential)
o Anstieg des Potentials von -90mV auf +30mV
- Generatorprinzip: auf AP folgt spontane, langsame Depolarisation Aktivierung der
Schrittmacherzellen
o sobald Schwellenpotential erreicht ist, entsteht neues AP
- Sympathikus: beschleunigt Depolarisation
- Parasympathikus: verlangsamt Depolarisation
- Ablauf des AP
o Phase 0
Beginn des AP
spannungsabhängige Na+-Kanäle öffnen sich
schnell und kurzzeitig
o Phase I
Inaktivierung der Na+-Kanäle
K+-Auswärtsströme (mit teilweiser Repolarisation
Öffnung von L-Typ Ca2+-Kanälen
(spannungsabhängig, L-Typ = long lange
Öffnung)
o Phase II
Plateau-Phase
K+-Ausstrom = Ca2+-Einstrom
o Phase III
Ca2+-Kanäle werden inaktiviert
K+-Ausstrom überwiegt Repolarisation
141
o Phase IV
K+-Ströme sind einwärtsgerichtet, sorgen für
Ruhepotential
keine Potentialänderung bis zum nächsten AP
Koronarkreislauf
- arterielle Versorgung des Herzens durch 2 Koronararterien (entspringen kurz hinter Aorta)
o linke Koronararterie: versorgt muskelstarken linken Ventrikel
o rechte Koronararterie: folgt Herzkranzfurche
- venöser Abfluss v.a. über Sinus coronarius
- Blutmenge, die pro Zeit fließt hängt ab von…
o Perfusionsdruck (Blutdruck in Koronarien)
o Koronarwiderstand = vasaler Widerstand + myokardialer (extravasaler) Widerstand
Vasaler Widerstand ergibt sich durch Tonus der glatten Muskulatur der Koronarien
Tonus↓ Durchblutung↑
- Koronarreserve: gesundes Herz kann bei Bedarf mehr Blut (mehr O2!) zugefügt bekommen
o O2-Bedarf in Ruhe: 10 mL/min. pro 100 g Gewebe
o max. O2-Angebot: 65 mL/min.
- Adenosin: Koronardurchblutung↑ (autoregulatorisch)
o O2-Mangel: unzureichende ATP-Synthese Freisetzung von Adenosin Dilatation
der Koronarien
- myokardialer Widerstand: Druck auf Koronarien (ausgeübt vom Myokard)
o rhythmische Schwankung der Durchblutung (durch rhythmischen Ablauf der
Herzaktion)
142
o Systole: in Arterien des linken Ventrikels fließt währenddessen kein Blut
Komprimierung der Gefäße
Teil des Herzmuskels wird während der Diastole versorgt! Erschlaffung des
Myokards und Diastolendauer sehr wichtig für Myokarddurchblutung!
143
144
Herzerkrankungen
Herzinsuffizienz
Definition: eingeschränkte Belastbarkeit durch nachweisbare kardiale Funktionsstörungen mit
Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit
charakterisiert durch Kompensationsmechanismen
Herz ist nicht mehr stark genug, um Körper zu versorgen
Pathophysiologie
- Missverhältnis von O2-Bedarf und –Angebot eingeschränkte körperliche Belastbarkeit
o neuere Definition: Funktionsstörung des Herzens mit hämodynamischen, renalen
und neurohumuralen Kompensationsmechanismen
o allgemeine Folgen:
arteriell zirkulierendes Blutvolumen ↓
renaler Blutfluss ↓
- Myokardinsuffizienz: Herzinsuffizienz durch sinkende Kontraktilität des Herzmuskels
- Krankheitsformen:
o systolische HI: Störung der Myokardkontraktion (Muskel zu schwach für Arbeit)
o diastolische HI: verdickte Muskulatur des linken Ventrikels erniedrigte
Kontraktilität und Dehnbarkeit (durch Bindegewebszunahme nach Muskeluntergang)
Ursachen
- akute HI
o Ausfall von Herzmuskelgewebe (Myokardinfarkt, Myokarditis)
o akute Überlastung des Herzens (Lungenembolie, Abriss einer Herzklappe)
- chronische HI
o Arteriosklerose, KHK, Kardiomyopathien
o Hypertonie
o HRS(Herzrhythmusstörung)
o defekte Herzklappen
Symptome
- allgemeine Symptome
o Nykturie (nächtliches Wasserlassen Wassereinlagerungen werden im Liegen „mobilisiert“
und Nierendurchblutung ↑)
o ↑ Gewicht (Wassereinlagerungen)
o Kraftlosigkeit / Abgeschwächtheit (mangelnde Blutversorgung)
o Druck im Leberbereich (Stauungsleber)
- Rechtsherzinsuffizienz: Druck ↑ im rechten Vorhof und großen Venen des Körperkreislaufs
o Stauungsproteinurie: Eiweißausscheidung im Urin
o Nykturie
o Herzzeitvolumen ↓ und daraus evtl. resultierender Blutdruckabfall
rechtes Herz wirft weniger Blut aus weniger Blut für linkes Herz weniger
Blutauswurf durch linkes Herz
145
o Zyanose (O2-Mangel)
o Dyspnoe (erschwerte Atmung, Atemnot)
o Orthopnoe (erschwertes Atmen im Liegen, Aufrichten wird dadurch erzwungen)
o stauungsbedingte Bronchitis
o Polyglobulie (pathologische Vermehrung der Erythrozyten) Blutviskosität ↑,
Herzbelastung ↑
- Globalinsuffizienz (Links- und Rechtsherzinsuffizienz): Linksherzinsuffizienz führt oft zur
Globalinsuffizienz (Druckanstieg im kleinen Kreislauf belastet auf Dauer auch das rechte
Herz)
Diagnostik
- körperliche Untersuchung
o Halsvenenstauung (Abtasten)
o Zyanose
o Leberstauung Abklopfen
o Gewichtszunahme
o Luftnot
- Ultraschall
o Beurteilung der Klappenfunktion und der Herzmuskelarbeit
- Labordiagnostik
o BNP9: Marker für Voranschreiten einer HI
- untergeordnet: Röntgen, MRT (Darstellung der Gefäße, weniger des Herzens)
Folgen
- Kompensationsmechanismen versuchen, verminderte Pumpleistung auszugleichen:
- Aktivierung des RAAS (Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems)
o Vasokonstriktion
o Retention von NaCl und Wasser (Ödembildung!)
o Aktivierung intrazellulärer Kinasen fortschreitende Hypertrophie
o Angiotensin II kann Apoptose induzieren
- Stimulierung des HHL10 vermehrte Ausschüttung von Adiuretin (= Vasopressin)
o Wasserretention
9
brain natriuretic peptide
146
o evtl. Vasokonstriktion
- Aldosteron-Plasmakonz. ↑
o durch Aktivierung der RAAS und geringerer Leberclearance (verminderte
Durchblutung der Leber)
o Proliferation von Fibroblasen Fibrose
- erhöhte Sympathikusaktivität
o direkte und indirekte Erhöhung der Nachlast (u.a. durch Aktivierung des RAAS)
o Down-Regulation der β1-Rezeptoren ABBILDUNG 9: TEUFELSKREISLAUF DER HI
o vermehrte Bildung von Gi-Proteinen Adenylylcylaseaktivität ↓
o Catecholamine führen zu Hypertrophie und ROS11 Apoptose
- evtl. eingeschränkte Synthese von NO
Therapie der HI
- Ziele
o Herzarbeit ökonomisieren
o Kompensationsmechanismen aufheben
- ↓ Blutdruck
- ↓ Risikofaktoren(Rauchen, Alkohol, Anstrengung)
- Herzklappenersatz bei Bedarf (oder eine Herztransplantation)
- medikamentöse Therapie
- pharmakologische Therapieziele
- unterstützende Maßnahmen
o Übergewicht reduzieren
o Flüssigkeitszufuhr kontrollieren
o ausgeglichene Ernährung (Cholesterolwerte normalisieren)
o Alkohol- / Nicotinkonsum vermeiden
o regelmäßige körperliche Betätigung
10
Hypophysenhinterlappen
11
reaktive Sauerstoffspezies
147
ABBILDUNG 10: PATHOMECHANISMUS DER CHRONISCHEN HI MIT PHARMAKOLOGISCHEN INTERVENTIONSMÖGLICHKEITEN
148
ACE-HemmerMittel der 1. Wahl
ACE = Angiotensin-Konversions-Enzym
Wirkungen:
- Letalität ↓
- Vorlast, Nachlast ↓
Wirkmechanismus:
- Peptidomimetika (ahmen Peptide nach)
o lösen sich schwerer aus Bindungstasche als Angiotensin I effektive Blockade
- kompetitive Hemmung des ACE: Antiogensin I ↛Angiotensin II
o keine Vasokonstriktion (Blutdruck ↓, peripherer Widerstand ↓)
o ↓ Catecholamin- / NA-Freisetzung
o ↓ Sympathikustonus
o keine Aldosteron-Bildung (keine Wasserretention, Blutdruck ↓)
o verzögerter Bradykinin-Abbau Vasodilatation (über NO)
- RAAS-Aktivität als Kompensationsmechanismus wird verringert
- Angiotensin-Escape-Phänomen: Angiotensin II kann auch über andere Enzymsysteme
gebildet werden trotz Blockade von ACE wird Angiotensin II gebildet
UAW:
- Bradykinin-Reizhusten (Bronchospasmus, therapieresistent) Therapiewechsel!
- Kopfschmerz (Blutdruckabfall)
- Photosensibilisierung, allergische Hautreaktionen
- Hyperkaliämie (verhinderte Freisetzung von Aldosteron Na-Retention ↓)
- Quinckeödem (Schwellung der Schleimhäute)
149
KI IA Besonderheiten
+
- Nephropathie - K -sparende Diuretika: Hyperkaliämie- - einschleichende Dosierung
- Asthma bronchiale Risiko ↑ sonst massiver
- SS / Stillzeit - Immunsuppressiva Blutdruckabfall möglich
- NSAR: Wirkung ↓ (niedrig dosierte
ASS kein Problem)
- Narkosemittel: Wirkung ↑
Wirkstoffe:
- Captopril
- Lisinopril (Acerbon®)
- Enalapril (Xanef®)
Prodrugs: Aktivierung durch Esterhydrolyse
- Ramipril (Delix®)
- Fosinopril (dynacil®)
Wirkmechanismus:
- selektive Antagonisten des AT1-Rezeptors
o keine Hemmung von ACE Bradykinin-Abbau wird nicht gehemmt, es entsteht KEIN
Reizhusten
o kein Angiotensin-Escape-Phänomen
UAW KI IA Besonderheiten
- Quinckeödem - Nephropathie Kombination mit Therapie teurer als ACE-Hemmer
- Kopfschmerz - Hyperkaliämie ACE-Hemmern nicht 1. Wahl (Einsatz nur bei
(Blutdruckabfall) - SS / Stillzeit Unverträglichkeit /
- Hyperkaliämie unzureichender Wirkung von ACE-
- Krebsrisiko? Hemmern)
Wirkstoffe:
- Losartan (Lorzaar®)
- Valsartan (Cordinate®)
- Candesartan (Atacand®)
- Telmisartan (Kinzalmono®)
- Eprosartan (Emestar® Mono)
150
andere Angriffswege
β-Adrenozeptor-Antagonisten (β-Blocker)
Indikationen:
- HI, KHK, Herz-Kreislauf-Störungen, Hypertonie
- HRS
- Glaukom
- Migräneprophylaxe
Wirkmechanismus:
- HI
o verminderte Herzleistung aktiviert Sympathikus
o Sympathikus führt zur Down-Regulation der β-Rezeptoren
- β-Blocker
o kompetitive Hemmung von β-Rezeptoren
o Sympathikusreize werden initial verstärkt
o durch Hemmung wird die Anzahl an β-Rezeptoren erhöht Sympathikus kann so
nicht-blockierte Rezeptoren ansprechen
Normalisierung der β-Rezeptor-Anzahl
Wirkeintritt ist verzögert!
Wirkungen:
- unterdrücken Catecholamin-Wirkungen
- spezifische Blockade von β1 führt zu…
o neg. inotroper Wirkung (Kontraktilität ↓)
HZV ↓, O2-Bedarf ↓
o neg. chronotroper Wirkung (Herzfrequenz ↓)
- spezifische Blockade von β2 führt zu…
o Aufhebung der Erschlaffung von glatter Muskulatur
Letalität ↓
Wirkstoffe:
- Metoprolol (Beloc-Zok®): β1-„selektiv“
- Bisoprolol (Concor®): β1-„selektiv“
- Carvedilol (Dilatrend®): β- und α1-Blocker zusätzlich Gefäß-erweiternd
- Nebivolol (Nebilet®): β-Blocker, NO-Freisetzung zusätzlich Gefäß-erweiternd
Metoprolol, Bisoprolol
- „Kardioselektivität“, am Herz besonders viele β1(im Endeffekt jedoch auch β1 an anderen Organen)
- Affinität: β1>β2
o eher Präferenz als Selektivität („Selektivität“ geht bei höheren Dosen verloren)
Besonderheiten:
- durch Blutdruckabfall: initiale Müdigkeit und kalte Extremitäten
- Rebound-Effekt
o plötzliches Ein-/Absetzen führt zu gegensätzlichen Wirkungen (Freisetzung großer
Mengen NA)
Blutdruck ↑, Angina pectoris, Herzinfarkt
o langsames Ein-/Ausschleichen der Medikation
- Vergiftungen
151
o Antidote sind β-Agonisten und Glucagon
UAW KI IA
unspezifische UAW: - Asthma bronchiale CYP3A4-Induktoren/-Hemmer
- Abgeschlagenheit - Bradykardie (bradykarde HRS) Narkosemittel (bradykarder
spezifische UAW: - Hypotonie Effekt ↑)
- Atemwiderstand ↑ - AV-Block
- Bradykardie - Schock
- verschlechterte periphere - schlecht eingestellte Insulin-
Durchblutung Therapie
- Verstärkung von
Hypoglykämien
(Insulinsensitivität ↑) und
Maskierung dieser!
Indikationen:
- aktue Ödeme (Lungenödeme)
- chronische Ödeme
- Hypertonie
- HI (nur als Nebenindikation!) nur ergänzende Therapie
- Vergiftungen forcierte Diurese
- Diabetes insipidus
Anwendungshinweise:
- nicht zu spät abends einnehmen (Nykturie!)
- regelmäßige Kontrolle der Blutelektrolyte (v.a. von K+) und von BZ & Harnsäure
- CAVE: viel trinken (sonst droht Austrocknung!)
„Anwendungsgebiete“:
- akute HI: Schleifendiuretika
- chronische HI: Thiazide, Aldosteron-Antagonisten
152
Wirkungen:
- Senkung von Vor- und Nachlast
- vermehrte Wasserausscheidung
o Blutdruck ↓
bessere Belastbarkeit des Herzens
o peripherer Widerstand ↓
o weniger Ödeme
- Venendilatation: indirekte Wirkung über Prostaglandine (Freisetzung aus Niere)
Diuretikaresistenz:
- aktiviertes RAAS (bei HI) sorgt für verstärkte Na+- und Wasserrückresorption Na+ und
Wasser sind in distalen Tubulusabschnitten reduziert
- Effektivität der dort angreifenden Diuretika ist gemindert (evtl. sogar ganz aufgehoben)
sequenzielle Nephronblockaden:
- Diuretika greifen nur an einem Ort an verstärkte H2O- und Elektrolytrückresorption an
anderer Stelle im Nephron möglich (kompensatorische Rückresorption)
- Gabe mehrerer, unterschiedlicher Diuretika verhintert verstärkte Rückresorption
UAW:
- Störung des Elektrolythaushalts (Hypokaliämie, …)
- reflektorische RAAS-Aktivierung
- Dehydratation / Exsikkose, Hypovolämie
- Blutverdickung (↑ Thrombosegefahr)
Schleifendiuretika, Thiazide:
- Glucosetoleranz ↓
- Blutlipide ↑ Aldosteron-Antagonisten:
153
- Hyperkaliämie, Hypernatriämie, - Mann: Gynäkomastie, Impotenz
Kopfschmerz, Müdigkeit - Frau: Amenorrhöe, Hirsutismus
KI IA Besonderheiten
- Niereninsuffizienz - NSAR (Hemmung der Dosierung
- SS / Stillzeit (Blutviskosität ↑, Prostaglandin-Synthese) - nach Symptomatik
schlechtere O2-Versorgung - Herzglykoside: ↑ Wirkung - einschleichen: Blutdruck ↓
des Fetus) der Glykoside durch K+- reflektorische Tachykardie
- Störungen des Ausscheidung (↑
Elektrolythaushalts Empfindlichkeit des Herzens)
Aldosteron-Antagonisten:
- ACE-Hemmer / Sartane
Gefahr einer Hyperkaliämie
SCHLEIFENDIURETIKA
- high-ceiling-Diuretika (intensive Wirkung, jedoch kürzere Wirkdauer als Thiazide)
- Pharmakokinetik: proximal-tubuläre Sekretion durch Säurecarrier
- Rebound-Phänomen: bei nicht unmittelbarer Gabe einer neuen Dosis nach abgeklungener
Wirkung kann die Ausscheidungsrate absinken
o evtl. sogar unter Kontrollwert postdiuretische Retention
- Wirkmechanismus:
o Angriff am dicken Teil der aufsteigenden Henle-Schleife
Blockade des Na+/K+/2 Cl--Carriers
Hemmung der Rückresorption, ↑ Ausscheidung von Na+, Cl-, K+, Mg2+, Ca2+
o zusätzlich: Freisetzung von Prostaglandinen Vasodilatation
- Furosemid (Lasix®)
- Torasemid (Torem®)
154
ALDOSTERON-ANTAGONISTEN
- K+-sparende (K+-retinierende) Diuretika = Antikaliuretika
- low-ceiling-Diuretika (langsamer Wirkeintritt)
- Steroide
- Wirkung: Senkung der Vor-/Nachlast
o geringere Wirkung, da am spätdistalen Tubulus/Sammelrohr Rückresorption der
Ionen weitgehend abgeschlossen ist
- Wirkmechanismus:
o kompetitiver Antagonist: Blockade von Aldosteron-Rezeptoren
o Aldosteron kann nicht mehr binden Synthese von Aldosteron-induzierten
Proteinen (AIPs; im Zellkern) wird verhindert
Na+-Kanäle (eNaC Steifheit der Gefäße)
Na+/K+-ATPase
o Na -Ausscheidung↑, K+-Ausscheidung↓
+
155
herzwirksame Glykoside
Indikationen:
- HI mit Vorhofflimmern
- supraventrikuläre Tachykardie
Wirkungen:
- +inotrop Kontraktionskraft↑
- - chronotrop Schlagfrequenz↓
- -dromotrop erschwerte Erregungsleitung
- + bathmotrop Reizschwelle↓ (Erregungsbildung wird erleichtert)
HZV↑, Herz verkleinert sich, bessere Kammerentleerung, Sympathikus↓, periphere
Vasodilatation
Wirkmechanismus:
- Bindung an Mg-abhängige Na+-/K+-ATPase Blockade (s.o.)
o konzentrationsabhängig!
- Hemmung des Na+- und K+-Stroms
o Na+: kann nicht mehr raus
↑intrazelluläres Na+: Hemmung des Na+/ Ca2+-Austauschers
Ca2+↑ extrazellulär
Ca2+ steht vermehrt für nächste Systole bereit Muskelaktivität↑,
Kontraktionskraft↑
o K+: kann nicht mehr rein
Ruhepotenzial↓ Leitungsgeschwindigkeit↓
- Vergiftung: es ist so viel Ca2+ zusätzlich vorhanden, dass nicht alles gespeichert werden kann
Nachpotenziale!
UAW KI IA
- Arrhythmien - Bradykardie - Laxantien
- Benommenheit, Kopfschmerz - Hypertrophie des Herzens - Saluretika
- Sehstörungen (v.a. Farbsehen) - Aortenstenose - Insulin
- Übelkeit / Erbrechen - HRS, AV-Block - p-GP-Inhibitoren/-
- Herzinfarkt Induktoren
156
- Digitoxin (Digimerck®)
Herzrhythmusstörungen (HRS)
Arrhtythmie: unregelmäßige Herzschlagfolge
Pathophysiologie:
- Veränderung der Erregungsbildung und/oder Erregungsleitung
- …
Erregungsbildung
Refraktärzeit
schließt sich an
↑ zeichnen können!
157
CHA2DS2-Score
- Abschätzung des Schlaganfallrisikos bei/durch Vorhofflimmern
- C: congestive heart failure
- H: hypertension bis 2 Punkte:
- A: age Thrombozytenaggregationshe
mmung reicht aus
- D: Diabetes mellitus (65 – 74)
- S: stroke/TIA (> 75)
ab 2 Punkten:
permanente Antikoagulantien
- VASC: vascular disease mit Cumarinen o.ä.
o V: vascular disease
o A: age (65 – 74 1 Pkt)
o SC: sex category (weibl. 1 Pkt)
Erregungsleitungsstörungen
- gestörte Fortleitung/Ausbreitung der Depolarisation
- kann Vorhof und/oder Kammer betreffen
- Einteilung in Schweregrade
o Grad I: verzögerte Erregungsleitung
o Grad II: gelegentlicher Ausfall der Erregungsleitung (Vorhof Kammer) = partieller Block
o Grad III: komplett unterbrochene Erregungsleitung = totaler AV-Block
Überlebensrate gering
3-Kanal-EKG: Ampel
1. rot rechter Arm
2. gelb linker Arm
3. grün rechtes Bein
158
Beispiel-EKGs
1. gesund
2. Arrhythmie (Vorhofflimmern)
3. Extrasystole
4. teilweiser AV-Block (QRS fehlt nach P)
Block II. Grades
5. völliges Kammerflimmern
6. Schrittmacher-Komplex (= SH)
7. frischer Herzinfarkt (mit ST-Hebung STEMI)
NSTEMI: ohne ST-Streckenhebung
Torsade-de-pointes
- ventrikuläre Tachykardie
- Pathophysiologie
o Blockade des spannungsabhängigen K+-Kanals (sorgt für Repolarisation)
Repolarisationsstörung
o unvollständige Repolarisation löst direkt wieder Aktionspotential aus Tachykardie
- typische Flaschenhalsform: mal enger, mal weiter „schraubenförmiges“ EKG
- Risikofaktoren
o QT-Zeit-Verlängerung
Medikamente können Auslöser sein! SSRI, Neuroleptika, Antiarrhythmika
(Klasse III), Azol-Antimykotika, Antihistaminika, Makrolide, Fluorchinolide,
Metronidazol
o Hypokaliämie (Depolarisation bleibt bestehen)
Einteilung
- Klasse I Na+-Kanal-Blocker
- Klasse II β-Blocker
- Klasse III Multikanalblocker (u.a. K+-Kanal-Blocker)
- Klasse IV Ca2+-Kanal-Blocker
159
Klasse I: Na+-Kanal-Blocker
- Bindung an geöffneten Kanal
- KEINE Verbesserung der Letalität
- Wirkung: membranstabilisierend (aufs Potential bezogen)
o Erregungsleitung(sgeschwindigkeit) ↓
o Depolarisationsschwelle ↑
o Gesamtrefraktärzeit ↑
o Generatorpotential ↑
o neg. inotrop (Kontraktionskraft ↓)
- Wirkmechanismus: Blockade des schnellen Na+-Kanals (INa)
160
Klasse IV: Ca2+-Kanal-Blocker
- Hemmung des langsamen, spannungsabhängigen Ca2+-Kanals (L-Typ) kein Ca2+-Einstrom,
intrazelluläre Ca2+-Konz.↓
o Depolarisationsgeschwindigkeit↓
o AV-Überleitung↑
o Refraktärzeit↑
o Nachpotenziale werden unterdrückt
bei supraventrikulären Tachykardien
- Verapamil (Isoptin®)
- Gallopamil (Procorum®)
- Diltiazem (Dilzem®): Schwangerschaft KI teratogen
sonstige Antiarrhtythmika
herzwirksame Glykoside s. Herzinsuffizienz
Wirkmechanismus:
- Bindung an Mg-abhängige Na+-/K+-ATPase Blockade
o konzentrationsabhängig!
- Hemmung des K+-Stroms: K+ kann nicht mehr rein
o Ruhepotenzial↓ Leitungsgeschwindigkeit↓
o Refraktärzeit ↑
- Vergiftung: es ist so viel Ca2+ zusätzlich vorhanden, dass nicht alles gespeichert werden kann
Nachpotenziale!
UAW KI IA
- Arrhythmien - Bradykardie - Laxantien
- Benommenheit, Kopfschmerz - Hypertrophie des Herzens - Saluretika
- Sehstörungen (v.a. Farbsehen) - Aortenstenose - Insulin
- Übelkeit / Erbrechen - HRS, AV-Block - p-GP-Inhibitoren/-
- Herzinfarkt Induktoren
Adenosin (Adrekar®)
- Reservemittel
- Wirkungen
o Unterdrückung der AV-Überleitung Herzfrequenz ↓
o KEINE Kammerwirkung! (Einsatz bei paroxysmaler supraventrikulärer Tachykardie)
- Wirkungsmechanismus:
o Angriff an A1-Rezeptoren (Gi): Hemmung der Adenylylcyclase Öffnung von K+-
Kanälen
o Blockade von Ca2+-Kanälen neg. dromotrop
- UAW: Flush, Atemnot/Bronchospasmus, Schwindel, Benommenheit, Hitzegefühl
161
Therapie bradykarder HRS
β-Rezeptor-Agonisten
- Wirkungen
o Aktionspotenzial steigt steiler an
o Aktionspotenzial-Dauer↓, Refraktärzeit↓
- Wirkmechanismus
o Plateauphase: verstärkter Ca2+-Einstrom
o Repolarisationsphase: schnellerer K+-Ausstrom
- CAVE: Gefahr von Arrythmien (↑Erregbarkeit der Kammern)
- Körpereigener Wirkstoff: Adrenalin
- Orciprenalin (Alupent®): gleiche β1- und β2-Wirkung
Parasympatholytika
- Wirkung: Herzfrequenz↑
- Wirkmechanismus: Vagus-Blockade
- Atropin
- Ipratropium-Br (Itrop®): quartäres Ammonium
Elektrischer Schrittmacher
- bei unzureichender Wirkung der o.g. Pharmaka oder stärkeren Störungen
162
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Pathophysiologie
- verstopfte Koronarien werden während Systole nicht ausreichend versorgt Missverhältnis
von O2-Angebot und –Bedarf (Koronarinsuffizienz)
o ↓Leistungsfähigkeit des Herzens
o Absterben des Herzmuskels durch O2-Mangel
- Ursache: v.a. Arteriosklerose (s. rechts)
o Fettablagerung Makrophage frisst und platzt
nächste Makrophage frisst und platzt …
Verengung durch überwuchernde Intima
- Formen:
o asymptomatische Angina pectoris
o stabile Angina pectoris
o akutes Koronarsyndrom (instabile Angina pectoris, Myokardinfarkt)
- Einteilung der Angina pectoris in Stadien:
- Risikofaktoren:
o Rauchen, Übergewicht
o Hypertonie, Hyperlipoproteinämie
o Diabetes mellitus
o außerdem ungenügende körperliche Bewegung, hektische Lebensweise, anhaltende
psychische Frustrationen
163
akutes Koronarsyndrom = acute coronary syndrom (ACS)
- lebensbedrohliche Form der KHK
- unterschiedliche Formen Unterscheidung durch EKG
- Unterteilung in:
o Instabile Angina pectoris
Häufigkeit und Schwere der Symptome wechseln stetig
Ursache: thrombotische Auflagerungen auf Plaques in Koronarien,
Plaqueruptur mit Thrombusbildung, Koronarspasmen
starke Myokardinfarkt-Gefährdung!
o Myokardinfarkt = Herzinfarkt
Koronardurchblutung wird unterbrochen Nekrose der Herzmuskelzellen
(Infarkt)
Ursache: oft thrombotischer Verschluss durch Plaqueruptur
Symptome
Vernichtungsschmerz in Brust, Engegefühl
Blutdruckabfall
Fieber, Leukozytose
Blutwerte für Infarkt: Troponin T/I, CK, LDH, Myoglobin, LDH
Komplikationen möglich bei Nicht-Auftreten bzw. Überleben dieser
vernarbt Infarktbereich (chronische Herzinsuffizienz dadurch möglich)
NSTEMI: nicht-transmuraler Myokardinfarkt keine ST-Streckenhebung
O2-Mangel nur oberflächlich
STEMI: transmuraler Myokardinfarkt ST-Streckenhebung (Untergang von
Myokardgewebe nachweisbar)
O2-defiziente Region durch ganze Herzwand
Diagnostik
- Sintigraphie
- Messung der Intimadicke
- Gesamt-Kreatinin-Kinase-Messung
Koronartherapeutika = Antiangiosa
- Therapiegrundlagen
164
Ca2+-Kanal-Modulatoren
- Wirkmechanismus: Blockade des L-Typ Ca2+-Kanals (spannungsabhängig) ↓Ca2+-Einstrom
in Zelle
o Bindung an α1C-Untereinheit
o L-Typ-Ca2+-Kanal sorgt nach Aktivierung für Konstriktion des Gefäßes
o Blockade: Vasodilatation, ↓peripherer Widerstand
- Wirkungen
o Kontraktilität↓ (negativ inotrop)
o Schlagfrequenz↓ (negativ chronotrop)
o ↓Nachlast durch periphere Vasodilatation (und geringe Vorlastsenkung)
o Vasodilatation (Koronarien), spasmenlösend
- reine Ca2+-Kanal-Blocker: bei üblicher Dosierung keine Hemmung von anderen Kanälen
- für akute Anfälle und Prophylaxe
- auch zur Therapie der Prinzmetal-Angina
Gemeinsamkeiten Unterschiede
- CYP3A4-Substrate - Einfluss auf Erregungsbildung (Sinusknoten)
- Gefäßmuskeltonus ↓, Vasodilatation und –leitung (AV-Knoten)
2+
- ↓ Aktivität der Ca -abhängigen Myosin-ATPase Verapamil-Typ, Diltiazem:
O2-Bedarf ↓ - Sinusknoten: neg. chronotrop
- AV-Knoten: nev. dromotrop
Nifedipin-Typ: schnell freisetzend, kurzwirksam
reflektorische Sympathikusaktivierung möglich
Wirkstoffe:
165
β-Adrenozeptor-Antagonisten (β-Blocker)
Anwendung: KHK-Prophylaxe
Wirkmechanismus:
- kompetitive Hemmung von β-Rezeptoren
- Sympathikusreize werden initial verstärkt
- durch Hemmung wird die Anzahl an β-Rezeptoren erhöht Sympathikus kann so nicht-
blockierte Rezeptoren ansprechen
o Normalisierung der β-Rezeptor-Anzahl
- Herz wird im Endeffekt vom Sympathikus „abgeschirmt“
Wirkungen:
- unterdrücken Catecholamin-Wirkungen
- kardioprotektiv (Sekundärprophylaxe des Herzinfarkts)
- spezifische Blockade von β1 führt zu…
o neg. inotroper Wirkung (Kontraktilität ↓)
HZV ↓, O2-Bedarf ↓
o neg. chronotroper Wirkung (Herzfrequenz ↓)
- spezifische Blockade von β2 führt zu…
o Aufhebung der Erschlaffung von glatter Muskulatur
Verschlechterung von Asthma möglich!
Kombination mit vasodilatierenden Substanzen (Nitrate, Ca2+-Antagonisten)
Wirkstoffe:
- Metoprolol (Beloc-Zok®): β1-„selektiv“
- Bisoprolol (Concor®): β1-„selektiv“
- Carvedilol (Dilatrend®): β- und α1-Blocker zusätzlich Gefäß-erweiternd
- Nebivolol (Nebilet®): β-Blocker, NO-Freisetzung zusätzlich Gefäß-erweiternd
Metoprolol, Bisoprolol
- „Kardioselektivität“, am Herz besonders viele β1(im Endeffekt jedoch auch β1 an anderen Organen)
- Affinität: β1>β2
o eher Präferenz als Selektivität („Selektivität“ geht bei höheren Dosen verloren)
Besonderheiten:
- durch Blutdruckabfall: initiale Müdigkeit und kalte Extremitäten
- Rebound-Effekt
o plötzliches Ein-/Absetzen führt zu gegensätzlichen Wirkungen (Freisetzung großer
Mengen NA)
Blutdruck ↑, Angina pectoris, Herzinfarkt
o langsames Ein-/Ausschleichen der Medikation
- Vergiftungen
o Antidote sind β-Agonisten und Glucagon
UAW KI IA
unspezifische UAW: - Asthma bronchiale CYP3A4-Induktoren/-Hemmer
- Abgeschlagenheit - Bradykardie (bradykarde Narkosemittel (bradykarder
spezifische UAW: HRS) Effekt ↑)
- Atemwiderstand ↑ - Hypotonie
- Bradykardie - AV-Block
- verschlechterte periphere Durchblutung - Schock
- Verstärkung von Hypoglykämien - schlecht eingestellte
(Insulinsensitivität ↑) und Maskierung Insulin-Therapie
dieser!
166
Nitrate („Nitro-Verbindungen“)
- Ester der Salpetersäure
- antiangiöse Wirkung
- Wirkstärke aller Wirkstoffe gleich lediglich Unterschiede in Pharmakokinetik (Wirkeintritt,
-dauer, Nitrattoleranz)
- alle Substanzen sind Prodrugs eigentlicher Wirkstoff: NO
Wirkung
- Venendilatation
→ vermehrte Blutaufnahme in venöses System (venous pooling)
- Rückstrom zum Herz↓, Füllungsvolumen↓
→ Vorlast↓ (diastolische Wandspannung↓)
- Dilatation der großen Arterien: Aortendruck↓
→ Nachlast↓ (systolischer Wandspannung↓)
- Dilatation von Koronarien (Aufhebung von Koronarspasmen): Widerstand↓, O2-Angebot↑
Wirkmechanismus
- (reduktive) NO-Freisetzung
o Prodrugs: Umwandlung in NO im Körper
o NO: Stimulation der cytosolischen (löslichen) Guanylylcyclase (sGC): GTP cGMP
o cGMP ↑, aktiviert Proteinkinase G (PKG): intrazelluläre Ca-Konz.↓, Gefäßtonus↓
→ bessere Durchblutung, Spasmolyse
Bedeutung von NO
- zentraler Mediator (kardiovaskuläres System, ZNS und PNS, immunologische Prozesse)
- weitere Effekte: Thrombozytenaggregationshemmung, Monozyten-Adhäsions-Hemmung
- Biosynthese:
o aus L-Arginin
o durch endotheliale NO-Synthase (eNOS)
o 3 Isoformen:
induzierbare Form (iNOS)
konstitutive, endotheliale Form (eNOS)
konstitutive, neuronale Form (nNOS)
Nitrattoleranz
- bereits nach kurzer Zeit Abschwächung der hämodynamischen Nitratwirkung
- Abschwächung abhängig von Dosierungshöhe und –dauer
- mögliche Ursachen:
o vermehrte Bildung von ROS Umwandlung von NO in Peroxynitrit: Aktivierung
Adenylylcyclase↓
o vermehrte Bildung von Angiotensin II und Endothelin
o Hemmung der mitochondrialen Aldehyd-Dehydrogenase II (ALDH II; wichtig für
Bioaktivierung von Nitraten)
- geeignete Dosierung kann Nitrattoleranz vermeiden nicht jedoch ROS-Bildung!
- „exzentrische Gabe“: zwei Dosen/d im Abstand von 7 h (lang wirksame Nitrate) in der
Nacht jedoch Angina pectoris-Anfälle möglich (Nitrat-freies Intervall)
167
Molsidomin (Corvaton®)
- Sydnonimin-Derivat
- Prophylaxe: langsamer Wirkeintritt (ca. 20 min. nach Applikation)
- Prodrug: Umwandlung führt zur Abspaltung von NO
- abendliche Gabe für Nitratüberbrückung führt zu ROS
If-Kanal-Blocker
- If: Schrittmacher-Kanal (durchlässig für Na+, K+, Ca2+) löst Aktionspotenziale aus
o f = funny Aktivierung durch Hyperpolarisation und intrazelluläres cAMP
(ungewöhnlich!)
o HCN-Familie (hyperpolarization-activated, cyclic nucleotide-gated channels), 4
Isoformen
- Hemmung Herzfrequenz↓
o NICHT negativ inotrop
o adrenerges System wird NICHT beeinflusst
Ivabradin (Procoralan®)
- Wirkung:
o hemmt Kanal im aktivierten Zustand
o Wirkort (Kanalinneres) wird nur bei geöffnetem Kanal erreicht „use dependence“
- CYP3A4: aktive Metabolite
Ranolazin (Ranexa®)
- Zusatzmedikation bei instabiler Angina pectoris (keine Kontrolle der Erkrankung über
Standardmedikation oder UAW dieser)
- Wirkmechanismus: Hemmung des späten Na+-Einstroms
o Hemmung ist abhängig von Konzentration, Spannung und Frequenz
verlängerte Repolarisation (QT-Verlängerung!)
168
Dipyridamol
- Wirkmechanismus: Blockade des Adenosin-Transporters (bringt Adenosin aus Plasma u.a. in
Erythrozyten/Thrombozyten)
Adenosin-Konz.↑ an Rezeptoren
Arteriolen der Koronarien werden erweitert Blutfluss↑
ABER: hypoxische Gebiete bereits maximale Dilatation erreicht
(autoregulatorisch)
- Koronares Steal-Phänomen
o Gabe im Anfall führt zu vermehrter Durchblutung nicht-hypoxischer Gebiete
o hypoxische Gebiete werden noch weniger durchblutet
KEINE Indikation für Angina pectoris! Thrombozytenaggregationshemmer
Thrombozytenaggregationshemmer
- Behandlung des akuten Koronarsyndroms
- Gabe von ASS
- bei ASS-Unverträglichkeiten:
o ADP-Hemmer
o GP-IIb/IIIa-Inhibitoren
o Heparin
- Nachlast ↓
Notfalltherapie
Hilfe durch Laien erweitere Maßnahmen allgemeine Notfalltherapeutika
bei KHK
- Oberkörper hochlagern - EKG anlegen - O2
- O2-Zufuhr verbessern - Defibrillator - Glyceroltrinitrat
(einengende Kleidung - Heparin / ASS / Clopidogrel
entfernen, Fenster öffnen) - β-Blocker
- Opioide
- ggf. MCP
- ggf. Atropin
- ggf. Benzodiazepine
169
170
Darm
Targets im Darm: Rezeptoren, Enzyme, Biosynthese von Mikrooragnismen
vegetatives Nervensystem
171
Anatomie des Darms
Darmnervensystem
- Motorik und Sekretion im GIT auch ohne vegetative Innervation (Sym-/Parasympathikus)
o ENS ist in sich geschlossenes System, in dem der vegetativen Innervation nur eine
modifizierende Funktion zukommt
- Darmnervensystem besteht aus afferenten Neuronen, deren Axone Rezeptoreigenschaften
besitzen, Interneuronen, Motoneuronen und sekretorischen Neuronen
- einige Motoneurone des Darmnervensystems (besonders im Magen & Enddarm) gleichzeitig
postganglionäre parasympathische Neurone
o postgangl. parasymp. Neurone hemmen im Allgemeinen die Erregungsübertragung
CAVE: die glatte Sphinktermuskulatur (Schließmuskel) wird dagegen durch die
sympathischen Neurone in Dauerkontraktion versetzt
funktionelle Trennung verschiedener Darmabschnitten des GI-Traktes
172
Skelettmuskulatur und glatte Muskulatur
- quergestreifte Muskulatur: Herz- und Skelettmuskulatur – 25-40% d. Körpergewichts
- glatte Muskulatur: z.B. Blutgefäßen, Bronchien, Uterus, Magen, Darm – 1,5% d.
Körpergewichts
- Muskeltonus: Spannungszustand der Muskulatur
o spielt Rolle bei Blutdruckregulation, Herztätigkeit, Motorik, Magen-Darm-Tätigkeit,
Atmung oder Erektion
Glatte Muskulatur
- nicht willentlich steuerbar Kontraktion/Relaxation u.a. durch veget. Nervensystem gesteuert
- dienen in erster Linie der Aufrechterhaltung einer Dauerspannung oder erzeugen langsame
Änderung der Muskelspannung
- braucht weniger Energie als quergestreifte Muskulatur
Funktion
- Steuerung der Funktion innerer Organe (z.B. Magen, Darm, Blase und Uterus)
- Haut
- Eng- und Weitstellung der Bronchien
- Regulierung der Weite der Pupille
- Kreislaufregulation: Einstellung der Weite der Blutgefäße
Unterschiede zur quergestreiften Muskulatur
- keine Querstreifung: zwar Aktin- u. Myosin, aber keine feste Anordnung im Zytoplasma
- kleine spindelförmige Zellen + einzelne zentrale Kerne
- weniger Energieverbrauch (durch Grundtonusenergiesparende Dauerkontraktion)
- Kontraktion langsamer
- Verankerung der Aktinfilamente in der Zelle an die Dense bodies (Äquivalent zu den Z-
Scheiben) und an der Zellmembran an den Dense bands
- wichtig für die Funktion vieler innerer Organe
- KEIN Troponin, Myofibrillen, Einteilung in Sarkomere
- nur schwach ausgebildetes sarkoplasmatisches Reticulum
- Ein- und Ausstrom der Ionen ist viel langsamer als bei der Skelettmuskulatur
Aufbau
- Aktin- und Myosinfilamente sind in Längsrichtung der Zelle netzartig angeordnet
o extrem dehnbar (z.B. Harnblase)
Unterteilung
- Single Unit: Muskelzellen stehen über Gap junctions (Kanal-bildende Proteinkomplexe) in
Verbindung (elektrische Synapse!)
o rasche Erregungsübertragung über viele Zellen
o Erregung über Schrittmacherzellen (automatische Erregungsbildung)
o Konnexon = Halbkanal
o Beispiel: Uterus, Harnblase
- Multi-unit: keine Verbindung über Gap junction oder nur sehr kleine Zellgruppen sind
miteinander verbunden
o Erregung über vegetatives Nervensystem
o Beispiel: Iris, Ziliarkörper
173
- Kontraktion erfolgt auch über Vorbeigleiten von Aktin- und Myosinfilamenten, wobei die
abknickenden Myosinköpfchen das Aktin verschieben
Querbrückenzyklus läuft im glatten Muskel deutlich langsamer als im Skelettmuskel ab
- glatte Muskelzellen weisen Grundtonus auf energiesparende Dauerkontraktion
1: spannungsgesteuerter Ca2+-Kanal
2: rezeptorgesteuerter Ca2+-Kanal
3: dehnungsgesteuerter Ca2+-Kanal
4: Rezeptor für Hormone, α1, für A2
und Adrenalin
5,6: Ca2+-ATPasen (=Pumpen)
7: Ca2+-Austauscher
8,9: second messenger
174
175
Muskelrelaxantien
176
1. Peripher angreifende Muskelrelaxantien
- beeinflussen neuromuskuläre Übertragung
- präsynaptische Beeinflussung:
o Hemmung der Wiederaufnahme von Cholin aus syn. Spalt Hemicholinium
o Verhindern der ACh-Freisetzung irreversible Hemmung der neruomusk. Übertragung
Botulinustoxin (Botox)
Ind: Blepharospasmus-Behandlung (Augenlid), spastische Zustände der
quergestreiften Muskulatur (z.B. Schiefhals), übermäßiges Schwitzen
NW: Blepharoptosis (Herabhängen d.Lids), Lidschwellung, Doppeltsehen
Andere: Lokalanästhetika (hochdosiert), Magnesiumionen (kompetitiver
Antagonist zu Calciumionen)
- postsynaptisch:
o kompetitive Blockade der ACh-Rezeptoren (stabilisierende/nicht-depolarisiernde
Muskelrelaxantien, Curare-Typ)
o Dauerdepolarisation der Endplatte (depolarisierende Muskelrelaxantien,
Suxamethonium-Typ)
o Hemmung der elektromechanischen Kopplung (Dantrolen)
- Anwendungen:
o größere operative Eingriffe
o Vergiftungen oder Infektionskrankheiten, die zu Krämpfen führen
o Vermeidung von Muskelrissen oder Knochenfrakturen durch plötzliche Krampfzustände
bei psychischen Krankheiten
o Narkose: Verwendung stabilisierender und depolarisierender Muskelrelaxantien
o spastische Zustände quergestreifter Muskulatur
177
1.1.1 Stabilisierende (Nicht-depolarisierende) Muskelrelaxantien
- Affinität zu ACh-Rezeptoren, aber keine intrinsische Aktivität keine Depolarisation wird
ausgelöst durch kompetitives Verdrängen von ACh keine Muskelkontraktion
- ideal: kurze Anschlagzeit, kurze Wirkdauer, hohe Potenz
- Muskelgruppen unterschiedlich empfindlich (erst kleine dann große Muskeln)
o Atemmuskeln zuletzt betroffen, aber man muss auf Atemlähmung achtenkünstliche
Beatmung immer nötig!
o erst Narkose, dann Muskelrelaxantien Atemlähmung bei Bewusstsein wird vermieden
Aminosteroide Benzylisochinoline
Vagolytischer Effekt ja nein
Histaminfreisetzung Nein ja
Abbau Metabolisierung in Leber Hoffmann-Elimination oder
Gewebecholinesterase
Endung -curonium -curium
Beispiele Al/Pan/Ve/Rocuronium Atra/Cistatra/Mivacurium
- Tubocurarinchlorid (Prototyp)
o Curare: Pfeilgifte südamerikanischer Idianer, Alkaloid-Gemisch
o NW: starke Histaminfreisetzung Brochokonstriktion(Spasmus, Sektreion ↑),
Blutdruckabfall
o Außerdem sehr lange Wirkdauer, schlecht zu kontrollieren
o Struktur: quart. Und protonierter tert. Stickstoff, in richtigem Abstand relaxierend
- Alcuroniumchlorid
o geringe Histaminfreisetzung
o stärkere, aber kürzere Wirkung als Tubocurarinchlorid
o Kumulationsgefahr bei wiederholter Gabe
o KI: Muskelschwäche, Kachexie, schwere Leberparenchymschäden, Niereninsuffizienz
- Pancuroniumbromid
o 5x stärker wirksam als Tubocurarinchlorid
o schneller Wirkungseintritt KURZWIRKSAM MITTELKURZWIRKSAM LANGWIRKSAM
o mittlere Wirkungsdauer Mivacurium Alcuronium, Rocuronium, Pancuronium
o bei Risiko- und Vecronium, Atracurium
Cisatracurium
Schockpatienten,
Herzchirurgie
- Vecuroniumbromid
o kaum Kumulationsgefahr
o keine ganglienblockierenden Eigenschaften
o selten Histaminausschüttung
- Rocuroniumbromid
o Muskelrelaxierende Potenz 6x niedriger als bei Vecuronium (ist eine Abwandlung davon)
o Anschlagzeit verkürzt
- Atracuriumbesilat & Cisatracuriumbesilat
o Histaminfreietzung wieder da, Abbau über HoffmanAbbau nicht enzymatisch, pH-
Wert-abhängig , also nicht von Leber abhängig, biliäre Ausscheidung (auch nicht von
Niere abhängig)),
- Mivacuriumchlorid
o Wirkung abhängig von Plasmacholinesterase (für Abbau zuständig)
o Histaminfreisetzung dosisabhängig
178
1.1.2 Depolarisierende Muskelrelaxantien
- Agonisten am Acetylcholinrezeptor der motorischen Endplatte Depolarisation, aber langsamer
Abbau keine sofortige Repolarisation Dauerdepolarisation führt zur Erschlaffung
o Cholinesterase-Hemmstoffe (ind. Parasympathomimetika) wirken nicht als Antidot,
sondern verstärken die Wirkung!
- Suxamethoniumchlorid
o rascher Wirkungseintritt und kurze Wirkungsdauer
o Anwendung: zur Intubation (Einführen von Hohlsonden)
o NW: einen Tag nach der Injektion muskelkaterartige Schmerzen durch Muskelzuckungen
(Depolarisation), Hyperkaliämie, Arrythmie
o CAVE bei atypischer Cholinesterase, schweren Leberschäden, Kachexie
179
Spasmolytika
- senken den Spannungszustand der glatten Muskulatur oder löst deren Verkrampfung
Muskulotrope Spasmolytika
- wirken direkt auf glatte Muskulatur, unabhängig von veget. Innervation
- cAMP-Phophodiesterase-Hemmer
- Stoffe:
o Papaverin (obsolet, da es alle glatten Muskeln erschlafft)
o Hymecromon (Behandlung funktioneller Oberbauchbeschwerden)
Neurotrop-muskulotrope Spasmolytika
- Zusätzlich anticholinerge spasmolytische Komponente
- Denaverin: Spasmen des Gastrointestinal- und Urogenitaltrakts
- Mebeverin: irritables Kolon
- Oxybutinin: Blasenentleerungsstörungen
- Propiverin: Blasenentleerungsstörungen
180
Praktikumsaufgabe
- Screeningmodel für Stoffe, die die Dünndarmmotilität beeinflussen
- verwendete Stoffe:
Acetylcholin-HCl - Parasympathomimetikum Kontraktion (glatt)
- wird nicht eingesetzt, weil es auf alles wirkt und instabil ist
Atropinsulfat - Parasympatholytika an M-Rezeptoren Dilatation (glatt)
Bariumchlorid - Erregung und Kontraktion der Skelettmuskulatur
- hemmt Kaliumkanäle in Membran Kalium kann Zellen nicht mehr
verlassen keine Repolarisation mehr
aber Natrium-Kalium-ATPase pumpt unvermindert Kalium in die
Zellen Abfall der Kalium-Spiegel im Blut
- Symptome: Hypermotilität des Magen-Darm-Traktes, Ausfall der
Muskelreflexe (Areflexie), schlaffe Muskellähmung und Atemlähmung;
Hypokaliämie
Hexamethonium- - Ganglienblocker:
bromid Dämpfung vasomotrischer Reflexe (sympathische Ganglien sind
geblockt)
verhindert Depolarisation aller vegetativen Ganglien (die durch
ACh depolarisiert werden)
- obsolet wegen starker NW (durch unvermeidbare
Parasympathikusblockade, blockt alle Ganglien)
Histamin-HCl - Kontraktion glatter Muskulatur über H1 (Gq)
- Ca-Konzentration wird erhöht
- Einsatz: Positive Kontrolle beim Allergietest
Diphenhydramin - H1-Antihistaminikum, anticholinerg (M3) Dilatation (glatt)
- Einsatz als Schlafmittel, Antiemetikum
Nikotintartrat - niedrige Dosen: ganglienerregend (wie ACh) Tonuserhöhung im GIT
Parasympathomimetikum Kontraktion
Agonist am Ionenkanal
- mittlere Dosen: zentrale Effekte Tremor und Stimulation der
Atmung
- hohe Dosen: ganglienblockierend infolge Rezeptor-Desensibilisierung
Tonusverminderung im GIT
- Einsatz: Raucherentwöhnung
Papaverin - Phosphodiesterase-Hemmer cAMP↑
- erschlaffende Wirkung auf die Gefäßmuskulatur
- In höheren Dosen kann Papaverin zentral erregend wirken
Kombinationen:
- Acetylcholin-HCl durch Atropinsulfat antagonisierbar
- Bariumchlorid durch Atropinsulfat nicht antagonisierbar
- Bariumchlorid greift später ein
- Histamin-HCl durch Diphenhydramin antagonisierbar
- Acetylcholin-HCl durch Diphenhydramin antagonisierbar
- Diphenhydramin ist dirty drug
- Hexamethoniumbromid durch Nikotintartrat antagonisierbar
- Papaverin kann alle Stoffe antagonisieren
181
182
weiblicher Zyklus und Tokolytika
weibliche Sexualorgane
Äußere weibliche Geschlechtsorgane:
- Schamberg (Mons pubis)
- große & kleine Schamlippe (Labia majora / minora)
- Klitoris (Kitzler)
- Scheidenhof (Vestibulum vaginae) mit…
o Drüsen
o Vorhofschwellkörpen (Bulbi vestibuli)
Innere Geschlechtsorgane:
- Vagina (Scheide)
- Uterus (Gebärmutter):
o birnenförmig (bei Ratte Y wegen Mehrgeburten), mit Körper und Hals
o an Kuppe (Fundus uteri) münden Eileiter
o am äußeren Muttermund mündet Vagina
o Wandaufbau:
Perimetrium (Peritonealüberzug)
Myometrium (glatte Muskulatur)
Endometrium (Schleimhaut)
Lamina basalis: 1mm, bleibt bei Menstruation erhalten
Lamina Funktionalis: 8mm, bei Menstruation abgestoßen
o Anhangsgebilde: Adnexe
Eierstöcke (Ovarien)
Synthese von Estrogenen, Progesteron und (wenig) Androgene
Bindegewebe enthält Follikel
Follikel: Eizelle + umgebendes Follikelepithel
o Entwicklung: Primär-, Sekundär-, Tertiär-/Graaf-Follikel
o Anzahl sinkt kontinuierlich
Geburt: 500.000 Follikel
Pubertät: 200.000
nur 2 x 250 reifen insgesamt heran (und können befruchtet
werden)
o Follikel-Atresie: bei Heranreifung eines Follikels werden zahlreiche
Begleitfollikel gebildet
Eileiter (Tuba urina)
weiblicher Zyklus
- Menarche (14-18 Jahre) und Menopause (48-55 Jahre)
- durch zentralnervöse Funktionen gekoppelt psychisch beeinflussbar
- pulsatile GnRH-Freisetzung entscheidend für maximale FSH und LH Freisetzung (Hälfte1 alle
90 min durch Estrogene, Hälfte2 alle 2-5 h durch Gestagene)
183
Menstruationszyklus
Tag 1 – 4: Desquamations-Reparationsphase (Abstoßung)
- 1. Tag: Monatsblutung setzt ein
o Rückbildung des Gelbkörpers: Progesteron ↓ Bildung von Prostaglandinen (PG’s)
o PG’s: Vasokonstriktion in Uterus-SH, ischämische Schädigung durch
Minderdurchblutung (Nekrose)
o Entspannung der Gefäße vermehrte Durchblutung: Blutaustritte ins Gewebe
Abstoßung der SH
o Blutgerinnung ist örtlich gesenkt Blutung
- Regenerationsphase: Epithel und Bindegewebe regeneriert sich, Wunde verschließt sich
ovarieller Zyklus
1. Hälfte
1. GnRH bewirkt Auschüttung von FSH und LH
o Ausschüttung von GnRH alle 90 Min
2. durch FSH reifen Follikel heran
o Östrogensynthese ↑ (v.a. Estradiol) ↑ FSH-Rezeptor-Anzahl auf Follikeloberfläche
3. Follikel mit meisten Rezeptoren wird umgebildet zum Graaf-Follikel
o Sekretion von Östrogenen und Inhibin
o ↓ FSH-Produktion Stimulation der restlichen Follikel ↓
4. Anreicherung von Androgenen in Begleitfollikeln durch deren niedriger
AromataseaktivitätRückbildung
5. Östrogen ↑↑: positive Rückkopplung
o GnRH ↑, LH ↑, FSH ↑
o negative Rückkopplung wird gehemmt
o LH-Gipfel sorgt für Eisprung (Ovulation): reifer Follikel platzt und stößt Eizelle aus
2. Hälfte
6. geplatzter Follikel wird zum Gelbkörper
o Progesteron ↑ (Umwandlung d. Uterusschleimhaut zur Einbettung)
7. Estradiol ↓: neg. Rückkopplung LH & FSH ↓
o verhindert erneute Ovulation
8. GnRH-Ausschüttung alle 2 – 4h: FSH & LH werden niedrig gehalten
o führt zur Gelbkörperdegeneration
9. Gelbkörperdegeneration: Progesteron ↓ Bildung von Prostaglandinen (Menstruation, s.o.)
184
Schwangerschaft
Konzeption = Befruchtung des Eis
Nidation: Blastozyt gräbt sich mit Enzymhilfe in Endometrium ein Heranwachsen zum Embryo
Weheneinleitung
- nervale Rückmeldung über Oxytocinwirkung
- Oxytocin jedoch nicht zwingend notwendig für Ablauf der Geburt
o Diabetes insipidus centralis: keine Bildung von ADH und Oxytocin normale Geburt
trotzdem möglich
Laktation
- Ausbildung der distalen Alveolen und Lobuli in Brustdrüsen
o unter Einfluss von Östrogenen, Progesteron und Chroiionmammaotropin
- Milchproduktion durch Prolactin
o Stillen direkt nach der Geburt setzt Prolactin in Gang
o hemmt LH-Freisetzung keine Ovulation (in 80% der Fälle)
Konzentration reicht evtl nur für Milchbildung, jedoch nicht zur
Untedrückung der Ovulation
o zu hohe Prolactinspiegel führen zu Infertilität (Hyperprolactinämie)
Theraipe: Dopamin-Agonisten (hemmen Prolactin-Freisetzung)
auch zum Stopp der Milchbildung
o Milchfreisetzung durch Saugreiz (Oxytocin-vermittelt)
185
Regulation der Sexualhormonbildung
Bildung in gonodaler Achse
- Hypothalamus
- Hypophysenvorderlappen
- Gonaden (Ovarien und Hoden)
o FSH und LH regen Bildung von Testosteron, Östrogenen und Progesteron an
o Hoden: Stimulation der Testosteronproduktion in Zwischenzellen (Leydig-Zellen)
LH = Interstitialzellen-stimulierendes Hormon (ICSH)
negative Rückkopplung
- Testosteron, Progesteron hemmen Freisetzung der übergeordneten Hormone (v.a. von
GnRH)
ABBILDUNG 15: REGELKREIS DER GONODALEN ACHSE
o Inhibin (gebildet in Ovarien und Hoden) verstärkt Rückkopplung
o niedrige Östrogenkonz. hemmt auch Sekretion der übergeordneten Hormone
positive Rückkopplung
- (sehr) hohe Östrogenkonz. FSH-Sekretion ↑
o hoher Spiegel allein reicht nicht, Steigerung des Spiegels nötig
weibliche Sexualhormone
GnRH (Gonadoliberin, Gonadorenin, Gonadotropin-Releasing-Hormon
- pulsatile Freisetzung (unter NA-Kontrolle)
o essentiell für Wirkung! (bei Dauerstimulation: keine FSH- und LH-Freisetzung, kein
Eisprung)
- setzt Gonadotropine frei
o einmalige / pulsatile Gabe
Sekretion ↑ Fertilität ↑
Indikation: Infertilität
o Dauergabe = Dauerstimulation
initialer Anstieg von LH und FSH
Spiegel bleibt konstant GnRH-Empfindlichkeit ↓, Down-Regulation von
GnRH-Rezeptoren
keine Freisetzung von Geschlechtshormonen mehr (NNR12 bildet noch ein
paar)
- GnRH-Agonisten
o GnRH-Analoga: Aminosäureaustausch, veränderte Konfiguration (L-Konf. D-Konf.)
Super-Agonisten (deutlich langsamerer Abbau)
o Indikation: chemische Kastration, hormonabhängige Karzinome(hier +
Sexualhormonantagonisten, da initial Hormone ↑), Kryptorchismus (Hodenhochstand)
o Therapie über Implantate
- GnRH-Antagonisten
o hemmen Geschlechtshormonproduktion, OHNE initialen Anstieg von LH und FSH
o Indikation: assistierte Reproduktion (in-vitro-Fertilisation)
12
Nebennierenrinde
186
- steigert Progesteronsynthese (beim Mann: Testosteron-Synthese) damit auch wichtig für
Bildung von Östrogenen / Estradiol
Estrogene, Östrogene
- natürliche Östrogene: Estradiol, Estron und Estriol
- Bildung: im Ovar (100 – 200µg/Tag)
o daneben auch in: NNR, Testes (Hoden), Brustdrüse, Gehirn, Knochen, Fettgewebe,
Gelbkörper
o Biosynthese in Theka- und Granulosazellen der Ovarien
LH: bildet Testosteron
FSH + Aromatase:
Testosteron Estradiol
Umwandlung in Estron und
Estriol
187
o Sezernierung der Metabolite durch Leber Rückresorption im DüDa
(enterohepatischer Kreislauf)
- Wirkungen
o Wachstumsfaktoren
fördern Wachstum der Sexualorgane (prim. und sek.)
prägen Geschlechtsmerkmale (anabole Wirkung: subkutane
Fettdepoterhöhung Kurven)
Längenwachstum beendet, sobald sich
Wachstumsfuge(Epiphysenfuge)schließt
o Anzahl Progesteronrezeptoren↑: ermöglicht Wirkung der Gestagene
o Uterus
sorgen für Zyklus (Veränderung der Uterus-SH) Proliferation
CAVE: Gabe in Menopause Proliferation↑, erhöhtes Krebsrisiko!
↓Viskosität des Zervikalsekrets
o Leber
Synthese von Plasmaproteinen
HDL-Bildung↑, LDL-Bildung↓ Arteriosklerose-Risiko ↓
↑ Synthese von Gerinnungsfaktoren
(Fibrinogen, VII, VIII, X, XII)
↓ Synthese von Gerinnungshemmern Thrombose-Risiko ↑
(Protein C, Protein S, Antithrombin)
o Darm: Ca2+-Resorption↑
o Knochen: Ca2+-Einbau in Knochen↑ Osteoporose-Risiko
o ↓Proliferation von Sebozyten (Talgproduktion↓ Akne ↓)
o peripherer Gefäßwiderstand↓ (erhöhte NO-Bildung)
o Retention von NaCl und H2O (mineralocorticoide Wirkung)
o Bildung von Serotoninrezeptoren↑, stimmungsaufhellend
o Einfluss auf LH und FSH (neg. feedback, s.o.)
- Progesteron antagonisiert Wirkungen von Östrogenen, kann sie aber auch verstärken
- Wirkmechanismus
o Bindung an intrazelluläre Rezeptoren
Liganden-aktivierte Transkriptionsfaktoren
2 Rezeptortypen
ERα: proliferativ nach Agonisierung (v.a. in Brust, Gebärmutter)
ERβ: v.a. in Knochen Mineralisierung
ERβ hemmt Wirkung von ERα
stabilisiert inaktiver Rezeptoren durch Hitzeschockproteine
o Aromat des Ring A und 3-OH wichtig für Bindung
Östrogen lagert sich an Rezeptor
Dimerbildung der Rezeptoren und Bindung an Östrogen-Response-Elemente
(ERE)
ERE lagert sich an Promoterregion der Zielgene Regulation der
Genexpression
o Östrogen kann auch mit anderen Transkriptionsfaktoren WW Genregulation auch
ohne ERE
- Indikation: Menopausenbeschwerden
o nur wenn Symptome nicht auszuhalten sind (da Brustkrebsrisiko ↑ bei Therapie > 5 J.)
o immer Kombination mit Gestagen: Proliferation↓
reine Östrogen-Anwendung nur bei Frauen ohne Gebärmutter
o Risiken: Osteoporose ↓, aber Brustkrebs und Thromboembolien ↑
188
- bessere Alternativen
o SERM = selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren
unterschiedliche Affinitäten zu ERα und Erβ, unterschiedliche ERE-Komplexe
oder gar keine Dimerbildung keine Transkriptionsfaktoren, keine
Proliferation (lösen nur einen Teil des Östrogenwirkungen aus)
Raloxifen (Evista®)
Indikation: Osteoporosebehandlung/-prophylaxe
Greift an ERβ an Osteoblastentätigkeit↑, hemmt Knochenabbau
Tamoxifen (Nolvadex®)
Indikation: Mammakarzinom
Antagonist an ERα
o SERD = selektive Estrogenrezeptor Down-Regulator
kompetitive Östrogenrezeptor-Antagonisten
Wirkstoff: Fulvestrant
Indikation: Infertilität
Gestagene
- Gelbkörper-, Schwangerschaftshormon
- Progesteron
o einziges physiologisches Gestagen
o Bildung in Ovar, NNR, Hoden
o Sezernierung
Gelbkörper, 2. Zyklushälfte: 20 mg/d
Plazenta, Schwangerschaft: bis 250 mg/d
- Wirkungen der Gestagene
o unterdrückt LH-Ausschüttung (in Hypophyse) keine Ovulation
o stimuliert Entwicklung des sekretorischen Endometriums
o Viskosität Zervikalschleim ↑
o Ruhetemperatur ↑ (um ca. 0,5°C)
o hält Schwangerschaft aufrecht
hemmt Uteruskontraktilität und Menstruation
stärkere Ventilation der Schwangeren (Atemfrequenz ↑) bessere O2-
Versorgung des Embryos
fördert Drüsenbildung in Brüsten
o Anzahl Östrogenrezeptoren ↓
Hemmung der östrogenbedingten Proliferation der Uterus-SH
↑ Wirkung der Östrogene auf Skelettsystem
- Wirkstoffe haben oft auch noch Affinität zu Androgen-/Mineralocorticoid-Rezeptoren
subs-tanzspezifische Wirkprofile
- Indikationen
o Kontrazeption (oft in Kombination mit Östrogenen)
o Hormonsubstitution in Menopause
o Hemmung von Gebärmutterblutungen (ovariell bedingt)
o Infertilität (Gelbkörperinsuffizienz)
o östrogenabhängige Tumoren, Nierenkarzinom
- UAW: selten bei zyklusgerechter Anwendung
o Libidoverlust, Kopfschmerzen, GIT-Störungen, Spannungsschmerzen in Brust
189
o Gewichtszunahme (durch mineralocorticoide Wirkung)
- KI: Schwangerschaft (weibliche Föten können maskulinisiert, männliche Föten feminisiert werden!)
hormonale Kontrazeption
Pearl-Index: Anzahl Schwangerschaften bezogen auf 100 empfängnisfähige Frauenjahre (100 Frauen,
die 1 Jahr ein Mittel einnehmen = 100 Frauenjahre)
„Anti-Baby-Pille“
- Kombinationen aus Östrogen und Gestagen
o Wirkung
Ovulationshemmer
verhindern Einnistung des Eis
↑ Viskosität des Zervikalschleims
o Einphasen-Systeme am sichersten
fixierte Östrogen-Gestagen-Kombination
Einnahme über 21 Tage, danach 7 Tage Pause
Abbruchblutung nach Absetzen (Hormonentzugsblutung)
Mikropillen (< 50µg Östrogen) sind zu bevorzugen
o Zweiphasen-Systeme
Sequenzpräparate: nur Ovulationshemmer
1. nur Östrogene
2. normale Östrogen-Gestagen-Kombination
Zweistufenpräparat
1. Östrogene + niedrigdosiertes Gestagen
2. normale Östrogen-Gestagen-Kombination
o Dreiphasen-Systeme
imitiert Zyklus am besten
- „Minipille“
o reine Gestagen-Pille, niedrig dosiert
o durchgehende Einnahme
o Wirkung: ↑ Viskosität des Zervixschleims
190
weitere Präparate
- transdermale Systeme
o Wechsel nach 7 Tagen
o nach 21 Tagen Pause
o Wirkstoffe: Ethinylestradiol, Norelgestromin
- Vaginalring
o Einführung bis zum 5. Tag
o verbleibt 21 Tagein Vagina (danach 7 Tage Pause mit Entzungsblutung)
o Wirkstoffe: Ethinylestradiol, Etonogestrel (beladener Ring)
- Dreimonatsspritze
o Gestagen-haltig
o i.m.-Applikation
o Wirkung: ↑ Viskosität des Zervixschleims
o Wirkstoffe: Medroxyprogesteronacetat, Norethisteronenantat
- Implantat
o Gestagen-haltig Etonogestrel
o Wechsel alle 3 Jahre
o Wirkung: ↑ Viskosität des Zervixschleims
- Intrauterin-Systeme
o Gestagen-haltige Spiralen
o Risiken! Uterusperforation, Brustkrebsgefahr ↑, ektope Schwangerschaft möglich
„Pille danach“
- KEINE Routinemethode!
- ohne Verhütung ist eine Befruchtung durch präovulatorischen Geschlechtsverkehr wahrscheinlicher
(Spermien „leben“ bis 5 Tage, Eizellen nur 12 – 18h)
- Ulipristal-Acetat (EllaOne®)
o SPRM (selektiver Progesteronrezeptor-Modulator): Antagonist (und partieller
Agonist)
o Wirkung
191
Unterdrückung/Verzögerung der Ovulation (LH-Gipfel wird verschoben)
Hemmung der Nidation
o Wirkmechanismus: verhindert Bindung von Progesteron an jeweiligen Rezeptor
o CAVE
nur wirksam VOR der Ovulation!
Einnahme…
bis zu 5 Tage nach Geschlechtsverkehr möglich
kurz vor Ovulation möglich
o Dosierung: 1x 30 mg
- Levonorgestrel (PiDaNa®)
o hochdosiertes Gestagen-Präparat
o Wirkung: hemmt LH-Ausschüttung unterdrückt/verzögert Ovulation
o CAVE
nur wirksam VOR der Ovulation!
Einnahme…
bis zu 3 Tage nach Geschlechtsverkehr möglich
schnellstmöglichst! keine Anwendung kurz vor Ovulation möglich
o Dosierung: 1x 1,5 mg
Abtreibung
- durch Antigestagen-Pille
- Mifepriston (Mifegyne®)
- Wirkmechanismus
o Degeneration der Uterus-SH
o Störung der Plazentafunktion
- Indikation: Abortivum bis 49. Tag (Frühschwangerschaft)
- Dosierung: 1 x 600mg
o zusätzlich nach 48h ein Prostaglandin-Derivat sicherer Schwangerschaftsabbruch
uteruswirksame Substanzen
Tokolytika = Wehenhemmer
- sorgen für Uteruserschlaffung
- greifen direkt an der Muskelmembran an
- Eintritt der Geburt kann nur um 24 – 48h verschoben werden
o entstandenes Zeitfenster nutzen:
Glucocorticoid-Gabe: Lunge des Fetus reift schneller heran
Transport in Klinik mit Neugeborenen-Intensivstation möglich
- Indikationen
o drohende Fehlgeburt (bis 28. Woche: Abortus imminens)
o drohende Frühgeburt (bis 37. Woche: Praematurus imminens)
o OPs während Schwangerschaft
o Wendung des Fötus von Becken- in Schädellage
o Kaiserschnitt („Ruhigstellen“ der Gebärmutter)
o vorzeitige / pathologisch verstärkte Wehen
- Pharmaka
o β2-Sympathomimetika: Fenoterol (Partusisten®)
hohe Dosierung nötig β1 wird auch angesprochen (trotz β2-Selektivität)
Aufhebung durch β1-Blocker (Metoprolol, …)
192
UAW: Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris-Beschwerden
2+
o Mg
o kompetitive Oxytocin-Rezeptor-Antagonisten: Atosiban (Tractocile®)
uteruskontrahierende Substanzen
Indikationen:
- Wehenschwäche
- Mehrlingsgeburten
- Blutungsprophylaxe nach Abort
Oxytocin (Syntocinon®)
- Hormon des Hypophysenhinterlappens (HHL)
- Angriff direkt an Uterusmuskulatur rhythmische Uterus-Kontraktionen durch Reizung der
entsprechenden Rezeptoren
o Empfindlichkeit sehr unterschiedlich (je nach Faktoren)
Östrogene: ↑ Aktivität, Spontanerregbarkeit
Gestagene: Empfindlichkeit ↓
o kontrahiert zudem Milchdrüsen Milchabgabe
Reiz der Oxytocin-Ausschüttung: Saugreflex des Kindes
- Dehnung der Uterusmuskulatur setzt Oxytocin frei leitet Geburt ein
- in physiologischen Dosen: rhythmische Kontraktionen
- Indikation
o vor der Geburt (Einleitung) bei vorzeitigem Blasensprung, Präeklampsie,
Eklampsie
o während der Geburt bei Wehenschwächen
o bei Milchstauungen der Brustdrüse
- UAW
o Überdosierung führt zu Dauerkontraktionen (Tetanus uteri)
o starke, schmerzhafte Wehentätigkeit
o Blutdruckabfall, Übelkeit und Erbrechen
Carbetocin (Pabal®)
- Oxytocin-Agonist
- Indikation: Anwendung NACH Kaiserschnitt
o Kontraktion der Gebärmutter Loslösung der Plazenta, Verringerung des
Blutverlustes und Prophylaxe bzw. Beseitigung einer Uterusatonie
o CAVE: schwer steuerbar
Prostaglandin-Derivate
- Prostaglandin-Konz. ↑ um Geburtstermin
- Wirkung
o Zervixerweichung / -erschlaffung
o schnelle Öffnung des Muttermunds
o Uteruskontraktion ↑
- Indikation
o Abort bis zur 12. Woche und im 2. Trimenon
o Geburtseinleitung
o Nachgeburtsperiode (Lösung der Plazenta, Verringerung des Blutverlusts)
193
- Wirkstoffe
o PGE2 = Dinoproston (Minprostin® E2)
o PGE2-Derivat Sulproston (Nalador®)
o PGE1-Derivat Gemeprost (Cergem®)
- Überdosierung kann zu Dauerkontraktionen (Tetanus uteri) führen!
Mutterkornalkaloide
- Angriff direkt an Uterusmuskulatur lösen rhythmische Kontraktionen aus
- CAVE: größere Gefahr einer Dauerkontraktion als bei Oxytocin!
- Methylergometrin (Methergin®)
o Anwendung NUR in Nachgeburtsperiode!
o Indikationen
verzögerte Loslösung der Plazenta
Blutungen nach Plazentalösung
Stauung des Wochenflusses (Wundsekret, das nach Geburt abgesondert
wird)
mangelhafte Rückbildung des Uterus nach Entbindung
194
Praktikumsversuch
- Rattenuterus wird in physiologischer Pufferlösung nach Krebs-Henseleit im Organbad
aufgehängt, welches sich in einem Wasserbad von 37°C befindet
o Krebs-Henseleit
weitgehend isotonisch und isoionisch mit Blut
Natrium-, Kalium-, Magnesium- und Calciumionen, Glucose
o außerdem Sauerstoff- und CO2-Zufuhr durch Carbogen (Gemisch aus 95% Sauerstoff und
5% CO2)
- nach Substanzzugabe ist Lösung auswechselbar und Uterus kann gespült werden
- isotone Kontraktion: Spannung bleibt während der Arbeit gleich
o Uterus wird mit 1g Gewicht belastet
- Kontraktion Bewegung eines Hebels Elektronik verstärkt Ausschlag auf Schreiber
- Wegmessung mit einem Schwingkreis
- Substanzen
o Oxytocin: endogene, kontrahierende Substanz
o Isoprenalin: β1-β2-Agonist, unselektiv, hemmt Kontraktion
o Adrenalin: schwächer als Isoprenalin, wirkt auf alle Rezeptoren gleich
o Noradrenalin: schwächste Wirkung, höhere Affinität zu β1 (β2 steuert Relaxation)
- Problem: alle sehr unselektiv und wirken auf alle Betarezeptoren, daher auch Wirkung auf Herz
und Blutdruck werden in der Praxis nicht eingesetzt
195
Blut
- „flüssiges Gewebe“
o Zellen (Blutkörperchen, …)
o eiweiß- und elektrolyhaltige Flüssigkeit
- alle Zellen des Blutes entstammen gemeinsamen Vorläuferzellen pluripotente
Stammzellen
Aufgaben
- Stofftransport (O2, CO2, Nährstoffe, Mineralien, Hormone, Stoffwechselprodukte, …)
- Aufrechterhaltung des pH-Wertes durch Puffersysteme
o Eiweiß, Phosphat, Hydrogencarbonat, Erythrozyten
- Wärmeregulation
- Abwehr von Krankheitserregern / Fremdstoffen
Volumen
- Gesamtblutmenge: ca. 7 – 8% des Körpergewichts
- Normovolämie: normales (nicht-pathologisches) Blutvolumen ca. 4 – 6L
196
- Hypovolämie: Blutvolumenmangel (z.B. nach Schwitzen, Dursten)
- Hypervolämie: Blutvolumenüberschuss (z.B. bei Säuglingen, Schwangeren, im Hochgebirge
lebenden Menschen)
Blutverlust
- Volumen von 500 – 800 mL verursachen keine Störungen des Herz-Kreislauf-Systems
o keine Hypovolämie Plasma wird nach wenigen Stunden durch Gewebsflüssigkeit
ersetzt
o Blutzellen sind jedoch erst nach ca. 1 Woche regeneriert
o Fe wird aus Speichern entnommen (Auffüllung der Speicher dauert 8 Wochen)
- > 30 % Verlust: Volumenmangelschock
- > 50 % plötzlicher Verlust: ohne therapeutische Maßnahmen tödlich
- Organe mit ungenügender Durchblutung verlieren schnell Funktionsfähigkeit
Zusammensetzung
- 55 % Blutplasma
o 90 % Wasser
o 7 - 8 % Eiweiße
o Rest: Elektrolyte, Kohlenhydrate, Lipide, Aminosäuren
= Serum + Gerinnungsfaktoren
Serum: sich abscheidende, klare Flüssigkeit nach Gerinnung KEINE
Gerinnungsfaktoren (Fibriogen)!
- 45 % feste Bestandteile Blutkörperchen
- Cohn’sche Fraktionierung:
o Auftrennung von Plasmaproteinen
o Fällung durch IEP mit Ethanol bei niedrigen Temperaturen (0 - 10 °C)
Blutgruppen
- spezielle Oberflächenstrukturen mit Antigen-Charakter Bildung von Antikörpern gegen
diese möglich (jedoch Immuntoleranz gegen körpereigene AK)
- Eigenschaften der „Antigene“ sind Grundlage der Blutgruppensystematik:
AB0-System
- Antigene sind spezielle Zucker (durch Enzyme an Proteine oder Lipide der Membran
gebunden)
- verschiedene Antigene A-, B-, AB-Antigen
- keine Antigene vorhanden Blutgruppe 0 (Enzym ist degeneriert oder funktioniert nicht)
- Kombination von Erys aus bestimmter Blutgruppe + Serum aus einer Gruppe mit AK gegen
die Erys führt zu Agglutination (Verklumpung Erys ballen sich zusammen und
hämolysieren)
o problematisch bei Transfusionen: Transfusionszwischenfälle (hämolytischer
Ikterus/Schock, Nierenversagen)
o besonders schwere Reaktion, wenn Empfänger AK gegen Spender-Erys aufweist (im
umgekehrten Fall wird die AK-Reaktion durch großen Blutvolumen abgeschwächt)
Rhesus-System (Rh-System)
- komplizierteres System als AB0, zahlreiche Antigene
- D-Antigen Hauptvertreter Besitz von D-AG = Rh-positiv
- Problematik (v.a. bei Schwangeren):
o Rh-positive Erys gelangen in Rh-negatives Blut AK-Bildung gegen D-AG
197
o schwangere Frauen mit Rh-negativ, aber AK gegen D-AG, können Rh-positives Kind
nach Übertritt der D-AG durch die Plazenta durch Agglutination des Bluts „abtöten“
(Hämolyse, Erythroblastose)
o Therapie: sofortiger Blutaustausch (Austauschtransfusion)
zelluläre Bestandteile
Erythrozyten = rote Blutkörperchen
- größter Teil der zellulären Bestandteile des Bluts
- kernlose, bikonkave Scheiben
o Ø Durchmesser: 7,5 μm (= Normozyten)
- enthalten Hämoglobin (Hb)
o roter Blutfarbstoff, macht 30 % des Ery-Inhalts aus
o Funktionen: O2-/CO2-Transport, Puffer
o Normwerte
Mann: 135 – 160 g/L
Frau: 120 – 140 g/L
o Aufbau
nahezu kugelförmig
Chromoprotein, vier Polypeptidketten mit je einem Häm (=
Farbstoffkomponente)
Häm: Protoporphyringerüst, Fe2+ als Zentralatom
o Hb-O2-Bindung
koordinative Bindung von O2 an Fe2+ im Häm
Tetramer Hb kann 4 O2 transportieren (1 mol ↔ 4 mol)
Bindungsanteil abhängig von Konzentration des gelösten O2 und von Affinität
des O2 ans Hb
Beeinflussung der Affinität durch… Affinität für O2↓ bei…
o pH-Wert pH↓
o pCO2 pCO2↑
o Temperatur Temperatur↑
o Konzentration an intraerythrozytären 2,3-Diphosphoglycerat
(2,3-DPG) 2,3-DPG↑
o Hb-CO2-Bindung
reversible Bindung im Blut Abgabe in der Lunge
chemisch an Erys (als HCO3-) oder als CO2 an Aminogruppen des Häms
(Carbamino-Hb) gebunden
198
- unreife Erythrozyten = Retikulozyten (besitzen noch netzartige Strukturen)
o Steigerung der Erythropoese führt zu ↑Anzahl Retikulozyten
o Reiz z.B. durch O2-Mangel Erythropoetin (= EPO) wird in Niere gebildet und fördert
nach Abgabe in Blutbahn Stammzelldifferenzierung
- Lebensdauer: ca. 110 – 120 Tage
- Abbau durch Phagozytose in Zellen des Retikulo-histiozytären Systems (Milz, Leber, Knochenmark)
Hämatokrit
- Volumenanteil der Erys am Gesamtblutvolumen
- Normwert beim Mann: 0,47
- Normwert bei der Frau: 0,42
Hämolyse
- Zerstörung von Erys Austritt von Hb, Blut wird durchsichtig und lackfarben
- Ursachen:
o Hyper-/hypotonische Lösungen
o oberflächenaktive Substanzen (Tenside)
o lipophile LM
o manche Wirkstoff
o Gifte
o mechanische/thermische Schäden
Fe-Stoffwechsel
- Gesamteisengehalt des Menschen: 3,5 – 5 g
o Hb: 65 – 70 %
o Myoglobin: 4 %
o Knochenmark: 2,5 %
o Fe-haltige Enzyme: 0,1 %
o Depoteisen: 25 %
- Messung des Gesamt-Fe-Gehalts durch Serum-Ferritin-Konz.
o Normalwerte: 100 – 250 μg/L
o < 12 μg/L: sicherer Fe-Mangel
- Fe-Verlust pro Tag
o Mann: 1 mg
o Frau: 2 mg im gebärfähigen Alter
- Resorption
o tgl. Aufnahme durch Nahrung: 10 - 12 mg Fe 1 - 2 mg werden resorbiert (10 - 15 %)
Fe-Verluste werden durch Nahrung effektiv ausgeglichen
o „pflanzliches Fe“ wird schlechter resorbiert als „tierisches Fe“ (gewisse Anionen
bilden mit Fe in Pflanzen schwerlösliche Salze)
o Resorption v.a. als Fe2+
Fe3+ wird hydroxyliert im DüDa (pH 5 – 7)schwerlöslich, fällt aus
divalenter Metall-Transporter 1 (DMT1) ist spezifisch für Fe2+
Fe3+ kann reduziert werden (Fe-Reduktase)
- Verwendung
o Hb-Synthese
o Ery-Abbau 20 – 30 mg Fe fallen pro Tag an Wiederverwendung
o Funktions-Fe Bestandteil von Myoglobin u.a. Enzymen
- Speicherung
o in Mukosazellen mukosales Ferritin
Fe + Apoferritin Ferritin
o außerdem in Leber, Milz, Knochenmark (auch als Ferritin)
199
o Überangebot: zusätzliche Speicherung als unlösliches Hämosiderin (Abbauform von
Ferritin)
- Fe-Bedarf
o Bedarf so groß wie Verlust (s. oben)
o erhöhter Fe-Bedarf während Schwangerschaft, Wachstumsphase
Fetus benötigt 400 mg Fe
Plazenta speichert 100 mg Fe
- Blutverlust während Geburt entzieht zusätzlich 300 mg Fe
zusätzliche Gabe von 50 mg Fe pro Tag
Leukozyten
- kernhaltig, amöboid beweglich, können Kapillaren nach Adhäsion ans Gefäßendothel
verlassen (= Leukodiapedese)
- Arten an Leukozyten
o Granulozyten
o Monozyten
o Lymphozyten
- Anzahl Zellen im Blut
o Normalwerte: 4.000 – 10.000/μL Blut
o Leukozytose: > 10.000/μL Blut
o Leukopenie: < 4.000/μL Blut
Granulozyten
- Bildung aus Stammzellen im Knochenmark (Entwicklung zuerst durch Zellteilungen, danach
durch Reifung)
- Lebensdauer: 8 – 14 Tage
- Verweildauer im Blut: 14 h
o permanente Neubildung im intakten Knochenmarkt
o zusätzlich Depot vorhanden im Bedarfsfall schnelle Leerung möglich
- Neutrophile = Mikrophagen, polymorphkernige Leukozyten
o Funktion: unspezifische Abwehr
o Eiter: abgestorbenene Neutrophile bzw. Fragmente dieser
- Eosinophile
o Phagozytose-fähig, Granula enthalten Enzyme
o Gehalt an Eosinophilen unterliegt Tagesrhythmik (entgegengesetzt zur
Glucocorticoidfreisetzung)
Werte nachts > Wert morgens/nachmittags
o Eosinophilie: Vermehrung der Eosinophilen (bei Allergien, Parasitenbefall,
Wurmerkrankungen)
- Basophile = Mastzellen
o Blutmastzellen = Basophile des Blutes
o Gewebsmastzellen = Basophile des Gewebes
o Funktion
Effektorzellen der allergischen Sofortreaktion
nach Aktivierung auch an anderen Entzündungsprozessen beteiligt
(Freisetzung von Leukotrienen und Chemotaxen)
Basophilie: Vermehrung der Basophilen (bei
Überempfindlichkeitsreaktionen, Hyperlipoproteinämien, chronisch
myeloische Leukämie)
200
Monozyten
- Ø 12 – 20 μm
- Bildung im Knochenmark
- Funktionen: unspezifische und spezifische Abwehr (Antigenerkennung und –präsentation)
- amöboide Beweglichkeit Einwanderung in Gewebe möglich
o dort Reifung zu Makrophagen
o wichtig bei Entstehung der Arteriosklerose!
- sezernieren spontan oder nach Aktivierung Substanzen
o Enzyme
o Proteine der spezifischen/unspezifischen Abwehr (Lysozym, Interferone, Interleukin-
1)
Lymphozyten
- Bildung im Knochenmark und lymphatischem Gewebe (Lymphknoten, Milz, Tonsillen)
- < 1 % zirkuliert im Blut (Speicherung im Gewebe)
o kurzlebige Lymphozyten: werden max. 8 Tage alt
o langlebige Lymphozyten: können mehrere 100 Tage (evtl. sogar Jahre) alt werden
- Funktion: spezifische Abwehr
o B-Lymphozyten: produzieren nach Umwandlung in Plasmazellen humorale
Antikörper
o T-Lymphozyten: Abwehr von Fremdgewebe/krankhaft veränderten Zellen
- vermehrte Bildung bei Viruserkrankungen und chronischen Entzündungen
Thrombozyten = Blutplättchen
- kernlos, diskusförmig
- Bildung im Knochenmark: Abschnürung aus Plasma der Megakaryozyten
(Knochenmarksriesenzellen)
o Abbau v.a. im retikulo-histiozytären System
o Thrombopoetin (= TPO) sorgt für beschleunigte Entwicklung der Megakaryozyten
Einsatz von gentechnisch hergestelltem TPO zur Verkürzung von Thrombozytopenien
bei Tumortherapien
Thrombozyten können TPO aufnehmen Reifung unterbleibt, da kein TPO
ankommt
- Normwert: 160.000 – 300.000/μL Blut
- Lebensdauer: 1 – 2 Wochen
- wichtig für Blutgerinnung/-stillung!
o dichten Gefäßlücken in Kapillaren ab (auch in nicht verletzten Geweben)
o mechanischer Verschluss durch Zusammenballung (bei Gefäßverletzung)
o Gefäßkonstriktion durch freigesetzte Mediatorstoffe (v.a. Thromboxan A2)
o Auslösen der Blutgerinnung durch plasmatische Faktoren und Aktivierung der
Thrombozyten
o fördern Zusammenziehen (Retraktion) des Thrombus
- Granula: enthalten hydrolytische Enzyme, Gerinnungsfaktoren, Plättchenfaktor 4 (hemmt
Heparinwirkung)
- Zellmembran: enthält Phospholipidkomplexe binden plasmatische Gerinnungsfaktoren
- Rezeptoren: Lokalisierung auf Oberfläche Adhäsion an subendotheliale Strukturen (von-
Willebrand-Faktor, Kollagen, Fibronektin), Quervernetzung bei Aggregation
201
202
Blutgerinnung
- funktionierende Blutstillung wichtig…
o um bei Verletzungen nicht zu viel Blut zu verlieren
o um keine Thromben zu erleiden
- Unterteilung der Hämostase
o primäre Hämostase
o sekundäre Hämostase
203
sekundäre Hämostase = Blutgerinnung
- Thrombo-Pfropf reicht für dauerhaften Wundverschluss nicht aus Verfestigung nötig
o Verfestigung durch Bildung eines Gerinnungsthrombus und Fibrinvernetzung
sekundäre Hämostase sorgt für stabilen Verschluss des Defekts bis zur Reparatur
durch Narbenbildung
- Blutgerinnungsfaktoren sorgen für festen Wundverschluss
o plasmatische Faktoren
o Gewebefaktoren
204
Intrinsisches System
- intravaskulärer Weg, Aktivierung innerhalb von Minuten
- plasmatische Faktoren
- Aktivierung durch veränderte Oberfläche (des Endothels durch Verletzung) Aktivierung von
XII (Hageman-Faktor)
- Kofaktoren: Ca2+ und Phospholipide
Extrinsisches System
- extravaskulärer Weg, Aktivierung innerhalb von Sekunden
- Gewebefaktoren
- Aktivierung durch Zerstörung von perivaskulären Zellen Freisetzung von
Gewebethromboplastin (III, tissue factor)
- Kofaktoren: Ca2+ und Phospholipide
205
- Bildung von X Xa führt extrinsisches und intrinsisches System zusammen
- Fibrinbildung durch Thrombin
o Thrombin
Endopeptidase, Bildung durch Vit. K in Leber
spaltet aus Fibrinogen die Peptide A und B ab und aktiviert XIII
o Monomere A und B aggregieren spontan zu langen Fäden Fibrin (instabil)
o XIII sorgt für Längs-/Quervernetzung der Fibrinfäden
Verfestigung der Fäden
Retraktion (Zusammenziehen) der Fäden durch Thrombozerfall
Fibrinolyse
- „Spiegelbild der Fibrinolyse“
- Funktionen
o Auflösung von Fibrin (bildet sich teilweise auch in strömendem Blut)
Verhinderung von Thrombenbildung
Abbau von nicht mehr benötigtem Fibrin
o Freihaltung von Röhrensystemen (Drüsen, Harnwege)
- Plasminogen Plasmin (Endopeptidase)
o spaltet Fibrin und Fibrinogen
o greift V, VIII an
o Fibrinogenspaltprodukte hemmen Thrombinbildung und Poylmerisation von
Fibrinmonomeren
- Aktivierung durch extra- und intravaskuläres System
o Aktivatoren des extravaskulären Systems = Gewebsaktivatoren
Gewebeplasminogenfaktor (tissue plasminogen activator = t-PA)
Urokinase
o Aktivatoren des intravaskulären Systems = Blutaktivatoren/plasmatische Faktoren
Proaktivatoren für Aktivierung nötig
körpereigen: Lysokinase (aus Leukozyten), Hageman-Faktor (XII)
körperfremde: Streptokinase
o bei systemischer Aktivierung schnelle Inaktivierung durch α2-Antiplasmin
206
Thrombose und Embolie
- Thrombus: intravital/intravasal gebildetes Blutgerinnsel
- Embolus: losgelöster/„wandernder“ Thrombus
- Typen
o Abscheidungsthrombus = weißer/Plättchenthrombus
durch Thromboaggregation und –zerfall Fibrinfäden werden zwischen
Thrombos eingelagert
Bildung v.a. in Arterien
Behandlung durch Thrombozytenaggregationshemmer
o Gerinnungsthrombus = roter Thrombus
durch Blutplättchenaggregation
Bildung v.a. in Venen, stenosierten Arterien
Behandlung durch Antikogulantien
- begünstigende Faktoren
o Gefäßwandschädigung (Arteriosklerose, Plaques)
o verlangsamte Blutströmung, Wirbelbildung (Bettruhe, Herzrhythmusstörungen)
o beschleunigte Gerinnung (Hyperkoagulabilität)
Thrombozytosen
Schwangerschaft
Einnahme von Ovulationshemmern
o Faktor-V-Leiden: Thrombengefahr↑
Mutation führt zu APC-Resistenz (aktiviertes Protein C)
V kann nicht durch Protein C abgebaut werden immer mehr Thrombin
bildet sich, Thrombenrisiko↑
- klinische Folgen:
o ischämische Nekrose (Infarkt) Gewebe hinter Thrombus wird nicht genügend
durchblutet
o Embolie
207
Hämostase-fördernde Stoffe
Vit. K-Gruppe = Phyllochinone
- Vitamin K2: Menachion (physiologisches Vit. K)
- Vitamin K1: Phytomenadion (aus Pflanzen)
- Vitamin K3: Menadion (durch Darmbakterien)
- täglicher Bedarf: 1 mg
- physiologische Bedeutung
o für Synthese von II, VII, IX, X, Protein C, Protein S
o Coenzym bei γ-Carboxylierung von Glutaminsäure-haltigen Seitenketten
können Ca2+ binden
Konformationsänderung der Gerinnungsfaktoren
o Wirkform: Hydrochinon-Derivat (wird während Reaktion oxidiert und später durch
Reduktion regeneriert)
- Mangel
o meist durch verminderte Resorption
o fettlösliches Vitamin Galle wichtig für Aufnahme in Blutbahn
o Folgen
Prothrombingehalt↓
erhöhte Blutungsneigung
geringere Synthese von VII, IX, X
- Indikationen: Vit. K-Mangelzustände, Antidot bei Antikoagulans-Überdosis
- CAVE: ist die Leber geschädigt, funktioniert die Synthese von Prothrombin nicht mehr richtig
Vit. K unwirksam
208
Faktor-Präparate
Anwendung bei…
- Hämophilie: Gabe von Frischplasma
- Überdosierung mit Vit. K-Antagonisten: Gabe von Prothrombin-Komplex-Präparaten
- XIII-Mangel: Gabe des Fibrin-stabilisierenden Faktors
Fibrinogen-Mangel
- Ursachen
o angeborener Mangel (Hypofibrinogenämie)
o großer Gefäßwandschäden
o Strömungsverlangsamung des Blutes
- Therapie: Gabe von Fibrinogen oder Fibrinkleber (Fibrinogen + Thrombin + VIII)
Nebennierenrindenhormone Glucocorticoide
- Thrombozytenmangel kann durch Autoantikörper verursacht werden
- Glucocorticoide als Therapie jedoch oft nur vorübergehende Wirkung
- Wirkung
o Thrombozytenzahl↑
o Bildung von Autoantikörpern wird verhindert
o Membranpermeabilität der Kapillaren↓
209
Thrombozytenfunktionshemmer = Thrombozytenaggregationshemmer
arterielle Thrombosen
- durch arteriosklerotische Plaques oder Plaquebildung auf körperfremden Oberflächen
(Stents, …) Abscheidungsthrombosen
- Thrombozytenfunktionshemmer sinnvoll als Prophylaxe
ADP-Hemmstoffe
- blockiert Bindung von ADP an P2Y1/P2Y12 (Purin-Rezeptoren) auf Thrombos
o Blockade verhindert ADP-induzierte Vernetzung der Thrombos
- Gabe bei Unverträglichkeiten von ASS und zur Prophylaxe nach Stent-OPs
- Clopidogrel (Plavix®)
o Prodrug Aktivierung über CYP3A4, -2C19 und Hydrolyse
o irreversible Bindung an P2Y12-Rezeptor
- Prasugrel (Efient®)
o Prodrug Aktivierung über CYP3A4, -2B6, -2C9, -2C19
o irreversible Bindung an P2Y12-Rezeptor
- Ticlopidin (Tiklyd®)
o Prodrug Aktivierung über CYP3A4
o irreversible Bindung an P2Y12-Rezeptor
- Ticagrelor (Brilique®)
210
o reversibler P2Y12-Blocker
Glykoprotein-IIb/IIIa-Antagonisten
- Hemmung von GP-IIb/IIIa-Rezeptoren (= Integrine)
- Bindung von Fibrinogen nach Aktivierung (durch Thrombin, ADP oder NA)
o Aktivierung führt zur Konformationsänderung
o Fibrinogen bildet Brücken zwischen einzelnen Thrombos aus Bildung eines
Thrombus
- Abciximab (ReoPro®): chimärer, monoklonaler Antikörper
- Eptifibatid (Integrilin®): spezifischer Antagonist, synthetisches Heptapeptid
- Tirofiban (Aggrastat®): niedermolekularer Inhibitor (kein Peptid!), Behandlungsdauer: min.
48 h, max. 108 h
Phosphodiesterase (PDE)-Hemmer
- hemmen PDE in Thrombos
o cAMP↑
o Bindung von Ca2+Ca2+↓
o Mediatorfreisetzung↓
Typen
- direkte Antikoagulantien: interagieren mit Gerinnungsfaktoren
- indirekte Antikoagulantien: hemmen Synthese von Gerinnungsfaktoren
211
- nur in-vitro-Anwendung in vivo führt es zu Tetanie (Citratblut ist jedoch zur Transfusion
geeignet)
Heparine
- körpereigenes Antikoagulans
- Vorkommen: Mastzellen, basophilen Granulozyten
- Uronsäure (Glucuronsäure, Iduronsäure) + Glucosamin polyanionisches Polysaccharid
(Carboxylgruppen und Sulfatreste), Wirkung an negative Ladung gebunden
- Wirkungen:
o aktiviert Antithrombin (hemmt Thrombin und andere Serin-Proteasen) durch
Bindung an Pentasaccharid-Sequenz
Aktivierung jedoch nur, wenn Heparin aus > 18 Monomere besteht
Gerinnungshemmung bereits ab 5 Monomeren
für Hemmung von Xa und IXa reicht Bindung an Antithrombin
o Auflösung von Chylomikronen
o Hemmung von Histamin-/Aldosteronfreisetzung
o hohe Dosen: Thrombozytenaggregationshemmung
- Fondaparinux (Arixtra®)
o „Pentasaccharid des Heparins“
o selektive Xa-Hemmung, keine Thrombin-Beeinflussung
212
Heparinoide
- Substanzen mit heparinartiger Wirkung
- Einsatz bei HIT II und Heparin-Unverträglichkeiten
- Danaparoid-Na (Orgaran®)
o Mischung aus Glykosaminglykanen
o Hemmung von Xa und Thrombin
- Pentosanpolysulfat (Fibrezym®)
o Polysaccharid aus Pflanzen
o selektive Hemmung von Xa
Hirudin, Hirudin-Derivate
- Hirudin: aus Drüsensekret des Blutegels
o direkter Thrombinhemmer
o fibringebundenes Thrombin wird auch gehemmt
o Antithrombin nicht an Wirkung beteiligt
- Desirudin (Revasc®)
- Bivalirudin (Angiox®)
213
Dabigatran-Etexilat (Pradaxa®)
- NOAC (neues orales Antikoagulans) Antidot vorhanden
- Prodrug: Metabolis zu Dabigatran
- Dabigatran-Etexilat ist Substrat von p-GP
- reversibler Thrombin-Inhibitor
o verhindert Thrombin-induzierte Umwandlung von Fibrinogen Fibrin
o hemmt Thrombin-abhängige Thrombozytenaggregation
o freies und gebundenes Thrombin wird inhibiert
- UAW: Blutungsrisiko↑ (v.a. für Ma-Blutungen)
Apixaban (Eliquis®)
- NOAC (neues orales Antikoagulans) Antidot vorhanden
- reversibler Xa-Inhibitor: hemmt Umwandlung von Prothrombin Thrombin
- Substrat von p-GP
214
Antifibrinolytika
- Anwendung bei gesteigerter Fibrinolyse (Hyperfibrinolyse) jedoch nur stationär!
- Ursachen: Schockzustände, Karzinome, Leberzirrhosen
- Wirkungen:
o verhindern Bindung von Plasminogen an Fibrin
o hemmen irreversibel Plasminogenaktivatoren
- Tranexamsäure (Cyklokapron®)
- p-Aminomethylbenzoesäure (Pamba®)
Laborwerte
Blutungszeit
- Normwert: 2 - 6 min.
- Beurteilung der primären Hämostase
- Messung der Zeit zwischen Blutungsbeginn und Ende
Thromboplastinzeit = TPZ
- Messung der Zeit bis Fibrinfäden-Bildung einsetzt
o TPZ: Angabe in Sekunden (Normwert: 11 - 16 sec.)
o Quick-Wert: Angabe in Prozent
- beurteilt extrinsisches Gerinnungssystem (Umwandlung von Fibrinogen Fibrin)
- bei Therapiekontrolle mit Vit. K-Antagonisten
- Bezug auf „Normplasma“
o Quick-Wert bezieht sich auf Verdünnungen dieses Plasmas
o Quick = 50 %: Blutprobe enthält so viele Gerinnungsfaktoren wie Normplasma, das
1:1 verdünnt wurde nur 50 % der Gerinnungsfaktoren enthalten (NICHT
Verdopplung der Gerinnungszeit!)
- Testprinzip: Citratplasma + Ca2+ (ÜS) + Erwärmung (37 °C) + Gewebethromboplastin
Fibrin-Bildung
o Plasma wird mit Stahlkugel in Becherchen gegeben
o Becherchen steht schief und dreht sich Kugel dreht sich durch die Flüssigkeit
o bei Gerinnung/Fadenbildung wird Kugel „mitgerissen“ und dreht sich mit Becherchen
mit
- INR (international normalized ratio)
o Verhältnis der gemessenen TPZ zur TPZ mit Referenz-Thromboplastin (WHO)
o ISI: internationaler Sensitivitäts-Index
o optimal: 1
o Ziel: 2 - 4,5
- Zusammenhang Quick und INR: Quick↓ INR↑
215
(Plasma-)Thrombinzeit = (P)TZ
- beurteilt Umwandlung von Fibrinogen Fibrin
- bei Verdacht auf Fibrinogenmangel
- Testprinzip: Citratplasma + Thrombin + Ca2+Fibrin-Bildung
o Gerinnungsfaktoren spielen KEINE Rolle!
Recalcifizierungszeit
- Normwert: 80 - 130 sec.
- Messung der Zeit, bis sich ein Gerinnsel bildet nach Zugabe von Ca2+-ÜS
216
Psychopharmaka
Gehirn
217
Putamen: Hirnkerne Nucleus caudatus und Teil des Nucleus lentiformis
Putamen + Pallidum = Basalganglien
Thalamus
alle Informationen der Innen- und Außenwelt gelangen zum Thalamus,
werden dort gesammelt, verschaltet und verarbeitet, bevor sie zur
Großhirnrinde geleitet und dort zu bewussten Empfindungen
verarbeitet werden
Schmerz, Temperatur, Druck, Sehen, Hören
Umschaltstelle zwischen afferenten und efferenten Impulsen
Epithalamus:
Habenula (Schaltstelle für Impulse der Riechbahn) + Epiphyse
(Zirbeldrüse)
Epiphyse:
steht über Hypothalamus mit Retina in Verbindung
setzt tageszeitenabhängig Melatonin frei
218
Limbisches u.a. gehört der Hippocampus dazu und subkortikale Kerne (z.B. Nucleus
System amygdalae)
emotionale Bewertung von Erlebnis- und Gedächtnisinhalten
affektive Beeinflussung des Verhaltens
Amygdala: Mandelkern; Zentrale des lymbischen Systems
Stabilisierung der Gemütslage, Agression und Sozialverhalten
Hippocampus: Aufnahme von Informationen ins Gedächtnis
Hirnnerven zwölf Nervenpaare, die aus der Hirnbasis und dem Stammhirn austreten
219
Funktioneller Aufbau des Großhirns
Kurzübersicht
Haloperidol
Hochpotenter D2-Antagonist: 50-mal potenter als Chlorpromazin
antipsychotisch und ausgeprägt antiemetisch
relativ selektiv
Schizophrene Hauptwirkung und Nebenwirkungen korrelieren direkt
v.a. Haloperidol mit ausgeprägter EPS und Prolactinproblematik
Diazepam
1,4-Benzodiazepin
Wirkung über GABAA Hyperpolarisation
Apomorphin
unselektiver D2-Agonist
bei Parkinson, bei erektielen Dysfunktionen
löst Erbrechen aus beim Menschen und bei Ratten Zwangsnagen
NW: starke Blutdruckkriesen
220
Manie, Schizophrenie, Neuroleptika
Allgemein
Erklärungen zu
Begriffen: siehe
unten
Klassifikation zentral
wirksamer Substanzen
Psychopharmaka Psychotrope Nicht-Pharmaka Andere zentral angreifende Pharmaka
Psychosen
schwere psychische Störung, die mit einem zeitweiligen weitgehenden Verlust des
Realitätsbezugs einhergeht
Struktureller Wandel des Erlebens: Wahnvorstellung, Halluzination, Wahrnehmungsstörungen,
Mangelnde Krankheitseinsicht
häufig Phasen oder Schübe
Phasen: danach vollständige Genesung
Schub: Krankheitsreste bleiben bestehen
Arten:
exogene Psychose: beruhen auf einer organischen Veränderung des Gehirns und können
akut oder chronisch-progredient verlaufen
endogene Psychosen: endogenen, nicht-organisch begründbaren Psychosen, werden auf
eine multifaktorielle Ätiopathogenese zurückgeführt: genetische Faktoren , somatische
Schäden, psychosoziale Faktoren (familiär und soziokulturell), Dysbalancen der
Neurotransmitter
Manisch-depressive Erkrankung
Depression: Psychose ohne Plus-Symptomatik
Manie
Schizoaffektive Störungen
Häufig als Mischform mit Manie und Neurose
221
Neurosen
Unter Neurosen werden seit William Cullen (1776) nervlich bedingte rein funktionelle
Erkrankungen verstanden, d. h. ohne Nachweis einer organischen Läsion (z.B. Herzneurose)
funktioneller Wandel des Erlebens
Psychopathie
keine Anpassung an Gesellschaft möglich
Schizophrenien
sind eine Gruppe endogener Psychosen, denen eine vielschichtige Persönlichkeitsstörung mit
Veränderung des Denkens, Fühlens und der Beziehung zur Umwelt zugrunde liegt
„zwei Seelen in meiner Brust“
kontinuierlich episodischer oder zunehmend/ stabiler Symptomenkomplex
Konzentration und Aufmerksamkeit, Inhaltliches und formales Denken, Ich-Funktionen,
Wahrnehmung, Intentionalität und Antrieb, Affektivität und Psychomotorik,
Sozialverhalten
Männer und Frauen mit gleicher Häufigkeit betroffen
Männer früher und schwerwiegender betroffen
in BRD 0.5 -1% der Bevölkerung
Haupterkrankungsalter liegt zwischen Pubertät und dem30. Lebensjahr
40%: ungünstiger Verlauf, 40%: im späten Verlauf Besserung, 20%: fast völlige Heilung
Grundsymptome
222
Minus-Symptomatik (Negativsymptome)
Kretschmers Konstitutionstypen
Die Einteilung der physischen Konstitutionstypen geht auf den Psychiater Ernst Kretschmer in
den 1920er Jahren zurück. Mit diesen wie folgt geschilderten physischen Eigenschaften sind
jedoch auch psychische Eigenschaften verbunden.
Astheniker / Leptosome: mager, zart, eng- und flachbrüstig, mit dünnen Armen und Beinen,
körperlich und geistig empfindlich, kompliziert, sprunghaft
gefährdet
Athletiker: kräftiger Körperbau, breite Schultern, oben breiter Brustkorb. Temperament im
Allgemeinen heiter, forsch und aktiv.
eher nicht betroffen
Pykniker: mittelgroß, gedrungener Körperbau, Neigung zu Fettansatz, Brustkorb unten breiter als
oben, kurzer Hals und breites Gesicht. Temperament behäbig, gemütlich, gutherzig, gesellig,
heiter, lebhaft bis hitzig oder auch still und weich.
eher nicht betroffen
224
Hypothetisch, episodischer Verlauf einer Schizophrenie
Phasenwechsel
prodromale Phase
Vorläufersymptome: unspezifisch oder bereits psychose-nah
Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit, Konzentrationsprobleme
50-70% der Patienten haben schon Halluzinationen
akute Phase
residuale Phase
erst nach längerem Krankheitsverlauf
durch negative Symptome wie Affektverflachung, Antriebsarmut und Rückzug geprägt
Ursachen
225
Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Prodomalphase
etwa 5 Jahre
Erstes Anzeichen einer psychischen Störung(unspezifisches oder psycho-nahe Symptom)
manchmal auch keine Symptome in der Zeit
Psychotische Vorphase
etwa 1 Jahr
Erstes positives Symptom
evtl. schon Zeitpunkt der Diagnosestellung
Psychotische Phase
stationäre Behandlung
226
organische Ursachen:
erhöhte Aktivität des mesolimbischen Systems (vor allem bei Plussymptomatik)
Vergrößerung der Liquormasse
über PET, CT und MRT sind bei 10-30% der Patienten morphologische Veränderungen
feststellbar
Serotonin-Hypothese:
LSD:
Agonist an 5-HT2A und am Dopamin-D2-Rezeptor
löst visuelle Symptomatik aus
Schizophrenie: keine visuelle Symptomatik, sondern eher akustische
Wahrnehmungsstörungen
Dopamin-Hypothese:
Änderung der GABAergen, glutamatergen, cholinergen und serotonergen
Erregungsübertragung
insbesondere Störung des dopaminergen Systems:
zu hohe D2-Rezeptor-Aktivierung im mesolimbischen System
zu geringe D2-Rezeptor-Aktivierung im mesokortikalen System
klassische Neuroleptika wirken über D2-Antagonismus antipsychotisch
Dopamin-Psychose: durch indirekte Ausschüttung von Dopamin
nur antidopaminierge Substanzen wirksam stützt Dopamin-Synthese
Reserpin wirksam: setzt u.a. Dopamin frei, aber auch NA-Freisetzung
Patienten brechen zusammen
erhöhte D2-Rezeptor-Anzahl post mortem ermittelt
Apomorphin: D2-Rezeptor-Agonist löst Psychosen aus
Symptomatisch
tiefenpsychologische Verfahren kontraindiziert (aufdeckende Verfahren)
Langzeit
soziotherapeutische Resozialisierungsmaßnahmen
klare Strukturierung der Umgebung
Abschirmung gegen Reizüberflutung
Regelmäßiger Tagesablauf
Konstante Bezugspersonen
Angehörige in Therapie mit einbeziehen
227
Neuroleptika (Major Tranquilizer, Antipsychotika)
Wirkungsprofil
antipsychotisch: ⇓Wahnideen und Halluzinationen
sedativ( Unterschied zu Hypnotika)
aber keine Sedativa!
Anteil am Gesamteffekt sollte niedrig sein
keine Narkose erreichbar!
neuroleptischer Effekt bei Wirkung entscheidend
psychorelaxierend (psychovegetativ entkoppelnd): Indikationen in der inneren Medizin
beeinflussen nicht intellektuelle Bereiche
Testung in Tiermodellen
⇓Amphetamin-induzierte lokomotorische Aktivität (evtl. Methylphenidat)
Amphetamine lösen Schizophrenie aus, die durch Neuroleptika antagonisierbar ist
⇓Apomorphin-Antagonismus (Beseitigung von Stereotypien) (Pharmakologie-Kurs)
⇑Katalepsie (bar & paw test): Aufrechtes stehen von Ratten
⇓Dopamin-Turnover in Hirnabschnitten
Dopamin, DOPAC, HVS
Neurotransmitter -Überschneidungen
228
Dopamin
Dopaminerge Wirkorte
Dopaminsysteme
229
Bedeutung der Dopamin-Balance
230
Dopaminerge Synapse
Neuroleptika:
D2-Rezeptor ist Angriffspunkt
präsynaptischer Rezeptor
inhibitorische Wirkung auf
Synthese und Freisetzung
durch Agonisten (neg.
feedback)
Hemmung durch
Neuroleptika mehr
Dopamin-Ausschüttung, die
aber nichts bringt, da
postsynaptische Rezeptoren
gehemmt sind
231
Reserpin
Rauwolfia-Alkaloid
Wirkmechanismus:
hebt das Speichervermögen der Speichergranula für Catecholamine auf
anfangs Freisetzung von Dopamin
dann Gabe von Neuroleptikum, da wenig Dopamin vorhanden
blockiert die Mg2+-abhängige ATPase, die Protonen in die Vesikel pumpt basische
Substanzen (z.B. NA, Dopamin) nicht mehr intravesikulär protoniert (als Salz) keine
Speicherung in den Vesikeln mehr möglich
Folge: Noradrenalin-Vorstufe Dopamin fehlt in den Granula
Folge: Noradrenalin diffundiert ins Zytoplasma, wird in die Mitochondrien aufgenommen
und von der MAO abgebaut
Folge: Blutdrucksenkung bei Hypertonikern
Indikation: Hypertonie
Problem: t1/2 = 270h
NW:
erheblich bei höherer Dosierung Einsatz niedrig dosiert in Kombination mit anderen
Antihypertonika
durch Ausfall des Sympathikus und damit Steigerung des Parasympathikustonus
orthostatische Beschwerden, Schwindelgefühl, Bradykardie, Potenzstörungen, depressive
Verstimmungen (Suizidgefahr), Parkinsonismus
232
Signaltransduktion
Dopaminrezeptoren
233
Einteilung Neuroleptika
altmodische Einteilung
234
EPM-Syndrom: extrapyramidal motorische Effekte (EPM, EPS)
siehe Parkinson
Frühdyskinesien
Hypokinesien(neuroleptische Schwelle)
Grobmotorische Nebenwirkungen
Akinesen (kleinschrittiger Gang) mit Rigor
Hyperkinesien
Tasikinese
Akathisie
Akut lebensbedrohlich
tritt innerhalb der ersten drei Tage einer Therapie auf
gleichzeitig EPM-Störungen, hohes Fieber, Tachykardie und Störung des
Skelettmuskelstoffwechsels
Üblicherweise in den ersten Behandlungstagen auftretend
hohe Letalität (~20%)
Behandlung: Bromocriptin, Dantrolen (muskelrelaxierend, hemmt Ca 2+-Freisetzung aus SR;
Problem NW: Herzinsuffizienz)
235
moderne Einteilung
Einteilung nach Struktur und gleichzeitig pharmakologischen Eigenschaften
schwach -stark -atypisch
236
breites Wirkungsspektrum: Blockade verschiedener Neurotransmitterrezeptoren
Isolierung der D2-antagonistischen Wirkung als Wirkprinzip
Wirkungsspektrum verschiedener Phenothiazinderivate
Butyrophenone
Haloperidol
Hochpotenter D2-Antagonist: 50-mal potenter als Chlorpromazin
antipsychotisch und ausgeprägt antiemetisch
relativ selektiv
Schizophrene Hauptwirkung und Nebenwirkungen korrelieren direkt
v.a. Haloperidol mit ausgeprägter EPS und Prolactinproblematik
Diphenylbutylpiperidine
Fluspirilen: parenteral; Pimozid: oral
langsame Biotransformation und entero-hepatischer Kreislauf lange Wirkdauer (längere
Wirkungsdauer als Butyrophenone)
Langzeitneuroleptika
Stoffe: Halperidol-Decanoat, Perphenazin-Enantat, Zuclopenthixol-Decanoat
Veresterung mit längerkettigen Carbonsäuren und spezielle galenische Zubereitungen von
Risperidon
Wirkung: 1-4 Wochen
Vorteil: Gabe kann in Anwesenheit von Arzt passieren gute Compliance
Problem: Überdosierung verstärkte NW
Indikationen
Schizophrenie, Manie, Agitierte Depression, Zyklothymien(bipolare Depression), Alkoholentzugssyndrom
Zur Behandlung der Schizophrenie nur noch Mittel der 2. Wahl!
Narkoseprämedikation, Neuroleptanalgesie (Droperidol+ Fentanyl), Neuroleptanästhesie (+
Lachgas)
237
Schwere Emesis (v.a. Haloperidol)
Tourette-Syndrom (Hyperkinesien)
Periphere organische Erkrankungen: Ulcus, Asthma, Hypertension (internistische Indikation),
Kontrollierte Hypothermie, Singultus
Erfolgsrate
Rezeptorprofile
in-vitro-Inhibitionskonstanten Ki in nM:
Ki-Wert: Konzentration, bei dem ein Stoff einen radioaktiv-markierten Stoff am Rezeptor
verdrängt:
der KI-Wert wird manchmal etwas überbewertet, da alleine die Rezeptoraffinität nicht
entscheidend ist
Haloperidol:
0,7 am D2-Rezeptor gewisse Selektivität, da Wirkung in geringen Konzentrationen an D2-
Rezeptor
Problem: Wirkung auf Alpha-Rezeptor Kreislaufprobleme
Amisulprid (atypisches Neuroleptikum): D2 = D3
Clozapin (atypisches Neuroleptikum)
D2: sehr hoher Wert
D4 geringer selektiv gegenüber D4
238
239
Korrelation Rezeptoraffinität (D2-Rezeptor) und Tagesdosis
240
Unselektivität
Mögliche therapeutische Konsequenzen der Blockade von Neurorezeptoren durch Typische und
Atypische Neuroleptika
Rezeptor therapeutische Konsequenzen durch Blockade
M Trockener Mund
Verschwommenes Sehen, Akkomodationsstörungen
Sinustachykardien
Verstopfung
Harnretention, Miktionsstörungen
Gedächtnisstörungen
α1 Orthostase, Blutdrucksenkung
Schwindel, Benommenheit, Sedation
Reflextachykardie
Verstärkung der Wirkung anderer α1-Blocker
D2 Extrapyramidal-motorische Störungen
Angriffspunkt: nigro-striäres System
Verstärkung der Symptome durch Metoclopramid
Prolactin-Erhöhung Galaktorrhoe (Austritt von Milch)
Angriffspunkt: tubero-infudibuläres System
Gynäkomastie (Vergrößerung der Brustdrüse beim Mann)
Angriffspunkt: tubero-infudibuläres System
Sexuelle Funktionsstörungen
Hyperthermie
Angriffspunkt: Hypothalamus
241
5-HT2 Appetitzunahme, Gewichtszunahme
Blutdrucksenkung
Typ I Agranulozytose wird durch eine Immunreaktion gegen die zirkulierenden Granulozyten
ausgelöst und tritt als akute Erkrankung auf
Typ II Agranulozytose setzt meist allmählich ein und wird durch eine toxische Schädigung des
Knochenmarks durch Medikamente ausgelöst
242
Unterschiede Neuroleptika -Tranquillantien
Das High-Gefühl beim Konsum von Drogen, das verstärkte Empfinden von Glück,
Freude und Zuversicht, wird auf eine verstärkte Ausschüttung von Dopamin
zurückgeführt. Verantwortlich dafür ist ein Belohnungssystem. Dieses besteht aus
verschiedenen Bestandteilen. Kernbereich ist der Nucleus accumbens.
243
Man konnte im Tierversuch nachweisen, dass eine Injektion von Drogen an diese Stelle dazu führt,
dass eine Selbststimulation stattfindet. Dabei wird eine erhöhte Dopaminkonzentration im Bereich
des Nucleus accumbens hergestellt. Gezeigt werden konnte diese Stimulation für Opiate, Kokain und
Amphetamine. Andere Drogen bewirken eine Hemmung des Neurotransmitters Noradrenalin. Diese
Hemmung von NA führt zu einer verstärkten Wirkung von Dopamin. Auch auf diese Weise wird das
Belohnungssystem aktiviert. Drogen, die diese indirekte Stimulation vermutlich ausüben sind Opiate,
Alkohol, Barbiturate und Benzodiazepine. Auch die körpereigenen Endorphine wirken auf diese
Weise. Nikotin und Koffein stimulieren ebenfalls das Belohnungssystem.
Atypische Neuroleptika
kaum oder wenig extrapyramidal-motorische NW
sind 60% der D2-Rezeptoren blockiert, kommt es auch zu EPS
beeinflussen außerdem Minussymptomatik günstig
heben die krankheitsbedingte Verminderung der Rezeptordichrte wieder an
Problem:
häufig Gewichtszunahme (über 5-HT2A-Rezeptoren)
Blutdrucksenkung
Förderung von Diabetes: H1 vermehrt Hunger mehr Zucker latenter Typ-II Diabetes
kann sich manifestieren
D2-plus Hypothese
Clozapin:
Phenothiazin-Abkömmling
Muttersubstanz“ der atypischen Neuroleptika, heute noch „Goldstandard“
wirkt häufig, wenn andere Neuroleptika nicht helfen
Vorteile:
praktische keine extrapyramidal-motorische NW
nur geringer Prolactin-Anstieg
Bessere Wirkung der schizophrenen Negativ-Symptomatik
Wirkung über D2-Rezeptoren vermutet
hohe Affinität zu D4-Rezeptoren (keine Erklärung für antipsychotische Wirkg.), sowie zu 5-
HT2-, Muscarin-, α1- und H1-Rezeptoren
244
Namensgebung von Leponex®:
Prof. Haase ist darauf gekommen, die Neuroleptika-Dosis über die Schrift einzustellen
(EPM-Störungen)
Clozapin kann über diese Methode nicht eingestellt werden, da es diese NW nicht besitzt
daher: Lepo = Haase, ex = verloren
besitzt „off Kinetik“: rasches Lösen von D2-Rezeptor zum Beispiel bei Dopamin-Anwesenheit
NW:
>1% Agranulozytosen häufige Blutbildkontrolle (Kreislaufdepressive NW); früh erkannt
reversibel
Insulin-Sekretion↓ Manifestierung von Diabetes nötig
Allergische Reaktionen
Risperidon
5-HT2A-Antagonist, 10-mal niedrigere D2-Antagonismus
Blockade von α1- und H1-Rezeptoren (anticholinerg)
Metabolit: 9-Hydroxy-Risperidon ebenfalls wirksam
daher geringe therapeutische Breite: 4mg keine EPS, 6mg EPS ausgeprägt
extrapyramidal-motorische NW selten, öfter bei hoher Dosierung
NW: Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, GI-Beschwerden, sexuelle Störungen
Risperdal Consta® einziges Atypikum als Depotarzneiform
Ziprasidon
i.m. zur Behandlung akuter Erregungszustände, oral zur Langzeittherapie
5-HT2A-Antagonist und D2-Antagonismus
zusätzlich antidepressiver Effekt, da es Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme
aus dem synaptischen Spalt hemmt
QT-Intervall wird mäßig verlängert Rhythmusstörungen
KI: Herzinfarkt, Herzinsuffizieinz
WW: Antiarrhytmika, Gatifloxazin, Moxifloxazin, Mefloquin, Halofantrin
Kaum Gewichtszunahme und Stoffwechseleinflüsse, gute Compliance
Olanzapin
Weiterentwicklung des Clozapins
EPS und Agranulozytose auf Placeboniveau
Massive Gewichtszunahme (Diabetes)
Benzamide
Sulpirid
Schwach-mittelstarke neuroleptische Potenz
In niedriger Dosis auch antidepressiv
nicht sedierend, sondern antriebssteigernd
Bindungsprofil entspricht den typischen Neuroleptika
Atypisches Wirkprofil (weniger EPS) vermutlich aufgrund geringerer Anreicherung im
nigrostrialen System
Amisulpirid
Zwei Dosisbereiche für Positiv-und Negativ-Symptomatik
EPS und Prolactinanstieg
245
Zotepin Quetiapin Sertindol
Aripiprazol
3. Generation
strukturähnlich mit Risperidon und Ziprasidon
anderer Wirkansatz: Partialagonist/-antagonist am D2-Rezeptor
postsynaptisch: Antagonist
aber präsynaptisch: Antagonist verstärkte NA-Freisetzung
hemmt also wenn dopaminerges System überaktiv ist (im mesolimbischen System)
stimuliert also wenn dopaminerges System schwach ist (im mesokortikalen System)
Unterschied zu bisherigen atypischen (Clozapin, Risperidon, Olanzapin, Quetiapin,
Ziprasidon) = waren reine Antagonisten
Ferner partiell antag. auch am D3-, 5-HT1A-Rezeptor und antagonistisch am 5-HT2A-Rez.
Antagonist: hohes IA-Potential (CYP 2D6 u. 3A4)
246
Pharmakologie typischer Neuroleptika im Vergleich zu Atypischen
247
kein identisches Rezeptorprofil
Vgl. zu Haloperidol
Zusammenfassung
Weltweit spielen Typika keine Rolle mehr außer bei uns
Signifikanz einer Wirksamkeit ist etwas anderes als die klinische Wirksamkeit
unerwünscht im nigrostriatalen System: hier Wechsel motorischer Programme und damit
Bewegungskontrolle
Dosierung zeitweise davon abhängig gemacht
Haloperidol: Fortschritt, da nur noch D2, D3 und D4
248
Aripiprazol (3. Generation): partieller D2-Antagonismus, keine Gewichtszunahme u keine
Prolaktinveränderung, 5-HT2-Antagonismus; also nur dopaminerges Grundrauschen
Atypika nicht besser bei Behandlung der Positivsymptome, aber besser bei Behandlung der
Negativsymptome (Dopamin in mesocortikalen Bahnen blockiert ist dadurch Hypoaktivität =
Einbußen Kognition, depressive Symptome, Affektverflachung, gedankliche und sprachliche
Verarmung, Antriebsstörung, soziale Rückzugstendenzen)
Negativsymptome nehmen derzeit zu!
Atypika sind teurer: deswegen Vorteile weggeredet?
249
Spektrum der Neuroleptika
Antidepressiva
Depressionen (Burnout) (Melancholie)
Äußeren Umständen nicht angemessene Herabgestimmtheit
Symptome:
somatische Symptome
Schlafstörungen
Appetitstörungen
vegetative Symptome
Funktionelle Störungen (Kopfdruck)
Psychsiche Symptome:
depressive Verstimmungen
Denkhemmung
Interessenverlust
Suizidität
Angst, Unruhe
Grübelzwang, „Ich-Bezogenheit“
depressive Denkfehler:
Übergeneralisierung
Personalisierung: „Ich bin schuld“
Kurschlussdenken: „Ich werde immer depressiv bleiben“
Tunnelblick: „Was die anderen tun, wird ignoriert“
Formen
unterschiedliche Formen: z.B. Altersdepression, saisonal abhängige Depression (SAD: seasonal
affective disorder)
250
Larvierte Depression: „versteckt“ hinter körperlichen Beschwerden (Abgeschlagenheit,
Kopfschmerz, Bauchschmerz)
unipolare Verlaufsform: nur Depression
30% unipolar, 65% sehr hohe Sterblichkeit!, ca. 17% der Erwachsenen einmalig betroffen
bipolare Verlaufsform
Zyklothymien: manisch-depressiver Formenkreis, oft hypomanische Phasen
bipolar, 5% manischer Verlauf
251
Substanzen, die eine Depression auslösen können
Antidepressive Therapie
Medikamentöse Maßnahmen
chemische Arzneistoffe
pflanzliche Mittel (Johanniskraut-Extrakt)
Hypericum
Hypericin (Photoallergie)
Estrogene (TTS, „Wochenbettdepression“)
„Insulinkur“(hypoglykämischer Anfall): obsolet
Schlafentzug
Elektroschock (Elektrokrampftherapie)
Psychotherapie
Licht (Winterdepression; SAD)
Schokolade ?
enthält theoretisch einen Wirkstoff, aber in zu geringer Konzentration
Gesamtbehandlungsplan
252
Prognose der unbehandelten Depression
Antidepressiva
häufig Gewichtszunahme und Obstipation bei Therapie
Drehtür: Patienten brechen Neuroleptika-Therapie schnell wieder ab wegen NW
daher Langzeitneuroleptika:
Depotformen (z.B. Veresterung mit Fettsäuren): i.v. Gabe
Pimozid (Handelsname Orap®): hat von sich aus lange t ½
Wirkungsmechanismus
noch nicht geklärt
253
Eingriff in Neurotransmitter-Stoffwechsel und Neurotransmitter-Rezeptor-Wechselwirkungen
Reuptake-Hemmung von Noradrenalin und/oder Serotonin aus dem synaptischen Spalt
NA↑β-Rezeptoren↓ (down regulation) und α-Rezeptoren↑ (up regulation,
unerklärbar)
Sulser
adaptive Mechanismen auf Rezeptor-Ebene (⇓ß-Rezeptoren; ⇓Seroton.-Rez.) (Therapieerfolg
spät)
CRH-ACTH-Corticoid-Stress-Achse
CRH: Corticotropin Releasing H, Hypothalamus
ACTH: Corticotropin (Hypophysenvorderlappen) bewirkt Bildung von Glucocorticoiden
auch über Corticoide werden Depressionen ausgelöst
CRH↑ Depression
Reuptake
Rückaufnahme (vesikulär)
ATP-getriebene Protonenpumpe (Protonen-ATPase) plus eigentlicher Transmitter-
Transporter
Protonierung von Neurotransmitter ermöglicht Speicherbarkeit als Salz
Protonen im Vesikelinneren = elektropositiv und sauer
Transporter nutzt diesen elektrochemischen Gradienten
105 fache Anreicherung
Rückaufnahme (extra-intrazellulär Axolemm)
Na-Gradient angetrieben(Na-K-ATPase)
Serotonin-Transporter:
Generelle Bedeutung von akuten Effekten und adaptiven Veränderungen für die antidepressive
Wirkung
254
akut Spät (Depressionsbeseitigung)
Reuptake-Hemmung
Noradrenalin (Antriebssteigerung?)
⇓ß-Rezeptoren
Serotonin (Stimmungsaufhellung?)
Blockade
α1-Rezeptoren (⇓RR)
⇑α1-Rezeptoren ???
H1-Rezeptoren (Sedierung)
5-HT2-Rezeptoren
ß-Rezeptor-Downregulation
Serotonin Charakteristika
Langsamer Neurotransmitter
Vorkommen: im ganzen Körper, besonders in Darm, glatter Musk., Blutplättchen und Gehirn
Synthese: aus Tryptophan
Wirkmechanismus: second messenger, Ionenkanäle
Inaktivierung/Abbau: MAO; Reuptake
Agonisten: LSD; Fluoxetin, Imipramin, Amitriptylin(indirekt)
Antagonisten: Neuroleptika (auch unspezifisch)
Serotonin-Rezeptoren
Serotonin im ZNS mengenmäßig nur gering (das meiste im Darm und indirekt dadurch in
Plättchen)
Regelung von: Serotonin-Defizit:
Stimmung Verstimmung, Reizbarkeit
Schlaf-Wach-Rhythmus Schlafstörung
psych. Effekte Angstzustände, Interesselosigkeit
Schmerzwahrnehmung verstärkt
255
Nahrungsaufnahme gehemmt
Körpertemperatur
Relevante Serotonin-Rezeptoren
Serotoninwirkungen
256
α2: inhibitorisch (dendritisch und präsynaptisch)
Wesentliche Wirkungsmechanismen
1. ⇓Serotonin-Reuptake
2. ⇓Noradrenalin-Reuptake
3. Präsynaptischer α2-Rezeptorantagonismus vermehrte NA-Ausschüttung Adaptionsprozesse
4. 5-HT2-Rezeptorantagonismus anxiolytischer Effekt, Depression↓, Gewicht↑
5. 5-HT1A-Rezeptor-Agonismus Depression↓
6. Vorstufen zu Serotonin (L-Tryptophan)
7. MAO-Hemmung
257
Angriffspunkte
Übersicht
Stoffe
TZA (Trizyklische Antidepressiva): die wirksamsten bis heute
TEZA (Tetrazyklische Antidepressiva): weniger anticholinerg weniger NW
SSRI (Selektive Serotonin-Reuptake-Hemmer)
selektiver als TZA und TEZA
Cave: Serotonin-Syndrom: Unruhe, Kopfschmerzen
DAS (duales serotoninerges Antidepressivum)
NaSSA (Noradrenalin-u Serotoninspezifische Antidepressiva): nur antriebssteigernd
SNRI (selektive Serotonin-Noradrenalin-Reuptakehemmer)
NRI (selektive Noradrenalin-Reuptake-Hemmer)
258
Trizyklische Antidepressiva
259
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
260
Psychomotorische Effekte
SEDIEREND AKTIVIEREND NEUTRAL
261
Dosis-Wirkungs-Beziehungen
Citalopram
höchste Selektivität
Wirksamkeitsverbesserung
t ½ = 35 h Steady state spät
sehr interaktionsreich
NW:
Mundtrockenheit: 29 % (49% bei TZA)
viele Parameter schlechter als bei TZA: Schwitzen, Tremor, Somnolenz, Obstipation
262
Rezeptorcharakterisierung
Einschub: Enantiomere
wirksame Enantiomere
263
Interaktionen (Metabolismus): Inhibitor-Eigenschaften neuer Antidepressiva und
Substrate (=Interaktionspartner)
264
(Selektive) Noradrenalin –Wiederaufnahmehemmer (NRI = noradrenaline-
reuptake inhibitors)
Stoffe: Reboxetin, Atomoxetin (siehe ADHS)
Reboxetin
L-Tryptophan
5g/ Tag nötig
wegen vielfältigen Wirkungen unübersichtliche Therapie
siehe Schlafmittel
Monoaminoxidase-Hemmer (Thymeretika)
Stoffe:
Tranylcypromin (Parnate®, Jatrosom®, mit Neuroleptikum kombin.):
irreversibeler Inhibitor der MAO-A und MAO-B (unselektiv)
Moclobemid:
Reversibler Inhibitor der MAO-A (RIMA) (selektiv)
blockieren den oxidativen Abbau von Monoaminen
Hemmung synaptische Konzentration von Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin und
Serotonin im Gehirn nimmt zu psychomotorisch aktivierend
265
Zwei Isoformen
MAO-A desaminiert bevorzugt Adrenalin, Noradrenalin, Serotonin
MAO-A Hemmstoff Moclobemid ist ein Antidepressivum
MAO-B hat eine bevorzugte Affinität zu 2-Phenylethylamin und Benzylamin
MAO-B Hemmstoff Selegilin wird als Antiparkinsonmitteleingesetzt
beide haben Affinität zu Tyramin und Dopamin
Tranylcypromin
NW:
neurologische Symptome: Parästhesien
⇑adrenerges System: ⇑RR
VNS: Obstipation, Miktionsstörungen
KI: Suizidgefahr!
Moclobemid
Vorteil: keine Interaktionen (Blutdruckanstieg, hypertone Krise) mit Tyramin-reichen
Nahrungsmitteln (z.B. Käse), da MAO-B noch zur Verfügung steht und Moclobemid von
hohen Tyramin-Konzentrationen verdrängt wird
Tyramin = blutdrucksteigendes Sympathomimetikum
266
Lithium
0,9 –1,2 mmol/l therapeutischer Bereich (enges Fenster)
Indikation: bipolare Depression (einziges Präparat zur Maniebehandlung)
prophylaktische Gabe
Wirkungsmechanismus:
nur teilweise bekannt
Eingriff in Phosphatidylinositol-Stoffwechsel (PI-Turnover)
267
Interaktion mit Thiaziddiuretika, ACE-Hemmern etc.
Cave: salzarme Diät, Sport, starkes Schwitzen u.v.m.
Verschieden Lithium-Salze werden eingesetzt
früher Modedroge
NW:
Anfangs-NW durch schnellen Konzentrations-Anstieg
GI-Störungen
feinschlägiger Tremor
Nierenschädigung (⇓ADH-Sekretion)
Euthyreote Schilddrüsenvergrößerung
Lithium führt zu einer Bremsung der SD-Funktion (Lithium wird in der Schilddrüse
angereichert und hemmt die Schilddrüsenhormonsynthese, die Deiodierung von T 4 sowie
die Jodidfreisetzung) Gegenregulation durch Hypophyse: TSH-Spiegel↑
Vergrößerung des Organs
Begleittherapie: Gabe von T4 = L-Thyroxin (Levothyroxin) in angepasster Dosis
(Vorsicht Schlankheitskuren)
IA Antidepressiva
Thymoleptika (Antidepressiva)
Wirkungsverstärkung
ZNS-Hemmstoffe (Analgetika, Hypnotika, Neuroleptika, Antiepileptika)
Gerbstoffe (Tee)
MAO-Hemmstoffe(wenn unselektiv)
Wirkungsverstärkung
Thymoleptika
tyraminhaltige Nahrungsmittel (Käse, Chianti-Wein, Banane)
„adrenerge“ Zusätze zu Lokalanästhetika
biogeneAmine (Kopfschmerzen, RR-Krisen, Fieber, Hyperpyrexie, Koma)
Lithium
Diuretika (gesteigerte Li-Rückresorption)
268
269
Forced Swimming Test
zur Ermittlung der antidepressiven Wirkung von Stoffen
kombiniert einen psychischen mit einem physischen Stressor
Durchführung:
Tag 1: anfangs schwimmen die Tiere, dann nur noch die nötigsten
Bewegungen mit den Vorderpfoten (Immobilitäts-Verhalten)
Tag 2: Tiere nehmen schneller Immobilitäts-Verhalten ein
(Depressions-ähnliches Verhalten geben sich selbst auf)
Zeit wird gemessen, die Mäuse schwimmen
Placebo-Maus: lässt sich sofort hängen
Gabe von Antidepressiva: Tiere versuchen länger einen Fluchtversuch
Hyperosid (Johanniskraut)
Besondere Arzneistoffe
Sulpirid (auch Neuroleptikum; siehe dort)
Bupropion (Zyban®): Nicotin-Entwöhnung
Opipramol (Insidon®): σ-Ligand
270
Hyperikum
sinnvolle Zulassung
Wirkmechanismus:
Reuptake-Hemmung
Noradrenalin(Antriebssteigerung?)
⇓ß-Rezeptoren
Serotonin(Stimmungsaufhellung?)
Blockade
α1-Rezeptoren (⇓RR)
⇑α1-Rezeptoren ???
H1-Rezeptoren (Sedierung)
5-HT2-Rezeptoren
Tranquillantien/Diazepam
Benzodiazepine
271
Struktur-Wirkungs-Beziehungen:
GABAA-System:
272
Biosynthese von GABA
GABA wird recycelt
Aufnahme von GABA auch in Gliazellen, wo es in Glutamin (Gln) überführt wird
Übergang von Gln in präsynaptisches Neuron
dann Umbau durch PAG (Phosphat aktivierte Glutaminase) in Glutamat
Glutamat-Decarboxylase (GAD) macht aus Glutamat wieder GABA
GABA ist in Gliazellen (Gerüstzellen) vorhanden
GABA nachgeschaltet:
A-Agonisten
273
B-Agonist Baclofen: G-Protein, zentr. Muskelrelaxans
30% des inhibitorischen Systems läuft im Gehirn über GABA
GABA-System beeinflusst verschiedene sekundäre Transmitter
weitere Ideen, um GABA-System zu beeinflussen
Synthese von GABA steigern
Hemmung der Wiederaufnahme von GABA
Signalkaskade hinter Chloridkanal verstärken
274
Morbus Parkinson/Apomorphin
auch Paralysis agitans, Schüttellähmung
Parkinson: Name eines Arztes
Syndrom: Summe von Symptomen
an 2. Stelle hinter Alzheimer bei ZNS-Erkrankungen
Parkinsonismus: von außen aufgezwungene Erkrankung, z.B. durch Medikamente
Pathophysiologie
Symptome
motorische Störungen mit den Plus-Symptomen (⇑ACh-
Wirkung):
Rigor: steife Bewegungsabläufe
Körperhaltung
dystone Fehlstellung Schmerzen
Freezing: plötzliches Einfrieren in Bewegung
Ruhetremor: Zahnradphänomen
Standunsicherheit: Fallneigung
motorische Störungen mit den Minus-Symptomen
(⇓Dopaminwirkung):
Akinese:
Bradykinesie (Verlangsamte Bewegung)
DysarthriIe (Sprechstörung)
Hypersalivation: enormer Speichelfluss
Dysphagie (Schlucklähmung)
psychische Störungen: depressive Verstimmungen (Krankheit ist dem Patienten bewusst), Angst,
verlangsamte Denkabläufe und im Spätstadium evtl. Demenz
vegetative Störungen: überhöhte Talgproduktion, gestörte Wärme- und Schweißproduktion,
erniedrigter Blutdruck, Funktionsstörungen der Blase
Gang in kleinen Schritten, vornübergebeugte Haltung, fehlende Mitbewegung der Arme und die
mimische Starre, verzögertes Starten der Bewegung
Kardinalsymptome
Begleitsymptome
275
Frühe Symptome
Ursachen
fortschreitender Verlust dopaminerger Nervenzellen, vorwiegend in der Substantia nigra ACh⇑
Symptome erst erkennbar, wenn ca. 50% der dopaminergen Neurone untergegangen ist
(Entwicklung über 7-10 Jahre)
Krankheit ist nicht aufhaltbar
(Rauchen günstig)
Ecstasy günstig? setzt Dopamin frei
Coffein günstig
Erbliche Komponente
276
Vergleich erkrankt und nicht-erkrankt
Nicht-erkrankt: erkrankt:
277
überbeweglich: z.B. Schmatzen ohne zu Essen
Dopamin – Pathophysiologie
nigrostriatale Projektion: Verhaltens -‘Switching‘, willkürliche Handlungen
erhöhte DA –Aktivität: Hyperaktivität, Hyperkinesie, Stereotypien
verminderte DA –Aktivität: Rigor, Tremor, Akinesie, Switching-Defizit, Defizite im impliziten
Lernen
278
Medikamentöse Therapie
Dopamin-Agonisten
Wirkung an D2-Rezeptoren entscheidend
Nicht-Ergotamine sind zu bevorzugen
Vorteile:
unabhängig von präsynaptischer Rest-Funktion
länger wirksam als Levodopa
weniger Dyskinesien, kein „on-off“
Indikation auch: „restless legs“
Nachteile:
Patienten sprechen öfter als bei Levodopa nicht an
lediglich Verbesserung der dopaminergen Transmission
mehr NW
stärkere „Down-Regulation“ der Rezeptoren
höhere Kosten
Wirkprofile:
nicht lernen
Übersicht
Neuroleptika Halluzinationen↓
beeinflussen nicht interlektuelle Bereiche
Antidepressiva Stimmung↑
Anticravingmittel
279