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Artikel - Lymphozytenmorphologie Im Blutausstrich
Artikel - Lymphozytenmorphologie Im Blutausstrich
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Herrad Baurmann1,*, Peter Bettelheim2, Heinz Diem3, Die Differenzierung in die Kategorie „Diverse“ erfordert
Winfried Gassmann4 und Thomas Nebe5 für den zwingend einen Kommentar mit beschreibenden Angaben
Arbeitskreis Laboratorium der DGHO und eine weitere Abklärung der Befunde.
1
Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden, Deutschland
2
St. Elisabethinen-Krankenhaus, Linz, Österreich Schlüsselwörter: atypische Lymphozyten; Blutbild; Blutaus-
3
Würmtallabor, Gauting, Deutschland strich; Differenzialblutbild; Lymphozyten; Morphologie;
4
St-Marien-Krankenhaus Siegen, Siegen, Deutschland Nomenklatur.
5
Hämatologisches Speziallabor, Onkologikum Frankfurt,
Frankfurt/Main, Deutschland
Abstract
alle Beteiligten klar und nachvollziehbar benannt werden Als Eingangsuntersuchung und Weichenstellung ist die
können. Bei der Formen- und Funktionsvielfalt lymphatischer mikroskopische Befundung des Blutausstrichs durch nichts
Zellen bedeutet dies eine besondere Herausforderung. zu ersetzen. Die vorliegende Arbeit versucht hier zu klären
Die vorliegende Nomenklatur und Differenzierungs- und Hilfestellung zu leisten: Beim praktischen Vorgehen,
anleitung für lymphatische Zellen des peripheren Blutes durch Strukturierung von Befund und Interpretation und Ver-
bezieht sich in erster Linie auf Erwachsene. Sie wurde von einheitlichung der Terminologie.
deutschen und österreichischen Mitgliedern des Arbeits-
kreises Laboratorium der DGHO im Namen der Deutschen Voraussetzungen
und Österreichischen Fachgesellschaften für Hämatologie
und Onkologie erarbeitet. Ziel der Neufassung war eine
• Eine EDTA-Blutprobe sollte innerhalb von sechs Stunden nach
Klärung der Vorgehensweise sowie eine Vereinheitlichung Abnahme ausgestrichen werden.
der Begriffe innerhalb Europas [1]. • Der Ausstrich muss fachgerecht hergestellt und korrekt nach
Pappenheim gefä rbt seina.
• Ein Mikroskop mit Ölimmersionsobjektiven (×100 oder
Ausgangssituation × 60 bzw. 63) muss vorhanden sein.
• Der Untersucher sollte die quantitativen Werte des zum Ausstrich
Hinter der bisher im deutschen Sprachraum überwiegend gehörigen Blutbildes kennen.
gebräuchlichen Nomenklatur steht prinzipiell eine Dreitei- • Bekannte Diagnosen oder Verdachtsdiagnosen sollten dem
lung in Untersucher vom Anforderer mitgeteilt werdenb.
a
Empfehlungen hierzu werden gesondert veröffentlicht. bFehlen diese
1. normale, ruhende Lymphozyten („Standardlymphozyt“) Angaben, sollte bei Auffälligkeiten mit dem Anforderer Rücksprache
2. reaktive, aktivierte Lymphozyten („Reizformen“, gehalten werden.
„Virozyten“, „Pfeiffer-Zellen“)
3. maligne bzw. malignitätsverdächtige Lymphozyten
(„atypische Lymphozyten“, Lymphomzellen).
Nomenklatur im Überblick
Daneben und in unklarer Beziehung zur genannten Drei-
teilung existieren zahlreiche morphologische Begriffe wie Die neue Nomenklatur unterscheidet sich in einem Punkt
Zentrozyt, Zentroblast, Mantelzelle, Haarzelle, Prolym- wesentlich von der alten: In einem ersten Schritt wird
phozyt, Immunoblast, die überwiegend aus der Histologie zunächst grundsätzlich zwischen normalen, „typischen“,
der Lymphknotenarchitektur stammen [2, 3]. Im peripheren und nicht normalen, „atypischen“ Zellen unterschieden
Blut sind sie meist, jedoch nicht immer, als Lymphomzellen (Tabelle 1). Diese Unterscheidung ist in jedem Fall aufgrund
zu verstehen. rein morphologischer Charakteristika möglich. In Überein-
Das grundsätzliche Problem bei der Definition von mor- stimmung mit dem restlichen Europa, aber im Unterschied
phologischen Lymphozytensubpopulationen rührt daher, dass zum bisherigen Gebrauch vor allem in Deutschland, meint
es zwischen reaktiven und malignen Zellen morphologische „atypisch“ hier nur, dass die Zellen nicht normal aussehen;
Überschneidungen gibt, die es auch erfahrenen Untersuchern der Grund für diese Atypie bleibt zunächst offen. Erst in
nicht in jeder Situation möglich machen, jede einzelne Zelle einem zweiten Schritt werden die atypischen Zellen, wann
einer festen Kategorie zuzuordnen. Während manche lym- immer möglich, den weiteren Kategorien „atypisch, ver-
phatische Zellen eindeutig reaktive und andere aufgrund einer mutlich reaktiv“ und „atypisch, vermutlich neoplastisch“
Vielzahl von Atypien eindeutig neoplastische Merkmale auf- zugeordnet. Dieser zweite Schritt ist ein interpretatorischer
weisen, gibt es in der Mitte des Spektrums eine Gruppe, die Akt, der sich auf eine Population als Ganzes bezieht,
bei gleicher Morphologie sowohl bei reaktiven, entzündlichen und den der Differenzierende aktiv leisten muss. Um
Erkrankungen wie auch bei malignen Erkrankungen vor- quantitative Verlaufsbeurteilungen und eine Abbildung in
kommen kann. der Labor-EDV zu ermöglichen, wird das Resultat mit Inter-
So wird z.B. aus einer Vielzahl „normal aussehender“ lym- pretation dann in die Prozentangaben des Differenzialblut-
phatischer Zellen, die aber alle einheitlich (monomorph) sind, bildes integriert. Damit ähnelt das Endergebnis der bisher
und die in zu großer Zahl vorkommen, im Gesamtkontext die üblichen Dreiteilung, nun jedoch mit den Lymphozyten-
Verdachtsdiagnose „Chronische Lymphatische Leukämie“. Kategorien „typische“, „atypische, vermutlich reaktiv“ und
Umgekehrt wird aus der Zusammenschau einer „abnorm „atypische, vermutlich neoplastisch“. Eine anschließende
und unreif aussehenden“ Zelle – wie eines Immunoblasten – Kommentarzeile ist für Zusatzinformationen oder für eine
mit der Vielfalt und großen Bandbreite anderer, aktivierter kurze Gesamtinterpretation und für das Kürzel des Unter-
Formen im Ausstrich ein „Mononukleosebild“. suchers vorzusehen.
Aus den genannten Beispielen wird klar: Die Zuordnung
„reaktiv“ oder „maligne“ ist häufig nicht auf der Einzel- Atypische lymphatische Zellen unklarer Dignität
zellebene, sondern erst im Kontext des Gesamtausstrichs und
damit nur für eine Zellpopulation im Ganzen möglich. Ist es dem Untersucher – sei es aufgrund der Mehrdeutigkeit des
Für den Kliniker ist die Abgrenzung zwischen reaktiven zytologischen Bildes, sei es aufgrund fehlender Erfahrung –
und malignen Lymphozyten jedoch von größter Relevanz. nicht möglich, die atypischen lymphatischen Zellen einer
Baurmann et al.: Lymphozytenmorphologie im Blutausstrich 263
Standard-Lymphozyt Reizform (z.B. Atypische Typischer Lymphozyt Atypische Lymphozyten, Atypische Lymphozyten,
„Virozyten“) Lymphozyten vermutlich reaktiv vermutlich neoplastisch
Kategorie „wahrscheinlich reaktiv“ bzw. „wahrscheinlich Dignität zugeordnet werden. Weniger erfahrene Untersucher
neoplastisch“ zuzuordnen, endet die Differenzierung werden die Beurteilung möglicherweise erst nach einer ersten
zunächst hier. Eine vorläufige Einteilung nur in „atypische Zählung oder im Austausch mit erfahreneren Kollegen vor-
Lymphozyten“ ermöglicht es auch in zunächst unklaren nehmen können. Mit zunehmender Erfahrung wird der Zirkel
Fällen, die wichtige Information weiterzugeben, dass es sich des Erkennens und Bewertens immer enger, so dass eine
um ein Blutbild handelt, das weiterer Abklärung bedarf. Ent- quasi zeitgleiche Bewertung erfolgen kann.
sprechend muss diese Option aber zwingend mit einem Kom- Einen ersten, oft schon entscheidenden Eindruck für die
mentar versehen werden. Sie ist gleichbedeutend mit dem Kategorisierung der Lymphozytensubpopulationen gibt das
Auftrag, das Blutbild einer weiteren Abklärung zu unterziehen Übersichtsbild bei der Festlegung des Differenzierungs-
– entweder durch zeitnahe Nachbegutachtung durch einen bereiches. Auf dieser Grundlage erfolgt eine Zuordnung der
morphologisch erfahreneren Untersucher, oder, falls nötig, ersten Zellen auf Probe. Je weiter das Differenzieren voran-
durch Zusatzuntersuchungen wie durchflusszytometrische schreitet, und je stimmiger die folgenden Zellen in die gewählte
Immunphänotypisierung oder andere hämatologische Kategorie passen, desto sicherer wird die Differenzierung.
Spezialuntersuchungen. Der Restzweifel, der bei der Zuordnung von Einzelzellen auf-
grund der Überschneidung der morphologischen Kategorien
bleiben muss, wird in dem Zusatz „vermutlich“ ausgedrückt.
Praktische Vorgehensweise Wenn mitten in der Differenzierung Zellen auftauchen,
die nicht in das gewählte Raster passen, ist es essenziell, die
Die kernhaltigen Zellen werden zunächst in der Übersicht bisherige Kategorisierung kompromisslos in Frage zu stellen.
beurteilt, um den geeigneten Bereich für eine Differenzierung Ggf. muss mit dem gesamten Prozess von vorne begonnen
zu finden. Vor Beginn der Zählung erfolgt eine kurze werden. Vor dem Hintergrund der neuen Zellen würden die
orientierende Betrachtung bei geringer Vergrößerung. Diese vorherigen möglicherweise anders kategorisiert werden als
erste Orientierung erlaubt es unter anderem, einer ungleich- zuvor, oder es stellt sich heraus, dass einige Zellen weiterhin
mäßigen Verteilung potenziell interessierender Zellen auf am ehesten reaktiv, andere jedoch vermutlich neoplastisch
dem Objektträger gerecht zu werden: So kommen große sind. Ergibt die Differenzierung ein Mischbild, beispielsweise
Zellen (Monozyten, Blasten) vermehrt am Rand oder in wenige Haarzellen vor einem reaktiven Hintergrund, sollte
der Fahne des Ausstrichs vor, Haarzellen lassen sich besser die wahrscheinliche zahlenmäßige Zuordnung im Prozentsatz
im dickeren Teil des Ausstrichs erkennen. Zusätzlich gibt vermutlich reaktiver bzw. vermutlich neoplastischer Lym-
die orientierende Betrachtung einen Überblick, ob auffäl- phozyten zum Ausdruck gebracht und in der Kommentarzeile
lige Zellen vorhanden sind, und in welche Richtung die beurteilt werden, z.B. „Im Blutausstrich finden sich wenige
Differenzierung voraussichtlich führen wird. Prozent Haarzellen, die restlichen atypischen Lymphozyten
Anhand des Blutbildes und der Übersicht wird die Zahl der sind mit großer Sicherheit reaktiver Natur.“
zu differenzierenden Leukozyten festgelegt. Üblicherweise Gelingt eine schlüssige Zuordnung nicht, muss dieses Fak-
werden 100 Leukozyten beurteilt. Bei hohem Anteil von tum in der Kommentarzeile zum Differenzialblutbild klar zum
Kernschatten muss die Summe adäquat erhöht werden (Fak- Ausdruck gebracht werden, damit ggf. eine Nachbegutachtung
tor zwei oder vier), bei schwerer Leukopenie müssen zwei oder komplementäre Untersuchungen erfolgen können.
Ausstriche differenziert werden. Erythroblasten werden von Lassen sich die „atypischen, vermutlich neoplastischen“
vorneherein extra gezählt und als Anzahl der Erythroblasten Zellen einer bekannten Entität zuordnen, sollten dafür
auf 100 Leukozyten angegeben. bewährte und geeignete Begriffe, wie z.B. „Prolymphozyt“,
Anschließend wird mit der Auszählung begonnen. Inner- „Zentrozyt“ oder „Haarzelle“, zur Charakterisierung ver-
halb der Lymphozyten wird in „typische Lymphozyten“, wendet und in der Kommentarzeile festgehalten werden.
„atypische Lymphozyten – vermutlich reaktiv“ und „atypische Lassen sich die Zellen nicht eindeutig zuordnen, sollte eine
Lymphozyten – vermutlich neoplastisch“ unterschieden. Da knappe Beschreibung der fraglichen Population in der Kom-
es – im Unterschied zu anderen Messwerten im Labor – die mentarzeile abgegeben werden. Von ärztlicher Seite können
objektivierbare Einteilung in reaktive bzw. neoplastische in der Kommentarzeile ebenfalls Vorschläge zur weiteren
Zellen aber nicht gibt, muss während des Differenzierens in Abklärung, eine kurze Bewertung oder eine Verdachts-
einem kontinuierlichen Prozess des Erkennens, Sortierens, diagnose erfolgen. Kommentare werden mit dem jeweiligen
Interpretierens und Rückvergleichens mit den schon Namenskürzel der betreffenden Person abgezeichnet
differenzierten Zellen jeder Zelle eine wahrscheinliche (Abbildung 1).
264 Baurmann et al.: Lymphozytenmorphologie im Blutausstrich
Definitionen für die Kategorisierung Geringfügig größere Zellen, die ein diskret weiteres
Zytoplasma aufweisen, werden ebenfalls noch als
In jeder Zellklasse, sei es der Standard-Lymphozyt oder der typischer Lymphozyt bezeichnet. Ebenfalls als typische
stabkernige Granulozyt, gibt es eine gewisse Variabilität, Lymphozyten gelten große, granulierte Lymphozyten
die zu Deutungsunterschieden zwischen verschiedenen (engl. large granular lymphocytes, LGL). Physiologische
Untersuchern führen kann. Dies gilt in besonderem Maß LGL-Zellen zeigen eine Heterogenität in Bezug auf Zahl
für atypische Lymphozyten. Für motorisierte Mikroskope und Größe der Granula.
mit Digitalkamera und automatisierter Auswertung stellt 2. Einzelne reaktive Lymphozyten kommen in den
diese Variabilität ein Problem dar, da sie zu einer Unschärfe meisten Blutbildern vor. Es darf also auch ein normales
zwischen den Zellklassen und damit zu einem erhöhten Erwachsenen-Blutbild einen geringen Anteil von Zellen
Risiko einer Fehlzuordnung führt. Die heutigen Systeme enthalten, die als „atypische Lymphozyten, vermutlich
weisen selbst bei Ausstrichen gesunder Personen keine zu reaktiv“ bezeichnet werden; bei Kindern können es
100% korrekte Zuordnung auf. Daher müssen Differenzial- deutlich mehr sein. Aktivierte bzw. reaktive Lymphozyten
blutbilder mit atypischen Zellen manuell nachdifferenziert sind etwas größer als ruhende Lymphozyten. Einzelne
und die atypischen Lymphozyten abschließend bewertet oder mehrere kleine Nukleolen und ein gegenüber dem
werden. Ein rein numerisches Differenzialblutbild, in dem Standardlymphozyten feineres, jedoch nicht blastäres
nur die Begriffe typischer oder atypischer Lymphozyt auf- Chromatin können das Korrelat einer vermehrten
tauchen, hilft dem behandelnden Arzt nicht weiter. Nukleinsäure-Synthese sein. Reaktive Lymphozyten
haben ein reichlicheres, meist stärker basophiles und
Definitionen manchmal leicht exzentrisches, weiter ausgebreitetes
Zytoplasma. Die veränderte Zusammensetzung der
Als im normalen Differenzialblutbild typischerweise vor-
Rezeptoren an der Zelloberfläche bewirkt, dass dieses
handene Lymphozyten gelten der Standardlymphozyt mit
sich partiell um Erythrozyten herumlegt bzw. an seinem
geringen Variationen und die LGL-Zelle, alle anderen Lym-
äußeren Rand intensiver basophil wirkt. Die stärkste
phozytenformen fallen zunächst unter „atypisch“.
Ausprägung dieser Entwicklung findet sich beim sog.
1. Der typische Lymphozyt ist der ruhende Standard- Mononukleosesyndrom (am häufigsten bei einer EBV-
Lymphozyt mit hoher Kern-Plasma-Relation, bis zu Infektion, seltener bei CMV-, HHV6- oder anderen
1,5-fach größer als ein normal großer Erythrozyt. viralen Infektionen).
Typische Lymphozyten
• Standardlymphozyt Atypische Lymphozyten
• leicht aktivierter Lymphozyt (Zellen, die nicht die Kriterien eines typischen
Lymphozyten erfüllen, Dignität zunächst offen)
• LGL (<10%)
Abbildung 1 Schema zur Vorgehensweise bei der Differenzierung von Zellen im Blutausstrich unter besonderer Berücksichtigung der
Lymphozyten.
Baurmann et al.: Lymphozytenmorphologie im Blutausstrich 265
3. Maligne lymphatische Systemerkrankungen werden nach nicht-maligne Entsprechung in B-lymphatischen Zellen aus
WHO [3] in lymphatische Vorläuferneoplasien (akute lym- verschiedenen Lymphknoten- oder Milzabschnitten haben,
phatische Leukämien und lymphoblastische Lymphome) wie etwa den Mantelzellen, den Marginalzonenzellen oder
und Neoplasien der reifen lymphatischen Zellen einge- Haarzellen. Ähnliche, wenn auch nicht ganz so eindeutige
teilt. Innerhalb der Neoplasien der reifen lymphatischen Zuordnungen gibt es bei den T-Zell-Lymphomen. Die ver-
Zellen gibt es auf der einen Seite indolente Lymphome schiedenen Lymphomentitäten weisen charakteristische
mit niedriger Proliferationsrate, verzögerter Apoptose Kernformen und Zytoplasmavariationen auf, anhand derer
und einem überwiegend „zytischen“ Zellbild. Auf der eine morphologische Verdachtsdiagnose gestellt werden
anderen Seite gehören zu den Neoplasien der reifen lym- kann. Diese muss anschließend durch andere Methoden
phatischen Zellen auch hochmaligne Lymphome mit wie (Immun)histologie und Durchflusszytometrie/
hoher Proliferationsrate und großen, transformierten, Immunzytologie bestätigt werden. Bei einzelnen Zellen eines
„blastären“ Zellen. indolenten „zytischen“ Lymphoms ist die diagnostische
Die Blasten lymphatischer Vorläuferneoplasien haben Zuordnung bisweilen schwierig bis unmöglich. Ist jedoch
typischerweise eine hohe Kern-Plasma-Relation, ein feines, eine monomorphe Population von Geschwisterzellen vor-
relativ dichtes Chromatin, eine unregelmäßige bzw. gebu- handen, sollte diese als „atypisch, vermutlich neoplastisch“
ckelte Kernform, einen oder mehrere mittelgroße Nukleolen kategorisiert und die Verdachtsdiagnose „leukämisches
und ein basophiles Zytoplasma. Blasten sollten auch bei sehr Lymphom“ geäußert werden.
geringer Zahl Anlass zur genauen Analyse des Ausstriches Blastäre, transformierte Zellen eines hochmalignen
Lymphoms mit feinem bzw. aufgelockertem Kernchromatin
bzw. des Kontextes sein. Blasten in höherer Zahl sind immer
und deutlich sichtbaren Nukleolen finden sich seltener
pathologisch und müssen prompt an den anfordernden Arzt
im peripheren Blut. Die Zellen können ein breiteres, oft
zurückgemeldet werden. Nicht mit Blasten zu verwechseln
intensiv basophiles Zytoplasma haben – meist fallen
sind Prolymphozyten, die zwar auch einen, seltener mehrere
zusätzlich ihre Größe und unregelmäßige Kernform auf.
prominente, gut abgrenzbare Nukleolen aufweisen, vom
Chromatin her aber eher zwischen reifen Lymphozyten
und Blasten anzusiedeln sind und auch meist eine geringere Einordnung in das Differenzialblutbild
Kern-Plasma-Relation haben. Lymphome dieses Zelltyps
gehören zu den reifzelligen lymphatischen Neoplasien. In eine vierte Kategorie „Diverse“ sollen alle Zellen ein-
Innerhalb der reifzelligen lymphatischen Neoplasien sortiert werden, die anhand der bisherigen Beschreibung nicht
gibt es sehr viele morphologische Varianten, die ihre zugeordnet werden konnten: Das betrifft sowohl normale, im
Biologie
Blasten Granulozyten Monozyten Lymphozyten Diverse KS EB
Neutroph.
atypische
lymphatische Zelle
Kernschatten
Erythroblasten
Blast Promy Myelo Meta Stab Seg Eo Baso Mono Typische Atypische, Atypische, seltene/
Lympho vermutlich vermutlich unklare
Pro- reaktive neoplast. Zellen
Mono Lympho Lympho z.B. PZ,
Diff-Tastatur atypische
Lympho
Labor-EDV
100% Leukozyten
Kernhaltige Zellen
Beschreibung Beschreibung
Kommentarzeile und/oder und/oder
Benennung Benennung,
mit Namenskürzel der neoplast. z.B.
lymphatische
Zelle, z.B.
Zelle unklarer
Haarzelle,
Dignität
Zentrozyt
Aktivierter mittel, variabel oval oder gebuchtet, Chromatin hell basophil bis
Lymphozyt intermediä r, eventuell kleine basophil, basophile
Nukleolen Randbetonung
Villöser Lymphozyt hoch bis mittel rund oder oval, kondensiertes meist unipolare, kurze
Chromatin Zotten, hell basophil
Anhang (Continued)
Hochmaligne mittel, variabel gering bis stark gebuchtet basophil bis tief basophil,
Lymphomzelle (hier oder oval bis nierenförmig, teilweise weiter bzw.
DLBCL) aufgelockertes, (mittelfeines) exzentrisch oder gelappt
Chromatin, deutliche, große
Nukleolen
Lymphoblast hoch, seltener rund bis oval bzw. gebuchtet, basophil, teilweise sehr
mittel feines, dichtes Chromatin, gering
Nukleolen
Besondere Situationen
Hermann Heimpel, Universitätsklinikum Ulm, für ihre konstruktiven machen und um ein größeres Spektrum von Fällen zu
Anmerkungen und die kritische Durchsicht des Manuskripts. erweitern.
Anhang Literatur