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GL Seite 3–1
Abschnitt 3
Wärmebehandlungen
3. Die Angaben zur Wärmevor- und -nach- stemperaturen unter – 10 °C soll möglichst nicht mehr
behandlung eines Bauteiles bzw. einer Konstruktion geschweißt werden.
müssen in den zur Prüfung durch den GL vorgelegten
Ausführungsunterlagen enthalten sein. Soweit 2. Vorwärmen beim Schweißen ferritischer
Schweißanweisungen des Herstellers (WPS) zur An- Stähle
wendung kommen, müssen diese die notwendigen
Angaben zum Vorwärmen, der Wärmeführung beim 2.1 Die Notwendigkeit zum Vorwärmen ferriti-
Schweißen und zur Wärmenachbehandlung enthalten. scher Stähle und die Höhe der zu wählenden Vor-
wärmtemperatur sind von mehreren Einflußgrößen
4. Bauteile sind in der Regel einer Wär- abhängig. Hierzu zählen insbesondere:
menachbehandlung im ganzen zu unterziehen. Teil-
– die chemische Zusammensetzung von Grund-
weises oder abschnittsweises Glühen von Schweiß-
werkstoff (Kohlenstoffäquivalent) und
nähten bzw. das Glühen von Teilbereichen, insbeson-
Schweißgut,
dere an druckführenden Bauteilen, erfordert die Zu-
stimmung des GL in jedem Einzelfall. Hierfür ist dem – die Werkstückdicke und die Art des Schweiß-
GL eine Spezifikation zur Prüfung einzureichen. stoßes (zwei- oder dreidimensionale Wär-
meableitung),
5. Bei Schweißverbindungen von unterschiedli- – das Schweißverfahren und die Schweißpara-
chen Werkstoffen, geschweißten komplexen Bautei- meter (Streckenenergie)
len (z. B. LNG/LPG-Prozessdruckbehältern und Gas- – die Schrumpfspannungen und Umwandlungs-
tanks), Bauteilen mit hohen Kaltumformgraden (mehr spannungen
als 3 %), umfangreicheren Konstruktions- und Repa-
raturschweißungen an Gußteilen sind Notwendigkeit, – die Temperaturabhängigkeit der mechanischen
Art und Umfang einer Wärmebehandlung mit dem Eigenschaften von Schweißgut und Wärmeein-
GL abzustimmen. flußzone sowie
– der Gehalt an diffusiblem Wasserstoff im
6. Die Teile sind ordnungsgemäß für die Wär- Schweißgut.
mebehandlung vorzubereiten. Flansch- und Dich-
tungsflächen sind ausreichend gegen Verzunderung 2.2 Die einzuhaltende Arbeitstemperatur (Min-
zu schützen. Es sind Vorkehrungen gegen Bauteil- dest-Vorwärmtemperatur und maximale Zwischenla-
verwerfungen zu treffen, die Bauteile und Konstruk- gentemperatur) von (Schiff-) Baustählen kann gemäß
tionen sind entsprechend zu lagern. Unzulässige EN 1011-2 bestimmt werden. Anhaltswerte daraus für
Temperaturgradienten während des Glühens, Aufhei- die Vorwärmtemperatur für zwei verschiedene Strek-
zens und Abkühlens sind zu vermeiden. kenenergien 1 und Wasserstoffgehalte HD 2 des
Schweißgutes sowie unterschiedliche Kohlenstoff-
äquivalente CET 3 sind in den nachstehenden Abbil-
dungen 3.1 und 3.2 angegeben.
D. Witterungsschutz, Vorwärmen, Wärme-
führung beim Schweißen
––––––––––––––
1. Witterungsschutz, Schweißen bei niedri- 1 Streckenenergie:
gen Temperaturen
U Volt ⋅ I Amp. ⋅ Schweißzeit min ⋅ 6 LM OP
kJ
1.1 Der Arbeitsbereich des Schweißers ist - ins-
Q =
Nahtlänge mm N Q
mm
besondere bei Arbeiten im Freien - vor Wind, Nässe 2 HD 5 = max. 5 ml diffusibler Waserstoff pro 100 g
und Kälte zu schützen. Vor allem beim Schutzgas-
Schweißgut
schweißen ist auf ausreichende Abschirmung gegen HD 15 = max. 15 ml diffusibler Waserstoff pro 100 g
Zugluft zu achten. Es empfiehlt sich in jedem Falle, Schweißgut
die Nahtkanten bei Arbeiten im Freien unter ungün- 3 Kohlenstoffäquivalent:
stigen Witterungsbedingungen trockenzuwärmen. Mn + Mo Cr + Cu Ni
CET = C + + + Gew.−%
10 20 40
1.2 Bei Umgebungstemperaturen unter + 5 °C
sind zusätzliche Maßnahmen festzulegen, wie Abdek- Die obige Formel für die Ermittlung des Kohlenstoffäquiva-
ken der Bauteile, großflächiges Anwärmen, Vorwär- lents CET ist laut EN 1011-2 anwendbar für Stähle mit
men insbesondere beim Schweißen mit relativ gerin- Streckgrenzen von 300 – 1000 MPa und für folgende chemi-
sche Zusammensetzung : 0,05 – 0,32 % C, max. 0,8 % Si,
ger Wärmeeinbringung (Streckenenergie), z. B. bei 0,5 – 1,9 % Mn, max. 0,75 % Mo, max. 1,5 % Cr, max.
dünnen Kehlnähten, oder bei rascher Wärmeablei- 0,7 % Cu, max. 2,5 % Ni, max. 0,12 % Ti, max. 0,18 % V,
tung, z. B. bei dickwandigen Teilen. Bei Umgebung- max. 0,005 % B, max. 0,06 % Nb.
II - Teil 3 Abschnitt 3 D Wärmebehandlungen Kapitel 2
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250
CET = 0,25 / HD5
Mindestvorwärmtemperatur [°C]
0
20 30 40 50 60 70 80 90 100
Blechdicke [mm]
Abb. 3.1 Mindest - Vorwärmtemperaturen (Arbeitstemperaturen) bei Schweißverfahren mit relativ niedri-
ger Wärmeeinbringung (Streckenenergie 1 Q ≈ 0,5 kJ/mm) in Abhängigkeit vom Kohlenstof-
fäquivalent CET 2 des Grundwerkstoffes und Wasserstoffgehalt des Schweißgutes
250
200
CET = 0,30 / HD5
0
20 30 40 50 60 70 80 90 100
Blechdicke [mm]
Abb. 3.2 Mindest - Vorwärmtemperaturen (Arbeitstemperaturen) bei Schweißverfahren mit relativ hoher
Wärmeeinbringung (Streckenenergie 1 Q ≈ 3,5 kJ/mm) in Abhängigkeit vom Kohlenstoffäquiva-
lent CET 2 des Grundwerkstoffes und Wasserstoffgehalt des Schweißgutes
Kapitel 2 Abschnitt 3 D Wärmebehandlungen II - Teil 3
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CET [Gew.-%]
2.5 Je nach Komplexität des Bauteils, angewen-
Stahlsorte
detem Schweißverfahren, Höhe der Bauteil-
Mittelwert 1 Maximalwert 1 Eigenspannungen und (niedriger) Umgebungstempe-
GL–A 0,27 0,28 ratur sind gegebenenfalls die Vorwärmtemperaturen
zu erhöhen oder die Grenzwanddicken herabzusetzen.
GL–E 0,26 0,27
Über den Einfluß der verschiedenen Faktoren auf die
GL–D36 0,33 0,34 Höhe der Vorwärmtemperatur siehe Tabelle 3.4
GL–E36TM 0,27 0,28
GL–D39 0,27 0,28
2.6 Ist die Werkstücktemperatur niedriger als die
GL–E39TM 0,24 0,25 nach vorstehenden Angaben ermittelte Mindestar-
S275NL 0,25 0,27 beitstemperatur, so ist ein Vorwärmen erforderlich.
S460NL 0,34 0,36 Hierfür sind verschiedene Arbeitsweisen möglich:
S460ML (TM) 0,27 0,28 – ständiges Wärmen vor und während des
S690QL 0,26 0,38 Schweißens,
S890QL 0,38 0,41 – abwechselndes Wärmen und Schweißen
2C22 0,26 0,29 – Wärmen nur vor dem Beginn des Schweißens,
34CrMo4 0,49 0,55 wenn die Wärmezufuhr durch das Schweißen
GS20Mn5 0,34 0,41 ausreicht, um die Mindestarbeitstemperatur
1
Für Erzeugnisdicken bis 50 mm.
einzuhalten.
Tabelle 3.2 Anhaltswerte für das Vorwärmen von warmfesten (Kesselbau-) Stählen
≤ 15 20 20 100
1.2 16Mo3 > 15 – ≤ 30 20 75 100
> 30 75 100 nicht zulässig
≤ 15 20 100 150
5.1 13CrMo4-5
> 15 100 150 nicht zulässig
10CrMo9-10 ≤ 15 75 150 200
5.2
11CrMo9-10 > 15 100 200 nicht zulässig
II - Teil 3 Abschnitt 3 D Wärmebehandlungen Kapitel 2
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Tabelle 3.4 Einfluß der verschiedenen Faktoren auf die Höhe der Vorwärmung
Verschiebung der
Einflußfaktoren auf Verschiebung der Vorwärm-
Vorwärmtemperatur zu temperatur zu höheren Werten
die Vorwärmung
niedrigeren Werten
2.7 Heft- und Hilfsschweißungen bedürfen im- 2.9 Das Vorwärmen soll gleichmäßig über die
mer dann der Vorwärmung, wenn auch für das übrige ganze Blech- und Bauteildicke auf einer Breite von
Schweißen vorgewärmt werden muß. Ausgenommen 4 × Blechdicke, jedoch mindestens 100 mm, beider-
werden können hiervon solche Heft- und Hilfs- seitig neben der Naht erfolgen. Örtliche Überhitzun-
schweißungen, deren Wärmeeinflußzone durch nach- gen sind zu vermeiden. Beim Vorwärmen mit Gas-
folgende Schweißungen mit Sicherheit wieder aufge- brennern soll mit weicher, aber nicht rußender Flam-
schmolzen wird, wie beispielsweise Heftstellen für me gearbeitet werden, so daß Verunreinigungen im
UP-Schweißungen. Nahtbereich vermieden werden. Zur Messung der
Vorwärmtemperatur siehe EN ISO 13916.
Tabelle 3.6 Glühtemperaturen für das Spannungsarmglühen bei artgleich geschweißten Verbindungen
Bespiele entsprechender
Gruppe gem.
Stähle nach Glühtemperatur
DIN V 1738 Stahlsorten
GL-Vorschriften oder [°C]
(CR 12187)
nach den Normen 1
5
Stähle mit Cr max. 10 %,
5.1 13CrMo4-5 630 – 680
Mo max. 1,2 %
5.2 10CrMo9-10, 11CrMo9-10, 670 – 720
7
7.1 13MnNi6-3 (0,5 % Ni) 530 – 560
7.2 Nickellegierte Stähle mit Nickel 12Ni14 (3,5 % Ni) 530 – 560
7.3 max. 10 % 12Ni19 (5 % Ni) 530 – 560
7.3 X8Ni9 (9 % Ni) 2
7.3 2
X7Ni9 (9 % Ni)
1 Hier nicht genannte Stahlsorten sind vergleichbaren Sorten zuzuordnen.
2 Eine Glühbehandlung ist zu vermeiden.