Sie sind auf Seite 1von 8

II - Teil 3 Abschnitt 3 C Wärmebehandlungen Kapitel 2

GL Seite 3–1

Abschnitt 3

Wärmebehandlungen

A. Geltungsbereich peraturregelung und die verwendeten Temperatur-


und Zeitmeßinstrumente sind in regelmäßigen Ab-
1. Diese Vorschriften gelten für das Vorwär- ständen zu überprüfen (mindestens 1 × pro Jahr) und
men zum Schweißen und die Wärmeführung während das Ergebnis der Überprüfung ist dem GL auf Ver-
des Schweißens sowie für ggf. erforderliche Wär- langen nachzuweisen.
menachbehandlungen von geschweißten Bauteilen.
Über das Vorwärmen von Schiffbaustählen siehe
auch Kapitel 3, Abschnitt 1, H.4 und H.5. 3. Sonstige Glüheinrichtungen

2. Anforderungen an die Wärmebehandlung Die prinzipiellen Anforderungen sind in Para. B.1.


spezifiziert und richten sich jedoch nach den jeweili-
von warm- bzw. kaltgeformten geschweißten Bautei-
gen Bauteil- bzw. Konstruktionsanforderungen. Die
len (z. B. Kugel- und Klöpperböden, T-Stücken und
Zustimmung der betreffenden Wärmebehandlungsart-
Rohrbögen) sind in den GL-Werkstoffvorschriften
und -methode ist durch den GL erforderlich.
spezifiziert.
Stehen für das Glühen von Bauteilen keine ausrei-
chend bemessenen Öfen zur Verfügung, kann - nach
Zustimmung des GL - die Wärmebehandlung in orts-
B. Einrichtungen und Geräte für Wärmebe-
beweglichen Anlagen (z.B. transportablen Öfen) oder
handlungen
besonders dafür konstruierten Einrichtungen erfolgen.
Diese müssen hinsichtlich Funktion, Temperaturre-
1. Einrichtungen und Geräte für das Vor- gelung und -messung die Anforderungen gemäß Ab-
wärmen satz 1 erfüllen und sind vor dem Einsatz dem GL zur
Überprüfung vorzustellen. Auf eine ausreichende
Vorwärmen kann sowohl in Glüheinrichtungen als
Isolierung der zu glühenden Bauteile bzw. Schweiß-
auch mittels mobilen Heizgeräten, z. B. Gasbrennern
nähte ist zu achten, unzulässige Temperaturgradienten
oder elektrischen Induktions- bzw. Widerstands-
im Bauteil sind zu vermeiden.
Heizgeräten (Heizmatten) erfolgen. Voraussetzung
hierfür ist, daß die vorgeschriebenen Vorwärm- und
Zwischenlagentemperaturen während des gesamten
Schweißvorganges damit konstant gehalten und kon-
trolliert werden können. Die Kontrolle kann dabei C. Grundsätze für die Wärmebehandlung
mittels geeigneter Geräte bzw. Hilfsmittel, z. B. Auf-
setzthermometer, Temperaturfühler oder Farbum-
schlag-Stifte erfolgen. 1. Die Wärmebehandlung, Temperaturmessung
und Protokollierung ist durch sachkundiges Personal
durchzuführen. Siehe hierzu und über die Durchfüh-
2. Ortsfeste Glüheinrichtungen (Glühöfen)
rung der Wärmebehandlung auch den europäischen
Normentwurf (Dokument N 225) "Schweißen, Qua-
2.1 Ortsfeste Wärmebehandlungsanlagen (Glüh- litätsanforderungen für die Wärmebehandlung im
öfen) müssen für die jeweiligen Bauteile und Kon- Zusammenhang mit Schweißen und Umformen".
struktionen ausreichend dimensioniert sein und über
eine entsprechende Temperaturregelung verfügen.
Die Öfen müssen die jeweils geforderten Glühtempe- 2. Die Wärmebehandlungsart, -temperatur und
raturen gewährleisten und eine ausreichende Gleich- -dauer sowie die zulässigen Aufheiz- und Abküh-
mäßigkeit bzw. Genauigkeit der Temperaturführung lungsgeschwindigkeiten sind vom Werkstoff, der
ermöglichen (DIN 17052, Güteklasse C). Werkstoffdicke, der Fertigung und der Art des Bau-
teiles bzw. der Konstruktion abhängig. Siehe hierzu
2.2 Es ist eine ausreichende Anzahl von Tempe- auch die Angaben in EN 1011 Teile 1 bis 4 sowie in
raturmeßgeräten, mindestens jedoch 2 Stück pro den Vorschriften des Kapitels 3. Die Angaben und
Ofen, vorzusehen. Der Temperaturverlauf über der Empfehlungen der Hersteller von Werkstoffen und
Zeit ist festzuhalten und zu protokollieren. Die Tem- Schweißzusätzen sind zu beachten.
Kapitel 2 Abschnitt 3 D Wärmebehandlungen II - Teil 3
Seite 3–2 GL

3. Die Angaben zur Wärmevor- und -nach- stemperaturen unter – 10 °C soll möglichst nicht mehr
behandlung eines Bauteiles bzw. einer Konstruktion geschweißt werden.
müssen in den zur Prüfung durch den GL vorgelegten
Ausführungsunterlagen enthalten sein. Soweit 2. Vorwärmen beim Schweißen ferritischer
Schweißanweisungen des Herstellers (WPS) zur An- Stähle
wendung kommen, müssen diese die notwendigen
Angaben zum Vorwärmen, der Wärmeführung beim 2.1 Die Notwendigkeit zum Vorwärmen ferriti-
Schweißen und zur Wärmenachbehandlung enthalten. scher Stähle und die Höhe der zu wählenden Vor-
wärmtemperatur sind von mehreren Einflußgrößen
4. Bauteile sind in der Regel einer Wär- abhängig. Hierzu zählen insbesondere:
menachbehandlung im ganzen zu unterziehen. Teil-
– die chemische Zusammensetzung von Grund-
weises oder abschnittsweises Glühen von Schweiß-
werkstoff (Kohlenstoffäquivalent) und
nähten bzw. das Glühen von Teilbereichen, insbeson-
Schweißgut,
dere an druckführenden Bauteilen, erfordert die Zu-
stimmung des GL in jedem Einzelfall. Hierfür ist dem – die Werkstückdicke und die Art des Schweiß-
GL eine Spezifikation zur Prüfung einzureichen. stoßes (zwei- oder dreidimensionale Wär-
meableitung),
5. Bei Schweißverbindungen von unterschiedli- – das Schweißverfahren und die Schweißpara-
chen Werkstoffen, geschweißten komplexen Bautei- meter (Streckenenergie)
len (z. B. LNG/LPG-Prozessdruckbehältern und Gas- – die Schrumpfspannungen und Umwandlungs-
tanks), Bauteilen mit hohen Kaltumformgraden (mehr spannungen
als 3 %), umfangreicheren Konstruktions- und Repa-
raturschweißungen an Gußteilen sind Notwendigkeit, – die Temperaturabhängigkeit der mechanischen
Art und Umfang einer Wärmebehandlung mit dem Eigenschaften von Schweißgut und Wärmeein-
GL abzustimmen. flußzone sowie
– der Gehalt an diffusiblem Wasserstoff im
6. Die Teile sind ordnungsgemäß für die Wär- Schweißgut.
mebehandlung vorzubereiten. Flansch- und Dich-
tungsflächen sind ausreichend gegen Verzunderung 2.2 Die einzuhaltende Arbeitstemperatur (Min-
zu schützen. Es sind Vorkehrungen gegen Bauteil- dest-Vorwärmtemperatur und maximale Zwischenla-
verwerfungen zu treffen, die Bauteile und Konstruk- gentemperatur) von (Schiff-) Baustählen kann gemäß
tionen sind entsprechend zu lagern. Unzulässige EN 1011-2 bestimmt werden. Anhaltswerte daraus für
Temperaturgradienten während des Glühens, Aufhei- die Vorwärmtemperatur für zwei verschiedene Strek-
zens und Abkühlens sind zu vermeiden. kenenergien 1 und Wasserstoffgehalte HD 2 des
Schweißgutes sowie unterschiedliche Kohlenstoff-
äquivalente CET 3 sind in den nachstehenden Abbil-
dungen 3.1 und 3.2 angegeben.
D. Witterungsschutz, Vorwärmen, Wärme-
führung beim Schweißen
––––––––––––––
1. Witterungsschutz, Schweißen bei niedri- 1 Streckenenergie:
gen Temperaturen
U Volt ⋅ I Amp. ⋅ Schweißzeit min ⋅ 6 LM OP
kJ
1.1 Der Arbeitsbereich des Schweißers ist - ins-
Q =
Nahtlänge mm N Q
mm
besondere bei Arbeiten im Freien - vor Wind, Nässe 2 HD 5 = max. 5 ml diffusibler Waserstoff pro 100 g
und Kälte zu schützen. Vor allem beim Schutzgas-
Schweißgut
schweißen ist auf ausreichende Abschirmung gegen HD 15 = max. 15 ml diffusibler Waserstoff pro 100 g
Zugluft zu achten. Es empfiehlt sich in jedem Falle, Schweißgut
die Nahtkanten bei Arbeiten im Freien unter ungün- 3 Kohlenstoffäquivalent:
stigen Witterungsbedingungen trockenzuwärmen. Mn + Mo Cr + Cu Ni
CET = C + + + Gew.−%
10 20 40
1.2 Bei Umgebungstemperaturen unter + 5 °C
sind zusätzliche Maßnahmen festzulegen, wie Abdek- Die obige Formel für die Ermittlung des Kohlenstoffäquiva-
ken der Bauteile, großflächiges Anwärmen, Vorwär- lents CET ist laut EN 1011-2 anwendbar für Stähle mit
men insbesondere beim Schweißen mit relativ gerin- Streckgrenzen von 300 – 1000 MPa und für folgende chemi-
sche Zusammensetzung : 0,05 – 0,32 % C, max. 0,8 % Si,
ger Wärmeeinbringung (Streckenenergie), z. B. bei 0,5 – 1,9 % Mn, max. 0,75 % Mo, max. 1,5 % Cr, max.
dünnen Kehlnähten, oder bei rascher Wärmeablei- 0,7 % Cu, max. 2,5 % Ni, max. 0,12 % Ti, max. 0,18 % V,
tung, z. B. bei dickwandigen Teilen. Bei Umgebung- max. 0,005 % B, max. 0,06 % Nb.
II - Teil 3 Abschnitt 3 D Wärmebehandlungen Kapitel 2
GL Seite 3–3

250
CET = 0,25 / HD5
Mindestvorwärmtemperatur [°C]

200 CET = 0,30 / HD5

CET = 0,35 / HD5


150 CET = 0,40 / HD5

CET = 0,25 / HD15


100
CET = 0,30 / HD15

CET = 0,35 / HD15


50
CET = 0,40 / HD15

0
20 30 40 50 60 70 80 90 100

Blechdicke [mm]
Abb. 3.1 Mindest - Vorwärmtemperaturen (Arbeitstemperaturen) bei Schweißverfahren mit relativ niedri-
ger Wärmeeinbringung (Streckenenergie 1 Q ≈ 0,5 kJ/mm) in Abhängigkeit vom Kohlenstof-
fäquivalent CET 2 des Grundwerkstoffes und Wasserstoffgehalt des Schweißgutes

250

CET = 0,25 / HD5


Mindestvorwärmtemperatur [°C]

200
CET = 0,30 / HD5

CET = 0,35 / HD5


150
CET = 0,40 / HD5
CET = 0,25 / HD15
100
CET = 0,30 / HD15

CET = 0,35 / HD15


50
CET = 0,40 / HD15

0
20 30 40 50 60 70 80 90 100

Blechdicke [mm]

Abb. 3.2 Mindest - Vorwärmtemperaturen (Arbeitstemperaturen) bei Schweißverfahren mit relativ hoher
Wärmeeinbringung (Streckenenergie 1 Q ≈ 3,5 kJ/mm) in Abhängigkeit vom Kohlenstoffäquiva-
lent CET 2 des Grundwerkstoffes und Wasserstoffgehalt des Schweißgutes
Kapitel 2 Abschnitt 3 D Wärmebehandlungen II - Teil 3
Seite 3–4 GL

Hinweis: nach den Werkstoffvorschriften des GL sind in Ta-


belle 3.2 angegeben, siehe auch hierzu in EN 1011-2.
In nachstehender Tabelle 3.1 sind - als Anhalt - die
Kohlenstoffäquivalente CET 3 für einige gebräuchli-
che Stahlsorten angegeben. Basis hierfür waren An- 2.4 Anhaltswerte für das Vorwärmen von kalt-
gaben der Stahlhersteller. Im Zweifelsfalle ist CET zähen Nickelstählen nach den Werkstoffvorschriften
anhand der Ist-Analyse zu ermitteln. des GL sind in Tabelle 3.2 angegeben, siehe hierzu
und auch über die Besonderheiten bei der Verwen-
Tabelle 3.1 Anhaltswerte für das Kohlenstoffäqui- dung austenitischer bzw. Nickelbasis-Schweißzusätze
valent CET in EN 1011-2.

CET [Gew.-%]
2.5 Je nach Komplexität des Bauteils, angewen-
Stahlsorte
detem Schweißverfahren, Höhe der Bauteil-
Mittelwert 1 Maximalwert 1 Eigenspannungen und (niedriger) Umgebungstempe-
GL–A 0,27 0,28 ratur sind gegebenenfalls die Vorwärmtemperaturen
zu erhöhen oder die Grenzwanddicken herabzusetzen.
GL–E 0,26 0,27
Über den Einfluß der verschiedenen Faktoren auf die
GL–D36 0,33 0,34 Höhe der Vorwärmtemperatur siehe Tabelle 3.4
GL–E36TM 0,27 0,28
GL–D39 0,27 0,28
2.6 Ist die Werkstücktemperatur niedriger als die
GL–E39TM 0,24 0,25 nach vorstehenden Angaben ermittelte Mindestar-
S275NL 0,25 0,27 beitstemperatur, so ist ein Vorwärmen erforderlich.
S460NL 0,34 0,36 Hierfür sind verschiedene Arbeitsweisen möglich:
S460ML (TM) 0,27 0,28 – ständiges Wärmen vor und während des
S690QL 0,26 0,38 Schweißens,
S890QL 0,38 0,41 – abwechselndes Wärmen und Schweißen
2C22 0,26 0,29 – Wärmen nur vor dem Beginn des Schweißens,
34CrMo4 0,49 0,55 wenn die Wärmezufuhr durch das Schweißen
GS20Mn5 0,34 0,41 ausreicht, um die Mindestarbeitstemperatur
1
Für Erzeugnisdicken bis 50 mm.
einzuhalten.

Das Verfahren zum Wärmen kann beliebig gewählt


werden, sofern es nicht den Werkstoff durch örtliches
2.3 Anhaltswerte für das Vorwärmen der Mo-
Überhitzen beeinträchtigt oder den Schweißbereich in
bzw. CrMo-legierten, warmfesten (Kesselbau-) Stähle störender Weise verunreinigt.

Tabelle 3.2 Anhaltswerte für das Vorwärmen von warmfesten (Kesselbau-) Stählen

Gruppe gem. Mindest-Vorwärmtemperatur [°C]


DIN V 1738 Stahlsorte Dicke [mm] bei einem H2-Gehalt des Schweißguts von
(CR 12187)
≤ 5 ml/100 g > 5 – ≤ 10 ml/100 g > 15 ml/100 g

≤ 15 20 20 100
1.2 16Mo3 > 15 – ≤ 30 20 75 100
> 30 75 100 nicht zulässig
≤ 15 20 100 150
5.1 13CrMo4-5
> 15 100 150 nicht zulässig
10CrMo9-10 ≤ 15 75 150 200
5.2
11CrMo9-10 > 15 100 200 nicht zulässig
II - Teil 3 Abschnitt 3 D Wärmebehandlungen Kapitel 2
GL Seite 3–5

Tabelle 3.3 Anhaltswerte für das Vorwärmen von kaltzähen Nickelstählen

Gruppe gem. Mindest-Vorwärmtemperatur [°C]


DIN V 1738 Stahlsorte Dicke [mm] bei einem H2-Gehalt des Schweißguts von
(CR 12187)
≤ 5 ml/100 g > 5 – ≤ 10 ml/100 g
7.2 12Ni14 (3,5 % Ni) > 10 100 150
12Ni19 (5 % Ni) > 10 100 nicht zulässig

7.3 X8Ni9 (9 % Ni) > 10 100 nicht zulässig


X7Ni9 (9 % Ni) > 10 100 nicht zulässig

Tabelle 3.4 Einfluß der verschiedenen Faktoren auf die Höhe der Vorwärmung

Verschiebung der
Einflußfaktoren auf Verschiebung der Vorwärm-
Vorwärmtemperatur zu temperatur zu höheren Werten
die Vorwärmung
niedrigeren Werten

Chemische Zusammensetzung des Grund-


niedriger Gehalt an höherer Gehalt an
Legierungselementen werkstoffes (Härtefreudigkeit), z. B. aus- Legierungselementen
gedrückt durch das C-Äquivalent
Werkstück- bzw. Bauteildicke (Wärme-
klein ableitung, Steifigkeit, Eigenspannungs- groß
zustand)
Stumpfstöße (zweiachsig), Stoßart, Nahtform und -abmessung T-Stöße (dreiachsig)
dicke (mehrlagige) Nähte Wärmeeinbringung, Wärmeableitung dünne (einlagige) Nähte
Umgebungs- bzw. Werkstücktemperatur
hoch niedrig
(Wärmeableitung)

hoch Wärmeeinbringung (Streckenenergie) niedrig


beim Schweißen
Wasserstoffgehalt des Schweißgutes (Art
niedrig und Rücktrocknung der Schweißzusätze hoch
und -hilfsstoffe)

2.7 Heft- und Hilfsschweißungen bedürfen im- 2.9 Das Vorwärmen soll gleichmäßig über die
mer dann der Vorwärmung, wenn auch für das übrige ganze Blech- und Bauteildicke auf einer Breite von
Schweißen vorgewärmt werden muß. Ausgenommen 4 × Blechdicke, jedoch mindestens 100 mm, beider-
werden können hiervon solche Heft- und Hilfs- seitig neben der Naht erfolgen. Örtliche Überhitzun-
schweißungen, deren Wärmeeinflußzone durch nach- gen sind zu vermeiden. Beim Vorwärmen mit Gas-
folgende Schweißungen mit Sicherheit wieder aufge- brennern soll mit weicher, aber nicht rußender Flam-
schmolzen wird, wie beispielsweise Heftstellen für me gearbeitet werden, so daß Verunreinigungen im
UP-Schweißungen. Nahtbereich vermieden werden. Zur Messung der
Vorwärmtemperatur siehe EN ISO 13916.

2.10 Zur Vermeidung von Kaltrissen an höher-


2.8 Unabhängig von den vorstehenden Angaben und hochfesten (vergüteten) Stählen, dickwandigen
sollte in jedem Falle bei wichtigen Montage- Bauteilen oder an Bauteilen komplizierter Gestaltung
Hilfsschweißungen an dickeren Blechen, z. B. beim empfiehlt es sich, Maßnahmen anzuwenden, die dem
Anschweißen von Transportaugen, beim Schweißen beim Schweißen in das Schweißgut eingebrachten
sehr großer Wanddicken sowie von dickwandigen Wasserstoff ausreichend Zeit zum Entweichen geben.
Schmiede- und Stahlgußstücken vorgewärmt werden. Folgende Maßnahmen haben sich bewährt:
Kapitel 2 Abschnitt 3 D Wärmebehandlungen II - Teil 3
Seite 3–6 GL

– Einhalten einer bestimmten Mindestvorwärm- Streckenenergie beim Schweißen zu kontrollieren.


und Zwischenlagentemperatur während des Die Streckenenergie soll die vom Stahlhersteller
ganzen Schweißvorganges, angegebenen bzw. bei den Verfahrensprüfungen ver-
wendeten und in den Schweißanweisungen (WPS)
– verzögertes Abkühlen nach dem Schweißen,
festgelegten Werte nicht wesentlich unter- oder über-
– Halten bei rd. 250 °C vor dem Abkühlen (Was- schreiten.
serstoffarmglühen) oder
– Glühen unmittelbar nach dem Schweißen (ohne 5. Vorwärmen und Wärmeführung beim
Zwischenabkühlung). Schweißen anderer Stähle bzw. Werkstoffe

2.11 Liegen Schiffbaustähle oder Feinkornbau-


5.1 Bei austenitischen Werkstoffen ist ein Vor-
stähle thermomechanisch umgeformt (TM-Stähle)
wärmen in der Regel nicht gefordert. Bei austenitisch-
vor, so ist über die Notwendigkeit und Höhe der
ferritische Werkstoffen kann eine Vorwärmung erfor-
Vorwärmung unter Berücksichtigung des Kohlenstof-
derlich werden. Eine maximal zulässige Zwischenla-
fäquivalents und der Ergebnisse der Zulassungs- bzw.
gentemperatur zur Vermeidung von Heißrissen, in der
Verfahrensprüfungen gesondert zu entscheiden. Ge-
Regel 150° – 180 °C, ist zu beachten.
gebenenfalls reicht ein Trockenwärmen der Schweiß-
stellen aus.
5.2 Ferritische und martensitische nichtrostende
3. Kontrolle der Zwischenlagentemperatu- Stähle sind ausreichend vorzuwärmen und mit kon-
ren trollierter Streckenenergie zu schweißen. Anhalts-
werte für die Vorwärm- und Zwischenlagentempera-
Die für die verschiedenen Stähle als Richtwert in tur sind in EN 1011-3 festgelegt.
Tabelle 3.5 angegebenen Zwischenlagentemperaturen
sollen nicht nennenswert überschritten werden.
5.3 Beim Schweißen von Aluminiumlegierungen
ist ein Vorwärmen in der Regel nicht gefordert, je-
doch sollten 50 °C nicht überschritten werden. Eben-
4. Schweißen mit kontrollierter Strecken- falls ist eine maximal zulässige Zwischenlagentempe-
energie ratur von 100° – 120 °C zur Vermeidung von uner-
wünschten Phasenausscheidungen zu beachten. An-
Insbesondere bei den hochfesten (vergüteten), haltswerte für die anzuwendende Vorwärmtemperatur
schweißgeeigneten Feinkornbaustählen ist - neben der und Zwischenlagentemperatur sind in EN 1011-4
Vorwärmung und der Zwischenlagentemperatur - die angegeben.

Tabelle 3.5 Anhaltswerte für die maximale Zwischenlagentemperatur beim Schweißen

Gruppe gemäß Maximale Zwischen-


DIN V 1738 Stahlsorte lagentemperatur [°C]
(CR 12187)

1.1 Normalfeste Schiffbaustähle und vergleichbare Baustähle 250


1.2 Höherfeste Schiffbaustähle und vergleichbare Baustähle 250
1.2 warmfeste, niedrig Mo-legierte Stähle 250
Normalisierte oder thermomechanisch behandelte Feinkorn-
2 stähle mit Streckgrenzen > 360 N/mm2 250

Vergütete oder ausscheidungsgehärtete (ohne nichtrostende)


3 Stähle mit Streckgrenzen > 360 N/mm2 250

5 Stähle mit Cr max. 10 %, Mo max. 1,2 % 350


7 Nickellegierte Stähle mit Ni max. 10 % 250
II - Teil 3 Abschnitt 3 E Wärmebehandlungen Kapitel 2
GL Seite 3–7

E. Wärmebehandlungen nach dem Schweißen 2. Reicht ein Spannungsarmglühen nach dem


Schweißen nicht aus und ist eine weitergehende
Wärmebehandlung gefordert (z. B. Normalglühen
1. Wenn in den Abschnitten 1 bis 5 von Kapi- oder Vergüten), so ist deren Art anhand der Werk-
tel 3 gefordert, sind geschweißte Bauteile einer Wär- stoffspezifikation und der Einsatzbedingungen beson-
menachbehandlung zu unterziehen. Im allgemeinen ders festzulegen und mit dem GL abzustimmen. Dies
kommt eine Wärmenachbehandlung für ferritische gilt sinngemäß auch für andere als die hier behandel-
Stähle in Betracht, hierfür genügt in der Regel ein ten Werkstoffe und Werkstoffkombinationen sowie
Spannungsarmglühen oder Anlaßglühen. Sofern bei für andere Methoden des Spannungsabbaus.
der Herstellung bestimmter Bauteile oder Konstruk-
tionen anderweitige Regelwerke mitberücksichtigt
werden müssen (z. B. beim Bau von Dampfkesseln 3. Das Spannungsarmglühen muß durch ein
TRD 201, vergl. Kapitel 3, Abschnitt 2, A.2.2), so langsames und gleichmäßiges Erwärmen der Bauteile
sind die Angaben zur Wärmenachbehandlung in die- auf die vorgeschriebenen Temperaturbereiche (An-
sen Regelwerken mit zu beachten. haltswerte gibt Tabelle 3.6), ein Halten in diesen
Bereichen von 2 Minuten je mm Wanddicke, minde-
stens aber für 30 Minuten, ein langsames Abkühlen
Hinweis: im Ofen oder in der Glühvorrichtung bis auf 400 °C
und ein anschließendes Abkühlen an ruhender Luft
Die Notwendigkeit und Art einer Wärmenachbe- erfolgen. Bei dickwandigen Bauteilen braucht eine
handlung wird von verschiedenen Faktoren bestimmt, Haltezeit von 150 Minuten nicht überschritten wer-
die wichtigsten sind nachstehend genannt: den.

– Werkstoffeigenschaften und -abmessungen


4. Besteht die Gefahr, daß beim Glühen ein
(Wanddicken)
Verwerfen der Bauteile eintritt, kann in bestimmten
Grenzen bei niedrigerer Temperatur mit erhöhter
– Niedrigste zu erwartende Betriebstemperatur
Haltezeit geglüht werden. Die hierfür erforderlichen
(Entwurfstemperatur)
Temperaturen und Haltezeiten sind mit dem GL zu
vereinbaren.
– Art des Betriebs- und Umgebungsmediums
(z. B. Korrosionsgefahr)
5. Bei Verbindungen zwischen ferritischen und
– Dehnungs- und Schrumpfungsbehinderung austenitischen Stählen (Schweißgut) dürfen Wärme-
durch Anhäufung von Schweißnähten behandlungen wegen der Gefahr von Kohlenstoff-
Diffusionen im allgemeinen nicht durchgeführt wer-
– Gefahr des Verziehens bei nachfolgender me- den, sofern nicht mit Nickelbasis-Zusatzwerkstoffen
chanischer Bearbeitung geschweißt wird.
Kapitel 2 Abschnitt 3 E Wärmebehandlungen II - Teil 3
Seite 3–8 GL

Tabelle 3.6 Glühtemperaturen für das Spannungsarmglühen bei artgleich geschweißten Verbindungen

Bespiele entsprechender
Gruppe gem.
Stähle nach Glühtemperatur
DIN V 1738 Stahlsorten
GL-Vorschriften oder [°C]
(CR 12187)
nach den Normen 1

Normalfeste Schiffbaustähle und ver-


1.1 gleichbare Baustähle, Schmiedestähle GL Grade A – E 550 – 600
und Stahlgußsorten
Höherfeste Schiffbaustähle und ver-
1.2 gleichbare Baustähle, Schmiedestähle GL Grade A 36 - E 36 530 – 580
und Stahlgußsorten
1.2 Warmfeste, niedrig Mo-legierte Stähle 16Mo3 550 – 620
Normalisierte oder thermomechanisch
GL Grade A 39 – E 39
2 behandelte Feinkornstähle mit Streck- 530 – 600
S 460 TM
grenzen > 360 N/mm2
Vergütete Feinkornbaustähle mit
3 Streckgrenzen > 360 N/mm2 S 690 QL 530 – 580

5
Stähle mit Cr max. 10 %,
5.1 13CrMo4-5 630 – 680
Mo max. 1,2 %
5.2 10CrMo9-10, 11CrMo9-10, 670 – 720
7
7.1 13MnNi6-3 (0,5 % Ni) 530 – 560
7.2 Nickellegierte Stähle mit Nickel 12Ni14 (3,5 % Ni) 530 – 560
7.3 max. 10 % 12Ni19 (5 % Ni) 530 – 560
7.3 X8Ni9 (9 % Ni) 2

7.3 2
X7Ni9 (9 % Ni)
1 Hier nicht genannte Stahlsorten sind vergleichbaren Sorten zuzuordnen.
2 Eine Glühbehandlung ist zu vermeiden.

Das könnte Ihnen auch gefallen