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Abteilung Bauteilfestigkeit
Problemstellung
Für eine sichere Dimensionierung hochbeanspruchter Schraubendruckfedern gegen Dauerbruch
oder unzulässig große Relaxation benötigt der Konstrukteur geeignete Werkstoffkennwerte, am
besten in Form von kompletten Dauerfestigkeitsschaubildern, aus denen die dauerfest ertragbare
Hubspannung der Federn in Abhängigkeit von der überlagerten statischen Beanspruchung
abzulesen ist, sowie in Form von Relaxationsschaubildern, die das Relaxationsverhalten der
Federn als prozentualen Kraftverlust in Abhängigkeit von Werkstoff, Drahtdurchmesser,
Ausgangsspannung, Zeit und Temperatur darstellen.
Da die in der DIN 2089 angegebenen Dauerfestigkeits- und Relaxationsschaubilder auf ca. 25
Jahre alten Ergebnissen basieren und zwischenzeitlich neue Werkstoffe bzw. geänderte
Randbedingungen hinzugekommen sind, ist eine umfassende und systematische Bewertung der
Dauerfestigkeit und des Relaxationsverhaltens von Schraubendruckfedern unter Berücksichtigung
der neuesten Normentwick-lungen erforderlich.
Ziele
Das Hauptziel der Untersuchung besteht darin, statistisch abgesicherte Ergebnisse zum
Dauerschwingverhalten und Relaxationsverhalten von Schraubendruckfedern aus
Federstahldrähten der Sorten VDSiCr, TDSiCr, DH, DM, 1.4568 und 1.4310 mit unterschiedlicher
Zusammensetzung und mit verschiedenen Prozessen zur Festigkeitseinstellung für die
Drahtdurchmesser 1, 2, 3 , 5 und 8 mm zu ermitteln, zu interpretieren und für die Federberechnung
und -dimensionierung aufzubereiten.
Darin enthalten sind die Zielsetzungen,
• konkrete Angaben über das Schwingfestigkeitsverhalten von Schraubendruckfedern in Form
kompletter Dauerfestigkeitsschaubilder (Goodman-Diagramme) und über das
Relaxationsverhalten von Schraubendruckfedern in Form von Relaxationsschaubildern zu
erarbeiten, die für die unten aufgeführten Werkstoffgruppen auf der Basis der DIN-EN-
Werkstoffnormen auch in eine zukünftige Berechnungsnorm aufgenommen werden können
• und die Betriebssicherheit und die Zuverlässigkeit von Schraubendruckfedern aus den
genannten Werkstoffgruppen zu erhöhen, Überdimensionierung und damit unnötigen
Materialeinsatz zu vermeiden sowie Schadensfälle mit allen negativen Konsequenzen stark
einzuschränken.
Vorgehensweise
Die Untersuchungen basieren im wesentlichen auf zwei Methoden:
Schwingversuche bei Raumtemperatur, die auf bis zu 8 Spannungshorizonten mit 8 bis 12
Versuchsfedern statistisch geplant und ausgewertet werden und zu Wöhlerlinien für bestimmte
Überlebenswahrscheinlichkeiten führen. Aus mehreren solcher Wöhlerlinien werden Dauerfestig-
keitsschaubilder (Goodman-Diagramme) ermittelt. Die Schwingversuche an Schraubendruckfedern
in fünf Abmessungen aus sechs unterschiedlichen Werkstoffen werden auf zwei etwa baugleichen
Federprüfmaschinen (Bosch-Federschwingen für die Federn mit Drahtdurchmesser 1 mm bis 5 mm)
sowie auf einer großen Exzenterprüfmaschine (Bauart Askon für Federn mit Drahtdurchmesser 8
mm) durchgeführt.
Tabelle 1 zeigt das Versuchsprogramm der Dauerschwingversuche mit mindestens zwei bzw. drei
unterschiedlichen Unterspannungs-Niveaus je Parameterkombination.
Schraubendruckfedern mit d= 1 mm 2 mm 3 mm 5 mm 8 mm
aus den Werkstoffen
DM kugelgestrahlt 3 3 3 3 3
DH kugelgestrahlt 3 3 3 3 ---
TDSiCr kugelgestrahlt 3 3 2 3 3
VDSiCr kugelgestrahlt 3 3 2 3 3
X10CrNi188 (1.4310) ungestrahltt 3 3 2 3 ---
X7CrNiAl177 (1.4568) ungestrahltt 3 3 2 3 ---
Für die Messungen der Federlängen und – kräfte vor und nach der Temperaturauslagerung wurde
eine im Rahmen des Vorhabens beschaffte Federprüfmaschine SF 500 der Firma Instron-Wolpert
eingesetzt.
Für den benutzten Ofen wurden Aufheiz- und Abkühlverläufe ermittelt. Diese ergeben eine Ist-
Temperatur von 162,5° C bei Soll-Temperatur 160° C unabhängig vom Ort der
Temperaturmessung. Die Aufheizphase des auf 160°C vorgeheizten Ofens nach voller Beladung
mit Verspannvorrichtungen beträgt 2 h. Die Abkühlphase des voll bestückten Ofens nach
Abschalten bei 160°C bei geschlossener Tür wurde ebenfalls ermittelt.
Ergebnisse der Dauerschwingversuche (Dauerfestigkeitsschaubilder)
In den folgenden Bildern 1 bis 3 sind die Versuchsergebnisse beispielhaft für Schraubenfedern aus
den Werkstoffen VDSiCr, DH und 1.4568 für alle untersuchte Drahtdurchmesser dargestellt, wobei
lediglich die Dauerhubfestigkeitswerte für 90 % Überlebenswahrscheinlichkeit aufgetragen und der
DIN 2089 gegenübergestellt sind. Wegen der Übersichtlichkeit ist auch nur die Linie für 0,6 x Rm bei
den Werkstoffen VDSiCr, TDSiCr und 1.4568 als obere Begrenzung der Schaubilder eingezeichnet.
In Anbetracht der Ergebnisse der Dauerschwingversuche und besonderer Versuche zur Ermittlung
des Setzverhaltens unter schwingender Beanspruchung bei hoher Unterspannung erscheint die
Anhebung der Obergrenze des Goodman-Diagrammes von bisher τkO =0,5 x Rm auf τkO =0,6 x Rm
zumindest für VDSiCr, TDSiCr und 1.4568 gerechtfertigt.
Die höchsten Dauerhubfestigkeitswerte erreichen kugelgestrahlte Federn aus dem Werkstoff
VDSiCr (in der Reihenfolge d=2, 3, 1, 5 und 8 mm). Die Dauerhubfestigkeitswerte für
kugelgestrahlte Federn aus dem Werkstoff TDSiCr sind etwas niedriger als die von VDSiCr. Die
Dauerhubfestigkeitswerte der kugelgestrahlten Federn aus DM und DH unterscheiden sich
praktisch nicht voneinander. Die Dauerhubfestigkeitswerte der ungestrahlten Federn aus 1.4568
sind erwartungsgemäß deutlich niedriger als die der kugelgestrahlten Federn aus
ölschlussvergüteten oder patentiert gezogenen Drähten und entsprechend ihrem Durchmesser
gestuft. Die Dauerhubfestigkeitswerte der ungestrahlten Federn aus 1.4310 sind noch etwas kleiner
als die der Federn aus 1.4568 und entsprechend ihrem Durchmesser gestuft.
1600
DH kugelgestrahlt
1400
TkO für Pü=90 % d=1mm
1600
VDSiCr kugelgestrahlt
1600 1.4568
nicht kugelgestrahlt
1400
/34/ T.H. Muhr : New Technologies for Engine Valve Springs. SAE Technical Paper
Series 930 912, 1993
/35/ M. O´Malley, M.P. Hayes : Der Einfluß der Oberflächenqualität auf das
Ermüdungsvermögen von austenitischen Edelstahlfedern. In : siehe /25/.