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Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ist im Blick auf die Bedeutung des
Freiheitsrechts aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG über den eigentlichen Anwendungsbereich des § 51
Abs. 1 StGB hinaus so genannte verfahrensfremde Untersuchungshaft jedenfalls dann auf eine
Freiheitsstrafe anzurechnen, wenn zumindest eine potentielle Gesamtstrafenfähigkeit der Strafe,
auf die die Untersuchungshaft angerechnet werden soll, besteht (BVerfG, 2 BvR 2352/93, 2 BvR
2232/94).
Beispiel NRW:
Jeder auf freiem Fuß befindliche Verurteilte außer Fluchtwilligen und Missbrauchstätern wird -
auch bei Verbrechen und langen Freiheitsstrafen - grundsätzlich dem offenen Vollzug zugeordnet
und kann bei Vorliegen der Voraussetzungen (Antrag, Arbeitsplatzbescheinigung des
Arbeitgebers, Krankenversicherungsbescheinigung, tatsächliche Möglichkeit, schwierig etwa bei
Montagetätigkeit) - ggf. nach 3 Tagen bis etwa 4 Wochen Aufenthalt in der JVA – weiter seiner
Arbeit nachgehen. Bei gewollter Abweichung vom Vollstreckungsplan ist der Antrag nebst Urteil,
BZR-Auszug, Arbeits- oder Ausbildungsvertrag und Sozialversicherungsausweis der vom
Verurteilten angestrebten Justizvollzugsanstalt zuzuleiten, bei Selbständigen die
Gewerbeanmeldung sowie eine Auskunft in Steuersachen, JM 4431 - IV. 28/Sdb
KG, 2 Ws 504/10
…Der Vorrang der Strafhaft tritt bei einem bereits in Untersuchungshaft befindlichen Verurteilten
nicht erst mit dem Eingang des Aufnahmeersuchens in der Justizvollzugsanstalt ein, sondern
bereits dann, wenn die Staatsanwaltschaft unmißverständlich zum Ausdruck bringt, daß die
Vollstreckung einer Freiheitsstrafe nunmehr ansteht. Anmerkung: z.B. durch Erlass eines
Haftbefehls oder Aufnahmeersuchens. (vgl. KG 2 Ws 551/10)
Vollzug von Auslieferungshaft und Durchlieferungshaft, RV d. JM vom 27. März 1986 (4422
- IV B. 1) in der Fassung vom 20. Juli 2016
1 (Fn 3)
Für den Vollzug von Auslieferungshaft und Durchlieferungshaft gelten die Vorschriften der
Strafprozessordnung und, soweit der Verfolgte ein Jugendlicher oder ein Heranwachsender ist,
die des Jugendgerichtsgesetzes über den Vollzug der Untersuchungshaft entsprechend (§§ 27
Abs. 1, 45 Abs. 6 des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen - IRG - vom
23.12.1982)….
Danach müsste auch die Auslieferungshaft durch Strafhaft unterbrochen werden; ggf. sei
Rücksprache mit der betreibenden Behörde empfohlen.
Für eine Verlegung nach Beginn des Vollzuges (§ 26 StVollstrO, Abs. 1, Satz 1, 2 Alternative)
gilt die Zustimmung der für den Justizvollzug zuständigen Aufsichtsbehörde für die Fälle erteilt, in
denen zwischen den betroffenen Anstaltsleitungen Einvernehmen über die beabsichtigte
Verlegung erzielt worden ist.“
3
Vor diesem Hintergrund ist meine Beteiligung nur noch in den Fällen erforderlich, in denen
Vollstreckungs- oder Vollzugsbehörden anderer Länder beteiligt sind. pp.
Noch präziser:
KG, 5 Ws 105/06
Hat ein Verurteilter zweifelsfrei die Einwilligung nach § 57 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 StGB abgelehnt, so
entfällt die Möglichkeit, die Vollstreckung des Rests einer Freiheitsstrafe zur Bewährung
auszusetzen. Es genügt dann, die Weigerung in einem Aktenvermerk festzuhalten. Dieser
Vermerk ist dem Verurteilten mit dem Hinweis auf die jederzeit mögliche Nachholung der
Einwilligung mitzuteilen.
Aber
Fischer in KK, § 454 StPO Rdn. 26
Durch einen eigenen Antrag macht der Verurteilte seine bisherigen Nicht-
einverständniserklärungen … gegenstandslos.
Der Verurteilte kann jederzeit einen Antrag auf bedingte Entlassung stellen, auch wenn
bereits eine negative Aussetzungsentscheidung ergangen ist.
Zur Erstverbüßer-Regelung:
§ 57 Abs. 2 Nr. 1 StGB (Erstverbüßerregelung) bleibt auch dann anwendbar, wenn der Verurteilte
in der Sache zuvor Untersuchungshaft verbüßt hatte, dann aber nach Strafaussetzung zur
Bewährung auf freien Fuß gelangt ist und nunmehr nach Widerruf der Strafaussetzung zur
Bewährung und Verbüßung der Hälfte der Strafe über eine bedingte Entlassung zu entscheiden
ist.
3. § 454 b Abs. 2 Satz 2 StPO steht der erneuten Aussetzung widerrufener Strafreste gem. § 57
StGB - wenn dies prognostisch gerechtfertigt ist - nicht entgegen.
Verlust der Amtsfähigkeit und Wählbarkeit, § 45 StGB, Nr. 12 MiStra – OLG Nürnberg, Ws
936/85
… Wer infolge einer Verurteilung gem. §§ 45, 45b StGB das passive Wahlrecht verloren hat,
kann nicht Mitglied einer politischen Partei sein (§ 10 Abs. 4 PartG)
1.Mesta-Einleitung fertigen
2. Entscheidung und Sanktion erfassen
3. Ggf. Einbeziehungen erfassen
4. Überprüfung der Rechtskraft und Angabe des Fundortes in der Einleitungs-Vfg.
5. evtl. Vollstreckungsübersicht StA 70 über den Einleitungsbutton in Mesta erstellen
6. Untersuchungshaftzeiten notieren, falls vorhanden (Akte ist zu kontrollieren)
Gem. §§ 51 Abs. 1 S. 1, 39 StVollStrO sind unter anderem Haft und vorläufige Unterbringung
gem. §§ 81, 126 a StPO anzurechnen
7. Prüfung, ob Gesamtstrafenbildung in Betracht kommt, BZR-Auszug prüfen
8. Mitteilungen gem. Nr. 13 Mistra zum Bewährungsverfahren
9. Mitteilung zum BZR besondere Mitteilungspflichten prüfen (§§ 25 JArbSchG; 17 Abs. 2 BZRG;
45 StGB, Gewerbezusammenhang)
bei Gesamtfreiheitsstrafen muss die Einzelstrafe die Voraussetzungen des § 45 StGB erfüllen,
Fischer StGB, Nr. 6 zu § 45 StGB;
10. Ggf. Verkehrszentralregister
11. Mitteilung gem. Nr. 11 MiStra online an Polizei
12. Zählkarte - Strafverfolgungsstatistik in Düsseldorf
13. Vorlage an KB für die Verfahrenskosten
14. ggf. bei Einbeziehungen Ablichtungen der Entscheidungen aus den
einbezogenen Verfahren fertigen lassen und zum VH nehmen
15. Mitteilung bei Einbeziehung gem. § 8 StVollstrO an die einbezogene Sache unter
Beifügung der Entscheidung und Mitteilung, ob Anrechnungen erfolgen oder nicht
16. AbI. der Entscheidung/en gem. Nr. 140 RiStBV an VU und Verteidiger
17. MiStra-Mitteilungen falls erforderlich Nr. 11 Abs. 2 MiStra an Einleitungsbehörde
Hauptzollamt, Bundespolizei, ARGE, Sozialamt, Finanzamt, Ausländeramt etc.
18. gfls. Beiakten trennen
19. gesiegeltes Aufnahmeersuchen fertigen
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1. Mesta-Einleitung fertigen
2. Entscheidung und Sanktion erfassen
3. ggf. Einbeziehungen erfassen
4. Überprüfung der Rechtskraft und Angabe des Fundortes in der Einleitungs-Vfg
5. evtl. Vollstreckungsübersicht StA 70 über den Einleitungsbutton in Mesta erstellen
(nicht zwingend, je nach Haus-Richtlinien der betr. StA)
6. Untersuchungshaftzeiten notieren, falls vorhanden (Akte ist zu kontrollieren!)
7. Belehrung nach § 268a StPO vermerken und weitere Angaben mit Blattzahl angeben,
8. falls diese fehlt, ist die Belehrung durch das Gericht nachzuholen (Formular Sta-8)
Wenn die Festsetzung der Bewährungszeit unterblieben ist, kann dies nicht nachgeholt werden;
es gilt dann die gesetzliche Mindestdauer von 2 Jahren!
9. Bewährungsheft angelegt (sonst Akte zurück mit der Bitte um Anlegung-sta-8)
10. Frist 3 Monate nach Ende der Bewährungszeit setzen (denn zu diesem Datum steht erst der
Erlassbeschluss an) Dies ist teilweise in MESTA voreingestellt.
11. Prüfung, ob eine Gesamtstrafenbildung in Betracht kommt, BZR-Auszug prüfen, gfls. auch
Mitteilungen gem. Nr. 13 MiStra zum Bewährungsverfahren oder Führungsaufsicht
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12. Bewährungsaufsicht und das Bewährungsheft führt das Gericht (des Wohnortes)- §§ 453b,
462a Abs. 2 StPO, RV vom 14. August 2001 (4261 - III A. 1)
13. Mitteilung zum BZR besondere Mitteilungspflichten prüfen (§§ 45 StGB, 25 JArbSchG, 17
Abs. 2 BZRG) Gewerbezusammenhang
14. Ggf. Verkehrszentralregister
15. Mitteilung gem. Nr. 11 Mistra
16. Zählkarte - Strafverfolgungsstatistik in Düsseldorf
17. Vorlage an KB für die Verfahrenskosten
18. ggf. bei Einbeziehungen Ablichtungen der Entscheidungen aus den einbezogenen Verfahren
fertigen lassen und zum VH nehmen
19. Mitteilung gern § 8 StVollstrO an die einbezogene Sache unter Beifügung der
Entscheidung und Mitteilung, ob Anrechnungen erfolgen oder nicht
20. AbI. der Entscheidung gern. Nr. 140 RiStBV an VU und Verteidiger
21. MiStra-Mitteilungen, falls erforderlich
22. ggf. Beiakten trennen
23. zur notierten Frist
24. ggf. Asservate bereinigen
25. gerichtliche und außergerichtliche Einziehung und Verwertung prüfen
26. wird nichts zu den Asservaten gesagt - Vorlage an den Staatsanwalt
…sind die Verlängerung der Bewährungszeit sowie der Widerruf der Strafaussetzung auch nach
dem Ablauf der Bewährungszeit möglich.
Beispiel:
Ursprüngliche Bewährungszeit 3 Jahre, verlängert auf 5 Jahre. Eine Verlängerung ist auf bis zu 6
Jahre 6 Monate möglich! Alt.: 5 Jahre, Verlängerung auf 7,5 Jahre
1. Die Überschreitung des Höchstmaßes der Bewährungszeit nach StGB § 56f Abs 2 findet bei
der Berechnung der Dauer des Verlustes der Amtsfähigkeit, der Wählbarkeit und des
Stimmrechts keine Berücksichtigung.
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Anmerkung:
Der Sicherungshaftbefehl nach § 453 c StPO geht grundsätzlich dem Widerrufs-Beschluss als
mildere Maßnahme vor! Die Zeit verbüßter Sicherungshaft ist bei Widerruf in die Strafzeit
„einzurechnen“. Im Falle des Widerrufes wegen einer neuen Freiheitsstrafe ohne Bewährung
empfehle ich grundsätzlich eine Haftdatei-Anfrage an die Fahndung-Sachbearbeiter; oft wird der
Widerrufsbeschluss an die Wohnadresse zugestellt, obwohl der Verurteilte bereits für die neue
Strafe einsitzt. Dann ist die Zustellung erneut mit Gefangenen-EB auszuführen und die
Rechtskraft zu berichtigen!
Wird mit öffentlicher Zustellung widerrufen, ist der Verurteilte nach Festnahme mit
Rechtsmittelbelehrung „Wiedereinsetzung“ (RMB 93) zu belehren.