Z E I T U NG F Ü R D E U T S C H LA N D
Donnerstag, 3. Januar 2019 · Nr. 2 / 1 D 2
45 Millionen
Erwerbstätige
in Deutschland
dc. BERLIN, 2. Januar. Die Zahl der
Erwerbstätigen in Deutschland hat im
Jahr 2018 einen neuen Höchststand er-
reicht und wird nach Einschätzung von
Arbeitsmarktforschern auch 2019 deut-
lich steigen. Wie das Statistische Bun-
desamt am Mittwoch auf Grundlage
einer Hochrechnung miteilte, waren im
Durchschnitt des vergangenen Jahres
insgesamt 44,8 Millionen Menschen
als Arbeitnehmer oder Selbständige tä-
tig. Das sind 562 000 Personen oder
1,3 Prozent mehr als 2017. Seit dem Be-
ginn des Aufschwungs am Arbeits-
markt vor 15 Jahren ist die Zahl der Er-
werbstätigen damit um 5,5 Millionen
Personen gestiegen. Dieser Anstieg
geht fast ausschließlich auf zusätzliche
Arbeitsplätze für Arbeitnehmer zu-
rück. Die Zahl der Selbständigen verän-
derte sich dagegen kaum. Trotz jüngs-
ter konjunktureller Schwächezeichen
erwartet das Institut für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschng (IAB) für dieses
Jahr einen weiteren Anstieg der Er-
werbstätigkeit um rund 500 000 Perso-
nen. „Der Arbeitskräftebedarf wird
hoch bleiben“, sagte IAB-Forscher
Enzo Weber dieser Zeitung. „Diese
Entwicklung ist auch bei konjunkturel-
len Schwankungen robust, die weltwirt-
schaftlich etwa vom Brexit oder Han-
delskonflikten ausgehen könnten.“ Be-
grenzt werde der Aufschwung am Ar-
beitsmarkt vor allem durch Arbeitskräf-
temangel. (Siehe Wirtschaft, Seite 15.)
Heute
Restitution oder
doch nicht?
Ein Streitgespräch zwischen den
Historikern Horst Bredekamp und
Jürgen Zimmerer über afrikanische
Beutekunst. Feuilleton, Seite 11
Ohne den Erleuchter
Hat die religiöse Gülen-Bewegung
eine Zukunft, wenn ihr einsamer
Anführer Fethullah Gülen eines
Tages stirbt? Politik, Seite 3
Silvester feiern war gottlos
In der Türkei wird alles ins Zeichen
des Religiösen gesetzt. Und die
Glaubensbehörde beschwört
Terror herauf. Feuilleton, Seite 9
Angst vor neuer Krise
Irlands Wirtschaft wächst und
damit auch die Steuereinnahmen.
Doch bald könnte eine Überhitzung
drohen. Wirtschaft, Seite 17
Schumacher wird 50
Zum Geburtstag des ehemaligen
Formel-1-Fahrers gibt es für Fans
eine App. Wie es ihm geht, bleibt
ein Geheimnis. Sport, Seite 28
Das Geld und das Glück
Reich zu sein, ist ihr nicht mehr
genug: Die westaustralische
Hauptstadt Perth will jetzt auch
sexy werden. Reiseblatt, Seite R 1
Briefe an die Herausgeber Seite 25
Zahl der Toten nach
Explosion steigt weiter
fia. FRANKFURT, 2. Januar. Nach der
Explosion in einem Wohnhaus im rus-
sischen Magnitogorsk ist die Zahl der
Toten auf 27 gestiegen. Knapp 20 Men-
schen gelten weiterhin als vermisst. Als
Ursache gilt nach Aussage der Ermittler
eine Gasexplosion in dem 1973 errich-
teten zehnstöckigen Haus. Im Internet
verbreiteten sich nach einer zweiten Ex-
plosion in der Industriestadt Gerüchte
darüber, dass es sich um einen terroristi-
schen Anschlag gehandelt habe. (Siehe
Deutschland und die Welt.)
4<BUACUQ=eacjad>:p;l;V;V;m
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HERAUSGEGEBEN VON WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER, HOLGER STELTZNER
Dänemark trauert
Unglücksort – Auf der Brücke über den Großen Belt in Dä-
nemark ist es am Mittwochmorgen bei stürmischem Wetter
zu einem schweren Unfall gekommen. Nach ersten Ermitt-
lungsergebnissen der Behörden kollidierte ein Personenzug
mit einem Teil der Ladung eines entgegenkommenden
Dobrindt: Mehrheit der Deutschen
unterstützt Migrationspolitik der CSU
Abschiebungen sollen erleichtert werden / Grüne: Effekthascherische Vorschläge
elo./mwe. BERLIN, 2. Januar. Die CSU
sieht sich in ihrer Migrationspolitik von ei-
ner Mehrheit der Deutschen unterstützt.
„Unser klarer Kurs in der Migrationspoli-
tik von Humanität und Recht und Ord-
nung gleichermaßen hat Zustimmung bei
einer Mehrheit der Bevölkerung“, sagte
CSU-Landesgruppenchef Alexander Do-
brindt dieser Zeitung. Der Streit des vori-
gen Jahres zwischen CSU und CDU sei am
Ende von persönlichen Auseinanderset-
zungen bestimmt worden, die inhaltliche
Ausrichtung der CSU aber sei richtig gewe-
sen. Sein Auftrag sei es gewesen, die CSU
in Berlin inhaltlich wieder stärker zu posi-
tionieren. „Das ist gelungen. Die CSU im
Bundestag wird wieder stärker wahrge-
nommen, ihr Einfluss ist gestiegen“, sagte
Dobrindt vor Beginn einer Klausur der
Schwere Fehler führten zu „Tiger“-Absturz
Vorwürfe gegen Airbus- und Bundeswehr-Techniker / Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung
ms. FRANKFURT, 2. Januar. Der tödliche
Absturz eines Kampfhubschraubers „Ti-
ger“ vor eineinhalb Jahren in Mali geht
auf schwere Fehler und Versäumnisse von
Technikern des Herstellers Airbus Heli-
copters Deutschland und der Bundeswehr
in Fritzlar zurück. Das ist das Ergebnis des
Untersuchungsberichts, der dieser Zei-
tung vorliegt. Danach seien 15 Monate
vor dem Unglück umfangreiche Reparatu-
ren an dem Hubschrauber vorgenommen
worden, in deren Folge die Steuerung des
Hauptrotors neu eingestellt werden muss-
te. Diese Arbeiten hätten drei Techniker
von Airbus Helicopters vorgenommen,
die nicht in der erforderlichen Weise quali-
fiziert gewesen seien. In der Folge sei das
Längssteuer des Hubschraubers um zehn
Grad nach hinten verschoben worden,
Täter von Bottrop nennt
Ausländerhass als Motiv
F.A.Z. FRANKFURT, 2. Januar. Der
Mann, der in der Silvesternacht in Bottrop
und Essen mehrere Menschen mit seinem
Auto verletzte, hat aus fremdenfeind-
lichen Motiven gehandelt. In seiner Ver-
nehmung soll der 50 Jahre alte Deutsche
nach Informationen der Zeitschrift „Der
Spiegel“ gesagt haben, die vielen Auslän-
der seien ein Problem für Deutschland,
das er lösen wolle. Den Behörden waren
bislang keine Kontakte des Mannes zu
Rechtsextremen bekannt. Acht Männer,
Frauen und Kinder wurden bei der Tat ver-
letzt, darunter eine syrische Familie, eine
afghanische Mutter und ihr vier Jahre alter
Sohn, ein zehn Jahre altes Mädchen aus Sy-
rien und ein 34 Jahre alter Deutscher mit
türkischen Wurzeln. (Siehe Seite 4.)
Güterzugs des deutschen Unternehmens DB Cargo.
Sechs Menschen kamen ums Leben, 16 wurden verletzt.
Die 18 Kilometer lange Schienen- und Straßenverbindung
zwischen den Inseln Fünen und Seeland ist einer der
wichtigsten Verkehrswege des Landes. Seite 7
CSU-Landesgruppe am Donnerstag in
Kloster Seeon.
Bei dem Treffen soll es auch um die Er-
leichterung von Abschiebungen abgelehn-
ter Asylbewerber gehen. Wer sich der Ab-
schiebung entziehe, solle mit Sanktionen
zu rechnen haben, steht in einer Be-
schlussvorlage. Straftäter sollten wäh-
rend ihrer Haft, spätestens mit deren
Ende, abgeschoben werden nach der Devi-
se: „Vom Gefängnistor direkt zum Abflug-
gate.“ Das vom CSU-Vorsitzenden Horst
Seehofer geführte Bundesinnenministeri-
um prüft die Vorschläge.
Nach den Angriffen von alkoholisierten
Asylsuchenden auf Passanten im bayeri-
schen Amberg denkt auch Seehofer über
eine Verschärfung der Gesetze nach.
„Wenn Asylbewerber Gewaltdelikte bege-
was dem Verteidigungsministerium zufol-
ge die „direkte und unmittelbare Ursache“
für den Absturz war. Airbus teilte dazu
mit, es habe „zur Kenntnis genommen,
dass die fehlerhafte Einstellung der Rotor-
steuerung ein Faktor in der Ereigniskette
war, die zu dem Unglück geführt hat“.
Allerdings hätte auch die Bundeswehr
das Unglück verhindern können, wenn sie
ihre eigenen Vorschriften beachtet hätte.
Dem Untersuchungsbericht zufolge ver-
säumten es die Techniker in Fritzlar, die
ordnungsgemäße Erledigung der Repara-
turarbeiten durch das Airbus-Personal zu
überprüfen. Das sehen die Vorschriften
vor. Die Techniker aber hätten das nicht
gewusst, heißt es. Der fatale Fehler war ei-
nem Bundeswehr-Prüfer vor der Wieder-
freigabe des Hubschraubers für den Flug-
Romney: Trump nicht
als Präsident geeignet
F.A.Z. FRANKFURT, 2. Januar. Der frü-
here republikanische Präsidentschafts-
kandidat Mitt Romney hat Amerikas Prä-
sidenten Donald Trump scharf kritisiert
und dessen Tauglichkeit für das Amt in
Frage gestellt. „Sein Verhalten in den ver-
gangenen zwei Jahren, insbesondere sei-
ne Handlungen im vergangenen Monat,
sind ein Beleg dafür, dass der Präsident
dem Amt nicht gerecht geworden ist“,
schrieb Romney in einem Gastbeitrag für
die Zeitung „Washington Post“. Nicht alle
politischen Vorhaben Trumps seien fehl-
gerichtet, betonte Romney. Ein Präsident
müsse aber auch ein Vorbild für die Ame-
rikaner sein; hier habe der gegenwärtige
Amtsinhaber große Defizite. (Kommen-
tar Seite 8.)
Foto EPA
hen, müssen sie unser Land verlassen.
Wenn die vorhandenen Gesetze dafür
nicht ausreichen, müssen sie geändert wer-
den“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Dafür
wurde er nicht nur von der Grünen-Abge-
ordneten im Bundestag Irene Mihalic kriti-
siert, die von „effekthascherischen Vor-
schlägen“ sprach. Der zur CDU gehörende
Innenminister von Nordrhein-Westfalen,
Herbert Reul, sagte mit Blick auf Seeho-
fers Vorstoß, er sei „ein bisschen vorsich-
tig geworden in den letzten Jahren, denn
eine Gesetzesänderung allein bringt es ja
nicht“. Bayerns Innenminister Joachim
Herrmann (CSU) sagte, noch sei in ei-
nem solchen Fall eine Abschiebung recht-
lich nicht möglich. „Wir setzen alle Hebel
in Bewegung, um das zu ändern.“ (Siehe
Seiten 3 und 4.)
betrieb aufgefallen. Doch eine extra einbe-
rufene Gruppe von Fachleuten kam zu
dem Ergebnis, dass sich der Prüfer vermes-
sen habe.
Trotz der falschen Einstellung des
Hauptrotors flog der Hubschrauber an-
schließend mehr als hundert Flugstunden
unfallfrei. Als er aber im Juli 2017 mit ho-
her Geschwindigkeit und großer Last auf-
gebrochen war, wirkte sich der Reparatur-
fehler verheerend aus. Der Hubschrauber
stürzte aus etwa 500 Metern Höhe ab. Wie
es in dem Untersuchungsbericht heißt,
hätten Pilot und Kommandant keine Über-
lebenschance gehabt. Die Staatsanwalt-
schaft Kempten hat inzwischen ein Ver-
fahren wegen des Verdachts der fahrlässi-
gen Tötung gegen die drei Airbus-Techni-
ker eingeleitet. (Siehe Seite 2.)
Chinas Präsident
droht Taiwan
F.A.Z. FRANKFURT, 2. Januar. Chinas
Präsident Xi Jinping will die „Wiederver-
einigung“ mit dem demokratischen Tai-
wan notfalls auch mit Gewalt erzwingen.
China müsse und werde auch wiederver-
einigt werden, sagte Xi am Mittwoch
laut der amtlichen Nachrichtenagentur
Xinhua in einer Rede in der Großen Hal-
le des Volkes in Peking. Ein unabhängi-
ges Taiwan werde in eine Sackgasse füh-
ren. China wolle eine friedliche Wieder-
vereinigung erreichen, lasse aber „kei-
nen Raum für separatistische Aktivitä-
ten“. Seit Gründung der Volksrepublik
1949 betrachtet Peking die Inselrepublik,
die selbst demokratische Wahlen abhält,
als Teil des eigenen Territoriums. (Siehe
Seite 2; Kommentar Seite 8.)
2,90 € D 2954 A
Immer wieder dasselbe
Von Jasper von Altenbockum
E s ist beileibe nicht das erste Mal,
dass sich die Asylpolitiker vor ein
Dilemma gestellt sehen: Mit offenen
Armen aufgenommene Asylbewerber
entpuppen sich als Klein- oder Groß-
kriminelle. Gewalttätige Asylbewer-
ber wie jetzt in Amberg – das ist so
ziemlich das Letzte, was mit dem Asyl-
recht bezweckt wird. Es ist ja richtig,
worauf der Flüchtlingsrat in Bayern
hinweist: Wer hier straffällig wird, soll-
te auch hier verurteilt werden. Für den
ausländerfeindlichen Amokfahrer von
Bottrop gilt das schließlich auch. Der
Unterschied ist aber doch: Was ist mit
dem Aufenthaltsrecht von Asylbewer-
bern, die nur ins Land gelassen wur-
den, weil selbstredend angenommen
wurde, sie wollten ihre Gastgeber
nicht mit Füßen treten?
Zu den wiederkehrenden Antwor-
ten, auch jetzt wieder von Horst See-
hofer, gehört es, dass in solchen Fäl-
len eine schnellere Abschiebung mög-
lich sein müsse. Doch beileibe nicht
nur das Argument, Strafe müsse sein,
steht dem entgegen. Hindernisse ver-
schwinden nicht einfach, indem Geset-
ze geändert werden – es sei denn, die
Gesetze sind das Hindernis. Zu den
längst bekannten gehört der Miss-
Rumänien als Symptom
Von Reinhard Veser
A uf Kritik aus der EU antwortet
die rumänische Regierung neuer-
dings mit einem Gegenvorwurf: Für
Brüsseler Bürokraten und manche eu-
ropäischen Regierungen sei es zur Ge-
wohnheit geworden, sich grundlos ne-
gativ über Rumänien zu äußern – und
zwar nur, weil es in Osteuropa liegt.
Das ist eine leere Schutzbehauptung.
Die Regierung in Bukarest hat sich die
harten Worte verdient, die sie in den
Wochen vor der Übernahme der EU-
Ratspräsidentschaft zum Jahresanfang
aus Brüssel zu hören bekam. Ihr Han-
deln kreist seit zwei Jahren unter dem
Deckmantel einer „Justizreform“ um
das Ziel, führende Politiker aus ihren
Reihen davor zu bewahren, wegen Kor-
ruption ins Gefängnis zu müssen. Falls
es ihr gelingt, alle ihre Vorhaben durch-
zusetzen, bleibt vom Rechtsstaat in Ru-
mänien nur eine Ruine.
Die rumänische Regierung hat mit
ihren Anschuldigungen indes eine Wei-
se angestimmt, die anderswo schon
länger gesungen wird: In Budapest und
Warschau wird die ständige Konfronta-
tion mit Brüssel als „Emanzipation
Osteuropas“ verkauft. Das Gefühl, als
Mitglieder zweiter Klasse behandelt
zu werden, reicht weit über die Kreise
der dort herrschenden EU-Skeptiker
hinaus: Der Verdacht, dass internatio-
nale Konzerne den weniger zahlungs-
kräftigen EU-Bürgern im Osten Scho-
kolade, Hautcreme und Waschmittel
von schlechterer Qualität als denen im
Westen verkaufen, ist überall in Osteu-
ropa ein Daueraufreger. Gibt es also in-
nerhalb der EU einen neuen Ost-
West-Konflikt? Driftet nach Großbri-
tannien im Westen auch der Osten des
Kontinents von der EU weg?
Populismus und Nationalismus sind
keine osteuropäischen Besonderhei-
ten, sie gedeihen auch in den alten
EU-Ländern seit langem gut. Doch sie
werden in Osteuropa von einigen Be-
sonderheiten begünstigt. Zwischen
der EU und ihren ehemals realsozialis-
tischen Mitgliedern im Osten bestand
vor deren Beitritt eine Art Lehrer-
Schüler-Verhältnis: Die EU-Kommissi-
on gab Reform-Hausaufgaben auf und
bewertete dann deren Erledigung. Die-
se ungute Hierarchie schwingt in den
inzwischen formal gleichberechtigten
Beziehungen noch immer mit – so-
wohl in der Wortwahl mancher west-
europäischer Politiker als auch in der
Wahrnehmung der Ostmitteleuropäer,
die aufgrund ihrer historischen Erfah-
rung sehr empfindlich sind, wenn sie
Fremdbestimmung wittern. Dieses Ge-
fühl kann leicht politisch instrumenta-
lisiert werden.
Die Regierung in Rumänien greift
mit der Demontage des Rechtsstaats
und ihrer immer wilder werdenden
Rhetorik die Fundamente der Demo-
kratie an. In einem bedeutenden Teil
der rumänischen Gesellschaft ruft das
heftigen Protest hervor. Aber wie die
Regierungen in Polen und Ungarn, die
F. A. Z. im Internet: faz.net
stand, dass etliche Migranten ohne Pa-
piere nach Deutschland kommen –
nicht nur aus nackter Not, wie es im-
mer wieder gerne heißt, sondern weil
sie wissen, dass es dann schwieriger
ist, sie im Falle ihrer Ablehnung wie-
der nach Hause oder in den Staat zu
schicken, aus dem sie kommen und
wo sie schon Schutz gefunden hatten.
So verhält sich nicht eine Minderheit,
sondern es ist, trotz bereits verschärf-
ter Gesetze, ein Massenphänomen. Es
ist vor allem der Hauptgrund, warum
es leichter gesagt als getan ist, Ab-
schiebungen durchzusetzen.
Was viele Verfechter des Asylrechts
nicht hören wollen: Die Bereitschaft,
mit offenen Armen aufzunehmen,
sinkt im Sturzflug, wenn auf Dauer
ein solcher Missstand in Kauf genom-
men oder gar verteidigt wird. Absurd
wird es, wenn der deutsche Staat da-
bei zuschaut, wie ihm Ausländer auf
der Nase herumtanzen, indem sie ihre
Herkunft und Identität bewusst ver-
schleiern. Der Gesetzgeber ist dage-
gen zwar schon aktiv geworden. Aber
noch immer gilt: Amberg ist einer von
vielen bedauerlichen Einzelfällen, die
nicht dafür sprechen, etwas wirklich
grundlegend zu ändern. Damit neh-
men gerade die Befürworter des Asyl-
rechts früher oder später eine Debatte
darüber in Kauf, ob das Asylrecht, das
sich Deutschland und Europa leisten,
wirklich noch zeitgemäß ist.
schon länger auf einem ähnlichen Weg
sind, ist sie aus freien Wahlen hervor-
gegangen. Der Sieg der nur dem Na-
men nach sozialdemokratischen PSD
in Rumänien nährt sich aus ähnlichen
Quellen wie die populistischen Aufwal-
lungen in Westeuropa – nur sind viele
gesellschaftliche Gegensätze in Rumä-
nien (wie anderswo in Osteuropa)
noch stärker ausgeprägt. Diese Länder
sind seit dem Ende des Kommunismus
vor nun fast dreißig Jahren auf einem
erfolgreichen Weg schwieriger Refor-
men zu Marktwirtschaft und Demokra-
tie – so wird es jedenfalls im gängigen
Jargon der Politiker ausgedrückt. Das
ist nicht falsch, denn es gibt viele greif-
bare Fortschritte, aber es hört sich für
viele Menschen aus verständlichen
Gründen falsch an. In ihrem Alltag
Die EU hat die Hoffnung
vieler Rumänen nicht
erfüllt: Wohlstand und
das Ende der Korruption.
kam diese Politik als jahrzehntelanger
Stresstest dafür an, wie viel Verände-
rung eine Gesellschaft auf Dauer aus-
hält. Anfangs war das von der Hoff-
nung begleitet: Wenn erst die EU-Mit-
gliedschaft erreicht ist, dann wird es
besser. Aber nach dem Beitritt eröff-
net sich nicht der Blick auf ein besse-
res Leben, sondern auf eine weite und
breite Ebene, auf der ein Ziel nicht
mehr erkennbar ist.
Rumänien ist ein zutiefst gespalte-
nes Land. Die am leichtesten greifbare
Trennlinie verläuft zwischen den
meist gut ausgebildeten Menschen, die
in den Städten gegen eine Regierung
demonstrieren, für die Korruption poli-
tische Norm ist, und jenen Wählern in
Dörfern und kleinen Städten. Deren
einzige soziale Sicherung besteht kurz-
fristig darin, dass die – auf ihre Kosten
geknüpften – klientelistischen Netz-
werke erhalten bleiben, damit etwas
zu ihnen herabfallen kann.
Der heutige Zustand Rumäniens ist
nicht nur Ergebnis von Entwicklun-
gen, die in seiner Geschichte und Ge-
sellschaft begründet sind, sondern
auch Symptom für den Zustand der
EU: Deren Bindekraft und die der mit
ihr verbundenen Werte nehmen ab.
Vor sechs Jahren haben die Postkom-
munisten schon einmal einen dreisten
Versuch unternommen, den rumäni-
schen Staat zu kapern. Unter dem
Druck aus Brüssel gaben sie rasch
nach. Heute rufen mahnende Worte
aus der EU nur noch rhetorische Ge-
genschläge hervor – die Vorbilder Un-
garns und Polens zeigen, wie weit man
damit kommt. Allerdings: Es ist nicht
alles schwarz. In der rumänischen Be-
völkerung genießt die EU noch immer
hohes Ansehen – größeres als die na-
tionalen Institutionen. Auch das ist in
Rumänien so wie in vielen anderen ost-
europäischen Mitgliedstaaten auch.
SEITE 2 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R. 2 FPM Politik F RA N KF U RTER A LLGEME I NE ZEI TUNG

Ein Unglück und viele Ursachen Schwäbelnd

tor ausging. Was dann genau etwa 18 Mi-
Ein Bericht der nuten nach dem Start in Gao geschah, hat
Bundeswehr zeigt, dass die Bundeswehr unter anderem mit Hilfe
von Fachleuten des Deutschen Zentrums
mehrere Fehler zu dem für Luft- und Raumfahrt sowie das Bayeri-
tödlichen Absturz des schen Landeskriminalamts in Computer-
simulationen nachgezeichnet. Danach
„Tiger“-Hubschraubers sorgte zunächst eine „bislang in der Aus-
wirkung unbekannte Blattspitzenwirbel-
in Mali führten. Auch Rotor-Interaktion“ dafür, dass der Hub-
schrauber plötzlich stieg. Der Autopilot
der Hersteller Airbus steuerte erst verzögert dagegen und kom-
muss sich erklären. mandierte den Steuerknüppel dann umso
stärker nach vorn, damit der Hubschrau-
ber die Nase wieder herunter nimmt.
Von Marco Seliger Das war der Moment, in dem die feh-
lerhafte Rotoreinstellung ihre verheeren-
de Wirkung entfaltete. Wenn ein Hub-
FRANKFURT, 2. Januar schrauber die Nase nach unten nimmt,
erfolgreich
Wie Kretschmann seinen
Dialekt politisch nutzt
Von Rüdiger Soldt
STUTTGART, 2. Januar. Winfried
Kretschmann setzt den schwäbischen
Dialekt schon viele Jahre auch poli-
tisch ein. Wenn ihn Fragen nerven,
schimpfte er schon früher gern: „Jeddz
isch d’Kaddz scho da Baum nuff.“ Das
heißt: Richtige Frage, falscher Zeit-
punkt, zwecklos, über dieses Problem
länger zu reden – die Katze war schnel-
ler. Und wenn Kretschmann einem un-
verschämten Bürger Bescheid gibt,
nutzt er die schwäbische Mundart eben-

S
ie waren gerade erst von einem drei-
stündigen Flug zurückgekommen,
als Stabshauptmann Thomas Müller
und Major Jan Färber einen neuen Auf-
trag bekamen. Zwei malische Milizen lie-
ferten sich nahe der Ortschaft Takellout,
etwa eine Flugstunde vom Bundeswehr-
Feldlager in Gao entfernt, schwere Kämp-
fe. Sie sollten sofort mit ihrem Kampfhub-
schrauber „Tiger“ losfliegen und schauen,
was dort los ist.
Was dann geschah, hat die Bundes-
wehr nun nach einer anderthalbjährigen
Untersuchung ermittelt. Danach ist der
Absturz des „Tigers“ am 26. Juli 2017 in
Mali nicht auf Beschuss und auch nicht
auf Materialversagen zurückzuführen.
Das wurde anfangs von Beobachtern in
Deutschland vermutet. Auch die Besat-
zung und die in Gao eingesetzten Techni-
ker trifft keine Schuld. Der Absturz des
Hubschraubers geht vielmehr auf Fehler
und Versäumnisse bei der Reparatur am
Heimatstandort Fritzlar 15 Monate vor
dem Mali-Einsatz zurück.
Die Ursache für den tödlichen Absturz
liegt sowohl beim Hersteller Airbus Heli-
copters Deutschland als auch bei der Bun-
deswehr. Dieser Zeitung liegt der Unter-
suchungsbericht des „General Flugsicher-
heit“ dazu vor. Diese Militärdienststelle
untersucht Flugunfälle in der Bundes-
wehr. Demzufolge hat Airbus drei Techni-
ker an dem Unglückshubschrauber arbei-
ten lassen, die nicht die erforderlichen
Qualifizierungen hatten, während die
Bundeswehr ihre eigenen Vorschriften
missachtete. Die Militärtechniker in
Fritzlar versäumten eine zwingend vorge-
schriebene Überprüfung der Reparaturar-
beiten. Das bezahlten am Ende Thomas
Müller und Jan Färber, zwei der erfah-
rensten deutschen „Tiger“-Piloten, mit
dem Leben.
Der Kampfhubschrauber „Tiger“ ist
mit einem rechtsdrehenden gelenklosen
Vierblatt-Hauptrotor und einem klassi-
schen Dreiblatt-Heckrotor ausgestattet.
Seinen Erstflug hatte er im April 1991.
Seit 16 Jahren wird er in Serie produziert,
die Bundeswehr hat 62 Exemplare be-
schafft. Der aus Verbundwerkstoffen ge-
fertigte Hubschrauber besitzt ein Tandem-
cockpit, bei dem der Pilot im vorderen
Teil und der Kommandant im leicht er-
höhten hinteren Teil sitzt.
Etwa eine Stunde nach dem ersten
Flug bestiegen Müller und Färber an je-
nem Sommertag abermals ihr Fluggerät.
An der rechten Seite war ein Zusatztank
mit Kerosin und an der linken Seite eine
Maschinenkanone mit 400 Schuss Muniti-
on angebracht. Die Soldaten verstauten
ihre Notausstattung; dazu zählen ein Ge-
wehr, eine Maschinenpistole und eine Pis-
tole. Sie sind zur Selbstverteidigung ge-
dacht für den Fall, dass der Hubschrau-
ber notlanden muss. Durch die Beladung
hatte der Hubschrauber ein hohes Start-
gewicht.
Seit März 2015 sind etwa tausend deut-
sche Soldaten im Rahmen der UN-Missi-
Gefährlicher Einsatz: Ein „Tiger“-Hubschrauber im Bundeswehrlager in Gao
on „Minusma“ in Gao eingesetzt. Die
Stadt liegt am südlichen Rand der Saha-
ra in Zentralmali. Die Bundeswehr soll
dort Informationen über die Kriegspar-
teien beschaffen, die sich im Norden Ma-
lis bekämpfen. Der Ort Takellout befin-
det sich etwa 200 Kilometer von Gao ent-
fernt. Die Besatzung hatte es eilig, sie
wollte schnell am Zielort sein. Deshalb
entschied sie sich, mit einer Triebwerks-
leistung von 80 Prozent des Maximalwer-
tes zu fliegen. Das ist in der Regel nur
fünf Minuten pro Flug erlaubt. Nachdem
der Hubschrauber eine Höhe von 500 Me-
tern erreicht hatte, übernahm der Auto-
pilot die Steuerung, das ist bei Kampf-
hubschraubern möglich. Die Besatzung
soll sich unterwegs auf das Gefecht vor-
bereiten können und nicht dadurch abge-
lenkt sein, Geschwindigkeit und Flughö-
he zu halten.
Das Unglück von Thomas Müller und
Jan Färber begann allerdings nicht erst
an jenem Julitag 2017, sondern schon 15
Monate zuvor. Im März 2016 bemerkten
Militärtechniker am Heimatstandort in
Fritzlar eine Störung am Hauptrotor des
Hubschraubers. Der Fehler war so kom-
pliziert, dass er von den Soldaten alleine
nicht zu beheben war. Für solche Fälle ar-
beitet das Kampfhubschrauberregiment
36 in Fritzlar mit dem „Tiger“-Hersteller
Airbus Helicopters aus Donauwörth zu-
sammen. Das Unternehmen schickte
drei Techniker, sie sollten die Steuerung
des Hauptrotors einstellen. Der Hauptro-
tor ist bei einem Hubschrauber das, was
die Flügel bei einem Flugzeug sind. Er er-
zeugt den Effekt einer sich drehenden
und damit Auftrieb erzeugenden Schei-
be. Darüber hinaus ist er aber auch für
den Vortrieb verantwortlich. Wenn die
Rotorblätter leicht nach oben angestellt
sind, wird Luft unter die Blätter geschau-
felt, die den Hubschrauber anschiebt.
Beim „Tiger“ existieren zwei unterschied-
liche Verfahren, wie die Hauptrotorsteue-
rung eingestellt werden kann. Eines die-
ser Verfahren wird bei Airbus, das ande-
re bei der Bundeswehr angewendet. War-
um das so ist, geht aus dem Untersu-
chungsbericht nicht hervor. Hubschrau-
ber sind, wie auch andere Waffensyste-
me, heute so komplex, dass Militärtechni-
ker bei schwierigen technischen Proble-
men ohne Unterstützung der Industrie
nicht weiterkommen. Für die Rüstungsfir-
men ist das von Vorteil, sie verdienen mit
solchen Dienstleistungen viel Geld. Dem
Untersuchungsbericht zufolge schickte
Airbus allerdings drei Techniker nach
Fritzlar, die „zum Zeitpunkt der Arbeiten
gemäß den firmeneigenen Vorschriften
die vorgegebene Ausbildung noch nicht
abgeschlossen“ hatten. Das Personal
habe „nicht über die erforderliche Qualifi-
kation zur Durchführung beziehungswei-
se Abnahme der Einstellarbeiten an der
Hauptrotorsteuerung“ verfügt, heißt es.
Wie das sein kann, dazu wollte sich Air-
bus bisher nicht äußern. Airbus hätte die-
sen Technikern zwingend routiniertes Per-
sonal zur Seite stellen müssen, schreibt
die Bundeswehr.
Wieso die Techniker den Hauptrotor
falsch justierten, darauf gibt der Untersu-
chungsbericht ebenfalls keine Antwort.
Dort steht lediglich, dass durch den Feh-
ler das Längssteuer des Hubschraubers
um zehn Grad nach hinten verschoben
wurde. Das Längssteuer regelt den An-
stellwinkel der Rotorblätter und damit
West- ALGERIEN
sahara
S A H A R A
MALI
MAURETANIEN
Takellout
er
N ig
Gao
Bamako
BURKINA
GUINEA FASO
ELFEN-
BEINKÜSTE
Atlantik 500 km
F.A.Z.-Karte lev.
Foto dpa
den Vortrieb. Der Bordcomputer wusste
allerdings nichts von dieser Fehleinstel-
lung. Das war fatal. Denn der Bordcompu-
ter gibt dem Autopiloten die Steuerbefeh-
le, sie basierten fortan also auf Berech-
nungen, die von falschen Grundwerten
ausgingen. Dem Verteidigungsministeri-
um zufolge war dies die „direkte und un-
mittelbare Ursache“ für das Unglück.
Doch viele Flugzeugabstürze sind die Fol-
ge einer Verkettung mehrerer unglückli-
cher Umstände – so war es auch diesmal.
Einer dieser Umstände bestand darin,
dass die Bundeswehr ihren eigenen Mess-
ergebnissen nicht glaubte. Wenn ein Hub-
schrauber eine aufwendige Reparatur hin-
ter sich hat, muss er erst wieder für den
Flugbetrieb zugelassen werden. Das ge-
schah auch in diesem Fall. Dem für die
Zulassung zuständigen Bundeswehr-
Techniker waren dem Untersuchungsbe-
richt zufolge die Abweichungen am Ro-
tor aufgefallen. Er berief daraufhin eine
Runde aus Vertretern von Airbus und ver-
schiedener Dienststellen der Bundes-
wehr ein. Die Fachleute kamen aller-
dings zu dem Ergebnis, dass es sich bei
dem Messergebnis um einen Irrtum han-
deln müsse. Der Hubschrauber erhielt
die Freigabe für den Flugbetrieb und wur-
de im Frühjahr 2017 als einer von vier
„Tigern“ nach Mali geschickt.
Ein anderer Umstand war, dass die Mi-
litärtechniker in Fritzlar dem Untersu-
chungsbericht zufolge die Vorschriften
nicht kannten. Die Regeln besagen, dass
nach der Einstellung eines Rotors durch
externes Personal zwingend die Bundes-
wehr überprüfen müsse, ob die Arbeiten
ordnungsgemäß ausgeführt wurden. Das
hätten die Techniker in Fritzlar aber
nicht gewusst, heißt es in dem Bericht.
Sie verließen sich darauf, dass die Air-
bus-Techniker ihre Arbeit ordnungsge-
mäß getan haben.
Ein dritter Umstand war, dass sich der
„Tiger“ am Unfalltag in einer außerge-
wöhnlichen Situation befand. Er flog mit
sehr hoher Last in Höchstgeschwindig-
keit am Leistungslimit und wurde von ei-
nem Autopiloten gesteuert, der von fal-
schen Grundeinstellungen beim Hauptro-
dann erhöht sich seine Geschwindigkeit.
Damit es nicht zu einem unkontrollier-
ten Sinkflug kommt, hätte der Bordcom-
puter den Anstellwinkel der Rotorblätter
erhöhen müssen. Weil der Autopilot aber
von falschen Grundeinstellungen aus-
ging, machte er das nicht. Stattdessen
drückte er den Steuerknüppel so weit
nach vorn, dass er den Endanschlag er-
reichte. In einem Moment wie diesem
stellt sich der Autopilot selbst ab. Er geht
dann davon aus, dass ein Mensch in die
Steuerung eingegriffen hat. Das bekam
die Besatzung aber nicht mit. Dem Unter-
suchungsbericht zufolge habe sie ihre
Hände nicht an der Steuerung gehabt,
weil sie dachte, der Autopilot habe noch
immer das Kommando.
Nun war der Absturz nicht mehr abzu-
wenden. Ehe die Besatzung erkannte,
dass der Computer den Hubschrauber
nicht mehr steuert, kippte der „Tiger“
„mit rasant zunehmender Nickrate nach
vorn ab“ und geriet in den Sturzflug. Da-
bei beschleunigte die plötzlich anströmen-
de Luft den Hauptrotor wie bei einer
Windmühle auf 140 Prozent der maximal
zulässigen Drehzahl. Die am Rotor wir-
kenden Fliehkräfte wurden innerhalb kür-
zester Zeit so groß, dass er sich 3,6 Sekun-
den nach Beginn des Sturzfluges zerlegte.
Eines der Blätter schlug im Rumpf des He-
likopters ein. Kurze Zeit später schlug der
„Tiger“ mit einer Geschwindigkeit von
337 Kilometern pro Stunde auf dem Wüs-
tenboden auf. Er wurde völlig zerstört
und fing Feuer. Thomas Müller und Jan
Färber waren sofort tot.
Die Bundeswehr reagierte auf das Un-
glück, indem sie die „Tiger“-Flotte so-
wohl in Mali als auch in Deutschland meh-
rere Wochen lang für den Flugbetrieb
sperrte. Sie betont, dass ihr Untersu-
chungsbericht nur die Ursachen des Ab-
sturzes feststellt. Eine Schuldzuweisung
sei damit nicht verbunden, heißt es aus-
drücklich. Allerdings enthält der Bericht
einen Forderungskatalog, wie solche Un-
fälle künftig zu vermeiden sind. Darin
wird klar, dass die Zuständigkeit für die
fehlerhafte Rotoreinstellung nach Auffas-
sung der Bundeswehr eindeutig bei Air-
bus liegt. Das Unternehmen hat sich die-
ser Auffassung bislang nicht angeschlos-
sen. Airbus Helicopters habe zur Kennt-
nis genommen, dass die fehlerhafte Ein-
stellung der Rotorsteuerung ein Faktor in
der Ereigniskette war, die zu dem Unfall
geführt hat, heißt es in einer Stellungnah-
me der Firma. „Im Hinblick auf die noch
andauernden behördlichen Untersuchun-
gen“ könne darüber hinaus keine Stellung
genommen werden.
Der Unfallbericht der Bundeswehr
wird jetzt Grundlage für behördliche Er-
mittlungen und möglicherweise auch für
zivilrechtliche Verfahren sein. Die Staats-
anwaltschaft Kempten hat ein Verfahren
wegen des Verdachts der fahrlässigen Tö-
tung gegen die drei Airbus-Techniker ein-
geleitet. Im deutschen Feldlager in Gao er-
innert ein Gedenkstein an Thomas Mül-
ler und Jan Färber. Sie sind die ersten Ge-
fallenen der Bundeswehr in Mali.
so. Kretschmann gehört zu den Grün-
dungsmitgliedern des „Fördervereins
schwäbischer Dialekt“. Folglich ist das
Engagement des in Spaichingen gebore-
nen Sohnes einer ostpreußischen
Flüchtlingsfamilie wenig überra-
schend.
Im Dezember veranstaltete das
Staatsministerium eine Tagung zur Dia-
lektpflege. Weil es nicht altbacken wir-
ken sollte, lud man den schwäbischen
Sprachkünstler Dominik „Dodokay“
Kuhn ein, der schon Reden des frühe-
ren amerikanischen Präsidenten Ba-
rack Obama ins Schwäbische übertra-
gen hat. Der Erhalt von Insektenarten
und Dialekten, die vom Aussterben be-
droht sind, gehört für Kretschmann zu
den Leistungen, die ein grün-impräg-
nierter Konservativismus zu leisten
hat. In seinem Buch „Worauf wir uns
verlassen wollen“, das es auf die Best-
sellerlisten schaffte, heißt es hierzu:
„Im Laufe meines Lebens ist mein Re-
spekt vor dem, was die zivilisierte
Menschheit schon immer für richtig ge-
halten hat, stetig gewachsen. Vor grund-
legenden Gedanken, Werten und Tu-
genden, die sich bewährt haben und die
uns Orientierung geben.“ Und mit Be-
zug auf Europa schreibt Kretschmann
am Ende des Buches: „Wir dürfen also
nicht alles harmonisieren, sondern
brauchen Platz für Verschiedenheit.
Platz für Heimat. Denn Europa – das
sind nicht nur Brüssel und die nationa-
len Hauptstädte. Es sind auch die vie-
len europäischen Regionen, mit eige-
nen Traditionen, eigenem Dialekt und
eigener Küche.“ In einem Interview mit
der Zeitung „Tagesspiegel“ zum Jahres-
wechsel sagte er zur Bedeutung von
Dialekten in einer globalisierten und di-
gitalisierten Welt: „Dialekte sind die
Sprache der Nähe, der Familie, der
Freunde, des Dorfes, des Vereins. Ein
Dialekt kann Heimat im Wandel oder
in der Fremde sein, er stiftet Menschen
Identität.“
Wenn die These des Soziologen An-
dreas Reckwitz richtig ist, und die der-
zeitige Gesellschaft durch eine parado-
xe Erwartung von Einzigartigkeit und
Außergewöhnlichkeit gekennzeichnet
ist, dann lassen sich mit Dialektpflege,
Heimatliebe und schwäbischer Folklo-
re mehr Bürger politisch überzeugen
als mit Parteiprogrammen. Großen po-
litischen Handlungsbedarf bei der Dia-
lektpflege gibt es jedenfalls nicht: Die
vielfältigen Dialekte Baden-Württem-
bergs – Alemannisch, Kurpfälzisch,
Fränkisch und eben Schwäbisch – sol-
len an allen Schularten im Deutsch-
und Geschichtsunterricht vorkommen.
So steht es in den Bildungsplänen, wel-
cher Dialekt behandelt werden soll,
wird bewusst offen gelassen. „Die vie-
len Dialekte in Baden-Württemberg be-
zeugen die kulturelle Vielfalt in unse-
rem Land. Diesen Reichtum gilt es zu
pflegen. Deshalb müssen wir Dialekte
auch mit Selbstbewusstsein erhalten
und fördern“, sagte Kultusministerin
Susanne Eisenmann (CDU).
Winfried Kretschmann verfolgt mit

China schließt Einsatz von Gewalt gegen Taiwan nicht aus

seiner Dialektinitiative noch ein ande-
res Ziel: Er will sein Image als grün-kon-
servativer Ministerpräsident weiter ab-
runden. Heimat, Dialekt, Subsidiarität,
die Rede von „Männerhorden“ in
Xi: China muss und wird wiedervereinigt werden / Taiwans Präsidentin weist Drohung aus Peking zurück Flüchtlingsheimen, Wanderungen auf
F.A.Z. FRANKFURT, 2. Januar. Chinas dem Trend der Geschichte und werde in die demokratische Wahlen abhält, als das chung“ von Taiwans wenigen diplomati- Tsai Ing-wen war seit ihrem Amtsan- der schwäbischen Alb mit Sonnenhut –
Präsident Xi Jinping will die „Wiederver- eine Sackgasse führen. China lasse bei der eigene Territorium und droht mit einer schen Verbündeten oder zunehmende Mi- tritt vor zwei Jahren mit ihrer Partei DPP all das soll das grün-konservative
einigung“ mit dem demokratischen Tai- Wiedervereinigung „keinen Raum für se- Rückeroberung. litärmanöver vor der Insel. Von zwei Dut- – anders als die Vorgängerregierung der Image prägen. Anders als bei einigen
wan notfalls auch mit Gewalt erzwingen. paratistische Aktivitäten“. Die taiwanische Präsidentin Tsai Ing- zend meist kleineren Staaten, die Taiwan Kuomintang – zu der Regierung in Peking Bundespolitikern, die sich im Wahl-
kampf plötzlich mit einem Kamera-
Xi sagte am Mittwoch, Peking behalte sich Xi führte aus, dass die „unvermeidli- wen entgegnete, die Bevölkerung werde noch diplomatisch anerkannt hatten, immer mehr auf Distanz gegangen. Die
team im Wald verirren, wirkt es bei
„die Option vor, alle erforderlichen Maß- che“ Wiedervereinigung unter der Formel niemals auf die demokratischen Freihei- konnte Peking fünf weitere auf seine Sei- schlechten Beziehungen zum großen
Kretschmann nicht inszeniert, wenn er
nahmen zu ergreifen“. China müsse und „Ein Land, zwei Systeme“ erfolgen werde. ten verzichten, die es in der Volksrepu- te ziehen. Das Außenministerium in Tai- Nachbarn spalten die Inselrepublik zuneh- wandert oder schwäbisch redet. Im
werde auch wiedervereinigt werden, sagte Unter dieser Formel war die ehemalige bri- blik China nicht gebe. Auf einer eigens peh erklärte, wenn die chinesische Regie- mend, was als einer der Gründe genannt Staatsministerium begriffen die Mitar-
Xi am Mittwoch laut der amtlichen Nach- tische Kronkolonie Hongkong im Jahr einberufenen Pressekonferenz sagte sie, rung ihrer Bevölkerung „keine Menschen- wurde, warum die Fortschrittspartei der beiter Kretschmanns schon in seinen
richtenagentur Xinhua in einer Rede in 1997 an China zurückgegeben worden. demokratische Werte gehörten zur taiwa- rechte“ gewähre und sie nicht abstimmen Präsidentin bei den im November abgehal- ersten Regierungsjahren, dass sich Poli-
der Großen Halle des Volkes in Peking. Seit Gründung der Volksrepublik 1949 be- nischen „Lebensweise“. Peking warf sie lasse, dann betrachte Taiwan Pekings Vor- tenen Kommunalwahlen eine Schlappe tik heute mit Hilfe einer kulturellen
Ein unabhängiges Taiwan widerspreche trachtet Peking die Inselrepublik Taiwan, „Provokationen“ vor – etwa die „Beste- stoß mit Argwohn. erlitt. Identität am besten vermitteln lässt.
Denn für neunzig Prozent der Kabi-
nettsbeschlüsse einer Landesregierung
STIMMEN DER ANDEREN interessieren sich nur die Ministerial-
beamten, die diese verfasst haben.
Aber mit einem Ministerpräsidenten,
Keine Angst vor Konsequenzen „Es ist also ein zur Wiederaufnahme des zügigen Tem- wo sich doch das Jahr 2019 in diesem Bereich wegen ei- gegen einen Mann zu stellen, der nicht dem Schema der der das Gefühl von kultureller Gebor-
Die „Stuttgarter Nachrichten“ kommentieren die Neu- pos der Reformen entschlossener Präsident, der den ner erwarteten amerikanischen Rezession, eines be- bisherigen Staatschefs folgt. Viel besser wäre es, mit genheit verbreitet, hat es der politische
jahrsansprache der Bundeskanzlerin: Franzosen ein ,Gutes Jahr‘ wünscht. Von denen nur 40 fürchteten Brexits oder mit Blick auf ein orientierungslo- ihm zu arbeiten, um ihm zu helfen, eine Rückkehr zu Gegner schwer. Der FDP-Fraktionsvor-
Prozent ihn überzeugend fanden. Nach dem Prinzip der ses Europa zu verschlechtern droht.“ Ordnung, Sicherheit und Demokratie zu erreichen.“ sitzende Hans-Ulrich Rülke sagte kürz-
„2019 könnte ein Berliner Jahr des Unerwarteten, halbvollen oder halbleeren Flasche ist das nicht so
kaum Vorhersehbaren werden. Nicht nur, weil Merkel lich, die Bevölkerung akzeptiere, dass
schlecht. Die Entschlossenheit des Staatschefs allein Bolsonaros simple Heilmittel Beunruhigung in aller Welt Kretschmann wie ein „Philosophenkö-
mit ihrem bewundernswert schmerzlosen Rückzug von reicht allerdings nicht aus, um sein Image und Format „The Times“ (London) blickt auf den neuen Präsiden- „El Mundo“ (Madrid) meint:
der CDU-Spitze geradezu generalprobenmäßig bewie- nig“ Politik mache. Die CDU beobach-
wiederherzustellen, die durch die Bewegung der ,Gelb- ten Brasiliens: „Bolsonaro hat gestern sein Amt als Präsident von Bra- tet mit einer Mischung aus Ehrfurcht,
sen hat, schnelle und harte Schnitte setzen zu können, westen‘ . . . Schaden genommen haben.“ „Er wird nicht zögern, mit aller Gewalt gegen Ban- silien angetreten. Seine ultrarechte Ideologie und sein Po- Neid und Fassungslosigkeit, wie der Mi-
wenn sie glaubt, Verantwortung in andere Hände legen
den, Diebe, Schmiergeldnehmer und Mörder vorzuge- pulismus sorgen logischerweise weltweit für Beunruhi- nisterpräsident mit bürgerlichem Habi-
zu können. Der souveräne Verzicht auf den Parteivorsitz Kraftvolle Worte tus stockkonservativen Themen einen
hen. Er hat erklärt, dass gesetzestreue Brasilianer ihre gung, denn er setzt sich an die Spitze der achtgrößten
führt allen in der schwarz-roten Koalition eindringlich Anders sieht es die französische Regionalzeitung „La grünen Rahmen verpasst.
Waffen behalten können. Der Polizei hat er quasi grünes Volkswirtschaft der Welt. Regieren bedeutet aber, von
vor Augen, dass die Kanzlerin vor persönlichen Konse- République des Pyrénées“: Licht gegeben, zuerst zu schießen. Und er hat angekün- den Musen zum Theater zu kommen. Bolsonaro wird mit Der Dialekt sei die „Sprache des All-
quenzen nicht zurückschreckt, wenn sie zu dem Schluss „Emmanuel Macron scheint nach vielem Ausprobie- digt, liberale Gesetze zurückzunehmen, den Schutz für dem Parlament mit der größten Parteienzersplitterung tags“ und nicht des „religiösen oder po-
kommt, genug sei genug. Die SPD, auch oder gerade im ren einen Weg gefunden zu haben, sich kräftiger auszu- weite Teile des Amazonas-Regenwaldes aufzuheben der Welt auskommen müssen. Um Abkommen zu erzie- litischen Pathos“, sagte Kretschmann
Wahljahr 2019 weiter ein politischer Notfallpatient, drücken als bei seinen vorherigen Auftritten, bei denen und Sozialprogramme für die Armen zu kürzen. Seine len, wird er deshalb gezwungen sein, seine extremisti- kürzlich. Politik besteht nicht nur aus
wird das sehr genau beobachten müssen.“ er immer zu spät und nie genug zugestand. Er hat so ei- Haltung wird aus Washington ebenso viel Lob erhalten schen Positionen aufzugeben. Vorerst herrscht aber gro- Festreden, sondern auch aus Alltags-
nen Überblick über die Situation des Landes geboten – wie von populistischen Führern in Europa. Doch Bolso- ße Ungewissheit, denn abgesehen von seinen inakzepta- kommunikation. Und da sind Kretsch-
Entschlossenheit reicht nicht angesichts der aktuellen, großen Herausforderungen, naro könnte feststellen, dass die Verwirklichung seiner blen machistischen, homophoben und rassistischen Aus- manns dialektale Einwürfe gewiss le-
Die französische Zeitung „L’Alsace“ kommentiert die insbesondere in Bezug auf die internationalen Beziehun- Vision schwieriger ist, als seine simplen Heilmittel nahe- sagen hat er praktisch in keinem Bereich konkretisiert, bensnäher als die in Berlin-Mitte kulti-
Neujahrsansprache von Präsident Macron: gen. Das sind nützliche und notwendige Erinnerungen, legen. Für den Rest der Welt macht es keinen Sinn, sich welche Schritte er unternehmen wird.“ vierte Plastiksprache.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Der Dritte
im Bunde
Alexander Dobrindt taktiert für sein Leben gern.
So will er die CSU in Berlin wieder stark machen.
Manchmal übertreibt er dabei.
Von Markus Wehner
BERLIN, 2. Januar
D
ie CSU hat ein schweres Jahr
hinter sich. Doch Alexander
Dobrindt, ihr starker Mann in
Berlin, äußert sich zufrieden
über seine Rolle. „Mein Auf-
trag war es, die CSU-Landesgruppe inhalt-
lich wieder stärker zu positionieren. Das
ist gelungen. Die CSU im Bundestag wird
wieder stärker wahrgenommen, ihr Ein-
fluss ist gestiegen“, sagt er im Gespräch
mit dieser Zeitung. Tatsächlich hat Do-
brindt die CSU im vergangenen Jahr so
deutlich gegen die Schwesterpartei CDU
positioniert, dass die Regierung im Som-
mer in eine Wochen andauernde Krise ge-
riet und sogar die Fraktionsgemeinschaft
der Unionsparteien in Frage stand. Do-
brindt hat das zwar nicht allein getan, auch
Markus Söder und Horst Seehofer hatten
ihren Anteil daran. Wer dabei von wem ge-
trieben wurde und wer sich treiben ließ,
darüber herrschen in der CSU unterschied-
liche Ansichten. Augenfällig ist jedoch,
dass keiner den Chef der CSU im Bundes-
tag als Getriebenen sieht. Das würde sich
Dobrindt wahrscheinlich auch verbitten.
Der 48 Jahre alte Mann mit der modi-
schen Hipster-Hornbrille liebt die rhetori-
sche Zuspitzung, die offene Feldschlacht.
Der ehemalige Verkehrsminister, der mit
der Verwaltung immer fremdelte, ist poli-
tisch wieder in einem Amt angekommen,
in dem die Strippen in Berlin gezogen wer-
den. Formal ist er zwar nur der Erste Stell-
vertretende Vorsitzende der Unionsfrakti-
on. De facto aber sieht sich Dobrindt als
dritter Fraktionschef der Koalition in Ber-
lin, gleichauf mit dem CDU-Mann Ralph
Brinkhaus und der SPD-Fraktionsvorsit-
zenden Andrea Nahles, zu der er nach ei-
genen Aussagen ein exzellentes Verhält-
nis pflegt. Die Augenhöhe mit den beiden
sieht er als erreicht an. Das Selbstbewusst-
sein kommt nicht von ungefähr. Denn
ohne die Zustimmung des CSU-Häupt-
lings läuft wenig in Berlin. Landesgrup-
penchef ist der einflussreichste Job, den
die CSU in Berlin zu vergeben hat, noch
einflussreicher wäre nur noch Kanzler.
Und Dobrindt füllt ihn mit Eloquenz und
einer gehörigen Portion Aggressivität
Staatsfeind auf Abruf
In der Türkei gilt Fethullah Gülen als der gefährlichste Terrorist, doch er ist schon alt. Gibt es eine Gülen-Bewegung ohne Gülen? / Von Michael Martens
ATHEN, 2. Januar. Die Türkei hat ihn
zum gemeingefährlichen Terroristen er-
klärt, Staatspräsident Recep Tayyip Erdo-
gan fordert seine Auslieferung: Fethullah
Gülen, Oberhaupt einer nach ihm be-
nannten religiösen Bewegung mit obsku-
ren Zügen, ist für die Regierung in Anka-
ra Staatsfeind Nummer eins. Laut offiziel-
ler türkischer Lesart steckt der islamische
Prediger hinter dem Putschversuch von
Teilen des türkischen Militärs im Juli
2016, der nach wenigen Stunden in sich
zusammenbrach. Zehntausende sind in
der Türkei verhaftet worden seither, weil
sie der zur Terrororganisation erklärten
Gülen-Bewegung angehören oder mit ihr
sympathisiert haben sollen, doch ihr
oberster Führer ist selbst für den mächti-
gen Staatschef Erdogan nicht zu fassen.
Seit 1999 lebt Gülen im Exil im ameri-
kanischen Bundesstaat Pennsylvania. Da
die Justiz in den Vereinigten Staaten an-
ders als jene der Türkei nicht auf präsidia-
len Zuruf hin spurt, kann der amerikani-
sche Präsident Donald Trump der Forde-
rung seines türkischen Gegenparts nach
einer Auslieferung Gülens nicht so ein-
fach nachkommen, wie man sich das in
Ankara denkt. Nach rechtsstaatlichen
Standards ist eine Überstellung Gülens in
die Türkei einstweilen unerfüllbar. Aus
anderen Staaten, etwa aus dem Kosovo,
Aserbaidschan oder Malaysia, hat der tür-
kische Geheimdienst MIT vermeintliche
Gülenisten kurzerhand entführt, aber das
wird man in den Vereinigten Staaten
schwerlich wagen.
Doch der Fall Gülen wird sich für die
Türkei schon aus biologischen Gründen
ohnehin von selbst erledigen. Gülen ist, je
nach Quelle, 1938 oder 1941 geboren, also
Ende siebzig oder Anfang achtzig. Seine
Gesundheit gilt als angeschlagen. Über
kurz oder lang wird die Gülen-Bewegung
ohne ihren Führer auskommen müssen.
Dann wird sich zeigen, ob sie das über-
haupt kann – oder ob sie, sobald Gülens
Charisma als einigendes Band fehlt, rasch
zerfallen wird. In der Geschichte gibt es
schließlich viele Beispiele dafür, dass Kult-
gemeinschaften nach dem Tod ihrer Er-
leuchter zerfielen, sich aufspalteten, bis
zur Unkenntlichkeit wandelten oder
schlicht irrelevant wurden.
Was wird in diesem Fall geschehen? Ist
eine Gülen-Bewegung ohne Gülen vor-
stellbar? Wenn ja, wie sähe eine Post-Gü-
len-Bewegung aus, wer stünde an ihrer
Spitze, was würde sich ändern? Der Poli-
aus, die allein durch seinen Humor gemil-
dert wird. Seine Vorgängerin im Amt,
Gerda Hasselfeldt, war das genaue Gegen-
teil. Die Merkel-Vertraute pflegte den ru-
higen Ton und suchte das konstruktive
Miteinander mit der CDU. Ein kritischer
Satz zur Kanzlerin oder zur Schwesterpar-
tei war ihr schwer zu entlocken, auch ge-
pfefferte Attacken auf den politischen
Gegner gehörten nicht zu ihren Vorlie-
ben. Die weiß-blauen Stammtische in der
Bayerischen Vertretung in Berlin, wie die
Pressegespräche bei Weißwurst und Kaf-
fee am Dienstagvormittag in den Sitzungs-
wochen des Bundestags genannt werden,
waren zu Hasselfeldts Zeiten kein absolu-
ter Muss-Termin für Journalisten.
Seit Dobrindt das Amt übernommen
hat, ist das anders. Denn bei ihm gilt fast
immer: Feuer frei auf Freund und Feind!
Verbale Sprengsätze legt Dobrindt regel-
mäßig und gezielt. Vor genau einem Jahr
forderte er auf einer ganzen Zeitungsseite
eine „konservative Revolution“ gegen
den angeblich herrschenden linken Main-
stream der Achtundsechziger-Generati-
on. Im Mai geißelte er die „Anti-Abschie-
be-Industrie“, die von den linken Partei-
en und ihren Verbündeten gefördert wer-
de. Den Plan des Bundesinnenministers
Seehofer, Flüchtlinge an der Grenze zu-
rückzuweisen, brachte er im Juni als Ers-
ter in die Öffentlichkeit. Dass die Kanzle-
rin dieser Zurückweisung nicht zustim-
men wollte, das kann er bis heute nicht so
recht verstehen. Und die Haltung der
CSU in der Flüchtlingsfrage findet er
nach wie vor richtig. „Unser klarer Kurs
in der Migrationspolitik von Humanität
und Recht und Ordnung gleichermaßen
hat Zustimmung bei einer Mehrheit der
Bevölkerung. Im Laufe des vergangenen
Jahres haben allerdings Stilfragen dann
Inhaltsfragen überlagert, und die Bot-
schaft wurde undeutlich“, sagt er dazu.
Soll heißen: Hätte die Union den Streit
nicht zu einem persönlichen Machtkampf
zwischen Angela Merkel und Seehofer
werden lassen, sondern inhaltlich weiter
den Kurs der bayerischen Schwester ver-
folgt, dann hätte die CSU mehr erreicht
als die 37,2 Prozent, die sie am 14. Okto-
ber bei der Landtagswahl erzielte.
tikwissenschaftler Ilnur Kalin beobachtet
die Bewegung seit langem und prophe-
zeit: „Wenn es der Bewegung gelingt, sich
zu reformieren, wenn sie institutionali-
sierter, dezentralisierter und transparen-
ter wird, während Gülen noch lebt, dann
könnte sie in gewandelter Form fortbeste-
hen. Scheitern die Umstrukturierung und
der Aufbau von Institutionen jedoch,
dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die
Bewegung ihre Vitalität einbüßt und mög-
licherweise sogar kurz nach dem Tod von
Gülen zerfällt.“ Ilnur Kalin hat in Wirk-
lichkeit einen anderen Namen. Er lebt in
der Emigration und arbeitet für ein re-
nommiertes politikwissenschaftliches In-
stitut in einem europäischen Land, doch
aus Rücksicht auf Verwandte in der Tür-
kei hat er die Unkenntlichmachung sei-
nes Namens zur Bedingung für ein Ge-
spräch über seine Erkenntnisse gemacht.
Jedwede wissenschaftliche, unvoreinge-
nommene Beschäftigung mit dem Phäno-
men Gülen kann Forscher in der Türkei
nämlich in Haft bringen, und auch die Sip-
penhaft ist im Staate Erdogan nicht unbe-
kannt. Eine von Kalins Ausgangsthesen
ist, dass es in der Bewegung keine natürli-
che „Nummer zwei“ gibt, die Gülen nach-
folgen und ihn angemessen ersetzen könn-
te. „Zu verschiedenen Zeiten mag es Leu-
te mit größerem Einfluss gegeben haben,
aber auch sie bezogen ihr Ansehen allein
von Gülen. Sie hatten keinerlei unabhän-
gige, individuelle Autorität.“ Einen Kopf,
der das Erbe Gülens im Sinne einer cha-
rismatischen, religiösen Führerschaft an-
treten könnte, hat Kalin bisher nicht ent-
deckt. „Wichtiger ist aber ohnehin, dass
die Entwicklungen der vergangenen Jah-
re zu einer internen Kritik geführt haben.
An der Basis gibt es eine weitverbreitete
Übereinkunft darüber, dass der Entschei-
dungsprozess der Bewegung zutiefst man-
gelhaft ist und reformiert werden muss.“
Neu daran sei, dass solche Kritik inzwi-
schen öffentlich geäußert wird. So sei
Twitter für Gülenisten ein wichtiges Fo-
rum für Debatten über nötige Reformen
geworden.
„Die Kritik reicht bis zu Gülen selbst
hinauf“, hat Kalin beobachtet. Zwar schlie-
ße die Kritik nicht Gülens Lehren oder
dessen moralische Integrität ein, denn Mit-
glieder, die daran grundsätzlich zweifel-
ten, hätten längst mit der Bewegung gebro-
chen. „Es gibt aber Kritiker, die weiterhin
Gülenisten sind und loyal zu der Bewe-
gung samt ihrem Oberhaupt stehen, eini-
Politik
Undurchschaubar: CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt
Dazu passt, dass Dobrindt vor der Wahl
die bisher dahin verfolgte Linie erst ver-
ließ, als Markus Söder sich deutlich konzi-
lianter äußerte, Ausdrücke wie „Asyltou-
rismus“ zurücknahm. Seine Überzeugun-
gen habe Dobrindt nie geändert, er habe
sich nur Söder und Seehofer angeschlos-
gen Aspekten und jüngeren Entscheidun-
gen jedoch kritisch gegenüberstehen.“ Oft
zu hören sei unter Gülenisten die Annah-
me, ihr Idol sei von den „Ältesten der Be-
wegung“, den „Agabeyler“, in die Irre ge-
führt worden. Aber da allein Gülen diese
Männer ausgewählt habe, falle die Kritik
letztlich auf ihn zurück.
Gülens Verstrickung in die Fehlent-
wicklungen der Bewegung sei offensicht-
lich, „weshalb es nicht möglich ist, ihn
von der Kritik auszunehmen“, schlussfol-
gert Kalin. So laute eine Ansicht, dass die
Bewegung viel zu politisch geworden sei.
Außerdem seien viele Mitglieder der Mei-
nung, die Bewegung sei übermäßig stark
auf Gülen ausgerichtet, betreibe mithin
eine Art Personenkult. So etwas wird nun
offen gesagt und öffentlich in Frage ge-
stellt. „Es scheint sich ein Bewusstsein da-
für zu bilden, dass die übermäßige Abhän-
gigkeit von einem Führer sowie ein in-
transparenter Entscheidungsprozess
nicht zu der Behauptung der Bewegung
passen, für die Vereinbarkeit von Demo-
kratie und Islam zu stehen. Die Anhänger
der Bewegung wollen besser über deren
Politik informiert werden und auch Ein-
fluss darauf nehmen können. Es besteht
die Forderung nach einer transparente-
ren, systematischeren und dezentraleren
Organisation, die für einen Einfluss von
unten nach oben offener ist.“ Entschei-
dungen der Gülen-Bewegung sollen nicht
mehr im engsten Kreis getroffen werden,
sondern in einem stärker partizipativen
Rahmen – das sei der Kern aller Kritik.
Erste Folgen solcher Forderungen lie-
ßen sich bereits öffentlich beobachten.
Laut Kalin steht eine von Gülenisten in
den Vereinigten Staaten gegründete „Alli-
anz für gemeinsame Werte“ für den
Wunsch nach mehr Transparenz. Diese
Gruppierung habe eine Aufstellung der
wichtigsten Prinzipien der Bewegung ver-
öffentlicht und gebe unwidersprochen Er-
klärungen im Namen Gülens ab, genieße
also offenbar dessen Billigung. Auch in
Deutschland werde versucht, die Bewe-
gung transparenter zu gestalten, sagt Ka-
lin und nennt die „Stiftung Dialog und Bil-
dung“ als Beispiel für einen „Schritt zur
Formalisierung und Institutionalisie-
rung“ der Gruppierung: „Auf deren Web-
site gibt es sogar ein detailliertes Organi-
gramm der Bewegung in Deutschland.“
Zwar lasse sich von außen kaum beurtei-
len, wie genau und umfassend es sei,
„aber es ist ziemlich revolutionär, dass die
Bewegung ihre Organisationsstruktur
Foto dpa
sen, die der Harmoniebedürftigkeit der
CSU nachgegeben hätten, sagen Vertrau-
te Dobrindts dazu.
Bei seinen eigenen Leuten im Bundes-
tag hat sich der Landesgruppenchef mit
diesem Kurs allerdings nicht nur Freunde
gemacht. Manche sagen, der angeblich
überhaupt offen deklariert und versucht,
sie zu formalisieren“.
Da sie in der Türkei weitgehend zer-
schlagen ist, hat sich der Schwerpunkt
der Gülen-Bewegung nach Westeuropa
und in die Vereinigten Staaten verlagert.
Indem sich aber das Umfeld ändere, in
welchem sie aktiv sei, ändere sich auch
die Bewegung selbst, so Kalin. Aller-
dings habe sich die Denkweise an der
Spitze der Gülen-Bewegung in der Tür-
kei unter den dortigen Standards for-
miert, was ihrer Reformierung Hindernis-
se entgegensetze. „Es ist eine offene Fra-
ge, inwieweit die Führer und die Mehr-
heit der Anhänger der Bewegung, die in
einem türkischen Kontext sozialisiert
wurden, einen solchen Wandel über-
haupt führen und handhaben können.“
Zudem stehe die Bewegung auch im Aus-
land unter starkem Druck des türkischen
Staates und seines Geheimdienstes. „Das
schiere Überleben ist die Hauptbeschäfti-
gung, was kaum Energie und Ressourcen
für die Neuorganisation übrig lässt.“ Ka-
lin verweist auf eine Auflistung des Re-
cherchenetzwerks „Correctiv“ über die
Entführung und Folterung von Gülenis-
ten weltweit. („Black Sites Turkey: Das
Erleuchter seiner Bewegung: Gülen in seinem Zuhause in Pennsylvania
DONNERS TAG, 3. JA NUAR 2019 · NR. 2 · S EITE 3
große Stratege habe wieder mal übertak-
tiert. Viele Abgeordnete litten im Wahl-
kampf darunter, dass ihre Parteioberen in
München und Berlin nur noch über
Flüchtlinge und Grenzregime redeten,
während die Bürger am Infostand die Hal-
tung der CSU zu anderen Themen erfah-
ren wollten, etwa zum Bienensterben.
Dass die Vielfalt der Themen im Wahl-
kampf fehlte, das wurde auch Dobrindt
angekreidet. Und auch in den Fragen von
Stil und Kommunikation sind längst nicht
alle CSU-Abgeordneten in Berlin Fans ih-
res Chefs. Dobrindt habe erreicht, dass
die Partei als Wadenbeißer und Queru-
lant wahrgenommen werde, sagt ein Ab-
geordneter. Damit errege man zwar mehr
Aufmerksamkeit, aber sei offenbar nicht
erfolgreicher als mit dem moderaten
Kurs, wie ihn Hasselfeldt verfolgte.
Der Mann aus dem oberbayerischen
Peißenberg, der sich schon als CSU-Gene-
ralsekretär den Ruf eines Verbalrandalie-
rers erwarb, rechtfertigte seine Positio-
nen auch damit, dass die Union wieder
die rechten Wähler des demokratischen
Spektrums ansprechen und so in der Kon-
kurrenz der AfD die Räume eng machen
müsse. Mancher in der eigenen Partei sah
ihn deshalb zuletzt als einen, der die CSU
zu einer „AfD light“ umfunktionieren wol-
le. Das tut ihm wohl Unrecht, Dobrindts
Abneigung gegenüber der AfD scheint
echt. Doch seine Strategie führt in den Au-
gen seiner innerparteilichen Kritiker
dazu, dass die CSU in der Mitte mehr ver-
liert als sie am rechten Rand gewinnt. Do-
brindt kontert diese Vorwürfe mit dem
Hinweis, dass die CSU nach rechts, also
an die Freien Wähler und die AfD, dop-
pelt so viel verloren habe wie an die Grü-
nen. Das missachtet indes, dass die Frei-
en Wähler sich zwar in der Flüchtlingspo-
litik konservativ positionieren, aber zu-
gleich ein liberales soziales und ökologi-
sches Profil haben. Dobrindt sieht es als
Erfolg, dass die AfD in Bayern nicht mehr
als 10,2 Prozent erreichen konnte. Und
weist gern darauf hin, dass der Kurs des
hessischen Ministerpräsidenten Volker
Bouffier, der eine Konfrontation mit Mer-
kels Flüchtlingspolitik vermied, die AfD
dort nicht kleiner gemacht habe.
Dobrindt hat mehrfach geäußert, dass
er das Aus der Jamaika-Verhandlungen
Ende 2017 nicht bedaure. Das Einschla-
gen auf die Grünen gilt schon lange als
eine seiner Lieblingsbeschäftigungen.
Doch heute hält er eine Jamaika-Koaliti-
on für möglich, die späte Absage der FDP
sieht er als Fehler. Auch seine frühere
Wahlkampfstrategie, die Grünen als im
Kern linksradikale Partei zu attackieren,
betrachtet er als überlebt. Zugleich warnt
er weiter davor, dass die Grünen der Uni-
on bürgerliche Wähler abspenstig ma-
chen. „Die Grünen versuchen seit langem,
weit ins bürgerliche Lager einzudringen.
Ich habe das immer schon thematisiert
und empfohlen, die Brandmauer deshalb
möglichst hoch zu halten, damit sie dieses
Potential nicht nutzen können“, sagt er.
Wie aber tickt Alexander Dobrindt wirk-
lich? Vielleicht hilft für die Antwort ein
Erdogan-Regime verschleppt weltweit
Anhänger der Gülen-Bewegung“). Ange-
sichts solcher Gefahren stünden Forde-
rungen nach mehr Transparenz immer
wieder Sicherheitsüberlegungen entge-
gen, auch in Deutschland. „Obwohl es
weit hergeholt klingt, dass die Türkei
auch Menschen aus Deutschland oder
den Vereinigten Staaten entführen könn-
te, ist dies nicht völlig auszuschließen“,
zitiert Kalin innerhalb der Bewegung kur-
sierende Befürchtungen.
Doch womöglich kann ihre Verfolgung
durch den türkischen Staat am Ende so-
gar die Rettung für die Bewegung sein,
mutmaßt Kalin. „Paradoxerweise könnte
ausgerechnet die jüngste Katastrophe, die
über die Bewegung hereingebrochen ist,
ihre Lebensdauer verlängern, denn sie
hat bei den gewöhnlichen Anhängern zu
einer Ernüchterung geführt. Die Rolle
Gülens und der Führungsspitze der Bewe-
gung werde in Frage gestellt, was ein „star-
ker Katalysator für Veränderungen“ sei.
Viele religiöse Bewegungen verlören
nach dem Tod ihres Messias unweigerlich
ihre Kraft und lösten sich bald auf. „Die
jüngsten Ereignisse sind jedoch ein der-
art großer externer Faktor, dass sie den
Foto dpa
Vergleich mit einem seiner grünen Lieb-
lingsgegner: Jürgen Trittin. Der rhetorisch
versierte Politiker war immer fest links ver-
ortet, in späteren Jahren aber auch tak-
tisch beweglich. Er konnte damit zuweilen
überraschen, doch verrechnete er sich in
Machtspielchen auch. Es blieb ein Mo-
ment der Undurchschaubarkeit. Für Do-
brindt gilt das Gleiche mit umgekehrten
Vorzeichen, auch wenn der studierte So-
ziologe nicht die radikale politische Ver-
gangenheit des Diplom-Sozialwirts Trittin
teilt. Überrascht hat Dobrindt zuletzt
Freund und Feind mit seiner Haltung zum
UN-Migrationspakt. Erwartet hätten vie-
le, dass er den Pakt kritisieren, diese oder
jene problematische Formulierung heraus-
stellen würde. Doch Dobrindt tat das Ge-
genteil, er sorgte dafür, dass die Stimmung
in der Union sich drehte. „Ich habe als Ers-
ter in der CSU gegen jede Erwartung für
den Migrationspakt geworben und die Uni-
onsfraktion dafür gewonnen, unsere Positi-
on offensiv zu erklären“, sagt er dazu. Do-
brindt schrieb den Entwurf für diese Erklä-
rung, er war mehrere Tage lang unsicher,
ob ihm die eigene Fraktion folgen würde.
Es sei ihm dabei darum gegangen, die
Skeptiker des Migrationspakts in den eige-
nen Reihen zu gewinnen. Weil das gelun-
gen sei, „haben wir den Angriff der AfD er-
folgreich gekontert“. Dobrindt machte kei-
nen Hehl daraus, dass er manchen Satz
des Pakts nicht teilte. Doch sah er das gro-
ße Ganze hinter der Kampagne der AfD.
„Entscheidend für meine Motivation war
dabei: Wir können nicht die Manipulati-
on, nicht die Panikmache, nicht die Lüge
in dieser Frage siegen lassen.“
In den nächsten drei Tagen wird Do-
brindt wieder eine große Bühne haben.
Die CSU-Landesgruppe trifft sich im Klos-
ter Seeon am Chiemsee, Dobrindt wird
insgesamt sieben Mal mit Gästen vor die
Presse treten. Die CSU hat im Vorhinein
ein Papier lanciert, in dem ein härterer
Umgang mit straffällig gewordenen
Flüchtlingen gefordert wird. Das ent-
spricht den alljährlichen Gepflogenhei-
ten. Doch es gibt auch Unterschiede. Im
vorigen Jahr war der ungarische Minister-
präsident Viktor Orbán zu Gast, einer der
entschiedenen Gegner Merkels im Migrati-
onsstreit, diesmal ist es die neue CDU-Vor-
sitzende Annegret Kramp-Karrenbauer.
Auch Seehofer ist dabei, der scheidende
CSU-Chef, und sein Nachfolger Söder, der
alte Rivale Dobrindts seit gemeinsamen
Jahren in der Jungen Union. Dobrindt be-
streitet, dass er selbst gern CSU-Vorsitzen-
der geworden wäre. „Der Parteivorsitz ist
nicht Teil meiner Lebensplanung.“
Und es werde eine gute Abstimmung
und Zusammenarbeit in der CSU zwi-
schen München und Berlin geben, „zwi-
schen Markus Söder und mir“. Der Ver-
such, als Team zu agieren, soll zumindest
unternommen werden, ein regelmäßiger
Austausch ist geplant. Dobrindt weiß,
dass Söder ihm nicht ständig in das Berli-
ner Geschäft hineinfunken kann. Er sagt:
„Wenn der Parteivorsitzende in München
ist, dann bedeutet das immer auch, dass
eine noch stärkere Verantwortung auf die
Landesgruppe in Berlin zukommt.“
üblichen Ablauf der Ereignisse verändern
könnten“, behauptet Kalin.
Allerdings muss die Gülen-Bewegung
noch einen weiten Weg gehen, wenn sie
wenigstens außerhalb der Türkei überle-
ben und sich reformieren will. Dass sie
Verdienste hat, gerade im Bildungsbe-
reich, spricht ihr kein neutraler Beobach-
ter ab. Die Gülen-Bewegung hat in der
Türkei eine Lücke ausgefüllt: Sie bot den
konservativen, frommen Schichten eine
qualitativ hochwertige Bildung, die ihnen
zuvor verwehrt geblieben war. Die Bewe-
gung setzte da an, wo der Staat versagte.
Ohne ihre Unterstützung hätten viele Be-
gabte aus mittellosen Familien nicht stu-
dieren können. Die Macht der Gülen-Be-
wegung im Bildungssektor sei „das Ergeb-
nis des Versagens der Politik, Chancen-
gleichheit herzustellen“, urteilte die türki-
sche Soziologin Binnaz Toprak schon vor
Jahren. Eine Nachfrage besteht weiter-
hin, doch es sieht nicht so aus, als könne
die türkische Regierungspartei AKP mit
ihren neu errichteten islamischen Stiftun-
gen, Schulen oder Studentenwohnheimen
sie angemessen befriedigen. Die Gülen-
Bewegung fehlt.
Andererseits war oder ist die Bewe-
gung zumindest an ihrer Spitze keines-
falls so harmlos, wie sie sich gibt. Sie war
nie nur eine harmlose Vereinigung zur Bil-
dungsförderung. Als sie noch „ihre“
Staatsanwälte in der türkischen Justiz hat-
te, ließ sie Kritiker verfolgen, verhaften
und verurteilen. Wer Kritik an der Bewe-
gung äußerte oder auch nur weitergab,
wie die zitierte Soziologin Toprak, wurde
von den Gülen-Medien mit einer Ruf-
mordkampagne überzogen. Der angesehe-
ne türkische Publizist Mustafa Akyol sagt,
die Bewegung habe eine dunkle Seite be-
sessen, nämlich eine „Geheimorganisati-
on“, um „die bürokratische Kontrolle
über den Staat zu erlangen“.
Für die Unterwanderung des Polizeiap-
parates durch Gülenisten gibt es Belege.
Und nach dem gescheiterten Putsch von
2016 nahm die türkische Gendarmerie in
der Nähe der Akinci-Luftwaffenbasis bei
Ankara, dem Organisationszentrum des
Aufstands, mehrere Männer fest, die Ver-
bindungen zur Gülen-Bewegung hatten.
Was hatten sie in der Putschnacht auf der
Luftwaffenbasis zu suchen, von der die
F-16-Bomber aufstiegen, um das Parla-
ment in Ankara zu bombardieren? All
das sind unbequeme, harte Fragen. Wenn
die Gülen-Bewegung sie nicht selbst
stellt, werden andere es tun.
SEITE 4 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R. 2 Politik F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G

Amokfahrer von Bottrop

gesteht Fremdenhass als Motiv
Verdacht auf Schizophrenie / Gezielte Jagd auf Ausländer
F.A.Z. FRANKFURT, 2. Januar. Der
Mann, der in der Silvesternacht in Bott-
rop und Essen mehrere Menschen mit
seinem Auto anfuhr und zum Teil lebens-
gefährlich verletzte, hat aus fremden-
feindlichen Motiven gehandelt. In sei-
ner Vernehmung soll der 50 Jahre alte
Deutsche nach Informationen der Zeit-
schrift „Der Spiegel“ gesagt haben, die
vielen Ausländer seien ein Problem für
Deutschland, das er lösen wolle. Nach
ersten Erkenntnissen der Ermittler soll
er eine schizophrene Erkrankung ha-
zwischen wieder stabil, teilte die Polizei
mit. Ihr zwei Jahre älterer Ehemann und
ihre 16 und 27 Jahre alten Töchter wur-
den ebenfalls verletzt. Der Täter soll mit
seinem Auto gezielt Jagd auf Ausländer
gemacht haben – oder Menschen, die er
dafür hielt. Im Internet kursieren Handy-
videos, welche die Tat zeigen sollen: Als
würde er nach etwas Ausschau halten,
steuert der Fahrer sein silbernes Auto
über einen Platz mit Feiernden. Dann
gibt er Gas, obwohl Menschen im Weg
sind. Erst in Bottrop, dann in Essen fuhr
Unser Revier soll schöner werden
Sachsen verpflichtet die che Vorwürfe gab es auch, nachdem EPH
Braunkohleunternehmen,
im Jahr 2016 die Lausitzer Tagebaue und
Kraftwerke des schwedischen Staatskon-
Rücklagen für die Sanierung zerns Vattenfall übernommen hatte, die
heute als Lausitzer Energie- und Bergbau
der zerstörten Landschaften
AG (Leag) firmieren.
zu bilden. Dafür sollen die Auch Sachsens Landesregierung sah
Firmen noch lange fördern die Entwicklung mit Sorge, musste sie
doch im Ernstfall mit enormen finanziel-
dürfen – für die Opposition ist len Belastungen für die öffentliche Hand
das Realitätsverweigerung. rechnen – diese aber hofft die CDU-SPD-
Koalition nun in den Griff zu bekommen,
Von Stefan Locke
indem sie mit den beiden in Sachsen täti-
gen Braunkohleförderern Mibrag und
Leag bisher einmalige Vorsorgevereinba-
DRESDEN, 2. Januar rungen geschlossen hat. Danach verpflich-
Klimaschutz auch bis zum Jahr 2030 nicht
in Gang kommt“, sagte der energie- und
klimapolitische Sprecher der Grünen,
Gerd Lippold. Sowohl der Freistaat als
auch die Braunkohleunternehmen täten
so, als ob diese ihre Abbaupläne noch kom-
plett verwirklichen könnten. Das aber sei
„vollständige Realitätsverweigerung“. Die
Vereinbarungen seien „das Papier nicht
wert, auf dem sie gedruckt sind“.
Auch die Linkspartei erklärte, dass die
Nachsorge mit diesen Konzepten alles an-
dere als sicher sei, da sie etwaige Ergebnis-
se der Kohlekommission hinsichtlich kür-
zerer Tagebaulaufzeiten konterkariere.
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Du-
lig (SPD) entgegnet jedoch, dass es nun
Wichtiges in Kürze
Die Luftwaffe wächst
Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen (CDU) hat im niedersächsi-
schen Wunstorf die Ankunft des
25. Transportflugzeugs vom Typ
A400M angekündigt. Es werde in den
nächsten Tagen eintreffen, sagte sie bei
einem Besuch des dortigen Lufttrans-
portgeschwaders. Das Flugzeug sei lan-
ge „mit Schwierigkeiten befrachtet, zu
wenig durchdacht“ gewesen und „mit
blauäugigen Verträgen“ belastet. Aber
nun bekomme die Luftwaffe Stück für
Stück die „modernsten Transportflie-
ger der Welt“, insgesamt 53 Flugzeuge
mit großer Reichweite und Ladekapazi-
tät. Die bereits in Dienst gestellten
A400M versorgen etwa Auslandseinsät-

ben. Der Mann sei in der Vergangenheit
mindestens einmal in eine geschlossene
Einrichtung eingewiesen worden, be-
richtet die Zeitschrift. Die ermittelnde
Staatsanwaltschaft in Essen wollte sich
am Mittwoch nicht zum Motiv und den
Inhalten der Vernehmung äußern. Den
Behörden waren bislang keine Kontakte
des Verdächtigen in das rechtsextreme
Milieu bekannt. Gegen ihn wurde Haft-
befehl wegen mehrfachen versuchten
Mordes erlassen, wie Polizei und Staats-
anwaltschaft am Mittwoch mitteilten.
Bei dem Versuch, Ausländer in Bott-
rop und Essen mit seinem Auto zu über-
fahren, hatte der Mann in der Silvester-
nacht acht Männer, Frauen und Kinder
mit ausländischen Wurzeln zum Teil
schwer verletzt. Zu den Opfern zählen
eine syrische Familie, eine afghanische
Mutter und ihr vier Jahre alter Sohn, ein
zehn Jahre altes Mädchen aus Syrien
und ein 34 Jahre alter Deutscher mit tür-
kischen Wurzeln. Bei der syrischen Fa-
milie erlitt die 46 Jahre alte Mutter le-
bensgefährliche Verletzungen. Nach ei-
ner Notoperation sei ihr Zustand aber in-
der Mann mehrfach Menschen um.
Es sei wahrscheinlich, dass der Auto-
fahrer etwa an beleuchteten Bushalte-
stellen gezielt Ausschau nach seinen Op-
fern gehalten habe, sagte ein Polizeispre-
cher am Mittwoch. Immer wieder konn-
ten Passanten sich auch in Sicherheit
bringen. Zu den offenen Fragen gehört
für die Ermittler, ob die Tat geplant oder
eher spontan verübt wurde. „Aktuell
gibt es allerdings keine Hinweise darauf,
dass es von langer Hand geplant war“,
sagte eine Polizeisprecherin in Münster.
Die erste registrierte Attacke geschah
in Bottrop um 23.45 Uhr – verletzt wurde
niemand. An drei weiteren Tatorten soll
er dann in Menschenansammlungen ge-
fahren sein. Gut eine halbe Stunde spä-
ter stellte die Polizei den Täter in Essen.
Nordrhein-Westfalens Innenminister
Herbert Reul (CDU) sprach im WDR
von „ganz, ganz vielen offenen Fragen“,
unter anderem jene, wie und ob solche
Vorfälle verhindert werden könnten. Es
gebe „in dieser Gesellschaft“ zu viele,
die meinten, das Recht auf Gewaltanwen-
dung zu haben, sagte er.
D
er Streit über den Braunkohleaus-
stieg verdrängte in letzter Zeit die
Frage, was eigentlich mit den aus-
gekohlten Tagebauen passieren soll und,
vor allem wer für die Sanierung der
„Mondlandschaften“ aufkommt. Als vor
90 Jahren der Braunkohleabbau in der
Lausitz begann, wurden die Tagebaue an-
schließend mehr oder weniger sich selbst
überlassen. Später begann man, das brach-
liegende Land überwiegend mit Kiefern
aufzuforsten. Je tiefer jedoch für die Koh-
le gegraben werden musste, umso aufwen-
diger wurde die Nachsorge und umso
drängender die Frage, wer letztlich dafür
aufkommen soll.
Nach dem Ende der DDR flossen Milli-
arden aus Steuergeldern in die Beseiti-
gung der Hinterlassenschaften des Braun-
kohlehungers des Arbeiter-und -Bauern-
Staates. Zwar verpflichteten sich nach der
Wiedervereinigung die Nachfolgeunter-
nehmen, die lediglich einen kleinen Teil
der Tagebaue und Kraftwerke weiterbetrie-
ben, Rückstellungen für die Sanierung ih-
rer Abbaugebiete zu bilden, doch stellten
diese keine Sicherheiten dar. So kritisierte
etwa die Umweltorganisation Green-
ten sich beide Unternehmen, in Sonder-
fonds Geld für die vollständige Wieder-
nutzbarmachung der vom Bergbau in An-
spruch genommenen Flächen bereitzustel-
len, die insolvenzsicher sowie vom übri-
gen Unternehmensvermögen getrennt an
den Freistaat Sachsen verpfändet werden.
Insgesamt sollen in beiden Töpfen bis
zum regulären Ende der Braunkohleförde-
rung im Jahr 2042 knapp 1,5 Milliarden
Euro angespart sein, aus denen anschlie-
ßend bis zum Jahr 2088 die Rekultivie-
rung der Tagebauflächen finanziert wird.
„So ist gesichert, dass die Wiedernutzbar-
machungsverpflichtungen der Bergbauun-
ternehmen auch nach dem planmäßigen
Ende der Kohlegewinnung durch diese Un-
ternehmen finanziert werden und die da-
für notwendige Liquidität zur Verfügung
steht“, sagte Sachsens Oberberghaupt-
mann Bernhard Cramer. Er betonte zu-
gleich, dass den Verhandlungen mit den
Unternehmen Gutachten zugrunde lagen
und es eine enge Überwachung von Leis-
tungen und Kosten in den folgenden Jah-
ren gibt, um die Vorsorgekonzepte bei Be-
darf anpassen zu können.
Die Vereinbarung allerdings funktio-
niert nur, wenn beide Unternehmen auch
erstmals ein verbindliches Nachsorgekon-
zept und damit Klarheit gebe, was nach
der Braunkohle passiert. Intern ist jedoch
allen Beteiligten klar, dass die Braunkohle-
unternehmen nicht überfordert werden
dürfen – drei Jahre hat es gedauert, bis die
Vereinbarungen nach mühsamen Verhand-
lungen überhaupt zustande kamen. Ein
früherer Kohleausstieg, noch dazu weit
vor dem Ende der genehmigten Betriebs-
pläne, oder höhere Nachsorgeforderungen
würden das Ziel der geregelten und allein
durch die Unternehmen finanzierten Re-
kultivierung gefährden. Es ist deshalb
kein Geheimnis, dass der Freistaat großes
Interesse hat, die Unternehmen so lange
zu halten, dass sie ihren vertraglichen Ver-
pflichtungen auch nachkommen können.
Die Vereinbarungen könnten zudem ein
Vorbild sein. Das Land Brandenburg, so
ist zu hören, plant ein ähnliches Konzept
für seinen Teil des Lausitzer Reviers.
Bleibt die Frage, zu welchem Ergebnis
die sogenannte Kohlekommission in den
nächsten Wochen kommt. Nach dem gro-
ßen Krach Ende November, als ein frühzei-
tiger Kohleausstieg ohne Konzepte für die
Bewältigung des Strukturwandels in den
Braunkohlegebieten nahelag, haben sich
ze der Bundeswehr in Afghanistan, Jor-
danien und Mali mit Material und Per-
sonal. Ein Teil der deutschen Flotte,
13 Stück, wird künftig im bayerischen
Lechfeld stationiert. Für die Region be-
deute das 500 neue Dienstposten und
Investitionen in Höhe von mindestens
170 Millionen Euro. (pca.)
Australien schließt Lager
Zwei Internierungslager für Migranten
bei Melbourne und Sydney werden ge-
schlossen. Die australische Regierung
begründete den Schritt mit der sinken-
den Zahl illegaler Einreisen. „Diese Re-
gierung hat die Boote gestoppt, die
Kinder aus der Internierung geholt
und die einst vollen Internierungslager
für Migranten geschlossen“, sagte Ein-
wanderungsminister David Coleman
am Mittwoch. Kritiker bezweifeln den
Rückgang der illegalen Einwanderung
und verweisen auf die kürzlich erhöhte
Kapazität der verbleibenden Lager.
Derzeit sind nach Angaben der Regie-
rung 1250 Menschen in sieben Lagern
untergebracht. 2013 waren es noch 26,
in denen damals 10 200 Menschen ein-
saßen. Weitere 1000 Flüchtlinge wer-

Zwölf Verletzte, vier Verdächtige
Was über den Fall Amberg bekannt ist / Von Timo Frasch
MÜNCHEN, 2. Januar. Während Politi-
ker aus den mutmaßlich von Asylbewer-
bern begangenen Übergriffen in Amberg
politisches Kapital zu schlagen versu-
chen oder Lehren zu ziehen, sind Polizei
und Staatsanwaltschaft mit den Ermitt-
lungen beschäftigt. Nach derzeitigem Er-
kenntnisstand stammen drei der Beschul-
digten, die am Samstag in der Innenstadt
von Amberg offenbar wahllos Passanten
attackiert haben sollen, aus Afghanistan
und ein vierter aus Iran. Zur mutmaßli-
chen Tatzeit waren sie zwischen 17 und
19 Jahre alt. Im Sinne des Strafrechts
sind sie damit Jugendliche beziehungs-
weise Heranwachsende. Zur Frage, ob
man das Alter der Beschuldigten genau-
er feststellen oder rechtsmedizinisch
überprüfen werde, wollte sich die Staats-
anwaltschaft nicht näher äußern; das
könne erst beurteilt werden, wenn die
Akten der zuständigen Ausländerbehör-
den übersandt worden seien.
Nach Angaben des Polizeipräsidiums
Oberpfalz war keiner der Beschuldigten
in Amberg ansässig. Wie die Staatsan-
waltschaft Amberg dieser Zeitung mit-
teilte, war einer in Regensburg gemeldet,
ein weiterer in der Stadt Auerbach im
Landkreis Amberg-Sulzbach. Zwei weite-
re Beschuldigte seien derzeit ohne festen
Wohnsitz. Die vier Beschuldigten, die
am Mittwoch noch in Untersuchungs-
haft waren, sind nach gegenwärtigem
Kenntnisstand allesamt Asylsuchende.
Ihr genauer ausländerrechtlicher Status
werde überprüft. Zur Frage, ob die Be-
schuldigten vorbestraft oder bereits ein-
schlägig in Erscheinung getreten sind,
wollte die Staatsanwaltschaft mit Hin-
weis auf besonders strenge Datenschutz-
gebote im Fall von Ermittlungsverfahren
gegen Jugendliche und Heranwachsende
keine Angaben machen.
Nach den Erkenntnissen der Staatsan-
waltschaft handelte es sich entgegen an-
derslautenden Mutmaßungen nicht um
eine mehr als drei Stunden andauernde
Tat, sondern um mindestens zwei Vorfäl-
le gegen 18.45 Uhr am Samstag und um
ten. Die Polizei stieß allerdings auf Pas-
santen, die durch Angriffe überwiegend
leicht verletzt worden waren. Gegen 21
Uhr, nachdem es abermals zu Übergrif-
fen gekommen war, nahm die Polizei
dann in der an den Bahnhof grenzenden
Altstadt von Amberg die vier Tatver-
dächtigen fest. Sie seien „nicht unerheb-
lich alkoholisiert“ gewesen. Eine genaue
Aussage über ihren Zustand zur Tatzeit
könne jedoch erst nach dem Ergebnis ei-
ner chemisch-toxikologischen Untersu-
chung der Blutproben getroffen werden.
Einer der Beschuldigten habe sich bei
der Festnahme körperlich zur Wehr ge-
setzt und die Einsatzkräfte beleidigt, so
die Polizei.
Den Festgenommenen wird vorgewor-
fen, insgesamt mindestens zwölf Perso-
nen körperlich attackiert und verletzt zu
haben. Die Geschädigten im Alter zwi-
schen 16 und 42 Jahren erlitten überwie-
gend leichte Verletzungen. Ein Jugendli-
cher im Alter von 17 Jahren wurde auf-
grund einer Kopfverletzung zur Überwa-
chung stationär im Krankenhaus aufge-
nommen. Zudem soll einer der Beschul-
digten durch einen Tritt ein Auto beschä-
digt haben. Nach allgemeinem Straf-
recht wird gefährliche Körperverletzung
mit einer Freiheitsstrafe von sechs Mo-
naten bis zu zehn Jahren, in minder-
schweren Fällen mit einer Freiheitsstra-
fe von drei Monaten bis zu fünf Jahren
geahndet. Bei einer Verurteilung nach
Jugendstrafrecht kann eine Jugendstrafe
von sechs Monaten bis zu fünf Jahren
bei Jugendlichen und von sechs Mona-
ten bis zu zehn Jahren bei Heranwach-
senden verhängt werden. Der Strafrah-
men für einen tätlichen Angriff auf Voll-
streckungsbeamte mit Beleidigung liegt
nach allgemeinem Strafrecht bei einer
Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu
fünf Jahren. Bei einer Verurteilung nach
Jugendstrafrecht kann eine Jugendstrafe
von sechs Monaten bis zu fünf Jahren
bei Jugendlichen und von sechs Mona-
ten bis zu zehn Jahren bei Heranwach-
senden verhängt werden.
peace, dass sich nach dem Verkauf der Mit-
teldeutschen Braunkohlegesellschaft (Mi-
brag) von einem amerikanischen Eigentü-
mer an den tschechischen Energiekonzern
EPH vor sieben Jahren die Rückstellungen
für Rekultivierung halbiert hätten. Ähnli-
Abgebaggerte Landschaften: Der Braunkohle-Tagebau Nochten in der nördlichen Oberlausitz
Nicht mehr Spitzenkandidatin
Grünen-Politikerin Göring-Eckardt: Beim nächsten Mal machen das andere
pca. BERLIN, 2. Januar. Die Grünen-Po-
litikerin Katrin Göring-Eckardt möchte
bei der nächsten Bundestagswahl nicht
abermals als Spitzenkandidatin ihrer Par-
tei antreten. In einem Interview mit der
Funke-Mediengruppe sagte sie: „Ich war
zweimal Spitzenkandidatin, und es war
eine tolle Aufgabe. Aber beim nächsten
Mal machen das andere.“ Die Fraktions-
bis 2042 Braunkohle fördern dürfen. Grü-
ne und Linke im Sächsischen Landtag kri-
tisieren die Vereinbarung deshalb scharf.
„Diese Übereinkunft setzt voraus, dass
der in der Kohlekommission diskutierte
Kohleausstieg scheitert und der nationale
in ihrer Partei stets für eine realistische
Politik gestanden. Seit langem zeigte sie
sich offen für eine gemeinsame Regie-
rung mit der Union.
Die engagierte protes-
tantische Christin hat-
te dabei auf ein gutes
Verhältnis zur Pasto-
rentochter Angela
Foto Wolfgang Eilmes
die Ministerpräsidenten Brandenburgs,
Sachsens und Sachsen-Anhalts, in denen
die besonders vom Braunkohleausstieg be-
troffenen Regionen liegen, persönlich in
die Verhandlungen eingeschaltet. Sie sol-
len noch bis Anfang Februar dauern.
Foto Robert Gommlich
Seit vielen Jahren führt sie die Fraktion,
anfangs noch in der rot-grünen Regie-
rungszeit. Zwischendurch war Göring-
Eckardt Vizepräsidentin des Parlaments,
ihr bislang höchstes politisches Amt. Seit
dem Scheitern der Jamaika-Gespräche
haben sich bei den Grünen die Kräftever-
hältnisse stark verschoben hin zu den bei-
den Parteivorsitzenden Annalena Baer-
den in Lagern in der Inselrepublik Nau-
ru sowie auf der zu Papua-Neuguinea
gehörenden Insel Manus festgehalten.
Seit 2013 bringt Australien dort Asylsu-
chende unter, die auf dem Seeweg an-
kommen. Ärzte und Flüchtlingshelfer
prangern die Bedingungen dort als
menschenrechtswidrig an. (dpa)
Duterte gesteht Belästigung
Nachdem der philippinische Präsidente-
n Rodrigo Duterte gesagt hat, ein
Dienstmädchen sexuell belästigt zu ha-
ben, schlägt ihm heftige Empörung ent-
gegen. Als Teenager habe er sich ins
Zimmer der schlafenden Angestellten
geschlichen und „angefasst, was im
Höschen drin war“, hatte er in seiner
Rede am 29. Dezember gesagt. Das
Dienstmädchen sei aufgewacht, und er
habe den Raum verlassen – um dann
noch einmal wiederzukommen und
„zu versuchen, meinen Finger reinzu-
stecken“. Bei Frauenrechtlerinnen des
Landes löste die Aussage Abscheu aus.
Sie forderten Dutertes Rücktritt. Der
Erzbischof von Manila bezeichnete
den Präsidenten als den „Antichrist“.
Dutertes Sprecher wiegelte die Aussa-
gen des Präsidenten ab. Duterte habe
„in seinem unnachahmlichen allegori-
schen Stil“ den sexuellen Missbrauch,
den er als Minderjähriger auf einer ka-
tholischen Schule erfahren habe, dra-
matisieren wollen, teilte er mit. (dpa)
Viele Tote bei Überfall in Mali
Bewaffnete Männer haben ein Dorf in
Mali überfallen, der Regierung zufolge
sind 37 Zivilisten getötet worden. Die
Attacke ereignete sich am frühen Neu-
jahrsmorgen im Dorf Koulogon im
Zentrum des westafrikanischen Krisen-
staats. Unter den Opfern seien Kinder
und Alte gewesen. Etliche Menschen
wurden verletzt und Häuser niederge-
brannt. Soldaten wurden in die Region
geschickt, um für Sicherheit zu sorgen.
Der genaue Hintergrund der Tat war
zunächst unklar. Die Angreifer hätten
Kleidung der Dozo, einer traditionel-
len Jägergruppe, getragen, hieß es in
der Regierungserklärung. Im Zentrum
Malis herrschen Spannungen zwi-
schen mehreren ethnischen Gruppen,

mindestens zwei weitere gegen 20.45
Uhr. Demnach soll zunächst in der Bahn-
hofshalle ein Zugreisender unvermittelt
mit Schlägen körperlich attackiert wor-
den sein. Der Täter flüchtete anschlie-
ßend aus dem Bahnhofsgebäude. Da-
nach gingen bei der Polizei mehrere An-
rufe ein, in denen Zeugen über eine tätli-
che Auseinandersetzung mit mehreren
Beteiligten im Bereich des Bahnhofsvor-
platzes berichteten.
Eine Polizeistreife konnte vor Ort al-
lerdings keine Auseinandersetzung
mehr feststellen, weil sich die mutmaßli-
chen Täter offenbar schon entfernt hat-
Die weiteren Ermittlungen sollen zei-
gen, welcher der Beschuldigten wie
stark an den jeweiligen Taten beteiligt
war. Genauere Auskünfte zum mutmaß-
lichen Tathergang wollte die Staatsan-
waltschaft nicht geben, um die Beweis-
kraft der Zeugenangaben nicht zu
schmälern und keine „falschen Zeugen“
anzulocken. Auch zur Motivation der Be-
schuldigten machte die Staatsanwalt-
schaft Amberg keine konkreten Anga-
ben. Sie teilte allerdings mit, es bestün-
den „zum gegenwärtigen Zeitpunkt kei-
nerlei Hinweise auf einen terroristi-
schen Hintergrund“.
vorsitzende der Grünen war zuletzt 2017
gemeinsam mit dem damaligen Parteivor-
sitzenden Cem Özdemir angetreten, bei
der Wahl hatten die Grünen dann 8,9 Pro-
zent geholt. Beinahe wären sie auch Teil
einer Regierungskoalition mit Union und
FDP geworden.
Nach dem Scheitern der Jamaika-Ver-
handlungen konnte sich Göring-Eckardt
an der Spitze der Fraktion halten. Ihr Kol-
lege Cem Özdemir hatte sein Führungs-
amt in der Partei aufgegeben und kam in
der Fraktion nicht zum Zuge. Er sitzt nun
dem Verkehrsausschuss vor. Die aus Thü-
ringen stammende Göring-Eckardt hatte
Merkel aufbauen kön-
nen. Doch zweimal
scheiterte der Ver-
such, eine gemeinsa-
K. Göring-Eckardt me Regierung zu bil-
den: zunächst 2013, als sie gemeinsam
mit dem Parteilinken Jürgen Trittin kan-
didiert hatte, und auch 2017, diesmal
ohne eigenes Zutun und wegen der FDP.
Göring-Eckardt gehört dem Deut-
schen Bundestag seit zwanzig Jahren an.
Sie ist seit langem eine überregional be-
kannte Bundespolitikerin. Die Belange
der östlichen Länder und der Bürger dort
hat sie dabei aber stets im Blick behalten.
bock und Robert Habeck. Die harmonie-
ren nach außen hin besser als das Vorgän-
ger-Duo Cem Özdemir und Simone Peter
und werden eng verbunden mit dem ra-
santen Aufstieg der Grünen in den Mei-
nungsumfragen.
Die Fraktion, die im Bundestag hinter
AfD, FDP und Linke die kleinste Oppositi-
onsfraktion stellt, ist dabei etwas ins Hin-
tertreffen geraten. In dieser Lage hat Gö-
ring-Eckardt nun frühzeitig den Weg frei
gemacht. Das bedeutet aber nicht, dass sie
nach einer kommenden Wahl und im Fal-
le einer entsprechenden Koalition nicht
noch ein Ministeramt anstreben könnte.
die zuletzt oft in Gewalt gemündet
sind. Zudem ist der Norden ein Rück-
zugsgebiet islamistischer Terrororgani-
sationen, es kommt immer wieder zu
Anschlägen. In Mali ist eine
15 500 Mann starke Truppe der Ver-
einten Nationen stationiert, die den
Staat stabilisieren und ein 2015 ge-
schlossenes innerstaatliches Friedens-
abkommen überwachen soll. Dar-
unter sind etwa 1000 deutsche Solda-
ten. Für die Bundeswehr ist dies
knapp hinter Afghanistan der zweit-
größte Auslandseinsatz; er gilt als ihr
gefährlichster. (dpa)

Frankfurter Zeitung
Gründungsherausgeber Erich Welter †
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FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Alle Linken zum Feind
Mit markigen Worten
nimmt die neue
Regierung Brasiliens
die Arbeit auf. Alle
zwei Tage will der
Wirtschaftsminister
eine neue Reform
vorstellen.
Von Tjerk Brühwiller
SÃO PAULO, 2. Januar
S
eit dem Neujahrstag trägt Jair Bolso-
naro die gelb-grüne Schärpe des bra-
silianischen Präsidenten. Nach der
Zeremonie zur Amtseinsetzung des neu-
en Präsidenten unter den Augen von meh-
reren zehntausend Anhängern und zahl-
reichen Staatschefs und Regierungsvertre-
tern folgte am Mittwoch die Vereidigung
seines 22 Minister zählenden Kabinetts.
Bolsonaro hatte bei der Bildung seines
Kabinetts Wert darauf gelegt, dass die
Zahl der Ministerien sinkt – die verspro-
chene Halbierung von 29 auf 15 Ressorts
erwies sich jedoch als unrealistisch. Wie
es Bolsonaro mit seinen anderen Wahlver-
sprechen halten wird, das wird sich in den
kommenden Monaten zeigen. In seinen
Reden vor der Bevölkerung und vor dem
Kongress während der Amtseinsetzung
hielt Bolsonaro sich zurück und bewegte
sich in weiten Teilen der vergleichsweise
kurzen Reden auf einer symbolischen
und oberflächlichen Ebene. Seine Reden
hatten vor allem die Züge einer Dankesre-
de – Dank an das Volk, an die Familie und
vor allem an Gott.
Zudem dienten Bolsonaros Reden
auch dazu, das Feindbild zu pflegen, das
ihm zum Wahlsieg verholfen hatte. Es
handelt sich dabei um die linke Arbeiter-
partei (PT) seiner Vorgänger Lula da Sil-
va und Dilma Rousseff. In einer vielzitier-
ten Stelle seiner Rede vor dem Kongress
sagte Bolsonaro beispielsweise, dass Bra-
silien begonnen habe, „sich vom Sozialis-
mus, von der Umkehrung der Werte, vom
staatlichen Gigantismus und vom poli-
tisch Korrekten zu befreien“. Das Volk
rief er dazu auf, sich gegen „unheilvolle
Ideologien“ aufzulehnen. Noch einmal
Beten für Gleichberechtigung
In Indien haben zwei Frauen trotz Protests einen Tempel besucht / Von Till Fähnders
SINGAPUR, 2. Januar. Die Inderin Bin-
du Ammini ist eine Pionierin. Zusammen
mit Kanaka Durga hat sie am Mittwoch
Geschichte geschrieben. Die beiden Akti-
vistinnen waren die ersten Frauen im ge-
bärfähigen Alter überhaupt, die den Tem-
pel von Sabarimala im südindischen Bun-
desstaat Kerala besucht haben. Das Heilig-
tum verbietet Frauen im Alter von zehn
bis fünfzig Jahren eigentlich den Zugang
zu dem Tempel. Den Hindu-Priestern gel-
ten sie insbesondere während ihrer Mens-
truation als unrein. Indiens Oberster Ge-
richtshof hatte das „patriarchalische“ Ver-
bot im September des vergangenen Jahres
jedoch gekippt, da es gegen den Grund-
satz der Gleichberechtigung verstoße. Seit-
her hatten Massenproteste konservativer
Hindus die Umsetzung des Richterspruchs
verhindert.
Noch vor einem Monat hatte ein wüten-
der Mob die beiden Aktivistinnen verjagt.
Rund ein Dutzend weitere Frauen hatten
vergeblich versucht, in den Tempel zu ge-
langen. Die 42 und 44 Jahre alten Frauen
berichteten in der indischen Presse, dass
sie den Tempel am frühen Mittwochmor-
gen gegen 3.30 Uhr Ortszeit betreten hät-
ten. Sie hatten einen Hintereingang be-
nutzt. So konnten sie die protestierenden
Hindus umgehen. Auf einem kurzen Vi-
deo, das den Besuch belegen soll, waren
zwei Personen mit schwarzen Kopftü-
chern zu sehen, die eilig durch eine dunk-
le Anlage marschierten. „Drinnen waren
eine ganze Menge Gläubige. Deshalb
konnten wir nicht lange im Inneren des
Tempels verbringen. Aber wir verbrach-
ten eine gute Zeit auf dem Gelände des
Tempels“, sagte Ammini der Zeitung „Ti-
mes of India“. Während ihres Aufenthalts
hätten sie auch vor dem Schrein gebetet.
Polizisten in Zivilkleidung hatten die
Frauen zu ihrem Schutz begleitet.
Bei den Verantwortlichen des Tempels
kam die Aktion nicht gut an. Sie schlos-
sen den Tempel nach Bekanntwerden des
Besuchs für etwa eine Stunde, um „Reini-
gungsrituale“ durchzuführen. Unter indi-
schen Frauenrechtlerinnen wird der Tem-
Neue Aufnahmen zur Ermordung Khashoggis
Ein Video zeigt, wie am 2. Oktober Koffer in die saudische Residenz getragen werden
Her. FRANKFURT, 2. Januar. Neue Auf-
nahmen aus der Türkei zeigen, wie mut-
maßlich die zerstückelte Leiche des am
2. Oktober ermordeten saudischen Jour-
nalisten Jamal Khashoggi in die Residenz
des saudischen Generalkonsuls von Istan-
bul gebracht worden sein soll. Mehrere
türkische Fernsehkanäle haben in den ver-
gangenen Tagen das knapp zwei Minuten
lange Video ausgestrahlt, ohne indessen
Auskunft über seine Herkunft zu geben.
Die Aufnahmen stammen von einer Si-
cherheitskamera vor der Residenz. Sie zei-
Will das Land „vom Sozialismus befreien“: Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro auf dem Weg zur Amtseinführung
wiederholte Bolsonaro, was er schon
während der Kampagne ständig gesagt
hatte: Die brasilianische Flagge werde
nie rot sein, es sei denn vom Blut, das ver-
gossen werden müsse, um sie grün und
gelb zu belassen. Diese Rhetorik wird er
wohl fortsetzen; Bolsonaro dürfte sein
Programm als eine Art Gegenentwurf
zur Politik der PT präsentieren. Wer ihn
kritisiert, der muss damit rechnen, als
Linker abgestempelt zu werden.
Wichtige Themen ließ Bolsonaro in sei-
nen Reden weitgehend aus. Das Thema
Wirtschaft zum Beispiel sprach er kaum
an – und von Wirtschaft versteht Bolsona-
ro nicht viel, das hatte er selbst im Wahl-
kampf mehrfach eingestanden. Aller-
dings werden die wirtschaftliche Erho-
lung Brasiliens und die Genesung des
Staatshaushaltes zentral sein für das poli-
tische Überleben Bolsonaros. Die Verant-
wortung dafür hat Bolsonaro an seinen
Minister für Wirtschaft und Finanzen,
Paulo Guedes, und dessen Wirtschafts-
equipe übertragen. Ihr müssen die Refor-
pelbesuch als Erfolg gewertet. Sie wen-
den sich unter anderem gegen die religiös
begründete Stigmatisierung von Frauen,
die ihre Periode haben. In den meisten
Hindu-Tempeln sind Frauen während ih-
rer Monatsblutung von religiösen Ritua-
len ausgeschlossen. Aber nur wenige ha-
ben ein so strenges Zutrittsverbot wie der
Tempel von Sabarimala.
Die Aktion der beiden Frauen folgt ei-
nen Tag auf eine großangelegte Solidari-
tätsbekundung Hunderttausender Inderin-
nen. Sie hatten am Dienstag mit einer 620
Kilometer langen Menschenkette für ein
Zutrittsrecht zu dem Tempel demons-
triert. Aufnahmen zeigten eine schier end-
lose Aneinanderreihung von Inderinnen
in bunten Gewändern. Die „Mauer der
Frauen“, die etwa 15 Minuten gehalten ha-
ben soll, war von der von Kommunisten
angeführten Left Democratic Front organi-
siert worden. Sie setzt sich für eine grund-
legende Verbesserung der Lebensumstän-
de indischer Frauen ein. Indien gilt als ei-
nes der gefährlichsten Länder für Frauen
auf der Welt. Seit der Massenvergewalti-
gung und Ermordung einer Studentin in
Delhi im Jahr 2012 ist das Thema in das
Bewusstsein gerückt. Aktivistinnen wei-
sen allerdings darauf hin, dass das Land
auch eine starke feministische Bewegung
hervorgebracht hat.
Darüber hinaus gab es vor allem von Sei-
ten traditioneller Hindus Kritik an dem Be-
such der beiden Frauen in dem Tempel.
Dazu gehört auch die Bharatiya Janata
Party (BJP) von Ministerpräsident Naren-
dra Modi. Sie sprach von einem „schwar-
zen Tag“ und rief in der Landeshauptstadt
Thiruvananthapuram zu Massenprotesten
auf. Dabei kam es auch zu Zusammenstö-
ßen mit der Polizei. Die Sicherheitskräfte
gingen mit Tränengas und Wasserwerfern
gegen die Demonstranten vor. Kritiker se-
hen das Zutrittsverbot für Frauen nicht in
einer patriarchalischen Denkweise, son-
dern in der zölibatären Lebensweise des
Hindu-Gottes Ayyappa begründet, dem in
der Tempelanlage gehuldigt wird. Diese
Ansicht hatte auch das Oberste Gericht
gen, wie am 2. Oktober gegen 15.19 Uhr
ein dunkler Van vor dem Gebäude hält.
Ein Bediensteter trägt fünf Koffer aus
dem Van in das Haus. Etwa zwei Stunden
zuvor hatte Khashoggi das nahe gelegene
saudische Generalkonsulat betreten. Er
hatte gegen 13.13 Uhr die Sicherheitskon-
trollen passiert. Bereits am frühen Mor-
gen des 2. Oktober waren 15 saudische
Staatsbürger in Istanbul angekommen,
unter ihnen Vertraute des Kronprinzen
Muhammad Bin Salman und Angehörige
des saudischen Geheimdienstes, und be-
Politik
men im Rentenbereich und im Steuerwe-
sen gelingen, an denen die Vorgängerre-
gierungen sich vergeblich versucht hatten
– und das möglichst rasch. Die Märkte
wollen noch in diesem Jahr die Gewiss-
heit haben, dass Brasilien auf dem richti-
gen Weg ist. Das Problem liegt im Kon-
gress, der auch in neuer Zusammenset-
zung schwierig von drastischen Einschnit-
ten zu überzeugen sein wird. Guedes hat
jedoch bereits eine sogenannte einstweili-
ge Maßnahme vorbereitet, die eine Reihe
von Anpassungen im Rentenwesen vor-
sieht, jedoch keiner unmittelbaren Zu-
stimmung durch das Parlament bedarf.
Laut Aussage von Guedes soll alle zwei
Tage eine neue Maßnahme vorgestellt wer-
den, die von Interesse für die Bevölkerung
oder die Unternehmer ist, darunter Verein-
fachungen im Bereich der Besteuerung,
Abbau von bürokratischen Hürden und an-
deres. Die schrittweisen Anpassungen
werden als eine Art „Aperitif“ für die gro-
ßen Happen gesehen, die zentralen Refor-
men im Renten- und Steuerwesen, die ei-
von Kerala vor 27 Jahren in einem Urteil
vertreten. Durch die Entscheidung der hö-
heren Instanz war dieses Urteil aber aufge-
hoben worden.
Selbst die Kongresspartei, die sonst sel-
ten einer Meinung mit der BJP ist, hatte
den Tempelbesuch kritisiert. Einer ihrer
Vertreter sprach von einem „Bruch der
Traditionen“. Der Oberpriester des Tem-
pels verteidigte das Verbot. „Das sollte
nicht als Diskriminierung gegenüber Frau-
en verstanden werden, da es kein Verbot
für Frauen insgesamt gibt, den Tempel
von Sabarimala zu besuchen“, sagte Kan-
dararu Rajeevararu der Zeitung „The Hin-
du“. Für Donnerstag hat eine Dachorgani-
sation der Hindu-Nationalisten, die Sabari-
mala Karma Samithi, einen Generalstreik
im gesamten Bundesstaat Kerala angekün-
digt. Zu Ehren des Ayyappa kommen ins-
besondere im Dezember und Januar Mil-
lionen Menschen nach Sabarimala, um
barfuß über 18 heilige Stufen den Tempel
zu betreten. Mit der hohen Zahl an Besu-
chern ist er einer der bedeutendsten Pilger-
orte der Welt. Einige sollen ihre Wallfahrt
zu dem heiligen Schrein nun aber abgebro-
chen haben, da dieser durch den Besuch
der Frauen verunreinigt sei.
Zu den Unterstützern der Frauen ge-
hört dagegen der Landeschef von Kerala,
Pinarayi Vijayan. Er bestätigte am Mitt-
woch den Tempelbesuch. „Zuvor war der
Aufstieg durch unzureichende Sicherheits-
vorkehrungen verhindert worden. Die
Polizei ist verpflichtet, ihnen Schutz zu
gewähren“, sagte er laut der Zeitung „The
Hindu“. Mit Blick auf die Parlamentswahl
im Mai könnte sich der Streit um religiöse
Empfindlichkeiten der Hindus noch
weiter zuspitzen. Ministerpräsident Modi
und seine BJP verfolgen im Wahlkampf
einen verstärkt hindunationalistischen
Kurs. Oppositionelle, Aktivisten und An-
gehörige von Minderheiten beklagen An-
feindungen und eine zunehmend vergifte-
te Atmosphäre. Das bekommen nun auch
die beiden Frauen zu spüren. Nachdem
ihr Tempelbesuch bekannt geworden war,
wurden ihre Familien unter Polizeischutz
gestellt.
gaben sich in das Generalkonsulat. Einer
von ihnen hatte einen Knochensäge im
Gepäck. Tonaufnahmen, die der Öffent-
lichkeit nicht zugänglich gemacht wur-
den, sollen belegen, dass Khashoggi nach
dem Betreten des Generalkonsulats getö-
tet wurde.
Foto Xinhua
ner deutlichen Zustimmung im Kongress
bedürfen. Guedes sieht auch eine schritt-
weise Öffnung des Außenhandels und ei-
nen Abbau von Zollhürden vor. Inwiefern
diese Öffnung im Gegensatz zu den Verän-
derungen im außenpolitischen Kurs ste-
hen wird, muss sich zeigen. Unter Bolsona-
ros Außenminister Ernesto Araújo ist
eine Abkehr Brasiliens vom Multilateralis-
mus und eine starke Annäherung Brasi-
liens an die Vereinigten Staaten zu erwar-
ten, die gerade in Handelsfragen in vielen
Bereichen mit Brasilien konkurrieren.
Eine andere konkrete Maßnahme er-
ließ die neue Regierung bereits am ersten
Tag ihres Mandats – und sozusagen im Ne-
bel der Amtseinweihung. In einer seiner
ersten Amtshandlungen hat Bolsonaro
der brasilianischen Indianerbehörde Fu-
nai die Kompetenz entzogen, Indianerter-
ritorien zu identifizieren und zu demar-
kieren. Diese Aufgabe unterliegt neu dem
Agrarministerium und damit jenem Sek-
tor, der im Konflikt mit den Interessen
der Indigenen steht.
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DONNERS TAG, 3. JA NUAR 2019 · NR. 2 · S EITE 5
Nur ein Versprechen, das
er auch halten kann
Kabarettist kandidiert für Präsidentenwahl in der Ukraine
WARSCHAU, 2. Januar. In der Ukrai-
ne will ein Kabarettist namens Wolody-
myr Selenskyj hoch hinaus: Er will sich
am 31. März der Volkswahl stellen, in
welcher der Staatspräsident bestimmt
wird, der mächtigste Mann des Landes.
Nach der Aufhebung des Kriegsrechts
Ende Dezember stehen die Chancen
gut, dass die Ukraine einen „normalen“
Wahlgang erleben wird.
Um seine Kandidatur mitzuteilen,
wählte Selenskyj die Silvesternacht. Er
stellte sich vor einen Weihnachtsbaum
und verkündete, jeder Ukrainer habe im
neuen Jahr drei Wege zur Auswahl: wei-
terzuleben wie bisher, als Arbeitsmi-
grant ins Ausland zu gehen und Geld
nach Hause zu schicken oder selbst zu
versuchen, im Land etwas zu verändern.
An Letzterem werde er sich gerne betei-
ligen. Und deshalb verspreche er etwas,
was er – „anders als die großen Politi-
ker“ – auch erfüllen werde: Er verspre-
che, zu kandidieren.
Natürlich hatte Selenskyj da schon et-
was Vorarbeit geleistet. Vor 40 Jahren in
Krywyj Rih im Süden des Landes gebo-
ren, hatte er zunächst Jura studiert, sich
jedoch früh dem Genre der Quizsendun-
gen und ähnlicher Fernsehshows zuge-
wandt. In jungen Jahren reiste er mit
Gastspielen durch die ehemaligen Sow-
jetrepubliken. Die Sprache war dabei,
wie seine Muttersprache, Russisch; erst
2017 begann er, das verwandte Ukrai-
nisch zu lernen, um auch damit auftre-
ten zu können. Seine wohl bekannteste
Serie ist „Kwartal-95“ (Häuserblock
95). Gerne zieht er in seinen Sendungen
Politiker durch den Kakao. Als Ende
2013 die „Revolution der Würde“ auf
dem Kiewer Majdan begann, sympathi-
sierte Selenskyj mit den Protestieren-
den. Man wolle die Demonstranten ge-
gen das korrupte und von Russland ab-
hängige Regime „mit Humor unterstüt-
zen und völlig frei über Machthaber und
Opposition scherzen, vor niemandem
Angst haben“, sagte er damals. Schnell
wurden russische Politiker zur Zielschei-
be seines Spotts. Auch die Aktionen der
Armee gegen von Russland unterstützte
Separatisten im Osten des Landes befür-
wortete Selenskyj. Daran dürfte es gele-
gen haben, dass eine erfolgreiche rus-
sisch-ukrainische Fernsehserie unter sei-
WOCHE
\
WOCHE
\
Das kompakte Nach
richtenmagazin
F.A.Z. WOCHE
ner Leitung eingestellt werden musste.
Das Ermittlungskomitee, eine wichtige
Behörde in Russland, kündigte sogar an,
eine Finanzierung der ukrainischen Ar-
mee durch die Selenskyj-Truppe und an-
dere Künstler zu untersuchen.
Doch erst 2017 wurden politische Plä-
ne des Kabarettisten bekannt. Gemein-
sam mit seinen engsten künstlerischen
Mitarbeitern „über-
nahm“ Selenskyj
eine Zwergpartei,
die „Partei entschie-
dener Veränderun-
gen“, und benannte
sie um. Die neue
Kraft bekam den
Foto Imago
klangvollen Namen
„Der Diener des Vol-
Wolodymyr Selenskyj kes“. So hieß auch
eine Kabarettserie aus dem Hause Selen-
skyj. Darin spielte der Meister den Ge-
schichtslehrer Wasyl Holoborodko, der
überraschend Präsident wird. Einmal
auf dem Thron gelandet, kämpft Holobo-
rodko tapfer gegen Oligarchen und kor-
rupte Abgeordnete und für die Rechte
des Normalverbrauchers. Millionen sa-
hen die Serie auf Youtube.
Allerdings verwischt Selenskyj die
Grenze zwischen Show und Partei bis
zur Unkenntlichkeit, etwa wenn er in
den Teasern zur Serie klar politische Bot-
schaften verkündet. Einmal wird darin
Holoborodko nach seinem „Traum“ ge-
fragt. Was als Antwort folgt, sind Er-
folgsmeldungen: In der umkämpften
Donbass-Region sei Frieden eingekehrt,
auf der ukrainischen Krim finde die
nächste Olympiade statt. Politisch ist Se-
lenskyj allerdings schwer festzulegen.
Derweil wächst seine Popularität ins
Unermessliche. Umfragen gaben ihm
schon Ende des Jahres gute Chancen, in
die Stichwahl zu kommen. Wichtig könn-
te sein, ob ein anderer „Newcomer“, der
Rocksänger Swjatoslaw Wakartschuk,
seine Andeutungen wahr macht und kan-
didiert. Führend ist in allen Umfragen
die Oppositionspolitikerin Julija Timo-
schenko; die frühere Regierungschefin
gilt als proeuropäisch und dürfte im
Wahlkampf vor allem die beklagenswer-
te soziale Lage ansprechen. Weit abge-
schlagen ist der seit 2014 regierende
Amtsinhaber Petro Poroschenko. (gna.)
Nr. 2 4. Januar 2019
07038 € 3,50
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SEITE 6 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R. 2
Stark
und
offen
Von der
Übergangslösung zur
Erfolgsgeschichte –
das Grundgesetz und
was noch fehlt.
Von Rupert Scholz
I
m Jahr 2019 feiert die Weimarer
Verfassung ihren 100. und das
Grundgesetz seinen 70. Geburts-
tag. Im Gegensatz zur Weimarer
Verfassung ist die Geschichte des
Grundgesetzes allerdings eine
wahrhafte und – im Prinzip – außeror-
dentlich eindrucksvolle Erfolgsgeschich-
te. Das zunächst nur als Übergangslösung
bis zur Wiedervereinigung gedachte
Grundgesetz vom 23. Mai 1949 ist seit
dem Beitritt der ostdeutschen Länder im
Jahre 1990 zur nicht nur gesamt-deut-
schen, sondern auch allseits akzeptierten
Verfassung geworden. Dies ändert jedoch
nichts daran, dass sich nach wie vor auch
einige Reformfragen stellen.
Das Erfolgsgeheimnis des Grundgeset-
zes basiert auf zweierlei: Zum einen auf
der hohen normativen Stringenz, mit der
alle maßgeblichen Grundwerte verankert
und garantiert werden, und zum anderen
auf dem hohen Maß an gesellschaftspoliti-
scher Offenheit. In diesem Sinne ist der
Text des Grundgesetzes auch außeror-
dentlich sparsam gehalten worden – eine
Feststellung allerdings, die in den Jahren
nach 1949 durch über 60 Verfassungsän-
derungen oder -ergänzungen vielfältig
verwässert worden ist. Die Grundprinzi-
pien des freiheitlichen Rechtsstaates, vor
allem die Grundrechte, sind – bis hin zu
den maßgebenden Rechtsschutzgarantien
für den Bürger – außerordentlich kom-
pakt und strikt gefasst worden. Der frei-
heitliche Rechtsstaat ist in diesem Sinne
zum ebenso unverzichtbaren wie auch in-
tensiv gelebten Grundbestandteil der ge-
samten staatlichen und gesellschaftlichen
Ordnung geworden. Das Gleiche gilt für
das Demokratieprinzip. Im Unterschied
zur Weimarer Verfassung hat das Grund-
gesetz ganz bewusst darauf verzichtet, be-
stimmte gesellschaftspolitische, also vor
allem wirtschafts- und sozialpolitische
Festlegungen vorab zu definieren. So ent-
hält das Grundgesetz, entgegen mancher
Behauptung, beispielsweise keine Festle-
gung auf eine bestimmte Wirtschaftsver-
fassung, namentlich die der sozialen
Marktwirtschaft. Obwohl das Grundge-
setz über die wirtschaftlichen Grundrech-
te und das Sozialstaatsprinzip alle maßge-
benden Voraussetzungen für die soziale
Marktwirtschaft präpariert hat, wurde
dennoch auf eine entsprechend ordnungs-
politische oder gar ideologische Vorab-
E Kurz, aber nicht dunkel – was in das Grundgesetz gehört
ine Verfassung muss kurz und dun-
kel sein.“ So lautet ein wahlweise
Talleyrand oder Napoleon Bona-
parte zugeschriebener Ausspruch, wobei
die korrekte Übersetzung eher lauten
müsste, dass eine Verfassung nach dieser
Auffassung einen weiten Interpretations-
spielraum eröffnen sollte. Gewiss passt
ein solches Bonmot gut zu ausgeprägten
Machtpolitikern wie Napoleon und Talley-
rand, denen eine Bindung der politischen
Macht an eine machtbegrenzende Verfas-
sung fremd war.
Dennoch wissen Juristen, dass jeden-
falls Napoleon sich – zumindest in den
Jahren seines Aufstiegs – auch um das
Recht verdient gemacht hat und hervorra-
gende Juristen unter seinen Beratern hat-
te. Die fünf napoleonischen Gesetzbü-
cher waren seinerzeit im besten Sinne re-
volutionär und beispielgebend für die eu-
ropäischen Kodifizierungen des einfa-
chen Rechts.
Wieso also diese scheinbar abschätzige
Bemerkung zur Rolle einer Verfassung,
die ja die Basis für die Organisation des
gesamten Staates und auch für die Rechts-
ordnung bildet?
Wer sich einmal den Wortlaut der Arti-
kel 1 und 3 in ihrer ursprünglichen Fas-
sung des Grundgesetzes vor Augen führt
und dagegen den Artikel 13 Absatz 3
bis 7 oder den Artikel 16a Absatz 2 bis 5
in der aktuellen Fassung liest, versteht
vielleicht, was mit dem eingangs zitierten
Satz im positiven Sinne gemeint sein
könnte.
Idealerweise sollen Verfassungen sich
auf wirklich grundlegende Aussagen be-
festlegung verzichtet. Und dies aus gutem
Grund. Denn nur so konnte dafür gesorgt
werden, dass die jeweils aktuelle Wirt-
schafts- und Sozialpolitik zunächst vom
einfachen Gesetzgeber, im Einklang mit
den wechselnden gesellschaftlichen Ver-
hältnissen, aktuell und sachgerecht gere-
gelt werden konnte. In diesem Sinne ver-
fügte das Grundgesetz von Anfang an
über ein enormes Maß an gesellschaftspo-
litischer Offenheit – eine Offenheit, die
dem Grundgesetz wiederum selbst die Ge-
währ dafür vermittelte, auch im Wandel
der gesellschaftlichen Verhältnisse stets
zeitgemäß bleiben zu können. Von beson-
derer Bedeutung ist hierbei das Sozial-
staatsprinzip, das zwar – in sehr allgemei-
ner Form – für die Bürger soziale Sicher-
heit und soziale Gerechtigkeit garantiert;
dies aber ohne jede allzu konkrete Festle-
gung. Mit Recht hat das Grundgesetz vor
allem – wiederum im Gegensatz zur Wei-
marer Verfassung – auf soziale Grund-
rechte verzichtet, sind solche Grundrech-
te doch von momentaner sowie vielfach
lediglich utopischer Qualität. Unbescha-
det dieser weisen Weichenstellung des
Grundgesetzgebers gibt es dennoch pro-
blematische, gerade auch durch die Ge-
richte vorangetriebene Bestrebungen zur
Entwicklung quasi-sozialgrundrechtli-
cher Gewährleistungen – beispielsweise
wenn es um die Höhe bestimmter Hartz-
IV-Sätze geht. Dabei ist das Sozialstaats-
prinzip im Grundgesetz bewusst offen
und ausschließlich objektiv-rechtlich aus-
gestaltet – weitere Regelungen sollten
dem einfachen Gesetzgeber und nicht
dem Verfassungsgeber beziehungsweise
der Verfassungsgerichtsbarkeit zufallen.
Jede Verfassung, die auf dauerhafte Ak-
zeptanz von Staat und Gesellschaft ange-
wiesen ist, muss die permanente Balance
zwischen dauerhaften Grundwerten ei-
nerseits und flexiblem Wandel in den ge-
sellschaftlichen Verhältnissen sowie aktu-
ell-politischen Überzeugungen bestehen.
Dem Grundgesetz ist dies – ungeachtet
mancher kritischer Tendenzen im Detail
– wesentlich gelungen und dies hat maß-
gebend zu seinem großen Erfolg beigetra-
gen. Daran hat auch die vorgenannte Flut
von einzelnen Verfassungsänderungen
oder -ergänzungen glücklicherweise
nichts geändert, obwohl viele dieser Än-
derungen in Stil wie Methode nur allzu
oft von dem abgewichen sind, was die ur-
Komplexe Regelungen sind unerfreulich, aber mitunter unumgänglich / Von Günther Krings
schränken und in einer verfassungswürdi-
gen Sprache gehalten sein.
Das heisst: Kurz, aber natürlich nicht
dunkel! Sondern so formuliert, dass sich
der Geist der Verfassung beim Lesen er-
schließt. Es muss nicht alles bis ins kleins-
te Detail in der Verfassung stehen. Wer
sich die in den letzten Jahrzehnten erfolg-
ten Änderungen des Grundgesetzes vor
Augen führt, wird mir zustimmen, dass
diese jedenfalls sprachlich kaum das Ni-
veau der Urfassung des Grundgesetzes er-
reichen. Da erinnert eben heute nicht
mehr viel an den „vollkommenen Text“,
wie Navid Kermani in seiner vielbeachte-
ten Rede zum 65. Jahrestag das Grundge-
setz nannte. Dafür mag es unterschiedli-
che Ursachen geben. Sicher ist es einfa-
cher, in einer „Stunde null“ bei der Neu-
schaffung einer Verfassungsordnung ei-
nen kürzeren und prägnanten Text zu er-
arbeiten, da die Interessen der politi-
schen Akteure noch nicht so ausgeprägt
und eingefahren sein mögen. Über vielem
liegt noch der rawlssche Schleier des
Nichtwissens, während im Laufe der Jah-
re oft deutlich verbissener um Verände-
rungen des etablierten Status quo gerun-
gen wird. Und dieses Ringen spiegelt sich
dann wider in kleinteiligen und sprach-
lich wenig eleganten Formulierungen,
wie wir sie nicht nur in Art. 13 und 16a
des Grundgesetzes besichtigen können.
Staat und Recht
sprüngliche Stringenz wie textmäßige
Sparsamkeit des Grundgesetzes so sehr
ausgezeichnet hat. Manche dieser Verfas-
sungsänderungen erinnern eher an Ge-
schäftsordnungsregelungen zum politi-
schen Betrieb als an dauerhaft grundle-
gende Entscheidungen, wie sie für eine
Verfassung eigentlich typisch sein soll-
ten. Nur allzu oft ist im politischen Mei-
nungsstreit der Parteien versucht worden,
bestimmte Forderungen nicht nur als sol-
che durchzusetzen, sondern sie sogar via
Plazierung im Grundgesetz selbst mög-
lichst manifest zu machen. Die Verfas-
sung ist aber kein Spielball für politische
Manöver. Hier geht es nicht um Verfas-
sungswahrung, sondern um Verfassungs-
missbrauch.
Wiederum in klarer Abkehr von der
Weimarer Verfassung hat sich das Grund-
gesetz zur strikten Garantie der repräsen-
tativen (parlamentarischen) Demokratie
entschieden. Auch dies hat sich außeror-
dentlich bewährt und maßgebend dazu
beigetragen, dass Deutschland zum ers-
ten Mal in seiner Geschichte eine wirk-
lich stabile Demokratie empfangen hat.
Von Kritikern wird allerdings gefordert,
dass man das System der parlamentari-
schen Demokratie durch Elemente der un-
mittelbaren, plebiszitären Demokratie er-
gänzen sollte. Immer wieder wird für
Volksbegehren, Volksentscheid und
Volksinitiative geworben. Dies aber zu
Unrecht! Plebiszite stellen in der pluralis-
tischen Demokratie keine geeigneten De-
mokratieinstrumente dar. Plebiszite wer-
den in aller Regel von bestimmten Min-
derheiten gefordert, was im Ergebnis
nichts anderes bedeutet, als dass die
Grundsätze von demokratischer Gleich-
heit und Allgemeinheit in Entscheidun-
gen zugunsten von schlichten Minderhei-
ten verfallen können. Der Einstieg in sol-
che Formen der Minderheitsdemokratie
ist jedoch mit einem wirklichen und wah-
ren Demokratiesystem, das allein auf
dem Mehrheitsprinzip beruht, nicht zu
vereinbaren. Wenn überhaupt, so könnte
man daran denken, die Volksinitiative im
Grundgesetz zu verankern, bewirkt sie
doch nichts anderes, als dass der Bundes-
tag verpflichtet werden kann, sich mit be-
stimmten Anliegen aus der Gesellschaft
zu befassen. Volksbegehren und Volksent-
scheid haben auf der Ebene der Bundesde-
mokratie aber nichts verloren.
Carl Schmitt teilte die Weimarer
Reichsverfassung in seiner „Verfassungs-
lehre“ und in seiner Schrift „Legalität
und Legitimität“ in zwei (aus seiner
Sicht) entgegengesetzte Teile ein: einen
formalen, wertneutralen, den Organisati-
onsteil. Und einen werthaften, den
Grundrechtsteil.
Diese Einteilung lässt sich durchaus
auf das Grundgesetz übertragen und fin-
det eine gewisse Bestätigung in der Recht-
sprechung des Bundesverfassungsge-
richts zur „objektiven Werteordnung“ des
Grundgesetzes.
Richtig ist, dass diese Werteordnung
im Verständnis des BverfG sich zwar vor
allem aus den Grundrechten speist, aber
zusätzlich auch aus den Elementen der
freiheitlich-demokratischen Grundord-
nung, also insbesondere aus den Staats-
strukturprinzipien des Art. 20 GG. Der
ganz überwiegende Teil der Normen des
Staatsorganisationsrechts konstituiert die-
se Werteordnung jedenfalls nicht unmit-
telbar. Und wenn wir zum Beispiel über
die Rolle des Grundgesetzes bei der Inte-
gration von Zuwanderern oder als Teil ei-
ner deutschen Leitkultur sprechen, dann
meinen wir wohl nicht den Abschnitt
über „die Ausführungen der Bundesgeset-
zes und die Bundesverwaltung“ oder die
Vorschriften über das „Finanzwesen“. Bei
den Regelungen der Staatsorganisation
Notleidend und dringend reformbedürf-
tig bleibt leider der Föderalismus. Die Ge-
meinsame Verfassungskommission von
Bundestag und Bundesrat, der der Autor
dieser Zeilen seinerzeit vorgesessen hat,
hat es nach der Wiedervereinigung nicht
vermocht, das bundesstaatliche System
wirksam zu reformieren; ebenso wenig
die späteren sogenannten Föderalismus-
kommissionen. Nach wie vor fehlt es an
einer verfassungsrechtlich wirksamen
Kompetenzabgrenzung zwischen Bund
und Ländern, die auf der einen Seite dem
Bund das vorbehält, was ausschließlich
zentral geregelt werden muss, und den
Ländern auf der anderen Seite das gibt,
was für vitale Demokratien auch auf Län-
derebene sowie für föderative Vielfalt
und Wettbewerb sorgt. Bei den Kompe-
tenzabgrenzungen zwischen Bund und
Ländern hat das Grundgesetz in seiner
Anfangsfassung wesentlich auf das Gebot
der „Einheitlichkeit der Lebensverhältnis-
se“ im gesamten Bundesgebiet gesetzt.
Dies war ein Fehler, der zwar den Wün-
schen und Empfindungen vieler Bürger
entgegengekommen ist, der auf der ande-
ren Seite aber zu allzu viel Zentralismus
und kompetenzieller Uniformität geführt
hat.
D
ie Gemeinsame Verfas-
sungskommission hat sei-
nerzeit versucht, an die
Stelle des Begriffs der
„Einheitlichkeit“ den der
„Gleichwertigkeit der Le-
bensverhältnisse“ zu setzen, um gerade
mehr Unterschiedlichkeit und Vielfalt zu
gewährleisten. Diese Rechnung ist indes-
sen nicht aufgegangen. Ebenso geschei-
tert sind die späteren Vorschläge zur Kom-
petenzabgrenzung von Seiten der Födera-
lismuskommissionen. Nach wie vor domi-
niert der Zug zum Zentralismus, wobei
auch die allzu unterschiedlichen Gewich-
te von Bund und Ländern im Rahmen der
Finanzverfassung von größter Bedeutung
sind. Mit Recht hat man schon vor vielen
Jahren davon gesprochen, dass der Bund
kraft seiner finanziellen Übermacht den
Ländern mittels seiner sogenannten „An-
gebotsdiktatur“ Kompetenzen abnimmt
oder sogar abringt. Ein typisches Beispiel
hierfür bildet aktuell der Verfassungs-
streit zwischen Bund und Ländern zum so-
genannten „Digitalpakt“, soll dieser doch
geht es nicht um Wertentscheidungen,
sondern vor allem um Kompetenzzuwei-
sungen und Verfahrensrechte.
Hier geht es bei Änderungen schwer-
lich ohne eine gewisse Detailtiefe. Die Fö-
deralismusreform I 2006 beispielsweise
ist daher aus meiner Sicht nicht schon des-
wegen zu beanstanden, auch wenn so
manche in diesem Zusammenhang erfolg-
ten Neuregelungen nach wie vor auf Kri-
tik aus der Wissenschaft stoßen. Ich den-
ke hier vor allem an die in der Tat sehr
kompliziert klingende Abweichungsge-
setzgebung bei den Materien der früheren
Rahmengesetzgebung und auch in Bezug
auf Regelungen des Verwaltungsverfah-
rens und der Behördeneinrichtung.
Die Einführung der Abweichungsge-
setzgebung, also die mit der ersten Stufe
der Föderalismusreform neu geschaffene
Befugnis der Länder, von Bundesrecht in
bestimmten Grenzen durch Landesgesetz
abweichende Regelungen treffen zu kön-
nen, war letztlich der politische Preis für
eine Entflechtung der Kompetenzen von
Bund und Ländern. Sie war Teil eines Ge-
samtpakets, das Bund und Ländern wie-
der mehr autonome Gestaltungsmöglich-
keiten einräumen sollte.
Für den Bund besonders bedeutsam
war dabei die Reduzierung der Anzahl im
Bundesrat zustimmungsbedürftiger Ge-
setze. Hier spielte der Artikel 84 Grundge-
F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
kraft vom Bund geleisteter zusätzlicher Fi-
nanzleistungen dem Bund zugleich ein hö-
heres Maß an Partizipation im Bereich
der Bildungspolitik insgesamt vermitteln
(Art. 104c Grundgesetz neuer Form). Die
Bildungspolitik gehört jedoch zur Kultur-
hoheit der Länder, und die Kulturhoheit
ist – neben dem Polizei- und Kommunal-
recht – das letzte, was ihnen an noch wirk-
lich eigenständiger Kompetenzqualität zu-
steht. Deshalb ist ihre ablehnende Hal-
tung begründet.
Im Übrigen führen die Landtage ein zu-
nehmend wachsendes Scheindasein. Bun-
desstaatlichkeit bedeutet jedoch, dass die
Länder auch kompetenziell über wirkli-
che Staatsqualität verfügen, dass sie also
nicht zu schlichten (Selbst-)Verwaltungs-
körperschaften absinken. Im Gegensatz
zu diesen dringend zu reformierenden
Entwicklungen steht der Machtzuwachs
der Länderregierungen im Bundesrat. Ja,
man kann auch davon sprechen, dass die
Länder ihre Kompetenzverluste über den
Bundesrat und die ihnen dort eröffnete
Teilhabe an den gesetzgeberischen Ent-
scheidungen des Bundes zu kompensie-
ren versuchen. Eine außerordentlich pro-
blematische Bestimmung bildet hierbei
die Regelung des Art. 52 Abs. 3 Grundge-
setz, derzufolge im Bundesrat keine einfa-
chen Mehrheiten, sondern absolute Mehr-
heiten gefordert sind – mit der Konse-
quenz, dass (eigentlich) legitime Stimm-
enthaltungen in der Praxis stets als Nein-
Stimmen zu werten sind. Die Stimment-
haltung im Bundesrat ist jedoch ein gera-
de in Koalitionsverhandlungen oder -ver-
einbarungen auf Länderebene außeror-
dentlich häufig genutztes Instrument, mit
dem man vorab politischen Streitigkeiten
innerhalb der jeweiligen Landesregierun-
gen zu begegnen sucht. Die Folge hiervon
ist jedoch die, dass der Bundesrat insge-
samt immer stärker oder mehr zum
schlichten Blockadeinstitut gegenüber
dem Bundestag werden kann. Art. 52
Abs. 3 Grundgesetz muss deshalb drin-
gend zugunsten einer auch relativen
Mehrheit geändert werden. Dass der Bun-
desrat von vielen Regierungen der Län-
der auch zunehmend kompensatorisch ge-
genüber Bundestag und Bundesregierung
genutzt wird, zeigt sich beispielsweise in
der Teilhabe des Bundesrates an gesetzge-
berischen Entscheidungen in den Berei-
chen von Außen-, Europa- und Sicher-
setz, wonach ursprünglich jede bundes-
rechtliche Regelung zur Art und Weise
der Gesetzesausführung zur Zustim-
mungsbedürftigkeit des Gesetzes führte,
eine Schlüsselrolle. Denn die Länder hat-
ten dies als bequemes Einfallstor für poli-
tische Blockaden im Bundesrat genutzt.
Der hierzu gefundene Kompromiss –
künftig grundsätzlich zustimmungsfreie
Regelungen zu Zuständigkeiten und zum
Verwaltungsverfahren der Landesbehör-
den bei der Ausführung des Bundesrechts
in eigener Angelegenheit gegen die Mög-
lichkeit zur Abweichung – hat die Staats-
praxis seither doch erheblich vereinfacht.
Auch im Bereich der sogenannten ma-
teriellen Abweichungsrechte wie etwa in
den Bereichen Naturschutz oder Jagdwe-
sen haben die Länder – soweit wir es über-
sehen – nur sehr moderat von diesem In-
strument Gebrach gemacht. Auch der zu-
nächst befürchtete Pingpongeffekt bei der
Gesetzgebung ist in diesen Bereichen bis-
her ausgeblieben.
Vieles hängt aber auch hier von einem
vertrauensvollen Umgang zwischen Bund
und Ländern ab, wenn es etwa um die bei
der Reform politisch vereinbarte Notifi-
zierung des abweichenden Landesrechts
gegenüber dem Bundesamt für Justiz zur
Bekanntmachung im Bundesgesetzblatt
geht. Ob dies auch richtig funktioniert
und den Bestand des abweichenden Lan-
Illustration Greser und Lenz
heitspolitik. Diese Politikbereiche sollten
schon ihrem Wesen gemäß ausschließlich
dem Bund vorbehalten bleiben. Eine wirk-
same Reform der Kompetenzen von Bund
und Ländern sollte dies auch ausdrück-
lich klarstellen und dem Bundesrat inso-
fern nicht mehr als ein schlichtes Anhö-
rungsrecht gewähren. Auf der anderen
Seite muss der Bund seine permanenten
Versuche, kraft finanzieller Übermacht in
klassische Länderkompetenzbereiche ein-
zudringen, (wieder) zurücknehmen, muss
er hier mehr Disziplin wahren. Dazu gehö-
ren auch die sogenannten Gemeinschafts-
aufgaben gemäß Art. 91a – e GG. Ihr Ka-
talog muss – zugunsten der Länder – viel
enger und strikter gefasst werden.
Last but not least: Auch die Frage einer
Neugliederung der Länder gemäß Art. 29
GG sollte zumindest mittelfristig wieder
aufgerufen werden. Auch hier haben die
beharrenden Kräfte über Jahrzehnte do-
miniert, obwohl die heute 16 Bundeslän-
der von so erheblicher Ungleichheit sind
– von der Größe bis hin zur wirtschaftli-
chen Stärke. Der richtige Zeitpunkt für
eine Neugliederung wäre die Wiederverei-
nigung im Jahre 1990 gewesen, wo durch-
aus eine Reihe von ostdeutschen Län-
dern, ungeachtet ihrer sogar historisch
vorgegebenen Konsistenz, bereit gewesen
wären, sich Neugliederungen zu stellen –
auch und gerade in Verbindung mit dem
einen oder anderen westdeutschen Bun-
desland. Aber alles dies ist am mangeln-
den Willen gerade der westdeutschen
Bundesländer gescheitert. Wenn der Fö-
deralismus jedoch wirklich wieder vitali-
siert werden sollte, was nach dem Willen
des Grundgesetzes eigentlich unverzicht-
bar ist, so muss die Frage einer Neugliede-
rung der Länder wieder auf die Tagesord-
nung gesetzt werden. Dies nicht zuletzt
im Hinblick auf den Prozess der europäi-
schen Einigung. Auch die immer enger zu-
sammenwachsende Europäische Union
fordert auf deutscher Seite entsprechend
starke und wettbewerbsfähige Länder.
Das Grundgesetz hat sich also vielfäl-
tig bewährt und eröffnet auch heute noch
beste Zukunftsperspektiven. Vor allem,
wenn auch der Mut zu den genannten Re-
formen aufgebracht wird.
Prof. Dr. Rupert Scholz (CDU) ist emeritierter Pro-
fessor für Öffentliches Recht und war von 1988 bis
1989 Bundesminister der Verteidigung. Heute ist
er als Partner in einer Wirtschaftskanzlei tätig.
desrechts vollständig abbildet, werden
wir uns beizeiten noch einmal genauer an-
sehen.
Bei der zweiten Stufe der Föderalismus-
reform 2009 und der Neuordnung der
Bund/Länder-Finanzbeziehungen, die wir
nach langwierigen Verhandlungen be-
schlossen haben, trifft der Vorwurf einer
zu großen Detailliertheit der einzelnen
Regelungen schon eher zu.
Es ist eben so, dass bei Verhandlungen
über die Bund/Länder-Finanzen alle mit
dem Taschenrechner am Tisch sitzen und
nicht mit einem Lehrbuch des Verfas-
sungsrechts. Die Mitarbeiter in den Bun-
desministerien haben dann die undankba-
re Aufgabe, hieraus Formulierungen zu
entwickeln, die zumindest den formalen
Standards genügen. Kandidaten für den
„Preis für gute Gesetzgebung“ werden sol-
che Verfassungsänderungen nicht.
Auch bei der aktuellen Verfassungs-
änderung – Stichwort: Finanzhilfe Bil-
dungsinfrastruktur – sind wir wieder in ei-
ner solchen Situation, die von einer zä-
hen Kompromissfindung geprägt ist und
gewiss erneut Kritik auf sich ziehen wird,
egal, wie das Ergebnis ausfällt. Ich weiß
nicht, ob es uns schon ausreichend beruhi-
gen kann, wenn alle gleich unzufrieden
sind.
Aber wir müssen auch aufpassen, dass
wir den nötigen politischen Kompromiss,
der oftmals die Voraussetzung für eine
rechtliche und gar für eine verfassungs-
rechtliche Lösung ist, nicht per se diskre-
ditieren.
Prof. Dr. Günther Krings (CDU) ist parlamentari-
scher Staatssekretär im Innenministerium.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Zahl der Opfer
nach Gasexplosion
steigt weiter
fia. FRANKFURT, 2. Januar. Nach der
Explosion in einem Wohnhaus in der rus-
sischen Stadt Magnitogorsk am Silvester-
morgen steigt die Zahl der Toten weiter.
Nach Angaben des Katastrophenschutz-
ministeriums sind inzwischen 27 Leichen
geborgen worden, knapp 20 Menschen
werden weiterhin vermisst. Temperatu-
ren von minus 15 Grad machen die Ber-
gung von Überlebenden immer unwahr-
scheinlicher. Die russischen Ermittler
und der Geheimdienst führen das Un-
glück auf eine Gasexplosion zurück. Der
zehnstöckige Wohnblock stammt aus
dem Jahr 1973. Gasexplosionen kommen
in Russland in älteren Gebäuden wegen
Sicherheitsmängeln immer wieder vor.
In den sozialen Netzwerken verbreite-
ten sich nach einer zweiten Explosion in
Magnitogorsk Gerüchte, es könne sich in
beiden Fällen um terroristische Anschlä-
ge handeln. Am Dienstag waren drei Men-
schen in einem Kleinbus ums Leben ge-
kommen, nachdem dieser in Flammen
aufgegangen war. Das russische Online-
Portal „Znak“ veröffentlichte ein Video,
in dem das brennende Fahrzeug zu sehen
ist und Schüsse zu hören sind. Das Online-
Medium „74.ru“ zitierte eine anonyme
Quelle der Strafverfolgungsbehörden,
laut der in dem Bus drei Terroristen geses-
sen hätten, die von der Polizei gesucht
worden seien – vermutlich im Zusammen-
hang mit der Explosion im Wohnhaus.
Nach Darstellung der Behörden ist der
Kleinbus wegen eines undichten Gas-
tanks in Brand geraten.
Der Gouverneur der Region Tschelja-
binsk, Boris Dubrowsky, wies eine Verbin-
dung zwischen beiden Unglücken zurück.
Er bat darum, keine Gerüchte zu verbrei-
ten. Auch die Ermittler reagierten auf die
Medienberichte: Sie hätten in den Trüm-
mern des Wohnhauses keinerlei Spuren
gefunden, die auf einen Sprengstoffan-
schlag hindeuten könnten. Präsident Wla-
dimir Putin war am Montag nach Magnito-
gorsk gereist, um mit Überlebenden und
Helfern zu sprechen.
Vorläufiges Aus
für „Ocean Cleanup“
ROTTERDAM, 2. Januar (dpa). Nach
weniger als drei Monaten im Pazifik muss
der Plastikmüll-Fänger „The Ocean
Cleanup“ beschädigt wieder an Land ge-
schleppt werden. Ein 18 Meter langes
Endstück habe sich vermutlich wegen Ma-
terialermüdung von der Anlage gelöst. So-
bald die Wetterbedingungen es zuließen,
werde das System an Land gebracht, teil-
te ein Sprecher von „Ocean Cleanup“ am
Mittwoch in Rotterdam mit. Die Anlage
war im September aus der Bucht von San
Francisco in den Pazifik zum Great Paci-
fic Garbage Patch geschleppt worden. Bei
diesem Strömungswirbel sollen sich nach
Schätzungen von Wissenschaftlern
1,8 Billionen Plastikteile sammeln. Bis-
her hatte der Müll-Fänger aber nicht rich-
tig funktioniert. Im Dezember teilte die
Initiative mit, dass die Anlage das einge-
sammelte Plastik nicht festhalten konnte.
Nun soll die Anlage auch so angepasst
werden, dass das Problem gelöst wird.
Das Nikolauspostamt
stellt einen Rekord auf
ST. NIKOLAUS, 2. Januar (dpa). Das Ni-
kolauspostamt im saarländischen Ort
St. Nikolaus hat rund um Weihnachten
2018 so viele Briefe wie noch nie bearbei-
tet. Die 35 ehrenamtlichen Mitarbeiter
antworteten auf 24 146 Schreiben von
Kindern aus 42 Ländern, wie der Festaus-
schuss St. Nikolaus am Mittwoch mitteil-
te. Dies seien 1563 Briefe mehr als im Vor-
jahr gewesen. Die weitaus meiste Post
kam wieder aus Deutschland (20 577 Brie-
fe). Aus dem Ausland stammte ein Groß-
teil der Briefe aus Taiwan (1469), Frank-
reich (546) und Russland (357). Seit Jah-
ren schreiben Kinder aus aller Welt „An
den Nikolaus“ in dem Ort. Das Postamt
ist in einer alten Schule untergebracht.
Kalifornien bekämpft
„Kätzchenfabriken“
glog. FRANKFURT, 2. Januar. Seit dem
1. Januar dürfen Tierhandlungen in Kali-
fornien nur noch Hunde, Katzen und Ka-
ninchen verkaufen, die aus Tierheimen
oder von gemeinnützigen Rettungsorgani-
sationen kommen. Tierrechtler sehen die
Maßnahme als Fortschritt im Kampf ge-
gen sogenannte Kätzchenfabriken und
„Massenzuchtbetriebe für Hunde“, wie
der Sender CNN berichtet. Die Aktivisten
kritisieren die unwürdige Behandlung der
Tiere in diesen Betrieben.
Kalifornien ist der erste amerikanische
Bundesstaat, der eine solche Regelung ein-
führt. Ladenbetreiber müssen nun Her-
kunftsnachweise für die Tiere vorlegen,
die zudem gut lesbar am Käfig oder am
Gehege angebracht sein müssen. Falls die
Nachweispflicht nicht eingehalten wird,
droht eine Strafe von 500 Dollar pro Tier.
Die Geschäfte müssen Behörden oder
Tierheimen außerdem regelmäßigen Zu-
gang zu den Aufzeichnungen gewähren.
Im Gegensatz zu Tierhandlungen dürfen
Einzelpersonen weiterhin bei privaten
Züchtern Haustiere kaufen.
Deutschland und die Welt
Nach der Kollision: Rettungskräfte untersuchen den beschädigten Personenzug.
Zugunglück auf der Brücke über den Großen Belt
Bei einem Zugunglück auf der Brücke
über den Großen Belt in Dänemark
sind am Mittwochmorgen sechs Men-
schen ums Leben gekommen und
16 Personen verletzt worden. Sie waren
mit etwa 120 weiteren Passagieren in ei-
nem Schnellzug der dänischen Eisen-
bahn von Odense auf der Insel Fünen
Richtung Kopenhagen unterwegs. Ver-
ursacht wurde das Unglück nach ersten
Ermittlungsergebnissen dadurch, dass
von einem entgegenkommenden Güter-
zug des deutschen Unternehmens
DB Cargo ein Lastwagenanhänger ab-
rutschte, mit dem der Schnellzug kolli-
dierte. Der Personenzug habe darauf-
hin heftig bremsen müssen. Die 18 Kilo-
meter lange Straßen- und Eisenbahnver-
bindung zwischen den Inseln Fünen
und Seeland war danach für den Rest
Hotel hinter Mauern
Günther Gutknecht
hat auf Tourismus
in Südsudan gesetzt.
Sogar die Kriegszeit
hat er im Land
verbracht. Nun träumt
er vom Frieden.
Von Thilo Thielke
JUBA, im Januar. Günther Gutknecht
mag dem neuen Frieden noch nicht
recht trauen. Zwar haben die Kriegspar-
teien in Südsudan Ende September in
der äthiopischen Hauptstadt Addis Abe-
ba ein Abkommen geschlossen, das das
Morden im Land beenden soll. Aber
beim Ausbau seines Anwesens in der
südsudanesischen Hauptstadt Juba geht
Gutknecht trotzdem lieber auf Nummer
sicher.
Das Tor ist aus schusssicherem Stahl,
der Bunker zwei Meter tief, und zur Si-
cherheit hat der 56 Jahre alte Deutsch-
Namibier, ein Hüne in Khakihosen und
kurzärmeligem Hemd, noch zwei Mau-
ern gezogen, damit man „während der
ersten Angriffswelle genug Zeit hat,
sich in Sicherheit zu bringen“. Das Dach
wird so gebaut, dass ein Hubschrauber
darauf landen kann, um im Notfall die
Bewohner abzuholen und aus der Gefah-
renzone zu bringen. Gutknecht errich-
tet hier, nicht weit vom Flughafen ent-
fernt, ein kleines Gästehaus für Entwick-
lungshelfer und Diplomaten – sieben ge-
räumige Wohnungen mit Bar, Swim-
mingpool und Fitnessraum.
Günther Gutknecht war nicht immer
so skeptisch. Als er und seine österrei-
chische Frau Roswitha im Jahr 2006 in
das Land kamen, hatte Südsudan gerade
Frieden mit dem Norden geschlossen
und bereitete ein Referendum über die
Unabhängigkeit vor. Damals herrschte
Optimismus. Mehrere Jahrzehnte hat-
ten die Südsudanesen zuvor für ihre Un-
abhängigkeit von der Zentralregierung
in Khartum gekämpft. Es war ein bluti-
ger Krieg gewesen, der zwei Millionen
Menschenleben gekostet haben soll, ein
Krieg, der bisweilen als einer von Chris-
ten gegen Muslime und manchmal auch
als einer von Afrikanern gegen Araber
bezeichnet wurde – obwohl das nicht
ganz zutrifft. Auch die Muslime im Nor-
den Sudans haben eine dunkle Hautfar-
be, was schon im Namen des Landes
zum Ausdruck kommt: Bilad as-Sudan
bedeutet Land der Schwarzen.
des Tages für den Zugverkehr gesperrt.
Für den Straßenverkehr wurde sie nach
einigen Stunden unter Einschränkun-
gen wieder freigegeben.
Der dänische Ministerpräsident Lars
Løkke Rasmussen sprach den Angehöri-
gen der Opfer sein Mitgefühl aus. „Sie
waren auf dem Weg zur Arbeit oder ka-
men aus den Weihnachtsferien zurück.
Wir sind alle erschüttert.“ Es handelt
sich um das schwerste Zugunglück in
Dänemark seit mehr als 30 Jahren;
1988 kamen acht Passagiere ums Le-
ben, als ein Intercity wegen zu hoher
Geschwindigkeit entgleiste.
Bis zum Mittwochnachmittag war
noch nicht geklärt, warum der Lastwa-
genanhänger, in dem sich nach Aufnah-
men vom Unglücksort vor allem leere
Getränkekisten befanden, von dem Gü-
1956 war Sudan unabhängig gewor-
den, 2011 erhielten die Südsudanesen
endlich ihren eigenen Staat. Weil rund
75 Prozent der vormals sudanesischen
Ölquellen nun auf dem Gebiet von Süd-
sudan lagen, hätte das Land auch wirt-
schaftlich prosperieren können. Darauf
hoffte auch Günther Gutknecht. Er kauf-
te damals fünf Schlauchboote und drei
Leichtflugzeuge. Mit den Flugzeugen
sollten die Safari-Touristen aus Kenia
oder Uganda zum Abstecher nach Südsu-
dan gebracht werden. Gutknecht, der
Buschpilot, hätte die Flugzeuge selbst ge-
steuert. Auf den Schlauchbooten wollte
Gutknecht den Touristen den Nil zei-
gen, den sagenumwobenen Fluss.
Schließlich hatte der Nil schon immer
Abenteuerlustige und Wissbegierige in
seinen Bann gezogen.
Doch der Frieden im neuen Staat
währte nicht lang. Schon 2013, gerade
einmal zwei Jahre nach der Unabhängig-
keit, brachen in Südsudan Stammeskon-
flikte zwischen den beiden größten Eth-
nien, den Dinka und den Nuer, aus. Zwi-
schen den Dinka und den Nuer herrscht
seit ewigen Zeiten ein Kampf um Was-
ser und Weideland. Immer wieder fallen
die beiden größten Stämme auf dem Ge-
biet des heutigen Südsudan gewaltsam
übereinander her. „Die Dinka sind ein
großes Volk, und ihr Ländergebiet ist so
ausgedehnt, dass ihre Fortexistenz in
dem buntscheckigen Völkergewoge von
Afrika noch für lange Zeit gesichert er-
Hotelier im Krisengebiet: Günther Gutknecht baut in Juba.
terzug gestürzt war. Zwar herrschten
zum Zeitpunkt des Unglücks im Süden
Dänemarks widrige Wetterverhältnis-
se. In der Nacht zum Mittwoch war das
Sturmtief „Alfrida“ mit Windgeschwin-
digkeiten von mehr als 120 Kilometern
pro Stunde über die Ostsee gezogen.
Daraufhin war die Brücke über den
Großen Belt für Lastwagen zeitweise
gesperrt worden, der Dänische Wetter-
dienst hatte eine Unwetterwarnung her-
ausgegeben. Ein Vertreter der staatli-
chen Betreibergesellschaft der däni-
schen Ostseebrücken teilte jedoch mit,
dass die Windgeschwindigkeit an der
Unglücksstelle am Mittwochmorgen
schon wieder geringer als 75 Kilometer
pro Stunde gewesen sei. Es habe des-
halb keinen Anlass gegeben, den Bahn-
verkehr einzustellen oder Geschwindig-
scheint“, notierte schon der Afrika-For-
scher Georg Schweinfurth aus Riga, der
die Gegend zwischen 1868 und 1871 be-
reist hatte, in seinem Buch „Im Herzen
von Afrika“. Über ihre Rivalen berichte-
te der Botaniker Alfred Brehm: „Die
Nuer sind ein kriegerisches, von den
Dinka wohlgefürchtetes Volk, welches
in seinen gegenwärtigen Sitzen um die
Mündungen der beiden Quellflüsse um
den Nil herum offenbar von feindlichen
Nachbarn zusammengedrängt er-
scheint.“ Die Kämpfe zwischen den bei-
den Stämmen seien also mitnichten ein
Phänomen der heutigen Zeit, sagt der
südsudanesische Anwalt James Fandas:
„Der wesentliche Unterschied zu früher
ist, dass die Stämme heute über Granat-
werfer und Sturmgewehre verfügen.“ Al-
lein in den Gemetzeln zwischen 2013
und 2018 kamen fast 400 000 Menschen
ums Leben.
Die Gutknechts brachten die Flugzeu-
ge in der südafrikanischen Stadt Johan-
nesburg in Sicherheit und zogen Plastik-
planen über die Schlauchboote, die seit-
her in einer Garage auf ihrem Grund-
stück verstauben. Als der Krieg begann,
verließen fast alle Ausländer den Staat
Südsudan; nur noch Katastrophenhelfer
harrten aus. Günther und Roswitha Gut-
knecht blieben im Land. „Wären wir wie
alle anderen ausgeflogen, wäre unsere
gesamte Habe geplündert worden“, sagt
Gutknecht. „Das wollten wir verhin-
dern.“ Zur Sicherheit baute er mit Kies
gefüllte Poller zwischen das schwere Tor
Foto Thilo Thielke
Foto dpa
keitsbegrenzungen auszusprechen. Ein
Sprecher von DB Cargo, einer Tochter-
gesellschaft der Deutschen Bahn, si-
cherte den Behörden Unterstützung
bei ihrer Untersuchung des Unfallher-
gangs zu.
Die 1998 eröffnete Schienen- und
Straßenverbindung zwischen Fünen
und Seeland, einer der wichtigsten Ver-
kehrswege Dänemarks, besteht aus ei-
nem westlichen und einem östlichen
Teil. Im Osten verlaufen die beiden
Bahngleise in einem Tunnel, Autos fah-
ren über eine imposante Hochbrücke
mit einer Durchfahrtshöhe für den
Schiffsverkehr von 65 Metern. Im westli-
chen Teil, wo sich nun das Unglück er-
eignete, werden dagegen sowohl die
Schienen als auch die Fahrbahn über
eine Flachbrücke mit nur 18 Meter
Durchfahrtshöhe geführt. (lzt.)
und das Wohnhaus der beiden; es liegt
direkt neben dem Gästehaus, das gerade
errichtet wird.
Mit dem Tourismus aber wurde es
nichts. Es ist ohnehin schwer, Urlauber
nach Afrika zu locken. Als vor einigen
Jahren in Westafrika die Ebola-Seuche
ausbrach, litten sogar Safari-Länder wie
Kenia oder Tansania, die Tausende von
Kilometern auf der anderen Seite des
Kontinents liegen, unter Besuchereinbu-
ßen. Nach Südsudan würde da erst recht
niemand kommen.
Nun arbeitet Gutknecht als Techni-
scher Berater für die Europäische Uni-
on. Seit Jahren reist er durch das Land,
überwacht den Bau von Straßen, Markt-
plätzen und Schlachthöfen. Die meiste
Zeit hat er im Bahr el-Ghazal zu tun.
Die Region ist nach dem Gazellenfluss
benannt, der Südsudan von Darfur
trennt. Aus Darfur fallen immer wieder
bewaffnete Reiterbanden in den Bahr
el-Ghazal ein, um zu plündern, zu mor-
den und junge Frauen zu verschleppen,
die als Sklavinnen verkauft werden. Vor
nicht allzu langer Zeit strömten auch
zahlreiche Flüchtlinge aus Darfur in den
Süden. Dann wieder verlief die Bewe-
gung in die andere Richtung, und Süd-
sudanesen suchten in Darfur Schutz.
Günther und Roswitha Gutknecht
blieben die ganze Kriegszeit über in
Juba, fünf Jahre lang. Sie hörten, wie die
Granaten in der Nachbarschaft einschlu-
gen, und sie hörten die Salven aus den
Sturmgewehren. Nachts wagten sie es
nicht, das Licht einzuschalten, um kein
Ziel abzugeben. Und einmal spürte Gut-
knecht den Lauf einer Kalaschnikow an
der Schläfe – ein Bandit hatte sie durch
das Guckloch im Tor gesteckt. „In die-
sem Land weiß man nie“, sagt Gut-
knecht, der Stoiker, lakonisch und
schiebt eine Pizza in den Ofen. Nebenan
im Kühlschrank liegen ein paar Dosen
Tusker-Bier aus Kenia.
Nun soll der Krieg also vorbei sein.
Im Frühjahr soll eine neue Regierung ge-
bildet werden. Die Gutknechts zieht es
dennoch fort. Das Land sei unsicher, sa-
gen sie. „Es gibt keine Arbeit, stattdes-
sen sind viele Waffen im Umlauf, und
alle paar Jahre knallt es.“ Die Infrastruk-
tur komme mit dem Bevölkerungswachs-
tum nicht mit, selbst die Brauerei sei ge-
schlossen. Wenn sie die kleine Herberge
nebenan fertiggestellt haben, werden
die beiden daher einen Manager suchen,
der sich um das Geschäft kümmert. Sie
selbst haben genug vom Krieg. Vor Süd-
sudan waren sie auf dem Balkan, die
nächste Station soll Österreich sein, Ros-
withas Heimat. Dort möchten sie sich
dann zur Ruhe setzen.
NR. 2 · SEITE 7
DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019
Kaiser Akihito
grüßt ein letztes
Mal zu Neujahr
TOKIO, 2. Januar. Wehmut und Dankbar-
keit lagen in der Luft, als am Mittwoch der
japanische Kaiser Akihito zum letzten
Mal Neujahrsgrüße an sein Volk richtete.
Rund 155 000 Japaner erwiesen dem be-
liebten Monarchen die Ehre, so viele wie
noch nie in der 30 Jahre dauernden Amts-
zeit Akihitos. „Ich hoffe, dass dieses Jahr
ein gutes Jahr für so viele Menschen wie
möglich wird“, sagte Akihito in seiner kur-
zen Ansprache. Im Frühjahr wird er auf ei-
genen Wunsch abdanken und den Thron
für seinen Sohn Naruhito räumen.
Stundenlang standen die Besucher bei
strahlendem Sonnenschein und niedrigen
Temperaturen an, um im Palasthof ihrem
Kaiser und seiner Familie für wenige Mi-
nuten nahe zu sein. Manche waren schon
in der Nacht gekommen. Viele schwenk-
ten Japans Nationalfahne mit der aufge-
henden Sonne und hielten ihre Handys in
die Höhe, um den Auftritt des Tennos fest-
zuhalten. Laute „Banzai“-Rufe ertönten,
als der Kaiser mit seiner Frau und Famili-
enangehörigen hinter schusssicherem
Glas den Balkon betrat. Der Jubelruf ent-
spricht dem deutschen „Er lebe hoch“ und
bedeutet wörtlich übersetzt „auf zehntau-
send Jahre“. Der Andrang der nach Schät-
zungen 154 800 Besucher war so groß,
dass der Kaiser sich am Mittwoch sieben
Mal dem Volk zeigte, zwei Mal mehr als ge-
plant. „Danke, Eure Majestät“, riefen eini-
ge junge Frauen, die es unter dem Palast-
balkon in die erste Reihe geschafft hatten.
Eine von ihnen brach in Tränen aus.
Der 85 Jahre alte Akihito ist seit 1817
der erste Kaiser Japans, der abdankt. Er
hatte seinen Wunsch 2016 angedeutet
und zur Begründung auf gesundheitliche
Gründe und sein Alter verwiesen. Formal
tritt Akihito am 30. April zurück. Am Tag
darauf wird der 58 Jahre alte Kronprinz
Naruhito den Chrysanthementhron be-
steigen. Schon am 1. April will die Regie-
rung den Namen des neuen Zeitalters ver-
künden, das mit der neuen Regentschaft
einhergeht. Für die Verwaltung und Un-
ternehmen ist damit ein großer Aufwand
verbunden, weil Japan neben dem grego-
rianischen Kalender die Jahre auch nach
der Amtszeit des Tennos zählt.
Formal ist Japans Kaiser nur Symbol
des Staates, nachdem Akihitos Vater Hiro-
hito nach dem verlorenen Zweiten Welt-
krieg der Göttlichkeit entsagte und dem
Kaiser mit der neuen Verfassung die politi-
sche Macht genommen wurde. Akihito
aber nutzte seine öffentlichen Anspra-
chen und Auslandsbesuche, um für die
Versöhnung mit den Opferländern der ja-
panischen Aggression und für den Pazifis-
mus zu werben. Schon zu seinem 85. Ge-
burtstag am 23. Dezember hatte Akihito,
der 1989 den Thron bestiegen hatte, auf
die vergangenen 30 Jahre zurückgeblickt.
Er empfinde großen Trost, dass Japan
während seiner Amtszeit frei von Krieg ge-
blieben sei, sagte er. Ein gutes Dutzend
Rechtsnationaler grüßte am Mittwoch den
Kaiser auch mit der Marinefahne, die in
Nachbarländern als Symbol der früheren
japanischen Angriffskriege missachtet
wird. Sie stimmten vor dem ersten Auftritt
des Kaisers die Nationalhymne an, steck-
ten die Masse der Besucher aber nicht
zum Mitsingen an. PATRICK WELTER
Beliebt: Kaiser Akihito mit Frau
Foto Imago
Kurze Meldungen
Madonna ist in der Neujahrsnacht überra-
schend in einer New Yorker Schwulenbar
aufgetreten. Das „Stonewall Inn“ bedank-
te sich am Mittwoch bei der Sängerin. „In
ihrer ganzen Karriere hat sich Madonna
für die Gleichberechtigung aller stark ge-
macht“, schrieben die Betreiber der Bar
auf Facebook. Die Popsängerin war nach
Mitternacht unangekündigt mit ihrem
13 Jahre alten Adoptivsohn David auf der
Bühne erschienen, um den Titel „Like A
Prayer“ und den Elvis-Klassiker „Can’t
Help Falling In Love“ zu singen. Die Bar
in der Christopher Street war im Juni
1969 Ausgangspunkt für die Widerstands-
bewegung gegen staatliche Diskriminie-
rung von Homosexuellen. (dpa)
Michael Schumachers Familie hat sich ei-
nen Tag vor seinem 50. Geburtstag an die
Öffentlichkeit gewandt. „Wir freuen uns
darüber und möchten uns von ganzem
Herzen bedanken dafür, dass ihr Michaels
50. Geburtstag morgen gemeinsam mit
ihm und mit uns feiert“, teilte die Familie
des Formel-1-Rekordweltmeisters am
Mittwoch auf Facebook mit. Zugleich bat
sie um Verständnis, dass es weiterhin kei-
ne Informationen über Schumachers Ge-
sundheitszustand gibt. „Ihr könnt euch si-
cher sein, dass er in besten Händen ist und
wir alles Menschenmögliche tun, um ihm
zu helfen. Bitte habt Verständnis, wenn
wir uns nach Michaels Wünschen richten
und ein so sensibles Thema wie Gesund-
heit, so wie früher auch immer, in der Pri-
vatsphäre belassen.“ (AFP, siehe Sport.)
SEITE 8 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R. 2
Erste Zuckungen
D as kommt nicht alle Jahre vor,
aber einen Präsidenten wie Do-
nald Trump hat es so oft ja auch noch
nicht gegeben: Zum Jahresanfang hat
der ehemalige republikanische Präsi-
dentschaftskandidat und künftige Sena-
tor Romney dem Amtsinhaber schon
mal den Fehdehandschuh hingewor-
fen. In puncto Charakter seien Trumps
Defizite „eklatant“. Im Lichte des Erleb-
ten und Gehörten werden auch Millio-
nen Wähler der Demokraten und also
die Opposition diesem Verdikt voll zu-
stimmen. Als neue Mehrheitspartei im
Repräsentantenhaus werden die Demo-
kraten Trump das Leben schwerma-
chen und sich selbst als verantwortungs-
bewusst darstellen. Ob sich Trump da-
von beeindrucken lässt? Der zweite
Teil seiner Präsidentschaft steht jeden-
falls im Zeichen größerer machtpoliti-
scher Konkurrenz und beginnt mit ers-
ten Zuckungen für „2020“: Die Demo-
kratin Elizabeth Warren hat als Erste
Interesse bekundet, den Kampf ums
Weiße Haus aufzunehmen. Sie firmiert
unter „progressiv“ – und ist nicht weni-
ger protektionistisch als Trump. Der
Auswahlprozess der Demokraten wird
so spannend wie selten zuvor. K.F.
Brüderliche Grüße
E s ist nicht überliefert, dass die Be-
völkerung Taiwans ihr Land mit
der Volksrepublik China vereinigt se-
hen möchte. Das hat die Regierung in
Peking aber noch nie interessiert. Die
„Wiedervereinigung“ gehört zu den
von den Kommunisten definierten
„Kerninteressen“. Und diese dürfen
sie nach eigener Lesart auch mit militä-
rischer Gewalt durchsetzen. Das hat
Staats- und Parteichef Xi Jinping ein
weiteres Mal in aller Deutlichkeit ge-
sagt. Die Zeit arbeitet vermutlich für
Peking, denn wer glaubt schon, dass ir-
gendeine Macht für die Freiheit Tai-
wans in einen Krieg mit der Volksrepu-
blik ziehen wird? Peking wirft Taiwan
„Separatismus“ vor. Bei Lichte bese-
hen, richtet sich dieser Vorwurf aber
an die Volksrepublik. Es ist nämlich ge-
rade nicht so, dass Taiwan – wie oft ge-
sagt wird – seit 1949 „eigene Wege“
geht. Die demokratische Inselrepublik
steht vielmehr in der Kontinuität jener
„Republik China“, die 1912 das Kaiser-
reich beerbte. Die Regierung der Repu-
blik China hat den Bürgerkrieg gegen
die Kommunisten verloren und sich
nach Taiwan zurückgezogen. Wer sind
hier also die Separatisten? pes.
Glückwünsche
D ie Azhar, die höchste theologi-
sche Autorität im sunnitischen Is-
lam, hat mit einer Fatwa bekräftigt,
was radikale Muslime ablehnen, was
im Alltagsleben aber zunehmend
selbstverständlich geworden ist: dass
Muslime ihren christlichen Mitbürgern
zu ihren Feiertagen wie Weihnachten
gratulieren dürfen. Denn das stärke
die Freundschaft und das Mitgefühl
zwischen den Menschen, heißt es.
Eine Fatwa ist lediglich eine theolo-
gisch-juristische Lehrmeinung, sie ist
also nicht bindend. So kursieren im In-
ternet auch konkurrierende Fatwas ra-
dikaler islamischer Religionsgelehrter,
die es grundsätzlich ablehnen, Nicht-
muslimen zu deren Feiertagen zu gratu-
lieren. Das sei nichts anderes, heißt es
in einer solchen Fatwa, als einen Men-
schen zu beglückwünschen, dass er ver-
botenerweise Wein trinke; sogar sei
den Muslimen verboten, von Nichtmus-
limen Glückwünsche zu ihren Feierta-
gen entgegenzunehmen. Ein Miteinan-
der von Menschen unterschiedlichen
Glaubens ist bei einer solchen Einstel-
lung schwer möglich. Daher ist die kla-
re Stellungnahme aus Kairo zu begrü-
ßen. Her.
Die Kunst der mittelmäßigen Rede
Muss ein Politiker brillant sprechen können, um erfolgreich zu sein – oder gerade das Gegenteil? / Von Eckart Lohse
BERLIN, 2. Januar
W
ie stets bei wichtigen Politikern
werden auch die Verdienste des
ersten Kanzlers der Bundesrepu-
blik Deutschland unterschiedlich bewer-
tet. Zwei Dinge werden im Zusammen-
hang mit Konrad Adenauer jedoch selten
bestritten: Er war ein großer Staatenlen-
ker, der den westlichen Teil des erschütter-
ten Deutschlands in der freien Welt veran-
kerte. Und er gehörte nicht zu den rhetori-
schen Zauberkünstlern. Die Zuschreibun-
gen schwanken zwischen einem aktiven
Wortschatz von 500 oder tausend Wör-
tern. Das mag etwas bösartig sein. Auch
billigten die Wohlmeinenderen ihm zu,
mit seinem begrenzten Repertoire das
ausdrücken zu können, was entscheidend
war. Aber der Kanzler mit dem rheini-
schen Idiom ist ein Beleg dafür, dass eine
brillante Rhetorik nicht Voraussetzung
für gutes Regieren ist.
Seit dem 7. Dezember des vorigen Jah-
res wird viel über den Zusammenhang
von Redekunst und politischem Aufstieg
gemutmaßt. Es ist zu einem Gemeinplatz
geworden, dass der frühere Vorsitzende
der Unionsfraktion im Bundestag, das
CDU-Mitglied Friedrich Merz, die zwei
Handvoll Stimmen, die ihm für den CDU-
Vorsitz und damit die Startposition für die
Kanzlerkandidatur fehlten, mit einer bes-
seren Rede auf dem Parteitag bekommen
hätte. Merz selbst sagte in der Rückschau,
dass er „freier“ hätte sprechen sollen. Er
zweifelte auch an seiner „Tagesform“.
Aber inhaltlich würde er nichts anderes sa-
gen, äußerte Merz in dieser Zeitung: „Ich
habe die Themen genannt, über die wir re-
den müssen. Sie stecken auch die Rahmen-
bedingungen ab, mit denen die CDU-Füh-
rung in den nächsten Jahren zu tun haben
wird.“ Merz verzichtete auf Persönliches,
Wegen Korruption verzögert sich der Nilstaudamm in Äthiopien / Von Christian Meier und Thilo Thielke
FRANKFURT/KAPSTADT, 2. Januar
„Große Talsperre der äthiopischen Wie-
dergeburt“ nennen sie das Bauwerk stolz:
einen Staudamm, 145 Meter hoch und
1800 Meter lang, bestehend aus einer Ge-
wichtsmauer aus Walzbeton und einem
Kraftwerk mit zehn 375-Megawatt-Was-
serturbinen. Einmal fertigstellt, soll er
den Blauen Nil zu einem See stauen, der
74 Milliarden Kubikmeter fasst, mehr als
das Doppelte der Menge des vom Hoover-
Damm gespeisten Lake Mead im Südwes-
ten der Vereinigten Staaten. Das ent-
spricht zugleich der durchschnittlichen
Menge, die jährlich den Nil hinabfließt.
Durch den Staudamm könnten 6500 Mega-
watt Strom erzeugt werden. So der Plan.
Am 2. April 2011 legte der damalige Mi-
nisterpräsident Miles Zenawi den Grund-
stein für die Talsperre, die auf Englisch
„Grand Ethiopian Renaissance Dam“
(Gerd) heißt. 2017, spätestens 2018 sollte
der Jahrhundertbau in Betrieb genommen
werden. Die Bauarbeiten verzögern sich
nun aber um mindestens vier Jahre. Ein
Korruptionsskandal erschüttert Äthio-
pien und gefährdet die Bauarbeiten. Im
Mittelpunkt steht die „Metals and Enginee-
ring Corporation“ (Metec), die den äthio-
pischen Streitkräften gehört. Kürzlich wur-
de ihr ehemaliger Chef, Brigadegeneral
Kinfe Dagnew, in Handschellen abge-
führt. Nach Aussagen von Generalstaats-
anwalt Berhanu Tsegaye wurden 26 weite-
re Metec-Offizielle verhaftet. Einen Mitar-
beiter ertappten die Polizisten, als er ver-
sucht habe, Dokumente zu vernichten.
Den Metec-Leuten wird Korruption und
Unterschlagung vorgeworfen. Der Firma
wurde im vergangenen August wegen Bau-
verzögerungen der Auftrag entzogen.
2011 hatte die italienische Firma Salini
Impregilo, das Hauptbauunternehmen,
Metec den Auftrag erteilt, Turbinen für
umgerechnet 730 Millionen Euro zu in-
stallieren und elektrische Kabel zu verle-
gen. Bereits mehr als 512 Millionen Euro
sollen an Metec gezahlt worden sein. Aus-
geführt hat die Firma weniger als ein Drit-
tel der bestellten Arbeiten. Auf Metecs
Konto befindet sich nur noch ein Rest von
acht Millionen Euro. Der Rest ist ver-
schwunden.
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Zeitgeschehen
erst recht Anekdotisches und schlug die
großen staatspolitischen Bögen.
Besonders mancher seiner Anhänger
war verzweifelt über Merz’ Auftritt und
sagte, man hätte ihm das Manuskript weg-
nehmen müssen, dann wäre er besser ge-
wesen. Immerhin hat Merz den Ruf, ein
sehr guter Redner zu sein. Aber legt man
das über Adenauer Gesagte als Maßstab
an, so hatte Merz vielleicht einfach nur ei-
nen Schritt zu viel auf einmal gemacht
und sich als potentieller Bundeskanzler
präsentiert. Man muss nicht bei Ade-
nauer und seiner 14 Jahre währenden
Kanzlerschaft bleiben. Auch Helmut
Kohl, der 16 Jahre regierte, und Angela
An die drei am längsten
regierenden Bundeskanzler
erinnert man sich nicht
ihrer Reden wegen.
Merkel, die im 14. Jahr als Regierungs-
chefin steht, gehören in die Kategorie der
mittelmäßigen Redner. Der Begriff
„schlechte“ Redner wäre falsch, dagegen
spricht schon der erfolgreiche Aufstieg,
der ohne solides sprachliches Vermögen
undenkbar ist und zugleich für Routine
im öffentlichen Sprechen sorgt. Aber an
die hinsichtlich ihres Stehvermögens und
ihrer Wiederwahlen erfolgreichsten drei
Politiker der Bundesrepublik erinnert
man sich nicht ihrer Reden wegen.
Es gibt überhaupt nicht so viele hervor-
ragende Redner in den Reihen der Union.
Franz Josef Strauß, der langjährige CSU-
Vorsitzende, bayerische Ministerpräsident
und Bundesminister, gehört dazu, weil er
rhetorische Derbheit mit intellektueller
Kampf um das Wasser
Mittelmeer
Kairo
ÄGYPTEN
Assuan-
Nassersee Staudamm
il
N
SUDAN
Khartum
Bla u
er
N il
Grand-Ethiopian-Renaissance-
Talsperre, im Bau
SÜDSUDAN
Nicht nur der wahrscheinliche Dieb-
stahl beunruhigt die Äthiopier. Sie be-
fürchten auch Pfusch am Bau. „Zum ers-
ten Mal haben wir vor zwei Jahren Proble-
me bei den elektromechanischen Arbei-
ten am Damm festgestellt“, sagte Äthio-
piens Minister für Wasser, Bewässerung
und Elektrizität, Sileshi Bekele. Erst seit
einigen Monaten jedoch untersuche man
den Schaden detailliert. Die Verhaftung
der Metec-Männer folgt auf den Tod des
Damm-Managers Semegnew Bekele, der
im Juli mitten in der Hauptstadt Addis
Abeba leblos in seinem Auto gefunden
worden war. Obwohl die Polizei von ei-
nem Selbstmord sprach, wittern viele hin-
ter dem dubiosen Todesfall einen Mord.
Weiter im Norden dürfte man über die
Probleme bei dem Projekt indes erleich-
tert sein. Seit die Regierung in Addis Abe-
ba 2001 ihre ehrgeizigen Pläne bekannt-
machte, den Nil zu stauen, sind vor allem
die Ägypter verunsichert. Sie sind der
größte Verbraucher von Nilwasser, und
sie sind auch am stärksten davon abhän-
gig. Nach Schätzungen bezieht Ägypten
jährlich bis zu 65 Milliarden Kubikmeter
Wasser aus dem Fluss, also 85 Prozent sei-
nes gesamten Wasserverbrauchs. Den-
Klarheit verbinden konnte. Ganz nach
oben, da wo er hinstrebte, ins Kanzleramt,
kam er nicht. Richard von Weizsäcker, Re-
gierender Bürgermeister von Berlin und
Bundespräsident, ist den Deutschen bis
heute vor allem wegen seiner Rede am 8.
Mai 1985 in Erinnerung, als er den Tag
des Endes des Zweiten Weltkriegs als Tag
der Befreiung bezeichnete. Auch er schaff-
te es nie bis auf den wichtigsten politi-
schen Posten des Landes. Ähnliches gilt
für Wolfgang Schäuble, der 1991 im Bun-
destag eine nicht einmal zehn Minuten
währende Rede hielt, mit der er für den
Umzug der Regierung nach Berlin warb.
In diesem Auftritt Schäubles, der kurz zu-
vor Opfer eines Attentats geworden war,
sehen manche den entscheidenden An-
stoß dafür, dass am Ende ein Mehrheit für
den Umzug an die Spree zustande kam.
Die These sei gewagt, dass Unionspoli-
tiker gar keine brillanten Redner sein müs-
sen. Ihre Parteifreunde und Wähler müs-
sen nicht mit der Kraft des Wortes davon
überzeugt werden, dass die Übernahme
von politischer Verantwortung gut und
richtig ist. Die Anführer von Parteien
links der Mitte, die sich grundsätzlich aus
einer Oppositionsrolle heraus definieren,
haben da sehr viel höhere Anforderungen
zu erfüllen. Sie müssen ihre Truppen zum
Regieren treiben und von dessen Nutzen
überzeugen. Die drei sozialdemokrati-
schen Kanzler, Willy Brandt, Helmut
Schmidt und Gerhard Schröder, waren
und sind zwar auch keine Helden hinter
dem Rednerpult. Doch obschon solche Be-
wertungen nie ganz objektiv sein können
und auch Geschmacksfragen bleiben, dür-
fen die drei doch als größere Begabungen
am Mikrofon bezeichnet werden als Aden-
auer, Kohl und Merkel.
Je weiter es in die Opposition – und da-
mit meistens nach links – geht, desto län-
Zukünftiges
Zukünf tiges Reservoir der
Grand-Ethiopian-
Renaissance-Talsperre
Bla
u er
N il
SUDAN
ÄTHIOPIEN
50 km
Ro
tes
Me
er
Tanasee
Addis Abeba
500 km
ÄTHIOPIEN F.A.Z.-Karte lev.
noch steht das 100-Millionen-Einwoh-
ner-Land seit Jahren am Rande der Was-
serknappheit, für 2030 sagen die Verein-
ten Nationen eine „absolute Wasser-
knappheit“ voraus.
Ägyptens Politiker lassen daher keinen
Zweifel daran, dass sie auf das Wasser aus
dem Nil nicht verzichten können – und
auch nicht werden. Präsident Abd al Fat-
tah al Sisi sagte 2017 im Fernsehen: „Nie-
mand kann Ägyptens Anteil am Wasser
anrühren“, und sprach von einer „Frage
von Leben und Tod“. Offiziell hat das
Land militärische Maßnahmen zwar aus-
geschlossen. Es hat aber stets klarge-
macht, dass es sich um eine Angelegen-
heit der nationalen Sicherheit handele.
Das sehen auch die übrigen Anrainer
so. Die Spannungen wegen der Aufteilung
des Nilwassers reichen viele Jahre zurück
– wenigstens bis 1959, als Ägypten und Su-
dan ein aus dem Jahr 1929 stammendes
Abkommen zur Aufteilung des Wassers er-
neuerten. Ägypten erhält demnach drei
Viertel des Wassers und Sudan ein Vier-
tel. Das Abkommen berücksichtigt nicht
Äthiopien, das weit höhere Niederschläge
hat und reich an Flüssen und Seen ist,
auch nicht die übrigen acht Nilanrainer.
Mit dem Staudamm-Projekt hat sich das
F.A.Z. SELECTION z www.faz.net/selection
F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
ger ist die Strecke bis zu den Regierungs-
bänken, desto mehr muss das politische
Führungspersonal antreiben. Joschka Fi-
scher, der einstige sogenannte heimliche
Vorsitzende der Grünen, der zu den red-
nerischen Begabungen der deutschen Poli-
tik zählte, peitschte seine zum Teil wider-
strebenden Truppen vor der Bundestags-
wahl 1998 rhetorisch in Richtung Regie-
rungsbeteiligung an der Seite der SPD. Je
weiter und tiefer es in die Opposition
geht, desto häufiger finden sich Redner,
die ihrem Talent keinerlei Zügel anlegen,
weil sie es nicht müssen. Oskar Lafon-
taine, der Mann, der vor zwanzig Jahren
gern sozialdemokratischer Kanzler gewor-
den wäre, hat die Linkspartei als Inbe-
griff ewiger Opposition im Bund nicht zu-
letzt mit seiner Redekunst ins Leben geru-
fen und geprägt. Am rechten Rand des po-
litischen Spektrums ist ein vergleichbares
rhetorisches Talent bisher nicht aufge-
taucht. Wer weiß, wo die AfD sonst in
den Umfragen stünde.
Was heißt das für die neue CDU-Vorsit-
zende Annegret Kramp-Karrenbauer? Im
Zuge der zahlreichen Versuche, ihren
knappen Vorsprung vor Merz bei der Vor-
sitzendenwahl zu erklären, war zu hören,
sie habe die bessere Rede gehalten als je-
ner. Um ein Feuerwerk der Rhetorik han-
delte es sich so wenig wie im Fall von
Merz, aber immerhin hat sie etwas mehr
Persönliches anklingen lassen, auch was
ihr Verhältnis zur CDU angeht. Ihre Vor-
gängerin Merkel sagte kürzlich grundsätz-
lich über Frauen in der Politik, dass die
„hohe Stimme“ eine strukturelle Benach-
teiligung sei. Die Stimme der neuen Che-
fin ist weder auffallend hoch noch das Ge-
genteil. Normal, könnte man sagen. So
lässt sich auch ihr rhetorisches Talent be-
zeichnen. Nicht auffällig. Vielleicht ist
das ja eher ein Vor- als ein Nachteil.
Blatt gewendet: Nun fürchtet Ägypten um
seinen Anteil. Jahrelang versuchte Kairo,
den Bau des Damms zu verhindern oder
zumindest die Auswirkungen zu begren-
zen. Seit den neunziger Jahren gab es meh-
rere Anläufe der Anrainerstaaten, die
künftige Aufteilung des Wassers zu re-
geln. Sie scheiterten stets an den unverein-
baren Interessen der beteiligten Länder –
und an nationaler Kraftmeierei: Während
Ägypten auf jahrtausendealte „historische
Rechte“ am Nil pochte, wurde in Äthio-
pien der Renaissance-Damm zu einem
Symbol nationalen Stolzes. Das änderte
sich erst kürzlich, unter dem neuen Minis-
terpräsidenten Abiy Ahmed.
In Erwartung der Fertigstellung des
Damms hat Ägypten immerhin in den ver-
gangenen Jahren begonnen, ein nachhalti-
geres Wassermanagement in die Wege zu
leiten: durch geplante Entsalzungsanla-
gen, Wasseraufbereitung und weniger be-
wässerungsintensive Landwirtschaft. Das
dürfte bei weitem nicht ausreichen, um
den zu erwartenden Ausfall durch die Auf-
füllung des Stausees in Äthiopien wettzu-
machen. Sollte das Reservoir in fünf bis
sieben Jahren gefüllt werden, würde
Ägyptens Wasserentnahme aus dem Nil
in dieser Zeit laut einer Studie der Geolo-
gical Society of America jährlich um ein
Viertel sinken. Zugleich bestünde eine
„große Gefahr“, dass das fruchtbare Nil-
delta austrocknen würde. Als wäre das
nicht schlimm genug, würde auch ein Drit-
tel des durch den Assuan-Hochdamm ge-
nerierten Stroms wegfallen. Aus diesem
Grund dringt Kairo darauf, dass die Füll-
zeit verlängert wird – auf mehr als sieben
Jahre, Äthiopien plante bislang jedoch
mit fünf bis sechs Jahren.
Unter Äthiopiens neuem Ministerpräsi-
denten Abiy Ahmed scheint sich das Ver-
hältnis beider Staaten zu entspannen: Bei
einem Treffen in Kairo im vergangenen
Juni zeigten sich Sisi und Ahmed ent-
schlossen, eine einvernehmliche Lösung
zu finden. Auf Sisis Aufforderung hin sag-
te Ahmed auf Arabisch: „Ich schwöre bei
Gott, dass wir euch niemals schaden wer-
den.“ Aber auch Ahmeds Land hat rund
100 Millionen Einwohner, die mit Wasser
und Strom versorgt werden müssen.
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Im Sicherheitsrat
Für Christoph Heusgen beginnt das
neue Jahr mit viel Arbeit. Nach seiner
Ankunft in New York im Herbst 2017
hat sich der Ständige Vertreter der Bun-
desrepublik bei den Vereinten Natio-
nen vor allem um die deutsche Bewer-
bung um einen Sitz im UN-Sicherheits-
rat gekümmert. Solange es mit der Re-
form der Weltbehörde am East River
nichts wird, weil die Vertreter der alten
Ordnung den aus deutscher Sicht ana-
chronistischen Status quo verteidigen,
muss sich Berlin mit einem nichtständi-
gen Sitz in dem wichtigsten UN-Gremi-
um begnügen. Der Abstimmung in der
Vollversammlung ging wie stets ein re-
gelrechter Wahlkampf voraus. Dass
Berlin einer der großen Beitragszahler
der Vereinten Nationen ist, schadete
dabei nicht. Im vergangenen Juni wur-
de gewählt: Deutschland erhielt 184
von 190 abgegebenen Stimmen. In die-
sem und im nächsten Jahr gehört Ber-
lin damit dem Klub der 15 an.
Für Heusgen kommt das einem stän-
digen Bereitschaftsdienst gleich. Jeder-
zeit kann das Gremium zu einer Dring-
lichkeitssitzung zusammengerufen
werden. Konnte er nach zwölf Jahren
als außen- und sicherheitspolitischer
Berater von Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) in den ersten Monaten
in New York ein, zwei Gänge herunter-
schalten, wird er nun wieder gefordert
sein; zumal die Mitgliedschaft in eine
Zeit fällt, in der die internationale Ord-
nung vor großen Herausforderungen
steht und der Westen in einer schwe-
ren Krise steckt.
Außenminister Heiko Maas (SPD)
sagte daher zu Jahresbeginn, die Er-
wartungen an Deutschland seien nie
größer gewesen. Die Infragestellung
des Multilateralismus durch den ameri-
kanischen Präsidenten Donald Trump
stellt gewiss die größte Herausforde-
rung dar. Heusgen ahnt, was auf ihn zu-
kommt. Auseinandersetzungen mit
Washington haben auch die vergange-
nen beiden Mitgliedschaften Deutsch-
lands im Sicherheitsrat geprägt. Die
letzte 2011 über den Militäreinsatz in
Libyen hat er in alter Funktion im
Kanzleramt hautnah miterlebt.
Der Botschafterposten in New York
ist für den 63 Jahre alten, vom Nieder-
rhein stammenden Heusgen wohl die
letzte Verwendung. Nach 18 Jahren in
Abordnung war der Diplomat, für den
die Zeit im Ministerbüro unter Klaus
Kinkel zum Karrieresprung wurde,
2017 ins Auswärtige Amt zurückge-
kehrt. Der Wirtschaftswissenschaftler
war 1999 zum Hohen Vertreter für die
EU-Außen- und Sicherheitspolitik
nach Brüssel gewechselt – zunächst als
Stellvertreter, dann als Stabschef von
Javier Solana. 2005 holte sich Merkel
den EU-Fachmann ins Kanzleramt,
Heusgen ist Mitglied der CDU. Je ge-
wichtiger die Rolle der Kanzlerin in Eu-
ropa und in der Welt wurde, desto
mehr verlangte sie dem Leiter ihrer Ab-
teilung II ab. Merkel, bekannt dafür,
Personalwechsel im engsten Umfeld
nicht zu schätzen, ließ ihn nur ungern
ziehen. Nach all den Jahren gilt Heus-
gen im Auswärtigen Amt freilich als
Merkels Mann. Die Endphase ihrer
Kanzlerschaft verfolgt der Vater zwei-
er erwachsener Kinder aus erster und
zweier kleiner Kinder aus zweiter Ehe
nun aus der Distanz. MAJID SATTAR
r Fax: (069) 75 91-80 82 52
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Wer Silvester feierte,
ist ein Sünder
Was nicht religiös ist,
passt nicht in die neue
Türkei: Regierung und
die Glaubensbehörde
Diyanet fahren schwere
Geschütze auf, bis hin
zur Drohung mit einem
Terroranschlag.
Von Bülent Mumay
D
as autokratische System des po-
litischen Islams, das die Türkei
heute im Griff hat, ist nicht
über Nacht gekommen. Was wir
heute erleben, sind Konsequenzen diver-
ser Umstände, etwa aus von den Osma-
nen geerbten, nie richtig beglichenen
Rechnungen, aus Versuchen rechtsgerich-
teter Regime, mit religiöser Rhetorik ihre
Macht zu begründen, aus Zugeständnis-
sen an islamistische Gruppen und auch
aus mancherlei Fehlern in der Gründer-
ideologie der Republik.
Beste „Nahrungsquelle“ für die Aus-
breitung der Islamisten im Land war na-
türlich die Religion. Die Islamisten, der
laizistischen Republik feindlich gesinnt,
strebten eine Ordnung an, in der die Reli-
gion sämtliche Lebensbereiche regelt.
Also richteten sie ihre Propaganda daran
aus, ob ein Konzept islamisch oder un-
islamisch war. In zahlreichen Bereichen
wie der Koedukation an Schulen oder der
Teilnahme von Frauen am Erwerbsleben
meldeten sie religiös begründete Vorbe-
halte an. Und sie waren entschlossen, auf
alle Bereiche, in denen sie Einfluss hat-
ten oder künftig haben würden, in glei-
cher Weise einzuwirken.
Es ging ihnen nicht nur darum, Bil-
dung oder Politik im Sinne eines religiö-
sen Diskurses neu zu gestalten. Auch ins
Alltagsleben wollten sie den Islam ver-
stärkt einbringen und Bräuche, die ihnen
„unislamisch“ erschienen, abschaffen.
Zur Tradition gewordene Rituale und Fei-
ern sollten im Sinne der Religion neu ge-
ordnet werden. Besonders im Visier ha-
ben sie bis heute das Silvesterfest.
Bewusst taten die Islamisten so, als wä-
ren christliches Weihnachtsfest und Silves-
ter ein und dasselbe. Wer Silvester feierte,
wurde bezichtigt, sich von der muslimi-
schen Religion zu entfernen und christ-
liche Bräuche einzuführen. Dabei war es in
vielen Kreisen auch in der Türkei üblich,
das neue Jahr mit einem Countdown vor
Mitternacht zu begrüßen. In der „alten Tür-
kei“, der Präsident Erdogan den Kampf er-
klärt hat, kamen die Familien zu Hause zu-
sammen, es wurde gut gekocht und geges-
sen. Man hielt sein Lotterielos parat und
wartete aufgeregt auf die Tänzerin, die, so-
lange wir noch keine konservative Regie-
rung hatten, kurz vor Mitternacht auf dem
Bildschirm erschien.
Auf diesen Brauch hatten es die Islamis-
ten abgesehen, sie diffamierten ihn als
unislamisch. Als das nichts nützte, erfan-
den sie eine alternative Silvesterfeier. Die
Milli-Görüs-Bewegung, der Erdogan ent-
stammt, wandelte den 31. Dezember kur-
zerhand in die „Feier der Eroberung Mek-
kas“ um. Davon wusste man zuvor weder
in Mekka noch in der Geschichtsschrei-
bung. Die islamische Welt feiert ihre Fes-
te nach dem islamischen Kalender, nun
aber legten die türkischen Islamisten das
Datum der Eroberung Mekkas 629/30 auf
den 31. Dezember nach gregorianisch-
christlichem Kalender, um eine Alternati-
ve zu Silvester installieren zu können. Die
Eroberung fand aber nach dem west-
lichen Kalender gar nicht am 31. Dezem-
ber, sondern am 11. Januar statt.
Aber dieses fingierte Fest trug keine
Früchte. Privat feierte man weiter Silves-
ter mit Tombola und Countdown zu Mit-
ternacht. Als die Ideologie des politi-
schen Islams aber erstarkte und von Mitte
der neunziger Jahre an zunehmend Ein-
fluss auf die Kommunalverwaltungen ge-
wann, zeigten sich die Auswirkungen der
Kampagnen zunächst im Stadtbild: Bald
gab es keine Silvesterfeiern auf öffent-
Renate Schmidgall
Schneegestöber mit Birne
(in memoriam Wilhelm Genazino)
Vor dem Fenster ein Schneegestöber;
die Flocken fast waagerecht wie kleine Geschosse.
Ich höre Mozarts Klavierkonzert Nr. 21, C-Dur –
von einem Mann, der gewusst haben muss, dass
Musik den Menschen zusammenhält.
Der Wind drückt die Flugbahn der Flocken nach oben,
als flöge der Schnee wieder in den Himmel.
An dem Baum im Garten hängt eine Birne;
als es Zeit dafür war, ist sie nicht vom Ast gefallen.
Auch ich möchte vergessen, worauf ich warte.
Die Sätze stammen alle aus Genazinos Buch „Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz“.
lichen Plätzen mehr, ebenso verabschiede-
ten wir uns von festlich geschmückten
Straßen. Mit der Übernahme der Regie-
rung durch die islamistische Autokratie
wurden dann häusliche Silvesterfeiern
zur Sünde erklärt. Heute werden die Träu-
me der Islamisten, die früher in Nebengas-
sen Handzettel mit durchkreuztem Weih-
nachtsmann verteilten, von der Regie-
rung artikuliert.
Wenige Monate vor dem jüngsten Jah-
reswechsel verkündete die unter der Fuch-
tel des Präsidentenpalastes stehende Reli-
gionsbehörde Diyanet, Silvester feiern sei
eine der schwersten Sünden überhaupt.
Das Diyanet, das über viermal so viel Mit-
tel verfügt wie das Ministerium für Wis-
senschaft, Industrie und Technologie
(F.A.Z. vom 28. Dezember 2018), schmäh-
te Silvesterfeiernde als „Giaure“, also als
Ungläubige. Diese Menschen müssen sich
von einer mit ihren Steuern finanzierten
Behörde des Abfalls vom Glauben bezich-
tigen lassen. Zu Fällen von Kindesmiss-
brauch in Wohnheimen islamistischer
Sekten, zu Enthauptungen im Namen der
Religion oder zu Korruption schwiegen
die Offiziellen, aber das neue Jahr will-
kommen zu heißen gilt ihnen als schwere
Sünde.
Auch sie aber dürften erkennen, dass
es trotz aller konservativen Repressalien
ein bloßer Traum bleibt, Land und Gesell-
schaft nach religiösen Regeln zu lenken.
Ein „mit Bedauern“ abgegebenes State-
ment der Diyanet-Behörde belegt, dass
der natürliche Fluss des Lebens unum-
kehrbar ist: „Mit Bedauern sehen wir auf
Straßen voller Menschen selbst in den na-
tionalistisch-konservativen Städten Ana-
toliens junge Leute in enger Umarmung
herumlaufen, ja, gar sich küssen.“
Dass die Leute, die unser Leben isla-
misch gestalten wollen, sich in alles Mög-
liche einmischen, vom Silvesterfeiern bis
hin zu Umarmungen in der Öffentlich-
keit, überrascht leider nicht. Doch eine
Drohung, die ein Diyanet-Angestellter
letzte Woche vom Stapel ließ, zeigte, dass
die bisherigen Repressionen und Drohun-
gen im Namen der Religion noch gar
nichts waren. Wir wussten schon immer,
dass es seinen Preis hat, in diesem Land
anders zu denken. Doch in der Geschich-
te unserer „Demokratie“ war es wohl das
erste Mal, dass ein staatlich besoldeter
Imam einer Presseeinrichtung mit einem
Massaker drohte.
Das einflussreiche Nachrichtenportal
Oda TV publizierte kürzlich einen Artikel
des Theologen Nazif Ay. Darin sprach
sich der Autor dagegen aus, den Begriff
„Dschihad“ in schulische Lehrpläne aufzu-
nehmen, und listete bedenkliche Beispie-
le aus Lehrbüchern auf. Wenig überra-
schend gab es daraufhin Proteste von ultra-
religiösen Gruppen. Der Diyanet-Ange-
stellte Ahmet Altinok verstieg sich zu
einer brutalen Drohung gegen Oda TV:
Mit Verweis auf das Attentat auf die Re-
daktion der Satirezeitschrift „Charlie Heb-
do“ 2015 in Paris erklärte er, die Journalis-
ten des Senders „hätten ausgedient“, und
empfahl ihnen, ihren Sünden abzuschwö-
ren, „bevor sie sterben“.
Das Diyanet empört sich über junge
Leute, die sich in der Öffentlichkeit küs-
sen, und mischt sich in unsere privaten
Feierlichkeiten ein, sagt aber kein Wort
dazu, dass einer seiner Mitarbeiter Jour-
nalisten mit einem Massaker droht. Und
nicht allein das Diyanet schwieg dazu.
Auch die Justiz, die gegen Twitterer ermit-
telt, regierungskritische Künstler von der
Polizei vor Gericht zerren lässt und Aka-
demiker wegen der Unterschrift auf einer
Friedenspetition zu Haftstrafen verdon-
nert, sagte keinen Pieps.
Auch Erdogan, der besser weiß als wir
selbst, wie viele Kinder wir bekommen
sollen, der entscheidet, wo wir unser
Geld anlegen, der uns je nach Wahlverhal-
ten zu Terroristen erklärt, der zu jedem
Thema etwas zu sagen und zu wettern
hat, zog es in dieser Sache vor zu schwei-
gen. Gegen die Drohung mit einem Ter-
roranschlag auf Journalisten unternahm
Erdogan nichts, gleichzeitig versicherte
er den Vereinigten Staaten und der gan-
zen Welt: „Zieht euch nur aus Syrien zu-
rück, den Kampf gegen den IS überneh-
men wir.“ Schauen wir einmal, ob er mit
diesem Kampf gleich einmal bei den eige-
nen Staatsangestellten beginnt . . .
Aus dem Türkischen von Sabine Adatepe.
Feuilleton
Da ist der Ruhmesglanz, auf den der Film so lange hinarbeitet: Keira Knightley als Colette.
Diese Frau ist nicht zu fassen
Aus dem Leben einer unverschämten Schriftstellerin: Keira Knightley spielt „Colette“
Schreibende Frauen, die sich in einer
männlich dominierten Publikationskultur
einen Namen machen – oder eben nicht –,
haben im Kino Konjunktur: Die dänische
Drehbuchautorin und Regisseurin Pernil-
le Fischer Christensen erzählt in „Astrid“
die Lebensgeschichte der jungen Astrid
Lindgren, Glenn Close spielt in „Die Frau
des Nobelpreisträgers“ nach dem Roman
von Meg Wolitzer die (fiktive) Ehefrau
und Ghostwriterin eines Schriftstellers,
der mit von ihr geschriebenen Büchern zu
höchsten Ehren aufsteigt, in „Mary Shel-
ley“ wird mit Elle Fanning in der Titelrolle
die Geburt des epochalen Romans „Fran-
kenstein“ aus einer monströsen Liebes-
beziehung rekonstruiert, und in Wash
Westmorelands „Colette“ schlüpft Keira
Knightley in die Korsette, Hosenröcke
und Herrenanzüge der verwegenen Gran-
de Dame der französischen Literatur.
Gut ein Jahr nach dem Beginn des
Weinstein-Skandals hat offenbar ein regel-
rechter Run auf historische und erdachte
Frauencharaktere eingesetzt, die kompli-
ziertere Probleme wälzen als romantische
Heldinnen und besser ausgeleuchtet wer-
den als duldsame Mütter im Hintergrund.
Dabei besteht stets die Gefahr, verschlun-
gene Lebenswege in schablonierten Er-
folgsstorys glattzuziehen, um heutige Er-
wartungen zu erfüllen und die als Antago-
nisten auftretenden Männer zu machisti-
schen Antihelden zu simplifizieren. Auch
Sidonie-Gabrielle Claudine Colette, die
1873 geborene polyamouröse Freidenke-
rin mit dem literarischen Ausnahme-
talent, erweist sich letztlich als zu großer
und widersprüchlicher Charakter für den
knapp zweistündigen luxuriös ausgestatte-
ten Kostümfilm, der ihr gewidmet ist.
Feuilletonistin, Skandal-Schriftstellerin,
Skandal-Pantomimin, Stilikone und
Queerness-Idol der Belle Époque, Betro-
gene, Betrügerin und Verführerin eines
Minderjährigen, Mutter, Muse, Lazarett-
schwester und Bild der neuen Frau – wie
könnte ein einziges Biopic das übervolle
Leben einer Künstlerin erfassen, das 1954
mit dem ersten Staatsbegräbnis für eine
Frau in Frankreich endete?
Keira Knightley glänzt in der ersten
Etappe dieser Biographie, der Emanzipa-
tionsgeschichte eines Mädchens vom
Land, das sich aus einer ganz und gar
nicht langweiligen Ehe befreit, öffentlich
inszenierte, gleichgeschlechtliche Partner-
schaften eingeht und als maßgebliche Ur-
heberin der unter dem Pseudonym ihres
Mannes publizierten „Claudine“-Romane
die literarische Bühne betritt. Kunst und
Leben bedingen einander. Das ist hier kon-
ventioneller inszeniert, als es tatsächlich
war – so sauber sah Paris um 1900 selten
aus. Dennoch gelingt „Colette“ vieles: Der
Film verweigert sich jeder Schwarzweiß-
Zeichnung und lenkt den Blick darauf,
wie groß die Leidenschaft und wie eng die
symbiotische Zusammenarbeit zwischen
Colette und dem wesentlich älteren Liber-
tin Willy war, bevor sie ihr entwuchs und
mehr wollte, als er ihr zugestehen mochte.
Colette erwacht – mit dieser symboli-
schen Szene, die zugleich eine Anspielung
auf den ersten „Claudine“-Roman ist,
beginnt der Film. Ein Kätzchen putzt sich
auf der Bettdecke des noch schlaftrunke-
nen Zopfmädchens, das, wie die Einblen-
dung verrät, 1892 im Dorf Saint Sauveur
von der Mutter aus den Federn geholt
wird. Der Verlobte Willy kommt aus der
Hauptstadt mit der Eisenbahn ins Idyll ge-
rauscht, selbst Verkörperung der dampfen-
den Beschleunigung eines Zeitalters, in
dem ein Mann wie er im sich himmel-
wärts reckenden Eiffelturm ein Monu-
ment der Männlichkeit sieht. Doch wenn
sich Keira Knightley als blutjunge Gabriel-
le und Dominic West als vor Virilität strot-
zender Willy, also als Literaturfabrikant
Henry Gauthier-Villars, am Tisch gegen-
übersitzen und er das Paris der Boheme in
Worten Cancan tanzen lässt, während sie
artig schweigt, ist das nur das erste von vie-
len klug arrangierten Rollenspielen mit
Genderstereotypen, aus dem Wash West-
moreland sein Porträt zusammensetzt.
Nach dem ersten Ehekrach befragt Co-
lette ihre Mutter nach der Rolle der Frau;
später erkennt sie sich in einem Pantomi-
me-Auftritt von Georges Wague wieder:
Wague bewegt die Lippen und gestaltet
mit seinem stummen Schauspiel das öf-
fentliche Drama, doch eine andere singt
und formt die Worte, die aus seinem
Mund zu dringen scheinen. Doch wer von
beiden ist nun das Originalgenie? Die
Ambivalenz des Gemeinschaftsauftritts
ist auch dem Duo Colette und Willy zuei-
gen: er als vor Energie schäumender Bon-
vivant, Salonlöwe und Impresario, der für
„Willy“-Produkte Autoren ausbeutet und
kurz vor der Pleite auf die geniale Idee
verfällt, seine Frau ihre unverschämten
Jugenderinnerungen aufschreiben zu las-
DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR . 2 · SEITE 9
Foto DCM
sen; sie erst als fohlenstaksigen Teenager,
dann als Landpomeranze im Literatur-
salon, schließlich als lässige Dame von
Welt und Halbwelt. Ohne ihn, so viel
wird klar, hätte sie nie zu schreiben be-
gonnen, doch er sieht sie mehr als Investi-
tion denn als gleichberechtigte (Ge-
schäfts-)Partnerin.
So mühelos Keira Knightley ihren Cha-
rakter durch die Jahre trägt, so gekonnt sie
ihn entwickelt, an die Präsenz ihres Film-
partners Dominic West reicht sie nicht her-
an. Er ist in der Rolle Willys schlicht eine
Wucht und droht allen anderen die Schau
zu stehlen – und das, obwohl er als Lieben-
der und Schuft, der sich in einen Schul-
mädchen-Fetisch flüchtet, vor allem männ-
liche Impotenz angesichts einer starken
Frau personifizieren soll. Doch West lässt
Willy noch in der Schwäche zuweilen stär-
ker wirken als Colette in Momenten der
oft allzu wohlerzogenen Überlegenheit.
Willy ist die bestechendste Uneindeutig-
keit in einer Revue schillernder Gestalten.
Eleanor Tomlinson gibt Georgie, die an-
drogyne Doppelgeliebte des Ehepaars,
Aiysha Hart die „Claudine“-Darstellerin
Polaire, Denise Gough überzeugt als Co-
lettes Männerkleider tragende Geliebte
„Missy“ Mathilde de Morny.
Wash Westmoreland hat mit seinem De-
menzdrama „Still Alice“, für das Julianne
Moore mit einem Oscar ausgezeichnet
wurde, gezeigt, wie er aus dem Aufeinan-
dertreffen von Selbst- und Außenwahrneh-
mung einer Figur dramaturgisches Kapital
zu schlagen versteht. Mit Erotik kennt er
sich als früherer Pornofilmer aus. In „Co-
lette“ bleiben die Liebespaare bei aller Fri-
volität im Bett stets angekleidet, was nicht
ohne Komik ist, und dass der Film so tut,
als hätte die Schriftstellerin mit Missy ihr
Happy End gefunden, schrumpft die
Hauptfigur auf Kinonormalmaß.
Westmoreland, der mit Richard Glatzer
und Rebecca Lenkiewicz auch das Dreh-
buch geschrieben hat, interessiert vor al-
lem, was wir von unserer Zeit in der Epo-
che vor dem Ersten Weltkrieg entdecken:
ein neues Körperbewusstein, das sich in
Bubikopffrisuren, Sport und modernem
Tanz ausdrückt, eine boomende Unterhal-
tungsindustrie, die in Verwertungsketten
(Buch, Theater, Film, Merchandising-Pro-
dukte plus Skandal-PR) denkt, die gelebte
Infragestellung der Geschlechterdicho-
tomie. Colette, sagt Westmoreland, war
eine Frau von heute. URSULA SCHEER
Reingequatsche
V on den Argumenten, die gegen
den Vorschlag einer „Moschee-
steuer“ ins Feld geführt werden, greift
der Soziologe Cemil Sahinöz in der neu-
en Ausgabe der in Berlin erscheinen-
den „Islamischen Zeitung“ die religiöse
Organisationsfrage heraus und ver-
anschaulicht sie als ein theologisch be-
dingtes bürokratisches Erfassungspro-
blem. Die Einführung einer Moschee-
steuer – analog zur Kirchensteuer – sei
„weder juristisch noch theologisch mög-
lich“, schreibt er. Eine Moscheesteuer
„entspricht nicht dem Selbstverständ-
nis des Islam. Denn der Islam kennt kei-
ne Institutionen oder Mitgliedsstruktu-
ren wie die Kirchen. Das heißt zum Bei-
spiel, ein Eintritt zur oder Austritt aus
der Religion wie in der Kirche ist nicht
an die Institution Moschee gebunden.
Man ist nirgends als Muslim registriert.
Wie sollte man dann die Muslime, die
diese Steuern zahlen sollen, erfassen?
Da kann man sich auch nicht an den
Mitgliederlisten in den Moscheege-
meinden orientieren. Denn man kann
als Muslim in keiner einzigen Moschee
Mitglied sein oder auch in zehn ver-
schiedenen gleichzeitig.“ Tatsächlich
setzen Politiker der Regierungskoali-
tion auf Verkirchlichung als eine staat-
liche Kontrollform, wenn sie den öffent-
lich-rechtlichen Körperschaftsstatus,
den die Kirchen hierzulande genießen,
als Modell für den Islam ins Spiel brin-
gen. So lasse sich die Religion von
„äußeren“ Einflüssen freihalten, heißt
es daumendrückend über die Moschee-
steuer. Doch hätte man den Einfluss,
den man sich aus dem Ausland verbit-
tet, dann nicht aus dem Inland in Kauf
genommen? Darin sieht die Islam-
wissenschaftlerin Lamya Kaddor das
eigentliche Unding der Debatte: „Zum
einen argumentiert der Staat damit, er
sei ein säkularer Rechtsstaat, er dürfe
sich nicht in die Angelegenheiten der
Religionsgemeinschaften einmischen,
und zugleich argumentiert er für diese
Moscheesteuer, und damit mischt er
sich ja dann doch ein.“ Man könne,
erklärt Kaddor im Deutschlandfunk,
doch „keine Religion zwingen, sozusa-
gen kirchliche Strukturen zu schaffen,
damit der Staat es dann möglichst ein-
fach hat“. Auch wenn die Rede vom
Zwang formalrechtlich nicht zutrifft:
Das lockende Reingequatsche in die
staatliche Privilegienvergabe kann eine
Form des Zwangs sein. Sie würde dem
Islam vermutlich nicht besser bekom-
men als den Kirchen. Hängt die Reli-
gion erst am Steuertropf, setzt ein Sog
der Verweltlichung ein. Verweltlichung
ist begrüßenswert, soweit sie das Ge-
waltpotential von Religion in Schach zu
halten vermag, wozu auch die Verhinde-
rung dubioser Auslandsfinanzierung
gehört. Aber Verweltlichung zieht ins
Lammfromme herunter, wenn theologi-
scher Widerstand nur noch in staatlich
gezähmter, demokratietheoretisch ab-
geglichener Form denkbar wird. Zumal
wenig für die Erwartung spricht, dass
eine Moscheesteuer den Wunsch-Islam
der Politik garantiert. Denn „letztlich
werden die Gläubigen selbst entschei-
den, welchen Islam sie wünschen“,
kommentiert Gernot Kramper im
„Stern“. „Sollte es demokratisch zuge-
hen, kann es durchaus geschehen, dass
die Moscheesteuer am Ende auch den
Glaubensrichtungen zugutekommt, die
Berlin damit bekämpfen will.“ Es bleibt
doch wohl ein Himmelfahrtskomman-
do, an der religiösen Steuerschraube
herumzudrehen. gey
Italien-Beute
Uffizien fordern geraubtes
Bild von Deutschland zurück
Die Florentiner Uffizien fordern ein
Bild zurück, das im Zweiten Weltkrieg
von einem Angehörigen der Wehr-
macht geraubt wurde. Das Ölgemälde
„Blumenstillleben in Vase“ des hollän-
dischen Barockmalers Jan van Huysum
befinde sich bei einer Familie in
Deutschland, die es als Nachfahren des
Entwenders trotz mehrerer Anfragen
des italienischen Staates noch immer
nicht an das Museum zurückgegeben
habe, erklärte der Direktor der Gemäl-
degalerie, Eike Schmidt. Das Werk war
jahrzehntelang verschwunden; erst
1991 nach der Wiedervereinigung gab
es neue Hinweise auf seine Existenz.
Anwälte als „Vermittler“ sollen sich
seitdem mit italienischen Behörden in
Verbindung gesetzt und eine hohe Ab-
lösesumme für das Bild verlangt haben.
Die Staatsanwaltschaft Florenz eröffne-
te Ermittlungen, da das Gemälde Eigen-
tum des italienischen Staates sei, dem
die Uffizien gehören.
Das Bild galt seit seinem Ankauf
1824 als ein Hauptwerk der Niederlän-
der-Abteilung des Museums. Es wurde
vor dem Krieg fünfmal aufwendig foto-
grafisch dokumentiert, so dass Schmidt
nun eine gestochen scharfe Schwarz-
weißaufnahme am ehemaligen Ort des
Bildes im Museum präsentieren konn-
te: mit der Banderole „Gestohlen“, um
auf den Verlust aufmerksam zu ma-
chen. „Wegen dieser Affäre sind die
Wunden des Zweiten Weltkriegs und
des Nazi-Terrors immer noch nicht ver-
heilt“, so Schmidt. Wo und in welcher
Familie Deutschlands sich das Bild be-
findet, konnte er nicht sagen, da bis-
lang nur deren Anwälte an die Uffizien
herangetreten seien. S.T.
SEITE 10 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R . 2
Wohin führt es diejenigen, die hier liegen? Blick aus einem Hospiz, wie Tim Parks es zum Schauplatz seines neuen Romans gewählt hat
Aus predigtstarkem Hause
Bonus-Buch für
Novizen, Malus-Buch
für Kenner: „In
Extremis“, der neue
Roman des Italien-
Engländers Tim Parks,
erzählt zu viel noch
einmal, was der Autor
uns schon erzählt hat.
E
s sind die geläufigsten Muster
von Albträumen: Man will einer
Gefahr entrinnen, kommt aber
kaum oder gar nicht vom Fleck,
man will an einen sicheren Ort gelangen,
am liebsten nach Hause, wird aber stets
aufs Neue aufgehalten oder irrt verstört
durch die Gegend. „In Extremis“ – wört-
lich: im Sterben (liegend) –, dem neuen,
inzwischen neunzehnten Roman des eng-
lischen Wahlitalieners Tim Parks, gelingt
es nicht nur, diese Nachtmahr-Schemen
in eine hellwache Handlung zu überfüh-
ren, sondern dabei auch noch eine Men-
ge höchst realer Situationen zu schil-
dern, deren schiere Alltäglichkeit vom
absurden Aberwitz bald nicht mehr zu
unterscheiden ist.
Mutters Zustand verschlechtere sich ra-
pide, er solle am besten sofort nach Hau-
se kommen, wenn er sie noch lebend an-
treffen wolle: Mit dieser schwesterlichen
E-Mail beginnt der Roman. Thomas San-
ders, Hauptfigur und Ich-Erzähler, liest
sie wenige Minuten, bevor sein Gastvor-
trag bei der Physiotherapeutentagung im
holländischen Amersfoort beginnt. Den
Vortrag dennoch halten oder unverzüg-
lich abreisen? Angesichts der auch durch
Selbstironie nicht zu bändigenden Eitel-
keit des Londoner Wahlspaniers San-
Passt Gänsebraten zur Revolution?
Russische Familiengeschichte über drei Generationen: Sergej Lebedews neuer Roman „Kronos’ Kinder“
Das Deutsche hat nicht oft Eingang in an-
dere Sprachen gefunden. Im Englischen
ist der „kindergarten“ bekannt, im Russi-
schen gibt es den „schtrejkbrecher“. Der
russische Adel im neunzehnten Jahrhun-
dert beherrschte das Deutsche jedoch
blendend, neben Französisch und teils
auch Englisch. Sergej Lebedew lässt in sei-
nem bisher vielleicht besten Werk „Kro-
nos’ Kinder“ seinen Protagonisten Kirill,
einen etwa vierzigjährigen Historiker,
dessen eigene Familiengeschichte aufar-
beiten. Von den deutschen Wurzeln hat
Kirill lange nichts gewusst. Aber im Dorf
gab es den Veteranen Spieß, der eines Ta-
ges den Ganter Fritz – den „Gus Friz“ des
Originaltitels – tötet, weil er ihn für einen
Faschisten hält. Kirill versteht leidlich
Deutsch, spricht es noch schlechter und
„fühlt“ die Vergangenheit daher meist.
Mit Empathie und der Lektüre des groß-
mütterlichen Archivs aus Postkarten,
Briefen und Tagebüchern sowie einiger
KGB-Ermittlungsakten will er ihr bei-
kommen. Und damit zu den Schwächen
dieses Romans.
Da wäre die Übersetzung von Franzis-
ka Zwerg. Über die Wiedergabe einiger
Begriffe ließe sich streiten. Für „parniki“
wählt Zwerg „Gewächshäuser“, diese
sind auf einer Datscha untergebracht und
werden bei Gewitter vom Protagonisten
und seiner Oma abgedeckt; „Frühbeete“
ders, der seit Jahrzehnten als Sprachwis-
senschaftler in Madrid wirkt, entscheidet
sich die Frage von allein.
Eitelkeitsverstärkend kommt hinzu:
Die Physiotherapeuten haben den End-
fünfziger nicht als Fachmann, sondern
als Promi-Patienten zu sich geladen.
Also beschließt Sanders noch im Hotel,
nach seinem – übrigens sehr gut hono-
rierten – Erfahrungsbericht über ein neu-
es Massagegerät werde er nicht einmal
die Diskussion abwarten, sondern sofort
den Bus vom Tagungszentrum zum Bahn-
hof, den Zug zum Amsterdamer Flug-
hafen Schiphol, den nächstmöglichen
Flieger nach London-Gatwick, die Lokal-
bahn nach Clapham Junction und von
dort ein Taxi ins Krebshospiz von Clay-
gate nehmen, wo die sterbende Mutter,
so nimmt er an, seiner wie einer Er-
lösung harre.
Natürlich kommt alles anders, auch
wenn die äußere Abfolge des Gesche-
hens mit Sanders’ ursprünglichem Plan
immerhin ein paar Ähnlichkeiten auf-
weist. Genau diese Differenz zwischen
Wollen und Wirklichkeit macht den Reiz
des Romans aus, sie genauer nachzuer-
zählen verbietet sich deshalb. Jedenfalls
benötigt der Ich-Erzähler 150 Seiten – es
sind die besten des Buchs –, ehe er vor
dem Sterbezimmer ankommt, um dort
von der Pflegerin den Rat zu erhalten, er
solle die Mutter besser nicht stören, habe
sie doch nach entsetzlichen Komplika-
tionen endlich in einen vormoribunden
Erholschlaf gefunden.
Tim Parks, 1954 in Manchester als
Sohn eines predigtstarken anglikani-
schen Pfarrers und dessen nicht minder
glaubensenthusiastischer Ehe- und Haus-
frau geboren, ist so etwas wie der um
eine Generation jüngere Martin Walser
der englischen Gegenwartsliteratur. Er
hat seit „Tongues of Flame“ (deutsch:
„Flammenzungen“), dem Erzähldebüt
von 1985, Roman für Roman die Welt zu
seinem Fall gemacht, also lauter mal
mehr, mal weniger autobiographische
träfe es vermutlich besser, der russische
Ausdruck bedeutet beides. Irritierender
sind jedoch Beispiele wie „hindurch-
kriechte“ oder „das Tribut“. Ein simpler
Satz gleich zu Beginn eignet sich gut zur
Illustration: „Auch Spinnweben und dar-
in gefangenes Insekt sind zu sehen – ein
Libellenflügel glitzert wie zerbrochener
Quarz!“ Diese Beobachtung soll aus der
Perspektive des kleinen Kirill erfolgen.
Dafür wählt Lebedew „bukaschki“, im
Original Plural, was sich mit „Krabbeltier-
chen“ wiedergeben ließe. Ein „gljadi“
fällt ganz weg. Diese Interjektion ist in
der Tat schwer zu transponieren und hier
der Kindersprache geschuldet, also etwa:
„Boah, da glitzert auch noch ein Libellen-
flügel.“
Literarisch zeigen sich die Schwächen,
die auch Lebedews bisherige Romane prä-
gen: Von einem Spannungsbogen kann
kaum die Rede sein, dazu ist das Buch ein
wenig zu verschwatzt, und wenn Kirill
über drei Generationen hinweg seine Fa-
miliengeschichte nachzeichnet, dienen
ihm die Mitglieder nur als Aufhänger für
historische Ereignisse. Selbst auf die Um-
stände seiner eigenen Verhaftung geht er
nicht näher ein, da er meint, sie habe ihn
nur „als Erben des Familienschicksals“
ereilt, als Teil einer Gemeinschaft, der er
„angehörte durch das Recht des Bluts, in
dem alle Zeiten und der gestirnte Him-
Literatur
Bücher publiziert. Im besten Fall haben
sie sich jeweils zu Gesellschaftspanora-
men der Mittelschicht geweitet.
Dass er zu Hause nicht so bekannt und
berühmt wurde wie Walser hierzulande,
hängt auch mit der von 1980 an selbst ge-
wählten Situation des „Expat“, des stän-
dig im Ausland lebenden Engländers,
zusammen. Der britische Literaturbe-
trieb ist, um das Wenigste zu sagen, in
solchen Dingen nachtragend, ja missach-
tend. Es nimmt deshalb auch nicht wun-
der, dass der einzige der vielen Romane,
der je auf die Shortlist für den Booker
Prize gelangte, die Erzählsatire „Euro-
pa“ (1997) war, die dann Arundhati Roys
„Gott der kleinen Dinge“ unterlag. Tim
Parks übrigens ist – wie in Sachen Eitel-
keit nicht ohne Selbstironie – unmittel-
bar nach dem Brexit-Votum von 2016 Ita-
liener und damit dauerhaft EU-Bürger ge-
worden. Und er hat, ganz unironisch, ne-
ben so herrlichen Romanen wie „Weißes
Wasser“ (2005) und „Stille“ (2006) mit
der komödiantischen Tagebuchtragödie
„Eine Saison mit Verona“ (2003) auch ei-
nes der allerbesten Epen über den Fuß-
ball verfasst.
„In Extremis“ ist extrem autobiogra-
phisch angesichts der meist subtilen
Transformationen dieses Autors, bei de-
nen das eigene Erleben vor allem als Fo-
lie für Allgemeingültigeres dient. Nahezu
ohne ästhetische Camouflage expliziert,
rekapituliert und bilanziert der neue Ro-
man mithin die Geschichte der anglikani-
schen Pfarrersfamilie Sanders/Parks, die
Mitte der Sechziger von Manchester über
Blackpool nach London kam und dort
sesshaft wurde. Als Familienroman ist
„In Extremis“ ein Bonus-Buch für Leser,
die von Tim Parks und seiner lakoni-
schen, witzig-sarkastischen, dabei unauf-
dringlich intellektuellen Schreibart bis-
her wenig wissen.
Für eingeübte Parks-Adepten aber ist
es ein Malus-Text. Sie können sich zwar
über die komplexen Ambivalenz-Strate-
gien amüsieren, mit denen der ungläubi-
mel flossen“. Man ahnt es schon: Es geht
seitenlang um Auserwähltheit, Messiasge-
danken und die apostelgleiche Mission
von Urahn Balthasar.
Trotz dieser Abstriche bleibt jedoch
einiges, was lesenswert ist. Lebedews
Stärke liegt in der Gestaltung einzelner
Szenen. Hier zeichnet er detailreich die
Atmosphäre einer Epoche nach. Die deso-
late Wirtschaftssituation in den neunzi-
ger Jahren, ein wiederkehrendes Thema
bei ihm, stellt er ebenso packend dar wie
den russisch-japanischen Krieg, die Le-
ningrader Blockade, die Enteignungen
der Deutschen während der beiden Welt-
kriege oder das zunehmende Misstrauen
der Menschen untereinander. Einwande-
rung charakterisiert er letztlich als Ge-
schäft, bei dem es auf allen Seiten um
Märkte und billige Arbeitskräfte geht.
Wie es in der ereignisdichten ersten Hälf-
te des zwanzigsten Jahrhunderts gärt, wie
jeder seine Schäflein ins Trockene brin-
Sergej Lebedew: „Kronos’
Kinder“. Roman.
Aus dem Russischen von
Franziska Zwerg.
Verlag S. Fischer,
Frankfurt am Main 2018.
384 S., geb., 24,– €.
Foto Wojciech Grzedzinski/Laif
ge Thomas Sanders seine Mutterliebe
durch permanentes Rebellieren am Ende
doch zu bewahren versteht. Alles Übrige
jedoch ist wenig mehr als variierende
Wiederholung. Im Roman „Thomas &
Mary“, der erst vor zwei Jahren erschien,
hatte Parks das finale Scheitern einer
scheinbar ewigen Ehe geschildert und
uns auch mit der gut dreißig Jahre jünge-
ren Neugeliebten des alternden Protago-
nisten bekannt gemacht. Das erfahren
wir jetzt in anderer Kulisse noch einmal.
Wozu?
Viel schlimmer, damit richtig quälend,
ist jedoch, dass und wie der Autor den in
toto klugen und erkenntnisreichen Essay
„Die Kunst stillzusitzen“ von 2010 nun
romanhaft recycelt. „Ein Skeptiker auf
der Suche nach Gesundheit und Hei-
lung“ lautet der Untertitel des Aufsatzes.
Bereits vor acht Jahren hat Parks unsere
Geduld mit der nicht endenden Sympto-
matologie männlicher Unterleibsleiden
strapaziert: Harndrang, Prostatavergrö-
ßerung, temporäre bis latente Impotenz,
uncharmante Darmprobleme, derglei-
chen mehr. Aber er hat der somatischen
wie psychosomatischen Suada eben auch
die Hellsicht einer profunden Selbster-
weiterung durch meditierendes Ab- und
Umschalten abgewonnen.
Dem neuen Roman werden die Blasen-
schwäche wie die Darmkonvulsionen der
Hauptfigur zum bloßen Anlass eines ex-
hibitionistischen Dauererzählens – auf
nahezu jeder dritten Seite ist von ihnen
die Rede. Das ist nicht mutig, sondern
fatal und unter dem Niveau des Autors.
Zum Glück erschöpft sich das Buch in sol-
chen Passagen nicht. JOCHEN HIEBER
Tim Parks: „In Extremis“.
Roman.
Aus dem Englischen von
Ulrike Becker. Verlag Antje
Kunstmann, München 2018.
431 S., geb., 24,– €.
gen will, stellt er an Einzelbeispielen plas-
tisch dar. Angst und Gier – das sind die
Triebfedern menschlichen Tuns.
Für die russische Seite skizziert Lebe-
dew zudem Kontinuitäten über gesell-
schaftliche Umbrüche hinweg, auch dies
ein zentrales Anliegen von ihm. „Beim
Durchblättern der antideutschen Regie-
rungsdokumente sah Kirill, wie in Russ-
land der Totalitarismus geboren wurde –
noch vor dem Machtantritt der Bolschewi-
ki –, und wie ein repressiver Staat ent-
stand, wie in der Gesellschaft die Bereit-
schaft wuchs, den Terror gutzuheißen,
überall ‚Fremde‘, Werwölfe, Agenten des
Bösen aufzuspüren, die schuld an allem
Elend im Lande waren: dass das Korn
nicht reichte, dass die Primuskocher ex-
plodierten.“ Was das Land im Innersten
zusammenhält, ist ein Übel, „für das Za-
rentum oder Kommunismus nur äußer-
liche Masken sind“.
Den Historiker Kirill braucht Lebedew
literarisch einzig, um ihn die Vergangen-
heit „fühlen“ zu lassen und somit von der
Notwendigkeit des Quellenverweises zu
entbinden, der für ein Sachbuch unent-
behrlich wäre. Wer sich darauf einlässt, er-
hält sinnfällige, alltagsgeschichtliche Epi-
soden. Und die Moral von der Geschich-
te? Was auch immer Russen und Deut-
sche verbindet – eines lässt sich über den
Menschen festhalten: Er ist dem anderen
ein Wolf. CHRISTIANE PÖHLMANN
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Wie er zum Dichter wurde
Punktlandung: Yves Bonnefoys letzter Essay
Alterswerke stehen mitunter zu Recht un-
ter Verdacht: der Wiederholung, der wohl-
feilen Nostalgie oder gar der schlüpfrigen
Phantasie. Dass man die verstrichenen
Jahre produktiv nutzen kann, zeigt „Der
rote Schal“ von Yves Bonnefoy (1923 bis
2016). Vermutlich niemand anders hat sei-
nen letzten Essay je so punktgenau ge-
setzt: Es braucht ein Œuvre, gebaut auf
der Überzeugung, „dass nur die Erfahrung
der gelebten Zeit dem Wort sein Leben zu-
rückgeben kann“, um im letzten Text so
überzeugend die Summe ziehen zu kön-
nen. Anders gesagt: Bonnefoy benötigt sat-
te neunzig Jahre Lebenszeitraum, um das
Lot tief genug senken zu können. Nun
aber ist Eile geboten: „Jetzt ist es Zeit,
höchste Zeit, dass ich mir die wirklichen
Fragen stelle.“ Dringlichkeit und Gelassen-
heit werden kunstvoll in Balance gesetzt.
„Der rote Schal“ ist ein Kommentar: Im
Sommer 2015 findet Bonnefoy ein Frag-
ment dieses Titels in seinem alten Schreib-
tisch wieder. Das Möbel selbst hat eine
Geschichte: Der Großvater mütterlicher-
seits hatte es gebaut und zum Zeugen be-
scheidener literarischer Ambitionen ge-
macht. Das Fundstück nun ist eine „Idee
für eine Erzählung“ in Versform, dreitei-
lig, ungefähr hundert Zeilen lang. Bonne-
foy hatte sie 1964 begonnen und nie voll-
enden können; der letzte Versuch datierte
auf 2009. Dieses Mal versucht er es gar
nicht erst: „Es ging nicht mehr darum,
der in Schwebe gebliebenen Erzählung
eine Fortsetzung zu geben, sondern dar-
um, zu begreifen, was sie über mich sagte,
auf den bereits geschriebenen Seiten.“
Es folgt eine Reflexion auf Bonnefoys
Leben, vor allem aufs Verhältnis zu sei-
nen Eltern, die zugleich eine Reflexion
auf Sprache ist – kurz, vom Fragment aus
untersucht Bonnefoy seine Berufung zum
Dichter, wie sie entstand, was sie bedeu-
tet. Vorbereitet und ergänzt wird sein
Nachdenken durch einen weiteren Text,
„Zwei Szenen“, und einen diese ebenfalls
kommentierenden Essay von 2009. Radi-
kal neu ist diese Form der Reflexion in sei-
nem Werk nicht: Im zentralen Text „L’Ar-
rière-pays“ („Das Hinterland“, 1972) ging
Bonnefoy bereits auf Kindheit und Fami-
liengeschichte ein. Auch die für das poeti-
sche Werk zentralen Thesen, das Bedürf-
nis des Menschen nach einem Anderswo,
einer Transzendenz, und seine Tendenz,
sich in Trugbildern zu verlieren, wurden
dort schon in Verknüpfung mit Autobio-
graphischem durchdacht. „Der rote
Schal“ geht aber noch einen Schritt wei-
ter: Er führt die Poetik auf das Reden und
vor allem auf das Schweigen der Eltern zu-
rück.
Zunächst zum Gedicht, das Bonnefoy
45 Jahre lang beschäftigt hat. Obwohl in
der Mitte des Lebens begonnen, wählt es
die Warte des alten Dichters: „Dieser
Mann, alt schon. / Ich muss etwas Ord-
nung schaffen bei mir, nimmt er sich vor, /
ich muss diese Taschenkalender aus mei-
ner Jugend wegwerfen, / (…) und sogar
diese Merkhefte.“ Was er dort jedoch ent-
deckt, sind Notizen – und Erinnerungen
an „einen Mann, den er nur einmal traf“,
in Toulouse. Ebendieser trägt, „ausgebrei-
tet von einer Schulter zur andern, einen
roten Schal“. Er schreibt diesem Mann,
erhält Wochen später eine Antwort. Im
zweiten Fragment bricht der Dichter auf,
die Stimmung ist schaurig: „Ich empfand
jene Angst, die aufkeimt durch einen
Schritt, / den man hört in einem Haus, das
man leer weiß.“ Auf der Zugfahrt schla-
gen „Vögel eines Augenblicks“ gegen die
Scheiben – eine Szene, die Bonnefoy über-
raschend mit dem Schluss von „Era in
penser d’amor quand’ i’ trovai“, einem Ge-
dicht von Guido Cavalcanti (dem Florenti-
ner Dichter des dolce stil nuovo), in Zu-
sammenhang bringt. Im dritten Fragment
klopft er in Toulouse an, eine Frau öffnet,
erkennt ihn, teilt ihm aber mit, der Ge-
suchte sei verschwunden. Dieses Frag-
ment endet mit einem Kampf zwischen
Balin (ein Ritter des Artus-Stoffes) und
seinem Bruder und „Doppelgänger“.
Eine seltsame Mischung, irgendwo
zwischen Mittelalter und Surrealismus,
Schauerromantik und Metaphysik – mit
Hitchcock-Einschlägen. Was aus dem Tor-
so machen? Zunächst beeindruckt das Ti-
tel-Motiv, das sich von der Erinnerung,
diesem „Negativ einer schlechten Photo-
graphie“, abhebt: „Bei dieser Idee hatte
mich von Anfang an die Wahrnehmung
der Farbe Rot gefesselt, dort, wo nichts,
wirklich nichts davon möglich ist, im dich-
ten Schwarz-Weiß einer photographi-
schen Platte: etwas Übernatürliches also,
Zeichen einer Transzendenz.“ Bonnefoy
ahnt, dass in dieser Urszene „meine poeti-
sche Berufung Gestalt angenommen hat-
te, aber auch in Gefahr geraten war aus-
Zurück an den Ort, „der den Sprachen vorausgeht“: Yves Bonnefoy
einanderzubrechen“. Daher sucht er zu
verstehen, beginnt seine „Anamnese“.
Die Methoden wechseln mit den Ebe-
nen: Von einem quasi literaturwissen-
schaftlichen close reading ausgehend, ent-
wickelt Bonnefoy in einer autobiographi-
schen Erzählung Hintergründe und Be-
deutungen, seziert diese psychoanaly-
tisch, um schließlich nach dem Wesen der
Dinge und der Sprache zu fragen. Die
ontologisch-poetologische Ebene ist das
Ziel; sie wird in einer Sprache der Eigent-
lichkeit entwickelt, die keine leichte Kost
ist, trotz der sprachlichen Eleganz der
Übersetzer und Literaturvermittler Elisa-
beth Edl und Wolfgang Matz, die 2012 die
Fackel der Bonnefoy-Übertragungen von
Friedhelm Kemp übernommen haben
und vorbildliche Arbeit leisten. Obwohl
Bonnefoy sich früh von Platon distanziert
(„Anti-Platon“, 1947) und stets vehement
gegen platonische Versuchungen ange-
schrieben hat, pflegt er ein metaphysi-
sches Erbe: Dieses mag materialistisch
gewendet sein, es bewegt sich in einer
Denk- und Sprachdimension, für die man
empfänglich sein muss.
Ist man es, dann gewährt Bonnefoy
einem Augenblicke des Glücks, in denen
Rhythmus und Erkenntnis zusammenklin-
gen. Die Rückkehr in die Kindheit ist eine
Voraussetzung, weil Bonnefoy eine ur-
sprüngliche Sprache sucht, die aus Wor-
ten besteht, nicht aus Begriffen: Während
die Ersteren die Dinge „auf natürliche
Weise“ bezeichnen und das Sein der Din-
ge ausdrücken, sind die Letzteren leere
Abstrakta, „Abbilder“. Geprägt wurde
diese „Vorstellung von der Poesie“ von sei-
nen Eltern, Élie, dem Eisenbahn-Mon-
teur, und Hélène, der Krankenschwester
und Aushilfslehrerin. Sie bestimmten den
Werdegang des späteren Dichters durch
ihre unterschiedliche Art, zu schweigen:
der Vater durch die Wortkargheit eines
Handwerkerlebens im Exil, die Mutter
durch eine lebhafte und fröhliche Art, die
jedoch das Wesentliche ungesagt lässt.
Und beide Elternteile durch ihre Unter-
haltungen im okzitanischen „Patois“,
dem Dialekt ihrer Heimat, der dem Jun-
gen unverständlich blieb.
Toulouse ist die Chiffre für diese
geheimnisvolle, bedeutungsschwangere
Yves Bonnefoy:
„Der rote Schal“.
Aus dem Französischen von
Elisabeth Edl und Wolfgang
Matz. Hanser Verlag,
München 2018.
224 S., br., 24,– €.
Sprache; die okzitanische Metropole stellt
den Ort „der den Sprachen vorausgeht“.
In „Der rote Schal“ wird erstmals die fun-
damentale Bedeutung dieser vertrauten
Fremdsprache für Bonnefoys Werk entwi-
ckelt. Die Hinwendung zum zwölften und
dreizehnten Jahrhundert – der Blütezeit
Okzitaniens – wird ebenso schlüssig wie
die zum benachbarten Italien, das die okzi-
tanische Troubadour-Dichtung weiterent-
wickelte.
Der Sohn will „das geerbte Schweigen
brechen“. Der rote Schal dient als Leitfa-
den, den Bonnefoy entlanggeht: Er steht
allem voran für ein „Mehr des Geistes“,
dann konkreter für die diversen Blutsban-
de in der Familie. Darüber hinaus stellt er
die Überleitung zu kulturellen Prägungen
wie Max Ernsts Gemälde „PIETÀ ou La
Révolution la Nuit“ (1923), das eine auf-
fällig rote Hose zeigt und einer kurzlebi-
gen, von Bonnefoy herausgegebenen Zeit-
schrift den Namen gab. Bonnefoy unter-
sucht auch Einflüsse von Paul Valéry, An-
dré Breton, T. S. Eliot, Pierre Jean Jouve,
Thomas Malory oder eben Cavalcanti.
Überraschender ist die Bedeutung des Da-
nae-Mythos, originell jene einer Kinder-
erzählung oder einer exotischen Maske.
Bonnefoy arbeitet stets in zwei Richtun-
gen: Einerseits will der Dichter eine Tie-
fenschicht der Sprache freilegen, anderer-
seits sucht er dem Trug einer „Wirklich-
keit mit stärkerem Sein“ zu entkommen;
konkret verweigert er sich dem nur poeti-
schen Bild, sucht stattdessen den Rhyth-
mus darunter. Nur angedeutet wird eine
kommunikative Wende, wenn Bonnefoy
am Ende die Selbstbefragung abschließt,
um Interpreten die Hand auszustrecken:
Die Einflüsse anderer Dichter benennt
er, um einen „möglichen Austausch“ zu
befördern. Der wäre spannend gewesen;
etwa zur Sprechersituation des Gedichts
wäre einiges zu sagen und zu fragen. Die
Deutung muss nun ohne den Dichter ge-
schehen: „Der rote Schal“ macht das
schmerzlichst bewusst. NIKLAS BENDER
Foto ddp Images
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G Feuilleton DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2 · S EITE 11

im Ethnologischen Museum in Berlin ist ein argumentatives Niveau, zu dem wir ten wir! Die Restitutionsinitiative, die
Ein Streitgespräch über afrikanische Kunst in Europa stammten zu hundert Prozent aus dem bri- erst einmal wieder kommen müssen. Macron nun forciert, hätte mit dem Hum-
tischen Raubgut von 1897. ZIMMERER: Aber warum dann nicht boldt-Forum verbunden sein können als

War Humboldt
BREDEKAMP: Es gab aber auch Bron-
zen, die vom Königreich Benin für den
Handel bestimmt waren. Die Benin-Bron-
zen machen als globale Objekte geradezu
symbolisch das Herz, die Idee des Hum-
noch ein Layer drauflegen, um die Kom-
plexität und Bedeutung zu erhöhen, und
in diese ästhetische Qualität der Bronzen,
in ihre Rolle für die europäische Kunstge-
schichte sichtbar auch den Raubcharakter
große Aufbruchsgeste ins 21. Jahrhun-
dert. Und wir haben es nicht geschafft,
hier wirklich zukunftsweisende Konzep-
te zu entwickeln.
Wie wäre das noch zu schaffen?

Kolonialist?
boldt-Forums aus. Denn wo kommt das einschreiben. Das ist doch die Spannung
Metall her? Aus Böhmen, Bayern und aus in der Weltgeschichte und in der europäi- ZIMMERER: Wenn Hermann Parzin-
Frankreich. Es ist europäisches Metall, schen Geschichte, auch in der sechshun- ger sagt, es soll einen Raum der Stille im
das seit dem Ende des fünfzehnten Jahr- dertjährigen Kolonialgeschichte: Diese Humboldt-Forum geben zum Gedenken,
hunderts über die Portugiesen ins König- Spannung zwischen Entwicklung und erinnert mich das an die Flughafenka-
reich Benin kommt. Das heißt, es ist hier geistiger Höchstleistung und gleichzeitig pelle, die man eigentlich auch nie be-
eine umgekehrte Hierarchie gegeben, Ausbeutung und Gewalt. Und warum das merkt. Das reicht nicht. Es braucht etwas
Deutsche Museen verwahren zahl- dass das Königreich das Metall aus Euro- nicht deutlich sichtbar machen: Eigen- Hochsymbolischeres. Das Humboldt-Fo-
rum hatte insofern Pech, dass sich darin
pa kommen lässt und mit einer Hochtech- tumsrecht übertragen, als Leihgabe hier,
reiche Objekte aus der Zeit des nologie in Skulpturen ummünzt. Die Be- und Benin-Forum statt Humboldt-Fo- wie in einem Perfect Storm vieles traf,
das nicht in der Verantwortung des Fo-
Kolonialismus. Vor der Eröffnung nin-Bronzen sind von Beginn an Produk-
te eines grandio-
rum? Dann diskutieren wir tatsächlich
innovativ, den Entwicklungen des 21. und rums und der Gründungsintendanten
lag. Dass die Bundesregierung es nicht
des Berliner Humboldt-Forums wird sen Austauschs 22. Jahrhunderts angemessen.
schafft, die Verhandlungen mit Namibia
zwischen Euro-
darüber debattiert, was mit ihnen pa und Afri- Hat sich die Wertschätzung für die Be- und die Anerkennung des Genozids an
ka, eines Aus- nin-Bronzen wirklich schon allgemein den Herero und Nama zu regeln, das ge-
geschehen soll. Der Kunsthistoriker tauschs, in durchgesetzt? Laufen wir nicht Gefahr, hört auch hierher. Wir müssen uns in
Europa mit der kolonialen Globalisie-
Horst Bredekamp und der Afrika- dem Afrika die große Kunst Afrikas genau in dem
Augenblick zu verlieren, in dem wir sie rung in ihrer Gesamtheit auseinanderset-
sich, wenn
Historiker Jürgen Zimmerer vertreten nicht gleichran- in ihrer ganzen menschheitsgeschicht- zen, um die postkoloniale Globalisierung
zu verstehen.
gig, dann überle- lichen Bedeutung entdecken könnten?
dabei gegensätzliche Standpunkte. gen fühlte. ZIMMERER: Die Objekte sind seit BREDEKAMP: Wir haben uns im
ZIMMERER: Ich über hundert Jahren hier. Warum können Kreis gedreht. Ich stehe nach wie vor für
bin ja zum Teil bei Ih- wir sie erst jetzt entdecken? Ich glaube die Ur-Idee des Humboldt-Forums, ein
Herr Zimmerer, haben deutsche Museen weil London die Hauptstadt des größten nen. Man kann die Bron- auch nicht, dass wir die Objekte alle ver- Modell für die Zukunft sein, in dem die
das moralische Recht, Kunstobjekte mit Weltreichs ist und die Zentrale des Welt- zen aus Benin nicht hoch ge- lieren werden, zumal ja bei weitem nicht Artefakte die Welt zusammenziehen, und
kolonialer Herkunft auszustellen? handels. Das ist keine moralische Bewer- nug einschätzen in ihrem Einfluss auf die alle je ausgestellt werden. Indem wir sie ich empfinde es als Verengung der Diskus-
JÜRGEN ZIMMERER: Das ist eine tung, sondern eine Feststellung. europäische Kunst- und Geistesgeschich- im Benin-Forum ausstellen, hätten wir sion, dass sie weitgehend auf die Frage
schwierige Frage. Bei kolonialen Kontex- Herr Bredekamp, ist das Humboldt-Fo- te. Wenn aber die Wahrscheinlichkeit eine moderne, zukunftsweisende Ausein- von kolonialistischer Schuld zugespitzt
ten liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, groß ist, dass viele dieser Objekte tatsäch- andersetzung über die Benin-Bronzen, wird. Ich halte die Argumentation, die
rum in seiner jetzigen Form die Fortset- über nichteuropäische Kultur und Kunst sich auf Namibia und Tansania bezieht,
dass es ein Unrechtskontext ist. Man zung des europäischen Anspruchs auf lich aus kriegerischem Kontext stam-
kann aber auch nicht pauschal sagen, men, wir sie aber zeigen wollen, wie ste- in all ihren Facetten. Ich plädiere dafür, für absolut notwendig, aber es kann doch
Deutungsmacht über die Weltkulturen? nicht sein, dass diese Bestände, die nur
hundert Prozent der Objekte sind ge- hen Sie zu meinem Vorschlag: Wir restitu- diesen eindimensionalen Blick aufzubre-
raubt. Deshalb ist die Beweislastumkehr BREDEKAMP: Die Ur-Idee, die 2001 chen, aber den Gewaltkontext nicht unter einen kleinen Prozentsatz der Sammlung
ieren die Eigentümerschaft an den Be-
von Klaus-Dieter Lehmann, Peter-Klaus den Tisch fallenzulassen. Dieser Kontext ausmachen, das gesamte Humboldt-Fo-
so wichtig. Die Grundannahme ist, dass nin-Bronzen und behalten einige als
Schuster und mir vorgetragen wurde – ich ist in der breiten Öffentlichkeit noch rum bestimmen. Diese Position ist für
die Objekte unter zweifelhaften Umstän- Leihgaben in Berlin, und das Humboldt-
spreche hier nicht mehr als Mitglied der kaum präsent. Deshalb muss man ihn be- meinen Begriff eurozentristisch, insoweit
den erworben wurden, es sei denn, man Forum wird in Benin-Forum umbenannt.
Gründungsintendanz, sondern als Exper- tonen. Deshalb muss man tatsächlich sie den Fokus auf Täter, Schuld, Opfer re-
kann das Gegenteil beweisen. Darf man Dann können wir auf Augenhöhe all das
te für Sammlungsgeschichte – lag darin, auch an die Objekte schreiben: Raub. Die duziert. Diese Schuldfrage ist wie ein gro-
sie ausstellen? Natürlich. Die Museen diskutieren, weil ganz klar ist, dass wir
das eindimensionale Weltbild zu erwei- meisten Besucher wissen immer noch
müssen nur zumindest ausdrücklich dar- den Raubkontext und den militärischen
tern. Wir wollten keinesfalls eine Weltge- nicht, dass sie im Grunde, wenn sie in ein
auf hinweisen: Das ist ein Raubkontext Gewaltkontext anerkennen.
schichte schreiben, die allein mit den Re- Völkerkundemuseum gehen, einen Raub-
oder ein problematischer Kontext. Das gierungen, den Tätern zu tun hat, son- BREDEKAMP: Dass man in allen Fra-
ist eigentlich mein Appell in der Debatte, gen der Restitution offen sein muss, habe kunstpalast betreten. Selbst Museumsbau-
dern eine, die die Opfer mit hineinnimmt ten wie das Völkerkundemuseum in Ham-
dass man sagt: Ja, vieles ist Raubkunst, und zeigt, dass es andere Dimensionen ich niemals bestritten. Aber wer eine glo-
aber wir können es in der Kürze der Zeit bale Restitution fordert, müsste nach burg sind in der Phase des Hochimperialis-
gibt als Militär und Unterdrückung, wel- mus gebaut worden.
nicht erforschen, wir wollen uns aber da- che Menschen zusammenführen. Wer demselben Recht, mit dem argumentiert
mit auseinandersetzen. Der Lerneffekt den Kolonialismus als alleinige Erklä- wird, dass die Benin-Bronzen insgesamt Das ist aber auch die Phase, in der alle
bestünde darin, dass man die Europäer, rung nimmt, macht die Menschheitsge- zurückgegeben werden sollten, auch die anderen Museen mit europäischer Kunst
die Deutschen, die Besucher in Berlin schichte flach wie Papier. Uns hat interes- Bibliotheca Palatina im Vatikan nach Hei- gegründet werden.
mit der Realität dieser Erwerbung und siert: Wer hat diese Bestimmung kriti- delberg zurückgeben. Die Menschheit ist
mit der Realität des Kolonialismus kon- siert? Wer ist Montaigne an die Seite zu ZIMMERER: Die Völkerkundemuseen
übereingekommen, dass sie in einem be- in ihrer Entstehung sind in einer symbioti-
frontiert. stellen, der gesagt hat: Die Kannibalen stimmten Moment die Hand hebt und
schen Beziehung mit der sich steigernden
sind wir? Wenn man das mit dem Begriff sagt: Ich vergesse. Wann dieser Zeitpunkt
Herr Bredekamp, soll man Kunst aus Kolonialbewegung in Deutschland. Die
des Kolonialismus totschlägt, verneint eintritt, ist die entscheidende Frage. Und
der Kolonialzeit als Kulturerbe der interessante Frage, die Sie jetzt aufwer-
man alles, was Menschen über ihre Feind- mit dieser Frage ist elementar eine Defini-
Menschheit ohne historische Erklärung fen, ist: Was bedeutet das für die Museen
schaften hinaus zusammengebracht hat. tion von Museum verbunden, die nicht
zeigen, wie es viele Museen noch bis vor moderner Kunst? Und was bedeutet es,
vom Museum als Gefängnis, sondern
kurzem getan haben? Es bleibt aber doch ein europäischer dass europäische Kunst in Kunstmuseen
dem Asyl der Figuren ausgeht. Es ist
HORST BREDEKAMP: Das wäre ab- Blick auf die Welt, der von die- kam, nichteuropäische in Völkerkunde-
der Hippokrates-Eid des Museums,
surd. Selbstverständlich muss man die Ge- sen Forschern und Sammlern museen? Darüber können wir diskutie-
nie mehr ein Objekt aus seinem
genstände historisieren. Nur die Gleich- geworfen wird. Können wir uns ren. Ich glaube auch, es war einer der Sün-
Asyl zu entlassen, keinem Interes-
setzung von Raubkunst und Museums- zu diesem Blick noch so unge- denfälle des Humboldt-Forums, die Tren-
se mehr zu überlassen, von wo im-
sammlungen halte ich für verheerend. brochen bekennen, wie es viel- nung von europäischer und nichteuropäi-
mer es herkommt, denn: Die In-
Die Sammlungen sind auf äußerst diffe- leicht vor fünfzig Jahren mög- scher Kunst zu wiederholen. Diese Auftei-
teressen wandeln sich. Das hat Jürgen Zimmerer ist Professor für die Ge-
renzierte Weise zusammengekommen. lich war? lung war ursprünglich einer kolonialen
Erhard Schüttpelz in einem schichte Afrikas an der Universität Ham-
Die Berliner Sammlungen per se mit Kolo- Mentalität geschuldet, und sie verstärkt
BREDEKAMP: Ich gehöre Blog als Reaktion auf das Ma-
nialismus zu verbinden, ist ein histori- zu der Generation, die in der diesen kolonialen Blick. Das ist ja das Fa- burg. Zuletzt erschien sein Buch „Kein
cron-Savoy-Papier meisterhaft
scher Fehlschluss, der die gesamte Diskus- Schule als Erste mit den Ver- tale daran. Platz an der Sonne. Erinnerungsorte der
dargelegt. Um es zu summieren:
sion von Beginn an falsch eingefädelt hat. Restitution habe ich niemals deutschen Kolonialgeschichte“. Foto dpa
brechen der Nationalso- Es ging in der Moderne ja immer um
Kann man denn die Arbeit von Samm- zialisten konfrontiert verneint. Diese Frage ist eine Vergesellschaftung dieser Kunstwer-
wurde. Ich hatte her- aber zu verbinden mit ke, etwa bei Picasso, Gauguin, Nolde ßer Vorhang, der vor die Gegenwart gezo-
lern und Forschern überhaupt von den
vorragende Lehrer. der nach der Philoso- oder Kirchner, die afrikanische und ozea- gen wird und verhindert, dass wir über ge-
kolonialen Machtverhältnissen lösen?
Doch jedes Mal kam phie des Museums an nische Artefakte als integralen Teil ihrer genwärtige Formen der Ausbeutung und
BREDEKAMP: Warum ist Leibniz fast stereotyp die Äu- sich. Es ist die Philoso- Kunst ansahen. Aber nochmals zu Ihrem des Kolonialismus reden. Wir sprachen
Großwesir des russischen Reiches gewor- ßerung: Aber als Kolo- phie des Museums, dass Vorschlag, das Humboldt-Forum in Be- gerade über das Museum, das von China
den? Weil er als Verehrer der chinesi- nialmacht waren wir es ein Asyl der Objekte nin-Forum umzubenennen: Sehen Sie errichtet wird – was für ein Bubenstück!
schen Kultur, die bis in die Mitte des neun- die Besten. Ich habe für die Menschheit ist, nicht das Problem, dass man ein kolonia- Unsere eurozentristische Debatte hindert
zehnten Jahrhunderts als höherrangig ge- den postkolonialen die in einem konzen- les Opfer, in dem Fall Benin, absolut uns daran, ein Afrika zu akzeptieren und
genüber der europäischen gewertet wur- Vorstoß daher als trierten Raum sehen setzt und andere Völker damit benachtei- wertzuschätzen, das sagt: Wir sind kosmo-
de, nach China kommen wollte. Bis heute dringende Notwen- kann, wie sich Objekte ligt? Führt das nicht zu einer potentiell politisch, wir sind in der digitalen Welt,
gilt sein Buch über China als ein Zeugnis digkeit genommen. begegnen. gewaltträchtigen Renationalisierung, wir sind auf manchen Gebieten besser als
eines empathischen Kulturverständnis- Ich habe mich am Bronzefigur aus Benin, die derzeit im Bodemuseum steht Foto SMB/Martin Franken
ZIMMERER: Dann wenn der Staat – denn die Museen kön- ihr. Wie oft habe ich gehört: Hört auf mit
ses, das heute in China teilweise verloren- Wissenschaftskolleg, haben Sie aber Restitu- nen dies unmöglich leisten – entscheiden eurer Schulddiskussion. Wir sind einmal
gegangen ist. Über die Darstellung sol- lange bevor die deutsche Geschichtswis- de zusammengekommen sind. Sie ma- tion doch gerade verneint. muss, an welchen Stamm das jeweilige kolonisiert worden und wollen nicht ein
cher wechselseitiger Verehrung und Aner- senschaft überhaupt dafür sensibilisiert chen einen Bestand aus, der unter dem Objekt restituiert wird? zweites Mal durch die ethische Höherstel-
kennung wird man hoffentlich zu einem BREDEKAMP: Nein, ich habe gesagt,
wurde, mit dem Maji-Maji-Aufstand be- Diktum steht, das Karl von den Steinen in ZIMMERER: Dies ist nicht die zentrale lung der Schuldigen kolonisiert werden.
Zukunftsmodell kommen, das ohne Hier- schäftigt. Und ich habe mit Viola König dass ein Argument, in toto zu restituie-
seiner Gedenkrede auf Adolf Bastian for- Frage für uns und zudem eine, die vor Ich empfinde es als fatale Entwicklung,
archie im Gegenüber das Eigene erkennt. ren, sich an der Hauptaufgabe des Muse-
über viele Jahre einen Arbeitskreis Ethno- muliert hat: Retten! Retten! Retten! Die allem in Nigeria ausdiskutiert werden dass die Sammlungen in Europa letzten
ums, wie es sich seit der Französischen Re-
Waren deutsche Forscher in den Kolonia- logie und Museum geleitet, in dem wir in Unterschlagung dieser Tradition finde ich muss. Entweder sagen wir, Raubkunst Endes zu einem Mittel von Außenpolitik
in dem Punkt besonders prekär, dass eine volution herausgebildet hat, bricht.
lismus verwickelt, bevor Deutschland großer Freiheit all diese Fragen diskutiert muss zurückgehen, und die Benin-Bron- werden. Damit wird der jahrhundertelan-
haben, um die es jetzt geht. starke Tradition der deutschsprachigen ZIMMERER: Aber wie verrechnen Sie
selbst zur Kolonialmacht wurde? zen sind Raubkunst. Dann müssen wir sie ge Kampf der Kustoden um Unabhängig-
Ethnologie gerade jüdisch geprägt war. das bei den Benin-Bronzen?
ZIMMERER: Selbstverständlich. Dar- ZIMMERER: Herr Bredekamp, wenn zurückgeben. Dann können wir nicht ent- keit diskreditiert und ausgehöhlt.
an gibt es gar keinen Zweifel. Deutsche Sie sagen, Sie, Lehmann und andere woll- Ich habe den Verdacht, dass bei der ge- BREDEKAMP: Die Benin-Bronzen scheiden, an wen sie gehen. Oder wir sa- ZIMMERER: Wenn Herr Bredekamp
oder Menschen, die in Gegenden lebten, ten auch die Geschichten der Opfer des samten Diskussion das Museum für Kolo- sind seit dem Ende des neunzehnten Jahr- gen, es ist keine Raubkunst. Man kann sagt, wir sind Weltbürger, und wenn ich
die heute zu Deutschland gehören, waren Kolonialismus zeigen, ist Ihnen denn je- nialismus, das 1899 durch Kaiser Wil- hunderts in Berlin. Sie haben eine starke dann über die gerechte Verteilung von mir die Geschehnisse in Chemnitz und
von Anfang an am europäischen Projekt mals in den Sinn gekommen, dass allein helm eröffnet wurde, mit dem Ethnologi- Rolle in der Definition der Moderne ge- Weltkunst ja auch noch mal diskutieren. anderswo anschaue, muss ich sagen: Wir
des Kolonialismus beteiligt. Denken Sie der Gestus, mit dem Sie als deutsche Wis- schen Museum verwechselt wird, das da- spielt, in ihrer Bedeutung schwer zu über- Oder wir sagen, wir geben es nicht zu- sind vielleicht nicht alle Weltbürger. Die
nur an die Fugger und Welser. Denken Sie senschaftler und Museumsmacher an die- mals dezidiert als ungeeignet erachtet schätzen. Mit Blick auf sie hat Carl Ein- rück, weil wir willkürlich einen Verjäh- Frage nach dem Kolonialismus ist ja
an die Brandenburger Kurfürsten mit ses Projekt herangehen, die Fortschrei- wurde, Kolonialinteressen zu fördern. stein in seinem Buch „Negerplastik“ von rungszeitpunkt setzen. Das sind die ver- auch die Frage nach dem Fortwirken von
ihrem Versuch, in den Sklavenhandel an bung eines kolonialen Gestus ist? Es geht ZIMMERER: Wenn Sie, Herr Brede- 1915 erstmals in dieser Entschiedenheit schiedenen Positionen. Rassismus, von verengten Sichtweisen.
der afrikanischen Westküste einzustei- nicht darum, den Kolonialismus als mono- kamp, die Frage stellen, warum konzen- argumentiert: Das, was die afrikanische Das macht das Thema noch virulenter,
gen. Kolonialismus war ein gesamteuro- lithischen Block zu zeichnen und die Am- triert sich die Kritik am Humboldt-Forum Kunst ausmacht und hier zu sehen ist, ist Sollten deutsche Museen Raubkunst
auch dann zurückgeben, wenn man si- weil dieser Übergang zum Weltbürger
päisches Phänomen in der Realpolitik, in bivalenzen und Spielarten zu unterschla- jetzt so massiv, dann muss man doch zu- auf derselben grandiosen Höhe wie die offenbar nicht für alle stattgefunden hat.
der Ökonomie und eben auch in der Geis- gen. Es geht um Deutungshoheit. Und rückfragen: Wenn Sie diese Schattierun- höchste Renaissance-Kunst Europas. Das cher sein kann, dass die Objekte auf dem
Kunstmarkt landen werden? Ich glaube auch, dass wir uns mit unse-
tesgeschichte. Die Welt, in der man sich hier, denke ich, sind einfach Fehler ge- gen zeigen wollten, warum haben Sie es ren Sammlungen auseinandersetzen müs-
zwischen 1500 und 1960 bewegte, war macht worden. dann nicht getan? Warum haben Sie sich ZIMMERER: Das ist die eine schwieri- sen aus einer intrinsischen Motivation:
überwiegend eine koloniale. Wenn ein nicht von Anfang an ganz klar positio- ge Frage. Die andere lautet: Gibt man et- um zu verstehen, wo unser Weltbild her-
Alexander von Humboldt nach Südameri- Ist die Vorstellung vom Humboldt-Fo- niert zu den Benin-Bronzen – eindeutig was an Regime zurück, von denen man kommt, um auch diese Verengungen zu
ka reist, dann reist er mit einem Erlaubnis- rum als Freistätte des Geistes nicht auch Raubkunst – oder zu anderen Objekten, weiß, dass man sie gar nicht so schätzt? sehen. Ich teile Herrn Bredekamps Be-
schein des spanischen Königs. Er reist eine schöne Illusion? Die Gelehrtenrepu- die zwischen 1884 und 1919 erworben Aber erst wenn man wirklich offen dar-
blik hat es in den Köpfen gegeben, aber denken, dass die Konzentration auf
mit der Infrastruktur der Kolonialmacht. wurden? Die Möglichkeit hatten Sie über nachdenkt, dass diese Möglichkeit Kunstobjekte von einer breiteren politi-
Darauf hinzuweisen ist im Grunde banal. auf der Erde gab es militärische Expedi- doch. Aber in Ihrer Konzeption findet das besteht, erst wenn man im Einverneh-
tionen, Inbesitznahmen, Machtdemons- schen Diskussion ablenkt. Manche schei-
alles gar nicht statt. Wie stehen Sie denn men mit den Gesellschaften und Staaten,
Gilt das auch für Maria Sibylla Merian, trationen, durch die die Welt außerhalb nen zu denken, auf dem Feld der Kunst
zu den Benin-Bronzen? Wie stehen Sie zu die Ansprüche erheben, sagt, wir stehen
die auf ihrer Reise nach Surinam natur- Europas an Europa gekettet wurde. kann man das machen, was man in der
der Sammlungspraxis, in der Berlin auf zum Grundsatz der Restitution, kommt
wissenschaftliche Forschungen betreibt Realpolitik nicht macht, vielleicht weil es
BREDEKAMP: Wen hat Marco Polo er- alles, was in den deutschen Kolonien er- man in einen offenen Dialog. Hätten wir
und viele Samen, Verpuppungen und Fal- obert? Warum hat der Große Kurfürst die als weniger ökonomisch und politisch
worben wird, den ersten Zugriff hatte, das schon vor zwanzig Jahren begonnen,
ter mitnimmt für ihre Sammlung? wichtig gedacht wird. Dagegen wehre ich
größte Sammlung von Sinica nach Berlin ehe der Rest auf andere Völkerkundemu- wären wir weiter. Die Zeit läuft Deutsch-
ZIMMERER: Diese Menschen beweg- gebracht? Warum wurde er in China so ge- land wie dem Rest von Europa davon – mich. Deshalb auch immer mein Hin-
seen verteilt wurde? weis: Es gibt auch die Debatte über die
ten sich in einem kolonialen Kontext. Sie ehrt? Weil er selbst China verehrt hat. Macron hat das offenbar begriffen. Wir
konnten gar nicht anders. Die Frage, um BREDEKAMP: Ich habe sehr früh vor- Herero. Es gibt die Debatte über die Mu-
Wo liegt hier das koloniale Bestreben? verlieren immer mehr Gestaltungsmög-
die es eigentlich geht, lautet: Ist mit der geschlagen, dass die Benin-Bronzen in seen. Es gibt die Debatte über Rassis-
Dass es den furchtbaren Sklavenhandel in lichkeiten in diesen Forderungen, weil
Beschreibung der kolonialen Machtver- Afrika geradezu als ökonomische Bedin- Bezug auf ihre Herkunft aus London un- mus. Die gehören alle zusammen. Man
die Welt, in der wir uns bewegen, nun
hältnisse eine moralische Bewertung ver- gung gegeben hat, den die Europäer nicht tersucht und qualifiziert werden: Raub- kann das nicht nur auf museale Objekte
mal eine postkoloniale ist. Während wir
bunden? Und was ist diese koloniale gut aus einer Strafaktion, die eine große beschränken. Aber alles, was Sie fordern,
erfinden, sondern in den sie einsteigen, hier einen Diskurs führen, ob es in Afri-
Welt? Wie sehr hat sie unsere Gegenwart Zahl von Bronzen nach London brachte. ka Museen gibt, die diese Kunst aufneh- kann man auch machen, indem man den
steht doch außer Frage. Das ist das eine. Zweitens: Es gab Handel
geprägt? Dazu gehört natürlich, dass Ko- men können, hat China in Dakar ein gro- Raub-Charakter vieler Objekte und den
lonialismus weit über ökonomische Aus- Aber erst heute wird es diskutiert. mit Benin-Bronzen. Es gibt Bronzen, die ßes Museum einfach hingestellt. In Kin- kolonialen Unrechtskontext anerkennt.
beutung oder militärische Eroberung hin- BREDEKAMP: Das Humboldt-Forum keine Gebrauchsspuren haben, die für shasa eröffnet nächstes Jahr ein von Süd- Das ist dann nicht mehr vergangenheits-
ausgeht, dass er die Grundlagen einer verfügt mit den Sammlungen, die in Ber- den Handel bestimmt und im Umlauf Horst Bredekamp ist emeritierter Profes- korea finanziertes Museum. Das heißt, fixiert, sondern zukunftsorientiert.
Strukturierung der Welt legt. Der Nullme- lin waren, bevor das Museum für Ethnolo- waren. sor für Kunstgeschichte an der Humboldt- unser Gestaltungsspielraum schrumpft. Wenn Sie die Initiative Benin-Forum un-
ridian läuft halt nicht durch Peking oder gie überhaupt gegründet wurde, über ZIMMERER: Viola König, die frühere Universität Berlin. Bis Juni 2018 war er Das ist auch der Grund, warum mich das terstützen, umso besser. Dann können
Rio de Janeiro, sondern durch Green- schätzungsweise achtzigtausend Objekte, Direktorin des Ethnologischen Museums, einer von drei Gründungsintendanten des Thema Humboldt-Forum so aufbringt, wir das alles breit diskutieren.
wich in London. Und er läuft da durch, die durch Händler und Forschungsreisen- hat kürzlich erklärt, die Benin-Bronzen Humboldt-Forums. Foto Hermann Bredehorst weil ich mir denke: Welche Chance hat- Die Fragen stellten Andreas Kilb und Stefan Trinks.
SEITE 12 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R . 2
Die Eiserne und der Ursprung der Welt
Quer zum Gewohnten:
Die Kunsthalle Baden-
Baden zeigt die ameri-
kanische Künstlerin
Nicole Eisenman mit Ar-
beiten zu Rassenkonflik-
ten, Feminismus, Armut,
Gender, Transgender
und Endzeitstimmung.
I
m amerikanischen Alltag erlebe
man derartig viel Gewalt, dass sie
einem unbemerkt in die eigene Ar-
beit einsickern könne, antwortet Ni-
cole Eisenman auf die Frage, wie all die
traktierten Köpfe ihrer Ausstellung in
der Kunsthalle Baden-Baden mit den
Konfliktlagen der Gegenwart zusammen-
hingen. Da ist im zentralen Saal ein „Ge-
neral“ aufgesockelt, fraglos eine unange-
nehme Gestalt: Das malträtierte Gesicht
mit Knollennase gehört zu einem tum-
ben Kopf, der an das gruselige Antlitz
des Hannibal Lecter aus dem „Schwei-
gen der Lämmer“ denken lässt, die Zun-
ge hängt ihm aus dem Ohr. Die Skulptur
strömt etwas Traumatisches aus, nicht
minder verkörpert sie aber die genuinen
Möglichkeiten der Bildhauerei: Mit de-
ren produktiven Energien rückt Eisen-
man den neuralgischen Phänomenen der
Gegenwart buchstäblich zu Leibe, indem
sie in ein tradiertes Genre investiert wie
in die Skulptur und ihre Materialien, in
Bronze, Gips, aber auch in Aluminium,
Pappe, Textilien – um den Phantomen,
Beklemmungen, Dämonen der Zeit eine
Gestalt zu geben.
Vorgeführt wird in den Köpfen, die
sich auf farbigen Sockeln erheben, eine
ungehemmte Lust an bildhauerischer
Praxis. Aus Aluminium lässt Eisenman
zwei bizarre Büsten hervorgehen, die auf
Grant Woods Bild „American Gothic“
von 1930 anspielen, der amerikanischen
Ikone schlechthin: Aus schwarzen Augen
fließen dunkle Tränen, die Schädel se-
hen aus wie mit der Flex zugerichtet –
man erkennt noch die Styroporblöcke,
aus denen sie herausgeschnitten wurden.
In anderen Köpfen eröffnen sich Hohl-
räume, plätschern Brunnen, es qualmt
gar eine Filterzigarette vor sich hin. Die-
se Figuren sollen sich nicht auf eine poli-
tische Botschaft festlegen lassen, wie
Hannah Black in assoziativen Texten im
Katalog auf ihre Weise zu verstehen gibt.
Die Künstlerkollegin ließ sich von den
Arbeiten zu Anekdoten und Gedanken-
fetzen über verklemmte Gefühle und Sex
in der Pubertät animieren, über Ab-
hängen in der Mall, unterschwellige und
offene Gewalt, den Traum zweier Dorf-
schranzen, der Enge in der Provinz zu
entkommen und nach New York zu
gehen.
Nicole Eisenman war in den achtziger
Jahren als Malerin an der Rhode Island
School of Design in Providence ausgebil-
det worden, als Bildhauerin arbeitet sie
autodidaktisch – und musste gerade in
Deutschland sehr konkrete Gewalt gegen
ihr Werk im öffentlichen Raum erleben.
Mehrfach hatten Vandalen 2017 ihren
„Sketch for a Fountain“ bei den Skulptur
Projekten in Münster beschädigt und da-
durch in die Schlagzeilen gebracht; seit
einiger Zeit bemüht sich in der Stadt eine
private Initiative darum, die Gruppe
queerer Figuren dauerhaft für die Prome-
nade zu sichern, und hat dafür bislang
300 000 Euro zusammengebracht. Die in
New York lebende Künstlerin verzichtet
Wenn Sprache den Bildrhythmus vorgibt
Eine Frage der Suada: Thomas Bernhards Bücher bewähren sich auch als Vorlagen für Comics
Seit Comics hierzulande „Graphic No-
vels“ heißen, wenn sie Anspruch auf An-
spruch erheben wollen, ist auch die Zahl
der gezeichneten Literatur-Adaptionen
gestiegen. Denn immerhin hat der Marke-
tingbegriff da seine Berechtigung: Roma-
ne von Proust, Kafka, H. G. Wells, Marcel
Beyer, Melville und zahllosen anderen be-
deutenden Schriftstellern sind als gezeich-
nete Versionen ja tatsächlich graphic no-
vels – ganz im Gegensatz zu Reportagen,
Autobiographien, Sachcomics oder was
im deutschen Sprachraum noch alles un-
ter dem gekaperten englischen Begriff pu-
bliziert wird. Und über das klägliche Ni-
veau der 1941 in Amerika zu pädago-
gischen Zwecken (aber nicht aus ästheti-
scher Motivation) etablierten Heftserie
„Classics Illustrated“, deren Schöpfer sich
der Illusion hingaben, mit schlecht ge-
machten Comics könnte man Lust auf die
Lektüre von deren literarischen Vorlagen
machen, sind wir erfreulicherweise
längst hinaus. Obwohl es mit gut gemach-
ten Adaptionen auch nicht besser klappt.
Wer sich für „Die Suche nach der verlore-
nen Zeit“ oder „Der Prozess“ als Comic
begeistert, hat im Regelfall den Roman
schon gelesen. Den Zeichnern kann es
egal sein, solange gekauft wird.
Den Schriftstellern oder deren Erben
ist es nicht egal. Warum sollten sie der Co-
mic-Version eines berühmten Buchs zu-
stimmen? Die Rechteinhaber der Werke
von Beckett etwa verweisen darauf, dass
der Autor selbst zu Lebzeiten keiner Ver-
Die urbane Landschaft liegt wie ein düsterer Friedhof darunter: Nicole Eisenmans „Huddle“ aus dem Jahr 2018.
auf ihr Honorar, die Chancen für den Er-
werb stehen nicht schlecht.
Die Ausstellung in Baden-Baden ist
hierzulande der erste Soloauftritt der Ma-
lerin, die sich dafür ausbedungen hat,
vor allem skulpturale Werke zeigen zu
können und nur einige wenige Bilder.
Die aber haben sie international bekannt
gemacht. Eisenman malt, was die Gesell-
schaft beschäftigt: die Folgen der Finanz-
krise, soziale Schieflagen bis hin zu gras-
sierender Armut, Rassenkonflikte, Fra-
gen von Feminismus, Gender, Transgen-
der, Anflüge von Melancholie im Biergar-
ten, Endzeitstimmung irgendwo in der
Provinz, wo Menschen auf der Straße ori-
entierungslos umherirren und hüfthoch
in brauner Soße versinken. Wer möchte,
kann mühelos die klassische Moderne
und ihre Protagonisten in den Bildern
von Nicole Eisenman wiedererkennen,
Édouard Manet und James Ensor etwa,
deren Bildsprachen sie aufgreift und mit
zeitgenössischen Themen auflädt.
In Baden-Baden hängt ein taufrisches
Großformat aus dem Jahr 2018 unter
dem Titel „Huddle“: Ein paar Männer in
filmung (also Verfremdung) zugestimmt
hat, und weisen jedes Ansinnen einer Co-
mic-Adaption zurück. Deshalb musste
sich der österreichische Zeichner Nicolas
Mahler, der „Warten auf Godot“ zeichnen
wollte, 2012 eine andere Herausforde-
rung suchen. Er fand sie in Thomas Bern-
hards „Alte Meister“, und diesmal stimm-
ten die Erben zu. Der Comic, wie die Ro-
manvorlage bei Suhrkamp erschienen,
Winzige Variation in der Schreckenskammer: eine Salzburger Kriegszene
Feuilleton
schwarzen Anzügen stecken die Köpfe zu-
sammen, wie Totengräber, und handeln,
in welcher Absicht auch immer, irgend-
was aus. Einer mit langem rotem Schlips
spielt auf das amerikanische „Indivi-
duum 1“ an; während sich über dieser
kleinen Verschwörung kreisende Wol-
ken à la van Gogh vielleicht zu einem
Sturm formieren, breitet sich eine urba-
ne Landschaft unter ihnen wie ein düste-
rer Friedhof aus. Das ist plakativ, gerade
deshalb aber ein lesbares Sinnbild der
Zeit. Dann lockt ein Loch in einer abge-
wrackten Zimmertür zum Voyeurismus:
Der Blick richtet sich auf die Scham ei-
ner Frau, die sich selbst befriedigt. Eisen-
man zitiert in einem Atemzug berühmte
Werke von Gustave Courbet und Marcel
Duchamp, stellt den „Origine du Monde“
jedoch merklich spröder zur Schau und
lässt das Begehren des männlichen
Blicks einfach ins Leere laufen.
Es gibt auch dezidiert politische Werke
unter den jüngsten Skulpturen wie die
Bronze eines gefällten Fahnenmasts mit-
samt einem Adler aus Gips, aus dem die
majestätische Anmutung ebenso entwi-
wurde zum Überraschungserfolg, obwohl
Mahler die Handlung extrem verdichtete.
Aber er wahrte in Sprechblasen und Text-
kästen die markante Sprachsuada. Mit
dem bernhardschen Theaterstück „Der
Weltverbesserer“ gelang ihm das zwei
Jahre später noch einmal.
Thomas Bernhards Erben hatten ihren
Spaß daran, also haben sie nun auch
einem anderen Verlag eine Adaptions-
Abb. bespr. Band
Foto Matt Grubb
chen ist wie seine Dynamik: Ermattet
liegt das Wappentier der Vereinigten Staa-
ten in einem Karton wie in einem Pro-
krustesbett. Aber ganz so deutlich und
vor allem eindeutig muss es nicht in jeder
Arbeit sein. Der gute Maler, hat Albrecht
Dürer einmal angemahnt, sei „innerlich
voller Figur“. Er meinte damit im frühen
sechzehnten Jahrhundert nicht die Figura-
tion als solche, vielmehr müsse der Künst-
ler eine Ressource in sich tragen, einen
Reichtum, aus dem er jederzeit schöpfen
kann. Eisenmans Ausstellung gibt eine
zeitgenössische Vorstellung davon. Sie
hänge am Erzählerischen fest, hat die
Künstlerin zu Protokoll gegeben: Dies
gebe ihrer Arbeit „Fleisch und Knochen“.
Im Katalog sind die Skulpturen per Photo-
shop in spießbürgerliche Wohnzimmer
und das Gerümpel von Hausrat und ju-
gendlichen Kinderzimmern eingeblen-
det. Voller Figur, diese Ausstellung, mit
reichlich Fleisch und Knochen, auch
wenn man sich etwas mehr Malerei ge-
wünscht hätte. GEORG IMDAHL
Nicole Eisenman: Baden Baden Baden. Staatliche
Kunsthalle Baden-Baden; bis zum 17. Februar.
Der Katalog kostet 29,80 Euro.
genehmigung erteilt: Residenz, wo von
1975 bis 1982 der fünfteilige autobiogra-
phische Zyklus über Bernhards Jugend
herauskam. Dessen ersten Band, „Die Ur-
sache“, hat der im Gegensatz zu Mahler
noch relativ unbekannte junge Inns-
brucker Zeichner Lukas Kummer in ei-
nen Comic umgesetzt. Der zeigt uns jenes
Salzburger Internat, in dem Bernhard
von 1943 bis 1946 zur Schule ging und
das im Krieg stramm nationalsozialis-
tisch, danach kompromisslos katholisch
geführt wurde – für Bernhard eine konse-
quente Fortsetzung der dort erlittenen
Charakterverstörung und -zerstörung.
Anders als Mahler mit seinen für ihn ty-
pischen Figuren überführt Kummer das
bernhardsche Personal nicht in individu-
elle, sondern in gesichtslose, beinahe
piktogrammartig gezeichnete Darstellun-
gen. Sprechblasen gibt es nicht, nur den
Bildern jeweils am oberen Rand beigege-
bene Textkästen, die Originalsätze aus
Bernhards Buch bieten, teilweise ihrer
Länge wegen über ganze Seiten hinweg
fortgeführt. Lukas Kummer wählt die spe-
zifische Rhythmik der bernhardschen
Sprache als Ausgangspunkt für einen
eigenen Bildrhythmus, der mit winzigs-
ten Veränderungen und ständigen Motiv-
wiederholungen arbeitet – ein kongenia-
les Verfahren, das tatsächlich auch Bern-
hard-Novizen eine Vorstellung von der
Sogwirkung dieses Erzählens vermitteln
kann. Auf Fortsetzung darf man sich an-
gesichts der noch vier ausstehenden Bän-
de freuen. ANDREAS PLATTHAUS
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Reduktion hier, Glanz dort
Die großen Silvester- und Neujahrskonzerte in Berlin
So sehr es am Brandenburger Tor um Mit-
ternacht auch krachte und blitzte, so tief
der Rest der Hauptstadt zum Jahreswech-
sel wieder in Lärm und Nebel versank:
Musikalisch hielt man an sich. Bei den
zwei großen Berliner Konzerten, das eine
im alten Osten der Stadt, das andere im al-
ten Westen, war wenig zu merken von
rauschhaftem Sylvesterirrsinn oder auto-
matischer Neujahrszuversicht. Eher ging
es wohl darum, der Ernüchterung nachzu-
spüren, die das endende Jahr geprägt hat,
die Weichen zu stellen für einen ruhigen,
im besten Sinne frohen Neubeginn.
Am letzten Dezemberabend war zu-
nächst Beethovens neunte Symphonie
mit der „Ode an die Freude“ zu hören.
Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
unter seinem Chefdirigenten Vladimir Ju-
rowski spielte im Konzerthaus am Gen-
darmenmarkt – derselben Stätte, an der
vor bald dreißig Jahren Leonard Bern-
stein sein legendäres Mauerfall-Konzert
mit der persönlichen Umdichtung „Frei-
heit schöner Götterfunken“ dirigiert hat-
te. Einige wenige Mitglieder des Rund-
funkchores Berlin, der auch jetzt auftrat,
mögen seinerzeit schon dabei gewesen
sein.
Die tief dankbare, zugleich triumphale
Geste jenes Festkonzerts allerdings fehlte
dem Konzert am Silvesterabend schon
deswegen, weil man vor die Symphonie
die Uraufführung des Orchesterstücks
„discorso“ von Georg Katzer gesetzt hat-
te. Und Katzer hatte vorgesorgt. Einer-
seits erinnerte er in seiner Programm-
notiz an die Indienstnahme von Beet-
hovens Musik im Zweiten Weltkrieg und
daran, dass nur eine Musik, die sich nicht
funktionalisieren lasse, sicher vor Miss-
brauch sei, der Komponist sich deswegen
in den „Elfenbeinturm einer musica nega-
tiva“ zurückziehen müsse – „das hat er ge-
tan, und da sitzt er nun“. Andererseits
ließ der 1935 geborene Katzer sein neues
Werk sprechen, und zwar im Wortsinne:
als überaus effizient gestaltete, geradezu
getrimmte Unterhaltung des Orchesters
mit sich selbst.
Musikalisch bedeutete das eine wohl-
kalkulierte Mischung aus experimentel-
len Spieltechniken und konventioneller
Tongebung, kurzen Melodiezügen,
Akkordflächen und konzise plaziertem
Schlagwerk. Nachdem es genug war mit
dem Vorführen von Sagen und Zuhören
und diskursiver Zerstäubung, zog sich al-
les zu einer gewaltigen Stretta zusammen,
der Schluss aber klang sanft aus, mit einer
Prise Lakonie und einem Cello-Pizzicato.
Dieselbe Lakonie und Präzision, auch
dieselbe Knorrigkeit ließ Jurowski da-
nach der Symphonie zukommen. Es wur-
de eine antiklimaktische Neunte: stark ka-
kophon anfangs des ersten Satzes, mit ge-
klotzter Weiterfahrt; ganz auf das Skelett
der Harmonik bedacht, mit wenig Sinn
für Ornament im „Molto vivace – Presto“;
fast ohne Sanglichkeit im zügig genom-
menen dritten, die aufwärts zielenden
Quint- und Quartfanfaren bar, als knochi-
ge Faust. Zum vierten Satz dann stellte
sich der von Benjamin Goodson einstu-
dierte Rundfunkchor auf, gemeinsam mit
den Solisten Iwona Sobotka, Vasilisa Ber-
zhanskaya, David Butt Philip und Paul
Ziel Nummer 1: Information
Der Ausstellungsmacher Uwe M. Schneede wird achtzig
„Wozu Ausstellungen?“ Zu dieser Frage
veröffentlichte Uwe M. Schneede 1970
einen Artikel in der „Kunstchronik“, dem
Zunftorgan der Kunsthistoriker. Der Text
umfasst gerade einmal eine Druckseite,
hat aber die Anmutung und den Charak-
ter eines Manifests. Die Forderung, „die
Ausstellung in ihrer bisherigen einfachen
Form zu erweitern“, wird in vier durchnu-
merierten Punkten expliziert, die Aus-
gangsfrage sodann in fünf wiederum ab-
gezählten Schritten beantwortet.
Schneede, aus Neumünster gebürtig,
hatte seine Karriere 1967 in Düsseldorf
als Vertreter des Direktors der neugegrün-
deten Städtischen Kunsthalle begonnen.
Schon ein Jahr später beriefen ihn die Mit-
glieder des Württembergischen Kunst-
vereins Stuttgart zum Direktor. Als sein
Aufsatz erschien, zeigte er gerade „Eisen-
und Stahlplastik“. Gemäß dem Postulat,
eine Ausstellung solle die gesellschaft-
lichen Konditionen der Werke anschau-
lich machen, um „die spezielle Art der An-
eignung von Wirklichkeit als Zeugnis für
die Zeit“ zu dokumentieren, legte Schnee-
de dar, dass sich die „Ästhetisierung des
Materials“ bei Anthony Caro oder John
Chamberlain sowohl als romantische Ab-
lehnung der Industrialisierung verstehen
lasse wie auch im Gegenteil als Anglei-
chung an die Prinzipien der Gesellschaft.
Dem Besucher empfahl der Direktor des
Vereins der Kunstfreunde in der Haupt-
stadt des Werkzeug- und Automobilbaus,
„nicht auf die Technik fixiert zu sein“ und
die eigene „Position innerhalb der Polari-
tät Industrie–Technik zu reflektieren“.
Im Sinne der Idee, „kritische Materia-
lien nichtkünstlerischer Natur“ zu zeigen,
„die in einem dialektischen Verhältnis zu
den Kunstgegenständen stehen“, war im
Vorraum eine Lehrschau des Deutschen
Verbands für Schweißtechnik e.V. aufge-
baut. Wie die Stuttgarter Korrespondentin
dieses Feuilletons notierte, war der „Wech-
sel von Kunst und Antikunst“ überhaupt
charakteristisch für das Ausstellungspro-
gramm der Ära Schneede. Auch als Direk-
tor des Hamburger Kunstvereins seit 1973
verwirklichte Schneede regelmäßig die
Gay. Man stand eine Spur zu weit entfernt
vom Orchester, keine gute Bedingung für
Gay, der sein „O Freunde, nicht diese
Töne“ nur mittelschön und mittelsauber
in den Saal hineinsang. Dagegen strahlte
der Chor satt, wunderbar ausgewogen in
allen Registern und Stimmgruppen.
Jurowski aber stellte das Finale ansons-
ten ganz unter das Vorzeichen von Asym-
metrie und Falschsein, das schon zu den
vielen Veränderungen, Einkürzungen
und Ergänzungen der Schillerschen Ge-
dichtvorlage gehört hatte. Er ließ Becken-
und Triangelschläge zu Spielmannszug-
begleitung verkommen und gestaltete die
Fuge fast als eine Art Trauermusik. In
leichter hermeneutischer Übersteuerung
hat der Musikwissenschaftler Daniel
Chua ehedem davon gesprochen, dass
Beethovens „Große Fuge“ für Streichquar-
tett Auschwitz antizipiere. Jurowski hatte
nun womöglich Ähnliches im Sinn: Mit
dieser Silvester-Neunten wollte er ein gro-
bes, schlimmes, befremdliches Werk vor-
stellen. Es wurde dadurch ein eindrück-
liches Konzert: dazu angetan, sich auch
angesichts des Jahreswechsels weiterhin
ernüchtern zu lassen und kühl im Blick zu
bleiben, auf dass daraus neue Kraft er-
wachse.
Anders gestaltete sich der Neujahrs-
abend „Genius Händel“ in der Philharmo-
nie, dirigiert von dem Briten Justin
Doyle, der seit 2016 Chef des Rias-Kam-
merchores ist. Doyle führte sein Ensem-
ble durch ein selbst vorbereitetes Pastic-
cio aus Werken von Georg Friedrich
Händel; den Orchesterpart übernahm die
Akademie für Alte Musik. Hatte das
Silvesterkonzert am Vorabend bewiesen,
wie viel Energie in der Reduktion liegt, so
zeigte sich nun, wie wunderbar die Kon-
zentration auf den Glanz der Oberfläche
sein kann, auf Gefühle, die durch den
Filter der barocken Affektgestaltung ge-
gangen sind, auf eine Klanggebung, der
immer an Natürlichkeit und Homogenität
gelegen ist.
Freundlich moderiert von Grit Schul-
ze, die für das live zuhörende Radiopubli-
kum sprach, bot dieser Neujahrsabend
große Nummern aus Händels Oratorien
und Masken und ließ dabei die Grausam-
keit der zugrundeliegenden alttestamenta-
rischen Erzählungen gnädig unter den
Tisch fallen. Es ging vom „Saul“ über den
heiter springenden „Chorus of Youths“
der Rias-Chordamen (mit großartig
widerhallenden Hörnern) aus dem „Judas
Maccabaeus“ bis hin zu den Intervall-
zacken und schwirrenden Melismen der
Plagenerzählung aus „Israel in Egypt“. Es
gab den „Chorus of Jews“ aus „Belshaz-
zar“, für den die Sängerinnen und Sänger
sich durchmischt aufstellten und damit
den ungemein ausgewogenen Ensemble-
klang augenfällig machten, es gab mit
den „Entrées“ aus der „Alcina“ eine Ab-
schweifung in die Oper und schließlich
eine kurze Ansprache von Doyle mit dem
scharf prononcierten Wunsch eines „Hap-
py New Year“ durch den ganzen Chor.
Kurz, Großbritannien mag sich ent-
fernen, Europa schwierige Zeiten durch-
leben. Mit diesem Abend aber wurde zu-
mindest auf musikalischer Mikroebene al-
les im neuen Jahr auf Güte und Herzlich-
keit gerichtet. CHRISTIANE TEWINKEL
dritte seiner Zweckbestimmungen der er-
weiterten Ausstellung: „Störung von Er-
wartungsvorstellungen in Hinsicht auf
,Kunst‘“. Gleich in Schneedes erstem Ham-
burger Jahr strich Blinky Palermo die
Wände des leergeräumten Kunstvereins
blutrot an, und das Engagement des Direk-
tors für Maler der DDR wie Willi Sitte und
Wolfgang Mattheuer provozierte einen
von CDU-Politikern ausgehenden Sezes-
sionsversuch. Schneedes Reaktion: ein
Aufsatz in dieser Zeitung zu der Frage, ob
die deutschen Kunstvereine noch zu ret-
ten seien. 1985 wurde Schneede an die
Münchner Universität auf eine neuge-
schaffene Professur für die Geschichte der
Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts beru-
fen; sechs Jahre später kehrte er als Direk-
tor der Kunsthalle nach Hamburg zurück.
Für sein zwei Jahrzehnte zuvor formu-
liertes Ziel einer Ausstellung, welche
„eine ausschließlich anpassende, genie-
ßende Haltung“ des Publikums „unterbin-
det“, musste Schneede in diesem Amt
neue dialektische Mittel der Umsetzung
finden. Er durfte die von Oswald Mathias
Ungers gebaute Galerie der Gegenwart fül-
len; die dort ins Bild gesetzte These eines
Neuanfangs der Moderne um 1960 begrün-
dete er in seiner 2001 von Beck verlegten
„Geschichte der Kunst im 20. Jahrhun-
dert“. Sehr früh sorgte er für die Festanstel-
lung einer Provenienzforscherin. Leider
beendete Schneede mit Übernahme der
Direktion eines der großen deutschen Mu-
seen seine Tätigkeit als Sachbuchrezen-
sent dieser Zeitung. Wie Kunst und Gesell-
schaft zusammenwirken, hatte er hier fast
im Monatstakt erörtert, mit ebenso klar
begründeten wie entschiedenen Urteilen.
Blickt man zurück auf seine Ausstellun-
gen, Publikationen und Ankäufe, beein-
druckt, wie systematisch er sich um seine
Favoriten gekümmert hat: Munch, Beck-
mann, Beuys, Richter. Wozu Ausstellun-
gen (oder Kritiken oder Kataloge)? Ant-
wort Nr. 1, unübertrefflich bündig: „Infor-
mation.“ Uwe Schneede, der noch immer
alle paar Monate eine große Ausstellung
zusammenträgt, feiert heute seinen acht-
zigsten Geburtstag. PATRICK BAHNERS
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G Medien DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2 · S EITE 13

Sie hatten ein Quentchen Vertrauen Wo führt

Die Fälschungen des
das nur hin?
„Spiegel“-Reporters „Nord bei Nordwest“
Claas Relotius machen wird immer noch besser
in Amerika Eindruck, Man muss nur eins und eins zusammen-
nicht nur in der von ihm zählen, um von der Zukunft groß zu träu-
men. Besonders als ostfriesisches Pro-
besuchten Kleinstadt vinz-Kleinunternehmerpaar mit Expan-
sionsplänen. Erst eine Zweigstelle in Lü-
Fergus Falls. Viele sehen beck eröffnen, dann Konzerntöchter in
sich in ihrer generellen New York, Tokio und Bad Oldesloe an-
peilen. Das Personal effizient schulen.
Skepsis dem Journalis- Eine neue Produktpalette mit Alleinstel-
lungsmerkmal anbieten. Gestorben
mus gegenüber bestätigt. wird immer, aber wird denn auch klima-
neutral beerdigt? Eben. Warum sollte
Schwanitz an der Ostsee nicht zum Pio-
PHOENIX, 2. Januar nierort in Sachen „Nachhaltig bestat-

D
er Fall des Reportagefälschers
Claas Relotius bewegt auch die
amerikanischen Medien. Und
dies nicht nur, weil einige seiner
fabrizierten Geschichten in den Vereinig-
ten Staaten angesiedelt sind und der Skan-
dal den amerikanischen Botschafter in
Deutschland, Richard Grenell, veranlass-
te, dem „Spiegel“ habituellen Anti-Ameri-
kanismus anzulasten. In einer Öffentlich-
keit, die vom inflationär und oft unge-
rechtfertigterweise vorgetragenen Vor-
wurf der Fake News beherrscht wird, der
das Vertrauen in den Journalismus durch-
aus erschüttert hat, ist der Fall Relotius
ein großes Thema, er ist Anlass für Me-
dienkritik und für eine Analyse der trans-
atlantischen Beziehungen.
„Wenn die News wirklich fake sind“,
überschrieb die „Washington Post“ einen
Artikel zu dem Fall, in dem es unter ande-
rem hieß: „In einer Zeit, in der politische
Parteien auf beiden Seiten des Atlantiks zu-
tiefst polarisiert sind, könnte diese Kontro-
verse denen dienen, die journalistische Be-
richterstattung inzwischen regelmäßig als
,fake news‘ darstellen.“ Fox News wies mit
unverhohlener Häme darauf hin, dass Relo-
tius von CNN als „Journalist des Jahres“
ausgezeichnet worden war, während CNN
sich beeilte, klarzustellen, dass man Reloti-
us 2014 zwar ausgezeichnet habe, er aber
nie in Diensten oder anderweitig in Zusam-
menhang mit dem Sender gestanden oder
je auf dessen Plattformen publiziert habe.
Die „New York Times“ schickte – wie
der „Spiegel“ zwischenzeitlich in Person
seines Hauptstadtkorrespondenten Chris-
toph Scheuermann selbst (F.A.Z. vom
27. Dezember) – einen Reporter in die
Kleinstadt Fergus Falls, Minnesota, von
der die inzwischen berühmte fabrizierte
Reportage „In einer kleinen Stadt“ von Re-
lotius handelt, um den Bürgern der Stadt
Gehör zu schenken, die Relotius als für
Trump betende Hinterwäldler dargestellt
hatte. Wie im „Spiegel“ hieß es in der „Ti-
mes“, die Menschen aus Fergus Falls seien
„bereit, zu vergeben“, so die Überschrift
des Stücks. Eine ältere Dame, die in der
„Times“ zu Wort kommt, ist freilich davon
überzeugt, dass Voreingenommenheit ge-
genüber Trump der Antrieb für Relotius’
Geschichte gewesen sei. Die Einschät-
zung ist schwer von der Hand zu weisen,
Relotius’ Werk bestätigt den unter konser-
vativen Amerikanern verbreiteten Ver-
dacht, gerade die renommierten Medien
(oder wie man hierzulande sagt: die libera-
le Medienelite) dächten sich Geschichten
aus, um politisch Andersdenkende zu dis-
kreditieren.
Dieser Verdacht reicht weit über die
Reihen von Trump-Unterstützern hin-
aus. Michele Anderson aus Fergus Falls,
die gemeinsam mit Jake Krohn den „Spie-
Keine Spur vom dunklen Wald, den der „Spiegel“-Schreiber Relotius als Umgebung erfand: Straßenbild aus Fergus Falls, Minnesota, Ende Dezember 2018
„Wissend, dass Relotius vermutlich vorhat-
te, sich auf einige unserer vielen konserva-
tiven Wähler zu konzentrieren, hatte ich
noch ein Quentchen Vertrauen in Journa-
lismus. Als professioneller, preisgekrönter,
internationaler Journalist und einer, der
nicht nur einen Tag, sondern mehrere Wo-
chen hier verbrachte, könnte er vielleicht,
nur vielleicht, eine interessante und nuan-
cierte Geschichte darüber schreiben, wie
wir es schaffen, miteinander in Trumps
Amerika zu leben, ohne uns gegenseitig un-
sere Häuser niederzubrennen“, schrieb sie
auf medium.com (F.A.Z. vom 21. Dezem-
ber). Michele Andersons Vorbehalte wur-
den bekanntlich auf das heftigste bestätigt.
Und Vorbehalte der Presse gegenüber
sind ja leider nicht völlig aus der Luft ge-
griffen. Die amerikanischen Medien ha-
ben ihre eigene Betrugs-Historie. In den
frühen achtziger Jahren musste die „Wa-
shington Post“ einen schweren Schlag ein-
stecken, als publik wurde, dass ihre Repor-
terin Janet Cooke eine mit dem Pulitzer-
Preis ausgezeichnete Reportage über ei-
nen achtjährigen Heroin-Junkie erfunden
hatte. Zu Beginn der neunziger Jahre be-
richtete Jack Kelley, damals Korrespon-
dent der „USA Today“, aus Deutschland
von Flüchtlingen, die sich nur mit Stö-
cken und Tränengas in die Berliner Stra-
ßen trauten, um sich vor den Übergriffen
schwerbewaffneter Skinheads zu schüt-
zen, und von guten Deutschen, die Juden
und Flüchtlinge in ihren Häusern ver-
steckten. 2002 schaffte Kelley es in die en-
gere Auswahl für den Pulitzer-Preis, und
erst zwei Jahre später kam heraus, dass er
seit 1991 Reportagen fabriziert und abge-
schrieben hatte. Das war kurz nachdem
Jason Blair, ein Reporter der „New York
Times“, wegen einer ganzen Reihe von Re-
portagen den Hut hatte nehmen müssen,
die zum Teil anderswo abgeschrieben,
zum Teil erfunden waren.
Gefälschte Reportagen seien ja gerade
deswegen oft preisverdächtig, „weil sie
das perfekte Zitat, das vielsagende De-
tail, die punktgenaue Figur zur Erzäh-
lung einer großen Moralgeschichte ent-
halten“, hielt die „Washington Post“ fest.
Redaktionen seien selbstverständlich ge-
halten, die Plausibilität von Details abzu-
wägen und die Wahrscheinlichkeit be-
stimmter Aussagen in bestimmten Zu-
sammenhängen zu bedenken. Den „Spie-
gel“-Redakteuren habe offenbar der kul-
turelle Kontext gefehlt, die Klischeedich-
te in der Relotius-Story über Fergus Falls
zumindest als verdächtig einzustufen.
Amerikanische Redakteure, glaubt das
Blatt, wären sicher misstrauisch gewor-
den. „Wenn hier ein Reporter behaupte-
te, in einer Kleinstadt in Minnesota stehe
ein Schild mit der Aufschrift: ,Mexicans
Keep Out‘, hätte man wohl umgehend fo-
tografische Beweise und die Bestätigung
Fotos Tim Gruber/NYT/Laif
sen und ganz normale Bürger kennenzu-
lernen, ist der pistolenschwingende, ras-
sistische Todesstrafen-Befürworter ein be-
liebtes Abziehbild oberflächlicherer Be-
richterstattung, besonders in links orien-
tierten Publikationen wie dem in Ham-
burg ansässigen ,Spiegel‘.“
Die Tatsache, dass man die Relotius-
Story über Fergus Falls ebenso wie die fa-
brizierte Geschichte über eine selbster-
nannte Grenzwächter-Truppe in Arizona
– die Relotius aufgrund der Gegenrecher-
che seines Kollegen Juan Moreno schließ-
lich zu Fall brachte – so leicht geschluckt
habe, zeuge auch von „der langen Ge-
schichte kultureller Verachtung, die gebil-
dete Europäer der amerikanischen Kultur
entgegenbringen“ – darunter auch die Le-
ser und die Autoren des „Spiegels“.
Der wunde Punkt ist für die „Post“ das
Problem der Bestätigungstendenz, wie sie
die großen Medienorganisationen eigent-
lich vor allem in den Echokammern der
sozialen Medien verorten: Man bekommt
einfach gern das bestätigt, was man eh
schon vermutete, ob das nun das Bild
vom hässlichen Amerikaner ist oder das
von einer Presse, die vor allem den eige-
nen Wahrheiten verpflichtet ist.
Man müsse sich fragen, so das Fazit des
„Post“-Kommentars, warum Relotius nicht
etwa Geschichten über die wachsende Ak-
zeptanz ethnischer Vielfalt oder ein erfolg-
reiches Rehabilitationsprogramm für Straf-
gefangene in Amerika erfunden habe.
ten“ werden? Wo es hier doch unge-
wöhnlich viele Todesfällen gibt, seit Tier-
arzt Hauke Jacobs (Hinnerk Schöne-
mann) die Ortspolizistin Lona Vogt
(Henny Reents) beim Ermitteln unter-
stützt? Genügend Übungsmaterial ist
vorhanden. Die alerten Totengräber,
Herr Töteberg (Stephan A. Tölle) und
Frau Bleckmann (Regine Hentschel),
müssen nur noch mit Hilfe des beim All-
zweckhändler Mehmet Ösker (Cem-Ali
Gültekin) erworbenen Metalldetektors
ebenjene Goldader finden, von der in
den Kirchenbüchern im 18. Jahrhundert
dem Vernehmen nach die Rede ist.
Goldrausch im verschlafenen, aber
von allerlei spleenigen Typen besiedel-
ten Seeort Schwanitz! Dass das zu Tode
getretene Opfer eines Raubmords Gold-
staub am Körper hat, spricht für sich
und für die Goldader, finden die Leute
in der siebten Folge von „Nord bei Nord-
west“ (Buch Holger Karsten Schmidt,
Regie Christian Theede, Kamera Martin
Schlecht). Bald prügeln sich die Bauern
auf dem Feld um ihren Claim, misstraut
der eifersüchtige Bernsteinhändler Jan
Schneider (Christoph Tomanek) seiner
Frau Petra (Cornelia Dörr) noch mehr
und besucht Tierarzthelferin Jule Chris-
tiansen (Marleen Lohse) zum ersten
Mal seit der Taufe die Kirche, angeblich
zwecks lokalhistorischer Forschung.
Auch dieses Mal ist der Kriminalfall,
den der Drehbuchautor Holger Karsten
Schmidt seinem Personal auftischt, von
durchschnittlichem Interesse. Verdächti-
ge gibt es zwar zuhauf, vom Zahnarzt bis
zum Bundesliga-Fußballtalent, die Be-
fragungen beleuchten auch den ein oder
anderen menschlichen Abgrund. Der
Gruppenbild mit Hunden: Henny
Reents, Marleen Lohse und Hinnerk
Schönemann Foto NDR

gel“-Text von Relotius nach allen Regeln
der Faktenprüfung auseinandergenom-
men und das Ergebnis publiziert hat, sagt
von sich, sie sei eine überzeugte Liberale.
Doch war sie nach eigener Darstellung
schon vorher skeptisch, als sie Wind vom
Besuch des „Spiegel“-Reporters bekam:
Dritter verlangt.“
Die „Anziehungskraft des Klischees“
sei ungebrochen, hieß es in der „Post“ in
einem weiteren Stück zu Relotius auf der
Meinungsseite. „Während viele deutsche
Journalisten ehrlich aus diesem Land be-
Sie legten Relotius’ Fälschungen offen: Jake Krohn und Michele Anderson. richten und sich viel Mühe geben, zu rei-
„Vielleicht sorgte er sich, dass man ihm
nicht glauben würde.“ NINA REHFELD
Unsere Autorin schreibt gelegentlich auch für
„Spiegel Online“. Von Claas Relotius sind, als er
noch freier Journalist war, in den Jahren 2011 und
2013 drei Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung“ erschienen, die geprüft werden.
Unterhaltungsgewinn von „Gold!“ be-
ruht aber auf der unzeitgemäß eindeuti-
gen Sympathie des Autors für seine Figu-
ren. Seit der ersten Folge „Käpt’n Hook“
(2014) ist der lakonische Hauke Jacobs
immer gesprächiger und zugänglicher
geworden, die Plaudertasche Jule Chris-
tiansen weniger aufgedreht und Polizis-

Der alte Mann und der Mord

Wie sich eine Gesellschaft in ihren Verbrechen wiedererkannte: Vor fünfzig Jahren trat Erik Ode im ZDF als „Der Kommissar“ zum Dienst an
In einem Alter, da andere an die Rente den-
ken, legte er los. Erik Ode war 57, als er in
der Rolle des Kommissars Herbert Keller
seinen ersten Fall löste. Dabei halfen ihm
seine drei Assistenten Robert (Reinhard
Glemnitz), Walter (Günther Schramm)
und Harry (Fritz Wepper, der später zu
„Derrick“ wechselte und von seinem Bru-
der Elmar abgelöst wurde), die Kriminalas-
sistentin Helga (Emely Reuer) und eine be-
dingungslos ergebene Sekretärin namens
Rehbein (Helma Seitz). Acht Jahre später
hatte Keller rund hundert Mörder über-
führt und Millionen Zuschauer gefesselt.
„Der Kommissar“ war niemals langwei-
lig. In keiner seiner 97 Folgen. Er war
aber auch nie aufregend oder auf Action
getrimmt. Das Höchstmaß an Rasanz war
erreicht, wenn Robert, im Stile eines Aus-
hilfs-Jerry-Cotton, über Jägerzäune hüpf-
te. Das sah lustig aus.
Auch sonst gab es bei Keller & Co. viel
zu lachen – aus heutiger Sicht. „Der Kom-
missar“ war nämlich mehr als ein Mör-
der-Suchspiel. Es war eine Zeitgeiststudie
in einer Zeit, in der man Zeitgeist noch
nicht kannte. Selbstverständlich gab es in
jeder Folge gleich zu Beginn den obligato-
rischen Mord. Doch dieser diente nur als
Aufhänger, sich die bundesrepublikani-
sche Gesellschaft näher anzuschauen.
Der Weg war das Ziel. Und deshalb führte
jede Ermittlungstour auch immer über
die Stationen Doppelmoral und Exzess.
Wenn Keller und Team in Anzug und
Schlips in Beatschuppen hinabstiegen,
sollte das aufrütteln, betroffen machen.
Heute wirkt es komisch, da hoffnungs-
los klischeeüberladen. Hippies vor Che-
Guevara-Postern delirieren zu Krautrock.
Robert, Walter und Harry schütten trink-
fest Bier und Klare in sich rein. Und nur
Keller, dem selbst in Augenblicken höchs-
ter Spannung nie die Kippenasche auf
den Boden fiel, bleibt gelassen, ist durch
nichts zu erschüttern, als wolle er sagen:
„Jungs, ich habe Hitler, zwei Weltkriege
und eine halbe Ewigkeit Verbrechensbe-
kämpfung hinter mir. Da werden mich
doch ein paar Junkies nicht aus dem
Gleichgewicht bringen.“
Keller ist der kettenrauchende Ruhepol
in einer Welt des Umbruchs und Zerfalls.
Eltern verstehen ihre Blagen nicht mehr,
Neureiche spielen Caligula, Kleinbürger
zittern vor Zuhältern. Es wimmelt von Neu-
rotikern und Nervenärzten – und Junkies.
Heute, vierzig Jahre nach Christiane F., tau-
chen Rauschgiftopfer selten in Fernsehkri-
mis auf. Damals aber, als jene, die am Wirt-
schaftswunder mitgezimmert hatten, anse-
hen mussten, wie ihre Kinder auf die schie-
fe Bahn gerieten, war „Der Kommissar“
die Studie, die einer ratlosen Gesellschaft
allmonatlich Erklärungen lieferte.
Und wie sie das tat: Da prallten Extre-
me aufeinander. Dialoge als Frontalzusam-
menstöße. „Der Kommissar“ war der viel-
leicht letzte ernstzunehmende Versuch
des Fernsehens, in einer immer mehr zer-
fasernden Welt noch einmal klare Fronten
zu schaffen. Nicht zufällig drehte man in
Schwarzweiß, obgleich es damals, 1969,
Farbe schon gab. Altersstarre Väter im
Zweireiher schrien hilflos ihre Langhaar-
kinder an (sofern diese noch am Leben wa-
Ermittler der ersten Fernsehstunde: Reinhard Glemnitz, Erik Ode, Fritz Wepper und
Günther Schramm (von links) bildeten das Team in „Der Kommissar“.
ren). Und auf einmal war alles sternenhim-
melklar: warum es nicht mehr klappte zwi-
schen den Generationen. Warum den Au-
toritäten die Autorität zerrann. Das beka-
men auch Keller und Gefolge zu spüren.
Sie durften noch so sehr menscheln und
wurden dennoch, vom Luden bis zum Sozi-
alarbeiter, stets nur als Vertreter der Staats-
macht, also als Feinde, ausgemacht. Des-
halb waren Harrys und Walters Versuche,
sich an Jugend und Unterwelt ranzu-
schmeißen, selten von Erfolg gekrönt. Kel-
ler, da zu lebensklug, und Robert, da zu
bieder, machten da nicht mit.
Überhaupt, Robert, der heimliche Held
der Serie, chronisch unterschätzt: Wie er
den immer etwas übereifrigen, nassfor-
schen Hüter von Gesetz und Ordnung mar-
Foto imago
kierte – das hatte Witz und Klasse. Mit
dem Ende der Serie ging auch die Karriere
des Schauspielers Reinhard Glemnitz zu
Ende. Was hätte er sonst spielen können?
Es endete aber noch mehr. Wer heute
„Kommissar“-Folgen sieht, ahnt, was aus
dem neuen deutschen Krimi hätte wer-
den können. Was da in sechzig Minuten
an psychologisch entlarvenden Kamera-
schwenks und dramaturgisch exakt gesetz-
ten Schnitten reingepackt wurde, steht in
der Tradition von „Citizen Kane“. Zufall
war das nicht. Beim „Kommissar“ führten
Altmeister wie Wolfgang Staudte und Hel-
mut Käutner Regie oder junge Kollegen,
die an die Macht der Bilder glaubten und
mit entsprechendem Elan herangingen.
Das galt auch für Schauspieler und Mu-
siker. Lilli Palmer, Will Quadflieg oder
Curd Jürgens gaben Gastspiele. Talente
wie Matthieu Carrière verdanken dem
„Kommissar“ einen Karriereschub. Und
eine Frau namens Daisy Door landete gar
auf Platz eins der deutschen Hitlisten,
nachdem ihr Song „Du lebst in deiner
Welt“ – ursprünglich nur als musikalische
Untermalung gedacht – einen Nachfrage-
boom ausgelöst hatte.
So wurde „Der Kommissar“ für alle Be-
teiligten eine Erfolgsstory, die ewig hätte
weitergehen können. Tat sie aber nicht.
1976, im Jahr, als die zweite RAF-Genera-
tion im großen Stil Morde und Entführun-
gen plante, war Schluss. Kommissar Kel-
ler als Terroristenjäger? Das wäre zu viel
des Zeitgeists gewesen. Angesichts von
Krimiklamauk wie beim „Tatort“ aus
Münster und weichgespültem Pseudorea-
lismus kann man schon etwas wehmütig
werden im Rückblick auf den „Kommis-
sar“, der über Land und Leute doch ziem-
lich viel erzählte. FRANK JÖRICKE
3sat zeigt Freitag und Samstag Nacht zum Jubilä-
um elf Folgen von Der Kommissar. Es beginnt am
Freitag um 22.25 Uhr, am Samstag um 22.45 Uhr.
tin Lona Vogt als zupackende Frau der
Dienststelle überzeugender. Kalauer
und Klamauk wurden auf die eigenwilli-
gen Nebenfiguren verlagert, bei denen
die Absonderlichkeiten blühen, wäh-
rend die zart gepflanzte erotische Drei-
eckskonstellation Hauke–Jule–Lona bes-
tens wächst und gedeiht. In „Gold!“ er-
fährt man auch die Vorgeschichte Ja-
cobs, der eigentlich anders heißt und un-
dercover für das LKA arbeitete, bevor
ihn vor fünf Jahren der Kronzeugen-
schutz nach Schwanitz führte. Nach sei-
ner Aussage gegen Mitglieder des organi-
sierten Verbrechens könnte er dem
Meer nun den Rücken kehren.
Als Axel Milberg 2007 mit „Doktor
Martin“ ein in Ostfriesland angesiedel-
tes Remake der britischen Dorfspleen-
Serie „Doc Martin“ vorlegte, waren die
Reaktionen durchwachsen. Die Land-
arztserie über einen sarkastischen
Chirurgen, der kein Blut sehen konnte,
wurde nach einer zweiten Staffel 2009
eingestellt. „Nord bei Nordwest“ setzt
zwar in ähnlicher Weise auf das
Land(tier-)arztmotiv, geht mit seinem
Personal aber warmherziger um. Jeman-
den wegen einer Ostfriesenwitzpointe
dem Gelächter preisgeben – da sei
schon die beiläufige Detailgenauigkeit
Hinnerk Schönemanns vor. Staubtrocke-
ner Humor, tiefe Tierfreundschaft, Pro-
vinzromantik und erdverbundene Land-
schaftsschwelgerei haben wohl zuletzt
in „Der Doktor und das liebe Vieh“ ähn-
lich stimmig zusammengefunden. Mit
„Frau Irmler“ sendet das Erste am 10.
Januar gleich die nächste Folge von
„Nord bei Nordwest“. HEIKE HUPERTZ
Nord bei Nordwest – Gold!, 20.15 Uhr, ARD
SEITE 14 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R . 2 Feuilleton FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G

Fernsehen am Donnerstag Aktualisiertes und ausgewähltes Programm www.faz.net/tv Radio am Donnerstag

ARD
5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau
9.05 Live nach Neun 9.55 Sturm der Liebe
10.44 Tagesschau 10.45 Meister des All-
tags 11.15 Wer weiß denn sowas? 12.00
Tagesschau 12.15 ARD-Buffet. Lust auf
„Kartoffelroulade mit Champignon-
Speck-Füllung„? Wie man das macht, zeigt
am Donnerstag Martin Gehrlein 13.00
Sportschau. Langlauf: Weltcup, Tour de
Ski, 15 km Verfolgung H / ca. 13.45 Ski-
springen: Vierschanzentournee, Qualifi-
kation / ca. 15.10 Langlauf: Weltcup, Tour
de Ski, 10 km Verfolgung D / ca. 16.15 Mi-
chael Schumacher – Einem Phänomen auf
der Spur 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant
18.00 Wer weiß denn sowas? 18.50 In al-
ler Fr. – Die jungen Ärzte 19.45 Wissen vor
acht 19.50 Wetter 19.55 Börse
20.00 Tagesschau
20.15 Nord bei Nordwest Gold! Dt.
Krimi mit Hinnerk Schönemann,
Henny Reents, Marleen Lohse
Regie: Christian Theede, 2019
Der Hund eines Mordopfers führt
den Tierarzt und Ex-Polizisten
Hauke und Kommissarin Vogt
auf eine wichtige Spur.
21.45 Tagesthemen
22.00 Babylon Berlin (3) Krimiserie
Mit Volker Bruch. Am 1. Mai ste-
hen in Berlin Demonstrationen
bevor, auf die sich die Polizisten
schwer bewaffnet vorbereiten.
22.45 Babylon Berlin (4) Krimiserie
Den brutalen Auseinanderset-
zungen am 1. Mai können sich
Gereon Rath und Bruno
Wolter nicht entziehen.
23.30 Ingmar Stadelmann
„#humorphob“
0.15 Nachtmagazin
0.35 Nord bei Nordwest Gold! Dt. Kri-
mi mit H. Schönemann, 2019
ZDF Neo
5.10 Terra X 5.55 Frag den Lesch 6.10 Ter-
ra X 7.40 Topfgeldjäger 8.30 Lafer! Lich-
ter! Lecker! 9.15 Bares für Rares 11.00 Viel
zu bieten 11.45 Die Rettungsflieger
13.15 Der junge Inspektor Morse. Tödli-
cher Duft. Engl. Krimi, 2016 14.45 Die
Spezialisten 15.30 Die Rettungsflieger
17.00 Der junge Inspektor Morse. Tödli-
cher Duft. Engl. Krimi, 2016 18.30 Bares
für Rares 20.15 Letzte Spur Berlin 21.45
Das Kindermädchen. Dt. Thriller, 2011
23.15 Bella Block. Das Gegenteil von Lie-
be. Dt. Krimi, 2004 0.45 Tabula Rasa
Phoenix
5.00 Winterwelten 5.45 Kanadas Natio-
nalparks 6.30 Wilderern auf der Spur 7.15
Allein mit Mona Lisa 7.30 Avocado Su-
perfood 8.15 Aufstand am Peace River
9.00 vor ort 9.15 phoenix plus 12.00 Al-
lein mit Mona Lisa 12.15 NaturNah 12.30
vor ort 13.00 Zugvögel. Kundschafter in
fernen Welten. Dt. Dokufilm, 2016 14.30
Die Heiligen drei Könige 15.15 Geheim-
nisvolle Orte 16.00 Kaiser, Mörder, Heili-
ger 16.45 Geheimnisvolle Orte 17.30 der
tag 18.00 NaturNah 18.30 Zugvögel.
Kundschafter in fernen Welten. Dt. Do-
kumentarfilm, 2016 20.00 Tagesschau
20.15 Der Antisemitismus-Report 21.00
Die Story. Die dunkle Seite des deut-
schen Raps – Ist deutscher Hip Hop an-
tisemitisch? 21.45 h.-journal 22.15 Im
Land der Taliban 22.45 Das Land der Er-
leuchteten. Belg./Irisch./Dt./Holländ./
AFG. Drama, 2016 0.05 Der Antisemitis-
mus-Report 0.50 Die Story
Pro Sieben
5.05 Mom 5.25 2 Broke Girls 6.05 Two
and a Half Men 7.30 The Big Bang Theo-
ry 8.50 The Middle 9.40 Fresh off the
Boat 10.35 Mike & Molly 11.00 How I Met
Your Mother 11.55 2 Broke Girls 12.50
Mom 13.15 Two and a Half Men 14.35
The Middle 15.35 The Big Bang Theory
17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die
Simpsons 19.05 Galileo 20.15 Masters of
Dance. Show 23.00 red. 23.55 Big Stories
0.50 Masters of Dance
Tele 5
5.05 Digimon Adventure 6.00 Joyce Mey-
er 6.25 Werbung 7.25 Joyce Meyer 7.55
Werbung 16.30 Star Trek – Raumschiff
Voyager 17.30 Stargate Atlantis 18.20
Star Trek – Deep Space Nine 19.15 Star
Trek – Raumschiff Voyager 20.15 Jung-
fernfahrt in den Tod. Amerik. Actionfilm
mit Casper Van Dien, 2005 22.00 Show-
down in Manila. Rusl./Amerik./PHI. Ac-
tionfilm, 2016 23.40 Black Ops: Rise of
the Predator. Amerik. Actionthriller, 2014
1.15 P2 – Schreie im Parkhaus. Amerik.
Horrorthriller, 2007
KIKA
6.05 Shaun 6.20 Mascha und der Bär 6.35
Sam 6.55 Die Sendung mit dem Elefan-
ZDF
5.30 ZDF-Morgenmagazin. Moderation:
Wolf-Christian Ulrich 9.00 heute Xpress
9.05 Volle Kanne. Zu Gast: Christina Stür-
mer (Sängerin). Moderation: Nadine Krü-
ger 10.30 Notruf Hafenkante 11.15 SOKO
Stuttgart 12.00 heute 12.10 drehscheibe.
Tierärzte am Frankfurter Flughafen: Die
„Animal Lounge“ 13.00 Mittagsmagazin
14.00 heute – in Deutschland. Nachrich-
ten 14.15 Die Küchenschlacht 15.00 heu-
te Xpress 15.05 Bares für Rares. Die Trö-
del-Show 16.00 In Europa 16.10 Die
Rosenheim-Cops. Krimiserie. Der Mör-
der-Stier 17.00 heute 17.10 hallo
deutschland 17.45 Leute heute 18.00
SOKO Stuttgart. Krimiserie. Rasende Wut
19.00 heute 19.20 Wetter 19.25 Notruf
Hafenkante. Krimiserie. Feind und Helfer
20.15 Der Bergdoktor
Arztserie. Preis des Lebens. Mit
Hans Sigl. Nachdem sie von einer
Lawine verschüttet wurden, ver-
liebt sich die verheiratete Hermi-
ne in den Bergführer Tom.
21.45 heute-journal Mit Wetter
22.15 Die neue Seidenstraße –
Chinas Griff nach Westen (2/2)
Von Kirgisistan nach Duisburg
Auch im zweiten Teil ihrer Reise
entlang des alten und neuen
Handelsweges begegnen den
Autoren Menschen, auf deren
Rücken China seinen Kampf um
Macht und Einfluss in den jewei-
ligen Gebieten austrägt.
23.00 Tod eines Mädchens (2/2)
Dt. Kriminalfilm mit Heino Ferch
Regie: Thomas Berger, 2014
0.30 heute+
0.45 Die Spezialisten – Im Namen
der Opfer Krimiserie. Im Bunker
Mit Valerie Niehaus
1.30 Notruf Hafenkante Krimiserie
ten 7.20 Ritter Rost 7.45 Sesamstraße
8.10 Petzi 8.45 Zacki und die Zoobande
9.20 Casper und Emma 9.40 Belle und
Sebastian 10.30 Yakari 11.30 Die Aben-
teuer des jungen Marco Polo – Reise
nach Madagaskar 12.20 Peter Pan –
Neue Abenteuer 13.25 Zorro – Aufbruch
einer Legende. Franz. Animationsfilm,
2015 14.50 Mascha und der Bär 15.00
Eine lausige Hexe 15.50 Hexe Lilli 16.35
Simsalagrimm 17.25 Sherazade 17.50
Mascha und der Bär 18.05 Snowsnaps’
Winterspiele 18.15 Heidi 18.35 Weißt du
eigentlich, wie lieb ich dich hab? – Die
Abenteuer des kleinen Hasen 18.50
Sandmännchen 19.00 Marco Polo 19.25
Die Sportmacher 19.50 logo! 20.00 Ki.Ka
Live 20.10 Dschermeni
Hessen
5.55 Klänge der Welt 6.25 Wintergenüs-
se aus Südhessen 7.10 Sturm der Liebe
8.00 Elefant & Co. 8.50 Maintower 9.15
hessenschau 9.45 hallo hessen 10.35 Bri-
sant 11.15 Gestüt Hochstetten 14.20 Ele-
fant & Co. 15.10 Giraffe & Co. 16.00 hallo
hessen 16.45 hessenschau 17.00 hallo
hessen 17.50 hessenschau 18.00 Main-
tower 18.25 Brisant 18.50 service: ge-
sundheit 19.15 alle wetter 19.30 hessen-
schau 20.00 Tagesschau 20.15
Gefragt – Gejagt 23.30 hessenschau
23.45 Herkules 0.30 Hessens schönste
Eisenbahngeschichten
NDR
8.10 Sturm der Liebe 9.00 Nordmagazin
9.30 H.-Journal 10.00 SH-Magazin 10.30
buten un binnen 11.00 Hallo Nieders.
11.30 Hofgeschichten 12.00 Brisant
12.25 In aller Fr. 13.10 In aller Fr. – Die
jungen Ärzte 14.00 Nordseereport Spe-
zial 15.00 Mit Talk, Charme und Humor –
Hubertus Meyer-Burckhardt 16.00 NDR//
aktuell 16.25 Gefragt – Gejagt 17.10 Le-
opard, Seebär & Co. 18.00 Regional 18.15
Typisch! 18.45 DAS! Zu Gast: Peter
Brownbill 19.30 Regional 20.00 Tages-
schau 20.15 mareTV 21.45 NDR//aktuell
22.00 Jennifer – Sehnsucht nach was
Besseres. Comedyserie 23.00 Einmal
Hans mit scharfer Soße. Dt. Komödie,
2013 0.30 Für ein paar Dollar mehr. Ital./
Span./Dt. Italowestern, 1965
RBB
7.10 Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg
akt. 8.30 Abendschau/Brandenburg akt.
9.00 In aller Fr. 9.45 In aller Fr. – Die jun-
gen Ärzte 10.35 zibb 11.30 Brisant 12.15
Abenteuer Eismeer 13.00 rbb24 13.10
Verrückt nach Meer (6) 14.00 Sechse
kommen durch die ganze Welt. Dt. Mär-
chenfilm, 2014 15.00 Der Prinz im Bären-
fell. Dt. Familienfilm, 2015 16.00 rbb24
16.15 Gefragt – Gejagt 17.05 Elefant &
Co. 18.00 UM6 18.30 zibb 19.30 Abend-
schau/Brandenburg aktuell 20.00 Tages-
schau 20.15 Jede Antwort zählt 21.45
rbb24 22.00 Polizeiruf 110. Vater Unser.
Dt. Krimi, 2004 23.30 Take This Waltz. Ka-
ARTE
5.00 Occupied – Die Besatzung 5.45 Oc-
cupied – Die Besatzung 6.35 Handge-
macht 7.05 Journal Junior 7.10 360° 7.55
Klöster Europas – Zeugen des Unsicht-
baren 8.40 Stadt Land Kunst 9.35 Tier-
mythen 10.20 Tiermythen 11.05 Tiermy-
then 11.50 Die Seele des Essens.
Fladenbrot weltweit 12.15 Re: 12.50
Journal 13.00 Stadt Land Kunst 14.00
Jane Austens Verführung. Engl. Roman-
ze, 2007 15.35 Die schönste Frau der
Welt. Ital./Franz. Liebesfilm, 1955 17.10
Die Seele des Essens 17.40 X:enius 18.05
Neue Meister, altes Handwerk (4/5) Der
Cembalobauer 18.35 Im Nest der Mee-
resschildkröte. Dokumentation 19.20
Arte Journal 19.40 Re:. Die Sinti von
Saint-Jacques: Angst vor der Abrissbirne
20.15 Bei Anruf Mord Amerik. Thriller
mit Ray Milland, Grace Kelly, Ro-
bert Cummings. Regie: Alfred
Hitchcock, 1954. Als der ehemali-
ge Tennisprofi Tony Wendice er-
fährt, dass ihn seine reiche Frau
Margot betrogen hat, beschließt
er, sie zu töten. Tony zwingt ei-
nen ehemaligen Mitschüler,
Margot umzubringen.
21.55 Charlotte Link – Das andere
Kind (1/2) Dt. Kriminalfilm mit
Hannelore Hoger, Regie: Urs Eg-
ger, 2013. Die Londoner Ärztin
Leslie fährt zur Verlobung ihrer
Freundin aufs Land. Im Ort wur-
de gerade eine Frau ermordet.
23.25 Charlotte Link – Das andere
Kind (2/2) Dt. Kriminalfilm mit
Marie Bäumer, Bronagh Gallag-
her. Regie: Urs Egger, 2013
0.50 Arte Journal
1.10 Theos Tierwelt
1.55 Zensierte Stimmen Israel./Dt.
Dokfilm mit Amos Oz, 2015
Nord bei Nordwest, 20.15 Uhr, Nord bei Nordwest, Jule (M. Lohse)
sucht in der Kirche mehr zu der Geschichte des Goldrausches. Foto ARD
nad./Span./Japan. Drama mit Michelle
Williams, 2011 1.20 Abendschau/Bran-
denburg aktuell 1.50 Brandenburg aktu-
ell
WDR
6.40 Der Schatz der Azteken. Dt./Franz./
Ital. Abenteuerfilm, 1965 8.15 Code M.
Holländ. Familienfilm, 2015 9.40 Hans im
Glück. Dt. Märchenfilm, 1999 10.50 Der
Schut. Dt./Franz./Ital./JUG. Abenteuer-
film, 1964 12.45 WDR aktuell 13.15 Feu-
er & Flamme (7/9) 14.00 Hauptstadtre-
vier (3) 15.45 WDR aktuell 16.10 Hier und
heute 17.15 Wilder Wilder Westen 18.00
WDR aktuell / Lokalzeit 18.15 Servicezeit
18.45 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit
20.00 Tagesschau 20.15 Tatort. Das Wun-
der von Wolbeck. Dt. Krimi mit Axel Prahl,
2012 21.45 WDR aktuell 22.10 Menschen
hautnah 23.40 Altweibersommer. Dt. Ko-
mödie, 2000 1.05 Tatort. Das Wunder von
Wolbeck. Dt. Krimi, 2012
MDR
7.25 Die Märchenbraut (6/6) 8.20 Anne
auf Green Gables (2/3) Kanad. Familien-
film, 2016 9.45 Thomas Junker unter-
wegs – Weltenwandel (1) 10.30 Elefant,
Tiger & Co. 11.00 MDR um elf 11.45 In
aller Freundschaft 12.30 Unterm Eis. Dt.
Drama, 2014 14.00 MDR um zwei 15.15
Gefragt – Gejagt 16.00 MDR um vier
17.45 MDR aktuell 18.10 Brisant 18.54
Sandmännchen 19.00 Regional 19.30
MDR aktuell 19.50 Sportskanonen (1)
20.15 Lebensretter 21.00 Der Katastro-
phenwinter 1978/79 in Oberhof. Party,
3 sat
5.09 Seychellen – Ein Meer von Farben.
Reportage 6.05 Jean-Michel Basquiat –
Ikone des New Yorker Post-Punks. Doku-
mentation 6.20 Das Geheimnis der Meis-
ter – Rembrandt 7.00 Peter Paul
Rubens – auf den Spuren eines Malerge-
nies 7.30 Alpenpanorama 9.00 ZIB 9.05
Das Geheimnis der Meister – Rembrandt
9.45 Jean-Michel Basquiat – Ikone des
New Yorker Post-Punks 10.00 Reisen in
ferne Welten 13.00 ZIB 13.15 Seen auf
dem Dach der Welt (1-4/5) Dokumenta-
tionsreihe 16.10 Seen auf dem Dach der
Welt (5/5) Der Uvs Nuur in der Mongolei
16.55 Ariane – Liebe am Nachmittag.
Amerik. Liebeskomödie mit Audrey Hep-
burn, 1957 19.00 heute 19.20 Das Ge-
heimnis der Meister – Van Gogh
20.00 Tagesschau
20.15 Maximilian. Das Spiel von
Macht und Liebe (2/3)
Dt./Österr. Historienfilm mit Jan-
nis Niewöhner, Christa Théret
Regie: Andreas Prochaska, 2017
Marias Feinde waren fast am Ziel.
Gents aufgebrachte Bürger woll-
ten Maria von Burgund zwingen
sich zu vermählen.
21.45 10vor10 extra
Bahnhöfe dieser Welt – Nächster
Halt Zukunft: Bahnhof Mumbai
22.00 ZIB 2 Nachrichten
22.25 Die Brücke am Kwai Amerik./
USA. Kriegsfilm mit Alec Guin-
ness, William Holden, Jack
Hawkins. Regie: David Lean,
1957. In einem Kriegsgefange-
nenlager in Burma lehnt sich ein
Offizier gegen den japanischen
Kommandanten auf.
1.05 10vor10
1.35 Reisen in ferne Welten
2.20 Seen auf dem Dach der Welt
Stasi, Stromausfall 22.00 MDR aktuell
22.20 Depeche Mode und die DDR. Just
can’t get enough. Dt. Dokumentarfilm,
2018 23.50 Gib dem Affen Zucker. Ital.
Liebeskomödie, 1981 1.30 Lebensretter
SWR
6.57 BW Wetter 7.05 Die härtesten Jobs
von damals 7.35 made in Südwest 8.05
Landesschau BW 8.50 In aller Fr. 9.35 Eis-
bär & Co. 10.25 Giraffe & Co. 11.15 Wildes
Skandinavien 12.00 Gefragt – Gejagt
12.45 Meister des Alltags 13.15 Quizdu-
ell – Der Olymp 14.00 Bahnromantik
14.30 Mit dem Zug ... 15.15 Lebensader
Dordogne 16.05 Kaffee oder Tee 18.00
Aktuell BW 18.15 Oma kocht am besten
18.45 SWR Landesschau BW 19.30 Aktu-
ell BW 20.00 Tagesschau 20.15 Gefragt –
Gejagt. Quiz-Marathon 23.30 Das Lexi-
kon der Automarken im Südwesten 1.00
Autos für die Ewigkeit. Mercedes-Vetera-
nen auf den Straßen der Welt. Dt. Doku-
mentarfilm, 2017
Bayern
7.35 Panoramabilder 8.30 Tele-Gym 8.45
Eisbär & Co. 9.35 Leopard, Seebär & Co.
10.25 Königstiger – Kampf ums Überle-
ben 11.10 Legendäre Raddampfer 11.55
Oman: Oase des Orients 12.40 Dings
vom Dach 13.25 In aller Fr. – Die jungen
Ärzte 14.15 Heute auf Tour 14.40 Ge-
fragt – Gejagt 15.30 Uschis VIP-Gärten
16.00 Rundschau 16.15 Wir in Bayern
17.30 Abendschau – Der Süden 18.00
Abendschau 18.30 Rundschau 19.00
mehr/wert 19.30 Dahoam is Dahoam
RTL
5.25 Exclusiv 5.35 Explosiv 6.00 Guten
Morgen Deutschland 8.30 GZSZ. Soap
9.00 Unter uns 9.30 Freundinnen – Jetzt
erst recht 10.00 Die Superhändler 11.00
Der Nächste, bitte! 12.00 Punkt 12. Das
RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Super-
händler – 4 Räume, 1 Deal 15.00 Meine
Geschichte – Mein Leben. Frau platzt in
Traumhochzeit 16.00 Meine Geschich-
te – Mein Leben 17.00 Freundinnen –
Jetzt erst recht 17.30 Unter uns 18.00
Explosiv – Das Magazin 18.30 Exclusiv –
Das Star-Magazin 18.45 RTL aktuell 19.03
Wetter 19.05 Alles was zählt. Soap 19.40
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Soap. Mit
Wolfgang Bahro. Chris gelangt mit Phi-
lips Arztausweis auf den Kongress und
zieht dort seine Aktion erfolgreich durch.
20.15 Der Lehrer Comedyserie. Immer
schön auf die Regeln pochen...
und sie dann brechen! Mit Hend-
rik Duryn. Schüler Dennis ist im-
mer auf der Suche nach dem ul-
timativen Kick und gerät regel-
mäßig in brenzlige Situationen.
21.15 Magda macht das schon! Come-
dyserie. Platzangst. Mit Verena
Altenberger. Tobi begleitet Wal-
traud zu ihrem MRT-Termin. Die
beiden bleiben mit dem alters-
schwachen Lift stecken.
21.45 Magda macht das schon! Come-
dyserie. Der unsichtbare Georg
22.10 Magda macht das schon!
Comedyserie. Kleidertausch
22.40 Magda macht das schon! Come-
dyserie. Ruhe in Frieden
23.10 Der Lehrer Comedyserie. Immer
schön auf die Regeln pochen...
und sie dann brechen!
0.00 RTL Nachtjournal /
0.27 RTL Nachtjournal – Das Wetter
0.35 Alarm für Cobra 11 Actionserie
20.00 Tagesschau 20.15 Harry G. – Live
auf der Bühne 22.00 Rundschau Magazin
22.15 Ringlstetter. Das Beste 2018! 23.05
Silentium. Österr. Kriminalfilm, 2004 0.55
Dahoam 1.25 Wir in Bayern
RTL 2
5.00 Die Straßencops West 9.15 Frauen-
tausch 11.10 Family Stories 12.10 Traum-
frau gesucht 13.10 Traumfrau gesucht
14.10 Köln 50667 15.10 Berlin – Tag &
Nacht 16.10 Hilf mir! Jung, pleite, verzwei-
felt ... 18.10 Köln 50667 19.10 Berlin – Tag
& Nacht 20.15 Frauentausch 22.15 Aus-
gezogen – Die Stripper-WG (1) Doku-Soap
23.15 Fear the Walking Dead (7) Horror-
serie. Monster / Wir alle versagen / Der
Ouroboros 1.40 The Walking Dead
Super RTL
6.55 Paw Patrol – Helfer auf vier Pfoten
7.20 Caillou 7.50 Peppa Pig 8.00 Sally
Bollywood 10.35 Inspector Gadget 13.10
Spirit: wild und frei 13.35 Die Tom und
Jerry Show 14.05 Inspector Gadget
14.30 Bugs Bunny & Looney Tunes 14.55
Dragons 15.20 ALVINNN!!! und die Chip-
munks 15.50 Trolljäger 16.15 5 Freunde
16.40 Grizzy & die Lemminge 17.15 Den-
nis & Fletscher – Blämtastisch! 17.50 In-
spector Gadget 18.10 Die Tom und Jerry
Show 18.45 Woozle Goozle und die Welt-
entdecker 19.15 Bugs Bunny & Looney
Tunes 19.45 ALVINNN!!! 20.15 CSI: Miami
23.45 30 Rock 0.10 Infomercials
Kabel 1
6.45 The Mentalist 7.40 Blue Bloods –
Crime Scene New York 9.30 Navy CIS: L.A.
10.20 Navy CIS 11.10 Without a Trace
12.10 Castle 14.00 The Mentalist 15.00
Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS
16.55 Abenteuer Leben täglich. Magazin
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal – Spezial
18.55 Achtung Kontrolle! 20.15 Rosins
Fettkampf – Lecker schlank mit Frank
22.20 K1 Magazin. Rosins Fettkampf: Wer
kriegt am schnellsten sein Fett weg? 23.25
Trucker Babes – 400 PS in Frauenhand
Vox
7.05 CSI: Den Tätern auf der Spur 8.00
Die Croods. Amerik. Animationsfilm,
2013 9.55 Mein Kind, dein Kind 11.00
Shopping Queen 13.00 Zwischen Tüll
und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind
15.00 Shopping Queen 16.00 4 Hochzei-
ten und eine Traumreise – Frooncks Fa-
voriten (2) 17.00 Zwischen Tüll und Trä-
nen 18.00 First Dates – Ein Tisch für zwei
19.00 Das perfekte Dinner – Wer ist der
Profi? 20.15 Snow White & the Hunts-
man. Amerik. Fantasyfilm mit Kristen Ste-
wart, 2012 22.45 Pulp Fiction. Amerik.
Gangsterfilm, 1994 1.40 nachrichten
ARD-alpha
7.00 Avanti! Avanti! 7.30 Esquisses de
France 8.00 Tele-Gym 8.15 Panoramabil-
SAT 1
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen. Maga-
zin. Moderation: Matthias Killing, Karen
Heinrichs 10.00 Im Namen der Gerech-
tigkeit – Wir kämpfen für Sie! 11.00 Im
Namen der Gerechtigkeit – Wir kämpfen
für Sie! Doku-Soap 12.00 Anwälte im Ein-
satz. Doku-Soap 13.00 Anwälte im Ein-
satz. Doku-Soap 14.00 Auf Streife. Doku-
Soap 15.00 Auf Streife – Die Spezialisten.
Doku-Soap 16.00 Klinik am Südring
17.00 Klinik am Südring – Die Familien-
helfer. Doku-Soap 17.30 Schicksale. Do-
ku-Soap 18.00 Endlich Feierabend! Ma-
gazin 18.30 Alles oder Nichts. Soap 19.00
Genial daneben – Das Quiz. Rateteam:
Hella von Sinnen, Wigald Boning, Margie
Kinsky, Bill Mockridge 19.55 Sat.1 Nach-
richten. Moderation: H. Paluschka
20.15 Criminal Minds Krimiserie
Der Messias. Als der Ex-FBI-Agent
Owen Quinn in einer Lagerhalle
aufgefunden wird, hat er Merk-
würdiges zu berichten.
22.10 Criminal Minds Krimiserie. Tote
Vögel. Gideon wird erschossen in
seiner Hütte im Wald aufgefun-
den. Alles deutet auf persönliche
Motive für die Tat hin.
23.10 Criminal Minds Krimiserie. Alles
was bleibt. Mit Joe Mantegna.
Ein Universitätsprofessor meldet
die Entführung seiner Töchter
genau ein Jahr, nachdem seine
Frau verschwunden ist.
0.05 Criminal Minds Krimiserie
Alter Ego. Mit Thomas Gibson
Während des „Spring Break“ wer-
den in einem Ferienhotel in Te-
xas zwei junge Männer verge-
waltigt und ermordet.
1.05 Criminal Minds Krimiserie
Freundschaftsdienst
1.50 Criminal Minds Krimiserie
der 9.30 Köhlmeiers Märchen 10.00
Grips Mathe 10.30 Campus 11.00 Planet
Wissen 12.05 Tagesgespräch 13.00
Odysso 13.45 W wie Wissen 14.15 Län-
der – Menschen – Abenteuer (1/2) 15.00
Checker Tobi 15.30 Anna und die wilden
Tiere 16.00 Skifahren 1956 16.30 Xenius
17.00 Quantensprung 17.45 Endlich alt!
Jetzt mach ich, was ich will. Dokumenta-
tion 18.15 Planet Wissen 19.15 Die Phy-
sik Albert Einsteins (2/8) 19.30 Backstage
Talks – Zündfunk Netzkongress 2018. Isa-
belle Hoyer: Frauen in Führungspositio-
nen! 20.00 Tagesschau 20.15 Länder –
Menschen – Abenteuer (2/2) Die
Philippinen – Ein Reiseerlebnis (2/2): Mit
Bus und Boot durch das andere Asien
21.00 Die Evolution der Toilette. Doku-
mentation 21.50 Mensch, Leute! 22.20
Campus Magazin extra 22.50 Gesund-
heit! 23.20 The Day 23.45 Die Tagesschau
vor 20 Jahren 0.00 Bob Ross
WELT
Stündlich Nachrichten 5.15 Der Tiger –
Kampfhubschrauber im Einsatz 12.45
Börse am Mittag 13.05 Große Inspektion
15.25 Auf Leben und Tod 16.05 Erfindun-
gen für die Zukunft 17.05 Lost Places
18.15 Börse am Abend 18.25 Science of
Stupid: Wissenschaft der Missgeschicke
19.10 Welt der Wunder 20.05 Das Ber-
muda-Dreieck – Verschollen im Atlantik
21.00 Mega Shippers – Die Cargo-Profis
(3) 22.05 Mega Shippers – Die Cargo-
Profis (4) 23.05 Architektur extrem. Burj
Khalifa 0.00 Megakonstruktionen – Bau-
werke der Superlative 1.00 Arbeiten am
Limit – Die gefährlichsten Jobs der Welt.
Dokumentation 1.50 Goldgrube Schrott-
platz – Jedes Teil zählt. Dokumentation
ntv
Stündlich Nachrichten 6.05 Telebörse
10.40 Telebörse 12.30 News Spezial
13.10 Telebörse 13.30 News Spezial
14.10 Telebörse 14.30 News Spezial
15.20 Ratgeber: Geld 15.40 Telebörse
16.30 News Spezial 17.15 Telebörse
17.30 News Spezial 18.20 Telebörse
18.35 Ratgeber – Test. Magazin 19.05
Wissen 20.15 Afrikas tödlichste Jäger
23.10 Safari-Paparazzi: Wildlife pur (1)
0.10 Safari-Paparazzi: Wildlife pur (2) 1.10
Tödliches Afrika
CNN
5.00 Amanpour 6.00 CNN Newsroom
(with World Sport) 7.00 CNN Newsroom
10.30 Innovative Cities (2) 11.00 CNN
Newsroom 11.30 Winning Post 12.00
New Day 13.00 CNN Talk 13.30 World
Sport 14.00 News Stream (with World
Sport) 15.00 First Move with Julia Chat-
terley 16.00 Connect the World 17.00
International Desk 18.00 Quest Express
18.30 Biz Frontiers 19.00 Amanpour
20.00 Hala Gorani Tonight 21.00 Quest
Means Business 22.00 The Lead with Ja-
ke Tapper 23.00 CNN Today 23.30 World
Sport 1.00 CNN Today (with World Sport)
HÖRSPIEL
14.05 „Aufstand in Firlefanzia“ – BR 2
Von Susi Weichselbaumer, ca. 55 Min.
21.05 „Der Zauberberg“ – BR 2
Von Valerie Stiegele, ca. 55 Min.
22.03 „...liner Roma“ – SWR 2
Von Thomas Gerwin, ca. 57 Min.
23.00 „Kein Wort zu Oosterbeek“ – WDR 1
Von Daniel Goetsch, ca. 60 Min.
KLASSIK
16.05 Georg Friedrich Händel: Occasional
Oratorio – BR-Klassik
Oratorium in drei Teilen, ca. 175 Min.
20.03 Alte Musik – SWR 2
„Steiget freudig in die Luft“. Barocke Glück-
wunschkantaten, ca. 57 Min.
20.03 Konzert – Deutschlandfunk Kultur Lourié:
Concerto spirituale für Klavier, Chöre, Blech-
bläser, Kontrabässe, Pauken und Orgel;
Schnittke:„Tote Seelen“, Suite für Orchester
nach der gleichnamigen Filmmusik (zusam-
mengestellt von Gennadij Roschdestwens-
kij) (Viktoria Postnikowa ca. 117 Min.
20.05 Festspiel-Nachlese – BR-Klassik
17. Bridging Arts – Kammermusik Festival
Nürnberg. Copland: Klavierquartett (Touch-
wood Piano Quartet); Debussy: „Images“
(Andrew West, Klavier); Larsen: „Sifting
through the ruins“ (Frances Pappas, Mezzo-
sopran; Nicholas Barr, Viola; Ayala Rosen-
baum, Klavier), ca. 115 Min.
FEATURE & MAGAZIN
10.05 Notizbuch – BR 2
Die wichtigsten ökologischen Themen 2018
und kurzer Ausblick auf 2019, ca. 55 Min.
10.05 Lesart – Deutschlandfunk Kultur
Sachbuch: ‚Das Fremde, das in jedem wohnt’
von Zafer Şenocak. Rezensiert von Ingo
Arend / Künstliche Intelligenz für die Ver-
lagswelt? Das Berliner Startup „Qualifiction“.
Von Sonja Hartl, ca. 55 Min.
10.10 Marktplatz – Deutschlandfunk
Richtig versichern. Vorsorge gegen Unfälle
und Invalidität, ca. 80 Min.
11.55 Verbrauchertipp – Deutschlandfunk
Entrümpelung: Viele schwarze Schafe und
überteuerte Angebote, ca. 5 Min.
12.05 Doppelkopf – HR 2 Am Tisch mit Philipp
Ther, „Gegenwartshistoriker“, ca. 55 Min.
13.05 Klassikzeit – HR 2 Händel: „Einzug der
Königin von Saba“ aus dem Oratorium
„Solomon“ (Albrecht Mayer und Arkadiusz
Kropa, Oboe; Sinfonia Varsovia); Boito:„Mefis-
tofele“ – Arie der Margherita„L’altra notte in
fondo al mare“ (Mirella Freni, Sopran; Natio-
nal Philharmonic Orchestra, Leitung: Oliviero
De Fabritiis), ca. 175 Min.
13.05 Länderreport – Deutschlandfunk Kultur
Kommunaler Ausstieg. Leipzig will auf
Fernwärme aus Kohlekraftwerk verzichten /
Vorbild für Energiewende. Feldheim, das
erste energieautarke Dorf Deutschlands /
Für den Umstieg auf erneuerbare Energien.
Hamburg kauft das Fernwärmenetz
zurück, ca. 55 Min.
13.30 Bayern 2 – regionalZeit – BR 2
Magere Rübenkampagne 2018 geht in
Unterfranken zu Ende, ca. 30 Min.
16.05 Eins zu Eins. Der Talk – BR 2 Zu Gast: Bar-
bara Pachl-Eberhart, Autorin, ca. 55 Min.
16.35 Forschung aktuell – Deutschlandfunk
Gefahr für Brieftauben. Schädlicher Parasit in
Deutschland weit verbreitet / Alzheimer
frühzeitig erkennen. KI-System oder Blut-
test? / Meldungen aus der Wissenschaft /
Sternzeit 03. Januar 2019. Die Erde in
schneller Sonnennähe, ca. 25 Min.
17.05 Forum – SWR 2 Abgenabelt – Was schul-
den Kinder ihren Eltern?, ca. 45 Min.
17.35 Kultur heute – Deutschlandfunk
U.a.: Vordenkerin – Das Biopic „Colette“
kommt in die deutschen Kinos, ca. 25 Min.
17.45 Politikum – WDR 5
Bulgarien schlimmer als Bangladesh?
Mit Bettina Musiolek, „Kampagne für
Saubere Kleidung“, ca. 15 Min.
18.05 Der Tag – HR 2 Zofft euch, aber richtig!
Demokratie ist Streit, ca. 55 Min.
18.30 Weltzeit – Deutschlandfunk Kultur Gute
Nachrichten der Welt – Kinderbank, Müllre-
cycling und Kultur auf Rezept, ca. 30 Min.
19.04 Kulturtermin – RBB Kulturradio Ein toter
Klassiker? Heiner Müller zum 90., ca. 26 Min.
19.30 Feature – Deutschlandfunk Kultur
Die Erben des Louis Braille. Neue Technik
und Behandlungsmethoden für Blinde und
Sehbehinderte, ca. 30 Min.
20.05 radioMitschnitt – BR 2
Dreiviertelblut, ca. 55 Min.
20.30 Das Forum – NDR Info
Grüne Grenze auf dem Balkan. Schiebt
Kroatien Flüchtlinge ab?, ca. 20 Min.
21.05 Redezeit – NDR Info
Einfach mal abschalten. Wie gelingt Erho-
lung im Alltag?, ca. 55 Min.
22.04 Perspektiven – RBB Kulturradio
Meer wagen. Eine endlos weite
Perspektive, ca. 56 Min.
LESUNG
8.30 Am Morgen vorgelesen – NDR Kultur
Irina Liebmann: „In Berlin“ (5/6), ca. 30 Min.
14.04 Fortsetzung folgt – SR2 Elias Canetti:
„Die Blendung“ (43/46), ca. 56 Min.
15.30 Fortsetzung folgt – SWR 2 Margriet de
Moor: „Der Virtuose“ (2/14), ca. 25 Min.
22.00 Am Abend vorgelesen – NDR Kultur
E.T.A. Hoffmann: „Das Fräulein von
Scudery“ (6/7), ca. 35 Min.

Zeitgeschichte hat eine Adresse: www.faz-archiv.de

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
15 Jahre Aufschwung – und ein Luxusproblem
45 Millionen Menschen
haben in Deutschland
Arbeit. Die Konjunktur
schwächelt zwar schon –
doch als größte Bremse
sehen Forscher weiter
Arbeitskräftemangel.
dc./bee. BERLIN, 2. Januar. Der Wirt-
schaftsaufschwung wird schwächer, aber
der Arbeitsmarkt ist immer noch für Re-
kordzahlen gut: Im abgelaufenen Jahr hat-
ten durchschnittlich insgesamt 44,8 Millio-
nen Menschen in Deutschland eine bezahl-
te Arbeit, wie das Statistische Bundesamt
am Mittwoch anhand einer ersten Hoch-
rechnung mitteilte. Das waren 562 000
mehr als im Jahr 2017 und zugleich mehr
als je zuvor seit der Wiedervereinigung.
Im August hatte die Zahl der Erwerbstäti-
gen erstmals sogar die Marke von 45 Mil-
lionen überschritten und ist seither mit
der üblichen Herbstbelebung am Arbeits-
markt um weitere 240 000 gestiegen. Ins-
gesamt war 2018 das 15. Jahr in Folge mit
einer steigenden Erwerbstätigkeit.
Allein eine gute Entwicklung in der
Vergangenheit sagt allerdings auf dem Ar-
beitsmarkt wenig über die Zukunft aus.
Denn erfahrungsgemäß schlagen Kon-
junkturflauten verzögert auf die Beschäf-
tigung durch – schon deshalb, weil Unter-
nehmen nicht auf Knopfdruck Personal
entlassen können. Sollten sie aber – wie
etwa zu Beginn des Jahrtausends – erst
einmal auf breiter Front und in statistisch
messbarem Umfang mit Personalabbau
beginnen, ist die nur schwer zu stoppende
Dynamik des Abschwungs meist schon in
vollem Gang.
Forscher sehen für den Arbeitsmarkt je-
doch bisher trotz des neuerdings stocken-
den Wirtschaftswachstums nicht so
schwarz: Sie rechnen zwar mit einem
schwächer werdenden Anstieg der Be-
schäftigtenzahlen – aber gerade nicht mit
großen Personalüberhängen in Büros und
Fabriken, die Unternehmen wieder zu
Massenentlassungen treiben könnten.
Und als Hauptursache für ein mögliches
Ende des Beschäftigungsaufschwungs se-
hen sie eher einen Mangel an Arbeitkräf-
ten als eine mangelnde Personalnachfra-
ge der Unternehmen.
Der Vorsitzende des Rats der fünf Wirt-
schaftsweisen, Christoph Schmidt, fasst
Brasiliens Wirtschaft freut sich auf Bolsonaro
Der neue Präsident will das Land „vom Sozialismus befreien“ / Radikale Aussagen schrecken Unternehmer nicht ab
mos. BUENOS AIRES, 2. Januar. Der
neue brasilianische Staatspräsident Jair
Bolsonaro will Brasilien „vom Sozialis-
mus befreien“. Dies sagte der neue rechts-
gerichtete Staatschef bei seinem Amtsan-
tritt am Dienstag in Brasília. Unter dem
neuen Wirtschaftsminister Paulo Guedes
sollen Steuern und Bürokratie abgebaut
und die Wirtschaft stärker für den interna-
tionalen Wettbewerb geöffnet werden.
Der in Chicago ausgebildete Ökonom und
frühere Investmentbanker Guedes möchte
das Steuersystem vereinfachen und so viel
wie möglich Staatsbetriebe privatisieren.
Höchste Priorität hat allerdings die seit
langem diskutierte Reform des Rentensys-
tems, ohne die Brasiliens Staatsfinanzen
nach Ansicht nahezu aller Ökonomen in
den nächsten Jahren völlig aus dem Ruder
laufen würden. Vieles deutet darauf hin,
dass Bolsonaro und Guedes zunächst ver-
suchen werden, den noch von der Vorgän-
gerregierung vorangebrachten Reform-
entwurf mit einer Erhöhung des Renten-
mindestalters im Parlament zur Verab-
EZB stellt italienische Bank unter Zwangsverwaltung
Das Schicksal der Banca Carige entscheidet über den Ruf von Italiens Bankenbranche / Anleger nervös
tp. ROM, 2. Januar. Für die Sanierung
und das Image des italienischen Banken-
systems wird nun die relativ kleine Ge-
nueser Banca Carige zum Prüfstein. Die
zur Europäischen Zentralbank (EZB) ge-
hörende Bankenaufsicht hat am Mitt-
woch die Bank unter Zwangsverwaltung
gestellt. Dieser Schritt folgt auf den Streit
um eine Kapitalerhöhung. Sie wurde von
der Bankenaufsicht angeordnet, vom
größten Aktionär Vittorio Malacalza, mit
27,5 Prozent der Anteile, jedoch abge-
lehnt. Deswegen sind der Bankpräsident
Pietro Modiano, Geschäftsführer Fabio In-
nocenzi sowie weitere Mitglieder des Ver-
waltungsrates zurückgetreten, womit die
Bank führungslos wurde.
Die Entscheidung der Aufseher sorgte
für Nervosität an den Finanzmärkten.
Der italienische Bankenindex fiel zeitwei-
se um 2,8 Prozent, der Index für die Ban-
ken der Eurozone um 2,5 Prozent. Die
Irlands Angst vor der Krise
Trotz des Wirtschaftswachstums
mehren sich auf der Insel die
Zeichen einer Überhitzung. Seite 17
5 46
4 in Millionen
3 gehen aber so viele Mitarbeiter gerade
Arbeitslose
in Deutschland
in Millionen
2 36
1991 2018
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Destatis (Jahresdurchschnittswerte, 2018: Prognose, bzw. vorläufiger Wert)/Foto: M.S. Unger/F.A.Z.-Grafik Niebel
die Aussichten deshalb mit der Botschaft
zusammen – an der Gesamtlage werde
sich nicht allzu viel ändern: „Die Beschäf-
tigung und die Löhne dürften weiter stei-
gen, die Arbeitslosigkeit weiter abneh-
men“, sagte er der F.A.Z. „Deutlich sicht-
bare Arbeitskräfteengpässe lassen jedoch
eine gedämpfte Dynamik erwarten“,
schränkt Schmidt ein, der auch Präsident
des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschafts-
forschung in Essen ist.
Trotz der vielen akuten Krisenherde
der Weltwirtschaft – darunter Handels-
konflikte und der bevorstehende Austritt
Großbritanniens aus der EU – sieht
Schmidt die konjunkturelle Lage in
Deutschland immer noch als relativ ro-
bust an. Dies liege daran, dass der mittler-
weile seit neun Jahren laufende Wirt-
schaftsaufschwung, anders als in frühe-
ren Zeiten, auch vom Beschäftigungsauf-
bau selbst und den damit verbundenen
Einkommen für immer mehr Bürger getra-
gen sei. Dies ist nicht zuletzt Folge der
schiedung zu bringen. Damit könnte die
neue Regierung rasch ein Erfolgssignal
an Investoren und Kapitalgeber senden.
Weitergehende Reformpläne wie die Stär-
kung der privaten Altersvorsorge könnten
später folgen.
Bolsonaros Popularität hat in den Wo-
chen seit dem Wahlsieg noch einmal deut-
lich zugenommen. Laut Umfrage des Insti-
tuts Ibope genießt er eine Zustimmung
von drei Vierteln der Bevölkerung. Ob Bol-
sonaro diese Popularität in die Zustim-
mung zu Reformen im Parlament umset-
zen kann, bleibt aber abzuwarten. Denn
anders als seine Vorgänger hat Bolsonaro
keine Koalition geschmiedet und keine Mi-
nisterämter nach Parteienproporz verge-
ben. Der neue Staatschef will sich die nöti-
gen Mehrheiten im Parlament von Fall zu
Fall suchen. Seine eigene Partei verfügt le-
diglich über ein Zehntel der Sitze.
In der brasilianischen Wirtschaft tref-
fen Bolsonaros Reformpläne überwiegend
auf große Zustimmung. Die Chancen auf
die Umsetzung vieler Vorhaben werden je-
Aktien von Carige waren am Mittwoch
vom Börsenhandel ausgesetzt.
Obwohl Carige, die ehemalige Sparkas-
se Genuas, mit einer Bilanzsumme von
24 Milliarden Euro ziemlich klein ist und
Europas Bankenaufsicht normalerweise
nur Banken mit der zehnfachen Größe be-
aufsichtigt, wird das Genueser Institut
von Frankfurt aus verfolgt. Italiens Ban-
ken sind alarmiert und befürchten, dass
nach ersten Anzeichen der Besserung in
der Branche die Nachricht vom Zusam-
menbruch einer Bank ein Krisensignal
für das Land bedeuten könnte.
Der Index aller italienischen Bankak-
tien liegt derzeit 30 Prozent unter dem
Wert des Jahresbeginns 2018 und verlor
am Mittwoch rund 1,3 Prozent an Wert.
Italiens Banken hatten in den vergange-
nen Jahren bis zu 200 Milliarden faule
Kredite und mehr als 100 Milliarden Euro
an Wackelkrediten ausweisen müssen, wo-
Wohlstand dank Käsekuchen
Aus dem elterlichen Betrieb hat
Stefan Linder eine Bäckerei mit
Millionenumsatz gemacht. Seite 18
Wirtschaft
44 Erwerbstätige
in Deutschland
42
40
38
2,3
1991
neuerdings politisch wieder stark umstrit-
tenen Hartz-Reformen des Arbeitsmarkts
und des Sozialsystems.
Selbst wenn die Reformen nicht weiter
zurückgedreht werden sollten, werde der
Beschäftigungsaufbau nun aber zuneh-
mend durch den demographischen Wan-
del gebremst. „Schon in der jüngeren Ver-
gangenheit konnte das hohe Expansions-
tempo der deutschen Volkswirtschaft nur
durchgehalten werden, weil der Beschäfti-
gungsanstieg von zugewanderten Arbeit-
nehmern getragen wurde, vor allem aus
dem Osten der EU und zuletzt auch den
Asylherkunftsländern“, sagte Schmidt.
Die Zuwanderung von Arbeitskräften
werde aber eher abnehmen und künftig
umso weniger den demographisch beding-
ten Rückgang des Arbeitskräfteangebots
ausgleichen.
Auch Enzo Weber vom Institut für Ar-
beitsmarkt und Berufsforschung (IAB)
der Bundesagentur für Arbeit glaubt, dass
eher fehlende Arbeitskräfte als ein Wirt-
doch zurückhaltend bewertet. Die Agenda
der Regierung sei „sehr positiv“, sagte der
Ökonom Felipe Tâmega von der Groß-
bank Itaú. „Das Risiko liegt in der Imple-
mentierung“. Die weiter gestiegenen Zu-
stimmungswerte für Bolsonaro hätten die
Umsetzungschancen für Reformen er-
höht, schreibt die Analysefirma Eurasia.
Die Freihandelspläne des neuen Wirt-
schaftsministers stoßen in der Industrie
auf Skepsis. Vertreter großer Industriever-
bände warnen vor einer abrupten Öff-
nung für die Auslandskonkurrenz. Erst
müssten die überhöhten Steuern und Kos-
ten in Brasilien gesenkt werden, damit
man auf Augenhöhe konkurrieren könne.
Der Industrieverband CNI hat einen
Wunschkatalog von drei Dutzend Einzel-
maßnahmen veröffentlicht.
Brasiliens Partnerländer im südameri-
kanischen Staatenbund Mercosur warten
dringend auf eine Positionierung der neu-
en Regierung in Brasília, wie es mit den
Freihandelsgesprächen mit der EU und an-
deren Ländern und Regionen fortgehen
mit rund 20 Prozent aller Ausleihungen
fragwürdig waren. Der italienische Ban-
kenverband Abi verbreitet nun aber positi-
ve Nachrichten zum Nettowert aller fau-
len Kredite nach Abzug der dafür getätig-
ten Rückstellungen. Dieser hatte im Okto-
ber 2016 noch 85,5 Milliarden Euro betra-
gen und 19,2 Prozent des Eigenkapitals
und der Reserven der italienischen Ban-
ken ausgemacht, zugleich auch 4,8 Pro-
zent aller Ausleihungen. Bis Oktober
2018 sei der Nettowert der faulen Kredite
in Italien mit Kapitalerhöhungen und wei-
teren Abschreibungen sowie dem Verkauf
von Forderungen auf nur noch 38,2 Milli-
arden Euro gesunken und damit auf 9,6
Prozent der Eigenmittel.
Der Zusammenbruch auch einer klei-
nen Bank wegen neuer Abschreibungen
auf faule Kredite würde dem gegenwärtig
gepflegten Bild der Besserung widerspre-
chen. Daher waren die großen italieni-
Die Wüstenshow geht weiter
Während in Deutschland Messen
schließen, ist die CES in Las Vegas
lebendig wie nie. Seite 22
44,8
2018
schaftseinbruch die nähere Zukunft des
Arbeitsmarkts prägen. „Der Arbeitskräfte-
bedarf wird hoch bleiben“, sagte Weber.
„Diese Entwicklung ist auch bei konjunk-
turellen Schwankungen robust, die welt-
wirtschaftlich etwa vom Brexit oder Han-
delskonflikten ausgehen könnten.“ Nach
2020 würden aber mit den sogenannten
Babyboomern so viele Menschen in Ren-
te gehen, dass die Zahl verfügbarer Ar-
beitskräfte absehbar sinken werde.
„Bereits für das Jahr 2019 erwarte ich,
dass es keine Rekordbeschäftigungszu-
nahme mehr geben kann, weil die Arbeits-
kräfteknappheit dämpfend wirkt“, sagte
Weber. In seiner jüngsten Arbeitsmarkt-
prognose rechnet das IAB aber immer
noch damit, dass die Zahl der Erwerbstäti-
gen in diesem Jahr weiter deutlich steigt:
auf gut 45,3 Millionen im Jahresdurch-
schnitt. Nur könnte der Zuwachs an Er-
werbstätigen erstmals seit dem Jahr 2015
wieder bei etwas weniger als 500 000 Per-
sonen liegen.
soll. Guedes hatte eine tendenzielle Ab-
kehr vom Mercosur und eine stärkere Hin-
wendung zu bilateralen Vereinbarungen
insbesondere mit den Vereinigten Staaten
angedeutet. Mit Spannung erwartet wird
auch, wie sich Brasilien im Spannungsfeld
zwischen seinem größten Handelspartner
China und dem wirtschaftspolitischen Vor-
bild Amerika positionieren wird.
Die Zuversicht bei Unternehmen und
Verbrauchern ist groß. Laut Umfrage des
Instituts Datafolha erwarten rund zwei
Drittel der Brasilianer, dass sich die wirt-
schaftliche Entwicklung des Landes und
ihre persönliche Situation im neuen Jahr
verbessern werden. Das Bruttoinlandspro-
dukt der größten Volkswirtschaft Latein-
amerikas ist nach der schweren Rezession
der Vorjahre im vergangenen Jahr um be-
scheidene 1,3 Prozent gestiegen, schätzen
die von der Zentralbank befragten Kon-
junkturexperten. Für 2019 und die darauf-
folgenden Jahre wird allerdings eine deut-
liche Beschleunigung des BIP-Wachstums
auf rund 2,5 Prozent erwartet.
schen Banken bereit zu einer Rettungsak-
tion für Carige im November. Mit einer
Anleihe von 320 Millionen Euro des Ein-
lagensicherungsfonds sollte die Bank ab-
gesichert werden bis zu einer Kapitalerhö-
hung von 400 Millionen Euro im Jahr
2019. Der Hauptaktionär Malacalza ver-
sperrte jedoch bisher den Weg zur neuen
Kapitalerhöhung, weil er wie alle ande-
ren Aktionäre die bisherigen Investitio-
nen in die Bank zu verlieren droht. Vor ei-
nem Jahr war eine Aktie von Carige noch
1 Euro-Cent wert, zuletzt lag der Kurs am
28. Dezember 2018 bei 0,15 Cent.
Die Europäische Bankenaufsicht hat ei-
nen dreiköpfigen Aufsichtsrat ernannt,
zugleich den bisherigen Präsidenten und
den bisherigen Geschäftsführer zusam-
men mit einem Finanzrechtsprofessor zu
kommissarischen Geschäftsführern beru-
fen. Diese dürfen nun eine neue Hauptver-
sammlung einberufen.
DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR . 2 · SEITE 15
Flautenrätsel
Von Dietrich Creutzburg
W as müssen Normalbürger eigent-
lich an einer Konjunkturflaute D
fürchten, solange keine steigende Ar- großer Zustimmung in der Bevölke-
beitslosigkeit droht? Wer sich an frühe-
re Abschwungzeiten erinnert, in de-
nen die Unternehmen reihum massen-
haft Mitarbeiter entließen und Jugend-
liche scharenweise entmutigt ins Be-
rufsleben starteten, dem geben die ak-
tuellen Ausblicke von Wirtschaftsfor-
schern Grund zum Staunen: Der fast
zehn Jahre dauernde Aufschwung nä-
hert sich vielleicht dem Ende, doch
größter Hemmschuh für die Wirt-
schaft bleibt – wegen des demographi-
schen Wandels – Personalknappheit.
Das hieße, in den Alltag übersetzt: We-
gen ausgedünnter Auftragsbücher müs-
sen Unternehmen zwar in großem Um-
fang Arbeitsplätze abbauen. Zufällig
in Rente, dass am Ende trotzdem Per-
sonal fehlt. Die verbleibenden Mitar-
beiter müssten damit nicht einmal grö-
ßeren Druck auf ihre Löhne fürchten.
Ob eine solche Rechnung jemals aufge-
hen kann? In einem Punkt ganz sicher
nicht: Der wachsenden Gruppe der
Rentner wurden verlässlich, ja sogar
beschleunigt steigende Bezüge verspro-
chen. Wer aber soll diese bezahlen,
wenn gleichzeitig die Arbeitnehmer
und die Unternehmen knapp werden?
Putin hat sich verrannt
Von Christian Steiner, Moskau
U
m in Russland zu wissen, was los
ist, muss man nur auf die Straße
gehen. Dort leuchten an jeder Ecke die
meist roten Lichtpunkte auf schwar-
zen Schildern und formen eine Zahl.
Dank diesen Aushängen sieht jeder
Passant sofort, wie viel oder wie wenig
Rubel er für einen amerikanischen
Geldschein bekommt. Zahlen lügen
nicht. Der Wechselkurs zum Dollar
zeigt den Russen an, ob etwas im
Busch ist, auch wenn sie keine Zeitung
lesen oder Fernsehen schauen. In den
Krisenjahren wusste jeder Einwohner
sofort, ob er mit seinen Rubeln zum
Geldwechsler rennen sollte, um sie ge-
gen Dollar zu tauschen.
Doch mit dieser Wahrheit auf der
Straße soll es bald vorbei sein. Präsi-
dent Wladimir Putin hat den Schildern
mit seiner Unterschrift höchstpersön-
lich den Garaus gemacht. Offiziell
steht die russische Notenbank hinter
dem Vorschlag. Die Zentralbanker wol-
len damit gegen die große Zahl illega-
ler Wechselstuben vorgehen. Warum
auch Banken keine Kurse mehr zeigen
dürfen, wird nicht erklärt.
Der Fall ist bezeichnend für die Re-
gulierungswut der russischen Regie-
rung. Mit der Gesetzeskeule wird jeder
unliebsamen Begebenheit auf die Pelle
gerückt. Nicht selten mit ungewollten
Nebenwirkungen, die dann entweder
nach einem Entrüstungssturm korri-
giert werden oder – wie so oft in Russ-
land – vor allem dem Mittelstand zu
schaffen machen. Es fehlt seit Jahren
an unternehmerischer Freiheit und
Rechtssicherheit, die eine breite, viel-
fältige und innovative Firmenland-
schaft entstehen lassen würden. Dar-
unter leiden auch westliche Konzerne
im Land. Manager beklagen oft die
mangelnde Qualität von Zulieferbetrie-
ben, falls es überhaupt welche gibt.
Die Putin-Regierung führt einen
wirtschaftspolitischen Kreuzzug. Die
amerikanischen Sanktionen infolge
der Ukraine-Krise und des mutmaßli-
chen Mords am Doppelagenten Sergei
Skripal blenden das wirtschaftliche Ur-
teilsvermögen. Die Losung lautet: Wir
können das auch allein. „Niemand
wird uns helfen, weder Gott noch der
Zar noch ein Held. Wir müssen das mit
unseren eigenen Händen tun“, erklär-
te Putin jüngst im Fernsehen. Die Re-
gierung hat sich auf die Fahnen ge-
schrieben, alles im Land produzieren
zu wollen. Diese Rückholung der Pro-
duktion ist aber keine Teilnahme am
internationalen Markt, sondern blo-
ßer Protektionismus.
Die Sanktionen, gepaart mit der
staatlichen Förderung des heimischen
Potenzials, wirken wie ein Gift und läh-
men die Wirtschaft stark. Das liberale
Gewissen in der russischen Regierung,
Alexei Kudrin, derzeit Vorsitzender
des Rechnungshofes, ist verzweifelt.
Er fordert die Regierung auf, endlich
etwas zu ändern. Das Land befinde
sich in einer Stagnation, Sastoi. Die-
sen Begriff aus der Sowjetzeit brauch-
te Kudrin, um die Misere zu erklären.
Riskanter Rechtsruck
Von Carl Moses
er Rechtspopulist Jair Bolsonaro
startet seine Präsidentschaft mit
rung und noch größerem Wohlwollen
der Wirtschaft. Beides könnte sich
rasch verflüchtigen. In wirtschaftlicher
Hinsicht wird zuallererst die zügige Re-
form des Rentensystems und der damit
verbundene Abbau des Staatsdefizits
das entscheidende Kriterium für Er-
folg oder Misserfolg der neuen Regie-
rung sein. Ob Bolsonaro dafür eine Par-
lamentsmehrheit schmieden kann,
bleibt abzuwarten. Viele Wirtschafts-
vertreter schauen mit einem Tunnel-
blick allein auf die Zahlen. Bolsonaros
stramm rechte Marschrichtung gegen
alles, was „links“ erscheint – etwa die
„Ideologie“ der Gleichberechtigung
der Geschlechter –, könnte nach hin-
ten losgehen. Das überaus begrüßens-
werte Bestreben der neuen Regierung,
Brasiliens Wirtschaft endlich zu öffnen
und in die globalen Wertschöpfungsket-
ten zu integrieren, könnte durch die Ge-
ringschätzung von Menschenrechten
und Umweltschutz konterkariert wer-
den. Wenn Brasilien für den Ausbau
der Agrarproduktion und des Bergbaus
den Regenwald und Reservate von Indi-
genen opfert, dürften brasilianische Er-
zeugnisse auf dem Weltmarkt schwerer
zu veräußern sein.
Wenn einer der wenigen Liberalen im
Kreml öffentlich Parallelen zur Sowjet-
union zieht, sollten bei ausländischen
Investoren die Alarmglocken läuten.
Dass es der Wirtschaft schlechter
geht, bekommen vor allem Menschen
mit kleinen Einkommen zu spüren.
Auch in den ersten elf Monaten des
Jahres 2018 waren die Reallöhne rück-
läufig. Bei einigen Menschen geht es
ans Eingemachte. Die Russen geben
mehr als 30 Prozent ihres Einkom-
mens für Nahrung aus. Zum Vergleich:
In Deutschland wenden die Menschen
bloß 12 Prozent ihrer Einkünfte auf. In
vielen Familien wird es deutlich mehr
als ein Drittel sein, da die Einkommen
Aus der Stagnation wird
Russland nur ausbrechen,
wenn der Kreml seinen
Kurs ändert.
in Russland sehr ungleich verteilt sind.
Russische Kommentatoren befürchten
deshalb, dass arme Bürger Probleme
bekommen könnten, sich mit Nahrung
zu versorgen.
Es könnte noch schlimmer kom-
men. Am 1. Januar wurde die Mehr-
wertsteuer um 2 Prozentpunkte er-
höht. Doch Fachleute der Notenbank
erwarten, dass die Händler die Steuer-
erhöhung dazu nutzen werden, um
ihre Preise stärker zu erhöhen. Dies
schadet dem ohnehin schwachen Kon-
sum zusätzlich. Russland droht 2019
in weitere wirtschaftliche Probleme zu
rutschen.
Russland wird es nur gelingen, aus
der Stagnation auszubrechen, wenn
der Kreml seinen Kurs ändert. Ohne
eine Versöhnung mit dem Westen
wird das wirtschaftliche Durchwurs-
teln weitergehen. Putin hat im vergan-
genen Jahr schmerzhaft gelernt, dass
sein Vier-Augen-Gespräch mit Präsi-
dent Donald Trump ihm mehr gescha-
det als genutzt hat. Die Amerikaner
sind stärker als je zuvor gewillt, neue
Sanktionen gegen Russland zu verhän-
gen. Auch Putins Verbündete in Euro-
pa, wie der italienische Außenminister
Salvini, haben ihn sitzen lassen und
nicht auf ein Ende der Strafmaßnah-
men gegen Russland gedrängt.
Putin hat sich verrannt. Sein außen-
politischer Eifer kontrastiert mit einer
gelähmten Wirtschaft. Besser wird es
ohne Politikänderung wohl nicht wer-
den. Die Weltbank prognostiziert dem
Land in den kommenden Jahren ein
schwaches Wachstum. Russland liegt
damit deutlich hinter anderen Schwel-
lenländern zurück. Ein Eintrüben der
Weltwirtschaft und eine fallende Erd-
ölnotiz werden das Problem noch ver-
schärfen. Die Menschen zahlen der-
zeit den Preis für die Abschottung
Russlands und die Starrköpfigkeit der
Regierung. Das merken sie auch ohne
die Schilder, die ihnen den Rubelver-
fall vor Augen führen.
SEITE 16 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R . 2
Unter Ökostrom: Vom späten Frühjahr an sollen Oberleitungs-Lastwagen über die Teststrecke in der Nähe von Frankfurt rollen.
Lastwagen geraten ins Visier der Klimaschützer
Die Zahl der Lastwagen auf
der Straße steigt und steigt –
und damit der CO2-Ausstoß.
Die EU will das nun ändern.
Doch was sind die
Alternativen?
niza./magr. FRANKFURT, 2. Januar.
Die Masten und Drähte stehen, im späten
Frühjahr geht es los: Von da an rollen öko-
strombetriebene Oberleitungs-Lastwa-
gen über einen 5 Kilometer langen Ab-
schnitt der A 5 südlich von Frankfurt.
„Elektrifizierter, innovativer Schwerver-
kehr auf Autobahnen“, kurz Elisa, nennt
sich das von der Landesverkehrsbehörde
Hessen Mobil verantwortete Pilotprojekt.
Die Idee: Auf dem rechten Streifen der
beidseitig vierspurigen Trasse docken
Lastwagen mit Dachkonstruktion an die
Oberleitungen an, sobald sie den Anfang
der Teststrecke erreichen. Bei einer Ge-
schwindigkeit von 80 Stundenkilometern
stehen somit 6 bis 7 Minuten zur Verfü-
gung, um die Batterie im Fahrzeug mit
Strom zu versorgen.
Dann geht die Reise weiter. Ist die Bat-
terie irgendwann leer, verbrennt der Hy-
brid-Motor Diesel. Der Bund und das
Land Hessen sind frohen Mutes, mit
Oberleitungs-Lastwagen einen großen
Sprung in Richtung klimafreundlichen
Güterverkehr zu machen. 70 Millionen
Euro lässt sich das Bundesumweltminis-
terium deren Entwicklung kosten. Da-
von entfällt ein Fünftel auf Elisa, zwei
weitere Teststrecken sind im Bau. Der Zu-
schlag für die eigens gefertigten Fahrzeu-
ge ging an den schwedischen VW-Able-
ger Scania. Doch selbst wenn alles rund-
läuft: Dass viele weitere der 13 000 Kilo-
meter deutsche Autobahn vor einer Elek-
trifizierung mit Oberleitungen stehen,
ist nicht geplant und praktisch auch
kaum realisierbar.
Dabei werden alternative Antriebe im
Verkehrssektor händeringend gesucht.
Längst ist er zum Sorgenkind der deut-
schen Klimapolitik geworden. In Deutsch-
land steht er für rund ein Fünftel aller
Die drei aktuell diskutierten Modelle zur
Reform der Grundsteuer hatten kürzlich
an dieser Stelle Jens Boysen-Hogrefe
vom Institut für Weltwirtschaft und Carla
Krolage vom Ifo-Institut bewertet: das
von Bundesfinanzminister Olaf Scholz fa-
vorisierte „wertabhängige Modell“, das
von einem breiten zivilgesellschaftlichen
Bündnis geforderte „Bodenwertmodell“
sowie das von Eigentümerverbänden er-
satzweise zur Abschaffung der Grundsteu-
er angestrebte „Flächenmodell“. Scholz’
wertabhängiges Modell verwerfen die Au-
toren völlig zu Recht. Vom Daten- und Bü-
rokratieaufwand über verfassungsrechtli-
che Bedenken bis hin zu negativen Len-
kungseffekten sowie sozial problemati-
schen Höherbelastungen von Mietern in
angespannten Wohnungsmärkten spricht
einfach zu viel dagegen. Das Modell
möchte die alte, gescheiterte Bewertungs-
systematik in modernisierter, aber teils
sogar noch komplexerer Form als bisher
weiterführen. Ob die technische Umset-
zung in der vom Bundesverfassungsge-
richt gesetzten fünfjährigen Frist gelän-
ge, steht in den Sternen.
Das Bodenwertmodell bewerten die
Autoren hingegen positiv, wie viele ande-
re Ökonomen. Als Vorteile nennen sie
die Anreizwirkung für Investitionen und
die Teilabschöpfung von Bodenwertzu-
wächsen. Mit Verweis auf möglicherwei-
se zu starke Belastungsunterschiede ge-
genüber dem Ist-Zustand und Belastun-
gen von Mietern in angespannten Märk-
ten verwerfen Boysen-Hogrefe und Kro-
lage jedoch das Bodenwertmodell, um zu
der erstaunlichen Empfehlung des Ge-
Emissionen. Während der Kohlendioxid-
ausstoß in den Sektoren Energiewirt-
schaft und Industrie vom Jahr 1990 an ra-
pide gesunken ist, verharren Deutsch-
lands Gesamtemissionen seit nunmehr
zehn Jahren auf dem Niveau von 900 Mil-
lionen Tonnen – zu einem beträchtlichen
Teil wegen des Verkehrssektors, der in
Summe heute sogar etwas mehr CO2 emit-
tiert als noch im Jahr 1990.
Zwar entfällt der größte Anteil auf Au-
tos und nur ein Viertel der Verkehrsemis-
sionen auf Lastwagen. Auch ist deren
CO2-Bilanz je Kilometer so gut wie nie zu-
vor, von großen Fortschritten beim Aus-
stoß von Schwefeldioxid, Feinstaub oder
Stickoxiden ganz zu schweigen. Doch
sind mittlerweile einfach so viele Lastwa-
gen auf Deutschlands Straßen unterwegs,
dass gegenüber den frühen neunziger Jah-
ren ein zwanzigprozentiger Anstieg auf
mehr als 40 Millionen Tonnen CO2 zu Bu-
che schlägt. Wie beim Autoverkehr hal-
ten die stetigen Effizienzzuwächse nicht
Schritt mit der schier immer größer wer-
denden Masse an Fahrzeugen.
Der Autobahnabschnitt nahe der Ober-
leitungs-Teststrecke im seit vielen Jahren
wirtschaftlich kräftig wachsenden Rhein-
Main-Gebiet führt diese Entwicklung vor
Augen: Binnen zehn Jahren hat die Zahl
an Fahrzeugen mit mehr als 3,5 Tonnen,
die hier täglich über die A 5 fahren, um 7
Prozent auf annähernd 15 000 zugelegt.
Und auch andernorts ist das Ende der
Fahnenstange noch lange nicht erreicht,
schenkt man der Prognose des Bundesver-
kehrsministeriums Glauben. Schon heute
kommt der Straßengüterverkehr auf eine
jährliche Beförderungsleistung von annä-
hernd 500 Milliarden Tonnenkilometern
– eine Verdreifachung gegenüber dem
Jahr 1990. Ende des kommenden Jahr-
zehnts sollen es noch mal 100 Milliarden
Tonnenkilometer mehr sein.
In den Nachbarländern ist die Lage
nicht viel anders. Die EU denkt deshalb
schon seit längerem über europaweite
Maßnahmen nach, um der Entwicklung
Herr zu werden und Alternativen zu fossi-
len Antrieben voranzutreiben. Bislang
ließ man den Straßengüterverkehr klima-
politisch außen vor, doch nun ist klar,
STANDPUNK T
Grundsteuerreform richtig nutzen
Von Ulrich Kriese und Dirk Löhr
genmodells, der Flächensteuer, zu gelan-
gen – freilich ohne über diese auch nur
ein einziges kritisches Wort zu verlieren.
Wir beschränken uns in unserer Replik
auf die folgenden vier Punkte.

Erstens: Boysen-Hogrefe und Krolage
messen die Güte eines Reformmodells
daran, möglichst geringe Verwerfungen
gegenüber dem aktuellen Zustand zu er-
zeugen. Damit ignorieren sie das Verfas-
sungsgerichtsurteil, das ja gerade auf-
grund des hochproblematischen Status
quo der ungleichen Besteuerung erging.
Eine künftig wieder verfassungsgemäße
Grundsteuer heißt nichts anderes, als
dass diejenigen, die jahrzehntelang zu
wenig Grundsteuer gezahlt haben, künf-
tig mehr zahlen müssen und umgekehrt.
Verwerfungen im Sinne von Richtigstel-
lungen sind also nicht nur unvermeidbar,
sondern regelrecht Auftrag. Ebendies
würde mit einer Flächensteuer – und in
Teilen auch mit dem Modell von Scholz –
konterkariert. Allerdings widersprechen
wir Boysen-Hogrefes und Krolages Ver-
mutung, eine Flächensteuer erzeuge we-
niger starke Verwerfungen als wertbasier-
te Modelle. Zu Verwerfungen käme es na-
türlich auch hier, allerdings vor allem zu-
gunsten von Grundstückseigentümern
Wirtschaft
dass auch er seinen Teil wird beitragen
müssen. So wie die Autoindustrie den ge-
mittelten CO2-Ausstoß ihrer Neuwagen
bis zum Jahr 2021 auf 95 Gramm und,
wie unlängst beschlossen, zehn Jahre spä-
ter auf rund 60 Gramm je Kilometer be-
grenzen muss, stehen nun auch die Her-
steller von Lastwagen vor großen Heraus-
forderungen.
Mehr als ein Drittel weniger Kohlendi-
oxid bis zum Jahr 2030 fordert das EU-
Parlament, 30 Prozent antworteten Kom-
mission und kurz vor Weihnachten auch
der Ministerrat. Zwar stehen in den kom-
menden Wochen noch die Verhandlun-
gen im Trilog-Verfahren an, doch alles an-
dere als CO2-Minderungsziele in der Grö-
ßenordnung von 30 bis 35 Prozent wäre
eine Überraschung – trotz scharfen Pro-
tests von Seiten der Industrie. „Die euro-
päischen Reduzierungspläne bereiten
uns wirklich große Sorgen“, sagte etwa
Martin Daum, Vorstandsmitglied und Lei-
ter der Nutzfahrzeugsparte von Daimler,
unlängst der F.A.Z.
Mit Mühe habe es der Konzern in den
vergangenen Jahren geschafft, Einsparun-
gen in Höhe von jährlich 1 bis 1,5 Prozent
zu erreichen. Minus ein Drittel CO2 bis
zum Jahr 2030 würde jedoch 5 Prozent im
Jahr erfordern. „Das ist technisch und
wirtschaftlich nicht machbar“, so Daim-
ler-Vorstand Daum. Der europäische
Fahrzeugherstellerverband Acea plädiert
deshalb dafür, es bei einer realistischen
Gesamtverringerung um 16 Prozent bis
Ende des nächsten Jahrzehnts zu belas-
sen. Kommen höhere Ziele, stünden
Zehntausende Arbeitsplätze in Deutsch-
land und anderen europäischen Ländern
auf dem Spiel, warnen die Hersteller.
Falls ihre Einwände aber auf taube Oh-
ren stoßen sollten, gilt wie in der Autoin-
dustrie einzig eine substantielle Elektrifi-
zierung der Lastwagen als Alternative,
will man künftig die Grenzwerte einhal-
ten und teure Strafzahlungen abwenden.
Doch gerade da drückt der Schuh. „Im Gü-
terfernverkehr ist der effiziente Dieselmo-
tor auf absehbare Zeit schwer zu erset-
zen“, gibt Bernhard Mattes, Präsident des
Verbandes der Automobilindustrie, zu be-
denken und ergänzt: „Alternative Antrie-
an den guten Lagen. Den Preis dafür hät-
ten die Mieter und Eigentümer an den
weniger attraktiven Lagen zu zahlen.

Zweitens: Das Flächenmodell möch-
te die Infrastrukturkosten abbilden, die
den Kommunen durch die Grundstücks-
nutzer entstehen. Es beinhaltet jedoch
willkürliche Gewichtungen von Grund-
stücks- und Gebäudeflächen. Damit
bleibt unter anderem unberücksichtigt,
dass die Kostenstrukturen in den ver-
schiedenen Kommunen sehr unter-
schiedlich sind. Zudem werden Immobi-
lien in geringwertigen Lagen in Relation
zu ihren Werten systematisch höher be-
lastet als solche in hochwertigen Lagen.
Dies alles ist weder folgerichtig, noch
entspricht es dem steuerlichen Leistungs-
fähigkeitsprinzip. Ob das Bundesverfas-
sungsgericht ein solches Modell akzep-
tierte, erscheint uns mehr als fraglich.

Drittens: Noch mehr als das wertabhän-
gige Modell konterkariert das Flächenmo-
dell städtebauliche Zielsetzungen. Es be-
lastet den Wohnungsneubau und entlas-
tet ungenutzte und untergenutzte Grund-
stücke, statt diese in die Nutzung zu trei-
ben. Damit trägt es zur Angebotsverknap-
pung und zu steigenden Immobilienprei-
sen sowie Mieten bei.
Foto Marcus Kaufhold
be sind, anders als im Pkw-Segment, gera-
de für den schweren Langstreckenver-
kehr nicht in der Breite marktfähig.“
Die nackten Zahlen geben ihm zweifel-
los recht. Vertreter der Automobilindus-
trie beteuern zwar unisono, mit Hoch-
druck an der Elektrifizierung ihrer Fahr-
zeuge zu arbeiten. Stand heute verfügt in
Deutschland aber nur ein winziger Bruch-
teil der Lastwagen über einen batteriebe-
triebenen Elektromotor: nach Daten des
Kraftfahrt-Bundesamtes zum 1. Oktober
vergangenen Jahres von den gut 3,14 Mil-
lionen Lastwagen etwas mehr als 16 000,
also gerade einmal 0,5 Prozent.
Andere Marktteilnehmer sehen des-
halb gerade jetzt ihre große Stunde schla-
gen, an erster Stelle die Hersteller von
Gasantrieben. Sie setzen darauf, dass der
Umstieg von Diesel auf Gas einen
CO2-Vorteil von bis zu 15 Prozent mit
sich bringt und kein Wagnis wie mit vor-
erst reichweitenschwachen Elektromoto-
ren bedeutet. Große Hoffnung setzt die
Gasbranche auf das tiefkalte Flüssiggas-
gemisch (Liquified Natural Gas, LNG)
als Kraftstoff. „Fahrzeuge, Antriebe und
Betankungstechnik für LNG haben die
nötige Industriereife erreicht und sind
schon heute verfügbar“, sagt etwa Silva-
no Calcagno, der der Tochtergesellschaft
des Düsseldorfer Energiekonzerns Uni-
per vorsteht.
Dort hält man den Umstieg auf LNG
für die schnellste und effizienteste Lö-
sung für einen klimafreundlicheren
Schwerlastverkehr auf der Straße. Schon
heute sieht sich Uniper mit der Mautbe-
freiung für elektro- wie gasbetriebene
Lastwagen im Aufwind. Auch erhält das
Unternehmen EU-Mittel in Höhe von
knapp 10 Millionen Euro für den Bau von
europaweit 15 Flüssiggas-Tankstellen.
Doch bislang ist erst eine davon fertig,
und bloß zwei weitere betreiben die Kon-
kurrenten Shell und Iveco in ganz
Deutschland. Das liegt freilich auch an
der noch schwachen Nachfrageseite. Der-
zeit sind hierzulande weniger als 30 000
gasbetriebene Lastwagen registriert. So
wie Oberleitungs-Lastwagen gerade erst
erprobt werden, stehen auch andere Alter-
nativen noch ganz am Anfang.

Viertens: Die Höhe einer Flächensteu-
er müsste sich stets am leistungs-
schwächsten Grundstückseigentümer
oder Mieter der Gemeinde orientieren.
Es wäre unsicher, ob nach einem System-
wechsel alle Kommunen ihr Grundsteu-
eraufkommen halten könnten. Die Mög-
lichkeit zur Anhebung der Hebesätze je-
denfalls wäre stark limitiert und die
grundgesetzlich geschützte kommunale
Finanzautonomie damit deutlich be-
schnitten. Bodenwertsteigerungen blie-
ben vollständig bei den Eigentümern,
statt wenigstens teilweise an die Gemein-
de zurückzufließen.
Richtig ist zwar, dass eine reine Boden-
wertsteuer in einzelnen Großstadtbezir-
ken zu spürbaren Höherbelastungen füh-
ren kann. Im Grundsatz entspräche dies
jedoch dem verfassungsrechtlichen Auf-
trag. Zur Abmilderung könnte die Politik
zu einem einfachen Mittel greifen: Ein-
führung einer Länderöffnungsklausel,
um die Bodenwertkomponente etwa
durch eine Bodenflächenkomponente zu
„verdünnen“. Damit ließen sich sämtli-
che mit einer Gebäudebewertung und
-besteuerung einhergehenden Nachteile
vermeiden. Nur eine reine Bodensteuer
wirkt sich angebotserhöhend und somit
dämpfend auf Bodenpreise und Mieten
aus. Ein nicht zu verachtender Nebenef-
fekt: Das kombinierte Bodenwert-/Bo-
denflächenmodell führt im Länderfi-
nanzausgleich zu geringstmöglichen Ver-
werfungen.
Ulrich Kriese und Dirk Löhr sind Mitbegründer
der Initiative „Grundsteuer: Zeitgemäß!“, die sich
für eine Bodenwertsteuer ausspricht. Der Artikel,
auf den sie sich beziehen, ist in der F.A.Z. vom
7. Dezember erschienen.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Das Gesetz gegen
Funklöcher kommt voran
Politik schlägt Warnungen der Industrie in den Wind
bü. DÜSSELDORF, 2. Januar. Ungeach-
tet aller Proteste der Mobilfunkkonzerne
treibt die Bundesregierung ihr geplantes
„Roaming-Gesetz“ voran. Es gehe um Pla-
nungssicherheit für die Anbieter, „und da
sind wir in der Diskussion mit den Koaliti-
onsfraktionen, wie wir dies am besten um-
setzen“, sagte Verkehrsminister Andreas
Scheuer (CSU). Der Entwurf zielt auf eine
bessere Mobilfunkversorgung in ländli-
chen Regionen, vor allem entlang der Ver-
kehrswege. Die Deutsche Telekom, Voda-
fone und O2 sollen dort verpflichtet wer-
den, ihre Netze Konkurrenten für eine Mit-
nutzung zu öffnen. Handykunden, die
über ihren eigenen Anbieter keinen Emp-
fang haben, könnten dann über fremde
Netze telefonieren und ins Internet. „Die
Mobilfunk-Anbieter müssen ihre Zusagen
erfüllen, sonst wird der Staat Konsequen-
zen ziehen“, zitierte die „Bild“ Wirt-
schaftsminister Peter Altmaier (CDU).
Die Betreiber befürchten, dass ein sol-
ches regionales Roaming ihre Investitionen
in teure Funkmasten und Sendetechnik ent-
wertet. Mit der geplanten Änderung des Te-
lekommunikationsgesetzes schlägt die Poli-
tik auch Warnungen der Bundesnetzagen-
tur in den Wind. Die mitten in den Vorberei-
tungen auf die Frequenzversteigerung für
den neuen 5G-Mobilfunkstandard geforder-
ten Auflagen würden „erhebliche Rechtsun-
sicherheiten verursachen und das Auktions-
verfahren gefährden“, hieß es in einem
Brief, den die Fachabteilung vor Weihnach-
ten an die zuständigen Ministerien ge-
schickt hatte. Die Regulierungsbehörde
will sich deshalb auf ein „Verhandlungsge-
bot“ beschränken. Mit der Netzagentur als
Dieselverbot nun in ganz Stuttgart
72 000 Autos von den Einschränkungen betroffen
ols. STUTTGART, 2. Januar. Der Ver-
kehr am Stuttgarter Neckartor rollt flüs-
sig. Kein Stau an diesem Mittwochmor-
gen, wie er sich dort sonst regelmäßig an
Deutschlands wohl berühmtester Straßen-
kreuzung ereignet. Es ist der 2. Januar.
Und es sind noch Ferien und Tag zwei, seit
zum ersten Mal in einer deutschen Groß-
stadt ein Dieselfahrverbot für eine gesam-
te Umweltzone gilt. Große LED-Tafeln an
den Stadträndern der baden-württember-
gischen Landeshauptstadt weisen darauf
hin. Beim örtlichen Nahverkehrsunterneh-
men Stuttgarter Straßenbahnen AG wird
gleichfalls kein erhöhtes Fahrgastaufkom-
men verzeichnet. Die Zahlen seien aber
wegen der Ferien nicht repräsentativ, so
eine Sprecherin. Für Manfred Niess, der
seit 2004 gegen die Schadstoffbelastung
vor seiner Haustür kämpft, kommt das
Dieselfahrverbot zu spät. Der 68 Jahre
alte frühere Lehrer wohnt in der Nähe des
Neckartors. Er zweifelt die Wirksamkeit
des Dieselfahrverbots an.
Diesel der Abgasnorm Euro 4 und älter
dürfen ins gesamte Stuttgarter Stadtgebiet
nicht mehr einfahren. Für Anwohner gibt
es eine Übergangsfrist bis zum 1. April.
Für Handwerker, Lieferverkehr oder auch
Schichtarbeiter oder Fahrzeuge von Ret-
tungskräften gibt es Ausnahmen. 3745 An-
träge für Ausnahmegenehmigungen sind
bei der Kommune bislang eingegangen,
wie eine Sprecherin mitteilte. Davon wa-
ren 1611 Anträge von Gewerbetreibenden
und 2134 von Privatpersonen. Mehr als
1500 Anfragen konnten schon erledigt
werden, 47 Prozent wurden genehmigt.
Der Stadt zufolge sind von den seit
Dienstag geltenden Einschränkungen
72 000 Autos in Stuttgart und Umgebung
betroffen. Bei Verstößen droht ein Buß-
Preis für CO2-Zertifikate gestiegen
Höchster Stand seit 2006 / OECD preist Emissionshandel
niza. FRANKFURT, 2. Januar. Industrie
und Energiewirtschaft kommt der Aus-
stoß von Kohlendioxid immer teurer zu
stehen. An der Leipziger Strombörse EEX
kostete eine Tonne CO2 am Mittwoch zwi-
schenzeitlich mehr als 25,30 Euro. Das ist
der höchste Preis seit dem Frühjahr 2006.
Noch Anfang 2017 lag der Preis je Tonne
bei weniger als 8 Euro. Der EU-weite
Emissionshandel wurde vor 14 Jahren ein-
geführt, um Industrie- und Energieunter-
nehmen als große Verursacher von CO2
zu klimafreundlichen Investitionen zu
drängen. Je höher der Preis, desto kostspie-
liger ist der Einsatz der fossilen Energieträ-
ger Kohle, Öl und Gas. Die übrigen Wirt-
schaftssektoren Verkehr, Landwirtschaft
und Haushalte werden vom Emissionshan-
del nicht erfasst.
Die Suche nach Gründen für den jüngs-
ten Preisanstieg ist schwierig. „Fundamen-
tal ist die Entwicklung nicht voll erklär-
bar“, sagt der Münsteraner Energieöko-
nom Andreas Löschel. „Bei der Entwick-
lung der CO2-Preise ist augenblicklich
sehr viel Spekulation dabei, psychologi-
sche Faktoren scheinen zu dominieren –
und auch Finanzinvestoren spielen zuneh-
mend eine Rolle.“ Frank Obermüller vom
Institut der deutschen Wirtschaft in Köln
schlägt in dieselbe Kerbe und betont, dass
rund ein Drittel der Marktteilnehmer kei-
ne Anlagenbetreiber seien.
Doch zugleich scheint auch die jüngste
Reform des Emissionshandels eine Rolle
zu spielen, sind sich die Fachleute einig.
So haben sich Unternehmen in der Vergan-
genheit kräftig mit günstigen Zertifikaten
eingedeckt, welche von diesem Jahr an in
eine Reserve überführt werden. Von 2023
an wird die Reserve dann begrenzt auf die
Schiedsrichterin im Rücken sollen die Un-
ternehmen die Konditionen für eine Mit-
nutzung von Netzen und Infrastrukturen
untereinander aushandeln. Zwangslösun-
gen gegen den Willen der Konzerne sind in
den Vergabebedingungen für die Frequen-
zen hingegen nicht vorgesehen.
Den drei Anbietern gehen schon die bis-
her vergleichsweise weich formulierten
Auflagen zu weit. Allesamt haben sie in-
zwischen Klage vor dem Verwaltungsge-
richt Köln eingereicht. Die völlig unklaren
Regelungen zum Roaming seien ein gro-
ßes Investitionshemmnis und den Unter-
nehmen nicht zuzumuten, sagte ein Spre-
cher der Deutschen Telekom. Auch die Be-
triebsräte der drei großen Konzerne weh-
ren sich. Die Politik gefährde Zehntausen-
de von Arbeitsplätzen. Dahinter steht die
Sorge, dass Roaming einem Neuling wie
dem Internetkonzern United Internet den
Markteintritt ermöglichen und die Preise
ins Rutschen bringen könnte.
United Internet allerdings gehen die
Roaming-Auflagen nicht weit genug, so
dass der Konzern nach Angaben eines
Sprechers ebenfalls Klage eingereicht hat.
Das gilt ebenso für das Unternehmen Free-
net und weitere Regionalanbieter. Die Kla-
gen der Mobilfunker richten sich auch auf
die Auflagen für die Flächenversorgung.
Diese ließen sich allein mit den zur Verga-
be stehenden Frequenzen nicht erfüllen,
sondern die Konzerne müssten auf das
Spektrum aus früheren Auktionen zurück-
greifen, begründen sie ihre Rechtsbe-
schwerde. Ein Aufschub der im Frühjahr
geplanten Auktion ist damit bisher nicht
verbunden.
geld von 80 Euro. Bis Ende des Monats
sind zunächst Ermahnungen geplant,
wenn ein Verstoß bei der normalen Park-
raumüberwachung oder einer Verkehrs-
kontrolle auffällt. Gezielte Kontrollen der
Dieselfahrverbote plant die Stuttgarter Po-
lizei nicht. „Wir setzen darauf, dass sich
die Bürger an das Verbot halten“, sagt der
Stuttgarter Ordnungsbürgermeister Mar-
tin Schairer (CDU).
Später könnten weitere Fahrverbote für
Diesel der Euronorm 5 in Stuttgart hinzu-
kommen – diese will die grün-schwarze
Landesregierung von der Wirkung des
Luftreinhaltepaketes abhängig machen.
Eine erste Bilanz über die Wirkung des
Verbots in Stuttgart wird voraussichtlich
deshalb schon im Frühjahr gezogen. Ver-
waltungsgerichte haben für mehrere deut-
sche Städte Fahrverbote für ältere Diesel
angeordnet, etwa für Berlin, Köln, Essen,
oder Frankfurt. Hier liegen die Werte bei
Stickstoffdioxid über dem vorgeschriebe-
nen Grenzwert. Quelle für Stickstoffdi-
oxid ist vor allem das Auto. Viele Urteile
sind aber noch nicht rechtskräftig.
Anderswo, etwa in Hamburg, sind ein-
zelne Straßen betroffen. Stuttgart kämpft
seit Jahren gegen eine zu hohe Belastung
der Luft mit Schadstoffen. Verstärkt durch
die Kessellage, werden die EU-Grenzwer-
te immer wieder überschritten. Während
die Belastung durch Feinstaub zuletzt ge-
ringer wurde, liegen die Werte von Stick-
stoffdioxid meist noch weit über dem
Grenzwert. Für Dorothee Saar, Leiterin
des Bereichs Verkehr und Luftreinhaltung
von der Deutschen Umwelthilfe, kommt
es nun vor allem darauf an, ob die Maß-
nahmen Wirkung zeigen und nicht zu vie-
le Ausnahmegenehmigungen erteilt wer-
den. Die Politik müsse glaubhaft bleiben.
Versteigerungsmenge im Vorjahr. 2023
werden also Zertifikate im Umfang von
mehr als 1 Gigatonne CO2 vom Markt ge-
nommen, rechnet der Magdeburger Um-
weltökonom Joachim Weimann vor. „Das
ist ein tiefer Schluck aus der Pulle.“ Und
weil Unternehmen diesen Markteingriff
derzeit vorwegnähmen, indem sie kräftig
Zertifikate kaufen, steige der Preis.
Ein höherer Preis für Emissionen soll
klimafreundliche Investitionen auslösen.
In Deutschland wird über das Erneuerba-
re-Energien-Gesetz (EEG) zusätzlich der
Ausbau von Wind, Sonne und anderen re-
generativen Energiequellen gefördert.
Weimann kritisiert dies: „Weil die Gesamt-
menge an CO2 mittels Obergrenze in der
EU festgelegt ist, konnten polnische Kraft-
werke die Zertifikate kaufen, die in
Deutschland über das EEG eingespart
wurden.“ Nun könnten die EEG-Befür-
worter argumentieren, dass durch die
Stromproduktionen aus den Erneuerba-
ren die Reserve weiter wachse und damit
auch die Menge der von 2023 an gelösch-
ten Emissionsrechte. Dabei sei der Aus-
bau der Erneuerbaren in Deutschland in
hohem Maße ineffizient, sagt Weimann.
Es wäre besser gewesen, die Obergrenze
für Zertifikate im Umlauf zu verknappen.
Die Organisation für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (OECD)
hat jüngst die Auswirkung des Emissions-
handels auf die teilnehmenden Unterneh-
men untersucht und festgestellt, dass In-
vestitionen und Erlöse signifikant höher
waren als in kleineren, vom System nicht
erfassten Betrieben. Das Argument, der
Emissionshandel würde der Wettbewerbs-
fähigkeit schaden, ziehe demnach nicht.
(Kommentar Seite 22.)
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Wenn der Aufschwung unheimlich wird
Irlands Wirtschaft floriert:
Die Steuereinnahmen legen
zu, die Immobilienpreise
steigen rasant. Mancher
glaubt, die Wirtschaft könnte
überhitzen – genau wie vor
der letzten Krise.
theu. LONDON, 2. Januar. Ein Jahr-
zehnt nach der schweren Wirtschaftskri-
se in Irland wächst auf der Grünen Insel
die Furcht, dass sich die Geschichte wie-
derholen könnte. Wie vor dem damaligen
Absturz steigen auch heute wieder die Im-
mobilienpreise rapide, die Wirtschaft
und die Steuereinnahmen des Staates
wachsen stark. Aber immer mehr Beob-
achtern ist der ungebremste Aufschwung
nicht mehr ganz geheuer. Die irische No-
tenbank befürchtet, dass die Wirtschaft
an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und
überhitzen könnte.
Es drohe eine neue Runde von „Boom
and Bust“, mahnten die Währungshüter –
also ein ungestümes Konjunkturhoch,
dem ein abrupter Absturz in die Pleite
folgt. Die Ökonomen des Industriestaa-
tenverbunds OECD haben ähnliche Be-
denken: Sie sind besorgt, dass gerade eine
neue Preisblase am irischen Immobilien-
markt entsteht. Auch 2008 hatte ein Kol-
laps der zuvor stark gestiegenen Immobi-
lienpreise das vermeintliche Wirtschafts-
wunderland Irland in eine schwere Rezes-
sion gestürzt und die Inselrepublik in den
folgenden Jahren zum zweiten Notfallpa-
tienten in der Europäischen Währungs-
union nach Griechenland gemacht.
Die Wohnungspreise in Irland hatten
sich nach dem Hochstand 2007 bis 2013
halbiert. Doch seither sind sie wieder um
fast 60 Prozent gestiegen. In der Haupt-
stadt Dublin, dem mit Abstand wichtigs-
ten Wirtschaftszentrum des Landes, sind
Wohnimmobilien heute annähernd dop-
pelt so teuer wie auf dem Tiefpunkt vor ei-
nigen Jahren. Neue Zweizimmerwohnun-
gen in gefragten Innenstadtlagen werden
mittlerweile wieder für bis zu 700 000
Euro angeboten. In Dublin herrscht aku-
ter Wohnungsmangel.
Wie vor der letzten Krise glänzt Irland
auch heute wieder mit beeindruckenden
Wirtschaftsdaten: Die Regierung schätzt,
dass das Bruttoinlandsprodukt 2018 um
rund 7,5 Prozent gewachsen ist. Auch in
den Jahren davor ist die kleine Volkswirt-
schaft mit 4,8 Millionen Einwohnern
stark expandiert. 2015 war die Wirtschaft
sogar um sagenhafte 25 Prozent gewach-
sen, was allerdings in erster Linie auf Son-
dereffekte durch Patenteinnahmen zu-
rückzuführen war, die ausländische Kon-
zerne in das Niedrigsteuerland verlagert
Deutscher Mittelstand blickt skeptisch in die Zukunft
Die Schwäche der Wirtschaft setzt sich mit fallenden Frühindikatoren fort / Aktuelle Lage aber gut
mtle. FRANKFURT, 2. Januar. Auch
zum Jahreswechsel haben in den Chefeta-
gen die Sorgen um den Aufschwung zuge-
nommen. Mit sichtlich weniger Schub-
kraft als im Vorjahr ist die deutsche Wirt-
schaft gestartet. Und als Folge des kom-
menden Brexits, der von Amerika ausge-
henden Handelskonflikte und der verhär-
teten Fronten in den Debatten über Euro-
pas Zukunft sind die Unwägbarkeiten für
die Konjunktur beachtlich. Auch im deut-
schen Mittelstand wächst die Skepsis.
Eigentlich ist der Mittelstand bekannt
für seine Krisenfestigkeit und reagierte
bis zuletzt auf Wachstumsdämpfer mit
Gelassenheit. Doch nun hat in den klei-
nen und mittleren Unternehmen die
Skepsis deutlich zugenommen: Während
die nach dem KfW-Mittelstandsbarome-
ter befragten Unternehmer und Manager
ihre aktuelle Lage im Dezember zwar
nur etwas schlechter bewerteten als im
Vormonat, senkten sie ihre Erwartungen
Neue Euro-Geldstücke
im Milliardenwert
FRANKFURT, 2. Januar (dpa). Die Euro-
länder wollen trotz bargeldloser Bezahl-
möglichkeiten auch 2019 Euro-Münzen
in großem Stil in Umlauf bringen. Die 19
Staaten des gemeinsamen Währungsrau-
mes wollen Geldstücke im Gesamtvolu-
men von 2,1 Milliarden Euro (Vorjahr:
2,2 Milliarden produzieren. Davon sind
rund 488 Millionen Euro Sammlermün-
zen, wie aus der Genehmigung der Euro-
päischen Zentralbank (EZB) hervorgeht.
Die meisten Geldstücke will abermals
Deutschland produzieren. Auf 632 Millio-
nen Euro beläuft sich in Europas größter
Volkswirtschaft das Volumen, davon 231
Millionen Euro für Sammler. Die EZB
legt jährlich anhand des von den Eurolän-
dern gemeldeten Bedarfs eine Obergren-
ze für das Gesamtvolumen der Münzen
fest. In diesem Rahmen können die Län-
der dann die Geldstücke prägen lassen.
Umstritten sind vor allem 1- und 2-Cent-
Münzen. Viele Verbraucher finden sie
lästig, weil sie sich im Geldbeutel sam-
meln und diesen dick und schwer ma-
chen. Händler nutzen zwar gerne den
psychologischen Effekt krummer Preise
knapp unter dem vollen Eurobetrag, müs-
sen dann aber an der Kasse Kleinstbeträ-
ge an Wechselgeld herausgeben. In
Deutschland ist Bargeld nach wie vor
sehr beliebt. Nach einer Studie der Deut-
schen Bundesbank sanken die Barzahlun-
gen 2017, gemessen am Umsatz, erst-
mals unter 50 Prozent auf 48 Prozent.
Baustellen in Dublin
hatten. Es herrscht Rekordbeschäftigung.
Der Staatshaushalt ist dank hoher Steuer-
einnahmen annähernd ausgeglichen, und
die Schuldenquote des Staates ist von ge-
fährlich hohen 120 Prozent auf 67 Pro-
zent der Wirtschaftsleistung gesunken.
Aber nach dem enormen Wachstums-
schub der vergangenen Jahre stößt die iri-
sche Wirtschaft an Grenzen. Das Wirt-
schaftsforschungsinstitut ESRI in Dublin
prognostiziert, dass der Engpass am Im-
mobilienmarkt nur dann überwunden
werden könne, wenn die Bauindustrie im
großen Stil ausländische Arbeitskräfte
ins Land hole. Das weckt böse Erinnerun-
gen an die letzte Immobilienpreisblase:
Nach der Jahrtausendwende heuerten
ebenfalls viele Wirtschaftsmigranten vor
allem aus Osteuropa auf irischen Baustel-
len an. Damals pumpten die vielen Zu-
wanderer, die ja alle auch Wohnungen be-
nötigten, die Preisblase weiter auf.
Allerdings ist Irland heute noch weit
entfernt von der früheren unkontrollier-
ten Bauwut, die dem Land während der
beachtlich. Auf ganzer Breite machen
sich die Zweifler am Aufschwung immer
stärker bemerkbar.
Einen abrupten Abschwung sehen die
Konjunkturfachleute der großen Wirt-
schaftsforschungsinstitute aber nach wie
vor nicht kommen – die Rahmenbedin-
gungen seien hierfür immer noch zu gut.
„Auch in diesem Jahr werden die hohe
Wettbewerbsfähigkeit deutscher Expor-
teure, der Arbeitsmarktboom und große
Überschüsse in den öffentlichen Haushal-
ten zum Tragen kommen“, sagte etwa
Marcel Fratzscher, der Präsident des
DIW, am Mittwoch. Die DIW-Forscher
rechnen für 2019 wie auch die Ökono-
men von der KfW mit einem durchaus so-
liden Wachstum des Bruttoinlandspro-
dukts von 1,6 Prozent.
Die Prognosen sind allerdings mit eini-
gen Unwägbarkeiten verbunden. Die
Weltwirtschaft schwächt sich inmitten
der politischen Konflikte immer weiter
Das Bargeld könnte knapp werden
Bundesweite Streiks der Geldtransportbranche / Bislang kaum Einschränkungen
fne. FRANKFURT, 2. Januar. Von ange-
spannter Stimmung konnte im Frankfur-
ter Einkaufszentrum Skyline Plaza am
Mittwoch keine Rede sein. Die Geschäfte
gehen ihren normalen Gang. Nur am
Geldautomaten der Sparkasse hängt ein
Zettel, der auf einen Warnstreik aufmerk-
sam macht und vor Beeinträchtigungen
bei der Bargeldvorsorge warnt. Aber von
den „erheblichen Störungen“, welche die
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi an-
kündigte, war zumindest gegen Mittag
noch nichts zu sehen.
Dabei hatte sie die 11 000 Beschäftig-
ten der Geld- und Wert-Branche zu ei-
nem Warnstreik aufgerufen. Dazu gehö-
ren die Fahrer von Geldtransportern,
aber auch Geldzähler und Vorbereiter für
die zahlreichen Transporte. Sie sind da-
für zuständig, dass das Geld die Geschäf-
te erreicht, aber auch, dass das Geld dann
wieder zu den Banken transportiert wird.
Sie halten den Bargeld-Kreislauf damit
am Leben. Bundesweit seien daraufhin
Hunderte Transporte ausgefallen, sagte
Verdi-Verhandlungsführer Arno Peukes.
Es seien mehr Fahrer von Geldtranspor-
tern, Geldzähler und Vorbereiter in den
Streik getreten, als die Gewerkschaft er-
wartet habe. Die Beteiligung war bundes-
weit sehr unterschiedlich: Vor allem in
den östlichen Bundesländern sei die
Streikbeteiligung vielerorts gering oder
sogar bei null gewesen, hieß es von der
Wirtschaft
8,7
2014
Weltfinanzkrise zum Verhängnis gewor-
den ist. Die Wohnungspreise sind trotz
des starken Anstiegs der vergangenen Jah-
re noch immer um knapp ein Fünftel nied-
riger als auf dem Höhepunkt des Jahres
2007. Vergangenes Jahr wurden knapp
18 000 neue Wohnungen fertiggestellt,
2007 waren es mehr als 90 000 gewesen.
Viele Fachleute halten den heutigen An-
stieg der Immobilienpreise für nachhalti-
ger, weil es anders als damals eindeutig ei-
nen Wohnungsmangel gebe.
Andererseits ist die Entwicklung am
Immobilienmarkt nicht der einzige Risiko-
faktor. So halten Fachleute die Staatsfi-
nanzen für weniger solide, als es auf den
ersten Blick den Anschein hat. Die Ein-
nahmen aus der Unternehmensteuer sind
in den vergangenen Jahren rapide ge-
wachsen. Aber diese sind stark von weni-
gen internationalen Großkonzernen ab-
hängig, deren häufig aus Patenten erziel-
te Gewinne rasch in andere Länder verla-
gert werden könnten. Die Geldquelle sei
damit ähnlich unzuverlässig wie vor der
ab. Einige Ökonomen sehen Teile der
Wirtschaft in Deutschland und im Euro-
raum längst auf dem Weg in die Stagna-
tion. Wichtige Frühindikatoren gehen
weiter nach unten. Im Dezember habe
sich die Stimmung in der Industrie so-
wohl in Deutschland als auch im übrigen
Euroraum weiter eingetrübt, teilten Öko-
nomen des Londoner Marktforschungsin-
stituts Markit am Mittwoch mit. Zwar lie-
gen beide Indikatoren noch oberhalb der
50-Punkte-Marke, die Wachstum signali-
siert. Doch gaben die Auftragseingänge
in Deutschland so deutlich nach wie seit
sechs Jahren nicht. Der Euroraum ver-
zeichnete bei den Neuaufträgen zudem
die stärksten Einbußen seit mehr als vier
Jahren. „Vom Boom zur annähernden
Stagnation – der Dezember rundet eine
enttäuschende Entwicklung des Indus-
triesektors in diesem Jahr ab“, kommen-
tierte Chris Williamson, Chefvolkswirt
von Markit, die jüngsten Entwicklungen.
Bundesvereinigung Deutscher Geld- und
Wertdienste (BDGW). In Bayern dage-
gen fielen nach Angaben des zuständigen
Verdi-Vertreters rund 80 Prozent der ge-
planten Geldtransporte aus.
Doch wie schädlich kann so ein Streik
für die Wirtschaft sein? Es gibt jährlich
rund 25 Millionen von diesen Geldtrans-
portfahrten. Täglich werden drei Milliar-
den Euro durch die Republik gekarrt. Der
gesamte Bargeldumlauf belief sich laut
Bundesbank Ende des Jahres 2017 auf
635 Milliarden Euro. Täglich werden also
rund 0,5 Prozent des gesamten Bargeld-
umlaufes transportiert, rein statistisch ge-
sehen transportiert die Branche den ge-
samten Bargeldumlauf 1,7 Mal im Jahr.
Ohne die Branche würde unser Bargeld-
Kreislauf zusammenbrechen.
Doch die Auswirkungen bei einem so
kurzen Streit sind gering. Die Versorgung
der Geschäfte mit Bargeld sei kein Pro-
blem gewesen, so der Handelsverband
Deutschland. Die Händler hätten sich vor-
bereitet und seien in den vergangenen Ta-
gen mit ausreichend Bargeld beliefert
worden. Problematisch würde es erst bei
mehrtägigen oder mehrwöchigen Streiks,
heißt es bei der Bundesvereinigung Deut-
scher Geld- und Wertdienste. Beim
BDGW ist man jedenfalls optimistisch –
es gebe keine Bargeldknappheit, auch
nicht nach drei Streiktagen. Es könne
aber passieren, dass einem Automaten
25,0 Irlands
Wirtschaftswachstum
Veränderung des BIP zum Vorjahr
in %
Prognose
7,2 7,5
4,9
2015 2016 2017
Quelle: IWF/Irische Regierung/Foto: Frank Röth/F.A.Z.-Grafik Niebel
letzten Krise die damals hohen Einnah-
men aus der Immobilienbesteuerung,
warnt die irische Notenbank. Hinzu
kommt das alte Problem, dass auch heute
wieder der Leitzins der Europäischen
Zentralbank für die stark wachsende iri-
sche Wirtschaft zu niedrig ist. Die Geld-
politik fällt damit als Bremse für ein über-
mäßig starkes Wachstum aus.
Kurzfristig allerdings halten Fachleute
den Brexit für die größte Bedrohung:
Kein europäisches Land ist mit Großbri-
tannien wirtschaftlich so eng verflochten
wie Irland. Ein ungeordneter EU-Austritt
der Briten im März könnte deshalb auch
die Iren teuer zu stehen kommen. Chaos
und Handelshürden nach dem Brexit wür-
den die irische Wirtschaft hart treffen –
und könnten sogar, ähnlich wie in Groß-
britannien selbst, zu Versorgungsengpäs-
sen führen. Kurz vor Weihnachten stellte
die Regierung in Dublin einen Notfall-
plan vor: Er soll verhindern, dass im Früh-
jahr in Irland Lebensmittel und Medika-
mente knapp werden.
Wenn auch der Mittelstand die Abküh-
lung inzwischen stärker spürt, muss die-
ser das neue Jahr wohl nicht fürchten.
„Wir haben eine Wachstumsphase, die
stark auf die Binnenwirtschaft konzen-
triert ist, und da ist der Mittelstand am
stärksten“, sagte Jörg Zeuner, Chefvolks-
wirt der KfW. Zwar sind etwa Maschinen-
bauer und Unternehmen der chemischen
Industrie sehr stark in internationale
Wertschöpfungsketten eingebunden. Für
die Mehrheit der Mittelständler ist die
Inlandsnachfrage aber maßgeblich. Diese
sehen Ökonomen mit der guten Beschäfti-
gung und dem Boom der Bauwirtschaft
nach wie vor als stabil an. Der Bedarf an
Investitionen in die Infrastruktur gilt au-
ßerdem als enorm. „Es ist berechtigter-
weise so, dass der Mittelstand euphori-
scher als andere unterwegs ist“, sagte Zeu-
ner. Die größten Risiken für den Mittel-
stand liegen in der Knappheit an Fach-
kräften, die vor allem abseits der Metro-
polen schwer zu gewinnen sind.
mal die Scheine ausgingen und Kunden
dann zum nächsten müssten. Ähnlich
äußerte sich die Deutsche Kreditwirt-
schaft als Interessenvertretung der fünf
kreditwirtschaftlichen Spitzenverbände.
Es gebe keine Anhaltspunkte für größere
Auswirkungen – es könnte punktuell al-
lerdings zu Einschränkungen in der Bar-
geldversorgung an Geldautomaten kom-
men.
Wie lange die Streiks noch andauern
werden, ist jedenfalls im Moment nicht
bekannt. Am Mittwochnachmittag rief
Verdi zu bundesweiten Warnstreiks auch
für den Donnerstag auf, um den Druck
hoch zu halten. Ein weiterer Streik am
Freitag scheint nicht ausgeschlossen.
Verdi fordert eine Erhöhung des Stun-
denlohns um 1,50 Euro für zwei Jahre in
Folge sowie die Angleichung der Gehäl-
ter in den neuen Bundesländern. Noch lie-
gen Forderungen und Angebot weit aus-
einander: Der BDGW bietet rückwirkend
zum 1. Januar eine Erhöhung von 40
Cent und nochmals zum 1. Januar 2020
um 50 beziehungsweise 40 Cent je nach
Region an. In einigen Regionen soll es da-
zwischen eine weitere Anhebung geben.
Die Verhandlungen werden trotz der
Streiks am Donnerstag und Freitag fortge-
setzt. Laut Verdi liegen die Gehälter für
die Geldzähler und Geldtransportfahrer
im Osten bei 1800 bis 2400 Euro und im
Westen bei 2200 bis 2900 Euro brutto pro
Monat.
DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2 · S EITE 17
Rechtsstaatsrisiko Juristenmangel:
Den Ländern fehlen Beamte
Richterbund mahnt „Pakt für den Rechtsstaat“ an
hw. BERLIN, 2. Januar. Zum Jahreswech-
sel haben mehrere Bundesländer vor den
Folgen des demographischen Wandels im
Justizwesen gewarnt. In den kommenden
Jahren droht eine Welle von Pensionie-
rungen. Noch immer haben sich Bund
und Länder nicht auf die Finanzierung
der im „Pakt für den Rechtsstaat“ verspro-
2018 chenen 2000 Stellen für die Justiz einigen
können.
Mehrere Länder haben schon zahlrei-
che neue Jobs geschaffen, wie die dpa im
Rahmen einer breit angelegten Umfrage
bei den Ländern ermittelte. Baden-Würt-
temberg habe seit 2016 die Justiz mit 700
Stellen gestärkt. 251 zusätzliche Richter
und Staatsanwälte gebe es seitdem, aber
noch fehlten „Dutzende“. Sachsen bekam
in den vergangenen vier Jahren 120 neue
Stellen für Richter und Staatsanwälte.
Rheinland-Pfalz will in den kommenden
zwei Haushaltsjahren 265 zusätzliche Stel-
len schaffen. Niedersachsen, Berlin, Bran-
denburg, Mecklenburg-Vorpommern und
Bremen stocken ebenfalls auf.
Allerdings dürfte es manchen Ländern
schwerfallen, die neugeschaffenen Posi-
tionen auch zu besetzen. Das zeigt etwa
das Beispiel Nordrhein-Westfalen: Das
dortige Justizministerium habe im vergan-
genen Jahr 1135 neue Posten geschaffen,
494 sollen in diesem Jahr dazukommen.
Damit sind die Probleme aber nicht ge-
löst: Denn die Einstellungskriterien sind
in dem Bundesland seit über 20 Jahren
gleichbleibend hoch, nur etwa 400 Juris-
ten pro Jahrgang schaffen das „Prädikats-
examen“. Selbst wenn das Ministerium
also jeden dieser Spitzenjuristen anlo-
cken könnte, würde es nicht reichen –
und in der freien Wirtschaft locken deut-
lich bessere Gehälter. In Hessen fehlen
Mehr Flugzeuge abgestürzt
Risiko aber insgesamt gering / Drohnen schüren Sorgen
BERLIN, 2. Januar (AFP). Nach einem
Rekordtiefstand im Vorjahr ist die Zahl
der Todesopfer in der zivilen Luftfahrt
2018 wieder gestiegen. So starben im ver-
gangenen Jahr bei 15 Unglücken insge-
samt 556 Passagiere und Crewmitglieder,
wie der Bundesverband der Deutschen
Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Mitt-
woch mitteilte. Im langfristigen Ver-
gleich hat sich die Sicherheit trotz stei-
gender Fluggastzahlen dennoch deutlich
verbessert. Das schwerste Unglück 2018
war laut Daten des Aviation Safety Net-
work (ASN) der Absturz einer Boeing
737 in Indonesien, bei dem Ende Okto-
ber 189 Menschen ums Leben kamen.
Weitere Flugzeugunglücke mit mehr als
50 Todesopfern ereigneten sich in Russ-
land, Nepal, Kuba und im Iran. Unglücke
mit Militärmaschinen oder kleineren
Flugzeugen mit weniger als 14 Passagier-
sitzen gingen nicht in die Statistik ein.
Im Jahr zuvor war das Risiko, beim Un-
glück eines Verkehrsflugzeugs ums Le-
ben zu kommen, auf den niedrigsten
Stand seit Beginn der Aufzeichnungen ge-
sunken: Bei insgesamt zehn Unglücken
mit Flugzeugen im zivilen Einsatz waren
2017 nur 79 Menschen ums Leben gekom-
men. Trotz des Anstiegs 2018 zeige sich
im langfristigen Vergleich, dass die „ge-
ringe Zahl der Verunglückten“ ungeach-
tet steigender Passagierzahlen weiter sin-
ke, erklärte der BDL. Demnach beförder-
ten Fluggesellschaften im vergangenen
Jahr laut der UN-Luftfahrtorganisation
ICAO weltweit rund 4,4 Milliarden Passa-
giere – und damit mehr als 14-mal so vie-
le wie 1970.
Die statistische Wahrscheinlichkeit,
durch einen Flugzeugabsturz ums Leben
zu kommen, habe im Durchschnitt der
siebziger Jahre bei 1 zu 264 000 gelegen,
im vergangenen Jahr bei 1 zu 7,9 Millio-
nen. „Fliegen war im Jahr 2018 also rund
30 Mal sicherer als in den siebziger Jah-
ren“, erklärte der BDL.
Eine wachsende Herausforderung
sieht der Verband in der zunehmenden
Kurze Meldungen
Rückkehr zur Meisterpflicht
Handwerkspräsident Hans Peter Wollsei-
fer dringt auf eine Rückkehr zur Meister-
pflicht in vielen Berufen und warnt vor
Marktverzerrungen. „Wir können nicht je-
den wild drauflosarbeiten lassen", sagte
Wollseifer in Berlin. Eine Wiedereinfüh-
rung der Meisterpflicht in bisher zulas-
sungsfreien Gewerken werde zu mehr
Wettbewerbsgerechtigkeit und fairen
Marktbedingungen führen. Ein juristi-
sches Gutachten im Auftrag des Hand-
werks besage, dass eine Rückkehr von
Handwerkern in die Meisterpflicht unter
Einhaltung bestimmter Kriterien verfas-
sungs- und europarechtlich möglich sei.
Im Handwerk gebe es eine zunehmende
Zahl von Solo-Selbständigen, dies führe
zu massiven Problemen. „Theoretisch
kann jeder einfach einen Auftrag anneh-
men und machen. Für diese Tätigkeiten
sollte man aber qualifiziert sein“, sagte
der ZDH–Präsident. dpa
Fleischkonsum einschränken
Die Mehrheit der Bundesbürger will im
neuen Jahr weniger Fleisch und Wurst es-
sen. Wie eine Umfrage des Instituts Em-
nid für Greenpeace ergab, gaben 54 Pro-
zent der Befragten an, 2019 ihren Fleisch-
konsum einschränken zu wollen. Unter
laut Deutschem Richterbund 300 Juris-
ten, in Bayern mehr als 150 Staatsanwälte
und Richter – allerdings habe man dort
noch keine Probleme, Bewerber zu fin-
den, sagte die Vorsitzende des Bayeri-
schen Richtervereins, Andrea Titz, der
dpa. Manche Länder haben ihre Erwar-
tungen an den juristischen Nachwuchs
auch schon zurückgeschraubt, was nach
Ansicht von Kritikern mittelfristig jedoch
die Waffengleichheit zwischen Anwälten
und Richtern gefährden könnte.
Die Frage der Finanzierung könnte
sich im Laufe dieses Monats klären. „Die
vorbereitenden Gespräche zwischen
Bund und Ländern für den Rechtsstaats-
pakt sind weit fortgeschritten“, sagte der
Bundesgeschäftsführer des Deutschen
Richterbundes, Sven Rebehn, der F.A.Z.
„Wir sind zuversichtlich, dass der Pakt in
diesem Monat endlich auf den Weg ge-
bracht werden kann.“ Ein geplantes
Bund-Länder-Treffen im Beisein der Bun-
deskanzlerin Angela Merkel (CDU) war
im Dezember geplatzt, weil die Regie-
rungschefin zur Beerdigung des früheren
amerikanischen Präsidenten George
Bush eilte. Nun soll der Termin noch im
Januar nachgeholt werden. „Es ist höchs-
te Zeit, dass Bund und Länder die verspro-
chene Wende zum Besseren für die Justiz
vollziehen“, mahnt Rebehn.
Zu möglichen Szenarien einer Eini-
gung wollten sich mehrere Verhandlungs-
führer in Bund und Ländern nicht äu-
ßern, um einen möglichen Kompromiss
nicht zu gefährden. Zu hören ist aller-
dings hier und da, dass über einen mittel-
baren Weg nachgedacht werde: So könnte
der Bund die Taschen bei der Digitalisie-
rung aufmachen und so für nötige Entlas-
tung in den Länderhaushalten sorgen.
Verbreitung von Drohnen. Dass es hier-
bei Handlungsbedarf gebe, hätten die
Vorfälle vom Londoner Flughafen Gat-
wick gezeigt. Dort musste vor Weihnach-
ten nach Drohnensichtungen aus Sicher-
heitsgründen zeitweilig der Flugbetrieb
eingestellt werden. Zehntausende Passa-
giere waren betroffen. Auch in Deutsch-
land ist die Zahl der Behinderungen des
Luftverkehrs durch Drohnen nach Anga-
ben des BDL gestiegen. Nötig sei des-
halb, die Sicherheitsstandards für den
Einsatz von Drohnen weiter zu erhöhen.
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Frauen waren es 62 Prozent, bei den Män-
nern 46 Prozent, wie die Umweltschutzor-
ganisation am Mittwoch mitteilte. Außer-
dem sind demnach 89 Prozent der Fleisch-
konsumenten bereit, für Fleisch von Tie-
ren aus artgerechter Haltung mehr Geld
zu zahlen. Bei den Jüngeren hat die Ein-
schränkung des Fleischkonsums vor allem
mit den damit verbundenen Folgen für die
Umwelt zu tun, die Älteren wollen sich
vor allem gesünder ernähren, wie Green-
peace erklärte. AFP
Stimmung in britischer Industrie
Trotz der Brexit-Unsicherheit hat sich die
Stimmung in der britischen Industrie im
Dezember aufgehellt. Wie das Marktfor-
schungsunternehmen Markit am Mitt-
woch mitteilte, stieg der von ihm erhobe-
ne Einkaufsmanagerindex um 0,6 Punkte
auf 54,2 Zähler. Es ist der höchste Stand
seit sechs Monaten. Analysten hatten im
Schnitt hingegen einen Rückgang auf 52,5
Punkte erwartet. Die Kennzahl liegt deut-
lich über der Wachstumsschwelle von 50
Punkten. Der Anstieg könnte laut Markit
jedoch vorübergehend sein. Der Zuwachs
an Aufträgen für die Unternehmen sei
zum Teil den Vorbereitungen für den Bre-
xit geschuldet. Unternehmen und Verbrau-
cher würden so Vorsorge für einen ungere-
gelten Brexit treffen. dpa-AFX
SEITE 18 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2
Wo man Hausmannskost gebacken kriegt: Bei Stefan Linder laufen die Käsekuchen zur Hochform auf.
Ohne Kuchen ist alles Käse
Es begann in einer
Hütte im Schwarzwald.
Inzwischen erzielt
Stefan Linder mit
seinem Käsekuchen
einen Millionenumsatz.
Bäcker ist er aber nicht,
und er würde auch
keinen einstellen.
W
er über den Markt auf dem
Freiburger Münsterplatz
schlendert, der dürfte einen
in leuchtendem Gelb gehalte-
nen Stand entdecken – denn dort gibt es
meist eine große Warteschlange. Es ist
der Stand von Stefan Linder, der „Stefans
Käsekuchen“ verkauft. Etwa 60 Prozent
der Kunden seien Stammkunden, sagt
Linder. Der Käsekuchen besteht aus ei-
ner frischen, säuerlichen Quarkmasse,
Sahne, Zitronensaft, Maisstärke und ei-
nem Hauch von Vanille. Das Grundre-
zept stammt aus einem Landfrauenkoch-
und -backbuch und wurde von der Ver-
pächterin der Rappenecker Hütte über
seine Mutter an Linder weitergegeben.
In der Rappenecker Hütte in Oberried
im Südschwarzwald hat alles begonnen,
als Linder 1995 das Geschäft seiner El-
tern übernahm und dort allerlei Kuchen
anbot. Besonders groß war die Nachfrage
nach seinem Käsekuchen. Weil aber in
der Wintersaison nur selten Kundschaft
kam, musste sich Linder Gedanken über
seine Zukunft machen. „Beispielsweise
war ich für kurze Zeit im Hotelfach als
Barkeeper tätig.“ Das gefiel ihm jedoch
Mensch denkt, Bot lenkt
Terraloupe liefert Daten für das autonome Fahren
W I
ir digitalisieren die Welt mit
Künstlicher Intelligenz und Luft-
bildern“, heißt es von der Terra-
loupe GmbH, einem Münchner Start-up,
das 2015 von Manuela Rasthofer, Josef
Schindler und Sebastian Gerke gegründet
worden ist. Ihre Idee ist, mit der Analyse
von Luftbildaufnahmen durch Deep-lear-
ning-Algorithmen unternehmerische Ent-
scheidungen zu verbessern. Rasthofer hat-
te die Idee während einer Anstellung im
Bereich Training und Simulation im Si-
cherheitsbereich. Für die Vorbereitung
der Soldaten auf Auslandseinsätze wur-
den virtuelle Welten genutzt. Die Herstel-
lung sei sehr zeitintensiv gewesen. „Da
kam mir die Idee, dass ich die Welt auch
automatisch generieren kann, weil es heu-
te sehr gute 3-D-Rekonstruktionsmöglich-
keiten aus Luftbildaufnahmen gibt“, sagt
Rasthofer. Objekte auf den Luftbildauf-
nahmen wie Straßen und Häuser werden
maschinell erkannt und klassifiziert. Er-
stellt wird ein digitales Abbild.
Aufnahmen aus Flugzeugen, die bis zu
einem Zentimeter genau sind, kauft Terra-
loupe etwa vom Vermessungsamt. Bei
der Erkennung eines Hauses würden Mit-
arbeiter bis zu 100 000 Mal verschiedene
Häuser auf den Aufnahmen umranden.
Die Künstliche Intelligenz lerne dann,
wie die Bildpixel eines Hauses aneinan-
dergereiht seien. Dieses Training könne
mehrere Wochen oder Monate dauern.
Die neuronalen Netze erkennen am Ende
98 Prozent der Objekte richtig.
Im Bereich des autonomen Fahrens,
der nach eigenen Angaben 60 Prozent
des Umsatzes ausmacht, sind das zum Bei-
spiel Informationen über die Verortung
von Straßenschildern, Ampeln und Stra-
ßenmarkierungen. Erstellt werden HD-
Karten; schon heute werden solche Kar-
ten aus Luftbildaufnahmen für Fahrer-
assistenzsysteme genutzt. Rasthofer sieht
Schüler schreiben: Ein Projekt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und des Bundesverbandes deutscher Banken
nicht. Ein Freund überzeugte ihn schließ-
lich davon, seine berufliche Zukunft im
Käsekuchenbacken zu suchen.
Anfang 2002 entschied er sich für ei-
nen Stand auf dem Münsterplatz. „Zuerst
wurde mir ab 23 Uhr die Restaurantkü-
che der Familie meines Freundes zur Ver-
fügung gestellt. Dort konnte ich nachts
meinen Käsekuchen fertigstellen, nach-
dem ich ihn frühmorgens vorbereitet hat-
te.“ Er schlief nur eine Stunde am Tag.
„Sonntags bin ich dann erschöpft ins Bett
gefallen. Montags war es ruhiger, und ich
konnte fehlenden Schlaf nachholen.“
Irgendwann war sein Lieferwagen
schon leergekauft, bevor er den Stand auf-
gebaut hatte. Eines Tages bekam er je-
doch Schwierigkeiten mit der Aufsichts-
behörde, da er ohne Meistertitel Backwa-
ren verkaufte. Linder sollte seinen Stand
schließen; doch seine Kundschaft setzte
sich für ihn ein, und er bekam eine Son-
dergenehmigung, eine Lizenz für Käseku-
chen von der Handwerkskammer.
Seine Mutter unterstützte ihn schon
bald. Und er musste seine Backstube für
zwei Jahre in ein ehemaliges Schlacht-
häuschen verlegen. Später nutzte er eine
ehemalige Backstube im Keller in der
Stadtmitte Freiburgs. Zunächst erweiter-
te Linder den Verkauf seines Käseku-
chens auf den Lörracher Wochenmarkt,
wo sein Vater seinen Kuchen verkaufte.
Später kamen Anfragen von anderen
Händlern hinzu. Inzwischen sitzt das Un-
ternehmen seit sieben Jahren in Ebrin-
gen, einem kleinen Weindorf nahe Frei-
burg, in einem Gebäude, das ursprüng-
lich für einen Supermarkt konzipiert war.
Der Kuchen wird inzwischen auf rund
vierzig Märkten angeboten, nicht nur in
Baden-Württemberg, sondern auch in
Frankfurt und Nürnberg, und zusätzlich
in verschiedenen Delikatessgeschäften.
Das Unternehmen sei bis 2016 jährlich
Terraloupe als Weltmarktführer im Be-
reich der Luftbilddatenanalyse für auto-
nomes Fahren. Dieser Markt entstehe ge-
rade, und es gebe keine Konkurrenz. Man
hat zwanzig Mitarbeiter. Der Umsatz
habe 2018 im hohen sechsstelligen Be-
reich gelegen, für 2019 werde ein Umsatz
im einstelligen Millionenbereich erwar-
tet. Der Preis für die Analyse einer Stadt
liege im niedrigen fünfstelligen Bereich.
Genau da sieht Rasthofer einen Vorteil
gegenüber den bisherigen terrestrischen
Aufnahmen aus dem Auto heraus, wie sie
Google Street View nutze. Um genaue
Aufnahmen aus dem Auto zu machen,
muss man eine Straße teilweise zehnmal
abfahren. Bei einer Stadt wie München
mit 2400 Straßenkilometern sei das sehr
aufwendig. Deutlich billiger sei es, Mün-
chen in ein paar Stunden neu zu beflie-
gen. Die terrestrische Sicht wird aber wei-
terhin benötigt, da Luftbildaufnahmen
auch Schwächen aufweisen. So ist es
nicht möglich, Daten aus Tunneln oder
unter Bäumen zu gewinnen.
Die Kundenzahl von Terraloupe ist
zweistellig. Darunter sind Dax-Konzerne
wie BMW sowie die Deutsche Bahn. Für
Versicherer bietet Terraloupe Gebäude-
analysen an, die Informationen wie Ge-
bäudehöhe und die Position von hohen
Bäumen nahe dem Haus liefern; so soll
der Versicherungsbeitrag genauer bemes-
sen werden. Die Analyse umfasst auch die
Verortung von Swimming Pools. Dadurch
sollen Premiumkunden erkannt werden,
damit Unternehmen gezielter Marketing
machen können. „Wir haben jedoch beim
ersten Versuch festgestellt, dass der Detek-
tor nicht nur Swimmingpools angezeigt
hat, sondern auch Kläranlagen, weil er
diese als fest vermauerte ,Swimming-
pools‘ erkannt hat,“ erzählt Rasthofer.
Jannis Dannenberg
Schadow-Gymnasium, Berlin
Jugend und Wirtschaft
um rund 20 Prozent gewachsen; 2017
habe der Umsatz bei zwei Millionen
Euro gelegen, sagt Linder.
Gefrierkost kommt für ihn nicht in Fra-
ge. Die Eiskristalle würden die Konsis-
tenz des Kuchens verändern. Und ein On-
line-Shop wurde im Juni zugunsten der
Qualität eingestellt, denn weiterhin soll-
ten keine Konservierungsmittel verwen-
det werden. Linder legt großen Wert auf
Produkte aus der Region und möchte
nicht auf die wöchentlich rund 6000 fri-
schen Eier vom Kappenhof aus dem Glot-
tertal verzichten. Hierfür hat er sich mit
großem Aufwand das Zertifikat als „eier-
aufschlagender Betrieb“ erworben.
Der vierfache Familienvater arbeitet
nicht mehr in der Backstube. Wie er ha-
ben seine Mitarbeiter das Bäckerhand-
werk nicht gelernt. Der Kern seines
Teams besteht aus einer ehemals portu-
giesischen Musikband, die weitere Lands-
männer angeworben hat. „Die Jungs brau-
chen mich nicht mehr in der Backstube.
Sie sind auf das Backen meines Rezepts
eingespielt und haben ein wahnsinniges
Tempo entwickelt.“ Einen gelernten Bä-
cker stellt er auf keinen Fall ein. „Die Ge-
fahr wäre zu groß, dass dieser sich überle-
gen fühlen würde und das tolle Team ka-
puttmacht.“ Außerdem könnte ein ausge-
bildeter Bäcker das Rezept zum eigenen
Profit verwenden, befürchtet er. Weiter-
hin beschäftigt Linder einen Marktleiter
in der Region Stuttgart/Ulm, drei Büro-
und Verwaltungsangestellte sowie eine
Teilzeitkraft am Markt in Freiburg. Im
Verkauf auf den Wochenmärkten arbei-
ten derzeit 50 Minijobber.
Linder besitzt inzwischen eine „Traum-
backstube“ von 150 Quadratmetern, die
mit speziell angefertigten Backmaschi-
nen ausgestattet ist. So können bis zu
6000 Käsekuchen in der Woche in zwei
Größen und verschiedenen Geschmacks-
richtungen wie Mohn, Rosinen und Kir-
Sie strahlt bei jeder Prüfung
Die industrielle Röntgentechnik rettet Leben
ch wollte nur Software machen, nie-
mals Maschinenbau, niemals Elek-
tronik und niemals viele Mitarbeiter
führen“, sagt Hajo Schulenburg, der
Gründer und Geschäftsführer der Visi-
consult X-ray Systems & Solutions
GmbH aus Stockelsdorf in Schleswig-
Holstein. Doch es kam anders: Visicon-
sult ist nach seinen Angaben in der Pro-
duktion von Spezialanlagen für die zer-
störungsfreie Werkstoffprüfung durch
Röntgen auf der Welt führend. Man stellt
mit fast 80 Mitarbeitern etwa 100 bis 150
Maschinen im Jahr her.
Die Produkte lassen sich in drei Grup-
pen einteilen: zerstörungsfreie Werkstoff-
prüfung, automatisches Zählen von Elek-
tronikkomponenten und Security. Der Be-
reich der zerstörungsfreien Werkstoffprü-
fung macht 60 Prozent des Umsatzes aus.
Die Geräte dienen dazu, Bauteile mit
Röntgenstrahlung auf Mängel zu untersu-
chen. Solche Untersuchungen sind vor al-
lem für Gussteile von großer Bedeutung.
Geprüft werden zum Beispiel die Räder
von Zügen. „Ich glaube, dass die zerstö-
rungsfreie Materialprüfung mehr Leben
rettet als die Radiologie in der Klinik“,
sagt Thorsten Buzug, Leiter des Instituts
für Medizintechnik der Universität Lü-
beck, mit dem Visiconsult zur Verbesse-
rung der Röntgenverfahren kooperiert.
Visiconsult-Maschinen werden auch
von den Flugzeugherstellern Boeing und
Airbus genutzt, berichtet Lennart Schu-
lenburg, Verkaufs- und Marketingleiter
und Sohn von Hajo Schulenburg. Die Au-
tomobilbranche muss ebenfalls solche
Kontrollen durchführen; BMW und Audi
sowie Zulieferer wie Continental und
Bosch gehören zu den Kunden. „Visicon-
sult ist Weltmarktführer im Bereich der
kundenspezifischen Sonderlösungen“,
sagt Hajo Schulenburg.
Foto Stefans Käsekuchen
schen produziert werden. Alle 20 Minu-
ten kommt ein neuer Schwung der duften-
den Kuchen aus den vier Backöfen. „Es
würde aber noch mehr gehen“, sagt Lin-
der, „die teuren Maschinen aus Italien
sind noch längst nicht ausgelastet.“
Seinen Kuchen vertreibt er nicht mehr
ausschließlich auf Wochenmärkten: Seit
Herbst 2017 verkauft die Feinkostkette
Hieber zwischen Freiburg und Basel Lin-
ders Käsekuchen. Mit rund 600 Kuchen,
die das Geschäft wöchentlich anbietet, ist
sie der größte Abnehmer in der Region.
„Die Leute kaufen den Kuchen, weil sie
die Geschichte von Stefans Käsekuchen
kennen,“ sagt Roland Hönicke, einer der
Marktleiter des Feinkostgeschäfts. Die
Hochsaison ist im Frühling und im
Herbst, da im Sommer der Markt durch
Eis und im Winter durch das Weihnachts-
gebäck hart umkämpft ist.
Wer auf einem der vielen Wochenmärk-
te verkauft, muss früh aufstehen und sich
Hitze wie Eiseskälte stellen: Um 6.30 Uhr
wird der Lörracher Marktstand aufge-
baut, vor dem „die wildesten Geschichten
über Stefan Linder kursieren“, sagt Britta
Hils, die Verkäuferin. „Das sind die Ku-
chen von dem Freiburger, der seine Aus-
bildung für seinen Käsekuchen aufgege-
ben hat“, hört sie die Kunden sagen – und
kann dies nur bestätigen. Vor dem Auf-
bauen transportiert Hils die Kuchen aus
Freiburg auf den Markt. Zum Preis von
9,50 bis 11,50 Euro verkauft sie die gro-
ßen Kuchen und die kleine Variante zu 4
bis 5 Euro je nach Geschmacksrichtung.
Die Kunden rühmten „das Cremige
und Geschmackvolle“, „die Abwechslung
der Geschmackssorten“ und das „einzig-
artige Zitronenaroma“. Der beliebteste
Kuchen ist nach Angaben von Linder im-
mer noch „der Klassiker“ ohne spezielle
Füllung oder Früchte.
Elisabeth Habeck
Lise-Meitner-Gymnasium, Grenzach-Wyhlen
Ein Kunde ist die Ohm & Häner Metall-
werk GmbH & Co. KG mit Sitz in Olpe.
Für die Kontrolle von großen und schwe-
ren Gussteilen für die indische Staats-
bahn war eine hundertprozentige Sicher-
heitsprüfung notwendig. Laut Mitinhaber
Ludger Ohm ist Visiconsult das einzige
Unternehmen gewesen, das eine solche
Lösung angeboten habe.
Wenn Teile so groß sind wie Flugzeug-
flügel und Ölpipelines, bleiben sie am
Ort, und es werden Röntgenröhre und De-
tektor um sie herum gefahren. Um Ma-
schine und Objekt wird ein Bunker errich-
tet, dessen etwa 50 Zentimeter dicken
Wände die Röntgenstrahlung abschir-
men. Während die Preise für Standard-
Röntgenkabinen bei etwa 100 000 Euro
liegen, kosten solche Spezialanfertigun-
gen bis zu 2 Millionen Euro. Nach Anga-
ben der Geschäftsleitung hat sich der ge-
samte Umsatz von 4 Millionen Euro 2014
auf voraussichtlich 16 Millionen Euro im
Jahr 2018 vervierfacht.
Auf den Geschäftsbereich automati-
siertes Zählen von Elektronikkomponen-
ten entfallen 30 Prozent; dort werden
jährlich etwa 75 Maschinen hergestellt.
Per Röntgen erkennt die Software die vor-
handenen Bauteile und zählt sie. Nach
Angaben Visiconsults ist die XRHCount
das schnellste röntgenbasierte System
zum Zählen von Komponenten auf der
Welt. Der dritte Bereich, Security, ist die
Herstellung tragbarer Röntgenkabinen
zum Aufspüren verdächtiger Objekte wie
Bomben. „Mit nahezu 100 Prozent Markt-
anteil in Deutschland kommen unsere
Systeme bei fast jedem Bombenverdacht
zum Einsatz“, berichtet Lennart Schulen-
burg. Anwender seien Sondereinsatzkom-
mandos, Grenzschützer, Streitkräfte und
Geheimdienste wie der BND.
Svenja Benkert
Johanneum zu Lübeck
F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Der Schilderwald ist
nicht zum Schießen
Ein Fürther Mittelständler stellt Schilder her, die jeder kennt
W
ir sind Miele im Bereich der
Kennzeichnungssysteme“,
sagt Matthias Lunz, Ge-
schäftsführer der Franken
Plastik Holding GmbH aus Fürth, schmun-
zelnd. Zusammen mit seinem für das
Technische zuständigen Partner Andreas
Walter leitet der gelernte Industriekauf-
mann das Unternehmen mit rund 60 Mit-
arbeitern. Gegründet wurde Franken Plas-
tik 1957. „Wir haben eine spannende Ni-
sche gefunden, in der wir einen Jahresum-
satz von 8 bis 8,5 Millionen Euro erwirt-
schaften, Tendenz steigend.“
Der größte Geschäftsbereich ist neben
der Industrie- und Anlagenkennzeich-
nung, dem Brandschutz und der Sicher-
heitsbeschilderung der Bereich der Kom-
munen, Stadtwerke und Versorger. „Die-
ser Sektor macht rund 65 Prozent aus“, be-
richtet Lunz. Franken Plastik vertreibt sei-
ne Produkte in allen Bundesländern und
profitiert von Vertriebspartnerschaften
in Schleswig-Holstein und im Saarland.
Die Hälfte der Ware gelangt laut Lunz
über Händler auf den Markt, die anderen
50 Prozent direkt über sechs Außendienst-
ler. „Somit sind wir mit unserem Außen-
dienst an der Basis, zum Beispiel bei Was-
sermeistertagungen, immer in Kontakt
mit den Leuten, die unser Schild in der
Hand haben und montieren.“
„Mit 60 Prozent Marktanteil sind wir
Marktführer in Deutschland bei Hinweis-
schildern für öffentliche Anbieter und
Versorgungsunternehmen“, sagt Lunz.
Der Rest verteile sich auf mehrere kleine-
re Anbieter, die oft nur regional vertrie-
ben und mit einer bedruckten Aluminium-
platte arbeiteten. Der Exportanteil liege
zwischen 25 und 30 Prozent, auch mit stei-
gender Tendenz. Hauptsächlich in Euro-
pa sind die Fürther aktiv, aber auch in
Australien und Saudi-Arabien. Als Bei-
spiel nennt Lunz Litauen: „Über eine Aus-
schreibung haben wir das neue Standard-
schild für den litauischen Markt kreiert.“
Kunden in Deutschland seien zum Bei-
spiel die Berliner Wasserbetriebe und
Hamburg Wasser.
Der beliebteste und wohl bekannteste
Artikel ist das Hydrantenschild, von dem
Franken Plastik jährlich fünfstellige Stück-
zahlen produziert. „Es gibt nur ein Sys-
tem für unsere Schilder: eine Hinterleg-
platte, auf die das Schild kommt, in das
Buchstaben und Zahlen eingeclipst wer-
den. Wir sind die Erfinder dieses flexi-
blen Beschilderungssystems.“ Das Basis-
schild kann nach Anbringung mit Clips
variabel bestückt werden. „Falls man sich
verclipst hat, sind Ziffern- und Buchsta-
benfelder nur lösbar, wenn Sie das Know-
how haben. Dies ist beabsichtigt, damit
Vorbeilaufende nicht einfach die Felder
aus dem Schild nehmen können“, erklärt
Lunz.
Da das Schild in ganz Deutschland
gleich aussieht und deshalb in hoher
Stückzahl hergestellt wird, kann es in
hochwertigem Spritzguss produziert wer-
den. Dieses Verfahren ermöglicht eine
Durchfärbung: „Jede Zahl, jedes Komma
geht durch die komplette Wandstärke, wo-
durch eine besondere Haltbarkeit erzielt
wird“, erklärt Lunz. Die Schilder seien re-
sistent gegen Chemikalien, falls Ver-
schmutzungen gelöst werden müssten.
Deshalb bietet Franken Plastik seinen
Kunden eine Garantie von 15 Jahren.
Über die Schilder werden Informatio-
nen transportiert, die für „mehr Sicher-
heit in unser aller Umfeld“ sorgen. Das H
über dem T-Balken des Schilds gibt an,
dass es sich um einen Hydranten handelt,
und an der Nummer darüber ist der Rohr-
durchmesser ablesbar. Die Nummer
rechts und links darunter dient als Ortsan-
gabe. „Dasselbe System bieten wir auch
für die Beschilderung von Gas-, Wasser-
und Abwasserschiebern an.“ Wettbewer-
ber böten Alu-Schilder an, die schneller
verblichen, sagt Lunz.
Die Rhön-Maintal-Gruppe verwendet
seit langem Franken-Plastik-Schilder. „Es
wurde zwischenzeitlich aus Kostengrün-
den und wegen einfacherer Montage auf
eine Alu-Variante mit Klebeziffern umge-
stellt, was sich jedoch nicht bewährt hat“,
ZEITUNG IN DER SC HULE
Mehr zu den Projektpartnern im Internet unter
www.jugendundwirtschaft.de
Verantwortliche Redakteurin:
Lisa Becker
Verantwortlich im Bankenverband:
Julia Topar
Pädagogische Betreuung:
IZOP-Institut zur Objektivierung von Lern- und
Prüfungsverfahren, Aachen
Ansprechpartner:
Dr. Titus Maria Horstschäfer
An dem Projekt
„Jugend und Wirtschaft“ nehmen teil:
Aachen, Inda-Gymnasium  Bad Zwischenahn,
Gymnasium Bad Zwischenahn-Edewecht  Berlin,
Kath. Schule Liebfrauen, Ocean College, Schadow-
Gymnasium  Bonn, Hardtberg-Gymnasium  Bra-
ckenheim, Zabergäu-Gymnasium  Braunschweig,
Gymnasium Martino-Katharineum  Changzhou,
sagt Rohrnetzmeister Tobias Keßler. „Die
aufgedruckte Farbe der Aufkleber blich
durch die Sonne schnell aus, und einmal
mit der Hand darübergewischt, war sie
weg.“ So ist man wieder auf die Alternati-
ve aus Kunststoff umgestiegen.
„Ganz schlecht ist, wenn die Feuer-
wehr im Brandfall einen Hydranten nicht
findet“, gibt Lunz zu bedenken. Es gebe
keine gesetzliche Pflicht zur Ausschilde-
rung in Deutschland, jedoch Richtlinien
des Deutschen Vereins des Gas- und Was-
serfaches. Ein Hydrantenschild kostet je
nach Hinterlegplatte, Anbringung und Zu-
behör zwischen 12 und 25 Euro. 98 Pro-
zent des Materials könnten recycelt wer-
den.
„Wir haben den integrierten, von hin-
ten gesicherten RFID erfunden. Dabei
handelt es sich um eine kleine passive
Festplatte, die eine weltweit eigene Num-
mer besitzt und zur Speicherung von Da-
ten genutzt werden kann“, berichtet
Lunz. Der RFID könne mit einem Lesege-
rät aktiviert werden. Das sei zum Beispiel
bei Wartungsarbeiten praktisch. Spei-
chert man einen Link zu einer Cloud,
weiß man sofort, wo man ist, und kommt
direkt zu einer Maske, in die alle Daten
zur Wartungsarbeit eingegeben werden
können.
Da der öffentliche Markt in Deutsch-
land weitgehend gesättigt ist, werden
hauptsächlich bei Neubau oder Vandalis-
mus Schilder benötigt. In Deutschland
habe man rund 6500 Kunden, sagt Lunz.
Neben der öffentlichen Beschilderung ist
das Unternehmen auch seit zehn Jahren
im Bereich der Industrie- und Anlagen-
kennzeichnung aktiv. Kunden sind unter
anderem BASF, Bayer, Hitachi, Eon und
Siemens sowie viele mittelständische Un-
ternehmen. „Insgesamt sehe ich die Indus-
triebeschilderung als Wachstumssektor,
speziell im Bereich Pharmazie, Chemie
und Lebensmittel“, sagt Lunz. In Deutsch-
land dürfe kein Probebetrieb ohne Be-
schilderung stattfinden. „In diesem Fall
würde der TÜV die Anlage nicht abneh-
men.“ Vor allem im Havariefall sei eine
gute Beschilderung wichtig, zum Beispiel
um den Zufluss brennbarer Medien abzu-
stellen. „Wir geben den Leuten die Mög-
lichkeit, den richtigen Knopf zu drücken.“
Zum Bereich Sicherheitsbeschilderung
gehören die gelben Warnschilder der
Bahn mit dem Männchen, das vom Bahn-
steig kippt. Vor kurzem habe man ein
durchgefärbtes Schild entwickelt, das an
jedem Trafohäuschen zu finden sei. In
Finnland habe man das Kernkraftwerk Ol-
kiluoto mit Schildern ausgestattet.
Als „Marktführer für Kennzeichnungs-
systeme“ habe man noch viel mehr im An-
gebot. „Wir haben ein Schild, das sich in
alle Richtungen erweitern lässt.“ Für Tra-
fostationen gebe es ein Schild auf Spritz-
gussbasis mit Einschubmöglichkeit, falls
sich eine Information wie eine Telefon-
nummer ändern sollte.
Wenig erfolgreich war der Versuch, in
den amerikanischen Markt einzusteigen.
„Eine der ersten Fragen war, ob unsere
Schilder ,shootproof‘ seien. Doch wenn
man zwei-, dreimal auf ein Kunststoff-
schild schießt, ist es nun mal hinüber.“
Joshua Zettelmeier
Bayernkolleg Schweinfurt
Technische Universität Jiangsu Provinz  Dort-
mund, Mallinckrodt-Gymnasium  Dresden,
Romain-Rolland-Gymnasium  Eisenach, Martin-
Luther-Gymnasium  Elsterwerda, Elsterschloss-
Gymnasium  Essen, Alfred-Krupp-Schule  Flens-
burg, Eckener-Schule  Frankenthal, Albert-Ein-
stein-Gymnasium  Frankfurt/Main, Begemann-
schule  Freiburg, Wentzinger-Gymnasium 
Fulda, Winfriedschule  Geisenheim, Internat
Schloss Hansenberg  Gießen, Gesamtschule Gie-
ßen-Ost, Landgraf-Ludwigs-Gymnasium  Gren-
zach-Wyhlen, Lise-Meitner-Gymnasium  Ham-
burg, Gymnasium Marienthal, Gymnasium Oh-
moor, Wilhelm-Gymnasium  Heide, Gymnasium
Heide-Ost  Heidenheim, Max-Planck-Gymnasium
 Hermeskeil, Integrierte Gesamtschule  Ingol-
stadt, Katharinen-Gymnasium  Kassel, Friedrichs-
gymnasium  Kiel, Max-Planck-Schule  Lahr, Max-
Planck-Gymnasium  Langenfeld, Konrad-Ade-
nauer-Gymnasium  Lehrte, Gymnasium  Leut-
kirch, Hans-Multscher-Gymnasium  Ludwigsburg,
Goethe-Gymnasium  Lübeck, Friedrich-List-Schu-
le, Johanneum  Mannheim, Geschwister-Scholl-
Gymnasium  Menden, Walburgisgymnasium 
Münster, Hans-Böckler-Berufskolleg  Ostfildern,
Otto-Hahn-Gymnasium  Porto, Deutsche Schule
 Röthenbach a.d. Pegnitz, Geschwister-Scholl-
Gymnasium  Schwäbisch Gmünd, Parler Gym-
nasium  Schweinfurt, Bayernkolleg  Siegburg,
Berufskolleg  Sindelfingen, Stiftsgymnasium 
Stuttgart, Evangelisches Heidehof-Gymnasium 
Wörth, Europa-Gymnasium
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Wer ist die Schönste im ganzen Land? Einheitliches Aussehen ist in China schon lange passé, heute geht es mit großem Aufwand um individuelle Perfektionierung.
Ein Zauberspiegel für moderne Chinesinnen
China bietet der
Kosmetikbranche
riesige Möglichkeiten,
denn gutes Aussehen
ist angesagter denn je.
L’Oréal hat das genutzt,
um zum Marktführer
aufzusteigen – aber die
Konkurrenz lauert.
chs. SCHANGHAI, 2. Januar. Han Jiayi
ist erst 19 Jahre alt, doch in Kosmetikfra-
gen lässt die Chinesin von jugendlichem
Leichtsinn nichts spüren. In einem klei-
nen Geschäft der Kosmetikmarke May-
belline in Schanghai blickt die gelernte
Verkäuferin von Haushaltsgeräten mit
ernstem Gesicht in einen Spiegel. Neben-
dran steht eine Kosmetikberaterin und
gibt Tipps für den richtigen Lippenstift
und die Grundierung des Make-ups. „Ich
suche nach den Marken im Internet und
probiere sie dann im Geschäft aus. Wich-
tig ist mir vor allem ein gutes Preis-Leis-
tungs-Verhältnis“, sagt die junge Frau.
China war lange ein zurückgebliebe-
ner Kosmetikmarkt. Nicht zuletzt die Kul-
turrevolution, in der alle gleich aussehen
mussten und das Schminken hart bestraft
wurde, wirkte nach. Der frühere Chef des
französischen Kosmetikkonzerns
L’Oréal, Lindsay Owen-Jones, wollte mit
diesem Erbe Ende der achtziger Jahre
Schluss machen: Jede Chinesin müsse ei-
nen Lippenstift haben, gab er seinem Per-
sonal mit auf den Weg. Heute ist dieses
Ziel noch nicht erreicht, doch das Land
schreitet in Riesenschritten voran. Bei
der jungen Generation ist jede Lust auf
Gleichmacherei verschwunden. Die ga-
loppierende Verstädterung treibt den
Konsum von Schönheitsprodukten zu-
sammen mit dem allgemein wachsenden
Wohlstand voran.
Gerüchte beflügeln Scout 24
Die Online-Anzeigenbörse gilt als Übernahmekandidat
hpe. MÜNCHEN, 2. Januar. Im neuen
Jahr hat ein altes Gerücht der Aktie von
Scout 24 einen beachtlichen Kursauf-
schwung beschert. Mit einem Plus von bis
zu 4 Prozent setzten sich die Anteilsschei-
ne der Münchner Online-Anzeigenbörse
am Mittwoch an die Spitze des Nebenwer-
tesegments M-Dax.
Das Investmenthaus Liberum erklärte
Scout 24 zum logischen Übernahmekan-
didaten. Interessenten aus dem Private-
Equity-Bereich könnten die starke Markt-
position und der Barmittelzufluss locken,
hieß es. Ein Verkauf dürfte mehr als 5 Mil-
liarden Euro schwer werden. Scout 24 ist
an der Börse derzeit rund 4 Milliarden
Euro wert. Schon im Dezember hatte die
„Financial Times“ darüber spekuliert,
dass Finanzinvestoren an dem Portalbe-
treiber interessiert seien. Kurz darauf
stockte die Investmentbank Morgan Stan-
ley ihren Anteil an Scout 24 deutlich auf.
Auch Unternehmen aus der Medienbran-
che wie der südafrikanische Konzern Nas-
pers oder der Axel-Springer-Konzern wer-
den als Interessenten für zumindest Teil-
bereiche von Scout 24 genannt. Der Berli-
ner Springer-Verlag wäre schon vor Jah-
ren gern bei der Scout-Gruppe eingestie-
gen, passten die Rubrikenportale doch
haargenau in das damals junge Geschäfts-
feld der Axel Springer Digital Classifieds.
Die Online-Marktplätze sind begehrt:
Wer in Deutschland eine neue Wohnung
mieten will oder einen Gebrauchtwagen
Die Masse macht es. So ist der chinesi-
sche Markt für Hautpflegeprodukte heu-
te so groß wie der von Europa und den
Vereinigten Staaten zusammen, obwohl
der Pro-Kopf-Verkauf weit unter dem Ni-
veau von Ländern wie Südkorea und Ja-
pan liegt. Eine Japanerin kann täglich
gut und gerne 15 verschiedene Cremes
und Schminkmittel an ihre Haut lassen;
eine Koreanerin kauft im Durchschnitt je-
den Monat 27 Schönheitsprodukte. Dies
lässt das Potential für China mit seinen
1,3 Milliarden Einwohnern erahnen:
Nach einer Studie von Morgan Stanley
könnte das Land schon in diesem Jahr als
weltgrößter Markt für Schönheitsproduk-
te an den Vereinigten Staaten vorbeizie-
hen. 2017 betrug das Umsatzvolumen 39
Milliarden Euro.
Die Profile der jungen chinesischen
Konsumenten haben nur noch wenig mit
ihren Eltern zu tun. L’Oréal hat die Ver-
braucher detailliert studiert: Die Genera-
tion der sechziger und siebziger Jahre
kämpfte vor allem für ihre Familie, sie
hatte noch die turbulente Zeit der Kultur-
revolution miterlebt. Die Angehörigen
durch Ersparnisse zu schützen war das
oberste Ziel. Ganz anders die Generation
der Jahre 1995/2000: „Sie sind superopti-
mistisch, denn sie wissen, dass sie die Zu-
kunft sind“, sagt Stéphane Rinderknech,
der heutige China-Chef von L’Oréal, „sie
sind unkonventionell, authentisch und su-
per informiert. Sie entschuldigen sich
nicht dafür, anders zu sein.“
Die jungen Chinesen legen mehr Wert
auf Qualität, etwa im Essen, doch auch
in Sachen besserer Luft. Sie müssen
nicht mehr unbedingt in die Megastädte
ziehen, geben sich mit einem kleineren,
überschaubaren Umfeld zufrieden, weil
sie dort mehr Lebensqualität finden.
Auch das Urlaubsverhalten hat sich geän-
dert: Sie reisen nicht mehr in die Metro-
polen Europas, sondern an unbekannte-
re Orte, wo sie beim Einkaufen authenti-
sche Produkte suchen. Gruppenreisen ge-
hen gegenüber dem Individualtourismus
zurück. „Sie sind auch weniger arbeits-
süchtig als ihre Eltern“, berichtet Bruno
sucht, kommt an den Scout-Portalen
kaum vorbei. Scout 24 gehörte seit 2005
der Deutschen Telekom. Die Bonner ver-
kauften 2013 in einer langwierigen Aukti-
on eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Pro-
zent für 1,5 Milliarden Euro an Hellman
& Friedman. Der Finanzinvestor brachte
Scout 24 wiederum zwei Jahre später an
die Börse und trennte sich nach und nach
mit Gewinn von seiner Beteiligung. Vor-
standschef Greg Ellis gab voriges Jahr sei-
nen vorzeitigen Abschied bekannt, Nach-
folger ist Tobias Hartmann vom Koch-
box-Versender Hello Fresh.
Scout24 ISIN DE000A12DM80
in Euro Tagesschlusskurse Xetra
2.1.: Tagesverlauf
48
45
42
39
36
33
2.7.2018 2.1.2019
Höchst-/Tiefststand 52 Wochen, € 48,62/33,22
Börsenwert Mrd. € 4,321 KGV 12/2019 22,1
1) KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBES-Konsens-Schätzung).
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Heß
Unternehmen
Lannes von der Beratungsgesellschaft
Bain.
Zudem ist die junge Konsumentenge-
neration mit elektronischen Medien bes-
tens vertraut. Man kauft ein auf elektroni-
schen Marktplätzen wie Tmall, Alibaba
oder JD und bezahlt fast nur noch mit
dem Smartphone über Plattformen wie
Wechat oder Alipay. „Die Hälfte des welt-
weiten E-Commerce-Geschäfts findet
heute in China statt“, berichtet der Deut-
sche Hagen Wülferth, der Online-Chef
von L’Oréal in China. Für den Kosmetik-
konzern aus Frankreich ist das Reich der
Mitte damit auch ein Schaufenster in die
Zukunft: 30 Prozent seiner Verkäufe fin-
den elektronisch statt – dreimal so viel
wie im weltweiten Durchschnitt.
Das physische Verkaufserlebnis in ei-
nem Geschäft verschwindet damit aber
nicht. Die Anbieter wollen die beiden
Welten verbinden, zumal sich die Zahl
der großen Einkaufszentren amerikani-
scher Ausmaße in China in zehn Jahren
verelffacht hat. In Schanghai beispiels-
weise glitzern in vielen solcher Malls
die Geschäfte der Luxusanbieter und
verbessern so das Umfeld der Premium-
marken, mit denen besonders die auslän-
dischen Anbieter auftrumpfen wollen.
In den Kosmetikläden finden sich etwa
„Zauberspiegel“, die den Kundinnen die
gewünschte Farbe auf die Lippen und
den Teint ihrer Wahl auf die Wangen
werfen. Viele Geschäfte sind zudem
Zwischenlager für die Auslieferung der
elektronisch bestellten Güter. „Wir brin-
gen unsere Produkte in die entlegensten
Gegenden Chinas, denn wir sind Markt-
führer im elektronischen Handel“, sagt
Wülferth.
Klassische Werbung reicht aber nicht:
Die wichtigsten Influencer im Internet –
einflussreiche Blogger, darunter auch
Schauspieler oder Sängerinnen – ver-
sucht L’Oréal an sich zu binden, teilweise
mit kommerziellen Verträgen, durch die
sie an den Verkäufen mitverdienen. An
wichtigen Verkaufstagen wie dem Tag
der Singles am 11. 11. installiert L’Oréal
in seinem Hauptquartier in Schanghai ei-
Deutsche Robotertechnik für koreanische Patienten
Das Start-up Synapticon beflügelt die Phantasien von Investoren
ols. SCHÖNAICH, 2. Januar. Da ist noch
viel Luft nach oben: Die Synapticon
GmbH mit Sitz im baden-württembergi-
schen Schonaich bei Stuttgart entwickelt
intelligente Steuerungssysteme für Robo-
ter. Und die Gründer, Nikolai Ennslen
und Andrija Feher, haben sich viel vorge-
nommen. So selbstverständlich „Intel In-
side“ für Computer steht, soll „Powered
by Synapticon“ mal ein Klassiker im Be-
reich der Robotik werden. Doch bis da-
hin ist es noch ein weiter und steiniger
Weg.
Dessen ist sich der 35 Jahre alte Enns-
len bewusst. Angefangen hat das kleine
Unternehmen als reiner Entwicklungs-
dienstleister ohne eigenes Produkt. Bis-
her habe man sich mit den Lösungen für
Bewegungssteuerung und Antriebstech-
nik vor allem an Roboterhersteller ge-
wandt, sagt Geschäftsführer Ensslen.
Nun aber setzt das kleine Technolo-
gieunternehmen gleichfalls auf ein
Schnellstarterpaket aus Bauplan, Stück-
liste, entsprechenden Chips und den so-
genannten Servoreglern zum Bau eines
Kleinroboters, der unter anderem für
den Maschinenbau gedacht ist.
Synapticon gehört zu jenen Unterneh-
men, die auf die Vorteile der Kleinrobo-
ter setzen. Dabei geht es um die einfache
Handhabung und die schnelle Program-
mierung. Das macht sie flexibler als
Großroboter. „Für die benötigt man ei-
nen großen Schaltschrank“, sagt Enns-
len. Das Unternehmen mit inzwischen
nen „war room“ – eine Kommandozen-
trale wie im Krieg, um auf zahlreichen
Bildschirmen die Verkäufe und Ausliefe-
rungen in Echtzeit zu verfolgen.
Der Erfolg im Internet hat L’Oréal die
Marktführerschaft gesichert. Vom fünf-
ten Platz im Jahr 2001 stiegen die Fran-
zosen bis 2008 auf den zweiten Rang hin-
ter Procter&Gamble auf, um in den dar-
auffolgenden Jahren die Amerikaner
vom Spitzenplatz zu verdrängen. Vor al-
lem mit seinen gehobenen Marken wie
Lancôme kommt L’Oréal in China an.
Doch die einheimischen Wettbewerber
schreiten noch schneller voran. Die jun-
ge Konsumentengeneration ist beson-
ders stolz auf China, wie der L’Oréal-Ma-
nager Rinderknech einräumt. Der Markt-
anteil des französischen Herstellers
sank daher bei Hautpflegeprodukten zwi-
schen 2013 und 2017 laut der Beratungs-
gesellschaft Euromonitor International
von 11,4 auf 9,3 Prozent. Die chinesi-
schen Verfolger Shanghai Chicmax Cos-
metics und Shanghai Pehchaolin Daily
Chemical sind zwar nur halb so groß,
doch sie waren vor wenigen Jahren noch
kaum präsent. Der Erfolg der chinesi-
schen Marken hat auch den deutschen
Anbieter Beiersdorf (Nivea, Eucerin, La-
bello) aus der Spitzenklasse der zehn
größten Anbieter geworfen. Laut Euro-
monitor rangierte das deutsche Unter-
nehmen bei der Hautpflege im vergange-
nen Jahr nur noch auf Platz vierzehn.
„In den vergangenen Jahren haben loka-
le und höherpreisige Marken besonders
viele Marktanteile in China gewonnen.
Die Tendenz zum Premium-Segment hat
alle Marken im mittleren Preissegment
Marktanteile gekostet“, berichtet Beiers-
dorf. Mit seiner Marke La Prairie ver-
sucht das Unternehmen im Premium-
markt mitzumischen.
Der Marktführer L’Oréal verstärkt sei-
ne Präsenz in China indes auch durch die
eigene Forschung vor Ort, die er kürzlich
bei einer Pressereise auf Einladung des
Unternehmens präsentierte. In einem
20 000 Quadratmeter großen Gebäude
im Schanghaier Stadtteil Pudong arbei-
mehr als 50 Mitarbeitern wurde im Jahr
2010 von ihm und zwei Bekannten ge-
gründet. Der dritte Partner ist inzwi-
schen nicht mehr mit von der Partie. Im-
mer kleinere Unternehmen mischen den
entsprechenden Roboter-Markt auf, der
bislang von den großen der Branche – Fa-
nuc und Yaskawa aus Japan, ABB aus
der Schweiz und Kuka aus Augsburg, in-
zwischen in chinesischer Hand – be-
herrscht wird. Insgesamt sind in Deutsch-
land in der Branche Robotik und Auto-
mation bei etwa 500 Unternehmen
knapp 53 000 Mitarbeiter beschäftigt.
Eine Lösung des baden-württembergi-
schen Unternehmens steckt beispielswei-
se in einem Roboter, mit dessen Hilfe in
Südkorea Essen im Krankenhaus oder
im Pflegeheim verteilt wird, wie Ennslen
berichtet. Er ist überzeugt, dass die Tech-
nik in zehn Jahren so weit ist, dass es
auch funktionsfähige Haushaltsroboter
gibt. Die Hightech-Schmiede rechnet
mit einem Umsatz von 1,8 Millionen
Euro im Jahr 2018, die Erlöse sollen
2019 auf 3 Millionen Euro ansteigen. In
einer Finanzierungsrunde ist bei den
Schwaben das israelische Family Office
„7 Industries“ eingestiegen, das als be-
sonders verschwiegen gilt. Der Investor
installierte dort nun Oshra Rodav, die
seit Mitte 2017 für die Finanzen verant-
wortlich zeichnet. „Wir waren kreatives
Chaos“, sagt Ennslen.
Die 36 Jahre alte Oshra Rodav wech-
selte aus Tel Aviv in die schwäbische Pro-
DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2 · S EITE 19
Foto L’Oréal
ten 360 Forscher und ihre Mitarbeiter bei-
spielsweise an künstlicher Haut, die al-
lein im Labor heranwächst und für Haut-
tests verwendet werden kann. Die Basis
dafür sind menschliche Hautreste von
Schönheitsoperationen. In dem Zentrum
arbeiten sie auch an der Integration tradi-
tioneller chinesischer Medizin sowie an
Mitteln gegen die hohe Luftverschmut-
zung. Tests haben ergeben, dass die
schlechte Luft zu mehr Akne, mehr Mites-
sern und rascherer Alterung der Haut
führt.
Die unterschiedlichen Haut- und Haar-
typen haben die Forscher dabei fest im
Blick. Die asiatische Haut altere bekannt-
lich nicht so schnell wie der kaukasische
Typus, doch alles sei relativ, sagt der Zen-
trumsleiter Sanford Browne. „Die Asia-
ten sind sehr anspruchsvoll, sie achten
schon mit 20 auf kleinste Anzeichen der
Alterung und versuchen sie zu bekämp-
fen.“ Zudem gehe es mit der asiatischen
Haut von einem bestimmten Alter an stei-
ler bergab als bei der kaukasischen Haut.
Zu den regionalen Besonderheiten aus
der L’Oréal-Entwicklung gehört auch
eine spezielle Mascara-Bürste für die chi-
nesischen Wimpern, die kürzer und weni-
ger voll sind und dabei nicht nach oben
stehen. Auf Tierversuche verzichtet
L’Oréal dagegen seit vielen Jahren; nur
die chinesischen Behörden nehmen sie
für einige Produkte aus Zulassungszwe-
cken noch vor.
L’Oréal profitiert in China von der In-
vestitionskraft des Weltmarktführers.
Der Konzern hat die Belegschaft auf
9700 Mitarbeiter ausgebaut und erzielt
einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro.
Doch wegen der Marktgröße ist für vie-
le Platz. Beiersdorf setzt mit seiner viel
kleineren Mannschaft von 700 Mitarbei-
tern nicht zuletzt auf das wachsende
Segment der asiatischen Männer. „Auf
diesem Weg finden regionale Innovatio-
nen ihren Weg in andere Regionen. Ein
konkretes Beispiel ist etwa die Nivea
Men Oil Control-Serie“, sagt Thomas
Grunzke, Beiersdorf-Direktor für Nord-
ostasien.
vinz. Ihr Lebenslauf sei sehr deutsch, wit-
zelt der Unternehmensgründer, als er ei-
nige Stationen von ihr nennt. Den Wehr-
dienst absolvierte sie in einer Heliko-
pter-Einheit, danach folgte das Studium
der Wirtschafts- und Rechtswissenschaf-
ten, und zuletzt war sie bei dem IT-Si-
cherheitsunternehmen Check Point tä-
tig. Sie sorgt nun dafür, dass die Ideen
von Ensslen und Feher nicht den finan-
ziellen Rahmen sprengen und beide die
Vision von einem Umsatz jenseits der
100-Millionen-Euro-Grenze im Jahr
2025 erreichen können. „Chinesische
Unternehmen gehen so an die Börse“,
sagt Ennslen. Doch davon sind die
Schwaben mit eigenem Stützpunkt im Si-
licon Valley noch weit entfernt. Für sie
ist der chinesische Markt der wichtigste.
Dort gebe es inzwischen 30 Kunden. Des-
halb wurde in Schanghai nun auch eine
Niederlassung eröffnet.
Zwei abgeschlossene Finanzierungs-
runden brachten bislang rund 20 Millio-
nen Euro frisches Kapital. Die beiden
Gründer mussten dafür im Gegenzug An-
teile an dem Unternehmen abgeben. Zu-
erst hatte aber der Hightech-Gründer-
fonds investiert. Die Technologie und
das Produkt-Portfolio von Synapticon
fänden nicht nur in dem stark wachsen-
den Markt der Robotik Anwendung –
sondern auch im großen traditionalen
Maschinenbau-Markt, zum Beispiel in
Verpackungsmaschinen, hieß es dort zur
Begründung.
Hyundai verfehlt
sein Absatzziel und
warnt vor Risiken
pwe. TOKIO, 2. Januar. Das vergangene
Jahr ist für Hyundai Motor wieder nicht
gut gelaufen. Zum vierten Mal nacheinan-
der verfehlte der größte südkoreanische
Autobauer sein Verkaufsziel. Mit den Mar-
ken Hyundai und Kia verkaufte die Grup-
pe global im vergangenen Jahr 7,4 Millio-
nen Fahrzeuge, 150 000 Autos mehr als
im Vorjahr, aber weniger als das Verkaufs-
ziel von 7,55 Millionen Stück. Auch finan-
ziell sieht es nicht gut aus. In den ersten
drei Quartalen des Jahres sank der Ge-
winn um 43 Prozent auf 1,8 Billionen
Won (1,4 Milliarden Euro). Damit droht
Hyundai im sechsten Jahr nacheinander
ein schrumpfender Gewinn.
Hoffnung auf eine rasche Wende zum
Besseren gab der wohl künftige Hyundai-
Chef, Chung Eui-sun, am Dienstag in sei-
ner ersten Neujahrsansprache nicht. Die
Gruppe setzte in den Worten von Chung
ein konservatives Verkaufsziel von 7,6
Millionen Fahrzeugen in diesem Jahr.
Das wären 2,7 Prozent mehr als 2018.
Chung, der Vizevorsitzende des Verwal-
tungsrats, sprach vor Hunderten Beschäf-
tigten am Firmensitz in Seoul von erhöh-
ten Unsicherheiten für das Geschäft, von
einer stockenden Weltwirtschaft und von
Mauern des Protektionismus, die auf der
ganzen Welt errichtet würden. Die Märk-
te in den Vereinigten Staaten und in Chi-
na, in denen Hyundai Boden verliert, hob
Chung als Herausforderungen hervor.
Die Warnungen und Herausforderungen
ähneln denen, die Hyundai, der nach Ver-
kaufszahlen fünftgrößte Autobauer der
Welt, schon vor einem Jahr ausgespro-
chen hatte. Anleger zeigten sich von den
Worten Chungs nicht begeistert. Die Ak-
tie von Hyundai Motor verlor an der Bör-
se in Seoul am Mittwoch 3,8 Prozent auf
114 000 Won und hat in den vergangenen
zwölf Monaten 23 Prozent verloren. Kia
Motors rutschte am Mittwoch 2,7 Prozent
auf 32 800 Won ab.
Der 48 Jahre alte Chung wird nach allge-
meiner Erwartung bald seinen 80 Jahre al-
ten Vater Chung Mong-koo an der Spitze
der Hyundai-Gruppe ablösen, der das Un-
ternehmen seit 2000 führt. In der Neujahrs-
rede versprach Chung junior, eine Umstruk-
turierung der Unternehmen der Gruppe ab-
zuschließen. Sie gilt als Voraussetzung da-
für, dass Chung formal die Führung über-
nimmt. Ein erster Versuch der Neuordnung
der Gruppenunternehmen war im vergan-
genen Jahr unter anderem am Einspruch
des amerikanischen Aktionärsaktivisten
Paul Singer und seines Hedgefonds Elliott
Management gescheitert. Elliott versucht
bislang ohne Erfolg, den südkoreanischen
Autokonzern zu größeren Ausschüttungen
und einer stärkeren Ausrichtung auf die Ak-
tionärsinteressen anzutreiben. Chung kün-
digte an, „aktiv mit den Aktionären kom-
munizieren“ zu wollen.
Wirtschaftlich dringlicher scheint für
Hyundai, die Absatzprobleme in Amerika
und vor allem in China in den Griff zu be-
kommen. Viel zu lange setzte Hyundai
auf seine Limousinen und vernachlässig-
te das Feld der sportlichen Nutzfahrzeuge
(SUV). Nun plant der Autobauer 13 neue
oder aufgewertete Modelle in diesem
Jahr, um die Verkäufe global anzuschie-
ben, darunter einen luxuriösen SUV der
Marke Genesis.
Frachter verliert in der
Nordsee 270 Container
BREMERHAVEN, 2. Januar (dpa). Im
Sturm hat ein Frachter auf dem Weg vom
belgischen Antwerpen nach Bremerhaven
bis zu 270 Container in der Nordsee verlo-
ren. Mindestens vier enthielten Gefahr-
gut, sagte ein Sprecher des Cuxhavener
Havariekommandos am Mittwoch. Drei
dieser Container trieben im niederländi-
schen Gewässer, einer im deutschen. Bei
dem Gefahrgut handele es sich um Diben-
zoylperoxid, das in der Kunststoffprodukti-
on eingesetzt werde. Die Wasserschutzpo-
lizei Wilhelmshaven ermittelt die Unfallur-
sache des Vorfalls vom Dienstag.
Der Frachter ist mit über 394 Metern
Länge eines der größten Containerschiffe
der Welt. Er kann mehr als 19 000 Stan-
dardcontainer laden. Das Cuxhavener Ha-
variekommando suchte nordwestlich von
Borkum mit einem Ölüberwachungsflug-
zeug nach treibender Ladung. An den In-
seln Vlieland, Terschelling und Ameland
wurden nach Angaben der niederländi-
schen Küstenwache 21 Container ange-
spült. Die Strände sind nach Augenzeugen-
berichten übersäht von Objekten wie
Spielzeug, Glühbirnen, Kleidung oder Mö-
belstücken.
Qatar Airways kauft sich
in China Southern ein
DUBAI/PEKING, 2. Januar (Reuters).
Qatar Airways steigt bei der Fluggesell-
schaft China Southern Airlines ein und
fasst damit weiter Fuß im chinesischen
Luftfahrtmarkt. Qatar habe einen Anteil
von 5 Prozent erworben und erwäge, die-
sen in den nächsten zwölf Monaten wo-
möglich auszubauen, teilte China Sou-
thern am Mittwoch mit. Nach American
Airlines ist Qatar die zweite ausländische
Fluggesellschaft, die bei dem chinesi-
schen Wettbewerber einsteigt. Qatar-Air-
ways-Chef Akbar al-Baker sieht Potenti-
al für den Aufbau einer langfristigen Part-
nerschaft. Die arabische Fluggesellschaft
hält bereits einen Anteil von knapp 10
Prozent an der chinesischen Cathay Paci-
fic, die ihren Sitz in Hongkong hat.
SEITE 20 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R . 2
MENSCHEN & WIRTSCHAFT
Vom Pumpauf zum
Wirtschaftsprofessor
Rolf Eschenbach ist einer der Väter des
deutschsprachigen Controllings. Seinen Erfolg
führt er auch darauf zurück, dass er vor dem
Studium eine Lehre durchlief: als Bierbrauer.
S
olch einen Professor wünscht sich je-
der Student. Im Institut für Unter-
nehmensführung, das er lange leite-
te, hat der Wiener Wirtschaftswissen-
schaftler Rolf Eschenbach das sogenann-
te „Dienstagsbier“ eingeführt: Einmal in
der Woche kommen Studenten und Hoch-
schullehrer in der Teeküche an einer ei-
gens dafür installierten Zapfanlage zu-
sammen. Sie knabbern an Brezeln, disku-
tieren, hören sich kurze Vorträge an und
treffen Unternehmensvertreter, die sie an-
werben wollen. Das Bier dazu spendet
seit Jahren die Privatbrauerei Zwettl aus
dem niederösterreichischen Waldviertel,
ihr verstorbener Chef war ein Kommilito-
ne von Rolf Eschenbach.
Der 87 Jahre alte Betriebswirt gehört
zu den Aushängeschildern der Wirt-
schaftsuniversität Wien, der größten Ein-
richtung dieser Art in Europa. Bis zu sei-
ner Emeritierung 1999 lehrte und forsch-
te Eschenbach 24 Jahre lang hier. Auch
danach blieb er der Einrichtung, den Kol-
legen und Studenten erhalten, machte
selbstverständlich 2013 den Umzug in
den neuen, futuristischen Campus mit,
wo er bis heute regelmäßig in seinem
Büro anzutreffen ist. Im vergangenen
Jahr hat er zehn Masterarbeiten betreut.
Mit großem Stolz und schnellem
Schritt führt der alte Herr seine Besucher
durch die eindrucksvolle Anlage. Sechs in-
ternationale Architekten haben die Ge-
bäude gestaltet, jeder in einem anderen
Stil. Dennoch wirkt das Ensemble nicht
disharmonisch, sondern so frisch, mo-
dern und divers wie die jungen Leute, die
hier lernen. Eschenbach weist auf einen
schwarzweißen Bau. „Den hat ein Japa-
ner gebaut, die Studenten nennen ihn das
Zebra.“
Der „Campus WU“, wie das neue Ge-
lände heißt, liegt im zweiten Wiener Ge-
meindebezirk Leopoldstadt in der Nähe
der Messe und des Praters. Das Herzstück
der fast 500 Millionen Euro teuren Anla-
ge ist das „Library & Learning Center“
der irakisch-britischen Architektin Zaha
Hadid. Es besteht aus zwei rechtwinklig
aufeinanderliegenden Riegeln, deren
oberste Stirnfläche wie ein riesiger Moni-
tor über den Vorplatz ragt. Im Innern be-
finden sich unter anderem die Universi-
tätsbibliothek und ein Atrium für Empfän-
ge, Ausstellungen, Jobbörsen, dessen
Großzügigkeit in seltsamem Kontrast zur
Enge der umliegenden Rampen und Trep-
penaufgänge steht.
Damit Koffer auf Reisen nicht mehr verschwinden
Ein winziger Chip soll den Verlust von Fluggepäck verhindern / 23 Millionen Gepäckstücke im Vorjahr fehlgeleitet
GENF, 2. Januar (dpa). Fluggesellschaf-
ten wollen den Verlust von Koffern deut-
lich reduzieren und dafür jedes Gepäck-
stück künftig mit einem über Funkwellen
lesbaren RFID-Chip versehen. Die flä-
chendeckende Ausstattung soll Anfang
2020 beginnen, sagte Andrew Price, Chef
der Fachabteilung Gepäck beim Airline-
verband IATA, in Genf. Der Beschluss sol-
le dann bei der Vollversammlung der Mit-
glieder Anfang Juni in Südkorea verkün-
det werden.
„Ich hoffe, dass bis Ende 2020 das Ge-
päck auf der Hälfte aller Passagierreisen
mit RFID ausgestattet ist“, sagte Price.
Bis Ende 2023 sollen es so gut wie alle
Koffer sein. In der IATA sind etwa 290
Airlines in 120 Ländern organisiert, die
Bekanntmachungen
  

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.
9.
Eschenbach bleibt vor einer Wandin-
schrift stehen, die aus der österrei-
chischen Verfassung zitiert: „Die Lehre
und die Wissenschaft ist frei.“ Der Profes-
sor schüttelt den Kopf: „Es muss doch
,sind frei‘ heißen.“ Seiner Meinung nach
darf man einen solchen Grammatikfehler
den Studenten nicht zumuten. Er schmun-
zelt: „Das gehört auch in der Verfassung
geändert.“ Eschenbach, der bis ins hohe
Alter fröhlich geblieben ist, hat einen
nicht immer einfachen Lebensweg hinter
sich. Er wurde 1931 in Jena geboren, acht
Jahre später zog die Familie nach Nieder-
schlesien, wo der Vater ein Rittergut ge-
erbt hatte. Der Junge kam zunächst in ein
Internat in Sachsen und besuchte dann
das Gymnasium in Oels (Olesnica). Nach
dem Krieg flüchteten die Eschenbachs
nach Thüringen und dann nach Frank-
furt.
Rolf Eschenbach musste schnell Geld
verdienen und suchte eine Lehrstelle in je-
nem Wirtschaftszweig, den er von zu Hau-
se kannte, der Landwirtschaft. Er hätte in
einer Molkerei beginnen können, doch
dann lockten spannendere Getränke in
der Frankfurter Henninger-Brauerei.
„Eine Lehre als Bierbrauer und Mälzer zu
machen war das Beste, was mir passieren
konnte“, sagt er. „Ich empfehle auch jetzt
allen Maturanten in Österreich und Abitu-
rienten in Deutschland, erst einmal einen
Beruf zu erlernen.“
Für diese Einstellung hat Eschenbach
viele gute Gründe, auch ganz praktische
materielle: „Ein Automechaniker, der spä-
ter als Meister seine eigene Werkstatt hat,
verdient mehr als mancher Professor.“
Am aussichtsreichsten sei die Kombinati-
on von Ausbildung und Studium. „Nach
zwei, drei Jahren Lehre hat man schon
mal etwas, das einen ernährt, selbst wenn
man dann das Studium abbricht wie so vie-
le junge Leute heute.“ Auch das Arbeiten
neben der Uni oder in den Semesterferien
falle mit einer Ausbildung leichter und sei
besser bezahlt als Aushilfstätigkeiten.
Die Berufsschule bezeichnet Eschen-
bach als „Kinderspiel“ für Abiturienten.
Er selbst hat es damals zum Schulsprecher
gebracht und half den Lehrern bei der Kor-
rektur der Klassenarbeiten. Der junge
Mann empfand den Unterricht geradezu
als Erholung: „Er ging erst um acht Uhr
los, nicht um sieben wie die Arbeit im Be-
trieb. Und außerdem musste ich dort nicht
in kalten Kellern Böden schrubben.“
Eschenbach hat in Frankfurt und später
82 Prozent des Luftverkehrs bestreiten,
darunter auch die Lufthansa. 2007 wur-
den nach einem Bericht des IT-Airline-
Dienstleisters Sita etwa 18 Gepäckstücke
pro 1000 Passagiere fehlgeleitet. Zehn
Jahre später waren es nur noch etwa
sechs. Auf der ganzen Welt waren das
aber immerhin 23 Millionen Gepäckstü-
cke. „Mit RFID können wir die Zahl um
weitere 25 Prozent senken, wenn alle mit-
machen“, sagt Price.
Bislang werden Gepäckstücke im Luft-
verkehr mit einem Klebeetikett gekenn-
zeichnet, auf dem Informationen wie die
Flugnummer oder der Zielflughafen in
Form eines Strichcodes zu sehen sind.
Ein Koffer-Label kann aber leicht beschä-
digt werden. Außerdem braucht man eine
ten Kengeter kommt die Affäre um In-
siderhandel vor seinem Ausscheiden aus
dem Unternehmen teuer zu stehen. Ins-
Unternehmen
Rolf Eschenbach
auf seiner Wanderschaft durch Brauereien
in Stuttgart, Trier und Bern Disziplin und
ausdauerndes Arbeiten gelernt. Bis heute
bewahrt er die in adretter Druckschrift ge-
führten Berichtshefte von damals auf, in
denen er stundengenau jede Tätigkeit auf-
listen musste. „Gerste wenden“ steht da,
„Schläuche bürsten“ oder „Fass schlup-
fen“, was bedeutete, zur Reinigung hinein-
zukriechen.
In seinen Lehrjahren bekam Eschen-
bach Einblicke in Gesellschaftsschich-
ten, die er vorher nicht kannte, und lern-
te Lebenseinstellungen kennen, über die
er niemals die Nase rümpfen würde. So
seien die Kollegen in den Brauereien, die
„Anschieber“, stolz darauf gewesen, dass
sie genug verdienten, um ihren Frauen
das Arbeiten in einem Beruf zu ersparen.
„Das versteht heute kaum noch einer.“
Studenten, sagt er, würden letztlich dar-
auf vorbereitet, eine Führungsposition
zu übernehmen. Wie aber solle man Men-
schen anleiten, wenn man nie wie sie
und mit ihnen gearbeitet habe? Praktika
seien kein Ersatz. „Denn den Leuten ist
klar, dass ein Werksstudent irgendwann
ihr Vorgesetzter wird.“
Nur wer klein angefangen habe, etwa
als sogenannter Pumpauf, als Gehilfe
direkte Sichtverbindung, um den Barcode
auslesen zu können. Die RFID-Chips mit
ihren Antennen sollen künftig in die Ban-
derole mit dem klassischen Strichcode in-
tegriert werden. Lesegeräte an Gepäck-
bändern, in Gepäckhallen und beim Be-
und Entladen können die Koffer dann
während der ganzen Reise automatisch re-
gistrieren. Heute würden Gepäckstücke
an vielen Flughäfen manuell gescannt,
sagt Price.
„Diese Neuerung erlaubt uns, zu jeder
Zeit zu wissen, wo sich Gepäck befindet.
Wenn ein Teil fehlgeleitet ist, sehen wir
es und können eingreifen und es an den
richtigen Flughafen schicken, noch bevor
der Passagier eine Vermisst-Meldung auf-
gibt“, sagt Price. „Damit werden weniger
Kengeter zahlt 4,75 Millionen Euro
Ermittlungen gegen ehemaligen Börsen-Chef eingestellt
FRANKFURT, 2. Januar (Reuters). Den
ehemaligen Deutsche-Börse-Chef Cars-
gekauft, zwei Monate bevor die Fusions-
pläne mit der Londoner Börse LSE öf- Jahr erstmals über die Umsatzmarke von
fentlich wurden. Das Investment war die
des Biersieders, werde ernst genommen
und in all die Abläufe und Geheimnisse
des Betriebsalltags eingeweiht. „Ich
habe da Dinge fürs Leben gelernt, die
mir sonst nie jemand beigebracht hätte.“
So gerüstet, studierte Eschenbach bis
Ende der fünfziger Jahre Brauwesen in
Weihenstephan, durfte sich Diplombrau-
meister und dann Diplombrauereiinge-
nieur nennen. Anschließend wurde er
wissenschaftlicher Assistent an der zur
Technischen Universität München zäh-
lenden Hochschule und trat zugleich in
eine Wirtschaftsprüfungs- und Steuerbe-
ratungsgesellschaft ein. Es folgten eine
betriebswirtschaftliche Promotion, die
Habilitation, Sachverständigentätigkei-
ten und die erste Professur.
Dann wechselte Eschenbach in die
Wirtschaft, wurde Vorstand in der Dort-
munder Hansa-Brauerei und in der Deut-
schen Brau AG in Hamburg. 1975 erfolg-
te der Ruf als ordentlicher Professor für
Unternehmensführung an die WU in
Wien. In der Folgezeit entwickelte er
sich immer mehr zum Spezialisten für
das Controlling. Diese neue Disziplin
war von Albrecht Deyhle und Péter Hor-
váth vorangetrieben worden, der 1973
an der TU Darmstadt den ersten deut-
Gepäckstücke verlorengehen. Und wenn
es doch passiert, werden sie schneller wie-
der beim Passagier sein.“ Fluggesellschaf-
ten könnten Kunden damit auch ermögli-
chen, den Verbleib ihres Koffers in einer
App auf dem Smartphone oder Compu-
ter zu verfolgen. So etwas bietet die ame-
rikanische Fluglinie Delta an, ein Pionier
der RFID-Chips bei Gepäck. Langfristig
seien persönliche und wiederverwendba-
re RFID-Etiketten denkbar, die Passagie-
re schon zu Hause an das Gepäck ma-
chen.
Damit die RFID-Daten auf der gesam-
ten Welt gelesen und ausgetauscht wer-
den können, müssen Flughäfen und Air-
lines aber erst einmal investieren. Das
Sparpotenzial sei aber dreimal so hoch
eines Vergütungsprogramms für 4,5 Mil-
lionen Euro Aktien des Börsenbetreibers
felder Dr. Wolff-Gruppe im vergangenen
haben schon die Zulassung erhalten, für
300 Millionen Euro gehievt. Mit rund 309
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Foto Geinitz
schen Lehrstuhl für Controlling aufge-
baut hatte. Eschenbach seinerseits rief
1980 den Österreichischen Controller-
tag ins Leben und gründete wenig später
das Controller-Institut ÖCI. Der
deutsch-österreichische Doppelstaats-
bürger ist überzeugt, dass ihm die Lehr-
zeit keine zeitlichen Nachteile eingetra-
gen, sondern seine Karriere sogar be-
schleunigt hat. „Mit 35 Jahren war ich
beides: habilitiert und Vorstand einer
Brauerei. Was will man mehr?“ Als er
aus der Wirtschaft zurück in die Wissen-
schaft wechselte, verzichtete er auf ein
Viertel seines Gehalts, wurde dafür aber
Beamter auf Lebenszeit.
Das Wiener Institut für Unternehmens-
führung berief ihn nur deshalb, weil er
über Leitungserfahrung in der Geschäfts-
welt verfügte. „Das war mein Trumpf, mei-
ne große Chance.“ Heute sei das leider
ganz anders: „Es gibt Professoren, die über
Unternehmensführung kluge Bücher
schreiben, aber noch nie einen Betrieb von
innen gesehen haben.“ Und wie sehr hören
die jungen Leute auf seinen Rat, nach der
Schule erst einmal etwas „Gescheites“ zu
lernen? Eschenbach zuckt mit den Schul-
tern. Sein Sohn und seine Tochter, sagt er,
hätten sich jedenfalls nicht daran gehalten.
CHRISTIAN GEINITZ
wie die Ausgaben. IATA schätzt, dass
über sieben Jahre rund 3,8 Milliarden
Dollar eingespart werden können. Einer-
seits würden weniger Koffer verlorenge-
hen und müssten aufwendig gesucht wer-
den.
Andererseits dürften RFID-Daten
Schwachstellen in der Gepäckbeförde-
rung zeigen, die optimiert werden könne.
Die Lufthansa gibt sich bedeckt. Es werde
immer an Verbesserungen gearbeitet,
sagt Sprecherin Sandra Kraft. „RFID
kann dabei eine unterstützende Technolo-
gie sein, ist aber nicht die einzig mögli-
che. Lufthansa beteiligt sich unter ande-
rem auch an Untersuchungen von RFID
als möglicher Technologie bei den Ge-
päckservices.“
Coffein-Shampoos
beflügeln Dr. Wolff
B.K. DÜSSELDORF, 2. Januar. Neuent-
wicklungen und Produktvarianten rund
um das Shampoo Alpecin haben die Biele-
kamente resistent sind. Zwei Präparate
vier weitere ist die Zulassung beantragt,
Tesla verfehlt die
Erwartungen und
senkt die Preise
lid. NEW YORK, 2. Januar. Der Elek-
troautohersteller Tesla hat 2018 mehr
als doppelt so viele Autos ausgeliefert
wie im Vorjahr. Die jetzt vorgelegten
Zahlen lagen allerdings leicht unter den
Erwartungen, außerdem kündigte das
Unternehmen an, die Preise für alle sei-
ne Autos auf dem amerikanischen Hei-
matmarkt um jeweils 2000 Dollar zu
senken. Die Börse wertete die Nachrich-
ten negativ, die Aktie von Tesla verlor
am Mittwoch zeitweise mehr als 8 Pro-
zent und legte damit einen Fehlstart in
das neue Jahr hin.
Die Preisreduzierung hat damit zu
tun, dass zum Jahreswechsel die staatli-
che Förderprämie für die Anschaffung
eines Modells von Tesla deutlich redu-
ziert worden ist. Käufer bekamen bis-
lang eine Steuergutschrift von 7500 Dol-
lar, von nun an sind es nur noch 3750
Dollar. Tesla will jetzt also die Differenz
mit seiner Preissenkung, die für das Mo-
del S, das Model X und das Model 3 gel-
ten soll, um mehr als die Hälfte wettma-
chen. Offen ließ das Unternehmen vor-
erst, ob es künftig noch weitere Nachläs-
se geben könnte, denn die Förderprä-
mie wird bald noch weiter sinken. In
sechs Monaten wird sie auf 1875 Dollar
fallen, und Anfang 2020 wird sie ganz
wegfallen. Die 2008 in Amerika einge-
führte Subvention kann im vollen Um-
fang von 7500 Dollar für die ersten
200 000 Elektroautos geltend gemacht
werden, die ein Unternehmen in Ameri-
ka verkauft, danach wird sie schrittwei-
se reduziert. Tesla hat diese Marke als
erster Hersteller in Amerika erreicht
und ist deshalb auch als erster vom Aus-
laufen der Prämie betroffen. Auch Gene-
ral Motors hat die Schwelle mittlerweile
überschritten und muss sich auf eine Re-
duzierung der Subvention in wenigen
Monaten einstellen. Tesla hat in den
letzten Wochen des vergangenen Jahres
unter Hinweis auf das Auslaufen der
staatlichen Subvention aggressiv um
Käufer geworben. Analysten meinten,
die absehbare Reduzierung der Prämie
könnte das Geschäft im vierten Quartal
ankurbeln. Vor diesem Hintergrund ist
es bemerkenswert, dass die Zahlen die
Erwartungen verfehlten, wenn auch
nur leicht. Insgesamt hat Tesla in den
drei Schlussmonaten 90 700 Autos aus-
geliefert. Das war zwar mehr als drei-
mal so viel wie im Vorjahr, Analysten
hatten aber mit rund 92 000 Fahrzeu-
gen gerechnet. Im Gesamtjahr lieferte
Tesla mehr als 245 000 Autos aus. Das
war nicht nur mehr als doppelt so viel
wie 2017, es war nach Angaben des Un-
ternehmens auch mehr, als es in allen
Jahren seiner Geschichte zuvor ver-
kauft hat. Der Hersteller sagte, er habe
2018 „wahrscheinlich das größte Wachs-
tum innerhalb eines Jahres in der Ge-
schichte der Autoindustrie“ erlebt.
Mehr als 30 Arzneien
vor der Einführung
smo. FRANKFURT, 2. Januar. For-
schende Medikamentenanbieter wer-
den nach Einschätzung ihres Interessen-
verbandes im angelaufenen Jahr ähn-
lich viele Neuerungen liefern wie im ver-
gangenen. 2019 dürften sie in Deutsch-
land mehr als dreißig neuartige Medika-
mente auf den Markt bringen, teilte der
Verband der forschenden Pharma-Un-
ternehmen (VfA) am Mittwoch mit. Be-
rücksichtigt sind nur gänzlich neue
Wirkstoffe – nicht Produkte, die schon
verfügbar sind und nun für neue Krank-
heitsformen zugelassen werden. Im ver-
gangenen Jahr hatte die Arzneiindus-
trie 36 Präparate mit neuem Wirkstoff
eingeführt, jedes dritte davon zielte auf
Krebs (F.A.Z. vom 15. Dezember 2018).
2019 werde der Anteil der onkologi-
schen Arzneien ebenso hoch ausfallen,
schätzt der Verband. Viele Krebsfor-
men sind immer noch schwer oder
nicht behandelbar. Fast jeder Zweite in
Deutschland erkranke im Laufe seines
Lebens an der einen oder anderen Art
von Krebs, konstatiert VfA-Hauptge-
schäftsführerin Birgit Fischer. Krebslei-
den sind die zweithäufigste Todesursa-
che. Nach Angaben des Statistischen
Bundesamts (Destatis) erlag im Jahr
2016 – neuere Daten sind noch nicht
veröffentlicht – ein Viertel aller Verstor-
benen einem Krebsleiden. Mehr als ein
Drittel (37 Prozent) starb an einer
Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Bewegung gibt es 2019 auch bei Anti-
biotika: Mehrere Mittel könnten auf den
Markt kommen, die auch gegen Bakte-
rien wirken, welche gegen ältere Medi-
 >&
> 39  % ;3
4
&.&
.
 1& 
!
&' >.

 gesamt muss Kengeter 4,75 Millionen Voraussetzung dafür, dass er sogenannte Millionen Euro Umsatz wuchs das famili- wie der VfA ermittelt hat. Nach Schät-
3
'
'>.
& 3'
> &'..
& Euro zahlen, wie die Staatsanwaltschaft „Co-Performance Shares“ für ebenfalls engeführte Unternehmen im Jahr 2018 zungen sterben jährlich Tausende Men-
1 9
9.
 >&
> 39

'
4
&.&
.
 1&
 3
'.'2&
& Frankfurt am Mittwoch mitteilte. Im Ge- 4,5 Millionen Euro von seinem Arbeitge- um rund 4 Prozent. Für den anhaltenden schen an Krankenhausinfektionen. Die
:
'"

& 9
&
genzug wird das Ermittlungsverfahren ber erhielt. Die 4,5 Millionen Euro, die Geschäftserfolg der Gruppe macht der ge- Pharmabranche hatte zeitweise die Anti-

 '

00 9>1& gegen ihn eingestellt. Kengeter hat be- Kengeter aus seinem eigenen Vermögen schäftsführende Gesellschafter Eduard biotikaforschung weitgehend ruhenlas-

;
&

reits eine Geldstrafe von 250 000 Euro aufbrachte, um Deutsche-Börse-Aktien Dörrenberg vor allem das koffeinhaltige sen, nachdem sie eine Reihe Breitband-
"&6
''
4..
&

 &
>' 8 . an eine gemeinnützige Einrichtung zah- zu kaufen, werden nun zugunsten des Shampoo zur Prävention erblich beding- Produkte entwickelt hatte, die viele Bak-
8.
1
&
&>.
&
len müssen. Zudem gehen 4,5 Millionen Staates eingezogen. Damit würden die er- ten Haarausfalls verantwortlich. Von die- terienarten bekämpften und so den

 8> .&> *7
sem erstmals 2004 auf den Markt gebrach- Großteil der Patienten behandelten.
07* 9>1& Euro, die er Ende des Jahres 2015 in langten Vermögensvorteile aus dem In- ten Produkt wurden inzwischen rund 200


 Das vergangene Jahr hat mit den 36
(>6>. 9>1&
 <
&!>& Deutsche-Börse-Aktien investierte, an sidervergehen bei ihm abgeschöpft, er- Millionen Flaschen verkauft, davon jede neuen Medikamenten überdurchschnitt-
913&


=
 +
000 9>1& die Staatskasse. Die Deutsche Börse kos- klärte die Staatsanwaltschaft. Kengeter zweite im Ausland. Das Kosmetik- und lich viele Neuerungen gebracht – im
0,+/ ,7 / " * tete die Insiderhandel-Affäre 10,5 Millio- und das Landgericht Frankfurt hätten Pharmaunternehmen, zu dessen Portfolio Zehnjahresschnitt waren es zuvor im

>.
&
5

 
'
&.
& 1

.
& (
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1 nen Euro, wie sie bereits vor Weihnach- der Vereinbarung zugestimmt. auch Marken wie Alcina, Linola, Plantur Mittel 32 neuartige Präparate gewesen.
4 
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1
&1'&1 >
 0777 077
>. >' (>6
&. 9>1& /% 8
>. > % 0%07  1&
ten mitgeteilt hatte. Ursprünglich sollte Kengeter glimpf- oder Vagisan gehören, gilt eigenen Anga- Momentan haben außerdem etwa 60

-.
& > (>6
&. &% 2
&9& Kengeter wurde vorgeworfen, er habe licher davonkommen. Eine Absprache ben zufolge heute nach der Getränkemar- neuartige Medikamente das Zulassungs-
>' 
&.
&'.>..
&

'''

Aktien der Deutschen Börse erworben, mit der Staatsanwaltschaft Frankfurt, wo- ke Red Bull als größter Abnehmer des verfahren erreicht oder die Zulassung

 -
.''.&
. 9.
 >&
> 39  % ;3 

 >' (>6>. 9>&1&
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&!>& 5

 um von Kursgewinnen zu profitieren – nach Kengeter selbst 500 000 Euro und Rohstoffs Coffein. Dieser Wirkstoff soll sogar schon bekommen. Wiederum

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& (
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1 4 
'.
1
&1'&1 >
 0777 ' 077 5& 
 ) +7 >

& (>6
&.'& 1 #(3$ >
& 
. >'' 1& 
"
&'
 

>
 5
&
 

' ' und zwar als er bereits plante, die Londo- die Deutsche Börse 10,5 Millionen Euro die Haarwurzel stimulieren und den nega- richten sich viele davon gegen Krebs.
61 /7%7%07  
 (>6
&. 9>1& #
6% / ; *, $ 
>.&>
% ner Börse LSE zu übernehmen. Dieses zahlen sollte, war im Oktober 2017 nach tiven Einfluss des für vorzeitigen Haaraus- Daneben geht es unter anderem um Mit-
! !!
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'
& 
'1'' '. 
) +7> 8>.6 0 (3 1>
.>&% Vorhaben war später gescheitert. Kenge- dem Widerspruch des zuständigen Amts- fall verantwortlichen Testosterons blo- tel gegen Typ-1-Diabetes, Migräne, Pso-
&% 2
&9& ter hatte im Dezember 2015 im Rahmen gerichts Frankfurt gescheitert. ckieren. riasis und Osteoporose.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G Unternehmen DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2 · S EITE 21

Kühne + Nagel auf der Spur der Piraten
Online-Anbieter kapern
das Frachtgeschäft,
aber der Logistikriese
hält dagegen. Etwa
mit Lösungen für harte
Lieferfälle in nur
wenigen Sekunden.
rit. SCHINDELLEGI, 2. Januar. Sie hei-
ßen Freighthub, Flexport, Convargo oder
U-Ship und wollen die traditionelle Welt
der Frachtlogistik tüchtig aufmischen.
Das tun sie auf Basis digitaler Technolo-
gien. Die genannten Unternehmen sind
Start-ups, die als Online-Anbieter Liefer-
ketten organisieren, ohne auch nur einen
einzigen Lastwagen oder Güterwaggon
zu besitzen. Investoren haben in den ver-
gangenen Jahren Milliardensummen in
derlei Unternehmen gesteckt, weil die Di-
gitalisierung in der Logistik bisher weni-
ger vorangeschritten ist als in anderen
Branchen. Das Wachstumspotential ist
also beachtlich. Viele kleine und mittel-
große Anbieter sowie deren Kunden ar-
beiten noch mit Faxgerät und Telefon,
wenn es um den Transport von Gütern
geht. Hinzu kommen die zum Teil beacht-
lichen bürokratischen Hürden. Nicht we-
nige Zollbehörden auf dieser Erde verlan-
gen, dass ihnen die erforderlichen Fracht-
formulare auf Papier vorliegen.
„Zollregularien und fehlende globale
Datenstandards halten diese Branche
zum Teil im Mittelalter fest“, sagt Detlef
Trefzger. Der 55 Jahre alte Deutsche
führt den Logistikkonzern Kühne + Na-
gel, der im schweizerischen Schindellegi
am Zürichsee seinen Hauptsitz hat und
mehrheitlich dem Unternehmer Klaus-
Michael Kühne gehört. Kühne + Nagel ge-
hört mit einem Jahresumsatz von rund
19 Milliarden Franken und 76 000 Mitar-
beitern zu den absoluten Riesen der Bran-
che. Im Seefrachtgeschäft sind die
Schweizer die Nummer 1 vor Deutsche
Post DHL und Schenker (Deutsche
Bahn).
Werden die aggressiven neuen Angrei-
fer dem Branchenprimus Marktanteile
abjagen? Trefzger schüttelt gelassen den
Kopf. Im Gespräch mit der F.A.Z. ver-
weist er auf die Komplexität vieler Trans-
portgeschäfte, bei denen Güter über meh-
rere Kontinente in Flugzeugen oder Schif-
fen, in Lastwagen und auf Zügen in ei-
nem straffen Zeitplan von A nach B ge-
schafft werden müssen. Ähnlich hatte
sich im Sommer auch der DHL-Vorstand
Tim Scharwath geäußert: Jeder Schritt,
jede Schnittstelle zwischen Sender und
Empfänger müsse genau organisiert, kon-
tinuierlich beobachtet und verlässlich ge-
managt werden. „Internetplattformen
werden uns das Wasser deshalb gewiss
nicht abgraben.“
Klar ist aber auch, dass sich die eta-
blierten Anbieter nicht ausruhen kön-
nen, zumal die Lernkurve der Start-ups
FIRMENINDEX Seite
Acea ........................................................16
Amazon ..............................................22
Apple .....................................................22
Audi .......................................................21
Mehr als 300 000
schließen sich
Klage gegen VW an
cag. HAMBURG, 2. Januar. Deutlich
mehr als 300 000 Besitzer von Volkswa-
gen-Kfz mit manipulierter Abgassteue-
rung haben bislang die vom Bundestag
beschlossene Möglichkeit einer Muster-
feststellungsklage genutzt und fordern
von dem Wolfsburger Automobilkonzern
Schadenersatz. Bis zum 28. Dezember hät-
ten sich 294 000 VW-Besitzer in die Liste
für die Musterfeststellungsklage eingetra-
gen, sagte der Sprecher des Bundesamtes
für Justiz, Thomas Ottersbach, am Mitt-
woch. In den drei Tagen bis zum 31. De-
zember hätten sich noch viele weitere
Menschen bei der vom Bundesamt geführ-
ten Liste angemeldet, so dass die Muster-
feststellungsklage gegen VW von deutlich
mehr als 300 000 Menschen getragen wer-
de. Die Schadenersatzansprüche gegen
Volkswagen verjährten am 31. Dezember.
Mit dem Eintrag in die Liste wird die Ver-
jährung unterbrochen.
Der Bundesverband der Verbraucher-
zentralen hatte die Klage gegen Volkswa-
gen am 1. November unmittelbar mit In-
krafttreten des Gesetzes beim zuständi-
gen Gericht in Braunschweig eingereicht.
Die Organisation will feststellen lassen,
ob der Autokonzern wegen manipulierter
Abgassteuerungen für den Schaden von
Besitzern von Autos des Volkswagen-
Konzerns mit bestimmten Dieselmotoren
Schadenersatz zahlen muss. Es ist die ers-
te Musterfeststellungsklage überhaupt.
Die schwarz-rote Koalition hatte diese
Abwandlung einer Massenklage unter
dem Eindruck des Abgasskandals von
VW erst möglich gemacht. Die Klage
wird vom ADAC unterstützt. Betroffene
VW-Kunden konnten sich kostenlos in
Anlegen zum Anliefern: Kreuzfahrtschiffe pünktlich zu versorgen ist logistische Schwerstarbeit. Foto Matthias Lüdecke
ein Klageregister des Bundesamtes für
Justiz eintragen. Betroffen von den Mani-
steil nach oben zeigt. Um nicht als Dino- der Auswahlkriterien zu nennen. Die auf komplexe, branchenspezifische Lö- tit? Trefzger betont, dass die eigene Stra- pulationen sind Käufer der Fahrzeuge der
saurier zu enden, müssen sie ihrerseits in Antwort kommt prompt: „Der Kunde hat sungsangebote, die von den (jungen) Ri- tegie auf organischem Wachstum beru- Marken Volkswagen, Audi, Škoda und
die Digitalisierung investieren und mit in- unser Angebot binnen weniger Sekun- valen nicht so leicht kopiert werden kön- he, wobei man deutlich schneller als der Seat mit Dieselmotoren des Typs EA189.
telligenten Zusatzleistungen punkten. den auf dem Tisch“, sagt Trefzger. Mög- nen und daher höhere Margen verspre- Markt zulegen wolle. Gleichwohl bewer-
Auf diesem Pfad sieht sich Trefzger lich sei dies dank technologischer Syste- chen. So hat Trefzger zum Beispiel eine te man jeden interessanten Übernahme-
durch die neuen Wettbewerber sogar un-
terstützt: „Ich freue mich, dass es diese
me, die sich auf die Verarbeitung von gi-
gantischen Datenmengen sowie intelli-
Einheit geschaffen, die im Auftrag von
Fluggesellschaften die Innenausstattung
kandidaten. Mit Blick auf Panalpina
bremst Trefzger allerdings die Erwartun- Android-Apps schicken
neuen Online-Anbieter gibt. Sie schaffen genten Prognosemodellen stützten. „Wir von Flugzeugen austauscht. Dabei han-
delt es sich vor allem um eine Koordinati-
gen: „Bei diesem Unternehmen ent-
spricht die aktuelle Bewertung nicht der
Daten an Facebook
eine große Aufmerksamkeit für Online- optimieren die Transportkette durch
und Plattformlösungen. Damit tragen sie eine vorausschauende Datenanalyse.“ onsleistung, da hier verschiedenste Liefe- operativen Leistungsfähigkeit.“ Die Be- joja. FRANKFURT, 2. Januar. Einer neu-
dazu bei, diese Dienstleistungen im Mit einem Beispiel aus der Kreuzfahrt- ranten alle möglichen Komponenten zu- wertung sei „eher spekulativ und daher en Untersuchung zufolge schicken viele
sammentragen und einbauen müssen. unattraktiv“. Damit spielt Trefzger auf Smartphone-Apps, die auf dem Android-
Markt salonfähig zu machen, wovon industrie beschreibt Trefzger, wie treffsi-
auch wir profitieren.“ Tatsächlich muss cher und nützlich diese Systeme sind: Im Da es für die Airlines sehr teuer ist, wenn den durch die Übernahmephantasie be- Betriebssystem laufen, ungefragt Daten
ihre Flieger nutzlos am Boden herumste- flügelten Aktienkurs von Panalpina an. über Nutzer und das Nutzungsverhalten
zunächst auch so mancher Kunde seine Auftrag der Reederei Royal Caribbean
internen Prozesse ändern und Transport- wertet Kühne + Nagel Wetterverhältnis- hen, garantiert Trefzger, diese Arbeit je- Eine klare Meinung hat der Vorstands- an das soziale Netzwerk Facebook. Die ge-
weils in zwei bis vier Tagen zu erledigen. chef auch zur aktuell heißesten wirt- meinnützige britische Organisation Priva-
anfragen eben über das Internet und se, Streikinformationen, Hafenbelegung
Kühne + Nagel investiere jährlich 250 Mil- schaftspolitischen Frage in der Schweiz: cy International hat 34 Android-Apps mit
nicht mehr via Faxgerät oder Telefon und vieles mehr aus. „So können wir prä- lionen Franken in die eigene Informati- Soll die Eidgenossenschaft das auf dem 10 bis 500 Millionen Nutzern getestet. 61
durchgeben. zise vorhersagen, um welche Uhrzeit die onstechnologie (IT), sagt der Vorstands- Tisch liegende Rahmenabkommen mit Prozent davon haben Daten weitergelei-
Für Standardsendungen hat Kühne + Schiffe ankommen und in welchem Ha- chef, wobei es im laufenden und im der EU, das die Anbindung an den euro- tet – selbst dann, wenn die Nutzer nie
Nagel ein System namens E-Touch entwi- fenbecken sie festmachen.“ Verzögert nächsten Jahr aufgrund neuer Software- päischen Binnenmarkt festigen und si- selbst einen Account bei dem sozialen
ckelt, über das zumindest ein Teil der Auf- sich die Ankunft eines Passagierdamp- programme noch mehr sein dürfte. chern würde, annehmen oder ablehnen? Netzwerk besessen haben. Unter den be-
träge vollautomatisch abgewickelt wer- fers, etwa weil er einem Sturm in der Ka- Längst nicht alle Logistikanbieter ha- Trefzger zeigt sich überrascht, dass die anstandeten Apps sind auch die Program-
den kann. Wenn der Kunde zum Beispiel ribik ausweichen musste, kann man an ben genug Kraft, um im gebotenen Maß Regierung in Bern in dieser Sache so zö- me von bekannten Unternehmen wie
eine Palette mit Textilien von Schanghai Land rechtzeitig umdisponieren: Es gilt, digital aufzurüsten. Daher sind sich die gerlich ist. Denn gerade die Schweiz sei dem Musikstreamingdienst Spotify, der
nach München befördern lassen will, die Tonnen an Lebensmitteln, die bei je- Auguren einig, dass es in dieser stark mit ihrer starken Exportwirtschaft auf Sprachlern-Plattform Duolingo oder des
gibt er per Mausklick ein, ob die Ware dem Hafenstopp aufgenommen werden, fragmentierten Branche zu weiteren möglichst offene Grenzen angewiesen. Reiseportals Kayak. Android-Nutzer, die
möglichst kostengünstig, schnell oder genau zur richtigen Zeit am richtigen Kai Übernahmen und Fusionen kommen „Die Schweiz sollte dieses Rahmenab- mit der App ihre Reise geplant haben,
umweltfreundlich transportiert und ob Si- zu lagern. wird. Als möglicher Übernahmekandidat kommen so schnell wie möglich unter- teilten unwissentlich Daten über den
cherheitsfragen (Piratenüberfälle) oder Jenseits einfacher Transportaufträge, gilt die Schweizer Panalpina, die zuletzt zeichnen. Noch mehr Zugeständnisse Abflugsort, Flughäfen, die Anzahl der
Streikrisiken in der Kalkulation berück- die Kühne + Nagel zunehmend automati- 5,5 Milliarden Franken Umsatz erzielt wird sie von der EU wahrscheinlich nicht Tickets und das Datum mit. Privacy Inter-
sichtigt werden sollen, um nur ein paar siert abwickeln will, setzt der Konzern hat. Hätte Kühne + Nagel darauf Appe- bekommen.“ national zufolge hätten Entwickler Face-
book darauf hingewiesen, dass Apps ihre
Nutzer um Erlaubnis fragen müssten, be-
Banca Carige ...................................15 China Southern Airlines .........19 Dr. Wolff-Gruppe .........................20 Microsoft ............................................22 Scania ...................................................16 Synapticon ........................................19 vor sie Daten weitergeben. Eine Schnittstel-
BASF .......................................................23 Daimler ..............................16, 22, 23 Hyundai ...............................................19 Netflix ..................................................22 Scout24 ...............................................19 Tesla .......................................................20 le, die Entwicklern diese Möglichkeit gibt,
Bayer ......................................................23 Deutsche Bahn .............................22 Intel ........................................................22 O2 ............................................................16 Seat .........................................................21 Uniper ...................................................16 habe Facebook aber erst gut einen Monat
Beiersdorf .........................................19 Deutsche Börse ............................20 Iveco .......................................................16 Procter & Gamble ........................22 Shell .......................................................16 Vodafone ............................................16 nach Inkrafttreten der Datenschutzgrund-
BMW ..............................................22, 23 Deutsche Telekom .....................16 L'Oréal ..................................................19 Qatar Airways .................................19 Škoda ....................................................21 Volkswagen ...........16, 21, 22, 23 verordnung Ende Mai 2018 eingerichtet.

Die F.A.Z.-Wetterinformationen im Internet: www.faz.net/wetter

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Cottbus 2° S 0° Ss 2° S 6° b Hannover Paris -1 St.Petersbg. 0° S -4° b -8° b -9° s
25° bis 29° Magdeburg 0
Cuxhaven 5° s 6° h 8° b 8° h teils halten sich Wolken mit von 30° an 6
München 0 Budapest Varna Venedig 7° s 5° b 5° s 2° b
Dresden 3° b 0° S 2° S 6° Rs Schneefällen. Vor allem im süd- Mailand 4 5 Warschau 0° S -1° b -2° b 1° S
Kalt- 4 1 Bordeaux 6 Wien 2° s 0° S -1° b 3° S
Düsseldorf 6° w 4° b 5° b 7° b lichen Brandenburg und in Sach- Essen 2 Leipzig 0 12 Istanbul
front Nizza Zürich 1° Ss -1° s 0° h 0° S
Erfurt 3° h 2° w 2° b 7° h
sen schneit es. Die Höchstwerte 4 Dresden Lissabon Madrid 12 6 Dubrovnik 7
Warm- 11 Barcelona Rom 1010 AFRIKA

Katalog ist da!

Essen 5° h 4° b 5° b 7° b 4 11
liegen bei böigem Nordwestwind front Köln 9 14 Accra 32° s 32° s 32° s 33° s
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2 -1 19 16 Algier Tunis
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1010
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14° s 14° h 13° s
15° s 15° s 17° s
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Frankfurt 5° w 2° b 3° b 7° R Hochdruck- Las Palmas 14 12 1015
Dakar 28° h 27° h 26° h 26° w
Freiburg 4° w 1° s 1° s 1° S Bremen, Niedersachsen, zentrum 0
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Garmisch 0° Ss -4° b -4° S -1° S Hamburg, Schleswig- Tiefdruck- Nürnberg Kairo 16° s 17° s 18° s 17° s
Holstein, Mecklenburg-Vor- zentrum Saarbrücken 1 Reisewetter in Europa - Vorhersage für die nächsten Tage Kapstadt 25° s 29° s 27° s 25° h
Greifswald 3° h 3° s 5° b 7° h
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pommern: In Vorpommern und
im Weser-Ems-Gebiet fällt örtlich
Warmluft-
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Stuttgart
2
4
Österreich, Schweiz: Auf der sonst zeitweise wolkig und
Lagos
Nairobi
Tunis
32° h 32° s 31° h
25° s 26° s 24° h
14° h 12° s 11° h
34° s
24° Rs
12° s
-1 Alpennordseite weitere, teils einzelne Schauer. 9 bis 16 Grad.
Katalog 2019 bestellen. Hannover 4° h 3° h 5° R 8° b
Helgoland 6° s 8° h 8° b 8° h
Hof 0° b -1° w 1° S 3° Sr
etwas Regen oder Schnee. Sonst
zeigt sich längere Zeit die Sonne.
zufuhr
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in der Höhe,
1
Freiburg
München
auch ergiebige Schneefälle, stark Italien, Malta: In Norditalien
NORDAMERIKA
Chicago
Houston
0° b 1° s 3° s
12° R 12° R 14° s
10° h
18° s
Die Temperaturen erreichen 2 Erwärmung -4 2 windig. Nach Süden und Westen örtlich Nebel, sonst sonnig. Nach
Kahler Asten -2° w 0° b 0° S 3° b www.wetter.com Los Angeles 17° s 19° s 19° s 15° h
hin trocken und teils Sonne. Süden zu wolkiger und windiger,
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Karlsruhe 5° w 1° b 2° b 3° S
Kassel 4° h 2° b 3° b 6° b frischer Wind aus Nordwest. Minus 10 bis plus 12 Grad. einzelne Schauer. 1 bis 14 Grad. Montreal -8° s -4° b 1° S 2° w
Köln 5° w 4° b 4° b 7° b Aussichten Biowetter Frankreich, Benelux: In Großbritannien, Irland: Wol- New York 4° h 9° s 8° s 7° Rs

leserreisen.faz.net Konstanz
Leipzig
3° b 0° s 1° w 1° S
2° w 1° b 3° S 7° w
Nordrhein-Westfalen, Hessen,
Rheinland-Pfalz, Saarland: Am Freitag fällt zwischen Manche Asthmatiker und
Südfrankreich öfter Sonne,
sonst trüb. In Benelux ab und zu
ken und Hochnebel, vor allem in
England auch mal Sonne. Meist
S. Francisco 13° s 14° s 14° h
Toronto -2° h 0° s 3° s
Washington 8° b 9° h 8° h
13° R
5° h
10° b
Lübeck 4° s 2° h 7° b 8° s Kompakte Wolken und kurze Erzgebirge und Alpen häufig Rheumatiker klagen über Sprühregen. 5 bis 13 Grad. trocken. 2 bis 9 Grad. LATEINAMERIKA

Jetzt Magdeburg 4° w 2° s 5° R 8° w
Mannheim 6° R 1° b 3° b 6° R
sonnige Phasen wechseln sich ab.
Örtlich fallen ein paar Schnee-
Schnee, sonst nur örtlich etwas
Schneeregen oder Regen. Die
Beschwerden. Schmerzen in
Gelenken, Muskeln und Gliedern
Griechenland, Türkei, Zypern:
Sehr windig bis stürmisch. Dazu
Skandinavien: Meist stark
bewölkt, zeitweise Schneefall,
Bogota
B.Aires
Caracas
21° s 19° h 21° s
34° R 29° h 31° s
24° s 25° s 27° s
21° h
28° s
28° s
neu!
München 1° w -1° b -1° S 1° S
Norderney 6° h 7° w 8° b 8° b flocken, in tiefen Lagen auch Höchstwerte liegen zwischen treten häufiger auf. Das Risiko viele, teils kräftige Schauer, im Südwesten Regen. Zwischen Lima 24° s 24° h 25° h 26° h
Regentropfen. Bei schwachem bis minus 4 und plus 8 Grad. Am für Kopfschmerzen und Migräne örtlich Gewitter. Im Hochland minus 15 und plus 8 Grad. Mexiko-St. 21° s 23° s 22° h 24° h
Nürnberg 3° S 0° S 1° b 3° S R.d. Janeiro 33° h 39° s 40° h 31° R
Oberstdorf -2° S -4° b -4° S -2° S mäßigem Nordwestwind liegen Samstag schneit es südlich der ist ebenfalls erhöht. Vor allem Schneefall. 0 bis 16 Grad. Polen, Tschechien, Slowakei: Sant.(Ch.) 31° s 36° s 35° s 28° s
Osnabrück 6° h 4° w 5° b 7° b die Nachmittagswerte an Rhein Donau ergiebig. In den anderen in den nördlichen Landesteilen Spanien, Portugal: Oft sonnig, Zeitweise Schneefall, am meis- NAHER OSTEN
Passau 1° w -1° b -1° S 1° S und Main zwischen 2 und 4 Grad. Region müssen wir stellenweise hebt Sonnenschein die Laune. örtlich Nebel. 8 bis 21 Grad. ten im Nordstau der Sudeten. Ankara 0° b 7° b 4° h 3° S
Rostock 4° s 5° w 7° b 7° s Antalya 12° Rs 14° w 15° b 13° Rs
mit etwas Regen rechnen, zum Erkältungskrankheiten breiten Balearen, Sardinien, Korsika: Minus 4 bis plus 3 Grad. Anfangs Baghdad 13° b 17° s 17° s 15° w
Saarbrücken 4° w 2° s 1° b 4° b Baden-Württemberg und Teil kommt die Sonne durch. sich weiterhin relativ leicht aus. Auf den Balearen meist sonnig, noch sehr windig. Dubai 24° s 27° h 26° s 26° s
Stuttgart 3° w 1° b 1° b 3° S Bayern: Im Süden und Osten Riad 24° h 28° s 21° s 23° s
Sylt 5° s 6° s 8° b 7° s Bayerns dominieren Wolken Teheran 8° b 10° R 12° s 12° h
Trier 5° b 2° b 2° b 6° Sr
Zugspitze -18° w -19° S -13° S -11° S
und bringen im Laufe des Tages NORDAMERIKA ASIEN Städtewetter im Ausland Tel Aviv
ASIEN
15° h 17° h 17° s 17° h
gelegentlich Schnee. In den Bangkok 31° h 29° w 29° R 28° R
s: sonnig, h: heiter, w: wolkig, b: bedeckt, G: Gewit-
anderen Regionen ziehen nach 8 990
T 1010 1015 Peking Seoul Tokio EUROPA Mi. Do. Fr. Sa. Mi. Do. Fr. Sa. Hongkong 14° b 20° w 21° h 21° w
ter, N: Nebel, R: Regen, Rs: Regenschauer, Sr: Sprüh-
regen, S: Schnee, SR: Schneeregen, Ss: Schnee- freundlichem Beginn ebenfalls
Vancouver
1015 1020
995
1000 7
0 H 1035 0 2.1. 3.1. 4.1. 5.1.
Kiew
2.1.
1° b
3.1.
-1° w
4.1.
-3° b
5.1.
-5° w
Jakarta 34° h 35° h 35° s 33° h
schauer, –: keine Mitteilung. Alle Tabellen zeigen
als Prognose die Tages-Höchsttemperatur, als
Wolken auf, doch nur selten 1025
1030
1005
1010 0 Toronto T
1015
Xian
10
Schanghai
10 Amsterdam 5° h
Athen 8° s
6° h
9° b
7° b
7° Rs
9° b
6° s Kopenhagen 2° s 3° s 6° w 6° s
Manila
Neu Delhi
28° s 30° s 30° s
20° s 21° s 22° s
30° h
20° h
gibt es ein wenig Schnee oder H 6 1015 1 New York 1020 Barcelona 10° s 12° s 11° s 12° s Las Palmas 20° s 19° s 19° s 21° s Peking -2° s 0° s 1° h 2° b
gestrigen Wert die Messung mittags Ortszeit. Denver 1020 Chicago 9 Hongkong 1030 Taipeh Lissabon 12° s 11° s 14° w 13° s
Schneeregen. Am längsten hält Belgrad 3° b 0° w -2° S -2° b Seoul -3° s 0° s 3° b 1° s
1030 Washington 20 1025 18
Bozen 0° h 1° s 2° s 3° s Ljubljana 2° s 3° s 0° w 1° b
Los Angeles 9 Schanghai 6° b 10° b 11° R 11° R
Sonne & Mond sich die Sonne in Südbaden. Die 19
1020
Brüssel 5° h 5° R 5° b 7° b London 4° s 2° s 1° w 1° s Singapur 30° h 31° h 32° h 31° R
Temperaturen steigen bis minus 1025 12 Miami
1020
29 22 Manila Budapest 2° s 0° s -1° w -1° S Madrid 4° s 11° s 9° s 8° s Taipeh 16° b 18° b 25° h 23° b
08:21/16:37 05:46/14:52 Houston1015 28 1015
Mailand 6° s 4° s 4° s 3° s
4 Grad an den Alpen und plus 1 1020 Bangkok Saigon 30 Bukarest 3° h 3° b 0° w 0° s Tokio 9° s 10° s 9° s 12° s
Mexiko-St. Dublin 6° h 7° b 6° s 5° s Malaga 17° s 16° w 15° s 15° s AUSTRALIEN und NEUSEELAND
Auf- und Untergang in Mitteleuro- Grad am Rhein. Der Wind weht 31
Havanna Dubrovnik 8° R 6° s 4° s 4° h Mallorca 14° s 13° s 15° h 14° s Melbourne 23° h 29° s 42° s 24° b
päischer Zeit (MEZ) für Frankfurt/ schwach bis mäßig und kommt 23 30 Kuala Lumpur Helsinki -6° b -9° s 1° S -4° h Moskau -4° S -2° S -3° b -6° S Sydney 29° s 29° h 30° s 38° s
Main. aus nordwestlicher Richtung. 31 Singapur Istanbul 7° R 7° b 4° b 4° R Neapel 10° s 6° s 5° s 6° s Wellington 23° h 23° h 20° h 22° h
SEITE 22 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R. 2
Die Wiederbelebung der Wüstenshow
Die Cebit ist tot, die
Technik-Messe CES in
Las Vegas lebendig
wie nie. Wie kommt es,
dass sie sogar einer
großen Automesse das
Wasser abgraben kann?
Von Roland Lindner
und Martin Gropp
NEW YORK/FRANKFURT, 2. Januar
V
or wenigen Wochen erst hat das
Ende der traditionsreichen Compu-
termesse Cebit die Branche getrof-
fen. Es ist noch gar nicht so lange her, da
wurde auch über die Zukunft der CES in
Las Vegas spekuliert, das amerikanische
Gegenstück zum Branchentreff in Hanno-
ver. Als sich vor einigen Jahren der Soft-
warekonzern Microsoft, der lange eine
feste Größe war, als Aussteller zurückzog,
kamen Zweifel an der Relevanz der Elek-
tronikmesse auf. Umso mehr, als ihr ohne-
hin traditionell einige Branchengiganten
wie Apple fernblieben, die ihre Neuhei-
ten lieber auf eigenen Veranstaltungen
zeigten. Diese Diskussion ist aber weitge-
hend verstummt, und während die Cebit
nun dem Untergang geweiht ist, wirkt die
Messe in der amerikanischen Wüsten-
stadt noch immer putzmunter. 2018 ka-
men mehr als 182 000 Besucher, was nur
leicht unter dem Rekordwert des Vorjah-
res lag, die Zahl der Aussteller war sogar
so hoch wie noch nie. Wenn am 8. Januar
die nächste CES beginnt, soll es nach An-
gaben der Veranstalter noch einmal mehr
Aussteller geben als im vergangenen Jahr.
Am besten ist die ungebrochene Bedeu-
tung der CES vielleicht daran abzulesen,
wie sehr sie in den vergangenen Jahren
der Automesse in Detroit zu schaffen ge-
macht hat, also einer Veranstaltung einer
Branche, die nicht in ihrem traditionellen
Kernrevier liegt. Je wichtiger in den ver-
gangenen Jahren für die Autohersteller
Themen wie Elektromobilität und autono-
mes Fahren wurden, desto mehr haben
sie auch in Las Vegas Flagge gezeigt. Der
direkt danach stattfindenden North Ame-
rican International Auto Show (Naias) in
Detroit wurde damit zunehmend mediale
Aufmerksamkeit geraubt. Der Detroiter
Autohändlerverband, der die Naias orga-
nisiert, hat vor einigen Monaten Konse-
quenzen gezogen und angekündigt, die
Messe von 2020 an im Juni auszutragen,
also mit reichlich zeitlichem Abstand zur
CES. Das erinnert an den Versuch, die Ce-
bit mit einer Terminverlegung zu beleben
– der die Veranstaltung freilich nicht ge-
rettet hat.
Die offizielle Begründung der Organi-
satoren in Detroit war, das Modell der
klassischen Automesse habe sich ange-
sichts des Wandels der Branche überholt.
Das künftige Motto der Show lautet: weni-
ger statische Präsentationen von glänzen-
den Autos in dunklen Messehallen, mehr
Hohe Millionenstrafen wegen Bahn-Verspätungen
Strafgelder der Besteller im Regionalverkehr summieren sich 2017 und 2018 auf fast eine halbe Milliarde Euro / Von Kerstin Schwenn
BERLIN, 2. Januar
I
n einigen Tagen wird die Deutsche
Bahn ihre Pünktlichkeits-Statistik für
Dezember veröffentlichen. Auch
wenn sich das Unternehmen mit dem Zug-
verkehr über Weihnachten und Silvester
zufrieden zeigt, wird der letzte Monat die
schlechte Jahresbilanz wohl nicht mehr
aufbessern können. In den Monaten von
Januar bis November erreichten nicht ein-
mal drei Viertel aller Fernzüge pünktlich
ihr Ziel. 25,2 Prozent der ICE und IC ka-
men mindestens sechs Minuten „über
Fahrplan“ an. Verspätungen von mehr als
einer Stunde waren keine Seltenheit. Da-
her könnte die Höhe der Entschädigun-
gen, die der Bahnkonzern an enttäuschte
Fahrgäste zahlen muss, 2018 einen neuen
Rekordwert in hoher zweistelliger Millio-
nenhöhe erklimmen. Im Jahr davor hat-
Netflix knickt vor Saudi-Arabien ein
Der Videodienst entfernt eine regierungskritische Show, die Riad als „Cyberverbrechen“ wertet / Von Roland Lindner
NEW YORK, 2. Januar
N
un wäre eine gute Zeit, unsere Be-
ziehung zu Saudi-Arabien zu über-
denken.“ Das sagt der amerikani-
sche Komödiant Hasan Minhaj in einer
Episode seiner Show „Patriot Act“, die
vom Videodienst Netflix ausgestrahlt
wird. Minhaj, ein in Kalifornien gebore-
ner Sohn indischer Einwanderer, fügt hin-
zu, er meine dies sowohl als Muslim als
auch als Amerikaner. Die Episode wurde
Ende Oktober veröffentlicht, Anlass für
die Forderung von Minhaj war die Ermor-
dung des saudischen Dissidenten Jamal
Khashoggi einige Wochen vorher. Im Ver-
lauf der Show kritisiert der 33 Jahre alte
Komiker wiederholt Saudi-Arabien, insbe-
sondere Kronprinz Muhammad Bin Sal-
man, den er mit seinen Initialen „MBS“
benennt. An einer Stelle sagt er: „MBS
Probefahrt gefällig? Bosch stellt auf der CES 2019 in einer Weltpremiere sein Shuttle-Konzeptfahrzeug vor.
Fahrerlebnis im Freien, gerade für die vie-
len privaten Besucher. Und das lässt sich
im späten Frühjahr in Detroit besser reali-
sieren als in der grimmigen Winterkälte,
die in der Stadt nahe der Großen Seen im
Bundesstaat Michigan im Januar oft vor-
herrscht. Die Verlegung dürfte freilich
auch mit einem bemerkenswerten Ader-
lass gerade aus Deutschland zusammen-
hängen.
In diesem Jahr haben nach und nach
fast sämtliche deutschen Hersteller ihre
Teilnahme für die Naias 2019 abgesagt.
Daimler, BMW und Audi sparen sich die
kommende Messe, vom Volkswagen-Kon-
zern wird allein die Kernmarke VW mit
ihrer amerikanischen Landesgesellschaft
präsent sein. Ganz anders wird es mit der
deutschen Präsenz in Las Vegas ausse-
hen. Hier wird Daimler mit seiner Marke
Mercedes-Benz die neue Version seines
Coupés CLA zeigen, eine Enthüllung, die
früher eher auf einer klassischen Auto-
ten mehr als eine Million Fahrgäste von
der Bahn Geld zurückverlangt.
Im Regionalverkehr ist die Deutsche
Bahn in der Regel pünktlicher unterwegs.
Zwar schwächelten die Züge der DB Re-
gio auch im Oktober und November mit
nur gut 92 Prozent Pünktlichkeit. Aber im
Schnitt fuhren nach der Bahn-Statistik
2018 immerhin 94 Prozent der Regional-
züge pünktlich. Zugausfälle werden hier
allerdings nicht mitgerechnet. Auch des-
wegen sind die Konsequenzen der Un-
pünktlichkeit im Regionalverkehr teuer:
Die Deutsche Bahn AG muss wegen der
vielen Verspätungen und Ausfälle für die
Jahre 2017 und 2018 fast eine halbe Milli-
arde Euro Vertragsstrafen zahlen. Diese
Zahl wurde am Mittwoch in Berlin in Auf-
sichtsratskreisen bestätigt. Die Pönalen
sind in den Verträgen mit den Auftragge-
modernisiert Saudi-Arabien nicht. Das
Einzige, was er modernisiert, ist die saudi-
sche Diktatur.“ Er nennt außerdem den
saudischen Militäreinsatz im Krieg im Je-
men „die größte Tragödie der MBS-Ära“.
Seit vergangener Woche ist die Episode
in Saudi-Arabien nicht mehr auf Netflix
zu sehen. Der Videodienst bestätigte ge-
genüber der „Financial Times“, er habe sie
nach einer Beschwerde der saudischen Re-
gierung blockiert. Die Kommunikations-
behörde des Landes habe die Show als Ver-
stoß gegen ein Gesetz zu Cyberverbrechen
gewertet. Sie habe sich auf einen Passus be-
rufen, in dem „die Produktion, Vorberei-
tung, Übertragung oder Speicherung von
Material, das die öffentliche Ordnung, reli-
giöse Werte, die öffentliche Moral und die
Privatsphäre verletzt“, für strafbar erklärt
wird. Die „Patriot Act“-Episode ist offen-
Unternehmen
messe erwartet worden wäre. Das Stutt-
garter Unternehmen wird auch mit seiner
Nutzfahrzeugsparte im Bundesstaat Neva-
da vertreten sein, also einem Geschäft,
das wenig mit Endverbraucherprodukten
zu tun hat, für die die CES traditionell be-
kannt ist. Die VW-Tochtergesellschaft
Audi wiederum will bei ihrem Messeauf-
tritt vermitteln, wie sie sich die Zukunft
mit fahrerlosen Autos vorstellt, und De-
tails einer neuen Kooperation mit dem
Unterhaltungskonzern Disney bekanntge-
ben. BMW wirft ebenfalls einen Blick in
die Zukunft und lässt die Messebesucher
eine virtuelle Fahrt mit seiner Fahrzeug-
studie Vision iNext unternehmen.
Die Organisatoren in Las Vegas haben
es in den vergangenen Jahren geschafft,
die CES neu zu erfinden. Sie galt lange
als eine Schau für klassische Unterhal-
tungselektronik. Als sie 1967 erstmals
stattfand, wurden Transistorradios und
Schwarzweißfernseher gezeigt, später hat-
bern in den Ländern verankert, die den
Regionalverkehr ausschreiben, bestellen
und mit Hilfe einer milliardenschweren
Unterstützung des Bundes bezahlen.
Die Ursachen für Zugausfälle und Ver-
spätungen sind vielfältig. Die Bahn selbst
begründet sie zunehmend mit Problemen
mit der „Verfügbarkeit“ der Züge, aber
auch mit dem Personalmangel. Sehr häu-
fig liegen die Ursachen der Störungen in
der Infrastruktur. Akut defekte Gleise
oder Weichen sowie Baustellen sorgen da-
für. In seiner „Agenda für eine bessere
Bahn“ sieht der Bahnvorstand Maßnah-
men vor, um die Pünktlichkeitswerte spür-
bar zu verbessern – um die Kunden zufrie-
denzustellen, aber auch um den Aufsichts-
rat und den Eigentümer Bund zu be-
schwichtigen. Dazu gehört etwa die Ein-
stellung neuer Mitarbeiter in den Werk-
bar die einzige Netflix-Sendung, auf deren
Entfernen die saudische Regierung ge-
drängt hat. Sie ist in anderen Ländern der
Welt weiterhin zu sehen, und sie ist offen-
bar in Saudi-Arabien noch über den You-
tube-Kanal der Show abrufbar.
Netflix rechtfertigte seine Entschei-
dung. In einer Stellungnahme sagte das
Unternehmen: „Wir unterstützen künstle-
rische Freiheit auf der ganzen Welt nach-
haltig und haben diese Episode in Saudi-
Arabien nur entfernt, nachdem wir eine
gültige rechtliche Anfrage bekommen hat-
ten – und um mit dem lokalen Gesetz in
Einklang zu sein.“ Freilich meinen viele
Kritiker der saudi-arabischen Regierung,
dass genau dieses Gesetz, auf das sich das
Land gegenüber Netflix berufen hat, als
Instrument genutzt wird, um jede uner-
wünschte Meinungsäußerung zu unterdrü-
Foto Bosch
ten hier Produkte wie Videorekorder,
CD-Spieler oder die Videospielekonsole
Xbox von Microsoft ihre Weltpremiere.
Im Laufe der Zeit wurde jenseits von Kon-
sumelektronik auch Informationstechno-
logie zu einem immer wichtigeren
Schwerpunkt, und Unternehmen wie Mi-
crosoft und Intel wurden mit großen Stän-
den zu Aushängeschildern. In den vergan-
genen Jahren hat die rasant voranschrei-
tende Digitalisierung dafür gesorgt, dass
sich das Gesicht der CES abermals erheb-
lich verändert hat. Im „Internet der Din-
ge“ wird die Welt zunehmend vernetzt,
und davon bleibt kaum noch ein Lebens-
bereich unberührt. Ob Autos, Hausgeräte
oder Industrieanlagen: Immer mehr Pro-
dukte werden digital aufgerüstet, und das
sorgt auch dafür, dass immer mehr Bran-
chen die CES relevant finden.
Die Autoindustrie ist dafür das promi-
nenteste Beispiel: Sie hat auf der Messe in
jüngster Zeit immer mehr Raum einge-
stätten zur Instandhaltung der Züge. Un-
ter der Annahme, dass die Maßnahmen
wirken, rechnet der Vorstand von 2019
bis 2023 dann „nur“ noch mit Vertrags-
strafen an die Besteller von Regionalzü-
gen von insgesamt 650 Millionen Euro.
Pönalen an die Besteller müssen auch
die Wettbewerber der Bahn aufbringen.
Fahren ihre Züge verspätet oder gar nicht,
sind sie daran nicht immer selbst schuld,
sondern oft ist es die DB Netz, die Infra-
strukturgesellschaft des Bahnkonzerns.
Der Bahn-Konkurrent Transdev wollte es
schon 2016 nicht länger hinnehmen, dass
die Geschäftsbedingungen der DB Netz es
nicht einmal bei grobfahrlässigen Män-
geln zuließen, die Gesellschaften wegen
der Strafforderungen der Besteller in Re-
gress zu nehmen. Anfang 2017 leitete die
Bundesnetzagentur ein Verfahren ein,
cken. Eine Vertreterin der Electronic
Frontier Foundation, die sich für Mei-
nungsfreiheit und Datenschutz im Inter-
net einsetzt, sagte: „Eine Comedy zu ver-
bieten, die stichhaltige Kritik an einer Re-
gierung äußert, ist ein kontraproduktiver
Schritt und ein Affront gegenüber freier
Meinungsäußerung, die alle Bürger ver-
dienen.“ Minhaj selbst hat sich bislang
noch nicht zum Schritt von Netflix geäu-
ßert. Der verheiratete Vater einer kleinen
Tochter sagte unlängst in einem Inter-
view, es habe in seiner Familie Diskussio-
nen gegeben, ob er diese Sendung drehen
solle. Er habe sich nun aber „persönlich
und spirituell“ damit abgefunden, dass
die Sendung ein Nachspiel haben könnte.
Die Blockade der Comedy-Show wirft
ein weiteres Mal ein Licht auf ethische
Fragen rund um das Verhältnis zwischen
F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
nommen und oft auch einige der spekta-
kulärsten Ankündigungen und Präsenta-
tionen geliefert. Ein immer wichtigeres
Thema in Las Vegas ist auch das „Smart
Home“ geworden, also das intelligente Zu-
hause, in dem immer mehr Produkte, von
Türklingeln bis Thermostaten, mit dem
Internet verbunden sind. Diesem Seg-
ment hat die zunehmende Beliebtheit
von digitalen Assistenzsystemen gehol-
fen, etwa dem Echo-Lautsprecher und
der zugehörigen Software Alexa von Ama-
zon oder konkurrierende Produkte von
Google. Sowohl Amazon als auch Google
sind seit neuestem auf der CES vertreten,
was der Messe zugkräftige Namen ge-
bracht hat (Apple fehlt freilich weiter-
hin). Zu den jüngeren Schwerpunkten der
Messe rund um Vernetzung gehören auch
„Smart Cities“, also digitale Lösungen,
die dazu gedacht sind, die Lebensqualität
in Städten zu verbessern.
Wie sehr die CES ihren Aktionsradius
ausweitet, zeigt sich daran, dass in jüngs-
ter Zeit immer neue und oft auch uner-
wartete Unternehmen nach Las Vegas
kommen. In diesem Jahr wird zum Bei-
spiel der für Marken wie Pampers und
Pantene bekannte Konsumgütergigant
Procter & Gamble zum ersten Mal einen
Stand haben. Im Rahmen einer Pressekon-
ferenz will sich Impossible Foods präsen-
tieren, einer der prominentesten Vertre-
ter aus dem aufstrebenden Segment
„Food Tech“, also Lebensmitteltechnolo-
gie. Das Unternehmen hat sich in Ameri-
ka einen Namen mit seinem „Impossible
Burger“ gemacht, einem Hamburger mit
einem unter Einsatz von Pflanzen herge-
stellten Fleischersatz. Zu seinen Investo-
ren gehören Microsoft-Mitgründer Bill
Gates und der Google-Mutterkonzern Al-
phabet.
Eines der beherrschenden Themen der
diesjährigen CES dürfte der kommende
Mobilfunkstandard 5G werden. Die Tele-
kommunikationsbranche arbeitet gerade
am Aufbau von 5G-Netzen, und in die-
sem Jahr werden die ersten 5G-fähigen
Smartphones erwartet. Eine der Hauptre-
den (Keynotes) in Las Vegas wird von
Hans Vestberg gehalten, dem Vorstands-
chef des amerikanischen Telekommunika-
tionsgiganten Verizon. Jenseits der gro-
ßen Produkttrends ist die CES in den ver-
gangenen Jahren auch verstärkt zu einem
Ort für Debatten rund um Technologie-
themen geworden, oft auch mit politi-
schem Bezug. Eine Podiumsdiskussion
soll sich diesmal um den „Techlash“ dre-
hen, also die zunehmende Kritik an der
Technologiebranche, auf die Unterneh-
men wie Google oder Facebook stoßen.
Eine andere Veranstaltung unter dem Ti-
tel „Make Trade, not Tariffs“, an der auch
eine Vertreterin von BMW teilnehmen
soll, wird sich um die gegenwärtigen Han-
delskonflikte und damit verbundene Im-
portzölle drehen.
Ob die deutschen Autohersteller auch
künftig Detroit zugunsten von Las Vegas
links liegenlassen, ist indessen noch nicht
in Stein gemeißelt. Der Auftritt auf Mes-
sen in Nordamerika werde von Jahr zu
Jahr aufs Neue bewertet. Womöglich hat
also auch Detroit noch die Chance auf ein
Comeback – und die Terminverschiebung
stellt sich nicht als der Anfang vom Ende
wie bei der Cebit heraus.
um die Baumaßnahmen der DB Netz zu
überprüfen, besonders auf hochbelastete
Pendlerstrecken im Rheinland und im
Raum München. Der Konflikt mündete in
den „Runden Tisch Baustellenmanage-
ment“ der Eisenbahnen, der DB Netz, der
Besteller und des Bundes – und in Emp-
fehlungen für eine neue Risikoverteilung.
Mancher Wettbewerber fühlt sich aber
heute noch immer benachteiligt. Um Ver-
spätungen von Fernzügen zu begrenzen,
bekämen diese in der Regel Vorfahrt, so
dass der Nahverkehr umso größere Verzö-
gerungen hinnehmen müsse oder ganz
ausfalle, beklagt Transdev. Inzwischen
müsse man teilweise sogar Güterzüge vor-
lassen. Die Situation verschärfe sich da-
durch, dass Umleitungsstrecken nicht aus-
reichten und die Bahn kurzfristige Ände-
rungen vornehme, ohne zu informieren.
Saudi-Arabien und der amerikanischen
Technologiebranche. Saudi-Arabien ist
ein wichtiger Investor für einige der pro-
minentesten amerikanischen Start-up-
Unternehmen, darunter sind der Fahr-
dienst Uber und der Bürovermittler We-
work. Auch darauf geht Minhaj in seiner
Comedy-Show ein: „Die Tech-Unterneh-
men schwimmen in mehr Saudi-Cash als
der Bugatti-Händler in Beverly Hills“,
sagt er. Gerade das Silicon Valley sollte
doch eigentlich ein Ort der „Hippie-Kapi-
talisten“ sein. Besonders scharfe Worte
findet er für Wework, und er spielt dabei
auf Medienberichte an, wonach Mitarbei-
ter des Unternehmens keine Arbeitsessen
mehr als Spesen abrechnen dürfen, wenn
dabei Fleisch serviert wird. Minhaj sagt:
„Ihr seid also gegen Schlachthäuser, solan-
ge sie nicht im Jemen sind?“
Teure Verspätungen
Von Kerstin Schwenn
Ü ber die Feiertage sind die Bahn-
reisenden von heftigen Schneefäl-
len oder ähnlichen Katastrophen ver-
schont geblieben. Die meisten erreich-
ten rechtzeitig ihr Ziel. Zuletzt war die
mangelnde Zuverlässigkeit der Deut-
schen Bahn aber häufig genug Grund
zur Klage. Nur etwa ein Drittel der
Fernzüge kam im vorigen Jahr pünkt-
lich an. Der Bahnvorstand ist deshalb
reichlich unter Druck. Die Unpünkt-
lichkeit kostet die Bahn aber nicht nur
ihren Ruf, sondern auch viel Geld. Die
Entschädigungen an Kunden wegen
Verspätungen und Zugausfällen dürf-
ten sich auf einen nennenswerten zwei-
stelligen Millionenbetrag summieren.
Noch teurer kommt den Konzern die
Schlechtleistung im Regionalverkehr.
Die Strafzahlungen an die Vertrags-
partner – das sind die Besteller in den
Ländern wie Verkehrsverbünde – kos-
ten die Bahn 2017 und 2018 fast eine
halbe Milliarde Euro. Auch die Wettbe-
werber stöhnen über stattliche Pönale.
Dabei können sich die Verkehrsunter-
nehmen nicht mal an der Gesellschaft
DB Netz schadlos halten, deren defek-
te Gleise oder Weichen oft für Störun-
gen verantwortlich sind. Die Bahnriva-
len haben deswegen Verfahren ange-
strengt. Sollten sie am Ende zu ihren
Gunsten ausgehen, könnten den Bahn-
konzern noch viel höhere Geldforde-
rungen wegen Unpünktlichkeit belas-
ten.
Klimaschutz mit Gewinn
Von Niklas Záboji
S
ignifikant höhere Erlöse, gestiege-
ne Anlagevermögen und dazu
auch noch mehr Investitionen in ener-
gieeffiziente Technologien: Aus Sicht
des Industrieländer-Klubs OECD ist
der Emissionshandel das Beste, was
Europa und dem Klima passieren
konnte. Völlig zu Recht! Allen statisti-
schen Fehlbarkeiten zum Trotz wird er-
sichtlich, dass sinnvoller Klimaschutz
wahrlich kein Verlustgeschäft ist. Im
Gegenteil, die Wettbewerbsfähigkeit
hat sogar zugelegt, schreiben die Studi-
enautoren. Dass Maßnahmen zum Kli-
maschutz zuweilen immer noch recht-
fertigungsbedürftig sind, ist aber lei-
der absolut verständlich. Denn die Pla-
nungsphantasie der Funktionäre und
Bürokraten ist grenzenlos, geht es um
immer neue Markteingriffe im angebli-
chen Sinne von Mutter Erde. Mit dem
Umlageverfahren nach dem Erneuer-
bare-Energien-Gesetz, kräftig gestie-
genen Netzentgelten und einer safti-
gen Mehrwertsteuer zahlen Mittel-
stand und Verbraucher hierzulande
mittlerweile die höchsten Strompreise
in Europa. Und die nächste Steuer auf
CO2 ist schon in Sicht. Schließlich ist
sie zu erheben leichter als das Vertrau-
en auf jenes Instrument, das in den be-
teiligten Sektoren Industrie und Ener-
giewirtschaft den CO2-Ausstoß so
stark nach unten brachte wie nichts an-
deres: der Emissionshandel. Ihn zu
verbessern und im Idealfall auf den
Verkehrssektor auszuweiten hätte Eu-
ropa gut zu Gesicht gestanden.
Weltverbesserer in Not
Von Roland Lindner
D ie Online-Videothek Netflix win-
det sich, um zu erklären, warum
sie eine Comedy-Show, in der scharfe
Kritik an Saudi-Arabien und dessen
Kronprinzen Muhammad Bin Salman
geübt wird, in dem Golfstaat blockiert.
Man unterstütze ja künstlerische Frei-
heit auf der ganzen Welt, aber es habe
nun einmal eine „gültige rechtliche An-
frage“ gegeben, heißt es in einer Stel-
lungnahme. Netflix beugt sich also
dem Willen Saudi-Arabiens, versucht
aber gleichzeitig, sich als Verfechter
von Werten aufzuspielen. Das Unter-
nehmen kann aber nicht beides haben,
und es wäre ehrlicher, zu sagen: „Wir
haben Prinzipien, aber um in einem
Land Geschäfte machen zu können,
werfen wir sie auch schon mal über
Bord.“ Die Vorgänge um die Netflix-
Show unterstreichen abermals das ethi-
sche Dilemma, in dem gerade die ame-
rikanische Technologiebranche mit
Blick auf Saudi-Arabien steckt und in
das sie sich sehenden Auges selbst ma-
növriert hat. Unternehmen wie der
Fahrdienst Uber oder der Bürovermitt-
ler Wework haben Milliardeninvestitio-
nen aus Saudi-Arabien angenommen.
Elon Musk dachte darüber nach, einen
zwischenzeitlich geplanten Rückzug
des Elektroautoherstellers Tesla von
Saudis finanzieren zu lassen. Die
selbsterklärten Weltverbesserer im Sili-
con Valley lassen sich durchaus auf
Kompromisse ein, wenn es ihren finan-
ziellen Interessen dient.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G Finanzen DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR . 2 · SEITE 23

Der Dax könnte bis auf 14 000 Punkte steigen
Trotz aller Kursverluste
zeigen sich Banken für
das Aktienjahr 2019 in
einer F.A.Z.-Umfrage
noch optimistischer als
ohnehin üblich. Doch es
gibt viele Molltöne.
kpa. FRANKFURT, 2. Januar. An den Ak-
tienbörsen hat das neue Jahr nicht so er-
freulich angefangen, wie das alte aufge-
hört hat. Zwar hat der Dax im Vorjahr 18
Prozent an Wert verloren und eine sechs
Jahre währende Hausse beendet, doch am
letzten Handelstag hatte der Index deut-
lich zugelegt. Am Mittwoch verlor der Dax
zunächst bis zu 1,6 Prozent auf 10 387
Punkte. Zum Handelsende gewann er
leicht auf 10 580 Punkte. Amerikanische
Aktien zeigten sich mit Kursverlusten.
Und was sagen die Aktienmarktexper-
ten für dieses Jahr vorher? Ihre Progno-
sen klingen zumindest zahlenmäßig viel-
versprechend. Laut einer Umfrage der
F.A.Z. unter zwei Dutzend Kreditinstitu-
ten, Fondsgesellschaften und Versiche-
rern sagen diese dem Dax im Durch-
schnitt bis zum Jahresende einen Anstieg
um 13 Prozent auf fast 12 000 Punkte vor-
her. Für den Euro Stoxx 50 sind es plus 10
Prozent. In Amerika dürften der Dow-Jo-
nes-Index demnach 6 Prozent und der
Nasdaq Composite 11 Prozent zulegen.
Selbst für diese Berufsoptimisten sind
das vergleichsweise positive Vorhersagen.
Ihre Erläuterungen hingegen klingen weit
weniger erfreulich, was sicherlich auch an
den schlechten Erfahrungen des vergange-
nen Jahres liegen dürfte. Fast unisono hat-
ten Analysten damals eine Fortdauer der
Aktienhausse verkündet. Treffgenau ei-
nen Indexwert vorherzusagen gleicht ei-
nem Orakel. Dass Prognosen aber so weit
von der Realität entfernt liegen wie im
Vorjahr, ist selten. Im Durchschnitt hatten
die Auguren einen Dax-Jahresendstand
von 13 938 Punkten vorhergesagt – ein An-
Auch einer der größten Optimisten für
dieses Jahr, Markus Reinwand, Aktienstra-
tege der Helaba, zeigt sich vorsichtig. Das
Jahr werde anstrengend. Nur mit Leistungs-
fähigkeit seien alle Herausforderungen zu
bewältigen. Deshalb wolle er die Weltwirt-
schaft ins „Fitnessstudio“ schicken. Und ge-
rade weil einige Länder ins Schwitzen gerie-
ten, dürften sich im Jahresverlauf erste Er-
folge einstellen. Insgesamt sei er für 2019
optimistisch, was Aktien anbelange, sagt
Reinwand. Der Dax habe ein faires Bewer-
tungsniveau erreicht. Kurspotential erwach-
se im Jahresverlauf aus einer zyklischen Er-
holung, die mit verbesserten Perspektiven
für die Gewinne der Unternehmen einher-
gehe. Zudem ergäbe sich dann wieder Spiel-
raum für eine moderate Ausweitung der Be-
wertungen, also einen Kursanstieg. Funda-
mental reiche die Spanne für den Dax 2019
von 10 500 bis 14 000 Punkte. Letzteres ent-
spräche einem Rekordhoch.
In Mittelfeld mit 12 000 Punkten zum
Jahresende liegt die DZ Bank. Beim volks-
wirtschaftlichen Wachstum zeigten sich
Bremsspuren, sagt Chefanlagestratege
Christian Kahler. Eine Zeitlang seien sol-
che Schwierigkeiten auf aufstrebende
Länder begrenzt gewesen, nun sei jedoch
auch in einigen Industrieländern der
Wachstumszenit überschritten worden.
Hinzugesellt hätten sich der Handelskon-
flikt zwischen Amerika und China,
Schwächen in Brasilien, Argentinien und
der Türkei, die Unsicherheit rund um den
Brexit sowie der Haushaltsstreit zwischen
Italien und der EU – für die zyklischen
Dax-Unternehmen hätte all dies im zwei-
ten Halbjahr zu Ergebniswarnungen am
Fließband geführt. Strukturelle Herausfor-
derungen in der Automobilindustrie so-
wie Schwierigkeiten einzelner Unterneh-
men wie der Deutschen Bank und Thys-
sen-Krupp hätten das Bild komplettiert.
Doch die Stimmung am Aktienmarkt
Berufsoptimisten: Selbst ein Dax-Rekord von 14 000 Punkten scheint möglich – ein Indexplus von einem Drittel. Foto Andreas Müller sei nun übertrieben negativ, sagt Kahler.
Die Intensität, mit der einzelne Dax-Wer-
te 2018 zu kämpfen gehabt hätten, werde
Prognosen zur Entwicklung der Aktienmärkte im Jahr 2019 sich in diesem Jahr nicht wiederholen.
Eine kurzfristige „Basiserholung“ erschei-
Bandbreite der Prognosen für den Dax zum Jahresende 2019: ne realistisch. Die meisten politischen
Durchschnittsprognose des Vorjahres für das Jahresende 2018: 13938
Probleme dürften sich aber nicht sofort lö-
10000 13400
sen lassen, so dass das Umfeld weiter her-
10580 11986 ausfordernd bleibe. Erschwerend komme
aktueller Stand Durchschnittsprognose
heu.
Schnäppchen gesucht
Von Tim Kanning
N ach der rumpeligen zweiten Jah-
reshälfte 2018 am deutschen Ak-
tienmarkt müssen Anleger schon eini-
gen Mut mitbringen, wenn sie jetzt ihr
Depot neu aufstellen. Zumal die Unsi-
cherheiten um die Weltkonjunktur,
den Brexit und die Handelskonflikte
leider nicht mit den Silvesterraketen
am Himmel verpufft sind. Im Gegen-
teil: Je länger die Ungewissheiten an-
halten, desto größer ist die Gefahr,
dass sie sich wegen ausbleibender In-
vestitionen und zurückgehaltener Auf-
träge der Unternehmen zu tatsächli-
chen wirtschaftlichen Schäden aus-
wachsen. Die Aussichten sind also al-
les andere als gut. Und dennoch dürfen
Anleger hoffen, dass mancher herbe
Kursrückgang des vergangenen Jahres
übertrieben war. Zumindest die Ana-
lysteneinschätzungen zu Werten wie
Volkswagen, Bayer oder BASF lassen
auf bessere Zeiten hoffen. Nun sind
Analysten keine Hellseher, und ein
Stück weit Börsen-Optimismus zu ver-
breiten gehört zu ihrem Aufgabenpro-
fil. Schließlich stehen die meisten die-
ser Damen und Herren im Dienst gro-
ßer Banken, die mit dem Aktienhandel
Geld verdienen wollen. Und dennoch:
Wer jetzt genauer hinschaut, könnte
durchaus einige Schnäppchen finden.
Tops & Flops
Anleger greifen zu Gold
+ Gold hat sich über die Jahrtausen-
de einen Ruf als „Anti-Krisen-
Währung“ erarbeitet, auch wenn der
Preis des Rohstoffes nicht weniger
Schwankungen aushalten muss als an-
dere Anlageklassen. Aktuell greifen
viele Anleger nun
aber doch wieder zu.
Die Feinunze Gold

stieg um gut 6 Prozent. Tatsächlich waren hinzu, dass die Zinsen in Amerika gestie- (31,1 Gramm) verteu-
es für den Dax 10 559 Punkte und ein Mi- Banken Dow Jones Nasdaq Composite Euro Stoxx 50 Dt. Aktienindex (Dax) Euro-Dollar-Kurs gen seien und hochverschuldete Unter- erte sich am Mitt-
nus von fast einem Fünftel. nehmen so zunehmend in Schwierigkei- woch um bis zu 0,5
Jahresende Jahresende Jahresende Jahresende Jahresende ten geraten könnten. Ein Ende des Ak-
Die Spanne der diesjährigen Prognosen Prozent auf 1288,66
ist gleichwohl breit und ein Spiegel sehr Allianz SE 24850 6760 3260 11570 1,20 tienaufschwungs stehe aber noch nicht be- Dollar, was immerhin
unterschiedlicher Erwartungen. Die meis- Bayern LB - - 3200 11500 1,22 vor, da die Wirtschaftsleistung der gro- ein Sieben-Monats-
ten Analysten trauen dem Dax höhere In- ßen Länder zunehmen sollte, sagt Kahler. Hoch ist.
Berenberg 27000 - 3500 12600 1,21 Die Gewinne der Dax-Unternehmen dürf-
dexstände zum Jahresende zu als zur Jah-
resmitte. Eine Handvoll – Bayern LB, BNP Paribas 25700 7500 3400 12200 1,22 ten 2019 allenfalls leicht anziehen und
HVB-Unicredit, LBBW, Raiffeisen Bank Commerzbank 26800 7400 3300 12500 1,22 die Aktienbewertungen niedrig bleiben. Rückenwind für die Windkraft
Die Deka Bank liegt mit ihrer Dax-Pro-
International und Société Générale – er-
wartet, dass der Dax zum Jahresende tie-
Deka Bank
Deutsche Bank
24100
27700
-
7460
3200
3300
12000
12300
1,22
1,15
gnose ebenfalls im Durchschnitt. Die geld-
politische Wende rufe Irritationen an den
+ Windkraft-Aktien haben einen
besseren Start ins Jahr hingelegt
fer liegt. Alle Fachleute rechnen allerdings als die meisten anderen Titel. Grund
mit starken Kursschwankungen. Die fran- DWS - - 3150 11800 1,15 Kapitalmärkten hervor, sagt Chefvolks- war ein Bericht der dänischen Syd-
zösische Bank Société Générale traut dem DZ Bank - - 3400 12000 1,20 wirt Ulrich Kater. Die Konjunktur müsse bank, die viel von dem Geschäft ver-
erst beweisen, dass sie nach vielen Jahren
Dax mit 10 000 Punkten und ein Minus Erste Group 27000 7750 3300 11600 1,16 steht. Der dänische
des Aufschwungs auch ohne geldpoliti-
von 5 Prozent in einem Jahr am wenigsten Helaba 27000 - 3650 13200 1,25 sches „Doping“ leistungsfähig bleibe. Uni- Hersteller Vestas soll
zu. Die höchsten Prognosen stammen von credit erwartet in einem Jahr ebenfalls demzufolge zum Jah-
Santander Asset Management mit 13 400 HSBC Trinkaus - - - - 1,10 resende noch einige
HSH Nordbank 25900 7400 3200 11500 1,20
12 000 Dax-Punkte. Es sei davon auszuge-
Punkten und der Helaba mit 13 200 Punk- hen, dass die Aktienmärkte in den kom- größere Aufträge er-
ten. Dies würde einem Anstieg von 27 IKB - - - 11200 1,14 menden Monaten immer wieder die Ge- halten haben, was zu
oder 25 Prozent entsprechen. ING-Diba 25500 7500 3400 12500 1,20 fahr einer möglichen stärkeren und schnel- einem Rekord-Auf-
Société Générale geht dagegen von ei- leren Abschwächung des globalen Kon- tragseingang im vierten Quartal ge-
ner weiteren Abwärtsbewegung jenseits LBBW 26500 7500 3300 12500 1,16 führt haben soll. Die Vestas-Aktien leg-
junkturwachstums antizipieren würden,
der Korrektur aus, die im Oktober begon- M.M.Warburg 24500 - 3150 11600 1,20 sagt Aktienstratege Christian Stocker. ten um 2 Prozent zu. Noch stärker ge-
nen hat. Dies gelte aber nicht nur für den Nord LB 26500 - 3450 12600 1,20 In der Vorjahresumfrage war die Hela- wannen die Titel des deutschen Her-
Dax, sagt Arthur van Slooten, Stratege von ba besonders treffsicher. Ihre pessimisti- stellers Nordex im Tec-Dax. Sie legten
Oddo BHF 26000 7500 3200 11500 1,15
Société Générale. Für amerikanische Ak- sche Jahresendprognose für den Dax lau- in der Spitze 5 Prozent zu.
tien sei noch mehr Vorsicht angebracht. Postbank 27250 7900 3550 12900 1,20
tete auf 12 300 Punkte. Doch selbst dies
Zum Jahresende dürften Investoren anfan- Raiffeisen Bank International 24000 6600 3000 10700 1,21 waren gut 1700 Punkte zu viel. Besonders
gen, eine Rezession auf der Welt in Be- optimistisch zeigten sich vor einem Jahr
Gegenwind für Gerresheimer
Santander Asset Man 28000 - 3700 13400 1,20
tracht zu ziehen, die nach Ansicht der
Bank aber vorerst eher für die erste Jahres- Société Générale - - 2800 10000 1,25 Unicredit, M.M.Warburg und Santander
Asset Management. Sie prognostizierten – Ein skeptischer Kommentar der
amerikanischen Großbank JP
hälfte 2021 vorzumerken sei. In diesem HVB-Unicredit Bank - - 3300 12000 1,14 14 500 Punkte. Mehrere Institute hatten Morgan hat am Mittwoch die Aktien
Jahr könnte der Dax aber zunächst zule- Durchschnitt 24782 7388 3305 11986 1,19 zudem einen Dax-Rekord von bis zu des deutschen Verpackungsherstellers
gen, da die Erwartungen nach einem au- 15 000 Punkten erwartet. Im Jahreshoch Gerresheimer gedrückt. Mit einem Mi-
Aktuell 23300 6650 2990 10580 1,14
ßergewöhnlich schwachen dritten Quartal kletterte der Dax gleich am 23. Januar auf nus von 5,2 Prozent waren sie größter
für die Unternehmen nun sehr gedämpft Umfragewerte für 2018 25215 6994 3793 13938 1,16 13 597 Punkte, am 27. Dezember sank er Tagesverlierer im M-Dax. Zwischen-
seien, sagt van Slooten. Quelle: Unternehmensangaben – eigene Recherchen auf 10 279 Punkte, ein Zwei-Jahres-Tief. zeitlich rutschten die Papiere sogar bis
auf 52,65 Euro ab, den tiefsten Stand
seit Juli 2015. Die

Handelsvolumen Wo mutige Anleger jetzt zugreifen

erreicht Rekord
FRANKFURT, 2. Januar (dpa). Anleger ha-
ben im vergangenen Jahr so rege Wertpa-
piere im Tagesgeschäft an der Deutschen
Börse gehandelt wie seit der globalen Fi-
nanzkrise nicht mehr. Heftige Kurs-
schwankungen etwa wegen internationa-
ler Handelskonflikte und Unsicherheiten
um den Brexit trieben den Orderbuchum-
satz am Kassamarkt 2018 auf 1,72 Billio-
nen Euro, wie die Deutsche Börse am Mitt-
woch in Frankfurt mitteilte. Dies sei ein
Plus von 17 Prozent binnen Jahresfrist
und das höchste Handelsvolumen seit
dem Jahr 2008, so der Dax-Konzern.
Vor allem ein starker Handel mit Ak-
tien schlug sich in den prall gefüllten Or-
derbüchern auf den Plattformen Xetra,
Börse Frankfurt und Tradegate nieder,
hieß es weiter. Aber auch Anleihen, Fonds
und Zertifikate wurden stark nachgefragt.
Am Kassamarkt werden Wertpapierge-
schäfte getätigt, bei denen die Ausführung
eines Auftrags und die Erfüllung zeitlich
eng beieinander liegen. Gegenteil ist der
Terminmarkt, an dem etwa Derivate auf
Rohstoffe gehandelt werden.
Sinkende Renditen
Sorgen um die Konjunktur auf
der ganzen Welt lassen die
Anleiherenditen fallen. Seite 25
Bei einigen Aktien sehen die Analysten nach den herben Kursverlusten nun wieder Einstiegspreise erreicht
kann. FRANKFURT, 2. Januar. Wenn es
rumpelt an der Börse, ergeben sich oft die
günstigsten Einstiegschancen. Zugege-
ben, wer jetzt kauft, muss etwas Mut mit-
bringen. Aber zumindest der Blick auf ei-
nige Kennzahlen und Analystenbewertun-
gen lässt auch einige Chancen in den Risi-
ken erkennen. So spricht etwa das Kurs-
Gewinn-Verhältnis (KGV) dafür, dass die
erste Garde der deutschen Aktien, die im
Leitindex Dax versammelt ist, aktuell ver-
gleichsweise günstig zu haben ist. Die
Kennzahl gibt an, wie viele Jahre lang ein
Unternehmen seine aktuellen Gewinne
erzielen müsste, bis es seinen eigenen
Börsenwert verdient hat. Ist der Wert
hoch, gilt ein Unternehmen als teuer, ist
er niedrig, ist es günstig bewertet.
Für den gesamten Dax ergibt sich nach
den kräftigen Kursverlusten derzeit ein
KGV von 11,5, was deutlich unter den
Werten der vergangenen Jahre liegt.
Noch vor einem Jahr lag es bei gut 15, im
Jahr 2015 zahlten die Anleger für die
Dax-Werte im Durchschnitt sogar das
Unsichtbares Investieren
Bestimmte Apps helfen dabei,
auch Kleinstbeträge am
Markt zu investieren. Seite 25
22-fache ihres Jahresgewinns. Auch für
die Dividendenrendite sind die gesunke-
nen Kurse zuträglich. Sie liegt mit 3,4 Pro-
zent so hoch wie zuletzt 2012. Unter den
Einzelwerten im Dax gibt es inzwischen
eine ganze Reihe von Titeln, deren KGV
ungewöhnlich niedrig ist, so müssen Anle-
ger für Aktien von Volkswagen und der
Lufthansa jeweils nur das 4,8fache des
Jahresgewinns zahlen, Daimler kommt
auf ein KGV von 5,5 und BMW von 6,5.
Leider ist der Blick allein auf das KGV
nicht allzu krisenfest: So hat es in der Re-
gel seine Gründe, wenn Anleger nicht be-
reit sind, höhere Preise für eine Aktie zu
bezahlen. Auf den Autowerten etwa las-
ten weiter die Unsicherheiten um Donald
Trumps Zollpolitik sowie die Konjunktur
im wichtigen Absatzmarkt China. Der
Lufthansa haben zuletzt zudem die
schwankenden Rohöl- und Kerosinpreise
zu schaffen gemacht. Nicht wenige Kon-
zerne mussten zuletzt ihre Gewinnerwar-
tungen nach unten korrigieren, was das
KGV zudem schwanken lässt.
Die Kraft des Kollektivs
Der FC Liverpool ist längst
ein Team nach dem Geschmack
von Jürgen Klopp. Seite 27
Analysten rechnen
mit fortgesetztem
Gegenwind. Die
Aktie sei zudem
auch noch überbe-
wertet.
Analysten haben sich zuletzt aber zum ten zum Kauf der Aktie, weil die Lufthan-
Beispiel zu Volkswagen mehrheitlich posi- sa nach der Air-Berlin-Pleite nun eine do-
tiv geäußert. Die Deutsche Bank etwa
hält für die Wolfsburger ein Kursziel von
minante Stellung im Heimatmarkt habe.
Zudem spielten ihr die gesunkenen Kero-
Die Börse
210 Euro für realistisch – was weit über sinpreise in die Hände. Die Citigroup hat
dem aktuellen Kurs von 136 Euro liegt. ihr Kursziel zuletzt etwas angehoben, Dax Bundesanl. R. 10 J.
Analyst Tim Rokossa begründet seinen bleibt aber wegen Überkapazitäten im
Optimismus damit, dass der Autokonzern Flugmarkt skeptisch.
seine Gewinnerwartungen für 2020 in ei- Auch die Chemiekonzerne Bayer und
ner Zeit angehoben habe, in der fast alle BASF, die zuletzt beide mehr als ein Drit-
Konkurrenten ihre Profitziele gesenkt hät- tel an Börsenwert verloren haben, wer-
ten. Die britische Investmentbank Bar- den von den Analysten mehrheitlich zum
clays hat zwar ihre Einstufung für die ge- Kauf empfohlen. Viele Fachleute verwei- 4.10.2018 2.1.2019 3.10.2018 2.1.2019
samte europäische Autobranche zuletzt sen zwar auf die konjunkturellen Risiken
von „positiv“ auf „neutral“ herabgestuft, für das Chemiegeschäft, manche haben 31.12. 2.1.
nennt aber Volkswagen als ihren „Top ihre Kursziele gesenkt. Die aktuellen F.A.Z.-Index gs. 2039,46
Pick“ mit einem Kursziel von 206 Euro. Kursniveaus der beiden Unternehmen Dax 30 gs. 10580,19
Auch bei der Lufthansa sehen viele halten die meisten Analysten aber für zu M-Dax gs. 21700,04
Analysten Luft nach oben. Aktuell steht niedrig. Für BASF liegt das durchschnittli- Tec-Dax gs. 2464,49
der Aktienkurs bei 19,68 Euro. Im Durch- che Kursziel mehr als ein Fünftel über Euro Stoxx 50 3001,42 2993,18
schnitt trauen die Analysten der Flugge- dem aktuellen Kurs. Für Bayer, wo die F.A.Z.-Euro-Index gs. 112,18
sellschaft in den nächsten 12 Monaten ei- Monsanto-Risiken viele Anleger abge- Dow Jones 23327,46 23354,37*
nen um 17 Prozent höheren Kurs zu. Die schreckt haben, sehen die Analysten im Nasdaq Index 6635,28 6667,57*
britische Investmentbank HSBC und das Durchschnitt sogar ein Ertragspotential Bund-Future gs. 164,71**
amerikanische Analysehaus Bernstein ra- von 47 Prozent. Tagesgeld Frankfurt -0,56 % -0,43 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. 0,24 % 0,16 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J. gs. 0,86 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 2,72 % 2,67 % *
Er fliegt wie ein Blatt Papier Gold, Spot ($/Unze) 1280,95 1283,74
Rohöl (London $/barrel) 54,15 55,85**
Schnell und explosiv: Ryoyu 1 Euro in Dollar 1,1450 1,1397
Kobayashi ist der Dominator 1 Euro in Pfund 0,8945
1 Euro in Schw. Franken 1,1269
0,9017
1,1239
dieses Skisprung-Winters. Seite 28 1 Euro in Yen 125,85 124,28
*) Ortszeit 13.00 Uhr, **) Ortszeit 19.00 Uhr
SEITE 24 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R . 2 Finanzen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G

Dax 30, M-Dax und Tec-Dax Internationale Finanzmärkte

Börsenwert Xetra Xetra Ums.Ges.
52 Wochen in Mrd. Landeswähr. KGV 28.12.18 2.1.19 Tages Veränd. in % seit 52 Wochen Div.- Tsd.St.
Tief Vergleich Hoch Gesamt Streubes. 2019 2020 Schluss Schluss Hoch Tief 28.12. 28.12.18 Hoch Tief Div. Rend. 28.12.
Statistik (aus dem HDAX)
Tagesgewinner Veränd. % 52-Wochen-Gewinner Veränd. %
Dax startet mit kleinem Plus ins neue Jahr
11,2 10,2 Dax 30 10558,96 10580,19 10612,72 10386,97 +0,2 +0,2 13596,89 10279,20 355,28 3,36 55343 Evotec +5,01 Wirecard +44,67
An den Aktienmärkten hat auch im neuen Jahr Größter Tagesgewinner im Dax war Eon. Auf der
36,96 34,00 19,3 K.A. Adidas NA I 182,40 184,40 186,90 181,35 +1,1 +1,1 218,00 165,80 2,601x 1,41 445 Jenoptik +4,21 Sartorius Vz. +36,37
74,28 74,28 9,1 K.A. Allianz vNA I P 175,14 175,00 175,56 171,96 –0,1 –0,1 206,85 170,12 8,001x 4,57 801
Aixtron NA
Drägerwerk Vz.
+4,14
+4,08
Carl Zeiss Meditec
Evotec
+35,89
+34,18
die Skepsis überwogen. So gaben die wichtigsten Verliererliste standen dagegen vor allem Autower-
55,77 55,77 10,4 K.A. BASF NA I P 60,40 60,72 60,91 59,48 +0,5 +0,5 98,80 57,35 3,101x 5,11 1814
Tagesverlierer Veränd. % 52-Wochen-Verlierer Veränd. %
Indizes am Mittwoch im frühen Handel zunächst te wie Volkswagen und Daimler, nachdem sich die
56,76 56,76 8,7 K.A. Bayer NA I P 60,56 60,86 61,28 59,43 +0,5 +0,5 108,47 58,34 2,761x 4,53 2304
23,15 9,03 24,9 K.A. Beiersdorf 91,16 91,86 92,24 90,80 +0,8 +0,8 103,25 85,12 0,701x 0,76 172 Gerresheimer –5,76 RIB Software NA –56,83 noch nach. Im Laufe des Tages entwickelten sie Anzeichen für eine Konjunktureintrübung in Chi-
45,37 24,05 6,4 K.A. BMW St I 70,70 69,74 70,66 68,79 –1,4 –1,4 97,50 68,79 4,001x 5,74 1036 Dialog Semic. NA
RIB Software NA
–4,21
–3,89
Deutsche Bank NA
Commerzbank
–55,20
–54,44 sich dann unterschiedlich. Der deutsche Leitin- na verdichten. Für den Euro Stoxx 50 ging es 0,27
24,12 13,03
16,67 12,67
8,2
4,7
K.A.
K.A.
Continental
Covestro
120,75
43,18
120,60
42,90
121,00
43,17
118,30
41,49
–0,1
–0,6
–0,1
–0,6
257,40
95,78
118,30
41,42
4,501x
2,201x
3,73
5,13
300
659
ProSiebenSat.1 –3,18 Wacker Chemie –51,36 dex Dax konnte zwischenzeitlich Zugewinne ver- Prozent nach unten auf 2993 Punkte.
48,41 41,15 5,4 K.A. Daimler NA I P 45,91 45,25 46,03 44,51 –1,4 –1,4 76,48 44,51 3,651x 8,07 2384 zeichnen, die er am Nachmittag, als die amerika- In den Vereinigten Staaten gab der Dow-Jones-
14,78 13,45 9,3 K.A. Deutsche Bank NA 6,97 7,15 7,19 6,84 +2,6 +2,6 16,46 6,68 0,111x 1,54 9935
Dax im Jahresverlauf (Xetra) nischen Börsen ebenfalls mit negativen Vorzei- Index der Standardwerte im Handelsverlauf 0,47
20,13 19,12 17,5 K.A. Deutsche Börse NA 104,95 105,95 106,05 103,95 +1,0 +1,0 121,15 97,02 2,451x 2,31 314
29,66 23,43 10,6 K.A. Deutsche Post NA I 23,91 23,99 24,10 23,36 +0,3 +0,3 41,20 23,36 1,151x 4,79 2059 chen ins Handelsjahr starteten, zunächst wieder Prozent nach, der breiter gefasste S&P 500 verlor
65,92 44,83 14,1 K.A. Deutsche Telekom NA W I P 14,82 14,82 14,91 14,61 ±0,0 ±0,0 15,60 12,72 0,651x 4,39 7279 abgab. Zum Handelsschluss drehte der Dax dann 0,32 Prozent. Am Montag zog der Dow-Jones-In-
19,59 19,20
24,02 17,77
13,0
12,1
K.A.
K.A.
E.ON NA
Fresenius I
8,63
42,38
8,90
43,18
8,94
43,43
8,54
42,01
+3,2
+1,9
+3,2
+1,9
9,95
71,36
7,88
38,28
0,301x
0,751x
3,37
1,74
5775
947
aber wieder ins Positive und beendete den ersten dex um 1,2 Prozent auf 23 327 Punkte an. Der
17,62 12,16 12,7 K.A. Fresenius M. C. St. 56,64 57,24 57,28 55,98 +1,1 +1,1 93,82 55,72 1,061x 1,85 647 Handelstag des neuen Jahres mit einem leichten S & P-500 stieg um 0,9 Prozent auf 2507 Punkte
10,57 7,82 8,3 K.A. HeidelbergCement 53,38 53,28 53,54 52,12 –0,2 –0,2 96,16 51,84 1,901x 3,57 411 Plus. Er stieg um 0,2 Prozent auf 10 580 Punkte. und der Nasdaq-Composite um 0,8 Prozent auf
39,44 38,65 14,9 K.A. 95,40 95,72 96,44 94,66 +0,3 +0,3 116,05 92,10 1,791x 1,87 309
22,83 21,46 16,5 K.A.
Henkel Vz.
Infineon NA W 17,37 17,39 17,49 16,95 +0,1 +0,1 25,76 15,76 0,251x 1,44 4509
Auch der M-Dax der mittelgroßen Werte beende- 6635 Punkte. An der New York Stock Exchange
40,84 40,84 14,5 K.A. Linde PLC (IRL) I P 138,55 137,80 138,50 134,40 –0,5 –0,5 148,70 130,75 0,83$1x 3,30 603 te den Tag im Plus. Er stieg 0,52 Prozent auf 21 700 wechselten rund eine Milliarde Aktien den Besit-
9,40 9,40 4,9 K.A. Lufthansa vNA 19,70 19,78 20,05 19,60 +0,4 +0,4 31,26 17,05 0,801x 4,05 1862 Punkte, sowie der Technologiewerte-Index Tec- zer. 2685 Werte legten zu, 1112 gaben nach und
39,30 39,30 16,0 K.A. Merck 89,98 90,38 90,94 89,10 +0,4 +0,4 100,20 74,54 1,251x 1,38 270
28,17 28,17 10,3 K.A. Münch. Rück vNA I 190,55 188,40 189,75 186,40 –1,1 –1,1 200,30 174,85 8,601x 4,56 386
Schluss: 10580,19 28.12.2018: 10558,96 52 Wochen Hoch/Tief: 13596,89/10279,20 Dax, der um 0,58 Prozent auf 2464 Punkte stieg. 157 blieben unverändert. kann.
11,86 10,44 14,3 K.A. RWE St. 18,97 19,30 19,38 18,75 +1,8 +1,8 22,60 14,71 1,501x 7,77 2938
127,17 103,01 17,7 K.A. SAP W I P 86,93 87,01 87,40 85,69 +0,1 +0,1 108,52 82,05 1,401x 1,61 1771
83,37 79,20
9,28 7,33
13,5
10,9
11,9
8,8
Siemens NA I P
thyssenkrupp
97,38
14,98
98,08
14,91
98,41
14,97
95,65
14,60
+0,7
–0,5
+0,7
–0,5
125,70
26,52
94,97
14,59
3,701x
0,151x
3,77
1,01
1714
1474
Deutsche Börsen Kurse in Euro
68,29 60,78 4,8 K.A. Volkswagen Vz. I 138,92 136,26 138,84 134,64 –1,9 –1,9 192,46 131,44 3,961x 2,91 622 Biotest St. 25,95 25,70 Euromicron NA 2,62 2,62 IVU Traffic Techn. 5,00 5,18 QSC NA 1,28 1,28 Diskus Werke 16,80 16,80
28.12. 2.1. TLG Immobilien 24,28 24,32
20,67 20,67 17,2 K.A. Vonovia NA 39,59 39,89 40,16 39,40 +0,8 +0,8 44,88 35,71 1,321x 3,31 1041 Biotest Vz. 23,05 23,30 Exceet Group (L) 6,10 6,45 Jost Werke 25,00 26,00 R. Stahl NA 21,00 21,00 Tom Tailor NA 2,15 2,42 Dt. Grundst. Aukt. 15,70 15,90
Schluss/Kassa 18.36 h BMW Vz. Δ 61,80 60,70 Expedeon 0,877 0,92 Jungheinrich 22,76 22,52 Rational 493,60 499,60 Edel 2,40 2,39
22,29 20,73 32,9 K.A. Wirecard W 132,80 134,95 136,25 131,45 +1,6 +1,6 199,00 85,38 0,181x 0,13 562 UMS United Medical – –
Borussia Dortmund 7,97 8,43 Fabasoft (A) 12,10 11,90 Klöckner & Co. NA 6,12 5,95 Rhön-Klinikum 22,10 22,00 United Labels 2,22 2,25 EQS Group 69,00 68,50
Prime Standard Capsensixx
Ceconomy St.
10,40
3,20
10,75
3,01
Ferratum Oyj (FI)
First Sensor
7,98 7,95
20,80 21,00
Knorr-Bremse
Koenig & Bauer
78,26 79,16
36,54 38,66
ROY Ceramics
RWE Vz.
0,735
18,68 19,10
– USU Software
Vapiano
15,00 15,85
5,80 5,91
Ernst Russ
FCR Immobilien
0,754
18,00
0,776
17,67
15,1 13,4 M-Dax 21588,09 21700,04 21748,28 21329,67 +0,5 +0,5 27525,23 21160,71 591,21 2,72 23375 Deutsche Industrie REIT 11,25 11,00 Ceconomy Vz. 3,40 3,59 Fortec 19,05 18,85 KPS NA 5,71 6,00 SAF Holland (L) 11,15 11,06 Va-Q-Tec NA 5,18 5,20 Fin Tech Group 16,72 18,00
11 88 0 Solutions 1,00 0,938 Cenit 13,40 13,35 Francotyp-Postalia 3,00 2,94 Krones 68,05 70,00 Sartorius St. 94,00 95,00 Varta 24,88 25,38 FinLab 13,60 14,10
7,39 2,00 16,5 K.A. 1&1 Drillisch W 44,50 44,66 45,24 43,52 +0,4 +0,4 72,35 34,56 1,601x 3,58 114 3U Holding 0,94 0,902 Centrotec Sust. 10,62 11,50 Fuchs Petrolub St. 35,00 34,65 KUKA 50,70 51,00 Schaltbau Hold. 20,30 20,20 Verbio 6,46 6,99 Formycon 26,00 26,40
1,61 1,61 9,3 K.A. Aareal Bank 26,99 26,88 27,05 26,02 –0,4 –0,4 42,93 25,82 2,501x 9,30 161 4 SC 2,71 2,75 CeWe Stiftung 61,10 63,30 Fyber N.V. (NL) 0,162 0,162 KWS Saat 260,00 266,00 Secunet 87,10 88,60 Villeroy & Boch Vz. 12,78 13,88 German Startups Gr. 1,27 1,31
65,34 48,35 15,1 K.A. Airbus (NL) I P 83,51 84,16 84,46 82,15 +0,8 +0,8 111,12 77,80 1,501x 1,78 54 A.S. Création NA 10,00 10,50 Comdirect Bank 10,08 10,16 Geratherm Medical 8,40 9,00 Leifheit 17,56 19,06 Senvion (L) 2,12 2,16 Viscom 13,30 14,70 Heliad Eq.Part. konv. 4,79 5,02
aap Implantate 1,07 1,14 Constantin Medien 1,82 1,87 Gerry Weber Int. 2,20 2,40 Leoni NA 30,35 31,21 Serviceware 16,19 19,68 Vita 34 NA 10,90 10,80 HELMA Eigenheimbau 33,15 33,50
2,32 2,29 16,4 K.A. alstria office REIT 12,20 11,91 12,21 11,88 –2,4 –2,4 13,62 11,72 0,521x 4,37 387 Accentro Real Est. 9,42 9,40 Corestate Capital (L) 30,50 28,75 Gesco NA 21,95 22,90 Logwin NA (L) 120,00 122,00 SFC Energy 8,30 8,32 Volkswagen St. 137,70 136,00 IBU-Tec Advanced 14,70 14,05
8,11 5,36 8,5 K.A. Aroundtown (L) 7,22 7,19 7,35 7,15 –0,4 –0,4 7,91 5,84 0,071x 0,98 1962 ad pepper media (NL) 2,10 2,33 Creditshelf 64,80 65,03 GFT Technologies 6,73 6,63 Lotto24 NA 12,50 11,90 SGL Carbon 6,17 6,43 Voltabox 11,80 12,44 JDC Group 6,94 6,96
Adler Modemärkte 3,14 3,11 CropEnergies 4,55 4,52 Gigaset 0,277 0,294 LPKF Laser&Electr. 5,57 5,60 Shop Apotheke (NL) 37,90 38,10 Vossloh 42,35 43,45
1,92 1,44 8,8 8,3 Aurubis 43,22 42,76 43,28 41,87 –1,1 –1,1 86,80 41,87 1,451x 3,39 114 Adler Real Estate 13,14 13,00 CTS Eventim 32,74 33,68 GK Software 63,40 68,20 Manz 20,55 20,75 Singulus Δ 9,13 10,06 VTG 48,00 48,60
Lloyd Fonds 4,61 4,64
5,35 2,46 15,5 K.A. Axel Springer vNA 49,38 49,62 49,94 48,80 +0,5 +0,5 74,40 48,34 2,001x 4,03 52 MagForce 5,13 5,35
ADO Properties (L) 45,18 45,08 Data Modul 54,80 54,20 Godewind Immob. 2,88 2,94 Masterflex 6,90 6,94 Sixt Leasing 11,20 11,04 Wacker Neuson NA 16,52 16,80 MAX21 0,75 0,755
3,64 2,37 18,0 K.A. Bechtle W 67,85 68,40 69,65 67,00 +0,8 +0,8 90,65 63,65 0,901x 1,32 39 ADVA Optical Net. 6,23 6,19 Deag Dt. Entert. 3,03 3,06 Grammer 37,76 39,56 MAX Automation 4,78 4,60 Sixt St. 68,80 69,85 Washtec 60,60 60,30 Mensch & Maschine 25,20 25,10
Ahlers NA 2,95 2,95 Delticom 7,28 6,98 Grenke NA 72,55 71,60 MBB 70,80 70,40 Sixt Vz. 47,25 48,60 Westag & Getal.St. 28,40 28,60
5,91 5,73 12,1 K.A. Brenntag NA 37,70 38,26 38,53 37,62 +1,5 +1,5 55,06 36,61 1,101x 2,88 255 Akasol 34,10 34,70 Demire Real Estate 4,35 4,27 H+R 6,12 6,21 Mediclin 5,70 5,60 SKW Stahl-Metallurg. – – Westag & Getal.Vz. 27,60 27,80 mic 0,162 0,17
6,17 2,53 39,5 34,5 Carl Zeiss Meditec W 68,30 69,85 70,85 68,25 +2,3 +2,3 76,85 45,80 0,551x 0,79 51 All for One Steeb 48,10 47,70 Dermapharm Holding 22,42 22,77 Hamborner Reit 8,46 8,36 Medigene NA 7,44 7,97 Sleepz 0,864 0,88 Westwing Group 18,07 15,94 MPC Münchmeyer 2,66 2,85
AlzChem Group 2,26 2,20 Deutsche Konsum REIT 10,20 10,25 Hamburger Hafen 17,37 17,36 Metro Vz. 11,71 11,80 SLM Solutions Gr. 9,09 9,03 windeln.de 0,171 0,188 Mutares NA 9,00 9,18
11,93 9,54 6,9 K.A. Commerzbank 5,78 5,77 5,80 5,59 –0,3 –0,3 13,82 5,50 0,001x 0,00 7342 Amadeus Fire 80,40 81,20 Wüstenr. & Württemb. 15,58 15,80 mVISE 2,52 3,18
Deutz 5,15 5,30 Hapag-Lloyd NA 21,96 22,42 MeVis Medical NA 33,20 – SMA Solar Techn. 16,32 16,44
5,94 3,27 0,0 K.A. Delivery Hero 32,50 31,96 32,92 31,52 –1,7 –1,7 52,35 27,48 0,001x 0,00 288 Artnet NA 2,70 2,62 DFV Dt. Familienvers. 12,07 12,00 Hawesko 39,40 40,80 MLP 4,37 4,38 SMT Scharf 12,00 11,50 YOC 3,46 3,66 MyBucks (L) – 5,55
Atoss Software 77,20 78,40 DIC Asset NA 9,11 9,11 Heidelb. Druck 1,59 1,61 Mologen konv. 1,60 1,96 xB SNP 16,48 15,54 Zeal Network (GB) 20,70 20,70 Mynaric 31,50 34,55
1,55 1,29 11,7 K.A. Dt. EuroShop NA 25,34 25,14 25,24 24,78 –0,8 –0,8 34,14 24,78 1,451x 5,77 145 Nabaltec 21,70 21,90
Aumann 29,15 30,15 Diebold Nixdorf (USA) 2,26 2,38 Heidelberg Pharma 2,42 2,45 MVV Energie NA 25,00 25,30 Softing 6,58 6,26 zooplus 119,20 120,20
1,17 1,03 8,4 K.A. Dt. Pfandbriefbank 8,74 8,68 8,77 8,42 –0,7 –0,7 15,50 8,33 1,071x 12,33 433 Aves One 7,60 7,95 DMG Mori 43,00 44,10 HelloFresh 6,13 6,13 Nexus 23,30 24,10 Stabilus (L) 54,60 53,90 Nanogate 23,95 23,20
14,42 14,42 23,0 K.A. Dt. Wohnen Inh. 40,00 40,39 40,61 39,70 +1,0 +1,0 44,04 32,18 0,801x 1,98 429 B.R.A.I.N. Biotechn.
Basler
10,66 10,40
121,20 129,60
Dr. Hönle
Drägerwerk St.
43,80
39,70
43,40
40,50
Henkel & Co. 85,95 85,55
Highlight Comm. (CH) 4,68 5,00
NFON
OHB
9,00 8,99
30,75 30,25
Steinhoff Intern. (NL) 0,101 0,095
Stratec 49,80 50,80
Scale Noratis
Nürnb. Bet. vink. NA
21,40
67,00
21,60
66,00
2,15 1,51 11,1 K.A. Dürr 30,53 31,13 31,37 29,18 +2,0 +2,0 57,18 27,30 1,101x 3,53 110 2G Energy 21,90 21,00 Nynomic 16,35 16,35
Bastei Lübbe 1,61 1,70 Dt. Beteiligung 34,00 34,40 HolidayCheck Gr. 2,53 2,78 OVB Holding 16,90 16,70 Ströer & Co. 42,82 41,34
10,21 3,68 9,3 K.A. Evonik Industries 21,80 21,92 22,01 21,63 +0,6 +0,6 32,94 21,45 1,151x 5,25 313 Bauer 12,34 12,20 DWS Group 23,49 23,54 home24 11,11 11,08 Paion 2,16 2,27 STS Group 10,29 10,20 Artec Technologies 3,74 3,72 Ökoworld NA Vz. 15,21 15,63
Beta Systems Software 17,50 17,80 Pantaleon Entertain 1,35 1,45
2,71 2,17 60,8 K.A. Evotec W 17,37 18,24 18,36 17,00 +5,0 +5,0 23,36 12,07 0,001x 0,00 639 BayWa NA 26,40 27,00 Eckert & Ziegler 60,70 61,20 Hornbach Hold. 41,55 41,15 paragon GmbH 17,74 19,08 Südzucker 11,31 11,24 Blue Cap 14,90 15,85
BayWa vNA 20,65 20,95 Ecotel Communic. 7,25 7,20 Hornbach-Baum. 17,26 17,22 Patrizia Immob. NA 16,46 16,49 Surteco Group 22,20 22,10 publity 20,30 20,15
4,65 1,40 26,3 K.A. Fielmann 54,00 55,40 55,95 53,70 +2,6 +2,6 75,00 48,84 1,851x 3,34 22 Cliq Digital 1,66 1,71 RCM 2,14 2,14
BB Biotech NA (CH) 51,90 52,50 EDAG Engineer. (CH) 15,20 15,64 Hypoport 148,00 149,60 Petro Welt Techn. (A) 5,10 5,12 Süss MicroTec NA 8,53 8,71 Consus Real Estate 7,54 7,60
5,74 2,29 13,6 K.A. Fraport 62,46 62,04 62,64 61,60 –0,7 –0,7 97,26 61,12 1,501x 2,42 52 Beck, Ludwig 28,00 27,40 Einhell Germany Vz. 56,60 57,60 Indus Holding 39,20 39,75 PNE NA 2,40 2,41 Syzygy 7,94 7,72 cyan 26,20 25,28 Scherzer & Co. 2,37 2,40
2,69 2,69 8,8 K.A. freenet NA W 16,95 17,09 17,46 16,74 +0,8 +0,8 32,99 16,12 1,651x 9,66 276 Befesa (L) 37,00 37,10 Elmos Semicond. 19,30 19,96 Init Innovation 14,05 13,85 ProCredit Holding ° 9,75 10,00 Takkt 13,64 13,50 Daltrup & Söhne 7,50 8,15 Stemmer Imaging 34,05 36,41
Bertrandt 69,00 70,10 ElringKlinger NA 6,84 7,00 Instone Real 16,21 16,32 Progress 24,20 24,20 Talanx NA 29,86 29,34 Datagroup IT Serv. 29,85 30,30 The Naga Group 2,19 2,24
4,99 4,99 17,5 K.A. Fuchs Petrolub Vz. 35,98 36,46 36,72 35,48 +1,3 +1,3 51,45 33,70 0,911x 2,50 103 Bet-at-home.com 46,06 49,10 elumeo 1,37 1,72 Intershop 1,35 1,34 PSI Software NA 15,40 15,80 technotrans NA 23,80 24,75 Datron 11,10 11,00 Tonkens Agrar 5,10 5,05
4,06 3,78 12,4 K.A. GEA Group 22,50 22,50 22,97 22,29 ±0,0 ±0,0 41,76 20,97 0,851x 3,78 262 Bilfinger 25,52 25,38 Encavis 5,42 5,49 InTiCa Systems 6,00 5,80 PVA TePla 11,80 11,25 Tele Columbus NA 2,90 2,95 Delignit 5,80 5,90 Vectron Systems 8,56 8,64
1,69 1,64 14,0 K.A. Gerresheimer 57,25 53,95 55,55 52,65 –5,8 –5,8 80,25 52,65 1,101x 2,04 124 Biofrontera NA 5,09 5,31 Epigenomics NA 1,69 1,76 InVision 17,40 17,10 Qingdao Haier (CN) 0,833 0,894 Teles 0,113 0,105 Deutsche Rohstoff 13,98 13,76 Williams Gr. Prix (GB) 14,60 14,60
3,14 1,92 14,1 K.A. Grand City Prop. (L) 18,95 18,84 18,98 18,69 –0,6 –0,6 24,40 17,85 0,221x 1,16 216
14,04
37,84
7,02 11,6
5,68 21,6
K.A.
K.A.
Hannover Rückv.
Healthineers W
117,70
36,55
116,40
36,81
117,00
37,09
114,50
36,26
–1,1
+0,7
–1,1
+0,7
126,00
39,95
105,20
28,95
5,001x
0,001x
4,30
0,00
103
336 Europäische Börsen Kurse in Euro
3,87 1,55 8,9 K.A. Hella 34,80 34,86 35,22 34,38 +0,2 +0,2 59,10 32,66 1,051x 3,01 89
8,12 4,06 12,5 K.A. Hochtief 117,70 115,00 116,20 114,40 –2,3 –2,3 160,70 112,20 3,381x 2,94 42 Barry Callebaut NA (CH) 1368 1348 EDP (PT) 2,93 3,02 Hermes International (F) 471,40 479,70 Michelin (F) 84,48 87,12 Saipem (I) 3,26 3,25 Swisscom NA (CH) 416,70 419,20
3,85 3,39 13,9 K.A. Hugo Boss NA 53,92 54,70 54,84 53,18 +1,4 +1,4 81,40 52,54 2,651x 4,84 167 28.12. 2.1. BB Biotech NA (CH) 51,90 52,50 Electrolux B fr (SE) 18,24 18,26 Hexagon B (SE) 39,90 40,70 Natixis (F) 4,09 4,10 Sampo (FI) 38,28 38,04 TechnipFMC (GB) 17,21 17,33
22,71 3,41 20,7 K.A. Innogy 40,73 41,25 41,48 40,52 +1,3 +1,3 41,48 28,86 1,601x 3,88 453 BHP Group (GB) 18,20 18,22 Ems-Chemie (CH) 414,00 411,80 Icade (F) 64,80 64,75 Naturgy Energy (E) 21,90 22,53 Sandvik (SE) 12,30 12,26 Telecom Italia (I) 0,485 0,479
Frankfurt
Bollore (F) 3,45 3,47 Enagás (E) 23,36 23,41 Iliad (F) 118,90 119,75 Next (GB) 44,42 44,17 SCA B fr (SE) 6,71 6,65 Telekom Austria (A) 6,51 6,56
3,11 3,01 11,9 K.A. K+S NA 15,72 16,23 16,30 15,29 +3,2 +3,2 25,86 14,61 0,351x 2,16 915 Bouygues (F) 30,77 30,53 Endesa (E) 19,82 20,20 Imerys (F) 41,84 42,18 Nordea Bank Abp (FI) 7,32 7,22 Schibsted (N) 28,57 29,28
5,22 2,87 10,0 K.A. Kion Group 44,33 44,20 44,54 43,14 –0,3 –0,3 78,88 41,03 0,991x 2,24 140 A. B. Foods (GB) 23,09 22,90 Telenet (BE) 39,50 40,64
Brit. Land (GB) 5,83 5,90 Equinor ASA (N) 18,53 18,49 IMI (GB) 10,22 10,59 Norsk Hydro (N) 3,94 3,90 Schindler PS (CH) 173,20 171,00
Accor (F) 36,38 37,03 Telenor (N) 16,37 16,73
3,75 3,75 9,3 K.A. Lanxess 40,20 40,92 40,99 39,47 +1,8 +1,8 74,78 39,47 0,801x 1,96 206 BT Group (GB) 2,59 2,68 Ericsson B fr (SE) 7,55 7,57 Immofinanz (A) 21,06 21,00 Novozymes B (DK) 38,55 38,37 Schroders (GB) 27,31 27,50
ACS (E) 32,67 33,67 Telia Comp. (SE) 4,09 4,12
5,83 5,60 18,0 K.A. LEG Immobilien 91,12 92,26 92,68 90,32 +1,3 +1,3 107,00 83,22 3,041x 3,30 122 Bunzl (GB) 25,90 27,00 Erste Group Bank (A) 27,79 28,39 Int. Cons. Airlines (E) 6,74 6,70 OC Oerlikon NA (CH) 9,67 9,68 Scor SE (F) 38,89 39,35
Adecco Group NA (CH) 40,60 40,52 Tenaris (L) 9,42 9,26
Burberry Group (GB) 19,11 19,13 Eutelsat Comm. (F) 17,35 17,41 Intercont. Hotels (GB) 44,59 45,37 OCI N.V. (NL) 17,11 17,60 Scot.&South. En. (GB) 11,87 11,99
4,76 2,43 13,9 13,2 Metro St. 13,40 13,13 13,41 12,98 –2,0 –2,0 18,22 10,02 0,701x 5,33 396 Aegon (NL) 4,05 4,06
Bureau Veritas SA (F) 17,41 17,88 Exor (NL) 46,73 46,96 Investor B fr (SE) 36,68 36,92 OMV (A) 38,18 38,51 SE Banken A fr (SE) 8,30 8,37 Terna (I) 4,92 4,91
2,91 2,82 0,0 K.A. MorphoSys W 88,95 90,50 92,25 87,20 +1,7 +1,7 124,90 70,55 0,001x 0,00 116 Aeroports de Paris (F) 162,00 163,40 Experian Group (JE) 20,34 20,97 ITV (GB) 1,35 1,40 Orkla (N) 6,60 6,77 SeaDrill (BM) 7,84 8,50
Caixabank (E) 3,10 3,09 Tesco (GB) 2,09 2,12
Ageas (BE) 38,80 39,41
8,26 8,18 16,6 K.A. MTU Aero Engines 158,40 158,80 160,50 156,50 +0,3 +0,3 198,70 129,20 2,301x 1,45 51 Capgemini (F) 85,68 88,30 Ferguson (JE) 53,45 54,86 JCDecaux (F) 23,68 23,96 Pandora A/S (DK) 34,85 35,90 Semperit (A) 10,02 10,22 Thales (F) 100,65 102,10
Air France-KLM (F) 9,28 9,27 Ferrovial (E) 17,37 17,35 Jeronimo Martins (PT) 10,20 10,14 Pargesa Hold. Inh. (CH) 60,90 62,45 SES S.A. (L) 16,41 16,45
4,76 2,24 39,5 K.A. Nemetschek W 95,75 95,50 97,75 94,55 –0,3 –0,3 154,80 70,50 0,751x 0,79 72 Capita PLC (GB) 1,16 1,24 Tullow Oil PLC (GB) 1,85 1,97
Akzo Nobel (NL) 69,62 70,66 Carlsberg B (DK) 92,64 93,04 Fiat Chrysler (NL) 12,66 12,39 Johnson, Matthey (GB) 31,01 29,94 Partners Group (CH) 525,50 534,50 SGS NA (CH) 1963 1978
1,42 1,42 12,0 K.A. Norma Group NA 43,18 44,54 44,58 42,42 +3,1 +3,1 70,15 40,44 1,051x 2,36 46 Alfa Laval AB (SE) 18,49 18,19 Flughafen Zürich (CH) 141,70 144,80 Julius Bär NA (CH) 30,29 30,90 Pearson (GB) 10,32 10,36 Shire PLC (JE) 49,50 48,50 UCB (BE) 71,30 70,98
Carnival PLC (GB) 41,96 42,88
3,68 3,38 18,4 14,2 Osram Licht NA 37,92 37,97 38,86 37,36 +0,1 +0,1 79,58 29,71 1,111x 2,92 270 Alstom (F) 34,97 35,43 Carrefour (F) 14,79 14,80 Fortum (FI) 18,82 19,37 KBC Group (BE) 56,16 55,98 Pernod Ricard (F) 141,75 143,40 Sika (CH) 109,90 109,40 UniCredit (I) 9,84 9,83
6,41 6,28 5,9 K.A. ProSiebenSat.1 15,55 15,06 15,60 14,91 –3,2 –3,2 33,04 14,91 1,931x 12,82 588 Andritz (A) 39,50 40,00 Casino Guich. (F) 36,01 36,29 Fresnillo PLC (GB) 9,73 9,57 Kerry Group (IRL) 85,45 85,80 Peugeot (F) 18,16 18,51 Skanska B fr (SE) 13,49 13,70 United Utilities (GB) 7,96 8,14
Anglo American (GB) 19,50 18,72 Centrica (GB) 1,51 1,53 GALP (PT) 13,63 13,75 Kingfisher (GB) 2,24 2,24 Porsche Vz. 51,60 50,98 SKF B fr (SE) 12,85 12,85 UPM-Kymmene (FI) 22,04 22,09
6,55 3,60 25,1 K.A. Puma 427,00 434,00 438,50 416,50 +1,6 +1,6 539,00 285,50 12,501x 2,88 20 Antofagasta (GB) 8,57 8,81
7,18 6,97 19,9 K.A. Qiagen (NL) W 29,68 29,76 30,01 29,19 +0,3 +0,3 34,05 25,22 0,001x 0,00 332 CEZ Inh. (CZ) 20,70 21,12 GazpromADR (RU) 3,86 4,00 Kinnevik AB B (SE) 20,66 21,03 Poste Italiane (I) 6,91 6,86 Smith & Nephew (GB) 15,92 16,22 Valeo (F) 24,19 25,78
AP Moeller-Maersk (DK) 1115 1093 Christian Dior (F) 330,30 334,80 GBL (BE) 75,20 75,72 Klepierre (F) 26,79 26,65 Proximus (BE) 22,99 23,73 Snam Rete Gas (I) 3,84 3,79
3,49 3,42 11,6 K.A. Rheinmetall 77,16 80,08 80,56 76,40 +3,8 +3,8 119,35 68,94 1,701x 2,12 81 Vallourec (F) 1,63 1,59
ArcelorMittal (L) 18,05 17,64 Clariant NA (CH) 16,06 15,79 Geberit NA (CH) 336,50 342,10 Komercni (CZ) 32,62 32,84 Publicis Group (F) 49,55 50,08 Sodexo (F) 86,88 88,80
Arkema (F) 73,82 73,88 Veolia Environnem. (F) 17,80 17,68
3,09 1,02 0,0 K.A. Rocket Internet 20,18 20,24 20,46 19,76 +0,3 +0,3 31,34 19,62 0,001x 0,00 126 CNP Assurances (F) 18,00 18,03 Gecina (F) 111,60 112,10 Kon. Vopak (NL) 39,24 40,04 Randstad Hold. (NL) 39,03 40,25 Solvay (BE) – 85,58
Aryzta NA (CH) 0,945 0,945 Vestas Wind (DK) 67,08 67,36
7,13 1,71 9,9 K.A. RTL Group (L) 46,70 46,04 46,54 45,70 –1,4 –1,4 72,95 45,30 1,002x 8,69 65 Coca-Cola HBC (CH) 26,56 27,62 Gemalto (NL) 50,62 50,78 Kone (FI) 41,75 42,09 Red Eléctrica (E) 19,41 19,53 Sonova Hold. NA (CH) 141,95 144,45
Assa-Abloy AB (SE) 15,44 15,59 Coloplast (DK) 80,88 82,36 Generali (I) 14,63 14,54 Kuehne + Nagel NA (CH) 112,00 113,70 Relx (GB) 17,46 17,99 Standard Ch. PLC (GB) 6,72 6,53 Vienna Insurance (A) 19,70 19,79
1,50 0,96 6,6 K.A. Salzgitter 25,57 25,04 25,43 24,65 –2,1 –2,1 52,48 24,65 0,451x 1,80 83 Atlantia (I) 17,77 17,77 Vifor Pharma NA (CH) 92,98 95,00
Colruyt (BE) 61,62 62,08 Getinge (SE) 7,82 7,89 LafargeHolcim (CH) 35,47 36,40 Renault (F) 53,91 52,08 Standard Life (GB) 2,88 2,85
10,20 9,28 39,6 K.A. Sartorius Vz. W 108,90 109,30 110,10 105,10 +0,4 +0,4 160,20 81,70 0,511x 0,47 46 Atlas Copco A (SE) 20,34 20,72 Compass Group (GB) 18,10 18,15 Getlink (F) 11,58 11,83 Land Securities (GB) 8,75 8,88 Repsol YPF (E) 13,98 14,21 STMicroelectronics (NL) 12,19 12,00 Voest-Alpine (A) 26,36 25,91
4,93 4,93 4,9 K.A. Schaeffler Vz. 7,46 7,40 7,46 7,25 –0,8 –0,8 16,78 6,96 0,551x 7,43 973 Atos (F) 69,74 71,34 Crédit Agricole (F) 9,27 9,20 Givaudan NA (CH) 2014 2022 Legal & General (GB) 2,55 2,56 Rexel (F) 9,13 8,99 Stora Enso Oyj (FI) 9,95 10,09 Volvo B (SE) 11,30 11,58
4,45 4,05 22,5 K.A. Scout24 NA 40,16 41,32 41,86 40,18 +2,9 +2,9 48,62 33,22 0,561x 1,36 517 Aviva (GB) 4,21 4,13 Credit Suisse NA (CH) 9,57 9,71 Gjensidige Forsikr, (N) 13,31 13,49 Legrand (F) 49,00 49,61 Richemont (CH) 55,64 56,16 Subsea 7 (L) 8,25 8,49 Wärtsilä (FI) 13,80 13,83
3,25 2,24 5,2 K.A. Siltronic NA W 72,20 72,44 72,82 68,96 +0,3 +0,3 160,55 64,78 2,501x 3,45 181 Babcock Int. (GB) 5,39 5,39 Danske Bank (DK) 17,10 17,14 Glencore (JE) 3,22 3,14 Lindt & Spr. NA (CH) 64200 64400 Rolls-Royce Group (GB) 9,03 9,20 Suez Environm. (F) 11,43 11,51 Wendel (F) 103,20 104,40
BAE Systems (GB) 5,18 5,20 Dassault Systems (F) 101,75 103,25 Grifols (E) 22,70 22,55 London Stock Ex. (GB) 44,28 45,18 Royal Bk. of Scotl. (GB) 2,30 2,38 Sulzer NA (CH) 70,10 68,60
- - K.A. K.A. Software W 31,59 30,80 31,53 30,67 –2,5 –2,5 49,80 30,43 0,651x 2,11 60 Bâloise NA (CH) 118,00 118,40
Whitbread (GB) 49,71 50,80
DNB ASA (N) 13,75 13,82 Hargreaves Lans. (GB) 20,08 20,54 Luxottica (I) 51,64 51,40 Royal KPN (NL) 2,52 2,50 Svenska Handelsbk. (SE) 9,40 9,57
8,58 8,07 26,3 K.A. Symrise Inh. 64,50 66,12 66,32 64,40 +2,5 +2,5 81,68 60,44 0,881x 1,33 125 Banco Sabadell (E) 0,975 0,993 Wienerberger (A) 17,95 18,31
DSM (NL) 69,44 70,34 Heineken Hold. (NL) 73,05 73,60 Mapfre (E) 2,32 2,31 RTL Group (L) 46,50 45,96 Swatch Group Inh. (CH) 254,10 251,80
2,95 2,95 14,5 K.A. TAG Immobilien 19,91 20,12 20,18 19,67 +1,1 +1,1 21,50 14,62 0,651x 3,23 254 Bank of Ireland (IRL) 4,88 4,82 Easyjet (GB) 12,05 12,35 Heineken N.V. (NL) 76,30 77,14 Marks & Spencer (GB) 2,78 2,68 Ryanair Holdings (IRL) 10,29 10,40 Swedbank A (SE) 18,88 19,26 Wolters Kluwer (NL) 50,72 51,50
10,39 2,391695,5 K.A. Telefonica Deutschl. W 3,42 3,39 3,43 3,33 –0,8 –0,8 4,29 3,29 0,261x 7,67 1131 Bankia Para (E) 2,53 2,54 Edenred (F) 31,40 31,86 Hellenic Telecom (GR) 9,74 9,62 Mediaset (I) 2,75 2,72 Sage Group (GB) 6,68 6,67 Swiss Life NA (CH) 336,90 338,60 WPP (JE) 9,18 9,34
Bankinter (E) 6,78 6,97 EdF (F) 13,70 13,90 Hennes & Mauritz (SE) 12,29 12,07 Mediobanca (I) 7,35 7,29 Sainsbury PLC (GB) 2,88 2,93 Swiss Re NA (CH) 80,00 79,94 Yara (N) 33,26 33,68
8,25 4,12 15,0 K.A. Uniper NA 22,60 22,53 22,68 22,36 –0,3 –0,3 27,74 21,55 0,741x 3,28 663
8,38 4,78 13,8 K.A. United Internet NA W 38,20 38,16 38,43 37,58 –0,1 –0,1 59,80 34,14 0,851x 2,23 282
4,14
5,75
1,37 14,6
2,94 50,0
K.A.
K.A.
Wacker Chemie
Zalando
79,10
22,44
79,38
22,96
81,38
23,08
76,74
21,82
+0,4
+2,3
+0,4
+2,3
176,80
50,34
70,08
20,99
4,501x
0,001x
5,67
0,00
88
295 Übersee Börsen
19,9 17,7 Tec-Dax 2450,18 2464,49 2475,05 2415,98 +0,6 +0,6 3049,60 2375,59 42,96 1,74 20446 Dow Jones Industrial Average New York (USD) Charles Schwab
Chubb Ltd.
41,53
129,18
41,44
126,61
Johnson Controls
Kellogg
29,65
57,01
30,15
56,75
Valero Energy
Waste Managem.
74,97
88,99
75,56
87,73
Northern Trust 83,59
NXP Semiconduct. 73,28
84,04
75,05
0,99 0,93 23,7 K.A. Aixtron NA 8,41 8,76 8,80 8,23 +4,1 +4,1 19,76 7,64 0,00 1x 0,00 1074 Heimatbörse Frankfurt Cigna Corp. 189,92 184,97 Kimberly-Clark 113,94 111,35 Wells Fargo 46,08 46,76 Oracle Corp. 45,15 44,86
31.12. 2.1. Citigroup 52,06 53,32 Kroger Co. 27,50 27,33 Western Digital 36,97 38,37 Paccar Inc. 57,14 57,49
1,01 1,01 17,2 K.A. Cancom 28,66 28,92 29,42 27,44 +0,9 +0,9 52,60 27,44 0,501x 1,73 49 52 Wochen 31.12. 2.1. 2.1. Ver.
Heimatbörse Colgate-Palmolive 59,52 59,07 Lilly (Eli) 115,72 114,34 Weyerhaeuser 21,86 21,32 Paychex 65,15 64,87
2,17 0,91 18,3 K.A. Compugroup Medical 40,44 40,84 41,16 39,82 +1,0 +1,0 60,30 37,64 0,351x 0,86 23 Vergleich Dividende Schluss 18.36 h 18.36 h in % ConAgra Brands 21,36 21,31 Lockheed Mar. 261,84 261,93 Wheaton Prec. Met. 19,53 19,61 Qualcomm Inc. 56,91 57,83
1,65 1,39 8,8 K.A. Dialog Semic. NA (GB) 22,54 21,59 22,32 21,44 –4,2 –4,2 28,29 12,44 0,001x 0,00 338 Abb Vie 92,19 89,90 ConocoPhillips 62,35 63,59 Loews 45,52 45,08 Williams Cos. 22,05 22,35 Ryanair 71,34 71,37
3M Co. 1,36$4x 190,54 189,07 167,45 +0,3 Abbott Labor 72,33 69,40 Corning Inc. 30,21 29,82 Lowe’s 92,36 92,09 Yum! Brands 91,92 90,86
0,79 0,79 17,7 K.A. Drägerwerk Vz. 46,58 48,48 48,88 46,22 +4,1 +4,1 90,45 43,66 0,461x 0,95 18 Starbucks 64,40 63,65
American Express 0,39$4x 95,32 95,76 83,29 +1,4 Accenture 141,01 139,92 Crown Castle Intern. 108,63 105,84 Macys 29,78 30,58
0,55 0,39 21,4 K.A. Isra Vision 24,30 25,05 25,40 24,00 +3,1 +3,1 61,30 22,25 0,121x 0,47 93
Apple Inc. 0,73$4x 157,74 157,86 138,89 +1,2 Aflac Inc. 45,56 45,16 CVS Caremark 65,52 65,27 Marsh & McL. 79,75 78,47 Nasdaq (USD) 31.12. 2.1.
Symantec
T. Rowe Price
18,90
92,32
18,86
91,77
1,94 1,72 16,2 K.A. Jenoptik 22,78 23,74 23,82 22,80 +4,2 +4,2 39,54 22,02 0,301x 1,26 69 Agilent Technol. 67,46 65,85 Danaher Corp. 103,12 101,00 Medtronic PLC 90,96 88,06
Boeing Co. 1,71$4x 322,50 320,29 278,84 +0,2 21st Century Fox B 47,78 47,54 Tesla 332,80 311,04
0,76 0,45 0,0 K.A. Nordex 7,59 7,85 8,03 7,54 +3,5 +3,5 11,70 6,86 0,001x 0,00 314 Caterpillar Inc. 0,86$4x 127,07 126,86 109,47 –0,4 Air Products & Chem.160,05 159,43 Deere & Co. 149,17 148,05 MetLife 41,06 41,50 Adobe 226,24 223,64
Alibaba 137,07 135,13 Dell Technologies – – Morgan Stanley 39,65 40,28 Vertex Pharm. 165,71 164,31
1,09 0,48 15,8 K.A. Pfeiffer Vacuum 108,70 110,90 112,30 108,90 +2,0 +2,0 165,70 102,30 2,001x 1,80 16 Chevron Corp. 1,12$4x 108,79 111,10 93,59 –2,1 Alphabet Inc. A 1045 1046 Wynn Resorts 98,91 105,22
Allergan 133,66 135,76 Dominion Energy 71,46 70,88 Newmont Min. 34,65 34,73 Altaba 57,94 57,17
0,59 0,45 30,7 K.A. RIB Software NA 11,83 11,37 11,85 11,08 –3,9 –3,9 36,10 8,88 0,181x 1,58 490 Cisco Systems 0,33$4x 43,33 42,72 37,58 –0,2 Allstate 82,63 81,41 Duke Energy 86,30 84,57 Nextera Energy 173,82 169,37
1,05 0,65 17,4 K.A. S&T (A) 15,81 15,93 16,20 15,70 +0,8 +0,8 28,06 15,20 0,131x 0,38 162 Coca Cola Co. 0,39$4x 47,35 46,74 41,16 –1,2 Altria Group Inc. 49,39 48,99 Eaton Corp. 68,66 68,49 Norfolk South. 149,54 148,54
Amazon.com
Ameritrade
1502
48,96
1530
49,25 Hongkong (HKD) 31.12. 2.1.
1,34 0,63 33,4 K.A. Xing NA 237,50 238,50 241,50 231,00 +0,4 +0,4 329,00 223,00 1,681x 0,70 4 Disney Co. 0,88$1x 109,65 108,13 95,53 +2,7 Am. Electric Power 74,74 72,80 Emerson Electric 59,75 59,44 Northrop Grumman 244,90 244,17 Amgen 194,67 192,21 Bank of China 3,37 3,32
DowDupont 0,38$4x 53,48 54,55 46,50 ±0,0 Am. Intl. Group 39,41 39,38 Excelon Corp. 45,10 43,97 Occidental P. 61,38 62,16 Applied Mater. 32,74 33,60 BOC (HK) 29,10 28,50
AMD Inc. 18,46 18,67 FedEx Corp. 161,33 162,20 Omnicom 73,24 72,52 ASML Hold. 155,62 156,10 CCB 6,44 6,27
Exxon Mobil Corp. 0,82$4x 68,19 69,57 61,07 +1,3 Ferrari N.V. 99,44 98,41 Parker Hannifin 149,14 148,66
Americ. Tower Reit 158,19 155,12 Autom. Data 131,12 129,76 China Mobile 75,20 73,40
Aktien-Indizes Euro Stoxx 50, Stoxx Europe 50 Goldman Sachs
Home Depot
0,80$4x
1,03$4x
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Franklin Resources
Freeport-McMoRan
7,65
29,66
10,31
7,94
29,70
10,41
PepsiCo
PG & E Corp.
Philip Morris
110,48
23,75
66,76
109,13
24,12
67,06
Baidu Inc.
Biogen Inc.
158,60
300,92
162,75
305,70
China Nat. Offs. Oil
CK Hutchison
12,06 11,34
75,35 74,40
IBM 1,57$4x 113,67 115,14 101,46 +1,8 Apache Corp. 26,25 27,28 Booking Hold. 1722 1728
52 Wochen 52 Wochen 31.12. 2.1. Veränd. in % Heimatbörse Frankfurt Gap Inc. 25,76 25,80 PP&L Res. 28,33 28,10 Hang Seng Bank 175,30 172,70
Intel Corp. 0,30$4x 46,93 47,02 41,42 +1,8 Archer-Daniels 40,97 40,97 Broadcom 254,28 252,84
General Dynamics 157,21 155,97 PPG Ind. 102,23 101,33 Ping An Insur. 69,20 67,35
Tief Vergleich Hoch Hoch Tief Schluss 18.36 h 31.12.31.12. 52 Wochen 31.12. 2.1. 2.1. Ver. Johnson & Johnson 0,90$4x 129,05 127,56 112,59 +0,8 Arconic 16,86 17,41 Celgene 64,09 66,66
Sun Hung K.P. 111,70 108,70
AT&T 28,54 29,24 General Electric 7,57 8,16 ProLogis 58,72 56,96 Cerner Corp. 52,44 51,79
Vergleich Dividende Schluss Schluss 18.36 h in % McDonald’s 1,16$4x 177,57 175,27 154,08 +0,7 Baker Hughes Inc. 21,50 21,56 General Mills 38,94 38,63 Raytheon Co.New 153,35 151,97
Deutsche Indizes Cincinnati Fin. 77,42 75,40
2695,73 1987,84 F.A.Z. gs. 2039,46 – +0,25
Merck & Co. 0,55$4x 76,41 75,53 67,10 +1,1 Bank of America 24,64 24,88 General Motors 33,45 33,57 Schlumberger 36,08 37,49 Cognizant Techn. 63,48 63,34 Tokio (JPY) 27.12. 28.12.
AB Inbev 0,802x 57,70 57,47 57,44 –0,7 Microsoft 0,46$4x 101,57 100,88 88,79 –0,3 Bank of N.Y. Mellon 47,07 47,28 GlaxoSmithKline 38,21 37,89 Sherwin Will. 393,46 391,85 Comcast A 34,05 34,13 Canon Inc. 3008 3001
5234,36 3181,49 F.A.Z.-Auto- und Zulieferind. gs. 3229,44 – –1,2
Morgan (J.P.) 0,80$4x 97,62 98,90 86,98 +2,1 Barrick Gold 13,54 – Goldcorp 9,80 10,02 Snap 5,51 5,74 Costco 203,71 203,26
ABB NA 0,78F1x 18,18 18,70 16,69 +0,7 Honda Motor 2897 2895
460,31 192,94 F.A.Z.-Banken gs. 204,61 – +1,5 Nike 0,22$4x 74,14 73,86 64,58 –0,3 Baxter Int. Inc. 65,82 65,81 Grainger Inc. 282,36 275,64 Southern Co. 43,92 43,63 CSX Corp. 62,13 61,81 Japan Tobacco 2606 2617
6469,94 5383,28 F.A.Z.-Bau und Immobilien gs. 5454,05 – +0,20 Ahold Delhaize 0,631x 22,08 22,11 22,13 +0,5
Pfizer 0,34$4x 43,65 43,20 38,00 +1,5
Becton D.& C. 225,32 220,98 Halliburton 26,58 27,54 Sprint Corp. 5,82 5,93 eBay 28,07 28,70 Mitsub. UFJ Fin. 538 538
3820,48 2488,00 F.A.Z.-Chemie und Pharma gs. 2565,60 – +0,71 Berkshire Hath. A 306000 303145 Harmony G.ADR 1,79 1,82 State Street 63,07 63,58 Facebook 131,09 135,70 Mizuho Financ. 171 170
Air Liquide 2,651x 108,45 106,10 108,95 +2,3 Procter & Gamble 0,72$4x 91,92 90,56 79,93 –0,7 Berkshire Hath. B 204,18 202,11 Hershey Co. 107,18 105,38 Stryker 156,75 154,79 Fiserv, Inc. 73,49 72,37
476,70 360,08 F.A.Z.-Erneuerb. Energien gs. 426,35 – +0,55
Travelers Comp. 0,77$4x 119,75 116,56 103,56 +0,7 Nissan Motor 885 880
Amadeus IT 0,6552x 60,84 61,44 60,70 –0,6 Blackstone L.P. 29,81 29,97 Hess Corp. 40,50 42,05 Sun Trust B. 50,44 51,46 Gilead Science 62,55 63,94
1155,29 656,80 F.A.Z.-Grundstoffe gs. 672,86 – –0,23
United Technologies 0,74$4x 106,48 107,04 94,29 +0,3 Boston Scientific 35,34 34,48 Honeywell Intl. 132,12 131,02 Sysco 62,66 61,82 NTT Docomo 2493 2473
ASML Hold. 1,401x 137,16 137,46 137,42 +0,7 Illumina 299,93 293,79
2312,05 1561,48 F.A.Z.-Handel und Verkehr gs. 1602,94 – +0,61 BP PLC 37,92 38,71 HP Enterprise 13,21 13,42 Target Corp. 66,09 66,28 Intuit Inc. 196,85 193,26 Softbank 7280 7305
UnitedHealth 0,90$4x 249,12 244,30 214,10 –0,9 Sony Corp. 5384 5326
7382,57 5798,35 F.A.Z.-IT und Elektronik gs. 5985,09 – +0,41 AstraZeneca 0,684£2x 5873,00 5903,00 65,57 +0,6 Verizon 0,60$4x 56,22 55,38 49,10 +1,5 Bristol-Myers Sq. 51,98 52,57 HP Inc. 20,46 20,51 Teva Pharmac. 15,42 15,98 Intuitive-Surgical 478,92 464,94
2195,28 1718,67 F.A.Z.-Konsum, Medien gs. 1761,00 – +0,79 Capital One 75,59 76,64 Illinois Tool Works 126,69 125,63 Texas Instr. 94,50 94,91 Kraft Heinz Co 43,04 43,37 Sumitomo Mit.Fin. 3676 3645
AXA 1,261x 18,86 18,81 18,69 –1,3 VISA 0,25$4x 131,94 132,86 117,49 +0,8 Toyota Motor 6415 6406
1057,09 805,44 F.A.Z.-Maschinenbau gs. 825,35 – +0,75 Carnival Corp. 49,30 49,59 Ingersoll Rand 91,23 90,12 Twitter 28,74 28,52 Liberty Global A 21,34 21,32
Banco Santander 0,0642x 3,97 3,98 3,89 –1,5 Walgreens Boots 0,44$4x 68,33 68,29 59,21 –0,3 Cdn Pacific Railw. 177,62 177,98 Int. Paper 40,36 40,94 Union Pac. 138,23 137,45 Marriott Intl. 108,56 107,06
34695,58 29538,09 F.A.Z.-Versicherungen gs. 30814,52 – –0,44
Walmart Inc. 0,52$4x 93,15 93,25 82,26 +2,9
BBVA 0,102x 4,64 4,66 4,62 –0,3 Centurytel 15,15 15,28 Intercont. Exch. 75,33 74,88 UPS 97,53 96,85 Mondelez Intern. 40,03 39,99 Letzte Kursfeststellung um 18.36 Uhr.
1127,13 955,92 F.A.Z.-Versorger,Telekom. gs. 1017,04 – +0,56
13596,89 10279,20 Dax 30 gs. 10580,19 – +0,20 BNP Paribas 3,0281x 39,48 39,09 38,58 –2,1
27525,23
3049,60
21160,71
2375,59
M-Dax
Tec-Dax
gs.
gs.
21700,04
2464,49
–
–
+0,52
+0,58
BP
Brit. Am. Tobacco
0,103$ 495,95
4x 507,30 5,68 +1,6
0,488£2x 2500,00 2479,00 28,01 –2,0
Zinsen, Renditen, Terminkontrakte und Indizes Intern. Devisenmärkte Anleihen
7385,57 5667,62 H-Dax gs. 5829,25 – +0,28
Devisenkurse für 1 Euro 02.01.19 Notenpreise für 1 Euro
12749,38 9263,81 S-Dax gs. 9569,28 – +0,63 CRH 0,1962x 23,10 23,06 23,06 +3,2
Benchmark-Anleihen Terminkontrakte Swaps Interbk.kurse (18 Uhr) EZB aus Sicht der Bank Unternehmensanleihen
1273,92 967,14 C-Dax gs. 993,69 – +0,33 Danone 1,901x 61,51 61,04 60,83 ±0,0
01.01. 02.01. 02.01. 28.12.18 28.12.18 02.01.19 in Prozent 28.12. 02.01. Geld Brief kurs Währung Ankauf Verkauf Zins- 02.01. 02.01.
13577,24 10335,80 Late Dax gs. 10581,84 – +1,3 Diageo 0,404£2x 2795,00 2761,00 31,13 +1,5 Laufzeit Rend. Rend. Kurs Rend. Schluss Verlauf Zins Laufzeit termin 18.36 h Rend.
27524,87 21248,00 Late M-Dax gs. 21680,60 – +1,5 Eonia 1,1349 1,1351 1,1397 Am. Dollar* 1,0784 1,2107
Enel 0,1322x 5,04 5,08 5,10 +0,6 1,6206 1,6216 1,6273 Austr. Dollar* 1,530 1,7406
3048,07 2372,37 Late Tec-Dax gs. 2466,34 – +2,4 Deutschland Euro-Bund-Future 163,57 164,70 1 Woche -0,360 -0,360 2,25 Adidas 14/26 8.10. 106,98 1,2981
12743,06 9317,10 Late S-Dax gs. 9533,01 – +2,1 Engie 0,372x 12,53 12,54 12,55 +2,4 2 Jahre -0,62 -0,63 101,22 -0,62 Euro-Bobl-Future 132,52 132,90 4,3137 4,3217 4,393 Bras. Real* 4,0568 5,7603
1 Monat -0,360 -0,360 0,9012 0,9014 0,9017 Brit. Pfund* 0,8606 0,935 6,75 Air Berlin 14/19 9.5. 1,50 –
40,10 11,63 VDAX-New gs. 23,25 – –0,61 Eni 0,422x 13,75 13,78 13,51 –1,5 5 Jahre -0,32 -0,38 101,83 -0,32 DAX-Future 10586,50 3 Monate -0,350 -0,350
S&P500-Future 2496,50 1,9484 1,9634 1,9558 Bulg. Lew* 1,7311 2,1712 2 BASF SE 12/22 5.12. 106,29 0,3794
355,21 276,97 DivDax (Perf.) gs. 284,62 – +0,06 10 Jahre 0,24 0,16 100,84 0,24 6 Monate -0,350 -0,360
Essilor-Luxottica 1,5321x 110,45 110,70 110,65 +0,9 7,7749 7,7949 7,8165 Chin. Yuan* 6,7873 9,161 2,375 Bilfinger 12/19 7.12. 101,05 1,2233
30 Jahre 0,87 0,79 112,00 0,87 12 Monate -0,350 -0,350
5472,93 4190,97 Prime-All-Share gs. 4310,39 – +0,28 7,4673 7,4676 7,4669 Dän. Krone* 7,1226 7,8816 1 BMW 16/22 15.2. 101,83 0,4075
GlaxoSmithKline 0,19£ 1491,20 1500,40 16,63 ±0,0
4x
Frankreich
3558,97
9348,47
2727,92
7113,91
Tec-All-Share
Classic-All-Share
gs.
gs.
2821,30
7296,21
–
–
+0,67
+0,45 Glencore 0,10$2x 291,35 282,50 3,14 –2,5
2 Jahre
5 Jahre
-0,48
0,03
-0,49
-0,01
101,07
100,05
-0,48
0,03
Umsätze der dt. Börse Quelle: DZ Bank AG 8,8889
79,378
8,8939 8,9294
79,538 79,9855
Hongk. Dollar*
Indische Rupie
7,6331 10,4378 2,177
4
BP 14/21
Coba 17/27
28.9.
30.3.
105,30
103,30
0,2282
3,5294
alle Kurswert Anteil in % 133,030 133,770 Isländ. Krone 119,060 154,190 0 Coba 99/21 15.3. 141,75 2,8052
HSBC Hold. 0,10$4x 646,90 646,60 7,07 +0,2 10 Jahre 0,71 0,64 101,05 0,70
Europäische Indizes
2683,85 1582,72 GEX (Preis) gs. 1627,38 – +0,06
Iberdrola 0,0281x 7,02 7,00 7,01 +1,7 30 Jahre 1,63 1,59 109,68 1,63 Börsenplätze in Mio. Euro Xetra Parkett EZB-Daten 124,060 124,090 124,280
1,540 1,5406 1,5547
Jap. Yen*
Kan. Dollar*
118,870 133,010
1,487 1,647
3,125 Continental 13/20 9.9. 104,88 0,2107
Großbritannien 27.12. 28.12. Ffm 4 Daimler 15/19 8.4. 100,35 2,5882
136,83 109,07 F.A.Z.-Euro gs. 112,18 – +0,48 EZB-Zinsen (ab 16.03.2016) 7,4219 7,4279 7,4205 Kroat. Kuna 6,0113 9,1341
Inditex 0,3752x 22,35 22,43 22,00 –2,5 2 Jahre 0,73 0,71 101,99 0,72 4,875 Dt. Bahn 09/19 12.3. 100,87 0,1293
213,40 174,14 F.A.Z.-Euro Performance gs. 179,16 – +0,48 Spitzenrefinanzierung 0,25 % 22,182 22,197 22,3941 Mex. Peso* 17,9662 26,1849
5 Jahre 0,90 0,84 99,61 0,88 Aktien im Dax 30 3843 2065 98,58 0,39 2,375 Dt. Bank 13/23 11.1. 99,85 2,4158
ING Groep 0,242x 9,41 9,35 9,36 +0,2 Einlagefazilität –0,40 % 1,7023 1,7038 1,7049 Neus. Dollar* 1,4342 2,0047
3687,22 2908,70 Euro Stoxx 50 (Europa) 3001,42 2993,18 –0,27 –0,27 10 Jahre 1,14 1,08 126,96 1,14 Aktien im M-Dax 787 472 98,73 0,49 9,8687 9,8717 9,9108 Norw. Krone* 9,5189 10,5339 2,875 Dt. Post 12/24 11.12. 111,85 0,8208
Intesa Sanpaolo 0,2031x 1,94 1,91 1,94 –0,6 Hauptrefinanzierung 0,00 %
3283,23 2673,54 Stoxx Europe 50 (Europa) 2760,06 2758,77 –0,05 –0,05 30 Jahre 1,82 1,77 93,88 1,80 Aktien im Tec-Dax 965 551 98,28 0,48 4,2928 4,2948 4,2964 Poln. Zloty* 3,846 4,9378 0,625 Dt. Telekom 17/24 13.12. 98,38 0,9064
Terminmarkt (Stand: 18.36 Uhr) P-C-Ratio: 1,66 Mindestreserve (Verzinsung) 0,00 % 1,875 Evonik 13/20 8.4. 102,22 0,1073
406,57 318,77 Euro Stoxx (Europa) 328,49 327,74 –0,23 –0,23 Kering 4,002x 411,60 402,80 405,90 +3,3 Japan 4,6566 4,6616 4,660 Rumä. Leu*
2 Jahre -0,14 -0,14 100,49 -0,14 Aktienoptionen Put: 1049355 Call: 630717 Hauptrefinanzierungsgeschäft (Refis) 5,25 EWE 09/21 16.7. 112,27 0,3656
403,72 327,34 Stoxx Europe 600 (Europa) 337,65 337,21 –0,13 –0,13 78,0993 78,1083 79,3589 Russ. Rubel* 71,422 89,405
Lloyds Bank.Group 0,011£2x 51,85 51,00 0,56 –0,2 5 Jahre -0,15 -0,15 101,20 -0,15 7 Tage (fällig 09.01.) 0,00 %; 84 Tage (fällig 5,25 Fraport 09/19 10.9. 103,32 0,3653
1632,20 1326,04 S&P Euro 350 (Europa) 1367,94 1366,21 –0,13 –0,13 10,203 10,206 10,2145 Schw. Kron.* 9,776 10,926
L’Oréal 3,551x 201,20 199,60 200,00 +0,8 10 Jahre -0,01 -0,01 101,02 -0,01 20.12.) – %; 91 Tage (fällig 31.01.) – %; 91 Tage 1,1221 1,1224 1,1239 Schw. Franken* 1,0869 1,1671 2,875 Fresenius 13/20 15.1. 103,43 0,6198
1090,20
576,90
884,35
472,19
Euronext 100 (Europa)
AEX Index (Amsterdam)
916,63
487,88
910,35 –0,69
486,57 –0,27
–0,69
–0,27 LVMH Moët Hen. 2,002x 258,20 253,30 254,65 +1,1
30 Jahre
USA
0,71 0,71 104,77 0,71 Renten-Indizes (fällig 28.02.) – %
Wachstum Euro-Geldmenge M 3
1,5489 1,5504
16,3319 16,3419 16,5075
1,5555 Sing. Dollar*
Südaf. Rand*
1,3755 1,816
14,7524 18,7424
2,125
8
Fresenius 17/27
Heid. Druck 15/22
1.2.
15.5.
100,02
100,25
2,1221
8,0649
895,64 592,70 Comp. Index (Athen) 613,30 605,34 –1,3 –1,3 National Grid 0,161£2x 764,20 773,60 8,43 +1,9 2 Jahre 2,50 2,49 100,02 2,55 28.12.18 02.01.19 Jahresrate 10/2018 3,90 % 34,1833 36,1833 Taiwan Dollar 26,659 43,3933 7,5 Heid.Cem. 10/20 3.4. 109,04 0,2248
10437,46 8571,92 OMX Index (Helsinki) gs. 8800,31 – +1,0 Nestlé NA 2,35F1x 78,30 79,80 70,88 –0,4 5 Jahre 2,51 2,50 100,58 2,57 Schluss Schluss Rendite 3 Monats Durchschnitt 10/2018-10/2018 3,70 % 36,587 36,657 36,807 Thail. Baht* 29,567 42,732 1,5 Heid.Cem. 16/25 7.2. 98,89 1,6931
121531,50 84654,50 Nat. 100 Index (Istanbul) 91270,48 88865,01 –2,6 –2,6 10 Jahre 2,68 2,66 103,97 2,68 Referenzwert für das Geldmengenwachstum 25,756 25,776 25,752 Tsch. Krone* 22,016 28,424 3,875 Hochtief 13/20 20.3. 104,00 0,5358
Nokia 0,191x 5,03 5,01 5,05 +1,6 30 Jahre 3,01 2,99 107,63 3,01 Rex-Gesamt 141,8351 142,1635 -0,1740 der 3 Monats-Jahresrate 4,50 % 6,1142 6,1172 6,113 Türk. Lira* 5,7995 6,4828 2 ING-DiBa 12/19 13.3. 100,42 -0,2386
1056,09 860,86 OMXC 20 Ind. (Kopenhagen) gs. 902,83 – +1,3 322,250 322,450 322,370 Ungar. Forint* 269,860 399,760
Novartis NA 2,80F1x 81,82 84,04 74,68 +0,8 Rex-Performance 487,6820 488,8142 -0,1740 Notenumlauf im Euro-Raum 3 JP Morgan 14/26 19.2. 112,21 1,2016
3326,97 2676,48 PSI-GERAL (Lissabon) 2775,70 2780,51 +0,17 +0,17 * Interbankenkurse von der Commerzbank, Notenpreise der Deutschen Bank
27.12.18 28.12.18 zum 14.12.2018: 1214 Milliarden Euro. 3 K+S 12/22 20.6. 102,15 2,3428
1589,51
10643,40
1322,70
8286,20
S&P UK (London)
IBEX 35 (Madrid)
1359,65 1360,70 +0,08
8539,90 8550,00 +0,12
+0,08
+0,12
Novo-Nordisk AS B 3,00DKK 297,90
2x 304,30 40,95 +3,9
Renditen/Kreditzinsen FAZ-Anleihen 113,0200 112,9800 – Euro-Inflationsrate 2,20 % 2,625 Lanxess 12/22 21.11. 107,10 0,7605
Orange 0,302x 14,16 14,10 14,05 +1,2 1,125 Lufthansa 14/19 12.9. 100,59 0,2589
Intern. Warenmärkte
2568,30 1853,39 DJ Italy Titans 30 (Mailand) gs. 1897,50 – +0,02 Umlaufrendite der Bundesanleihen
2,125 Nestlé 13/21 10.9. 105,83 -0,0467
1339,41 1033,31 RTS Index (Moskau) gs. gs. – –
Philips Electr.
Prudential
0,801x 30,93 30,58 30,62 –0,1
0,157£2x 1402,00 1373,00 15,82 +6,0
02.01.2019 (28.12.18)
3 bis 5 Jahre
0,07 % (0,10 %)
-0,46 % (-0,46 %)
New Yorker Geldmarkt Leitzinsen im Ausland 6,5 Peugeot 13/19 18.1. 100,12 3,3449
5657,44 4555,99 CAC 40 (Paris) 4730,69 4689,39 –0,87 –0,87 Dänemark 0,00 % (Diskont); Großbritannien 0,75 Titel Vortag aktuell ±% 5,25 RBS 05/unb. 30.6. – –
619,03 513,36 All-Sh. Priceind. (Stockholm) gs. 525,81 – +0,13 5 bis 8 Jahre -0,21 % (-0,17 %) USA Primerate 5,50 % 6,5 RWE 09/21 10.8. 116,15 0,2528
Reckitt Benckiser 0,705£2x 6013,00 6023,00 66,80 –0,1 % (Repo-Satz); Japan 0,00 % (Diskont); Kanada
8 bis 15 Jahre 0,10 % (0,15 %) TR/J CRB 175,96 177,63 +0,95 1 SAP SE 15/25 1.4. 101,65 0,7284
67933,05 54027,32 WIG Index (Warschau) gs. 58290,21 – +1,0 Rio Tinto 0,968£2x 3730,00 3690,50 40,98 –2,7 USA Tagesgeld 2,40 % 1,75 % (Diskont); Norwegen 0,75 % (Deposite
15 bis 30 Jahre 0,65 % (0,70 %) S&P GSCI Index (Spot) 374,33 381,23 +1,84 3,25 Schaeffler 15/25 15.2. 101,50 3,0113
3700,37 2674,71 ATX Index (Wien) gs. 2770,85 – +0,91 Roche Hold. GS 8,30F1x 235,70 243,40 215,10 –0,1 Spareinlagen (3 M Kündigungsfr.): ca. 0,04 %*
Rate); Schweiz -0,7134 % (Libor CHF 3M / 31.12.); DAXglobal® Gold Miners – 190,65 –
Treasury Bills in % 1,75 Siemens 13/21 12.3. 103,83 -0,0017
9616,38 8138,56 SMI (Zürich) gs. gs. – – Schweden -0,50 % (Pensionssatz); USA 2,50 % American Gold Bugs (HUI) 158,15 160,58 +1,54
Royal Dutch Shell A 0,47$ 2307,50 2340,50 26,05 +2,6
4x Private Dispositionskredite etwa 9,33 %* 3 Monate 2,45; 6 Monate 2,56; 1 Jahr 2,63; (Federal Fund Rate); 3,125 Talanx 13/23 13.2. 110,93 0,4355
Übersee Indizes Sparbriefe
Gold, Spot (€/Unze) 1119,0 1133,0 +1,25
3,961 Telefonica 13/21 26.3. 108,42 0,1614
26951,81 21712,53 Dow Jones (New York) 23327,46 23230,48 – –0,42 Safran 1,602x 105,40 103,45 104,30 +1,9 Gold, New York ($/Unze) 1281,3 1287,8 +0,51
1 Jahr 0,23 %* Emissionsrendite Anleihen, Hypothekenpfandbriefe Daten der EZB; Laufzeit in Jahren Silber, NY ($/Unze) 15,54 15,63 +0,58 2,75 ThyssenKr. 16/21 8.3. 102,04 1,7851
7700,56 5895,12 Nasdaq 100 (Nasdaq) 6329,96 6334,08 – +0,06 Sanofi S.A. 3,031x 75,66 75,40 75,40 +0,3 2 Jahre 0,28 %* 2,875 Vier Gas 13/25 12.6. 112,61 0,8525
1-2 2-3 3-4 4-5 5-6 6-7 7-8 8-9 9-10 Kupfer, NY ($/lb) 2,63 2,61 –0,86
8133,30 6190,17 Nasdaq Com. (Nasdaq) 6635,28 6632,34 – –0,04
Schneider Electr. 2,201x 59,72 59,22 58,82 –0,5 3 Jahre 0,36 %* 4,625 VW 14/26/unb. 24.3. 98,55 –
2940,91 2346,58 S&P 500 (New York) 2506,85 2499,36 – –0,30 27.12.2018 -0,20 -0,08 0,03 0,25 0,30 0,44 0,59 0,72 0,83 1,75 Würth 13/20 21.5. 102,49 -0,0591
4 Jahre 0,44 %*
91242,22 69068,77 Bovespa (São Paulo) gs. 90813,50 – +3,3
Société Générale 2,2171x 27,82 27,43 26,97 –3,0
5 Jahre 0,60 %*
28.12.2018 -0,19 -0,09 0,02 0,18 0,28 0,43 0,58 0,71 0,81 Münzen, Barren
51121,23 39271,56 Mexiko SE (Mexiko) 41640,27 41936,95 – +0,71 Telefónica 0,202x 7,34 7,41 7,43 +0,9 Festgeld bis 5 000 Euro Schalterpreise 28.12.2018 02.01.2019 Öffentliche Anleihen
16586,46
1852,51
13776,88
1546,62
TSX Comp. Ind. (Toronto)
SET Index (Bangkok)
14322,86
gs.
14349,09
1565,94
–
–
+0,18
+0,13
Total 0,644x 46,18 46,66 46,25 –0,3 1 Monat
3 Monate
0,07 %*
0,11 %*
F.A.Z.-Renten-Rendite in Euro Ankauf Verkauf Ankauf Verkauf 6,25 Bund v. 94/24 4.1. 133,32 -0,3448
UBS Group 0,651x 11,76 12,24 10,87 +0,8 5,625 Bund v. 98/28 4.1. 150,16 0,0403
33484,08 24540,63 Hang-Seng (Hongkong) 25818,32 25116,72 – –2,8 6 Monate 0,12 %* Restlaufzeit*) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Barrengold 1kg 35560,00 36280,00 35860,00 36550,00 5,5 Bund v. 00/31 4.1. 161,92 0,2544
Unilever 0,3874x 47,42 47,14 47,23 +0,6 Barrengold 10g 349,40 384,30 352,40 387,00 1,5 Bund v. 13/23 15.5. 108,60 -0,4483
6693,47 5557,56 Jakarta SE (Jakarta) gs. 6181,17 – –0,22 1 Jahr 0,20 %*
Öffentliche Anleihen 1/1 Nugget/Maple/Krüger 1097,00 1161,00 1106,30 1169,60 2 Bund v. 13/23 15.8. 111,33 -0,4270
3116,11 2491,59 S&P S. Africa 50 (Johannesb.) 2646,67 2565,55 – –3,1 Unilever plc. 0,339£4x 4108,50 4143,00 46,93 +2,6 Ratenkredite bis 5 000 Euro 1/2 Nugget/Maple/Krüger 544,40 599,50 549,00 603,90
3 Jahre, effektiv etwa 4,38 %* Hoch 52 Wochen -0,47 -0,36 -0,18 0,00 0,22 0,50 0,65 0,82 0,96 1,10 1,75 Bund v. 14/24 15.2. 110,85 -0,3478
9507,40 6683,26 SSE 180 (Schanghai) 6808,80 6717,25 – –1,3 Vinci 0,752x 72,02 71,44 71,40 –0,6 1/4 Nugget/Maple/Krüger 269,70 307,30 272,00 309,60
1,5 Bund v. 14/24 15.5. 109,86 -0,3207
2607,10 1985,95 Kospi (Seoul) gs. 2010,00 – –1,5 5 Jahre, effektiv etwa 4,54 %* Tief 52 Wochen -0,62 -0,55 -0,40 -0,34 -0,08 0,08 0,33 0,45 0,45 0,62 1/10 Nugget/Maple/Krüger 104,60 127,90 105,50 128,80
Vivendi 0,451x 21,28 21,24 21,45 +1,9 2,5 Bund v. 14/46 15.8. 142,90 0,7692
1582,86 1350,37 Stoxx Singapore 20 (Singapur) 1425,27 1419,70 – –0,39 Ratenkredite bis 10 000 Euro 27.12.2018 -0,49 -0,39 -0,38 -0,21 0,01 0,26 0,40 0,56 0,51 0,82 1/1 Britannia/Eagle/Philh. 1090,30 1161,00 1099,60 1169,60
1/2 Britannia/Eagle/Philh. 544,40 605,10 549,00 609,60 0,5 Bund v. 15/25 15.2. 104,43 -0,2193
Vodafone 0,0482x 152,90 154,94 1,73 +0,7 3 Jahre, effektiv etwa 4,23 %* 28.12.2018 -0,47 -0,40 -0,38 -0,22 0,00 0,25 0,40 0,55 0,50 0,81 1 BoblS.168 14/19 22.2. 100,23 -0,6668
6481,30 5478,40 All Ordinaries (Sydney) 5709,40 5625,60 – –1,5 1/4 Britannia/Eagle/Philh. 269,70 310,10 272,00 312,40
WFD Unibail-Rod. 5,401x 135,40 132,62 130,00 –2,6 5 Jahre, effektiv etwa 4,40 %* 02.01.2019 -0,48 -0,41 -0,39 -0,24 -0,04 0,20 0,36 0,46 0,46 0,86 0,5 BoblS.169 14/19 12.4. 100,30 -0,6009
12826,19 9400,69 Taiwan Weighted (Taipeh) gs. 9554,14 – –1,8 1/10 Britannia/Eagle/Philh. 104,60 129,00 105,50 129,90
Hypotheken- und öffentliche Pfandbriefe 0,25 BoblS.170 14/19 11.10. 100,67 -0,6236
24448,07 18948,58 Nikkei 225 (Tokio) gs. gs. – – Zurich Insur. Grp 18,00F1x 284,10 293,10 260,20 +0,1 Hypothekarkredite auf Wohngrundstücke (effektiv, 20-Mark-Stück 249,28 316,08 251,43 318,40
Hoch 52 Wochen 0,01 -0,07 0,18 0,32 0,44 0,59 0,88 1,00 1,58 1,40 0,5 BLSA Nr.47 15/25 5.2. 101,83 0,1973
100 % Auszahlung): Fest 5 Jahre 1,05 %*; Fest 10 Vreneli 197,23 221,93 198,93 223,55
Tief 52 Wochen -0,29 -0,18 -0,10 0,10 0,19 0,32 0,51 0,69 0,92 0,98 Sovereign (neu) 249,46 279,21 251,61 281,26 3,75 Hessen 11/21 12.4. 109,31 -0,3293
Jahre 1,38 %*. *ungefähr: Zinssätze sind instituts- 0,375 Hessen 16/26 6.7. 99,03 0,5071
Börsenkennzahlen von Bloomberg. Alle Angaben ohne Gewähr. k.A.=keine Angaben; W = auch im TecDAX enthalten; I = auch im Euro Stoxx 50 enthalten;P abhängig 27.12.2018 -0,17 -0,11 0,10 0,15 0,26 0,44 0,73 1,00 0,99 1,06 1 Dukaten Österreich 114,49 140,22 115,50 141,24
= auch im Stoxx Europe 50 enthalten; Δ = 1Euro; Die Dividenden sind die letztgezahlten Ausschüttungen in Landeswährung. Hochzahl hinter Dividende: Zahl 28.12.2018 -0,15 -0,11 0,09 0,14 0,25 0,43 0,72 0,99 0,98 1,06 20 Pesos Mexiko 505,82 581,29 510,14 585,58 1,25 NRW 13/20 13.3. 101,94 -0,3766
Eurolibor/Libor vom 31.12.2018 1,25 NRW 14/25 14.3. 106,37 0,2128
der Ausschüttungen je Jahr; Dividendenrendite: Brutto-Dividendenrendite auf Basis der letztgezahlten Jahresdividende; Das 52-Wochen-Hoch/Tief wird be- 02.01.2019 -0,16 -0,12 0,08 0,11 0,22 0,40 0,68 0,96 0,92 1,06 Barrensilber 1kg* 377,70 574,10 383,60 582,70
rechnet auf Basis von Tageshoch- und -tiefkursen bereinigt um Kapitalmaßnahmen; Börsenkapitalisierung: Berechnung ausschließlich mit der relevanten Gattung (x Streubesitzfaktor); KGV: Kurs/Gewinnverhältnis auf Euro 3 Mon. -0,3557 6 Mon. -0,3033 Platin Koala 650,30 959,23 648,79 953,67 3,375 KfW 11/21 18.1. 107,82 -0,4336
Basis der Ergebnisse je Aktie vor Goodwillabschreibung. Dividendenrendite und KGV berechnet von vwd auf Basis von Verlaufs- bzw. Schlusskursen am Börsenplatz Xetra bzw. Frankfurt. Dollar 3 Mon. 2,8076 6 Mon. 2,8756 *) In Jahren. Die in die Berechnung einbezogenen Papiere haben Restlaufzeiten von einem halben Jahr weniger bis 2,125 KfW 13/23 15.8. 110,33 -0,1084
Basiszins nach § 247 BGB (01.01.2019) –0,88 % zu sechs Monaten mehr als die angegebenen vollen Jahre. – Berechnung vom 31. Oktober 1995 an mit Stückzinsen. Stand 11.30 Uhr Quelle: Deutsche Bank, *Philoro Edelmetalle 1,25 KfW 16/36 4.7. 102,54 1,0897
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G Finanzen DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2 · S EITE 25

Finanzen Briefe an die Herausgeber

Dankbar für schreibende Charaktere
Zu „Ein eiserner Zeuge des 20. Jahrhun-
derts“ (F.A.Z. vom 12. Dezember): Die
F.A.Z. gedenkt gleich zwei in dieser Wo-
che verstorbenen Zeugen des 20. Jahr-
hunderts, nämlich des großen Journalis-
ten Johann Georg Reißmüller und des
„katholischen“ Philosophen Robert Spae-
mann.
Neben Büchern habe ich von Letzte-
rem auch gern Artikel und Leserbriefe in
der F.A.Z. gelesen. Der F.A.Z.-Autor Reiß-
müller hat wie kein anderer in den neunzi-
ger Jahren sachkundige Berichte mit ge-
schichtsträchtigem Hintergrundwissen
aus den Ländern Ost- und Südosteuropas
abgegeben. Informationen aus diesem
Raum waren und sind bei mir, dessen Vor-
fahren dort ungefähr 200 Jahre zu Hause
waren, von sehr großem Interesse. Ich bin
dankbar, dass es schreibende Charaktere
wie Reißmüller und Spaemann gab, ihr
Wissen und ihre klaren Haltungen haben
den Lesern sicherlich etwas Bleibendes
gegeben. Ich hoffe, ihre Texte mögen
auch noch in Gegenwart und Zukunft
nachwachsende Leser finden und geistig
bereichern.
HORST TSCHAUT, BERGFELDE

Muslime haben kein Interesse an einer Ökumene

Renditen zehnjähriger Zu dem Kommentar „Ein gutes Zeichen“ Dies würde nämlich bedeuten, dass sie –
3,5 Staatsanleihen
% von Daniel Deckers (F.A.Z. vom 28. De- am besten auf der Ebene von Körperschaf-
3,0 zember): Die Muslime im heutigen ten – das Gemeinsame und das Trennen-
Deutschland sollen sich selbständig und de ihres Glaubens beschrieben; verbind-
2,5 öffentlich zu ihren Konfessionen beken- lich nach innen und außen, sonst lohnte
nen (sic!): Das ist die Kurzform der Aufga- es sich nicht. Dadurch entstünden identifi-
2,0 Australien be, die Daniel Deckers in seinem Beitrag zierbare Konfessionen mit Verantwor-
Vereinigte Staaten aufzeigt. tung: Subjekte, wie Herr Deckers es
1,5
Deutschland Das wird nicht leicht sein. Erstens ist nennt. Und auch nicht liberale Glaubens-
1,0 es eine Kriegserklärung an die bekannten richtungen müssten dabei zu Wort kom-
Drahtzieher im Ausland. Zweitens ist der men, Farbe bekennen. Das mit der Finan-
0,5 geringe Organisationsgrad des Islams in zierung ließe sich regeln, wenn alles ande-
Deutschland auch für diese Aufgabe ein re stimmte.
0,0 Quelle: Bloomberg/Foto: dpa/F.A.Z.-Grafik Niebel
großes Hindernis; Organisation ist Wie gesagt: Die Muslime in Deutsch-
1.1.2018 2.1.2019 Containerterminal in Guangzhou
schließlich keine Religionspflicht! Die land haben kein Interesse an einer sol-
dritte Hürde ist die höchste: Die deut- chen Ökumene. Sonst hätten sie sie
schen Muslime der Gegenwart sehen kei- längst geschaffen. Höre ich da Wider-

Konjunktursorgen lassen Anleiherenditen fallen

nen Bedarf, ein eigenes Äquivalent zur spruch? Gerne! Bitte lauter!
christlichen Ökumene zu entwickeln. WALTER KÄRCHER, TUTZING

Die Rendite der zehnjährigen
Bundesanleihe stürzt auf
0,16 Prozent. In aller Welt
sind sichere Anlagen gefragt.
Nicht nur China macht Angst.
gb. FRANKFURT, 2. Januar. Das neue
Jahr beginnt mit steigenden Sorgen um
die Konjunktur an den Finanzmärkten.
Das veranlasste Anleger, als sicher gelten-
de Anleihen zu kaufen, deren Renditen
als Folge der höheren Preise sanken. Das
Phänomen war rund um den Globus zu
beobachten. In Deutschland fiel die Ren-
dite für zehnjährige Bundesanleihen mit
0,16 Prozent auf ihren niedrigsten Stand
seit April 2017. In Australien erreichte
die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen
mit 2,28 Prozent ihren niedrigsten Stand
seit November 2016. Und in den Vereinig-
ten Staaten fiel die Rendite zehnjähriger
Staatsanleihen auf 2,65 Prozent. Zuletzt
hatte sie im Januar 2018 so tief gelegen.
Auslöser der starken Nachfrage nach si-
cheren Anlagen waren am Mittwochvor-
mittag neue Wirtschaftsdaten aus China.
Dort ist ein Index, der die Stimmung un-
ter den Einkaufsmanagern in der Indus-
trie misst, erstmals seit zwei Jahren gefal-
len. Dies gilt als in Indiz für eine kommen-
de Verschlechterung der Lage der chinesi-
schen Industrie, die eine wichtige Rolle
für die Gesamtwirtschaft spielt. In einer
Zeit, in der sich das Wirtschaftswachstum
in Europa abschwächt und die meisten
Fachleute auch in den Vereinigten Staa-
ten geringere Raten des Wirtschafts-
wachstums bis hin zu einem Fall in die Re-
zession vorhersagen, wäre eine Konjunk-
turschwäche in China so ziemlich das
Letzte, was die Weltwirtschaft noch brau-
chen könnte.
Wenige Stunden später wurde für die
Stimmung in der spanischen Industrie ein
Index veröffentlicht, der für die kommen-
den Monate ein verlangsamtes Wachs-
nach seine Vermutung, dass die italieni-
sche Wirtschaft im dritten und im vierten
bracht. In Europa stellen sich Fragen aber
nicht nur mit Blick auf die Konjunktur in
Mahnung Frankreich
tum, wenn auch keine rückläufige Produk- Quartal des vergangenen Jahres ge- der Eurozone. Auch die Stimmungsindi- Zu dem Kommentar „Klotz am Bein“ von noch die Zeche für die Reichen bezahlen.
tion andeutet. Im Dezember 2018 wuchs schrumpft sein könnte. Wenn eine Volks- katoren für die Industrie in Schweden Andreas Ross (F.A.Z. vom 12. Dezem- Auch in Deutschland können die Parteien
die Industrieproduktion mit der langsams- wirtschaft zwei Quartale hintereinander und in Norwegen blieben in beiden Län- ber): Der französische Präsident Macron aus dieser Entwicklung in Frankreich viel
steht auf verlorenem Posten. Seine angeb- lernen, denn hier läuft der gesellschaftli-
ten Rate seit August 2016. Fachleute sind schrumpft, wenden Ökonomen den Be- dern unter den Erwartungen. Zwar befin-
sich in der Interpretation der Daten unsi- griff Rezession an. Und auch in Frank- den sich beide Länder weit von einer Re- lichen Reformen, die er mit vermeintlich che Konflikt ganz ähnlich ab. Hartz IV
cher. Einerseits ist die spanische Wirt- reich deuten Stimmungsindikatoren auf zession entfernt, aber zumindest könnte charmanten und staatsmännischen Ges- lässt grüßen, und die SPD als Verursacher-
schaft mehrere Jahre lang überdurch- eine enttäuschende Entwicklung der In- das Bruttoinlandsprodukt im vierten ten wie in einer Monarchie verkündet hat, partei sollte sich endlich erneuern und
schnittlich schnell gewachsen, so dass dustrie in den kommenden Monaten. Quartal des Vorjahres weniger stark ge- sind letztendlich nur darauf ausgerichtet, sich um die soziale Spaltung in unserer
eine Verlangsamung des Wirtschafts- „Neues Jahr, alte Sorgen“, hieß es in ei- wachsen sein als bisher erwartet. Auch in einer Klientel in der Gesellschaft das Ka- Gesellschaft kümmern. Hartz IV muss
wachstums eine Normalisierung andeu- nem Kommentar der Commerzbank. Nordeuropa sanken die Anleiherenditen pital zuzuschieben. Und das sind nicht die weg, sonst entlädt sich der politische
ten könnte. Aber es gibt auch Skeptiker, In der kommenden Woche werden Pla- zur Wochenmitte deutlich. Normalbürger; die kommen dabei, wie Sprengstoff genauso revolutionär auf der
die sich fragen, ob die spanische Wirt- zierungen neuer Staatsanleihen unter an- Das waren noch nicht alle schlechten schon bei Sarkozy und Hollande, zu kurz Straße wie in Frankreich.
schaft noch viel mehr Schwung verlieren derem aus Deutschland und Spanien zei- Botschaften, denn auch aus den Vereinig- und sollen mit ihrem geringen Lohn auch THOMAS HENSCHKE, BERLIN
könnte als bisher gedacht. gen, wie hoch die Bereitschaft des Mark- ten Staaten kamen Nachrichten, die im
Gleichzeitig wurden für die italieni- tes ist, neue Papiere zu sehr niedrigen Anleihehandel Anlass zum Nachdenken
sche Industrie weitaus schlechtere Daten
als für die spanische gemeldet. Das Analy-
Renditen zu zeichnen. Über Weihnach-
ten und Neujahr wurden wie üblich nur
gaben. Es handelt sich um einen Indika-
tor, den die Notenbank Federal Reserve
Erleichtert Perfekte Analyse
sehaus Oxford Economics bekräftigte da- wenige Neuemissionen an den Markt ge- stark beachtet, der aber ansonsten selte- Zu „Alte Dramen vor neu geweißten Wän- Zu „Die Republik ist er“ von Wolfang
ner Erwähnung findet. Und zwar geht es den“ von Simon Strauss (F.A.Z. vom 24. Matz (F.A.Z. vom 18. Dezember): Ihren
um das Verhältnis der vom Markt in 18 Dezember): Es ist immer wieder ein Ver- tollen Artikel in der F.A.Z. habe ich erst
Internationale Neuemissionen Monaten erwarteten Rendite dreimonati- gnügen, die Theaterbesprechungen von heute gelesen, und ich beglückwünsche
ger staatlicher Schwatzwechsel zur aktuel- Simon Strauss zu lesen. Er tut dies auf Sie zu dieser in meinen Augen perfekten
Betrag Zinsen Ausgabe- Mindest- eine so pointierte, klare, entlarvende und Analyse der Lage in Frankreich. Ihre zu-
Emittent ISIN-Nr. Währung Mio. (%) Fälligkeit kurs (%) Rating1 anlage in Tsd. len Rendite dreimonatiger Schatzwech-
sel. Wenn der Markt wirtschaftlich gute intelligente Weise, dass man meint, selbst treffenden Beurteilungen und Expertise
LfA Förderbank DE000LFA1487 Euro 401 1,250 10/25 99,9 Aaa/– 1 Zeiten erwartet, sollte die in der Zukunft bei der Vorstellung anwesend gewesen zu sollten Sie künftig durchaus auch in politi-
NordLB DE000NLB03R1 Euro 100 0,050 04/21 99,9 Baa2/– 0,5 erwartete Rendite höher sein als die aktu- sein, aber zugleich erleichtert ist, dass es schen Seiten von Zeitungen und Zeit-
Erste Group AT0000A255V8 Euro 50 0,950 12/27 100,0 –/– 1 elle. Doch erstmals seit dem Finanzkri- nicht der Fall war! schriften publizieren.
Erste Group AT0000A255W6 Euro 50 1,150 12/29 100,0 –/– 1 senjahr 2008 liegt die für die Zukunft er- ANUSCHKA ROSENTHAL, BONN PROFESSOR MEINHARD RUST, MÜNCHEN
HYPO OÖ AT0000A257D2 Euro 4 1,350 12/30 100,0 –/– 100 wartete Rendite – wenn auch nur leicht –
unter der aktuellen Rendite.
RLB OÖ AT0000A25JN6 Euro 100 1,000 07/25 100,0 –/– 1
Hypo Tirol AT0000A25HN0 Euro 3 0,610 01/27 100,0 Aa2/– 0,1
Darin drückt sich die Erwartung aus,
dass die Fed auf Sicht von 18 Monaten ih- Zur Bauhaus-Geschichte gehört die Kritik am Bauhaus
Attica Bank XS1918037794 Euro 100,2 6,410 12/28 100,0 –/– 100 ren kurzfristigen Leitzins zumindest Für den Artikel „Trittbrettbauherren bit- aus heftige Kritik am Bauhaus gab. Etwa
Deutsche nicht mehr erhöht und eventuell sogar ten zur Party“ (F.A.Z. vom 19. Dezember) die Bauhaus-Debatte 1951. Auch daran
DE000A2NB9P4 Euro 30 5,750 12/23 100,0 –/– 1
Lichtmiete einmal senkt. Ein plausibler Anlass für möchte ich Ihnen ausdrücklich danken. erinnern Sie.
MSME XS1891661255 Euro 17,7 3,150 12/21 100,0 –/– 1 eine solche Wende in der Zinspolitik Andreas Rossmann ist, soweit ich sehe, Erlauben Sie mir noch eine persönliche
Milione XS1922522021 Euro 300 2,470 12/26 – Baa3/– 100 könnte eine deutliche Verschlechterung bislang der Einzige, der zu dem Bauhaus- Anmerkung. Ich war damals, in den fünf-
Fantasia der Wirtschaftslage in den Vereinigten Hype öffentlich Stellung genommen hat. ziger Jahren, Student bei Karl Rössing in
XS1924249680 Dollar 200 15,000 12/21 – B3/– 200 Staaten sein. Die Ankündigung des Fed- Jahrzehntelang hieß in Essen die Rekla- dessen Klasse für Freie Grafik an der
Holdings
Vorsitzenden Jerome Powell, die Noten- me-Schablone „Folkwang“ und nun eben Stuttgarter Kunstakademie. Rössing war
Ringkjøbing LB DK0030433552 DKK 300 1,414 01/24 99,5 –/– 1
bank beabsichtige im kommenden Jahr „bauhaus im westen“. Vor Jahren entgeg- ja von 1927 bis 1931 Professor an der Folk-
Luzerner KB CH0389074755 Franken 10 6,200 01/21 – –/– 1 zwei weitere Leitzinserhöhungen, wird wangschule für Gestaltung in Essen. In
Julius Bär CH0453800036 AUD 44,22 1,740 02/19 100,0 –/– 100 nete mir der damalige Essener Kulturde-
von immer mehr Teilnehmern am Markt zernent, Dr. Wilhelm Godde, es sei eben dieser Zeit veröffentlichte er bei der Bü-
1) Bewertung der Bonität durch die Agenturen Moody’s (links) und Standard&Poor’s (rechts). Quelle: Bloomberg als wenig plausibel eingeschätzt. chergilde Gutenberg 100 Holzstiche unter
nützlich, den Folkwang-Mythos zu funk-
dem Titel „Mein Vorurteil gegen diese
tionalisieren.
Zeit“. 1974 wurden die Stiche als Buch

So kann jeder nebenbei investieren, ohne es zu merken

Bestimmte Apps sollen Anlegern helfen, auch mit kleinen Summen Geld anzulegen – aber lohnt sich das auch?
mann. FRANKFURT, 2. Januar. In vie-
len Supermärkten in Deutschland ist es
möglich, den Einkaufsbetrag auf den
nächsten runden Cent-Betrag aufzurun-
den. Der Gedanke ist simpel und hilft da-
bei auch noch: Ohne es wirklich zu mer-
ken und aktiv werden zu müssen, wird
ein kleiner Betrag für einen guten Zweck
gespendet.
Das haben sich auch einige Fintechs
zum Motto gemacht. Es geht dabei aber
nicht um einen karitativen Zweck, son-
dern um die eigene Geldanlage. Das im
Jahr 2012 gegründete amerikanische Fin-
tech Acorns beispielsweise bietet seinen
Nutzern über die gleichnamige App an,
ihre Smartphones bei Einkäufen mit der
Kreditkarte zu verbinden. Kauft der Nut-
zer einen Kaffee, der 2,70 Dollar kostet,
wird der Betrag auf 3 Dollar aufgerundet.
Der Differenzbetrag von 30 Cent kommt
dann in das digitale Sparschwein von
Acorns. Sobald 5 Dollar zusammenge-
kommen sind, wird das Geld dann über
ein dort vorhandenes Depot auf dem Ka-
pitalmarkt angelegt.
Auch die Nutzer der App von Stash kön-
nen, ähnlich wie bei Acorns, schon ab ei-
nem kleinen Betrag von 5 Dollar ihr Geld
am Kapitalmarkt anlegen. Nach einer kur-
zen Abfrage der Lebensumstände, sowie
dem Gehalt, werden die Nutzer danach
befragt, welches Risikoprofil sie besitzen.
Anschließend werden ihnen bestimmte
Anlage-Formen vorgeschlagen.
Die Nutzer von Acorns und Stash zah-
len für die App einen Betrag von 1 Dollar
im Monat, solange das monatliche Anla-
gevolumen nicht höher als 5000 Dollar
ist. Der Nachteil von Mikro-Investing-
Apps wie Acorns oder Stash ist jedoch,
dass obwohl die monatliche Gebühr von
1 Dollar auf den ersten Blick gering
wirkt, sie im Verhältnis zum Ersparten
hoch ist. Wer zum Beispiel monatlich auch angelegt werden können. Stattdes-
rund 10 Euro über das Aufrunden ange- sen bieten Banken wie die Comdirect das
spart hätte, müsste immerhin noch stolze Wechselgeldsparen an, welches nach
10 Prozent an Gebühren zahlen. Je selte- dem gleichen Prinzip abläuft. Bei Einkäu-
ner die Nutzer von Acorns also einkaufen fen mit der Kreditkarte wird der Betrag
gehen, desto höher wird der relative An- auf den nächsten vollen Euro aufgerun-
teil der monatlichen Gebühren. Auch die det; die Differenz kommt dann aber auf
Nutzer von Stash können zwar schon ei- das Tagesgeld-Konto und wird nicht ange-
nen Betrag von 5 Dollar anlegen, müss- legt. Dass Anleger dort aber in dem
ten aber mit einer Gebühr in Höhe von 1 schon seit Jahren anhaltenden Niedrig-
Dollar sogar 20 Prozent des Anlagebe- zinsumfeld kaum eine Rendite erwirt-
trags zahlen. schaften können, konterkariert den ei-
Wer in Deutschland nach ähnlichen
Anwendungen wie Acorns oder Stash
gentlich positiven Effekt des unbemerk-
ten Sparens.
sucht, der wird enttäuscht. Hierzulande Zwar lässt sich mit solchen niedrigen
gibt es noch keine vergleichbare App, in Summen kaum ein Vermögen erwirtschaf-
dem solch kleine Wechselgeldbeträge ten. Es hilft aber vor allem jungen Men-
schen, sich zunächst einmal mit der Vermö-
gensbildung auseinanderzusetzen, welche
über das klassische Sparen hinausgeht.
Auch kleine Beträge können an-
gelegt werden.
Foto Dieter Rüchel
Eine kleine Hochrechnung zeigt au-
ßerdem, dass es sich durchaus lohnen
kann, auch kleinere Beträge anzulegen.
Laut einer Studie des Marktforschungs-
unternehmens Nielsen gingen die Deut-
schen allein im Jahr 2018 alle zwei Tage
einkaufen, um alltägliche Dinge wie
Brot oder Zahnpasta einzukaufen – ins-
gesamt also gut 209 Mal im Jahr. Würde
man jeden Einkaufsbetrag auf den
nächsten Euro aufrunden und ginge von
gut 50 Cent pro Einkauf aus, hätte man
in einem Jahr 104,50 Euro quasi unbe-
merkt zur Seite gelegt. Das wären knapp
9 Euro im Monat. Geht man davon aus,
dass man einen Euro an Gebühren zah-
len müsste, wären das also 8 Euro. Wür-
de man also über 40 Jahre fast unwis-
sentlich 8 Euro im Monat anlegen und
mit einer durchschnittlichen jährlichen
Rendite von 8,8 Prozent rechnen, wel-
che das Deutsche Aktieninstitut für eine
monatliche Geldanlage in den deut-
schen Aktienindex Dax für die vergange-
nen 40 Jahre berechnet hat, hätte man
inklusive Zinseszins am Ende rund
32 210 Euro erwirtschaftet, davon 3840
Euro durch die monatlichen Einzahlun-
gen und stolze 28 370 Euro durch die
Verzinsung.
Solche Apps richten sich damit an An-
leger, die sonst gar nichts investieren
würden. Wer den etwas höheren Auf-
wand nicht schreckt, der sollte sich lie-
ber einen monatlichen Sparplan einrich-
ten, da die einschlägigen Apps relativ
hohe Gebühren haben. Solche Sparplä-
ne gibt es immerhin auch schon ab Beträ-
gen von 25 Euro im Monat. Wer dann
keine Gebühr für sein Depot zahlt, der
ist mit einer Ordergebühr von 1,5 Pro-
zent immer noch günstiger dran, als mit
einer Gebühr von 10 oder gar 20 Prozent
auf die Anlagesumme.
Dabei gab es einmal in NRW den
„Westdeutschen Impuls“: Ausstellungen
in Essen, Hagen, Köln, Wuppertal, Kre-
feld und sehr gute und informierende Do-
kumentationen (mit Grußwort vom Mi-
nisterpräsidenten Rau), so auch zu der
Ausstellung „Die Deutsche Werkbund-
Ausstellung Cöln 1914“, die die eigen-
ständigen Kulturleistungen im Westen
aufzeigten. Schon ein Blick darauf hätte
die Bauhausanbiederungen als falsch er-
wiesen. Darauf haben Sie ja deutlich hin-
gewiesen. Aber „100 Jahre Bauhaus“
wird uns sicher noch manchen Fake be-
scheren. Zur Folkwang/Bauhaus-Ge-
schichte gehört eben auch, dass es durch-
Dem freien Erfindergeist Raum geben
Zu dem Artikel „20 km/h“ von Boris
Schmidt (F.A.Z. vom 11. Dezember): Bo-
ris Schmidt hat offenbar eine persönliche
Abneigung gegen die e-motorisierten
Kleinstroller, die sich – wie ich finde – völ-
lig zu Recht wachsender Beliebtheit er-
freuen und demnächst endlich eine euro-
päische Betriebszulassung erhalten sol-
len, nachdem die Bürokratie diese techni-
sche Entwicklung seit Jahren entweder
verschlafen oder schlicht negiert hat.
Gerade im Bereich Elektromobilität ist
es wichtig, dem freien Erfindergeist
Raum zu geben und das Erfolgsurteil der
Marktakzeptanz und nicht der Bürokratie
zu überlassen, die lediglich Rahmenbedin-
gungen zügig setzen sollte. Diese E-Rol-
ler haben vor allem den Vorteil, hervorra-
gend kombinierbar mit dem ÖPNV zu
sein. Schnell zusammengeklappt, bringt
man sie platzsparend und ohne Belästi-
gung anderer Fahrgäste anders als durch
sperrige Fahrräder in Bus und Bahn unter
dem Sitz unter. Damit ist es ein ideales Er-
gänzungsfahrzeug für Pendler, das die
Entfernungen zur Abfahrtshaltestelle
und von der Ankunftshaltestelle bis zum
eigentlichen Ziel bequem verkürzt. Wie
bei allen anderen Verkehrsmitteln kommt
mit einem Nachwort von Manès Sperber
wieder aufgelegt. Darin finden sich Blät-
ter wie „Raffael und die Bauhausjünger“
und „junger Ästhet“, die Rössings kriti-
sche Haltung zum damaligen Bauhaus-
kult ausweisen. Rössing hat 1931 bereits
die Folkwangschule wieder verlassen, aus
Gründen, die ich nur vermuten kann.
Was ich damit nur sagen will: Es tut
not, genauer auf die Geschichte zu bli-
cken und darauf zu achten, was ge-
schieht, wenn einzelne Momente, und sei-
en sie noch so spektakulär, ideologisch
überhöht und kommerziell vermarktet
werden.
PROFESSOR EM. HERMANN STURM, ESSEN
es darauf an, sich damit gegenüber ande-
ren Verkehrsteilnehmern rücksichtsvoll
zu verhalten. Wenn das mit E-Bikes auf
Fahrradwegen, in dafür freigegebenen
Fußgängerzonen oder Gegenrichtung ei-
ner Einbahnstraße gelingt, warum dann
nicht mit den viel kleineren und wendige-
ren E-Rollern? Gerade die sonst so wirt-
schaftsliberale F.A.Z. sollte keiner ver-
kehrstechnischen Planwirtschaft das
Wort reden.
ANDREAS WERITZ-SCHAEFER, BAD HOMBURG
Keine Wohltat
Zu „Die Wohltaten für Therapeuten werden
teurer“ (F.A.Z. vom 22. Dezember): Die
Wortwahl „Wohltaten“ spiegelt genau den
Stellenwert wider, den unsere Arbeit als Lo-
gopäden in unserer Gesellschaft leider
noch zugemessen wird. Warum sprechen
Sie nicht von angemessener Bezahlung
oder Lohnerhöhung, wie es in vielen ande-
ren Branchen der Fall ist? Dass viele von
uns im Stillen und ohne Lobby einen wichti-
gen Teil zur Gesundheitsversorgung leisten
und im Alter von Altersarmut betroffen
sein werden, ist anscheinend niemandem
bekannt oder stößt auf kein Interesse.
JASMINKA LESAR, FRANKFURT
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Sar Sust Prop-EuCi €* 1182 / 1182 4,35 Rentenstrategie MM €* 48,73 / 46,86 0,21 Greiff Syst All I €* 97,54 / 97,54 –1,85 UniKonzept:Po.netA €* 42,45 / 42,45 0,17
Wirtsch.-reg SüdDE €* 11,53 / 10,98 1,01 Deka-Inst Zielk CF €* 997,25 / 994,76 –0,04 spec. situations €* 81,34 / 77,47 –1,62 Legg Mason Dublin Funds Greiff Syst All R €* 100,39 / 97,47 –1,89 UniMarktf. A €* 41,92 / 40,31 –7,07
Deka-Inst Zielk TF €* 994,66 / 994,66 –0,04 Tiberius FlxBdOP I €* 118,51 / 115,06 –2,42 Guliver Demo. In.R €* 97,36 / 92,72 –7,32 UniMarktf. -net- A €* 40,71 / 40,71 –7,09
DekaLux-BioTech CF €* 369,37 / 356,02 –10,52 Legg Mason Global Funds Plc
Tiberius FlxBdOP R €* 104,70 / 101,65 –2,58 Guliver Demo.In.I €* 89,34 / 89,34
BW Gl Def. HY S(AH) €* / 91,63 –1,79 UniOpti4 €* 98,19 / 98,19 –0,16
Commerz Real DekaLux-BioTech TF €* 331,50 / 331,50 –10,58 FP Aktien Global A €* 93,73 / 89,27 –8,74 US Opportunities OP $* 186,26 / 177,39 –7,86 IIV Mikrofinanz AI €* 100,71 / 97,78 0,20
DekaLux-Bond EUR €* 69,32 / 67,30 0,24 BW Gl Dyn.US Eq. A $* / 116,10 –11,02 UniOptima €* 735,29 / 728,01 –0,29
hausInvest € 43,94 / 41,85 0,31 FP EuroAkt.Staufer €* 84,69 / 80,66 –5,72 IIV Mikrofinanz I €* 978,23 / 968,54 0,27
DekaLux-Deut.TF €* 105,06 / 105,06 –8,67 BW Gl Fi In Prt €* / 139,52 1,06 UniOptimus-net- €* 689,38 / 689,38 –0,22
FP Europa Akt.ULM €* 75,96 / 72,34 –6,19 IIV Mikrofinanz R €* 100,87 / 97,93 0,20
DekaLux-Europa TF €* 51,94 / 51,94 –7,98 BW GlCredOp A €* / 101,09 –0,61 UniProAnl.2020/II €* 113,70 / 113,70 –0,60
FP Wealth B €* 70,38 / 68,33 –1,23 Innovation I €* 44,90 / 44,90
DekaLux-Geldm:USD $* 96,36 / 96,36 0,15 BW GlFixIn AbRe Ah €* / 96,30 0,68 Asset Selection Fd € 16,83 / 16,03 1,96
www.allianzglobalinvestors.de L&P Val EM SmCap I €* 48,51 / 48,51 UniProfiAn 2023 €* / 114,41 0,17
DekaLux-Japan CF €* 647,22 / 614,88 –7,04 BW GlSovCred A $* / 96,89 1,60 SEB Conc. Biotech. €* 88,81 / 87,93 –12,48
Adifonds A € 108,24 / 103,09 –7,08 CB Gl Eq Inc At $* / 91,90 –8,13 L&P Val EM SmCap R €* 49,96 / 48,50 UniProfiAnl. 2021 €* 113,81 / 113,81 –0,26
Aktien Europa A € 79,66 / 75,87 –6,51 DekaLuxT-Akt Asien €* 658,05 / 625,17 –3,40 SEB deLuxe MA Bal. €* 68,26 / 65,01 –1,33
CB Gl Eq Inc At $ * / 94,48 –6,95 Landert Active Eq €* 49,60 / 49,60 –7,11 UniProfiAnl. 2025 €* 120,43 / 120,43 0,25
Concentra A € 102,18 / 97,31 –7,50 DekaLuxT-EmMkts €* 125,58 / 119,30 –3,36 SEB deLuxe MA Def. €* 55,70 / 53,05 –0,17
CB Growth Fd At $* / 122,44 –9,29 Landert Bond Opp €* 49,02 / 49,02 –0,36 UniProfiAnl.2019II €* 109,43 / 109,43 –0,35
Europazins A € 55,62 / 54,00 2,22 DekaLux-USA AV €* 105,41 / 105,41 –7,81 SEB EastEur SM Cap €* 3,98 / 3,90 –5,88
Telefon +49 89 287238-0 CB TacDivInc At $* / 103,20 –6,64 Lazard Global Corp €* 95,32 / 95,32 0,22 UniProfiAnl.2023II €* 117,35 / 117,35 –0,25
Flexi Rentenf. A € 90,95 / 87,87 –1,23 DekaLux-USA TF €* 104,78 / 104,78 –7,87 SEB EastEur.exRuss € 3,34 / 3,27 –1,15
Precious Metal $* 80,09 / 80,09 0,56 www.hellerich.de, info@hellerich.de CB US Ag Gr At $* / 173,26 –12,49 Lupus alpha R I €* 112,03 / 107,72 –2,30 UniProfiAnlage2019 €* / 106,38 0,47
Deka-MF EM Corp I €* 94,83 / 93,43 0,84 SEB Euro.Eq.Sm.Cap €* 263,92 / 261,30 –5,52
Fondak A € 157,86 / 150,34 –7,55 Global-Flexibel A € 711,08 / 677,22 –3,90 CB US Appr At $* / 189,82 –8,70 Lupus alpha R R €* 54,41 / 52,32 –2,35
Deka-MF Gl Crp HY I €* 93,80 / 92,41 –1,33 SEB Gl.Chance/Risk € 1,36 / 1,34 –8,82 UniProfiAnlage2020 €* 104,83 / 104,83 –0,33
Global Eq.Divid A € 103,79 / 98,85 –6,98 www.flossbachvonstorch.de Sachwertaktien A €* 189,09 / 180,09 –5,20 CB US Eq Sust.L A(A) $* / 129,55 –8,78 Mone. Glob CorpP I €* 97,08 / 97,08 0,44
Deka-MF Gl Crp I €* 94,44 / 93,04 0,15 SEB Green Bond D €* 53,37 / 52,58 0,14 UniProfiAnlage2024 €* 114,05 / 114,05 –0,01
Industria A € 94,03 / 89,55 –7,47 DAVIS FUNDS SICAV Tel. +49 221 33 88 290 CB US LCapGr At $* / 244,29 –8,72 Monega BestInvEURA €* 49,90 / 47,52 –1,35
Deka-MF Gl Gov Bd I €* 98,91 / 97,45 0,60 SEB Sust. Nordic €* 11,43 / 11,20 –6,39 UniProfiAnlage2027 €* 121,33 / 121,33 0,15
Interglobal A € 290,35 / 276,52 –8,13 Global A $* 33,44 / 31,52 –9,29 Bond Opport R € 125,21 / 121,56 –0,41 CB Value At $* / 96,06 –10,15 Monega Chance €* 35,68 / 34,14 –2,18 SEB Sust.Fd Gl.C €* 50,81 / 48,62 –8,09
Deka-Mul Asset Ert €* 98,53 / 97,55 –0,41
Kapital Plus A € 61,64 / 59,84 –2,08 Value Fund A $* 48,20 / 45,43 –10,07 Deka-Mult. St. PB €* 96,70 / 93,88 –1,09 Curr Diversif Bd R € 99,02 / 96,14 –0,95 hwb-fonds.com ETPerm Alt Inc Str A €* 95,47 / 95,47 –1,11 Monega Dän.Co.Bds €* 102,51 / 102,51 0,17 SEB Sust.HighYield €* 33,84 / 33,51 –1,58
UniProInv:Struktur €* 94,74 / 91,98 –2,48
Mobil-Fonds A € 50,45 / 49,46 0,35 Der erste Schritt R € 105,51 / 104,47 –1,01 Telefon: +49 651 1704 301 LM BW GlIncOpt A € €* / 95,97 0,32 Monega Dän.Co.BdsI €* 102,05 / 102,05 0,31 SEB TrdSys®Rent.I €* 55,05 / 54,78 1,32 UniProt.Europa II €* / 106,39 –0,53
Deka-NachhAkt CF €* 154,19 / 148,62 –8,73
Nebw. Deutschl.A € 272,60 / 259,62 –7,17 Dividend R EUR € 134,38 / 127,98 –7,55 HWB Alex.Str.Ptf R €* 62,11 / 59,15 –5,88 LM RARE EM Infr X€ €* / 84,76 1,13 Monega Dän.Co.BdsR €* 51,81 / 51,04 0,16 SEB TrdSys®Rent.II €* 56,71 / 54,79 1,32 UniRak Em. Mkts €* 160,22 / 154,06 –0,93
Deka-NachhBal CF €* 109,53 / 106,34 –3,07
Rentenfonds A € 86,06 / 83,96 0,72 Deka-NachhRent CF €* 126,63 / 123,54 –0,27 Fundament RT € / 148,15 –6,52 HWB Alex.Str.Ptf V €* 62,13 / 59,17 –5,86 LM WA EM LCDpt AU$$* / 91,43 1,10 Monega Ertrag €* 57,90 / 55,94 0,50 SEBdeLuxe MA Def+ €* 61,51 / 58,58 –0,40 UniRak Nachh.A net €* 68,62 / 68,62 –3,96
Rohstofffonds A € 59,00 / 56,19 0,62 Deka-PB Werterh.2y €* 115,89 / 113,06 –0,19 Global Conv Bond R € 140,95 / 134,24 –2,34 HWB DfdsV.V.Vici R €* 45,76 / 44,43 –5,25 LM WA Gl HY A Euro €* / 96,07 –2,49 Monega Euro-Bond €* 52,96 / 51,42 1,00
UniRak NachhaltigA €* 72,16 / 70,06 –3,93
Strategief.Stab.A2 € 54,11 / 52,53 –0,70 Deka-Rent 3-7 CF A €* 1565 / 1520 0,24 Global Quality R € 181,27 / 172,64 –6,57 HWB DfdsV.V.Vici V €* 45,76 / 44,43 –5,25 LM WAGlTRInGrBdA€h€* / 93,89 0,70 Monega Euroland €* 37,61 / 36,34 –4,67
Monega FairInv.Akt €* 47,99 / 45,70 –4,33 UniRak Nor -net- A €* 48,16 / 48,16 –5,60
Thesaurus AT € 832,38 / 792,74 –7,30 Deka-Rent 3-7 CF B €* 62,99 / 61,16 0,23 MuAsset-Balanced R € 150,68 / 143,50 –3,28 HWB Europe Pf. €* 3,80 / 3,62 –5,45 MC As L-T Unc M€da € / 14,70 –1,65
Verm. Deutschl. A € 160,07 / 152,45 –7,11 MuAsset-DefensiveR € 128,95 / 125,19 –2,22 HWB Glb.Conv.Plus €* 85,28 / 82,80 –2,77 MC Eur.Abs.a A (PF) € / 100,39 –1,32 Monega Germany €* 67,90 / 65,60 –5,57 UniRak Nordamera A €* 48,43 / 47,02 –5,58
Deka-RentEu1-3CF A €* 1103 / 1076 –0,03
Wachstum Eurol A € 103,35 / 98,43 –7,35 MuAsset-Growth R € 163,87 / 156,07 –4,69 HWB Inter.Pf. €* 3,76 / 3,58 –5,25 MC Great Chin A€da € / 7,59 –4,05 Monega Glob Bond I €* 100,15 / 100,15 0,79 UniRenta Corp A €* 88,55 / 85,97 0,61
www.deka.de I Tel. 069 / 7147-652 Deka-USA Akti. S I €* 145,83 / 142,27 –9,95
Wachstum Europa A € 105,43 / 100,41 –8,25 Deka-USA Akti.S AV €* 105,06 / 105,06 –9,99 Multiple Opp II R € 131,95 / 125,67 –4,53 HWB Pf. Plus CHF F* 52,69 / 50,18 –4,79 MC J.Abs.a A (PF) € / 106,09 –2,82 Monega Glob Bond R €* 50,35 / 48,65 0,75 UniRes: Euro Corp. €* 41,00 / 41,00 –0,87
Aktfds RheinEdit I € 92,38 / 90,13 –6,51 Monega Glob CorP R €* 48,90 / 47,25 0,42
Deka-USA Akti.S CF €* 147,25 / 141,93 –10,00 Multiple Opp R € 238,76 / 227,39 –4,67 HWB Pf. Plus R €* 72,48 / 69,03 –4,69 QS Em Mk Eq At €* / 100,88 –3,49 UniReserve: Euro A €* 497,53 / 497,53 –0,26
Aktfds RheinEdit oA € 37,24 / 37,24 –6,40 Monega Innovation €* 56,95 / 55,02 –8,64
Disc.Strategie 5y €* 99,04 / 95,46 –6,00 HWB Pf. Plus V €* 72,46 / 69,01 –4,67 QS MV EuEq GIF At €* / 161,16 –5,73 UniReserve: USD $* 1015 / 1015 0,00
Aktfds RheinEdit P € 46,16 / 43,85 –6,53 www.starcapital.de I 0800 - 6941900
Allianz Global Investors GmbH GlbOpportPlus CF A €* 53,63 / 51,69 –3,72 HWB RentenPf.+ R €* 45,62 / 44,29 –2,69 QS MV GlEq GIF At $* / 159,00 –4,72 Monega Mu Konzept €* 47,11 / 46,19 –0,37
UniSec. Bas. Ind. €* 99,43 / 95,61 –8,19
Luxembourg Branch AriDeka AV € 97,77 / 97,77 –7,06 SC Allocator € 138,80 / 134,76 –4,61
GlConvAfrica CF €* 105,02 / 101,22 –3,48 Fonds Direkt Sicav HWB RentenPf.+ V €* 45,63 / 44,30 –2,69 QSInvMA EUBl Aa(A) €* / 100,06 –2,58 Monega Rohstoffe €* 37,90 / 36,44 –5,13
AriDeka CF € 61,46 / 58,39 –7,04 SC Argos € 140,21 / 136,13 0,40 UniSec. BioPha. €* 110,32 / 106,08 –6,29
Best Sty Eur Eq AT € 123,03 / 117,17 –6,18 GlConvAfrica TF €* 99,50 / 99,50 –3,53 Skyline Dynamik € 147,63 / 147,63 –7,53 HWB Vict.Str.Pf. R €* 997,65 / 950,14 –4,80 QSInvMA EuConAa(A) €* / 99,84 –1,39 OptiAnlage Ausg. T €* 54,36 / 53,29 –1,30
ARIDEKA TF € 153,92 / 153,92 –7,10 SC Huber-Strategy1 € 143,53 / 139,35 –6,10 UniSec. High Tech. €* 89,29 / 85,86 –7,09
Best Sty US Eq AT € 189,85 / 180,81 –7,90 GlobalOpp Pl PB(A) €* 53,78 / 52,47 –3,68 HWB Vict.Str.Pf. V €* 998,07 / 950,54 –4,80 QSInvMA EUPrfAa(A) €* / 100,04 –3,62 PRIV ETF-DAk gl(I) €* 95,88 / 95,88 –0,24
BasisStrat Aktien € 114,53 / 110,39 –8,87 SC Priamos € 170,26 / 162,15 –2,49 UniSec.Klimawandel €* 34,57 / 33,24 –0,39
Dyn Mu Ass Str15 A € 104,87 / 101,82 –1,26 GlobalResources CF €* 69,44 / 66,93 –4,74 QSMV APexJ EqGIFAt €* / 121,01 –3,43 Privacon ETF Akt I €* 103,01 / 103,01 –3,37
BasisStrat Flex CF € 102,52 / 98,81 –3,43 SC Starpoint A-EUR € 200,24 / 190,70 –7,67
Dyn Mu Ass Str50 A € 122,20 / 117,50 –4,85 GlobalResources TF €* 65,57 / 65,57 –4,79 RARE Infr Val A€A €* / 9,89 –5,47 Privacon ETF Akt I €* 86,12 / 86,12 –7,29 UniStruktur €* 96,63 / 93,82 –2,41
BasisStrat Re.TF A €* 95,26 / 95,26 –0,64 SC Winbonds plus A € 164,67 / 159,87 –1,39
Dyn Mu Ass Str75 I € 1216 / 1216 –6,41 BerolinaRent Deka € 39,14 / 37,77 –0,94 Wandelanleihen CF €* 70,77 / 68,71 –3,52 IFM Independent Fund Management AG Roy.USSCapOp At $* / 151,42 –14,80 Salomon Strategy €* 45,59 / 45,59 –3,56 UniVa. Europa A €* 47,09 / 45,28 –5,79
Enh ShTerm Euro AT € 107,78 / 107,78 –0,06 Wandelanleihen TF €* 65,43 / 65,43 –3,55 ACATIS FV Akt.Gl. €* 208,34 / 198,42 –5,26 Royce US SmCo At $* / 145,73 –11,10 Sentiment Ab.R.(I) €* 97,78 / 97,78 –1,81 UniVa. Global A €* 94,06 / 90,44 –6,94
BR Aktien 100 € 70,01 / 67,64 –7,91
Euro Bond A € 11,72 / 11,38 0,41 BR Aktien 20 € 63,31 / 61,17 –1,05 WA Asian Op At €* / 199,17 1,56 Sentiment Ab.R.(R) €* 49,22 / 48,02 –1,85
UBS Funds Services Lux S.A. UniVa.Euro.-net-A €* 45,69 / 45,69 –5,82
Europe SmCap Eq A € 180,64 / 172,04 –7,78 BR Aktien 35 € 65,74 / 63,52 –1,98 WA ECore+Bd Aa(D) €* / 104,15 1,03 Short Tra.SGB A €* 46,90 / 46,44 –0,09
INKA Intern. Kapitalanlagegesellschaft Short Tra.SGB Tnet €* 49,87 / 49,87 –0,10 UBS (L) EM Eq P AA $* 104,62 / 104,62 –1,90 UniVa.Glb-net-A €* 89,79 / 89,79 –6,97
European Eq Div AT € 267,38 / 254,65 –3,95 BR Aktien 55 € 69,37 / 67,02 –3,52 Deka Immobilien Investment www.franklintempleton.de I info@franklin-
WA Em Mk TRB At H €* / 125,93 0,65
UBS (L) EM Eq P XA $* 109,30 / 109,30 –1,85
Aktien Welt €* 41,20 / 39,24 –5,46 WA EmMkt CorpBd At $* / 101,45 1,33 Sparda M.nh.Verm. €* 49,26 / 48,53 –0,53 UniVorsorge 1 ASP €* 48,85 / 47,43 –0,08
Fl Rate NoPl-VZi A € 97,53 / 97,53 –0,08 BR Aktien 75 € 73,23 / 70,75 –5,27 Deka Immob Europa € 49,21 / 46,75 0,41 templeton.de I Tel. 0800 / 073 80 02 UBS (L) GCB AD T2 €* 142,64 / 142,64 –3,93
Glb Agricult Tr. A € 138,95 / 132,33 –10,94 Deka Immob Global € 57,89 / 55,00 0,44 Antecedo Ind.Inv.A €* 55,72 / 55,72 2,17 WA Eur HY A a(D) €* / 97,56 –1,02 Sparda OptiAnAusEA €* 49,67 / 48,70 –1,30 UniVorsorge 1 AZP €* 48,78 / 47,36 –0,08
BR Aktien 85 € 70,09 / 67,72 –5,92 FRK Gl.Fd.Stra.A d €* 10,54 / 9,99 –6,65
Glb Mu-Ass Cre-AH2 € 96,61 / 93,80 –0,47 BW Zielfonds 2020 € 37,61 / 36,87 –0,75 Deka-Immob Nordam. $ 55,02 / 53,03 0,11 DuoPlus €* 61,24 / 58,32 –1,13 WA Gl Credit At(H) €* / 115,46 0,57 Sparda-MünchenVerm €* 50,65 / 49,90 –0,60 UniVorsorge 2 ASP €* 48,55 / 47,14 –0,04
FRK India Fd. A d €* 58,72 / 55,64 2,03 StaudFonds €* 106,56 / 101,49 1,04
Glb SmCap Eq AT $ 11,76 / 11,20 –10,04 BW Zielfonds 2025 € 41,20 / 40,39 –2,71 DuoPlus V €* 88,91 / 88,91 –1,05 WA Gl M St Aa(M) H €* / 82,88 0,19 UniVorsorge 2 AZP €* 48,73 / 47,31 –0,04
FRK Mut.Europ. A a €* 19,20 / 18,19 –6,89 Top Dividend €* 49,41 / 47,06 –3,73
Income & Gro A USD $* 10,09 / 9,70 –4,72 BW Zielfonds 2030 € 43,48 / 42,63 –6,33 HiYld Spez INKA €* 10034 / 9556 –1,91 WA GlCore+Bd Aa(A) $* / 97,91 1,62 UniVorsorge 3 ASP €* 51,11 / 49,62 0,10
TEM East.EuropeA a €* 21,15 / 20,04 –3,84 Top Dividend T €* 55,62 / 52,97
Income Gr A-H2-EUR €* 104,53 / 100,51 –5,02 CorpBnd GlobHdgEUR € 98,09 / 95,23 0,34 Deka-Vermögensmanagement GmbH INKA Tertius €* 1460 / 1364 –8,30 WA Inf.M. Aa(A) $* / 120,27 0,80 UniVorsorge 3 AZP €* 52,32 / 50,80 0,10
TEM Em.Mkts Bd A d €* 6,52 / 6,32 1,77 TOP TREND OP A €* / 50,34 –3,20
DeepDiscount 2y € 128,21 / 126,94 –2,21 Deka-BasAnl Def € 97,32 / 97,32 –0,07 StSk. Dü. Abs. Ret. €* 118,58 / 112,93 –0,34 WA Macro OpBd Aa €* / 97,68 2,92
TEM Front.Mkts.A a $* 17,75 / 16,82 –2,46 UniVorsorge 4 ASP €* 55,77 / 54,15 0,35
Deka-Co.Bd.NFin. CF € 125,46 / 121,81 0,10 Deka-BasisAn D A30 € 102,00 / 100,00 WA Multi-Asset Cr. A €* / 97,29 –0,52 TOP TREND OP T €* / 50,80 –3,30
TEM Gl.Bd. A d €* 15,95 / 15,47 –0,90 WA ShD BChip At H €* / 96,03 0,23 Tresono – Aktien E €* 1285 / 1235 –3,74 UniVorsorge 4 AZP €* 58,30 / 56,60 0,35
Allianz Global Investors Ireland Ltd. Deka-Co.Bd.NFin. S € 126,08 / 122,41 0,14 Deka-BasisAn D A50 € 103,00 / 100,00 TEM Gl.Tot.Ret AYd €* 8,54 / 8,28 –0,24
Deka-DDiscount2y III € 133,58 / 132,26 –2,14 Deka-BasisAn D A70 € 104,00 / 100,00 International Fund Management S.A. Lux. WA ShD HI BF AtH €* / 128,98 –2,39 Tresono – Rent Int €* 888,12 / 853,96 –1,58 www.union-investment.de UniVorsorge 5 ASP €* 63,20 / 61,36 0,97
Emerging Mrkt Bd A € 49,79 / 48,34 2,12 TEM Gr.(Eur) Aa €* 16,36 / 15,50 –9,97
Deka-Deut.Bal. CF € 108,86 / 105,69 0,10 Deka-BasisAnl A100 € 157,09 / 149,61 –9,11 1822 Str.Cha.Pl. €* 101,60 / 97,69 –7,25 WA US Adj Rate At $* / 98,97 0,03 VM Sterntaler €* 147,13 / 141,47 –2,97 Tel. 069 589 98-6060 UniVorsorge 5 AZP €* 69,24 / 67,22 0,98
TEM Gr.(Eur) Ad €* 16,45 / 15,59 –9,91 WA US Cor+Bd At $* / 146,92 2,05 VM Sterntaler II €* 115,22 / 110,79 –2,73 Das Ertragsausgleichsverfahren im Sinne des §9
Deka-Deut.Bal. TF € 104,96 / 104,96 0,08 Deka-BasisAnl A20 € 103,90 / 101,86 –0,99 1822 Str.Chance €* 72,63 / 70,17 –6,07 UniVorsorge 6 ASP €* 66,50 / 64,56 1,80
Alte Leipziger Trust Deka-Dividen.Rh.Ed € 90,12 / 86,86 –5,90 Deka-BasisAnl A40 € 108,96 / 105,79 –1,23 1822 Str.Ert.Pl. €* 47,50 / 46,34 –0,52 WA US CorBd At $* / 130,89 1,43 VM SterntalerEurol €* 113,93 / 109,55 –4,55 Satz 2 InvStG wird angewendet. UniVorsorge 6 AZP €* 76,13 / 73,91 1,80
€uro Short Term € 43,73 / 43,30 0,00 Deka-Dtschl Akt Str € 92,59 / 88,18 –7,00 Deka-BasisAnl A60 € 116,89 / 112,39 –2,90 1822 Str.Wachstum €* 52,92 / 51,38 –1,36 WA US HY Aa(D) $* / 72,51 –3,38 WahreWerteFonds I €* 93,45 / 93,45 –2,59 BBank Renta S 2021 €* 43,65 / 42,57 0,21 UniVorsorge 7 ASP €* 68,47 / 66,48 2,50
Deka-Eurol.Bal. CF € 56,65 / 55,00 –0,18 Deka-MM ausgew CF € 100,57 / 97,40 –3,26 1822-Struk. Ertrag €* 44,22 / 43,35 –0,18 WA US MMkt At $* / 107,70 0,15 WahreWerteFonds R €* 48,05 / 46,20 –2,65 BBBank Dyna.Uni. €* 51,56 / 50,30 –7,25
Aktien Deutschland € 103,16 / 98,25 –8,04 UniVorsorge 7 AZP €* 81,44 / 79,07 2,50
Deka-Eurol.Bal. TF € 109,90 / 109,90 –0,22 Deka-MM defensiv CF € 99,89 / 96,98 –2,61 Haspa TrendKonz P €* 94,90 / 91,25 –0,39 WA US STGov At $* / 112,37 0,42 WGZ Corporate M R €* 99,40 / 97,93 –0,42 BBBank Kont.Uni. €* 70,36 / 68,98 –2,23
AL Trust €uro Relax € 50,13 / 48,67 –2,45 UniWirts.Aspirant €* 29,52 / 28,66 0,14
Deka-Europa Akt Str € 58,64 / 55,85 –6,83 Deka-PB Wert 4y € 108,31 / 105,67 –0,35 Haspa TrendKonz V €* 99,62 / 95,79 –0,35 Weitere Anteilsklassen und Fonds unter WGZ Mittelst.-Rent. €* 95,66 / 95,66 –0,39 BBBank Wach.Uni. €* 56,43 / 55,05 –4,63
AL Trust Chance € 72,04 / 68,61 –6,92 VBMH VermögenBasis €* 69,36 / 68,67 –0,56
DekaFonds AV € 98,05 / 98,05 –7,62 DekaStruk.5Chance € 146,13 / 143,26 –7,07 HMI Chance €* 54,59 / 53,00 –6,74 www.LeggMason.de BBV-Fonds-Union €* 51,99 / 50,48 1,43
AL Trust Stab. € 60,33 / 58,57 –2,16
DekaFonds CF € 96,27 / 91,46 –7,61 DekaStruk.5Chance+ € 214,37 / 210,17 –8,46 HMI Chance+ €* 51,67 / 49,92 –7,84 FVB-Dt. Aktienfds €* 44,20 / 43,12 –5,88
AL Trust Wachstum € 69,77 / 67,09 –4,60 MultiSelect
DekaFonds TF € 227,04 / 227,04 –7,67 DekaStruk.5Ertrag € 100,65 / 98,68 –0,02 Investments@goam.de HMI Ertrag+ €* 38,57 / 37,81 –0,34 FVB-Dt. Rentenfds €* 38,32 / 37,75 –0,32
Trust €uro Cash € 45,78 / 45,78 0,00 LRI Invest S.A. Geno AS:1 €* 72,29 / 70,18 –4,53 Union Investment Real Estate
Deka-Glob Akt Str € 33,61 / 32,01 –8,30 DekaStruk.5Ertrag+ € 101,11 / 99,13 –0,70 Gothaer Comf.Bal. €* 132,68 / 127,58 –2,61 HMI Wachstum €* 43,47 / 42,41 –2,49 MS Absolute Ret I €* 54,66 / 53,07 –0,82
Trust €uro Renten € 45,94 / 44,60 0,43 Invest Global €* 82,92 / 80,50 –8,18
Deka-Global Bal CF € 99,70 / 96,80 –0,01 DekaStruk.5Wachst. € 106,20 / 104,12 –1,38 Gothaer Comf.Dyn. €* 132,95 / 126,62 –4,20 Köln Str.Chance €* 54,09 / 53,03 –5,09 Gul.Dem.Sicherheit €* 108,78 / 106,13 –0,02 MS Europa-Aktien I €* 68,20 / 64,95 –5,32 UniImmo:Dt. €* 96,96 / 92,34 0,30
Trust Akt Europa € 45,33 / 43,17 –6,65 KasselerB.UniSel. €* 31,99 / 31,99 –0,12
Deka-Global Bal TF € 96,13 / 96,13 –0,03 Hamb Stiftung D € 935,56 / 917,22 –2,74 Gothaer Comf.Ert A €* 100,38 / 97,46 –0,49 Köln Str.Ertrag €* 44,83 / 43,95 –0,39 Gul.Dem.Wachstum €* 117,58 / 117,58 –2,92 MS Welt-Aktien I €* 101,66 / 96,82 –5,85 UniImmo:Europa €* 57,08 / 54,36 0,31
Trust Glbl Invest € 82,44 / 78,51 –8,59 KCD Uni. Aktien €* 51,19 / 49,70 –6,57
Deka-Inst.Ren.Eu. € 69,01 / 67,66 0,34 UniImmo:Global €* 53,32 / 50,78 0,04
Deka-Inst.Ren.Euld. € 59,14 / 57,98 –0,07 KCD Uni.Renten+ €* 51,92 / 51,92 0,70
Deka-KomEuBal.I(A) € 63,25 / 61,71 –0,72 KCD-Uni Nachh.Mix €* 55,35 / 53,74 –0,98
DekaKomEuBalCF(T € 110,40 / 107,71 –0,74 ANZEIGE LIGA Multi Asset I €* 69,99 / 68,96 –1,79
Deka-MegaTrends AV € 1004 / 1004 –7,50 LIGA-Pax-Aktien-U. €* 33,50 / 33,50 –4,75
Deka-MegaTrends CF € 70,91 / 68,35 –7,51 LIGA-Pax-Rent-Unio €* 26,06 / 25,30 0,32
Deka-Multi St G PB € 101,76 / 99,28 –0,32 MultiStratGloUnion €* 72,37 / 70,95 –2,54
Deka-PB Defensiv € 111,53 / 109,34 –1,01
  MVB TrendStrat Val €* 48,78 / 46,90 –3,57
www.ampega.de Deka-PB Man.Mandat € 106,46 / 103,36 –3,91
 Priv.Fonds:Flex. €* 99,81 / 99,81 –2,17
Amp AmerikaPl Aktf €* 161,12 / 153,45 –7,54 Deka-PB Multimana. € 110,24 / 107,03 –3,21 Priv.Fonds:FlexPro €* 123,34 / 123,34 –2,29 www.universal-investment.de | Kontakt für
Amp CrossoverPl. P €* 103,72 / 100,70 –0,74 Deka-RentenReal € 35,97 / 34,92 0,11 PrivFd:Kontr. €* 121,24 / 121,24 –2,28
B2B-Partner: Tel. 069/71043 - 900

 


  

Amp DivPlus Akt P €* 117,66 / 112,06 –6,60 DekaRent-Intern. CF € 19,44 / 18,87 0,54 PrivFd:Kontr.pro €* 133,35 / 133,35 –4,46
Profi-Balance €* 64,35 / 63,09 –3,09 Degussa Univ.Rent €* 41,00 / 40,20 0,17
Amp EuroAktVC10P €* 98,10 / 95,24 –4,80 DekaRent-intern.TF € 118,91 / 118,91 0,50
Deka-Sachwer. CF € 99,31 / 96,42 –0,43 Uni21.Jahrh.-net- €* 27,65 / 27,65 –7,89 Spiekerm.& Co Str €* 106,00 / 100,95 –5,18
Amp EuroZonePl Akt €* 101,98 / 97,12 –5,56
Amp Fakt StrPl Pa
Amp GenderPlus Akt
€*
€*
104,43 / 101,39
91,78 / 88,25
–1,75
–7,27
Deka-Sachwer. TF
Deka-Schweiz
€ 94,65 / 94,65 –0,45
€ 362,77 / 351,35 –7,74 
 
   

 UniDeutschl. XS
UniDeutschland
€* 143,98 / 138,44 –9,38
€* 181,78 / 174,79 –5,23
DekaSe:Konservativ € 93,08 / 92,16 –0,29 UniEu.Renta-net- €* 51,02 / 51,02 1,21 Universal-Investment-Luxembourg S.A.
Amp Global Aktien €* 12,46 / 11,92 –7,71
Amp Global Renten €* 17,49 / 16,86 0,78 DekaSel:Nachhaltig
DekaSpezial AV
€ 103,25 / 99,52 –0,72
€ 101,52 / 101,52 –7,50
''
 UniEuroAktien
UniEuropa-net-
€* 62,20 / 59,24 –5,88
€* 58,08 / 58,08 –4,10
CondorBalance-UI €* 77,62 / 73,92 –2,51
Amp ISP Dynamik €* 112,53 / 108,20 –4,98 CondorChance-UI €* 61,51 / 58,58 –6,27
DekaSpezial CF € 330,18 / 318,25 –7,50 UniEuroRenta €* 66,80 / 64,85 0,26 CondorTrends-UI €* 67,40 / 64,19 –6,14
Amp ISP Komfort €* 105,38 / 102,31 –1,57
Amp ISP Sprint €* 131,29 / 125,04 –5,91
DekaSpezial TF € 238,26 / 238,26 –7,55 
   (' UniEuroRentaHigh Y €* 34,09 / 33,10 –1,69
Deka-Stift. Bal. € 55,56 / 54,47 –1,63 Unifavorit: Aktien €* 135,89 / 129,42 –7,16
Amp Real Estate Pl €* 100,91 / 96,10 –2,56   
   )
"& #& & !%%$ UniFonds €* 46,04 / 43,85 –5,90
Deka-Strat.Inv. CF € 112,93 / 108,85 –5,34
Amp Rendite Renten €* 21,64 / 21,01 –0,10 Deka-Strat.Inv. TF € 107,06 / 107,06 –5,40 UniFonds-net- €* 66,52 / 66,52 –5,77
Amp Reserve Renten €* 50,44 / 49,94 –0,34 DekaTresor € 88,14 / 85,99 –0,01 UniGlobal €* 201,44 / 191,85 –8,23
Amp UnternAnl.fds €* 25,04 / 24,31 –0,29 Div.Strateg.CF A € 145,88 / 140,61 –7,14 UniGlobal Vorsorge €* 190,83 / 181,74 –4,92
Glob.ETF Aktien Pa €* 14,71 / 14,28 –7,59 DividendenDiscount € 108,37 / 104,45 –6,27 UniGlobal-net- €* 115,28 / 115,28 –8,19
terrAss Akt I AMI €* 27,27 / 26,10 –7,34 DivStrategieEur CF € 82,50 / 79,52 –6,42 UniJapan €* 48,94 / 46,61 –6,06
terrAss Rent I AMI €* 95,62 / 95,14 –0,16 DivStrategieEur S € 82,43 / 80,42 –6,37 Hamb Stiftung I € 874,07 / 856,93 –2,74 Gothaer Comf.ErtT €* 121,01 / 117,49 –0,50 Köln Str.Wachstum €* 43,11 / 42,26 –1,28 LBBW Alpha Dyn. T €* 50,78 / 48,36 –5,88 UniKapital €* 110,80 / 108,63 –0,15 www.warburg-fonds.com
Zan.Eu.Cor.B.AMI I €* 116,43 / 116,43 –0,18 Euro Potential CF € 120,34 / 115,99 –6,96 Hamb Stiftung P € 88,41 / 85,01 –2,77 Gothaer Euro-CashA €* 102,30 / 102,30 –0,04 KölnStr.Chance+ €* 43,04 / 42,20 –7,16 LBBW Bond Sel. I €* 68,26 / 68,26 1,81 UniKapital-net- €* 39,91 / 39,91 –0,18 Tel. +49 (40) 3282 - 5100
Zan.Eu.Cor.B.AMI P €* 118,26 / 115,94 –0,22 Euro Potential TF € 106,75 / 106,75 –7,07 Hamb Stiftung T € 106,56 / 102,46 –2,77 Gothaer Euro-Rent €* 60,49 / 58,16 0,94 LBBW Bal. CR 20 €* 41,79 / 40,97 –1,77 LBBW Bond Sel. T €* 61,77 / 59,97 1,80 UniNachhalt A Gl I €* 97,80 / 93,14 –6,19
Zan.Gl.Cred AMI Ia €* 102,88 / 102,88 –0,46 Gothaer Global €* 75,57 / 72,66 –6,96 LBBW Bal. CR 40 €* 44,96 / 44,08 –3,07 UniNachhaltig A Gl €* 94,42 / 89,92 –6,13 Advisor Global € 78,57 / 74,83 –7,31
EuropaBond AV € 98,89 / 98,89 0,11 Hamb Stiftung V € 93,93 / 92,09 –2,73 LBBW Equity Sel. I €* 76,64 / 76,64 –6,02
Zan.Gl.Cred AMI Pa €* 104,54 / 102,49 –0,50 EuropaBond CF € 115,04 / 111,69 0,12 Gothaer Mlt Sel A €* 125,95 / 121,11 –3,02 LBBW Bal. CR 75 €* 50,09 / 49,11 –5,75 LBBW Equity Sel. T €* 68,21 / 64,96 –6,09 UniNordamerika €* 276,76 / 263,58 –8,75 AE&S Struktur Sel € 41,81 / 39,82 –4,40
Keppler Gl Val-Inv € 32,10 / 30,57 –6,59 LiLux Convert €* 214,80 / 208,54 –0,74
Zantke Eu.HY AMI Ia €* 120,67 / 120,67 –1,40 EuropaBond TF € 40,72 / 40,72 0,07 Naspa Str.Chan.Pl. €* 88,55 / 86,81 –7,55 LBBW Glb.Rsk.Par.T €* 54,24 / 52,66 –0,38 UnionGeldmarktfds €* 48,32 / 48,32 –0,06 Aequo Global I € 41,55 / 40,34 –2,41
Keppler-EmMkts-Inv € 35,90 / 34,19 –2,60 LiLux-Rent €* 202,93 / 197,02 –0,97
Zantke Eu.HY AMI Pa €* 122,54 / 120,14 –1,44 EuropaSelect AV € 101,97 / 101,97 –6,63 Naspa Str.Chance €* 47,40 / 46,47 –5,87 LBBW Opti Re. A €* 52,81 / 52,03 –0,23 UniProInve: Chance €* 99,10 / 95,29 –5,18 AES Rendite Selekt € 59,15 / 57,43 –1,87
LING-ASIEN-SYS-INV € 100,77 / 95,97 –6,20 Gutmann Kapitalgesellschaft
EuropaSelect CF € 57,42 / 55,34 –6,65 Naspa Str.Ertrag €* 47,00 / 46,08 0,00 LBBW Opti Ret.T €* 53,88 / 53,08 –0,23 UniRak €* 111,43 / 108,18 –3,95 AES Selekt A1 € 40,45 / 38,52 –1,71
Lingohr-Eurp-Sys € 64,08 / 61,03 –10,25 PRIME Val Growth T € 135,26 / 128,81 –4,27 Naspa Str.Wachstum €* 45,08 / 44,20 –1,12
EuroRent-EM-Invest € 47,50 / 45,78 –0,24 M&W Capital €* 48,08 / 46,23 1,77 UniRak Kons.-net-A €* 105,86 / 105,86 –1,53 AFA Gl Werte Stab € 16,19 / 15,26 –7,46
APO-Bank / INKA Intern. KAG Lingohr-Systemat € 108,34 / 103,18 –8,76 Prime Values Inc T € 134,50 / 130,58 –2,15 Nomura Asset Management Deutschland UniRak Konserva A €* 108,99 / 106,85 –1,50
Frankf.Sparinrent € 52,05 / 50,53 –0,08 M&W Privat C €* 103,17 / 99,20 2,21 Alstertor Portfolio Fl € 13182 / 12675 –3,37
apo Forte INKA €* 55,63 / 53,49 –3,89 Frankf.Sparinvest € 122,02 / 116,21 –7,80 Priv BaPrem Chance € 114,66 / 108,17 –5,07 Asia Pacific €* 129,95 / 123,76 –1,64 UniRak -net- €* 58,44 / 58,44 –4,00
NW Global Strategy €* 72,41 / 68,96 –4,11 BK FOKUS BASEL III € 49,59 / 47,23 –1,86
apo Mezzo INKA €* 62,24 / 60,43 –1,76 Gl Rent HInc CF € 93,92 / 91,18 –0,33 Priv BaPrem Ertrag € 52,00 / 50,00 –0,22 Asian Bonds €* 65,01 / 63,12 1,17 UniRenta €* 19,19 / 18,63 1,58
apo Piano INKA €* 64,18 / 62,92 –0,88 Gl Rent HInc TF € 90,54 / 90,54 –0,37 Real Protect €* 96,24 / 94,35 –0,53 UniSel. Global I €* 67,42 / 65,46 –7,85 Bremen Trust € 22,64 / 21,98 –7,39
apo Rendite Plus €* 45,33 / 44,44 –0,36 GlobalChampions AV € 107,24 / 107,24 –6,61 Real Protect R €* 94,37 / 92,52 –0,56 UniStrat: Ausgew. €* 58,69 / 56,98 –2,67 BUND TREND as R € 59,98 / 58,23 –0,34
apo TopDiv Europa €* 52,54 / 51,01 –4,88 GlobalChampions CF € 169,84 / 163,70 –6,61 Real Return €* 565,18 / 554,10 –0,01 UniStrat: Dynam. €* 47,73 / 46,34 –4,40 Classic € 18,00 / 17,14 –5,77
apo VarioZins Plus €* 50,48 / 50,48 –0,24 GlobalChampions TF € 151,08 / 151,08 –6,67 UniStrat: Flex net €* 47,05 / 47,05 –2,23 Degussa Pf.Priv.Ak. € 75,36 / 71,77 –8,64
apo Vivace INKA €* 54,30 / 52,21 –1,41 LBBW Exportstrat. € 65,48 / 62,86 –10,55 www.de.invesco.com I Tel. (069) 29 807 0 UniStrat: Konserv. €* 67,21 / 65,25 –1,09 DirkMüllerPremAkti € 106,37 / 102,28 0,62
LBBW-Rentenf.Euro € 40,65 / 39,47 0,10 Asia Cons Dem A $ / 14,13 –4,49 UniStrat:Flexibel €* 48,65 / 47,23 –2,20
Telefon +49 40 300 57-62 96 Euro Renten-Trend € 131,11 / 127,29 0,39
Mainfr. Strategiekonz. € 147,86 / 147,86 –5,35 Asia Infrastruct A $* 16,56 / 15,77 –7,09 UniStrat:Offensiv €* 45,23 / 43,91 –5,92
service@hansainvest.de www.lvm.de I Tel. (0251) 70249 G&W-HDAX-Trendfds € 46,02 / 43,83 –3,45
Mainfr. Wertkonz. ausg € 99,93 / 99,93 –0,51 Asia Opport.Eq A $ 125,94 / 119,94 –3,33 VR Main.Sel.Union €* 55,78 / 55,78 –1,92
www.dws.de I Tel. 069 - 91 01 23 71 4Q-Growth Fd $ R $* 135,78 / 129,31 –7,04 Global Economic P. € 56,36 / 53,68 –4,02
Multi Asset In I A € 92,25 / 89,56 –1,03 Euro-Kurzläufer €* 28,71 / 28,62 –0,07 VR WestMünsterland €* 49,89 / 48,94 –0,29
info@dws.de I Fax 069 - 91 01 90 90 4Q-SMART POWER €* 51,77 / 49,30 –11,31 Bal Risk Alloc A € 16,42 / 15,64 –1,76
Multi Asset In S A € 91,98 / 89,30 –1,00 Europa-Aktien €* 20,75 / 19,71 –7,32 VR-BK RH.-NK.UNI.BA€* 121,02 / 117,78 –1,53 MPF Global € 42,37 / 42,37 –6,90
DB Zins & Dividende €* 100,98 / 98,03 –3,46 antea - R € 88,28 / 84,08 –4,22 Emerg.Europe Eq A $ / 10,46 –3,74
Multi Asset In.CFA € 92,08 / 89,40 –1,04 Emerg.Loc.Cur.Db A $ / 12,32 0,69 Euro-Renten €* 36,42 / 35,33 0,77 Multi-Asset Select € 71,70 / 68,29 –3,28
Deut.Inv.China Bds €* 114,94 / 111,49 1,41 C-Quad.ARTS TR Fl.H € 93,10 / 93,10 –2,45 am.oddo-bhf.com
Multirent-Invest € 35,58 / 34,54 –0,75 Emerg.Market Str Eq A $ / 10,92 –2,04 Inter-Aktien €* 23,12 / 21,96 –9,76 ORDO - Rentenfonds € 22,59 / 21,93 1,06
Deut.Inv.EMC LC $* 148,94 / 144,47 0,22 C-Quad.ARTS TR Fl.T € 111,60 / 106,29 –2,51 Algo Global DRW-€ €* 90,84 / 86,51 –7,47 Union Investment Luxemburg
Multizins-INVEST € 31,79 / 30,86 0,36 C-Quad.ARTS TR Fl.T P 133,38 / 127,02 –2,35 Energy A $ / 12,85 –14,74 Inter-Renten €* 33,82 / 32,81 0,83
www.axxion.lu / info@axxion.lu Portfolio Dynam T € 12951 / 12334 –6,90
Naspa-Aktienfonds € 63,39 / 61,39 –5,96 Deut.Inv.Gl.B.LDHP €* 94,33 / 91,50 –1,02 Euro Bd A € / 7,40 0,29 ProBasis €* 28,33 / 27,34 –1,37 AW Glob.Inv.Basic+ €* 43,10 / 41,64 –1,91 Aktien Euro-net- A €* 89,48 / 89,48 –4,38
Akrobat-Europa A € 239,02 / 227,64 –4,99 C-Quad.ARTS TRFl A € 114,19 / 108,75 –2,51 PrivatConsult € 56,23 / 53,55 –3,22
Naspa-Europafonds € 41,57 / 41,57 –5,38 Deut.Inv.I Conver. €* 164,36 / 159,43 –2,27 Euro Corp.Bd A € / 17,45 0,32 ProFutur €* 26,87 / 25,93 –5,21 AW Global Dynamic+ €* 29,01 / 27,63 –1,84 Aktien Europa A €* 94,45 / 89,95 –4,34
D&R Best-of-TwoC P € 122,93 / 117,08 –0,48 Renten Plus € 41,97 / 40,75 –0,34
Akrobat-Europa B € 122,55 / 116,71 –5,09 Naspa-Fonds € 41,45 / 40,44 –0,93 Deut.Inv.I EU B Sh €* 149,96 / 145,46 0,08 Basis-Fonds I €* 138,04 / 138,04 0,04 BBBank Konz Divid €* 46,99 / 46,07 –1,07
D&R BoT Classic I € 134,08 / 130,17 –0,42 Euro Sh.Term Bd A € / 11,05 –0,09
M-AXX Abs. Return €* 89,48 / 85,22 –2,24 RenditDeka € 24,00 / 23,30 –0,13 Deut.Inv.I EU CO B €* 161,06 / 156,23 –0,05 DC Value One I(t) €* 152,64 / 152,64 –4,13 Ch.Vielfalt2020 II €* / 108,17 –1,14 Sm&MiCaps Europa R € 71,94 / 68,51 –8,00
D&R Gl Zkftb Akt I € 91,19 / 89,40 –8,23 Europ.Growth Eq A € / 23,01 –6,86
M-AXX Im-Puls1 € 24,84 / 23,88 –5,46 RenditDeka TF € 30,09 / 30,09 –0,17 Deut.Inv.I Top Div €* 199,83 / 189,84 –6,70 Gbl Inv Gr CorBd A $ / 11,89 0,37 DC Value One P(t) €* 144,63 / 137,74 –4,06 Chanc.Vielfalt2020 €* / 110,15 –2,00 Trend Alloc. Plus € 164,55 / 158,22 –2,22
D&R Gl Zkftb Akt P € 91,98 / 88,44 –8,30
M-AXX RCS Univers. €* 144,59 / 137,70 –5,32 RentenStratGl TF € 92,91 / 92,91 –0,47 Deut.Inv.I Top Eu. €* 174,65 / 165,92 –7,29 Gl.Bond A $ / 5,40 1,09 ETFplus Portf Balan €* 59,09 / 57,37 –3,19 ChancenVielfalt 21 €* / 99,09 –0,64 WI Selekt C - A - € 54,36 / 51,77 –4,07
D&R KoStr Europa I € 105,75 / 102,67 –0,13
smart-inv CANIS AR € 28,56 / 27,13 –2,03 RentenStratGlob CF € 96,25 / 93,45 –0,44 Gl.Consvt. 90(€) A € / 11,49 0,70 Commodities Invest €* 39,76 / 39,76 –5,69 WI Selekt D - A - € 45,29 / 43,97 –3,07
Deut.Inv.IGlblEqLC €* 229,58 / 218,10 –4,55 D&R KoStr Europa P € 103,38 / 100,37 –0,15 EURO ShTm Bd FT DR €* 100,84 / 99,84 0,07
smart-inv Divid AR € 25,75 / 24,46 –6,54 RentenStratGlob PB € 95,39 / 93,52 –0,43 Gl.Consvt. 90(€) C € / 12,27 0,66 FairWorldFonds €* 54,42 / 53,09 –1,31
Deut.Inv.IH.YLD C. €* 150,27 / 145,76 –1,09 D&R SpL eQuaEq I € 93,68 / 89,22 –3,94 FMM-Fonds € 482,87 / 459,88 –3,46 Zinstrend-Fonds € 81,77 / 79,39 0,04
smart-inv Hel AR B € 49,29 / 46,83 –4,15 RentSpeEM3/2019 CF € 102,41 / 100,90 0,14 Gl.Eq.Income A $ / 61,46 –6,66 LIGA Portfolio Con €* 40,74 / 39,75 –1,95
Deut.Inv.II EuT.Di €* 155,03 / 147,28 –6,44 D&R SpL eQuaEq P € 92,86 / 88,44 –3,98 FT EuroGovernm. M €* 54,23 / 52,65 0,63 Zukunft-Strategie € 40,15 / 38,24 –8,44
RentSpezHInc9/20CF € 101,38 / 99,88 –0,02 Gl.Leisure A $ / 47,19 –10,27 LIGA-Pax-Cattol.-U €* 122,84 / 120,73 –6,95
Deut.Inv.II UST.Di €* 190,71 / 181,17 –10,30 D&R SpL eQuaInc I € 98,65 / 95,78 –0,38 Telefon 089/2489-2489 GWP-Fonds €* 111,11 / 106,84 –0,61
RentSpHI 6/2020 CF € 101,14 / 99,65 –0,41 Gl.SmComp Eq A $ / 59,11 –10,18 LIGA-Pax-Corp.-U. €* 43,19 / 41,93 –0,14
DI LowVol Wld LC €* 111,33 / 105,76 –6,29 D&R SpL eQuaInc P € 98,08 / 95,22 –0,43 Dividende A € 48,50 / 46,19 –7,95 KapitalPrivatPortf €* 48,46 / 46,15 –3,59
RentSpHI 6/2020 SA € 100,68 / 99,19 –0,39 Gl.Structured Eq A $ / 46,33 –4,48 LIGA-Pax-La.-U2022 €* 102,10 / 100,10 0,10
D&R WachsGlb TAA I € 115,79 / 110,28 –1,12 EM Rent Nachh. € 49,32 / 47,42 0,42 WARBURG INVEST LUXEMBOURG S.A.
ReSpHY6/2019CF € 101,15 / 99,66 –0,80 Dt Float R.Nts LC €* 84,16 / 83,32 –0,43 O.BHF € ShTe Bd FT €* 114,40 / 113,27 0,07 PrivFd:Konseq. €* 97,63 / 97,63 –0,27
D&R WachsGlb TAA P € 113,15 / 107,76 –1,17 Greater China Eq A $ / 54,59 –4,85 ERGO Vermög Ausgew € 49,75 / 47,61 –4,13
RheinEdition Glob. € 32,47 / 32,47 –9,62 DWS Akkumula €* 1032 / 982,93 –8,27 India Equity A $ / 63,29 –0,76 O.BHF AccuZins CR €* 289,91 / 281,47 1,26 PrivFd:Konseq.pro €* 108,93 / 108,93 –0,83 Sm&MidCaps Deut.R € 196,49 / 187,13 –10,83
D&R WachsGlb TAA S € 102,04 / 97,18 –1,20 ERGO Vermög Flexi € 48,15 / 45,86 –5,54
Rntfds RheinEdit € 29,36 / 28,33 0,11 DWS Akt.Strat.D €* 348,53 / 331,93 –10,85 Japan. Eq.Advtg A ¥ / 4360 –8,84 O.BHF Algo Glob CR €* 58,14 / 55,37 –7,49 Quon-Euro Credit €* 121,61 / 121,61 0,12
HANSAaccura A € 61,42 / 59,92 0,04 ERGO Vermög Robust € 50,38 / 48,44 –0,68
Rntfds RheinEdit oA € 29,12 / 29,12 0,07 DWS ALPHA Rent.Gl. €* 120,74 / 118,36 –1,11 Japanese Val.Equ A ¥ / 1300 –12,04 O.BHF AlgoEur CRW €* 271,31 / 258,39 –6,82 SpardaRentenPlus P €* 100,50 / 97,57 –0,49
HANSAbalance A € 74,24 / 71,73 –1,31
S-BayRent-Deka € 53,07 / 51,21 0,75 DWS Co.Kaldemorgen €* 143,12 / 135,96 –3,14 EuroBalance € 52,89 / 50,86 –3,78 O.BHF FREFF €* 196,31 / 186,96 –6,81 UGaTop: Europa III €* / 114,60 –0,16
www.baloise-asset-management.com HANSAcentro A € 68,83 / 65,55 –3,23 Latin Americ Eq A $ / 6,92 –1,56
Sigma + Konservativ € 41,66 / 40,64 –0,95 DWS Cpt DJE Gl Akt €* 274,04 / 260,99 –6,29 Nipp.SmMdCp Eq A ¥ / 1369 –14,54 EuroCorpRent A € 55,07 / 53,21 0,06 UGTEuropa €* / 129,88 0,19
Tel. +41 (0)58 285 72 99 HANSAdefensive € 49,11 / 48,86 –0,49 O.BHF MoneyMark CR €* 70,05 / 70,05 –0,06
Sigma Plus Balanced € 42,74 / 41,70 –2,53 Pan Eur.Eq A € 18,41 / 17,53 –7,03 EuroErtrag € 66,71 / 64,45 –1,57 UGTEuropa II €* / 115,72 0,08
BFI Activ R F* 124,48 / 118,55 –2,22 DWS Deutschland €* 196,88 / 187,50 –10,46 HANSAdividende € 108,53 / 103,36 –8,10 O.BHF MoneyMark DR €* 48,50 / 48,50 –0,06
Technologie CF € 33,48 / 32,27 –6,11 Pan Eur.Eq Inc A € 12,16 / 11,58 –6,71 EuroFlex € 44,83 / 44,39 0,11 UGTop:Europa V €* / 111,55 0,14
BFI Activ R €* 76,29 / 72,66 –2,00 DWS Europ. Opp LD €* 279,51 / 266,20 –9,58 HANSAdynamic A € 57,05 / 54,34 –5,96 O.BHF MoneyMark G €* 4994 / 4994 –0,06
Technologie TF € 26,58 / 26,58 –6,30 Pan Eur.High Inc A € / 20,47 –1,59 EuroInvest A € 78,68 / 74,93 –7,84 UI EM-Bonds 2016 €* 80,01 / 79,21 1,29
BFI Cap.Protect R F* 11,47 / 10,92 –0,36 DWS Glbl Value LD €* 240,61 / 229,15 –10,73 HANSAertrag € 29,94 / 28,92 –2,15 Polaris Mod DRW-€ €* 64,96 / 63,07 –1,09
TeleMedien TF € 68,13 / 68,13 –7,94 Pan EurSmMdCp Eq A € / 20,94 –7,77 EuroKapital € 43,46 / 41,39 –4,28 UiGa.95:AkWelt2020 €* / 130,61 –2,34
BFI C-Quad A Dyn R €* 12,53 / 11,93 –2,13 DWS Inv.EURSMC LC €* 201,45 / 191,38 –9,86 HANSAeuropa A € 44,98 / 42,84 –6,90 Portf Opportunity €* 63,30 / 60,29 –7,12 www.westinvest.de I info@westinvest.de
UmweltInvest CF € 115,50 / 111,33 –7,92 Pan EurStruct Eq A € 17,54 / 16,70 –3,62 EuroRent A € 30,95 / 29,90 0,44 UIGl.High.YieldBds €* 40,93 / 40,52 –2,31
DWS Inv.Gl Grow LC €* 99,96 / 99,96 –0,44 HANSAgold USD-Kl A $ 63,01 / 60,59 4,52
BFI C-Quad ABal R €* 13,35 / 12,71 –1,32 UmweltInvest TF € 102,29 / 102,29 –7,97 FairReturn A € 56,31 / 54,67 –0,40 R1 Value Portfolio €* 63,65 / 60,62 –8,46 UnGa95ChViel2019II €* / 96,66 –0,79 Tel. 0211/88 28 85 00
HANSAinternat. A € 19,11 / 18,47 0,79 Real Return Bd A € / 15,35 –0,17
BFI C-Quad ACons R €* 13,00 / 12,38 –0,56 VAG-Weltzins-INV € 87,21 / 87,21 –0,74 DWS Investa €* 147,49 / 140,46 –10,44 GlobalBalance DF € 57,84 / 55,62 –3,83 S&H GlobaleMaerkte €* 54,06 / 51,49 –2,05 Uni.Eur. M&S.Caps €* 45,09 / 43,36 –6,71 WestInv. InterSel. € 49,30 / 46,84 0,19
HANSArenta € 24,36 / 23,53 0,03 UK Inv.Grade Bd A £ / 1,03 1,57
BFI Dynamic R F* 120,06 / 114,34 –5,84 Weltzins-Invest I € 26,01 / 26,01 –0,77 DWS Multi Oppor FC €* 237,63 / 237,63 –3,45 GlobalChance DF € 53,47 / 50,92 –8,28 Sch&Ptnr Glob Def €* 57,49 / 54,75 –0,95 UniAbsoluterEnet-A €* 44,70 / 44,70 –1,44
HANSAsecur € 36,71 / 34,97 –8,86
BFI Dynamic R €* 68,76 / 65,49 –5,54 Weltzins-Invest P € 25,08 / 24,35 –0,78 DWS Stiftungsf. €* 47,45 / 46,06 –2,32 GlobalRent € 47,05 / 45,46 0,37 Schmitz&PtnrGloOff €* 54,23 / 51,65 –3,84 UniAbsoluterErt. A €* 45,17 / 44,28 –1,41
HANSAsmart Sel G € 46,80 / 44,57 –8,33
BFI Equity Fund R €* 198,69 / 189,23 –9,35 Weltzins-Invest T € 30,44 / 30,44 –0,75 DWS Top Asien €* 156,37 / 150,35 –4,24 Nachhaltigkeit A € 91,53 / 87,17 –7,85 Substanz-Fonds €* 1004 / 974,28 –4,64 UniAsia €* 67,11 / 63,91 –2,95 W&W Asset Management Dublin
HANSAsmart SelectE € 93,50 / 89,04 –7,66
BFI EuroBond R €* 96,09 / 91,51 0,57 Zielfds 2015-2019 € 44,08 / 44,08 –0,38 DWS Top Dividen LD €* 117,84 / 112,22 –5,86 ProInvest € 153,20 / 145,90 –9,83 Vermögens-Fonds €* 693,35 / 673,16 –3,53 UniAsia Pac.net €* 117,37 / 117,37 –2,87
HANSAzins € 24,42 / 24,18 –0,15 Euro Corporate Bd. €* 8,95 / 8,95 –0,67
BFI InterStock R F* 92,86 / 88,44 –8,81 Zielfds 2020-2024 € 45,27 / 45,27 –0,57 DWS Top Europe €* 126,10 / 121,25 –7,79 UniAsia Pacific A €* 119,46 / 114,87 –2,84
HI Topselect D € 57,73 / 54,98 –7,53 RealReturn A € 51,37 / 49,63 0,42 Westfalicaf. Ak.Re €* 54,91 / 54,37 –1,76 SouthEast Asian Eq €* 106,49 / 106,49 –0,71
BFI Lux SysF R CHF F* / 9,44 –0,11 Zielfds 2025-2029 € 58,85 / 56,86 –2,41 UniAusschü. net- A €* 47,12 / 47,12 –3,16
DWS Vermbf.I LD €* 150,36 / 143,20 –8,80 HI Topselect W € 65,96 / 62,81 –3,81 VermAnlage Komfort € 59,85 / 57,83 –2,53
BFI Progress R F* 128,85 / 122,71 –3,39 Zielfds 2030-2034 € 71,29 / 68,88 –6,51 UniAusschüttung A €* 47,44 / 46,06 –3,13
DWS VermMan-Bal €* 115,86 / 111,40 –3,92 Hinkel Rel Perf HI € 47,12 / 47,12 –3,26 VermAnlage Ret A € 63,80 / 61,35 –3,86
BFI Progress R €* 77,95 / 74,24 –4,01 Zielfds 2035-2039 € 52,70 / 50,92 –8,39 UniCommodities €* 40,12 / 38,21 –5,72
BFI Swissfr.Bond R F* 121,34 / 115,56 0,53 Zielfds 2040-2044 € 52,02 / 50,26 –8,48 DWS VermMan-Def €* 102,76 / 99,76 –1,42 HINKEL WeltCoSaStr € 44,66 / 44,66 –4,07 www.ipconcept.com I Die Fonds-Designer ODDO BHF Asset Management Lux.
UniConvert.-Invest €* 110,28 / 106,53 –2,27 SONSTIGE FINANZPRODUKTE
DWS VermMan-Dyn €* 122,28 / 116,46 –4,88 Konz. privat € 48,57 / 46,93 –1,54 ME Fonds PERGAMONF€ 641,37 / 610,83 –7,90 BHF Flex. Alloc.FT €* 68,20 / 64,95 –4,96
BFI Syst Flex Eq I €* / 9,55 0,63 Zielfds 2045-2049 € 51,78 / 50,03 –8,56 UniDividAss net A €* 46,99 / 46,99 –4,31
DWS Zinseinkommen €* 104,28 / 101,24 0,35 NAT-B Div Deutschl € 49,82 / 47,45 –7,21 ME Fonds Special V € 2472 / 2355 –7,65 Meridio Funds BHF Flex. Ind. FT €* 62,87 / 61,04 –4,94
BFI Syst Flex Eq R €* / 9,66 0,63 Zielfds 2050-2054 € 50,93 / 49,21 –8,58 UniDividendenAss A €* 48,95 / 47,07 –4,31
FOS Rend.u.Nachh. €* 111,81 / 108,55 –2,81 NAT-BK DivSt Glob € 46,73 / 44,50 –4,00 Multiadv-Esprit € 136,84 / 130,00 –4,19 Green Balance P € 107,45 / 102,33 –7,46 BHF Rendite P.FT €* 51,25 / 49,76 –1,74 Luxembourg Placement Funds
Zukunftsplan I € 239,91 / 232,92 –7,16 UniDyn.Eur-net A €* 49,44 / 49,44 –4,04
Nation-Bk MA GlOpp € 49,10 / 46,76 –2,79 Multiadv-Priv. Inv € 315,24 / 300,23 –4,51
Zukunftsplan II € 194,78 / 189,11 –6,05 Global Hyb Bd LD €* 38,12 / 37,00 –1,04 BHF Sustain Eq Eu €* 58,31 / 56,61 –6,79 UniDyn.Europa A €* 83,77 / 80,55 –4,02 Solitär €* 1756 / 1756 –3,92
OLB Zinsstrategie € 76,37 / 74,87 –0,72 PVV CLASSIC € 43,49 / 41,42 –5,11
Zukunftsplan IV € 127,87 / 124,15 –0,45 Multi Cred USD LD $* 105,51 / 102,34 –0,14 BHF Value Balan FT €* 68,98 / 66,97 –3,86 UniDyn.Gl.-net- A €* 33,10 / 33,10 –7,20 Solitär II €* 1333 / 1333 –2,40
SI BestSelect € 121,00 / 115,24 –7,28 PVV Effizienz Inv € 44,70 / 42,57 –2,48 Metzler Asset Management GmbH
ZukunftsplanIII € 200,93 / 195,08 –2,01 Qi LowVol Europe LC €* 115,86 / 110,34 –5,13 BHF Value Lead FT €* 66,21 / 64,28 –6,94 UniDynamic Gl. A €* 53,96 / 51,88 –7,17
SI SafeInvest € 108,86 / 102,70 –3,93 PVV Untern. Plus € 49,57 / 48,13 –1,01 Aktien Deutschl.AR €* 172,67 / 164,45 –8,05
Offene Immobilienfonds Delta Multi Strat. €* 38,16 / 36,34 –5,84 UniEM Fernost €* 1598 / 1521 –0,76
Strat Welt Secur € 20,15 / 19,75 –5,66 Aktien Europa AR €* 112,83 / 107,46 –5,04
grundb. europa RC € 41,57 / 39,59 0,20 FT AlpEurMktNeutr €* 47,63 / 47,63 –0,87 UniEM Osteuropa €* 1880 / 1791 –2,18
Deka Intern. (Lux.) (Deka-Gruppe) Strat Welt Select € 21,07 / 20,07 –4,83 Argentum Perf Navi €* 138,74 / 134,05 –1,80
FT Em.Cons.Dem.CR €* 71,72 / 68,30 –5,94 UniEMGlobal €* 83,09 / 79,13 –2,54
grundb. global RC € 54,65 / 52,05 0,31 Argentum Stab.-Port €* 126,95 / 123,25 –0,86
BasisStr.Renten CF €* 102,85 / 101,83 –0,61 UniEuRe 5J €* 53,48 / 51,40 –0,12
Eq Euro Inc Def C €* 95,48 / 95,48 –4,85 Euro Corporates AI €* 126,22 / 126,22 0,63 Grand Cru €* 145,57 / 144,13 –6,66
BasisStr.Renten TF €* 1307 / 1307 –0,63 HANSAINVEST LUX S.A. UniEuRe CoDeu19nA €* / 95,30 –0,18
Eq.Best Sel.Euro €* 452,48 / 452,48 –6,01 BasisStrat Re.TF A €* 95,26 / 95,26 –0,64 Euro Liquidity €* 67,26 / 67,26 –0,19 Grand Cru (CHF) F* 105,37 / 104,33 –6,70 UniEuRe CorDeut19A €* / 95,70 –0,16
Eq.Europe Sm.Cap €* 197,98 / 197,98 –6,86 Interbond € 98,49 / 95,16 0,48 SMS Ars selecta €* 43,51 / 41,84 –4,23
Berol.Ca.Chance €* 51,32 / 49,83 –4,88 Expert Select €* 36,34 / 34,61 –2,92 UniEuRe Corp A €* 50,63 / 49,16 0,12
Eq.Russia €* 118,02 / 118,02 –6,40 Berol.Ca.Premium €* 57,99 / 56,03 –7,08 Metzler Werts. 93A €* 121,35 / 117,25 –0,21 UniEuRe Corp M €* 11245 / 11245 0,13
Allgemeine Erläuterungen
Eq.USA Sm.Cap $* 201,69 / 201,69 –13,33 Berol.Ca.Sicherh. €* 42,75 / 41,71 –0,07 Metzler Werts. 93B €* 113,53 / 113,53 –0,18 UniEuRe EM 2021 €* 97,64 / 94,77 0,29
www.kanam-grund.de Investmentfonds nach Kapitalanlagegesetzbuch
FlexIUSMortClassic $* 1700 / 1700 1,04 Berol.Ca.Wachst. €* 39,88 / 38,81 –2,35 Multi Ass Dynam A €* 106,37 / 102,77 –1,74 UniEuRe EM2021netA €* 95,21 / 94,26 0,27 (KAGB)
info@kanam-grund.de I Tel. 069-7104110
Global Environm. €* 173,97 / 173,97 –8,01 Commodities I (A) €* 53,16 / 51,24 –1,76 Multi Ass Income A €* 105,08 / 101,53 –0,98 UniEuRe Emerg Mkt €* 45,32 / 44,00 1,43 Whrg.: Währung (A = Australischer Dollar, € = Euro,
Leading Cities Inv €* 111,09 / 105,30 0,42
Parvest AquClassic €* 110,91 / 110,91 –8,70 Commodities I (T) €* 57,10 / 55,04 –1,77 www.dje.lu I info@dje.lu Multi Ass Stab A €* 105,21 / 101,65 –0,45 UniEuRe Real Zins €* 59,35 / 57,62 0,80 F = Schweizer Franken, £ = Brit. Pfund, ¥ = Japani-
Smart Food Classic €* 92,84 / 92,84 –9,51 Commodities TF (A) €* 45,26 / 45,26 –1,86 UniEuRe RealZins n €* 59,03 / 59,03 0,77 sche Yen, P = Polnischer Zloty, S = Schwedische
Tel. 00352 26925220 RWS-Aktienfonds €* 74,45 / 70,90 –9,08 Krone, $ = US-Dollar).
Strat.Stab.SRI Eur €* 405,81 / 405,81 –1,81 Corp.Bd. Euro CF €* 56,20 / 54,56 0,02 DJE Concept PA € 116,87 / 111,30 –3,57 RWS-DYNAMIK A €* 28,85 / 27,48 –3,78 UniEuRe Unan A €* 96,27 / 93,44 0,25
Ausg.: Ausgabepreis eines Fondsanteils zum ange-
BNP Paribas Real Estate Corp.Bd. Euro TF €* 53,84 / 53,84 –0,02 www.hauck-aufhaeuser.com RWS-ERTRAG A €* 14,84 / 14,41 0,14 www.oekoworld.de UniEuRe Unan-net-A €* 93,89 / 92,95 0,23 gebenen Tag.
DJE Gold&Stabfd PA F 118,55 / 112,90 –0,99
INTER ImmoProfil € 56,84 / 54,13 0,43 Corp.Bd.HY Euro CF €* 38,77 / 37,64 –1,16 Aktienstrategie MM €* 78,53 / 74,79 –6,83 Wachstum Internat. €* 159,40 / 151,81 –8,85 UniEurKap Corp-A €* 36,96 / 36,24 –0,14 Rückn.: Rücknahmepreis eines Fondsanteils zum an-
DJE Real Estate P € 1,03 / 0,98 0,00 Growing Mkts 2.0 € 145,04 / 138,13 –5,41
Deka-Commod CF(A) €* 50,47 / 48,65 –1,81 AW Stks AlphPls OP €* 46,71 / 44,49 –1,69 UniEurKap.Co.net A €* 36,89 / 36,89 –0,16 gegebenen Tag.
DJE-Ag&Ernährung PA € 155,89 / 148,47 –7,12 Cash Plus €* 97,19 / 95,75 –0,22 Klima € 64,04 / 60,99 –6,99 UniEuroAnleihen €* 54,54 / 52,95 0,78
Deka-Conv.Akt CF €* 151,67 / 146,19 –3,36 Perf.: Performance auf Basis der letzten verfügbaren
Deka-Conv.Akt. TF €* 135,94 / 135,94 –3,44 DJE-Alpha Glob PA € 218,93 / 210,51 –6,49 ERBA Invest OP €* 33,74 / 32,13 7,05 New Energy Fund €* 4,94 / 4,75 –8,38 UniEuroAspirant €* 39,60 / 38,45 0,60 NAVs (Nettoinventarwerte). Berechnung nach BVI-
Metzler Ireland Ltd. Öko Rock‘n‘Roll € 134,31 / 127,91 –6,39 Methode.
Deka-Conv.Rent CF €* 44,52 / 42,91 0,40 DJE-Asia Hi Div PA € 194,00 / 184,76 –1,19 EuroSwitch Bal.Pf. €* 55,45 / 53,06 –2,84 www.LBBW-AM.de I info@LBBW-AM.de UniEuroKapital €* 65,21 / 63,93 0,24
DJE-Concept 75 PA € 203,16 / 193,49 –2,07 Akt.Min. Varianz R €* 61,46 / 58,53 –4,33 Eastern Europe A €* 88,07 / 83,88 0,73 ÖkoVision Classic € 166,94 / 158,99 –6,47 * Fondspreise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar.
Deka-Conv.Rent. TF €* 42,54 / 42,54 0,33 EuroSwitch Subst. €* 60,38 / 57,50 –4,10 UniEuroKapital-net €* 41,26 / 41,26 0,22
Europ.Sm&Micro Cap €* 229,03 / 218,12 –5,70 Ausgabe / Rücknahmepreise werden bei mehr als vier
DekaDeNebenwerte AV€* 105,07 / 105,07 –9,67 DJE-Div&Sub P € 382,56 / 364,34 –5,48 EuroSwitch WldProf.OP€* 57,73 / 54,98 –6,01 Div. Str. Eurol. R €* 41,88 / 39,89 –7,83 Water For Life C € 152,52 / 145,26 –6,95 UniEuropa €* 1838 / 1750 –4,08 Vorkomma- ohne Nachkommastellen abgebildet.
DekaDeNebenwerte CF€* 167,03 / 160,99 –9,67 FFPB Div Sel €* 126,82 / 120,78 –7,94 Div.Strat.S&M R €* 55,85 / 53,19 –5,88 Europ.Small Comp.A €* 273,53 / 260,50 –6,81 UniEuropaRenta €* 47,28 / 45,90 1,26
DJE-Europa PA € 315,56 / 300,53 –6,05 Alle Angaben ohne Gewähr, keine Anlageberatung und
DEKA-E.AKT.SPEZ.CF €* 104,88 / 101,09 –6,33 FFPB Dynamik €* 12,58 / 11,98 –5,04 FP Kontinuität €* 63,00 / 60,87 –0,51 European Growth A €* 163,58 / 155,79 –5,12 UniEuroR 2020-netA €* / 96,08 –0,03 -empfehlung.
DJE-Gold&Ressou PA € 124,46 / 118,53 5,50
PB Balanced € 54,94 / 52,32 –2,26 Deka-EM Bond AV €* 96,28 / 96,28 1,34 FFPB Fokus €* 13,08 / 12,46 –7,68 FP Rendite €* 57,73 / 55,78 –1,66 Global Selection A €* 75,62 / 72,02 –3,02 UniEuroRenta 2020A €* / 96,46 –0,01
DJE-InterCash PA € 115,98 / 114,83 –0,45 Internat. Growth A €* 64,58 / 61,50 –6,28
PB Europa €* 43,20 / 41,14 –5,58 Deka-EM Bond CF €* 92,55 / 89,20 1,33 FFPB MTrend Dplus €* 12,83 / 12,22 –5,12 FP Wachstum €* 54,29 / 52,45 –3,92 UniEuroSt.50 A €* 44,61 / 42,89 –4,96
PB Eurorent € 57,19 / 55,52 0,69 DJE-Mittel&Innov PA € 127,75 / 121,67 –7,11 Japanese Equit A €* 50,70 / 48,29 –6,81
Deka-EM Bond TF €* 88,29 / 88,29 1,28 FFPB MTrend Plus €* 13,78 / 13,12 –1,94 H&A Fonds-Select €* 39,05 / 36,01 0,00 UniEuroSt.50-net €* 36,13 / 36,13 –5,00
PB Megatrend € 100,47 / 95,69 –7,05 DJE-Renten Glob PA € 140,08 / 137,33 –0,31
Deka-Eu.Stocks CF €* 36,21 / 34,90 –7,73 FFPB Multitre Flex €* 9,85 / 9,38 –5,80 Multi Global R €* 99,61 / 96,71 –0,79 UniExtra EuroSt.50 €* 89,06 / 85,63 –3,41
PB Triselect € 44,86 / 42,72 –3,32 DJE-Zins&Divid PA € 141,90 / 136,44 –3,28 RentaMax R €* 68,44 / 66,13 0,03
Deka-Eu.Stocks TF €* 32,09 / 32,09 –7,79 FFPB RENDITE €* 11,17 / 10,84 –0,91 UniFavorit: Renten €* 23,60 / 23,14 –0,73
DekaEuAktSpezAV €* 102,84 / 102,84 –6,32 D-RentSp EM 3/2021 € 103,15 / 101,63 0,24 H&A Akt.Sm.Cap EMU €* 104,37 / 99,40 –8,07 Renten Euro Flex €* 32,28 / 32,28 0,06 MK Lux S.A. UniGaExt:D 2019 II €* / 114,71 –0,32
DekaEuAktSpezCF(A) €* 150,13 / 144,70 –6,43 LuxTopic-Akt Eu A € 19,50 / 18,57 –5,26 H&A Dynamik Plus B €* 88,38 / 84,17 –3,92 Rohstoffe & Ress. €* 24,87 / 23,69 –4,91 Plutos Edelm&Rohst €* 31,20 / 31,20 2,51 Die Wandelanleihen-Spezialisten UniGar: AkWelt2020 €* / 118,13 –1,37
C&P Funds (Creutz & Partners) Deka-Europa Neb AV €* 102,82 / 102,82 –7,83 LuxTopic-Akt Eu B € 918,97 / 918,97 –5,23 H&A Multi Asset €* 56,87 / 54,16 –3,42 Rohstoffe 1 R €* 29,88 / 28,46 –5,15 Plutos MultiChan €* 62,88 / 62,88 –5,60 www.salm-salm.de | info@salm-salm.de UniGar: Deut.2019 €* / 111,59 –0,47
C&P ClassiX €* 53,02 / 50,98 –6,45 Deka-Europa Neb CF €* 106,69 / 102,83 –7,83 LuxTopic-Bk Sch PA € 17,75 / 16,90 –3,64 H&A Rend. Pl. CI €* 110,13 / 106,41 –1,69 Rohstoffe 2 LS R €* 46,46 / 44,25 –0,51 Plutos MultiChan I €* 98,71 / 98,71 –5,52 Tel. +49 (6706) 9444-20 UniGar: Dtl.2019 II €* / 109,76 –0,44
C&P QuantiX €* 105,32 / 101,27 –9,83 Deka-Europa Neb TF €* 65,70 / 65,70 –7,89 LuxTopic-Flex € 177,90 / 169,43 –7,13 H&A Rend. Pl. CII €* 123,80 / 119,61 –1,98 RS Flex R €* 46,44 / 44,87 –0,95 Plutos T-VEST Fund €* 51,76 / 51,76 –3,60 Salm Balanced Conv €* 74,70 / 71,48 –2,41 UniGar: EM 2020 II €* / 104,17 –0,26
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Nada-Konferenz
fordert Bestrafung
Russlands
BERLIN (dpa/sid). Der Zusammen-
schluss von 16 Anti-Doping-Agentu-
ren (Nadas) fordert eine sofortige Re-
aktion der Welt-Anti-Doping-Agentur
(Wada) auf einen abermaligen Affront
aus Russland. „Nach mehr als drei Jah-
ren mit Überprüfungen, Unentschlos-
senheit und Kompromissen in Bezug
auf den schlimmsten Dopingskandal
in der Geschichte des Sports, ist es an
der Zeit zu zeigen, dass weder eine Ein-
zelperson noch eine Nation von der
Einhaltung des Welt-Anti-Doping-
Codes ausgenommen ist.“ Das teilte
die Gruppe, zu der auch die deutsche
Nada gehört, in einem Schreiben mit.
Russland hatte zum Jahresende die
Frist für den Zugriff auf die Daten im
Moskauer Kontrolllabor verstreichen
lassen. Dies war die Bedingung für
eine dauerhafte Wiederzulassung der
russischen Anti-Doping-Agentur Rusa-
da. Experten der Wada waren jedoch
unmittelbar vor Weihnachten erfolglos
aus Moskau abgereist. Der Zusammen-
schluss der Nadas fordert nun eine so-
fortige Bestrafung. „Die deutschen Ath-
leten haben ihre Haltung zum interna-
tionalen Anti-Doping-Management
und zum Umgang mit Russland immer
deutlich gemacht. Es müssen sich alle
Stakeholder an die Regeln halten“, sag-
te Silke Kassner stellvertretend für den
Verein Athleten Deutschland. „Es ist
schwer für die Athleten, den handeln-
den Personen und Institutionen zu ver-
trauen.“ Diese müssten das Vertrauen
zurückgewinnen.
In Kürze
Rafael Nadal sagt ab
Tennis-Topspieler Rafael Nadal ist
knapp zwei Wochen vor dem Beginn
der Australian Open abermals verletzt.
Der Spanier sagte wegen einer Blessur
am linken Oberschenkel seine Teilnah-
me in Brisbane ab, um den Start beim
ersten Saisonhöhepunkt 2019 nicht zu
gefährden. „Ich wollte spielen, aber die
Ärzte haben mir abgeraten“, sagte der
Weltranglisten-Zweite am Mittwoch.
„Es ist eine kleine Sache, die viel grö-
ßer werden kann.“ (dpa)
Kerber und Zverev erfolgreich
Das deutsche Tennis-Duo Angelique
Kerber und Alexander Zverev spielt
beim Hopman Cup um die Titel-Chan-
ce. Nach dem zweiten Erfolg in der
zweiten Partie geht es am Freitag in
Perth gegen Gastgeber Australien im
direkten Duell um den Gruppensieg.
Gegen Frankreich meisterten die bes-
ten deutschen Tennisspieler am Mitt-
woch trotz einiger Probleme den nächs-
ten Schritt auf dem Weg in das Finale.
Beide gewannen ihre umkämpften Ein-
zel. Das abschließende Mixed verloren
Kerber/Zverev gegen Cornet/Pouille in
zwei verkürzten Sätzen 3:4 (4:5), 3:4
(3:5). (dpa)
Wiedwald nach Duisburg
Torwart Felix Wiedwald wechselt vom
Fußball-Bundesligaklub Eintracht
Frankfurt zum MSV Duisburg. Der 28
Jahre alte Keeper wird nach Angaben
des Zweitligaklubs bis zum Saisonende
ausgeliehen. Der Profi hatte für Frank-
furt und Werder Bremen gespielt und
war nach einem Jahr bei Leeds United
im Sommer 2018 nach Frankfurt zu-
rückgekehrt. Dort kam er nicht zum
Einsatz. (dpa)
Ergebnisse
Tennis, Hopman Cup in Perth, (Hart) Mixed,
Team, Gruppenphase, Gruppe A: Frankreich –
Deutschland 1:2, Cornet – Kerber 7:5, 2:6, 4:6,
Pouille – A. Zverev 3:6, 7:6 (10:8), 2:6, Cornet/
Pouille – Kerber/A. Zverev 4:3 (5:4), 4:3 (5:3).
WTA-Tour in Auckland (250 000 Dollar), Da-
men, Einzel: Achtelfinale: Görges (Bad Oldes-
loe) – Barthel (Neumünster) 6:4, 6:4.
Ski nordisch, Langlauf, Weltcup/Tour de Ski
in Oberstdorf Herren, 15 km Massenstart klas-
sisch: 1. Iversen (Norwegen) 45:30,3 Min., 2.
De Fabiani (Italien) +0,9 Sek.; 3. Sergej Ustju-
gow (Russland) +2,0; 4. Röthe (Norwegen)
+2,1, 5. Halfvarsson (Schweden) +3,2, 6. Tön-
seth (Norwegen) +3,6.
Langlauf, Weltcup, Tour de Ski in Oberstdorf,
Damen, 10 km Massenstart klassisch: 1. Flug-
stad Östberg (Norwegen) 32:08,9 Min., 2.
Neprjajewa (Russland) +0,1 Sek., 3. Sedowa
(Russland) +5,3, 4. Uhrenholdt Jacobsen (Nor-
wegen) +12,9. 5. Parmakoski (Finnland)
+15,9, 6. Belorukowa (Russland) +16,2.
Gewinnzahlen, Lotto: 5 – 13 – 15 – 17 – 19 –
36. Superzahl: 4. – Spiel 77: 9 9 7 2 6 0 2. – Su-
per 6: 5 9 7 4 5 9
Sport live im Fernsehen
ARD: 13 Uhr: Sportschau, Skilanglauf, Tour de
Ski, fünfte Etappe in Oberstdorf und Skisprin-
gen, Vierschanzentournee in Innsbruck/Öster-
reich, Qualifikation.
EUROSPORT 1: 13 Uhr und 15.15 Uhr: Skilang-
lauf, Tour de Ski, fünfte Etappe in Oberstdorf. 14
Uhr: Skispringen, Vierschanzentournee in Inns-
bruck, Qualifikation.
SPORT1: 20.30 Uhr: Basketball, Bundesliga: Bro-
se Bamberg – medi Bayreuth.
(Durch kurzfristige Absagen oder Verschiebun-
gen können sich Übertragungszeiten ändern.)
„Mir kamen fast die Tränen“: Klopp herzt seinen selbstlosen Stürmer Salah.
Die Kraft des Kollektivs
A
m Neujahrstag wagte sich Hen-
ry Winter, der Fußball-Chef-
reporter der englischen Tages-
zeitung „Times“, mit einer ge-
wagten These an die Öffentlichkeit. „Je-
der Fußballfan sollte feiern, falls Liver-
pool triumphiert“, überschrieb der Jour-
nalist seinen Artikel. Darin argumentier-
te er, dass der Klub des deutschen Trai-
ners Jürgen Klopp in diesen Tagen auf so
vielen Ebenen ein Vorbild für den Rest
der Premier League sei: Nah dran an sei-
nen Fans, engagiert in sozialen Projekten
in der Stadt und darüber hinaus mit attrak-
tivem Angriffsfußball auf einem guten
Weg zur ersten Meisterschaft seit 29 Jah-
ren. Das müsse doch etwas sein, das unge-
achtet aller Rivalitäten auch Fans anderer
Klubs wohlwollend zur Kenntnis nehmen
sollten. Er wusste wohl, welche Reaktio-
nen er damit auslösen würde. Liverpool
gilt unter Anhängern gegnerischer Klubs
ohnehin als Liebling der Medien.
Weiter schrieb Winter, dass jeder, der
aufregenden und furchtlosen Fußball lie-
be, die Flügelläufe der Außenverteidiger
Trent Alexander-Arnold und Andrew Ro-
bertson bewundern solle, und zwar nicht
weniger als die „raubtierhafte Poesie der
Laufwege“ der weithin gefürchteten Stür-
mer Mohamed Salah, Sadio Mané und Ro-
berto Firmino. Damit sind bereits fünf Na-
men von Spielern genannt, die jeweils auf
ihre Weise sinnbildlich stehen für den ge-
genwärtigen Erfolg des FC Liverpool. Es
fehlen allerdings noch Torwart Alisson,
Innenverteidiger Virgil van Dijk, die un-
tereinander konkurrierenden Mittelfeld-
spieler Jordan Henderson, James Milner,
Georginio Wijnaldum und Fabinho, nicht
zu vergessen Xherdan Shaqiri und Naby
Keita. Und selbst diese Aufzählung wird
noch lange nicht dem Umstand gerecht,
dass Liverpools Tabellenführung nicht
das Verdienst einer kleinen Clique von Su-
Auf der Spur der Legende
Einer wie Phil Taylor? Der Niederländer Michael van Gerwen ist der neue Darts-Dominator – doch das könnte bald langweilig werden
FRANKFURT. Der letzte Pfeil von Mi-
chael van Gerwen landete in der Dop-
pel-16. Ein routiniertes Ende einer souve-
rän bestrittenen Darts-Weltmeisterschaft
der Profispielervereinigung PDC – vom
ersten Wurf im Auftaktspiel Mitte Dezem-
ber bis zum letzten Pfeil beim 7:3-End-
spielsieg gegen Michael Smith. Van Ger-
wen drehte sich vom Board ab, ließ sich
von seinem Gegner gratulieren und war
erleichtert. „Ich spürte Druck, ich war ner-
vös, und um ehrlich zu sein: Ich habe
nicht so gut gespielt, wie ich es gerne woll-
te.“ Dennoch protzte er, dass „momentan
keiner an mich herankommt“.
Im Finale am Neujahrsabend blieb er
vor 3000 Zuschauern im Londoner Alex-
andra Palace bei einem Durchschnitts-
punktewert von knapp 102 bei den Serien
von je drei Würfen wie auch in den meis-
ten Runden zuvor unter seinen Möglich-
keiten. Ihm gelangen entsprechend auch
etwas weniger 180er , der Maximalertrag
aus drei Würfen ins wertvollste Drei-
fach-20-Feld. Seine Leistung hat dennoch
gereicht, um ohne Schwierigkeiten im ge-
samten Turnierverlauf den Weltmeisterti-
tel zu gewinnen, der van Gerwen nun end-
gültig zum legitimen Nachfolger der im
vergangenen Jahr abgetretenen Darts-Le-
gende Phil Taylor hat werden lassen. Der
29 Jahre alte Niederländer ist in einem Al-
ter, in dem der mittlerweile 58 Jahre alte
sechzehnmalige Weltmeister Taylor erst
einen Titel gewonnen hatte, bereits drei-
mal zum besten Darts-Spieler des Plane-
Sport
Der FC Liverpool ist
längst ein Team nach
dem Geschmack von
Jürgen Klopp.
Gewinnen die „Reds“
auch bei Manchester
City, dürfte dem
Trainer das Tiefstapeln
schwer fallen.
Von Marcus Erberich,
Brighton
Ein gutes Geschäft: Xherdan Shaqiri
ten gekürt worden. Öfter hat bis heute
nur Taylor das Turnier gewonnen.
Van Gerwen hat mit dem WM-Titel zu-
gleich leise Zweifel besiegt, nachdem er
im vergangenen Herbst Momente durch-
lebt hatte, in denen aus „Mighty Mike“
ein fast normaler Pfeilewerfer zu werden
drohte. Er scheiterte bei Turnieren unge-
wohnt früh. Im Finale der Players Cham-
pionship, dem letzten Turnier vor WM-
Start, fügte er sich gar nahezu emotions-
los in eine Niederlage. Und das, obwohl
sein Jubel nach Volltreffern mit geballter
Faust und verdrehtem Körper samt ver-
zerrtem Gesicht neben seinem neongrü-
nen Shirt sein Markenzeichen ist. Er spür-
te damals erstmals seit vielen Jahren eine
gewisse Ohnmacht gegen den Unwillen
der Pfeile, exakt dort zu landen, wohin
der beste lebende Werfer sie gerne flie-
gen lassen möchte. „Jeder weiß, dass ich
komplizierte Zeiten hatte im vergange-
nen Jahr“, sagte er selbst nach seinem Fi-
nalsieg. Es war selbst bei der so dominant
gestalteten Weltmeisterschaft zu spüren,
dass die gelegentlichen Probleme beim
Beenden eines Spiels durch einen Treffer
in eines der vier mal 0,8 Zentimeter klei-
nen Doppelfelder noch an ihm nagen.
Die Krise hat seinen Erfolgshunger of-
fenbar nicht gemindert. Nachdem er sich
den Sieg gegen den Engländer Smith so-
wie die Prämie von gut 550 000 Euro gesi-
chert hatte, ließ er am Sonntagabend im
Siegerinterview noch eine Ansage an die
Konkurrenz folgen: „Ich denke, dass ich
perstars ist, sondern einer Mannschaft,
die vor allem als Kollektiv gar meisterlich
funktioniert. Der „BBC“-Fußballexper-
te und ehemalige Profi Martin Keown sag-
te, er habe manchmal den Eindruck, es
gebe in Liverpool so etwas wie eine
„Team-Botschaft“. So habe etwa der jun-
ge Alexander-Arnold nach dem 5:1 gegen
Arsenal mit den Medien gesprochen,
„und ich hätte genauso gut dem Trainer
Klopp zuhören können. Sie haben eine ge-
meinsame Sicht auf die Dinge, so profes-
sionell geht es dort zu. Es ist fast wie Pro-
paganda.“
Zu diesem ausgeprägten Teamgeist
passt auch eine Szene aus dem Spiel ge-
gen Arsenal, als Liverpool beim Stand
von 4:1 ein Elfmeter zugesprochen wur-
de. Mohamed Salah schnappte sich den
Ball, übergab ihn dann aber mit einem
breiten Grinsen im Gesicht seinem
Sturmpartner Roberto Firmino. Der ver-
wandelte trocken – und hatte dadurch sei-
nen ersten Hattrick erzielt. Klopp
schwärmte hinterher: „Mir kamen fast
die Tränen, denn wir alle wissen, wie
sehr Mo Tore schießen will. Das war sehr
nett von ihm. Weihnachten ist vorbei,
aber nicht bei diesen Jungs.“
Jürgen Klopp hat beim FC Liverpool
seit seinem Amtsantritt im Herbst 2015
einen Kader geschaffen, der in dieser Sai-
son auch in der Breite so stabil ist, dass
die erste Meisterschaft seit 1990 greifbar
nah erscheint. Das war nicht billig: Umge-
rechnet rund 350 Millionen Euro dürften
allein in den drei vergangenen Transfer-
perioden in frisches Personal geflossen
sein. Besonders wichtig waren zuletzt die
Zukäufe von Virgil van Dijk und Torwart
Alisson für zusammen knapp 150 Millio-
nen Euro: Das Duo gibt der Defensive
der „Reds“ die so lange vermisste Stabili-
tät. Mit nur acht Gegentoren in zwanzig
Ligaspielen stellt Liverpool die mit Ab-
eigentlich schon mehr als drei Weltmeis-
tertitel hätte gewinnen müssen bis zum
heutigen Tag.“ Die Garde an jungen Tur-
nierüberraschungen sollte also nicht mit
allzu großen Hoffnungen in die kommen-
den Jahre gehen.
Wie sieht nun also die Zukunft des
Sports aus? Taylor war die treibende
Van Gerwens Markenzeichen: Geballte Faust und verzerrtes Gesicht
DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2 · S EITE 27
Fotos Reuters, AFP
stand beste Abwehr der Premier League
und ist als einzige Mannschaft noch im-
mer ungeschlagen. Und da im Januar des
vergangenen Jahres Philippe Coutinho
für 130 Millionen von Liverpool zum FC
Barcelona gewechselt war, wirkt das Gan-
ze im Rückblick wie ein gutes Geschäft.
Aber auch „Schnäppchen“ wie Shaqiri,
der im Sommer für 15 Millionen Euro
von Absteiger Stoke City an die Anfield
Road gewechselt ist, oder der junge Schot-
te Andrew Robertson, der 2017 gerade
einmal neun Millionen kostete, sind heu-
te etablierte Bestandteile des Kaders. We-
gen dieser Mischung erfahren der FC
Liverpool und speziell Jürgen Klopp in
England große Anerkennung – trotz der
hohen Ausgaben.
An diesem Donnerstagabend steht nun
das seit Wochen herbeigesehnte Spitzen-
spiel der Premier League auf dem Pro-
gramm: Der FC Liverpool ist bei Man-
chester City zu Gast. Das Team von Trai-
ner Pep Guardiola hat einen frustrieren-
den Dezember hinter sich: Gegen Chel-
sea setzte es Anfang des Monats die erste
Niederlage der Saison, um Weihnachten
folgten weitere Pleiten gegen Crystal
Palace und Leicester City. Weil sich Liver-
pool parallel dazu schadlos hielt, beträgt
ihr Vorsprung vor City vor dem direkten
Aufeinandertreffen sieben Punkte; Totten-
ham hat sich durch seinen Sieg in Cardiff
am Dienstag vorbei an City auf Platz zwei
geschoben. Gewinnt Liverpool auch in
Manchester, wäre das ein großer Schritt
in Richtung Meisterschaft – auch, wenn
Klopp davon nichts hören will. „Im De-
zember wird man nicht Meister“, hatte er
immer wieder gesagt – das gilt freilich
auch für den Januar. Aber, um eine weite-
re These in den Raum zu stellen: Wer
nach 21 Spielen die Tabelle mit neun
Punkten Vorsprung anführt, der ist schon
verdammt nah dran.
Kraft in der Zeit des kontinuierlichen
Wachstums der PDC aus der Nische her-
aus. Van Gerwen ist nun der Topspieler in
einer Zeit, in der Vermarkter Barry
Hearn wie auch seine deutschen Koopera-
tionspartner vom europäischen Festland
dazu tendieren, den Sport gleich einer Zi-
trone auszupressen. Öffentlichkeitswirk-
Foto dpa
Pulisic für
64 Millionen
zu Chelsea
Amerikaner verlässt den
BVB nach dieser Saison
DORTMUND (dpa). Borussia Dort-
mund hat gleich zu Beginn der Winter-
Transferperiode der Fußball-Bundesli-
ga für Schlagzeilen gesorgt. Mit dem
Verkauf von Christian Pulisic an den
FC Chelsea erlöst der Herbstmeister
üppige 64 Millionen Euro, kann jedoch
zumindest bis zum kommenden Som-
mer weiter auf die Hilfe des 20 Jahre al-
ten Talents zählen. Zwar wird der ame-
rikanische Nationalspieler mit soforti-
ger Wirkung an den Premier-League-
Klub transferiert, aber bis zum Saison-
ende ohne Gebühr ausgeliehen. Der
beim BVB ausgebildete Pulisic ist da-
mit nach dem ehemaligen Dortmun-
der Ousmane Dembélé (FC Barcelo-
na/105 Millionen Euro), dem früheren
Wolfsburger Kevin De Bruyne (Man-
chester City/75 Millionen Euro) und
dem einstigen Leipziger Naby Keita
(FC Liverpool/70 Millionen Euro) der
viertteuerste Profi, der aus der Bundes-
liga ins Ausland wechselt.
Nach vielen vergeblichen Versu-
chen, Pulisic zu einer Verlängerung sei-
nes noch bis 2020 laufenden Vertrages
zu bewegen, stimmte die BVB-Füh-
rung dem ungewöhnlichen Deal zu.
„Es war immer Christians großer
Traum, in der Premier League zu spie-
len. Das hat sicher auch mit seiner ame-
rikanischen Herkunft zu tun, und infol-
gedessen war es uns nicht möglich, sei-
nen Vertrag zu verlängern“, sagte
BVB-Sportdirektor
Michael Zorc. „Vor
diesem Hinter-
grund haben wir
uns dafür entschie-
den, ein – ange-
sichts der geringen
Vertragsrestlauf-
zeit – außerordent-
Foto dpa
lich lukratives An-
gebot des FC Chel- Christian Pulisic
sea nun anzunehmen.“ Der Bitte nach
einem Wechsel bereits in der Winter-
pause kam der Bundesliga-Tabellenfüh-
rer jedoch nicht nach. Schließlich soll
die Chance auf die Meisterschaft nicht
verspielt werden. Deshalb hatte Zorc
bereits vor Wochen Transfers ausge-
schlossen, die eine Schwächung des
Teams bedeuten würden.
Der Sportdirektor hegt keine Beden-
ken, dass es Pulisic in der Rückrunde
an Motivation mangeln könnte: „Chris-
tian Pulisic ist ein charakterlich ein-
wandfreier Spieler. Ich bin sicher, dass
er in den kommenden Monaten alles
dafür tun wird, um seine große Quali-
tät ins Team einzubringen.“ Mit dem
Verkauf von Pulisic verliert der Revier-
klub abermals ein vielversprechendes
Talent. Allerdings hatte der Außenstür-
mer seinen Stammplatz zuletzt an den
erst 18 Jahre alten Jadon Sancho verlo-
ren. Pulisic zeigte sich dankbar: „Ich
wäre nicht dort, wo ich heute bin, ohne
den BVB und sein Vertrauen in junge
Spieler und ihnen eine Chance zu ge-
ben, sich auf so hohem Niveau wie
dem der Bundesliga und auch der
Champions League zu beweisen.“
Die Suche nach einem Ersatz für Pu-
lisic hat derweil längst begonnen. An-
geblich soll Thorgan Hazard die Lücke
schließen. Der 25 Jahre alte Belgier
steht bis 2020 bei Borussia Mönchen-
gladbach unter Vertrag. Für BVB-
Coach Lucien Favre ist Hazard kein Un-
bekannter. Beim Wechsel des Stür-
mers zu Mönchengladbach 2014 war
der Schweizer sein Trainer.
same Maßnahmen wie die Teilnahmebe-
rechtigung für zwei Frauen wiesen bei die-
ser WM den Weg, um neue Kundschaft zu
erschließen. Die Zahl der Turniere ist in
den vergangenen Jahren zudem deutlich
gestiegen, vor allem im lukrativen deut-
schen Markt. Das bietet immer mehr Wer-
fern die Möglichkeit, an der Scheibe ein
solides Einkommen zu erzielen.
Dennoch droht vielen Wettbewerben
der Status einer gewissen Beliebigkeit.
Das Wachstum dürfte fortschreiten, solan-
ge genug Zuschauer den Besuch der Tur-
niere mit dem oktoberfestähnlichen und
bierseligen Rahmen als Spaß empfinden
und in immer neuen Outfits verkleidet an-
reisen. Irgendwann könnte der Boom
aber ein jähes Ende finden. Taylors Siege
wurden immer als neue Sensation erach-
tet. Eine Dominanz van Gerwens könnte
für den Sport aber zu einer tödlichen Lan-
geweile führen.
Irgendwann aber wird van Gerwen ein
unscheinbares Problem lösen – und seine
geliebten Pfeile austauschen müssen. Die
anderen Spieler nutzen immer wieder
neue Sets des gleichen Darts-Modells, der
Niederländer spielt hingegen seit vielen
Jahren die selben drei Pfeile, die von den
Zusammenstößen mit den anderen bei-
den Darts schon regelrecht glattgerieben
sind. Ein neues Set könnte das System
van Gerwens zumindest kurzzeitig in ein
Ungleichgewicht bringen. Die Hoffnung
auf ein Ende der Ära ist für die Konkur-
renz des Niederländers freilich auch dann
denkbar vage. DANIEL MEUREN
SEITE 28 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · N R. 2
Bilder einer Karriere: Michael Schumacher bejubelt 2001 seinen Sieg in Spa, kommt 2011 in Malaysia einem Fan ganz nahe und zeigt in Monza 2000 (rechts unten) Gefühle.
E
s gibt Neuigkeiten von Mi-
chael Schumacher. Eine
App. Von diesem Donners-
tag an kann sie heruntergela-
den werden. Ein paar Klicks
und schon steht der gemeine
Fan des Rekord-Weltmeisters mitten in ei-
nem virtuellen Museum. Es bietet den
Blick auf eine wundersame Formel-1-Kar-
riere, die alles in den Schatten stellte: Auf-
gestiegen aus der Kiesgrube in Kerpen-
Manheim, hineingefahren in die große
Welt des Motorsports und abgefahren
2012 als scheinbar Uneinholbarer: Allein
91 Siege sind dabei herausgekommen,
mehr als manch bedeutender oder sich da-
für haltende Kollege je an Rennen gefah-
ren ist, und sieben WM-Titel. Diese Le-
bensrunde am Limit lädt ein zu einer Erin-
nerungsfahrt in die größte Zeit des deut-
schen Motorsports (ARD, 16.15 Uhr). Sie
lenkt den Blick auf Details einer Karriere,
die im Rausch der Erfolge in den Hinter-
grund gerückt sind, fast vergessen schei-
nen. Stimmt, Schumacher hat Eddie Irvi-
ne 1999 einen Sieg geschenkt, damit sein
irischer Teamkollege bei Ferrari im Ren-
nen um den Titel bleiben konnte. Er hat
seinerzeit beim Tankstopp während eines
Grand Prix in Österreich im Rückspiegel
seelenruhig die Flammen am Tankstut-
zen lodern sehen und die Löscharbeit der
hektischen Mechaniker beobachtet, ehe
er das Rennen fortsetzte und gewann.
Das mögen vergessene wie aufschluss-
reiche Schlüsselszenen zur besseren Er-
klärung eines besonderen Charakters ge-
wesen sein. Die bohrende Neugier der
Menschen werden sie am Tag von Schu-
machers rundem Geburtstag (50) nicht
beantworten: Wie geht es ihm? Kein
Grußwort, kein persönlicher Auftritt.
Seit seinem fatalen Ski-Unfall vor fünf
Jahren ist der zwar zurückhaltende, aber
doch lebensfrohe Schumacher nicht mehr
Er fliegt wie ein Blatt Papier
Schnell, explosiv und stabil: Der Japaner Ryoyu Kobayashi ist der Dominator dieses Skisprung-Winters
E
r fliegt und siegt. Genauso, wie
man das von Ryoyu Kobayashi er-
wartet hat. Der Japaner ist im
Skispringen derzeit das Maß al-
ler Dinge. Ein 22 Jahre junger Mann, der
gern mit schnellen Autos fährt und auch
bei der Ausübung seines fliegenden Be-
rufs schneller als die Konkurrenten ist.
Schneller auch als Markus Eisenbichler,
der sich zur Halbzeit der Vierschanzen-
tournee in einer prächtigen Ausgangs-
lage befindet. Der 27 Jahre alte Oberbay-
er aus Siegsdorf liegt dank seiner beiden
zweiten Plätze von Oberstdorf und Gar-
misch-Partenkirchen auch im Gesamt-
klassement auf dem zweiten Rang – ledig-
lich 2,3 Punkte hinter Kobayashi. Doch
wer ist Kobayashi? Was macht den
schweigsamen Springer aus Fernost so
stark?
Mit der Empfehlung von vier Weltcup-
siegen zur Vierschanzentournee gereist,
hat Kobayashi, der nach der Generalpro-
be von Engelberg zum Entspannen in die
weit entfernte Heimat geflogen ist, sei-
ner stattlichen Ausbeute zwei weitere Sie-
ge hinzugefügt und sein Preisgeldkonto
auf derzeit 84 600 Euro aufgestockt.
Geld, das sich der schmächtige Japaner
50
Eine App zum runden Geburtstag soll
den Fans Michael Schumacher näher-
bringen: Aber die wichtigste Frage wird
nicht beantwortet: Wie geht es ihm?
Von Anno Hecker
Rotes Team: Schumacher feiert mit Managerin Sabine Kehm und Physiothe-
rapeut Balbir Singh.
redlich verdient hat und über den Olym-
piasieger Andreas Wellinger schon beim
Weltcup in Kuusamo anerkennend sagte:
„Unser kleiner Japaner ist geflogen wie
ein Blatt Papier.“ Kobayashi ist der
Mann, der der langen Wartezeit ein Ende
setzen kann. Der letzte Skispringer aus
Japan, der bei der Vierschanzentournee
triumphiert hat, war Kazuyoshi Funaki –
vor 21 Jahren. Das könnte sich jetzt än-
dern, denn der Dominator dieses Ski-
sprung-Winters hat nicht nur eine „ganz
tolle Absprungtechnik“, wie Bundestrai-
ner Werner Schuster findet: „Er hat den
Ski auch unfassbar schnell am Körper.“
Richard Freitag, 2017 noch der beste
deutsche Skispringer und als Gesamtwelt-
cup-Führender zur Tournee mit großen
Hoffnungen und Erwartungen gekom-
men, die er wegen seines Sturzes auf der
Innsbrucker Bergiselschanze nicht erfül-
len konnte, schwärmt: „Ryoyu hat oben
keine Ecke drin. Er macht keinen Zapp-
ler – nichts. Er ist extrem auf Speed
oben, dann funktioniert es einfach.“
Auch für Norwegens österreichischen
Chefcoach Alexander Stöckl ist Kobaya-
shis Geschwindigkeit der entscheidende
Schlüssel zum Erfolg. „Er überbrückt un-
Sport
Foto Imago
glaublich schnell die erste Flugphase.
Schneller als alle anderen.“ Und vom ers-
ten Grand-Slam-Sieger Sven Hannawald,
der mittlerweile sein Wissen als Euro-
sport-Experte weitergibt, ist zu hören,
„dass bei ihm alles aus einem Guss ist.
Das eine geht in das andere über.“ Schnel-
ler als alle anderen stellt Kobayashi un-
mittelbar nach seinem explosiven Ab-
sprung ein stabiles Flugsystem her.
Das war nicht immer so, „denn ich
habe mir vieles von den Konkurrenten
abgeschaut“, wie der Japaner nach sei-
nem Sieg beim Neujahrsspringen in Gar-
misch-Partenkirchen verriet. Stöckl be-
schrieb es so: „Er geht technisch extrem
gut vom Tisch weg.“ Besser als allen an-
deren ist es Kobayashi zudem gelungen,
mit den neuen Regeländerungen zurecht-
zukommen. Weil die Athleten, anders als
früher, jetzt ohne Schuhe gewogen wer-
den, was einen Unterschied von zirka ein-
einhalb Kilogramm ausmacht, haben sie
jetzt wieder kürzere Ski. Kobayashi
kommt mit dieser Umstellung derzeit am
besten von allen Springern zurecht. „Ko-
bayashi hatte immer so viel Ski, das hat
ihn immer erschlagen, das konnte er
nicht halten. Möglicherweise war das der
in Erscheinung getreten. Jeder kann sich
seinen Teil dazu denken. Die App soll da-
bei auf modernstem Weg helfen, Schuma-
cher zu verstehen und seinen Weg bis in
die Gegenwart zu akzeptieren: als Renn-
fahrer mit besonderen Fähigkeiten und ei-
nem speziellen Umgang mit Grenzen.
91/7 – diese Ziffern werden als greifba-
re Belege für die Größe Schumachers stän-
dig zitiert. Vor seiner Ära schien es unvor-
stellbar, dass ein einziger Fahrer so viele
Grand Prix und so viele Titel würde ge-
winnen können. Inzwischen ist Lewis Ha-
milton auf dem Wege, den Deutschen ein-
zuholen. In drei Jahren könnte es so weit
sein. Und dennoch behauptete der Brite
jüngst in der „Bild am Sonntag“, Schuma-
cher werde auch dann der „Allergrößte“
bleiben (wenn er es ist). Vielleicht erlaub-
te sich Hamilton eine Freundlichkeit ge-
genüber einem deutschen Medium. Zwei-
fellos aber ist die Nähe des leidenschaftli-
chen Senna-Verehrers zu Schumacher ge-
wachsen mit seinem Aufstieg im Merce-
des zum Star der Szene. Dahinter steckt
eine Entdeckung, die wohl nur Champi-
ons mit der Fähigkeit zu Seriensiegern er-
leben können: ein Gefühl für die Kraft zu
entwickeln, die ein Mensch aufbringen
muss, um über 16 Jahre zwischen 1991
und 2006 an der Spitze zu kreisen.
In dieser „ersten“ Formel-1-Karriere
bis zum ersten Rücktritt fuhr Schumacher
elf Mal um die WM mit, die Anfänge im
Jordan und Benetton, die Ferrari-Krise
1996 und den Beinbruch im Sommer
1999 eingerechnet. So eine Konstanz auf
höchstem Niveau gab es nie zuvor. Sie
war Ausdruck einer ungeheuren Konse-
quenz in den kleinen wie in den großen
Dingen. Sein Talent voll auszuschöpfen,
nichts dem Zufall zu überlassen, jedes
Überlegenheitsgefühl nach Siegen mit ei-
nem Zweifel an einer Fortsetzungsauto-
matik zu dämpfen, Kritik im Sinne einer
„Er macht keinen Zappler – nichts“:
Die Konkurrenz lobt Kobayashi. Foto AFP
F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Fotos Imago, AP, Action Press
verschworenen Teamgemeinschaft nur in-
tern zu äußern und externe Kritik, auch
böswillige Angriffe oder Schmähungen
auszuhalten, auszusitzen, wie seinerzeit
Kanzler Kohl und heute Angela Merkel.
Wie schafft man das? Auf verschiede-
nen Wegen. Anders als Hamilton ist Schu-
macher immer das geblieben, was er ur-
sprünglich sein wollte. „Nur“ ein Rennfah-
rer, allen Angeboten zum Trotz. In die
Kunstausstellung folgte er seinem Renn-
leiter Jean Todt aus Freundschaft und
dann wohl nie wieder, politische Aussa-
gen überließ er den Politikern. Und dem
Boulevard schlug er schnell das Garten-
tor vor der Nase zu. „Ich kann ein biss-
chen besser Auto fahren als andere“, sag-
te er einst auch ein bisschen kokettierend
dieser Zeitung, wunderte sich aber ernst-
haft über den Eifer erwachsener Auto-
grammjäger und schmunzelte später über
scharfzüngige, unerbittliche professionel-
le Kritiker, die zum Ende seiner Dienst-
zeit eine Widmung auf ihrer Akkreditie-
rung wünschten: „Ich hatte manchmal
das Gefühl, das mich manche nicht ver-
standen haben oder wollten.“
Wie der Rennfahrer Schumacher im In-
nersten tickt, lässt sich deutlicher an sei-
nem Comeback von 2010 an mit Merce-
des ablesen. Die Formel 1 war drei Jahre
weiter in ein neues Zeitalter gefahren, der
Rekordchampion 41. Er wusste um das Ri-
siko, nicht anknüpfen zu können an die al-
ten Zeiten und den Nimbus des Siegerty-
pen zu verlieren. Schumacher schlug die
Warnungen in den Wind. Weil die Leiden-
schaft für das Rennfahren größer war als
die Sorge, dem 91/7 und der damit verbun-
denen Erwartung nicht gerecht werden
zu können. Er war längst unabhängig und
noch verliebt genug, selbst Niederlagen in
Serie gelassen auszuhalten. Da zeigte sich
die Konsequenz, die ihn so groß gemacht
hat, als Herzenssache. Sie wirkt bis heute.
Clou“, sagte Schuster. „Er ist einfach
wahnsinnig gut.“ Der Lohn: Sieg auch in
Garmisch-Partenkirchen. Eisenbichler
sprang zwar zweimal weiter von der Gro-
ßen Olympiaschanze am Gudiberg. Doch
weil Kobayashi mit widrigeren Windver-
hältnissen zu kämpfen hatte, gab es dafür
mehr Punkte, die letztlich den Unter-
schied ausmachten. „Kobayashi ist in ab-
soluter Überform“, sagte der Bundestrai-
ner und verband dies mit einem Wunsch:
„Hoffentlich erleben wir die Entschei-
dung dieser Tournee erst am Ende in Bi-
schofshofen.“
Dass auch im Skispringen Videostudi-
um betrieben wird und sich die einzelnen
Nationen anschauen, was die anderen
machen, ist kein Geheimnis. Nur: Es
lässt sich nicht eins zu eins übertragen
und kopieren, was einer wie Kobayashi
jetzt schon seit Monaten mit Können,
Konstanz und Konsequenz zeigt. Norwe-
gens Cheftrainer Stöckl beschrieb es
schon bei der Generalprobe in Engelberg
so: „Man kann nicht zum Stjernen sagen:
Spring wie der Kobayashi. Das geht
nicht. Der ist größer, der ist vom Grund-
stil ganz anders. Aber zumindest bei den
Phasen, die Kobayashi besser macht,
muss man versuchen, dass der Athlet mit
Das Aus von Severin Freund
Harte Landung
eine Klasse tiefer
Von Ralf Weitbrecht
E
zeit
nde einer Dienstfahrt. Dass für
Severin Freund schon zur Halb-
der Vierschanzentournee
Schluss ist, überrascht nicht. Zu groß
ist immer noch der Rückstand, den
der einstmals beste deutsche Skisprin-
ger derzeit zur Weltspitze aufweist.
Zwei Kreuzbandrisse, annähernd
zwei Jahre Wettkampfpause: Das
kann selbst ein ausgewiesener Fach-
mann wie Freund nicht ungeschehen
machen. Freund wusste um diese
schwere Hypothek, und er wusste
auch, dass ihm Bundestrainer Wer-
ner Schuster nur bis zu einem gewis-
sen Punkt den Rücken freihalten wür-
de. Dieser Punkt ist jetzt erreicht.
Nach den ersten beiden Wettkämp-
fen der Vierschanzentournee haben
auch die vielen Zuschauer an den aus-
verkauften Schanzen in Oberstdorf
und Garmisch-Partenkirchen gese-
hen, dass ihr einstiger Liebling nicht
mehr so hoch abspringt und so weit
fliegt, wie es der Niederbayer viele
Jahre lang gemacht und sein Publi-
kum dabei verzückt hat.
Jetzt muss Freund
also Jüngeren wie
Constantin Schmid
den Vortritt lassen.
Mannschafts-Olympiasieger, Welt-
meister, Gesamt-Weltcupsieger, Zwei-
ter bei der Vierschanzentournee:
Freund hat viel erreicht, sehr viel so-
gar. Ein Jahrzehnt lang ist er das Ge-
sicht des deutschen Skispringens ge-
wesen. Der 30-Jährige ist zu einem
bewunderten Athleten aufgestiegen
– und mit ihm auch sein Coach, der
Medaillen- und Meistermacher Schus-
ter. Freund hat jetzt erkannt, dass die
Lücke nach den beiden verletzungsbe-
dingten Rückschlägen doch nicht so
schnell zu schließen ist. Dass Schus-
ter zuletzt davon sprach, Optimisten
den Zahn gezogen zu haben, Freund
werde zur alten Größe wiederaufer-
stehen, klang hart, entsprach jedoch
den Fakten. Platz 36 in Oberstdorf,
Platz 41 in Garmisch-Partenkirchen:
Bezogen auf frühere Verhältnisse, wa-
ren dies nicht vorstellbare und vor-
zeigbare Resultate. Beide Male schaff-
te es der einstige Überflieger Freund
noch nicht einmal, sich für den je-
weils zweiten Durchgang zu qualifi-
zieren, für den die besten dreißig Ski-
springer startberechtigt sind.
Freunds Leistung stimmt nicht, also
muss er Jüngeren wie Constantin
Schmid den Vortritt lassen.
Schritt für Schritt und nur nichts
überstürzen – das war zumeist die
Formulierung, die Freund mit einem
Lächeln im Gesicht benutzte, als er
professionell Rede und Antwort
stand. Freund wird weiter im Fokus
stehen – allerdings eine Klasse tiefer.
Klingenthal statt Bischofshofen: Erst-
mals seit neun Jahren startet Freund
an diesem Wochenende im Continen-
tal Cup. „Ich bin mir für nichts zu
schade, und es wird auch kein Zucker-
schlecken. Aber ich werde versuchen,
dort an den richtigen Schrauben zu
drehen.“ Zu wünschen ist es ihm.
Hilfe von Technik und Material in diese
Richtung kommt und er genauso schnell
fliegt.“ Den idealen Skisprungkörper?
Gibt es für Stöckl nicht. Sein Springer An-
dreas Stjernen, bei der aktuellen Tournee
mit 523,5 Punkten Vierter, ist 1,87 Meter
groß und kann Springen gewinnen. Ko-
bayashi hat 548,9 Punkte, Eisenbichler
546,6 und der Drittplazierte Dawid Kuba-
cki aus Polen 526,0, „Im Basketball muss
man groß sein, im Turnen klein. Im Ski-
springen muss man nur leicht sein. An-
sonsten gibt es keinen Idealkörper“, so
Stöckl. Kobayashi ist 1,71 Meter groß,
fünf Zentimeter länger als sein Bruder
Junshiro, der gleichfalls ein exzellenter
Skispringer ist und beim Neujahrssprin-
gen Fünfter wurde.
Ryoyu Kobayashi – das ist der Mann,
den alle jagen und den es zu schlagen
gilt. Nach seinem Sieg in Garmisch sagte
der Japaner über seinen ärgsten Verfol-
ger Markus Eisenbichler: „Ich war sehr
aufgeregt, weil er so gut war. Das hat
mich schon beeindruckt.“ Die Flugshow
geht weiter. An diesem Donnerstag müs-
sen sich die Springer am Bergisel in Inns-
bruck für den Wettkampf am Freitag qua-
lifizieren. Für Kobayashi ein Kinder-
spiel. RALF WEITBRECHT
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Grünes Kanu
Wasser überall: Auf Flüssen und
Seen zwischen Inseln und Wäldern
unterwegs durch Südfinnland. Seite 2
Wandel und Aufbruch: Am Elizabeth Quay trennte noch vor kurzem eine Autobahn die Stadt von ihrem Fluss. Jetzt ist dort eine Promenade mit Yachthafen, Kinderkarussell und Weinbars entstanden.
K Der späte Frieden
eine halbe Stunde dauerte es,
den Prozess zu eröffnen, die
Schuld festzustellen, das Ur-
teil zu vollstrecken. Dann
war Midgegooroo, Anführer
des Aborigine-Volkes der Noongar, ein to-
ter Mann, erschossen nicht viel anders
als ein räudiger Hund am 22. Mai 1833
von den Soldaten der vier Jahre zuvor ge-
gründeten, englischen Kolonie Perth,
weil er es nicht hinnehmen wollte, dass
die Fremden das Land der Einheimi-
schen stahlen. Keine zwei Monate dauer-
te es, bis auch Midgegooroos Sohn Yagan
den Tod fand, nach Gewalttaten gegen
die Siedler heimtückisch ermordet von
dem jungen James Keates, dann enthaup-
tet, gehäutet, verscharrt und geschändet.
Yagans Kopf wurde über Eukalyptusfeu-
er geräuchert, als Trophäe fürs Kuriositä-
tenkabinett des wilden Mannes nach Eng-
land geschafft und mit den besten Emp-
fehlungen der Liverpool Royal Instituti-
on übergeben. Fast zweihundert Jahre
sollte es dauern, bis Yagan Gerechtigkeit
widerfuhr und man sich in Perth zu einer
gebührenden Ehrung entschloss: mit ei-
nem zentralen Platz, der im März dieses
Jahres eröffnet wurde und Yagan als Sym-
bolfigur für den Widerstand der Aborigi-
nes gegen die englischen Besatzer wür-
digt – und der als einziger öffentlicher
Ort von Bedeutung in Australien den Na-
men eines Ureinwohners trägt.
Alles scheint im Wandel zu sein in
Perth, nicht nur der Umgang der Stadt
mit ihrer blutjungen, dennoch schmerz-
haften und bis auf die anfänglichen
Scharmützel erschütternd ereignislosen
Geschichte, die sie fast ausschließlich
mutterseelenallein in der Isolation der ty-
rannischen Weite Westaustraliens ver-
bracht hat. Im Jahr 1829 kamen die ers-
ten Siedler, nicht mehr als ein paar hun-
dert von blumigen Versprechungen ver-
führte Seelen, fanden statt Milch und Ho-
nig nur Hitze und Hunger und mussten
sich auch noch von Karl Marx verhöhnen
lassen, der in seinem „Kapital“ Perth als
Musterbeispiel einer gescheiterten Kolo-
nisation verspottete. Die Siedler blieben
bis zum großen Goldrausch von Kalgoor-
lie in den neunziger Jahren des neunzehn-
ten Jahrhunderts weitgehend unter sich,
bekamen nur sporadisch Besuch von ei-
nem Versorgungsschiff und konnten sich
erst in den siebziger Jahren des zwanzigs-
ten Jahrhunderts auf die erste asphaltier-
te Straßenverbindung zum Rest Australi-
ens freuen.
So schmorte Perth Jahrzehnt um Jahr-
zehnt im eigenen Saft aus einsamer Lan-
geweile und langweiliger Einsamkeit,
schwamm aber zugleich in einem Ozean
aus Geld, weil sich die meisten Boden-
schätze Australiens im westlichen Teil
des Kontinents konzentrieren. Gold und
Diamanten, Nickel und Zinn, Uran und Ei-
sen liegen wie im Garten des Midas unter
der roten Erde des Outback und dazu fast
drei Millionen Tonnen Lithium, so dass
der Reichtum auch mit der digitalen Revo-
Schwarze Pharaonen
Sudan ist ein Land am Abgrund.
Aber es hütet auch einen grandiosen
archäologischen Schatz. Seite 3
des Kriegers Yagan
Schwerreich und sterbenslangweilig: Das war Perth wegen
seiner Bodenschätze und seiner Isolation über Jahrzehnte hinweg.
Jetzt ist die Hauptstadt von Western Australia aus ihrer Agonie
aufgewacht – mit spektakulären Folgen. Von Jakob Strobel y Serra
lution des einundzwanzigsten Jahrhun-
derts nicht versiegen wird. Fünfzig Meter
lange „Road Trains“, Lastwagenungetü-
me mit drei, vier Anhängern, schaffen die
Schätze der Erde aus dem Hinterland an
die Küste, im Auftrag von BHP Billiton
und Rio Tinto, den beiden größten Berg-
baukonzernen der Welt, und von Gina
Rinehart, der beinharten, zweiundzwan-
zig Milliarden Dollar schweren Eisenerz-
magnatin, die es nicht nur zur reichsten
Frau von Perth, sondern der ganzen Welt
gebracht hat. Mit ihren Wolkenkratzern
beherrschen die Minengiganten bis heute
die Silhouette von Perth. Doch Leben
konnten sie der Welthauptstadt der Roh-
stoffe noch nie einhauchen, deren Bewoh-
ner – so lautete das ungeschriebene Ge-
setz der Stadt – am liebsten in den Voror-
ten beim Barbecue ihre Freizeit totschlu-
gen und dabei das Zentrum ihrer Stadt
veröden ließen.
Doch jetzt will Perth nicht länger die
schwerreiche, sterbenslangweilige Jungfer
ohne Märchenprinz sein. Jetzt zieht es die
Menschen ins Herz der Stadt, das sich für
sie hübsch und feinmacht, allen voran mit
dem Yagan Square und seiner angrenzen-
den Markthalle voller lokaler Delikates-
sen. Der Platz hat die Stadt geöffnet, be-
freit aus einem selbstgewählten Gefäng-
nis, weil er nun als Scharnier zwischen
dem Geschäftszentrum einerseits und
dem Kneipen-, Studenten-, Museums- und
Emigrantenviertel North Bridge anderer-
seits funktioniert. Jahrzehntelang waren
diese beiden Orte durch Bahngleise von-
einander getrennt und wollten nichts mit-
einander zu tun haben – was nur Perths Pu-
ritanern recht sein konnte, weil North
Bridge einen üblen Leumund als Sünden-
pfuhl voller leichter Mädchen und schwe-
rer Jungs hatte, wovon eine Filiale der
Heilsarmee von fast vatikanischen Ausma-
ßen bis heute beredtes Zeugnis ablegt.
Der Yagan Square ist ein Ort voller Me-
taphern. Die Sitzbänke sind wie Bume-
rangs geformt, der Corten-Stahl der
Markthalle soll an das Rot der Outback-
Erde erinnern, die terrassierten Schrägen
Reiseblatt
Weiße Hochhäuser
Alles muss raus: Der City-Hof in
Hamburg wurde nicht für die Ewig-
keit gebaut. Eigentlich schade. Seite 5
symbolisieren den Tagebau der Minen, alle Aborigines nach sechs Uhr abends un-
ein Obelisk aus schwarzem und rotem ter Androhung von Gefängnis zu verlas-
Granit ist eine Verbeugung vor Yagan, sen hatten, eine australische Apartheid
der am liebsten die schwarz-rote Feder ei- von den ersten Stunde der Besiedelung an
nes Kakadus im Haar trug. Und stellver- mit Spätfolgen bis in die Gegenwart.
tretend für alle Ureinwohner überragt Denn noch immer haben viele Nachfah-
„Wirin“ wie ein gigantischer Giacometti ren von Yagan und Midgegooroo ihren
den Platz, die spindeldürre, zehn Meter Platz im Leben und im modernen Austra-
hohe, nach dem Ureinwohnerwort für lien nicht gefunden, und wahrscheinlich
Geist benannte Stahlskulptur eines Noon- für immer werden einige von ihnen, wie
gar-Kriegers mit Speer und Lenden- jetzt auch, am helllichten Tag trinkend,
schurz, ungeheuer beeindruckend in ihrer grölend, pöbelnd auf dem Yagan Square
schlichten Monumentalität und mit ih- herumlungern, ein Grund mehr für Wi-
rem durchbohrenden Gesichtsausdruck rin, schmerzvoll in die Welt zu blicken.
voller stummem Schmerz, aber auch vol- Auch die anderen Brutstätten des neu-
ler ungebrochenem Stolz – ganz so, als en Perth werden Yagans Kindeskindern
wollte uns dieser Krieger daran erinnern, wohl kaum das Leben leichter machen.
dass bis 1954 die Grenze der „Exclusion Denn sie richten sich an ein zahlungskräf-
Zone“ hier verlief, jenes Gebietes, das tiges Publikum, das seinen Alkohol lieber
Stolz und Schmerz: Ein Noongar-Krieger überragt den Yagan Square. Foto mauritius
Schwarzes Loch
Der Kriegsreporter Wolf Böwig
nähert sich allmählich dem Ende
der Grand Trunk Road. Seite 6
aus Weingläsern als aus Schnapsflaschen
trinkt und sein Leben im öffentlichen
Raum nach hedonistischen statt autode-
struktiven Kriterien gestaltet. Am Hiber-
nian Place, über Jahrzehnte eine urbane
Brachlandschaft, haben nun ein Luxusho-
tel und ein Restaurantkomplex mit orien-
talischer Rooftop Bar, Hipster-Kaffeerös-
terei und Tischtennisplatten vor der Tür
für ein schnelles Feierabend-Match das
Kommando von den Obdachlosen über-
nommen. Am Elizabeth Quay, bis vor kur-
zem noch eine sechsspurige Stadtauto-
bahn, wachsen gerade die Doppeltürme
des Ritz Carlton in die Höhe, einer als Ho-
tel, der andere für Apartments zu Boom-
town-Preisen – die Ein-Zimmer-Bude
gibt es für umgerechnet eine halbe Milli-
on Euro, drei Zimmer kosten das Doppel-
te, was nicht nur chinesischen Investoren,
sondern auch den glänzend bezahlten
Bergbauingenieuren fast als Schnäpp-
chen vorkommen muss.
Z
u Füßen der Türme hat sich
Perth spektakulär dem Swan
River geöffnet, der sich im
Stadtgebiet zu einer Art Rie-
sen-Außenalster weitet, inklusi-
ve Promenade, Marina, Straßencafés,
Minigolfplatz und einem altertümlichen
Kinderkarussell mit Gardepferdchen und
venezianischen Motiven. Und am Rand
der Innenstadt ist ein neues Stadion für
den enorm populären Australian Football
entstanden, einer verwegenen Mischung
aus Fußball, Rugby und einem traditionel-
len Aborigine-Ballsport, das über eine ex-
pressionistische, siebzig Meter hohe Fuß-
gängerbrücke in Sinuskurvenform zu er-
reichen ist. Damit will Perth endgültig sei-
nen Suburbia-Fluch loswerden, sein Zen-
trum zum Herzen der Stadt machen und
die Autos obsolet werden lassen – und hat
deswegen nur folgerichtig im öffentlichen
Nahverkehr den Nulltarif eingeführt.
Laufen ist schon jetzt die sinnvollste
Option in Perth, obwohl die Stadt fast
zwei Millionen Einwohner hat und unfass-
bare sechstausend Quadratkilometer Flä-
che bedeckt, siebenmal mehr als Berlin.
Doch das Allermeiste davon ist wahlwei-
se Vorstadtidyll oder Vorstadthölle, wäh-
rend sich das Sehens- und Erlebenswerte
fast ausschließlich im Zentrum konzen-
triert, so wie die Hinterlassenschaften
der Kolonialzeit, die angesichts der kur-
zen, ereignisarmen Geschichte erstaun-
lich üppig sind. Das älteste erhaltene Ge-
bäude der Stadt, ein schlichter, weißer Zie-
gelsteinbau mit ionischen Säulen als einzi-
gem Schmuck, stammt aus dem Jahr
1836, ist nicht größer als ein Einfamilien-
haus und wurde je nach Bedarf als Kir-
che, Schule, Gerichtsgebäude oder Ge-
fängnis genutzt, wobei die weißen Delin-
quenten in dem Häuschen gefangen gehal-
ten und die Aborigines wie Hunde drau-
ßen angekettet wurden. Die Sankt-
Georgs-Kathedrale und der Gouverneurs-
palast in seinem vornehmen Park sind
schöne, viktorianische Beweise dafür,
NR. 2 · SEITE R 1
DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019
Foto Archiv
dass es mit Perth irgendwann aufwärts-
ging, und der London Court im Post-Tu-
dor-Stil der dreißiger Jahre ist bis heute
der prachtvollste Ausdruck der Segnun-
gen, mit denen die Natur den Westen Aus-
traliens beschenkt hat.
Der Court wurde vom damals reichsten
Mann der Stadt gebaut, der sein Geld mit
Gold gemacht hatte, deswegen lauter An-
spielungen auf das Edelmetall wie Halbre-
liefs spanischer Armadas mit Bäuchen
voller Inka-Gold in die Architektur ein-
fließen ließ und mit seinem Prachtbau po-
tentielle Investoren von den unbegrenz-
ten Möglichkeiten Western Australias
überzeugen wollte – und deswegen das
Gebäude so konzipierte, dass sich hinter
der Fachwerkfassade, Simsalabim, ein Se-
rail öffnet: eine Gasse, die dem alten Lon-
don nachempfunden ist, voller Wappen,
Fabeltieren und mittelalterlichem
Schnickschnack steckt, im Souterrain
einst den ersten Raum in Perth mit Klima-
anlage beherbergte – womit er in der Glut-
hitze der Stadt die Geldgeber in Verzü-
ckung geraten ließ – und als Anleitung
fürs Reichwerden die Inschrift der Liber-
ty’s Clock an der Great Marlborough
Street in London zitiert: „No minute gone
comes ever back again / take heed and see
ye nothing do in vain.“ Heute haben es
sich im London Court nicht nur Juweliere
und Antiquitätenhändler, sondern auch
Geldwechsler, Schuhflicker und Eisver-
käufer bequem gemacht, ein klares Zei-
chen dafür, dass in der tyrannischen Isola-
tion dieser Stadt Dünkel und Allüren zu-
mindest bisher noch keine Chance haben.
Das gilt auch für das schönste Kronju-
wel von Perth, „The Treasury“, das ehema-
lige Schatz- und Postamt, das den Kilome-
ter null im Bundesstaat Western Austra-
lia markiert. Heute erscheint die Vorstel-
lung so verbrecherisch wie absurd, dass
diese viktorianische Kostbarkeit zwanzig
Jahre lang vor sich hin rottete, eine Ruine
voller Ratten, ein Schandfleck im Herzen
der Stadt. Vor sechs Jahren erbarmte sich
ein Hotel-Tycoon aus Singapur des Schatz-
amts, steckte hundertzehn Millionen aus-
tralische Dollar, umgerechnet siebzig Mil-
lionen Euro, in seine Wiederauferste-
hung, ließ allein für eine Million Dollar in
einer Fabrik in Wales die originalen Dach-
ziegel nachbrennen und eröffnete 2015
mit dem Como das luxuriöseste Bou-
tique-Hotel in Perth und eines der besten
Häuser ganz Australiens – und nicht nur
das: Im Sog des Como ist „The Treasury“
zum kulinarischen Epizentrum von Perth
geworden, mit einer Weinbar, die neben
den Granden des europäischen Winzer-
wesens nur die erlesensten Gewächse aus
Western Australia führt, und mit einer
Bierbar, die nicht nur zwanzig verschiede-
ne Sorten frisch zapft, sondern auch fass-
gereifte Dunkelbiere in der Champagner-
flasche für 95 Dollar verkauft. Und wenn
man die fröhlichen Massen von Feier-
abendzechern bei Bier und Wein fragt,
warum erst ein Investor aus Singapur
kommen musste und nicht die
Fortsetzung auf der folgenden Seite
SEITE R 2 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2
WASSER
Foto Pudenz
Wenn der See
Urlaub macht
Der Gardasee, ist ein Urlaubsziel für
alle Generationen. Doch die echten
Fans kommen nicht nur jeden Som-
mer. Echte Fans suchen den Gardasee
auch im Winter auf, wenn der See
selbst Urlaub macht. Sich erholt von
Sonnencreme und Bikinis, Motor- und
Schlauchbooten, Surfern und Kitern,
Schwimmern, die ihn schamlos anpin-
keln, und all den Wasserratten mit ih-
ren Schwimmflügeln, die von der Mut-
ter erst aus dem Wasser gezogen wer-
den, wenn die Lippen blau sind. Von
November bis Ostern erholt sich der
See von den Urlaubern, die ihn dann
wieder von Ostern bis Oktober bela-
gern. Um 1900 war das noch anders,
da wurden winterliche Sonnenkuren
angeboten. Wo König Georg von Sach-
sen im Liegestuhl lag und Literaturno-
belpreisträger Paul Heyse sein Gedicht
„Letzter Wille“ schrieb, eine Ode an
den Gardasee, entwickelte sich erster
Tourismus. Der Kurarzt Emilio Vambi-
anchi empfahl den Lago wegen des mil-
den Klimas „den Schmächtigen und
bei Nervenerschöpfung und Läh-
mung“. Selbst eine Einschätzung wie
diese hielt Adel und Künstler nicht
fern. Es war die mondänste Zeit, als
K.-u.-k.-Monarchie und die High-So-
ciety der Literatur, wie Ibsen, Kafka,
Rilke, Nietzsche, D. H. Lawrence oder
Thomas Mann anreisten, um einen mil-
den Winter zu genießen. Heinrich
Mann kam sogar zwanzig Mal zu Be-
such. Und plötzlich hören wir mitten
im Winter ein Platschen. Wir schrei-
ben nicht das Jahr 1900, sondern sind
schon 118 Jahre weiter. Platsch! Da,
noch mal! Insgesamt wird es an diesem
Neujahrsnachmittag bei neun Grad
Lufttemperatur achtunddreißig Mal
platschen, denn 38 Mutige springen
beim Neujahrsschwimmen in Brenzo-
ne in den sieben Grad kalten Garda-
see. Auch ein paar wenige echte Garda-
seefans aus Deutschland sind dabei, ei-
nige von denen, die auch im Winter zu
Besuch kommen. Allerdings hat keiner
eine Badehose an wie der drahtige
Metzger, einer der Rekordneujahrs-
schwimmer mit vierzig Einsätzen in
vierzig Jahren. Denn zu den 38 Muti-
gen kommen noch gut hundert Schau-
lustige, die den Mutigen in dicker Jacke
dabei zugucken, wie sie sich mit Niko-
lausmütze auf dem Kopf vorsichtig
Zentimeter für Zentimeter ins Wasser
wagen. Oder bewundernd schauen,
wenn andere am Steg Anlauf nehmen.
„Eine wunderbare Tradition“, sagt
Anna Brighenti, deren Hotel Brenzone
schon seit 1911, als eine der ersten Her-
bergen am Ostufer, am heutigen Anle-
ger Brenzone steht. „Im Winter haben
wir zu“, sagt Anna. „Es kommen ein-
fach zu wenig Leute.“ Anna selbst geht
nie zum Neujahrsschwimmen, sie
schaut nur zu. Danach macht sie Ur-
laub, wie auch der Gardasee. Die Ers-
ten kommen zu Ostern, dann ist der Ur-
laub vorbei, und der See hat wieder Sai-
son mit all den Bikinis, Motor- und
Schlauchbooten, Surfern und Wasser-
ratten. JOCHEN MÜSSIG
Fortsetzung von der vorigen Seite
Westaustraliens Hauptstadt will nicht mehr langweilig sein
schwerreichen Bergbaukonzerne den
Boom von Perth vorantreiben, bekommt
man mit schönster australischer Direkt-
heit immer dieselbe Antwort: „They are
miners. They dig holes.“
Im Souterrain des Schatzamtes sorgt
das thailändische Restaurant „Long
Chim“ für eine Trubelstimmung wie auf
einem Bangkoker Nachtmarkt und ser-
viert eine derart puristische Thai-Küche,
als befände man sich tatsächlich auf ei-
nem Nachtmarkt in Bangkok – was kein
Wunder ist, denn hinter dem Lokal steckt
der Australier David Thompson, der
schon früh zur thailändischen Küche kon-
vertierte, sich mit dem „Nam“ in Bangkok
Weltruhm und mit dessen Schwesterhaus
in London einen Michelin-Stern erkochte
und nun in Perth regionale Ingredienzien
nach klassischer südostasiatischer Manier
zubereitet: Fish Curry mit Choy-Sum-To-
maten, Tamarinden und Limetten oder
Hühnerhack à la Chiang Mai mit Chili,
der so höllenscharf ist, dass man damit
wahlweise Tote wieder auferwecken oder
Morde verüben kann.
Den größten kulinarischen Schatz
aber hebt man in der obersten Etage des
„Treasury“: im Restaurant „Wildflower“
des jungen, westaustralischen Kochs Jed
Gerrard, der sich selbst als Landei be-
zeichnet, trotzdem verschiedene Hospi-
tanzen in europäischen Sternehäusern
absolviert hat und nun nach den sechs
Jahreszeiten des Aborigine-Volkes der
Noongar kocht. Sie orientieren sich an
Anfangs wackelt es noch ein wenig, aber schon bald gleitet man elegant und nahezu lautlos über Flüsse und Seen.
Auf dem Wasser schweigt der Finne
W
asser gibt es in Finnland be-
kanntlich im Überfluss, ein
See scheint sich an den ande-
ren zu reihen. Doch damit
nicht genug, denn neben und zwischen all
den runden Wasserflächen ziehen sich
langgestreckte Flüsse durchs Land, und
drum herum gibt es noch reichlich Meer.
Süßwasser, Salzwasser, stilles Wasser, spru-
delndes und fließendes. Was eignet sich da
besser, um ins Finnland-Gefühl einzustei-
gen, als ins Kanu zu klettern oder sich in
ein schmales, wendiges Kajak zu zwängen.
„Ich habe erst vor ein paar Jahren mit
dem Kajakfahren angefangen“, erzählt
Raimo Laakso am Anleger des Pyhtään
Melojat, eines kleinen Kajakclubs am Ran-
de der südfinnischen Schären, gerade ein-
mal fünfundzwanzig Kilometer westlich
der Hafenstadt Kotka gelegen. Relativ
spät sei er dazu gekommen und auch eher
durch einen Zufall, obwohl der größte Ex-
porthafen Finnlands sein Arbeitsplatz sei
und er zwangsläufig ständig mit Wasser
und Schiffen zu tun habe. Aber eben nur
mit den großen Schiffen und nicht mit so
einem kleinen, wackligen, mit dem er nun
elegant und nahezu lautlos durch das rela-
tiv süße Salzwasser gleitet.
Hier, am Ende des Finnischen Meerbu-
sens, des Suomenlahti, wie die Finnen ih-
ren Meeresabschnitt nennen, unweit der
russischen Grenze, vermischt sich vieles,
auch das Wasser. Das Salzige wird vom Sü-
ßen überdeckt, das Meerwasser mit Süß-
wasser verdünnt. Zahlreiche Flüsse mün-
den in den schmalen Arm der Ostsee.
Nicht nur Finnland, auch Russland und
Estland grenzen an die rund vierhundert
Kilometer lange und sich bis auf rund fünf-
zig Kilometer Breite zusammenziehende
Bucht. An ihrer breitesten Stelle bringt sie
es auf etwa 130 Kilometer, was auch nicht
gerade viel ist. Einen Wasseraustausch
mit der Ostsee, über Kattegat und Skager-
rak bis hinüber in die frische Nordsee, gibt
es nur bei länger anhaltendem Starkwind
und bleibt dann auch eher eine Einbahn-
straße. Für frisches Wasser sorgen die Flüs-
se. So bleibt auch das Meerespaddeln hier
keinem festen Kalender, sondern an den
zwölftausend Wildblumenarten, die in
Westaustralien wachsen. Allein ihre Blü-
te bestimmt, wann Birak, Bunuru, Dje-
ran, Makuru, Djilba und Kambarang be-
ginnen – und wann Jed Gerrard sein
Menü wechselt. Jeden Tag seien sie mit
dem Botanischen Garten von Perth in
Kontakt, um sich nach dem Stand der Blü-
te zu erkundigen, und jedes Mal stelle er
Perth erwacht aus der Selbstgenügsamkeit

Anreise: Qatar Airways (www.qatar-
airways.com) bietet die schnellste Ver-
bindung nach Westaustralien an. Die
täglichen Flüge von Frankfurt nach
Perth dauern mit Umsteigen in Doha
etwa 18 Stunden und kosten ab 900
Euro in der Economy Class und ab
3550 Euro in der Business Class. Dane-
ben kann man mit Qatar von Mün-
chen und Berlin nach Perth fliegen.

Einreise: Deutsche Staatsbürger müs-
sen vor der Reise online ein kostenfrei-
es Touristenvisum unter der Adresse
https://www.homeaffairs.gov.au/Trav/
Visa-1/651- beantragen.

Como The Treasury: Das erste Haus
am Platz und eines besten Boutique-
Hotels in Australien; 1 Cathedral Ave,
Reiseblatt
Ob Salz- oder Süß-
wasser, stehendes
oder fließendes
Gewässer: Mit Paddel
und Kajak kommt
man in Südfinnland
zwischen Inseln und
Wäldern am besten
voran.
Von Kirsten Panzer
am Ende der Ostsee eine relativ süße An-
gelegenheit. Die Inseln sind in Sichtwei-
te. Und genau das war es, was Raimo ins
schmale Boot geholt hat. „Ich war früher
ein großer Geocaching-Fan. Überall bin
ich herumgelaufen und habe nach den
Caches gesucht, bis ich schließlich ent-
deckt habe, dass sich auch draußen auf
den Inseln welche versteckten. Die GPS-
Daten hatte ich, aber wie sollte ich dort-
hin kommen?“ Die Wanderschuhe konn-
ten nicht weiterhelfen. Da wären Flossen
schon angebrachter gewesen, doch in An-
betracht der Wassertemperaturen fiel die
Wahl auf ein Boot, ohne Motor, ohne Se-
gel, dafür mit zwei Paddeln, denn damit
kann man auf der Suche nach den verbor-
genen Schätzen überall anlanden.
Gerade einmal vier Jahre ist das her.
Seitdem paddelt Raimo, man könnte fast
sagen, ohne Pause, zumindest in seiner
Freizeit. Er hat es sich selbst beigebracht,
weiß, wie er die Balance auch bei Seiten-
wind hält, wie man manövriert, das Kajak
dreht und wendet, ohne dabei ins Wasser
zu fallen. Inzwischen gibt er auch als zerti-
fizierter Guide und Kajaklehrer sein Wis-
sen weiter, vornehmlich im kleinen Club
fest, dass die Wildblumen tatsächlich die
besten Indikatoren für einen Jahreszei-
ten- und Menüwechsel seien, sagt Ger-
rard: „Der wahre Chef in meinem Restau-
rant ist also die Natur.“
Die Natur lässt im „Wildflower“ von ih-
rem gelehrigen Schüler Jed Gerrard aus-
schließlich westaustralische, mit den
Techniken der klassischen Haute Cuisine
verarbeitete Ingredienzien auftischen.
Perth WA 6000, Australien, Telefon:
00 61/8/61 68 78 88, www.comoho-
tels.com/en/thetreasury. Doppelzimmer
ab 300 Euro.

Restaurant Wildflower: Westaustrali-
sche Küche auf Sterneniveau; Level 4,
Como The Treasury, 1 Cathedral Ave-
nue, Perth WA 6000, Australien, Tele-
fon: 00 61/8/61 68 78 55, wildflower-
perth.com.au. Menü ab 90 Euro.

Restaurant Long Chim: Kompromiss-
los authentische Thai-Küche; State
buildings, Barrack St &, St Georges
Terrace, Perth WA 6000, Australien,
Telefon: 00 61/8/61 68 77 75, www.long-
chimperth.com. Menü ab 40 Euro.

Informationen: unter www.western-
australia.com/de.
gegenüber von Svartholmen, einer der
landnahen Schären. Von hier aus geht es
hinaus aufs Meer, nach Kaunissaari zum
Beispiel, oder nach Kuutsalo, Kirkonmaa
oder eine der vielen namenlosen steiner-
nen Inselchen. Auswahl gibt es genug.
Das Anlanden und Schätzesuchen ist
inzwischen in den Hintergrund gerückt.
Jetzt macht er gerne „Strecke“. In diesem
Sommer ist er die finnische Küste ent-
langgepaddelt, die gesamten 1271 Kilo-
meter von Virolahti an der russischen
Grenze bis nach Tornio an der schwedi-
schen Grenze, vom Ende des Finnischen
Meerbusens bis ans Ende seines bottni-
schen Pendants. Insgesamt haben das
seit 1997 erst 128 Paddler geschafft, in
diesem Jahr war er der Einzige.
Die See mag er lieber als die Flüsse,
wobei er die Mündungsgebiete, wenn es
draußen zu stürmisch ist, gerade so noch
als Revier akzeptieren kann. Vom Clubge-
lände aus hat er beide Möglichkeiten, ent-
weder er steuert nach Süden hinaus auf
die See und in die Schären oder nach Nor-
den und Nordwesten. Dort liegt Santanie-
menselkä, oder, auf Schwedisch, Sand-
näsfjärden. An den Ortsschildern lässt
sich erkennen, welche Bevölkerungsgrup-
pe überwiegt, entweder steht die schwedi-
sche Bezeichnung an oberster Stelle oder
die finnische. Im Norden kommt noch
die samische Sprache hinzu.
Doch auf dem Wasser wird meist gar
nicht gesprochen. Eintauchen in die Na-
tur, die Blicke schweifen lassen, in der
durch den Kymijoki gespeisten Meeres-
bucht langsam durchs Schilf gleiten, See-
rosen pflücken, die Ruhe des Wassers ge-
nießen, nur leichter Wind weht vom
Meer hinüber, Felseninselchen links lie-
genlassen, dem Graureiher folgen und
den Anglern zusehen, die am Ufer im
Wasser stehen. Ein kurzer Gruß und wei-
ter geht es. Stundenlang könnte man hier
unterwegs sein, dann wieder hinaus aufs
Meer fahren, die Inseln besuchen. Das
Paddelrevier ist schier endlos.
Und dazu auch noch die Flussfahrt, die
zwar Raimo nicht unbedingt bevorzugt,
die aber auch unbedingt ihren Reiz hat. Ru-
Rohe Jakobsmuscheln aus der Shark Bay
bekommen eine Entourage aus gepress-
tem Kohlrabi, dehydrierter Wassermelo-
ne, gefrorenem Ingwersaft, geeistem Zi-
tronengras und einer „Strandbanane“,
die wie eine Banane aussieht und wie
eine Süßkartoffel schmeckt. Maronen
aus Manjimup dreihundert Kilometer
südlich von Perth werden mit dem See-
tang Kombu, einer Chiffonade vom Salt
Nothbridge
Perth
Yagan Square
London Court
Elizabeth Quay
Kingspark Train Station
The Ritz-Carlton
Elizabeth Quay
Swan River
 km
F.A.Z.-Grafik kmal.
F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
higer geht es dort zu, wenn alles fließt und
dichter Wald zu beiden Seiten die Ufer
säumt. Ein wenig Fels hier und da, eine
Hütte, davor ein Steg mit kleinem Boot –
ein finnisches Idyll. Ein Kajakfahrer tanzt
über die kleine Stromschnelle, die Kanus
von Kari Juhani Niemi nehmen Geschwin-
digkeit auf. Auch sie werden vom spru-
delnden Wasser mitgezogen. Gegen unfrei-
willige Drehungen helfen kräftige Paddel-
schläge – im Gleichtakt versteht sich, in
den breiten Booten fährt man zu zweit.
Weniger kippelig sind sie, etwas schwerfäl-
liger, etwas gemütlicher und vielleicht für
den ein oder anderen auch etwas beque-
mer als die schmalen, wendigen Kajaks,
bei denen Ein- und Ausstieg dem Kanuten
schon einiges abverlangen, zumindest
dem ungeübten.
Bei den breiten dunkelgrünen Kanus,
die gleich ein Gefühl von Wildnisaben-
teuer und weniger von Wassersport ver-
mitteln, sorgt das Freibord für etwas Ab-
stand zum Fluss. Nass werden muss man
nicht unbedingt, und wenn es doch ein-
mal passiert, ist es im sommerlichen fin-
nischen Süden auch nicht das Aller-
schlimmste. Seit inzwischen elf Jahren
bietet Kari Niemi seine Kanutouren auf
dem Kymijoki, wobei „joki“ auf Finnisch
Fluss heißt, an. Er ist der Erste und im-
mer noch der Einzige, der auf den Fluss-
schleifen und Windungen des Kymi mit
Gästen unterwegs ist und dort Kanus ver-
leiht. Der ehemalige Sportlehrer wollte
sein Hobby zum Beruf machen, und es ist
ihm gelungen. Die Touren sind gut ge-
bucht. Da der Fünfzigjährige der Einzige
hier ist, bleibt der Kymijoki auf seinem
Weg von Mittelfinnland bis hinunter zum
Finnischen Meerbusen, in den er gleich
mehrfach verzweigt mündet, auch leer
und einsam – finnisch eben.
Einatmen, ein Paddelschlag, den Blick
schweifen lassen ins Grün der Wälder
und ins Blau der See, dann wieder ausho-
len, fließende Bewegungen, und weiter
geht es den Fluss entlang, hinauf aufs
Meer, zu den Inseln, in die Weite. Da
bleibt viel Zeit, um diese besondere finni-
sche Stimmung, mit ihrem tiefhängen-
Bush, einer Emulsion aus brauner Butter
und „Finger Lime“ kombiniert, einer fin-
gerförmigen Frucht mit sauren, auf der
Zunge zerplatzenden Perlen. Und die tro-
cken gereifte Ente aus der Viehzüchter-
hochburg Wagin schlägt dank geräucher-
tem Radicchio, sauer eingelegtem Hibis-
kus und einer Sauce auf der Basis der
Bush-Johannisbeere virtuos den Bogen
zwischen den Aromen Australiens und
Long Chim Perth
Wildflower
St. George's Cathedral
Optus Stadium
Hibernian Place
Government House, Perth, WA
Broome
AUSTRALIEN
Geraldton
Perth
Foto Kirsten Panzer
den, leuchtenden Himmel, den bis ans
Wasser heranreichenden Birken, den Fi-
schen und Booten, den Flüssen und der
See, diese naturverbundene Leichtigkeit,
aufzunehmen, einzuatmen und vielleicht
ein bisschen davon auch in den Groß-
stadtstress zu Hause mitzunehmen.
Finnlands Süden

Kanutouren mit Kari Niemi so-
wie Kanuvermietung auf dem Ky-
mijoki über Seikkailuviikari Oy,
im Internet unter seikkailuviika-
ri.fi. Tipps und Informationen
zum Kajakfahren auf dem Finni-
schen Meerbusen über Raimo
Laakso und den Kajakclub Pyhtä-
än Melojat auf der Homepage
pyhtaanmelojat.nettisivu.org.

Essen zum Beispiel auf der klei-
nen Insel Varissaari im Restaurant
Vaakku, frische, jahreszeitliche Kü-
che, vom „Catch of the day“ bis
zu Biolamm und phantastischen
Desserts. Dazu gibt es denn per-
fekten Blick auf die Schären vor
Kotka. Varissaari ist auch bestens
mit dem Kajak zu erreichen. Infor-
mationen und Reservierungen
unter www.varissaari.com/en.

Übernachtung naturnah in
schwebenden Zelten in den Tent-
sile Tree Tents im Santalahti Re-
sort, Informationen unter santalah-
ti.fi. Wer es etwas weniger schau-
kelig mag, mietet dort kleine Feri-
enhäuser direkt am Meer.

Ausflugstipp: In der Fischerhütte
Langinkoski am Kymijoki hat
einst der Zar seine Sommer ver-
bracht, heute ist sie ein Museum.

Die Region Kotka-Hamina im Sü-
den Finnlands informiert auf ihrer
Website: www.visitkotkahamina.fi.
der Feinschmeckerei Europas – dank Jed
Gerrard ist Perth nun auch kulinarisch
nicht mehr isoliert, sondern ein Teil der
glücklichen, globalen Gemeinde der
Gourmets.
Danach ist ein Verdauungsspaziergang
keine schlechte Idee, und der beste Ort da-
für ist der King’s Park am Hochufer des
Swan River, ein riesiges Refugium mitten
in der Stadt, weit größer als der Central
Park und bei weitem nicht so manikürt
wie sein New Yorker Cousin, sondern so
natürlich belassen, wie es die Natur in
Western Australia ist. Nur für die Toten
des Ersten und Zweiten Weltkriegs hat
man dieses Gebot gebrochen und für je-
den Einzelnen einen Baum gepflanzt in-
klusive Plakette mit seinem Namen, den
tragischen Lebensdaten und der Hoff-
nung, er möge in Frieden ruhen.
Das ist wohl auch Yagan vergönnt.
Ganz hinten am Horizont, weit weg vom
Elizabeth Quay tief unten, an dem das
neue Perth heranwächst, weit weg von
den Yachten im Swan River, um die Del-
phine herumtollen, haben die Noongars
nach vielen Kontroversen um Bestattungs-
ort und Beerdigungsmodalitäten Yagans
Schädel an der Stelle feierlich zur Ruhe ge-
bettet, an der er vor hundertfünfundacht-
zig Jahren getötet wurde. Jetzt endlich, sa-
gen sie, habe ihr Anführer seinen Seelen-
frieden gefunden, weil die Geister der
Traumzeit Kopf und Torso wieder zusam-
mengeführt hätten in einer Welt ohne
Zeit und Raum und Perth.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
D Noch eine halbe
ie Erinnerungen setzen mit ei-
nem Mausklick ein, ein Rau-
nen läuft durch die Reihen,
als der Film startet und Män-
ner ins Bild laufen, die sich
Weizensäcke auf den Rücken wuchten
und fast unter ihrer Last verschwinden, ja
damals, dieser Aufbruch, bauchige Last-
wagen, Staatsgäste in Limousinen, pal-
mengesäumte Alleen, alle bewegen sich
in diesen alten Schwarzweißfilmen, win-
ken, die Filmcity ist eröffnet, Hollywood
in Afrika, jetzt liegt Ton auf den Lautspre-
chern, donnernd hebt ein Flugzeug von
Sudan Airways nach London ab. „Vor-
bei“, sagt Sara Gadalla, „diesen Sudan
gibt es nicht mehr.“
Sie steht auf der Bühne des Goethe-In-
stituts in Khartum und lächelt. Ihr Vater,
der gefeierte Dokumentarfilmer Gadalla
Gubara, hat die Filme gedreht, jahrzehn-
telang hat er die Entwicklung des Lan-
des dokumentiert, und sie dankt
Deutschland, das den größten afrikani-
schen Filmschatz digitalisiert und da-
durch rettet. Jeder hier kennt Sara Gadal-
la. Die Frau ist eine Legende. Mit drei
Jahren infizierte sie sich mit Polio, die
Kinderlähmung verkrümmte ihre Beine,
und ihr Vater tröstete sie: „Wenn du
nicht mehr gehen kannst, dann schwim-
me.“ Sie hat diesen Satz oft gesagt und
auch den Wunsch, den ihr Vater damit
verknüpfte: „Schwimme und werde be-
rühmt.“ Das Mädchen schwamm. Es
sprang ins Wasser und trainierte. Neun-
zehn Jahre in Folge wurde sie sudanesi-
sche Meisterin, sie kraulte Marathons im
Nil und nahm am Rennen von Capri
nach Neapel teil. Das Olympische Komi-
tee ehrte Sara Gadalla für ihre außeror-
dentliche Lebensleistung, und der Vater
wich mit seiner Kamera in all den Jahren
nicht von ihrer Seite. Er filmte bis zum
Jahr 2000, dann schloss das islamistische
Regime sein Studio. An diesem Tag er-
blindete er. Die Menschen, die zur Feier
in das Goethe-Institut gekommen sind,
wissen um die Familientragik. Sie sehen
wie mühselig Sara über die roten Teppi-
che humpelt, die den weiten Hof füllen,
gestützt auf zwei Krücken, ein Sinnbild
für den Niedergang des Landes.
Heute ist die einstige Kornkammer
Afrikas geplündert, und Weizen muss ein-
geführt werden. Nach einem blutigen
Bürgerkrieg hat sich Südsudan abgespal-
ten, der Völkermord in Darfur brachte
Staatschef Omar al Baschir einen Haftbe-
fehl des Internationalen Gerichtshofs
ein. Seitdem sind al Baschirs Auslandsrei-
sen sorgfältig geplante Termine bei
Staatschefs, deren Länder die Entschei-
dungen des Gerichtshofs nicht anerken-
nen und Menschenrechte kleinschreiben.
Al Baschir ist in Russland und in der Tür-
kei gerngesehener Gast. International
hat er Sudan weitgehend isoliert, die
Menschen leiden. Die Krise im Land ist
augenfällig. Ersatzteile fehlen, das Geld
verliert an Wert, und obendrein über-
wacht der Staat seine Bürger. Kommen
junge Frauen wegen eines Fotos auf ei-
nen Touristen zu, sind umgehend Moral-
wächter zur Stelle, die sich dazwischen-
stellen. Das Leben verläuft mühselig,
und auch das Fliegen ist nicht mehr das,
was es war. Sudan Airways hat seit Jah-
ren einen unrühmlichen Stammplatz auf
der schwarzen Liste der unsicheren Flug-
gesellschaften.
Trotz allem lächeln die Menschen, sie
sind gastfreundlich und erstaunlich ent-
spannt, sie wissen um ihre großartige Ver-
gangenheit und sind stolz darauf, dass ihr
Land einen gewaltigen Kulturschatz be-
sitzt: die phantastischen Pyramiden Nu-
biens, ein Welterbe der Menschheit. Die
Pyramiden stehen in der Nekropole von
Meroe, zweihundertzwanzig Kilometer
nördlich von Khartum. Hier, in der ehe-
maligen Hauptstadt des Reiches von
Kusch, herrschten tausend Jahre lang die
Nachfolger der schwarzen Pharaonen.
Die Straße dorthin ist ein schnurgera-
des Asphaltband in der Wüste, ein schwar-
zer Strich im rötlichen Sand voller Löcher
und Bodenschwellen. Der Blick findet kei-
nen Halt, er verliert sich in der Leere der
Wüste. Manchmal wirft die Erde dunkle
Steinhaufen auf, gekappte Berge kommen
in Sicht. Lebendig ist nur der Seitenstrei-
fen. Links und rechts der Straße liegen ab-
geschälte Reifenprofile wie aufgerollte
Würmer, zerfetzte Stücke großer Schne-
cken, Reste von Karkassen, deren Stahlge-
flecht in der Sonne glüht. Der Teer glit-
zert, viele Lastwagen, die zwischen dem
Hafen Port Sudan am Roten Meer und der
Raffinerie in der Nähe der Hauptstadt
pendeln, fahren so lange, bis sich die Rei-
fen ablösen.
Abbas braucht jetzt einen Kaffee. Der
Fahrer steuert den Wagen auf den Rast-
platz von Shendi. Im Staub sind Zeltdä-
cher zum Schutz vor der Sonne aufge-
spannt, eine Sudanesin füllt süßen, nach
Kardamom und Ingwer schmeckenden
Kaffee in Gläser. Die Fahrer machen es
sich auf den bunten Plastikstühlen be-
quem, sie trinken und essen Datteln. Ne-
benan schichtet ein Junge in weißer Gala-
beya Zitrusfrüchte auf Basttellern zu Pyra-
miden, fünf Etagen mit Pampelmusen,
sechs mit Limonen, die reifste Frucht dra-
piert er vorsichtig auf der Spitze. Unwirk-
lich schön sieht das aus an dieser seltsa-
men Raststätte, hinter deren Dächern die
Welt untergeht. Zwischen schiefen Strom-
masten und Plastikmüll verrotten Karos-
seriewracks, Tieflader und das umgestürz-
te Dach einer Tankstelle. Abbas nimmt ei-
nen zweiten Kaffee: „Noch eine halbe
Stunde bis Meroe“, sagt er.
Wir fahren zur nächsten Straßensper-
re. An zahlreichen Checkpoints kontrol-
liert Sudan den Zugang zu seiner Lebens-
ader. Das Land lebt von der Pipeline, in
der das Öl aus Südsudan fließt. Auf jedes
Barrel erhebt der Staat hohe Durchlei-
tungsgebühren, ein einträgliches Ge-
Sudan ist nicht nur ein Land voller Leid und Gewalt.
Es hütet auch einen ungeheuren Schatz: eine Nekropolis in der Wüste,
die zu den Wiegen der Zivilisation gehört.
schäft. Sogar für die Polizisten fällt bei
den Kontrollen etwas ab. Wenn die Papie-
re in Ordnung sind, inspizieren sie das
Auto, und dieses Mal stört die Autovergla-
sung, die zu schwarz ist. Sie wird mit ei-
nem vorwurfsvoll gereckten Finger mo-
niert und kostet ein paar Pfund, die in der
Tasche des Polizisten verschwinden.
Nach wenigen Kilometern nähern wir
uns einem schwarzen Bergkamm, dessen
Zinken abgebrochen sind. Abbas schaltet
den Vierradantrieb ein und verlässt die
Straße. Wir folgen Reifenspuren zwi-
schen den Sträuchern. Vor uns liegt Me-
roe. Die Zähne des Kammes beginnen zu
wachsen, sie werden schroffer und steiler,
und das Abendlicht badet die Pyramiden
in ein mildes Maronenbraun, aus dem die
hellen, abgehackten Spitzen hervorste-
chen, die dem Kiefer des ägyptischen Kro-
kodilgottes Sobek ähneln. Das Krokodil
bleckt seine riesigen Zähne, wir halten di-
rekt darauf zu, aber ehe es zuschnappen
kann, biegt der Fahrer vorsichtshalber ab
und parkt vor einem einsamen Haus. Die
Reiseblatt
Stunde bis Meroe
Von Christian Knull
Wächterin schließt einen kleinen Raum
mit Informationstafeln auf. Sie freut sich
über Besuch, Touristen sind selten, und
Tickets, nein, die bekommt man hier
nicht, ihre Handbewegung ist eindeutig,
in Meroe zahlen Besucher keinen Ein-
tritt.
T
ouristen können auf Dromeda-
ren die Nekropole erkunden –
vorausgesetzt, die Beduinen ha-
ben aufgepasst und rechtzeitig
ihre Tiere gesattelt. Heute ha-
ben sie nicht mehr mit Besuch gerechnet.
Als sie eilig angeritten kommen, stapfen
wir schon eine feinsandige Düne hinauf.
Der Wind hat sie aufgeriffelt und endlose
Muster gezeichnet. Wir legen die ersten
Spuren in den rötlichen Sand, der die Py-
ramiden umfließt und dabei wunderbare
Bilder schafft. Dann sind wir oben. Vom
Dünenkamm fällt der Blick in eine weite
Senke. Wir blicken in ein menschenleeres
Totenreich. Der Wind hat sich gelegt, es
ist heiß und still, und die Zeit stockt. Sie
geht langsamer, das Bild steht für einen
langen Moment, dann kommen die Bedui-
nen in Sicht, die um die Düne herumgerit-
ten sind und sich jetzt an ihrem Fuß nie-
derlassen. Sie breiten Tücher aus, als er-
warteten sie Gäste zum Abendessen. Die
Beduinen leben in der Nekropole von Me-
roe, sie sind hier zu Hause, und wir haben
den Eindruck, in ihrem Wohnzimmer her-
umzulaufen. Als wir hinabsteigen und nä-
herkommen, heben die Männer geschnitz-
te, schwarze Holzschalen in die Höhe, die
sie verkaufen wollen.
Eine intime Atmosphäre liegt über
dem Ort mit seinen hundert großen und
kleinen Pyramiden, die steil sind und eine
ungewöhnliche Neigung von siebzig Pro-
zent haben. An ihren Ostseiten schließen
sich Grabtempel an, deren Wände die
Waage zeigen, mit der die Taten der Ver-
storbenen gewogen werden. Auch die To-
tenfresserin, die sie verschlingt, wenn sie
für das ewige Leben als zu leicht befun-
den werden, fehlt nicht. Doch die Gravu-
ren sind bedroht. Stürme schleifen die In-
schriften ab, und der allgegenwärtige
Sand wird immer mehr zum Problem. Ver-
DONNERS TAG, 3. JA NUAR 2019 · N R. 2 · S EITE R 3
Grabschätzen in Meroe an. Ferlini machte
sich wenig kunstgerecht ans Werk. Der
Chirurg köpfte mit grobem Besteck die Py-
ramide der Königin Amanishakheto. Auf
der Suche nach Gold grub er sich von
oben nach unten durch das antike Bau-
werk – kein kluger Plan, denn die nubi-
sche Königin war tief unter der steinernen
Pyramide bestattet. Unseligerweise trieb
Ferlini seinen Krater weiter, er grub sich
wie ein Maulwurf bis ins Erdreich, in dem
er das unberührte Grab öffnete und den
Goldschmuck der Königin entnahm. In
Europa hatte der Grabräuber Mühe, den
Schmuck zu verkaufen. Am Ende griff
Ludwig I. von Bayern zu. Heute sind die
goldenen Armreifen, Siegelringe und
Amulette der Königin Amanishakheto in
den Ägyptischen Museen von Berlin und
München zu bewundern.
Eine Zeitlang scheint das Sprengen der
Pyramidenspitzen in Mode gewesen zu
sein, denn zahlreiche Nachahmer versuch-
ten sich an den Bauwerken. Doch damit
ist Schluss. Seit den siebziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts werden die Pyrami-
den instand gesetzt und teilweise sogar
verputzt. Was Ferlini angerichtet hatte,
baute Hinkel wieder auf. Friedrich Hinkel
ist eine ganze Schautafel im Eingangs-
häuschen von Meroe gewidmet. Dem ost-
deutschen Architekten gelang mit ein-
fachsten Mitteln und ähnlichen Werkzeu-
gen wie jenen der Nubier sogar die Rekon-
struktion der Pyramiden. Dafür ließ er im
Libanon Zedern schlagen, dreißig Meter
hohe Bäume, die er in der Mitte der Pyra-
mide verankerte, um dann mit dem an
der Spitze befestigten Hebelkran im en-
gen Radius des Krans die Außenmauern
um den Pyramidenkern zu setzen. Hin-
kels Berechnungen lösten das Rätsel der
ungewöhnlich steilen Neigung der Bau-
werke, die einst mit bunten Ornamenten
bemalt waren: Der Ausleger an der Zeder
begrenzte die Reichweite des Krans und
gab damit den Grundriss vor, auf dem die
nubischen Königinnen einst ihre Gräber
in den Himmel mauerten.
Filmaufnahmen von der Rettung der
Pyramiden, von ihrem Wiederaufbau mit
deutscher Hilfe, sieht das Publikum im
Goethe-Institut nicht, denn für viele Film-
rollen kam die Digitalisierung zu spät.
Die Filme sind im staatlichen Archiv, das
lange Jahre verwaist war, unwiederbring-
lich verblasst.
Sudans Schatz

Anreise: Khartum wird unter an-
derem von Egyt Air über Kairo
(www.egyptair.com), Turkish Air-
lines über Istanbul (www.turkish-
airlines.com) und Ethiopian Air-
lines über Addis Abeba (www.
ethiopianairlines.com) angeflo-
gen. Preise in der Economy Class
ab 550 Euro. Direktflüge ab
Deutschland gibt es nicht.

Einreise: Für die Einreise in den
Sudan ist ein Visum erforderlich,
das die Botschaft der Republik Su-
dan in Berlin für 60 Euro aus-
stellt. Antragsteller müssen das
Formular mit den Abdrücken bei-
Das Totenreich der schwarzen der Daumen versehen. Die Ertei-
Pharaonen: Tausend Jahre lung kann die spätere Einreise in
lang bauten die Herrscher von Kusch die Vereinigten Staaten erschwe-
an den Pyramiden von Meroe. ren. In Khartum müssen sich Rei-
Fotos Christian Knull sende binnen drei Tagen beim
Ausländeramt registrieren lassen.
Hotels bieten ihren Gästen in der
Regel an, die Registrierung zu er-
steppung und Wüstenbildung machen der ledigen.
Anlage zu schaffen.
Archäologen sehen heute in Meroe
Reisen im Land: In Sudan gilt die
eine Wiege der Zivilisation. Lange bevor Scharia. Der Besitz von Drogen
das alte Ägypten erblühte, entstanden in und Alkohol, aber auch Prostituti-
Nubien die ersten Hochkulturen. Im Kö- on, Ehebruch, gelebte Homosexua-
nigreich von Kusch keimten die afrikani- lität und zu freizügige Kleidung
schen Wurzeln der ägyptischen Kultur. können mit hohen Strafen geahn-
Den stolzen Ägyptern war diese profane det werden. In Sudan können kei-
Vergangenheit nicht geheuer. Sie kappten ne Kreditkarten und ausländi-
bald ihr afrikanisches Erbe und schauten schen Bankkarten verwendet wer-
auf die Nubier herab. Darstellungen zei- den. Reisende sollten Bargeld zur
gen ihre südlichen Nachbarn gern mit Finanzierung ihres Aufenthaltes
wulstigen Lippen und flacher Stirn. Die mitbringen. Die Einfuhr von Alko-
rassistischen Erniedrigungen waren weit hol steht unter Strafe. Das Foto-
verbreitet. Auch Pharao Tutanchamun be- grafieren öffentlicher Gebäude
teiligte sich daran. In seiner Gruft lagen
und Straßen ist verboten. Eine gül-
Sandalen, in deren Sohlen Bilder gefessel- tige Impfung gegen Gelbfieber ist
ter Nubier geprägt waren. Die Botschaft erforderlich. Einen Überblick über
ist eindeutig. Diese Nachbarn treten wir
die Sicherheitslage in Sudan gibt
mit Füßen. Offenbar schwelten zwischen die Seite des Auswärtigen Amtes:
den Völkern lange Jahre Konflikte, die
www.auswaertiges-amt.de. Reisen
meistens zugunsten der Ägypter ausgin- in den Norden Sudans zu den Py-
gen. Doch 750 vor Christus schlug die
ramiden von Meroe sind unproble-
Stunde der Nubier. Sie besiegten die matisch.
Ägypter und stiegen als schwarze Pharao-
nen auf den Thron von Memphis. Ein
Unterkunft: Meroe Camp, Zelt-
Jahrhundert lang beherrschten die Nu- bungalows von Oktober bis April,
bier das gesamte Reich am Nil, bevor sie ab 180 Euro mit Halbpension.
vertrieben wurden und ihre neue Haupt- Kontakt über Italtoursudan, Tele-
stadt Meroe gründeten. Eine lange Phase fon: 00 39/03 31/5 41 66 63, E-Mail:
des Friedens und Wohlstands begann. international@italtoursudan.com
Das nubische Reich von Kusch war über und itcltds@gmail.com.
Jahrhunderte stabil. Es tauschte Waren
mit arabischen und indischen Händlern
entlang des Roten Meeres und nahm grie- LIBYEN ÄGYPTEN
Rot
chische, sogar hinduistische Einflüsse
es M
auf. Erst 350 nach Christus ging Kusch un- Port Sudan
e er
ter, als im heutigen Äthiopien das König-
Ni l
reich von Axum erstarkte, nach Norden
TSCHAD
TSCHA SUDAN Meroe
drängte und die Macht von Meroe für im-
mer zerschlug. Khartum
B la u
Ölpipeline
Bis dahin herrschten in der Hauptstadt
er N
der Nubier überwiegend Königinnen. Es
il
gab keine erbliche Thronfolge, sondern
DARFUR
ein Matriarchat, das die geeignetsten Kin-
der auswählte. Eine von ihnen war die Kö-
SÜD- ÄTHIOPIEN
nigin Amanishakheto, die sich eine pracht-
We
SUDAN
iße
volle Pyramide bauen ließ. Sie war kom-
r Nil
plett erhalten, als der Franzose Frédéric Juba
Cailliaud im Jahr 1821 die Anlage sah und
F.A.Z.- Karte sie.
zeichnete. Seine Bilder und Berichte rie- KONGO UGANDA KENIA
fen Abenteurer auf den Plan, vorneweg
den Italiener Giuseppe Ferlini, der sich als 500 km
Viktoriasee
riasee
Arzt in der ägyptischen Armee verdingt
hatte. 1834 kam er auf der Suche nach
SEITE R 4 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2
Bücher für die Reise
Lange lieb
ich dich schon
„Die Ostsee“ ist ein Reisebuch für den
Kopf. Und am besten auch für den Ohren-
sessel. Der Verlag nennt es ein Geschenk-
buch. Wer so etwas verschenkt, der kann
schon beeindrucken. Zweieinhalb Kilo
Buch, wundervoll gestaltet, blauer Um-
schlag, rotes Lesebändchen. Aus zweitau-
send Jahren hat Herausgeber Klaus-Jür-
gen Liedtke 128 Texte versammelt: Erzäh-
lungen, Essays, Reiseberichte, Tagebuch-
einträge, Briefe, Gedichte. Wer sich mit
diesem Geschenk in den Ohrensessel zu-
rückzieht, mag den Wälzer an beliebiger
Stelle aufschlagen und ist schon gefan-
gen. Auf Seite 151 etwa berichtet der aus
Sachsen stammende Johann Gottfried
Seume über „Meinen Sommer 1805“. Er
reist auf den Spuren des schwedischen Bo-
tanikers Carl von Linné und gibt in weni-
gen Sätzen ein schönes Bild von Uppsala.
„Uppsala hat einen großen Namen und ist
eine kleine Stadt; wohl nicht größer als
unser Lützen, wo der Wohltäter Uppsalas
starb. Busser von Linköpping hat, wie ich
höre, ein großes Buch über die kleine
Stadt geschrieben. Die Kathedralkirche
ist so groß, dass man wohl die Bevölke-
rung einer halben schwedischen Provinz
hineinbringen kann. Linnés Monument
ist darin ganz demütig versteckt. Es steht
so in einem Winkel, dass ich es nicht gese-
hen habe, ob ich gleich zwei Mal fast nur
deswegen hingegangen bin.“ Auf Seite
570 beschreibt Thomas Mann die Kuri-
sche Nehrung als „Wüste Küste“: „Ken-
nen Sie die Dünen bei List auf Sylt? Man
muss sie sich verfünffacht denken, man
glaubt in der Sahara zu sein. Der Ein-
druck ist ein elementarischer und fast be-
klemmend, weniger wenn man sich auf
den Höhen befindet und beide Meere
sieht, als in den tiefen eingeschlossenen
Gegenden. Alles ist weglos, nur Sand,
Sand und Himmel.“ Der besondere Reiz
Reisemarkt
Gestalten und schalten Sie Ihre Anzeige ganz einfach online:
www.faz.net/reiseanzeigen
Flug−/Schiffsreisen

 
des Buches ist nicht sein Gegenstand, es
sind vielmehr die Autoren, die sich vom
Ohrensessel aus entdecken oder wieder-
entdecken lassen und die einen noch be-
schäftigen, wenn „Die Ostsee“ längst bei-
seitegelegt ist, etwa Ricarda Huch, Edu-
ard von Keyserling, Kristijonas Donelai-
tis, Johannes Bobrowski, Marie Luise Ka-
schnitz, Anna Achmatowa. Das Buch be-
ginnt mit einem Text von Arvid Mörne
„Die Reise nach Riga“. Und die startet auf
der Schafbergspitze mit Blick auf den
Wolfgangsee und der Notiz: „Nachmittag.
München. Eine Schwedenplatte, die für
drei reicht.“ F.P.
„Die Ostsee – Berichte und Geschichten aus
2000 Jahren“, herausgegeben von Klaus-Jürgen
Liedtke. Galiani, Berlin 2018. 656 Seiten. Ge-
bunden, 39 Euro.
Ländlichschönste,
so viel ich weiß
Vierzig Tage, schreibt Constanze John im
Prolog, seien eine „kurze lange Zeit“. Die
Reiseschriftstellerin weiß, wovon sie
spricht. Vor vier Jahren hat sie für eben-
falls vierzig Tage Georgiens Nachbarland
Armenien bereist und ein Buch über das
Land geschrieben, das mit klugen Beob-
achtungen, Gewissenhaftigkeit und dem
Verzicht auf wohlfeile Urteile bestach.
Warum ihr also nicht auch nach Georgien
folgen? Schon sitzen wir im Sammeltaxi
vom armenischen Jerewan nach Tbilissi,
wo Ende Mai das Rosenfest für den arme-
nischen Dichtersänger Sajat Nowa statt-
findet. Die Dörfer im Grenzgebiet trost-
los, die Anspannung auf den Autositzen
groß. Nur die mit der deutschen Autorin
reisende armenische Freundin plappert
unaufhörlich, von großer Vorfreude er-
regt. Schließlich wird sie Constanze John
Reiseblatt F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Die Reisenden des U. Puder
Über die wehenden
Eichengipfel
Der klassische Reiseführer, gedruckt, ge-
bunden, mit praktischen Hinweisen, Kar-
ten, Fotos, Adjektiven wie „malerisch“ und
„pittoresk“ und versehen mit all den baede-
ckergenauen Beschreibungen von Sehens-
würdigkeiten, gleicht im Zeitalter von
Smartphones und Tablets dem Relikt aus
vergangenen Zeiten. Trotzdem sind sie –
dieser fabelhafte Führer durch Latium be-
weist es – bisweilen unentbehrlich. So viele
Informationen in einem robusten und
handtaschenfreundlichen Format. Und
dazu noch eine Landkarte. Zwar führen
alle Wege nach Rom, doch die mittelitalie-
nische Region Latium liegt im Schatten der
viel berühmteren Toskana. Das ist ihr gro-
ßer Reiz. Die Provinzhauptstadt Rieti, in-
mitten der Sabiner Berge gelegen und der
die Hauptstadt Georgiens zeigen, eine
Stadt, die die Armenierin selbst noch nie Wo mich der Wald logie eine prall gefüllte Schatztruhe zur
Verfügung, und er nützt deren Inhalt ge-
betreten hat. So geht es munter weiter.
Bald trinkt man mit der Autorin aufge-
freierem Sinn erzog schickt, indem er den Bogen vom Mittelal-
ter bis in unsere Zeit spannt und neben
schäumten Kaffee aus geblümten Täss- Der Titel klingt wie der eines Liebesro- den bekannten Autoren auch den ein oder
chen, bekommt mit ihr Angst, für deut- mans. Mit solch einer Geschichte hat das anderen literarischen Außenseiter zu
sche Zungen heikle Familiennamen wie kleine Buch nichts zu tun, sehr wohl je- Wort kommen lässt. So gesehen wäre ein
Daschawachischwili oder Margwelaschwi- doch mit einer lebenslangen Zuneigung. nettes Heidelberg-Konzentrat entstanden, geographische Mittelpunkt Italiens, ist der
li richtig auszusprechen, und gewöhnt Seit seiner Kinderzeit hat der Autor das wenn es nicht eine gewichtige Frage zu klä- vielleicht untouristischste Ort ganz Ita-
sich allmählich an den lieblichen Rotwein Heidelberger Schloss im Blick, gewisser- ren gäbe. Was mag den Autor bewogen ha- liens. Trotz mittelalterlichem Centro stori-
Chwantschkara. Unterwegs im Bus, im maßen als Abenteuerspielplatz jedweder ben, in den Chor der Lobpreisungen den co und archäologischen Ausgrabungen.
Sammeltaxi, im Allrad-Wagen mit Fah- Phantasie, die sich mit diesem grandiosen Text einer Elisabeth Schick-Abels aufzu- Der Autor führt seine Leser durch diese his-
rer, zu Fuß, wird einem die Zeit mit dieser Bauwerk verbinden lässt. Nun hat er Stim- nehmen, der mit „Heil Hitler!“ endet und torische Landschaft; hinein in die Albaner
Reisenden nie lang. Mit den Zufallsbe- men gesammelt, die sich mit Gegenwart mit einer Postkarte, auf der über dem Berge, an den geheimnissvollen Lago di
kanntschaften, die sie uns vorstellt, erst und Vergangenheit dieser Ikone des ro- Schloss das Hakenkreuz leuchtet, illus- Nemi, zur uralten Benediktinerabtei von
recht nicht. Als da wären eine Perfor- mantischen Deutschlands beschäftigen. triert ist? Und damit nicht genug: Warum Farfa in den Sabinerbergen oder in die fa-
hält Buselmeier es für wert, Joseph Goeb-
mance-Künstlerin und Filmemacherin Michael Buselmeier stand für seine Antho- bels zu präsentieren mit einem – übrigens schistische Modellstadt Latina. Sogar für ei-
aus Tbilissi, die zum Arteli-Kunstfestival recht belanglosen – Zitat aus dessen halb- nen Sprung auf die Pontinischen Inseln fin-
in die Provinz Ratscha im Norwesten Ge- biographischen Roman „Michael“ über det sich noch Platz. Ein kleiner Wanderfüh-
orgiens einlädt. Oder fünf Georgier, die das Schicksal eines Frontsoldaten im Ers- rer mit sieben Tourenvorschlägen verlockt
namenlos bleiben und am Fuß eines Glet- ten Weltkrieg, den Kenner als ein von „ir- dazu, diese Landschaft auch zu Fuß zu ent-
schers gern den selbstgebrannten Kognak rationalem völkischem Pathos durchdrun- decken. Und natürlich führen am Ende
teilen. Oder einen aserbaidschanischen genes Machwerk“ klassifizieren? Sollte dann doch alle Wege in die Ewige Stadt.
fliegenden Händler am Strand, der der al- dies „Ausgewogenheit“ beweisen oder ein Sollte dort, etwa im riesigen Ausgrabungs-
lein Reisenden die Hand gibt, weil auch „Zeitzeugnis“ sein, könnte man gerade gelände der römischen Hadriansvilla bei
er allein unterwegs ist. Was in Georgien, noch über Sinn und Zweck einer solchen Tivoli, das Smartphone kein Netzempfang
so wissen wir da längst, nicht lange so Auswahl diskutieren, ansonsten ist sie haben, ist auf das gedruckte Wort diesen
bleiben dürfte. ksi sehr schwer nachzuvollziehen tg. sehr schönen Reiseführers Verlass. üte
„40 Tage Georgien. Unterwegs von Tiflis bis ans „Alles will für dich erglühen – Das Heidelberger „Latium mit Rom“ von Florian Fritz. Michael Müller
Schwarze Meer“ von Constanze John. DuMont Rei- Schloss in Texten und Bildern“, herausgegeben Verlag, Erlangen 2018. 372 Seiten, zahlreiche
severlag, Ostfildern 2018. 412 Seiten. Broschiert, von Michael Buselmeier. Morio Verlag, Heidelberg Abbildungen, eine herausnehmbare Karte. Bro-
14,99 Euro. 2018. 159 Seiten. Gebunden, 18 Euro. schiert, 18,90 Euro.


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im Reisemarkt der F.A.Z.




 







      
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G
Architektur ist eine filigrane Angelegenheit
Gebäude sind dem
Zeitgeschmack und
der Witterung,
wechselnden Bedürf-
nissen und dem In-
teresse von Investo-
ren ausgesetzt. Auch
der City-Hof in Ham-
burg wurde nicht für
die Ewigkeit gebaut.
Eigentlich schade.
Von
Andreas Schlüter
J
etzt also dieses: Der Hamburger
City-Hof, eines der elegantesten
Gebäudeensembles der hanseati-
schen Nachkriegsmoderne, soll ab-
gerissen werden. Das Welterbezentrum
der Unesco sieht das gleich nebenan lie-
gende, seit 2015 zum Weltkulturerbe ge-
hörende backsteinrote Kontorhausvier-
tel durch Abriss und Neubebauung der
vier City-Hochhäuser in seiner architek-
turhistorischen Bedeutung nicht gefähr-
det. Das war für viele eine allerletzte
Hoffnung gewesen. Im August dieses
Jahres waren zwei Expertinnen von Ico-
mos International, einer die Unesco in
denkmalpflegerischen Fragen beraten-
den Organisation, eigens nach Hamburg
gereist, um sich ein Bild von dem Ensem-
ble zu machen. Einen abschließenden
Bericht gibt es noch nicht. Aber schon
die Tatsache, dass der in Hamburg seit
Jahren schwelende Streit um den Erhalt
des City-Hofs nicht auf der Agenda des
im Sommer 2019 tagenden Welterbeko-
mitees stehen wird, ist ein schlechtes
Zeichen.
Ja, und der Denkmalschutz? Der hat
im noch immer vom Erfolg der Elbphil-
harmonie beschwipsten Hamburg nie
eine ernstzunehmende Rolle gespielt.
Schon 2011 wurde der City-Hof in das
Hamburger „Verzeichnis der Erkannten
Denkmäler“ aufgenommen, gleichwohl
stand ein Jahr später in der ersten Ver-
kaufsausschreibung der Finanzbehörde
die bemerkenswerte Formulierung,
„dass die Bestandsgebäude nicht erhal-
ten werden sollen . . . und aus städtebauli-
chen Gründen ein Neubau vorgesehen
werden soll“.
Wer in diesen Tagen Hamburg mit der
Bahn erreicht, den Hauptbahnhof in
Richtung Innenstadt verlässt, um dann
links in den Steintorwall und Kloster-
wall zu spazieren, sieht fast als Erstes
die vom Architekten Rudolf Klophaus
entworfenen und 1958 fertiggestellten
Hochhäuser: kurz City-Hof genannt.
Grau schieben sich die vier massiven
Quader in den ebenfalls grauen nord-
deutschen Dezemberhimmel hinein. Die
Schaufenster der ehemaligen Ladenge-
schäfte sind mit Brettern vernagelt. Bau-
zäune sperren die Zugänge ab. In der
einstmals eleganten, ebenerdig die vier
Gebäude miteinander verbindenden Pas-
sage riecht es höchst unappetitlich. Das
ist alles sehr, sehr trostlos. Seit das Be-
zirksamt Mitte mit seinen tausend Mitar-
beitern in die Caffamacherreihe umgezo-
gen ist, hat sich der City-Hof schon fast
in eine urbane Ruine verwandelt.
Dabei war doch alles mal ganz anders.
„Ihre klaren Linien verkörpern ein Stück
Hamburger Nüchternheit“, freute sich
das „Hamburger Abendblatt“ im Novem-
ber 1956 über den Bau der Hochhäuser.

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Reiseblatt
In solcher Pracht hat man die vier Gebäude des City-Hofs schon lange nicht mehr gesehen. Aber muss man sie deshalb gleich abreißen?
Für jemanden, der in den sechziger Jah- gegenüberliegenden Markthalle wurden
ren auf der anderen Seite des Hauptbahn- noch Lebensmittel verkauft, und in den
hofes, im damals noch unsanierten und heutigen Deichtorhallen brodelte am frü-
eher proletarischen Viertel St. Georg, hen Morgen der städtische Obst- und Ge-
groß geworden ist, war der City-Hof ein müsegroßmarkt. Dazu in Sichtweite der
Wunder. Die damals mit schneeweißen
Leca-Platten verkleideten Gebäude zwi-
Hauptbahnhof. Der City-Hof symboli-
sierte die Zukunft. Und wann immer
schen Klosterwall, Steinstraße und Jo- man viel später und von wo auch immer
hanniswall schwebten auf ihren Pfeilern mit dem Zug nach Hamburg fuhr: Wenn
inmitten der kriegszerstörten Stadt. Das links die vier Türme auftauchten war
war unerhört modern. Und bei schönem man zu Hause angekommen.
Wetter auch von bewegender Schönheit: Doch irgendwann wurde aus dem stol-
das Weiß der Türme vor dem Blau des zen Weiß ein schmuddeliges Grau. Die
Himmels und dem Backsteinrot des his- Leca-Platten hatten sich als zu empfind-
torischen Kontorhausviertels. Es gab lich erwiesen und verschwanden unter
eine mehrstöckige Tiefgarage und dann einer grauen Eternit-Verschalung. Die
die Ladenpassage mit Geschäften. In der originalen rotbraunen Schwingflügel-
fenster aus Holz wurden durch weiße
Kunststofffenster ersetzt. Dabei hatte ge-
rade die kühne Farbgestaltung von Ru-
Wa
dolf Klophaus den Kontrast zwischen
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HAMBURG Haupt- Kontorhausviertel und City-Hof so reiz-
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bahnhof voll gemacht. Hier der klassisch hanseati-
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sche rote Backstein mit den weißen Fens-
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traß tern und gleich nebenan, das stolze
i t a lers Weiß ihrer Fassaden so effektvoll glie-
Sp
dernd, die dunklen Fenster der City-
S te i n to r
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ke b ergstraß
Mönc Hochhäuser.
Schon 1957 bezog das Bezirksamt Mit-
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St. Jakob City-Hof te den Block D des damals nigelnagelneu-
Steinstraße en City-Hofs. Wer in der Hamburger In-
nenstadt wohnte oder arbeitete, besuchte
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Johanniswal
Klosterwall
in den darauffolgenden Jahrzehnten
Markthalle zwangsläufig die Hochhäuser – um in ir-
Chilehaus gendeinem der vielen Büros den Personal-
Deichtor- ausweis verlängern zu lassen, eine Lohn-
platz steuerkarte zu bekommen oder um zu
Willy-Brandt-Straße Deichtor-
wählen. Auch wenn in den vergangenen
hallen Jahren der Zustand der Büros hoffnungs-
Zollkanal
los veraltet war und nach langen Jahren
200 m ununterbrochenen Publikumsverkehrs
F.A.Z.-Karte sie.
das gesamte Ensemble recht derangiert
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aussah, waren da immer noch der Zauber
der lichten Treppenhäuser mit ihrem Fünf-
ziger-Jahre-Esprit, die Eleganz der Trep-
penläufe, der Stufen und der Schwingtü-
ren. Und da waren die wie immer überra-
schenden Ausblicke auf die Stadt.
N
un also Abriss. Das ist umso be-
dauerlicher, als der Plan der
Neubebauung – den Wettbe-
werb des Jahres 2016 entschied
ein Hamburger Architekturbüro für sich
– sogar das „Hamburger Abendblatt“ auf-
stöhnen ließ. Ein hundertneunzig Meter
langer, vierzig Meter tiefer und zehn Ge-
schosse hoher Backsteinriegel würde
sich, sollte dieser Entwurf denn realisiert
werden, zwischen das Weltkulturerbe
Speicherstadt, Kontorhausviertel mit Chi-
lehaus und das Klosterwall schieben.
Das sieht auf den Computeranimationen
so aus, als würde Hamburg seine spätmit-
telalterlichen Befestigungsanlagen mit
den Möglichkeiten des einundzwanzigs-
ten Jahrhunderts wieder errichten wol-
len. Es fehlen nur die Kanonen. Tatsäch-
lich ist der heutige Klosterwall Teil der al-
ten Wallanlagen, die bis ins frühe neun-
zehnte Jahrhundert Hamburg umgaben.
Wo heute noch der City-Hof seine rampo-
nierte Schönheit in den Himmel streckt,
stand einst das Kloster St. Johannis in lau-
schigem Grün. Auch dieses Gebäude wur-
de irgendwann abgerissen.
Architektur ist bei aller vermeintli-
chen Solidität immer auch eine filigrane
Angelegenheit: dem Zeitgeschmack und
seinen Bedürfnissen, der Witterung, der
Zerstörung, dem Leichtsinn und – mehr
denn je – den Investoreninteressen aus-
gesetzt. Auch der City-Hof wurde nicht
für die Ewigkeit gebaut. Doch ist das,
DONNERS TAG, 3. JA NUAR 2019 · N R. 2 · S EITE R 5
Foto Herbert Eisenhauer/Denkmalschutzamt Hamburg
was dieses intelligente, auch schöne und
an seinem Standort noch immer so stim-
mige Ensemble womöglich ersetzen soll,
dermaßen deprimierend und uninspi-
riert, dass man trotz schlechtester Vor-
zeichen die Hoffnung einfach nicht auf-
geben möchte. Das prominenteste Innen-
stadtgrundstück der Stadt, quasi das En-
tree zur City, darf nicht so aussehen wie
das Hanseviertel in den Großen Blei-
chen.
Es ist auch schade um das Werk des
Architekten. Dass Rudolf Klophaus
1933 der NSDAP beitrat und nach
Kriegsende entnazifiziert und als Mitläu-
fer der Kategorie IV eingestuft wurde,
ist sicher nicht sehr sympathisch. Aber
genau hier im Kontorhausviertel ist zu
Füßen des City-Hofes das Werk dieses
Architekten exemplarisch ausgebreitet.
Und es ist beachtenswert. Klophaus hat
– teilweise mit den Kompagnons Schoch
und zu Putlitz – fünf bis heute bestehen-
de Kontorhäuser entworfen: Mohlenhof,
Reichenhof, Altstädter Hof, das Bartho-
lomay-Haus und das Pressehaus.
Fast eine kleine Architekturgeschich-
te aus einer Hand. Vom schlicht-schö-
nen Bauhaus-Entwurf zum Nazipomp
und dann, mit dem City-Hof, dieser
Griff in die Moderne. Das ist interes-
sant. Und darin liegt fern jeder Ideologie
auch Erkenntnis. Ebendas kann Archi-
tektur auch leisten. Würde der City-Hof
abgerissen, fehlte ein weiteres Stück han-
seatischer Architekturgeschichte, und
Zusammenhänge würden nicht mehr er-
kennbar sein. Für immer. Und während
das eine noch steht, spricht sich herum,
dass die Freihafenelbbrücke womöglich
abgerissen werden soll. Ist sie denkmal-
geschützt? Ja, schon.
Unsere Alpen
tdt. MÜNCHEN. Gletscherschmelze,
Schneemangel und extremes Wetter sind
die größten Gefahren als Folgen des Kli-
mawandels für Mitteleuropas größtes Ge-
birge. Das zeigt eine gemeinsame Analy-
se der Alpenvereine aus Deutschland,
Österreich und Südtirol. Die Erwärmung
im Alpenraum sei, so Tobias Hipp, Natur-
schutzexperte im Deutschen Alpenverein
(DAV), mit zwei Prozent seit 1850 gut
doppelt so hoch wie im globalen Ver-
gleich. Deshalb gründeten die Clubs jetzt
die „Aktion Alpen“. Die für zwei Jahre an-
gesetzte Kampagne setzt sich dafür ein,
die Natur der „letzten großen Wildnis mit-
ten in Europa“ zu schonen, aber zugleich
den Lebensraum der Bewohner als Wirt-
schaftsraum zu erhalten. Der Tourismus
spielt dabei eine besonders große Rolle.
Da sich die winterliche Schneedecke be-
reits um dreißig bis vierzig Prozent ver-
mindert hat, verkürzt sich trotz der
Schneekanonen die Skisaison. Doch
Kunstschnee ist kein Allheilmittel. Zu sei-
ner Produktion werden große Mengen
Wasser benötigt. Hipp erwartet mit weite-
ren Hitzewellen wie im vergangenen Som-
mer einen Wassermangel auch in den Al-
pen und daraus folgend Nutzungskonflik-
te zwischen Landwirtschaft, Wasserkraft-
werken und Tourismus. Doch sieht er
auch Lichtblicke. Ein Wiener Gerichtsur-
teil zeuge von einem neuen Verständnis
für den Naturraum: Richter untersagten
in zweiter Instanz zum Schutz der alpinen
Natur eine Verbindung der Skireviere in
St. Anton und Kappl in Tirol.
Extremes Wetter
tdt. KATTOWITZ. Zwei beliebte Touris-
mus-Regionen leiden besonders unter
dem Klimawandel: die Karibik und Süd-
asien. Das bestätigte die jüngste Ausgabe
des jährlichen Klima-Risiko-Index, den
die Umweltorganisation Germanwatch
aus Bonn zur Welt-Klima-Konferenz im
polnischen Kattowitz präsentierte. Das
Jahr 2017 war demnach das bislang
schlimmste „Extremwetterjahr“ der Ge-
schichte – die Daten für das Dürrejahr
2018 liegen noch nicht vor. Etwa 11 500
Menschen starben bei Naturkatastro-
phen, die Schäden summierten sich auf
weltweit 242 Milliarden Euro. Besonders
getroffen waren durch karibische Wirbel-
stürme die Inseln Puerto Rico und Domi-
nica. In Sri Lanka sorgten sintflutartige
Regenfluten für große Zerstörungen.
Lange in der Luft
tdt. AUCKLAND. Die jüngste Fluggesell-
schaft im wachsenden Kreis der Airlines
mit Super-Langstrecken ist Air New Zea-
land. Die neuseeländische Staatslinie hat
nun mit dem „Dreamliner“ Boeing 787-9
Flüge zwischen Auckland und Chicago
aufgenommen. Die Distanz beträgt gut
13 500 Kilometer, die Flugzeit dauert je
nach Richtung zwischen fünfzehn und
sechzehn Stunden.
Damit schaffen es die Neuseeländer ge-
rade noch unter die zehn längsten Flüge.
Rekordhalter ist derzeit Singapore Air-
lines, die mit einer Spezialversion des Air-
bus 350-900 in achtzehneinhalb Stunden
von Singapur nach New York-Newark un-
terwegs ist. Die Distanz beträgt etwas
mehr als 15 300 Kilometer.
Qatar Airways liegt auf Platz 2 mit der
Route von Auckland nach Doha: 14 500 Ki-
lometer bei einer Reisezeit von mindes-
tens siebzehn Stunden und vierzig Minu-
ten. Nummer 3 ist Qantas, die im März
2018 die erste, knapp 14 500 Kilometer
lange Nonstop-Verbindung zwischen
Perth in Westaustralien und London in Be-
trieb nahm und dafür etwa siebzehn Stun-
den braucht. Die australische Fluggesell-
schaft plant auch Non-Stop-Flüge von Syd-
ney und Melbourne nach London sowie
nach New York. Derzeit gibt es aber noch
keine Flugzeuge mit dieser Reichweite.
Deshalb hat die Fluglinie Airbus und Boe-
ing aufgefordert, entsprechende Jets zu
konstruieren, 2022 soll es so weit sein.

 
  
 

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SEITE R 6 · DONNERS TAG, 3. JANUAR 2019 · NR. 2 Reiseblatt F RANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUN G

Salang
Die Ernüchterung über den Einsatz
deutscher Soldaten in Afghanistan
hat Tradition. Am Hindukusch ist
kaum etwas zu gewinnen. Dennoch
war die Sowjetunion 1979 sieges-
gewiss: Die Anlage des zeitweilig
höchst gelegenen Straßentunnels der
Welt unterhalb des Salang-Passes
sollte einen leichten Weg in den Sü-
den des Landes ebnen. Vergeblich.
Seitdem ist das Land im dauernden
Ausnahmezustand. Immer wieder
kehrt der Krieg auch nach Salang zu-
rück. Jahrelang hielten die Taliban
und ihre Radikalisierung des Religiö-
sen die Region in ihrem Bann. Bis
heute zerstören Anschläge immer
wieder Hoffnungen auf Frieden. Ob
das je anders wird? Der Staat zählt
in den autonomen Stammesgebieten
der „Afpak“-Region, wie Militärs das
Krisengebiet nennen, nicht viel. Wer
hier keine Waffe hat, braucht viel
Gottvertrauen. Doch hüte sich, wer
der einen oder anderen Regierung zu
nahe tritt. Geheimdienstberserker be-
weisen einander zu gern ihre Autori- Illustration Wolf Boewig
tät. Unverfroren schlagen sie zu und
lassen ihre Opfer dann am Grenz-
saum einfach liegen. Gegen die
Wolf Böwig | VG-Bild Stipendium

Schmerzen während des langen

Wegs durchs Land hilft Opium. Ge-
gen die zynischen Patronenspiele der
Soldaten hilft es nicht. Und in Kabul
einem Selbstmordattentäter zu ent-
kommen, kann zur Glückssache
werden.