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Thesen zum allgemeinen Verhältnis von wissenschaftlicher

Intelligenz und proletarischem Klassenbewußtsein


(aus:ad lectoris 10, Luchterhand, G. Lukacs zum 13. April 1970, S.25-43;
zuerst erschienen in „Sozialistische Korrespondenz-Info", Nr.25 Frankfurt
1969; auch in KuK S.330)
Die revolutionäre Bewegung in Westdeutschland steht auf-grund der politischen Verlaufsform ihrer
antiautoritären Aktionsgeschichte und ihrer theoretischen Zurechnung zur kritischen Tradition des
wissenschaftlichen Sozialismus vor dem revolutionstheoretisch und strategisch entscheidenden
Problem:

1. Wie sind die - der Unterdrückungssituation in der spätkapitalistischen Industriemetropolen


angemessenen und im Medium des antiautoritären Bewußtseins begründeten - historisch neuen
Vernunftsprinzipien der Emanzipation zur überlieferten Substanz der geschichtlichen
Klassenkämpfe zu vermitteln, ohne einem undurchschaubaren Traditionalismus revolutionärer
Situationen zu verfallen, die sich unausgesprochen und ausschließlich an materieller Verelendung,
physischer Unterdrückung und erfolgreicher Oktoberrevolution orientiert?
2. Wie ist der Begriff des Klassenbewußtseins als eine nicht empirische, gleichwohl daseiende
Kategorie der gesellschaftlichen Totalität von ausbeuterischer Produktion zu rekonstruieren, ohne
die Bedürfnisse der ausgebeuteten Massen zu verfehlen; also das Problem der historischen
Genesis des Klassenbewußtseins zu begreifen und nicht dessen Konstitution als immer schon
vollzogen und in der Partei materialisiert metaphysisch vorauszusetzen oder es auf ein empirisch-
psychologisches Bewußtsein zu verkürzen?
3. Wie sind die kleinbürgerlichen Verfallsformen des antiautoritären Emanzipationsbewußtseins
wissenschaftlicher Intelligenz, der Zerfall der ideologiekritischen Einsicht in den
Zwangszusammenhang abstrakter Arbeit im ganzen und die Zerfaserung politischer Praxis
revolutionstheoretisch zu beurteilen, ohne die historisch neue Qualität der Wissenschaft als
Produktivkraft zu ignorieren und unbefragt die in der Arbeiterbewegung tradierten Interpretationen
der Rolle der Intelligenz im Klassenkampf zu übernehmen?

Die Beantwortung dieser drei Fragen wird die Wahl richtiger Strategien sozialrevolutionärer
Prozesse in den Metropolen und die Konstruktion einer Theorie der Revolution entscheidend
beeinflussen. Alle drei Fragen, die gegenwärtig in der sozialistischen Bewegung mehr oder
weniger theoretisch unter dem Thema „Wissenschaftliche Intelligenz und proletarischer
Klassenkampf" stehen, werden mit traditionalistisch verkürzten Vorschlägen beantwortet, die weder
die staatsinterventionistisch verfestigte zweite Natur der kapitalistischen Gesellschaftsformation
noch die gewandelte Lage der arbeitenden Klasse in den Metropolen erfassen, also die Ebenen
der entfremdeten Arbeit des verdinglichten Bewußtseins und verarmten Lebens verfehlen. Die
Diskus-sion bewegt sie, z. T. in einer enthistorisierten Vorstellungswelt der Oktoberrevolution und
Leninschen Kaderpartei, die mechanistische Organisationsmodelle nahelegt und eine
sozialrevolutionäre Vermittlung von Studenten- und Arbeiterbewegung sabotiert. Rigide
Vorstellungen von Kader, unbedingter Zentralisation und eiserner Disziplin, die anachronistische
Leistungsstandards voraussetzen, den hochzivilisierten Entwicklungsstand der Produktivkräfte, des
gesellschaftlichen Reichtums und der instrumentalisierten Kultur nicht einsehen, machen eine der
Produktivität gesellschaftlicher Arbeit angemessene Entfaltung von Spontaneität rückgängig.

Mechanistische Vorschläge, die den Standpunkt des Proletariats zur Entität ontologisieren und den
SDS zum Scharnier zwischen zwei einander äußerlich und tendenziell klassenfeindlichen
Bewegungen, der Arbeiter- und der Studentenbewegung, verdinglichen, ebenso wie die
Anschauungen der ML-Gruppen beruhen im Grunde auf einem Begriff des warenproduzierenden
Kleinbürgertums, der der gesellschaftlichen Realität nicht mehr entspricht. Indem sie den
„Grundwiderspruch von Kapital und Lohnarbeit" identitätsphilosophisch jeder geschichtlichen
Veränderung entheben und die kapitalistische Gesellschaft zu einem scholastischen ordo von
Grund-, Haupt- und Nebenwidersprüchen verdinglichen, beziehen sie sich weder auf die
Gesellschaft als Totalität noch auf die Emanzipationsbedürfnisse der lohnabhängigen Massen.
Daraus folgt, daß weder der Strukturwandel der an sich seienden Klassenlage durch die Expansion
produktiver Arbeit im Monopolkapital, noch der der kategorialen Struktur des Klassenbewußtseins,
ebenso wenig wie der der geistigen Arbeit berücksichtigt werden.

Darauf beziehen sich im folgenden drei Argumente, die, ohne unmittelbar konkrete
Handlungsanweisungen zu liefern, die sozialrevolutionäre Strategienbildung für die Metropolen
beeinflussen müßten.

I.
Der Übergang vom Konkurrenz- zum Monopolkapitalismus führt, wie in der Kritik der politischen
Ökonomie von Marx und Engels selbst angedeutet, zu einer Vergesellschaftung des
kapitalistischen Privateigentums auf dem Boden der kapitalistischen Produktionsweise selber und
zu einer Vergesellschaftung der produktiven Arbeit auf dem Boden der Lohnarbeit. Die von Marx
und Engels angedeuteten möglichen geschichtlichen Endpunkte des Kapitalverhältnisses sind die
aktiengesellschaftlichen Unternehmungsformen - gleichsam als gesellschaftlicher Urtypus des
monopolen Privateigentums - und die technologische Umsetzung der Wissenschaften ins
kapitalfixierte Maschinensystem (vgl. Kapital 3, Kap. 27, Rohentwurf S. 584 ff.).

Diese neue Vergesellschaftungsqualität des Kapitals ist einerseits der schon in der ersten Krise,
die das Kapital geschichtlich ins Leben rief, der in der ursprünglichen Akkumulation begründete
Widerspruch von Vergesellschaftung und Privateigentum, gesellschaftlicher Arbeit und Privatarbeit,
wie er andererseits den Übergang zur möglichen freien Assoziation der unmittelbaren Produzenten
der sozialistischen Produktionsform als objektiv möglich aufzeigt oder, wie Engels und im Anschluß
an ihn Horkheimer expliziert haben, den Umschlag in den autoritären Staat, der faschistischen
Verkehrung von Vergesellschaftung, naturwüchsig möglich macht.
Der Übergang vom Konkurrenz- zum Monopolkapitalismus führt, wie in der Kritik der politischen
Ökonomie von Marx und Engels selbst angedeutet, zu einer Vergesellschaftung des
kapitalistischen Privateigentums auf dem Boden der kapitalistischen Produktionsweise selber und
zu einer Vergesellschaftung der produktiven Arbeit auf dem Boden der Lohnarbeit. Die von Marx
und Engels angedeuteten möglichen geschichtlichen Endpunkte des Kapitalverhältnisses sind die
aktiengesellschaftlichen Unternehmungsformen - gleichsam als gesellschaftlicher Urtypus des
monopolen Privateigentums - und die technologische Umsetzung der Wissenschaften ins
kapitalfixierte Maschinensystem (vgl. Kapital 3, Kap. 27, Rohentwurf S. 584 ff.).

Diese neue Vergesellschaftungsqualität des Kapitals ist einerseits der schon in der ersten Krise,
die das Kapital geschichtlich ins Leben rief, der in der ursprünglichen Akkumulation begründete
Widerspruch von Vergesellschaftung und Privateigentum, gesellschaftlicher Arbeit und Privatarbeit,
wie er andererseits den Übergang zur möglichen freien Assoziation der unmittelbaren Produzenten
der sozialistischen Produktionsform als objektiv möglich aufzeigt oder, wie Engels und im Anschluß
an ihn Horkheimer expliziert haben, den Umschlag in den autoritären Staat, der faschistischen
Verkehrung von Vergesellschaftung, naturwüchsig möglich macht.

Marx schreibt von Aktiengesellschaften: „Das Kapital, das an sich auf gesellschaftlicher
Produktionsweise beruht und eine gesellschaftliche Konzentration von Produktionsmitteln und
Arbeitskräften voraussetzt, erhält hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt
assoziierter Individuen) im Gegensatz zum Privatkapital, und seine Unternehmungen treten auf als
Gesellschaftsunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen. Es ist die Aufhebung des
Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise
selbst."(Kapital 3, S. 452) (1). Die schon aus dem Enteignungsprozeß der ursprünglichen
Akkumulation begründete naturgesetzliche Tendenz von Konzentration und Zentralisation des
Kapitals, die dessen geschichtlichen Widerspruch von gesellschaftlicher Arbeit und privater
Aneignung entfaltet, tritt in ein neues Stadium. Mit dem Monopolkapital kommt der an sich
gesellschaftliche Charakter der kapitalistischen Produktionsweise, der Widerspruch von
Vergesellschaftung und Privateigentum zur offenen Erscheinung.

Diese neue Vergesellschaftungsqualität des Kapitals verändert den Klassenantagonismus


insgesamt. Schon die aktiengesellschaftliche Unternehmungsform verwandelt den „wirklichen
fungierenden Kapitalisten in einen bloßen Dirigenten, Verwalter fremden Kapitals und die
Kapitaleigentümer in bloße Eigentümer, bloße Geldkapitalisten" (Kapital 3, S. 452). Dieser Prozeß,
in dessen Verlauf die außerökonomische Zwangsgewalt des Staates wieder direkte ökonomische
Potenz gewinnt und der Staatsinterventionismus zur Dauernotwendigkeit wird, zerstört die
Zirkulationssphäre als legitimationsideologisches Reich der bürgerlichen Sittlichkeit, als freie
Konkurrenz von einander feindseligen Individuen und als gerechter Äquivalenttausch von einander
gleichgültigen und gleichgeltenden Warenbesitzern. Das Klassenbewußtsein der Kapitalisten
politisiert die instrumentelle Vernunft im Hinblick auf ihre autoritär technokratischen Konsequenzen.
Herrschaft wird legitimationsunfähig.

Die neue Vergesellschaftungsqualität des Kapitals erweitert notwendig den Begriff der produktiven
Arbeit und bringt ihn als die arbeitsteilige Totalität zur Erscheinung, die er im unentfalteten Prinzip
schon immer war: „Wie im Natursystem Kopf und Hand zusammengehören, vereint der
Arbeitsprozeß Kopfarbeit und Handarbeit. Später scheiden sie sich bis zum feindlichen Gegensatz.
Das Produkt verwandelt sich überhaupt aus dem unmittelbaren Produkt des individuellen
Produzenten in ein gesellschaftliches, in das gemeinsame Produkt eines Gesamtarbeiters, d. h.
eines kombinierten Arbeitspersonals, dessen Glieder der Handhabung des Arbeitsgegenstandes
näher oder ferner stehen. Mit dem kooperativen Charakter des Arbeitsprozesses selbst erweitert
sich daher notwendig der Begriff der produktiven Arbeit und ihres Trägers, des produktiven
Arbeiters. Um produktiv zu arbeiten, ist es nun nicht mehr nötig, selbst Hand anzulegen. Es genügt,
Organ des Gesamtarbeiters zu sein, irgendeine seiner Unterfunktionen zu vollziehen." (Kapital 1, S.
537)

Die technologische Umsetzung der Wissenschaft ins kapitalfixierte Maschinensystem -


systematisch seit Ende des 19. Jahrhunderts betrieben - und die Tendenz zur Automation haben
das verändert, was Marx als die reelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital bezeichnet hat.
Diese unterscheidet sich von der bloß formellen dadurch, daß sie auch die technologische Struktur
des unmittelbaren Arbeitsprozesses durch die systematische Anwendung der gesellschaftlichen
Produktivkräfte der Arbeit, Arbeitsteilung und Wissenschaft qualitativ verändert. Der Arbeitsprozeß
als Stoffwechsel zwischen den Menschen und der Natur wird gleichsam in sich selbst
vergesellschaftet. Eine der hervorstechendsten Eigenschaften der reellen Subsumtion der Arbeit
unter das Kapital ist die bewußte „Anwendung der Wissenschaft, dieses allgemeinen Produkts der
gesellschaflichen Entwicklung auf den unmittelbaren Produktionprozeß." (Marx, Resultate, 50,
Frankfurt 1969)

Soziale Kombination totalisiert mit der Verwissenschaftlichung der Produktion diese immer mehr
zum Gesamtarbeiter, indem, wie Marx in den Grundrissen ausführt, das einzelne Arbeitsvermögen
immer mehr momentanisiert wird und der Wertmaßstab der Arbeitszeit in immer extremeren
Widerspruch zur Realität des capital fixe und des wirklichen Produktionsprozesses tritt. Technik
und Wissenschaft haben ein produktiv umgesetztes Entfaltungsstadium von systemsprengendem
Ausmaß erreicht. Die neue Vergesellschaftungsqualität der produktiven Arbeit durch die
technologische Verwissenschaftlichung der Produktion vermag ihre zwangsweise kapitalistische
Vergegenständlichung nicht mehr zu tolerieren. Das Verhältnis von Monopolkapital und Automation
macht die auch klassentheoretisch folgenreiche Veränderung der reellen Subsumtion der Arbeit
unter das Kapital aus. „Da mit der Entwicklung der reellen Subsumtion der Arbeit unter das Kapital
oder der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise nicht der einzelne Arbeiter, sondern mehr
und mehr ein sozial kombiniertes Arbeitsvermögen der wirkliche Funktionär des
Gesamtarbeitsprozesses wird, und die verschiedenen Arbeitsvermögen, die konkurrieren, und die
gesamte produktive Maschine bilden, in sehr verschiedener Weise an dem unmittelbaren Prozeß
der Waren - oder besser hier Produktbildung - teilnehmen, der eine mehr mit der Hand, der andere
mehr mit dem Kopf arbeitet, der eine als Manager, Engineer, Technolog etc.., der andere als
overlooker, der dritte als direkter Handarbeiter oder gar bloß als Handlanger, so werden mehr und
mehr Funktionen von Arbeitsvermögen unter dem unmittelbaren Begriff der produktiven Arbeit und
ihre Träger unter dem Begriff der produktiven Arbeiter, direkt vom Kapital ausgebeuteter und
sei nem Verw ertungs- und Produkti onsprozeß überhaupt untergeordneter Arbei ter
einrangiert" (Marx, Resultate, S. 66) (2)

Wenn die Wissenschaften nach Maßgabe ihrer technischen Umsetzbarkeit und ihre Träger, die
geistigen Arbeiter, in den produktiven Gesamtarbeiter integriert sind, dann ist nicht anzunehmen,
daß sozialrevolutionäre Strategien sich in der klassischen Weise nahezu ausschließlich aufs
oder der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise nicht der einzelne Arbeiter, sondern mehr
und mehr ein sozial kombiniertes Arbeitsvermögen der wirkliche Funktionär des
Gesamtarbeitsprozesses wird, und die verschiedenen Arbeitsvermögen, die konkurrieren, und die
gesamte produktive Maschine bilden, in sehr verschiedener Weise an dem unmittelbaren Prozeß
der Waren - oder besser hier Produktbildung - teilnehmen, der eine mehr mit der Hand, der andere
mehr mit dem Kopf arbeitet, der eine als Manager, Engineer, Technolog etc.., der andere als
overlooker, der dritte als direkter Handarbeiter oder gar bloß als Handlanger, so werden mehr und
mehr Funktionen von Arbeitsvermögen unter dem unmittelbaren Begriff der produktiven Arbeit und
ihre Träger unter dem Begriff der produktiven Arbeiter, direkt vom Kapital ausgebeuteter und
sei nem Verw ertungs- und Produkti onsprozeß überhaupt untergeordneter Arbei ter
einrangiert" (Marx, Resultate, S. 66) (2)

Wenn die Wissenschaften nach Maßgabe ihrer technischen Umsetzbarkeit und ihre Träger, die
geistigen Arbeiter, in den produktiven Gesamtarbeiter integriert sind, dann ist nicht anzunehmen,
daß sozialrevolutionäre Strategien sich in der klassischen Weise nahezu ausschließlich aufs
Industrieproletariat beziehen können. Nicht ist die Frage zu stellen, ob wissenschaftliche Intelligenz
im traditionellen Sinn industrieproletarisches Klassenbewußtsein entwickeln kann, sondern wie
umgekehrt der Begriff der unmittelbaren Produzenten und damit der arbeitenden Klasse sich
insgesamt verändert hat.

Mit der fortschreitenden Vergesellschaftung des Kapitals und der produktiven Arbeit und der
technologischen Verwissenschaftlichung der Produktion wird auch das unmittelbare
Industrieproletariat immer mehr zum Moment im Gesamtarbeitsprozeß. Es repräsentiert weniger
denn je die Totalität produktiver Arbeit. Bei aller extremen Verschärfung des Widerspruchs von
geistiger und körperlicher Arbeit ist die geistige Arbeit nicht mehr nur als idealistisch überhöhende
Widerspiegelung abstrakter Arbeit und damit als Repräsentant der bürgerlichen Aneignung von
Kultur und kleinbürgerlichen Organisationsformen des Wissenschaftsprozesses zu behandeln,
sondern ein genuines Bildungsmoment, und zwar in organisierter und kollektiver Form, in der
Konstitution proletarischen Klassenbewußtseins und der Organisation der politischen Klasse.

Bezüglich der Rolle der wissenschaftlichen Intelligenz im Klassenkampf ist klassischen Theorien
individuellen Klassenverrats (zumeist mit Hinweis auf Lukacs' Bestimmung der Rolle des
Intellektuellen im Klassenkampf) entgegenzusetzen, daß ohne die organisierte produktive
wissenschaftliche Intelligenz die Bildung eines auf die bürgerliche Gesellschaft insgesamt
bezogenen Klassenbewußtseins auch im Industrieproletariat unmöglich ist.

II.
Die mangelnde Reflexion auf die kategoriale Verfassung des Klassenbewußtseins als einer nicht
empirischen Kategorie, wie sie von Lukacs spekulativ im Anschluß an Lenin ausgeführt wurde, hat
in der sozialistischen Bewegung eine verschwiegene Reduktion des Klassenbewußtseins in einem
den Metropolen unangemessenen leninistischen Sinn zur Folge. Die Stagnation der zunächst
spontan auf psychoanalytischer Ebene gefaßten und individualistisch beschränkten
Emanzipationsdebatte konnte sich dem Zugang und der strategisch praktischen Erkenntnisse der
möglichen Bedürfnisstrukur der Massen entfremden. Das spekulative Totalitätsbewußtsein, das die
antiautoritäre Bewegung in ihren ersten Anfängen auszeichnet, mag schlechte Momente
geschichtsblinder Abstraktion enthalten haben. Die Unmittelbarkeitsideologie vieler praktisch
arbeitender Gruppen hingegen ist ihrem Bewußtsein nach in einer unverbundenen Flucht der
historischen Erscheinungsform angesiedelt und außerstande, die Vielheit der empirischen
Praktiken zu klassenbewußter Einheit einer politischen Praxis zu denken. Die Reflexion auf die
kategoriale Ebene des Klassenbewußtseins vermöchte sehr viel eher organisatorische
Identitätskriterien zu vermitteln, als schlecht moralisierende Verbindlichkeitsdiskussionen, wie sie
noch häufig geführt werden und die hilflos unverbindlich bleiben.

Die theoretischen Auffassungen der sozialistischen Bewegung sind z. T. mit Momenten des
empirischen Historismus behaftet, den Lukacs der bürgerlichen Geschichtswissenschaft vorwirft.
„Ihr Irrtum besteht darin, daß sie im empirischen, historischen Individuum (gleichviel ob es sich um
einen Menschen, um eine Klasse oder um ein Volk handelt) und in seinem empirisch gegebenen
(also psychologischen, oder massenpsychologischen) Bewußtsein jenes Konkrete zu finden meint.
Wo sie jedoch das Allerkonkreteste gefunden zu habenglaubt, hat sie es gerade am weiteste,
verfehlt, die Gesellschaft als konkrete Totalität ... ; indem sie daran vorbeigeht, faßt sie etwas völlig
Abstraktes als etwas Konkretes auf. (Lukacs, Geschichte und Klassenbewußtsein, S. 61)

Doch schon Lukacs' Erkenntnis, daß sich erst durch die „Beziehung auf die Gesellschaft als auf ein
Ganzes" die Kategorie der objektiven Möglichkeit und damit die logische Bildung von
Klassenbewußtsein konstituiert, enthält Mo-mente der idealisierenden Abstraktion; sowohl seine
Behandlung der Organisationsfrage wie des Klassenbewußtseins unterstellen einen
Totalitätsbegriff, der ins empirisch psychologische Bewußtsein der einzelnen Proletarier nicht
hineinragt. Diese können nur post festum die Entscheidungen des totalitätsbezogenen
Zentralkomitees nachvollziehen, ebenso wie der reale, durch Kampferfahrung, Theorienbildung,
Agitation und Propaganda sich vollziehende Umsetzungsprozeß von Totalitätskategorien in die
Köpfe der einzelnen Proletarier im Dunkeln bleibt. Das richtige Klassenbewußtsein existiert immer
schon in Gestalt der apriori vorgegebenen richtigen Partei des Proletariats, dem leninistischen
Parteitypus, der allen geschichtlichen Formbestimmungen transzendental enthoben wird. Die
Kategorie der Totalität geht aber sowohl in ihrem Hegelschen wie in ihrem Marxschen Sinne auf
ebenso empirische wie nichtempirische Momente, so wie die Ware nach Marx ein sinn-lich-
übersinnliches Ding ist. Mit der Eliminierung der Empirie aus der Totalitätskategorie wird die
Reflexion auf die historische Genesis des Klassenbewußtseins abgeschnitten. Lukacs'
Empiriebegriff ist selbst schon szientistisch verkürzt.

Die Kategorie des Klassenbewußtseins aber konstituiert sich aus einem bestimmten Verhältnis von
Theorie und Empirie, wie es gebunden ist an den materialistischen Produktionsbegriff von Arbeit
und Arbeitsteilung. Der Begriff von Empirie, so wie ihn im Rahmen des historischen Materialismus
Marx und Engels in der Deutschen Ideologie angedeutet haben, ist keineswegs identisch mit dem
Empiriebegriff der positivistisch zerstreuten Einzelwissenschaften. Dieser ist quantitativ und formal
nach Maßgabe konkreter (naturwissenschaftlicher Operabilität, jener ist qualitativ und material nach
Maßgabe) Arbeit, d.h. der materialistische Empiriebegriff ist gebunden an Gebrauchswerte,
Bedürfnisse und Interessen. Der Theorienbegriff der Kritik der politischen Ökonomie ist gebunden
an abstrakte Arbeit, die Kategorien der Ware, des Mehrwerts und der Akkumulation. Aus der Kritik
an diesen Kategorien erschließt sich die Gesellschaft als eine Herschaftstotalität von
Verdinglichung, Ausbeutung und Krise. Wenn sich Klassenbewußtsein als parteiliches
Totalitätsbewußtsein wirklich soll bilden können, muß sich das Moment der Theorie des
wissenschaftlichen Sozialismus, durch welche Umwandlungen und Vermittlungen auch immer, in
Reflexion auf die historische Genesis des Klassenbewußtseins abgeschnitten. Lukacs'
Empiriebegriff ist selbst schon szientistisch verkürzt.

Die Kategorie des Klassenbewußtseins aber konstituiert sich aus einem bestimmten Verhältnis von
Theorie und Empirie, wie es gebunden ist an den materialistischen Produktionsbegriff von Arbeit
und Arbeitsteilung. Der Begriff von Empirie, so wie ihn im Rahmen des historischen Materialismus
Marx und Engels in der Deutschen Ideologie angedeutet haben, ist keineswegs identisch mit dem
Empiriebegriff der positivistisch zerstreuten Einzelwissenschaften. Dieser ist quantitativ und formal
nach Maßgabe konkreter (naturwissenschaftlicher Operabilität, jener ist qualitativ und material nach
Maßgabe) Arbeit, d.h. der materialistische Empiriebegriff ist gebunden an Gebrauchswerte,
Bedürfnisse und Interessen. Der Theorienbegriff der Kritik der politischen Ökonomie ist gebunden
an abstrakte Arbeit, die Kategorien der Ware, des Mehrwerts und der Akkumulation. Aus der Kritik
an diesen Kategorien erschließt sich die Gesellschaft als eine Herschaftstotalität von
Verdinglichung, Ausbeutung und Krise. Wenn sich Klassenbewußtsein als parteiliches
Totalitätsbewußtsein wirklich soll bilden können, muß sich das Moment der Theorie des
wissenschaftlichen Sozialismus, durch welche Umwandlungen und Vermittlungen auch immer, in
das Bewußtsein der Masse, umsetzen und in ihre Erfahrung eingehen. Diese Momente der
Umsetzung kann Lukacs aufgrund seiner idealisierenden Projektion des leninschen Parteitypus
vom industriell zurückgebliebenen Rußland auf die hochindustrialisierten Länder Westeuropas
nicht angeben. Es fehlt die historische Reflexion auf jene empirischen Momente der
Gebrauchswerte, Bedürfnisse und Interessen, die im Doppelcharakter von Ware und Kapital die
durch die Allgemeinheit abstrakter Arbeit unterdrückte und an ihrer freien Entfaltung gehinderte
Individualität darstellen; denn die kapi-talistische Produktionsweise ist welthistorisch die einzige,
die unter permanenter Wertabstraktion von den besonderen Gebrauchswerten und Bedürfnissen
jene produziert und diese befriedigt.

Lenins Begriff des Klassenbewußtseins beruht auf einer rigiden analytischen Trennung des
politischen Totalitätsbewußtseins vom zwar diffus spontanen, aber notwendig ökonomistisch
beschränkten Interessenbewußtseins, so daß dieses nur von außen politisierbar sei. Diese
Vorstellung ist historisch berechtigt angesichts einer im Rußland des 19. und beginnenden 20.
Jahrhunderts nur formell unter das Kapital subsumierten Arbeit, die ihren an sich, gesellschaftlichen
Charakter noch nicht preisgeben kann, in dem der terroristische Prozeß der ursprünglichen
Akkumulation noch nicht abgeschlossen, bürgerlicher Tauschverkehr unentwickelt und die
spezifisch kapitalistische Produktionsweise nur in wenigen Industriezweigen voll ausgebildet ist.
Unter diesen Bedingungen vermag das Interessenbewußtsein des Industrieproletariats sich nicht
aus sich selbst heraus zu aufgeklärter Spontaneität zu entfalten.

Andererseits verstellt die wenig entwickelte kapitalistische Produktionsweise in Rußland dem


revolutionären Theoretiker Lenin auch den Blick auf die metaökonomische Dimension des
materialistischen Produktionsbegriffs und damit die Entfaltung des Verhältnisses von Produktion
und Klassenkampf. Die terroristischen Industrialisierungszwänge nach der Oktoberrevolution und
der Zwang zur Beschränkung des Sozialismus auf ein Land reduzieren die Emanzipation der
gesellschaftlichen Verkehrsform auf die Revolution technisch industrieller Produktion, so daß der
emanzipative Gehalt des materialistischen Produktionsbegriffs sich nicht mehr entfalten konnte.
Produktion ist Marx und Engels zufolge das Prinzip von Geschichte, das naturgeschichtlich zur
Entfaltung drängt, auf der Ebene des industriellen Kapitals sich endlich realisiert, aber in die Ebene
einer zweiten Natur sich zurücknimmt. In der Deutschen Ideologie implizierte der Begriff von
Produktion die Möglichkeit zur vernünftig spontanen Lebenstätigkeit, d. h. zur Naturbeherrschung
und zur Emanzipation des Menschen auf dem Boden der Natur selber. Produktion, also Arbeit und
Arbeitsteilung, ist insofern kulturkonstitutiv in einem gattungsgeschichtlichen Sinn, insofern Kultur
den auf Arbeitsteilung und Triebverzicht beruhenden Fortschritt der Bedürfnisse über die natürliche
Vernunft der physischen Selbsterhaltung hinaus bedeutet. Mit dem Übergang von der feudalen zur
kapitalistischen Gesellschaft verändert sich das Verhältnis von kulturell und geschichtlich objektiv
notwendiger und überflüssiger Unterdrückung, Realitäts- und Lustprinzip qualitativ. Das Reich der
Freiheit jenseits der materiellen Produktion wird eine Möglichkeit des theoretischen Denkens und
schließlich der gesellschaftlichen Praxis. (Auf diesen Grundannahmen beruhen ebenso die
Klassenbewußtseinstheorie Reichs wie die Emanzipationskategorien Marcuses, nur daß jener
empiristische Reduktionen vornimmt und dieser Ontologisierungen der Triebstruktur und ein
klassenunspezifisches Herauslösen der Bedürfnisse aus der Dialektik von Gebrauchswert und
Tauschwert nicht zuletzt aufgrund seiner Integrationsmaßnahmen hinsichtlich des Proletariats.)

Produktion als (in dem oben skizzierten Sinne materialistischer Empirie) auf den Fortschritt und die
Befreiung der Bedürfnisse gerichtete und autonome Lebenstätigkeit ermöglichende steht in einem
unauflöslichen Zusammenhang zur politischen Spontaneität. Durch die Projektion des leninschen
Begriffs von Klassenbewußtsein und seiner Parteitheorie auf die Länder Westeuropas wurde dieser
Zusammenhang destruiert. Es stellte sich das ein, was Reich, terminologisch (nicht) ganz korrekt
als zweierlei Klassenbewußtsein bezeichnete. Dessen Dualismus besteht darin, daß der Partei die
durch die Kritik an den Kategorien der politischen Ökonomie gewonnene Kenntnis der
kapitalistischen Totalität vorbehalten bleibt, aber die Massen ein dazu unvermitteltes,
empiristisches Interessenbewußtsein entwickeln, das auf Konsum- und Lustgewinn,
Gebrauchswerte und Bedürfnisse gerichtet ist. Mit dem Absterben der Emanzipationsdebatte im
SDS und der sektiererischen Übernahme zentralistischer und disziplinärer Organisationsmodelle
ist der Zusammenhang von Produktion und Spontaneität ebenfalls verlorengegangen. Doch
Totalität und Konsum, Theorie und Empirie im oben erwähnten Sinne, Gebrauchswert und
Tauschwert stehen in einem unauflöslichen Zusammenhang der Kritik; Klassenbewußtsein ist
immer ein ans Durchschauen der Wertabstraktion gebundenes, parteiliches Totalitätsbewußtsein
und an die Befriedigung von Bedürfnissen geheftetes produktives Konsumtionsbewußtsein. Fallen
beide Bildungsmomente des Klassenbewußtsein, das theoretische und das empirische,
auseinander, so wird aus dem Totalitätsbewußtsein die Bestimmung proletarischer Parteilichkeit
eliminiert und aus dem Konsumtionsbewußtsein das Bestimmungsmoment spontaner und
emanzipativer Produktivität. Dann aber fallen Massen permanent in den Zustand eines bloß
passivischen und rezeptiven Konsumverhaltens zurück, in die Entfremdung von ihren Produkten,
dem gesellschaftlichen Reichtum aller Kulturen.

Auf die Strategiendiskussion scheint im Augenblick die mögliche emanzipative Bedürfnis- und
Bewußtseinsstruktur der Massen nicht einzugehen. Sowohl ein regressives Moment verdinglichter
Bedürfnisse wie eine neue Qualität in der Enthistorisierung des fetischisierten Bewußtseins fallen
aus der Reflexion heraus. Der grundlegende Sachverhalt des technologisierten Monopolkapitals,
daß der gesellschaftliche Reichtum und die Kultur, wie sie sich auf der Basis materieller Produktion
herausgebildet haben, den Bannkreis materieller Bedürfnisbefriedigung längst derart
transzendieren, dass der Verein freier Menschen eine objektive geschichtliche Möglichkeit ist,
bleibt nach der Sistierung der Emanzipationsdebatte den strategischen Reflexionen im SDS
beide Bildungsmomente des Klassenbewußtsein, das theoretische und das empirische,
auseinander, so wird aus dem Totalitätsbewußtsein die Bestimmung proletarischer Parteilichkeit
eliminiert und aus dem Konsumtionsbewußtsein das Bestimmungsmoment spontaner und
emanzipativer Produktivität. Dann aber fallen Massen permanent in den Zustand eines bloß
passivischen und rezeptiven Konsumverhaltens zurück, in die Entfremdung von ihren Produkten,
dem gesellschaftlichen Reichtum aller Kulturen.

Auf die Strategiendiskussion scheint im Augenblick die mögliche emanzipative Bedürfnis- und
Bewußtseinsstruktur der Massen nicht einzugehen. Sowohl ein regressives Moment verdinglichter
Bedürfnisse wie eine neue Qualität in der Enthistorisierung des fetischisierten Bewußtseins fallen
aus der Reflexion heraus. Der grundlegende Sachverhalt des technologisierten Monopolkapitals,
daß der gesellschaftliche Reichtum und die Kultur, wie sie sich auf der Basis materieller Produktion
herausgebildet haben, den Bannkreis materieller Bedürfnisbefriedigung längst derart
transzendieren, dass der Verein freier Menschen eine objektive geschichtliche Möglichkeit ist,
bleibt nach der Sistierung der Emanzipationsdebatte den strategischen Reflexionen im SDS
äußerlich. Gerade hochzivilisierte Bedürfnisbefriedigung aber ist die geschichtliche Voraussetzung,
den Massen wirklich emanzipative Vernunftinteressen zu vermitteln. „Mit Recht wird darauf
hingewiesen," schreibt Merleau-Ponty, „daß es durchaus nicht das tiefste Elend ist, welches die
bewußtesten Revolutionäre hervorbringt, doch versäumt man,auch die Frage zu stellen, warum
häufig ein Aufschwung der Konjunktur die Radikalisierung der Massen nach sich zieht. Dies hat
darin seinen Grund, daß die Abnahme des Drucks auf das Leben eine Umstrukturierung des
sozialen Raumes ermöglicht: Die Horizonte sind nicht mehr eingeengt auf die unmittelbaren
Bedürfnisse, es entsteht ein Spielraum, Raum für einen neuen Lebensentwurf. (Phänomenologie
der Wahrnehmung, S. 506)

Gl ei chw ohl i st das spätkapi tal i sti sche System auf sei ner Basi s hochzi vi l i si erter
Bedürfnisbefriedigung imstande, den von den unmittelbaren gesellschaftlichen Produzenten herge-
stellten Reichtum und Kultur technologisch und kulturindustriell so einzusetzen, daß die
Bedürfnisse und das Bewußtsein der Massen in den Bannkreis materieller Existenzsicherung fixiert
bleiben. Der entfremdete Zustand, daß die Menschen weiterhin, wie Marx sagt, leben, wo sie nicht
arbeiten, und arbeiten, wo sie nicht leben, hat sich nur verschärft. Die Bedürfnisse allerdings, auf
die sich der Versuch revolutionärer Aufklärung richten müßte, sind immaterieller geworden, in dem
Maße, in dem das Reich der Freiheit möglicher geworden ist. „Das Reich der Freiheit beginnt in der
Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeiten bestimmt ist, aufhört. Es
liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen
Produktion." (Marx) Agitatorische Einstellun-gen im SDS sind z. T. aber immer noch derart
ausgerichtet, als ob der Stand der Produktivkräfte, des Reichtums und der Kultur noch Situationen
materiellen Elends entspräche.

Zum anderen wird die neue Qualität von Geschichtslosig-keit im Bewußtsein der Massen nicht
berücksichtigt, was zur Folge hat, daß die revolutionäre Aufklärung nicht mit dem entfremdeten
Lebensschicksal der Arbeiter verbunden wird. In der Agitation setzt sich daher nicht nur die
strategische Fehleinschätzung eines industrieproletarisch ver-engten Klassenbegriffs durch,
sondern zugleich eine gerade-zu betriebstechnische Trennung von Arbeits- und Lebensschicksal
der Massen, Arbeits- und Freizeit, Produzenten und Konsumenten.

Der Faschismus als hochzivilisierter Naturzustand auf der Basis eines entwickelten
Tauschverkehrs hat das Bewußtsein der Massen derart enthistorisiert und Verdinglichung derart
potenziert, daß, wie Adorno befürchtete, das Schreckbild einer Menschheit ohne Erinnerung droht.
Sowohl unter den Bedingungen offenen faschistischen Terrors als auch unter den Zwängen
technologisierter Organisations- und Verkehrsformen werden individuell lebensgeschichtliche
Perspektiven eliminiert. Nicht nur das bürgerliche Individuum ist mit dem freien Markt zerfallen,
auch die proletarische Individualität ist durch die faschistische Deformation der
Organisationsformen der Arbeiterklasse zersetzt worden. Die Einheit der Person sollte Kant zu-
folge im Rahmen der transzendentalen Apperzeption in den Tiefen der menschlichen Seele
begründet sein. Marx veränderte sie in den Produktionsverhältnissen. Die Ich--Identität des
bürgerlichen Individuums basiert auf dem Privateigentum, sie realisierte sich im Tauschverkehr und
fand ihre langfristige lebensgeschichtliche Perspektive im Streben nach Profit und in der Furcht vor
dem Ruin. Proletarische Individualität basierte auf der besitzlosen Stellung im Produktionsprozeß
und realisierte sich in der Organisation des Klassenkampfs. Die langfristige lebensgeschichtliche
Perspektive des proletarischen Individuums war die von Ausbeutung und Elend oder revolutionärer
Befreiung.

An die Stelle langfristiger lebensgeschichtlicher Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen sind


heute kurzfristige Reaktionen im Hinblick auf die Erwartung von Gratifikationen und Befürchtung vor
Sanktionen getreten. Der Arbeitersohn, der heute eine Lehre beginnt, vermag sich in der Regel
keinen lebensgeschichlichen Begriff von seinem biographischen Arbeitsschicksal zu machen. Das
Prinzip Hoffnung wird aus dem Bewußtsein der Individuen eliminiert, oder, wie Marcuse versucht
hat zu entfalten: selbst das unglückliche Bewußtsein soll absterben.

Eine Agitation des Proletariats, die nicht das geschichtslose Lebensschicksal der Massen
thematisiert, kann den Zusammenhang von gesellschaftlicher Produktion und Spontaneität im
Bewußtsein der Massen nicht rekonstruieren und emanzipative Bedürfnisse nach einem
glücklichen Leben weder freilegen noch zu einem politischen Totalitätsbewußtsein vermitteln.

Die strategischen Reflexionen im SDS haben immer mehr die Ebene der regressiv, auf materielle
Produktion fixierten Bedürfnisstruktur wie auch die neue Qualität in der Geschichtslosigkeit des
verdinglichten Bewußtseins von individuellem Lebensschicksal verfehlt. Damit aber erfährt der
Klassenbewußtseinsbegriff eine leninistische Reduktion, so daß die Produzenten sich nicht als
Produzenten begreifen, und das Ergebnis einer nach Maßgabe dieser Reduktion betriebenen
Propaganda kann nur die Restabilisierung der von Reich beschriebenen Trennung von
unparteilichem Totalitätsbewußtsein und unproduktivem Konsumtionsbewußtsein sein.

III
Die objektive Integration relevanter Teile wissenschaftlicher Intelligenz in den produktiven
Gesamtarbeiter macht diese noch nicht zu bewußten Proletariern. Nicht nur, daß überlagerte
bürgerliche Sozialisationsprozesse und die trauernde Erinnerung an die verlorengegangenen
liberalen Ideologien der autonomen und bedürfnislosen Rechtspersonen, des parlamentarischen
Marktes und gerechten Tauschverkehrs ebenso konstitutiv für den antiautoritären Protest waren
(gerade im Bereich der kultur- und sozialwissenschaftlichen Intelligenz), so blockierten sie doch
auch den Zugang zum Bewußtsein des Industrieprole-tariats und anderer produktiven Schichten.
Vor allen Dingen aber existiert innerhalb des Gesamtarbeiters die Tren-nung von geistiger und
Produktion fixierten Bedürfnisstruktur wie auch die neue Qualität in der Geschichtslosigkeit des
verdinglichten Bewußtseins von individuellem Lebensschicksal verfehlt. Damit aber erfährt der
Klassenbewußtseinsbegriff eine leninistische Reduktion, so daß die Produzenten sich nicht als
Produzenten begreifen, und das Ergebnis einer nach Maßgabe dieser Reduktion betriebenen
Propaganda kann nur die Restabilisierung der von Reich beschriebenen Trennung von
unparteilichem Totalitätsbewußtsein und unproduktivem Konsumtionsbewußtsein sein.

III
Die objektive Integration relevanter Teile wissenschaftlicher Intelligenz in den produktiven
Gesamtarbeiter macht diese noch nicht zu bewußten Proletariern. Nicht nur, daß überlagerte
bürgerliche Sozialisationsprozesse und die trauernde Erinnerung an die verlorengegangenen
liberalen Ideologien der autonomen und bedürfnislosen Rechtspersonen, des parlamentarischen
Marktes und gerechten Tauschverkehrs ebenso konstitutiv für den antiautoritären Protest waren
(gerade im Bereich der kultur- und sozialwissenschaftlichen Intelligenz), so blockierten sie doch
auch den Zugang zum Bewußtsein des Industrieprole-tariats und anderer produktiven Schichten.
Vor allen Dingen aber existiert innerhalb des Gesamtarbeiters die Tren-nung von geistiger und
körperlicher Arbeit in unvermin-derter Schärfe fort. Doch den Theorienverlust und den
Instrumentalisierungsprozeß, den die positivistisch zerstreuten Einzelwissenschaften durchlaufen,
hat der geistigen Arbeit längst die Möglichkeit genommen, ein idealistisches Selbstbewußtsein und
metaphysische Totalitätskategorien zu entwickeln. Im idealistischen Bewußtsein des deutschen
Bildungsbürgertums, orientiert am Hum-boldtschen Universitätsideal, spiegelt sich die
Wertsubstanz des Kapitals, die abstrakte Arbeit, insofern sie als produktiv nur die von aller
Naturbasis gelöste geistige Arbeit anerkannte. Insofern stand Hegel nach Marx' Wort auf dem
Standpunkt der bürgerlichen Ökonomie. In dieser philosophierenden Abstraktion war aber zugleich
die Syn-thesis der vermittelnden Vernunft enthalten, welche die analytischen Trennungen der
kapitalistischen Arbeitsteilung zumindest metaphysisch aufhob, die Aufhebung der Entfremdung
auf dem Boden der Entfremdung selber. Die Kritik der politischen Ökonomie Marx' verendlichte die
vermittelnde Vernunft durch die Bindung an den Produktionsprozeß und die endlichen Individuen.
Der positivistische Zersetzungs(/streuungs)prozeß der Einzelwissenschaften löste alle Kategorien
der Vermittlung, zumal den von Theorie und Praxis, analytisch auf. Der technologische
Entwicklungsstand der produktiv umsetzbaren Wissenschaften projiziert seine methodologischen
Verfahrensweisen um den Preis der Vernichtung von Reflexion zugunsten der Anpassung an
abstrakte Arbeit auf sämtliche Wissenschaften. Technologisierung der Wissenschaft bedeutet: die
qualitative Zeit bildungsgeschichtlicher Reflexionen (wie sie metaphysisch in Hegels
Phänomenologie des Geistes als Bildungsweg des natürlichen Bewußtseins vom erscheinenden
Wissen zur Wissenschaft des absoluten Wissens beschrieben wird), wird zugunsten der
Anpassung geistiger Arbeit an die quantitativen und enthistorisierten Normen des Wertmaßstabes,
der Arbeitszeit eliminiert. Damit kann geistige Arbeit reibungslos dem Verwertungsprozeß des
K a p i ta l s e i n v e rl e i b t w e rd e n . D i e s e E n tw i c k l u n g , d i e a u c h d i e u n p ro d u k ti v e n
Herrschaftswissenschaften betrifft, ist einerseits eine zusätzliche Schranke für die produktive
wissenschaftliche Intelligenz, ihren Produzentenstatus zu begreifen und totalitäre
Vermittlungszusammenhänge zu durchschauen. D. h. geistige Arbeit ist nach Maßgabe ihrer
industriellen Umsetzbarkeit immer mehr mit dem Unglück produktiver Arbeit behaftet und
andererseits, ebenfalls nach Maßgabe der technischen Umsetzbarkeit, immer kapitaladäquater an
die Wertnormen angepaßt. Auf der anderen Seite eröffnet die Vernichtung des traditionellen
Kulturbewußtseins überhaupt erst die Möglichkeit politscher Produktionsprozesse, nämlich die
Befreiung von idealistischen Eigentumsfiktionen, so daß auch die wissenschaftlichen Produzenten
die Produkte ihrer Arbeit als gegenständliche und feindliche Macht des Kapitals begreifen und sich
selbst als ausgebeutet wissen. Insofern das Gesamtatelier der Universität von den Widersprüchen
des Technologisierungsprozesses erfaßt wird, wird es auch den Vertretern unproduktiver
Wissenschaften erleichtert die Fixierung auf einen endgültig zerbrochenen Kulturbegriff
aufzugeben; wenn die Widersprüche der produktiven Arbeit einmal in die Universität getragen sind,
können auch mehr und mehr Ideologen der herrschenden Klasse im Sinne des Kommunistischen
Manifests ihre intellektuelle Produktivkraft in den Dienst des Emanzipationskampfes stellen.

Geistige Arbeit ist mit dem Widerspruch behaftet, einerseits systematisch fortschreitend dem
materiellen Produktionsprozeß des Kapitals einverleibt zu werden und als wirkliche Arbeit
Momente der bestimmten Negation des Kapitalverhältnisses zu beinhalten, denn „das wirkliche
Nicht-Kapital ist die Arbeit selbst" (Marx). Andererseits ist die abstraktiv von der körperlichen Arbeit
getrennte geistige Arbeit angepaßter Ausdruck der Wertsubstanz abstrakter Arbeit, und dies um so
mehr, als die zeitliche Verlaufsform von Bildungsprozessen unter enthistorisierte Arbeitszeitnormen
gestellt wird.

Dieser Widerspruch, der die Stellung des produktiven Intellektuellen im Produktionsprozeß


kennzeichnet, bestimmt auch sein verdinglichtes Bewußtsein. Die Trennung von geistiger und
körperlicher Arbeit wird nicht als Entfremdung erfahren, sondern zur natürlichen Tatsache
hypostasiert. Andererseits kann sich die wissenschaftliche Intelligenz auch nicht mehr im
bildungsbürgerlichen Sinn - was ebenso für die unproduktiven Wissenschaften gilt, die auch vom
Technologisierungsprozeß erfaßt werden - als gleichsam intelligible Besitzer der Kultur, als
Produzenten höheren, nämlich metaphysischen Ranges begreifen. Aus diesem Sachverhalt mehr
als aus traditionellen Theorien kleinbürgerlicher Intelligenz sind kleinbürgerliche Verhaltensweisen,
mit denen das spezifische antiautoritäre Emanzipationsbewußtsein ab ovo ausgestattet war, zu
erklären. Die trauernde Erinnerung an die emanzipativen Gehalte des revolutionären Bürgertums
und gerechten Tauschverkehrs, ein zentrales Bildungsmoment der studentischen
Protestbewegung, hat gerade unter den geisteswissenschaftlichen Intellektuellen regressive Angst
vor der technologischen Enteignung vom intelligiblen Besitz an der bürgerlichen Kultur
hervorgebracht. Die technische Intelligenz wird mit Bewußtseinsformen völliger Geschichtslosigkeit
ausgestattet, die kulturwissenschaftliche Intelligenz trauert um den Verlust ihres fiktiven Eigentums
an bürgerlicher Kultur, um deren unwiderruflichen Zerfall sie weiß und den sie doch insgeheim
nicht wahrhaben will. Enteignungsangst und Geschichtslosigkeit sind Kennzeichen des
kleinbürgerlichen Bewußtseins. Nur dass das klassische Kleinbürgertum mehr als seine Ketten,
nämlich realen wenn auch, nicht akkumulationsfähigen Warenbesitz, zu verlieren hatte, während
heute selbst die unproduktivste Intelligenz immer mehr den Herrschaftsbedingungen ausbeutender
Lohnarbeit unterworfen wird. Doch im Gewande dieses Kulturbewußtseins konnten sich die
historisch neuen Prinzipien der Befreiung entfalten. Sowohl das Ausmaß an Bedürfnisfortschritt, der
die Not der Produktion überschreiten könnte, als auch die kulturindustrielle Regression von Kultur
auf den Umkreis der unmittelbaren Arbeit sowie die Sabotage emanzipativer Bedürfnisse konnten
sich in diesem Rahmen begreifen. Adornos und Horkheimers nicht parteilicher Versuch einer
kulturkritischen Konstruktion der Geschichte als Dialektik der Aufklärung, der von Mythos und
Tausch, konnte den Zusammenhang von Monopolkapital, diesem subsumierter Technologie und
Faschismus darstellen. In der Theorienbildung der Neuen Linken muß die Erfahrung des
Faschismus als eines organisierten Naturzustandes eingehen, der zwar insgesamt mit den
ausgestattet, die kulturwissenschaftliche Intelligenz trauert um den Verlust ihres fiktiven Eigentums
an bürgerlicher Kultur, um deren unwiderruflichen Zerfall sie weiß und den sie doch insgeheim
nicht wahrhaben will. Enteignungsangst und Geschichtslosigkeit sind Kennzeichen des
kleinbürgerlichen Bewußtseins. Nur dass das klassische Kleinbürgertum mehr als seine Ketten,
nämlich realen wenn auch, nicht akkumulationsfähigen Warenbesitz, zu verlieren hatte, während
heute selbst die unproduktivste Intelligenz immer mehr den Herrschaftsbedingungen ausbeutender
Lohnarbeit unterworfen wird. Doch im Gewande dieses Kulturbewußtseins konnten sich die
historisch neuen Prinzipien der Befreiung entfalten. Sowohl das Ausmaß an Bedürfnisfortschritt, der
die Not der Produktion überschreiten könnte, als auch die kulturindustrielle Regression von Kultur
auf den Umkreis der unmittelbaren Arbeit sowie die Sabotage emanzipativer Bedürfnisse konnten
sich in diesem Rahmen begreifen. Adornos und Horkheimers nicht parteilicher Versuch einer
kulturkritischen Konstruktion der Geschichte als Dialektik der Aufklärung, der von Mythos und
Tausch, konnte den Zusammenhang von Monopolkapital, diesem subsumierter Technologie und
Faschismus darstellen. In der Theorienbildung der Neuen Linken muß die Erfahrung des
Faschismus als eines organisierten Naturzustandes eingehen, der zwar insgesamt mit den
K ategori en der K ri ti k der pol i ti schen Ökonomi e, dem A kkumul ati onsprozeß und
Krisenzusammenhang des Kapital, erklärbar ist, dessen Terror im einzelnen aber sich gegen
solche begriffliche Subsumtion sträubt. Auschwitz ist kontingent auch noch in den überlieferten
Kategorien einer Kritik der politischen Ökonomie gegenüber.

Auf dem Hintergrund dieser skizzierten Bewusstseinsverfassung stellen sich die


re vo l u ti o n sth e o re ti sch e n tsch e i d e n d e n P ro b l e me d e r h i sto ri sch e n Ge n e si s d e s
Klassenbewusstseins, und zwar 1. Als Problem einer Rekonstruktion revolutionärer Theorie als
einer Lehre, deren Aussagen die Gesellschaft unter dem Aspekt radikaler Veränderbarkeit
begreifen. 2. Die Wiedergewinnung einer Dimension materialistischer Empirie von
Bedürfnisbefriedigung und Interessenerzeugung. 3. Das Problem der Umsetzung der Theorie ins
Bewußtsein des Proletariats.
Ad 1.: Erkenntniskritische Selbstreflexion der Einzelwissenschaften ist ein konstitutives Moment
des Klassenbewußtseins wissenschaftlicher Intelligenz. Die Ausschließlichkeit analytischer
Verfahrensweisen schneidet methodologisch die Reflexion auf die gegenstandskonstitutive Rolle
gesellschaftlicher Praxis ab, also die an Arbeit gebundene Wahrnehmungsmateriatur und den an
Arbeitsteilung gebundenen kategorialen Rahmen der Apperzeption. Ohne Arbeitsteilung
erkenntniskritisch als Organisationsform der Erfahrung zu durchschauen, kann sich der
wissenschaftliche Produzent nicht als Produzent begreifen. Nötig ist also eine immanente Kritik am
analytischen Selbstverständnis der Einzelwissenschaften, zumal die sozialtechnisch verkürzten
modernen Wirtschaftstheorien nicht mehr den einzigen Bezugspunkt für eine Kritik der politischen
Ökonomie liefern, da ihre analytische Methodologie die kapitalistische Gesellschaft nicht mehr als
eine kategoriale Realität begreift. Die positivistische Zerfaserung der Wissenschaften hat die
Begriffe innergeschichtlicher Transzendenz zerstört. Während Marx den wissenschaftlichen
Sozialismus in Opposition zum utopischen Denken entwickelte und innergeschichtliche
Realisierungsbedingungen einer revolutionären Befreiung aufzuzeigen gezwungen war, hat sich
heute das Verhältnis nahezu verkehrt. Es gilt in Opposition zum bestehenden Wissenschaftsbetrieb
die Begriffe konkreter Utopie allererst zu rekonstruieren.
Ad 2: Der Zugang zur Bedürfnisstruktur der Massen ist nicht aus innertheoretischen Ableitungen zu
leisten, sondern basiert auf der praktischen Erfahrung des politischen Kampfes. Diese Erfahrung
unterdrückt die Dimension emanzipativer Bedürfnisse und parteilicher Interessen, wenn sie in die
formale Sprache positivistischer und empiristischer Theorien umgesetzt wird. Auch im SDS ist der
Erfahrung des praktischen Kampfes in der Regel ein formalisierender Reflektionsprozeß
widerfahren, der die reflektierte Artikulation von Spontaneität mehr und mehr negierte. Die
Reflexion dieser Erfahrung muß mit der Kritik an den analytischen Theorien - ein Zusammenhang
von Bedürfnisartikulation und Positivismuskritik, wie ihn Herbert Marcuse allerdings
klassenunspezifisch herzustellen versucht hat - eine Verwissenschaftlichung auch der praktischen
Erfahrung leisten, wenn die Theorie ins Bewußtsein der Massen umsetzbar sein soll.
Ad 3.: Ungelöst ist das Problem des Verhältnisses der Theoretiker zum Proletariat. Lukacs ebenso
wie Merleau-Ponty haben den historischen Konstitutionsprozeß des Klassenbewußtseins, die
Einheit von Theoretiker und Proletarier, in einer stets existierenden Partei verankert und damit
vorausgesetzt, was es allererst zu bilden gilt, nämlich Klassenbewußtsein und Organisation.
Merleau-Ponty spricht von der Pädagogik der geschichtlichen Ereignisse selber, die eine
Spontaneität der Massen produzieren können, aber er unterschlägt ebenso wie Lukacs, dem die
Organisation zur transzendentalen Form der Vermittlung von Theorie und Praxis wird, die ihrerseits
wieder organisationsbildende Funktion von Reflexion und Aktion. Die Aktionen des SDS seit den
Antinotstandsaktionen 1968 sind nicht mehr bezogen auf die Bedürfnisse der Massen. Sie folgen
der Logik des provokativen Protests (und seiner Reflexionsformen), wie er den antiautoritären
Beginn der Bewegung kennzeichnet. Eine neue organisatorische Qualität kann erreicht werden,
wenn sich die Bewegung massenhaft kollektiv auf eine neue Reflexionsstufe hebt und Agitation
und Propaganda inhaltlich verändert im Hinblick auf eine Theorienbildung, die abstrakte
Totalitätskategorien immanent mit Begriffen der Bedürfnisbefriedigung verbindet. Die Bewegung
wissenschaftlicher Intelligenz muß zum kollektiven Theoretiker des Proletariats werden - das ist der
Sinn der Praxis.

Anmerkungen

1) Kapital III S.452, - Den Zusammenhang von aktiengesellschaftlicher Unternehmensform


Monopol und Staatsintervention weist Marx an anderer Stelle auf: "Es ist dies die Aufhebung der
kapitalistischen Produktionsweise innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise selbst und
daher ein sich selbst aufhebender Widerspruch. der prima facie als bloßer Übergangspunkt einer
neuen Produktionsform sich darstellt. Als solcher Widerspruch stellt er sich dann auch in der
Erscheinung dar. Er stellt in gewissen Sphären das Monopol her und fordert daher die
Staatseinmischung heraus.Er reproduziert eine neue Finanzaristokratie eine neue Sorte Parasiten
in in Gestalt von Projektemachern, Gründern und bloß nominellen Direktoren; ein ganzes System
von Schwindels und Betrugs mit bezug auf Gründungen, Aktienausgaben und Aktienhandel. Es ist
Privarprodukfion ohne die Konlrolle des Privateigentums" (Kapilal III. S. 454).
Zum Zusammenhang von Monopolkapital und autoritärem Staat Vgl. M.Horkheimer, Autoritärer
Staat und Engels: Die Entwicklung desSozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, MEW Bd. 19,
S.222 (Den Zusammenhang von aktiengesellschaflicher Unternehmungsform, Monopol und
Staatsintervention, weist Marx an anderer Stelle auf: vergl. MEW 19, S. 322).

2) Marx zufolge ist das „Wachsen der scientific power ... das Maß, worin sie schon als capital fixe
gesetzt ist, der Umfang, die Breite, worin sie realisiert ist und sich der Totalität der Produktion
bemächtigt hat", eines jener exklusiven Widerspruchsmomente am naturgeschichtlichen Ende der
gewaltsamen Krisengeschichte des Kapitals, „worin im advice gegeben wird, to be gone and to
give room to a higher state of social production"(Rohentwurf, S.636)
neuen Produktionsform sich darstellt. Als solcher Widerspruch stellt er sich dann auch in der
Erscheinung dar. Er stellt in gewissen Sphären das Monopol her und fordert daher die
Staatseinmischung heraus.Er reproduziert eine neue Finanzaristokratie eine neue Sorte Parasiten
in in Gestalt von Projektemachern, Gründern und bloß nominellen Direktoren; ein ganzes System
von Schwindels und Betrugs mit bezug auf Gründungen, Aktienausgaben und Aktienhandel. Es ist
Privarprodukfion ohne die Konlrolle des Privateigentums" (Kapilal III. S. 454).
Zum Zusammenhang von Monopolkapital und autoritärem Staat Vgl. M.Horkheimer, Autoritärer
Staat und Engels: Die Entwicklung desSozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, MEW Bd. 19,
S.222 (Den Zusammenhang von aktiengesellschaflicher Unternehmungsform, Monopol und
Staatsintervention, weist Marx an anderer Stelle auf: vergl. MEW 19, S. 322).

2) Marx zufolge ist das „Wachsen der scientific power ... das Maß, worin sie schon als capital fixe
gesetzt ist, der Umfang, die Breite, worin sie realisiert ist und sich der Totalität der Produktion
bemächtigt hat", eines jener exklusiven Widerspruchsmomente am naturgeschichtlichen Ende der
gewaltsamen Krisengeschichte des Kapitals, „worin im advice gegeben wird, to be gone and to
give room to a higher state of social production"(Rohentwurf, S.636)

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