Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
DISSERTATION
der Universität St. Gallen,
Hochschule für Wirtschafts-,
Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)
zur Erlangung der Würde eines
Doktors der Wirtschaftswissenschaften
Vorgelegt von
Robin Meyer-Lucht
aus
Deutschland
Inhaltsverzeichnis
Übersicht
1. Einleitung 112
7. Fazit 164
Literaturliste 172
Anhänge 186
Inhaltsverzeichnis 4
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 112
7. Fazit 164
Literaturverzeichnis 172
Erklärung
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen 7
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Abbildung 7.1: Der Zusammenhang von Schnelligkeit der Berichterstattung und Erfolg im
Lesermarkt ‐ hypothetisch und empirisch 166
Abbildung 7.2: Der Zusammenhang zwischen Narrativität der Berichterstattung und Erfolg im
Lesermarkt ‐ hypothetisch und empirisch 167
Verzeichnis der Abkürzungen und Internetadressen 10
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Abkürzungen
Internetadressen
Bild.T-Online http://www.bild.de
FAZ.net http://www.faz.net
Google News http://news.google.de
heise http://www.heise.de
InfOnline http://www.infonline.de
Netzeitung http://www.netzeitung.de
Perlentaucher http://www.perlentaucher.de
spektrumdirekt http://www.spektrumdirekt.de
Spiegel Online http://www.spiegel.de
T-Online Nachrichten http://onnachrichten.t-online.de/
tagesschau.de http://www.tagesschau.de
1. Einleitung 12
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
1. Einleitung
A
usgangspunkt dieser Arbeit war ein kurzer, sperriger Satz. Er lautet: ʺDie Website
muss schwingen.ʺ Gesagt hat ihn Mathias Müller von Blumencron am 10. Oktober
2002 in einem Fallstudien‐Interview. Der Chefredakteur von Spiegel Online umschrieb damit
metaphorisch die − wie sich herausstellen wird: an Metaphern reiche − Strategie der von
ihm geleiteten Nachrichtensite. Die Einstiegsseite des Angebots solle, so Müller von Blu‐
mencron, als ein Ensemble aus nüchtern‐nachrichtlichen und flapsig‐meinungsstarken Stü‐
cken komponiert sein. Die Site müsse hierbei einen eigenen Tonfall entwickeln. Müller von
Blumencrons Satz lenkte den Blick weg vom damals vieldiskutierten technischen Umfeld
des neuen Mediums zurück auf den Kern klassischer journalistischer Differenzierung. Eine
empirische Untersuchung der Wettbewerbstrategien der Nachrichtensites, so schloss der
Autor, werde diesen Ansatz des Marktführers zu analysieren haben.
Diese Arbeit ist die Fortsetzung und Vertiefung einer zweijährigen Forschungsarbeit am
Lehrstuhl von Prof. Peter Glotz am Institut für Medien‐ und Kommunikationsmanagement
der Universität St. Gallen. Im Rahmen des Forschungsprojektes ʺZeitung und Zeitschrift in
der digitalen Ökonomieʺ hat der Autor in den Jahren 2002 und 2003 zehn Fallstudien über
die Entwicklung von Nachrichtensites durchgeführt (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004). Diese
Fallstudien stellen die qualitative Vorarbeit für diese Untersuchung dar. Aus ihnen über‐
nimmt der Autor zentrale Thesen, seine Wissensbasis und den Austausch mit der Praxis. In
dieser Arbeit werden nun Kernaussagen aus den Fallstudien inhaltsanalytisch überprüft,
präzisiert und quantifiziert. Zudem wird das strategisch‐ökonomische Umfeld der Sites mit
seinen Marktstellungszielen und der Abhängigkeit vom Werbemarkt aufgearbeitet. Auf
1. Einleitung 13
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
diese Art wird es möglich sein, die untersuchten Sites nicht nur zu charakterisieren, son‐
dern ihr Handeln vor dem Hintergrund der ökonomischen Rahmenbedingungen und der
journalistischen Gestaltungsoptionen zu interpretieren.
Vor knapp zehn Jahren begannen die ersten Experimente mit journalistischen Inhalten im
Worldwide Web. Innerhalb weniger Jahre ließ sich der Entstehungs‐ und Etablierungspro‐
zess einer neuen journalistischen Gattung beobachten. Mit dem neuen Medium stellt sich
auch die Frage von neuem, was sich ökonomisch und journalistisch durchsetzt. Mechanis‐
men, die bei anderen Mediengattungen längst schwer identifizierbar hinter verkrustete
Strukturen zurückgetreten sind, wurden und werden hier auf neue Art sichtbar. Das neue
Medium liefert so auch neues Anschauungsmaterial für alte Fragen.
Nachrichtenangebote FAZ.net, Netzeitung, Spiegel Online und tagesschau.de im Kontext der
strategisch‐ökonomischem Rahmenbedingungen. Die jeweilige journalistische Gestaltung
wird dabei als konkret messbarer Ausdruck der Wettbewerbsstrategie der vier Sites be‐
trachtet. In den Fallstudien haben die Chefredakteure ihre Strategien erläutert. Sie sind da‐
mit umrissen, aber nicht belegt. In dieser Arbeit werden nun die manifesten Ausformungen
der Strategien im journalistischen Angebot gemessen und ihr Einfluss auf den Erfolg im Le‐
sermarkt abgewogen. Die Systematik der Arbeit zur Erforschung der Strategien im Leser‐
markt lässt sich daher folgendermaßen skizzieren:
Relation?
Journalis-
Strategie Auflage /
tisches Leser
Leserschaft
Produkt
Die Wettbewerbsstrategien werden vor dem Hintergrund der Möglichkeiten journalisti‐
scher Differenzierung und der Positionierung in diesem weitgehend werbefinanzierten
Medienmarkt betrachtet. Erst auf diese Weise ist es möglich, das konkrete Handeln der Ak‐
teure zu verstehen und auf Theorien zurückzubeziehen. In den ersten beiden Kapiteln wer‐
den daher der Markt für Online‐Nachrichten und die journalistischen Gestaltungsoptionen
ausführlich erörtert.
Kern dieser Arbeit ist die quantitative Inhaltsanalyse der vier Nachrichtensites. Die Ana‐
lyse konzentriert sich dabei auf die Rhetorik der Hauptschlagzeilen und die Schnelligkeit
der Berichterstattung, da hier zentrale Differenzierungsstrategien vermutet werden. Zu die‐
sem Zweck wurden die Einstiegsseiten der Angebote mit Hilfe einer speziellen Software
vom 20. bis 27. April 2004 im Fünf‐Minuten‐Rhythmus gespeichert.
Zusätzlich wurde die Tagesproduktion der vier Sites vom 20. April 2004 ausgewertet.
Somit liegen auch Daten über den Artikelkorpus der Anbieter vor.
In einem dritten Schritt der Analyse wurde die Berichterstattung der Sites über ein The‐
ma im Detail verglichen. Hierfür wurde die Ankündigung des britischen Premierministers
Tony Blair, ein Referendum über die zukünftige EU‐Verfassung abhalten zu wollen, aus‐
gewählt.
Erst durch die Kombination dieser drei Perspektiven ist eine umfassende Beschreibung
der Sites möglich. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt jedoch auf der quantitativen Auswer‐
tung der Einstiegsseiten, der sich mit acht Tagen auf eine breite, verlässliche Datenbasis
stützt.
Die vier Sites wurden ausgewählt, weil sie sich alle an nahezu das gleiche Publikum rich‐
ten und dabei doch unterschiedliche Strategien verfolgen. Sie sind jeweils profilierte Vertre‐
ter ihrer strategischen Gruppe. Die Analyse wurde auf vier Angebote beschränkt, um eine
ausreichende Tiefe der Betrachtung zu gewährleisten. Im Zentrum des Interesses standen
dabei die Strategien des Marktführers Spiegel Online. Die Arbeit ist in mehrfacher Hinsicht
insbesondere auf dieses Angebot ausgerichtet. Die anderen Sites bilden − nicht nur, aber
auch − jede auf ihre Weise eine Testgruppe, da sich Stil immer erst im Vergleich erschließt
(vgl. van Dijk 1988: 72).
Die vier Publikationen werden hier als ʺNachrichtensitesʺ bezeichnet. Dieser Begriff etab‐
liert sich zusehends für eigenständige, kontinuierlich aktualisierte Online‐Nachrichtenange‐
bote. Das Wort wird in Abschnitt 1.6 erörtert.
1. Einleitung 15
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
1.2 Hypothesen
Diese Untersuchung konzentriert sich insbesondere auf zwei journalistische Gestaltungs‐
und Differenzierungsansätze, die auf Basis der Fallstudien besonders bedeutsam erschei‐
nen: Die Narrativität und die Schnelligkeit.
Das Konstrukt der Narrativität journalistischer Texte wird in dieser Arbeit vom Autor
eingeführt. Es soll bezeichnen, wie zurückhaltend‐nachrichtlich oder offen eigensinnig er‐
zählend ein journalistischer Text ist. Es beschreibt den Unterschied zwischen dem nach‐
richtlichen und dem narrativen Stil (vgl. Abschnitt 3.2).
Das Konstrukt der Schnelligkeit bezeichnet, wie rasch die Publikationen in der Lage sind,
zentrale Ereignisse in Form von Eilmeldungen zu verbreiten (vgl. Abschnitt 3.3).
Viele Inhaltsanalysen haben in der Vergangenheit die Unterschiede zwischen Publikatio‐
nen lediglich quantifiziert (Riffe et al. 1998: 19). Dies ist ein wichtiges Anliegen, da auf diese
Weise quantitative Daten gewonnen werden, um Publikationen zu charakterisieren. Die
vorliegende Arbeit geht einen Schritt weiter und stellt übergreifende Hypothesen zum Zu‐
sammenhang von journalistischer Leistungspolitik und dem Erfolg im Lesermarkt auf. Er‐
folg wird in dieser Arbeit vereinfacht durch die absolute Reichweite der Publikationen ope‐
rationalisiert, da sich alle nahezu an das gleiche Publikum wenden.
Zwischen der Narrativität und dem Erfolg wird hier in Anschluss an Donohew und
Schatz ein Zusammenhang in Form der Glockenkurve der Normalverteilung vermutet (vgl.
Abschnitt 3.2.4). Es gibt somit zwischen Narrativität und Erfolg keine lineare Je‐desto‐
Beziehung, sondern es geht um die richtige Dosierung: Weder eine zu geringe noch eine zu
starke Narrativität ist für den Erfolg förderlich, sondern das aus Sicht der Zielgruppe rich‐
tige Maß.
Bei dem bislang wenig untersuchten Konstrukt der Narrativität geht es zunächst einmal
auch darum, die Differenz der Publikationen in diesem Aspekt zu messen, zu quantifizie‐
ren und so sichtbar zu machen. Es soll geprüft werden, inwieweit das Modell einer Glo‐
ckenkurve geeignet ist, das Verhalten und den Erfolg der Sites zu erklären. Dabei wird
zugleich eine weitgehend homogen um ein mittleres Maß verteilte Nachfrage in diesem
Aspekt angenommen.
Bei der Schnelligkeit lässt sich die Hypothese leichter formulieren. Hier wird ein linearer
Zusammenhang vermutet. Im Neu‐Aktuellen liegt eine der stärksten Kräfte des Journalis‐
mus, die sich auch online entfaltet und von Nutzern besonders stark nachgefragt wird. Bei
1. Einleitung 16
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
der Schnelligkeit liegt hypothetisch folgender Zusammenhang vor: Je erkennbar schneller,
desto erfolgreicher ist eine Nachrichtensite. Der Autor vermutet jedoch, dass es den Sites
nur selten gelingt, bei Eilmeldungen schneller als andere zu sein. Dies soll hier überprüft
werden.
Die zentralen Hypothesen dieser Arbeit lauten daher:
H1. Die vier untersuchten Nachrichtensites unterscheiden sich in der Narrativität ihrer Haupt‐
schlagzeilen. Der Zusammenhang von Narrativität und Reichweite nimmt bei einer weitgehend
homogenen Nachfrage die Form einer Glockenkurve an. Es geht folglich bei der Narrativität um
die für das Zielpublikum richtige Mischung und Dosierung.
H2. Die vier untersuchten Nachrichtensites unterscheiden sich hinsichtlich der Schnelligkeit der
Berichterstattung. Je schneller die Sites im Schnitt Eilmeldungen abzusetzen vermögen, desto
höher ist ihre Reichweite.
Diese hypothetischen Zusammenhänge von Narrativität bzw. Schnelligkeit und Erfolg
lassen sich hervorragend visuell darstellen. Die Visualisierung der Kernhypothesen dieser
Arbeit sieht folgendermaßen aus:
H1 H2
Schnelligkeit
Narrativität
Toleranzkorridor
Reichweite Reichweite
Abbildung 1.2: Die Visualisierung der Kernhypothesen der Arbeit. (vgl. Abbildungen 3.5 bzw. 3.6)
Die Aspekte Narrativität und Schnelligkeit stellen den Schwerpunkt der Analyse dar, der
über alle vier Angebote hinweg überprüft werden soll. Andere differenzierende Eigenschaf‐
1. Einleitung 17
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
ten, wie die redaktionelle Linie (politische Ausrichtung), grafische Gestaltung oder der ex‐
klusive Zugang zu Informationen, werden in dieser Arbeit aus Gründen der Konzentration
und der beschränkten Ressourcen nicht erhoben.
Die Arbeit untersucht aber nicht nur die Kernhypothesen, sondern versucht mit Hilfe der
empirischen Analyse auch, die einzelnen Sites und ihre spezifische Situation zu charakteri‐
sieren. Sie hat daher auch für jede der untersuchten Publikationen eine Hypothese zum
Hintergrund der jeweiligen Strategie (vgl. Kapitel 4). Diese lauten:
• Spiegel Online differenziert sich im Lesermarkt durch einen stark narrativen Stil,
der sich besonders intensiv in den Hauptschlagzeilen zeigt. Auf diese Weise ver‐
sammelt die Site ein breites, differenziertes Publikumssegment, das ihr in Kom‐
bination von Zielgruppenstrategie und hoher Reichweite eine aussichtsreiche
Position im Werbemarkt verschafft.
• Die Netzeitung positioniert sich als nachrichtliches, schnelles Angebot. Sie rahmt
ihre Position der Produktionskostenführerschaft mit diesen beiden journalisti‐
schen Qualitätsansätzen.
• FAZ.net ist der Online‐Ableger der FAZ in Abwartehaltung. Das Angebot kom‐
biniert die Print‐Inhalte der gedruckten FAZ mit aktuell‐nachrichtlichen Inhal‐
ten.
• tagesschau.de versucht, mit einer leicht dosierten Narrativität das Erfolgsmodell
von Spiegel Online mit den öffentlich‐rechtlichen Traditionen zu kombinieren, um
auf diese Weise doch noch die Marktführerschaft zu erreichen.
onswissenschaft sowie in der Medien‐Managementlehre. Sie knüpft damit an die For‐
schungstradition des St. Galler Instituts für Medien‐ und Kommunikationsmanagement an.
1. Einleitung 18
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Ausgangspunkt der Untersuchung ist ein Praxisproblem: Die Frage nach den Optionen
journalistischer Differenzierung und den Determinanten ihres Erfolges. Diese Frage ent‐
stand im Zusammenhang mit der Etablierung von Nachrichtensites und wird an diesem
Beispiel empirisch untersucht. Die Analyse soll einen Beitrag leisten zur Theorie der journa‐
listischen Binnendifferenzierung und der Markstellungsoptionen in werbefinanzierten Me‐
dienmärkten.
Aus der Publizistik‐ und Kommunikationswissenschaft übernimmt die Arbeit Theorien
über die Gestaltungsoptionen journalistischer Angebote. Dabei hat sich dieses Fach in der
Vergangenheit abseits der Diskussion um journalistische Vielfalt nur wenig mit Wettbe‐
werb und der Binnendifferenzierung des Journalismus beschäftigt (vgl. Abschnitt 3.1). Es
hat bis heute keine Genre‐ oder Titellehre entwickelt und insbesondere Formen des stärker
erzählenden Journalismus vernachlässigt. Die Arbeit wird den Forschungsstand des Faches
aufarbeiten und einen Ergänzungsvorschlag machen.
Aus Medienökonomie und Medien‐Managementlehre übernimmt sie die Marktstruktur‐
und die Ressourcenanalyse. Auf Basis medienökonomischer Überlegungen werden die Op‐
tionen und Grenzen der Vielfalt in werbefinanzierten Broadcast‐Medienmärkten erörtert
und auf den konkreten Fall angewendet. Dabei werden anders als in den Modellen der ʺte‐
levision economicsʺ (vgl. Owen et al. 1974; Owen/Wildman 1992) unterschiedliche Preise im
Werbemarkt berücksichtigt.
tensite und Wettbewerbsstrategie erläutert. Das zweite Kapitel widmet sich ganz der öko‐
nomisch‐strategischen Betrachtung des Online‐Nachrichten‐Geschäfts. Eingeführt werden
zentrale Marktdaten, wie die Wertschöpfungskette der Sites, Kostenstrukturen, Umfang
und Art der Nachfrage in Leser‐ und Werbemarkt sowie Art und Zahl der Marktteilneh‐
mer. Auf dieser Basis wird eine Marktstrukturanalyse erstellt, aus der Positionierungsziele
für Nachrichtensites abgeleitet werden. Die generischen Wettbewerbsstrategien der Kosten‐
führerschaft und der Differenzierung werden auf die Situation insbesondere des Werbe‐
marktes angewendet. Ergänzend wird auch die Ressourcenausstattung der Sites erörtert.
Ziel des zweiten Kapitel ist es, die strategischen Optionen der Sites darzustellen und so ei‐
nen theoretischen Rahmen für die Erklärung konkreten Marktverhaltens zu bilden.
1. Einleitung 19
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Das dritte Kapitel befasst sich mit den Optionen und Grenzen der Differenzierung von
Publikationen. Es arbeitet den Forschungsstand der Publizistik‐ und Kommunikationswis‐
senschaft (PKW) zu den unterschiedlichen Routinen und Formaten des Journalismus auf.
Betrachtet werden insbesondere der nachrichtliche Stil und seine Gegenentwürfe. Um den
stärker eigensinnig erzählenden Formen des Journalismus einen prägnanten, unbelasteten
Namen zu geben, schlägt der Autor den Begriff des ʺnarrativen Journalismusʺ vor. In dem
Kapitel werden die zentralen Differenzierungsstrategien der Narrativität und der Schnel‐
ligkeit der Berichterstattung hergeleitet und erläutert. Dabei greift die Arbeit auf Ergebnisse
aus der Leserforschung zurück, um plausibel herleiten zu können, welcher Erfolg mit den
Differenzierungsmaßnahmen verbunden sein könnte. Ziel des dritten Kapitels ist es, den
Kenntnisstand der PKW im Vorfeld der Inhaltsanalyse aufzuarbeiten.
Das vierte Kapitel stellt die vier Nachrichtensites in Kurzportraits vor. Dafür werden die
drei vorhanden Fallstudien zu FAZ.net, die Netzeitung und Spiegel Online aufgearbeitet, ak‐
tualisiert und zusammen mit der Mini‐Fallstudie zu tagesschau.de (vgl. Anhang I ) in kon‐
zentrierter Form vorgetragen. In den Kurzporträts werden die Wettbewerbsstrategien der
Sites und die damit verbundenen journalistischen Leistungsziele erörtert. Kapitel vier soll
ein tieferes Verständnis für die einzelnen Sites fördern und sicherstellen, dass in der In‐
haltsanalyse die zentralen Kategorien überprüft werden.
In Kapitel fünf werden die Methoden der empirischen Analysen erläutert. In den ersten
beiden Teilen der Untersuchung wird die quantitative Inhaltsanalyse angewendet. Das Co‐
debuch ist in Anhang II dieser Arbeit beigefügt. Für die Detailanalyse eines Themas wird
eine Methode zur Messung der Informationsqualität von Nachrichten in Kombination mit
einer Textanalyse benutzt. Ziel von Kapitel fünf ist es, die Leistungsfähigkeiten, Grenzen
und Qualitätskriterien der Methoden aufzuarbeiten.
Kapitel sechs stellt die Ergebnisse der empirischen Untersuchung vor. Es werden nach‐
einander die Ergebnisse der einzelnen Teile der Untersuchung vorgestellt und die Sites un‐
tereinander verglichen. Es wird überprüft, ob die Hypothesen bestätigt werden oder ver‐
worfen werden müssen.
In Kapitel sieben findet die Arbeit in einem Fazit ihren Abschluss.
1. Einleitung 20
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
1.5 Begriffe
1.5.1 Nachrichtensite
Die Formate eines neuen Mediums werden häufig mit den Metaphern eines alten Medi‐
ums beschrieben. So wurden in der Frühzeit des Radios journalistische Radiosendungen
auch als ʺRadiozeitungʺ bezeichnet (vgl. Groth 1960: 326/334). Mit der Zeit jedoch bildet das
neue Medium ein eigenständiges Profil heraus und die rückwärts weisenden Metaphern
werden häufig wieder fallen gelassen. Aus ʺLichtspieltheaternʺ wurden ʺKinosʺ und aus
ʺRundfunkzeitungenʺ wurden ʺNachrichtensendungenʺ. Eine ähnliche Entwicklung zeich‐
net sich auch beim Begriff der ʺOnline‐Zeitungʺ ab (vgl. Schlegel 2002).
In seiner klassischen Definition hat Otto Groth vorgeschlagen, dass Zeitungen durch die
Eigenschaften Aktualität, Universalität, Publizität und Periodizität gekennzeichnet sein sol‐
len (vgl. Groth 1960: 102ff). Er hat damit eine theoretisch anspruchsvolle Definition entwor‐
fen, welche die Zeitung als eine von der Technik unabhängige Institution begreift (vgl.
Schlegel 2002: 31). Sein Vorschlag läuft darauf hinaus, jede Form des aktuellen ʺGeneral‐
Interestʺ‐Journalismus als Zeitung zu bezeichnen. Folgt man diesem Ansatz, dann gibt es
ʺRadio‐ʺ und auch ʺFernsehzeitungenʺ.
Groths Vorschlag hat sich im alltäglichen Sprachgebrauch nicht durchgesetzt. Das Wort
ʺZeitungʺ bezeichnen nach heutigem Alltagsverständnis zunehmend ein Medienformat mit
spezifischen Eigenschaften. Das Angebot spektrumdirekt (http://www.spektrumdirekt.de)
mag ein paradigmatisches Beispiel für eine ʺOnline‐Zeitungʺ sein: Es ist eine ʺWissen‐
schaftszeitung im Internetʺ, die einmal täglich als PDF erscheint. Dieses Angebot trägt da‐
mit all jene Insignien, die immer klarer mit der Zeitungsmetapher verbunden sind: Ein Er‐
scheinungsrhythmus, der mit dem Prinzip der Ausgabe verbunden ist, sowie die Präsenta‐
tion in einem undynamischen und hierin der gedruckten Zeitung ähnlichen Format. All
diese Aspekte treffen auf die Untersuchungsobjekte dieser Arbeit nicht zu. Der Begriff ʺOn‐
line‐Zeitungʺ erscheint daher ungeeignet, die hier untersuchten Sites zu beschreiben. Insbe‐
sondere unterscheiden sich die Sites vom beschriebenen Zeitungsprinzip durch eine konti‐
nuierliche Aktualisierung.
Die hier untersuchten vier Online‐Nachrichtenangebote sollen vielmehr ʺNachrichtensi‐
tesʺ genannt werden. Dieser Begriff wird in der journalistischen Praxis inzwischen häufig
benutzt. Es handelt es sich um die Eindeutschung des Wortes ʺnews siteʺ (vgl. Deuze 2003).
Nachrichtensites sind die Schwestern der Zeitungen und der Nachrichtensender im Inter‐
1. Einleitung 21
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
net. Sie folgen dem gleichen Verständnis der Institution Journalismus wie General‐Interest‐
Publikationen in anderen Massenmedien auch (vgl. ebenda). Sie sind aktuelle, universelle
Nachrichtenangebote. Den besonderen Eigenschaften des Online‐Mediums folgend sind sie
zudem hypertextuell strukturiert und werden kontinuierlich aktualisiert. Es soll daher fol‐
gende Definition gelten:
Nachrichtensites sind journalistische Online‐Angebote mit den Wesensmerkmalen
kontinuierliche Aktualisierung, Universalität, Publizität und Hypertextualität.
Im Internet fällt die Abgrenzung des Journalistischen schwer (vgl. Neuberger 2004). Es
gibt hier eine Vielzahl von journalismusähnlichen und Journalismus imitierenden Publika‐
tionsformen. Diese Arbeit konzentriert sich bewusst auf den Kern des professionellen Insti‐
tutionensystems Journalismus (vgl. Hohlfeld 2003: 128), dessen genaue Grenzen hier nicht
erörtert werden können. In dieser Arbeit wird unter Journalismus die professionelle Aufbe‐
reitung des aktuellen Geschehens mit dem Ziel der kommerziellen Massenverbreitung ver‐
standen (vgl. ebenda).
Soweit nicht gesondert gekennzeichnet, bezeichnet das Wort Nachrichtensite überregio‐
nale General‐Interest‐Angebote. Nachrichtensites sind abzugrenzen von drei ähnlichen
Formaten:
• Special‐Interest‐Nachrichtensites: Online‐Nachrichtenangebote, die sich auf ein
enges Themenspektrum beschränken − im Sinne von Groths Begriff der Zeit‐
schrift als der ʺBegrenztenʺ (vgl. Groth 1960: 396ff) −, sollen als Special‐Interest‐
Nachrichtensites bezeichnet werden.
• Meta‐Nachrichtensites: Hierunter werden solche Angebote verstanden, die vor‐
nehmlich in Manier eines ʺmonitorischen Journalismusʺ (vgl. Deuze 2003) die
journalistischen Inhalte anderer auswerten und zur Volllektüre auf diese verwei‐
sen.
• Portale sind große Online‐Aggregatoren, die weit mehr als nur journalistische
Angebote bündeln.
Der Begriff ʺNachrichtensiteʺ ist unter allen verfügbaren am besten geeignet. Die Vermi‐
schung deutscher und englischer Wortstämme ist nicht zu vermeiden. Es gibt keine gängige
deutsche Übersetzung des Wortes ʺsiteʺ im Sinne von ʺwebsiteʺ. Das Wortes ʺNachrichtʺ be‐
1. Einleitung 22
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
schreibt die Inhalte der Angebote leider auch nur unzureichend. Man könnte annehmen,
Nachrichtensites enthielten nur Meldungen und Berichte. Das Wort ʺNachrichtʺ steht hier
jedoch in Ermangelung von Alternativen synonym für jede Form des aktuellen Journalis‐
mus.
1.5.2 Wettbewerbsstrategie
Das Wort Strategie geht etymologisch auf die griechischen Wörter Stratos (ʺdas Heerʺ)
und Agos (ʺder Führerʺ) zurück (Müller‐Stewens/Lechner 2001: 7). Strategie ist eng mit Be‐
griffen wie Führung, Ziel und Ressource verknüpft. Eine der am häufigsten zitierten Defini‐
tionen von Strategie ist die von Henry Mintzberg. Er hat die Bedeutung des Wortes mit Hil‐
fe eines semantischen Feldes aus den Begriffen ʺPlan, Ploy, Pattern, Position and Perspecti‐
veʺ umschrieben (Mintzberg 1987). Strategie beinhaltet somit die Beschreibung eines Weges
auf ein festgelegtes Ziel hin, perspektivische Wechsel, Mustererkennung, aber auch einen
spielerischen Umgang (vgl. Müller‐Stewens/Lechner 2001: 17).
Die Entstehung, Umsetzung und Weiterentwicklung von Strategien ist ein fortlaufender,
kollektiver Lernprozess, der sich als geplante Evolution zwischen deduktiv abgeleiteten I‐
deen und induktiv gewonnenen Erfahrungen begreifen lässt (vgl. ebenda). Strategische Ini‐
tiativen finden auf vielen Ebenen eines Unternehmens statt, nicht nur auf der offiziellen
Planungsebene (vgl. ebenda: 23).
Wettbewerb ist demgegenüber ʺein dynamisches Ausleseverfahren, bei dem die Wettbe‐
werber das gleiche Ziel haben und außen stehende Dritte darüber entscheiden, wer das Ziel
in welchem Umfang erreichtʺ (Heinrich 1994: 30).
Ralph Bartel hat den Begriff der Wettbewerbsstrategie für den journalistischen Kontext
definiert: ʺEine Wettbewerbsstrategie legt fest, welche Wettbewerbsvorteile mit welchem
Nachrichtenangebot in welchen Teilen des Zuschauermarktes erreicht werden sollenʺ (Bar‐
tel 1997: 59). Die Wettbewerbsstrategie einer Publikation beinhaltet somit nach Bartel deren
journalistischen Gestaltungsansätze, Marktstellungsziele und Ressourceneinsatz (ebenda:
53). Bei ihm stehen somit die Aspekte Plan und Position in Vordergrund. Diesem Schwer‐
punkt folgt die vorliegende Arbeit.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 23
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
ʺ[D]er Merkantilismus ebenso wie der Idealismus − wenn auch in
verschiedener Üppigkeit − müssen den Publizisten ernähren!ʺ
Emil Dovifat 1990 [erstmals 1956]: 137f
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie
Dieses Kapitel schildert die ökonomisch‐strategischen Rahmenbedingungen des Nachrich‐
tensite‐Geschäfts. Vorgestellt wird die Struktur des Marktes für Online‐Nachrichten, um
anschließend auf dieser Basis die wettbewerbsstrategischen Optionen aus Markt‐ und Res‐
sourcenperspektive zu erörtern. Die Marktstrukturbeschreibung orientiert sich dabei an
dem von der Industrieökonomik entwickelten Merkmalskatalog von Scherer/Ross (Sche‐
rer/Ross 1990: 5; Czygan 2003: 22).
finden, was den Kern ihrer Tätigkeit ausmacht. In einer bekannten Engführung hat Bruce
Owen geschrieben, es sei ein weit verbreiteter Irrtum anzunehmen, das Geschäft werbefi‐
nanzierter Fernsehsender bestünde darin, Programme zu senden. Dies sei falsch. Ihr Ge‐
schäft sei es vielmehr, Zielgruppen herzustellen:
ʺThe first and most serious mistake that an analyst of the television industry
can make is to assume that advertising‐supported television broadcasters are
in the business to broadcast programs. They are not. Broadcasters are in the
business of producing audiences. These audience, or means of access to them,
are sold to advertisers. The product of a television station is measured in di‐
mensions of people and time. The price of the product is quoted in dollars per
thousand viewers per unit of commercial timeʺ (Owen/Wildman 1992: 3).
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 24
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Das Ziel aller werbefinanzierten Medienangebote − und zu ihnen gehören auch Nachrich‐
tensites − ist es, ein Publikum zu versammeln, dessen Aufmerksamkeit sie an Werbetrei‐
bende verkaufen. Der Programmaufwand dient dabei einzig der Versammlung des Publi‐
kums. Umsätze entstehen allein im Werbemarkt. Dabei sind die Märkte engstens verbun‐
den: Der Erfolg im Werbemarkt ist vom Erfolg im Lesermarkt abhängig (vgl. Picard/Brody:
45). Zum Geschäft von werbefinanzierten Medien gehört es daher entgegen Owens Engfüh‐
rung auch, Inhalte herzustellen oder zu erwerben, die das gewünschte Publikum versam‐
meln.
Die Tätigkeit von werbefinanzierten Nachrichtensites kann somit folgendermaßen be‐
schrieben werden:
Das Geschäft werbefinanzierte Nachrichtensites besteht darin, journalistische Inhalte
herzustellen, zu veredeln oder zu lizenzieren und mit diesen Inhalten ein Publikum zu
versammeln, dessen Aufmerksamkeit sie an Werbetreibende verkaufen.
Werbefinanzierte Medienangebote sind dabei keinesfalls kostenfrei für ihre Nutzer. Die
Leser ʺbezahlenʺ die Inhalte mit ihrer Aufmerksamkeit für die Werbung. Sie akzeptieren die
Zeitopportunitätskosten, die ihnen die Werbung auferlegt (vgl. Detering 2001: 65; Heinrich
1999: 278).
Die Wertschöpfungskette von Nachrichtensites kann folgendermaßen skizziert werden:
Werbe‐
Agenturen Anzeigenver‐
treibende
Journalist. Paketier‐ marktung
Recherche Aufberei‐ ung &
tung Marketing Trans‐ Browser &
Autoren mission Endgeräte Leser
Abbildung 2.1: Die Wertschöpfungskette der Nachrichtensites.
(eigene Darstellung; vgl. Schlegel 2002: 26; Trappel 2001; Holtrop et al. 2003: 104; Zerdick 1999: 174)
Nachrichtensites erwerben journalistische Inhalte oder deren Vorprodukte (Beschaffung),
bereiten diese zu einem Informationsbukett auf (Produktion), das Lesern dargeboten wird,
deren Aufmerksamkeit an Anzeigenkunden vertrieben wird (Marketing).
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 25
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Nachrichtensites bündeln journalistische Informationen für einen optimalen Vermark‐
tungserfolg zu einem ʺInformationssortimentʺ (vgl. Heinrich 1999: 144). Unter einem Mar‐
kendach versammeln sie kontinuierlich eine bestimme Menge Informationen einer be‐
stimmten Art. Sie sorgen so für ein hohes Maß an Vorhersehbarkeit und eine regelmäßige
Nutzung durch ihre Leser. Mit der Zusammenstellung des Informationssortiments versu‐
chen die Anbieter die Aggretations‐ und Integrationsleistung der Publikation zu maximie‐
ren.
Das Produkt der Sites für den Werbemarkt ist der ʺKontaktʺ mit den Lesern. Die Sites
stellen diesen Kontakt zu einem bestimmten Preis her. Dieser lässt sich errechnen, indem
man die Gesamtkosten durch die Zahl der Kontakte teilt. Dabei bietet es sich an, die Kosten
für die Herstellung von tausend Kontakten zu ermitteln: die ʺTausenderkontaktkostenʺ
(TKK) (vgl. Heinrich 1999: 315). Die Kontakte werden im Werbemarkt zu ʺTausenderkon‐
taktpreisenʺ (TKP) verkauft (vgl. Wirtz 1994: 143). Ziel der Sites ist es, den Abstand von
TKK und TKP zu maximieren.
In Abbildung 2.1 sind jene Abschnitte der Wertschöpfungskette grau eingefärbt, die die
Nachrichtensites typischerweise selbst übernehmen. Sie konzentrieren sich dabei auf den
Kern der Prozesskette: die Aufbereitung und Veredelung journalistischer Inhalte. Bei der
Beschaffung spielen insbesondere Nachrichtenagenturen eine erhebliche Rolle. Der Vertrieb
an den Endkunden erfolgt über Internetserviceprovider (ISP), Browser‐ und Endgeräteher‐
steller. Auch die Anzeigenvermarktung haben die Sites häufig an spezielle Agenturen aus‐
gelagert. Das Geschäft der Nachrichtensites ist damit vertikal nahezu nicht integriert. Dies
bedeutet eine verschärfte Wettbewerbssituation auf dieser Wertschöpfungsstufe.
desbürger über 14 Jahren nutzten das Internet im Jahr 2004, was einer Reichweite von 52,6
Prozent entspricht (ARD/ZDF‐Online Studie; van Eimeren 2004). Im Jahr 1998 lag die Zahl
der Internetnutzer noch bei 6,6 Mio. (ebenda).
Es wäre jedoch falsch, von der Zahl der Internetnutzer auf die Zahl der Online‐Nachrich‐
tennutzer zu schließen. Online‐Nachrichten sind ein populäres Online‐Format, erreichen
aber keinesfalls alle Onliner. Vielmehr lesen nur rund ein Viertel bis ein Drittel aller Inter‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 26
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
netnutzer auch häufig Online‐Nachrichten (vgl. ACTA 2004; Oehmichen/Schröter 2004;
Groebel/Gehrke 2003).
Einen guten Eindruck von der Tagesreichweite des Formats Online‐Nachrichten vermit‐
telt die Allensbacher Computer‐ und Technikanalyse 2004 (ACTA 2004; Grundgesamtheit:
Bundesbürger 14‐65 Jahre). Nach dieser Untersuchung liegt die Zahl der Internetnutzer in
Deutschland bei 29,7 Mio. Von diesen seien 13,7 Mio. auch täglich online. Hiervon wieder‐
um würden 4,9 Mio. das Netz auch täglich nutzen, um sich dort über ʺdas aktuelle Gesche‐
hen zu informierenʺ.
Mit rund 4,9 Mio. Nutzern hat das Format Online‐Nachrichten eine tägliche Reichweite
von 9,7 Prozent unter den Bundesbürgern zwischen 14 und 65 Jahren. Der TV‐Nachrichten‐
sender n‐tv erreicht täglich 7,6 Mio. Zuschauer, die überregionalen Qualitätszeitungen FAZ,
SZ und Welt zusammen 2,4 Mio. Leser (alles ACTA 2004). Damit ist allerdings nur die
Reichweite, nicht die Nutzungsintensität verglichen.
Erwartungsgemäß ist die Nutzung von Online‐Nachrichten unterschiedlich über die Al‐
tersgruppen verteilt. Der Schwerpunkt liegt bei den 20‐ bis 39‐Jährigen, die sich inzwischen
zu 12 bis 14 Prozent täglich online informieren:
24%
21%
18%
Anteil in Prozent
15% 14%
12%
12% 10%
9%
8% 8%
6%
3%
0%
Altersgruppe 14-19J 20-29J 30-39J 40-49J 50-59J
Anteil derer, die angeben, sich 'gestern' über das 'aktuelle Geschehen' im Internet informiert
zu haben.
Abbildung 2.2: Die Tagesreichweite aktueller Online‐Informationen nach Altersgruppe.
(Quelle: ACTA 2004)
Die Zahlen in Abbildung 2.2 geben einen Eindruck von der täglichen Reichweite, nicht
aber von der täglichen Nutzungsdauer von Online‐Nachrichten. Zur Nutzungsdauer liegen
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 27
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
keine genauen Daten vor. Laut Studie ʺDeutschland Online 2002ʺ entfallen rund 15 bis 20
Prozent der Online‐Zeit auf kommerzielle und ʺandereʺ Online‐Informationsdienste (vgl.
Groebel/Gehrke 2003: 87). Auf dieser Basis erscheint es realistisch zu schätzen, dass im Jahr
2004 die tägliche Nutzungsdauer von Nachrichtensites bei einer breiteren Nutzerschicht im
Schnitt bei 5 bis 15 Minuten pro Tag lag.
Damit ist die Größe des deutschen Lesermarktes für Online‐Nachrichtenangebote im Jahr
2004 näherungsweise auf Basis von Umfragedaten bestimmt: Rund 4,9 Mio. Menschen lesen
täglich im Schnitt 5 bis 15 Minuten. Dieser Wert erscheint im Vergleich zu den IVW‐Daten
hoch (vgl. Abbildung 2.3).
Einen Eindruck von der bisherigen Entwicklung bieten die Daten der Informationsgesell‐
schaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW). Seit Februar 1997 ermittelt sie
die Online‐Reichweiten mit Hilfe der Maßeinheiten ʺVisitsʺ (Site‐Besuche) und ʺPage Im‐
pressionʺ (Seitenabrufe). Die Top‐12‐Nachrichtensites (vgl. Tabelle 2.1), Spiegel Online und
FAZ.net haben sich dabei folgendermaßen entwickelt:
il
80
60
40
20
0
Feb. 97 Aug. 97 Feb. 98 Aug. 98 Feb. 99 Aug. 99 Feb. 00 Aug. 00 Feb. 01 Aug. 01 Feb. 02 Aug. 02 Feb. 03 Aug. 03 Feb. 04 Aug. 04
Abbildung 2.3: Die Entwicklung der Nutzung von Nachrichtensites seit 1997.
(Quelle: IVW/InfOnline/PZ‐Online.de1)
Von Mai 1998 bis Mai 2004 steigerten sich die Top‐12‐Nachrichtensites von 8 auf 105 Mio.
Visits, Spiegel Online von 1 Mio. auf 38 Mio. Die weitere Entwicklung wird maßgeblich von
der zukünftigen technischen Gestalt des Internets abhängen. Die zunehmende Verbreitung
von mobilen und breitbandigen Internetzugängen sowie lesefreundlichere Endgeräte könn‐
1
Focus Online hatte von Juli 1999 bis August 2000 seine IVW‐Zahlen regelwidrig gesteigert. Für die‐
sen Zeitraum wurden daher die Focus Online‐Werte auf dem Niveau von Juni 1999 eingefroren.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 28
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
ten die Kosten‐/Nutzenabwägungen der Mediennutzer weiter zugunsten des Internets ver‐
schieben und so das Wachstum festigen oder beschleunigen. Auf Basis der bisherigen Ent‐
wicklung (Abbildung 2.3) lassen sich folgende Szenarien entwickeln.
il
250
200
150
100
50 Szenario: Marktsättigung
0
1998 1999 2000 2001 2000 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Abbildung 2.4: Szenarien zur zukünftigen Entwicklung der Nutzung der Top‐12‐Nach‐
richtensites. (eigene Darstellung; vgl. Abb. 2.4; vgl. Wirtz 1994: 34)
Würde sich der bisherige Trend fortsetzen, so könnten die Nachrichtensites in Deutsch‐
land ihre Nutzung bis zum Jahr 2012 knapp verzweieinhalbfachen. Bei einer ungünstigen
Entwicklung würde sich die Nutzung möglicherweise lediglich etwas weniger als verdop‐
peln, bei einer günstigen möglicherweise fast vervierfachen. Einzelne Angebote könnten
sich erheblich besser entwickeln. An einer weiter deutlich steigenden Nutzung besteht in‐
des kein Zweifel.
In der Frühphase des Internets orientierten sich die Protagonisten vor allem an den neuen
technischen Möglichkeiten des neuen Mediums. Als Erfolg versprechend galten Anwen‐
dungen vor allem dann, wenn sie die Möglichkeiten des neuen Medienträgers möglichst
umfassend ausschöpften. Weil noch wenig Anwendungserfahrungen vorlagen, folgte man
einem ʺtechnischen Imperativʺ (vgl. Neuberger 2000b).
Das Internet erlaubt allerdings als Zusammenschluss universeller Maschinen die Pro‐
grammierung jedes Informationsdienstes und eröffnet so einen schier unüberschaubaren
Möglichkeitsraum. Neben Interaktivität und Vernetzbarkeit wurden für das journalistische
Umfeld insbesondere Multimedialität, Personalisierung und Foren/Gemeinschaftsbildung
als entscheidende Vorteile der neuen Trägertechnik angesehen.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 29
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Seit einiger Zeit liegen Daten aus der Lesermarktforschung vor − und ganz oben auf der
Liste der besonders geschätzten Eigenschaften steht ein Aspekt, der für sich genommen ü‐
berhaupt keine Neuerung durch das Internet darstellt: die Aktualität (vgl. Abbildung 2.5).
92 Prozent der Leser von Tageszeitungssites − und damit wohl auch von Nachrichtensites
ganz allgemein − erwarten eine ständige Aktualisierung des Angebots.
Erwartungen von Lesern an "Online-Tageszeitungen"
Hintergrundinformationen
73%
(z. B. Schaubilder...)
Personalisierung 48%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Abbildung 2.5: Die Erwartungen der Leser an ʺOnline‐Tageszeitungenʺ.
(Quelle: R Schulz 2002: 96)
Es ist jedoch nicht die Aktualität allein, welche die Leser an dem neuen Medium reizt. Es
ist eine Aktualität, die eingebunden ist in den selbstbestimmten Informationszugang und
die skalierbare Informationstiefe des Internets. Erst in dieser Kombination entsteht eine
neue Form des Nachrichtenangebots, die sich in den Augen der Leser erheblich von den
bisherigen abhebt und so ansehnliche Reichweiten aufbauen kann. Die Aktualität, von Otto
Groth als die ʺstärkste Kraftʺ und die ʺdringendste Aufgabeʺ des Journalistischen bezeich‐
net (Groth 1960: 171), setzt sich so auch im Internet durch. Das Netz hat den textbasierten
Journalismus in die ganz aktuelle Berichterstattung zurückgebracht.
Deutlich weniger nachgefragt sind − zumindest bislang − Personalisierung, eine ʺDaily
Meʺ, audiovisuelle Inhalte oder Diskussionsforen. Weder die Reversibilität noch die algo‐
rithmischen Fähigkeiten des Mediums spielen damit bisher im Lesermarkt jene Rolle, die
ihnen häufig vorausgesagt wurde. Dennoch sind diese Eigenschaften von großer Bedeu‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 30
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
tung: Eine eingeschränkte Form der Reversibilität, die genaue Kenntnis des Leseverhaltens
auf der Site und die Rückkopplung per E‐Mail sehen viele Journalisten als zentralen Vorteil
für ihre Arbeit (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 200). Algorithmen helfen, externe Daten, wie
Börsenkurse, in die Site einzupflegen und machen Archive durchsuchbar.
Als Angebote, die über den Tag hinweg kontinuierlich genutzt werden, haben sich Nach‐
richtensites einen ganz eigenen Nutzungskontext erschlossen. Mit der ʺNachrichtenpauseʺ
hat das Internet journalistischen Inhalten einen neuen Platz im kommunikativen (Arbeits‐)
Alltag eröffnet, wie folgende Abbildung zeigt.
6 9 12 15 18 21 24 6 9 12 15 18 21 24 6 9 12 15 18 21 24
Uhr
Ordinatenwerte wurden auf ein vergleichbares Niveau angepasst. Angegeben ist die Nutzung an einem Wochentag.
Abbildung 2.6: Die Nutzung von Nachrichtensites im Tagesverlauf.
(Quelle: Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 29)
Die Nutzung von Nachrichtensites konzentriert sich auf den Zeitraum zwischen 9 und 18
Uhr. Sie hängt eng mit dem Arbeitsrhythmus an Bildschirmarbeitsplätzen zusammen. Je
stärker die Sites dabei über den Tag hinweg aktualisiert werden, desto eher ist die Nutzung
über den Tag konstant.
Zukünftig könnten Nachrichtensites weitere Nutzungskontexte erschließen, was zu ande‐
ren Nutzungsrhythmen führen könnte.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 31
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
funktionell nahezu identisch und daher kurzfristig untereinander substituierbar sind (vgl.
Müller‐Stewens/Lechner 2001: 136; Kuss/Tomczak 2002: 62; Heinrich 1994: 35). Eine sinnvol‐
le Abgrenzung fällt zumeist schwer. In der wettbewerbspolitischen Praxis wird der relevan‐
te Markt häufig mit Hilfe von Kreuzpreiselastizität oder Konsumentenbefragungen ermit‐
telt (vgl. Czygan 2003: 28). Die Marktabgrenzung soll hier konzeptionell erörtert werden.
Visits Page Imp.
Nr. Titel PI/Visits
(Mio.) (Mio.)
1 T-Online Contentangebot 162.7 755.7 4.6
2 AOL 102.7 481.7 4.7
3 MSN 77.6 343.9 4.4
4 SPIEGEL ONLINE 38.0 203.5 5.4
5 BILD.T-ONLINE 20.2 241.8 12.0
6 RTL.de 18.7 289.4 15.4
7 Tiscali 11.6 155.8 13.4
8 FOCUS ONLINE 10.0 109.3 11.0
9 n-tv online 9.0 68.1 7.6
10 stern.de 7.7 72.9 9.4
11 meinestadt.de 6.6 170.1 25.7
12 ProSieben Online 5.7 152.3 26.7
13 sueddeutsche.de 4.6 42.7 9.3
14 DIE WELT online 3.7 18.8 5.1
15 FAZ.NET 3.7 31.1 8.4
16 NBC GIGA 3.3 50.2 15.4
17 Antenne Bayern 3.0 30.6 10.4
18 Financial Times Deutschland 2.8 9.7 3.5
19 SAT 1 Online 2.7 75.9 28.3
20 rp-online 2.6 21.0 8.0
21 Handelsblatt.com 2.5 12.4 4.9
22 ciao.com 2.4 17.5 7.2
23 Internetcologne 2.2 3.8 1.7
24 Zeit im Internet 2.0 10.6 5.2
25 BUNTE.T-Online.de 2.0 19.4 9.8
Tabelle 2.1: Die Top‐25‐Sites der IVW‐Kategorie ʺGeneral Interestʺ.
(Quelle: IVW/InfOnline.de/PZ‐Online.de; Stand: Mai 2004; Sotierung nach Visits)h
Tabelle 2.1 zeigt die 25 reichweitenstärksten Werbeträger der IVW‐Kategorie ʺGeneral In‐
terestʺ. Aus dieser Auflistung sollen die grau unterlegten 12 Angebote zum Marktsegment
der Nachrichtensites gezählt werden. Nicht dazu gehören die Portale T‐Online, AOL, MSN
und Tiscali, da sich diese nicht vornehmlich auf die Verbreitung journalistischer Inhalte
konzentrieren. Auch die Sites der Rundfunk‐Stationen (RTL, ProSieben, Sat 1, Antenne Bay‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 32
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
ern) sollen nicht dazu gezählt werden, da ihre vornehmlich journalistische Funktion fraglich
ist. Um die Einordnung präzise entscheiden zu können, müsste eine Inhalts‐ und Nut‐
zungsanalyse durchgeführt werden. Auch die Angebote NBC GIGA, meinestadt.de, ciao.com,
Internetcologne und Bunte.T‐Online gehören nicht in dieses Segment, da es sich nicht um u‐
niversale journalistische Angebote handelt. Aus der Liste der 25 verbleiben so 12 Angebote.
In Tabelle 2.1 sind klare Reichweitenklassen identifizierbar. Spiegel Online führt mit 38
Mio. Visits das Segment der Nachrichtensites an. Mit bereits deutlichem Abstand folgt
Bild.T‐Online mit rund 20 Mio. Visits. Eine mittlere Klasse mit rund 7,5 bis 10 Mio. Visits
bilden Focus Online, n‐tv online und stern.de. Eine untere Klasse bilden mit rund 2 bis 4,5
Mio. Visits − rund einem Zehntel der Reichweite von Spiegel Online − die Sites der überregi‐
onalen Qualitätstagespresse und die Internetausgabe der Zeit.
Die Netzeitung ist in dieser Liste nicht enthalten, da sie an dieser Werbeträgerüberwa‐
chung nicht teilnimmt. Sie verzeichnete laut eigener Angaben im April 2004 rund 13,5 Mio.
Page Impressions (NZG Media Daten 05/2004). Damit liegt sie im unteren Bereich der
Gruppe der überregionalen Qualitätstagespresse. tagesschau.de ist zwar kein Werbeträger,
will aber trotzdem demnächst der Werbeträgerbeobachtung beitreten. Ergebnisse liegen
noch nicht vor. Redaktionsleiter Jörg Sadrozinski deutet jedoch an, das sich seine Site eben‐
falls etwa auf dem Reichweitenniveau der überregionalen Qualitätstagespresse bewege
(vgl. Anhang I).
Die Liste vermittelt einen Eindruck von der hohen Konkurrenz, die die Portale für die
Nachrichtensites darstellen. Die Portale bieten sehr viel größere Informations‐ und Service‐
sortimente, von denen journalistische Inhalte nur einen kleinen Anteil ausmachen. Die Da‐
ten der Firma Nielsen Netratings erlauben einen direkteren Vergleich der Reichweiten zwi‐
schen Nachrichtensites und den Nachrichten‐Sektionen der Portale. Nielsen Netratings ü‐
berwacht die Internetnutzung mit Hilfe eines Nutzerpanels und weist dabei auch die Nut‐
zung einzelner Portalsektionen aus.
In Tabelle 2.2 liegt T‐Online Nachrichten bei der Besucherzahl rund 10 Prozent vor Spiegel
Online. Damit könnte Spiegel Online bei der Nutzungsintensität noch vor T‐Online Nachrich‐
ten liegen. An einer genauen Klärung dieser Frage hat T‐Online kein Interesse und dem Au‐
tor mitgeteilt, die entsprechenden IVW‐Daten nicht veröffentlichen zu wollen (E‐Mail von
Frank Syré vom 3. September 2004).
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 33
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Unique Rank by
Brand or Active
Top 10, Current Events And Audience Unique
Channel? Reach (%)
Global News (000) Audience
Bild.T-Online Channel 2'603 8.2 1
T-Online onNachrichten Channel 2'313 7.2 2
Spiegel Online Brand 2'036 6.4 3
AOL News & Wetter Channel 1'651 5.2 4
Stern.de Channel 1'408 4.4 5
Focus Online Channel 1'404 4.4 6
Google News Channel 991 3.1 7
Die Welt Brand 807 2.5 8
ZDF heute on T-Online Channel 721 2.3 9
n-tv.de Brand 696 2.2 10
Tabelle 2.2: Die Top‐10‐ʺCurrent Events And Global Newsʺ‐Sites in Deutschland laut Nielsen
Netratings. (Quelle: Nielsen Netratings; home & at work panel; Stand: Mai 2004)
Wie der Vergleich von T‐Online Nachrichten und Spiegel Online ausfällt, bleibt unklar. Laut
ACTA 2004 hat Spiegel Online 1,6 Mio. Nutzer pro Woche und T‐Online Nachrichten 3,8 Mio.
Nutzer pro Woche. Für diese Arbeit wird vereinfacht angenommen, T‐Online Nachrichten
läge bei einem kombinierten Faktor aus Reichweite und Nutzungsintensität rund 50 Pro‐
zent vor Spiegel Online.
Tabelle 2.2 zeigt mit Google News einen weiteren Mitbewerber‐Typus. Google News ist eine
Meta‐Nachrichtensite, welche die Inhalte anderer Sites algorithmisch auswertet, eine Aus‐
wahl präsentiert und zur Volllektüre auf die jeweilige Site verweist. Es zeigt sich, dass die‐
ses Angebot ohne Redakteure und Kosten für Inhalte auf hohen Leserzuspruch stößt. Die
Implikationen werden in Abschnitt 2.3 erörtert.
Die Rolle der Anbieter wurde auf Basis von Nutzungszahlen erörtert. Gesicherte Umsatz‐
zahlen liegen in keinem Fall vor. Die Anbieter halten entsprechende Daten zum Schutz ih‐
rer Wettbewerbsposition zurück. Es sind damit zu wenig Informationen vorhanden, um die
Konzentration im Marktsegment der Nachrichtensites mit Hilfe des Hirschman‐Herfindahl‐
Index zu bestimmen (vgl. Heinrich 1994: 51). Es ist möglich, ein anderes, einfaches Maß für
die Konzentration zu bestimmen, für das zudem ein historischer Verlauf vorliegt: der An‐
teil des Marktführers Spiegel Online am Gesamtvolumen der Visits der Top‐12‐
Nachrichtensites (vgl. Tabelle 2.1):
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 34
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
50%
45% Spiegel Online Umstellung der
Zählmethode
40% FAZ.net
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Feb 97 Aug 97 Feb 98 Aug 98 Feb 99 Aug 99 Feb 00 Aug 00 Feb 01 Aug 01 Feb 02 Aug 02 Feb 03 Aug 03 Feb 04 Aug 04
Abbildung 2.7: Die Marktanteile von Spiegel Online und FAZ.net.
(Quelle: InfOnline/PZ‐Online.de; vgl. auch Abb. 2.3)
Spiegel Online verliert zunächst Marktanteile, weil weitere Mitbewerber in den Markt ein‐
und der Werbeträgerbeobachtung beitreten. Seit Herbst 1999 kann das Angebot seinen
Marktanteil jedoch kontinuierlich steigern. Dabei profitiert es von der Umstellung der
Zählmethode Anfang 2002. Seitdem hat Spiegel Online seinen Marktanteil von 30 auf rund
37 Prozent ausgebaut. Diese Konstellation stellt eine erhebliche, für Medienmärkte nicht
ungewöhnliche Konzentration dar. Der Marktanteil von FAZ.net ist nach dem Markteintritt
Anfang 2001 unter 5 Prozent geblieben. Der Medienjournalist Peter Littger resümiert die
Marktentwicklung folgendermaßen: ʺSpiegel Online hat die FAZ, die Welt, die Süddeutsche
aus dem Online‐Feld geschlagen und ist jetzt das deutsche Referenzmedium für Nachrich‐
ten im Netzʺ (Littger 2004).
Zum Konkurrenzumfeld sind jene Angebote zu zählen, die aus Sicht der Nachfrager
zwar mit Nachrichtensites nicht nahezu funktional identisch, aber doch in hohem Maße
austauschbar sind (vgl. Heinrich 1994: 35). Dieses Umfeld aus Substitutprodukten im weite‐
ren Sinne besteht aus folgenden Angeboten:
Portale gehören zu den wichtigsten Mitbewerbern der Nachrichtensites. Sie sind die
reichweitenstarken Sendestationen des Internets. Sie streben danach, ihre Aggregations‐
leistung durch sehr viel breitere Informations‐ und Dienstleistungssortimente als Nachrich‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 35
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
tensites zu maximieren. Dieses bestehen aus populären Internetanwendungen, wie Free‐
mail, Webkatalog, Suchmaschine, Einkaufsangeboten, aber auch Nachrichten. Portale kön‐
nen sich häufig auf eine vertikale Integration mit einem Internetserviceprovider stützen.
Portale sind eine Konkurrenz für Nachrichtensites im Leser‐ und Werbemarkt. Im Wer‐
bemarkt sind sie als Reichweitenführer starke Mitbewerber, wie in Abschnitt 2.6 erläutert
wird. Im Lesermarkt verfolgen Portale zumeist die Strategie einer radikalen Kostenführer‐
schaft. Sie kaufen Agenturnachrichten günstig ein und veröffentlichen diese weitgehend
unaufbereitet. Sie verbinden damit geringe Produktionskosten mit hoher Reichweite. Porta‐
le bedrängen die Nachrichtensites im Lesermarkt, weil sie versuchen, ihnen mit günstigem,
undifferenziertem Journalismus und zum Teil durch vertikale Integration einen erheblichen
Teil des aktuellen Nachrichtengeschäfts zu entreißen. Nachrichtensites besitzen damit kein
Monopol auf die Veröffentlichung von aktuellen Meldungen. Ein Teil des klassischen pub‐
lizistischen Geschäfts haben sie zum Teil an die Portale verloren. Nachrichtensites müssen
sich daher im Lesermarkt als differenzierte journalistische Produkte positionieren.
Zur Konkurrenz der General‐Interest‐Nachrichtensites gehören auch ihre Special‐Inte‐
rest‐Schwestern. Special‐Interest‐Nachrichtensites konzentrieren sich auf ein bestimmtes
Themenfeld, wie es beispielsweise auch Sport‐ und Finanztageszeitungen tun. Diese Ange‐
bote setzen auf einen Spezialisierungsvorteil gegenüber den breiter aufgestellten Nachrich‐
tensites im Leser‐ und Werbemarkt. Sie fordern damit den Bündelungsansatz und den Ag‐
gregationsanspruch der Nachrichtensites heraus. Die Special‐Interest‐Sites verfolgen eine
Nischen‐ und Differenzierungsstrategie innerhalb des Marktes journalistischer Online‐
Angebote. Zu erfolgreichen Sites dieser Kategorie im deutschen Markt gehören zum Bei‐
spiel heise.de für Computer‐ und Telekommunikationsnachrichten oder WetterOnline für
Wetterberichte. Nahezu jede Rubrik einer General‐Interest‐Nachrichtensite konkurriert mit
einer entsprechenden Special‐Interest‐Site.
Meta‐Sites sind Anbieter, die vornehmlich die Inhalte anderer Sites zusammenfassen
und auf diese verweisen. Die populärste Meta‐Site in Deutschland ist Google News (vgl. Ta‐
belle 2.2). Das Angebot stellt aus 700 deutschsprachigen Nachrichtenquellen rein algorith‐
misch ein kontinuierlich aktualisiertes Nachrichtendestillat zusammen. Andere Meta‐Sites
werden redaktionell zusammengestellt, wie zum Beispiel Perlentaucher.de.
Meta‐Nachrichtensites sind einerseits Konkurrenten für Nachrichtensites: Sie binden Le‐
seraufmerksamkeit und sind selbst Werbeträger. Andererseits sind sie Komplementatoren
(vgl. Nalebuff/Brandenburger 1996), die einen zusätzlichen Zugang zu den Inhalten schaf‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 36
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
fen und so möglicherweise die Nutzung insgesamt steigern. Die Effekte von Meta‐Sites auf
die Nutzung von Nachrichtensites sind jedoch bislang nicht erforscht.
Ein weitere Konkurrenz für Nachrichtensites sind Suchmaschinen. Im Lesermarkt fun‐
gieren sie, zumal Nachrichten‐Suchmaschinen, wie eine Art individualisierte Meta‐Site.
Von viel größerer Bedeutung ist allerdings der Wettbewerb im Werbemarkt. Suchmaschi‐
nen können ihren Werbekunden auf Basis des eingegebenen Suchwortes eine kontextge‐
bundene Anzeigenplatzierung anbieten, die in vielen Fällen eine genauere Zielgruppenan‐
sprache erlaubt als das klassische Massenmedien‐Modell der Nachrichtensites. Auf diese
Weise ist es den Suchmaschinen gelungen, einen erheblichen Teil des Online‐Werbemarktes
zu vereinnahmen. Rund 35 Prozent des amerikanischen Online‐Werbemarktes entfielen
2003 auf Suchmaschinen‐Platzierungen (vgl. Interactive Advertising Bureau 2004: 10).
Nachrichten-
sites Marktsegment
• Portale
• Special-Interest-Sites Direktes Konkurrenzumfeld
• Meta-Sites
• Suchmaschinen
• Eigenwerbung / PR
• E-Commerce-Sites Indirektes Konkurrenzumfeld
• Eigenpublizierer
•…
• Radio / TV
• Printmedien Intermediäres Konkurrenzumfeld
•…
Abbildung 2.8: Das Konkurrenzumfeld der Nachrichtensites.
(eigene Darstellung; vgl. Henkel 2000: 84f; Habann 1999: 77; Wirth 2000: 176)
Zur Konkurrenz für deutsche Nachrichtensites gehören auch jene aus anderen Ländern.
Bei der internationalen Berichterstattung können die Leser auf Sites anderer Länder aus‐
weichen. Das Internet internationalisiert ein Stück weit auch den Wettbewerb unter Nach‐
richtensites. Immerhin rund 45 Prozent der deutschen Onliner geben an, auch andersspra‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 37
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
chige Websites zu lesen (vgl. Groebel/Gehrke 2003: 56). Bislang kann die Konkurrenz von
internationalen Angeboten jedoch abseits von Spezialfällen als gering angesehen werden.
Portale, Special‐Interest‐Nachrichtensites, Meta‐Nachrichtensites und Suchmaschinen:
Damit sind die zentralen kommerziellen intramedialen Konkurrenten von General‐Interest‐
Nachrichtensites benannt.
Zur Eigenart des Internets gehört ein breites indirektes Konkurrenzumfeld aus nicht‐
kommerziellen oder zumindest nicht publizistisch kommerziellen Anbietern. Dieses Um‐
feld ist in der Vergangenheit viel diskutiert worden, weil sich die Frage nach den Grenzen
des Journalismus möglicherweise neu stellt (vgl. Neuberger 2004). Im Internet bieten E‐
Commerce‐Sites zum Beispiel Buchrezensionen an. Initiativen, Universitäten und andere
Institutionen machen zum Teil Informationsangebote von hoher Qualität. ʺWeblogsʺ entwi‐
ckeln sich zu einem neuen Format öffentlicher Äußerung (vgl. Betschon 2004). Dieses indi‐
rekte Konkurrenzumfeld der Nachrichtensites ist sehr heterogen. Es steht nicht im Fokus
dieser Arbeit.
100%
80%
67%
Anteil in Prozent
60%
49%
36%
40%
20% 12%
1%
0%
TV Zeitung Radio Internet Exklusiv Internet*
Angegeben ist der Anteil der 20- bis 49-Jährigen, die sagen, sich 'gestern' im jeweiligen
Medium über das 'aktuelle' Geschehen informiert zu haben.
(Gruppe der 20‐ bis 49‐Jährigen). (Quelle: ACTA 2004)
Nachrichtensites stehen nicht nur in Konkurrenz mit anderen Internet‐Angeboten, son‐
dern darüber hinaus mit Nachrichtenangeboten in allen Massenmedien. In vielen Fällen
werden sich Leser und Werbekunden überlegen, ob sie sich nicht eines anderen Mediums
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 38
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
als des Internets bedienen wollen. Publikationen in anderen Medien bieten den Nachfra‐
gern Ausweichmöglichkeiten und schwächen daher die Wettbewerbsposition der Online‐
Angebote. Sie wirken wie Substitutprodukte, die wie ein ʺDeckelʺ auf den Gewinnen der
Online‐Angebote liegen (vgl. Porter 1990: 49).
Dabei ist das Internet das kleinste der Massenmedien. Im Umfeld der journalistischen In‐
formation liegt das Internet noch auf einer gegenüber den anderen Medienträgern nachran‐
gigen Position: Für das Jahr 2004 ermittelte die Allensbacher Computer‐ und Technikanaly‐
se (ACTA 2004) für die Gruppe der 20‐ bis 49‐Jährigen die in Abbildung 2.9 angebenden
Reichweiten der Mediengattungen bei der aktuellen Information. In der Gruppe der 20‐ bis
49‐Jährigen informierten sich auch im Jahr 2004 rund vier Mal mehr Bundesbürger täglich
in der Zeitung als im Internet. Ungünstig für den intermedialen Wettbewerb der Medien‐
gattungen ist die mit 1 Prozent geringe exklusive Reichweite der Online‐
Nachrichtenangebote.
Die Nutzung von Nachrichtensites beschränkt sich nahezu ausschließlich auf werbefi‐
nanzierte Angebote. Bislang ist es den Anbietern nahezu nicht gelungen, aktuelle journalis‐
tische Text‐ und Bild‐Inhalte an Leser zu verkaufen. Für die Elastizität der Nachfrage an der
Schwelle zwischen Werbefinanzierung und Bezahlinhalten finden sich im Rahmen der vom
Autor angefertigten Fallstudien zwei Beispiele:
Die Site der New York Times verlangte ursprünglich von ihren internationalen Lesern eine
Nutzungsgebühr von jährlich US‐$ 500 (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 173f). 1998 verzeich‐
nete sie etwas weniger als 10.000 internationale Abonnenten. Die Geschäftsleitung wollte
die internationale Reichweite des Angebots steigern und erprobte im japanischen Markt
Preissenkungen. Dabei zeigte sich, dass selbst durch ein Absenken des Jahresabonnements
auf US‐$ 50 kaum mehr Leser gewonnen werden konnten (vgl. Nisenholtz 2002). Die Ge‐
schäftsleitung entschied daher, auch international auf die im nationalen Markt bewährte
Werbefinanzierung zu setzen. Die Zahl der internationalen Nutzer stieg daraufhin von
10.000 im Jahr 1998 auf über eine Million im Jahr 2003.
Das Online‐Magazin Salon hatte als rein werbefinanziertes Angebot etwa drei bis vier
Millionen Leser (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 200f). Angesichts rückläufiger Anzeigenerlö‐
se entschied sich die Geschäftsleitung im Frühjahr 2001, ein kostenpflichtiges Premium‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 39
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Abonnement mit einer Jahresgebühr von rund US‐$ 30 einzuführen. Immer mehr Teile der
Site wurden hinter die Premium‐Schranke gerückt. Doch bis Ende 2002 verkaufte Salon
trotz zwischenzeitlicher Preissenkung nur rund 45.000 Abonnements. Um sich nicht von
den mehreren Millionen Lesern abzuscheiden, die kein Premium‐Abonnement erwerben
wollten, bietet Salon seit Anfang 2003 einen werbefinanzierten ʺTagespassʺ für den Premi‐
um‐Bereich an. Die überwältigende Mehrheit der Leser zieht dieses werbefinanzierte Mo‐
dell dem Abonnement vor, obwohl damit das Anschauen eines 15‐ bis 30‐sekündigen Wer‐
bespots verbunden ist. Allerdings konnte Salon auch die Zahl seiner Abonnenten bis Som‐
mer 2003 auf 70.000 steigern (vgl. ebenda).
Die Einführung eines Abonnements hatte Ende der 90er Jahre bereits Salon‐Mitbewerber
Slate verworfen (vgl. Kopytoff 2001): Nachdem die Site ein Jahr lang nur 27.000 Abonne‐
ments zum Preis von US‐$ 20 verkauft hatte, kehrte sie zur Werbefinanzierung zurück und
erreicht Mitte 2004 ein Publikum von 4 bis 5 Millionen.
Diese Beispiele aus den USA lassen sich nur bedingt auf den deutschen Markt übertra‐
gen, weil der größere US‐Werbemarkt auch ein größeres werbefinanziertes Angebot trägt.
Doch die Erfahrungen der Verlage in Deutschland weisen in die gleiche Richtung: Bild.T‐
Online hat nach Experimenten von der Einführung aktueller Bezahlinhalte abgesehen (vgl.
Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 133). Spiegel Online bietet einige Texte des aktuellen Spiegel gebüh‐
renpflichtig an und kann dabei von der Titelgeschichte jeweils rund tausend Exemplare pro
Woche zum Preis von einem Euro absetzen (vgl. ebenda: 221). Die Netzeitung bietet einen
werbefreien Zugang und Eilmeldungen per E‐Mail/SMS als kostenpflichtiges Abonnement
an, möchte aber auch zwei Jahre nach Einführung keine Zahlen nennen (vgl. ebenda: 162).
FAZ.net bietet Texte der aktuellen Print‐Ausgabe, die nicht auf der Site veröffentlicht wur‐
den, zum Preis von 1,50 Euro an. Zahlen über den Absatz in diesem Bereich möchte FAZ.net
nicht nennen (vgl. ebenda: 154f).
In einer Befragung gaben zuletzt lediglich 18 Prozent der Onliner an, überhaupt schon
einmal für irgendeine Art Online‐Information bezahlt zu haben. 4 Prozent der Onliner ga‐
ben an, dies innerhalb der letzten vier Wochen getan zu haben (van Eimeren 2004).
In Umfragen behaupten regelmäßig rund 10 Prozent der Onliner, für aktuelle Inhalte von
Nachrichtensites möglicherweise bezahlen zu wollen. In der ACTA 2004 bejahten 10 Pro‐
zent der Internetnutzer, dass sie für interessante ʺMeldungen von Zeitungenʺ zu zahlen be‐
reit seien. Für Inhalte aus Zeitungsarchiven lag der Wert bei 12, 5 Prozent.
Konkret verhalten sich die Nutzer jedoch sehr viel zurückhaltender. Für die Schweiz er‐
mittelte die AG für Werbemedienforschung (WEMF), dass lediglich 2,6 Prozent der Onliner
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 40
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
schon einmal für die tagesaktuellen Informationen einer Zeitungssite gezahlt hätten. 4 Pro‐
zent hätten schon einmal für die Inhalte des Online‐Archivs einer Zeitung bezahlt (MA Co‐
mis 2004).
Das Segment der aktuellen Bezahlinhalte ist sehr klein. Auch für den deutschen Markt
kann analog zur Schweiz davon ausgegangen werden, dass weniger als 3 Prozent der Onli‐
ner schon einmal für aktuellen Text‐ und Bild‐Journalismus bezahlt haben. Zur Preis‐
Absatz‐Funktion innerhalb dieses kleinen Segments sind keine Daten öffentlich bekannt.
Die Beispiele aus dem US‐Markt haben angedeutet, dass die Preiselastizität je nach Zu‐
sammensetzung der Nutzerschaft sehr unterschiedlich ausfallen kann. In der folgenden
Darstellung wird im Bezahl‐Segment vereinfacht ein linearer Zusammenhang angenom‐
men.
Die Nachfrage der Leser reagiert elastisch nicht nur auf die Einführung von Bezahlinhal‐
ten, sondern bereits auch auf eine Registrierungspflicht. Im November 2003 führte die Site
der Welt eine solche ein. Die Publikation verlor daraufhin knapp 25 Prozent ihrer Reichwei‐
te gemessen in Visits (Vergleich IVW‐Visits 10/03 ‐ 04/04). Im April 2004 gab die Welt diese
Maßnahme auf und konnte einen erheblichen Teil der Leser zurückgewinnen.
Auf dem Stand der derzeitigen Angebots‐, Markt‐ und Technikstruktur lässt sich damit
schematisch eine Preis‐Absatz‐Funktion wie in Abbildung 2.10 skizzieren: Die Nachfrage
der Leser ist an der Schwelle zwischen werbefinanziertem Zugang und direkter Bezahlung
hochgradig elastisch. Bei einer Umstellung kommt es, wie gezeigt, zu Nutzungsrückgängen
von zumeist über 95 Prozent. Bereits die Einführung einer Registrierungspflicht führt zu
erheblichen Einbußen. Diese hohe Preiselastizität ist ein Hinweis auf hohe Konkurrenz der
Nachrichtenangebote und eine hohe Austauschbarkeit ihrer Inhalte aus Lesersicht. Aktuelle
journalistische Inhalte sind aus Nutzersicht in den allermeisten Fällen nicht differenziert
genug, um dafür die hohe Schwelle der direkten Bezahlung zu überspringen. Hierin sahen
auch die Experten einer Delphi‐Befragung das größte Hindernis für die Durchsetzung von
Bezahlinhalten (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 107). Ein weiterer wichtiger Grund sei das
Fehlen etablierter Bezahlsysteme.
Die hohe Preiselastizität führt zum Primat der Werbefinanzierung im Markt der Nach‐
richtensites. In einem stärker konsolidierten Markt und bei einer zunehmenden Nutzung
differenzierter Inhalte könnte es in einer späteren Marktphase leichter sein, Bezahlinhalte
durchzusetzen.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 41
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Absatz bei
Werbefinanzierung
Absatz bei
Registrierungspflicht
Absatz als
Bezahlinhalt
Absatz/Reichweite
Abbildung 2.10: Die Preis‐Absatz‐Funktion für aktuelle journalistische Texte auf Nachrich‐
tensites. (eigene Darstellung)
Die Nachfrage im deutschen Online‐Werbemarkt ist in den vergangenen Jahren deutlich
gestiegen. Sie ist aber auch deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. In den Jahren
2000 bis 2003 stieg der Online‐Werbeumsatz (netto) laut Zentralverband der deutschen
Werbewirtschaft (ZAW) um 60 Prozent auf 246 Mio. Euro (ZAW 2004). Das Institut Prognos
hatte im Jahr 2000 für das Jahr 2003 ein Volumen von 944 Mio. Euro vorausgesagt (Zimmer
2001). Die ZAW‐Angabe enthält allerdings nicht die Umsätze wichtiger Suchmaschinen o‐
der Online‐Rubrikenanzeigen‐Anbieter. Der Online‐Anteil am Gesamtwerbemarkt lag da‐
mit im Jahr 2004 laut ZAW bei 1,3 Prozent.
Im Jahr 2003 wuchs Online‐Werbung um 8,4 Prozent (ZAW 2004). Für die nächsten Jahre
gehen Beobachter von Steigerungsraten von 10 bis 15 Prozent aus (Breunig 2004). Damit
könnte sich das Umsatzniveau von 2003 bis 2010 etwa verdoppeln. Auch dann hätte Onli‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 42
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
ne‐Werbung nicht die Hälfte der Nettowerbeerlöse des TV‐Senders RTL aus dem Jahr 2003
in Höhe von 1152 Mio. Euro erreicht (vgl. Krasser/Jakobs 2004).
600
400
Jährliches Wachstum in
Prozent 300
8%
23% 10%-Wachstum
21% 200
100%
100
200%
100%
0
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Abbildung 2.11: Die Entwicklung des deutschen Online‐Werbemarktes und Prognosen.
(Quelle: ZAW 2004; Breunig 2004)
Die Gründe für die enttäuschende Entwicklung des Online‐Werbemarktes wären Thema
einer eigenen Arbeit. Einer der Hauptgründe liegt darin, dass sich die hohen Erwartungen
an die technische Eignung des Online‐Mediums als Werbeträger nicht erfüllt haben. Ur‐
sprünglich war dem Internet insbesondere dank zweier technischer Eigenschaften eine gro‐
ße Zukunft als Werbeträger vorausgesagt worden (vgl. Henkel 2000: 91f; Schlegel 2002: 69f;
Berthon 1996):
1. Werben ohne Medienbruch: Im Internet können Werbung und Transaktion unmit‐
telbar in einem Medium verknüpft werden.
2. ʺTargetingʺ: Durch algorithmische Mechanismen kann die Treffsicherheit von Wer‐
bung erhöht werden.
Diese technischen Vorteile wurden überschätzt oder konnten sich bislang, außer bei der
Suchmaschinenplatzierung, nicht voll entfalten. Technisch wenig differenziert, hat das In‐
ternet nun eine schwierige Position im intermedialen Wettbewerb um Werbegelder.
Es wäre falsch anzunehmen, dass ein Großteil der Online‐Werbung auf journalistische
Angebote entfällt. Diese können nur einen sehr kleinen Anteil auf sich vereinen. Der Wer‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 43
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
beumsatz von Spiegel Online im Jahr 2004 beläuft sich auf rund 3,5 Mio. Euro (vgl. Littger
2004). Auf dieser Basis kann man schätzen, dass der Gesamtwerbeumsatz der Top‐12‐
Nachrichtensites (vgl. Tabelle 2.1) zwischen 10 und 20 Mio. Euro jährlich liegt. Damit wür‐
den nur 4 bis 8 Prozent des vom ZAW erfassten Online‐Werbemarktes auf die Nachrichten‐
sites entfallen.
Die Parameter, nach denen Werbeträger im Markt konkurrieren, sind gut bekannt. Ihre
ʺKontaktqualitätʺ bemisst sich nach folgenden Eigenschaften (vgl. Detering 2001: 62; Hein‐
rich 1994: 79; Unger 2002: 7f; Koschat/Putsis 2000; Bauer/Neumann 2002):
• Die Reichweite des Werbeträgers
• Die qualitative Zusammensetzung seiner Rezipientengruppe
• Das Image der Medieninhalte, die die Werbebotschaft umgeben
• Die technische Eignung des Mediums
• Die Kosten der Platzierung
Im Werbemarkt wird der Zugang zu Zielgruppen verkauft. Dabei fragen unterschiedliche
Unternehmen je nach Ausrichtung ihres Produktes auch unterschiedlich enge oder breite
Zielgruppen nach. Markenartikler oder Handelsketten wünschen sich häufig besonders ho‐
he Reichweiten, um ihre Güter möglichst umfassend bekannt zu machen. Firmen mit spe‐
zielleren Zielgruppen, wie Finanzdienstleister oder IT‐Unternehmen, fragen eine möglichst
spezifische Ansprache ihres potenziellen Kundenkreises nach (vgl. Bauer/Neumann 2002).
Koschat und Putsis haben errechnet, dass Anzeigenkunden für den Zugang zu besonders
nachgefragten Gruppen, wie jene der 29‐ bis 39‐Jährigen oder jene mit einem hohen Ein‐
kommen, bis zu sieben mal mehr zahlen als für Durchschnittsleser (Koschat/Putsis 2000).
Die Zusammensetzung der Rezipienten und die Reichweite des Werbeträgers sind seine
wichtigsten Eigenschaften. Werbeträger gelten weithin als gut für den Werbemarkt positio‐
niert, wenn sie ein großes und im Sinne der Werbekunden möglichst spezifisches Publikum
haben (vgl. Kiefer 2001: 239). Doch auch die weiteren Aspekte aus obiger Liste haben große
Bedeutung: Die hohe Relevanz des Werbeumfeldes erlaubt es gerade Qualitätsmedien, hö‐
here Tausenderkontaktpreise zu verlangen. Die technische Eignung des Mediums führt
zum bereits erörterten Punkt der intermedialen Konkurrenz im Werbemarkt zurück.
Aus dem Aspekt Preis leitet sich ab, dass es auch ein Segment der Werbetreibenden gibt,
das vor allem günstige Platzierungen nachfragt. Diese günstigen Platzierungen differenzie‐
ren sich im Sinne der obigen Liste zumeist lediglich durch den Preis. Sie folglich weder ein
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 44
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
spezifisches noch großes Publikum, noch ein imageträchtiges Umfeld. Diese Günstig‐
Platzierungen gewinnen im Internet an Attraktivität, weil der Werbeerfolg zum Teil tech‐
nisch im Sinne einer anschließenden Transaktion messbar ist. Wird ein Anzeigenplatz er‐
folgsbasiert vergütet, ist die Art des Umfelds und der Publikumszusammensetzung von
nachrangiger Bedeutung und damit auch die Bereitschaft, diese Faktoren zu vergüten.
Welche Wertigkeit die einzelnen Aspekte aus obiger Liste genau zueinander haben, wel‐
che Ausprägung die Werbekunden jeweils genau nachfragen und wie stark sich welcher
Aspekt bepreisen lässt, gehört zu den gut gehüteten Geheimnissen der Werbeträger‐
Vermarkter. Wie andere Branchen auch gehen die Anbieter mit diesem Wissen sehr diskret
um und nutzen ihren Wissensvorsprung zum Aufbau von Markteintrittsschranken (vgl.
Altmann 2003: 284).
Reichweite
Abbildung 2.12: Die Werbe‐Erlösfunktion der Nachrichtensites. (eigene Darstellung)
Grundsätzlich gilt, dass ein Werbeträger einen gewissen Reichweiten‐Schwellenwert ü‐
berschreiten muss, um ein relevantes Kontaktvolumen im Werbemarkt anbieten zu können.
Publikationen mit einem im Sinne der Werbeindustrie differenzierten, konsumfreudigen
oder wohlhabenden Publikum können höhere Tausenderkontaktpreise durchsetzen als jene
mit einem großen, aber undifferenzierten Publikum (vgl. Koschat/Putsis 2000). Details sind
hier jedoch nicht öffentlich bekannt. Für Abbildung 2.12 werden daher vereinfacht ein kon‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 45
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
stanter TKP und eine konstante Auslastung angenommen, so dass sich ein einfacher linea‐
rer Zusammenhang von Reichweite und Anzeigenvolumen ergibt.
Betrachtet man das in Abschnitt 2.4 skizzierte Wettbewerbsumfeld der Nachrichtensites,
so wird deren schwierige Situation im Online‐Werbemarkt verständlich. Die größten
Reichweiten haben im Internet die Portale. Ihnen gegenüber müssen sich die Nachrichtensi‐
te durch ein im Sinne der Werbetreibenden höherwertiges Umfeld und ein differenzierteres
Publikum abgrenzen. Auf der anderen Seite haben die Special‐Interest‐Sites häufig ein spe‐
zifischeres Publikum. Die Nachrichtensites besetzen damit ein nicht immer einfaches Seg‐
ment des Online‐Werbemarktes in der Mitte zwischen Portalen, Suchmaschinen und Speci‐
al‐Interest‐Sites, das nur einen kleinen Teil des Gesamtmarktes auf sich zu vereinen ver‐
mag.
Das Internet ist ein Medium mit geringen Verbreitungskosten für Text‐ und Bild‐Inhalte.
Zwar belaufen sich diese nicht ganz auf Null, wie häufig vereinfacht gesagt wurde (vgl.
Henkel 2000: 78; Schlegel 2002: 55), aber sie sind doch sehr gering. Um einen Eindruck von
den Verbreitungskosten zu erhalten, hat der Autor im Jahr 2003 ein Referenzangebot der
Firma Easynet eingeholt, einem der führenden Anbieter in diesem Markt. Auf dieser Basis
lassen sich abhängig von der Reichweite näherungsweise die in Abbildung 2.13 dargestell‐
ten Kosten für das Übertragen einer einzelnen Internetseite (Größe 70 KB) bestimmen. Er‐
fasst sind damit Kosten für den Betrieb des Servers und der Übertragungsgebühren.
Auch im Internet sinken mit zunehmender Reichweite die Verbreitungskosten. Eine Site
mit 15.000 Seitenabrufen pro Jahr muss für die Übertragung einer Seite noch rund 0,17 Eu‐
rocent zahlen. Eine Site mit rund 1,5 Mill. Seitenabrufen pro Jahr, was etwa der Größenord‐
nung führender Nachrichtensites entspricht, zahlt für die Übertragung einer Seite noch
rund 0,03 Euro.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 46
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
0.16
0.14
Kosten pro PI (70KB) in Eurocent
0.12
0.10
0.08
0.06
0.04
0.02
0.00
15 Tsd 150 Tsd 1.5 Mio 15 Mio 150 Mio 1.5 Mill 15 Mill
PIs pro Jahr
Abbildung 2.13: Die Kosten pro Seitenabruf (PI). (Quelle: Becker/Easynet)
Verglichen mit Printmedien stellt dies einen erheblichen Kostenvorteil dar. Auf Basis der
Geschäftsberichte der FAZ kann man konservativ schätzen, dass das Zeitungshaus für Her‐
stellung und Vertrieb eines einzelnen Zeitungsexemplars rund 1,20 Euro aufwendet.2
Ein Leser kann auf einer Nachrichtensite der oben genannten Größe rund 4.000 Seiten le‐
sen, bevor er auf Anbieterseite die Kosten eines Druckexemplars einer Qualitätszeitung
verursacht. Eine Nachrichtensite der genannten Größe wendet daher auf dem oben skiz‐
zierten Kostenniveau pro Jahr rund 450.000 Euro für Server und Datentransfer auf. Hinzu
kommen fixe Kosten für die Pflege und Weiterentwicklung der technischen Plattform, wie
zum Beispiel des Redaktionssystems.
Auf Basis der Fallstudien des Autors lässt sich näherungsweise die in Abbildung 2.14
dargestellte durchschnittliche Kostenstruktur von Nachrichtensites annehmen. Sie variiert
je nach Größe, strategischer Ausrichtung und Kostenmanagement der Anbieter. Der Anteil
der variablen Verbreitungskosten liegt häufig im oberen einstelligen Prozentbereich. Den
größten Anteil macht mit Abstand die Redaktion aus.
Vergleicht man diese Kostenanteile mit denen von Publikationen in anderen Medien, so
fällt auf, dass das Internet bei seinen Verbreitungskosten für Text‐ und Bild‐Inhalte eher
2
Die FAZ machte 2001 im Zeitungsgeschäft einen Umsatz von rund 400 Mio. Euro (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht
2004: 152). Sehr konservativ geschätzt (vgl. BDZV 2004: 68) gab das Haus 160 Mio. Euro für Herstellung und
Vertrieb der Zeitung aus. Bei einer täglich verbreiteten Auflage von 400.000 Exemplaren beträgt die Jah‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 47
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
den Rundfunk‐ als den Printmedien ähnelt: So wenden auch Fernsehsender rund 6 bis 9
Prozent ihrer Kosten für die Verbreitung auf (Wirtz 1994: 72). Abonnementstageszeitungen
müssen dagegen rund 51 Prozent ihrer Kosten für Herstellung und Vertrieb des Medienträ‐
gers ausgeben (BDZV 2004: 68).
Server/Traffic
8%
Technik/
Plattform
10%
Leitung/
Verwaltung Redaktion
10% 50%
Anzeigenver-
marktung
22%
Abbildung 2.14: Die durchschnittliche Kostenstruktur einer Nachrichtensite.
(Quelle: eigene Berechnungen auf Basis von Glotz/Meyer‐Lucht 2004)
Der Vergleich auf Ebene der Kostenanteile ist jedoch nur zum Teil aussagekräftig. Die
überregionale Qualitätstagespresse verfügt über jährliche Kosten in Höhe von rund 250 bis
350 Mio. Euro. Ein TV‐Nachrichtensender wie n‐tv hat ein Kostenniveau von über 50 Mio.
Euro (vgl. Boldt 2004). Die Nachrichtensites, wie sie in dieser Arbeit untersucht wurden,
haben jedoch ein Kostenniveau von geschätzten 2 bis 6 Mio. Euro.
Die Kosten für die Hauptzulieferer, die Nachrichtenagenturen, sind ebenfalls gering. In
den Fallstudien gaben die Site‐Anbieter zumeist an, die Agenturlizenzen würden nur einen
geringen Teil der Kosten ausmachen. Auf Anfrage teilte der deutsche Marktführer Deutsche
Presse‐Agentur (dpa) mit, der überregionale Nachrichten‐ und Bilder‐Dienst für eine Nach‐
richtensite mit rund 100 Mio. Seitenabrufen pro Monat koste monatlich rund 7.000 bis
10.000 Euro. Preise würden aber immer individuell ausgehandelt (Frau Kaeßmann; per Te‐
resauflage rund 130 Mio. Exemplare. Damit würden die Herstellungs‐ und Vertriebskosten pro verbreitetem
Exemplar mehr als 1 Euro 20 betragen.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 48
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
lefon 28. Juli 2004). Agenturmaterial ist damit deutlich günstiger als eine eigene Produktion
oder der Erwerb von Autoren.
Steigt die Reichweite einer Nachrichtensite, so steigen nur die geringen variablen Verbrei‐
tungskosten, während alle anderen Kosten fix sind. Mit steigender Reichweite können die
hohen Fixkosten somit auf immer größere Mengen von Abrufen verteilt werden, ohne dass
das Gesamtniveau der Kosten deutlich steigen würde. Mit steigender Reichweite sinken die
Tausenderkontaktkosten. Hiermit ist die typische Fixkostendegression der Massenmedien
beschrieben (vgl. Heinrich 1999: 122).
Die Reichweite einer Publikation kann allerdings ohne zusätzliche Investitionen in Inhal‐
te und Redaktion nur bis zu einem bestimmten Punkt wachsen. Danach sind weitere Inves‐
titionen erforderlich, wodurch die Tausenderkontaktkosten möglicherweise wieder steigen
(vgl. Litman 1988: 29). Optimal ist für eine Publikation nicht eine möglichst hohe Auflage,
sondern eine, die die niedrigsten Tausenderkontaktkosten erlaubt. Aus diesen Überlegun‐
gen ergibt sich folgende Kostenfunktion:
Kosten
Zusätzliche Investitionen in Inhalte für
weitere Auflagensteigerung
Reichweite
Abbildung 2.15: Die Kostenfunktion der Nachrichtensites. (eigene Darstellung)
Die Kostenstruktur der Nachrichtensites wird geprägt durch verhältnismäßig niedrige
Verbreitungskosten. Dabei ähnelt das Internet im Umfang seiner Fixkostendegression eher
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 49
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
den Rundfunk‐ als den Printmedien. Die niedrigen Verbreitungskosten legen es nahe, mit
einer Reichweitenstrategie die Tausenderkontaktkosten zu minimieren.
Die Analyse der Zu‐ und Austrittstrittschranken eines Marktes erlaubt es, Aussagen über
die höchstwahrscheinlich vorherrschende Wettbewerbsintensität zu machen und damit ü‐
ber seine Attraktivität (vgl. Porter 1990: 48). Die ʺHürdenʺ des Markteintritts erlauben dabei
etablierten Unternehmen, ihren Preis über ein kompetitives Niveau anzuheben, ohne neue
Firmen zum Eintritt zu bewegen (vgl. Heinrich 1994: 33).
In der Frühphase war der Zutritt zum World Wide Web leicht und die Wettbewerbsin‐
tensität entsprechend hoch (vgl. Detering 2001: 109). Inzwischen sind für den Markt der
Nachrichtensites folgende Markteintrittsbarrieren (vgl. Müller‐Stewens/Lechner 2001: 138f)
erkennbar:
1. Skaleneffekte: Skaleneffekte und die mit ihnen verbundene hohe Fixkostendegression
kennzeichnen auch diesen Medienmarkt. Ein neuer Anbieter mit einer geringen Reichweite
gerät in hohe Kostennachteile gegenüber dem Marktführer. Neue Anbieter müssen daher
rasch Reichweite aufbauen oder hohe Anlaufverluste einkalkulieren. Der relativ hohe Kapi‐
talbedarf wird sie zu allermeist vom Markteintritt abhalten. Der durch die Skaleneffekte
hervorgerufene Konsolidierungsprozess in Medienmärkten ist als ʺAuflagen‐Anzeigen‐
Spiraleʺ beschrieben worden (vgl. Stahmer 1995: 54).
FAZ.net trat Anfang 2001, also verhältnismäßig spät, in den Markt für Nachrichtensites
ein. Die Site betrieb einen mit Spiegel Online vergleichbaren redaktionellen Aufwand, ohne
jedoch annähernd vergleichbare Reichweiten zu erzielen (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004:
152f). Die Site hatte daher erheblich höhere Tausenderkontaktkosten, die sie nicht im Wer‐
bemarkt vergütet bekam. Im Herbst 2002 reduzierte die Site ihren redaktionellen Aufwand
erheblich.
2. Ausmaß der Produktdifferenzierung: Lang eingeführte Markenartikel mit klar diffe‐
renzierenden Produkteigenschaften haben eine höhere Kundenbindung. Dies erschwert die
Kundenakquisition für neue Anbieter (vgl. Müller‐Stewens/Lechner: 138). Auch Nachrich‐
tensites haben sich zu charaktervollen Markenprodukten mit hoher Leserloyalität entwi‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 50
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
ckelt. Die träge Nachfrage erschwert neuen Anbietern den Markteintritt (vgl. Kiefer 2001:
94). Die Weigerung der Leser, für aktuelle Inhalte zu zahlen, setzt der Produktdifferenzie‐
rung in diesem Markt jedoch enge Grenzen.
3. Netzwerkeffekte: Etablierte Nachrichtensites profitieren von sozialen Koordinations‐
prozessen unter ihren Nutzern. Leser werden häufig reichweitenstarke Nachrichtensites
bevorzugen, weil diese die ʺÖffentlichkeitʺ repräsentieren. Weil es vorteilhaft ist, eine Site
zu lesen, die andere auch lesen, verdichtet sich der Markt in einer sich selbst verstärkenden
Bewegung auf wenige Angebote (vgl. Zerdick 1999: 158f). Wie Systemprodukte profitieren
Massenpublikationen von Netzwerkeffekten, wenn auch nicht im gleichen Umfang (vgl.
Haes 2003).
4. Kostennachteile: Neben den Stückkostennachteilen aufgrund der Fixkostendegression
erleiden potenzielle neue Anbieter auch absolute Kostennachteile. Neue Anbieter haben ge‐
genüber etablierten einen teuren Erfahrungsrückstand. Dieser zeigte sich zum Beispiel bei
Bild.T‐Online: Nach einem späten Marktwiedereintritt kämpfte die Site mit konzeptionellen
und technischen Schwierigkeiten (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 125f). Mit zunehmender
Marktreife schrumpft jedoch der Erfahrungsvorteil.
Kostennachteile haben auch Anbieter, die nicht mit einer klassischen Publikation verbun‐
den sind und auf diese Art günstig auf Inhalte zugreifen können. Dieser Zusammenhang
wird in Abschnitt 2.10 im Rahmen des Ressourcenansatzes erörtert.
Weitere von der Managementlehre ausgemachte Markteintrittsbarrieren sind der Zugang
zu Vertriebskanälen und staatliche Politik (vgl. Müller‐Stewens/Lechner 2001: 138f). Die
Rolle des Zugangs zu Vertriebskanälen ist schwierig zu bewerten. Die ursprüngliche Stra‐
tegie vieler Internetserviceprovider und Portale war es, schlagkräftige vertikal integrierte
Vertriebsstrukturen aufzubauen. Dieses ist vielfach nicht gelungen. Gesetzgeberische Zu‐
trittsbarrieren für Nachrichtensites gibt es in Deutschland nicht.
Der Markt der Nachrichtensites verfügt somit über hohe Eintrittsbarrieren insbesondere
durch Skaleneffekte, Produktdifferenzierung und Netzwerkeffekte.
Marktaustrittshürden sind auf den ersten Blick bei Nachrichtensites nicht erkennbar. Die
klassischen Ausprägungen derartiger Hürden, wie irreversible Investitionen oder speziali‐
sierte Vermögenswerte (vgl. Müller‐Stewens/Lechner 2001: 140), finden sich hier nicht.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 51
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Eine Marktaustrittshürde von beträchtlicher Wirkung bilden bei Nachrichtensites die
ʺhohen strategische Einsätzeʺ der beteiligten Unternehmen (vgl. Porter 1990: 46). Viele On‐
line‐Nachrichtenangebote sind strategische Geschäftseinheiten von diversifizierten Me‐
dienhäusern. Obwohl für viele Angebote vorerst ein Erreichen der Gewinnschwelle nicht
absehbar ist, verbleiben die Unternehmen aus Gründen der Imagepflege und der Options‐
wahrung in diesem Markt. Diese strategischen Erwägungen bilden eine Marktaustrittshür‐
de, die eine Konsolidierung verlangsamt. Schlecht positionierte Anbieter ziehen sich nur
zögerlich oder gar nicht aus dem Markt zurück. Viele Nachrichtensites werden mehr als Ei‐
genwerbung denn aufgrund unmittelbarer Gewinnziele betrieben.
Ein Beispiel hierfür ist auch das untersuchte Angebot FAZ.net. Die Site ist mindestens
ebenso sehr Werbung für ihr Muttermedium und strategische Optionswahrung wie eigen‐
ständiger Geschäftsbereich.
Der Markt der Nachrichtensites ist somit von mittlerweile hohen Eintrittsbarrieren, aber
zumindest bislang auch von einer hohen Austrittsbarriere gekennzeichnet. Die hohen Ein‐
trittsbarrieren fördern die Gewinne in der Branche. Sie versprechen langfristig die für die
Medienbranche typischen überdurchschnittlichen Gewinne. Allerdings könnten die hohe
Austrittsbarriere sowie die hohe intermediale Konkurrenz auch langfristig zu einer hohen
Wettbewerbsintensität führen.
Ziel der marktorientierten Strategiefindung ist es, eine Position im Markt zu finden, in
der sich ein Unternehmen am besten gegen diese Kräfte des Branchenwettbewerbs zu
schützen vermag oder sie zu seinen Gunsten beeinflussen kann (Porter 1990: 26). Michael
Porter hat aus der Industrieökonomik fünf Triebkräfte des Branchenwettbewerbs abgeleitet:
Die Rivalität unter den bestehenden Unternehmen, die Verhandlungsstärke der Abnehmer
und Lieferanten sowie die Bedrohung durch neue Konkurrenten und Ersatzprodukte. Diese
Strukturmerkmale wurden bereits alle im Verlauf des Kapitels erörtert. Hier sollen nun die
strategischen Schlüsse gezogen werden.
Aus marktorientierter strategischer Sicht sind die allerwichtigsten Strukturmerkmale des
Marktes für Nachrichtensites:
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 52
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
• Die hohe Fixkostendegression dank sehr niedriger Verbreitungskosten für Text‐
und Bild‐Inhalte.
• Das Primat der Werbefinanzierung, weil sich die Leser weigern, für aktuelle
journalistische Inhalte zu zahlen.
Diese prägenden Strukturmerkmale setzen, wie sich zeigen wird, der Vielfalt der Ange‐
botsstruktur und damit möglicher Marktstellungsziele enge Grenzen.
In Märkten mit extrem hoher Fixkostendegression, wie sie in nahezu allen Medienmärk‐
ten anzutreffen ist, wäre zu erwarten, dass sich ein Monopolist durchsetzt. Der Marktführer
hat auf Basis seiner höheren Reichweite derart hohe Stückkostenvorteile, dass er kleinere
Anbieter leicht aus dem Markt drängen können müsste (vgl. Shapiro/Varian 1999: 42). Die
Dominanz eines einzelnen Anbieters in Märkten mit sehr hoher Fixkostendegression wird
allein dadurch verhindert, dass die Nachfrage nicht homogen ist (vgl. Heinrich 1999: 122).
So wird auch im Markt für Nachrichtensites die Dominanz eines einzelnen Anbieters wie T‐
Online oder Spiegel Online ökonomisch nur dadurch verhindert, dass die Nachfrage im Le‐
ser‐ und Werbemarkt zu unterschiedlich ist, um sie mit einem Standardprodukt zu bün‐
deln. Die Heterogenität der Nachfrage sichert auf diese Weise eine eingeschränkte Hetero‐
genität des Angebots.
Dabei stehen jedoch die stark homogenisierenden Kräfte der Fixkostendegression einem
breiten Angebot entgegen. Eine Massenpublikation hat nahezu proportional zu ihrem
Reichweitenabstand geringere Tausenderkontaktkosten als eine kleinere Publikation. Die
Leser und Werbekunden werden jedoch nur einen bestimmten Aufpreis für eine Publikati‐
on akzeptieren, die ihren Präferenzen eher entspricht als ein Massenprodukt. Häufig wer‐
den sie die Massenpublikation wählen, weil sie deren Kostenvorteil gegenüber dem Diffe‐
renzierungsvorteil der kleineren Publikation bevorzugen. Auf diese Weise ʺnivelliertʺ die
Fixkostendegression in Massenmärkten die Heterogenität der Nachfrage (vgl. Owen/Wild‐
man 1992: 339).
Die Anbieter differenzierter Publikationen müssen aufgrund der Fixkostendegression be‐
achten, dass der Abstand zum Marktführer nicht zu groß wird. Andernfalls drohen die Dif‐
ferenzierungsvorteile der kleinen Publikation geringer zu sein als die Kostenvorteile der
Massenpublikation. Genau dieser Mechanismus tritt, wie sich zeigen wird, im Online‐
Werbemarkt auf.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 53
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Der Unwille der Leser, für journalistische Online‐Inhalte zu zahlen, verstärkt die nivellie‐
renden Tendenzen der Fixkostendegression. In der Diskussion um die Vielfalt von Fern‐
sehprogrammen setzen sich die Ökonomen Michael Spence und Bruce Owen in den 70er
Jahren klar für die Einführung von Bezahlprogrammen ein. Ohne die Möglichkeit der di‐
rekten Zahlung, so argumentieren sie, fehle den Rezipienten ein geeigneter Mechanismus,
um ihre Wertschätzung auszudrücken (Spence/Owen 1977).
Die Autoren nahmen in ihrer Argumentation modellhaft die Preis‐Absatz‐Funktionen
zweier Programme A und B an (vgl. Abbildung 2.16). Das Nischenprogramm A interessiert
wenige Zuschauer, die dafür einen hohen Preis bezahlen würden. Das Massenprogramm B
interessiert viele Zuschauer, die dafür allerdings kaum etwas zahlen würden. Das werbefi‐
nanzierte Fernsehen würde immer Programm B produzieren, weil die höhere Reichweite
(RB) höhere Werbeeinnahmen bedeute. Dagegen könnten die potenziellen Zuschauer von
Programm A ihre höhere Wertschätzung gar nicht artikulieren, weshalb Programm A nicht
angeboten werde. Aus diesem Grunde würden Minderheitenprogramme und teure Pro‐
gramme trotz bestehender Zahlungsbereitschaft vom werbefinanzierten Fernsehen gar
nicht erst produziert, so Spence und Owen.
PA
PB B
RA RB Reichweite
Abbildung 2.16: Reichweiten und Wertschätzung. (vgl. Spence/Owen 1977)
Direkte Zahlungen von Nutzern wären ein wichtiger Mechanismus auch für die Anbieter
differenzierter Nachrichtensites, sich die höhere Wertschätzung ihrer Leser vergüten zu las‐
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 54
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
sen. Direkte Zahlungen würden es ihnen erheblich erleichtern, sich neben günstigen Mas‐
senprodukten zu etablieren.
Anders als im Fernsehen ist im Internet der von Spence/Owen geforderte Bezahl‐Mecha‐
nismus vorhanden. Bislang jedoch weigern sich die Leser beharrlich, für aktuelle journalis‐
tische Inhalte zu zahlen. Die Gründe für diese Weigerung können in dieser Arbeit nicht er‐
schöpfend erörtert werden. Ein Hauptgrund für das Scheitern aktueller journalistischer Be‐
zahlinhalte liegt darin, dass diese den Rezipienten in den allermeisten Fällen nicht erkenn‐
bar differenziert genug erscheinen, um dafür die psychologisch hohe Schwelle von der
Werbe‐ zur Entgeltfinanzierung zu überspringen. Auch die Delphi‐Experten vermuteten,
dass die genutzten journalistischen Inhalte auf Nachrichtensites sich vor allem deshalb
nicht erfolgreich kostenpflichtig stellen ließen, weil sie zu wenig Alleinstellungsmerkmale
besäßen (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 107). Um im Modell von Spence und Owen zu blei‐
ben: Im Umfeld von Nachrichtensites ist die Höhe von PA zumindest bislang zu gering, als
dass Leser zahlreich die Schwelle des Finanzierungsmodus‐Wechsels überspringen wür‐
den. Die Nachfrage ist nicht heterogen genug, um diese Grenze zu überwinden. Hier zeigen
sich die Grenzen des journalistischen Qualitätswettbewerbs (vgl. Heinrich 1996). Der inter‐
mediale Wettbewerb setzt Bezahlinhalten zusätzliche Grenzen.
Angesichts niedriger Online‐Verbreitungskosten ist die Vielzahl werbefinanzierter Nach‐
richtensites ökonomisch betrachtet wenig überraschend. Die Nachrichtensites bieten zur
Maximierung ihres Werbeumsatzes die Informationen im Lesermarkt auf Grenzkostenni‐
veau an (vgl. Shapiro/Varian 1999: 42; Heinrich 1999: 285). Bei hohen Reichweiten sinken
die Tausenderkontaktkosten unter die Tausenderkontaktpreise. Die Gewinnplanung der Si‐
tes wird in Abbildung 2.17 zusammengefasst.
Die Nachrichtensites sind allein auf den Werbemarkt angewiesen, um sich ihr Angebot
vergüten zu lassen. Es kann nur so differenziert sein, wie es die Mechanismen des Werbe‐
marktes zulassen. Die Verhandlungsstärke der Werbekunden stellt daher die wichtigste
Triebkraft dieses Branchenwettbewerbs dar und muss somit im Fokus der Strategiefindung
stehen (vgl. Porter 1990: 28).
Michael Porter betont in seiner marktorientierten Strategielehre die generischen Wettbe‐
werbsstrategien der Kostenführerschaft und der Differenzierung (vgl. Porter 1990: 67, Mül‐
ler‐Stewens/Lechner 2001: 105). Er fordert, ein Unternehmen müsse sich auf eine der beiden
Strategien konzentrieren, da andernfalls Rentabilitätseinbußen zu erwarten seien. Kommen‐
tatoren haben ergänzt, dass sich die beiden Strategien kombinieren lassen: Qualitätsführer
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 55
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
sollten rechtzeitig auf Kostenvorteile achten und Kostenführer sollten versuchen, ihre Kos‐
ten‐ um Differenzierungsvorteile zu ergänzen (vgl. Kuss/Tomczak 2002: 86f).
Gewinn
Die Gewinnplanung der Nachrichtensites
Kosten
Umsatz
U
Gewinn
K
Reichweite
Abbildung 2.17: Die Gewinnplanung der Nachrichtensites.
(eigene Darstellung; vgl. Altmann 2003: 334; vgl. Abb. 2.10, 2.12, 2.15)…
Wendet man die generischen Wettbewerbstrategien der Kostenführerschaft und der Dif‐
ferenzierung auf den Werbemarkt an, so ist von der Nachfrage auszugehen, wie sie in Ab‐
schnitt 2.6 beschrieben wurde. Werbeträger zeichnen sich durch die Reichweite, die Zu‐
sammensetzung der Rezipienten, das Image des Umfelds, die technische Eignung und den
Preis aus.
Die Strategie der Kostenführerschaft setzt im Werbemarkt darauf, die günstigsten Tau‐
senderkontaktpreise anbieten zu können (vgl. Heinrich 1999: 315). Der Schlüssel zu niedri‐
gen Kosten liegt dabei, wie Abbildung 2.17 verdeutlicht, in einer Steigerung der Reichweite
(vgl. Shapiro/Varian 1999: 47). Die Kostenführerschaftsstrategie ist in Medienmärkten die
Reichweitenstrategie. Dabei ist ein Werbeträger mit hoher Reichweite zugleich immer auch
schon auch im Sinne der Nachfrage differenziert. Eine hohe Reichweite erlaubt einem An‐
bieter, auf äußerst vorteilhafte Weise Kostenvorteile mit einem Differenzierungsansatz im
Werbemarkt zu kombinieren. Sie bedeutet mehr als die Position der Kostenführerschaft. Es
ist angemessen, von der Strategie einer Reichweitenführerschaft zu sprechen.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 56
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Die Reichweitenführerschaft kombiniert auf äußerst günstige Weise die beiden porter‐
schen Ansätze Kostenführerschaft und Differenzierung und bietet so exzellenten Schutz vor
den Kräften des Branchenwettbewerbs. Sie ist die robusteste Strategie auf Medienmärkten.
Der Reichweitenführer kann auf Basis seiner differenzierenden hohen Reichweite zumeist
höhere Tausenderkontaktpreise durchsetzen als manch andere Anbieter im Markt, obwohl
er durch hohe Skaleneffekte sehr niedrige Tausenderkontaktkosten hat.
Die niedrigsten Preise im Werbemarkt wird nicht der Reichweitenführer anbieten, son‐
dern ein ansonsten für diesen Markt schlecht positionierter Anbieter, der sich nicht durch
Reichweite, Publikum, Umfeld oder Trägereigenschaften zu differenzieren vermag. Ein
derartiger Anbieter ist darauf angewiesen, sich vornehmlich über den Preis hervorzuheben,
obwohl seine mediokre Reichweite keine guten Voraussetzungen dafür bietet. Er wird da‐
her seine Inhalte sehr günstig produzieren müssen. Er wird in die Strategie einer Produkti‐
onskostenführerschaft gezwungen. Dieser Strategieansatz schützt nicht vor den Kräften
des Branchenwettbewerbs. Der Anbieter droht mit seinem niedrigen Programmaufwand an
Reichweite zu verlieren. Er muss fürchten, dass seine Leser zu einem Anbieter mit höherem
Aufwand wechseln. Er ist schlecht für Anzeigenpreiskämpfe mit reichweitenstärkeren An‐
bietern gerüstet.
Neben der Reichweitenstrategie gibt es weitere Differenzierungsstrategien im Werbe‐
markt. Sie können an jedem der oben genannten Parameter der Kontaktqualität eines Me‐
dienträgers außer dem Preis ansetzen. Der wichtigste Differenzierungsansatz neben der
Reichweite ist dabei die Zusammensetzung des Publikums. Diese Strategie soll hier Ziel‐
gruppenstrategie genannt werden. Bei ihr hebt sich der Werbeträger durch die im Sinne
der Nachfrage besondere Zusammensetzung seines Publikums hervor. Typischerweise
werden vom Werbemarkt besonders wohlhabende, hoch gebildete und junge Zielgruppen
nachgefragt. Für den Zugang zu diesen Gruppen sind die Werbetreibenden bereit, deutlich
höhere Tausenderkontaktpreise zu bezahlen (vgl. Koschat/Putsis 2000). Die Zielgruppen‐
strategie setzt auf die Durchsetzung höherer TKPs auf Basis eines differenzierten Publi‐
kums.
Werbeträger können sich auch über das Image ihres redaktionellen Umfelds und über die
Trägereigenschaften differenzieren. Ersteres ist zumeist eng auch mit der Zielgruppenstra‐
tegie verbunden. Letzteres spielt eher im Wettbewerb zwischen den Mediengattungen eine
Rolle. Allerdings setzt hier zum Beispiel auch die Site der New York Times an, wenn sie ver‐
sucht, sich durch überlegene Targeting‐Mechanismen hervorzuheben (vgl. Glotz/Meyer‐
Lucht 2004: 180).
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 57
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Bei der Zielgruppenstrategie greifen Differenzierungsstrategien in Werbe‐ und Leser‐
markt ineinander. Das besondere Publikum wird durch besondere Inhalte versammelt. Ein
zusätzlicher Programmaufwand wird daher vor allem für die von der Werbeindustrie
nachgefragten Zielgruppen betrieben. Eine andere Vielfalt als die über die Interessen der
Werbetreibenden vermittelte ist in werbefinanzierten Märkten nicht zu erwarten.
Die Zielgruppenstrategie folgt den erprobten Mechanismen der Produktdifferenzierung.
Sie bietet damit guten Schutz vor den Kräften des Branchenwettbewerbs. Sie ist allerdings
nicht so robust wie die Reichweitenstrategie. Ein Anbieter mit Zielgruppenstrategie muss
seine Marktposition stets dahingehend prüfen, ob er eine im Vergleich zum Reichweiten‐
führer wettbewerbsfähige Position einnimmt. Er muss darauf bedacht sein, durch seinen
Reichweitenrückstand nicht zu stark in Kostennachteile zu geraten. Er muss vielmehr ver‐
suchen, seine höheren Tausenderkontaktkosten durch höhere Tausenderkontaktpreise wei‐
terzugeben. Andernfalls stehen ihm womöglich zu wenig Ressourcen zu Verfügung, um
seinen Differenzierungsansatz im Lesermarkt zu stützen.
Diese Einschränkung soll hier modellhaft mit einem Reichweitenführer R und einem An‐
bieter mit Zielgruppenstrategie Z erläutert werden. Bei beiden Sites wird die gleiche Aus‐
lastung der Anzeigenplätze vorausgesetzt; Verbreitungskosten werden als unbedeutend
angenommen.
Wenn beide Anbieter die gleiche Umsatzrendite anstreben, dann muss gelten:
TKPZ RWR KZ
= ∗
TKPR RWZ KR
Der Index R bzw. Z bezeichnet jeweils die Variablen des jeweiligen Anbieters. TKP be‐
zeichnet den im Werbemarkt durchsetzbaren Kontaktpreis , RW ihre Reichweite und K ihre
Kosten für den redaktionellen Aufwand.
KZ
Der Bruch gibt das Kostenverhältnis der Anbieter an. Dieses zeigt an, welchen Auf‐
KR
wand die Anbieter R und Z treiben müssen, um ihre jeweilige Reichweite zu erhalten. Für Z
ist es günstig, wenn dieses Verhältnis einen kleinen Wert annehmen kann. Das Verhältnis
soll in dieser Diskussion mit dem Koeffizienten d bezeichnet werden. Die Größe von d
hängt von der Heterogenität der Nachfrage der Leser und der Stärke des Differenzierungs‐
ansatzes von Z ab.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 58
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Obige Formel stellt drei Verhältnisse in einen engen Zusammenhang: Kostenverhältnis,
Reichweitenverhältnis und TKP‐Verhältnis. Neben der Reichweite gibt es somit zwei ʺStell‐
schraubenʺ in diesem Modell: Das TKP‐Verhältnis und das Kostenverhältnis, hier auch mit
dem Koeffizienten d bezeichnet. Anbieter mit breiter Zielgruppenstrategie streben danach,
mit einem hohen TKP einen hohen Faktor d zu stützen.
Nimmt man den einfachsten Fall d = 1 an , wonach Z und R den gleichen redaktionellen
Aufwand betreiben müssen, dann muss Z einen TKP im umgekehrten Verhältnis zum
Reichweitenabstand durchsetzen, um die gleiche Umsatzrendite zu erzielen. Da Z aber nur
einen begrenzten Aufschlag auf den TKP durchzusetzen vermag, darf der Reichweitenab‐
stand dessen Höhe nicht überschreiten. Koschat und Putsis haben errechnet, dass die
Werbeindustrie für besonders wohlhabende und konsumaffine Publikumssegmente den bis
zu siebenfachen Preis bezahlt (vgl. Koschat/Putsis 2000). Bezogen auf das gesamte
Publikum einer Nachrichtensite ist es daher ambitioniert, den dreifachen TKP des
Reichweitenführers durchzusetzen. Eine höhere Spreizung der Preise lässt die
Heterogenität der Nachfrage im Werbemarkt nicht zu.
Eine weitere Einschränkung der Zielgruppenstrategie stellt die Reichweiten‐Schwelle dar,
die ein Werbeträger überschreiten muss, um ein relevantes Kontaktvolumen im Werbe‐
markt anbieten zu können (vgl. Abbildung 2.12).
Der Zielgruppenstrategie sind damit drei wichtige Hürden gesetzt, die der Anbieter zu
beachten hat:
1. Die Höhe des durchsetzbaren Aufschlags auf den Tausenderkontaktpreis.
2. Die Höhe des redaktionellen Aufwands, der im Vergleich zum Reichweitenführer
notwendig ist, um die Reichweite aufrecht zu erhalten.
3. Die Höhe der Reichweitenschwelle, um ein relevantes Kontaktvolumen im Wer‐
bemarkt anbieten zu können.
Abbildung 2.18 zeigt modellhaft einen Positionierungskorridor für zwei Anbieter mit
Zielgruppenstrategie für d = 1 bzw. d = 0,5. Sie stellt schematisch dar, dass Anbieter mit
Zielgruppenstrategie im Bereich niedriger Reichweiten schnell in uneinholbare Kosten‐
nachteile geraten. Die Anbieter müssen sich entsprechend ihres Kostenfaktors d oberhalb
oder auf den Linien A oder B positionieren, wenn sie eine vergleichbare Umsatzrendite wie
der Reichweitenführer erzielen wollen. Unter der jeweiligen Linie geraten sie in Kosten‐
nachteile. Die Anbieter sollen daher stets bestrebt sein, ihre Zielgruppenstrategie durch eine
hohe Reichweite zu stützen. Die Verbindung von differenziertem Publikum und hoher
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 59
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Reichweite bedeutet einen gekoppelten Differenzierungsansatz und schützt daher gut vor
den Kräften des Branchenwettbewerbs (Porter 1990: 66). Anbieter in Produktionskostenfüh‐
rerschaft versuchen dagegen, mit einem sehr niedrigen d zu operieren.
Positionierungskorridor im Werbemarkt
6
Zielgruppenstrategie
mit d = 0,5
4
Zielgruppenstrategie
mit d = 1
TKP
3 Position
Reichweitenführer
2
B A
1
C
Niedrigpreis-Strategie
0
5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100
Reichweite
(100=Wert des Reichweitenführers)
Abbildung 2.18: Der Positionierungskorridor im Werbemarkt. (eigene Darstellung)
Dieser Positionierungsrahmen lässt sich nun auf die konkrete Situation anwenden. Hier‐
zu werden die Reichweiten auf Basis der IVW‐Daten verwendet, wobei, in Abschnitt 2.3 er‐
läutert, eine 1,5fache Reichweite von T‐Online Nachrichten gegenüber Spiegel Online ange‐
nommen wird. Die Anzeigenpreise wurden den offiziellen Preislisten der Anbieter ent‐
nommen. Zwar werden die Sites in den allermeisten Fällen ihren Werbekunden hohe Ra‐
batte einräumen. Die Listenpreise sind jedoch als Signale zu verstehen, die Rückschlüsse
auf die Strategie und Positionierung der Anbieter zulassen. Abbildung 2.19 zeigt nahezu
idealtypisch die zuvor theoretisch erörterte Situation. T‐Online ist Reichweitenführer unter
allen Online‐Nachrichtenangeboten. Aus dieser Position heraus setzt die Site einen TKP von
20 Euro. Dagegen positioniert sich Spiegel Online nach der Zielgruppenstrategie als Angebot
mit einem differenzierten Publikum und einem imageträchtigen redaktionellen Umfeld und
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 60
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
signalisiert dies mit einem doppelt so hohen TKP. Tabelle 2.3 zeigt, dass die Site die von der
Werbeindustrie nachgefragten Gruppen in einem höheren Maß zu versammeln vermag als
T‐Online und insbesondere Bild.T‐Online.
60
50 FAZ.net
auf der Einstiegsseite in Euro
(T-Online/Bild: Rubrik Nachrichten)
Spiegel Online
40
30 T-Online
Netzeitung Bild.T-Online Nachrichten
20
10
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110
Reichweite
(Mischkalkulation aus IVW -Visits und -PageImpressions normiert auf 100)
Abbildung 2.19: Die Anzeigenpreise und Reichweiten der drei untersuchten kommerziellen
Sites sowie wichtiger Mitbewerber.
(Quellen: IVW; eigene Berechnung; Preislisten der Anbieter; Stand April 2004 )
Spiegel Online setzt auf eine Hochpreispolitik, um sich langfristig seinen höheren redakti‐
onellen Aufwand auch von der Werbeindustrie vergüten zu lassen. Zudem rechnet die Site
für einen konsolidierten Markt mit einer unelastischen Nachfrage und setzt entsprechende
Preissignale (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 223).
FAZ.net verlangt einen Tausenderkontaktpreis, der mit 45 Euro nur geringfügig höher ist
als der von Spiegel Online. Zwar hat die Site als ʺNetz der klugen Köpfeʺ ein noch etwas dif‐
ferenzierteres Publikum als Spiegel Online (vgl. Tabelle 2.3). Dies kann die Site jedoch bei ei‐
ner vergleichsweise niedrigen Reichweite nicht stark genug aufwerten, um einen deutlich
höheren TKP zu verlangen. Hier zeigt sich, dass die Höhe des Aufschlags begrenzt ist. Mit
einem TKP von 45 Euro kann FAZ.net allerdings nicht redaktionell mit Spiegel Online kon‐
kurrieren: Hätten beide Sites die gleiche Anzeigen‐Auslastung und würden sie die verlang‐
ten Preise tatsächlich erzielen, so könnte Spiegel Online dank höherer Reichweite den siebe‐
neinhalbfachen Redaktionsaufwand betreiben.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 61
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Tabelle 2.3: Die Zusammensetzung des Publikums von vier ausgewählten Angeboten.
(Quelle: ACTA 2004; Basis: NpW: Angegeben ist der Prozentsatz der Leser zwischen 30 und 59 Jah‐
ren, die der jeweiligen Zielgruppe angehören.)
Abbildung 2.19 zeigt auch die Niedrigpreis‐Strategie der Netzeitung. Obwohl sie sich vom
Publikum und redaktionellen Umfeld her den differenzierten Anbietern zurechnet und ob‐
wohl sie sich mit geringer Reichweite in einer schwierigen Kostensituation befindet, ver‐
langt sie einen Tausenderkontaktpreis auf dem Niveau von T‐Online und Bild.T‐Online. Sie
unterbietet damit die anderen Qualitätsanbieter wie Spiegel Online und FAZ.net deutlich.
Die Netzeitung verfolgt eine Niedrigpreis‐Strategie im Segment der journalistischen An‐
bieter, um sich auf diese Weise zu differenzieren. Dabei versucht sie, durch eine höhere
Auslastung ihren Umsatz rasch zu maximieren. Bei ihrer geringen Reichweite gerät die Site
damit in die Strategie der Produktionskostenführerschaft. tagesschau.de ist kein Werbeträger
und wurde daher hier nicht erwähnt. Auf ihre spezielle Situation wird in Kapitel 4.4 einge‐
gangen.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 62
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Diese Diskussion der Marktstellungsziele hat demonstriert, welche Bedeutung die recht‐
zeitige Verortung im Wettbewerbsumfeld hat. Neue Märkte sind zu Beginn stark in Bewe‐
gung und schwer abzugrenzen. Viele Autoren haben daher in der Frühphase des Internets
die marktorientierte Strategieanalyse verworfen (vgl. Brüggemann 2002: 38, Lammerskötter
2002: 231). Doch eine vorausschauende Analyse der zukünftigen Branchenstruktur ist auch
in jungen, noch schnell wachsenden Branchen unerlässlich (vgl. Porter 1990: 429; Porter
2001).
Unternehmen neigen in neuen Märkten dazu, nicht ihre neuen, sondern vor allem ihre
angestammten Mitbewerber wahrzunehmen (vgl. Tripsas 2000: 180). So erging es auch den
überregionalen deutschen Qualitätstageszeitungen. Sie haben sich online im Wettbewerbs‐
umfeld der überregionalen Tagespresse verortet. Die Süddeutschen Zeitung gab 1999 an, Ziel
ihrer Site sei, ʺeine führende Rolle unter den Angeboten überregionaler Tageszeitungen
einzunehmenʺ (Schlegel 2002: 195). Ähnlich äußerte sich damals auch die Frankfurter Rund‐
schau (ebenda: 173). FAZ.net erklärte im Jahr 2003 ebenfalls, ihr Konkurrenzumfeld seien die
Sites der überregionalen Tageszeitungen (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 159).
Die Konzentration auf das gewohnte Wettbewerbsumfeld verdeckte den Blick auf neue
Wettbewerbsstrukturen und die Konsequenzen der Werbefinanzierung. Die überregionale
Qualitätspresse in Deutschland versäumte daher, sich rechzeitig zu Herausforderern wie
Spiegel Online, n‐tv.de oder den Portalen zu positionieren. Theis‐Berglmair et al. kritisieren,
die Tageszeitungen hätten ʺMarktbesetzungʺ statt ʺMarktdefinitionʺ betrieben (Theis‐
Berglmair et al. 2002: 74). Die New York Times hatte sich dagegen frühzeitig im Wettbe‐
werbsumfeld mit Portalen und TV‐Sites verortet und ihre Strategie entsprechend ausgerich‐
tet (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht: 184f).
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 63
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Die ressourcenorientierte Strategielehre analysiert den Ursprung von Wettbewerbsvortei‐
len auf der Ebene des Unternehmens, nicht der Branche. Sie erklärt dabei den unterschiedli‐
chen Erfolg von Unternehmen durch Ressourcenheterogenität (vgl. Sjurts 2002: 18; Habann
1999). Der Ressourcenansatz rückt herausragende Inputfaktoren und ihren effizienten
Gebrauch ins Zentrum der Betrachtung (vgl. Müller‐Stewens/Lechner: 276f). Anders als die
marktorientierte Perspektive widmet er sich den Vorgängen innerhalb der Firma.
Ressourcen im Sinne dieses Ansatzes haben die Fähigkeit zur ʺüberlegenen Nutzenstif‐
tungʺ (vgl. Habann 1999: 8). Sie schaffen ein herausragendes Produkt. Unternehmen verfü‐
gen in unterschiedlichem Maße über sie und können sie nicht leicht erwerten. Damit die
Heterogenität der Ressourcenverteilung fortbesteht, darf es anderen Unternehmen weder
gegenwärtig noch in Zukunft möglich sein, sie auf einem Faktormarkt zu erwerben, sie zu
imitieren oder zu substituieren (vgl. Müller‐Stewens/Lechner: 277f).
Ressourcen im Sinne des Ressourcenansatzes sollen hier aus Gründen der klaren Unter‐
scheidung ʺKernressourcenʺ genannt werden (vgl. Habann 1999: 23). Frank Habann unter‐
scheidet zwei Arten von Kernressourcen, nämlich Kernkompetenzen und strategische Ver‐
mögenswerte (vgl. ebenda). Zu Kernkompetenzen zählt er Fähigkeiten im weitesten Sinne:
wertbezogene Kompetenzen, die Kompetenzen der Unternehmensleitung sowie die Basis‐
kompetenzen Lern‐ und Innovationsfähigkeit. Strategische Vermögenswerte basieren auf
dem dauerhaften Einsatz dieser Kernkompetenzen. Zu ihnen gehören Schutzrechte, Unter‐
nehmens‐ und Produktreputation sowie die Organisationskultur.
Bei der Erörterung der Kernressourcen im Marktsegment der Nachrichtensites ist zu be‐
achten, dass sich deren Bedeutung im Laufe der Marktphasen verändert hat. Zunächst soll
daher das Modell zum Branchen‐ und Technologie‐Lebenszyklus auf den Markt der Nach‐
richtensites angewendet werden. Beide Lebenszyklen fallen hierbei zusammen, weil die
Branche durch die Medienträger‐Technologie konstituiert wird.
Das Modell in Abbildung 2.20 zeigt das wechselnde Anforderungsprofil an die Anbieter
im Verlauf der Marktentwicklung. In der Frühphase ist die technologische Unsicherheit
hoch, die Markttransparenz gering. Zu dieser Zeit liegt der Schwerpunkt der Aufgabe auf
der Erforschung und Erprobung des neuen Medienträgers. Es gilt herauszufinden, welches
seine Vorteile und dominanten Anwendungsfelder sein werden. Die ʺMedialitätʺ des neuen
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 64
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Mediums muss sich erst aus einem zunächst diffusen technischen Möglichkeitsraum her‐
auskristallisieren (vgl. Engell 2003: 69).
Zeit
Schwerpunkt des strategischen Forschung & Prozessinnovationen & Effektivität in
Kostenkontrolle
Verhaltens Produktentwicklung Marketing Produktion & Absatz
Medientechnologische
hoch abnehmend gering sehr gering
Unsicherheit
Abbildung 2.20: Der Lebenszyklus von Branche und Medienträger.
(eigene Darstellung; vgl. Müller‐Stewens/Lechner 2001: 104; Gerpott 1999: 115f; Wartburg 2000: 34f)
In der Frühphase liegt der Fokus auf der Technologiebeherrschung und zielgenauer For‐
matentwicklung. Hier haben zeitig in den Markt eingetretene Unternehmen Erfahrungsvor‐
teile. Die Branche hat zudem noch wenig Spezifik entwickelt, so dass Unternehmen Res‐
sourcen gegebenenfalls leicht aus anderen Märkten übertragen können. Am Ende dieser
Einführungsphase sind jedoch die dominanten Formate und technischen Lösungen klar er‐
kennbar (vgl. das Konzept des ʺdominanten Designsʺ; Utterback 1994: 24).
Mit der Wachstumsphase verlagert sich der Wettbewerb von der Produkterfindung auf
die Produktverbesserung und Marktdurchdringung. Die Medienträgertechnologie wird
zunehmend zu einer Basistechnologie, deren Beherrschung keine Besonderheit mehr dar‐
stellt. Der journalistische Wettbewerb gewinnt daher an Bedeutung. Zudem bildet der
Markt zunehmend Eigenheiten aus, die einen Transfer der Ressourcen aus anderen Me‐
dienmärkten erschweren. Dieses Phasenmodell zeigt daher den Wandel der wertvollen
Ressourcen in einer Branche im Verhältnis zu ihrem Alter.
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 65
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Welches sind die Kernressourcen in der Branche der Nachrichtensites? Augenfälligster
Ansatzpunkt ist hier die journalistische Kompetenz. Diese Ressource ist jedoch auf dem Ar‐
beitsmarkt erhältlich. Man mag hier im Detail unterschiedliche Standpunkte haben, aber
kein Unternehmen kann journalistische Fähigkeiten derart monopolisieren, dass sich hier‐
durch seine überlegene Wertschöpfung erklären ließe. Journalistische Fähigkeiten stellen
für sich genommen keine Kernressource dar (vgl. Wirth 2000: 178).
Die Kernressource in diesem Markt entsteht auf Basis langjähriger Anwendung journalis‐
tischer Fähigkeiten. Es handelt sich dabei um den strategischen Vermögenswert einer Me‐
dienmarke und der dazugehörigen journalistischen Reputation, Unternehmenskultur sowie
Leserloyalität (vgl. ebenda: 180). Publikationen sind Markenprodukte, deren Marken einen
hohen strategischen Vermögenswert darstellen (vgl. Schlegel 2002: 80).
Die Kernressource der Marke ist nicht unbeschränkt in neue Märkte transferierbar. Die al‐
te Marke muss zum neuen Anwendungsgebiet passen (vgl. ebenda: 81). Wird sie in einen
neuen Markt übertragen, kommt es leicht zum typischen Zielkonflikt der Markenführung
zwischen Eigenständigkeit und Synergie (vgl. Kamann 2003: 268). Ein Markentransfer er‐
laubt häufig eine kostengünstige Übertragung von Ressourcen. Er erfordert aber auch die
Koordination gemeinsamer Markenstandards, welche die Erschließung neuer Geschäftsfel‐
der erschweren oder sogar verhindern kann (vgl. Schlegel 2002: 82). Die Medienmarke ist
eine Kernressource mit eingeschränkter Mobilität.
Eine weitere Kernressource in diesem Markt sind Nutzungsrechte an journalistischen In‐
halten. Viele Anbieter können als Ableger klassischer Medien auf die dort produzierten In‐
halte zurückgreifen. Sie haben als horizontal integrierte Unternehmen Verbundvorteile (vgl.
Heinrich 1994: 48). Sie können unter Marktpreis auf Inhalte des Muttermediums zurück‐
greifen. Allerdings unterscheiden sich die Arbeitsrhythmen der einzelnen Mediengattun‐
gen, weshalb die Übernahme von Inhalten nur bedingt möglich oder zweckmäßig ist. So
sind etwa die Ressourcen einer Tageszeitung auf den Redaktionsschluss am Abend fokus‐
siert. Zudem wird die Mutterpublikation aus Kannibalisierungsängsten möglicherweise
große Teile der Inhalte nicht zur Online‐Zweitauswertung freigeben. Zu den Verbundvor‐
teilen gehört auch, dass Online‐Ableger möglicherweise auf das Korrespondentennetz oder
andere Unterstützungsfunktionen der Mutterpublikation zurückgreifen können.
In der Einführungsphase des Marktes stellten die Erfahrungsvorsprünge der Pionierun‐
ternehmen über die Art der Nachfrage in Leser‐ und Werbemarkt sowie im Umgang mit
der Medienträgertechnik wichtige Kernressourcen dar. In den Tumulten der Aufholversu‐
che waren später dem Markt hinzugetretene Unternehmen zumeist nicht in der Lage, diese
2. Die Online-Nachrichten-Ökonomie 66
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Erfahrungen unmittelbar auf dem Faktormarkt zu erwerben. Spiegel Online hat von seinem
frühen Markteintritt und den damit zusammenhängenden Erfahrungen profitiert. Dagegen
zeigte Bild.T‐Online bei einem späten Markteintritt große Formatunsicherheiten und Tech‐
nikprobleme (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 125f). Mit zunehmender Marktreife nimmt die
Bedeutung dieser Erfahrungsvorteile ab.
Hiermit sind die zentralen Kernressourcen im Markt für Nachrichtensites benannt: Die
Medienmarke und die mit ihr verbundene journalistische Reputation und Leserloyalität
sowie der Zugriff auf Inhalte und andere Verbundvorteile. Diese Ressourcen sind jedoch
nicht ohne weiteres ʺpassfähigʺ für das neue Geschäftsfeld. Die Ressourcen der einzelnen
Sites werden in Kapitel 4 beleuchtet.
Die ressourcenbasierte Perspektive ist bedingt geeignet, die Wettbewerbsvorteile von
Anbietern textjournalistischer Inhalte zu erklären. Wichtige Elemente dieses Geschäfts sind
auf dem Faktormarkt erhältlich oder nicht hinreichend durch Eigentumsrechte (vgl. Hein‐
rich 1996) geschützt. In diesem Umfeld erzielen Medienunternehmen herausragende Wett‐
bewerbsvorteile vor allem auf Basis von Skalen‐ und Netzwerkeffekten, die zur Sphäre der
marktorientierten Betrachtung zählen.
Die Erörterung möglicher Marktstellungsziele für Nachrichtensites hat einen engen Posi‐
tionierungskorridor gezeigt. Eine hohe Fixkostendegression und die Weigerung der Leser,
für Inhalte zu zahlen, begrenzt die Vielfalt auf diesem Markt ganz erheblich. Reichweite ist
in werbefinanzierten Medienmärkten von herausragender Bedeutung. Folge ist eine geringe
Vielfalt (vgl. Heinrich 1999: 291).
Die Reichweitenführerschaft belegen dabei im Online‐Werbemarkt die Portale. Daneben
die Nachrichtensites sind in dem Geschäft tätig, ein differenziertes Publikum durch einen
differenzierten redaktionellen Rahmen zu versammeln. Sie verfolgen eine Zielgruppenstra‐
tegie, die sie mit hoher Reichweite kombinieren müssen, um nicht zu stark in Kosten‐
nachteile zu geraten. Andernfalls verfügen sie über sehr geringe Mittel, um ihren Differen‐
zierungsansatz im Lesermarkt zu stützen. Die Kernressourcen in diesem Markt sind der
strategische Vermögenswert einer Medienmarke und Verbundvorteile durch horizontale
Integration.
Mittelfristig verspricht der Markt für Nachrichtensites auf Basis von Skalen‐ und Netz‐
werkeffekten sowie Differenzierungsvorteilen zu einem für die führenden Anbieter attrak‐
tiven Markt zu werden. Bislang jedoch kämpfen die Publikationen mit dem geringen Vo‐
lumen der Online‐Werbung, hoher intermedialer Konkurrenz und einer hohen strategi‐
schen Marktaustrittshürde.
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 67
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
In diesem Kapitel wird der Forschungsstand der Publizistik‐ und Kommunikationswis‐
senschaft zu den Strategien journalistischer Unterscheidung aufgearbeitet und erörtert. Be‐
trachtet werden insbesondere der nachrichtliche Stil und seine Gegenentwürfe. Dabei wird
der Begriff des ʺnarrativen Journalismusʺ als Komplementärkonzept zum nachrichtlichen
Journalismus eingeführt. Daneben wird die Differenzierungsoption der Schnelligkeit der
Berichterstattung erörtert. Es wird jeweils auf Ergebnisse aus der Leserforschung zurückge‐
griffen, um plausibel herzuleiten zu können, auf welche Nachfrage die Differenzierungs‐
strategien treffen.
Man könnte erwarten, dass die Analyse journalistischen Wettbewerbs von der Publizis‐
tik‐ und Kommunikationswissenschaft (PKW) als eine ihrer Hauptaufgaben angesehen
würde und entsprechend kohärente und vollständige Beschreibungen vorlägen. Dies ist je‐
doch nicht der Fall. Trotz zahlreicher empirischer Forschungen ist es dem Fach bis heute
nicht gelungen, eine Genre‐Theorie oder eine Darstellungslehre auszuarbeiten (Pürer 2003:
191). So kommt Michael Haller zu dem Schluss, dass ʺsubjektive Erzählformenʺ, wie sie bei‐
spielsweise in der Wochenzeitung Die Zeit anzutreffen sind, nur unzureichend erforscht
seien (Haller 2000: 114). Das Fach habe in der Vergangenheit Journalismus ʺschlecht beo‐
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 68
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
bachtetʺ (ebenda). Die PKW kann weder präzise beschreiben, was die Zeit ausmacht, noch
hat sie einen Kanon gebräuchlicher journalistischer Unterscheidungstechniken entwickelt.
Die Publizistik‐ und Kommunikationswissenschaft hat bislang noch kein genaues Bild
von journalistischer Binnendifferenzierung, journalistischem Wettbewerb und der journalis‐
tischen Eigenleistung einzelner Publikationen entwickelt. Ausnahmen sind die Debatten
um publizistische Vielfalt in der Regionalpresse (vgl. Kiefer 2001: 76) und die Konvergenz‐
hypothese (vgl. Schatz 1994a+b). Der Grund hierfür liegt nicht nur darin, dass dieses Gebiet
empirisch nicht leicht zu erforschen ist und die Ergebnisse notwendigerweise vorläufig und
kontextabhängig sind. Es sind insbesondere drei Ursachen für die zögerliche Haltung des
Faches erkennbar:
1. Eine stark quantitative Ausrichtung des Faches. Diese Orientierung erschwert eine de‐
taillierte Analyse der Binnendifferenzierung des Journalismus (vgl. Todorow 1998). Statt
dessen rücken bei quantitativen Untersuchungen häufig einfach zu messende syntaktische
Größen zugunsten komplexerer Konstrukte in den Vordergrund. Häufig werden die Er‐
gebnisse quantitativer Inhaltsanalysen nicht in Theorien überführt (Riffe et al. 1998: 19).
2. Eine starke Ausrichtung des Faches auf die Normen des Informationsjournalismus.
Die PKW hat ihre Aufgabe in der Vergangenheit häufig darin gesehen, die Normen des In‐
formationsjournalismus einzufordern, wie zum Beispiel die Trennungsnorm (vgl. Schön‐
berg 1976). Abweichungen hiervon betrachtet das Fach mit Argwohn und belegt sie mit
wenig schmeichelhaften Worten, wie ʺHybridformenʺ (vgl. Weischenberg 2001: 67). Die
stark normative Ausrichtung des Faches zeigt sich auch in seiner langjährigen Position in
der Diskussion um informations‐ und unterhaltungsorientierte Mediennutzung (vgl. Meyen
2001a).
3. Eine skeptisch‐kritische Grundhaltung des Faches gegenüber dem ökonomischen
Wettbewerb. Mit einer positiven Grundhaltung ist die PKW dem ökonomischen Wettbe‐
werb allein im Zusammenhang mit Konzentrationsprozessen in der Regionalpresse begeg‐
net (vgl. Kiefer 2001: 76). Zumeist kommt die Ökonomie in der PKW dagegen als Störfaktor
vor, der Journalisten davon abhält, sich an ihre berufsständischen Normen zu halten. Das
Fach will die journalistische Aussagenproduktion der Sphäre von Kultur und Tradition zu‐
gerechnet wissen und lehnt eine ʺÖkonomisierungʺ ab (vgl. Heinrich 2001). Weite Teile der
Vertreter des Faches halten Journalismus für ein meritorisches Gut, das nicht den Kräften
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 69
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
das Marktes überlassen werden sollte (Kiefer 2001: 136; McManus 1994). Aus dieser pater‐
nalistischen Einstellung zum Journalismus heraus (vgl. Czygan 2003: 82) unterbleibt häufig
die Erforschung wettbewerblicher Strukturen. Entsprechend berücksichtigen zentrale Theo‐
rie‐Ansätze der PKW Wettbewerb nicht (vgl. Bartel 1997: 17).
Publikationen bewegen sich auf differenzierten Produktmärkten, wobei jede von ihnen
eine andere Variante der gleichen Art von Informationen anbietet (vgl. Shapiro/Varian 1999:
43). Jede journalistische Differenzierungsstrategie zielt darauf, eine aus Sicht der Leser ein‐
zigartige Publikation zu schaffen. Differenzierungsansätze machen Publikationen zu cha‐
raktervollen Markenprodukten mit hoher Leserbindung. Es geht um eine ʺUnvergleich‐
barmachungʺ in den Augen der Leser (vgl. Kiefer 2001: 106). Ausgangspunkt dieser Strate‐
gien ist die Nachfrage der Leser (vgl. Kapitel 2;).
Leider ist es nicht möglich, aus der Nachfrage der Leser die möglichen Differenzierungs‐
optionen abzuleiten. Die Nachfrage der Leser ist so vielschichtig, dass sie sich nicht endgül‐
tig beschreiben lässt. Dem Uses‐and‐Gratifications‐Ansatz ist es zwar gelungen, einen Kata‐
log der Bedürfnisse aufzustellen, die Massenmedien typischerweise bedienten: Hierzu ge‐
hören das Informationsbedürfnis, das Bedürfnis nach persönlicher Identität, das Bedürfnis
nach Unterhaltung und das Bedürfnis nach Integration und sozialer Interaktion (vgl. Meyen
2001b: 16). Allerdings kann solch eine Liste immer nur unvollständig und vorläufig sein, da
von der aktuellen Mediennutzung auf die aktuellen Bedürfnisse geschlossen wird. Je nach
Beobachtungsmethode und Blickwinkel werden zudem unterschiedliche Bedürfnisse er‐
kannt. Es gibt bis heute keine Theorie, die alle Faktoren der Mediennutzung systematisch
berücksichtigen würde (Meyen 2001a). Dieses gilt auch für die Bedürfnisse hinsichtlich
journalistischer Inhalte.
Dabei wäre es auch falsch, davon auszugehen, dass Publikationen nur auf Bedürfnisse
reagieren würden, die latent schon im Publikum vorhanden waren. Publikationen schaffen
die Bedürfnisse ihrer Leser auch. Sie reagieren nicht nur, sie ʺdomestizierenʺ ihre Leser
auch (Lüger 1995: 35). Für den Spiegel hat Hans Magnus Enzensberger pointiert festgestellt:
ʺSelbstverständlich gibt es ʹdenʹ Spiegel‐Leser erst, seit es den Spiegel gibt: die Zeitschrift
produziert ihn als ihre eigene Existenzgrundlageʺ (Enzensberger 1997a: 21). Die Bedürfnisse
der Leser sind ebenso sehr Ausgangspunkt wie Produkt der publizistischen Angebote. Pub‐
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 70
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
likationen ʺerfindenʺ und verstärken Bedürfnisse und bereiten so ihren eigenen Markt. Emil
Dovifat schrieb, die auflagenstarke Presse passe sich an Massengeschmack und Massennei‐
gung an − ʺoder das, was sie glaubt als solches bezeichnen zu können oder zu ihren Zwe‐
cken eigentlich erst hervorruftʺ (Dovifat 1990: 136). Formate wie die tagesschau haben durch
ihre jahrzehntelange Präsenz die Erwartungen der Zuschauer an Nachrichtensendungen
maßgeblich mitgeprägt.
Es ist somit nicht möglich, die Optionen und Grenzen der journalistischen Differenzie‐
rung aus der Nachfrage im Lesermarkt abstrakt herzuleiten. Vielmehr können nur konkret
erfolgreiche Maßnahmen der Publikationen beobachtet und abstrahiert werden. Dabei muss
ein Katalog der differenzierenden Maßnahmen ebenso unvollständig bleiben wie ein Kata‐
log der Bedürfnisse.
Journalistische Differenzierungsstrategien sind keinesfalls gleichwertig. Einige sind eher
Erfolg versprechend als andere. Sie treffen auf unterschiedliche Nachfrage im Lesermarkt
und lassen sich nicht immer kombinieren. Grundsätzlich sollten sich Publikationen auf
mehreren Ebenen differenzieren (vgl. Porter 1990: 66).
Ein Erfolg versprechender Differenzierungsansatz muss folgenden Kriterien entsprechen:
1. Differenzierungsstrategien müssen ein möglichst günstiges Verhältnis von Produkti‐
onskosten und Nachfrage ausweisen. Aus diesem Grund sind Maßnahmen vorteil‐
haft, die zum Beispiel eine hohe Sichtbarkeit haben.
2. Bei Differenzierungsmaßnahmen muss entweder die Nachfrage oder das Angebot
heterogen sein (vgl. Huth/Sielker 1988): Entweder widmen sich die Anbieter unter‐
schiedlichen Nachfragesegmenten, die sich aufgrund von Zielkonflikten nicht ver‐
binden lassen, oder sie vermögen eine allgemein nachgefragte Eigenschaft besser an‐
zubieten als andere.
3. Differenzierungsstrategien müssen zueinander passen und sich aus Sicht der Leser
zu einem stimmigen Gesamtbild bündeln lassen.
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 71
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Auf Basis dieser Kriterien ist leicht ersichtlich, dass sich einige Differenzierungsansätze
besonders gut eignen. So ist zum Beispiel die redaktionelle Linie (politische Richtung) eine
geeignete Differenzierungsstrategie, weil aufgrund von Zielkonflikten das Angebot not‐
wendigerweise langfristig heterogen sein muss.
Die Publizistik‐ und Kommunikationswissenschaft hat mit dem Konstrukt der ʺjournalis‐
tischen Entscheidungsprogrammeʺ eine Systematik entwickelt, um die Detailanalyse jour‐
nalistischen Handelns zu strukturieren. Der Begriff geht auf die Forschung von Bernd Blö‐
baum zurück. Er hat im Zusammenhang mit der Redaktionsforschung fünf Entscheidungs‐
programme identifiziert, die Journalisten immer wieder ausführen (vgl. Blöbaum 2000:
171). Diese sind:
• Ordnungsprogramme: Die Zuordnung von Themen und Ereignissen zu Redaktio‐
nen, Ressorts und Rubriken.
• Darstellungsprogramme: Die journalistischen Stilformen und Präsentationstechni‐
ken.
• Informationssammelprogramme: Die Techniken der Recherche.
• Selektionsprogramme: Die Regeln zur Auswahl und Gewichtung von Inhalten.
• Prüfprogramme: Techniken der Gegenrecherche.
Blöbaums Auflistung lässt sich für den Zweck dieser Arbeit weiter zusammenfassen.
Ordnungs‐ und Prüfprogramme stellen teilweise redaktionsinterne Abläufe dar und lassen
sich teilweise auch anderen Programmen zuordnen. Es bleiben drei Ebenen, auf denen Dif‐
ferenzierung von Publikationen stattfindet:
• Informationssammlung: (Gegen‐)Recherche, Informationszugang
• Selektion: Auswahl und Gewichtung der Inhalte
• Darstellung: Präsentation der Inhalte in Stilform, Erzählposition, Ressorts
Hiermit sind die drei Ebenen journalistischen Handelns benannt. Man kann die
journalistische Tätigkeit und die Leistung von Publikationen als das Sammeln, das
Selektieren und Darstellen von Informationen bezeichnen. Alle konkreten
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 72
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Darstellen von Informationen bezeichnen. Alle konkreten Differenzierungsstrategien lassen
sich diesen drei Ebenen zuordnen.
Einer der wichtigsten Ansätze der Publizistik‐ und Kommunikationswissenschaft, journa‐
listisches Handeln theoretisch zu beschreiben, ist die Nachrichtenwert‐Theorie (vgl. Staab
1990: 40f). Dieser Ansatz versucht, das Selektionsverhalten der Nachrichtenmedien mit Hil‐
fe einer übergreifenden Formel zu erklären. Der Theorie zufolge hängt es von rund zwanzig
Einzelfaktoren ab, ob ein Ereignis in den Nachrichtenmedien erscheint. Zu diesen Nachrich‐
tenfaktoren gehören beispielsweise ʺräumliche Näheʺ oder ʺKontroverseʺ (vgl. ebenda:
216f). Je mehr dieser Faktoren auf ein Ereignis zutreffen, so die Theorie, desto eher würde
darüber berichtet.
Zweifellos beschreiben die Faktoren der Nachrichtenwert‐Theorie zentrale Kriterien der
Nachrichtengebung (vgl. van Dijk 1988: 158f). Doch in ihrer Linearität und simplen Additi‐
on der Faktoren ist die Theorie zu mechanistisch, um die Komplexität der Nachrichtenge‐
bung abzubilden. Auch eine Präzisierung der Theorie, wonach die einzelnen Faktoren un‐
terschiedlich zu gewichten seien (vgl. Kepplinger/Rouwen 2000), kann dieses Grundprob‐
lem der Nachrichtenwert‐Theorie nicht auflösen. Sie hat bislang einer empirischen Über‐
prüfung nicht standgehalten (Staab 1990).
Im Zusammenhang dieser Arbeit ist beachtenswert, dass diese Theorie keinen Raum für
die Individualität von Publikationen und journalistischen Selektionsentscheidungen kennt
(vgl. Staab 1990: 215; Staab 2002: 615). Die Nachrichtenwert‐Theorie ist vielmehr dem Ideal
einer monolithischen Nachrichtengebung nach den Prinzipien des Informationsjournalis‐
mus verbunden. Sie folgt dem Bild einer mechanistisch‐standardisierten, konfliktfreien
Aussagenproduktion. Sie hat keine Titel‐ und Genrespezifik.
Dabei haben empirische Studien ergeben, dass sich Publikationen erheblich in der Nach‐
richtenauswahl unterscheiden. So ermittelte Wolfgang Flieger, dass sich die Berichterstat‐
tung von taz und FAZ lediglich zu 26,4 Prozent überschnitt (Flieger 1992: 236). Ralph Bartel
fand, dass nur 24 Prozent der Meldungen in allen sechs von ihm untersuchten TV‐Nach‐
richtensendungen vorkamen (Bartel 1997: 233). Diese geringen Schnittmengen vermag die
Nachrichtenwert‐Theorie nicht zu erklären.
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 73
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Mit Hilfe der Nachrichtenwerte dieser Theorie wurde wiederholt auch versucht, die Un‐
terschiede von Publikationen zu messen (exemplarisch Flieger 1992; Schirmer 2001). Die
Autoren haben dabei versucht, Publikationen durch eine unterschiedlich starke Ausprä‐
gung der Nachrichtenfaktoren zu charakterisieren. Ein solcher Versuch muss jedoch skep‐
tisch betrachtet werden, weil die Nachrichtenwert‐Theorie auf die Gemeinsamkeiten einer
Selektivität von Publikationen ausgerichtet ist, nicht auf das Trennende.
Vom einem sehr ähnlichen Verständnis journalistischer Arbeit wie die Nachrichtenwert‐
Theorie geht auch die Gatekeeper‐Theorie aus. Sie hat in Input‐Output‐Analysen ein Bild
von Journalisten als passiven Vermittlern gewonnen, die sich weitgehend an der faktischen
Realität orientieren würden (vgl. Staab 1990: 14/202f). Auch die Gatekeeper‐Theorie be‐
schreibt Journalismus als Tätigkeit, die weitgehend konfliktfrei und ohne Originalität nach
berufsständischen Regeln abläuft. Auch sie kennt keinen Platz für journalistische Individua‐
lität. Sie ist geeignet, die journalistische Praxis in Nachrichtenagenturen oder Regionalzei‐
tungen zu beschreiben, nicht aber die von überregionalen Publikationen, die sich im Wett‐
bewerb differenzieren müssen.
Ein anderer, in der PKW häufig zitierter theoretischer Ansatz verweist dagegen auf die
Differenz von Publikationen. Anders als Nachrichtenwert‐ und Gatekeepter‐Theorie suchte
dieser Ansatz dabei von Anfang an nach Differenz. Die News‐Bias‐Theorie befasst sich mit
der unterschiedlichen politischen Ausrichtung von Publikationen. Sie fand klare Anzeichen
für einen Zusammenhang von Nachrichtenauswahl und der politischen Einstellung von
Publikation und Journalisten: ʺJournalistische Selektionsentscheidungen erwiesen sich nicht
als routinemäßige, gleichsam automatisch verlaufende Filtervorgänge, sondern als von sub‐
jektiven Faktoren geprägte Transformationsprozesseʺ (vgl. Staab 1990: 203).
Diese politische Ausrichtung einer Publikation wird in der PKW als ʺredaktionelle Linieʺ
bezeichnet (vgl. Kepplinger 1989). Dieses Konzept beschreibt einen der zentralen Unter‐
schiede zwischen Publikationen, den die PKW ausgemacht hat. Die ʺredaktionelle Linieʺ ist
eine klassische Differenzierungsstrategie unter überregionalen Publikationen. Sie ist zum
Beispiel bei der überregionalen Tagespresse in der Bundesrepublik vorzufinden, die sich
verhältnismäßig leicht entlang eines Rechts‐Links‐Schemas gruppieren lässt (vgl. Kepplin‐
ger 1985). Sie ist eine im Sinne von Abschnitt 3.1.3 gut geeignete Differenzierungsstrategie,
weil die Nachfrage im Lesermarkt heterogen ist und ein Anbieter aufgrund von Zielkonflik‐
ten die Nachfrage nicht allein bedienen kann.
Hans Mathias Kepplinger konnte zeigen, wie die redaktionelle Linie die Nachrichten‐
auswahl beeinflusst. Die Publikationen würden bei kontroversen Themen dem Argumenta‐
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 74
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
tionsmodell der klassischen Rhetorik folgen: Besonders intensiv wird über die negativen
Aspekte der abgelehnten Position berichtet (Kepplinger 1989: 217).
Die redaktionelle Linie lässt sich nur schwer ermitteln. Kepplinger gelang es, die Unter‐
schiede bezogen auf einzelne besonders kontroverse Themen quantitativ nachzuweisen. Ei‐
ne Methode zur inhaltsanalytisch‐quantitativen Ermittlung der allgemeinen redaktionellen
Linie gibt es bislang nicht. Hier scheint die quantitative Methode an ihre Grenzen zu stoßen
und ein qualitativer Ansatz, wie die kritische Diskursanalyse (vgl. Jäger 2001), angemesse‐
ner.
In dieser Arbeit wird die redaktionelle Linie der vier Nachrichtensites nicht untersucht.
Sie ist laut Fallstudien in der gegenwärtigen Wettbewerbssituation von nachrangiger Be‐
deutung. Das Ergebnis hätte sich mutmaßlich nicht von Kepplingers Beobachtungen unter‐
schieden. Die Untersuchung der redaktionellen Linie hätte erfordert, sich mit einer speziel‐
len Methodik ausschließlich auf diesen Aspekt zu konzentrieren. Es erschien aus for‐
schungsökonomischen Gründen geboten, auf eine Untersuchung der redaktionellen Linie
zu verzichten.
Nachrichtenwert‐, Gatekeeper‐ und News‐Bias‐Theorie sind jede auf ihre Weise Theorien
des Informationsjournalismus. Dieser strebt nach dem Ideal einer standardisierten, hand‐
werklichen, unoriginellen, unpersönlichen und möglichst unparteilich‐neutralen ʺobjekti‐
venʺ Berichterstattung (vgl. Weischenberg 1995: 112f; van Dijk 1988: 84). Der Informations‐
journalismus ist das typische Muster der nachrichtlichen Berichterstattung, wie sie von
Nachrichtenagenturen ausgeübt wird (vgl. Hagen 1995: 119).
Es ist wenig verwunderlich, dass der Informationsjournalismus kaum Platz für Kreativi‐
tät und Differenzierung kennt. Dem schließen sich auch die mit ihm verbundenen Theorien
an. Die Nachrichtenwert‐ und Gatekeeper‐Theorien sind weitgehend darauf ausgerichtet,
den Informationsjournalismus in seinem reibungslosen Ablauf zu beschreiben. Einzig die
New‐Bias‐Theorie entdeckt − als Abweichung von der Norm − mit der redaktionellen Linie
einen Differenzierungsansatz von Publikationen.
Folgt man dem Ansatz des Informationsjournalismus, dann würden Publikationen ledig‐
lich in einem sehr eng gefassten Qualitätswettbewerb stehen.
Die Publizistik‐ und Kommunikationswissenschaft hat einen Kanon journalistischer Qua‐
litätskriterien herausgearbeitet. Dieser Kanon basiert auf den Normen journalistischer Pro‐
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 75
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
fessionalität und grenzt sich bewusst von rein ökonomischen Überlegungen ab (Russ‐Mohl
2003: 334). Zu den Qualitätskriterien des Journalismus zählen (vgl. ebenda: 335):
• Aktualität: zeitliche Nähe zum Geschehen
• Relevanz: Bedeutung/ʺGewichtʺ des Geschehens/Themas für die Leserschaft
• Objektivität/Vielfalt: Faktentreue, Trennung von Nachricht und Meinung,
Vielfalt des Blickwinkels, Ausgewogenheit
• Originalität: Leseanreiz, Exklusivität, Anteil der Eigenrecherche
• Verbindlichkeit: klare Sprache, angemessene Vereinfachung
• Interaktivität: Rückkopplung, Austausch mit der Leserschaft
• Transparenz: Offenlegen der Berichterstattungs‐Bedingungen, Quellenkritik
Diese Liste betont das Gute/Richtige, nicht das Trennende des Journalismus. Es ist eine
allgemeine Beschreibung eines allgemein als hochwertig angesehen Journalismus. Die Liste
gibt auch Hinweise auf Differenzierungsansätze und eingeführte Modelle journalistischen
Erfolgs. An jeden Aspekt muss allerdings noch der Kriterienkatalog aus Abschnitt 3.1.3 an‐
legen werden, um Erfolg entsprechende Ansätze zu identifizieren.
Die in dieser Arbeit näher betrachteten Ansätze können aus dieser Liste herausgelesen
werden. Das Kriterium der Aktualität gibt einen Hinweis auf die Differenzierung über
Schnelligkeit; das Kriterium Leseanreiz einen Hinweis auf die Narrativität.
Der Informationsjournalismus ist kein unumstrittenes Berichterstattungsmuster. Viele
Kommentatoren betrachten ihn mit Ambivalenz. Zwar stellt er das ʺzentrale Berichterstat‐
tungsmusterʺ des westlichen Journalismus dar (Weischenberg 1995: 112). Doch er ist für
seine teilweise überzogen standardisierte, oberflächliche, fragmentarische und mechanisti‐
sche Realitätsabbildung kritisiert worden. Es gibt daher eine Reihe von Gegenentwürfen
zum Informationsjournalismus, die Siegfried Weischenberg auf folgende Weise geordnet
hat (ebenda: 113f):
Der Präzisionsjournalismus strebt danach, die journalistische Erfassung sozialer Wirk‐
lichkeit mit Hilfe sozialwissenschaftlicher Methoden und Validitätskriterien genauer zu fas‐
sen. Der Ansatz geht auf das Lehrbuch des amerikanischen Journalistik‐Professors Philip
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 76
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Meyer aus den 70er Jahren zurück (Meyer 1979). Meyer will die Basis journalistischer Ur‐
teilsbildung verwissenschaftlichen und sie so von individuellen Überzeugungen und par‐
teilichem Denken befreien (vgl. ebenda).
Der Interpretative Journalismus warnt vor einem allzu naiven Informationsjournalis‐
mus: Zu den Fakten müsse der Zusammenhang, der Hintergrund und die Analyse kom‐
men (vgl. ebenda). Dieser Ansatz geht auf das Lehrbuch des amerikanischen Journalistik‐
Professors Curtis D. MacDougall zurück (MacDougall 1972). MacDougall zufolge habe et‐
wa die vornehmlich faktische Berichterstattung im Vorfeld des Ersten Weltkriegs dazu ge‐
führt, dass die amerikanische Öffentlichkeit von seinem Ausbruch überrascht wurde und
seine Ursachen nicht verstanden habe (ebenda: 13f). Eine rein faktisch‐objektive Berichter‐
stattung werde den Bedürfnissen der Leser und den Erfordernissen der politischen Ver‐
nunft nicht gerecht. Eine interpretationsfreie, objektive Berichterstattung könne es ohnehin
nicht geben, da aus den vielen verfügbaren Fakten immer nur wenige berichtet werden
könnten (ebenda).
Der Investigative Journalismus betont die Notwendigkeit der Tiefenrecherche zur Auf‐
deckung gesellschaftlicher Missstände, die Personen oder Institutionen geheim zu halten
versuchen. Der Journalist ist hier ein Detektiv, der schonungslos Korruption in Staat und
Gesellschaft aufdeckt und so zum Gewissen der Gesellschaft wird (vgl. Weischenberg 1995:
116).
Der Neue Journalismus strebt danach, sich mit literarischen Stilmitteln und subjektiver
Darstellungsweise von der standardisierten Aussagenproduktion des Informationsjourna‐
lismus abzulösen. Dieser Ansatz entstand in den 60er Jahren und geht unter anderem auf
den amerikanischen Autor Tom Wolfe zurück (Wolfe 1996 (erstmals 1973)). Wolfe erklärte,
dass Schriftsteller den Journalismus als Betätigungsfeld entdeckt und in ihm ein Genre non‐
fiktionaler Literatur etabliert hätten. Sie hätten den Journalismus mit literarischen Mitteln
erweitert und so von lähmender Eintönigkeit befreit.
Eine Hauptkategorie des Neuen Journalismus ist ʺTonfallʺ (ʺvoiceʺ). Der Neue Journalis‐
mus kann auch verstanden werden als die Einführung der Kategorie ʺTonfallʺ in den Jour‐
nalismus und deren bewussten Einsatz. Wolfe schreibt:
ʺThe voice of the narrator, in fact, was one of the great problems in non‐fiction writ‐
ing. Most non‐fiction writers, without knowing it, wrote in a century‐old British tradi‐
tion in which it was understood that the narrator shall assume a calm, cultivated and,
in fact, genteel voice. The idea was that the narratorʹs own voice should be like the
off‐white or putty‐colored walls that Syrie Maugham popularized in interior decora‐
tion …
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 77
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Readers were bored to tears without understanding why. When they came upon
that pale beige tone, it began to signal to them, unconsciously, that a well‐known bore
was here again, ʹthe journalistʹ, a pedestrian mind, a phlegmatic spirit, a faded per‐
sonality, and there was no way to get rid of the pallid little troll, short of ceasing to
read. This had nothing to do with objectivity and subjectivity or taking a stand or
ʹcommentʹ − it was a matter of personality, energy, drive, bravura … style, in a word.ʺ
Wolfe 1996: 31
Für Tom Wolfe unterscheidet sich der Neue Journalismus vom traditionellen Informati‐
onsjournalismus unter anderem durch die ʺStimmeʺ des Erzählers. Im traditionellen Journa‐
lismus sei der Journalist als Erzähler nahezu nicht wahrnehmbar. Er habe die Stimme eines
ʺStandard‐Verkündersʺ (vgl. Wolfe 1996: 31). Die Leser seien dieses ʺblassen Journalisten‐
Trollsʺ überdrüssig. Der Neue Journalismus sei geprägt durch eine eigensinnige und ener‐
getische Erzählweise. Dabei setze dieser Stil auf szenische Darstellungen, Dialoge, Schilde‐
rungen aus dem Blickwinkel dritter und die detaillierte Beschreibung des Alltäglichen
(ebenda: 46f).
Die hier vorgestellten Gegenentwürfe zum Informationsjournalismus fasst Weischenberg
mit Hilfe einer Tabelle zusammen:
Informations- Präzisions- Interpreta- Neuer Journa- Investigativer
journalismus journalismus tiver Journa- lismus Journalismus
lismus
Journalis- neutral-
neutral-aktiver Wachhund
tisches Rol- passiver Ver- Erklärer Unterhalter
Forscher Anwalt
lenbild mittler
Funktions- Meinungs- Unterhaltung/ Kontrolle/
Information Information
zuweisung bildung Kritik Kritik
Fakten-
"objektiv" "objektiv" subjektiv subjektiv subjektiv
präsentation
Journalis-
wissenschaft-
tische Berufs- technisch individualistisch individualistisch individualistisch
lich
ethik
Tabelle 3.1: Die Berichterstattungsmuster des Journalismus. (vgl. Weischenberg 1995: 114)
Gemeinsam ist all diesen Gegenentwürfen ein anderes Rollenverständnis vom Journalis‐
ten. Im Informationsjournalismus ist der Journalist passiver Vermittler in einem standardi‐
sierten Prozess. Die Gegenentwürfe sehen ihn aktiver − als Forscher, Erklärer, Unterhalter
oder Wachhund. Der Informationsjournalismus schafft ein Standardprodukt, das auf einen
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 78
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
breiten gesellschaftlichen Konsens stößt und den Koordinationsaufwand der Aussagenpro‐
duktion minimiert. Die Gegenentwürfe greifen die Defizite des Informationsjournalismus
hinsichtlich Informationstiefe, Analyse und Darstellungsform auf und schaffen so zugleich
mögliche Differenzierungsansätze.
Diese von Weischenberg aufgezählten Gegenentwürfe stammen aus der nordamerikani‐
schen Journalismusdiskussion der 30er bis 70er Jahre. Konkrete und jüngere Ausformungen
dieser Ansätze insbesondere im deutschsprachigen Raum nimmt Weischenberg in seinem
ʺJournalistikʺ betitelten Buch nicht auf (Weischenberg 1995). Hier zeigt sich, dass die Publi‐
zistik‐ und Kommunikationswissenschaft über keine Tradition der Erforschung abwei‐
chender journalistischer Muster verfügt. So hat das Fach in den vergangen Jahrzehnten
auch die Erforschung von Boulevard‐ und Feuilleton‐Journalismus stark vernachlässigt
(vgl. Todorow 1998).
Statt dessen verfolgt auch Weischenberg Abweichungen vom Informationsjournalismus
im deutschen Sprachraum mit großer Skepsis. Ohne Rückbezug auf die zuvor von ihm ge‐
schilderten Gegenentwürfe gibt er Darstellungsformen, die Information und ʹUnterhaltungʹ
kombinieren, den wenig schmeichelhaften Namen ʺHybridformenʺ (Weischenberg 2001:
67). Obige Gegenentwürfe werden von ihm als Ergebnis journalistischer Normendiskussio‐
nen dargestellt, während die Hybridformen ihre Ursache in den ʺneuen technologischen
und ökonomischen Rahmenbedingungenʺ hätten (ebenda).
Die Anwesenheit stark erzählender Elemente im Journalismus ist schlecht beleumundet.
In seiner Habilitationsschrift ʺStrukturwandel der Öffentlichkeitʺ kritisiert Jürgen Haber‐
mas, dass Nachrichten und Berichte zunehmend ʺmit dem Inventar der Unterhaltungslite‐
ratur ausgestattetʺ und ʺbis ins stilistische Detail einer Erzählung angeglichenʺ würden.
Diese ʺnews storiesʺ würden ʺdie Grenze zwischen Roman und Reportage aufhebenʺ, ʺRea‐
litätsgerechtigkeit durch Konsumreifeʺ ersetzen und ʺzum unpersönlichen Verbrauch von
Entspannungsreizenʺ verleiten (Habermas 1990: 260).
Habermas benutzt den Erzählbegriff hier normativ, um einen zerstreuenden Journalis‐
mus zu beklagen, der nicht vornehmlich zum öffentlichen Gebrauch der Vernunft anleite.
Dieser normative Erzählungsbegriff ist nicht deckungsgleich mit jenem der Literaturwis‐
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 79
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
senschaft. Aus heutiger Sicht könnte man sagen, Habermas kritisiert einen zu stark erzäh‐
lenden Journalismus.
Der Erzählungsbegriff ist ein Schlüssel zum Verständnis von Nachrichtennorm und da‐
von abweichenden journalistischen Mustern. Er wurde in den 90er Jahren von Knut Hi‐
ckethier in die deutschsprachige Journalistik eingeführt, indem Hickethier den Begriff des
ʺNachrichtenerzählersʺ prägte (Hickethier 1997).
Unter Erzählung (ʺnarrativeʺ) versteht die Literaturwissenschaft kompakt formuliert ʺdie
Repräsentation von einem Ereignis oder einer Serie von Ereignissenʺ (vgl. Abbott 2002: 12;
Übers: RML). Eine Erzählung gliedert Ereignisse zu einer ʺGeschehens‐ und Darstellungs‐
sukzessionʺ (Hickethier 1997: 6). Sie schildert das Geschehen aus einer bestimmten Perspek‐
tive und schlägt dabei einen dramatischen Bogen von Anlass zu tröstlicher Schließung. Eine
Erzählung ist perspektivierte Darstellung und damit immer auch ein Ordnungsvorschlag
(vgl. Abbott 2002: 36f). Kommentatoren sind so weit gegangen, jede Form von sinnhaft ge‐
ordneter Information und damit auch Ideologie als Erzählung zu bezeichnen (vgl. Lyotard
1986).
Versteht man Erzählung als ʺGeschehens‐ und Darstellungssukzessionʺ, so stellt jede
Form des Journalismus eine Erzählung dar − denn es handelt sich stets um gestaltete, einer
Dramaturgie und einem Darstellungskonzept unterworfene Mitteilungen. Die journalisti‐
schen Muster unterscheiden sich nicht − wie Habermas meinte − darin, dass einige eine Er‐
zählung darstellen und andere nicht. Die journalistischen Muster verwenden vielmehr un‐
terschiedliche und unterschiedlich leicht identifizierbare Erzählschemata (ʺnarrative dis‐
courseʺ) (vgl. Abbott 2002: 16; van Dijk 1988). Sie benutzen unterschiedliche Erzählstrate‐
gien.
Klassischerweise gibt es zwei große Linien journalistischen Erzählens, die Otto Groth als
Referat und Räsonnement bezeichnet hat. Unter Referat versteht er ʺdie bloße Wiedergabeʺ
des ʺTatsächlichenʺ (Groth 1961a: 90). Das Räsonnement sei demgegenüber ʺUrteil und
Meinungʺ, die ʺunmittelbar als Gedankenäußerung eines Subjektesʺ gekennzeichnet sei
(ebenda). Typische Formen des Referats sind für Groth die Nachricht und der Bericht; typi‐
sche Formen des Räsonnments sind die Glosse, die Abhandlung, die Kritik oder der Feuille‐
tonartikel (vgl. ebenda: 111). Klare Grenzen zwischen beiden ließen sich jedoch nie finden
(vgl. ebenda: 149).
Dieter Kroppach hat die beiden Stile mit den Begriffen ʺreferierende Spracheʺ und ʺbe‐
wertende Spracheʺ beschrieben. Die referierende Sprache sei ʺdie Sprache der Nachricht;
durch sie werden dem Rezipienten Fakten mitgeteilt, ohne dass die Absicht bestünde, sie
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 80
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
ausdrücklich zu bewerten.ʺ Die bewertende Sprache ist die Aussageweise, die ausdrücklich
Fakten beurteilt, interpretiert, kommentiert, würdigt, erklärt, deutet, klassifiziertʺ (vgl.
Kroppach 1976).
Die Strategie des Informationsjournalismus besteht darin, die Konstruiertheit des Referats
zu verschleiern. Dadurch erscheint es vom erzählerischen Moment ʺgereinigtʺ. Das Referat
beansprucht als ʺbloße Wiedergabeʺ für sich einen direkten und unbeeinflussten Zugang
zur Wirklichkeit. Es wird mit Hilfe ʺstrategischer Ritualeʺ als frei von Interpretation insze‐
niert (vgl. Tuchman 1972). Der Objektivitätsanspruch des Referats ist nichts anderes als die
Negation der eigenen Erzählhaftigkeit. Auch Hickethier schließt: ʺDie Trennung von Nach‐
richt und Kommentar, einem Essential der Nachrichtentheorie, soll gerade dazu dienen,
den Erzählcharakter der Nachrichtensendung unkenntlich zu machen und den Objektivi‐
tätsschein zu erhöhenʺ (Hickethier 1997: 8).
Das Ziel der Objektivitätsrituale ist es, die Realitätskonstruktion durch Medien und Jour‐
nalisten unangreifbar zu machen (vgl. Weischenberg 1995: 112). Es handelt sich dabei um
eine typische Strategie des Erzählens: die der Normalisierung (vgl. Abbott 2002: 42). Das
Erzählte wird als normal und natürlich dargestellt. Erzählungen treten nicht immer offen
auf. Die ihnen eigene Kraft liegt häufig in der Verschleierung des eigenen Erzählcharakters.
Referat und Räsonnement sind zwei journalistische Erzählschemata, die sich vor allem
hinsichtlich der Inszenierung der Sprecherposition und damit des Erzählers unterscheiden.
Während der Erzähler im Referat versucht, sich unsichtbar zu machen, tritt er im Räsonne‐
ment offen auf. Im Räsonnement wird die Stimme des Erzählers hörbar − ganz so wie es
Tom Wolfe geschildert hat (vgl. Abschnitt 3.1.6). Indem der Erzähler jedoch wahrnehmbar
wird, wird auch die Vermitteltheit des Erzählten erkennbar. Der Erzähler ʺist der Bewerten‐
de, der Fühlende, der Schauende. Er symbolisiert die uns seit Kant geläufige erkenntnistheo‐
retische Auffassung, daß wir die Welt nicht ergreifen, wie sie an sich ist, sondern wie sie
durch das Medium eines betrachtenden Geistes hindurchgegangenʺ (Käte Friedemann zi‐
tiert nach Stanzel 1989: 15).
Referat und Räsonnement unterscheiden sich damit in der Inszenierung der Erzählerposi‐
tion. Um ein Konstrukt für diesen Unterschied zu benennen, kann man sagen, die beiden
Erzähltypen unterscheiden sich in ihrer ʺNarrativitätʺ. Dieser Begriff wird hier verwendet,
um zu beschreiben, wie stark erzählerisch ein Text ist. Narrativität bedeutet ʺErzählhaftig‐
keitʺ (Kloepfer 1986: 10; vgl. auch Abbott 2002: 22f). Das Räsonnement ist eine deutlich nar‐
rativere Form als das Referat, welches von besonders geringer Narrativität geprägt wird.
Das Referat verschleiert seinen Erzähler, das Räsonnement stellt ihn offen heraus. Die bei‐
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 81
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
den Formen unterscheiden sich somit nicht in der Objektivität ihrer Berichterstattung, son‐
dern in ihrer Sprechhaltung.
An dieser Stelle ist es sinnvoll, den Begriff des ʺRäsonnementʺ, ein ʺveraltend[es]ʺ Wort
für ʺvernünftige Überlegungʺ (Dudenredaktion 2000: 792), durch ein adäquateres zu erset‐
zen. Gesucht wird nach einem Wort, das den offen eigensinnig erzählenden Journalismus
beschreibt, nach einem Wort für journalistische Darstellungsformen von hoher Narrativität.
Hierfür wird der Begriff des Narrativen Journalismus beziehungsweise des Narrativen Stils
vorgeschlagen. Die Dichotomie von Formen von niedriger und höherer Narrativität soll mit
den Begriffspaaren nachrichtlicher vs. narrativer Stil bezeichnet werden.
Das Konstrukt des Narrativen Journalismus bündelt verschiedene journalistische Darstel‐
lungsformen, die sich in Tonfall, Darstellung und Interpretation − mithin durch Autorschaft
− vom standardisierten Stil des Informationsjournalismus differenzieren. Es handelt sich
dabei insbesondere um Ansätze, die zuvor im Rahmen von Neuem und Interpretativem
Journalismus diskutiert wurden.
Der Begriff des Narrativen Journalismus gibt dabei lange etablierten journalistischen
Techniken einer Differenzierung durch Eigensinn und Autorschaft (vgl. Reus 2002: 80;
Hohlfeld 2003: 124) einen dringend benötigen Namen. Teilaspekte des Narrativen Stils
wurden zuvor mit Konstrukten wie weiche Nachricht (Lüger 1995: 103), Hybridform (Wei‐
schenberg 2001: 67), Feature‐Stil, Korrespondentenbericht, Story (Enzensberger 1997a), Ma‐
gazin‐Stil (Gaube 2003), ironischer Stil (Todorow 1998) oder dem klassischen Räsonnement
beschrieben.
Dabei basiert das hier vorgeschlagene Konstrukt des narrativen Stils auf einem Gegensatz
von zurückhaltend‐standardisierten und eigensinnig erzählenden Formen des Journalismus
− nicht auf der Dichotomie von Journalismus und Literatur (vgl. Haas/Wallisch 1991). Es
führt die Diskussion um eigensinnig erzählenden Journalismus aus der verengten Debatte
um den Neuen Journalismus (vgl. ebenda) heraus und entwickelt die Überlegungen vom
ʺNachrichtenerzählerʺ zu einem umfassenden Konstrukt. Es ist damit ein neuer Begriff und
ein neuer Ansatz vorgeschlagen, die Binnendifferenzierung des Journalismus zu beschrei‐
ben.
Zum Narrativen Journalismus sind Texte zu zählen, auf die mindestens eines der folgen‐
den Kriterien zutrifft:
• Ein offen eigensinnig interpretierendes/ kommentierendes/ erzählendes Auftre‐
ten des Autor‐Subjekts
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 82
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
• Ein von der Pyramidenform abweichender, dramatischer und auf Ganzlektüre
ausgelegter Aufbau
• Abweichung auf stilistischer und semantisch‐lexischer Ebene von den Prinzipien
des standardisierten Informationsjournalismus
Ein stärker narratives Auftreten gehört seit langem zu den Differenzierungstechniken der
überregionalen Tagespresse. Klaus Schönbach hat in den 70er Jahren ermittelt, dass ein
Drittel aller von ihm untersuchten Meldungen und Berichte der FAZ gegen die Trennungs‐
norm verstoßend auch Interpretationen enthielten (Schönbach 1977: 73). Wolfgang Flieger
hat dargestellt, dass die taz ganz besonders häufig ironische Überschriften und kommentie‐
rende Berichte verwendet (vgl. Flieger 1992: 217).
In der jüngeren Vergangenheit ist der narrative Stil der überregionalen Presse von Almut
Todorow aufgegriffen und beschrieben worden (Todorow 1998). Ihr zufolge setzt die über‐
regionale Tagespresse ironische Stilformen nicht mehr nur im Feuilleton, sondern zuneh‐
mend in allen Teilen der Zeitung ein. Ironie ist eine Erzählhaltung, ʺdurch die das Gesagte
als nicht ernst gemeint in Frage gestellt oder relativiert wirdʺ (Sowinski 1999: 133). Todorow
benutzt das Konstrukt Ironie, um zentrale Aspekte des narrativen Journalismus zu be‐
schreiben − ihr fehlt allein der entsprechende Begriff. Mit Ironie, so Todorow, würden die
Publikationen Eigenleistung und Eigensinnigkeit herausstellen und so Autorschaft und
Einzigartigkeit inszenieren.
Traditionell sind das Feuilleton und der Boulevardjournalismus Refugien eines narrati‐
ven Stils (vgl. Groth 1961a: 96). Wenn sich überregionale Qualitätsmedien stärker eines sol‐
chen Stils bedienen, dann kann von einer Feuilletonisierung oder Boulevardisierung ge‐
sprochen werden. Der narrative Journalismus beschreibt die Technik des Qualitätsjourna‐
lismus, sich mit den Mitteln des Feuilletons und des Boulevard herauszuschmücken und
besonders zu machen. Differenzierungsstrategien, die auf dem narrativen Stil aufbauen,
sind daher konsequenterweise auch ʺsmart tabloidʺ (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 204) oder
ʺQualitäts‐Boulevardʺ (vgl. Bartel 1997: 170) genannt worden.
Der narrative Stil wird hier als Spielart eines weiter gefassten Qualitätsjournalismus beg‐
riffen. Wie bei jeder Beschreibung eines Stils lässt sich das Zentrum gut beschreiben, aber
genaue Grenzen sind kaum zu ziehen. Die Ränder des narrativen Stils hängen vom Stand‐
punkt ab und sind historisch kontingent. Gleiches gilt auch für die Normen und den Stil
des Nachrichtenjournalismus. Anders als vor 30 Jahren würden es heute einige Kommenta‐
toren wohl nicht mehr als Verstoß gegen die nachrichtlichen Normen werten, wenn eine
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 83
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Zeitung schreibt, ein Politiker habe ʺeine pessimistische Einschätzungʺ abgegeben (vgl.
Schönbach 1977: 162).
Der narrative Journalismus wird hier weitgehend auf der Ebene der Darstellung und der
Sprecherposition operationalisiert. Mit diesem Stil hängt aber auch eine gegenüber dem In‐
formationsjournalismus in Teilen eigensinnigere Selektivität zusammen. Nachrichtenme‐
dien sind jedoch in ihrer Themenauswahl aufgrund ihrer Funktion stark eingeschränkt, so
dass das Wie der Darstellung individueller sein kann als das Was (vgl. Hickethier 1997).
Diese Arbeit konzentriert sich daher insbesondere auf das Wie des narrativen Stils.
Der narrative Journalismus verfügt über eine starke Binnendifferenzierung. Es sind ganz
unterschiedliche Tonlagen vorzufinden. Diese Arbeit identifiziert zunächst einmal das Phä‐
nomen eines narrativen Journalismus und misst den Anteil dieser Differenzierungstechnik
an der Aussagenproduktion der vier Sites. Die These dieser Arbeit ist es, dass sich allein in
diesem Anteil ein klarer Unterschied zwischen den vier Sites beobachten lässt.
Die Binnendifferenzierung des narrativen Stils kann diese Arbeit mit ihren Ressourcen
nicht untersuchen. Hierzu ist weitere Forschung erforderlich.
Der narrative Stil wird hier als textjournalistisches Genre diskutiert. Entsprechende An‐
sätze gibt es in allen journalistischen Medien. Insbesondere das Fernsehen liefert in diesem
Zusammenhang Anschauungsmaterial und Metaphern. Hickethier leitete seinen ʺNachrich‐
tenerzählerʺ vom Nachrichtensprecher ab. Gerade auch bei TV‐Nachrichten gibt es sehr un‐
terschiedliche Inszenierungen der Sprecherposition. Es gibt die Position des Nachrichten‐
verlesers, der am ehesten den Normen des Informationsjournalismus entspricht. Und es
gibt freiere, eigenwilligere Formen, wie die des Moderators. Der Redaktionsleiter von tages‐
schau.de, Jörg Sadrozinski, nennt den narrativen Stil folgerichtig mit einem Terminus des
TV‐Nachrichtenwesens einen ʺmoderierterenʺ Stil (vgl. Anhang I).
Der narrative und der nachrichtliche Stil stellen Komplementärentwürfe dar, die sich ge‐
genseitig ergänzen (vgl. Hohlfeld 2003: 124). Beide haben ihre spezifischen Vorteile und da‐
zugehörigen Anwendungsgebiete. Im Folgenden sollen die Vor‐ und Nachteile des narrati‐
ven Stils abgewogen werden.
Der narrative Stil ist ein Stil der Individualität. Er erlaubt es daher den Publikationen,
sich im Wettbewerb von einer standardisierten, nachrichtlichen Berichterstattung abzuhe‐
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 84
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
ben. Er stellt eine der Hauptstrategien von Publikationen dar, Agenturinhalte und ander‐
weitig gesammelte Informationen aufzuwerten. Der narrative Stil ist Teil der Informations‐
veredelung, der charakteristischen Eigenleistung einer Publikation (vgl. Todorow 1998).
Es ist wenig verwunderlich, dass dieser Stil häufig in überregionalen Publikationen beob‐
achtet wurde. Diese Medien stehen in einem starken intra‐ und intermedialen Wettbewerb,
sich von der vorproduzierten Nachrichtenkommunikation abzusetzen (vgl. ebenda: 70).
Im Internet, in dem Agenturmeldungen omipräsent sind, müssen die Nachrichtensites
eine Antwort auf die Frage finden, was sie von diesen Standard‐ und Billig‐Angeboten un‐
terscheidet. Eine hohe Narrativität ist eine Antwort, so die Hypothese dieser Arbeit, die der
Marktführer Spiegel Online gewählt hat.
Der narrative Stil trifft, wie in Abschnitt 3.2.2 noch gezeigt werden wird, auf eine hohe
Nachfrage im Lesermarkt. Die Leser schätzen seine Variabilität, er ist farbiger, abwechs‐
lungsreicher, erscheint ihnen weniger schematisch und monoton. Der narrative Journalis‐
mus ist reizintensiver und wird daher vom Publikum häufig bevorzugt.
Der Tonfall des narrativen Journalismus kann zu einer ganz besonders engen Leserbin‐
dung führen. Die Publikation wird durch ihren Tonfall zu einer ʺQuasi‐Personʺ, wie Todo‐
row schreibt (Todorow 1998: 71). Die Publikation verwische die Grenzen zwischen Massen‐
und Individualkommunikation. Sie trete ʺaus ihrer Anonymität, äußert sich als Kommuni‐
kationssubjekt, das seine Beziehung zum Publikum definiert und sich selbst inszeniertʺ (e‐
benda).
Der narrative Stil erlaubt auf diese Weise den Publikationen, einen eigenen Charakter zu
entwickeln. Der besondere Tonfall schweißt Publikation und Publikum in ʺlinguistischer
Solidaritätʺ zusammen (vgl. Fowler 1991: 41). Er drückt gemeinsame Vorstellungen aus und
bildet so die Basis für eine Wechselbeziehung zwischen Publikation und Publikum (vgl.
Hall 1978: 61). Publikationen unterscheiden sich durch ihren typischen Erzählstil, durch ih‐
re spezifische Erzählung von der Welt.
Kommentatoren haben hervorgehoben, dass der narrative Stil besonders gut auch dazu
geeignet sei, Rezipienten Orientierung zu geben. So schreibt Knut Hickethier: ʺDie Nach‐
richtenerzähler ʹorganisierenʹ durch ihre Erzählung das berichtete Geschehen, geben diesem
Form und Struktur, ordnen das Geschehen in größere Zusammenhänge ein, liefern Orien‐
tierung über das, was zu vermitteln istʺ (Hickethier 1997: 7). Jede Form der Erzählung
macht durch die Perspektiviertheit einen Orientierungsvorschlag − auch der nachrichtliche
Journalismus. Im narrativen Journalismus bietet die aktive Erzählerrolle jedoch ein ungleich
profilstärkeres Orientierungsangebot.
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 85
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Die Orientierungsfunktion des Journalismus wird besonders von jenen betont und be‐
grüßt, die im Journalismus der Tradition der Cultural Studies folgend eine zum Teil indi‐
rekte gesellschaftliche Auseinandersetzung um Werte, Normen und Identitäten sehen. So
schreibt Joan Bleicher: ʺIn der Rezeption unterschiedlicher Narration im Programm wird
der Zuschauer mit den die Gesellschaft konstituierenden kollektiven Vorstellungen von
Wirklichkeit, Modellen der Lebensführung, Werten und Sinnkonfigurationen vertraut ge‐
machtʺ (Bleicher 1999: 271).
Aufgrund seiner Erzählhaltung fällt es dem narrativen Journalismus auch leichter, Hin‐
tergründe und Analysen einzubinden. Erich Straßner hat beschrieben, dass Agenturmel‐
dungen seiner Meinung nach reich an Äußerungen und arm an Hintergründen seien
(Straßner 1982: 154). Der Informationsjournalismus bevorzugt faktische Ereignisse und Äu‐
ßerungen. Der Mangel an Hintergründen ist dabei nicht nur hohem Arbeitstempo und Ak‐
tualitätsdruck geschuldet. Sehr häufig erfordert die Schilderung des Hintergrunds bereits
eine Interpretation, der sich der Informationsjournalismus zu enthalten sucht. Die in dieser
Arbeit analysierte Berichterstattung über die Ankündigung des britischen Premierministers
eines Referendums über die EU‐Verfassung bietet ein gutes Beispiel hierfür: Blair hatte of‐
fenbar dem Drängen der führenden Boulevardzeitung The Sun und ihres Besitzers Rupert
Murdoch nachgegeben. Doch ist dieser Zusammenhang ʹobjektivʹ im Sinne des Informati‐
onsjournalismus feststellbar? tagesschau.de jedenfalls enthielt sich der Darstellung dieses re‐
levanten, aber nicht völlig unumstrittenen Hintergrunds.
Die aktive Rolle des Erzählers im narrativen Journalismus erlaubt es ihm, eigensinnig
und damit weit freigiebiger als im Informationsjournalismus auf Hintergrunde zuzugreifen
und Verbindungen herzustellen. Der narrative Journalismus kann daher leichter thematisch
berichten, während der Informationsjournalismus sich häufig auf eine ereignisbezogene Be‐
richterstattung zurückzieht (vgl. Kroppach 1976). Er entspricht eher dem Paradigma einer
ʺactor‐centered narrativeʺ, wie sie der Politologe Lance Bennett fordert, wohingegen der
passive Informationsjournalismus eher einer ʺobserver‐centered narrativeʺ entspricht (vgl.
Bennett 1996: 208).
Die zunehmende Verwendung des narrativen Stils führt Todorow auch darauf zurück,
dass sich das Objektivitätsverständnis der Leser gewandelt habe. Weil es ins öffentliche
Bewusstsein vorgedrungen sei, dass journalistische Wirklichkeit diskursiv erzeugt werde,
träten die Publikationen mit ihren ʺwertenden, meinungsbildenden, persuasiven Strategienʺ
(Todorow 1998: 69) zunehmend offen auf. Eine Publikation sei inzwischen glaubwürdiger,
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 86
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
wenn sie den notwendig interpretierenden Umgang mit dem Geschehen offen lege. Ein ur‐
sprünglicher Nachteil des narrativen Stils entfiele somit.
Ein Grund für eine vorbehaltlosere Nutzung des narrativen Stils ist die fortschreitende
Differenzierung des Mediensystems. Publikationen können sich auch deshalb diesem Stil
zuwenden, weil sie annehmen können, dass der Leser die rein nachrichtliche Information
bereits an einem anderen Ort erhalten hat oder darauf sofort zugreifen könnte. Der narrati‐
ve Journalismus rechtfertigt seine weniger neutrale Haltung somit auch mit der Pluralität
des Mediensystems.
Die Nachteile des narrativen Stils leiten sich alle von seiner höheren Narrativität ab.
Durch das eigensinnig erzählerische Auftreten tritt der Erzähler deutlich sichtbar auf und
entfernt sich von den standardisierten Erzählregeln der klassischen intersubjektiven Reali‐
tätskonstruktion. Der nachrichtliche Stil kann sich dagegen mit seiner zurückgenommenen,
verschleierten Erzählhaltung auf einen breiten Konsens über die Art der Realitätskonstruk‐
tion stützen. Er genügt eher Kriterien wie Verlässlichkeit, Ausgewogenheit, Transparenz,
Glaubwürdigkeit und Faktentreue (vgl. Weischenberg 1995: 167; Russ‐Mohl 2003: 335f;
Wagner 1995: 63f).
Die Nachrichtenmedien liefern ʺjenes Material, das die politisch‐praktische Vernunft be‐
nötigt, um Urteile zu fällenʺ (Schütz 2003: 27). Kommentatoren leiten aus dieser Öffentlich‐
keitsfunktion ab, dass die journalistische Realitätskonstruktion nachvollziehbar und aus‐
gewogen erfolgen müsse. Diese Forderung ist der Hintergrund der Trennungsnorm (vgl.
Pöttger 1999: 311f). Sie teilt die Publikationen scheinbar in eine faktische und eine meinende
Seite. Damit ist inszenatorisch sichergestellt, dass der nachrichtliche Stil so wirkt, als würde
er dem Leser einen unvoreingenommenen Blick auf die Ereignisse ermöglichen. Diese Ei‐
genschaft des nachrichtlichen Stils hat einen Namen: Seriosität.
Der narrative Stil dagegen kann in seiner Eigensinnigkeit suspekt wirken, da er mögli‐
cherweise nicht den Eindruck eines eindeutigen Zugangs zu den ʹTatsachenʹ vermittelt.
Dem Leser erscheint es nicht mehr möglich, sich eine eigene Meinung zubilden. Der Text
wirkt nicht mehr ernsthaft, nicht mehr vertrauenswürdig. Der narrative Journalismus steht
ständig in der Gefahr, in den Augen seiner Leser und hinsichtlich der professionellen Nor‐
men unseriös zu wirken.
Der Erzählung haftet ganz allgemein die Aura der Manipulation und der Übertreibung
an (vgl. Abbott 2001: 79). Dies liegt an der typischen Rhetorik der Erzählung, die dramati‐
siert, normalisiert und Kausalitäten konstruiert. Jede Erzählung verabsolutiert die Perspek‐
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 87
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
tive des Erzählers und drängt sie dem Leser auf. Dies tut zwar auch der nachrichtliche Stil,
aber er tut dies weniger wahrnehmbar. Der narrative Stil dagegen tritt offensiver auf und
rückt daher der Aura von Manipulation und Übertreibung viel näher. Dabei kann jedoch
auch der narrative Journalismus seriös bleiben, was Stephan Russ‐Mohl in den Fällen des
Spiegel und der taz erfüllt sieht (vgl. Russ‐Mohl 2003: 259).
Mit dem narrativen Stil ist immer eine Dosierungsfrage verbunden. Das Ziel der Publika‐
tion kann nicht lauten, so narrativ wie möglich aufzutreten, sondern ein in ihren und der
Leser Augen angemessenen Tonfall zu finden. Die Narrativität muss richtig dosiert werden.
Je nach Thema und Ereignis kann dabei ein anderer Tonfall angemessen erscheinen.
Gelingt die Dosierung nicht richtig, so kann der narrative Journalismus in den Augen der
Leser überzogen wirken: übertrieben dramatisch, übertrieben effekthascherisch, übertrieben
einseitig. Der Leser kann sich hierdurch bedrängt fühlen. Dabei übertreiben und verzerren
beide: der narrative und der nachrichtliche Journalismus. Ersterer tut dies nur spürbarer.
Der TV‐Journalist Heiner Hug stellt in seiner Abrechnung mit dem eigenen Berufsstand
fest: ʺDie Wirklichkeit ist langweilig … Weil sie langweilig ist, wird sie immer weniger ab‐
gebildet … So muss die Wirklichkeit überzeichnet werden … Der neue Journalismus ver‐
langt Geschichten … Stories müssen herʺ (Hug 1998: 167).
Der narrative Journalismus kann dann zu einer hohlen Pose und zum Selbstzweck erstar‐
ren. Statt bei jedem Anlass neu die adäquate Erzählweise zu bestimmen, wird dann das
immer gleiche Schema angewendet: ʺdie Welt wird zum Häftling der Mascheʺ, wie Enzens‐
berger schreibt (Enzensberger 1997a: 20). Die Berichterstattung wird ʺnicht mehr von der
Sache, sondern von einem sachfremden Gesetz diktiertʺ, ihr ist der ʺverzweifelte Witz eines
Alleinunterhaltersʺ anzuhören (ebenda: 23f). Der narrative Journalismus kann inflexibel
und schematisch wirken (vgl. Shapiro 2002).
In seinem stärker eigensinnigen und erklärenden Auftreten greift der narrative Journa‐
lismus offener und offensiver als der nachrichtliche Journalismus auf Erklärungsmuster zu‐
rück. Hier besteht die Gefahr, sich auf allzu einfache Stereotypen einzulassen. Gerade die
Bouelvardpresse neigt zu solch grob vereinfachenden Erklärungsmodellen (vgl. Bruck/Sto‐
cker 1996: 297; Cohen 1980).
Ein weiterer Nachteil kann sein, dass der narrative Journalismus mit seinem stilistischen
Schmuck die rasche Aufnahme von Informationen eher erschwert. Da die Informationen
nicht zwangsläufig pyramidenförmig der Wichtigkeit nach strukturiert sind (Pöttger 2003),
fällt es dem Leser möglicherweise schwerer, zentrale Informationen aus dem Text zu extra‐
hieren.
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 88
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Zu den Nachteilen des narrativen Journalismus gehören auch seine im Vergleich zum
nachrichtlichen Stil höheren Kosten (Weischenberg 1983). Der narrative Stil erfordert von
Seiten der Redaktion einen höheren Kreativitäts‐ und Koordinationsaufwand, der zu höhe‐
ren Produktionskosten führen kann. Dagegen ist die Bereitstellung nachrichtlicher Inhalte
häufig günstiger, da sie auf einem Standard beruhen. Die Aufarbeitung des von den Nach‐
richtenagenturen gelieferten Materials ist möglicherweise weniger aufwändig. Die Inhalte
können zugleich besser in mehreren Publikationen ausgewertet werden.
Das Kostenverhältnis von narrativem vs. nachrichtlichen Stil ist nicht eindeutig bestimm‐
bar. Nachrichtlicher Journalismus ist nicht zwangsläufig günstiger, sondern kann auch sehr
teuer sein. Der nachrichtliche Stil kann jedoch häufig günstiger produziert werden als der
narrative. Dabei ist auch der narrative Stil nicht teuer, sondern ist ein vergleichsweise güns‐
tiges Differenzierungsinstrument mit einem häufig vorteilhaften Verhältnis von Aufwand
und Effekt im Lesermarkt.
Diese Arbeit liefert Anschauungsmaterial für die unterschiedlichen Kosten: Die Netzei‐
tung setzt den nachrichtlichen Stil auch deshalb ein, um möglichst günstig produzieren zu
können, während Spiegel Online für ihre narrativen Inhalte einen höheren Aufwand be‐
treibt.
Die Vor‐ und Nachteile des narrativen und des nachrichtlichen Stils im journalistischen
Wettbewerb sollen abschließend tabellarisch zusammengefasst werden. Dabei ist solch eine
Zusammenstellung notwendigerweise unvollständig und wie jede Beschreibung von Jour‐
nalismus auch normativ.
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 89
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Nachrichtlicher Stil Narrativer Stil
Beschreibung Erzählverfahren nach dem Nachrichten- Stärker eigensinniges Erzählverfahren. Es
schema: grenzt sich vom nachrichtlichen Schema
• Wertneutral wirkende/r Darstellungs- ab durch (nicht alle Aspekte müssen zu-
weise/ Tonfall treffen):
• Pyramidenform/ achronologischer • offen eigensinnige/r Tonfall/ Interpre-
Aufbau tation/ Kommentierung
• Den intersubjektiven Regeln der Reali- • dramatischer Aufbau
tätskonstruktion der Nachrichtennorm • höhere stilistische und lexisch-seman-
folgend tische Variabilität
Vorteile • rasche und präzise Informationsver- • Eigenleistung der Publikation wird her-
mittlung ausgestellt
• wird als verlässlich und seriös angese- • kontrastreiche, reizintensive Vermitt-
hen lung, die auf hohe Nachfrage bei Le-
• geringer Kreativitäts- und Koordinati- sern trifft
onsaufwand • charakteristischer Tonfall
• Mehrfachauswertung in verschiedenen • hohe Leserbindung
Publikationen möglich • einfachere Einbindung von Hinter-
grundinformationen
• bietet Orientierung
• hohe Variationsmöglichkeiten
• zumeist günstiges Verhältnis von Auf-
wand und Effekt
Nachteile • wenig Raum für charakteristische Ei- • kann unseriös wirken
genleistungen • vermeidlich schlechterer intersubjekti-
• kontrastarme, standardisierte Erzähl- ver Realitätszugang
weise • erfordert ständige Prüfung der richti-
• wenig Leser werbende Form gen Dosierung
• fragmentarische Erzählweise • kann überzogen und einseitig wirken
• Einbindung von Hintergrund teilw. er- • kann inflexibel und schematisch wirken
schwert • kann rasche Aufnahme von Informati-
onen erschweren
• höherer Kreativitäts- und
Koordinationsaufwand
• erschwert Auswertung in mehreren
Publikationen
Darstellungs- Nachricht, Bericht "Hybridform", Kurz-Feature, kommentie-
formen render Bericht, Magazin-Story, Kommen-
tar, Korrespondentenbericht, …
Rollenver- Der passive Vermittler Der aktive Erzähler, Erklärer, Unterhalter
ständnis
Realitätskon- Standardisiert; möglichst 'neutral' Eigensinnig; Pluralität der Stimmen
struktion
schen Wettbewerb. (eigene Darstellung)
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 90
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Der narrative Stil erfreut sich bei den Lesern hoher Beliebtheit. Lewis Donohew und sein
Team haben verglichen, wie Leser auf die Präsentation derselben Informationen in Form ei‐
ner klassischen Nachricht und eines narrativen Magazin‐Textes reagieren (vgl. Donohew et
al. 1988: 199f). Sie verwendeten für den Test einen Nachrichtentext in Pyramidenform aus
der New York Times und einen erzählenden Magazin‐Text aus Newsweek, die beide von ei‐
nem Massenselbstmord in Guyana berichteten. Donohew fand heraus, dass die Leser von
der stärker narrativen Erzählform stärker erregt wurden als von der nachrichtlichen (vgl.
Abbildung 3.1) . Zugleich waren die Rezipienten nach dem Lesen der narrativen Erzähl‐
form besser gelaunt als nach der Nachrichtenform. Donohew schloss daraus, dass Leser von
journalistischen Inhalten eine gewisse Reizintensität als angenehm empfänden und der
narrative Stil dieser Anforderung besser entspräche.
0
-0.35
-1 -0.79
-1.35
-2
Erregung Stimmung Erregung Stimmung
Abbildung 3.1: Die Reaktionen auf Berichterstattung im nachrichtlichen und narrativen Stil.
(Quelle: Donohew et al. 1988: 200; Übers.: RML)
Der narrative Stil ist unter anderem deshalb anregender, weil er kontrast‐ und abwechs‐
lungsreicher erzählt, als es die standardisierte nachrichtliche Form tut. Ein variationsreiches
Erzählen steigert nicht nur die Zufriedenheit mit dem Text, wie Donohew zeigen konnte,
sondern auch die Aufmerksamkeit, die ihm entgegengebracht wird, wie Hans‐Bernd Brosi‐
us untersucht hat (Brosius 1995: 180f). Bei Experimenten mit Film‐ und Sprechermeldungen
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 91
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
bei TV‐Nachrichtensendungen fand er heraus, dass ein beständiger Wechsel der Darstel‐
lungsformen am besten für die Vermittlung der Inhalte geeignet sei, da ʺlebhafte bzw. auf‐
fällige Informationen besser behalten und in stärkerem Maße zur Urteilsbildung herange‐
zogenʺ würden (Brosius 1995: 130). Auch das ʺHamburger Verständlichkeitsmodellʺ be‐
nennt auf Basis empirischer Forschungen anregende Zusätze, wie Zitate, Personalisierung,
überraschende Episoden, neben Einfachheit, klarer Gliederung und Kürze/Prägnanz als
Faktor für ein gutes Textverständnis (vgl. Langer et al. 1996).
Das Prinzip Variation ist zentral für ein positives Texterlebnis (vgl. Weischenberg 2001:
164): ʺDie ʹAbweichungʹ repräsentiert ein allgemeines, anthropologisches Grundprinzip der
Stimulation − die Wahrnehmung einer Abweichung vom ʹNormalenʹ erregt die Neugier des
Wahrnehmendenʺ (Büscher 1996: 96). Die Nachrichtenform mit ihrem standardisierten
Gliederungskorsett dagegen ist arm an Variationen. Mit ihrer diskontinuierlichen, stakka‐
tohaften Erzählweise ist sie für die Leser häufig schwerer verständlich als der narrative Stil
(vgl. van Dijk 1988: 152, Weischenberg 2001: 183). Perry Thorndyke hat gezeigt, dass die Py‐
ramidenform wegen der Vielzahl der Anschlüsse das Verständnis und die Erinnerbarkeit
der Nachricht beeinträchtigt (Thorndyke 1979). Er konnte auch nachweisen, dass stärker
narrative Erzählformen die Erinnerbarkeit erhöhen können (ebenda).
Das Prinzip Abweichung führt nicht nur auf der Ebene der Gestaltung, sondern auch auf
der Ebene der Selektivität zu erhöhter Aufmerksamkeit und Aufnahmebereitschaft: Wolf‐
gang Donsbach hat ermittelt, dass vom Nachrichtenfaktor ʺÜberraschungʺ der höchste Le‐
seanreiz ausgehe (Donsbach 1991: 139). Journalisten würden dagegen zu einer personen‐
und institutionenbezogenen Berichterstattung neigen und den Überraschungsfaktor beim
Leserinteresse zu wenig beachten (ebenda: 141). Unerwartete, negative und spektakuläre
Ereignisse insbesondere mit Verbindung zum alltäglichen Leben werden besser verstanden
und erinnert als abstrakte und weit entfernte politische Ereignisse (vgl. van Dijk 1988: 158f).
Der narrative Journalismus bietet die ʹreizvollereʹ, abwechslungsreichere Erzählweise, die
von den Lesern bei vielen Anlässen geschätzt wird. Man könnte auch sagen, der narrative
Journalismus ist ʺunterhaltenderʺ als der nachrichtliche. Das Konstrukt der Unterhaltung
wurde in der Vergangenheit vor allem dafür genutzt, populäre Ausprägungen des narrati‐
ven Journalismus zu diskreditieren (vgl. Meyen 2001a). Es erscheint daher in seiner bisheri‐
gen Verwendung wenig geeignet, Journalismus zu beschreiben.
Der Psychologe Seth Finn hat eine hilfreiche Definition vorgeschlagen: Unter einer infor‐
mationsorientierten Medienzuwendung versteht er die Suche nach leicht in die eigene
kognitive Struktur integrierbaren Informationen, unter einer unterhaltungsorientierten Me‐
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 92
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
dienzuwendung die Suche nach von der eigenen kognitiven Struktur abweichenden Infor‐
mationen (Donohew 1988: 205).
Folgt man Seths Definition, so ist weitgehend wertfrei festzustellen, dass der nachrichtli‐
che Stil den Motiven einer informationsorientierten Medienzuwendung entgegenkommt
und der narrative Stil denen einer informations‐ und unterhaltungsorientierten. Die klassi‐
sche Dichotomie von Information und Unterhaltung adelt normativ den Informationsjour‐
nalismus und diskreditiert jede Form der Leserwerbung.
Zu Donohews Ergebnis muss einschränkend angemerkt werden, dass, wie in Abschnitt
3.1.2 angemerkt, die Publikationen den Erwartungshorizont der Leser immer auch mitprä‐
gen. Sie domestizieren und erziehen ihre Leser. Auch Spiegel Online hat die Leser über Jahre
an den narrativen Stil gewöhnt, so dass er nun selbstverständlicher akzeptiert wird, als
wenn tagesschau.de sich zum Marktführer entwickelt hätte. Es ist zu ebenfalls beachten, dass
der Newsweek‐Text im Donohew‐Test höchstwahrscheinlich eine Abweichung vom dem be‐
deutete, was die Testpersonen zumeist an Nachrichten lasen. Doch auch die ständige Ver‐
wendung des narrativen Stils kann langweilig und eintönig wirken.
Donohew hat nicht nur herausgefunden, dass Rezipienten eine gewisse Reizintensität bei
der journalistischen Erzählweise schätzen. Er hat sich auch der Frage gewidmet, wie aufre‐
gend Journalismus sein müsse, um den Lesern zu gefallen.
Donohew geht in seinen Überlegungen davon aus, dass jeder Rezipient bei Texteigen‐
schaften wie der Narrativität oder Komplexität ein für ihn persönliches optimales Erre‐
gungsniveau suche (Donohew et al. 1988: 206). Bis zu einem bestimmten Stimulationsni‐
veau steige die Lesemotivation. Danach sinke sie. Dieser Zusammenhang von Narrativität
und Lesemotivation lässt sich wie eine seitlich geöffnete U‐Kurve in Abbildung 3.2 darstel‐
len1: Wie in anderen Lebenssituationen auch, sucht der Leser ein mittleres Maß an Stimu‐
lans. Es geht um das richtige Ausmaß, die richtige Dosierung der Narrativität. Dies ist das
typische Paradigma des Zusammenhangs zwischen Erregungspotenzial und Lustgewinn,
wie es Daniel Berlyne in den 70er Jahren und Wilhelm Wundt Ende des 19. Jahrhunderts
1 Um in der volkswirtschaftlichen Systematik zu bleiben, wird die abhängige Variable an der Abzisse
angetragen.
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 93
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Narrativität
Lesemotivation
Abbildung 3.2: Der Zusammenhang von Narrativität und Lesemotivation.
(eigene Darstellung; vgl. Donohew et al. 1988)
beschrieben haben (Donohew 1988: 207). Ein ähnliches parabelförmiges Verhältnis entdeck‐
te − beeinflusst durch Berlyne − auch Werner Früh bei der Frage nach der richtigen Kom‐
plexität von Texten (Früh 1980). Ein Text dürfe, so Früh, weder zu einfach noch zu schwer
sein, damit er mit Interesse und Lustgewinn gelesen werde.
Damit ist für die Narrativität und die Komplexität eines Textes der typische Berlyne‐
Zusammenhang beschrieben: Jeder Leser sucht die für ihn richtige Dosierung. Der Zusam‐
menhang zwischen Narrativität und Erfolg ist kein linearer Je‐desto‐Zusammenhang, son‐
dern es gibt jeweils ein optimales Niveau.
Will man diese Ergebnisse zur individuellen Lesemotivation auf eine Gruppe von Men‐
schen übertragen, so sind zwei zusätzliche Aspekte zu beachten:
1. Der Toleranzkorridor: Die Leser haben unterschiedliche Erwartungen hinsichtlich der
Narrativität, in einem gewissen Rahmen aber tolerieren sie Abweichungen vom angestreb‐
ten Niveau. Aus der Summe dieser Toleranzbereiche entsteht der spezifische Toleranzkor‐
ridor der jeweiligen Gruppe. Die Publikationen versuchen diesen Korridor in ihrem Ziel‐
publikum auszuloten und Inhalte anzubieten, die aufregend genug für die einen und nicht
abschreckend für die anderen sind. Dieser Zusammenhang wird in Abbildung 3.3 skizziert:
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 94
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Der Toleranzkorridor
(A)
(B)
Toleranzbereich der
Individuen
(C)
(D)
Narrativität
Abbildung 3.3: Der Toleranzkorridor. (eigene Darstellung; vgl. Donohew 1988: 206)
2. Die Homogenität bzw. Heterogenität der Stimulanserwartungen: Die Erwartungen
der Leser können innerhalb der Gruppe weitgehend homogen oder stark heterogen verteilt
sein. Dabei lässt sich die Verteilung der Nachfrage entlang einer eindimensionalen Merk‐
malsausprägung wie die der Narrativität gut skizzieren. Dies tat auch der Ökonom Antho‐
ny Downs, als er in seiner ʺÖkonomischen Theorie der Demokratie ʺ über die Verortung
von Parteien im Links‐Rechts‐Schema nachdachte (Downs 1968). Weitgehend homogen um
ein mittleres Maß verteilte Wählerpräferenzen skizziert Downs mit Hilfe der Glockenkurve
der Normalverteilung. Eine stark heterogene Nachfrage werde dagegen, so Downs, durch
eine bimodale Funktion abgebildet (Downs 1968: 114f). Die beiden Nachfrage‐
Konstellationen sind in Abbildung 3.4 dargestellt.
Downs nutzte das Bild der Glockenkurve, um zu erläutern, warum beispielsweise im
Zweiparteiensystem die Parteien häufig stark zur Mitte tendieren. Hier zeigt sich die große
Ähnlichkeit von Parteien und Publikationen in dem Versuch, ihre Aggregationskräfte zu
optimieren.
Der Politologe Heribert Schatz hat Downs Argumentation im Rahmen der Konvergenz‐
debatte aufgenommen (Schatz 1994a, 1994b). Schatz ersetzte dabei die Rechts‐Links‐Skala
der Parteipolitik durch eine Skala der Programmpolitik, die von ʺanspruchsvoll‐kritischʺ
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 95
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
über ʺüberwiegend informativʺ, ʺMischprogrammʺ, ʺüberwiegend unterhaltsamʺ bis zu ei‐
nem ʺHorror‐, Sex‐, Gewalt‐Programmʺ reicht (Schatz 1994a: 200).
Schatz nimmt auf dieser Skala eine weitgehend normalverteilte Nachfrage an: Die meis‐
ten Zuschauer würden sich ein Mischprogramm aus informativen und unterhaltenden Pro‐
grammelementen wünschen. So erklärt er, warum es zur Konvergenz zwischen öffentlich‐
rechtlich und privatwirtschaftlichen Anbietern kommt. Beide versuchten mit einem zu‐
nehmend besser auf die Rezipienten abgestimmten Mischprogramm ihre Reichweiten zu
maximieren.
Zusammenhang von Narrativität und Erfolg bei Zusammenhang von Narrativität und Erfolg bei
weitgehend homogener Nachfrage stark heterogener Nachfrage
Narrativität
Narrativität
Reichweite Reichweite
Abbildung 3.4: Der Zusammenhang von Narrativität und Erfolg bei homogener und hetero‐
gener Nachfrage. (eigene Darstellung; vgl. Downs 1968: 114f; Schatz 1994a: 200)
Schatz hält den in Abbildung 3.4 links skizzierten Zusammenhang von Narrativität und
Erfolg für sehr wahrscheinlich. Die Glockenkurve bedeutet gegenüber dem parabelförmi‐
gen Berlyne‐Paradigma eine Präzisierung: Im Bereich sehr hoher oder sehr niedriger Narra‐
tivität wird in Massenmärkten das Publikumsinteresse nicht abrupt abnehmen. Vielmehr
bei diesen Extremen eine gemächlichere Abnahme der Nachfrage, wie sie durch die Glo‐
ckenkurve symbolisiert wird, plausibler. Die Glockenkurve erscheint besser noch als die Pa‐
rabel geeignet, das Berlyne‐Paradigma der richtigen Dosierung in Massenmärkten umfas‐
send zu beschreiben.
Für die Publikationen geht es folglich darum, die richtige Dosierung der Narrativität, die
Verteilung der Nachfrage und den Toleranzkorridor zu ermitteln und sich entsprechend zu
verhalten. Es gehört zur spezifischen Marktkenntnis der Journalisten und Medienunter‐
nehmen, diesen Zusammenhang jeweils zumindest zu erahnen. Im Anschluss an Schatz
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 96
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
und Donohew kann zunächst eine weitgehend homogene Nachfrage im Segment der Nach‐
richtensites angenommen werden. Der Toleranzkorridor verbreitert die enge Relation. Es
ergibt sich somit hypothetisch folgendes Bild vom Zusammenhang von narrativem Stil und
Reichweitenerfolg in der Zielgruppe:
Toleranzkorridor
Reichweite
Abbildung 3.5: Der Zusammenhang von Narrativität und Erfolg im Lesermarkt (hypothe‐
tisch). (eigene Darstellung)
Die Narrativität erscheint mit Blick auf den Kriterienkatalog aus 3.1.3 eingeschränkt als
Differenzierungsmechanismus geeignet. Förderlich ist, dass Zielkonflikte eine langfristige
Heterogenität des Angebots in dieser Hinsicht befördern. Sollte die hohe Nachfrage aller‐
dings weitgehend homogen sein, so wäre nicht zu erwarten, dass das Angebot in diesem
Punkt dauerhaft stark heterogen ist − es sei denn, journalistische Traditionen und Marken‐
profile halten Mitbewerber ab, entsprechende Positionen einzunehmen.
Der narrative Stil ist ein Differenzierungsansatz auf der Darstellungsebene (vg. Abschnitt
3.1.4).
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 97
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Aktualität ist zweifellos eine der wichtigsten Eigenschaften des Journalismus. Otto Groth
schrieb, in der Aktualität liege die ʺdringendste Aufgabeʺ und die ʺstärkste Kraftʺ des Jour‐
nalismus (Groth 1960: 171). Die ʺGefühlsauraʺ eines journalistischen Textes erfahre ʺdie
höchste Steigerung durch das Neu‐Gegenwärtige, das Neu‐Aktuelleʺ, dem eine Publikation
vor allem zugewandt sein müsse (ebenda: 178). Die Aktualität könne das ʺHerz der Zei‐
tungʺ genannt werden, ʺ das unablässig das Blut durch alle Teile der Zeitung treibtʺ (eben‐
da: 190).
Aktuell sei dabei nicht identisch mit neu, wie Groth hervorhob: Aktuell bezeichne als
Zeitverhältnis das, ʺwas in die Gegenwart fällt oder sonst eine Beziehung zur Gegenwart
hatʺ (ebenda: 171). Neu bedeute dagegen, dass ein Ereignis den Menschen unbekannt sei
(ebenda). Besonders erregend und reizvoll für die Rezipienten sei das ʺNeu‐Aktuelleʺ: Die‐
ses sei ʺfür mich von besonderer Bedeutung, erregt mein lebhaftestes Interesse, reizt am
stärksten das Gefühl. Deshalb ist der Kern des Zeitungsstoffes das Neu‐Aktuelleʺ (ebenda:
172). Daher strebe die Zeitung ʺnach der Gleichzeitigkeit als ihrer Vollkommenheitʺ (eben‐
da: 173).
Die Aktualität gehört zu den klassischen Qualitätskriterien des Journalismus. Sie wird
von Stephan Russ‐Mohl als allererstes Qualitätskriterium genannt (vgl. Russ‐Mohl 2003:
335; Abschnitt 3.1.5). Sie ist eine bei den Lesern ganz besonders stark nachgefragte Eigen‐
schaft journalistischer Inhalte. Groth schrieb: ʺUnterrichtung über die Gegenwart braucht
der Mensch am dringendsten und am beständigstenʺ (Groth 160: 178). Hans‐Bernd Brosius
hat diese Position konkretisiert. Seiner Theorie der ʺAlltagsrationalitätʺ zufolge geht es den
meisten Menschen bei der Nachrichten‐Nutzung in erster Linie um das Gefühl, informiert
zu sein, um die Sicherheit, nichts Wesentliches versäumt zu haben, und um die Gewissheit,
dass die Welt noch steht (Brosius 1997: 100). Für das Funktionieren dieses Selbstversiche‐
rungsmechanismus muss sich der Rezipient darauf verlassen können, dass das von ihm ge‐
nutzte Medium auch den letzten verfügbaren Stand der Dinge berichtet.
Nachrichtenpublikationen jeder Mediengattung können es sich nicht leisten, deutlich
langsamer als ihre Mitbewerber zu sein. Die Schnelligkeit der Berichterstattung stellt eine
klassische Differenzierungsstrategie des Journalismus dar − ursprünglich von Tageszeitun‐
gen, nun insbesondere von elektronischen Medien. Sie findet in Werbesprüchen, wie CNNs
ʺBe the first to know.ʺ, ihren Ausdruck.
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 98
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Die Aktualität der Berichterstattung wird gerade auch von den Lesern von Online‐
Nachrichtenangeboten erwartet, wie empirische Untersuchungen zeigen. 92 Prozent aller
Nutzer von Online‐Nachrichten erwarten eine kontinuierliche Aktualisierung des Angebots
(vgl. Abbildung 2.6 in Kapitel 2). Aktualität ist damit die am breitesten nachgefragte Eigen‐
schaft von Nachrichtensites. Die Nutzer besuchen die Angebote mehrmals über den Tag
hinweg, um sich über die aktuelle Nachrichtenlage zu informieren. Die Leser überwachen
die Nachrichtenlage (vgl. Donsbach 1991: 140) und damit ihr gesellschaftliches Umfeld.
Hierzu erwarten sie, dass die Nachrichtensites die technische Option der kontinuierlichen
Aktualisierung auch nutzen. Die Sites haben damit eine ähnliche Funktion wie das Hören
der stündlichen Radio‐Nachrichten.
Insbesondere die Netzeitung hat die Schnelligkeit der Berichterstattung zu einem ihrer
Differenzierungsansätze erhoben. Sie sieht hier eine ihrer Stärken und hat diese Eigenschaft
in ihrem Slogan ʺAus Prinzip schnellʺ verankert. Auch Spiegel Online betont die eigene
Schnelligkeit mit dem Slogan ʺSchneller wissen, was wichtig istʺ. Michael Maier, Chefre‐
dakteur der Netzeitung, sagt, dass Spiegel Online zwar auch schnell sei, seine Site aber ʺver‐
lässlich schnellʺ sei (vgl. Glotz/Meyer‐Lucht 2004: 163).
Die Aktualität der Berichterstattung ist eines der wichtigsten Merkmale aus Lesersicht
und kann zudem noch konkret gemessen werden. Sie soll daher in dieser Arbeit analysiert
werden. Sie wird operationalisiert als die Geschwindigkeit, mit der die Sites zentrale Ereig‐
nisse als Eilmeldungen vermelden. Dabei kann vereinfacht der Vermeldungsabstand zwi‐
schen den Sites gemessen werden, ohne dass der Zeitpunkt des Ereignisses genau bekannt
ist. Gemessen wird jeweils der Abstand der langsameren Sites zur Erstvermeldenden. Un‐
tersucht wird dabei die Vermeldung des zentralen Ereigniszusammenhangs, nicht weiterer
Details. Ersteres hat sich in der Vergangenheit als leicht, letzteres dagegen als schwer ermit‐
telbar erwiesen (vgl. Hagen 1995: 273). Drei der vier Sites setzen auf verschiedene Arten
Eilmeldungen ab. Verglichen werden soll die Vermeldung von Ereignissen, die von min‐
destens zwei Sites als Eilmeldung bezeichnet werden.
Die Schnelligkeit der Berichterstattung ist im Sinne des Kriterienkatalogs aus Abschnitt
3.1.3 nicht zwangläufig eine überzeugende Differenzierungsstrategie. Die Nachfrage im Le‐
sermarkt in diesem Punkt ist weitgehend homogen. Die Leser erwarten ein möglichst aktu‐
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 99
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
elles Angebot. Einschränkend muss angemerkt werden, dass die Leser in den Bereichen ho‐
her Aktualität einen Unterschied zwischen den Sites möglicherweise nicht mehr wahrzu‐
nehmen vermögen oder Unterschiede von Minuten tolerieren. Hier könnte es eine Wahr‐
nehmungsschwelle und einen Toleranzbereich geben. Groth warnte, in der journalistischen
Auseinandersetzung könnte der Aktualitätsdrang auch übersteigert sein und dann nicht
mehr den Bedürfnissen weiter Teile des Publikums entsprechen (vgl. Groth 1960: 204f). Zu
diesen Einschränkungen liegen aber für den Bereich der Nachrichtensites keinerlei For‐
schungsergebnisse vor.
Reichweite
Abbildung 3.6: Der Zusammenhang von Schnelligkeit und dem Erfolg im Lesermarkt (hypo‐
thetisch). (eigene Darstellung)
Damit sich die Schnelligkeit der Berichterstattung als Differenzierungsansatz eignet, müss‐
ten die Anbieter in der Lage sein, sich in dieser Hinsicht zu unterscheiden. Andernfalls wä‐
re Schnelligkeit kein Erfolgsfaktor. Es sind jedoch Zweifel angebracht, ob es den Anbietern
gelingt, sich in diesem Aspekt zu unterscheiden: Zentrale Nachrichtenereignisse werden
häufig von den Nachrichtenagenturen übermittelt. Der Wettbewerb besteht vornehmlich
darin, welche Nachrichtensite die Agenturen am besten im Blick hat, deren Eilmeldungen
zuerst richtig einschätzen und am schnellsten weiterzuleiten vermag. Die Vermeldung von
3. Die Strategien journalistischer Differenzierung 100
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Ereignissen ist nahezu nicht durch Eigentumsrechte geschützt, so dass ein Mitbewerber die
Quelle zitierend unmittelbar das Gleiche berichten kann.
Auch bei der Schnelligkeit der Berichterstattung gibt es Zielkonflikte. Einerseits kann eine
zu hohe, überhastete Vermeldegeschwindigkeit die Faktenrichtigkeit gefährden. Anderer‐
seits kann eine Ausrichtung auf die Schnelligkeit Ressourcen binden, die für andere Diffe‐
renzierungsansätze nicht zur Verfügung stehen. Insbesondere aus dem zweiten Konflikt
könnten sich unterschiedliche Strategien der Anbieter ableiten.
Die Schnelligkeit der Berichterstattung ist eine Differenzierung auf der Ebene des Infor‐
mationszugangs (vgl. Abschnitt 3.1.4).
Sollten sich die Nachrichtensites auf der Ebene der Schnelligkeit unterscheiden, so müss‐
te aufgrund der homogen auf eine hohe Aktualität ausgerichteten Nachfrage ein linearer
Zusammenhang mit dem Erfolg im Lesermarkt feststellbar sein: je schneller die Berichter‐
stattung, desto erfolgreicher müsste die Nachrichtensite sein. Es müsste sich demnach die in
Abbildung 3.6 skizzierte Relation beobachten lassen.
In diesem Kapitel wurden die beiden journalistischen Differenzierungsstrategien der
Narrativität und der Schnelligkeit der Berichterstattung theoretisch hergeleitet und erörtert.
In den Abbildung 3.4 und 3.6 wurde jeweils gezeigt, welcher Zusammenhang zwischen der
Ausprägung des Differenzierungsmerkmals und dem Erfolg der Sites hypothetisch ange‐
nommen wird.
4. Kurzportraits der vier Nachrichtensites 101
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
In diesem Kapitel werden die Wettbewerbsstrategien der untersuchten Nachrichtensites
im Detail diskutiert. Erläutert werden ihre jeweiligen journalistischen Gestaltungsansätze
und der ökonomisch‐strategische Hintergrund. Auf diese Weise werden die zuvor theore‐
tisch beschriebenen Optionen konkretisiert und in eine Charakterisierung der Sites integ‐
riert.
Zur Vorstellung der Sites werden die Ergebnisse der Fallstudien (Glotz/Meyer‐Lucht 2004
sowie Anhang I) aktualisiert und in komprimierter Form vorgetragen. Auf die Kurzport‐
raits folgen jeweils Kommentar und Hypothesen des Autors. Auf diese Weise werden die
übergreifenden Hypothesen der Arbeit um sitespezifische Hypothesen ergänzt.
Soweit nicht gekennzeichnet, stammen die Zitate aus den Fallstudien.
ʺDie Website muss schwingenʺ, sagte Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron im
Fallstudien‐Interview. Der Stil von Spiegel Online bestehe aus einer Mischung aus nachricht‐
lichen, analytischen, meinungsstarken und flapsigen Stücken, die sich auf der Einstiegsseite
zu einem Ensemble zusammenfügen müssten. Die Site habe einen eigenständigen Tonfall
entwickelt, der auf dem spiegeltypischen Erzählschema ohne die Trennung von Nachricht
und Kommentar aufbaue. Viel Mühe würde die Redaktion auf die Formulierung der
Schlagzeilen auf der Einstiegsseite verwenden.
4. Kurzportraits der vier Nachrichtensites 102
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Aktualität allein reiche nicht aus, um eine Nachrichtensite zu profilieren und Leser zu
binden, so Müller von Blumencron. Spiegel Online wolle Orientierung und Erklärungen ge‐
ben: ʺUnser Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Nachrichtensites ist, dass wir nicht
nur aktuelle Meldungen bringen, sondern versuchen, den Leuten zu erklären, was die Er‐
eignisse eigentlich bedeuten.ʺ
Der Stil von Spiegel Online ist nach Angaben Müller von Blumencrons durch einen höhe‐
ren Einsatz narrativer Elemente, durch ein höheres Maß an erklärenden Hintergrundinfor‐
mationen und durch eine in Teilen stärker unterhaltungsorientierte Themenselektion ge‐
prägt. Dieser Stil hat seine Kritiker: Der Site wurde wiederholt vorgehalten, sie erinnere ʺoft
auch mehr an ʹBildʹ als an seriöse Informationsportaleʺ (Ehrenberg 2004; vgl. auch Littger
2004; Prothmann 2004).
Müller von Blumencron betont, Spiegel Online sei nicht unseriös oder übertrieben boule‐
vardesk, solange die Mischung stimme: ʺIch versehe uns als Medium für Hintergrund, Ana‐
lyse und für Spaß. Am Ende kommt es auf die Mischung anʺ (Littger 2004). Ohne die unter‐
haltenden Elemente könne Spiegel Online keine relevante Reichweite aufbauen. Seine Site
diene eben auch der Entspannung bei Arbeitspausen im Büro: ʺNatürlich wollen die [Leser]
zwischendrin wissen, was die Welt bewegt, aber sie wollen auch unterhalten werden und
zwischendurch ein bisschen Spaß haben. Und wir liefern beidesʺ (Prothmann 2004). Die Le‐
ser würden von der Site ʺseriösen und qualitativen Journalismusʺ erwarten. Hochwertige
Artikel müssten jedoch durch einen Anteil an Boulevardtexten quersubventioniert werden,
die zwar angeblich niemand lese, die aber sehr hohe Abrufzahlen erzielen würden (Grabar
2004).
Mit seinem narrativen Stil versucht Spiegel Online, ein großes und zugleich im Sinne der
Werbeindustrie differenziertes Publikum zu binden. Die Site ist Marktführer unter den
Nachrichtensites. Im Jahr 2004 lag der Umsatz laut Eigenangaben bei rund 3,5 Mio. Euro
(vgl. Littger 2004). Davon entfielen 95 Prozent auf den Anzeigenumsatz und 5 Prozent auf
Bezahlinhalte (ebenda). Die Kosten der Site liegen bei rund 5 Mio. Euro (ebenda). Bisher hat
die Spiegel‐Gruppe nach Angaben eines Spiegel Online‐Redakteurs rund 30 Mio. in das An‐
gebot investiert (Kleinz 2004). Ab dem Jahr 2005 hofft das Angebot, weitgehend ohne die
finanzielle Unterstützung aus dem Mutterhaus auszukommen. Sowie die Einnahmen stei‐
gen, möchte Müller von Blumencron mehr Redakteure einstellen, um den Reichweitenab‐
stand der Site noch stärker zu rechtfertigen und auszubauen (vgl. Littger 2004).
Spiegel Online beschäftigt rund 40 Journalisten (Littger 2004), was die mit Abstand größte
Zahl unter den untersuchten Angeboten ist. Die Site profitiert dabei von der Unterstützung
4. Kurzportraits der vier Nachrichtensites 103
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
durch den gedruckten Spiegel. Zwar würden nur wenige Texte aus dem Heft übernommen,
so Müller von Blumencron, doch zahlreiche Print‐Autoren, darunter die Spiegel‐
Korrespondenten, würden der Online‐Version kostenlos zuarbeiten.
Da der Stil von Spiegel Online stark auf Elemente der Spiegel‐Sprache zurückgreift, seien
wichtige Erkenntnisse aus deren Analyse hier kurz eingefügt. Roswitha Herchet hat ermit‐
telt, dass der Spiegel eine im Vergleich zu seinen Mitbewerbern höhere lexische Variabilität
ausweist, indem er beständig ausdrucksstarke Wörter aus Hoch‐ und Umgangssprache
aufgreift (vgl. Herchet 1995: 13f). Eine hohe Bedeutung in dieser Sprache hätten die Meta‐
phern. Der Stil sei geprägt durch einen ʺSog von Bildernʺ (ebenda: 79). Er sei hierdurch mit‐
reißend, aber auch manipulativ. Hans Magnus Enzensberger schrieb von der ʺMascheʺ des
Spiegel: ʺDie Koketterie mit der eigenen Gewitztheit, die rasch applizierte Terminologie, die
eingestreuten Modewörter, der Slang der Saison, die hurtige Appretur aus rhetorischen Bei‐
fügungen, dazu eine kleine Zahl syntaktischer Gags, die sich meist von angelsächsischen
Mustern herschreiben: das sind einige der auffälligsten Spezialitäten der Spiegel‐Spracheʺ
(Enzensberger 1997a: 21f). Broder Carstensen fand für den Spiegel‐Stil den Begriff ʺWort‐
Kabarettʺ (vgl. Carstensen 1971: 11).
Die Kommentatoren sind sich einig darin, dass die Sprache des Spiegel in hohem Maße
von sprachlichen Bildern, rhetorischen Figuren, Wort‐Akrobatik und starken, variierten Le‐
xemen geprägt sei. Nachteilig sei, dass der Stil zugleich auch stereotyp, formelhaft, tenden‐
ziös, effekthascherisch und teilweise zwanghaft originell wirken könne (vgl. Enzensberger
1997a, Lüger 1995: 35, Herchet 1995).
Die starke Narrativität des Spiegel, so beobachtete schon Enzensberger, äußere sich darin,
dass sich das Magazin als allwissender Erzähler aufführe, ʺals allgegenwärtiger Dämon,
dem nichts verborgen bleibtʺ (Enzensberger 1997a: 28). Die Erzählhaltung des Spiegel sei
ʺeine skeptische Allwissenheit, die an allem zweifelt außer sich an selbstʺ (ebenda: 29).
4. Kurzportraits der vier Nachrichtensites 104
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Site differenziert sich durch ʺStimmeʺ. Die zentralen Elemente des Spiegel‐Stils hat die Site
aus dem Magazin übernommen und den Zwecken des tagesaktuellen Online‐Journalismus
angepasst. Der narrative Stil erlaubt Spiegel Online eine spannungs‐ und interpretationsrei‐
che Berichterstattung. Er kann als ʺQualitätsboulevardʺ beschrieben werden (vgl. Abschnitt
3.2). Das Stilmittel erfordert auch die richtige Dosierung, um nicht überzogen zu wirken.
Der narrative Stil hilft dem Angebot im Online‐Umfeld, sich von den nachrichtlichen An‐
geboten der Portale abzuheben. Er führt zu einer sehr hohen Leserbindung und passt zur
Marke Spiegel. Er versammelt auch online ein breiteres Segment des Qualitätspublikums
und positioniert die Site damit angemessen für die zu erwartende Vielfalt in diesem Markt.
Die Site hat die Erwartungen des Publikum auch mitgeprägt. Als Marktführer profitiert die
Site nun erheblich von Netzwerkeffekten im Lesermarkt. Spiegel Online ist das ʺReferenz‐
mediumʺ.
In besonders verdichteter Form findet sich der Stil in den Schlagzeilen auf der Einstiegs‐
seite. Diese Schlagzeilen sollen daher auf ihre Narrativität und die typischen rhetorischen
Figuren dieses Stils hin untersucht werden. Dabei vermutet der Autor, dass sich die Site auf
ihrer Einstiegsseite narrativer inszeniert, als es der Durchschnitt ihrer Texte ist.
(1) Spiegel Online hebt sich von den drei anderen Nachrichtensites durch eine stärke‐
re Nutzung des narrativen Stils in den Schlagzeilen ab.
(2) Dabei inszeniert sich die Site in ihren Schlagzeilen besonders narrativ, während
der Textkorpus im Schnitt weniger stark von diesem Stil geprägt ist.
(3) Spiegel Online ist bei der Schnelligkeit der Berichterstattung genauso schnell wie
die Netzeitung.
(4) Spiegel Online stützt sich zu einem geringen Teil auf die Print‐Ressourcen des
Hauses, indem es einige Texte aus dem Magazin übernimmt und von Print‐
Autoren anfertigen lässt.
4. Kurzportraits der vier Nachrichtensites 105
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
(5) Der strategische Hintergrund der journalistischen Leistungspolitik von Spiegel
Online ist eine Zielgruppenstrategie in Kombination mit hoher Reichweite. Die
Site versucht, mit ihrem narrativen Auftreten ein klar differenziertes Angebot zu
machen und so ihre Aggregationsleistung in einem breiteren Qualitätssegment
des Publikums zu maximieren.
Die Netzeitung positioniert sich als schnelle Nachrichtensite mit dem Qualitätsanspruch
einer zurückhaltend‐neutralen Berichterstattung. Sie will Schnelligkeit mit dem Gestal‐
tungsansatz eines ʺkritischen, unabhängigen und BBC‐ähnlichen Journalismusʺ verbinden,
so Chefredakteur Dr. Michael Maier.
Schnelligkeit sei ein langfristiges Alleinstellungsmerkmal, betont Maier. Zwar sei Haupt‐
konkurrent Spiegel Online inzwischen auch schnell − ʺWir aber sind verlässlich schnell.ʺ
Die Site verortet sich mit ihrem journalistischen Qualitätsanspruch im Umfeld der geho‐
benen Tageszeitungen. Die Site habe ʺZeitungsprofilʺ, sie sei ʺeine Tageszeitung, die nur im
Internet erscheintʺ. Maier sieht die Site als neutral‐unabhängig berichtende Stimme im Um‐
feld einer häufig tendenziös berichtenden überregionalen Qualitätstagespresse. Die FAZ hat
die Netzeitung für diesen ihrer Auffassung nach überzogenen journalistischen Anspruch
kritisiert (vgl. Niggemeier 2004).
Die Netzeitung ist stark nachrichtlich orientiert. Ihre Berichterstattung besteht aus einer
Vielzahl kurzer, nachrichtlicher Texte. Maier betont jedoch, es gebe immer wieder auch In‐
terviews, Kommentare und eigenrecherchierte Texte. Ein viel beachtetes Format ist die Hy‐
pertextkolumne ʺAltpapierʺ.
Die Netzeitung kann auf keine Ressourcen aus einem Mutterhaus zurückgreifen. Sie be‐
schäftigt rund 20 Redakteure (Impressum Stand 09/2004), sie verfügt über keine Korres‐
pondenten und bezieht eine eingeschränkte Zahl von Nachrichtenagenturen (vgl. Maier
2004).
Neben der Nachrichtensite entwickelt die Netzeitung ein Geschäft als Nachrichten‐
dienstleisterin für andere Medienunternehmen. Sie beliefert mehre Radiosender, Zeitungen
und Videotext‐Anbieter mit journalistischen Inhalten.
4. Kurzportraits der vier Nachrichtensites 106
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Die Netzeitung ist im Besitz ihres Chefredakteurs Michael Maier und des Medienunter‐
nehmers Ralf‐Dieter Brunowsky. Die Site arbeitet bislang defizitär (vgl. Niggemeier 2004).
Ihren Hauptmitbewerber sieht sie in Spiegel Online.
Die Netzeitung positioniert sich als nachrichtliches Komplementärangebot zum häufig
narrativen Auftreten von Spiegel Online. Angesichts ihrer verhältnismäßig niedrigen Reich‐
weite setzt die Netzeitung auf die Strategie der Produktionskostenführerschaft. Sie nutzt den
Kostenvorteil des nachrichtlichen Stils und erhebt dessen geringe Narrativität zum Diffe‐
renzierungsansatz. Der Ansatz der Schnelligkeit basiert auf einer besonders nah am Nach‐
richtenstrom gelagerten Arbeitsweise in Kombination mit der technischen Ressource eines
leicht zu handhabenden Redaktionssystems. Auf diese Weise rahmt die Netzeitung ihren
Ansatz der Produktionskostenführerschaft mit zwei Differenzierungsansätzen im Leser‐
markt, die der Nachfrage nach einem aktuellen, raschen Nachrichtenüberblick entgegen‐
kommen. Welche Marktposition die Netzeitung innerhalb der Nachrichtensites anstrebt, ist
unklar. Sie steht als nachrichtliches Angebot auch in enger Konkurrenz mit den Portalen.
Im Werbemarkt strebt die Netzeitung danach, ihren Umsatz mit einer Niedrigpreisstra‐
tegie und hohe Auslastung rasch zu maximieren. Um vom reinen Nachrichtensite‐Geschäft
unabhängiger zu werden, strebt die Site eine Diversifikation ins Nachrichtendienstleister‐
geschäft an. Dabei eignet sich der Stil der Netzeitung mit seiner nachrichtlichen Haltung gut
für eine Zweitauswertung in anderen Publikationen.
In der Inhaltsanalyse wird es insbesondere darum gehen zu quantifizieren, wie stark
nachrichtlich und wenig narrativ die Schlagzeilen und Inhalte der Netzeitung tatsächlich
sind. Zudem ist zu klären, ob die Netzeitung tatsächlich messbar und durchgängig schneller
Eilmeldungen abzusetzen vermag. Ermittelt werden soll auch, ob die Netzeitung ihre
Schnelligkeit und Nachrichtlichkeit durch einen höheren Rhythmus von neuen Schlagzeilen
auf der Einstiegsseite betont.
4. Kurzportraits der vier Nachrichtensites 107
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
(1) Die Netzeitung ist in ihrer Schlagzeilenrhetorik das nachrichtlichste Angebot un‐
ter den vier untersuchten Sites.
(2) Die Netzeitung ist unter allen untersuchten Sites die schnellste bei der Vermel‐
dung zentraler Ereignisse in Eilmeldungen.
(3) Der strategische Hintergrund der journalistischen Leistungspolitik der Netzeitung
ist, dass die Site ihre Strategie der Produktionskostenführerschaft mit den Diffe‐
renzierungsansätzen der Nachrichtlichkeit und der Schnelligkeit verknüpft.
FAZ.net ist die aktuelle Online‐Präsenz der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das ursprüng‐
liche Konzept des erst im Januar 2001 gestarteten Angebots sah vor, ein eigenständiges On‐
line‐Angebot mit eigenständiger rund 30‐köpfiger Online‐Redaktion zu erstellen. Diesen
Ansatz hat das Zeitungshaus im Herbst 2002 aufgegeben. Statt dessen erstellen nun rund 15
Redakteure in enger Zusammenarbeit mit der Print‐Redaktion ein Angebot, in dem Auszü‐
ge aus der Zeitung um aktuelle Inhalte ergänzt werden.
FAZ.net positioniert sich als ʺNetz der klugen Köpfeʺ. Dem Markenerbe des Muttermedi‐
ums verpflichtet strebt die Site ein eng umrissenes Qualitätspublikum aus Höhergebildeten
und Entscheidern an. Die Site verfolgt eine enge Zielgruppenstrategie und hat eine verhält‐
nismäßig niedrige Reichweite. Bislang fällt es der Site schwer, mit diesem Profil im Online‐
Werbemarkt hohe Umsätze zu erzielen. Die Site verfolgt daher vorerst vornehmlich die Zie‐
le der Eigenwerbung für die Zeitung, der Wahrung des Marktzutritts und der Verteidigung
des Rubrikenanzeigengeschäfts.
In ihrem journalistischen Stil möchte die Online‐Redaktion an den Stil der Zeitung und
deren eigenständigen Tonfall anknüpfen. Redaktionsleiter Kai Pritzsche sagt, dass dies ge‐
stützt auf die Print‐Ressourcen und die Print‐Redakteure auch möglich sei.
Die FAZ hat nie beherzt nach dem Markt für Online‐Nachrichten gegriffen (vgl. Becker
2003). Ihr später Start, interne Interessenkonflikte, Erfahrungsrückstände und das Marken‐
4. Kurzportraits der vier Nachrichtensites 108
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
erbe haben es der Site erschwert, eine für die Werbefinanzierung aussichtsreiche Position
zu erreichen. FAZ.net ist daher nun vornehmlich ein PR‐Auftritt für die FAZ und eine stra‐
tegische Investition. Die Site ist ein Online‐Ableger in Abwartehaltung.
Die Site kann zum Teil sehr fruchtbar die Print‐Ressourcen in den Online‐Auftritt integ‐
rieren und dort präsentieren. Ihr gelingt es aber nicht, diese Print‐Inhalte um ein eigenstän‐
diges, profilstarkes Online‐Angebot zu ergänzen. Die aktuellen Texte der Site sind deutlich
nachrichtlicher als die Print‐Texte. Die Print‐Ressourcen liegen häufig zum falschen Zeit‐
punkt vor. Bei der Schnelligkeit liegt FAZ.net hinter den führenden Sites zurück. In der In‐
szenierung einer eigensinnig narrativen Haltung in den zentralen Schlagzeilen liegt sie
deutlich hinter Spiegel Online.
(1) FAZ.net inszeniert sich in den Hauptschlagzeilen weniger narrativ als Spiegel On‐
line, obwohl der Artikelkorpus mit seinen Print‐Inhalten insgesamt narrativer als
der von Spiegel Online ist.
(2) Die Texte der Online‐Redaktion sind im Schnitt deutlich nachrichtlicher als die
Print‐Inhalte.
(3) Der strategische Hintergrund der journalistischen Leistungspolitik von FAZ.net
ist die Position der Site als Online‐Ableger in Abwartehaltung. Die Site hat als
ʺNetz der klugen Köpfeʺ vorerst keine aussichtsreiche Position für eine Werbefi‐
nanzierung errungen, wartet die Marktentwicklung ab und dient vornehmlich
als Aushängeschild der FAZ.
Bei tagesschau.de setzt Redaktionsleiter Jörg Sadrozinski einerseits auf die Seriosität, Neut‐
ralität und Glaubwürdigkeit, wie sie vom TV‐Format bekannt ist. Hierdurch möchte er das
Angebot klar gegenüber dem Hauptkonkurrenten Spiegel Online abgrenzen.
Andererseits soll der klassische ARD‐Stil durch leicht narrative Elemente behutsam auf‐
gelockert werden. In einer Fernsehmetapher gesprochen solle die Site gerade in den Artikel‐
Einleitungen einen ʺetwas moderierterenʺ Tonfall als die sehr zurückhaltende 20‐Uhr‐
Ausgabe der tagesschau anschlagen. Das Angebot orientiere sich stärker an den moderierten
4. Kurzportraits der vier Nachrichtensites 109
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Nachmittagssendungen als an der verlesenen 20‐Uhr‐Ausgabe. Sadrozinski möchte sich so
den Lesegewohnheiten des jüngeren Online‐Publikums zuwenden, ohne Ältere zu verprel‐
len oder die Qualitätskriterien des Nachrichtenjournalismus zu verletzen.
Eine wichtige Quelle für die Site sind die Beiträge von Hörfunk‐ und Fernsehkollegen im
In‐ und Ausland. Die Site übernimmt diese sowohl in audiovisueller als auch in Textform.
Es gehöre zum Programmauftrag der Site, die Nachrichteninhalte der ARD orts‐, zeit‐ und
geräteunabhängig bereitzustellen, so Sadrozinski. Wo immer möglich würden daher audio‐
visuelle Inhalte eingebunden. Er betont, dass die Site zugleich als eigenständiges Angebot
eigene Themen setze und eigene Recherchen durchführe.
Mittelfristig strebe tagesschau.de die Spitzenposition unter den deutschen Nachrichtensites
an. Die Site wolle Spiegel Online überholen. Das Angebot beschäftigt 21 Redakteure, die
rund um die Uhr auch die Nachrichten im ARD‐Text betreuen.
(Siehe hierzu auch die Mini‐Fallstudie in Anhang I.)
tagesschau.de strebt danach, an Traditionen und Erfolg der ARD‐Nachrichtenformate an‐
zuknüpfen und zugleich die Erfolgsstrategie von Spiegel Online in abgemilderter Form auf‐
zunehmen. Das Angebot verhält sich damit so, wie es in der Debatte um die Konvergenz
von öffentlich‐rechtlichen und kommerziellen Angeboten diskutiert wurde (vgl. Schatz
1994a). taggeschau.de geht einen Mittelweg zwischen der nüchternen 20‐Uhr‐Ausgabe der
tagesschau und der gesteigerten Narrativität von Spiegel Online. Auf diese Weise versucht
die Site, ihr Markenerbe mit dem Ziel der Marktführerschaft zu kombinieren. Sie setzt dar‐
auf, dass auch mit einer geringeren Narrativität sehr hohe Reichweiten erzielen zu können.
Anders als ihre Mitbewerberinnen kann die Site in großem Umfang auf AV‐Inhalte
zugreifen. In der Inhaltsanalyse soll geprüft werden, in welchem Umfang die Site AV‐
Inhalte anbietet und ob sich eine gering dosierte Narrativität in ihren Hauptschlagzeilen ab‐
lesen lässt.
(1) tagesschau.de verweist am häufigsten auf zu den Artikeln passende eigene AV‐
Inhalte.
(2) Die Schlagzeilenrhetorik von tagesschau.de ist geprägt von einer Narrativität, die
zwischen Spiegel Online und der Netzeitung liegt.
(3) tagesschau.de kann Eilmeldungen häufig nicht so schnell absetzen wie ihre Mit‐
bewerber.
(4) Der strategische Hintergrund der journalistischen Leistungspolitik von tages‐
schau.de ist, dass die Site die Reichweitenführerschaft anstrebt und zugleich den
öffentlich‐rechtlichen Traditionen verpflichtet ist.
5. Die Methoden der Arbeit 111
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
In diesem Kapitel werden die Methoden der empirischen Analyse erläutert. Die Arbeit
stützt sich zur Betrachtung der Hauptschlagzeilen und des Artikelkorpus auf die quantita‐
tive Inhaltsanalyse. Die Berichterstattung zu einem Ereignis wird mit Hilfe der von Lutz
Hagen entwickelten Methode zur Messung der Informationsqualität von Nachrichten in
Kombination mit einer qualitativen Textanalyse untersucht. Das Kapitel erörtert die Fähig‐
keiten, Grenzen und Qualitätskriterien der Methoden.
Die quantitative Inhaltsanalyse ist ʺeine empirische Methode zur systematischen, inter‐
subjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mittei‐
lungenʺ (Früh 2001: 25). Ihr Ziel ist es, Medieninhalte mit einer bestimmten forschungslei‐
tenden Perspektive klassifizierend zu beschreiben und so deren Komplexität zu reduzieren
(vgl. Früh 2001: 39). Den Inhalten werden von einem oder mehreren Codierern mit Hilfe
der Schablone eines Kategoriensystems numerische Werte zugewiesen.
Leistungsfähigkeit und Grenzen der quantitativen Inhaltsanalyse sind seit Etablierung
der Methode Gegenstand zahlreicher Diskussionen gewesen. Dabei geht es insbesondere
um die Frage, welcher Art die Medieneigenschaften sein können, die quantifizierend erfasst
werden. Typisch für diese Diskussion ist die viel zitierte Auseinandersetzung zwischen
Siegfried Kracauer und Bernhard Berelson Anfang der 50er Jahre (vgl. Früh 2001: 217f).
Kracauer kritisierte damals, die Inhaltsanalyse könne nur die äußerlichen, vordergründigen
5. Die Methoden der Arbeit 112
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Inhalte erfassen, die subtileren Bedeutungen blieben ihr verschlossen. Berelson bestätigte
die Kritik, in dem er sagte, die Inhaltsanalyse könne nur explizit und unvermittelt gemeinte
Bedeutungen, den ʺmanifestenʺ Textinhalt, beschreiben. Berelson meinte, die Inhaltsanalyse
sei weitgehend auf den Typus ʺSachberichtʺ beschränkt, in dem die gemeinte Bedeutung of‐
fen ausgesprochen und von jedem Leser gleich interpretiert werde. Latente Bedeutungen
seien der quantitativen Inhaltsanalyse nicht zugänglich.
Die heutige Forschung nimmt einen anderen Standpunkt ein. Kriterium für die Codier‐
barkeit von Medieninhalten ist nicht die direkte, explizite Formulierung der gemeinten Be‐
deutung. Vielmehr seien, so Werner Früh, prinzipiell alle Inhaltsaspekte codierbar, ʺdie sich
intersubjektiv evident beschreiben lassen, so dass verschiedene Personen dieselben Passa‐
gen übereinstimmend interpretierenʺ (vgl. Früh 2001: 108). Die quantitative Inhaltsanalyse
könne daher durchaus mehr, als nur äußerliche, ohne viel Sprachkompetenz erkennbare
Merkmale zu erfassen.
Es ist zulässig, die Interpretationsleistung der Codierer für die quantitative Inhaltsanalyse
zu nutzen. Die Untersuchung muss darauf ausgerichtet sein, ʺdas Interpretationspotenzial
optimal zu nutzen, aber gleichzeitig durch die offen gelegte Definition eines ʹInterpretati‐
onskorridorsʹ zu kontrollierenʺ (Früh 2001: 105). Die Kontrolle soll dabei durch präzise und
praktikable Definitionen der Analysekategorien im Codebuch sichergestellt werden.
Vertreter des quantitativen Ansatzes, wie Früh, bestreiten jedoch nicht, dass die Kontrolle
dieses Interpretationskorridors äußert schwierig ist. Die quantitative Inhaltsanalyse ist hier
mit einem Zielkonflikt konfrontiert. Wertet sie nur ʺharteʺ Faktoren aus, die auf der syntak‐
tischen oder der denotativ‐semantischen Ebene erfassbar sind, so wird eine Vielzahl rele‐
vanter Inhaltsaspekte nicht erfasst. Nutzt der Forscher zu viele ʺweicheʺ Faktoren oberhalb
dieser Ebene, so verliert die Analyse möglicherweise an Validität (vgl. Früh 2001: 115f; Mer‐
ten/Großmann 1996: 75).
Beim Festlegen der Kategorien muss der Autor daher stets zwischen Reliabilität und Va‐
lidität abwägen: Weder ist es sinnvoll, mit hoher Verlässlichkeit einzig Oberflächlichkeiten
zu messen, noch ist es sinnvoll, allein hochinteressante Konstrukte mit zweifelhafter Ver‐
lässlichkeit zu erfassen. Aus diesem Grunde rät Früh zu einer Kombination von harten und
weichen Faktoren (vgl. Früh 2001: 116).
Diesen Vorschlag nimmt die vorliegende Untersuchung auf. So wird beispielsweise die
ʹweicheʹ Kategorie der Narrativität der Schlagzeilen durch die ʹharteʹ Kategorie der in den
Schlagzeilen verwendeten Stilmittel konkretisiert.
5. Die Methoden der Arbeit 113
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Kern der quantitativen Inhaltsanalyse ist das Kategorienschema. Es expliziert die zu mes‐
senden Dimensionen und Aspekte in einem Codebuch. Es soll theoretisch abgeleitet, trenn‐
scharf und vollständig in Bezug auf die Fragestellung sein (vgl. Merten 1995: 98f). Die Kate‐
gorien wurden daher in Kapitel 3 abgeleitet oder stützen sich auf etablierte Definitionen.
Die Untersuchung konzentriert sich dabei bewusst auf wenige Aspekte. Das Codebuch ist
in Anhang II beigefügt.
Qualitätskriterien der Inhaltsanalyse sind neben der Relevanz der Ergebnisse die Reliabi‐
lität (Verlässlichkeit) und die Validität (Gültigkeit). Die Reliabilität bemisst die Präzision
und unmissverständliche Beschreibung des methodischen Instrumentariums sowie dessen
korrekte Anwendung. Kriterium für die Reliabilität ist die Reproduzierbarkeit inhaltsanaly‐
tischer Ergebnisse. Eine hohe Reliabilität liegt vor, wenn verschiedene Codierer, welche mit
dem gleichen Codebuch die gleichen Texte codieren, zu den gleichen Resultaten gelangen
(vgl. Bonfadelli 2002: 90). Die Reliabilität bemisst zugleich auch die Intersubjektivität bzw.
Objektivität der Untersuchung (vgl. Groeben/Rustemeyer 1994: 319).
Bei einer Inhaltsanalyse, die − wie in diesem Fall − von einem Codierer durchgeführt
wurde, lässt sich die Intracoder‐Reliabilität bestimmen. Sie wird ermittelt, indem man die
Übereinstimmung von Codierergebnissen testet, die mit einigem Zeitabstand entstanden
sind. Die erste Codier‐Runde erfolgte zwischen dem 18. Mai und dem 5. Juni 2004. Zur Ü‐
berprüfung wurden vom 19. bis 21. Oktober 2004 die besonders wichtigen Fragen 10 und 11
des ersten Teils sowie 6 und 7 des zweiten Teils noch einmal vollständig neu codiert. Auf
diese Weise sollten auch Lern‐ und Gewöhnungseffekte im Zuge der Anfertigung der Ar‐
beit überprüft werden. Der Reliabilitätstest wird hier für jede der überprüften Kategorien
aufgelistet (vgl. Lauf 2001). Angegeben ist jeweils der Prozentsatz der in beiden Runden
übereinstimmend codierten Werte:
Kategorie Übereinstimmung
I.10 94%
I.11 95%
II.6 89%
II.7 86%
Ein Koeffizient von 75 bis 85 Prozent gilt als gut (vgl. Früh 2001: 181). Die Ergebnisse sind
von hoher Intracoder‐Reliabilität. Letztlich ist nie ganz auszuschließen, dass bei der Stilbe‐
wertung der Standpunkt des Codierers einfließt. Ein anderer Codierer hätte bestimmte
5. Die Methoden der Arbeit 114
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Grenzen möglicherweise an anderer Stelle gezogen. Damit wären Beurteilungen mögli‐
cherweise anders ausgefallen − nicht aber die Beurteilung des Verhältnisses der Sites zuein‐
ander. Die Analyse durch nur einen Codierer stellt sicher, dass alle Inhalte nach demselben
Gradmesser beurteilt wurden. Ziel der Inhaltsanalyse muss vor allem auch sein, dass die
Ergebnisse durch einen kontrollierten Forschungsprozess intersubjektiv nachvollziehbar
sind (vgl. Büscher 1996: 122).
Die Validität bezieht sich auf die Frage, ob der Forscher mit seinem methodischen In‐
strumentarium auch tatsächlich misst, was er messen will. Hiermit ist das Problem ange‐
sprochen, ob die anvisierten theoretischen Konstrukte angemessen sind und wesentliche
Aspekte der Fragestellung erfasst werden (Früh 2001: 108). Zur Validität gehört auch, dass
die inhaltsanalytischen Befunde brauchbar sind für die konkreten, wissenschaftlichen Zu‐
sammenhänge (vgl. ebenda: 185). Validität ist sicherzustellen, indem die Kategorien klar
beschrieben, trennscharf und soweit möglich theoretisch abgeleitet wurden (vgl. Bonfadelli
2002: 89). Erst valide Konstrukte begrenzen präzise den Interpretationskorridor (vgl. Mer‐
ten/Großmann 1996: 77) und erlauben eine verlässliche Codierung.
Gerade bei der Kategorie der Narrativität könnte bezweifelt werden, ob es möglich ist, sie
mit hoher Reliabilität und Validität zu erfassen. Die Kategorie umfasst nicht nur die seman‐
tische, sondern im Sinne der Zeichentheorie von Charles W. Morris auch die pragmatische
Ebene. In der Tat hatte der Codierer häufig schwierige Abwägungsentscheidungen zu tref‐
fen. Bei einer dreistufigen Narrativitätsskala, mag häufig strittig sein, ob eine Stufe höher
oder niedriger angemessener gewesen wäre. Darüber hinaus differierende Standpunkte er‐
scheinen aber eher unwahrscheinlich.
Autoren anderer Inhaltsanalysen hielten mindestens ebenso komplexe Konstrukte, wie
beispielsweise das der Ironie, für extrahierbar (vgl. Flieger 1992). Der nachrichtliche Stil und
Abweichungen davon waren in der Vergangenheit häufig Gegenstand quantitativer In‐
haltsanalysen, so beispielsweise der von Klaus Schönbach zur Trennungsnorm (Schönbach
1977). Auch Jürgen Wilke und Bernhard Rosenberger haben quantativ‐inhaltsanalytisch
den nachrichtlichen Stil von Agenturen bewertet (vgl. Wilke/Rosenberger 1991). Werner
Früh hält es für unproblematisch, die ʹUnterhaltungsfunktionʹ von Medieninhalten auf einer
dreistufigen Skala zu messen (vgl. Früh 2001: 207).
Die quantitative Inhaltsanalyse steht stets an der Schwelle, Bedeutungsvielfalt leichtfertig
zu reduzieren und sich auf vermeintliche lexisch‐semantische und syntaktische Eindeutig‐
keit zurückzuziehen. Doch gibt es zu dieser Methode keine Alternative, wenn man Publika‐
tionen außerhalb von Einzelbeispielen systematisch beschreiben will. Verfechter des quanti‐
5. Die Methoden der Arbeit 115
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
tativen Ansatzes merken zurecht an, dass die Analyse von Einzelbeispielen lediglich ein a‐
nekdotischer Beweis (vgl. Riffe et al. 1998: 20), lediglich eine plausible Spekulation (vgl.
Früh 2001: 72) sei. Bei der quantitativen Inhaltsanalyse geht es darum, im Bewusstsein des
Spannungsverhältnisses von Systematik und angemessener Annäherung einen gangbaren
Mittelweg zu finden (vgl. Groeben/Rustemeyer 1994: 317). Hier zeigen sich die Grenzen der
quantitativ‐wissenschaftlichen Beschreibbarkeit von journalistischen Inhalten überhaupt.
Ziel dieser Inhaltsanalyse ist die Deskription und der Strukturvergleich der publizierten
journalistischen Inhalte. Von diesen Ergebnissen soll dabei auf die Strategien der Kommu‐
nikatoren und die Reaktionen der Leser geschlossen werden. Eine solche Konstruktion ist
gängig und unproblematisch (vgl. Bonfadelli 2002: 94). Es ist im Rahmen einer Inhaltsana‐
lyse grundsätzlich zulässig, dem Kommunikator zielgerichtetes Handeln zu unterstellen
und durch deutende Beschreibung seine Intentionalität zu bestimmen (vgl. Büscher 1996:
47/115f). Inhalte finden neben einer unterschiedlichen Interpretation immer auch eine ge‐
meinsame Deutung, weshalb es möglich ist, von Inhalten auf ihre Wirkung zu schließen
(vgl. Hagen 1995: 40f). Es ist zulässig, einen ʺidealen Kommunikationsteilnehmerʺ anzu‐
nehmen und eine bestimmte Wirkung zu unterstellen (vgl. Büscher 1996: 116). Ohne zusätz‐
liche Validierung sind Aussagen über die Wirkung von Texten jedoch als Hypothesen an‐
zusehen (vgl. ebenda: 118). Aus diesem Grunde wurden in Kapitel 3 für die Fragestellung
wichtige Ergebnisse aus der Rezipientenforschung eingeführt.
Inhaltsanalysen wurden in der Vergangenheit häufig benutzt, um die Frequenz bestimm‐
ter Inhaltsphänomene zu ermitteln, wie etwa bei Melanie Katschinski: ʺHypothese: Die Ku‐
lissen der Hauptnachrichtensendungen von RTL, Sat1 und Pro Sieben sind unterschiedlich
gestaltetʺ (vgl. Katschinski 1999: 84). Kommentatoren haben kritisch angemerkt, dass bei
derartigen Frequenzanalysen nur selten von theoretischen Konstrukten ausgegangen wur‐
de beziehungsweise die Ergebnisse nur selten in Theorien überführt wurden (vgl. Riffe et
al. 1998: 19). Die vorliegende Analyse versucht dagegen durchaus, den Einfluss der gemes‐
senen Unterschiede theoretisch begründet zu erklären. Es geht darum, den Einfluss von
journalistischem Stil und Aktualität der vier Nachrichtensites auf den Erfolg der vier Sites
zumindest näherungsweise zu bestimmen. Hier dienen die drei Sites neben Spiegel Online
als Testgruppe, um die unabhängigen Variablen zu variieren (vgl. ebenda: 39). Dabei unter‐
scheiden sich die Sites in weit mehr als den gemessenen Eigenschaften, weshalb der Ein‐
fluss nicht genau geklärt, sondern nur plausibel beschrieben werden kann. Insbesondere
die Netzwerk‐ und Gewöhnungseffekte, von denen Spiegel Online profitiert, können nicht
erfasst werden.
5. Die Methoden der Arbeit 116
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
An dieser Stelle soll kurz auch die Art der verwendeten Hypothesen erörtert werden.
Hypothesen sind explizite Aussagen über den Zusammenhang zweier Variablen (vgl. e‐
benda: 36). Häufig folgen Hypothesen einer ʺwenn‐dannʺ‐ oder ʺje‐destoʺ‐Systematik (vgl.
Bortz/Döring 1995: 7). Auch die Kernhypothesen dieser Arbeit entsprechen diesem Schema.
Dem Autor erscheint es im Rahmen von Inhaltsanalysen aber auch notwendig, Hypothesen
zu formulieren, die lediglich die Frequenz einer Variablen bei einem publizistischen Ange‐
bot benennen. Hierbei handelt es sich um eine Hypothese, bei der die unabhängige Variable
lediglich nominal skaliert ist. Derart einfache Hypothesen sind erforderlich, wenn man ein‐
zelne Publikationen charakterisieren möchte.
Für die hier vorliegende Inhaltsanalyse wurden die vier zentralen Schlagzeilen der Sites
über acht Tage hinweg von Dienstag, dem 20. April, 0:00 Uhr, bis Dienstag, dem 27. April
2004, 23:59 Uhr, auswertet. Zu diesem Zweck wurden die Einstiegsseiten alle fünf Minuten
mit Hilfe der kommerziellen Software Offline Explorer Pro 3.1 lokal auf einer Festplatte ge‐
speichert. So entstanden über 8.000 Einzelaufnahmen der Einstiegsseiten. Zusätzlich wurde
jeweils um Mitternacht die gesamte frei zugängliche textjournalistische Tagesproduktion
der Sites gespeichert. Diese Speicherroutine bildete die Grundlage für die Auswertung der
Tagesproduktion vom 20. April. Der Überwachungszeitraum und der Tag für die Überprü‐
fung der Tagesproduktion wurden zufällig ausgewählt.
In der Vergangenheit wurden bei Inhaltsanalysen häufig der Zeitraum von ein bis zwei
Wochen als ausreichend angesehen (Flüger 1992: 205). Der Zeitraum der Analyse der
Schlagzeilen ist damit ausreichend. Die Auswertung von nur einer Tagesproduktion ist den
beschränkten Ressourcen einer Dissertation geschuldet. Doch erscheint dieser einge‐
schränkte Untersuchungszeitraum ressourceneffizient, weil von einer Kontinuität des re‐
daktionellen Programms auszugehen ist. Dies zeigt bereits die relativ konstante Zahl der
wochentäglichen Schlagzeilen. Die Ergebnisse aus der Analyse der Tagesproduktion sind
daher vorsichtig verallgemeinerbar, aber nicht im klassischen Sinne repräsentativ. Für eine
Beschreibung der Publikationen schien jedoch die Kombination beider Teile unerlässlich.
Die Analyseeinheit der Inhaltsanalyse (vgl. Riffe et al. 1998: 59; Merten 1995: 149) besteht
im ersten Teil aus der Schlagzeile und im zweiten Teil aus dem einzelnen Artikel und den
dazugehörigen Hyperlinks.
Die Skalen dieser Inhaltsanalyse sind nahezu ausschließlich nominal skaliert. Lediglich
die Kategorien I.11 und II.7 sind ordinal skaliert (vgl. Riffe 1998: 70f).
Eine erste Version des Codebuchs wurde im April 2004 entwickelt und in mehreren Test‐
codierungen verbessert.
5. Die Methoden der Arbeit 117
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
In Kategorie 10 des ersten Teils der Analyse wurden all jene Stilmittel aufgeführt, bei de‐
nen eine Nähe zum narrativen Journalismus vermutet wurde. Sie basiert auf den kommu‐
nikationswissenschaftlichen Arbeiten von Lüger 1995, van Dijk 1988, Herchet 1995, Büscher
1996, Kepplinger 2001, de Knop 1987, Kurz et al. 2000, Kroppach 1976, Mittelberg 1967 so‐
wie Sowinski 1999. Die Beschreibung journalistischer Darstellungsformen in Kategorie 6
des zweiten Teils stützt sich auf Weischenberg 2001, Weischenberg 1995 und Russ‐Mohl
2003.
Für die statistische Analyse wurde zunächst mit Hilfe des Kolmogorov‐Smirnov‐Anpas‐
sungs‐Tests sichergestellt, dass die Daten normalverteilt sind. Dieses konnte bestätigt wer‐
den, so dass für anschließende Betrachtungen parametrische Testverfahren angewendet
werden konnten. Mittels der Pearson‐Korrelation wurden die Parameter/Daten auf signifi‐
kante Zusammenhänge geprüft, wobei die Annahme eines lineareren Zusammenhangs
zugrunde gelegt wurde. Die Glockenkurve wurde als non‐linearer Fit durch statistische
Annäherung an die Gauß‐Funktion bestimmt. Alle Berechnungen wurden mit SPSS 11.5 für
Windows durchgeführt.
Für die Detailanalyse der Berichterstattung der Sites über die Ankündigung Tony Blairs
wird die von Lutz Hagen vorgeschlagene Methode zur Messung der Informationsqualität
von Nachrichten (vgl. Hagen 1995) in Kombination mit einer behutsamen qualitativen
Textanalyse verwendet.
Hagen hat vorgeschlagen, die Informationsqualität von Nachrichten unter anderem als
die Vollständigkeit der vermeldeten Details zu operationalisieren. Hagen schlägt vor, die
Einzelheiten der Berichterstattung verschiedener Anbieter tabellarisch zu vergleichen (vgl.
Hagen 1995: 143). Er nennt die Details der Berichterstattung der linguistischen Terminolo‐
gie folgend Makropropositionen. Indem er die jeweils gemeldeten Makropropositionen
auszählt, erhält er den ʺVollständigkeitsgradʺ der jeweiligen Berichterstattung, den er als
einen Maßstab für die Informationsqualität verwendet. Hagens Methode ist von anderen
Forschern aufgegriffen worden (vgl. Scharf/Stockmann 1998).
Hagen schlägt darüber hinaus vor, den Makropropositionen anhand eines Kriterienkata‐
logs Relevanzkoeffizienten zuzuweisen und so einen ʺRelevanzindexʺ der jeweiligen Be‐
richterstattung zu errechnen (vgl. ebenda: 100/143). Bezogen auf faktische Ereignisse, wie
5. Die Methoden der Arbeit 118
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
sie bei Hagen im Vordergrund standen, mag dies angemessen sein. Für das in dieser Unter‐
suchung analysierte Ereignis erscheint es praktikabler, zunächst die Vollständigkeit der Be‐
richterstattung zu ermitteln und die Relevanz der Makropropositionen im Text zu erörtern.
Zusätzlich zu Hagens Methode sollen die Texte behutsam qualitativ analysiert werden.
Dabei orientiert sich der Autor an der qualitativ‐heuristischen Textanalyse nach Gerhard
Kleining (Kleining 1994). Diese Methode systematisiert qualitative Such‐ und Findeverfah‐
ren, wie sie in vielen Wissenschaftsrichtungen, aber auch im Alltag erfolgreich verwendet
werden. Der Erkenntnisprozess kommt durch dialogisches ʺBefragenʺ in Gang und wird
dadurch in Bewegung gehalten. Dieses Befragen geht schließlich in Hinterfragen und Kritik
über. Kleining schlägt vor, den Text durch Beobachtung und Experiment zu analysieren.
Dabei solle das Vorverständnis durch nicht kongruente Informationen überwunden, der
Forschungsgegenstand als nicht vollständig bekannt angesehen, die Perspektiven maximal
strukturell variiert werden (vgl. Kleining 1994: 23ff).
Qualitätskriterium dieser Methode ist die intersubjektive Nachprüfbarkeit der Ergebnis‐
se. Reliabilität ist gewährleistet, wenn jeder Datensatz die Analyse bestätigt (vgl. ebenda:
45). Die Validität der Ergebnisse ist auf das Feld beschränkt, zu ʺdem strukturelle Bezüge
vorhanden sindʺ (vgl. ebenda). Die Reichweite der Ergebnisse und ihre Generalisierbarkeit
sind somit begrenzt und daher stets anzugeben. In vorliegenden Fall sind die Ergebnisse
der Analyse streng genommen auf den untersuchten Fall begrenzt. Verallgemeinerungen
sind somit als Hypothesen anzusehen.
Die Arbeit konzentriert sich bei dieser Detailanalyse auf einen Fall, weil es auf diese Wei‐
se möglich ist, alle Texte der Berichterstattung im Anhang beizufügen und das Beispiel ge‐
nauer zu erörtern. Die umfassende Untersuchung der Berichterstattung einer ganzen Wo‐
che würde die Ressourcen dieser Arbeit weit übersteigen.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 119
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
In diesem Kapitel werden die Hypothesen der Arbeit zur Narrativität und Schnelligkeit
der Berichterstattung sowie jene über die Eigenart der einzelnen Publikationen empirisch
überprüft.
Die Schnelligkeit der Berichterstattung wird in dieser Arbeit operationalisiert als die Ge‐
schwindigkeit, mit der die Sites ihre Leser über zentrale Ereignisse zu informieren vermö‐
gen. Als wichtige, zeitsensitive Ereignisse sollen dabei jene gelten, die von mindestens zwei
Sites als Eilmeldung bezeichnet wurden. Netzeitung (NZG), Spiegel Online (SPO) und tages‐
schau.de (TSD) setzen Eilmeldungen ab; bei FAZ.net (FZN) existiert eine solche Einrichtung
nicht. Die Eilmeldungen werden von den Sites entweder auf der Einstiegsseite als solche
gekennzeichnet oder per E‐Mail bzw. SMS abgesetzt. Verglichen wird hier der Zeitpunkt
des Erscheinens auf der Einstiegsseite.
Der Überwachungszeitraum vom 20. bis 27. April erwies sich als reich an Eilmeldungen.
Insgesamt wurden 19 Ereignisse als solche eingestuft (vgl. Tabelle 6.1). Zu den zentralen
und gut vergleichbaren Ereignissen gehören zweifelsfrei die Meldungen über das Verfas‐
sungsgerichtsurteil zur Ökosteuer (1), den zukünftigen Bundesbankpräsidenten (4), einen
schweren Anschlag in Basra (5), den Absturz zweier Bundeswehr‐Flugzeuge (6) und ein
schweres Zugunglück in Nordkorea (11). Dagegen scheiden die Ereignisse 2, 3, 7, 9, 10, 14,
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 120
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Eilmeldungen der Sites in der Zeit vom 20. bis 27. April 2004
Nr. Ereignis Datum FZN NZG SPO TSD
1 Ökosteuer ist verfassungsgemäß 20. 4 (10:19) 10:14 10:14 10:19
EU-Kommission setzt Ultimatum wegen Do-
2 (15:44) (15:34) 15:39 (16:39)
senpfand
3 21 Tote bei Angriff auf Gefängnis in Bagdad 20. 4 (16:14) 15:54 (16:39)
Angegeben ist jeweils die Uhrzeit des Erscheinens auf der Einstiegsseite, wie durch Speicherung im
Fünf‐Minuten‐Rhythmus erfasst. Uhrzeiten in Klammern = Ereignis wurde nicht als Eilmeldung be‐
zeichnet. Leeres Feld = Ereignis wurde nicht zentral auf der Einstiegsseite vermeldet. Vgl. Codebuch‐
Kategorien I.3, I.4, I.7.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 121
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
17 und 18 aus, weil sie jeweils nur von einer Site als Eilmeldung bezeichnet wurden. Ereig‐
nis 8 kann nicht aufgenommen werden, weil es nur von zwei Sites zentral auf der Einstiegs‐
seite thematisiert wurde. Die Vermeldung von Wahlprognosen in Zypern (13) und Öster‐
reich (15) soll nicht in den Vergleich einbezogen werden. Bei Prognosen ist es von der Re‐
daktionspolitik abhängig, wann genau sie als zuverlässig genug eingestuft werden. Beim
Frühjahrsgutachten (19) wählte Spiegel Online eine Vorabmeldung, weshalb auch hier der
Vergleich nicht möglich ist.
Ein besonderer Fall sind die Ereignisse 12 und 16. Die Trennung von DaimlerChrysler und
Mitsubishi sowie die Fusion von Sanofi und Aventis wurden nur von der Netzeitung als Eil‐
meldungen eingestuft, obwohl es sich zweifellos um zentrale wirtschaftliche Ereignisse
handelt. Die Mitbewerber haben sich dieser Einstufung nicht angeschlossen, weil ihre Be‐
richterstattung mit deutlichem Abstand erfolgte.
Die Ereignisse 12 und 16 fanden außerhalb der Kernarbeitszeit der Redaktionen, aber
auch außerhalb der Kernnutzungszeit der Sites statt. Sie zeigen damit an, inwieweit die
Anbieter darauf eingerichtet sind, unerwartete Ereignisse auch zu ungewöhnlichen Zeiten
zu vermelden. Dabei erfolgten diese Eilmeldungen zu äußerst nutzungsarmen Zeitpunkten.
Als der Kernnutzungszeit der Sites wird hier die Zeit von 7 bis 22 Uhr wochentags und 10
bis 20 Uhr am Wochenende verstanden (vgl. Abbildung 2.10). Da die Ereignisse 12 und 16
außerhalb der Kernnutzungszeit vermeldet wurden, war die Differenz für die große Mehr‐
heit der Leser nicht sichtbar. Die Vermeldung dieser Ereignisse soll daher separat betrachtet
werden.
Für den Vergleich der Vermeldegeschwindigkeit werden die Rückstände der Sites auf die
Erstvermeldende addiert. Als relevant im Sinne der Untersuchung soll angesichts des 5‐
Minuten‐Speicherrhythmus ein gemessener Abstand von mindestens sieben Minuten gel‐
ten.
Tabelle 6.2: Der Abstand der Sites bei der Vermeldung während der Kernnutzungszeit in
Minuten. (Auszug aus Tabelle 6.1)
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 122
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Der Vergleich dieser Eilmeldungen in der Kernnutzungszeit (vgl. Tabelle 6.2) zeigt, dass
Netzeitung und Spiegel Online nahezu gleichauf liegen, während FAZ.net und tagesschau.de
mit deutlichem Abstand folgen. Die Netzeitung zeigt sich hier als versierte Protagonistin des
Schnelligkeits‐Ansatzes. Bei keinem dieser fünf Ereignisse liegt sie in relevantem Maße hin‐
ter den Mitbewerbern. Bei vier Ereignissen gehört sie zu den Erstvermeldenden. Spiegel On‐
line liegt bei Ereignis 6 (Bundeswehr‐Flugzeuge) mit zehn Minuten knapp hinter der Netzei‐
tung.
In der Kernnutzungszeit unterscheiden sich Netzeitung und Spiegel Online minimal im
Aspekt der Schnelligkeit der Berichterstattung. Beide Sites zeigen in dieser Zeit eine hohe
Konstanz bei der raschen Präsentation von Eilmeldungen. Es erscheint daher angemessen
zu schließen, dass sich die Netzeitung in der Kernnutzungszeit nicht durch Schnelligkeit von
Spiegel Online zu differenzieren vermag.
tageschau.de und FAZ.net folgen mit deutlichem Abstand von 105 bzw. 126 Minuten bei
der Vermeldung dieser fünf Ereignisse. tagesschau.de gehört in keinem Fall zu den Erstver‐
meldenden und brauchte für Ereignis 5 (Basra) 80 Minuten und für Ereignis 6 (Bundes‐
wehr‐Flugzeuge) 25 Minuten länger als der jeweils schnellste Mitbewerber. FAZ.net gehörte
in einem Fall zu den Erstvermeldenden, benötigte aber bei Ereignis 4 (Bundesbank‐
Präsident) 20 Minuten, bei Ereignis 5 (Basra) 20 Minuten und Ereignis 11 (Zugunglück) 86
Minuten länger.
Diese Abstände der beiden letztgenannten Sites sind erheblich. In der Kernnutzungszeit
konnte sich die führende Gruppe aus Netzeitung und Spiegel Online klar von ihren langsa‐
meren Mitbewerbern tagesschau.de und FAZ.net absetzen. Während der Kernnutzungszeit
ist die Schnelligkeit geeignet, die Spitzengruppe von den langsameren Angeboten zu unter‐
scheiden. Eine Differenzierung innerhalb der Spitzengruppe ist in dieser Hinsicht nicht
möglich.
Tabelle 6.3: Der Abstand der Sites bei der Vermeldung rund um die Uhr in Minuten.
(Auszug aus Tabelle 6.1)
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 123
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Erweitert man das Blickfeld auf die Ereignisse um DaimlerChrylser (12) und Aventis (16),
dann verändert sich dieses Bild (vgl. Tabelle 6.3). Bei überraschenden Ereignisse außerhalb
der Kernnutzungszeit ist die Netzeitung mit sehr hohem Abstand die alleinige Erstvermel‐
dende. FAZ.net und tagesschau.de konnten jeweils ein Ereignis in derselben Nacht vermel‐
den. Spiegel Online folgte bei beiden Ereignissen am kommenden Morgen.
Netzeitung ist mit großem Abstand führend bei der raschen Vermeldung rund um die
Uhr. Das Angebot erwies sich im Überwachungszeitraum in der Tat als ʺverlässlich
schnellʺ, wie es ihr Chefredakteur Michael Maier im Fallstudien‐Interview sagte. Der Un‐
tersuchungszeitraum bot mit zwei überraschenden, nächtlichen Ereignissen außergewöhn‐
liches Anschauungsmaterial, das die besondere Ausrichtung der Netzeitung gut zu de‐
monstrieren vermochte.
tagesschau.de reagierte nachts erheblich langsamer bzw. gar nicht, obwohl die Redaktion
laut Selbstdarstellung rund um die Uhr besetzt ist. Spiegel Online ist nicht in der Lage, Eil‐
meldungen nachts abzusetzen. Die Site setzt ihre Ressourcen für differenzierende Maß‐
nahmen in der Kernnutzungszeit ein.
Für die Differenzierung im breiten Lesermarkt ist die Kernnutzungszeit entscheidend.
Ausschlaggebend ist somit der erste Vergleich. Hier bilden Netzeitung und Spiegel Online
zusammen die Gruppe der schnell vermeldenden Sites, wobei sie sich untereinander kaum
unterscheiden. tagesschau.de und FAZ.net folgen mit deutlichem Abstand. Somit differenzie‐
ren sich Netzeitung und Spiegel Online nicht untereinander durch ihre Schnelligkeit, sehr
wohl aber beide gegenüber FAZ.net und tagesschau.de.
Die Analyse verdeutlicht, dass Schnelligkeit als Differenzierungsmerkmal begrenzt geeig‐
net ist. Netzeitung und Spiegel Online können sich in diesem Aspekt von den beiden langsa‐
meren Sites abheben. Dagegen unterscheiden sich die beiden führenden Sites in diesem As‐
pekt in der Kernnutzungszeit nahezu nicht. Ihr Abstand ist so gering, dass er von den Le‐
sern nahezu nicht wahrgenommen wird. Außerhalb der Kernnutzungszeit, bei der Vermel‐
dung rund um die Uhr, ist die Netzeitung führend. Hierdurch wird sie sich in nicht bei ei‐
ner breiten Leserschaft profilieren können.
Der vorliegende Vergleich stützt sich auf die zentralen, vergleichbaren Ereignisse des Be‐
obachtungszeitraums von acht Tagen. Die Ergebnisse eines solchen Vergleiches sind not‐
wendigerweise auf den Beobachtungszeitraum begrenzt. Es erscheint jedoch plausibel, dass
bereits die fünf bzw. sieben Ereignisse wichtige Hinweise auf die redaktionellen Routinen
der Sites geben. Die Wahl eines längeren Beobachtungszeitraums war nicht möglich, da in
derselben Untersuchung auch die Narrativität der Schlagzeilen erhoben wurde.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 124
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Die Arbeit hatte in Hypothese H2 folgenden Zusammenhang angenommen:
H2. Die vier untersuchten Nachrichtensites unterscheiden sich hinsichtlich der Schnelligkeit der
Berichterstattung. Je schneller die Sites im Schnitt Eilmeldungen abzusetzen vermögen, desto
höher ist ihre Reichweite.
Der erste Satz der Hypothese ist hiermit bestätigt. Die Sites unterschieden sich im Überwa‐
chungszeitraum erheblich hinsichtlich der Vermeldungen von Eilmeldungen. Der empi‐
risch gemessene Zusammenhang von Schnelligkeit und Reichweite stellt sich folgenderma‐
ßen dar:
0 NZG
Schnelligkeit der Berichterstattung
SPO
20
40
(Kernnutzungszeit)
60
80
100 TSD
120 FZN
140
0 20 40 60 80 100
Reichweite
Abbildung 6.1: Der Zusammenhang von Schnelligkeit der Berichterstattung und Erfolg im
Lesermarkt. (vgl. Tabelle 6.2; Abbildung 2.19)
In Abbildung 6.1 wird der hypothetisch lineare Zusammenhang zwischen Schnelligkeit
und Reichweite durch eine graue Linie angedeutet. Dieser Zusammenhang muss verworfen
werden. Er besteht in dieser einfachen Weise nicht. Anders wäre nicht zu erklären, warum
das schnellste Angebot über die geringste Reichweite verfügt. Überprüft man das Ergebnis
statistisch mit Hilfe der Pearson‐Korrelation (Riffe et al. 1998: 170f; vgl. Abschnitt 5.1) auf
einen linearen Zusammenhang, so erhält man eine Irrtumswahrscheinlichkeit von p = 0,529.
Auch statistisch betrachtet ist kein linearer Zusammenhang feststellbar.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 125
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Die ursprüngliche Hypothese von einem linearen Zusammenhang zwischen der Schnel‐
ligkeit der Berichterstattung und Erfolg muss klar zurückgewiesen werden. Abbildung 6.1
kann folgendermaßen interpretiert werden: FAZ.net und tagesschau.de sind erheblich lang‐
samer als Spiegel Online und die Netzeitung. Dieser Geschwindigkeitsrückstand der beiden
langsameren Angebote kann einen Teil ihres mäßigen Erfolgs erklären. Hingegen gelingt es
der Netzeitung in der Kernnutzungszeit nicht, sich durch Schnelligkeit von Spiegel Online
abzuheben.
Die Schnelligkeit der Berichterstattung ist damit nur bedingt als Differenzierungsmaß‐
nahme geeignet und erfolgsrelevant. Die führenden Sites können sich in dieser Hinsicht ge‐
genüber den weniger agilen Anbietern profilieren. Innerhalb der führenden Gruppe eignet
sich dieser Aspekt in der Kernnutzungszeit jedoch nicht als Alleinstellungsmerkmal.
Schnelligkeit ist vielmehr eine der Grundvoraussetzungen, um zu den erfolgreichen Ange‐
boten zu gehören. Eine effektive Differenzierung innerhalb der Kernnutzungszeit muss mit
Hilfe anderer Maßnahmen erfolgen, weil sich die führenden Angebote in diesem Aspekt
zu stark ähneln. Die Untersuchung hat eine hohe Konstanz und Gleichförmigkeit bei der
Schnelligkeit der Berichterstattung von Netzeitung und Spiegel Online in der Kernnutzungs‐
zeit gezeigt.
Das Angebot der führenden Anbieter ist in diesem Aspekt in der Kernnutzungszeit nahe‐
zu homogen, und die Nachfrage ist es auch. Damit ist die Schnelligkeit nach Abschnitt 3.1.3
schlecht als Differenzierungsstrategie geeignet. Sie gehört vielmehr zum Kern des Angebots
von Nachrichtensites, der in der Kernnutzungszeit kaum variierbar ist. Eine erfolgsrelevan‐
te Differenzierung ist in dieser Hinsicht nicht möglich. Auf Basis der Untersuchungsergeb‐
nisse muss die Aussage von H2 folgendermaßen revidiert werden:
Die vier untersuchten Nachrichtensites unterscheiden sich hinsichtlich der Schnelligkeit
der Vermeldung von Eilmeldungen. Schnelligkeit gehört zu den Grundvorrausetzungen,
um zu den erfolgreichen Angeboten zu gehören.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 126
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
In einem zweiten Schritt soll nun der Differenzierungsansatz des narrativen Stils empi‐
risch betrachtet werden. Dabei gilt die besondere Aufmerksamkeit der Schlagzeilenrhetorik
der Sites, da hier der jeweilige Stil in konzentrierter Form vermutet wird. Untersucht wur‐
den die Schlagzeilen der vier zentralen Positionen der Einstiegsseiten. Im Überwachungs‐
zeitraum vom 20. bis 27. April waren dies 158 bei FAZ.net, 224 bei der Netzeitung, 175 bei
Spiegel Online und 149 bei tagesschau.de, zusammen 706 Schlagzeilen. Diese Schlagzeilen und
ihre Codierung sind vollständig in Anhang III dokumentiert. Im folgenden wird jeweils
mit Site‐Abkürzung und Nummer auf sie verwiesen.
Die Schlagzeilen wurden auf einer Skala dem nachrichtlichen Stil, dem narrativen Stil o‐
der einer Mittelposition zwischen beiden zugeordnet. Für Schlagzeilen, die ausschließlich
oder fast ausschließlich aus Zitaten bestehen, wurde eine gesonderte Antwortmöglichkeit
vorgesehen, da sich der Stil in diesem Fall kaum bestimmen lässt (vgl. Codebuch‐Kategorie
I.10).
Ein typisches Beispiel für eine nachrichtliche Überschrift ist ʺFischer wird Bundespräsi‐
dent Österreichsʺ (TSD 104). Ein typisches Beispiel für eine Überschrift im narrativen Stil ist
ʺAyrton Senna: Crash, Staub, Stille − Sterbenʺ (FZN 88). Während die erste Schlagzeile dem
Schema des standardisierten, faktisch orientierten, zurückhaltenden Nachrichtenjournalis‐
mus entspricht, treten im zweiten Fall der Autor/ die Publikation klar eigensinnig erzäh‐
lend auf. Die jeweiligen Stilistiken wurden in Kapitel 3 erörtert.
Die quantitative Analyse der Schlagzeilenrhetorik verdeutlicht die Unterschiede in der
journalistischen Leistungspolitik der vier Sites (vgl. Abbildung 6.2): Spiegel Online setzt den
narrativen Stil deutlich häufiger ein als die Mitbewerber. Der quantitativen Inhaltsanalyse
ist es gelungen, das ʺsprachliche Feuerwerkʺ von Spiegel Online (tagesschau.de‐Chefredakteur
Sadrozinski über die Site) auch zu messen. 30 Prozent der Schlagzeilen sind dem narrativen
Stil zuzurechnen, weitere 22 Prozent der Mittelposition zwischen beiden Stilen. Spiegel On‐
line tritt damit deutlich stärker als die Mitbewerber interpretierend und mit einem eigen‐
sinnigen Tonfall auf. Weniger als die Hälfte der Schlagzeilen sind nachrichtlich.
Ganz anders gibt sich dagegen die Netzeitung. Bei ihr lassen sich 95 Prozent der Schlagzei‐
len dem nachrichtlichen Stil zuordnen. Sie ist damit das zurückhaltend‐nachrichtlichste
Angebot unter den vieren. Sie ist nachrichtlicher auch als das öffentlich‐rechtliche Angebot
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 127
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
90%
80%
44%
Anteil in Prozent
70%
66%
60%
85%
50% 95%
40% 22%
30%
20%
12%
30%
10% 17% 12%
0%
FZN NZG SPO TSD
Nachrichtlicher Stil 66% 95% 44% 85%
Zitat-Überschrift 5% 2% 4% 1%
Mittelposition 12% 3% 22% 12%
Narrativer Stil 17% 0% 30% 2%
tagesschau.de. FAZ.net nimmt die zweite Position unter den narrativ orientierten Angebo‐
ten ein. Sie knüpft an den Überschriftenstil ihrer Mutterpublikation, den sie zu erheblichen
Teilen mit den Texten aus der Print‐Publikation übernimmt.
Die Narrativität ist eine Differenzierungsstrategie, mit der sich Spiegel Online mit großem
Abstand insbesondere von tagesschau.de und Netzeitung abhebt. Der in den Fallstudien häu‐
fig genannte Ansatz von Spiegel Online ist klar beziffert. Auch der Anspruch der Netzeitung
auf eine besonders nachrichtliche Berichterstattung und jener von tagesschau.de, sich eines
leicht narrativen Stils zu bedienen, zeigen sich hier. Damit entspricht das Messergebnis na‐
hezu exakt der Beschreibung aus den Fallstudien. Die Angaben der Chefredakteure über ih‐
re Strategien wurden in diesem Punkt jeweils bestätigt. Narrativität ist zweifelsfrei eine Dif‐
ferenzierungsmaßnahme, die die Sites bewusst anwenden.
Die Hypothese H1 dieser Arbeit zur Narrativität lautete:
H1. Die vier untersuchten Nachrichtensites unterscheiden sich in der Narrativität ihrer Haupt‐
schlagzeilen. Der Zusammenhang von Narrativität und Reichweite nimmt bei einer weitgehend
homogenen Nachfrage die Form einer Glockenkurve an. Es geht folglich bei der Narrativität um
die für das Zielpublikum richtige Mischung und Dosierung
Der erste Satz der Hypothese wurde bestätigt. Das Angebot der Sites ist in diesem Aspekt
stark heterogen. Welcher Zusammenhang ist nun zwischen der Narrativität der Schlagzei‐
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 128
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
len und dem Erfolg im Lesermarkt erkennbar? Hierzu soll Narrativität vereinfacht operati‐
onalisiert werden als der Anteil der Schlagzeilen, die dem narrativen Stil zugeordnet wur‐
den, plus der halbe Anteil der Schlagzeilen, die der Mittelposition zugerechnet wurden. So
ergeben sich folgende Werte für die Narrativität der Schlagzeilenrhetorik der vier Sites:
Spiegel Online 41 Prozent, FAZ.net 23 Prozent, tagesschau.de 8 Prozent, Netzeitung 2 Prozent.
Damit gibt sich folgendes Bild vom Zusammenhang zwischen der Narrativität der Schlag‐
zeilen und dem Erfolg im Lesermarkt:
50%
45%
SPO
Narrativität der Schlagzeilen
40%
35%
30%
25%
FZN
20%
15%
10%
TSD
5%
NZG
0%
0 20 40 60 80 100
Reichweite
Abbildung 6.3: Der Zusammenhang von Narrativität der Schlagzeilen und Erfolg im Leser‐
markt. (vgl. Abbildung 6.2; Abbildung 2.19)
In dieser Arbeit wurde hypothetisch angenommen, dass der Zusammenhang von Narra‐
tivität und Erfolg die Form einer Glockenkurve annimmt. Die graue Linie in Abbildung 6.3
deutet diesen Zusammenhang an.
Abbildung 6.3 zeigt, dass mit steigender Narrativität der Schlagzeilen tendenziell auch
der Erfolg der Angebote wächst. Das narrativste Angebot ist das erfolgreichste, das am we‐
nigsten narrative Angebot ist das am wenigsten erfolgreiche. Die statistische Überprüfung
mit Hilfe der Spearman‐Korrelation ergibt folglich mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von
p = 0,051 einen nahezu signifikanten Wert. Nimmt man vereinfacht einen linearen Zusam‐
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 129
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
menhang an und überprüft diesen mit Hilfe der Pearson‐Korrelation, so erhält man bei ei‐
ner Irrtumswahrscheinlichkeit von p = 0,119 eine erklärte Varianz von R2 = 0,776. Dieses Er‐
gebnis verweist auf einen starken, statistisch aber nicht signifikanten Zusammenhang. Die‐
se lineare Annäherung wird auf der linken Seite in Abbildung 6.4 skizziert. Die in Abbil‐
dung 6.4 rechts skizzierte Funktion stellt die größtmögliche Annäherung einer Gauß‐Kurve
an die Messwerte dar. Diese Glockenkurve kann mit einem R2 = 0,973 einen sehr hohen An‐
teil der Varianz erklären. Sie vermag damit die Relation besser abzubilden als eine lineare
Funktion.
linear Glockenkurve
70%
60%
Narrativität der Schlagzeilen
50%
SPO SPO
40%
30% FZN
FZN
20% 2
R = 0.776 R 2 = 0.973
10% TSD
TSD
NZG NZG
0%
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100
Reichweite Reichweite
Abbildung 6.4: Der Zusammenhang von Narrativität der Schlagzeilen und Erfolg im Leser‐
markt: statistische Annäherungen.
Die gefundene Gauß‐Kurve ist in hohem Masse in der Lage, den Zusammenhang von
Narrativität und Erfolg im Lesermarkt bei diesem Messergebnis zu erklären. Da jedoch nur
vier Messpunkte vorliegen, die zudem alle auf der einen Seite der Glockenkurve liegen,
muss das Ergebnis sehr behutsam interpretiert werden. Die rein statistische Betrachtung
kann hier nur ein zusätzliches Hilfsmittel sein.
Aus den Messergebnissen ist zunächst einmal sehr klar ein Dosierungsverhalten ablesbar.
Spiegel Online kommt nach der hier gewählten Operationalisierung auf einen Wert von 41
Prozent. Dies ist nach Auffassung der Redaktion die richtige Mischung aus narrativen und
nachrichtlichen Elementen. Es geht der Site erkennbar nicht darum, den Anteil der narrati‐
ven Schlagzeilen auf 100 Prozent zu steigern, sondern darum, die richtige Dosierung und
die den Themen/Ereignissen angemessene Präsentation zu finden. Auch FAZ.net und tages‐
schau.de verorten sich mit Werten zwischen 0 und 100 Prozent klar erkennbar auf Mittelpo‐
sitionen innerhalb der Narrativitätsskala. Die Netzeitung strebt eine weitgehend nachrichtli‐
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 130
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
che Präsentation an. Mit dieser Ausnahme suchen die Redaktionen jeweils nach dem ihrer
Meinung nach richtigen Mischprogramm. Damit ist das Prinzip der Dosierung, das Berlyne
mit der Parabel und Schatz mit der Glockenkurve symbolisiert haben, hier ablesbar. Unklar
ist angesichts der wenigen Messpunkte, inwieweit Spiegel Online in der Lage ist, sich auf
dem Scheitelpunkt des Verhältnisses zu positionieren.
Die durch größtmögliche Annäherung an die Messwerte errechnete Glockenkurve, wie
sie in Abbildung 6.4 dargestellt wird, erscheint jedoch zu schmal, um die Nachfrage in die‐
sem Marktsegment abzubilden. Vielmehr erscheint dem Autor die breitere Glockenkurve,
wie sie in Abbildung 6.3 angedeutet wird, als realistischere Annäherung. Diese Kurve sig‐
nalisiert, dass FAZ.net im Verhältnis zur Narrativität eine niedrige Reichweite hat. Hier
deutet sich an, dass die Site auf anderen Feldern Defizite hat und von ihrer Eigensinnigkeit
her eigentlich erfolgreicher sein könnte. Die soeben gezeigte geringe Schnelligkeit der Site
ist eines dieser Defizite.
Spiegel Online hat mit der Narrativität eine Strategie gefunden, sich augenfällig und er‐
folgsrelevant von den anderen Sites zu unterscheiden. Die Untersuchung hat die Unter‐
schiede in der Narrativität des Stils quantifiziert und den Zusammenhang mit dem Reich‐
weitenerfolg plausibel hergeleitet. Die reizintensive und abwechslungsreiche Inszenierung
versammelt ein breites Segment des differenzierten Publikums.
Aus den Messerergebnissen lässt sich zugleich ablesen, dass die Nachfrage hinsichtlich
der Narrativität im Segment der Nachrichtensites stark homogen ist, wie es durch die uni‐
polare Glockenkurve schematisch symbolisiert wird. Spiegel Online kann sich auf eine breite
Zustimmung zu ihrem Stil stützen und über 35 Prozent des Marktsegmentes auf sich verei‐
nen.
Dabei ist es Ausdruck der aktuellen Marktphase, dass sich die Angebote stark im Aspekt
der Narrativität unterscheiden. Gäbe es mehrere Angebote gleicher Narrativität, so würden
andere Differenzierungstechniken, wie beispielsweise die redaktionelle Linie, ins Blickfeld
rücken.
Spiegel Online stützt sich auf die Ressource einer zu diesem Stil passenden Marke und
passender journalistischer Traditionen. tagesschau.de kann aufgrund von Tradition und
Marke nicht derart narrativ auftreten. Die Netzeitung setzt als Herausfordererin auf eine
Komplementärstrategie und auf eine größere Heterogenität der Nachfrage. FAZ.net hätte
womöglich ein ähnlich narratives Auftreten wie Spiegel Online angestrebt (vgl. Gaube 2003).
Doch die verkleinerte Redaktion ist nun nicht mehr in der Lage dazu.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 131
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Das Dosierungsverhalten der Sites und eine in diesem Fall weitgehend homogene Nach‐
frage sind aus den Messdaten handfest ablesbar. Die Untersuchung liefert damit deutliche
Hinweise darauf, dass der Zusammenhang in Form einer Glockenkurve zutrifft. Vier Mess‐
punkte erlauben jedoch nur eine plausible Veranschaulichung des Prinzips, keinen klaren
Beweis. Die Glockenkurve hat sich als sinnvolles Modell für den Zusammenhang von Nar‐
rativität und Erfolg bei einer weitgehend homogen um ein mittleres Maß verteilten Nach‐
frage erwiesen. H2 wurde somit durch die Arbeit soweit möglich bestätigt. Es bedarf weite‐
rer Forschung, um den Zusammenhang genauer zu untersuchen.
Es ist nun möglich, die Inszenierung des Erzählstils in den Hauptschlagzeilen mit dem
tatsächlichen Erzählstil im Artikelkorpus der Sites zu vergleichen. Dabei muss einschrän‐
kend erwähnt werden, dass der Leser jeweils nur einen Teil der Tagesproduktion liest und
die Site nie in dieser Weise wahrnimmt. Die Auswertung der Tagesproduktion vermittelt
einen Einblick in die Textressourcen der Anbieter, nicht in die tatsächlich gelesenen Inhalte.
Die Auswertung der Texte vom 20. April ergab folgendes Bild:
100% 5%
Anteil in Prozent (Tagesproduktion)
80%
46%
57%
60% 70%
91%
8%
40%
17%
20% 45% 6%
5% 21% 20%
0%
FZN NZG SPO TSD
Nicht zuzuordnen 2% 0% 5% 4%
Nachrichtlicher Stil 46% 91% 57% 70%
Mittelposition 8% 5% 17% 6%
Narrativer Stil 45% 4% 21% 20%
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 132
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Vergleicht man die Abbildungen 6.2 und 6.5, so zeigt sich eine zunächst überraschende
Verschiebung. FAZ.net verfügt über den höchsten Anteil an narrativen Texten im Artikel‐
korpus, während Spiegel Online und tagesschau.de mit erheblichem Abstand folgen. Die Net‐
zeitung zeigt sich dagegen, wie erwartet, nachrichtlich.
Hier erschließt sich ein weiteres Element der Strategie von Spiegel Online: Die Site setzt
auf einen Kern von narrativen Texten, der durch viele nachrichtliche ergänzt wird. Sie in‐
szeniert sich in ihren Hauptschlagzeilen narrativer, als es weite Teile ihrer Berichterstattung
sind. Dahinter verbergen sich einerseits die begrenzten Ressourcen der Site: Sie muss erheb‐
liche Teile des Artikelkorpus von den Nachrichtenagenturen übernehmen. Andererseits ist
eine sublime Strategie des Qualitätsboulevard erkennbar: Die Schlagzeilen sind eigensinnig
und reizintensiv − die Texte aber sind teilweise eher nachrichtlich. Auf diese Weise wird
Individualität effektvoll inszeniert. Zudem akzeptieren die Leser höchstwahrscheinlich eine
hohe Narrativität in der Schlagzeile eher als im Text.
Dagegen verfügt FAZ.net über einen stark narrativen Artikelkorpus, dessen narrative An‐
teile vornehmlich aus Print‐Inhalten gebildet werden (vgl. Abbildung 6.12). Dieser hohe
Anteil an Eigensinn spiegelt sich nicht in den zentralen Schlagzeilen wieder. Die Site insze‐
niert sich auf der Einstiegsseite nachrichtlicher und weniger individuell, als es ein Großteil
ihrer Inhalte ist. Hier deutet sich an, dass FAZ.net nur eingeschränkt in der Lage ist, ihre
Print‐Ressourcen effektiv online einzusetzen.
Der Anteil narrativer Texte bei tagesschau.de reicht nahezu an den von Spiegel Online her‐
an. Ein Grund ist die Einbindung von ARD‐Korrespondenten‐Berichten. Zu beachten ist al‐
lerdings, dass die Site deutlich weniger Artikel publizierte als die anderen drei, was den
Vergleich verzerrt.
In dieser quantitativen Inhaltsanalyse wurde nicht nur die Narrativität der Schlagzeilen‐
rhetorik untersucht, sondern auch die dahinter stehenden Stilmittel. Dabei wurden insbe‐
sondere solche Stilmittel analysiert, bei denen eine Nähe zum narrativen Stil vermutet wur‐
de.
Spiegel Online greift am stärksten auf das beobachtete Repertoire von Stilmitteln zurück.
27 Prozent aller Schlagzeilen von Spiegel Online enthielten im Überwachungszeitraum min‐
destens eines der oben genannten Stilmittel. Bei FAZ.net betrug der Wert 18 Prozent, bei ta‐
gesschau.de 13 Prozent und bei der Netzeitung 3 Prozent.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 133
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
14%
12%
Anteil in Prozent
10%
8%
6%
4%
2%
0%
Umgef. Polare Konnotativ Wiederh./
Neolo- Doppel-
Metapher Phraseo- Ausdrucks Fragesatz Laut-malerei starke/s Vergleich Stellung/ Superlativ
gismus bedeutung
logismus weise Wort/e Umstellung
FZN 9% 4% 1% 3% 2% 1% 1% 1% 1% 0% 1%
NZG 2% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%
SPO 15% 5% 5% 1% 5% 5% 5% 1% 2% 2% 1%
TSD 5% 1% 2% 4% 1% 1% 0% 1% 0% 1% 0%
Abbildung 6.6: Die Nutzung von Stilmitteln in der Schlagzeile. (vgl. Codebuch‐Kategorie I.10)
Das mit Abstand am häufigsten verwendete Mittel ist die Metapher. Ganz besonders der
Stil von Spiegel Online wird von ihr geprägt. Mehr als ein Siebtel aller Schlagzeilen des An‐
gebots enthielten im Überwachungszeitraum Metaphern. Aber auch bei den anderen drei
Angeboten rangiert die Metapher jeweils unter den meistgenutzten Stilmitteln. Beispiele
sind:
Site
Nr. Dat. Zeit Schlagzeile
FZN 9 20.4 12:49 Guantanamo-Prozeβ: Im Niemandsland
des Rechts
NZG 73 22.4 12:05 Clement verteilt im Streit um das Presse-
fusionsrecht Maulkörbe
SPO 8 20.4 12:44 Spaniens Abzug: Irakisches Domino
TSD 71 23.4 8:31 Schlechtes Zeugnis für Aufbau Ost
Metaphern sind ein effektvolles Instrument des vieldeutigen, assoziationsreichen Mit‐
kommunizierens. Metaphern ersetzen einen Ausdruck durch einen veranschaulichenden
Ersatzausdruck (griechisch: meta pherein = anderswo hintragen; vgl. de Knop 1987: 170).
Sie vergleichen, indem sie bildlich‐inhaltliche Analogien konstruieren (vgl. Sowinski 1999:
131f). Mit Metaphern kann man auf kreative Weise etwas sagen, indem man etwas anderes
sagt (vgl. Sarasin 2004: 48). Sie sind komplexe rhetorische Figuren der Bedeutungsaufla‐
dung und ‐zuweisung: ʺMetaphern fungieren im Feld der Sprache wie kontaminiertes Ma‐
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 134
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
terial, das Bedeutungen von einem semantischen Bereich in den nächsten übertragtʺ (Sara‐
sin 2004: 14).
Journalisten nutzen Metaphern, um gewünschte Bedeutungen originell, prägnant und
vieldeutig zu transportieren. Metaphern gehören daher zum zentralen Repertoire des nar‐
rativen Journalismus: So fand Wolfgang Flieger in 18 Prozent aller FAZ‐Kommentarüber‐
schriften sowie in 12 Prozent aller taz‐Überschriften auf der Titelseite Metaphern (vgl. Flie‐
ger 1992: 217). Für den nachrichtlichen Stil gilt dagegen, dass es fast immer neutral‐zurück‐
haltender ist, einen Sachverhalt ohne Metapher auszudrücken. Deshalb enthält sich der
nachrichtliche Stil weitgehend ihrer Verwendung (vgl. auch Kroppach 1976).
Insgesamt fanden sich in 26 der 175 Spiegel‐Online‐Schlagzeilen Metaphern. Hiervon
wurden 22 dem narrativen Stil und vier der Mittelposition zugeordnet. Auffällig ist, dass
viele der Metaphern von Spiegel Online eher frisch erdacht als abgegriffen sind. Rund die
Hälfte von ihnen können als wenig gebraucht gelten, wie ʺSchwarzes Loch an der Weserʺ
(SPO 46) oder ʺMimikry in Bagdadʺ (SPO 93). Bei FAZ.net trifft dies auf rund ein Drittel zu.
Dagegen benutzen Netzeitung und tagesschau.de ausschließlich eingeführte Metaphern, wie
ʺverhärtete Frontenʺ (NZG 11) oder ʺunter die Arme greifenʺ (TSD 123). Die oben aufge‐
führten Beispiele sind daher durchaus typisch ausgewählt.
Ein weiteres Element des narrativen Stils ist das Umformen von Phraseologismen, von
vorgeprägten Ausdrücken. Es signalisiert Kreativität, Originalität und Wortwitz. Diese
Technik wird unter den untersuchten Sites nahezu ausschließlich von Spiegel Online und
FAZ.net angewendet. Beispiele hierfür sind:
FAZ.net formt hier den Werbespruch einer Biermarke (ʺHeute ein Königʺ) um und kom‐
biniert ihn mit dem Künstlernamen Prince, um so griffig dessen Comeback zu thematisie‐
ren. Spiegel Online variiert den vorgeprägten Spruch ʺ… Jahre und kein bisschen leiseʺ, der
sich eigentlich auf das Alter einer Person bezieht, und bringt ihn in Zusammenhang mit ei‐
nem Gefängnisaufenthalt. So wird auf abwechslungsreich‐eigensinnige Weise nahe gelegt,
dass es sich hier um eine Art Beugehaft gehandelt habe.
Die Schlagzeilenrhetorik von Spiegel Online zeichnet sich außerdem deutlich stärker als
die anderer Anbieter durch Neologismen aus. Beispiele hierfür sind:
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 135
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Die erste Schlagzeile betitelt eine Meldung, wonach die USA verstärkt mit ehemaligen
Funktionären der Baath‐Partei zusammenarbeiten wollen. Die Wortkreation ʺBaath‐Faktorʺ
macht die Schlagzeile kompakt und gibt ihr zugleich eine höhnische Note. Zugleich enthält
auch diese Schlagzeile mit ʺIrak‐Seilschaftʺ eine Metapher; ʺBaath‐Faktorʺ ist zugleich auch
eine Umformung eines vorgeprägten Ausdrucks.
Der Neologismus ʺStaatsterrorist a. D.ʺ nimmt die bei hohen Staatsbediensteten übliche
Abkürzung für ʺaußer Dienstenʺ auf und kombiniert sie mit dem Wort ʺTerroristʺ. Die Ver‐
bindung eines staatsfeindlichen und eines staatstragenden semantischen Feldes kommen‐
tiert in verdichteter Form und mit Einfallsreichtum den Gesinnungswandel des nordafrika‐
nischen Staatsführers. Zugleich ist ʺBüßergangʺ wieder eine Metapher und ʺStaatsterrorist
a. D.ʺ auch die Umformung eines vorgeprägten Ausdrucks.
In den beiden oben zitierten Schlagzeilen kommen jeweils gleich drei Elemente aus dem
Arsenal des narrativen Spiegel‐Online‐Stils zusammen: Metapher, Neologismus und die
Umformung von Phraseologismen.
Abbildung 6.6 zeigt zudem, dass Lautmalerei (z. B. ʺWankende ʹWelt AGʹʺ; SPO 85), die
Verwendung konnotativ stark besetzter Lexeme (z. B. ʺKoch zetertʺ; SPO 145) und polare
Ausdrucksweisen (z. B. ʺ10.000 Obdachlose und kaum ein Wortʺ; SPO 122) zum Repertoire
von Spiegel Online gehören, mit deren Hilfe das narrative Auftreten der Site inszeniert wird.
Die verhältnismäßig hohe Zahl von Fragesätzen in den Schlagzeilen bei tagesschau.de ist
das Ergebnis einer zweimaligen Änderung einer entsprechenden Schlagzeile (TSD 59/61/63)
und der damit verbunden mehrmaligen Zählung. Es ist bemerkenswert, dass dieses Ele‐
ment des boulevardesk‐narrativen Stils bei Spiegel Online im Überwachungszeitraum nur
selten Verwendung fand. Für eine Erklärung ist weitere Forschung zur Binnendifferenzie‐
rung des narrativen Stils notwendig.
Mit dem narrativen Stil stellt sich für Spiegel Online kontinuierlich die Frage nach der rich‐
tigen Mischung: Die Site steht mit ihrer reizintensiven Inszenierung einer eigensinnig er‐
zählenden Haltung stets an der Schwelle, den Bogen zu überspannen. Für so manche Leser
aus der Kernzielgruppe wird dieser Punkt erreicht sein, wenn die Kritik eines Bundesminis‐
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 136
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
ters als ʺStänkernʺ bezeichnet wird (SPO 171), wenn Basra pathetisch als ʺBastion der Hoff‐
nungʺ tituliert wird (SPO 41) oder wenn nordkoreanische Zugreisende von Trümmern
ʺdurchsiebtʺ werden (SPO 129).
Die Site vollführt ganz im Sinne von Berlyne und Schatz einen Balanceakt bei der Suche
nach der richtigen Dosierung und Mischung. Dieser lässt sich in den redaktionellen Über‐
arbeitungen auf der Einstiegsseite ablesen:
Das Beispiel zeigt Spiegel Online auf der Suche nach einer treffenden Schlagzeile zu einer
Initiative des Wirtschaftsministers. Die beiden ersten beiden Versionen erschienen der
Redaktion zu albern, weshalb sie zu einer eher nachrichtlichen Formulierung in Kombina‐
tion mit dem nicht ganz frischen Neologismus ʺTotalreformʺ wechselt. Dieses Beispiel zeigt
das Bemühen von Spiegel Online, eine nach Einschätzung der Redaktion reizintensive, aber
nicht überdrehte Überschriftenrhetorik zu finden.
Auch bei der Netzeitung erlauben die Überarbeitungen einen Einblick in die Details des
redaktionellen Erzählstils:
Diese Auflistung zeigt, wie die Netzeitung versucht, die Meldung vom Ende des Daim‐
lerChrysler‐Engagements bei Mitsubishi in möglichst nachrichtlich‐präziser Form zu beti‐
teln. In der ersten Schlagzeile wird die nahe liegende und eingeführte Metapher des Aus‐
stiegs verwendet (NZG 88). Der Versuch, ohne Metapher und präzise zu formulieren, führt
zu einer nur für Experten verständlichen Formulierung (NZG 89). Auch nachrichlicher
Journalismus muss in Grenzen interpretieren, um verständlich zu sein. Die Site kehrt daher
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 137
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
vorübergehend zur Metapher zurück (NZG 92), um schließlich eine bessere Annäherung an
einen nachrichtlichen Stil zu wählen, die allerdings nicht ohne Nominalkonstruktion aus‐
kommt. Das Beispiel zeigt das Bemühen der Netzeitung, unprätentiös und präzise zu berich‐
ten.
Die Überschriftenrhetorik von Spiegel Online ist durch einen hohen Anteil stilistischer
Mittel, wie Metapher, Neologismus, Umformung vorgeprägter Ausdrücke sowie starke Le‐
xeme geprägt. Die Netzeitung verzichtet weitgehend auf diese Instrumente. FAZ.net und ta‐
gesschau.de belegen Mittelpositionen.
Im Rahmen der Inhaltsanalyse ist es zusätzlich auch möglich, die Geschwindigkeit des
Erzählens der Sites zu vergleichen. Man könnte vermuten, dass sich die Sites in der Zahl ih‐
rer Schlagzeilen pro Tag unterscheiden.
35
30
Wochenende
25
Anzahl
20
15
10
5
Standardabweichung
Arith. Mittelwert
(wochentags)
0
(wochentags)
Summe
20. Apr. 21. Apr. 22. Apr. 23. Apr. 24. Apr. 25. Apr. 26. Apr. 27. Apr.
20. Apr 21. Apr 22. Apr 23. Apr 24. Apr 25. Apr 26. Apr 27. Apr
FZN 23 20 30 23 8 15 21 18 158 22.5 3.8
Abbildung 6.7: Neue Schlagzeilen pro Tag. (vgl. Codebuch‐Kategorien I.2/ I.3)
Dieses Ergebnis ist in zweierlei Hinsicht von Bedeutung. Einerseits liegen die Sites mit im
Schnitt 20 bis 30 Schlagzeilen nah beieinander. Die Netzeitung ist nicht nur die Schnellste in
der Berichterstattung, sondern auch die aktivste, wenn es darum geht, Schlagzeilen auf der
Einstiegsseite auszutauschen. tagesschau.de ist das Angebot mit der geringsten Wechselhäu‐
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 138
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
figkeit. Der Unterschied von 20 zu 30 Schlagzeilen pro Tag ist für aktive Leser höchstwahr‐
scheinlich wahrnehmbar. Auch hier geht es um die richtige Dosierung.
Die niedrigen Werte der Standardabweichung an Wochentagen verdeutlichen, dass die
Sites jeweils redaktionelle Routinen einhalten. Sie veröffentlichen täglich ein ähnliches Pen‐
sum von Schlagzeilen. Auf dieser Basis kann geschlossen werden, dass auch Umfang und
Zusammensetzung des täglichen Artikelkorpus ähnlich sind.
Eine erste Annäherung an die Selektivität der Sites erlaubt die Zuordnung der in den
Hauptschlagzeilen behandelten Themen/Ereignisse in ein grobes Ressort‐Raster:
80%
Anteil in Prozent
60%
40%
20%
0%
Politik Gesellschaft/
Politik national Wirtschaft Sport
international Kultur/ Verm.
FZN 16% 37% 25% 5% 16%
NZG 25% 46% 18% 4% 6%
SPO 23% 46% 10% 2% 19%
TSD 17% 64% 10% 1% 8%
Die Untersuchung ergibt eine ähnliche Ausrichtung der Sites. Alle sind politikbetonte
General‐Interest‐Nachrichtensites. Auch tagesschau.de, die mit ihrer geringen Sport‐ und
Kulturberichterstattung (vgl. Anhang I) kein General‐Interest‐Angebot im engeren Sinne ist,
zeigt hier ein ähnliches Profil wie die anderen Sites.
Der Anteil der Wirtschaftsmeldungen ist bei FAZ.net hoch, weil das Wirtschaftsressort
einen der vier zentralen Plätze belegt (vgl. Codebuch/Anhang II). Dagegen sind Wirt‐
schaftsthemen bei Spiegel Online und tagesschau.de wenig vertreten. Hoch ist der Anteil aus
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 139
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
dem Ressort ʺGesellschaft/Kultur/Vermischtesʺ bei FAZ.net und Spiegel Online. Sport spielt
auf den zentralen Positionen der Einstiegsseiten eine untergeordnete Rolle, wobei FAZ.net
noch den höchsten Anteil bietet.
Um sich den Nachrichtenfaktoren der einzelnen Sites weiter zu nähern, wird im folgen‐
den analysiert, welche Themen/Ereignisse sie in den Hauptschlagzeilen exklusiv aufgegrif‐
fen haben. Hierzu wurden alle 706 erfassten Schlagzeilen des Überwachungszeitraums ins‐
gesamt 356 Themen/Ereignissen zugeordnet. Die Sortierung erfolgte dabei allein auf Basis
der Schlagzeilen. Diese Methode erlaubt eine Annäherung an die Nachrichtenwerte der vier
Sites in ihrer Außendarstellung. Sie kann nicht die Überschneidung der Berichterstattung
im Detail klären. Die Zuordnung ist in Anhang IV dokumentiert.
Die Begriffe ʺThemaʺ und ʺEreignisʺ sollen für die weitere Erörterung kurz genauer defi‐
niert werden. Unter Ereignis werden Veränderungen der Situation von kurzer Dauer ver‐
standen, wohingegen Themen zeitlich weniger eingegrenzte Zustände sind (vgl. Kepplinger
2001a). Beispiele für Ereignisse sind Staatsbesuche, Äußerungen, Konferenzen; Beispiele für
Themen sind diplomatische Beziehungen, Abrüstung oder Verkehr (vgl. ebenda).
Insgesamt behandelte
Exklusiv behandelte
Themen/Ereignisse
Themen/Ereignisse
FZN 125 59
NZG 175 97
SPO 128 56
TSD 97 30
Tabelle 6.4: Die Anzahl der insgesamt und exklusiv behandelten Themen/Ereignisse der vier
Sites. (vgl. Anhang IV)
Die Netzeitung hat die meisten Themen/Ereignisse behandelt, tagesschau.de die wenigsten,
während Spiegel Online und FAZ.net eine Mittelposition belegen. Dieselbe Reihenfolge gilt
auch für die exklusiv behandelten Themen/Ereignisse. Wie bereits bei der Summe der
Schlagzeilen auf der Einstiegsseite führt auch hier die Netzeitung und belegt tagesschau.de
den letzten Platz.
Hier sollen nun die Exklusivthemen der einzelnen Sites qualitativ erörtert werden. Sie
sind mit den Nummern 104 bis 345 in Anhang IV aufgelistet. Eine Alternative wäre gewe‐
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 140
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
sen, die Exklusivthemen mit Hilfe von Kategorien quantifizierend zu beschreiben. Die Pub‐
lizistik‐ und Kommunikationswissenschaft hat jedoch noch kein überzeugendes Katego‐
riensystem entwickelt, dass die Selektivität von Publikationen abzubilden vermöchte. Da‐
her behilft sich der Autor hier angesichts der überschaubaren Zahl mit einer qualitativen
Betrachtung.
Die exklusive Berichterstattung der Netzeitung (163 ‐ 259) ist in hohem Maße ereignisori‐
entiert. Besonders häufig vermeldet die Site das Ereignis Äußerung: Eichel appelliert an
Opec (197), Eichel für EU‐Referendum (201), Eichel sieht keine Haushaltsrisiken (233),
Schröder für Ostförderung (172), Schröder gegen Steuerdumping (210), Schröder gegen
Ausbildungspakt (216), Junge Union gegen CDU‐Rentenkurs (227), Grüne für neuen Soli‐
darpakt (240). Die Netzeitung folgt ganz besonders dem nachrichtlichen Stil und der Logik
des Agenturmaterials, vornehmlich kurze Ereignisspitzen zu vermelden. Die Thematisie‐
rungsstrategie kann dadurch fragmentarisch und schlaglichtartig wirken. Beispiele für eine
solche Tendenz sind etwa die kurze Vermeldung von Religionskämpfen auf den Mollukken
(222), vom Einfall ruandischer Truppen in den Kongo (215) oder von einer Bombendrohung
gegen eine griechische Fähre (206). Bei einzelnen Themen/Ereignissen setzt die Netzeitung
eigene journalistische Akzente, wie bei der Berichterstattung über die Auseinandersetzung
zwischen orthodoxen und progressiven Juden (180) oder den Plänen zu einer neuen Presse‐
fusionskontrolle (190 und 196).
Die Berichterstattung von Spiegel Online (260 ‐ 315) ist demgegenüber stärker thematisch
ausgerichtet. Zwar gibt es auch hier stets aktuelle Aufhänger, die Berichterstattung hat aber
häufiger einen thematischen Zugang. Beispiele hierfür sind die Berichterstattung über den
Berliner Sozialatlas (289; ʺBerliner Sozialatlas: Ein Armenviertel so groß wie Hannoverʺ),
den Österreichischen Wahlkampf (288: ʺPräsidentschaftswahl in Österreich: Duell mit Da‐
meʺ) oder den Bremer Space Park (272; ʺBremens ʹSpace Parkʹ: Schwarzes Loch an der We‐
serʺ). Der narrative Journalismus wählt häufiger einen thematischen Zugang als der nach‐
richtliche, da er freimütiger Zusammenhänge herstellen kann und erzählen möchte.
Die Selektivität von Spiegel Online ist auch geprägt durch einen Anteil von kuriosen und
schrillen Themen abseits der politischen Sphäre. Hierzu gehören etwa: christliches Mer‐
chandising (262), ʺTerror‐Shrimpsʺ (277) oder Mafia‐Schmuggeltricks (313). Zudem finden
sich einige klassische Boulevard‐Themen, wie Prinzessin Diana (314) oder Sex bei der Bun‐
deswehr (273).
Die Analyse der exklusiven Berichterstattung von FAZ.net (104 ‐ 162) zeigt eine hohe Be‐
deutung der Print‐Ressourcen. Viele der exklusiven Themen, wie die Überlegungen zur
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 141
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
FDP unter dem Titel ʺDie Ernstparteiʺ (144) oder die Reportage über den real‐Markt in
Zgorzelec (161), sind der Print‐Ausgabe entnommen. Der hohe Anteil der Wirtschaftsmel‐
dungen hängt, wie zuvor erläutert, mit der Platzierung des Wirtschaftsressorts an zentraler
Stelle auf der Einstiegsseite zusammen.
Die Aufstellung der Exklusivthemen von tagesschau.de (316 ‐ 345) hinterlässt einen unkla‐
ren Eindruck. Das öffentlich‐rechtliche Angebot kann nicht nur einen geringen Anteil an
exklusiv präsentierten Themen/Ereignissen vorweisen. Die Nachrichtenwerte hinter der Se‐
lektivität der Site erschließen sich dem Autor nicht. Die Site scheint insgesamt wenig jour‐
nalistische Initiative zu zeigen.
Im Rahmen der Inhaltsanalyse wurden nicht nur die Schlagzeilen der Sites über 8 Tage
hinweg untersucht, sondern auch die Artikelproduktion eines Tages betrachtet. Es wäre
unangemessen, die Sites alleine über ihre Schlagzeilen und Schnelligkeit zu charakterisie‐
ren. Die Analyse lediglich eines Tages ist dabei den begrenzten Ressourcen dieser Arbeit
geschuldet. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Sites bei Umfang und Art
der Zusammensetzung der Tagesproduktion redaktionelle Routinen entwickelt haben − so
wie auch die Zahl der täglich veröffentlichten Schlagzeilen nur geringfügig schwankt (vgl.
Abbildung 6.7). Die Untersuchung mehrerer Tage wäre wünschenswert, aber möglicher‐
weise wenig effizient gewesen. Schon die Ergebnisse eines Tages lassen Tendenzen erken‐
nen, die die Beschreibung aus der ausführlichen Einstiegsseiten‐Analyse fruchtbar ergän‐
zen.
Die Analyse des Artikelkorpus gibt Aufschluss darüber, mit welchen Ressourcen die Sites
ihren Lesern gegenübertreten. Die Leser werden immer nur einen kleinen Teil wahrneh‐
men, so dass aus dieser Auswertung nicht geschlossen werden kann, wie die Leser die Site
sehen. In Abschnitt 6.2 wurde bereits auf ein Ergebnis dieser Auswertung hingewiesen.
Das Gesamtvolumen der Tagesproduktion in Anschlägen veranschaulicht Abbildung 6.9.
Netzeitung, FAZ.net und Spiegel Online verfügten mit jeweils rund 240.000 Anschlägen über
sehr ähnliche Veröffentlichungsvolumina. Dagegen publizierte tagesschau.de nur rund die
Hälfte. Bei einer gehobenen Lesegeschwindigkeit von rund 300 Wörtern pro Minute würde
es rund 2 Stunden dauern, eine Tagesproduktion von 240.000 Anschlägen zu lesen. Das Vo‐
lumen entspricht etwa dem Niveau einer dünnen Tageszeitung. Die 32‐seitige Freitagsaus‐
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 142
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
gabe der Süddeutschen Zeitung vom 13. Februar 2004 hatte nach Auswertung des Autors in
allen Ressorts (ohne SZ‐Magazin und Immobilien‐Markt) rund 450.000 Anschläge.
200
150
100
50
FZN 233'247
NZG 241'168
SPO 233'482
TSD 123'230
Abbildung 6.9: Die Anschläge der Tagesproduktion der vier Sites.
(vgl. Codebuch‐Kategorie II.4)
FAZ.net, Spiegel Online und Netzeitung haben ähnliche Veröffentlichungsvolumina − in
der Struktur der Texte unterschieden sich die Angebote aber erheblich. So veröffentlichte
FAZ.net an diesem Tag 65 Texte, die Netzeitung 127, Spiegel Online 81 und tagesschau.de 54.
Die Längen der Texte sind sehr unterschiedlich, wie Abbildung 6.10 zeigt.
Die Netzeitung ist eine Publikation der kurzen Texte. Ein Viertel aller Texte waren kürzer
als 1150 Zeichen, drei Viertel aller Texte kürzer als 2300 Zeichen. Dagegen verfügte FAZ.net
mit deutlichem Abstand über die längsten Texte. Ein Viertel aller Texte waren über 5000
Zeichen lang. Hier schlägt sich die Länge der übernommenen Print‐Inhalte nieder. Spiegel
Online hatte die zweitlängsten Texte. Sie waren im Schnitt rund 1000 Zeichen länger als die
der Netzeitung. tagesschau.de belegte eine Mittelposition zwischen Netzeitung und Spiegel On‐
line.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 143
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Artikellängen
5
Anschläge (1.000)
3
2
0
Unteres Quartil Median Oberes Quartil Arith. Mittelwert
FZN 2'196 3'452 4'990 3'588
NZG 1'121 1'538 2'265 1'899
SPO 1'636 2'244 3'676 2'882
TSD 1'403 2'102 3'026 2'282
Abbildung 6.10: Die Artikellängen der Tagesproduktion der vier Sites.
(vgl. Codebuch‐Kategorie II.4)
Bei der Betrachtung der verwendeten journalistischen Stilformen (vgl. Codebuch II.6) fällt
auf, dass nur FAZ.net, Netzeitung und tagesschau.de als solche gekennzeichnete Kommentare
veröffentlichen. Bei FAZ.net waren 11 Prozent der Tagesproduktion als Kommentar ge‐
kennzeichnet. Die Site veröffentlicht einen Grossteil der Kommentare der Print‐Version. Bei
der Netzeitung fand sich nur ein Kommentar. Die Netzeitung belässt es zumeist bei der nach‐
richtlichen Vermeldung der Ereignisse und ergänzt sie selten durch einordnende Kommen‐
tierung. Bei tagesschau.de steht der Kommentar mit einem Anteil von 2 Prozent nicht im
Vordergrund. Bei Spiegel Online gibt es gekennzeichneten Kommentare, weil es zur narrati‐
ven Eigenart des Spiegel‐Online‐Stils gehört, Nachricht und Kommentar nicht zu trennen.
Das viel beachtete Format der ʺHypertextʺ‐Kolumne fand sich in den Texten der vier Sites
vom 20. April nur einmal: das ʺAltpapierʺ der Netzeitung. Es zeigt sich, dass dieser Ansatz
ein Nischendasein fristet.
Auch die Kennzeichnung der Verfassernamen gibt Hinweis auf den Erzählstil und die
Narrativität der Sites. Bei FAZ.net waren 38 Prozent der Texte mit Autorennamen gekenn‐
zeichnet und weitere 30 Prozent mit dem Kürzel des Autors. Bei 27 Prozent fungierten A‐
genturen als Verfasser. Bei 5 Prozent gab es keinen Verfassernachweis. Bei der Netzeitung
waren 89 Prozent der Texte mit dem Publikationskürzel ʺ(nz)ʺ gekennzeichnet, 9 Prozent
waren mit dem Hinweis ʺfürs Web editiert vonʺ und Autorennamen und lediglich 2 Pro‐
zent waren allein mit dem Autorennamen versehen. Bei Spiegel Online waren 21 Prozent der
Texte mit Autorennamen und weitere 8 Prozent mit Autorennamen und Agenturhinweis
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 144
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
(etwa ʺFlorian Deger, AFPʺ) gekennzeichnet. Bei 71 Prozent gab es keinen Verfassernach‐
weis. Bei tagesschau.de wurde bei 26 Prozent der Texte der Autorenname genannt und bei 74
Prozent nicht.
Überschlagartig wurde auch die Lesbarkeit der Tagesproduktionen der vier Sites auf Ba‐
sis syntaktischer Merkmale untersucht. Dies geschah mit Hilfe der von Rudolf Flesch in den
40er Jahren entwickelten Formel (vgl. Heijnk 1997: 86ff). Die Werte wurden mit Hilfe der als
zuverlässig geprüften Software auf http://www.leichtlesbar.ch ermittelt. Getestet wurde je‐
weils die gesamte Tagesproduktion der vier Sites. Es waren nahezu keine Unterschiede
zwischen den vier Angeboten feststellbar. Für FAZ.net, Netzeitung und tagesschau.de wurde
der Wert 33 ermittelt. Spiegel Online erreichte mit 35 ein nahezu identisches Ergebnis. Werte
zwischen 20 und 40 gelten als typisch für die deutschsprachige überregionale Qualitäts‐
presse; höhere Werte zeigen an, dass die Texte einfacher zu lesen sind (vgl. leichtlesbar.ch).
Die Sites unterschieden sich im syntaktisch gemessenen Schwierigkeitsgrad ihrer Sprache
praktisch nicht. In Tabelle 6.9 werden auch einzelne Texte der Sites mit Hilfe der Flesch‐
Formel bewertet.
100%
80%
Anteil in Prozent
60%
40%
20%
0%
Interner Link auf AV- Link auf andere Link auf andere
Interner Link Kein Link
Inhalte Nicht-Medien-Sites Medien-Sites
FZN 88% 0% 2% 0% 12%
NZG 82% 0% 8% 1% 17%
SPO 51% 7% 21% 0% 40%
TSD 44% 43% 7% 0% 41%
Abbildung 6.11: Die Verwendung von Hyperlinks. (vgl. Codebuch‐Kategorie II.10)
Zuletzt soll hier betrachtet werden, wie die Sites mit Hyperlinks umgehen. Hyperlinks
stellen ein hochinteressantes neues Mittel des Online‐Journalismus dar, das jedoch nicht frei
von Ambivalenz ist. Durch Links werden die Leser aus der Site heraus geführt und mögli‐
cherweise auf Wettbewerber hingewiesen. Der Umgang mit Links gehört zum spezifischen
Erzählstil der Sites. Auf diese Weise kann auch erhoben werden, in welchem Umfang tages‐
schau.de AV‐Inhalte einbindet.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 145
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Gemeinsam ist allen vier Angeboten, dass sie − mit Ausnahme des ʺAltpapiersʺ der Net‐
zeitung − nicht per Link auf Angebote anderer kommerziell‐journalistischer Sites verwiesen.
Sie würden damit Konkurrenten nützen und den Kosmos eigener Aussagen durchbrechen.
Vielmehr versuchten sie, die Leser durch interne Links auf weitere eigene Inhalte zu ver‐
weisen. Besonders stringent taten dies FAZ.net und die Netzeitung. tagesschau.de zeichnete
sich mit 43 Prozent erwartungsgemäß durch einen hohen Anteil von Verweisen auf hausei‐
gene AV‐Inhalte aus. Spiegel Online band zumindest bei zentralen Themen ein Video‐
Angebot der Agentur Reuters ein. Die Site verwies am offensivsten per Link auf Nicht‐
Medien‐Angebote im Internet.
Anhand der Auswertung der Tagesproduktion lässt sich auch analysieren, in welchem
Umfang die Sites auf (Text‐)Inhalte aus ihrem jeweiligen Muttermedium zurückgreifen o‐
der durch Kooperation einbinden. Die Auszählung ergab folgendes Ergebnis:
100%
32%
80%
Anteil in Prozent
Abbildung 6.12: Die Übernahme von Texten und Synergien. (vgl. Codebuch‐Kategorie II.9)
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 146
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Diese Auswertung stützt sich auf die Herkunftskennzeichnung, die soweit möglich über‐
prüft wurde. Sie zeigt deutlich den hohen Anteil von Print‐Inhalten bei FAZ.net. Über die
Hälfte der Artikel stammte aus der Print‐Ausgabe. Weitere 14 Prozent entstanden unter
Mitwirkung eines Print‐Redakteurs. Damit stützt sich die Site bei über zwei Dritteln der
Texte auf die Ressourcen des Muttermediums.
Eine Detailanalyse der Texte der Online‐Redaktion von FAZ.net ergibt, dass es sich nahe‐
zu ausschließlich um Texte des nachrichtlichen Stils handelt, die mit durchschnittlich rund
2000 Zeichen über die Hälfte kürzer sind als der Durchschnitt der übernommenen Print‐
Texte. Die Online‐Redaktion von FAZ.net ergänzte die Print‐Inhalte der Zeitung um aktuel‐
le nachrichtliche Texte.
Spiegel Online übernahm am Auswertungstag, einem Dienstag, nur wenige Texte aus dem
Magazin und hatte einige Magazin‐Autoren für eine Zuarbeit gewonnen. Der Anteil der
Texte, die sich auf Ressourcen des Muttermediums stützen, liegt damit unter 10 Prozent.
Zusätzlich bindet die Site einige Texte anderer Publikationen durch Kooperation ein.
Bei tagesschau.de waren rund ein Fünftel aller Texte als Übernahmen von ARD‐
Redakteuren außerhalb der Online‐Redaktion gekennzeichnet. Bei der Netzeitung kann es
keine Synergien mit einem Muttermedium geben.
Einen Einblick in die spezifischen Arbeitsweisen der Sites erlaubt auch die Betrachtung,
zu welchem Zeitpunkt neue Schlagzeilen auf der Site präsentiert werden. Ordnet man alle
706 erfassten Schlagzeilen nach der Tageszeit ihres Erscheinens, so ergibt sich das in Abbil‐
dung 6.13 skizzierte Ergebnis.
Auffällig ist der Verlauf von FAZ.net. Die Aktivitäten der Site erreichen ihren Höhepunkt
zwischen 17 und 18 Uhr. Zu dieser Zeit sinkt die Nutzung der Nachrichtensites zum Abend
hin (vgl. Nutzungskurve von FAZ.net in Abbildung 2.6). Grund für diese Aktivitätsspitze
ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Einarbeitung von Print‐Inhalten. Die Kurve zeigt da‐
mit, wie stark das Angebot von diesen Inhalten geprägt wird und zu welch ungünstiger
Zeit die Übernahme erfolgt.
Bei Spiegel Online erreicht die Aktivität zwischen 11 und 12 Uhr ihren Höhepunkt. Sie
liegt damit vor der mittäglichen Nutzungsspitze des Angebots. Die Netzeitung erreicht ihre
Aktivitätsspitze zwischen 8 und 9 Uhr. Nachts wird das Angebot nicht kontinuierlich, son‐
dern sporadisch zu besonderen Anlässen aktualisiert. Der Verlauf von tagesschau.de zeigt,
dass das Angebot zwar als einziges regelmäßig nachts aktualisiert wird, dafür aber tags‐
über unterdurchschnittlich aktiv ist.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 147
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
24
21
18
Anzahl pro Stunde
15
12
6
3
0
0-1 2-3 4-5 6-7 8-9 10-11 12-13 14-15 16-17 18-19 20-21 22-23
Uhrzeit
FZN NZG SPO TSD
Ausgewählt wurde die Ankündigung Tony Blairs, ein Referendum über die künftige EU‐
Verfassung abhalten zu wollen. Die Analyse stützt sich auf die in Abschnitt 5.2 beschriebe‐
ne Methode Hagens zur Ermittlung der Informationsqualität von Nachrichten. Kern des
Ansatzes ist die Auflistung der in der Berichterstattung enthaltenen Details.
Die Ankündigung Blairs erschien als Analysegegenstand besonders geeignet, da die Be‐
richterstattung auf einen klar abgrenzbaren Anlass hin erfolgte, von überschaubarem Um‐
fang blieb und ein Thema von mittlerer Komplexität behandelt, das von allen Sites als wich‐
tig eingestuft wurde. Es besetzte am 20. April die Aufmacherpositionen aller vier unter‐
suchten Sites. Es war am folgenden Tag der zweite Aufmacher der gedruckten FAZ und der
erste Aufmacher der SZ.
Bei der Auswahl eines einzelnen Themas geht es darum, sich einen exemplarischen Ein‐
druck zu verschaffen und Faktoren, die als Sonderfall gelten können, möglichst zu kontrol‐
lieren. Bei diesem Beispiel konnte sich FAZ.net in hohem Maße auf ihre Print‐Ressourcen
stützen. Aus der Zahl der täglich übernommenen Print‐Texte auf FAZ.net geht hervor, dass
dies bei vielen anderen Themen nicht der Fall ist. Dieses wird bei der Untersuchung zu be‐
achten sein. Darüber hinaus erscheint die Berichterstattung in diesem Fall relativ typisch, so
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 148
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
dass eine vorsichtige Verallgemeinerung möglich ist, die jedoch hypothetischen Charakters
bleiben muss.
Site/
Nr.
Titel Autor Zeichen
Großbritannien: Blair plant Referendum über EU-
FZN I hr., AP 4435
Verfassung
FZN II Großbritannien: Rauchende Spuren B. Heimrich 6470
Tabelle 6.5: Die untersuchten Artikel der Blair‐Berichterstattung.
Es hätten auch andere Themen ausgewählt werden können. Hätte man zeigen wollen,
dass die Sites zum Teil mit nahezu identischen Agenturmeldungen über Ereignisse berich‐
ten, so hätte sich dieses anhand einer Meldung zum EU‐Ultimatum beim Dosenpfand zei‐
gen lassen. Man hätte auch ein Thema auswählen können, bei dem die unterschiedliche i‐
deologische Ausrichtung der Sites im Sinne einer redaktionellen Linie hervortritt. Hierfür
hätte man die Berichterstattung über eine Novelle der Riester‐Rente analysieren können,
mit der die Regierung gleiche Beitragssätze für Männer und Frauen vorschrieb. tages‐
schau.de lobte die Gleichbehandlung der Geschlechter als ʺGleichberechtigungʺ, während
FAZ.net vom ʺSchlag gegen die Riester‐Renteʺ sprach, weil die erzwungene Gleichheit den
ökonomischen Anreizprinzipien widerspreche (vgl. TSD 141 / FZN 155 in Anhang III).
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 149
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Die Ankündigung Blairs erfolgte gegen Mittag des 20. April 2004 vor dem britischen Un‐
terhaus. Verglichen werden alle Texte, die die vier Sites an diesem Tag zu dem Ereignis/
Thema veröffentlicht haben (vgl. Tabelle 6.5). Die Artikel wurden dabei jeweils um Mitter‐
nacht von den Sites herunterkopiert. Alle Texte sind vollständig in Anhang V dokumen‐
tiert.
FAZ.net berichtete in drei Texten über das Thema. FZN I wurde ausschließlich für die Site
erstellt. FZN II und III sind Übernahmen von den Seiten 3 und 1 der FAZ des Folgetages.
FZN II stammt vom Londoner Korrespondenten des Blattes, FZN I entstand unter seiner
Mitwirkung. FZN III stammt vom FAZ‐Redakteur Peter Sturm. Insgesamt berichtete
FAZ.net damit im Umfang von rund 13.000 Zeichen über das Ereignis. Da hier auch unter‐
sucht werden soll, inwieweit sich die Berichterstattung der FAZ von der Site unterscheidet,
wurde auch ein Text ausgewertet, der am Folgetag nur in der Print‐Ausgabe erschien.
Spiegel Online berichtete mit insgesamt fünf Texten über das Thema. Dabei stammte der
dritte Text vom London‐Korrespondenten des Magazins. Der Umfang der Berichterstattung
betrug rund 14.000 Zeichen. Die Netzeitung berichtete in zwei Texten mit einem Umfang
von rund 7.500 Zeichen, tagesschau.de mit zwei Texten von rund 3.800 Zeichen.
In Tabelle 6.5 wird die Schlagzeilen‐Technik von Spiegel Online sichtbar. Bei SPO II wird
ein fast nachrichtlicher Text mit einer schwungvollen Schlagzeile aufgerüstet, während
FAZ.net den viel narrativeren Text FZN I mit einer nachrichtlichen Schlagzeile sehr vorsich‐
tig verpackt.
Listet man nun die Details der Berichterstattung nach der Methode Hagens auf, so erhält
man folgendes Ergebnis:
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 150
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Das Umfeld
5. Laut Umfragen ist die Mehrheit der Briten gegen EU-Verfassung X X X X
6. Opposition hatte Referendum gefordert X X X
7. Parlamentswahl im kommenden Jahr X X X
8. Europawahl im Juni X X X
9. Rupert Murdoch und "The Sun" drohen, der Blair-Regierung die Unter-
X X
stützung zu entziehen
10. Auflagenhöhe der Murdoch-Zeitungen X
11. Howard bei Murdoch / Stelzer bei Blair X
12. Boulevardpresse hatte Referendum gefordert X
13. Wichtige Kabinettsmitglieder hatten zuvor für Referendum plädiert X
14. Äußerungen gegenüber der BBC hatten für Spekulationen gesorgt X
15. Nur rund fünfzig Labour-Abgeordnete hatten die Abstimmung gefordert X
16. Außenminister Straw hatte ursprünglich für Abwarten plädiert X
17. Blair hat sich angeblich im Osterurlaub für Referendum entschlossen X
Die Opposition
18. Opposition behauptet, die EU-Verfassung beschneide Souveränität Groß-
X X
britanniens
19. Howard fordert Volksabstimmung so bald wie möglich X
20. Howard nennt Blair einen Opportunisten X
21. Howard würde nach Sieg der Tories EU-Verfassung nachverhandeln wol-
X
len
22. Konservative hatten letzte Unterhauswahlen mit Kampagne zur Rettung
X
des Pfund Sterling bestritten
Die Vorgeschichte
24. Blair hatte EU-Referendum zuvor abgelehnt X X X X
25. Blair hatte EU-Referendum zuletzt im Oktober abgelehnt X X X
26. Blair hatte bislang argumentiert, EU-Verfassungsenwurf beschneide Sou-
X X
veränität Großbritanniens nicht
27. Erstes Referendum seit 1975 X X X
28. Auch beim 1975er Referendum ging es um EU-Mitgliedschaft X X
29. Bisherige Blair-Äußerungen zum Thema (unverdichtet) X
30. Ergebnis des 1975er Referendums X
31. Blair hatte ursprünglich ein Referendum über den Euro geplant X
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 151
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Reaktionen
42. Peter Hinze: "Stolperstein auf der Straße der europäischen Integration" (X) X X
43. Reaktion deutscher Regierungskreise auf die Ankündigung / Position
(X) X
Schröders
44. Europapolitiker Klaus Hänsch und Hans-Gert Pöttering fordern bei Ver-
(X) X
fassungs-Ablehnung Ausschluss Großbritanniens aus der EU
45. CSU für europaweites Referendum (X) X
46. Grüne für europaweites Referendum X
47. Laurenz Meyer: Britische Konservative sollten Referendum nicht innenpo-
X
litisch instrumentalisieren
48. Dieter Wiefelspütz für mehr Volksbeteiligung in Deutschland X
49. Wolfgang Gerhardt plädiert für Referendum in Deutschland X
50. Elmar Brok: "Kein Land sollte es auf sich nehmen …" (X)
Szenisches
51. Blair spottet unter Gelächter der eigenen Bank über europafeindliche My-
X
then; "Rhetorische Sternstunde"; Wiedergabe von Blairs Aufzählung
52. Fortspinnen der "Rückwärtsgang"-Metapher, mit der Blair sich einst selbst
X
beschrieb; "murmelt Nebensatz"
Bewertung
53. Ankündigung stellt eine "Kehrtwende" gegenüber der bisherigen Blair-
X X X X
Position dar
54. Blair versucht einen innenpolitischen Befreiungsschlag X X X
55. Bei Ablehnung droht EU-Verfassung zu scheitern X X
56. Blair wird nun noch vehementer auf Festschreibung britischer Veto-
X X
Rechte in der EU-Verfassung bestehen
57. Der Regierungswechsel in Spanien hat Druck auf britische Regierung er-
X X
höht
58. Bei Ablehnung steht der EU "eine Krise" bevor X
59. Bei Ablehnung steht EU-Verfassung "auf dem Spiel"; "erhebliche Verzöge-
X
rungen" drohen
60. Blair verzichtet damit auf Euro-Referendum/Konzession an Brown X
61. Es geht um das Selbstverständnis Großbritanniens zwischen Weltreich
X
und Provinzialität
62. Blair könnte positive Stimmung zum Jahrestag des Weltkriegsendes für
X
Parlamentswahl nutzen
63. Ankündigung könnte Druck auf andere Länder erhöhen, Referenden ab-
X
zuhalten
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 152
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
1
ohne Text, der nur in der FAZ erschien
Tabelle 6.7: Die Auswertung der Berichterstattung über die Blair‐Ankündigung.
(X = Detail kam in der Berichterstattung der Site vor; (X) = Detail kam im zusätzlichen Text der Print‐
Version vor)
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 153
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Diese Aufstellung gliedert die Berichterstattung in 72 Einzelheiten und zeigt, welche von
ihnen in welchen Publikationen vorkamen. Dabei wurden die Details zusätzlich themati‐
schen Gruppen zugeordnet. Eine solche Aufstellung kann kein objektives Abbild der Be‐
richterstattung sein. Man hätte die Details auch anders gruppieren und auszählen können.
Es ist der Versuch, eine sorgfältige und faire Übersicht zu schaffen.
Ein erster Blick zeigt, dass die Berichterstattung von FAZ.net die meisten Einzelheiten
enthielt, die von tagesschau.de die wenigsten. Die Analyse der Berichterstattung soll in um‐
gekehrter Reihenfolge zu ihrem Detail‐Umfang erfolgen. Zunächst soll daher tagesschau.de
betrachtet werden.
Der Kern der Meldung über die Blair‐Ankündigung besteht aus den Details 1, 2, 5, 24 und
53: Blair kündigt in einer überraschenden Kehrtwende vor dem Unterhaus ein Referendum
über die EU‐Verfassung an, das die Mehrheit der Briten womöglich ablehnen wird. Dies ist
der Kern der Berichterstattung aller vier Sites.
Zusätzlich bietet tagesschau.de lediglich acht weitere Details. Das Angebot geht auf Blairs
bisherige Äußerungen (29, 25), das Verfahren der Verfassungsgebung (32, 33) und die Eu‐
ropawahl (8) ein. Es ist in seinen Einschätzungen äußerst zurückhaltend: Die Rolle der Eu‐
ropawahl wird mit Verweis auf britische Zeitungen erläutert. Die Konsequenzen einer Ab‐
lehnung werden vorsichtig als ʺerhebliche Verzögerungenʺ (59), Blairs Beweggründe als
ʺBefreiungsschlagʺ (54) beschrieben. Nur einmal blitzt im Text TSD I eine leicht narrativer
Tonfall auf, als die Site für eine Zwischenüberschrift die metaphorische Wendung vom
ʺWasser abgrabenʺ benutzt. TSD II stellt mit einer Zitatsammlung eine wenig bearbeitete
Form der Informationsvermittlung dar.
Im Vergleich zur Berichterstattung ihrer Mitstreiter weist jene von tagesschau.de erhebli‐
che Lücken auf. Die Site erläutert ihren Lesern nicht, dass Blair mit der Abstimmung das
Thema offenbar aus der kommenden Unterhauswahl heraushalten möchte. Alle anderen Si‐
tes boten diesen Hinweis. Statt dessen wird dem Leser ein wenig verständliches Verfah‐
rensdetail genannt (4). Von erheblicher Relevanz erschien allen anderen drei Sites auch,
dass Blair mit seinem Schritt auf den Druck der Boulevard‐Presse reagierte (9‐12). Auch
dieses erwähnt tagesschau.de nicht.
Die kurze, nachrichtliche Berichterstattung der Site ist arm an Vorgeschichte, Hinter‐
grund und Interpretation. So werden den Lesern in TSD II die Äußerungen Blairs unver‐
dichtet vorgetragen, ohne zu erwähnen, dass die letzte davon bereits Spekulationen über
einen Kurswechsel ausgelöst hatte (14). Die Site erwähnt nicht, dass es bereits 1975 ein Refe‐
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 154
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
rendum zu dem Thema gegeben hat (28), setzt sich nicht im Detail mit dem Prozess und
dem Verhandlungsstand zur EU‐Verfassung auseinander und berichtet nicht über Reaktio‐
nen deutscher und europäischer Politiker.
Bei diesem enttäuschenden Resultat könnte vermutet werden, es seien Texte der Bericht‐
erstattung übersehen worden. Immerhin handelt es sich hier um ein Thema, das über fünf
Stunden den Aufmacher der Site bildete. Eine Suche im Archiv der Site bestätigt, dass die
betreffende Berichterstattung vollständig erfasst wurde. Einschränkend muss angemerkt
werden, dass die Site zusätzlich einen TV‐Beitrag des Londoner ARD‐Korrespondenten
sowie einen TV‐Kommentar aus den tagesthemen bot. Diese AV‐Inhalte sind nicht Teil der
Analyse. Sie lassen sich nun auch deshalb nicht in die Auswertung einbeziehen, weil die Si‐
te AV‐Inhalte nicht längerfristig zu archivieren vermag.
Die Berichterstattung der Netzeitung zu Blairs Ankündigung kann deutlich mehr Einzel‐
heiten aufbieten. Sie enthält Hinweise auf die anstehende Unterhauswahl (7), die Rolle der
Boulevardpresse (12) und das Referendum von 1975 (27, 28). Sie geht detailliert auf das Ver‐
fahren zur Annahme der Verfassung in den EU‐Staaten ein (35, 36) und berichtet über erste
Politiker‐Reaktionen (42, 44) und das Verhalten der britischen Opposition (19, 21). Sie ur‐
teilt auch entschlossener als tagesschau.de, dass der Europäischen Union eine ʺKriseʺ bevor‐
stehe, wenn die Briten die Verfassung ablehnen sollten (58). Allerdings versäumt sie, die
Europawahl zu erwähnen (8). Die Netzeitung zeigt sich versierter, agiler und faktenreicher
in der nachrichtlichen Berichterstattung als tagesschau.de. Allerdings bietet sie in NSD II
dem Leser eher journalistisches Rohmaterial an.
Die Berichterstattung von Spiegel Online ist wiederum deutlich reicher an Einzelheiten als
die der vorgenannten Sites. Die Publikation bietet mehr Interpretationen (55, 56, 57, 61),
szenische Ausschmückungen (51), Erläuterungen des EU‐Verfahrens (37, 38, 39, 40) und Po‐
litiker‐Reaktionen (43, 45, 46, 47, 48, 49).
Von besonderem Interesse ist SPO III, der Beitrag des Londoner Spiegel‐Korrespondenten
Matthias Matussek. Matussek bereitet die Blair‐Ankündigung zu einem bilderreichen und
spannungsgeladenen Erzählstück auf. Er stützt sich auf szenische Ausschmückungen, offen
interpretierende Passagen, Metaphern, hohe lexische Variablität und rhetorische Figuren.
Bereits im einführenden Absatz wird der Leser auf einen meinungsstarken und metaphern‐
reichen Artikel eingestimmt: Blair habe einen ʺCoupʺ gelandet und dem Parlament eine
ʺSternstundeʺ beschert. Matussek interessiert sich nicht allein für die Darstellung des Was
der Ankündigung, sondern berauscht sich und seine Leser am Wie: Er lässt Blair in einer ef‐
fektvollen szenischen Skizze noch einmal vor dem Parlament auftreten. Die Schilderung
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 155
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
wird mit einer schier endlosen Reihe von Metaphern und starken Lexemen aufgeladen:
Blair ʺverkauftʺ mit ʺKaltschnäuzigkeitʺ und ʺbeißendem Spottʺ seinen ʺDurchmarschʺ im
ʺSchlagabtauschʺ. Die Opposition beklagt ʺRückzugsmanöverʺ und ʺWendemanöverʺ,
steckt ʺFrontverläufeʺ ab, wähnt sich eines ʺWahlkampfschlagersʺ beraubt, hofft auf ʺPres‐
sezarʺ Murdoch, während sich die ʺNebel lichtenʺ. Blair ist ʺangetretenʺ, ʺknöpft sich vorʺ,
es ist ʺruchbarʺ geworden, das Parlament ringt zwischen ʺAppellen, Witzeleien, Gelächter
und Beschwörungenʺ.
Der Text ist durchsetzt mit Superlativen und Komparativen: Es geht ʺum nichts weniger
als das Selbstverständnisʺ, es geht ʺum mehr als nur einige Verfassungsmodalitätenʺ, es ha‐
be ʺlange keinen so animierten Schlagabtauschʺ gegeben. Matussek greift genüsslich die
Anekdoten des britischen Premierministers auf, um sie zu Material seines Textes zu verar‐
beiten. Er weist engagiert auf den seiner Meinung nach großen Einfluss Rupert Murdochs
hin (9,10).
Matussek gelingt eine schwungvolle Schilderung voller leserwerbender Reize. Es ist je‐
dem Leser selbst überlassen, zu entscheiden, ob er diesen Tonfall noch angemessen oder
schon überdreht findet. Immerhin wird der Text bei Spiegel Online durch vier stärker nach‐
richtliche Texte mit europapolitischem Kontext eingerahmt. Der berichterstatterische Husa‐
renritt kann allerdings die analytische Leerstelle nicht vollends überspielen, dass Matussek
sich über die Motive Blairs nicht ganz im Klaren ist. Auch er vergisst nämlich, die kom‐
mende Unterhauswahl explizit zu erwähnen. In seinem ungestümen Vorpreschen macht er
kleine faktische Fehler, die auch die Schlusskorrektur überdauerten. Blair hatte ʺheuteʺ,
nicht ʺgesternʺ, vor dem Unterhaus geredet, und er hatte zuletzt vor sechs, nicht vor drei
Monaten ein Referendum kategorisch abgelehnt.
Von Anfang an stellte Spiegel Online bei dieser Berichterstattung die eigene Interpretation
in den Vordergrund: Bereits die ersten beiden Schlagzeilen legen explizit nahe, das Blairs
Ankündigung als ʺGefahrʺ anzusehen sei. Damit wird − anders als in der nachrichtlichen
Berichterstattung − der Hintergrund der Relevanz dieser Meldung klar mit kommuniziert.
Zugleich sortiert die Site damit das Thema von Anfang an in einen reizintensiven Wahr‐
nehmungsrahmen (ʺGefahrʺ) ein. Drei der fünf Überschriften enthalten Metaphern: Blair
macht einen ʺU‐Turnʺ, die ʺSchlacht von Europaʺ beginnt und die CSU ʺwandelt auf Blairs
Spurenʺ.
Im letzten Text fasst Spiegel Online Politiker‐Reaktionen umfangreich zusammen, was der
Site bei diesem Themenaspekt ein klaren Vorsprung verschafft. Ihr Mehr an Ressourcenein‐
satz erlaubt es der Site, die Berichterstattung mit einer größeren Häufigkeit als andere Sites
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 156
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
zu aktualisieren. Auch die eher nachrichtlich gehaltenen Artikel enthalten Interpretations‐
ansätze, die Netzeitung und tagesschau.de so nicht bieten: Die Rolle des Regierungswechsels
in Spanien (57), die Folgen für Blairs Haltung in den Verfassungsverhandlungen (56) und
der Hinweis, mit dem Referendum drohe das ganze Verfassungsvorhaben zu scheitern (55).
Die Berichterstattung von FAZ.net weist mit Abstand die meisten Einzelheiten auf. Dabei
stützt sich die Site nahezu vollständig auf Print‐Ressourcen, was der Berichterstattung er‐
hebliche Tiefe verleiht.
Von besonderem Interesse ist auch hier der Korrespondentenbericht FZN II. Auch Bern‐
hard Heimrich nutzt eine Art szenische Schilderung, indem er Blairs metaphorische Selbst‐
beschreibung vom Politiker ʺohne Rückwärtsgangʺ fortspinnt. Er schildert detailreich wie
keines der anderen Angebote die Verwicklungen um Rupert Murdoch (9), das Referendum
von 1975 und dessen politisches Ziel (30, 64). Als einziger erwähnt er, dass Blair weit vom
geplanten Euro‐Referendum abrückt (31) und inwieweit er mit der Entscheidung auf sein
Kabinett (13, 16) und seine Fraktion (15) reagiert. Der Text enthält ein vielsagendes Detail,
dass alle anderen Sites nicht aufboten: Dass nämlich laut Umfragen nur 16 Prozent der Bri‐
ten für die EU‐Verfassung stimmen würden.
Auch Heimrichs Text ist eigensinnig erzählend geschrieben. Auch hier bilden szenische
Elemente, Metaphern und starke Lexeme Kernelemente: Der Artikel wird dramatisch von
Blairs Rückwärtsgang‐Metapher umrahmt. Blairs Kehrtwende ist ein ʺBalletsprungʺ, er
ʺmurmeltʺ, hat die Europawahl ʺabgeschriebenʺ, der Wahlkampf ʺzieht heraufʺ. Murdoch
ist auch hier ein ʺZeitungszarʺ, er lädt ins ʺFerienparadiesʺ. Die Sun ist ein ʺRevolverblattʺ,
eine ʺPostilleʺ; Flugblätter muss man möglicherweise ʺeinstampfenʺ; der Enthusiasmus ist
ʺlauwarmʺ. Die narrative Inszenierung des Heimrich‐Texte ist auch daran zu erkennen,
dass der Autor sich drei Mal mit einer rhetorischen Frage an den Leser wendet. Unschwer
erkennbar sind diese Stilmittel jedoch geringer dosiert als bei Spiegel Online. Auch Heimrich
macht einen kleinen faktischen Fehler, indem er sich in dem Vornamen von Rupert Mur‐
doch irrt.
FAZ.net bietet mit großem Abstand die meisten Interpretationsansätze (60, 62 ‐ 72). Be‐
achtenswert ist jener, dass Blair spekulieren könnte, es werde niemals zum Referendum
kommen, weil die Verfassung zuvor schon in einem anderen EU‐Land scheitert (66). Eine
solche Anmerkung transzendiert die rein faktische Berichterstattung und erlaubt ein im
Vergleich zum Angebot der anderen Sites facettenreiches Verständnis der Beweggründe
Blairs. Ein solcher Interpretationsansatz ist jedoch notwendigerweise auf eine analysierend‐
interpretierende Berichterstattung beschränkt.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 157
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
FAZ.net konnte sich in ihrer Berichterstattung weitgehend auf Print‐Ressourcen stützen.
Zugleich hatte die Site nicht genügend Ressourcen, um auch die im Print‐Aufmacher ent‐
haltenen Politiker‐Reaktionen einzuarbeiten (42 ‐ 45, 50). Hier zeigt sich die begrenzte Aus‐
stattung der Site.
Ein Mehr an Einzelheiten in der Übersicht Tabelle 6.7 bedeutet dabei nicht unmittelbar
ein Mehr an Leserzuspruch. Auch hier ist es plausibel, eine parabelförmige Berlyne‐
Systematik anzunehmen. Bis zu einem bestimmten Punkt wird sich der Leser über mehr
Einzelheiten freuen, darüber hinausreichende Informationen wird er als Last oder unnötig
empfinden. So gesehen mögen viele Online‐Leser die Berichterstattung vom Umfang der
Netzeitung oder des Matussek‐Texts angemessen finden und den Heimrich‐Text mögli‐
cherweise zu lang.
Die unterschiedliche Berichterstattung der Sites transportiert nicht nur unterschiedliche
Erzählhaltungen, sondern auch ein unterschiedliches Bild von Blair und Politik im allge‐
meinen. Dieser Umstand soll hier nicht unerwähnt bleiben. Blair erscheint bei Matussek als
versierter Stratege, Taktierer und Rhetoriker, während ihn Heimrich als Vermittler in einem
Netz von politischen Begehrlichkeiten zeigt. Um diesen Unterschied im Detail darzustellen,
bedarf es jedoch diskursanalytischer Instrumentarien, die eine ganz eigene Forschungsar‐
beit erfordern (vgl. Viehöver 2001).
Die Detailanalyse der Berichterstattung über Tony Blairs Ankündigung eines Referen‐
dums über die EU‐Verfassung am 20. April hat sehr deutliche Unterschiede in der Bericht‐
erstattung gezeigt: Die Publikationen variierten in Detailreichtum und Erzählhaltung erheb‐
lich. Die an Einzelheiten reichste Berichterstattung bot FAZ.net. Dabei gelang es der Site in
diesem Fall, einen Großteil ihrer Print‐Ressourcen für den Online‐Auftritt zu mobilisieren.
FAZ.net konnte auf diese Weise mit Abstand die meisten Kontexte, Hintergründe und In‐
terpretationen bieten. Der Bericht des Londoner Korrespondenten der FAZ trug klar er‐
kennbar die Insignien des narrativen Journalismus. Auf Platz zwei folgt mit der umfang‐
reichsten, regelmäßig aktualisierten Berichterstattung Spiegel Online. Bedenkt man, dass
FAZ.net sehr häufig nicht zeitnah oder überhaupt nicht auf derart umfangreiche Print‐
Ressourcen zurückgreifen kann, so kann man davon ausgehen, dass Spiegel Online sehr häu‐
fig das umfangreichste Angebot mit zudem kontinuierlicher Aktualisierung macht. Abge‐
sehen von den FAZ‐Texten bot die Site die meisten Hintergründe und Interpretationsansät‐
ze. Dabei inszenierte sie sich bereits in den Überschriften interpretierend und bot mit dem
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 158
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
mit Metaphern aufgeladenen Text des Spiegel‐Korrespondenten zudem den wohl schwung‐
voll‐reizintensivsten Text.
Auf der anderen Seite stehen die rein nachrichtlich berichtenden Netzeitung und tages‐
schau.de. Dabei machte die öffentlich‐rechtliche Site ein an Einzelheiten armes Artikelange‐
bot. Die Netzeitung zeigte sich hier agiler und umfangreicher. tagesschau.de ließ mit Unter‐
hauswahl, Boulevardpresse und Politikerreaktionen bedeutsame Einzelheiten und Hinter‐
gründe unterwähnt.
Gut erkennbar wurde die ʺQualitätsboulevardʺ‐Strategie von Spiegel Online. Die Site
macht ein im Sinne von Donohew reizintensives Angebot mit einer im Sinne von Hagen
hohen Informationsqualität.
Alle Dokumente des 20. Aprils wurden auch im Rahmen des zweiten Teils der quantita‐
tiven Inhaltsanalyse analysiert. Es bietet sich daher an, am Beispiel dieser dreizehn Texte
die Codierpraxis offen zu legen und zu erörtern. In den meisten Fällen fiel dem Autor das
Urteil leicht. FZN II und III sowie SPO III sind klar Texte im narrativen Stil. Die Texte der
Netzeitung und von tagesschau.de sind klar nachrichtlich. Die schwierigen Fällen stellten
FZN I und SPO II und SPO V dar. Bei FZN I schwankte der Autor zwischen den Werten 2
und 3 (vgl. Codebuch‐Kategorie II.7). Schließlich gab der Absatz ʺSo eigensinnig Blair seine
Politik … nicht derart auffällig gewordenʺ den Ausschlag für eine 3. Bei SPO II und SPO V
schwankte der Autor zwischen 1 und 2. SPO II erhielt knapp die Wertung 2 wegen der
Formulierung ʺBesorgnis erregende Kehrtwendeʺ im einführenden Absatz und dem Ab‐
schnitt, der auf die Zwischenüberschrift ʺKeine Frist für Zustimmungʺ folgt. Bei SPO V fiel
die Entscheidung noch knapper für zwei. Hier gaben Formulierungen wie ʺauf den Ge‐
schmack gekommenʺ und ʺhistorische Dimensionʺ sowie der leicht umformulierte Ab‐
schnitt über das Verfassungsverfahren (ʺDie tatsächlichen Folgen … erleichtern würde.ʺ)
den Ausschlag. In beiden Fällen hätte man aber auch eine 1 geben können.
FZN FZN FZN NZG NZG NZG SPO SPO SPO SPO SPO TSD TSD
I II III I II III I II III IV V I II
3 3 3 1 1 1 1 2 3 1 2 1 1
Tabelle 6.8: Die Narrativität der untersuchten Texte. (vgl. Codebuch‐Kategorie II.7)
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 159
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
An diesem Beispiel sollen auch die konkreten Lesbarkeitswerte nach der Flesch‐Methodik
erörtert werden (vgl. Abschnitt 6.6). Vergleicht man die hier vorgestellten Texte auf syntak‐
tischer Ebene auf ihre Lesbarkeit hin, so erhält man folgendes Ergebnis:
FZN FZN FZN NZG NZG NZG SPO SPO SPO SPO SPO TSD TSD
I II III I II III I II III IV V I II
29 45 29 35 34 35 25 29 28 33 27 32 42
Tabelle 6.9: Die Flesch‐Werte der Texte über Blairs Ankündigung.
Die Flesch‐Werte der Texte bewegen sich nahezu alle in einem engen Band von 28 bis 35.
Einzig der Text von Bernhard Heimrich und die Zitatensammlung von tagesschau.de sind
etwas leichter lesbar. Die Lesbarkeit der Texte unterscheidet sich nach Flesch kaum. Dies ist
ein weiterer Hinweis darauf, dass die Sites ein ähnliches Sprachniveau und ein ähnliches
Zielpublikum anstreben.
Die Inhaltsanalyse konnte die narrative Inszenierung der Site in ihrer Schlagzeilenrheto‐
rik aufzeigen. 30 Prozent der Schlagzeilen können klar dem narrativen Stil zugeordnet
werden, weitere 22 Prozent wurden einer Mittelposition zwischen narrativem und nach‐
richtlichen Stil zugeordnet. Damit ist die Site mit deutlichem Abstand das narrativste der
untersuchen Angebote. 27 Prozent der Schlagzeilen benutzen eines der untersuchten Stil‐
mittel. Dabei wird die Schlagzeilenrhetorik geprägt durch eine hohe Zahl von − häufig neu‐
en − Metaphern (15 Prozent), Neologismen (5 Prozent), polaren Ausdrucksweisen (5 Pro‐
zent), Lautmalerei (5 Prozent), umgeformten Phraseologismen (5 Prozent) − von insgesamt
starken Lexemen. Die Überarbeitung von Schlagzeilen zeigt beispielhaft, wie die Site ver‐
sucht, den Balanceakt zwischen eigensinnig und überdreht zu finden.
Die Site ist zur Kernnutzungszeit der Nachrichtensites nahezu genauso schnell in der
Vermeldung von Eilmeldungen wie die Netzeitung. Die Schnelligkeit der Berichterstattung
ist daher als Differenzierungsansatz weitgehend ungeeignet. Vielmehr ist Schnelligkeit eine
Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Nachrichtensite.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 160
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Die Selektivität der Site ist von einem stärker thematischen Zugang geprägt, der typisch
für den narrativen Journalismus ist, und zeigt eine Vorliebe für schrille und skurrile The‐
men abseits des klassisch Politischen.
Die Site veröffentlicht täglich rund 80 Texte, die im Schnitt länger als die der Mitbewerber
sind − ausgenommen die Print‐Übernahmen bei FAZ.net. Sie stützt sich nur zu einem klei‐
nen Teil auf Print‐Übernahmen und Print‐Redakteure. Der Erzählstil des Artikelkorpus ist
dabei weit weniger narrativ als die Inszenierung der Site in den Schlagzeilen. Kommentare
veröffentlicht sie nicht, weil diese klassische Trennung nicht zu ihrem Stil gehört.
Am Einzelbeispiel konnte gezeigt werden, wie auch der narrative Stil der Texte auf Me‐
taphern, starken Lexemen und szenischen Schilderungen beruht. Die Site konnte die hin‐
tergründigste und am stärksten interpretierende Berichterstattung unter allen Sites anbieten
− bis auf FAZ.net, die sich in diesem Fall auf Print‐Ressourcen stützen konnte.
Spiegel Online ist ein Angebot mit hoher narrativer Außeninszenierung, einer detailreich‐
interpretativen Berichterstattung und einer Vorliebe für skurrile Themen − stets auf einem
Balanceakt, die richtige Dosierung des narrativen Stils zu finden.
Alle Hypothesen aus 4.1.2 werden somit durch die empirischen Ergebnisse gestützt.
6.9.2 Netzeitung
Die Netzeitung erwies sich als die durchgängig schnellste Nachrichtensite. Sie gehörte bei
Eilmeldungen fast immer zu den erstvermeldenden Sites. Ein deutlicher Abstand zu Spiegel
Online entstand aber nur außerhalb der Kernnutzungszeit der Nachrichtensites. Daher er‐
scheint dieser Differenzierungsansatz nur für eine kleine Zielgruppe geeignet.
Die Netzeitung wies sich in der Analyse als sehr nachrichtliches Medium aus. 95 ihrer Pro‐
zent der Schlagzeilen konnten klar dem nachrichtlichen Stil zugeordnet werden. Nur drei
Prozent von ihnen wiesen mindestens eines der untersuchten Stilmittel auf. Die Netzeitung
zeigte die meisten Schlagzeilen pro Tag, was den Eindruck der Schnelligkeit erhöht.
Die Netzeitung bildet das Weltgeschehen in einer Vielzahl kurzer, nachrichtlicher, zumeist
nicht namentlich gekennzeichneter Meldungen ab. Sie vermeldet besonders häufig Ereig‐
nisse und Äußerungen, wodurch die Berichterstattung fragmentarisch wirken kann. In Ein‐
zelfällen zeigt die Site eigene journalistische Initiative. Die eigensinnige Hypertextkolumne
ʺAltpapierʺ stellt eine Ausnahme im Artikelkorpus der Site dar. Kommentare veröffentlicht
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 161
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
die Netzeitung nur sporadisch, so dass die Nachrichten weitgehend nicht explizit eingeord‐
net werden.
Bei der Detailanalyse eines Themas zeigte sich die Netzeitung als versiert im Umgang mit
dem nachrichtlichen Stil. Die Berichterstattung war deutlich detailreicher als die von tage‐
schau.de. Die zentralen Hintergründe wurden benannt.
Die Netzeitung ist eine schnelle, nachrichtliche Publikation, die im Rahmen ihrer Produk‐
tionskostenführerschaft kundig mit dem nachrichtlichen Stil umzugehen weiß.
Die empirischen Ergebnisse stützen damit die Hypothesen aus 4.2.3. Allerdings kann sich
die Netzeitung nur außerhalb der Kernnutzungszeit gegenüber allen Mitbewerbern durch
Schnelligkeit differenzieren.
6.9.3 FAZ.net
FAZ.net zeigte in der Analyse deutliche Rückstände in der Schnelligkeit der Berichterstat‐
tung. Das Angebot war in der Kernnutzungszeit der Sites das Langsamste. Wer neuer Bun‐
desbankpräsident wird, vermeldete die wirtschaftsnahe Publikation 15 Minuten nach allen
anderen. Nur einmal gehörte die Site zu den Erstvermeldenden. Symptomatisch erscheint,
dass die Site keine Eilmeldung kennt.
Bei der Narrativität ihrer Schlagzeilen belegt die Site gestützt auf Print‐Ressourcen den
zweiten Platz. 17 Prozent der Schlagzeilen sind dem narrativen Stil zuzurechnen. Auch
FAZ.net nutzt damit diese klassische Differenzierungstechnik der überregionalen Presse.
Allerdings gelingt es ihr nicht, die Eigensinnigkeit des Artikelkorpus in den Hauptschlag‐
zeilen der Site zu spiegeln. Stattdessen finden sich dort auch viele aktuelle, kurze nachricht‐
liche Texte der Online‐Redaktion, die in Tonfall und Haltung den FAZ‐Inhalten nur bedingt
ähneln. Auf Basis der Print‐Übernahmen hat FAZ.net die mit Abstand längsten Texte unter
den vier Angeboten. Ihre Aktivitätsspitze erreicht die Site am frühen Abend, wenn die
Print‐Inhalte eingearbeitet werden. Die Übernahme von Print‐Inhalte erfolgt damit stark
versetzt zur Nutzung der Site.
Die Untersuchung des Einzelbeispiels hat gezeigt, dass FAZ.net auf Basis der Print‐
Ressourcen, wenn sie darauf zugreifen kann, die meisten Details, Hintergründe und Inter‐
pretationen bieten kann. Die Site war aber nicht in der Lage, die Berichterstattung kontinu‐
ierlich zu aktualisieren. Beim Bericht des Londoner FAZ‐Korrespondenten war eine Ver‐
wandtschaft zu jenem des Spiegel‐Korrespondenten erkennbar, wenn auch die Stilmittel
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 162
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
deutlich vorsichtiger dosiert waren und sich der Autor stärker auf die Analyse konzentrier‐
te.
FAZ.net zeigte sich in der Analyse als Online‐Aushängeschild der gedruckten FAZ, das
hinter den Marktführer Spiegel Online zurückfällt. Die Site ist langsamer bei Eilmeldungen.
Sie präsentiert eine Mischung aus differenzierten FAZ‐Texten und zum Teil wenig differen‐
zierten Online‐Texten. Es gelingt ihr nicht, die Eigensinnigkeit des Artikelkorpus zentral
auf der Einstiegseite widerzuspiegeln.
Die empirischen Untersuchungen stützen damit die Hypothesen aus 4.3.2.
6.9.4 tagesschau.de
tagesschau.de belegte in dieser Untersuchung sehr häufig den letzten oder vorletzten Platz.
Bei der Schnelligkeit der Berichterstattung liegt das Angebot hinter den führenden Angebo‐
ten. In der Kernnutzungszeit lag das Angebot bei fünf Meldungen über anderthalb Stunden
hinter Netzeitung und Spiegel Online. Obwohl die Site laut Selbstdarstellung rund um die
Uhr besetzt ist, wurde sie nachts nur zögerlich oder gar nicht aktualisiert.
Die Schlagzeilen der Sites bedienen sich, wie von Redaktionsleiter Sadrozinski angekün‐
digt, eines sehr leicht narrativen Stils. Zwei Prozent der Schlagzeilen konnten dem narrati‐
ven Stil und 12 Prozent einer Mittelposition zugeordnet werden. Sie liegt damit deutlich
hinter Spiegel Online und FAZ.net. Sie geht sehr zurückhaltend mit den Mitteln des narrati‐
ven Stils um.
tagesschau.de hatte mit großem Abstand das geringste Veröffentlichungsvolumen. In An‐
schlägen gemessen betrug ihre Tagesproduktion rund die Hälfte der anderen Sites. Das ge‐
ringe Text‐Veröffentlichungsvolumen ist offenbar der Tatsache geschuldet, dass erhebliche
Teile der ARD‐Ressourcen nicht in Textform vorliegen. Bei 43 Prozent der Texte konnte die
Site zusätzlich AV‐Inhalte anbieten.
Die Analyse des Einzelbeispiels zeigte ein enttäuschendes Resultat, obwohl das Thema
über fünf Stunden den Aufmacher der Site bildete. Es kann sich hier um einen für die Site
besonders ungünstigen Fall gehandelt haben. Allerdings deuten ihr Veröffentlichungsvo‐
lumen und ihre Textlängen an, dass die Berichterstattung in vielen Fällen nicht stark hin‐
tergründig sein kann.
6. Die Ergebnisse der empirischen Analyse 163
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
tagesschau.de erwies sich in der Untersuchung als onlinejournalistische Grundversorgung
ohne Esprit. Das Angebot präsentierte sich statisch und zeigte wenig journalistische Initia‐
tive.
Die empirischen Ergebnisse stützen somit die Hypothesen aus 4.4.2.
7. Fazit 164
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
7. Fazit
D
iese Arbeit hat die journalistische Leistungspolitik von vier Nachrichtensites vor dem
Hintergrund der strategisch‐ökonomischen Rahmenbedingungen untersucht. Im
Mittelpunkt standen dabei die Differenzierungsansätze der Narrativität und der Schnellig‐
keit der Berichterstattung. Hierzu hat die Arbeit übergreifende Hypothesen geprüft und
zugleich die spezifischen Ansätze der einzelnen Sites charakterisiert.
Zunächst wurde die Struktur des Marktes für Online‐Nachrichten erörtert, um auf dieser
Basis die wettbewerbsstrategischen Optionen aus Markt‐ und Ressourcenperspektive ab‐
zuwägen. Der Markt der Nachrichtensites wird geprägt von einer hohen Fixkostendegres‐
sion und der Weigerung der Leser, für aktuelle textjournalistische Inhalte zu zahlen. Diese
Faktoren setzen der Vielfalt des Angebots und der Marktstellungsziele enge Grenzen.
Das ökonomische Ziel der Anbieter ist es, den Abstand zwischen den in Tausenderkon‐
taktkosten gemessenen Herstellungskosten und den in Tausenderkontaktpreisen beziffer‐
ten Anzeigenpreisen zu maximieren. Die hohe Fixkostendegression bedingt, dass Anbieter
mit niedriger Reichweite gegenüber Massenangeboten erhebliche Stückkostennachteile
hinnehmen müssen. Wenn es ihnen nicht gelingt, auf einem Kostenniveau proportional zu
ihrem Reichweitenrückstand gegenüber dem Massenanbieter zu produzieren, haben sie
höhere Tausenderkontaktkosten als dieser. Diese höheren Kosten können sie aber nicht di‐
rekt an ihre Leser weitergeben, sondern sind darauf angewiesen, höhere Anzeigenpreise zu
erzielen. Es sind jedoch nur sehr eingeschränkt Aufschläge auf die Tausenderkontaktpreise
durchsetzbar.
Die Reichweitenführer sind im Internet die Portale. Daneben versammeln Nachrichtensi‐
tes mit einem differenzierten journalistischen Angebot ein im Sinne der Werbeindustrie dif‐
7. Fazit 165
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
ferenziertes Publikum. Sie verfolgen eine Zielgruppenstrategie und müssen bestrebt sein,
möglichst hohe Aufschläge auf die Anzeigenpreise durchzusetzen und zugleich mit einer
hohen Reichweite zu kombinieren. Auf diese Weise erzielen sie ein hohes Umsatzniveau,
mit dessen Hilfe sie ihren Differenzierungsansatz im Lesermarkt zu stützen vermögen, und
sind zugleich aussichtsreich für den Werbemarkt positioniert. Da Anbieter mit geringer
Reichweite ihre Kostennachteile kaum auszugleichen vermögen, ist in werbefinanzierten
Medienmärkten lediglich mit einer geringen Vielfalt zu rechnen. Die ursprünglich hetero‐
gene Nachfrage wird von wenigen ressourcenstarken Angeboten gebündelt.
Bislang erschweren ein geringes Volumen der Online‐Werbung und eine hohe strategi‐
sche Marktaustrittsschranke das Nachrichtensite‐Geschäft. Mittelfristig versprechen aber
die typischen hohen Markteintrittsschranken des Mediengeschäfts eine günstige Ertragssi‐
tuation für die Branchenführer. Kernressourcen in diesem Markt sind der strategische Ver‐
mögenswert der Medienmarke und der günstige Zugriff auf journalistische Inhalte aus ho‐
rizontaler Integration. Eine bestehende Medienmarke kann die Erschließung eines neuen
Marktes erleichtern, durch aufwändige Koordination gemeinsamer Standards aber auch er‐
schweren oder gar verhindern. In der Frühphase des Marktes gehörten auch Erfahrungs‐
und Technikvorteile zu den Kernressourcen.
Die vorliegende Arbeit hat den Forschungsstand der Publizistik‐ und Kommunikations‐
wissenschaft hinsichtlich der Optionen journalistischer Differenzierung aufgearbeitet. Da‐
bei hat der Autor zur Beschreibung eines offen eigensinnig erzählenden Journalismus das
Konstrukt des ʺNarrativen Journalismusʺ als Komplementärkonzept zum nachrichtlichen
Journalismus vorgeschlagen. Der Begriff des narrativen Journalismus gibt lange etablierten
journalistischen Techniken einer Unterscheidung durch Abwechslung und Autorschaft ei‐
nen dringend benötigten Namen. Die drei Säulen des narrativen Stils sind Tonfall, Eigen‐
sinn und Interpretation.
Der narrative Stil ist ein klassisches Instrument der überregionalen Presse, Profil und
Charakter zu entfalten. Er erlaubt es den Publikationen, mit eigenständigem Tonfall, origi‐
nell, variationsreich und interpretierend aufzutreten. Der narrative Stil codiert Autorschaft.
Die Publikationen treten dem Publikum mit einer spezifischen Haltung gegenüber. Diese
reizvolle und abwechslungsreiche Berichterstattung trifft auf eine hohe Nachfrage bei den
Lesern. Der narrative Stil kann jedoch auch überzogen wirken und den intersubjektiven Re‐
alitätszugang erschweren. Es stellt sich bei diesem Instrument stets die Frage nach der rich‐
tigen Mischung und Dosierung.
7. Fazit 166
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Der andere betrachtete Differenzierungsansatz ist die Schnelligkeit der Berichterstattung.
In der Aktualität liegt die ʺstärkste Kraftʺ des Journalismus, im Neu‐Aktuellen erreicht die
Aura des Journalismus ihre ʺhöchste Steigerungʺ (Groth 1960: 171/178). Die Leser erwarten
eine kontinuierliche Aktualisierung der Nachrichtensites und eine schnelle Unterrichtung
bei zentralen Ereignissen. Es wurde überprüft, ob es den Sites tatsächlich gelingt, Eilmel‐
dungen schneller abzusetzen als andere.
Die Hypothese H2 der Arbeit zur Schnelligkeit der Berichterstattung lautete:
H2. Die vier untersuchten Nachrichtensites unterscheiden sich hinsichtlich der Schnelligkeit der
Berichterstattung. Je schneller die Sites im Schnitt Eilmeldungen abzusetzen vermögen, desto
höher ist ihre Reichweite.
Stellt man Hypothese und Ergebnis visuell dar, so ergibt sich folgende Darstellung:
Zusammenhang von Schnelligkeit und Erfolg Zusammenhang von Schnelligkeit und Erfolg
(hypothetisch) (empirisch)
Schnelligkeit
Schnelligkeit
NZG
SPO
TSD
FZN
Reichweite Reichweite
Abbildung 7.1: Der Zusammenhang von Schnelligkeit der Berichterstattung und Erfolg im
Lesermarkt − hypothetisch und empirisch. (vgl. Abbildungen 3.6 und 6.1)
Die Sites unterschieden sich im Überwachungszeitraum beträchtlich in der Schnelligkeit
der Berichterstattung. Innerhalb der Kernnutzungszeit der Angebote lagen tagessschau.de
und FAZ.net bei fünf Eilmeldungen über anderthalb Stunden hinter den führenden Ange‐
boten. Dagegen war zwischen Netzeitung und Spiegel Online nahezu kein Unterschied fest‐
stellbar. Beide Angebote zeigten eine hohe Konstanz bei der Präsentation von Eilmeldun‐
gen. Weitet man die Betrachtung auf die Berichterstattung rund um die Uhr aus, so führt
die Netzeitung mit großem Abstand. Die geringe Zahl der verglichenen Eilmeldungen er‐
7. Fazit 167
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
laubt nur eine sehr vorsichtige Verallgemeinerung. Es erscheint allerdings plausibel, von
deutlichen Hinweisen auf die jeweiligen redaktionellen Routinen auszugehen.
Der Zusammenhang von Schnelligkeit und Reichweite muss komplexer beschrieben
werden, als es Hypothese H2 tut. Der vermutete lineare Zusammenhang muss zurückge‐
wiesen werden. Dies ergibt auch die statistische Betrachtung.
Schnelligkeit ist nur sehr eingeschränkt als Differenzierungsansatz geeignet. Innerhalb
der Kernnutzungszeit unterscheiden sich die führenden Anbieter in dieser Hinsicht nahezu
nicht. Durch Schnelligkeit kann eine Site kaum positiv, wohl aber durch Langsamkeit nega‐
tiv auffallen. Schnelligkeit in der Kernnutzungszeit ist kein Alleinstellungsmerkmal, son‐
dern eine Grundvoraussetzung, um zu den führenden Angeboten zu gehören. Dieses jour‐
nalistische Merkmal lässt sich nahezu nicht exklusiv herstellen.
Die Hypothese H1 bezüglich der Narrativität der Berichterstattung lautete:
H1. Die vier untersuchten Nachrichtensites unterscheiden sich in der Narrativität ihrer Haupt‐
schlagzeilen. Der Zusammenhang von Narrativität und Reichweite nimmt bei einer weitgehend
homogenen Nachfrage die Form einer Glockenkurve an. Es geht folglich bei der Narrativität um
die für das Zielpublikum richtige Mischung und Dosierung.
Stellt man Hypothese und Ergebnis visuell dar, so ergibt sich folgende Darstellung:
Zusammenhang von Narrativität und Erfolg Zusammenhang von Narrativität und Erfolg
(hypothetisch) (empirisch)
Narrativität
Narrativität
Toleranzkorridor
SPO
FZN
TSD
NZG
Reichweite Reichweite
Abbildung 7.2: Der Zusammenhang zwischen Narrativität der Berichterstattung und Erfolg
im Lesermarkt ‐ hypothetisch und empirisch.
7. Fazit 168
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Der Inhaltsanalyse ist es gelungen, die unterschiedlich starke Nutzung des narrativen
Stils durch die Sites quantifizierend zu erfassen. Das ʺsprachliche Feuerwerkʺ von Spiegel
Online konnte gemessen werden. Diese Site tritt deutlich stärker als ihre Mitbewerber inter‐
pretierend und mit einem eigensinnigen Tonfall auf. Weniger als die Hälfte ihrer Haupt‐
schlagzeilen sind klar nachrichtlich. Die Netzeitung ist dagegen nachrichtlicher als das öf‐
fentlich‐rechtliche Angebot tagesschau.de. FAZ.net knüpft an den Stil des Muttermediums
an. Damit entspricht das Messergebnis den Beschreibungen aus den Fallstudien.
Die Arbeit konnte deutliche Hinweise für die Richtigkeit des angenommenen Zusam‐
menhangs aufzeigen. Aus den Daten geht ein Dosierungsverhalten der Anbieter hervor.
Spiegel Online erreicht laut Operationalisierung einen Wert von 41 Prozent beim Anteil der
narrativen Schlagzeilen. Der Redaktion geht es klar erkennbar nicht darum, diesen Wert auf
100 Prozent zu steigern, sondern darum, die richtige Mischung zu finden.
Die Messergebnisse verdeutlichen, dass Narrativität ein zentrales Differenzierungsin‐
strument unter den Nachrichtensites ist und sich eine wohl dosierte Narrativität positiv auf
den Erfolg auswirkt. Spiegel Online hat sich zu dieser Nachfrage günstig positioniert. Bei le‐
diglich vier Punkten ist jedoch nicht zu ermessen, wie nah sich die Site dem Scheitelpunkt
der Relation angenähert hat. Als Pionierin hat sie die Erwartungen der Leser auch maßgelb‐
lich mitgeprägt. Die statistische Betrachtung ergab, dass eine Glockenkurve den gefunde‐
nen Zusammenhang besser zu beschreiben vermag als eine lineare Funktion. Vier Mess‐
punkte reichen jedoch nicht aus, um einen derartigen Zusammenhang zweifelsfrei empi‐
risch nachzuweisen.
Die Glockenkurve erweist sich als plausibles Modell für den Zusammenhang von Narra‐
tivität und Erfolg in der Zielgruppe bei einer weitgehend homogen um ein mittleres Maß
verteilten Nachfrage. Das Modell vermag das Verhalten der Sites und die Resonanz beim
Publikum überzeugend zu erklären. Der vorliegenden Arbeit ist es gelungen, den von Do‐
nohew (Donohew 1988) und Schatz (Schatz 1994a) angenommenen Zusammenhang in ei‐
nem Massenmarkt exemplarisch zu beobachten.
Das Modell der Glockenkurve weist darauf hin, das die Reichweite von FAZ.net im Ver‐
hältnis zur Narrativität möglicherweise zu niedrig ist. Das Angebot könnte von der Eigen‐
sinnigkeit seiner Schlagzeilen her erfolgreicher sein, hat aber Defizite in anderen Bereichen.
Hierzu gehört die geringe Schnelligkeit des Angebots, die wiederum Ausdruck eines ver‐
haltenen Online‐Engagements ist.
Eine derart unterschiedliche Ausprägung der Narrativität ist keinesfalls typisch für über‐
regionale Nachrichtenmedien, sondern Ausdruck der Marktphase und der deutschen
7. Fazit 169
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Marktsituation. Klassischerweise differenzieren sich überregionale Publikationen bei ähnli‐
cher Narrativität vornehmlich durch die redaktionelle Linie, d. h. die politische Ausrich‐
tung.
Die Hypothese H1 zur Narrativität wurde durch die Untersuchung, soweit möglich, bes‐
tätigt. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Binnendifferenzierung des Ansatzes und
seinen Zusammenhang mit dem Erfolg genauer zu beschreiben.
Der narrative Stil hat Spiegel Online geholfen, die Marktführerschaft im Segment der
Nachrichtensites zu erringen. Dabei profitiert die Site auch von ihrem frühen Start und dem
damit verbundenen Erfahrungsvorsprung. Nunmehr wirken Skalen‐ und Netzwerkeffekte
zugunsten des Angebots: Spiegel Online ist das ʺReferenzmediumʺ unter den Nachrichtensi‐
tes (Littger 2004). Die Site hat einen Differenzierungsansatz gefunden, der gut zur Marke
Spiegel passt. Sie hat eine aussichtsreiche Marktposition errungen, weil sie eine Zielgrup‐
penstrategie mit hoher Reichweite kombinieren kann. Die Site muss allerdings stets darauf
bedacht sein, den narrativen Stil nicht zu überziehen, um ihre gebildeten und wohlhaben‐
den Leser nicht zu verschrecken.
Spiegel Online folgt mit dem narrativen Stil in hohem Maße ökonomischer Rationalität. Es
handelt sich um ein Distinktionsverhalten, das ein günstiges Verhältnis von Kosten und
Nachfrage aufweist. Die Site differenziert sich auf diese Weise klar von der nachrichtlichen
Konkurrenz insbesondere durch die Portale. Der Stil von Spiegel Online stützt sich auf Ele‐
mente des Boulevard‐ und Feuilletonjournalismus. Es ist daher gerechtfertigt, den reizin‐
tensiven und zugleich hintergründigen Ansatz von Spiegel Online als ʺQualitätsboulevardʺ
oder ʺsmart tabloidʺ zu bezeichnen. Es zeichnet sich angesichts zunehmend marktwirt‐
schaftlicher Organisation des Journalismus ab, dass dieses Genre die Aggregationsfähigkeit
einer Publikation in einem breiten Qualitätssegment des Publikums maximiert. Eine solcher
Ansatz passt gut zu der in werbefinanzierten Medienmärkten durchsetzbaren Vielfalt.
Eine Ähnlichkeit ist zwischen Spiegel Online und der taz erkennbar: Kernelemente des taz‐
Stils sind: eine hochgradig eigensinnige Schlagzeilenrhetorik auf der Titelseite, eine starke
Vermischung von Nachricht und Kommentar und eine Nichtnennung der Agenturquellen
(vgl. Flieger 1992). Diese Instrumente finden sich auch bei Spiegel Online. Beides sind junge
überregionale Publikationen mit relativ beschränkten Ressourcen.
Die Arbeit hat demonstriert, welches die bedeutsamsten Stilmittel aus dem Arsenal des
narrativen Spiegel‐Online‐Stils sind. Die Site stützt sich in ihren Schlagzeilen insbesondere
auf − häufig frisch erdachte − Metaphern sowie auf Neologismen, umgeformte Phraseolo‐
gismen und eine hohe lexische Variabilität.
7. Fazit 170
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Metaphern sind komplexe Figuren der Bedeutungsaufladung. Sie gehören zum zentralen
Repertoire des narrativen Stils, weil sie die gewünschten Bedeutungen originell, prägnant,
vieldeutig und zugleich stark interpretierend transportieren. Sie finden sich daher häufig
auch in den narrativen Schlagzeilen von FAZ.net sowie der überregionalen Presse über‐
haupt. Die nachrichtliche Berichterstattung meidet Metaphern.
Zu den Stilmitteln von Spiegel Online gehören die Erfindung neuer Worte (Neologismen),
eine hohe lexische Variabilität durch Ausschöpfung eines breiten, assoziationsreichen
Wortschatzes sowie die Umformung vorgeprägter Ausdrücke (Phraseologismen). Diese E‐
lemente sind konstruiert um die Prinzipien von Abwechslung und Eigensinn.
Es wäre jedoch falsch, Spiegel Online auf die augenfällige Narrativität der Schlagzeilen zu
reduzieren. Bei der untersuchten Berichterstattung zur Ankündigung Tony Blairs konnte
die Site eine an Details und Interpretationsansätzen reiche, durchgängig aktualisierte Be‐
richterstattung bieten.
Der nachrichtliche Stil der Netzeitung kann als der Versuch interpretiert werden, im Le‐
sermarkt ein Komplementärangebot zu Spiegel Online zu machen, das sich zugleich ver‐
gleichsweise günstig produzieren lässt. Nachrichtlichkeit und Schnelligkeit sind zwei Diffe‐
renzierungsansätze, mit denen die Netzeitung ihren Ansatz einer Produktionskostenführer‐
schaft vorteilhaft zu rahmen versucht. Die Site zeigte sich versiert im Umgang mit dem
nachrichtlichen Stil und bot immer wieder auch eigene journalistische Initiativen. Das An‐
gebot ist in der Tat verlässlich schnell. Es kann mit seinen vielen nachrichtlichen Stücken
aber auch fragmentarisch und sprunghaft wirken.
Im Werbemarkt strebt die Netzeitung als konzernunabhängiges Angebot danach, mit ei‐
ner Niedrigpreisstrategie Auslastung und Umsatz rasch zu maximieren. Es ist unklar, ob
ihr Differenzierungsansatz in Leser‐ und Werbemarkt langfristig stark genug ist, um sie bei
niedriger Reichweite ausreichend vor den Kräften des Branchenwettbewerbs zu schützen.
FAZ.net zeigte sich in der Untersuchung als Online‐Aushängeschild der FAZ in Abwarte‐
haltung. Das Angebot sieht für sich derzeit keine Möglichkeit, eine kommerziell aussichts‐
reiche Position im Markt der Nachrichtensites zu erreichen, und beobachtet daher bei redu‐
ziertem Aufwand die Entwicklung. Die Site bietet vor allem Print‐Inhalte, die zum Teil in
Kooperation mit der Print‐Redaktion um aktuelle, stärker nachrichtliche Inhalte ergänzt
werden. Online kann das Angebot nicht den Eigensinn der Print‐FAZ entfalten. Die Site
präsentiert sich in ihren zentralen Schlagzeilen weniger narrativ, als es der Großteil ihres
Artikelkorpus ist. Bei Eilmeldungen war die Site deutlich langsamer als ihre hier führenden
Mitbewerber.
7. Fazit 171
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
tagesschau.de versucht die öffentlich‐rechtlichen Traditionen mit einer abgeschwächten
Form der Erfolgsstrategie von Spiegel Online zu kombinieren − und auf diese Weise doch
noch die Marktführerschaft zu erringen. Die daraus folgende Strategie eines niedrig dosier‐
ten narrativen Stils konnte in der Untersuchung nachgewiesen werden. Das Angebot ent‐
täuschte jedoch. Es lag in der Schnelligkeit der Berichterstattung deutlich hinter den füh‐
renden Angeboten. Beim untersuchten Einzelbeispiel konnte es nur eine sehr detailarme
Berichterstattung bieten. Die Stärke der Site lag darin, bei über 40 Prozent der Texte einen
passenden audiovisuellen Inhalt anbieten zu können.
Diese Arbeit hat am Beispiel des Marktsegments der Nachrichtensites erörtert, wie und in
welchem Umfang sich Narrativität und Schnelligkeit der Berichterstattung als Differenzie‐
rungsmechanismen eignen. Sie hat gezeigt, dass Schnelligkeit eher eine Grundvorausset‐
zung als ein Alleinstellungsmerkmal ist. Sie hat das Konstrukt des narrativen Stils entwi‐
ckelt und war in der Lage, dessen unterschiedliche Ausprägung in den Hauptschlagzeilen
in einer quantitativen Inhaltsanalyse zu messen. Sie konnte diesen bedeutsamen Differen‐
zierungsansatz, der die charakteristische Eigenleistung überregionaler Nachrichtenmedien
akzentuiert, definieren, quantifizieren und hat einen Modell für seinen Erfolg im Leser‐
markt vorgeschlagen. Dabei ist der narrative Stil keinesfalls frei von Ambivalenz.
Die Arbeit hat die durchsetzbare Vielfalt in werbefinanzierten Medienmärkten unter Be‐
rücksichtigung unterschiedlicher Tausenderkontaktpreise erörtert. Es wurde deutlich, in
welch engen Grenzen sich Vielfalt gestalten lässt und welch hohe Bedeutung die Reichweite
in werbefinanzierten Märkten hat.
Auf diese Weise hat die vorliegende Arbeit versucht, die Felder der Medienökonomie
und der Journalistik um neue Erkenntnisse zu erweitern. Es ist ersichtlich geworden, wa‐
rum die Website nach Möglichkeit ʺschwingenʺ sollte.
Literaturliste 172
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Literaturliste
Abbott, H. Porter (2002). The Cambridge Introduction to Narrative. Cambridge, UK : Cambridge Univer‐
sity Press.
Aberle, Gerd (1992). Wettbewerbstheorie und Wettbewerbspolitik. 2. Aufl. Stuttgart [u.a.] : Kohlhammer.
Altmann, Jörn (2003). Volkswirtschaftslehre. 6. Aufl. Stuttgart : Lucius & Lucius.
Altmeppen, Klaus Dieter (2000). Entscheidungen und Koordinationen: Dimensionen journalistischen
Handelns. In: Martin Löffelholz (Hg.). Theorien des Journalismus: ein diskursives Handbuch. Wiesba‐
den : Westdt. Verl.
Bartel, Ralph (1997). Fernsehnachrichten im Wettbewerb: die Strategien der öffentlich‐rechtlichen und
privaten Anbieter. Köln [u.a.] : Böhlau.
Bauer, Hans H. und Neumann, Marcus (2002). Entscheidungskriterien werbetreibender Unternehmen
beim Einsatz von Online‐Marketing. Forschungsbericht, persönlich zugesandt. Mannheim.
Baum, Achim (1994). Journalistisches Handeln: Eine kommunikationstheoretisch begründete Kritik der
Journalismusforschung. Opladen : Westdt. Verl.
Baum, Achim und Schmidt, Siegfried J. (Hg.) (2002). Fakten und Fiktionen, Konstanz : UVK.
Beck, Hanno (2002). Medienökonomie: Print, Fernsehen und Multimedia. Berlin : Springer.
Beck, Klaus et al. (2000). Die Zukunft des Internet: Internationale Delphi‐Befragung zur Entwicklung der
Online‐Kommunikation. Konstanz : UVK.
Becker, Jochen (2003). Auswirkungen des Internets auf die deutsche Medienlandschaft aus Sicht einer ü‐
berregionalen Tageszeitung. In: Oberender, Peter (Hg.). Wettbewerb in der Internetökonomie. Berlin :
Duncker & Humblot.
Bennett, W. Lance (1996). News: The Politics of Illusion. 3. Aufl. White Plains, NY : Longman.
Berthon, Pierre (1996). The Word Wide Web as an Advertising Medium: Towards an Understanding of
Conversion Efficiency. Journal of Advertising Research 36 (1), S. 43‐54.
Betschon, Stefan (2004). Blühende Blogsphere. Neue Zürcher Zeitung vom 30. Juli.
Bleicher, Joan (1999). Fernsehen als Mythos: Poetik eines narrativen Erkenntissystems. Opladen [u.a.] :
Westdt. Verl.
Blöbaum, Bernd (2000). Organisationen, Programme, Rollen: Die Struktur des Journalismus. In: Martin
Löffelholz (Hg.). Theorien des Journalismus: ein diskursives Handbuch. Wiesbaden : Westdt. Verl.
Boczkowski, Pablo J. (2002). The Development and Use of Online Newspapers: What Research Tells Us
and What We Might Want to Know. In: Lievrouw, Leah A. und Livingstone, Sonia (Hg.). Handbook of
New Media: Social Shaping and Consequences of ICTs. London [u.a.] : Sage.
Boczkowski, Pablo J. (2004). The Process of Adopting Multimedia and Interactivity in Three Online News‐
rooms. Journal of Communication 54 (2), S. 193‐213.
Boldt, Klaus (2004). n‐tv: Der Umsatz steigt. manager‐magazin.de 23. September 2004. Elektronisches Do‐
kument: http://www.manager‐magazin.de/ebusiness/artikel/0,2828,319493,00.html (Abruf 03. Oktober
2004).
Literaturliste 173
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Bonfadelli, Heinz (2002). Medieninhaltsforschung: Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Konstanz :
UVK.
Bortz, Jürgen und Döring, Nicola (1995). Forschungsmethoden und Evaluation. 2., vollst. überarb. und ak‐
tualisierte Aufl. Berlin [u.a.] : Springer, 1995.
Breed, Warren (1955). Social Control in the Newsroom: A Functional Analysis. Social Forces 33 (4), S. 326‐
335.
Breunig, Christian (2004). Online‐Werbemarkt in Deutschland 2001 bis 2004. Media‐Perspektiven Nr. 8, S.
394‐404.
Brosius, Hans‐Bernd (1995). Alltagsrationalität in der Nachrichtenrezeption: ein Modell zur Wahrneh‐
mung und Verarbeitung von Nachrichteninhalten. Opladen : Westdt. Verl.
Brosius, Hans‐Bernd (1997). Der gut informierte Bürger? Rezeption von Rundfunknachrichten in der In‐
formationsgesellschaft. In: Carlton, Michael und Schneider, Silvia (Hg.). Rezeptionsforschung: Theorien
und Untersuchungen zum Umgang mit Massenmedien. Westdt. Verl. : Opladen.
Brown, Doug (2003). Searching for Online Gold. American Journalism Review 25 (5).
Brown, John Seely und Duguid, Paul (2000). The Social Life of Information. Boston : Harvard Business
School Press.
Bruck, Peter A. und Stocker, Günther (1996). Die ganz normale Vielfältigkeit des Lesens: zur Rezeption
von Boulevardzeitungen. Münster : Lit.
Bucher, Hans‐Jürgen (2000). Journalismus als Kommunikatives Handeln: Grundlagen einer handlungs‐
theoretischen Journalismustheorie. In: Martin Löffelholz (Hg.). Theorien des Journalismus: ein diskur‐
sives Handbuch. Wiesbaden : Westdt. Verl.
Bucher, Hans‐Jürgen und Püschel, Ulrich (Hg.) (2001). Die Zeitung zwischen Print und Digitalisierung.
Wiesbaden : Westdt. Verl.
Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (Hg.) (2004). Zeitungen 2004. Berlin : ZV Zeitungs‐Verlag.
Burger, Harald (1984). Sprache der Massenmedien. Berlin [u.a.] : de Gruyter.
Büscher, Hartmut (1996). Emotionalität in Schlagzeilen der Boulevardpresse: theoretische und empirische
Studien zum emotionalen Wirkungspotential von Schlagzeilen der Bild‐Zeitung im Assoziationsbereich
ʺTodʺ. Frankfurt am Main [u.a.] : Lang.
Carstensen, Broder (1971). Spiegel‐Wörter, Spiegel‐Worte: zur Sprache eines deutschen Nachrichtenma‐
gazins. München : Hueber.
Chyi, Hasiang Iris und Sylvie, George (1998). Competing with Whom? Where? and How? A Structural
Analysis of the Electronic Newspaper Market. Journal of Media Economics 11 (2), S. 1‐18.
Chyi, Hsiang Iris und Lasorsa, Dominic L. (2002). An Explorative Study on the Market Relation Between
Online and Print Newspapers. Journal of Media Economics, 15 (2), S. 91‐106.
Chyi, Hsiang Iris und Sylvie, George (2000). Online Newspapers in the U.S.: Perceptions of Markets,
Products, Revenue and Competition. International Journal on Media Management 2 (2), S. 69‐77.
Chyi, Hsiang Iris und Sylvie, George (2001). The Medium is Global, the Content is Not: The Role of
Geography in Online Newspaper Markets. Journal of Media Economics 14 (4), S. 231‐248.
Cohen, Elisia L. (2002). Online Journalism as Market‐Driven Journalism. Journal of Broadcasting & Elec‐
tronic Media 46 (4), S. 532‐548.
Cohen, Stanley (1980). Folk Devils and Moral Panics: The Creation of Mods and Rockers. Oxford : Black‐
well.
Czygan, Marco (2003). Wettbewerb im Hörfunk. Eine industrieökonomische Analyse. Baden‐Baden : No‐
mos.
Literaturliste 174
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Detering, Dietmar (2001). Ökonomie der Medieninhalte: Allokative Effizienz und soziale Chancengleich‐
heit in den Neuen Medien. Münster : Lit.
Deuze, Mark (2003). The Web and its Journalisms: considering the consequences of different types of
newsmedia online. New Media & Society 5 (2), S. 203‐230.
Dijk, Teun A. van (1988). News as discourse. Hillsdale, NJ : Lawrence Erlbaum.
Dijk, Teun A. van (1991). The interdisciplinary Study of News as Discourse. In: Bruhn‐Jensen, Klaus und
Jankowski, Nicolas W. (Hg.). A Handbook of Qualitative Methodologies for Mass Communication Re‐
search. London : Routledge.
Dijk, Teun A. van (1993). Principles of critical discourse analysis. Discourse & Society 4 (2), S. 249‐283.
Diller, Hermann (2000). Preispolitik. 3., überarb. Aufl. Stuttgart [u.a.] : Kohlhammer.
Dimmick, John et al. (2004). Competition Between the Internet and Traditional News Media: The Gratifi‐
cation‐Opportunities Niche Dimension. Journal of Media Economics 17 (1), S. 19‐33.
Dimpfel, Marcus und Sambeth, Frank (2003). Realoptionsbasiertes Management einer Produktinnovation:
Die E‐Book‐Strategie der Verlagsgruppe Random House. In: Habann, Frank (Hg.). Innovationsmana‐
gement in Medienunternehmen: Theoretische Grundlagen und Praxiserfahrungen. Wiesbaden: Gabler.
Dömer, Markus (2002). Ressourcenbasierte Erschließung neuer Märkte. Frankfurt [u.a.] : Lang.
Donohew, Lewis et al. (1988). ʹThe Nature of Newsʹ Revisited: The Roles of Affect, Schemas, and Cogni‐
tion. In: Donohew et al. (Hg). Communication, Social Cognition and Affect. Hillsdale, NJ : Lawrence
Erlbaum.
Donsbach, Wolfgang (1991). Medienwirkung trotz Selektion: Einflussfaktoren auf die Zuwendung zu Zei‐
tungsinhalten. Köln [u.a.] : Böhlau.
Döpfner, Mathias (2004). Politics Goes Tabloid: About The Complicated Relationship Between Media And
Politics. Rede auf dem ISC St. Gallen am 13. Mai.
Dovifat, Emil (1990). Die publizistische Persönlichkeit (1956). In: Dovifat, Emil. Die publizistische Persön‐
lichkeit. Berlin [u.a.] : de Gruyter.
Downs, Anthony (1968). Ökonomische Theorie der Demokratie. Tübingen : Mohr.
Dudenredaktion (Hg.) (2000). Die deutsche Rechtschreibung. 22. völl. neu bearb. u. erw. Aufl. Mannheim
[u.a.] : Dudenverlag.
Dührkoop, Tim (1999). Die Entstehung und Durchsetzung des Internet: Medienwandel aus betriebswirt‐
schaftlicher Sicht. St. Gallen : Vorländer Verl.
Ehrenberg, Markus (2004). Die neue Stimme im Kanon. Der Tagesspiegel vom 24. Juli.
Eimeren, Birgit van et al. (2004). Internetverbreitung in Deutschland: Potenzial vorerst ausgeschöpft? Me‐
dia Perspektiven Nr. 8, S. 350‐370.
Elfenbein, Stefan W. (1996). The New York Times: Macht und Mythos. Frankfurt am Main : Fischer.
Engell, Lorenz (2003). Tasten, Wählen, Denken: Genese und Funktion einer philosophischen Apparatur.
In: Münker, Stefan et al. (Hg.). Medienphilosophie, Frankfurt am Main : Fischer.
Enzensberger, Hans Magnus (1997a) (erstmals 1957). Die Sprache des Spiegel. In: Ders. Bauskasten zu ei‐
ner Theorie der Medien. München : R. Fischer.
Enzensberger, Hans Magnus (1997b) (erstmals 1962/63). Journalismus als Eiertanz: Beschreibung eine All‐
gemeinen Zeitung für Deutschland. In: Ders. Bauskasten zu einer Theorie der Medien. München : R. Fi‐
scher.
Esch, Marion (2001). Nachrichten verstehen. TU Berlin. Elektronisches Dokument: http://edocs.tu‐
berlin.de/diss/2001/esch_marion.pdf (Abruf 15. April 2004).
Fairclough, Norman (1989). Language and Power. London [u.a.] : Longman.
Literaturliste 175
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Fairclough, Norman (1995). Critical Discourse Analysis: The critical Study of Language. London [u. a.] :
Longman.
Fairlcough, Norman (1993). Critical Discourse Analysis and the Marketization of public Discourse: the
universities. Discourse & Society 4 (2), S. 133‐168.
Flieger, Wolfgang (1992). Die Taz: Vom Alternativblatt zur linken Tageszeitung. München : Ölschläger.
Flusser, Vilem (1998). Kommunikologie. Frankfurt am Main : Fischer.
Fowler, Roger (1991). Discourse and Ideology in the Press. London [u.a.] : Routledge.
Friedewald, Michael (1999). Der Computer als Werkzeug und Medium. Berlin [u.a.] : Verl. für Geschichte
der Naturwissenschaft und der Technik.
Früh, Werner (1980). Lesen, Verstehen, Urteilen: Untersuchung über den Zusammenhang von Textgestal‐
tung und Textwirkung. Freiburg [u.a.] : Alber.
Früh, Werner (2001). Inhaltsanalyse: Theorie und Praxis. 5., überarb. Aufl.. Konstanz : UVK Medien.
Früh, Werner und Stiehler, Hans‐Jörg (Hg.) (2003). Theorie der Unterhaltung: Ein interdisziplinärer Dis‐
kurs. Köln : Halem.
Gaube, Frank (2003). Qualitätssicherung im Online‐Journalismus am Beispiel von FAZ.NET. In: Bucher,
Hans‐Jürgen und Altmeppen, Klaus‐Dieter (Hg.). Qualität im Journalismus: Grundlagen, Dimensionen,
Praxismodelle. Wiesbaden : Westdt. Verl.
Gaunt, Philip (1990). Choosing the News, New York [u.a.] : Greenwood Pr.
Gausemeier, Jürgen et al. (2001). Produktinnovation: Strategische Planung und Entwicklung der Produkte
von morgen. München : Hanser.
Gerpott, Torsten J. (1999) Strategisches Technologie‐ und Innovationsmanagement: eine konzentrierte Ein‐
führung. Stuttgart : Schäffer‐Poeschel.
Glaser, Mark (2004). Reuters, AP Follow Different Paths in Search of Revenues. Online Journalism Review
vom 04. Mai. Elektronisches Dokument: http://ojr.org/ojr/glaser/1083716199.php (Abruf 10. August
2004).
Glotz, Peter (1999). Die beschleunigte Gesellschaft. München : Kindler.
Glotz, Peter (2000). Die Zukunft der Zeitung in der ʹNeuen Ökonomieʹ. Thexis 17 (3), S. 2‐5.
Glotz, Peter (2003). Die Zukunft des Qualitätsjournalismus. Frankfurter Rundschau vom 27. September.
Glotz, Peter und Langenbucher, Wolfgang R. (1993) (erstmals 1969). Der missachtete Leser: zur Kritik der
deutschen Presse. München : Fischer.
Glotz, Peter und Meyer‐Lucht, Robin (Hg.) (2004). Online gegen Print: Zeitung und Zeitschrift im Wandel.
Konstanz : UVK.
Goldhammer, Klaus (1995). Formatradio in Deutschland. Berlin : Wiss.‐Verl. Spiess.
Grabar, Edda (2004). Eine Frage der Ehre ‐ Die Ökonomie des Qualitätsjournalismus. Jonet.org vom 3.
April 2004. Elektronisches Dokument: http://www.jonet.org/modules.php?name=Content&pa=show‐
page&pid=18 (Abruf: 23. September 2004).
Groebel, Jo und Gehrke Gernot (Hg.) (2003). Internet 2002: Deutschland und die digitale Welt. Opladen :
Leske + Budrich.
Groeben, Norbert und Rustemeyer, Ruth (1994). On the Integration of Quantitative and Qualitative Meth‐
odological Paradigms (Based on the Example of Content Analysis). In: Borg, Ingwer und Mohler, Peter
Ph. (Hg.). Trends and Perspectives in Empirical Social Research, Berlin [u.a.] : de Gruyter.
Groeben, Norbert und Vorderer, Peter (1998). Leserpsychologie: Lesemotivation ‐ Lektürewirkung. Müns‐
ter : Aschendorff.
Groth, Otto (1960). Die unerkannte Kulturmacht: Das Wesen des Werkes (1). Berlin : de Gruyter.
Literaturliste 176
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Groth, Otto (1961a). Die unerkannte Kulturmacht: Das Sein des Werkes (2). Berlin : de Gruyter.
Groth, Otto (1961b). Die unerkannte Kulturmacht: Das Werden des Werkes 1 (3). Berlin : de Gruyter.
Groth, Otto (1962). Die unerkannte Kulturmacht: Das Werden des Werkes 2 (4). Berlin : de Gruyter.
Groth, Otto (1963). Die unerkannte Kulturmacht: Das Wirken des Werkes 1 (5). Berlin : de Gruyter.
Haas, Hannes und Wallisch, Gian‐Luca (1991). Literarischer Journalismus oder journalistische Literatur?
Publizistik 36 (3), S. 298‐314.
Haaß, Christoph (1994). Radionachrichten: öffentlich‐rechtlich versus privat. München : Fischer.
Habann, Frank (1999). Kernressourcenmanagement in Medienunternehmen. Lohmar [u. a.] : Eul.
Habermas, Jürgen (1990) (erstmals 1962). Strukturwandel der Öffentlichkeit: Untersuchungen zu einer Ka‐
tegorie der bürgerlichen Gesellschaft. Neuauflage. Frankfurt am Main : Suhrkamp.
Hack, Günter (2003). Synchronisierte Verbundformate: Taktgeber Internet: verteilte Medienformate am
Beispiel ʺBig Brotherʺ. München : R Fischer.
Hack, Günter und Robin Meyer‐Lucht (2003). Der Kampf um die mobilen Netze beginnt. Neue Zürcher
Zeitung vom 8. April
Haedrich, Günther und Tomczak, Torsten (1996). Produktpolitik. Stuttgart [u.a.] : Kohlhammer.
Hagen, Lutz M. (1995). Informationsqualität von Nachrichten : Meßmethoden und ihre Anwendung auf
die Dienste von Nachrichtenagenturen. Opladen : Westdt. Verl.
Hall, Stuart (1978). The Social Production of News. In: Hall et al. Policing the Crisis: Mugging, The State,
and Law and Order. London : Macmillan.
Haller, Michael (2000). Die zwei Kulturen: Journalismustheorie und journalistische Praxis. In: Martin Löf‐
felholz (Hg.). Theorien des Journalismus: ein diskursives Handbuch. Wiesbaden : Westdt. Verl.
Haller, Michael (2003). Qualität und Benchmarking im Printjournalismus. In: Bucher, Hans‐Jürgen und
Altmeppen, Klaus‐Dieter (Hg.): Qualität im Journalismus : Grundlagen, Dimensionen, Praxismodelle.
Wiesbaden : Westdt. Verl.
Haes, Joachim W. H. (2003). Netzwerkeffekte im Medien‐ und Kommunikationsmanagement. Wiesbaden
: Dt. Univ.‐Verl.
Heijnk, Stefan (1997). Textoptimierung für Printmedien. Opladen : Westdt. Verl.
Heinrich, Jürgen (1994). Medienökonomie. Band 1: Zeitung, Zeitschrift, Anzeigenblatt. Opladen : Westdt.
Verl.
Heinrich, Jürgen (1996). Qualitätswettbewerb und/oder Kostenwettbewerb im Mediensektor. Rundfunk &
Fernsehen 44 (2), S.165‐184.
Heinrich, Jürgen (1999). Medienökonomie. Band 2: Hörfunk und Fernsehen. Opladen : Westdt. Verl.
Heinrich, Jürgen (2001). Ökonomisierung aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive. Medien & Kom‐
munikation 49 (2), S. 159‐166.
Henkel, Christiane (2000). Das Internet als Herausforderung für Verlage: Online‐Produkte im Zeitungs‐
und Zeitschriftenmarkt. Wiesbaden : Deutscher Universitäts‐Verlag.
Hepp, Andreas (1997). Das Lokale trifft das Globale: Fernsehaneignung als Vermittlungsprozess zwischen
Medien‐ und Alltagsdiskursen. In: Hepp, Andreas und Winter, Rainer (Hg.). Kultur ‐ Medien ‐ Macht.
Opladen : Westdt. Verl.
Herchet, Roswitha (1995). Nachrichtenmagazine im Vergleich: eine sprachliche Untersuchung zu SPIE‐
GEL und FOCUS. Marburg : Tectum‐Verl.
Hickethier, Knut (1997). Das Erzählen der Welt in Fernsehnachrichten: Überlegungen zu einer Narrati‐
onstheorie der Nachricht. Rundfunk und Fernsehen 45 (1), S. 5‐18.
Hofer, Michael (2000). Medienökonomie des Internet. Münster [u.a.] : Lit.
Literaturliste 177
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Hohlfeld, Ralf (2003). Journalismus und Medienforschung: Theorie, Empirie, Transfer. Konstanz : UVK.
Holtrop, Thomas et al. (2003). Deutschland Online: Entwicklungsperspektiven der Medien‐ und Internet‐
märkte. Wiesbaden : Gabler.
Hug, Heiner (1998). Wir, die Geier: das knallharte Geschäft mit den Fernseh‐News. Zürich : Orell Füssli.
Hummel, Johannes und Meyer‐Lucht, Robin (2001). Rechnung ohne die Nutzer. Neue Zürcher Zeitung
vom 14. Dezember.
Huth, Lutz und Sielker, Klaus (1988). TV‐Nachrichten im Wettbewerb: Der kontrollierte Einsatz von Un‐
terhaltung als Marketing‐Strategie. Rundfunk & Fernsehen 36 (4), S. 445‐464.
Ihlström, Carina und Palmer, Jonathan (2002). Revenues for Online Newspapers: Owner and User Percep‐
tions. Electronic Markets 12 (4), S. 228‐236.
Interactive Advertising Bureau (Hg.) (2004). IAB Internet Advertising Revenue Report 2003 Full‐Year Re‐
sults. Elektronisches Dokument: http://www.iab.net/resources/adrevenue/pdf/IAB_PwC_2003.pdf (Ab‐
ruf 12. August 2004).
Jäger, Siegfried (2001). Diskurs und Wissen: Theoretische und methodische Aspekte einer Kritischen Dis‐
kurs‐ und Dispositivanalyse. In: Keller, Reiner et al. (Hg.). Handbuch sozialwissenschaftliche Diskurs‐
analyse. Band I: Theorien und Methoden. Opladen : Leske + Budrich.
Jarren, Otfried und Bonfadelli, Heinz (Hg.) (2001). Einführung in die Publizistikwissenschaft. Bern [u.a.] :
Haupt.
Jungclaussen, John F. (2004). Halbe Portion : Britische Verlage gewinnen junge Leser mit kleinformatigen
Zeitungen zurück. Aber zu welchem Preis? Die Zeit Nr. 40 vom 23. September.
Kamann, Guido (2003). Markenarchitekturstrategien in der Medienindustrie. Bamberg.
Kamps, Klaus (1999). Routine, Inszenierung, Märchenerzählen: Fensehnachrichten und der Tod der
ʹQueen of Heartsʹ. In: Meckel, Miriam et al. (Hg.). Medien‐Mythos? Die Inszenierung von Prominenz
und Schicksal am Beispiel von Diana Spencer. Opladen : Westdeutscher Verlag.
Katschinski, Melanie (1999). Informationsleistungen privater Fernsehprogramme: Programmstruktur und
politische Informationen von RTL, SAT.1 und Pro Sieben. Stuttgart : Ed. 451.
Kepplinger, Hans Mathias (1985). Die aktuelle Berichterstattung des Hörfunks. Freiburg [u.a.] : Alber.
Kepplinger, Hans Mathias (1989). Instrumentelle Aktualisierung: Grundlagen einer Theorie publizisti‐
scher Konflikte. In: Kaase, Max und Schulz, Winfried (Hg.). Massenkommunikation : Theorien, Metho‐
den, Befunde. Opladen : Westdt. Verl.
Kepplinger, Hans Mathias (2001a). Der Ereignisbegriff in der Publizistikwissenschaft. Publizistik 46 (2), S.
117‐139.
Kepplinger, Hans Mathias (2001b). Die Kunst der Skandalierung und die Illusion der Wahrheit. München
: Olzog.
Kepplinger, Hans Mathias und Bastian, Rouwen (2000). Der prognostische Gehalt der Nachrichtenwert‐
Theorie. Publizistik 45 (4), S. 462‐475.
Kepplinger, Hans Mathias und Knirsch, Kerstin (2002). Erlaubte Übertreibungen: Anmerkungen zu den
berufsethischen Ursachen des Skandaljournalismus. In: Nawratil, Ute et al. (Hg.). Medien und Mittler
Sozialer Kommunikation. Festschrift für Hans Wagner. Leipzig : Leipziger Univ.‐Verl.
Kiefer, Marie Luise (2001). Medienökonomik: Einführung in eine ökonomische Theorie der Medien. Mün‐
chen [u. a.] : Oldenbourg.
Kiock, Hartmut (1972). Kommunikations‐Marketing: Die Technik journalistischer Anpassung. Düsseldorf
: Bertelsmann Universitätsverlag.
Literaturliste 178
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Klaus, Elisabeth und Lünenborg, Margret (2002). Journalismus: Fakten, die unterhalten ‐ Fiktionen, die
Wirklichkeiten schaffen. In: Baum, Achim und Schmidt, Siegfried J. (Hg.): Fakten und Fiktionen. Kon‐
stanz : UVK.
Kleining, Gerhard (1994). Qualitativ‐heuristische Sozialforschung: Schriften zur Theorie und Praxis.
Hamburg‐Harvestehude : Fechner.
Kleinz, Thorsten (2004). Der Onlinejournalismus ist nach seinen Vertretern besser als sein Ruf. Telepolis.
Elektronisches Dokument: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/18519/1.html (Abruf 10. Oktober
2004).
Kloepfer, Rolf (1986). Einführung und Vorstellung. In: Kloepfer, Rolf und Möller, Karl‐Dietmar (Hg.).
Narrativität in den Medien. Münster : MAkS Publ. [u.a.].
Knoche, Manfred (2001). Kapitalisierung der Medienindustrie aus politökonomischer Perspektive. Me‐
dien & Kommunikation 49 (2), S. 177‐194.
Knop, Sabine de (1987). Metaphorische Komposita in Zeitungsüberschriften. Tübingen : Niemeyer.
Kobe, Carmen (2001). Integration der Technologiebeobachtung in die Frühphase von Innovationsprojek‐
ten. St. Gallen.
Kopytoff, Verne (2001). More Web sites moving from FREE TO FEE. San Francisco Chronicle vom 2. Sep‐
tember.
Koschat, Martin A. und Putsis, William P. (2000). Who Wants You When Youʹre Old and Poor? Exploring
the Economics of Media Pricing. Journal of Media Economics 13 (4), S. 215‐232.
Koziol, Klaus (2000). Die Tyrannei der mediengerechten Lösung: zur Weltaneignung durch Massenme‐
dien. München : KoPäd.
Krasser, Senta und Jakobs, Hans‐Jürgen (2004). Mister Marge. Süddeutsche Zeitung vom 30. Juni.
Kroppach, Dieter (1976). Journalistische Aussageweise : Ein Beitrag zur Sprache der Presse. Publizistik 21
(2), S. 197‐207.
Kurz, Josef et al. (2000). Stilistik für Journalisten. Wiesbaden : Westdt. Verl.
Kuss, Alfred und Tomczak, Torsten (2002). Marketingplanung: Einführung in die marktorientierte Unter‐
nehmens‐ und Geschäftsfeldplanung. 3. Aufl. Wiesbaden : Gabler.
Lammerskötter, Dirk (2002). Strategie in turbulenten Märkten: Überprüfung und Ergänzung klassischer
Strategiekonzepte. Lohmar : Eul.
Langer, Inghard et al. (1993). Sich verständlich ausdrücken. 5., verb. Aufl. München [u.a.] : Reinhardt.
Lasica, J. D. (2002). Weblogs: A New Source of News. Online Journalism Review vom 18. April 2002. E‐
lektronisches Dokument: http://www.ojr.org/ojr/lasica/1019165278.php (Abruf 16. April 2004).
Lauf, Edmund (2001). ʹ.96 nach Holstiʹ: Zur Reliabilität von Inhaltsanalysen und deren Darstellung in
kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften. Publizistik 46 (1), S. 57‐68.
Lippmann, Walter (1990). Die öffentliche Meinung. Reprint d. Ausg. 1964. Bochum : Brockmeyer.
Litman, Barry R. (1988). Microeconomic Foundations. In: Picard, Robert G. et al. (Hg.). Press Concentra‐
tion and Monopoly: New Perspectives on Newspaper Ownership and Operation. Norwood, NJ : Ablex.
Litman, Barry R. et al. (2000). A Portfolio Theory Approach to Network Program Selection. Journal of Me‐
dia Economics 13 (2), S. 57‐79.
Littger, Peter (2004). Die Bild der Zukunft? Cicero September‐Ausgabe.
Löbl, Emil (1903). Kultur und Presse. Leipzig: Duncker & Humblot.
Lüger, Heinz‐Helmut (1995). Pressesprache. 2. neu bearb. Aufl. Tübingen : Niemeyer.
Luhmann, Niklas (1996). Die Realität der Massenmedien. 2. erw. Auflage. Opladen : Westd. Verl.
Lyotard, Jean‐François (1986). Das postmoderne Wissen. Graz [u.a.] : Böhlau.
Literaturliste 179
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
MacDougall, Curtis D. (1972). Interpretative reporting. 6. Auflage. New York : Macmillan.
Maier, Matthias (2000). Medienmanagement als strategisches Management. In: Karmasin, Matthias und
Winter, Carsten (Hg.). Grundlagen des Medienmanagements. München : Fink.
Maier, Michael (2004). In eigener Sache. Netzeitung vom 4. Juli 2004. Elektronisches Dokument:
http://www.netzeitung.de/ueberuns/294220.html (Abruf: 02. Oktober 2004).
Manning White, David (1950). The ʹGatekeeperʹ : A Case Study in the Selection of News. Journalism Quar‐
terly 75 (4), S. 383‐390.
Manovich, Lev (2001). The Language of New Wedia. Cambridge, Mass. : MIT Press.
Mast, Claudia (1988). Marketing für Massenmedien: Nachholbedarf bei Medienunternehmen und ‐
wissenschaft. In: Mahle, Walter A. (Hg.). Intermediärer Wettbewerb nach dem Ende des öffentlich‐
rechtlichen Monopols. Berlin : Wiss.‐Verl. Spiess.
McManus, John H. (1994). Market‐Driven Journalism. Thousand Oaks, CA : Sage Publications.
Meckel, Miriam (1999). Tod auf dem Boulevard: Ethik und Kommerz in der Mediengesellschaft. In: Me‐
ckel, Miriam et al. (Hg.). Medien‐Mythos? Die Inszenierung von Prominenz und Schicksal am Beispiel
von Diana Spencer. Opladen : Westdt. Verl.
Meier, Klaus (2003). Qualität im Online‐Journalismus. In: Bucher, Hans‐Jürgen und Altmeppen, Klaus‐
Dieter (Hg.): Qualität im Journalismus: Grundlagen, Dimensionen, Praxismodelle. Wiesbaden : Westdt.
Verl.
Meier, Klaus (Hg.) (1999). Internet‐Journalismus: ein Leitfaden für ein neues Medium. 2., überarb. und
erw. Aufl. Konstanz : UVK.
Merten, Klaus (1995). Inhaltsanalyse. 2. verb. Aufl. Opladen : Westdeutscher Verl.
Merten, Klaus et al. (Hg.) (1994). Die Wirklichkeit der Medien: eine Einführung in die Kommunikations‐
wissenschaft. Opladen : Westdt. Verl.
Merten, Klaus und Groβmann, Brit (1996). Möglichkeiten und Grenzen der Inhaltsanalyse. Rundfunk &
Fernsehen 44 (1), S. 70‐85.
Meyen, Michael (2001a). Das ʹdualeʹ Publikum: Zum Einfluss des Medienangebots auf die Wünsche der
Nutzer. Medien und Kommunikation 49 (1), S. 5‐23.
Meyen, Michael (2001b). Mediennutzung : Mediaforschung, Medienfunktionen, Nutzungsmuster. Kon‐
stanz : UVK.
Meyer, Philip (1973). Precision Journalism: a Reporterʹs Introduction to Social Science Methods. Blooming‐
ton [u.a.] : Indiana Univ. Pr.
Meyer, Thomas (2004). Die Medien infantilisieren. Cicero Juli‐Ausgabe.
Meyer‐Lucht, Robin (2002a). Zwischenzeit. Brand Eins Nr. 10.
Meyer‐Lucht, Robin (2002b), Die Website muss schwingen. Neue Zürcher Zeitung vom 6. Dezember.
Meyer‐Lucht, Robin (2003a). Krise auf dem deutschen Tageszeitungsmarkt. Analysen der Friedrich‐Ebert‐
Stiftung zur Informationsgesellschaft Nr. 9. Elektronisches Dokument: http://library.fes.de/pdf‐
files/stabsabteilung/01562.pdf (Abruf 15. September 2004).
Meyer‐Lucht, Robin (2003b). Die Dritte Säule des Verlagsgeschäfts. Perlentaucher‐Virtualienmarkt. Elekt‐
ronisches Dokument: http://www.perlentaucher.de/artikel/1167.html (Abruf 16. August 2004).
Meyer‐Lucht, Robin (2004a). E ‐ Paper: Abschied aus der Internet‐Öffentlichkeit. Perlentaucher‐
Virtualienmarkt. Elektronisches Dokument: http://www.perlentaucher.de/artikel/1497.html (Abruf 16.
August 2004).
Meyer‐Lucht, Robin (2004b). Eine Portion Schnörkellosigkeit, bitte. Perlentaucher‐Virtualienmarkt. Elekt‐
ronisches Dokument: http://www.perlentaucher.de/artikel/1647.html (Abruf 16. August 2004).
Literaturliste 180
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Mikos, Lothar (1993). Fernsehen als Institution des Geschichtenerzählens: Symbolische Verständigung mit
den Zuschauern. Communicatio Socialis 26 (3), S. 203‐221.
Mintzberg, Henry (1987). The Strategy Concept I: Five Ps for Strategy. California Management Review. 30
(1), S. 11‐24.
Mintzberg, Henry und Waters, James A. (1985). Of Strategies, Deliberate and Emergent. Strategic Mana‐
gement Journal 6 (3), S. 257‐272.
Mittelberg, Ekkehart (1967). Wortschatz und Syntax der Bild‐Zeitung. Marburg : Elwert.
Müller‐Stewens, Günter und Lechner, Christoph (2001). Strategisches Management: Wie strategische Ini‐
tiativen zum Wandel führen. Stuttgart : Schäffer‐Poeschel.
Nalebuff, Barry J. und Brandenburger, Adam M. (1996). Co‐Opetition. London : Harper Collins.
Neuberger, Christoph (1999). Vom Papier auf den Bildschirm. Die Zeitung in der Metamorphose. In:
Neuberger, Christoph und Tonnemacher, Jan (Hg.): Online ‐ Die Zukunft der Zeitung? Das Engage‐
ment deutscher Tageszeitungen im Internet. Opladen/Wiesbaden : Westdt. Verl.
Neuberger, Christoph (2000a). Journalismus als systembezogene Akteurskonstellation: Vorschläge für die
Verbindung von Akteurs‐, Institutionen‐ und Systemtheorie. In: Martin Löffelholz (Hg.). Theorien des
Journalismus: ein diskursives Handbuch. Wiesbaden : Westdt Verl.
Neuberger, Christoph (2000b). Renaissance oder Niedergang des Journalismus? Ein Forschungsüberblick
zum Online‐Journalismus. In: Altmeppen, Klaus‐Dieter et al. (Hg.). Online‐Journalismus: Perspektiven
für Wissenschaft und Praxis. Wiesbaden : Westdt. Verl.
Neuberger, Christoph (2004). Lösen sich die Grenzen des Journalismus auf? Dimensionen und Defizite
der Entgrenzungsthese. In: Roters, Gunnar et al. (Hg.). Medienzukunft ‐ Zukunft der Medien. Baden‐
Baden: Nomos.
Niggemeier, Stefan (2003). ʺLaβt die Anzeigenseiten weg, verdoppelt den Preis!ʺ, Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung vom 20. Juli.
Niggemeier, Stefan (2004). Die Zukunft war gestern. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 4. Juli.
Nisenholtz, Martin (2002). ʺThe Death of Free Contentʺ. Keynote auf dem Jupiter Media Forum vom 18.
März. Elektronisches Dokument: http://www.nytdigital.com/learn/jupiter_200203181.pdf (Abruf 3. Ok‐
tober 2004).
Oehmichen, Ekkehardt und Schröter Christian (2004). OnlineNutzerTypologie (ONT). Media‐
Perspektiven Nr. 8, S. 386‐393.
Owen, Bruce M. et al. (1974). Television Economics. Lexington, MA : Heath.
Owen, Bruce M. und Wildman, Steven S. (1992). Video economics. Cambridge, Mass. [u.a.] : Harvard
Univ. Press.
Picard, Robert G. (1989). Media economics: concepts and issues. Newbury Park, Calif. [u.a.] : Sage.
Picard, Robert G. (2000). Changing Business Models of Online Content Service : Their Implications of
Multimedia and Other Content Producers. International Journal on Media Management 2 (2), S. 60‐68.
Picard, Robert G. (2002). The economics and financing of media companies. Bronx, NY : Fordham Univ.‐
Press.
Picard, Robert G. und Brody, Jeffrey H. (1997). The newspaper publishing industry. Boston, Mass. [u.a.] :
Allyn and Bacon.
Polatschek, Klemens (1996). Tod der elektronischen Zeitung! Die Zeit vom 19. Juli.
Porter, Michael E. (1990). Wettbewerbsstrategie. 6. Aufl. Frankfurt am Main : Campus.
Porter, Michael E. (2001). Strategy and the Internet. Harvard Business Review 79 (3), S. 63‐78.
Literaturliste 181
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Pöttker, Horst (1999). Berufsethik für Journalisten? Professionelle Trennungsgrundsätze auf dem Prüf‐
stand. In: Holderegger, Adrian (Hg.): Kommunikations‐ und Medienethik. Freiburg/Schweiz : Uni‐
verstitätsvlg.
Pöttker, Horst (2003). Nachrichten und ihre kommunikative Qualität: Die ʹumgekehrte Pyramideʹ : Ur‐
sprung und Durchsetzung eines journalistischen Standards. Publizistik 48 (4), S. 414‐426.
Project for Excellence in Journalism (Hg.) (2004). Framing the News: The Triggers, Frames and Messages
in Newspaper Coverage. Elektronisches Dokument:
http://www.journalism.org/resources/research/framing/framingthenews.pdf (Abruf: 1. Juli 2004).
Prothmann, Hardy (2004). Wende im Web. Medium Magazin Nr. 7.
Pryor, Larry (2002). The Third Wave of Online Journalism. Online Journalism Review vom 18. April. E‐
lektronisches Dokument: http://www.ojr.org/ojr/future/1019174689.php (Abruf: 3. Oktober 2004).
Pürer, Heinz (2003). Publizistik‐ und Kommunikationswissenschaft. Konstanz : UVK.
Quittner, Joshua (1995). The Birth of Way New Journalism. Hotwired. Elektronisches Dokument:
http://hotwired.wired.com/i‐agent/95/29/waynew/waynew.html (Abruf: 3. Oktober 2004).
Rager, Günter (1994). Dimensionen der Qualität: Weg aus den allseitig offenen Richter‐Skalen? In: Bente‐
le, Günter und Hesse, Kurt R. (Hg.). Publizistik in der Gesellschaft: Festschrift für Manfred Rühl. Kon‐
stanz : UVK.
Ramstad, Georg O. (1997). A Model for Structural Analysis of the Media Market. Journal of Media Eco‐
nomics 10 (3), S. 45‐50.
Reus, Gunter (2002). ʺZum Tanze freigegebenʺ. In: Baum, Achim und Schmidt, Siegfried J. (Hg.). Fakten
und Fiktionen. Konstanz: UVK.
Ridder, Christa‐Maria und Engel, Bernd (2001). Massenkommunikation 2000: Images und Funktionen der
Massenmedien im Vergleich. Media Perspektiven Nr. 3, S. 102‐ 125.
Riefler, Katja (1996). Tanz auf dem Vulkan: Sollten sich Zeitungen online engagieren? In: Bundesverband
Deutscher Zeitungsverleger (Hg.). Zeitungen ʹ96. Bonn : ZV Zeitungs‐Verlag.
Riepl, Wolfgang (1972) (erstmals 1913). Das Nachrichtenwesen des Altertums: Mit besonderer Rücksicht
auf die Römer. Hildesheim [u. a.] : Olms.
Rosales, Rey G. und Lowry, Dennis T. (2000). Online news framing: A content analysis of the coverage of
three Manila online newspapers during the 1998 Philippine presidential election. Journal of Asian Paci‐
fic Communication 10 (1), S. 79‐91.
Russ‐Mohl, Stephan (1992). Am eigenen Schopfe …: Qualitätssicherung im Journalismus ‐ Grundfragen,
Ansätze, Näherungsversuche. Publizistik 37 (1), S. 83‐96.
Russ‐Mohl, Stephan (2003). Journalismus: das Hand‐ und Lehrbuch. Frankfurt am Main : Frankfurter All‐
gemeine Buch.
Saksena, Shashank und Hollifield, C. Ann (2002). U.S. Newspapers and the Development of Online Edi‐
tions. International Journal on Media Management 4 (2), S. 75‐84.
Sarasin, Philip (2004). ʺAnthraxʺ: Bioterror als Phantasma. Frankfurt am Main : Suhrkamp.
Saxer, Ulrich (1994). Journalisten in der Medienkonkurrenz: Thesen aus kommunikationswissenschaftli‐
cher Sicht. Publizistik 29 (1), S. 4‐12.
Saxer, Ulrich und Märki‐Koepp, Martina (1992). Medien‐Gefühlskultur: zielgruppenspezifische Gefühls‐
dramaturgie als journalistische Produktionsroutine. München : Ölschläger.
Scharf, Wilfried und Stockmann, Ralf (1998). ʹDer Spiegelʹ und ʹFocusʹ: Eine vergleichende Inhaltsanalyse
1993 bis 1996. Publizistik 43 (1), S. 1‐21.
Literaturliste 182
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Schatz, Heribert (1994a). Das duale Rundfunksystem in modernisierungstheoretischer Sicht. In: Holgers‐
son, Silke et al. (Hg.). Dualer Rundfunk in Deutschland: Beiträge zur Theorie der Rundfunkentwick‐
lung. Münster : Lit.
Schatz, Heribert (1994b). Rundfunkentwicklung im ʺdualen Systemʺ: die Konvergenzhypothese. In: Jar‐
ren, Otfried (Hg.). Politische Kommunikation in Hörfunk und Fernsehen. Opladen : Leske und Budrich.
Scherer, Frederic M. und Ross, David (1990). Industrial market structure and economic performance. 3rd
ed. Boston, Mass. [u.a.] : Houghton Mifflin.
Schirmer, Stefan (2001). Die Titelseiten‐Aufmacher der BILD‐Zeitung. München : R Fischer.
Schlegel, Maike (2002). Marketing‐Instrumente für Online‐Zeitungen: Gestaltungsoptionen und ‐praxis
am Beispiel des Online‐Engagements überregionaler Tageszeitungen. München : R Fischer.
Schmid, Beat F. (1998). Management der Medien. Thexis 15 (2), S. 124‐125.
Schmid, Beat F. (1999). Elektronische Märkte: Merkmale, Organisation und Potentiale. In: Hermanns, Ar‐
nold und Sauter, Michael (Hg.). Management‐Handbuch Electronic Commerce: Grundlagen, Strategien,
Praxisbeispiele. München : Vahlen.
Schmid, Beat F. (2000). Was ist neu an der digitalen Ökonomie. In: Belz, Christian und Bieger, Thomas
(Hg.). Dienstleistungskompetenz und innovative Geschäftsmodelle. St. Gallen : Thexis.
Schmid, Beat F. und Schmid‐Isler, Salome (2004). Konzepte von Beat F. Schmid 1997‐2003: Ein Überblick.
Elektronisches Dokument:
http://www.mediamanagement.org/modules/pub/view.php/mediamanagement‐180 (Abruf: 16. Mai
2004).
Schmidt, Siegfried J. und Weischenberg, Siegfried (1994). Mediengattungen, Berichterstattungsmuster,
Darstellungsformen. In: Klaus Merten et al. (Hg.). Die Wirklichkeit der Medien: eine Einführung in die
Kommunikationswissenschaft. Opladen : Westdt. Verlag.
Scholl, Armin und Weischenberg, Siegfried (1998). Journalismus in der Gesellschaft: Theorie, Methodolo‐
gie und Empirie. Opladen [u. a.] : Westdt. Verl.
Schönbach, Klaus (1976). Umfassende Information kontra ʹpolitische Grundhaltungʹ: Übereinstimmung
mit der redaktionellen Linie als Nachrichtenwert. Publizistik 21 (1), S. 68‐87.
Schönbach, Klaus (1977). Trennung von Nachricht und Meinung: empirische Untersuchung eines journa‐
listischen Qualitätskriteriums. Freiburg [u.a.] : Alber.
Schönbach, Klaus (Hg.) (1997). Zeitungen in den Neunzigern: Faktoren ihres Erfolgs. Bonn : ZV Zeitungs‐
Verlag.
Schönbach, Klaus und Eichborn, Wolfgang (1992). Medienwirkung und ihre Ursachen. Konstanz : Univ.‐
Verl.
Schröter, Detlef (1988). Mitteilungs‐Adäquanz: Studien zum Fundament eines realitätsgerechten journalis‐
tischen Handelns. In: Starkulla, Heinz (Hg.). Idee und Wirklichkeit des Journalismus. München : Olzog.
Schubert, Petra et al. (2001). Digital erfolgreich: Fallstudien zu strategischen E‐Business‐Konzepten. Berlin
: Springer.
Schulz, Rüdiger (2002). Zeitung und Internet 2002. Berlin : ZV Zeitungs‐Verlag.
Schulz, Winfried (1976). Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien: Analyse der aktuellen
Berichterstattung. Freiburg [u.a.] : Alber.
Schulz, Winfried (2002). Inhaltsanalyse. In: Noelle‐Neumann, Elisabeth et al. (Hg.). Das Fischer Lexikon
Publizistik, Massenkommunikation. Aktualisierte, vollst. überarb. und erg. Aufl. Frankfurt am Main :
Fischer.
Schütz, Martin R. (2003). Journalistische Tugenden: Leitplanken einer Standesethik. Wiesbaden : Westdt.
Verl.
Literaturliste 183
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Seibold, Balthas (2002). Die flüchtigen Web‐Informationen einfangen: Lösungsansätze für die Online‐
Inhaltsanalyse bei dynamischen Inhalten im Internet. Publizistik 47 (1), S. 45‐56.
Semetko, Holli A. und Valkenburg, Patti M. (2000). Framing European Politics: A Content Analysis of
Press and Television News. Journal of Communication 50 (2) S. 93‐109.
Sessions Stepp, Carl (2004). Why Do People Read Newspapers? American Journalism Review 26 (1). E‐
lektronisches Dokument: http://www.ajr.org/Article.asp?id=3505 (Abruf: 23. März 2004).
SevenOne Media (Hg.) (2002). Prognos‐Studie zur Entwicklung der deutschen Werbewirtschaft. Presse‐
mitteilung vom 17. Oktober. Unterföhring.
Shahidi, Kian (1997). Der Branchen‐Lebenszyklus: eine Untersuchung am Beispiel der deutschen Stahlin‐
dustrie. Bern : Haupt.
Shapiro, Michael (2002). The Curse of Tom Wolfe : What went wrong for the magazine story. Columbia
Journalism Review 41 (6).
Simon, Herrmann (1995). Preismanagement kompakt: Probleme und Methoden des modernen Pricing.
Wiesbaden : Gabler.
Sjurts, Insa (2002). Strategien in der Medienbranche: Grundlagen und Fallbeispiele. 2. Auflage. Wiesbaden
: Gabler.
Sowinski, Bernhard (1999). Stilistik: Stiltheorien und Stilanalysen. 2., überarb. und aktualisierte Aufl.
Stuttgart : Metzler.
Spence, Michael und Owen, Bruce (1977). Television Programming, Monopolistic Competition, and Wel‐
fare. The Quarterly Journal of Economics, 91 (1), S. 103‐126.
Staab, Friedrich J. (1990). Nachrichtenwert‐Theorie: formale Struktur und empirischer Gehalt. Freiburg
i.Br. [u.a.] : Alber.
Staab, Friedrich J. (2002). Entwicklung der Nachrichtenwert‐Theorie : Theoretische Konzepte und empiri‐
sche Überprüfungen. In: Neverla, Irene et al. (Hg.). Grundlagentexte zur Journalistik. Konstanz : UVK.
Stahl, Florian et al. (2004). Paid Content ‐ Paid Services. Forschungsbericht. St. Gallen.
Stähler, Patrick (2002). Geschäftsmodelle in der digitalen Ökonomie: Merkmale, Strategien und Auswir‐
kungen. 2. Aufl. Lohmar : Eul.
Stahmer, Frank (1995). Ökonomie des Presseverlages. München : R Fischer.
Stanzel, Franz K. (1989). Theorie des Erzählens. 4., durchges. Aufl. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht.
Stier, Winfried (1999). Empirische Forschungsmethoden. Berlin [u.a.] : Springer.
Straßner, Erich (1982). Fernsehnachrichten : eine Produktions‐, Produkt‐ und Rezeptionsanalyse. Tübin‐
gen : Niemeyer.
Strunck, Alexander W. (2003). Strategien für Mergers & Acquisitions in der Medienindustrie. Bamberg.
Sundar, S. Shyam und Nass, Clifford (2001). Conceptualizing Sources in Online News. Journal of Com‐
munication, 51 (1), S. 52‐72.
Tewksbury, David (2003). What Do Americans Really Want to Know? Tracking the Behavior of News
Readers on the Internet, Journal of Communication 53 (4), S. 694‐710.
Theis‐Berglmair, Anna M. et al. (2002). Tageszeitungsverlage und das Thema Internet. In: Theis‐
Berglmair, Anna M. (Hg.). Internet und die Zukunft der Printmedien. Münster : Lit.
Thorndyke, Perry W. (1979). Knowledge Acquisition from Newspaper Stories. Discourse Processes 2, S.
95‐112.
Titscher, Stefan et al. (1998). Methoden der Textanalyse. Wiesbaden : Westdt. Verl.
Todorow, Almut (1998). Ironie in der Tagespresse. Publizistik 43 (1), S. 55‐75.
Literaturliste 184
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Trappel, Josef (2001). Ökonomisierung aus Sicht der Online‐Medien. Medien & Kommunikation 49 (2), S.
227‐236.
Tripsas, Mary (2000). Commercializing Emerging Technology through Complementary Assets. In: Day,
George S. et al. Wharton on Managing Emerging Technologies. New York [u. a.] : Wiley & Sons.
Tuchman, Gaye (1972). Objectivity as Strategic Ritual: An Explanation of Newsmenʹs Notions of Objectiv‐
ity. American Journal of Sociology 77 (1), S. 660‐679.
Ulrich, Karl T. und Eppinger, Steven D. (1995). Product design and development. New York [u.a.] :
McGraw‐Hill.
Unger, Fritz et al. (Hg.) (2002). Mediaplanung. Heidelberg : Physica‐Verl.
Utterback, James M. (1994). Mastering the Dynamics of Innovation : How Companies can seize Opportu‐
nities in the Face of Technological Change. Boston, Mass. : Harvard Business School Press.
Vahs, Dietmar und Burmester, Ralf (1999). Innovationsmanagement. Stuttgart : Schäffer‐Poeschel.
Viehöver, Willy (2001). Diskurse als Narrationen. In: Keller, Reiner et al. (Hg.). Handbuch sozialwissen‐
schaftliche Diskursanalyse. Band I: Theorien und Methoden. Opladen : Leske + Budrich.
Vogel, Andreas (2001). Die Online‐Strategien der Pressewirtschaft. Media Perspektiven Nr. 12, S. 590‐601.
Voß, Cornelia (1999). Textgestaltung und Verfahren der Emotionalisierung in der BILD‐Zeitung. Frank‐
furt am Main [u.a.] : Lang.
Wagner, Hans (1989). Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft). völl. neu bearb. 2. Auflage.
München : Publicom‐Medienvlg.
Wagner, Hans (1995). Journalismus 1: Auftrag: Gesammelte Beiträge zur Journalismustheorie. Erlangen :
Junge.
Wartburg, Iwan von (2000). Wissensbasiertes Management technologischer Innovationen. Elektronisches
Dokument: www.ifbf.unizh.ch/orga/diss_wartburg.htm (Abruf 12. Februar 2004).
Weischenberg, Siegfried (1983). Investigativer Journalismus und ʹkapitalistischer Realismusʹ : Zu den
Strukturbedingungen eines anderen Paradigmas der Berichterstattung. Rundfunk & Fernsehen 31 (3), S.
349‐369.
Weischenberg, Siegfried (1995). Journalistik: Theorie und Praxis aktueller Medienkommunikation. Band 2:
Medientechnik, Medienfunktionen, Medienakteure. Opldaden : Westdt. Verl.
Weischenberg, Siegfried (1998). Pull, Push und Medien‐Pfusch. In: Neverla, Irene (Hg.). Das Netz‐
Medium: Kommunikationswissenschaftliche Aspekte eines Mediums in Entwicklung. Opla‐
den/Wiesbaden : Westdt. Verl.
Weischenberg, Siegfried (2001). Nachrichten‐Journalismus: Anleitungen und Qualitäts‐Standards für die
Medienpraxis. Wiesbaden : Westdt. Verl.
Weischenberg, Siegfried (2002): Das Handwerk des Nachrichtenschreibens: Über das ʹSchwarzbrotʹ der
Journalistik und seine Probleme im Internet‐Zeitalter. In: Neverla, Irene et al. (Hg.). Grundlagentexte
zur Journalistik. Konstanz : UVK.
Welch, Matt (2003). Blogworld: New Amateur Journalists Weight In. Columbia Journalism Review 42 (5).
Wilke, Jürgen und Rosenberger, Bernhard (1991). Die Nachrichten‐Macher: eine Untersuchung zu Struk‐
turen und Arbeitsweisen von Nachrichtenagenturen am Beispiel von AP und dpa. Köln [u.a.] : Böhlau.
Wirth, Werner (2000). ʹMal sehen, was der Spiegel hatʹ : Bedeutung journalistischer Kernressourcen für die
Rezeption von Onlineangeboten klassischer Medien. In: Altmeppen, Klaus‐Dieter et al. (Hg.). Online‐
Journalismus : Perspektiven für Wissenschaft und Praxis. Wiesbaden : Westdt. Verl.
Wirtz, Bernd W. (1994). Neue Medien, Unternehmensstrategien und Wettbewerb im Medienmarkt: eine
wettbewerbstheoretische und ‐politische Analyse. Frankfurt am Main : Europ. Verl. der Wissenschaft.
Literaturliste 185
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Wittwer, Max (1914). Das deutsche Zeitungswesen in seiner neuen Entwicklung: Beiträge zur Geschichte
des deutschen Zeitungswesens. Halle a. S. : Kaemmerer.
Wolfe, Tom (1996) (erstmals 1973). The New Journalism. With an Anthology edited by Tom Wolfe and E.
W. Johnson. Reprint. London : Picador.
Wolf‐Klostermann, Thomas (2003). Information und Nachrichtenwert im Netz: Eine Inhaltsanalyse aus‐
gewählter Internet‐Publikationen. Hamburg : Vlg. Dr. Kovac.
Wu, H. Denis und Bechtel, Arati (2002). Web Site Use and News Topic and Type. Journalism & Mass
Communication Quarterly 79 (1), S. 73‐86.
Wyss, Vinzenz (2000). Medienmanagement als Qualitätsmanagement. In: Karmasin, Matthias und Winter,
Carsten (Hg.). Grundlagen des Medienmanagements. München : Fink.
Wyss, Vinzenz (2002). Mythos Online‐Journalismus. Medienwissenschaft Schweiz Nr. 2.
Young, David P. T. (2000). Modelling Media Markets: How Important is Market Structure? Journal of Me‐
dia Economics 13 (1), S. 27‐44.
Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (Hg.) (2004). Werbung in Deutschland 2004. Berlin.
Zimmer, Jochen (2001). Werbeträger Internet: Ende des Booms oder Wachstum in der Nische? Media Per‐
spektiven Nr. 6, S. 298‐305.
Zizek, Slavoj (2002). Welcome to the Desert of the Real. Five Essays on September 11 and related Dates.
London [u.a.] : Verso.
Anhang I: Mini-Fallstudie tagesschau.de 186
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Anhang I
Minifallstudie tagesschau.de
tagesschau.de ist die zentrale Site der ARD für politische Nachrichten. Ziel des Angebotes
ist es, Ansehen, publizistischen Einfluss und journalistische Qualität der tagesschau auf die
Online‐Plattformen zu übertragen.
Das TV‐Format tagesschau stehe für ʺgrößtmögliche Neutralität und Objektivität, hohe
Glaubwürdigkeit und Seriositätʺ, sagt tagesschau.de‐Redaktionsleiter Jörg Sadrozinski. Diese
Werte gelte es nun auch online zu entfalten. Vorbild für die Online‐Redaktion seien vor
allem die von einem Moderator präsentierten Nachmittags‐Ausgaben der tagesschau, nicht
so sehr die zurückhaltend verlesene 20‐Uhr‐Ausgabe. Die Site verfolge einen ʺetwas mode‐
rierterenʺ Nachrichtenstil. Insbesondere die Artikel‐Einleitungen sollten ʺetwas lockerer
und nicht ganz so streng nachrichtlichʺ wie für die 20‐Uhr‐Ausgabe geschrieben sein.
Sadrozinski möchte sich so dem im Vergleich zur TV‐Sendung jüngeren Publikum und
seinen Lesegewohnheiten zuwenden, ohne ältere Leser zu verprellen. Der klassische ARD‐
Stil solle durch leicht interpretierende Elemente behutsam aufgelockert werden, ohne die
klassischen Qualitätskriterien des Nachrichtenjournalismus zu vernachlässigen.
Sadrozinski betont, dass tagesschau.de als eigenständiges, von den TV‐Sendungen unab‐
hängiges Angebot eigene Themen setze, eigene Interviews führe und selbst recherchiere.
Als ʺprogrammbegleitendes Angebotʺ (Rundfunkstaatsvertrag) habe die Site aber auch die
Aufgabe, die bestehenden Nachrichten‐Inhalte der ARD orts‐, zeit‐ und geräteunabhängig
bereitzustellen. Wo immer möglich, würden daher bestehende audiovisuelle Inhalte einge‐
bunden. Die Beiträge von Hörfunk‐ und Fernsehkollegen im In‐ und Ausland seien eine
zentrale Quelle für die Site. Kommentare würde die Site häufig als Textversion von den
Rundfunk‐Kollegen übernehmen. Wichtigste Informationsquelle für tagesschau.de seien
jedoch die Nachrichtenagenturen, von denen das Angebot fünf abonniert habe: AP, AFP,
Anhang I: Mini-Fallstudie tagesschau.de 187
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Reuters, dpa und ddp. Zudem greife die Redaktion auf Internet und interne Datenbanken
zurück. Zu zentralen Nachrichten‐Themen erstelle die Redaktion Dossiers aus Archivmate‐
rial und Hintergrundtexten.
tagesschau.de wird von 21 Redakteuren erstellt, die auch für die Nachrichten im ARD‐Text
verantwortlich sind. Sitz der Redaktion ist Hamburg. Sie ist rund um die Uhr besetzt und
hat ein kleines Hauptstadtbüro in Berlin. Die Site startete 1996 als reine Abbildung der TV‐
Formate. Als eigenständiges Angebot existiert sie seit 2001.
Daten zur Nutzung von tagessschau.de sollen demnächst von der IVW‐Tochter InfOnline
veröffentlicht werden. Sadrozinski deutet an, die Nutzung der Site liege etwa auf dem Ni‐
veau der Sites der überregionalen Qualitätspresse. Damit liegt tagesschau.de klar hinter Spie‐
gel Online ‐ dem wichtigsten Mitbewerber laut Sadrozinski. Ein direkter Vergleich der bei‐
den Sites sei allerdings nur bedingt möglich, da Spiegel Online ein breiteres Themenspekt‐
rum abdecke. Dem ʺsprachlichen Feuerwerkʺ des Mitbewerbers will Sadrozinski ein seriö‐
seres Angebot gegenüberstellen. Mittelfristig strebt tagesschau.de die Spitzenposition unter
den deutschen Nachrichtensites an: ʺWir wollen nicht nur die Qualität, sondern auch den
Erfolg der tagesschau auf das Online‐Angebot übertragen. Wir wollen auch online die
Nummer Eins sein ‐ so erfolgreich und renommiert wie die Fernsehkollegen.ʺ
Über die Höhe des Etats von tagesschau.de möchte die ARD‐Pressestelle keine Angaben
machen (Ralf Pleßmann per E‐Mail am 7. Juli 2004).
• Das Gespräch mit Jörg Sadrozinski wurde am 6. April 2004 geführt.
Stand: Sommer 2004
Anhang II Codebuch 188
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Anhang II
Codebuch
Codebuch zum Forschungsprojekt ʺNachrichtensites im Wettbewerbʺ von Robin Meyer‐
Lucht.
Ziel der Inhaltsanalyse (IA) ist die Quantifizierung und Präzisierung der Aussagen zur
journalistischen Leistungspolitik aus den Fallstudien der Forschung ʺZeitung und Zeit‐
schrift in der digitalen Ökonomieʺ. Es soll damit ein Beitrag zur Theorie der journalistischen
Unterscheidung und des journalistischen Wettbewerbs geleistet werden.
Methode: Die aktuellen, frei zugänglichen Angebote der Sites FAZ.net (FZN), Netzeitung
(NZG), Spiegel Online (SPO) und tagesschau.de (TSD) werden mit Hilfe einer mehrstufigen
Inhaltsanalyse analysiert. Die Sites werden dazu in der Zeit vom 18. bis 28. April 2004 beo‐
bachtet. Die Inhaltsanalyse findet in drei Stufen statt:
I Quantitative Analyse der Schlagzeilen (plus Aufmacherwechsel und Eilmeldungen)
auf den Einstiegsseiten über einen Zeitraum von acht Tagen.
II Quantitative Analyse aller Texte der Produktion eines Tages.
III Detail‐Analyse der Berichterstattung der vier Sites über ein ausgewähltes The‐
ma/Ereignis. Dabei wird zusätzlich die Berichterstattung der FAZ ausgewertet.
Anhang II Codebuch 189
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Teil I
Für diesen Teil werden die Schlagzeilen auf den Einstiegsseiten der vier Sites innerhalb
des Zeitraums vom 20. bis 27. April ausgewertet. Beobachtet werden die vier prominentes‐
ten Schlagzeilenpositionen auf jeder der Sites. Diese sind konkret:
Abbildung AII.1: Die vier jeweils zu überwachenden Schlagzeilenpositionen der untersuchten
Nachrichtensites
Die Einstiegsseiten werden im Überwachungszeitrum alle fünf Minuten automatisch auf
einer Festplatte gespeichert. Die Auswertung erfolgt auf Basis dieser Aufzeichnungen.
Unter besonders genauer Beobachtung steht die Aufmacherposition. Dies ist bei NZG,
SPO, TSD die oberste Position, bei FZN die Position links oben. Sie wird im folgenden auch
Position 1 genannt, während die anderen überwachten Positionen mit 2 bis 4 durchnumme‐
riert sind. Auf der Aufmacherpositionen wird jede Veränderung notiert ‐ auch wenn eine
Schlagzeile von den Positionen 2 bis 4 hochrückt. Verschiebungen innerhalb der Positionen
2 bis 4 werden dagegen nicht ausgewertet.
Eine neue Schlagzeile unterscheidet sich von einer alten durch mindestens ein neues
Wort. Schlagzeilen im Rahmen von ʺLive‐Tickernʺ (Sportberichterstattung) werden nicht
ausgewertet. Werden Schlagzeilen aus offensichtlich layouttechnischen Gründen gekürzt
(wenn lange Schlagzeilen auf untere, kleinere Plätze rücken), so wird dies nicht als neue
Schlagzeile gezählt (insbesondere die Netzeitung nutzt diese Technik.) Die Verlängerung
von Schlagzeilen beim Rücken auf die Aufmacherposition wird dagegen durchaus ausge‐
wertet. Die Korrektur orthografischer Fehler in Schlagzeilen wird nicht als neue Schlagzeile
gezählt.
Ist eine der Kategorien nicht zutreffend/beantwortbar, wird 0 als Wert eingetragen.
Anhang II Codebuch 190
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Kategorienschema:
1. Publikation
FZN=1, NZG=2, SPO=3, TSD=4.
(1) Neue oder geänderte Aufmacher‐Schlagzeile [Auf der Aufmacherposition steht eine
neue oder geänderte Schlagzeile.]
(2) Themenwechsel auf der Aufmacherposition [Auf der Aufmacherposition wird ein
anderes Thema/Ereignis behandelt als zuvor.]
(3) Neue oder geänderte Schlagzeile auf den Positionen 2 bis 4.
Ein Themenwechsel auf der Aufmacherposition liegt vor, wenn alle oder fast alle in der
neuen Schlagzeile benannten Details/Makropropositionen von der vorherigen Schlagzeile
abweichen. Mehrfachnennungen (Kombination von 1 und 2) sind möglich.
6. Überarbeitung der Schlagzeile?
Schlagzeilen werden häufig über den Tag hinweg der Nachrichtenlage entsprechend aktua‐
lisiert. Bei einer Aktualisierung werden neue oder veränderte Details/Makropropositionen
in eine Schlagzeile eingefügt. Beispiel: Aus ʺAventis nimmt Sanofi‐Angebot anʺ wird ʺEU‐
Kommission genehmigt Aventis‐Übernahmeʺ.
In dieser Kategorie geht es nicht um die Aktualisierung, sondern um die Überarbeitung der
Schlagzeile. Bei einer Überarbeitung werden die bestehenden Informationen der Schlagzeile
umformuliert. Beispiel: Aus ʺClement: Schluss mit dem Ladenschlussʺ wird ʺTotalreform:
Clement will Ladenschluss abschaffenʺ. Als Überarbeitung wird hier eine Umformulierung
der Schlagzeile aus sehr wahrscheinlich anderen Gründen als denen der Aktualisierung
verstanden. Die Überarbeitungen bieten einen besonderen Einblick in die Redaktionspoli‐
tik, weshalb sie in der Auswertung leicht auffindbar sein sollen.
Für diese Kategorie wird jede neue Schlagzeile mit den bereits protokollierten verglichen.
Anhang II Codebuch 191
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
(1) Die neue Schlagzeile kann als Überarbeitung einer vorherigen verstanden werden.
(2) Die neue Schlagzeile kann nicht als eine Überarbeitung einer vorherigen verstanden
werden.
Mehrfachnennungen sind nicht möglich.
7. Eilmeldung?
In diese Kategorie wird eingetragen, ob die jeweilige Site das durch die Schlagzeile be‐
zeichnete Ereignis als ʺEilmeldungʺ bezeichnet hat. Eilmeldungen gibt es von NZG, SPO
und TSD. SPO verkündet Eilmeldungen auf der Einstiegsseite, NZG verschickt Eilmeldun‐
gen per E‐Mail und SMS (Service für Abonnenten), TSD verschickt Eilmeldungen per E‐
Mail.
Mit Hilfe dieser Kategorie soll festgehalten werden, welche Site welche Ereignisse als Eil‐
meldungen bezeichnet. Ziel ist die Ermittlung der Schnelligkeit/Aktualität der Berichterstat‐
tung.
Liegt eine Eilmeldung vor, so wird dieses Feld mit ʺ*ʺ versehen.
8. Ressort
Welchem Ressort ist die Schlagzeile zuzurechnen?
(1) Politik national [Alle Themen, die das Handeln von (Bundes‐/Landes‐)Regierung
und öffentlichen Institutionen betreffen, Parlament, Gesetzgebung, Parteien, politi‐
sche Meinungsbildung; auch Wirtschaftpolitik; Arbeitsmarktpolitik, Sozialpolitik etc.
Der Schwerpunkt der Berichterstattung liegt auf Deutschland.]
(2) Politik international [wie 1, nur liegt der Schwerpunkt der Berichterstattung außer‐
halb Deutschlands; Außen‐ und EU‐Politik gehören zu dieser Kategorie.]
(3) Wirtschaft [Berichterstattung über Unternehmen, volkswirtschaftliche Lage und Fi‐
nanzmärkte, Preisentwicklung einzelner Güter, Verbraucherpreisindex]
(4) Sport [Berichte über Sport‐Wettkämpfe, ‐Akteure und ‐Funktionäre.]
(5) Gesellschaft / Kultur / Vermischtes [Berichte über Hoch‐ und Populärkultur und ih‐
re Starsysteme, Wissenschaft, Bildung, Medien, Kriminalität, Natur‐ und Technik‐
Katastrophen, Gesundheit, Ratgeber, Reisen, Auto‐Rezensionen]
(6) Keines der oben genannten Ressorts.
Mehrfachnennungen sind nicht möglich. Im Zweifelsfall wird die Kategorie gewählt, in die
der Artikel am ehesten passt. Bei Berichten über Gerichtsverfahren ist ihr Gegenstand ent‐
scheidend.
Anhang II Codebuch 192
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
9. Schlagzeile im Klartext
Hier wird die Schlagzeile im Klartext exakt übernommen. Teilweise haben die Schlagzeilen
einleitende Vorsätze. Diese werden als Teil der Schlagzeile erfasst und dabei durch einen
Doppelpunkt vom Hauptteil abgetrennt [z. B. ʺJugendkultur: Aus für Love Parade?ʺ wird
vollständig in dieser Form ausgewertet. Eine Änderung des Vorsatzes gilt nicht als neue
Schlagzeile.
10. Stilistik der Schlagzeile
(1) In der Schlagzeile wird ein Phraseologismus [vorgeprägter Ausdruck, wie Sprich‐
wort, Gemeinplatz, Redewendung, Werktitel] umgeformt.
(2) Die Schlagzeile ist als Fragesatz formuliert.
(3) Die Schlagzeile enthält einen Superlativ.
(4) In der Schlagzeile wird ein Neologismus verwendet [ein von der Redaktion kreier‐
tes neues Wort, wie zum Beispiel ʺbarzelnʺ; auch neu gebildete Komposita sollen
hier erfasst werden].
(5) In der Schlagzeile wird eine direkter Vergleich angestellt [Vergleich mit ʺalsʺ oder
ähnlichem Wort. Beispiel: ʺEin Elendsviertel so groß wie Hannoverʺ]
(6) In der Schlagzeile wird eine Metapher verwendet [Wortersetzung durch sinnbild‐
lichen Begriff, z. B. ʺIm Niemandsland des Rechtsʺ; auch metaphorische Komposi‐
ta, wie ʺKandidatenkarussellʺ, sowie adjektivistische und verbale Metaphern, wie
z. B. ʺAktionäre putschen gegen Schremppʺ beachten; ausgesprochen abgegriffene,
lexikalisierte Metaphernwerden nicht ausgewertet].
(7) In der Schlagzeile wird eine Stil‐Figur der Wiederholung [Iteratio, Anadiplose,
Climax etc., vgl. Sowinski 1999, S. 102f], Stellung / Umstellung [insbesondere Par‐
allelismus, vgl. Sowinski 1999; S. 104f] oder eine andere Aufzählungsgruppe ver‐
wendet.
(8) In der Schlagzeile wird ein lautmalerisches Stilelement, wie Alliteration [z. B.
ʺRückkehr der Rüpelʺ] oder Reim eingesetzt.
(9) In der Schlagzeile wird eine polare Ausdrucksweise, eine Gegenüberstellung oder
ein anderer Kontrast [z. B. ʺTeure Geschenke und billige Tricksʺ] benutzt.
(A) In der Schlagzeile wird ein konnotativ stark besetztes, expressives Lexem ver‐
wendet [wie z. B. Worte aus Umgangssprache, Hochsprache, Dialekt, vgl. Büscher
1996, S. 67, normabweichende Wortwahl; Beispiele: ʺkotzenʺ, ʺpöbelnʺ. Für die
Sportberichterstattung gelten dabei andere Maßstäbe als bei der übrigen Berichter‐
stattung].
(B) In der Schlagzeile wird die Doppelbedeutung eines Wortes (denotativ oder konno‐
tativ, auch phonetisch) als Stilmittel verwendet.
Mehrfachnennungen sind möglich. Die Kategorien umfassen jeweils die einmalige oder
mehrfache Nutzung des jeweiligen Stilmittels in einer Schlagzeile.
Anhang II Codebuch 193
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Erläuterung: Sehr häufig vorkommende Stilmittel wie Ellipsen, die Nutzung von Komposi‐
ta, Metonymie / Synekdoche, das Zitieren direkter Rede werden bewusst nicht erhoben, da
der Autor nicht der Auffassung ist, dass sich die Anbieter in diesem Punkt signifikant und
relevant unterscheiden. Auch auf die Erhebung der Nutzung von Ironie hier wird zuguns‐
ten leichter identifizierbarer Konstruktes verzichtet.
11. Erzählstil der Schlagzeile
Ist die Schlagzeile im Stil des Nachrichtenschemas gehalten (zurückhaltende Sprachwahl,
Versuch der unparteilichen Darstellung, häufig Konzentration auf das Faktische)? Oder ist
in der Schlagzeile die Autorschaft von Autor/Publikation durch Abweichung vom Nach‐
richtenschema in Bezug auf Wortwahl/Wortspiel oder offene eigensinnige Interpretation
codiert? Ausgewertet wird die Inszenierung des Erzählstils − nicht ʺMitteilungsadäquanzʺ.
(1) Nachrichtlicher Stil [Referierende, aufs Faktische konzentrierte, auf möglichst un‐
parteiliche Formulierungen setzende Erzählerhaltung nach den Normen des nach‐
richtlichen Journalismus [z. B. ʺBerlin will Lehrer nicht mehr verbeamtenʺ].
(2) Mittelposition [In diese Kategorie fallen Überschriften, die sich nicht eindeutig (1)
oder (3) zuordnen lassen.]
(3) Narrativer Stil: Klar erkennbar offen eigensinnige Erzählhaltung von Au‐
tor/Publikation. Auf der Ebene von Wortwahl, Interpretation, Tonfall treten Au‐
tor/Publikation klar eigensinnig abweichend vom nachrichtlichen Erzählschema auf
[z. B. ʺSpargelwochen bei Rot‐Grünʺ, ʺAyrton Senna: Crash, Staub, Stille − Sterbenʺ]
(4) Direkte Rede [Die Schlagzeile besteht ausschließlich bis weitgehend aus direkter Re‐
de, weshalb eine Zuordnung in einer der oben genannten Kategorien nur schwer
möglich ist.]
Mehrfachnennungen sind nicht möglich.
Teil II
Für diese Analyse wurde der 20. April ausgewählt. Ausgewertet werden alle an diesem
Tag frei zugänglich veröffentlichten Artikel der vier Sites. Diese werden in der Version ana‐
lysiert, in der sie um 23:59 Uhr des Erscheinungstages auf der Site standen. Der Aktualisie‐
rungen über den Tag hinweg werden damit nicht erfasst.
Feststellung der Tagesproduktion: Bei FZN werden alle in der Übersicht ʺTickerʺ aufge‐
führten Texte des Tages ausgewertet, ohne die Texte aus der Rhein‐Zeitung und der Rubrik
ʺInvestorʺ. Bei NZG werden alle auf der Seite ʺDie letzten 24 hʺ aufgeführten Texte ausge‐
wertet, bei SPO alle auf der Seite ʺSchlagzeilenʺ aufgeführten Texten des Tages, ohne die
Texte von manager‐magazin.de und Perlentaucher. Bei TSD sollen alle Texte des Tages der Sei‐
te ʺSchlagzeilenʺ ausgewertet werden.
Ist eine der Kategorien nicht zutreffend/beantwortbar, wird 0 als Wert eingetragen.
Analyseeinheit ist der einzelne Artikel. Ausgewertet wird der gesamte Artikel mit Über‐
schrift. Für jeden Artikel werden folgende Angaben erhoben:
1. Publikation
FZN=1, NZG=2, SPO=3, TSD=4.
2. Artikel-Nummer
Nummer des Artikels. Die Zählung beginnt bei jeder Publikation bei 1.
3. Erscheinungstag des Artikels
Erscheinungstag des Artikels im Format tt.mm.
5. Ressort
Hier wird der Artikel einem Ressort zugewiesen. Kategorien wie in I.8.
6. Journalistische Darstellungsform
Jeder Artikel wird einer der folgenden Darstellungsformen zugeordnet:
(1) Meldung / Bericht [In diese Kategorie fallen Texte mit pyramidenförmigem oder an‐
nähernd pyramidenförmigem Informationsaufbau.]
(2) Kurzfeature/ ʹHybridformʹ [Artikelform mit dramatischem oder anderweitig stark
von der Pyramidenform abweichendem Informationsaufbau.]
(3) Reportage [Artikel, der vor allem von Elementen direkter Bildlichkeit geprägt ist.]
(4) Kommentar / Leitartikel [als solcher gekennzeichneter Meinungsbeitrag; zumeist
wird der Informationskern höchstens kurz angerissen. Im Zentrum stehen die räso‐
nierenden Analysen des Autors.]
(5) Interview [Der Artikel besteht hauptsächlich aus der Wiedergabe eines Gesprächs
im Wortlaut.]
(6) Hypertext‐Kolumne [Bei dieser Artikelform werden vornehmlich andere Quellen
kommentierend zusammengefasst und per Hyperlink direkt adressiert; z. B. ʺAltpa‐
pierʺ oder ʺPerlentaucher Feuilletonschauʺ]
(7) Keine der oben genannten Darstellungsformen.
Mehrfachnennungen sind nicht möglich. Die Beschreibung der Genres orientiert sich an
Weischenberg 2001.
7. Erzählstil
Diese Kategorie wird nur für alle Darstellungsformen außer 5 (Interview) erhoben: Wel‐
che Sprecherposition/Haltung nimmt der Autor/die Publikation in dem Artikel ein?
(1) Nachrichtlicher Stil [referierende Berichterstattung nach der klassischen Nachrich‐
tenform: Autor/Publikation beschreiben das Geschehen in möglichst neutral‐
unparteilich wirkenden Formulierungen und Pyramidenaufbau in der Tradition ei‐
ner ʺobjektivenʺ Berichterstattung. Der Sprechergestus ist referierend, zurückge‐
nommen, die sprecherposition nahezu nicht erkenntlich. Der Text enthält sich auf
semantischer Ebene − abgesehen von Zitaten − jeglicher offen kommentierender
Wortwahl. Der Text konzentriert sich auf faktische Tatsachen, Ereignisse und Äuße‐
rungen. Autor/Publikation treten nicht offen eigensinnig interpretierend auf. Einord‐
nende Kontextinformationen werden auf Basis eines breiten gesellschaftlichen Kon‐
senses vornehmlich dem Nachrichtenverständnis dienend eingefügt.]
(2) Mittelposition [In diese Kategorie fallen Artikel, die sich nicht eindeutig (1) oder (3)
zuordnen lassen.]
Anhang II Codebuch 196
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
(3) Narrativer Stil [Autor/Publikation treten in dem Text klar erkennbar offen eigensin‐
nig erzählend, kommentierend und interpretierend auf. Der narrative Journalismus
weicht lexisch‐semantisch, inhaltlich‐pragmatisch oder den Aufbau betreffend klar
vom Schema des nachrichtlichen Journalismus ab. Autor/Publikation treten mit ei‐
nem eigenen Tonfall, mit einer eigenen Interpretation auf. Häufig sind diese Texte
auf semantischer Ebene durch kommentierende Wortwahl erkennbar, manchmal je‐
doch nur auf pragmatischer Ebene.]
Mehrfachnennungen sind nicht möglich. Codiert wird hier nicht die ʺMitteilungsadä‐
quanzʺ der Artikel, sondern die Inszenierung der Sprecherposition von Autor / Publikation.
Bewertet wird der Artikel mit Zwischenüberschriften, aber ohne Schlagzeile. Die Bewer‐
tung soll auf Basis der Gesamttendenz des Textes erfolgen, Ausreißer davon sollen nicht
überbewertet werden.
(1) Der Autor wird mit seinem vollen Namen benannt [z. B. ʺvon Siegfried Schmidtʺ].
(2) Der Autor tritt als Mit‐Autor auf, sein Name wird aber voll benannt [z. B. ʺfürs Web
editiert vonʺ]
(3) Der Autor wird durch Kürzel benannt.
(4) Der Artikel ist mit einem Publikationskürzel gekennzeichnet [z. B. ʺ(nz)ʺ bei der
Netzeitung].
(5) Keine Angaben zum Verfasser.
(6) Eine oder mehrere Agenturen sind als Urheber des Textes angegeben.
(7) Der Autor einer Agentur wird als Verfasser angegeben [z. B. ʺvon Andreas Cramer,
AFPʺ].
Mehrfachnennungen sind nicht möglich.
9. Hinweise auf Zweitauswertung des Textes
In dieser Kategorie wird notiert, ob der Text laut Kennzeichnung aus einer hauseigenen
Publikation oder von einem Kooperationspartner übernommen wurde.
(1) Der Artikel ist laut Kennzeichnung keine Zweitauswertung.
(2) Der Artikel stammt laut Kennzeichnung aus einer hauseigenen Publikation.
(3) Der Artikel stammt laut Kennzeichnung von einem Kooperationspartner, der nicht
aus dem eigenen Haus stammt.
(4) Der Artikel basiert laut Kennzeichnung auf Material aus der hauseigenen Publikation
oder entstand unter Mitwirkung eines Print‐Redakteurs (Kategorie für FZN / SPO).
Mehrfachnennungen sind nicht möglich. Publikationen aus dem eigenen Haus sind: SPO:
Spiegel Magazin, Manager Magazin, Spiegel TV, XXP; FZN: Print‐Ausgabe; TSD: alle ARD‐
Anhang II Codebuch 197
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Anstalten. Bei SPO und FZN werden die Angaben soweit möglich überprüft und ggf. korri‐
giert. Kooperationspartner sind kommerzielle und semi‐kommerzielle Anbieter, die nicht
durch Besitzverhältnisse an das jeweilige Haus gebunden sind. Für NZG wird nur Katego‐
rie (3) überprüft.]
10. Nutzung von Hyperlinks
Ermittelt werden soll, inwieweit mit Hilfe von Hypertext‐Verknüpfungen im Artikel oder
in einem Kasten daneben auf nach Meinung der Publikation zum Artikel passende weiter‐
führende Inhalte verwiesen wird (nicht Inhalte aus dem gleichen Ressort, sondern thema‐
tisch passende Inhalte). Dabei werden jeweils nur Links ausgewertet, die auf der gleichen
Seite wie der vollständige Artikel stehen. Es wird nicht zwischen Links auf freie oder kos‐
tenpflichtige Inhalte unterschieden.
(1) Es wird per Link auf andere Artikel der eigenen Site oder von Sites aus dem eigenen
Haus /von Kooperationspartnern hingewiesen.
(2) Es wird per Link auf AV‐Inhalte derselben oder auch anderer hauseigener Sites hin‐
gewiesen.
(3) Es wird per Link auf Sites verwiesen, die nicht zu den kommerziell‐journalistischen
Medien‐Angeboten zu rechnen sind [z. B. Marketing‐Sites von Unternehmen, Sites
von Parteien, Organisationen, wissenschaftlichen Instituten, Weblogs].
(4) Es wird per Link auf Artikel anderer Medien‐Sites verwiesen.
(5) Keine Benutzung von Links im oben genannten Sinne.
Mehrfachnennungen sind möglich.
6. Überarbeitung?
5. Aufmacher?
7. Eilmeldung?
11. Erzählstil
10. Stilistik
8. Ressort
3. Datum
4. Zeit
1. Pub
2. Nr.
FZN * 22. Apr. 11:34 1,2, 2 Irak: Falludscha bleibt unter Beschuβ - Bush braucht mehr Geld
FZN 54 22. Apr. 12:00 3 2 4 4 "Jan Ullrich fährt alle in Grund und Boden - auch Lance Armstrong"
FZN 55 22. Apr. 13:15 1,2 2 2 1 Irak: Straw: "Wir bleiben" - Bush braucht mehr Geld
FZN 56 22. Apr. 13:35 3 2 2 1 Guantànamo: Ein Rundgang durch das Lager
FZN 57 22. Apr. 13:50 3 2 3 1 Wincor Nixdorf will im Mai an die Börse gehen
FZN 58 22. Apr. 14:10 3 2 3 1 VW will Marktführer im Leasinggeschäft werden
FZN 59 22. Apr. 15:39 3 2 2 4 "Das ist ein Verbrechen"
FZN 60 22. Apr. 16:19 1,2 2 1 4 Ausbildungsplatzabgabe: Müntefering: "Das Gesetzt wird gemacht"
FZN 61 22. Apr. 16:39 3 2 3 6 1 Internet: Ebay, Yahoo & Co lassen Branchenfonds durchstarten
FZN 62 22. Apr. 17:40 3 2 1 1 Alkohol: Alcopops als Suchtmittel
FZN 63 22. Apr. 17:45 1,2 2 5 1 Explosion: Möglicherweise hunderte Tote bei Zugunglück in Nordkorea
FZN 64 22. Apr. 17:59 1 1 5 1 Explosion zweier Tankzüge: Schweres Zugunglück in Nordkorea
FZN 65 22. Apr. 17:59 3 2 2 2 Die Terrorgefahr lange ignoriert
FZN 66 22. Apr. 18:14 3 2 3 1 Siemens-Betriebsrat befürchtet Abbau von 74.000 Stellen
FZN 67 22. Apr. 18:30 3 2 3 1 Fondsgesellschaften attackieren die VW-Luxusstrategie
FZN 68 22. Apr. 18:40 3 2 3 2 Volkswagen: Reiche und einflussreiche Araber als Partner
FZN 69 22. Apr. 19:05 3 2 2 2 Abschied von EU-Tabaksubventionen
FZN 70 22. Apr. 19:05 1 2 2 1 Eisenbahn-Katastrophe: Verheerendes Zugunglück: Nordkorea ruft den Notstand aus
FZN 71 22. Apr. 19:10 3 1 2 2 Abschied von Tabaksubventionen
FZN 72 22. Apr. 19:34 3 2 1 5 3 Der Spielmacher
FZN 73 22. Apr. 21:10 3 2 5 3 Karl-Eduard von Schnitzler: Der Propagandist als Filmfälscher
FZN 74 23. Apr. 06:46 3 2 3 1 DaimlerChrysler steigt bei Mitsubishi aus
FZN 75 23. Apr. 07:46 1 2 5 1 Eisenbahn-Katastrophe: Helfer unterwegs zu Unglückstätte
FZN 76 23. Apr. 08:06 3 2 3 1 Rechtsstreitigkeiten belasten Microsoft-Gewinn
FZN 77 23. Apr. 08:26 3 2 3 1 Ericsson hebt Prognosen für Mobilfunkmarkt
FZN 78 23. Apr. 08:51 3 1 3 1 DaimlerChrysler trennt sich von Mitsubishi
FZN 79 23. Apr. 09:21 3 1 3 6 2 DaimlerChrysler zieht Notbremse bei Mitsubishi
FZN 80 23. Apr. 10:46 1 2 5 1 Eisenbahn-Katastrophe: Rotes Kreuz: Mehr als 1.000 Verletzte in Nordkorea
FZN 81 23. Apr. 11:06 1 1 5 1 Nordkorea: Rotes Kreuz: Mehr als 1.000 Verletzte nach Zugunglück
FZN 82 23. Apr. 11:16 3 2 2 1 Amerika erwägt Begnadigung von Saddam-Funktionären
FZN 83 23. Apr. 12:16 3 2 3 1 Adecco verkauft Jobpilot an Monster
FZN 84 23. Apr. 13:36 3 2 1 2,5 2 Stürzt Döring wie Scharping über Hunzinger?
FZN 85 23. Apr. 13:46 3 2 2 1 Französiche Regierung drängt Aventis und Sanofi zur Fusion
FZN 86 23. Apr. 14:21 3 2 1 1 Schröder gegen Referendum
FZN 87 23. Apr. 15:01 1 2 5 1 Nordkorea: "Enormes Chaos" nach Zugunglück - Keine eindeutigen Opferzahlen
FZN * 23. Apr. 16:26 1,2, 2 Automobile: DaimlerChrysler zieht Notbremse bei Mitsubishi
FZN 88 23. Apr. 16:26 3 2 4 7,8,9 3 Ayrton Senna: Crash, Staub, Stille -Sterben
FZN 89 23. Apr. 16:36 1,2 2 2 1 Irak: Al Sadr droht Amerikanern im Freitagsgebet
FZN 90 23. Apr. 17:36 1,2 1 5 1 Nach dem Zugunglück: "Enormes Chaos" nach Zugunglück - Angaben über Opfer
schwanken
FZN 91 23. Apr. 18:01 1 2 2 1 Nach dem Zugunglück: Nordkorea bittet offiziell um internationale Hilfe
FZN 92 23. Apr. 19:56 3 2 2 2 Irak-Krieg: Bilder, die das Pentagon nicht zeigen wollte
FZN 93 23. Apr. 20:21 3 2 2 4 "Bald alle Macht bei Arafat"
FZN 94 23. Apr. 21:11 3 2 3 3 Das Ende der Welt AG
FZN 95 23. Apr. 21:26 3 2 2 1 Scharon hebt Garantie für Arafat auf
FZN 96 23. Apr. 22:16 3 2 2 2,9 2 Internet: Gefallene Soldaten oder getötete Astronauten?
FZN 97 24. Apr. 14:20 3 2 2 8 3 Afghanistan: Tod durch Taliban - Kämpfer statt Millionen im Profi-Football
FZN 98 24. Apr. 14:35 1 2 5 1 Nordkorea: Zug-Katastrophe kostet offenbar 154 Menschenleben
FZN 99 24. Apr. 15:10 3 2 2 1 Norwegen zieht Truppen zum 1. Juli ab
FZN 100 24. Apr. 15:20 3 2 4 1 Formel 1: Schumacher geschlagen: Pole Position für Jenson Button
FZN 101 24. Apr. 17:15 3 2 3 1 Krisensitzung in New York
FZN 102 24. Apr. 17:30 3 2 2 1 Prognose: Griechische Zyprer lehnen ab - Türken stimmen zu
FZN 103 24. Apr. 17:35 3 2 4 1 Faz.net Special: 30. Spieltag Stuttgart überholt Bayern, Befreiung für Berlin
FZN * 24. Apr. 17:50 1,2, 2 Zypern: Prognose: Griechische Zyprer lehnen ab - Türken stimmen zu
FZN 104 24. Apr. 18:50 1 2 2 1 Zypern: Vereinigung Zyperns gescheitert
FZN 105 25. Apr. 07:06 3 2 4 1 Boxen: Witali Klitschko ist Weltmeister
FZN 106 25. Apr. 11:21 1,2 2 2 1 Irak: Öl-Verladung wieder aufgenommen
FZN 107 25. Apr. 14:06 3 2 3 A 3 Langweiler sind die besseren Notenbanker
FZN 108 25. Apr. 14:46 3 2 5 2 Daryl Hannah: Es ist ein Vergnügen, böse zu sein
FZN * 25. Apr. 14:46 1,2, 2 Boxen: Witali Klitschko ist Weltmeister
FZN 109 25. Apr. 15:01 3 2 2 1 Öl-Verladung nach Anschlag unterbrochen
FZN 110 25. Apr. 15:11 3 2 2 1 Israel: Diese Woche nichts gegen Arafat geplant
FZN 111 25. Apr. 15:36 1,2 2 4 2 Formel 1: Michael Schumacher nicht zu bremsen: Sieg auch in Imola
FZN 112 25. Apr. 15:51 3 2 3 6 3 Der Getriebene
FZN 113 25. Apr. 16:51 3 2 1 4 3 Die Ernstpartei
FZN 114 25. Apr. 17:31 3 2 2 1 Heinz Fischer wird Österreichs Bundespräsident
Anhang III: FZN 200
FZN 115 25. Apr. 18:26 3 2 3 1 Untreuevorwurf gegen Schrempp und Daimler-Aufsichtsrat
FZN 116 25. Apr. 19:16 3 2 1 1 Köhler: Schwerwiegende Fehler im Irak
FZN * 25. Apr. 19:26 1,2, 2 Wahlen: Heinz Fischer wird Österreichs Bundespräsident
FZN 117 25. Apr. 19:26 3 2 4 1 Faz.net Special: 30. Spieltag Bayern verkürzt den Rückstand auf Bremen
FZN 118 25. Apr. 21:27 1,2 2 3 1 Pharma: Aventis wird verkauft
FZN 119 25. Apr. 18:56 3 1 3 1 Untreuevorwurf wegen Schrempps Vertragsverlängerung
FZN 120 26. Apr. 06:56 3 2 2 1 Bulgarischer Präsident in Kerbela angegriffen
FZN 121 26. Apr. 07:56 1,2 2 3 1 Pharma: Aventis nimmt Sanofi-Angebot an
FZN 122 26. Apr. 08:31 3 2 3 1 Commerzbank steigert Gewinn
FZN 123 26. Apr. 09:16 3 2 3 1 Puma mit Gewinnanstieg
FZN 124 26. Apr. 09:36 3 2 5 1,B 3 Prince: Und morgen ein König
FZN 125 26. Apr. 10:11 3 2 3 1 Ifo-Index steigt im April
FZN 126 26. Apr. 11:02 3 2 2 6 3 Mit eiserner Hand gegen die Provinzherren
FZN 127 26. Apr. 11:47 3 2 5 2 Catherine Deneuve: Schönheit ist Arbeit
FZN 128 26. Apr. 13:32 3 2 2 6,1,a 3 Zypern: Begossene Pudel im Süden
FZN 129 26. Apr. 13:47 3 2 2 1 Amerikaner rücken auf Nadschaf vor
FZN 130 26. Apr. 13:57 3 2 5 6 3 Wellenreiter: Das Auslaufmodell Verona
FZN 131 26. Apr. 15:02 3 2 5 2 Erfurt: Ein fehlerhafter Rauswurf
FZN 132 26. Apr. 15:17 3 2 3 1 Mitsubishi-Chef Eckrodt tritt zurück
FZN 133 26. Apr. 16:17 3 2 2 2 Den Politiker Chodorkowskij verhindern
FZN 134 26. Apr. 16:42 3 2 1 2 Gericht erhöht Druck auf Max Strauβ: "Point of no return"
FZN 135 26. Apr. 17:12 3 2 2 2 Warten auf den nächsten Anschlag
FZN 136 26. Apr. 17:42 3 2 1 1 Merkel entschuldigt sich - Köhler entschärft Aussagen
FZN 137 26. Apr. 18:07 3 2 2 1,6 3 Amerikas verlorener Sohn: Ein auβergewöhnlicher Film über Fidel Castro
FZN 138 26. Apr. 19:22 1 2 3 1 Übernahme: EU-Kommission genehmigt Aventis-Übernahme
FZN 139 26. Apr. 21:12 1 2 3 1 Pharma: Sanofi-Aventis startet mit hohen Schulden
FZN 140 26. Apr. 22:17 3 2 1 1 Schily verzichtet auf BKA-Umzug
FZN * 27. Apr. 06:32 1,2, 2 Irak-Krieg: Merkel entschuldigt sich - Köhler entschärft Aussagen
FZN 141 27. Apr. 06:32 3 2 2 6,1 3 Der Mahdi aus Texas hat ausgedient
FZN 142 27. Apr. 07:52 3 2 3 1 Opec denkt an Änderung des Preisbandes
FZN 143 27. Apr. 08:47 3 2 2 2 1 Terroranschlag mit 20 Tonnen Chemikalien geplant?
FZN 144 27. Apr. 09:57 3 2 2 1 Amerika meldet Tod von 43 Aufständischen
FZN 145 27. Apr. 10:08 3 2 5 3 Fernsehen: Manche verfolgt dieses Spiel bis in den Tod
FZN 146 27. Apr. 11:18 3 2 3 1 Wirtschaftsforscher erwarten weniger Wachstum
FZN 147 27. Apr. 11:33 1,2 2 2 1 Irak: Kampf um Nadschaf
FZN 148 27. Apr. 12:13 3 2 2 1 Gaddafi in Brüssel
FZN 149 27. Apr. 12:38 3 2 5 6 3 Portrait: Alles unter einem Schirm
FZN 150 27. Apr. 14:53 3 2 5 6 3 Cabrios 2004: Im stürmischen Reich der Sonne
FZN * 27. Apr. 15:13 1,2, 2 Libyen: Gaddafi in Brüssel
FZN 151 27. Apr. 15:13 3 2 1 1 China verliert Interesse an Hanauer Atom-Anlage
FZN 152 27. Apr. 15:18 1 2 2 1 Gaddafi in Brüssel: Annäherung zwischen EU und Libyen
FZN 153 27. Apr. 16:23 3 2 1 1 Kritik aus der Koalition an Schily
FZN * 27. Apr. 17:18 1,2, 2 Frühjahrsgutachten: Wirtschaftsforscher erwarten weniger Wachstum
FZN 154 27. Apr. 17:18 3 2 5 4 Dutroux-Prozeβ: "Nicht der beste Tag der Verteidigung"
FZN 155 27. Apr. 20:33 3 2 1 2 Schlag gegen die Riester-Rente
FZN 156 27. Apr. 20:48 3 2 2 1 Explosionen und Schüsse in syrischer Hauptstadt Damaskus
FZN 157 27. Apr. 20:53 1,2 1 2 1 Syrien: Explosionen und Schüsse in Damaskus
FZN 158 27. Apr. 21:03 3 2 5 6 3 Europa: Niemandsland: Der "Real"-Markt in Zgorzelec
Anhang III: NZG 201
6. Überarbeitung?
5. Aufmacher?
7. Eilmeldung?
11. Erzählstil
10. Stilistik
8. Ressort
3. Datum
4. Zeit
1. Pub
2. Nr.
NZG 56 21. Apr. 16:09 1,2 3 2 1 Polens Ministerpräsident Miller erwägt Truppenabzug aus Irak
NZG 57 21. Apr. 16:34 3 2 2 1 EU will Rato als IWF-Chef
NZG 58 21. Apr. 17:19 3 2 3 1 Esser wird im Mannesmann-Prozess Täuschung des Gerichts vorgeworfen
NZG 59 21. Apr. 17:19 3 2 2 1 Bush bot Blair unmittelbar vor dem Krieg Rückzug aus der Irak-Koalition an
NZG 60 21. Apr. 20:49 3 2 4 0 Champions League live
NZG 61 21. Apr. 21:49 1,2 2 2 1 Bush rechnet mit Terroranschlag in den USA noch vor den Wahlen im November
NZG 62 22. Apr. 0:54 3 2 2 1 Iran könnte Vermittler in Nahost sein
NZG 63 22. Apr. 7:34 3 2 2 1 Irakische Stammesführer rufen zum Frieden auf
NZG 64 22. Apr. 7:49 1,2 2 1 1 SPD erwägt nach DIHK-Angebot Verzicht auf Lehrstellenabgabe
NZG 65 22. Apr. 7:49 3 2 1 1 Bosbach sieht keine Bewegung im innerjüdischen Finanzstreit
NZG 66 22. Apr. 7:59 3 2 2 1 Weitere Sprengstoff-Autos in Riad sichergestellt
NZG 67 22. Apr. 8:39 3 2 3 1 Novartis will mit Aventis verhandeln
NZG 68 22. Apr. 10:00 3 2 1 1 Koalition streitet über Wehrpflichturteil
NZG 69 22. Apr. 10:59 1,2 2 2 1 USA erwägen verstärktes Engagement ehemaliger Funktionäre des Hussein-Regimes
NZG 70 22. Apr. 11:14 3 2 3 1 Golf-Verkäufe lassen VW hoffen
NZG 71 22. Apr. 11:40 3 2 2 1 Arafat wirft Radikale aus seinem Hauptquartier
NZG 72 22. Apr. 11:49 1,2 2 2 1 USA fürchten Anschlag der Al Qaeda auf sensible Bereiche der Weltwirtschaft
NZG 73 22. Apr. 12:05 3 2 1 6 2 Clement verteilt im Streit um das Pressefusionsrecht Maulkörbe
NZG 74 22. Apr. 12:19 3 2 3 1 Telekom will Miete für DSL-Anschlüsse senken
NZG 75 22. Apr. 13:14 1,2 2 2 1 US-Armee fürchtet Machtvakuum vor Einsetzung der Übergangsregierung im Irak
NZG 76 22. Apr. 14:05 3 2 3 2 Abu Dhabi will groβ bei VW einsteigen
NZG 77 22. Apr. 14:34 3 2 2 2 "Erinnerungslücke" schlägt Pentagon ein Schnippchen
NZG 78 22. Apr. 15:09 3 2 5 5 1 Mehr Tote durch Alkohol und Tabak als durch Drogenkonsum
NZG 79 22. Apr. 16:04 3 2 2 1 Scharons Rückzugspläne im Likud ohne Mehrheit
NZG 80 22. Apr. 16:19 1,2 2 5 1 Viele Tote bei schwerem Zugunglück in Nordkorea
NZG 81 22. Apr. 16:19 3 2 2 1 London will Terrorverdächtige elektronisch überwachen
NZG 82 22. Apr. 16:59 3 2 2 1 Angriff auf Saddam Hussein zu Beginn des Krieges war spontane Aktion
NZG 83 22. Apr. 17:04 3 2 1 4 "Anschlag auf Unabhängigkeit der Redaktionen wurde abgewehrt"
NZG 84 22. Apr. 19:44 3 2 2 1 Blair will Irak-Truppen nicht verstärken
NZG 85 22. Apr. 19:50 1 2 5 1 Tausende Tote bei schwerem Zugunglück in Nordkorea
NZG 86 22. Apr. 20:40 3 2 1 1 Eichel ruft OPEC zur Mäβigung auf
NZG 87 22. Apr. 22:24 3 2 3 1 Ankläger wollen Freisprüche im Mannesmann-Prozess verhindern
NZG 88 23. Apr. 0:44 1,2 2 3 1 DaimlerChrysler steigt bei Mitsubishi aus
NZG 89 23. Apr. 7:14 1 1 3 1 DaimlerChrysler lehnt Teilhabe an Kapitalerhöhung bei Mitsubishi ab
NZG 90 23. Apr. 7:59 3 2 2 1 Pöngjang bittet Rotes Kreuz um Hilfe
NZG 91 23. Apr. 8:14 3 2 2 1 Moussaoui droht erneut Todesstrafe
NZG 92 23. Apr. 8:24 1 1 3 1 DaimlerChrysler will bei Partner Mitsubishi aussteigen
NZG 93 23. Apr. 8:24 3 2 1 1 Ländermehrheit gegen Ladenschluss-Lockerung
NZG 94 23. Apr. 8:29 1 1 3 1 DaimlerChrysler versagt Mitsubishi jegliche weitere Unterstützung
NZG 95 23. Apr. 8:59 3 2 3 1 Einigung mit Sun lastet auf Microsoft-Gewinn
NZG 96 23. Apr. 10:34 3 2 3 1 Siemens-Betriebsrat will keine Panik verbreiten
NZG 97 23. Apr. 10:44 3 2 2 1 Irakische Regierung soll keine Gesetze erlassen
NZG 98 23. Apr. 11:04 1,2 2 5 1 54 Tote und mehr als 1000 Verletzte bei Zugunglück in Nordkorea
NZG 99 23. Apr. 11:09 3 2 1 1 Eichel für gesamteuropäisches Referendum
NZG 100 23. Apr. 12:04 3 2 5 1 Geplante EU-Osterweiterung birgt Gesundheitsrisiko
NZG 101 23. Apr. 12:09 1,2 1 2 1 Irakische Regierung bekommt keine volle Souveränität
NZG 102 23. Apr. 12:14 3 2 3 1 Geplante Restrukturierung bei Mitsubishi war DaimlerChrysler zu teuer
NZG 103 23. Apr. 12:24 3 2 2 1 US-Repräsentantenhaus trifft Vorkehrungen für den Ernstfall nach Terroranschlag
NZG 104 23. Apr. 13:14 3 2 1 1 DIHK will Ausbildungs-Pakt bald starten
NZG 105 23. Apr. 13:59 3 2 2 1 Zyprer für UN-Plan zur Wiedervereinigung
NZG 106 23. Apr. 14:09 3 2 3 4 "Die Leistung stimmte, die Provision nicht"
NZG 107 23. Apr. 14:19 3 2 2 1 Raffarins Kommunikationschef gibt wegen Sex-Affäre frühzeitig Posten auf
NZG 108 23. Apr. 15:34 3 2 3 1 Google könnte Börsengang schon kommende Woche anmelden
NZG 109 23. Apr. 16:19 3 2 5 1 Bombendrohung gegen griechische Fähre
NZG 110 23. Apr. 17:19 3 2 5 1 Jugendamt reagiert auf Mädchenhandel bei Ebay
NZG 111 23. Apr. 17:29 1,2 2 2 1 Nordkorea bittet nach Zugexplosion internationale Gemeinschaft um Hilfe
NZG 112 23. Apr. 17:29 3 2 3 4 AWD Holding: "Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage"
NZG 113 23. Apr. 19:54 3 2 2 1 Scharon droht Arafat mit gezielter Tötung
NZG 114 23. Apr. 20:54 3 2 2 1 US-Regierung hebt Sanktionen gegen Libyen auf
NZG 115 23. Apr. 21:39 1 2 2 1 Internationale Hilfe nach Bitte der Regierung Nordkoreas angelaufen
NZG 116 23. Apr. 21:44 3 2 3 1 Hyundai will Kooperation mit DaimlerChrysler beenden
NZG 117 24. Apr. 8:35 1 2 2 1 Nordkorea bestätigt "sehr schweres" Zugunglück mit 154 Toten
NZG 118 24. Apr. 8:50 3 2 2 1 Zypern stimmen über Wiedervereinigung ab
NZG 119 24. Apr. 9:05 3 2 5 1 Mädchen wollte sich in München in die Luft sprengen
NZG 120 24. Apr. 9:35 3 2 1 1 Union will Rentenbesteuerung blockieren
NZG 121 24. Apr. 10:10 3 2 2 1 Norwegen will Irak-Einsatz beenden
Anhang III: NZG 203
NZG 122 24. Apr. 11:45 3 2 1 1 Schröder warnt vor Steuerdumping in neuer EU
NZG 123 24. Apr. 13:05 3 2 1 1 Grüne wollen weiteren Ministerposten
NZG 124 24. Apr. 13:20 1,2 2 1 1 Regierung und Bundesanstalt für Arbeit streiten um Verschiebung von Arbeitslosengeld II
NZG 125 24. Apr. 13:30 1 1 1 1 Regierung und BA streiten um Einführung von Arbeitslosengeld II
NZG 126 24. Apr. 14:25 3 2 2 1 Hoon räumt Fehler im Fall Kelly ein
NZG 127 24. Apr. 14:45 3 2 2 1 Explosionen in Bagdad und Tikrit
NZG 128 24. Apr. 15:05 3 2 4 1 Schumacher verpasst Pole Position
NZG 129 24. Apr. 15:20 3 2 1 1 Sieben Länderchefs für Merkel als Kanzlerin
NZG 130 24. Apr. 15:35 3 2 4 0 Bundesliga-Fuβballticker
NZG 131 24. Apr. 17:40 1,2 2 2 2 Griechische Zyprer lassen Referendum zur Wiedervereinigung der Insel scheitern
NZG 132 24. Apr. 19:30 3 2 1 1 Steinbrück fordert mehr Reformen von Schröder
NZG 133 24. Apr. 19:45 3 2 1 1 Clement zweifelt an Zeitplan für Einführung von Arbeitslosengeld II
NZG 134 24. Apr. 20:40 3 2 2 1 Weltweite Kritik an Scharons Arafat-Drohung
NZG 135 24. Apr. 21:00 3 2 2 1 Selbstmordanschläge auf Öl-Plattform in Irak
NZG 136 24. Apr. 22:40 1 2 2 1 Europa und USA enttäuscht über Scheitern des Zypern-Referendums
NZG 137 25. Apr. 4:40 3 2 4 1 Witali Klitschko Weltmeister im Schwergewicht
NZG 138 25. Apr. 4:45 3 2 2 1 Tausende gedenken der Tschernobyl-Opfer
NZG 139 25. Apr. 4:55 3 1 4 1 Witali Kitschko neuer Weltmeister im Schwergewicht
NZG 140 25. Apr. 8:43 3 2 2 1 Ruandische Truppen in Kongo eingedrungen
NZG 141 25. Apr. 8:53 3 2 2 1 Österreich wählt neues Staatsoberhaupt
NZG 142 25. Apr. 9:08 3 2 1 1 Schröder: Ausbildungspakt kommt zu spät
NZG 143 25. Apr. 9:23 1 2 2 1 Annan bedauert Nein der Zypern-Griechen zu UN-Plan
NZG 144 25. Apr. 9:43 3 2 2 1 Waffenruhe in Falludscha verlängert
NZG 145 25. Apr. 12:53 3 2 4 1 Witali Klitschko: Pleite wäre ein Desaster gewesen
NZG 146 25. Apr. 13:08 3 2 3 1 G7: Wachstumshoch trotz steigender Ölpreise
NZG 147 25. Apr. 13:18 1,2 2 1 1 Rau: EU-Erweitung darf Förderung in Deutschland nicht gefährden
NZG 148 25. Apr. 13:53 1,2 2 2 1 Bush berät mit Militärs über erneuten Angriff auf irakische Stadt Falludscha
NZG 149 25. Apr. 14:03 3 2 4 0 Formel 1 live
NZG 150 25. Apr. 14:03 3 2 2 1 Frauen demonstrieren für Recht auf Abtreibung
NZG 151 25. Apr. 16:18 3 2 2 1 Religionskämpfe auf den Molukken
NZG 152 25. Apr. 17:03 1,2 2 5 1 Internationale Helfer berichten vom Bild der Verwüstung in Ryongchon
NZG 153 25. Apr. 17:23 1,2 2 2 1 Heinz Fischer gewinnt knapp die Wahl zum Bundespräsidenten in Österreich
NZG 154 25. Apr. 17:33 3 2 4 0 Bundesliga live
NZG 155 25. Apr. 17:48 3 2 5 1 10.000 Obdachlose nach Zugunfall in Nordkorea
NZG 156 25. Apr. 17:53 3 2 2 1 Bush hält Angriff auf Falludscha für möglich
NZG 157 25. Apr. 18:18 3 2 1 1 Grüne fordern vollständigen Regierungsumzug
NZG 158 25. Apr. 19:33 1 2 2 1 Sozialdemokrat Heinz Fischer wird neuer Bundespräsident Österreichs
NZG 159 25. Apr. 21:18 3 2 3 1 Aventis akzeptiert Übernahmeangebot von Sanofi
NZG 160 25. Apr. 22:28 1,2 2 3 1 Aventis akzeptiert aufgestocktes Übernahmeangebot von Sanofi
NZG 161 26. Apr. 7:33 1,2 2 2 1 Britische Soldaten könnten spanische Truppen in Irak ersetzen
NZG 162 26. Apr. 8:03 3 2 3 1 Welteke wird von Staatsanwaltschaft vernommen
NZG 163 26. Apr. 8:23 3 2 2 1 Nordkorea lehnt Hilfsangebot von Südkorea ab
NZG 164 26. Apr. 8:38 3 2 1 1 Junge Union gegen CDU-Rentenkurs
NZG 165 26. Apr. 8:48 3 1 3 1 Aventis akzeptiert verbessertes Sanofi-Angebot
NZG 166 26. Apr. 9:23 3 2 2 1 EU beschwert sich in Berlin über Briefmonopol
NZG 167 26. Apr. 9:53 1,2 1 3 1 Führung von Aventis und Sanofi-Synthelabo einigen sich über Fusion zu Sanofi-Aventis
NZG 168 26. Apr. 9:58 3 2 2 1 Briten fordern mehr Mitsprache in Irak
NZG 169 26. Apr. 10:08 3 2 2 1 Nachfolger für Hamas-Chef Rantisi gewählt
NZG 170 26. Apr. 10:33 3 2 3 1 Ifo-Index unerwartet gestiegen
NZG 171 26. Apr. 11:28 3 2 2 1 Sadr droht US-Truppen mit "Höllenfeuer"
NZG 172 26. Apr. 12:18 3 2 1 1 SPD-Fraktion greift BA-Chef Weise an
NZG 173 26. Apr. 12:38 3 2 3 1 Mitsubishi-Präsident tritt zurück
NZG 174 26. Apr. 13:34 3 2 2 1 Bush greift Kerry für Vietnam-Aussagen an
NZG 175 26. Apr. 13:54 1,2 2 2 1 Heftige Kämpfe zwischen US-Marines und irakischen Aufständischen
NZG 176 26. Apr. 14:04 3 2 2 1 Mehr Aufrufe zum Dschihad in Europa
NZG 177 26. Apr. 14:24 3 2 3 1 Sanofi wird bei der Fusion "Leute von Aventis brauchen"
NZG 178 26. Apr. 16:49 3 2 5 1 Mona Lisa verformt sich
NZG 179 26. Apr. 17:59 1,2 2 1 1 Eichel sieht derzeit keine Haushaltsrisiken und lehnt Maβnahmen zur Haushaltssicherung ab
NZG 180 26. Apr. 18:09 3 2 2 1 Kidnapper in Irak stellen Italien Ultimatum
NZG 181 26. Apr. 18:24 3 2 5 1 Bombenalarm in Berliner Hotel
NZG 182 26. Apr. 18:59 3 2 3 1 EU erlaubt Aventis-Übernahme
NZG 183 26. Apr. 20:24 3 2 2 1 Anschlag auf Geheimdienst in Jordanien verhindert
NZG 184 26. Apr. 20:34 3 2 5 1 Bombendrohung gegen Berliner Hilton-Hotel
NZG 185 26. Apr. 21:04 3 2 3 1 Schwarze Pumpe ist pleite
NZG 186 26. Apr. 21:19 1,2 2 2 1 Frühere britische Diplomaten raten Blair zu USA-kritischer Auβenpolitik
NZG 187 26. Apr. 21:54 3 2 2 1 Anschlag mit chemischer Bombe in Jordanien verhindert
Anhang III: NZG 204
NZG 188 26. Apr. 22:14 3 2 2 1 USA sehen Manipulation bei Zypern-Referendum
NZG 189 26. Apr. 23:09 3 2 1 1 Müntefering hält nichts von Niedriglohn-Plänen
NZG 190 27. Apr. 7:34 1,2 2 1 1 Unions-Haushaltsexperte Austermann legt Finanzminister Eichel Rücktritt nahe
NZG 191 27. Apr. 7:34 3 2 2 1 Barsani hält USA Fehler und Versäumnisse vor
NZG 192 27. Apr. 7:49 3 2 3 1 Grüne für Neuorientierung des Solidarpakts
NZG 193 27. Apr. 8:14 3 2 1 1 Israel beschwert sich über Brahimi
NZG 194 27. Apr. 8:19 3 2 2 0 "Ich bin ein Vollblut-Unternehmer"
NZG 195 27. Apr. 8:59 3 2 3 6 1 Schrempp bekommt Rückendeckung
NZG 196 27. Apr. 9:44 3 2 2 1 Heftige Kämpfe nahe Nadschaf
NZG 197 27. Apr. 10:19 1,2 2 1 1 Innenminister Otto Schily will auf geplanten BKA-Umzug verzichten
NZG 198 27. Apr. 10:24 3 2 2 1 WHO schickt SARS-Experten nach China
NZG 199 27. Apr. 10:44 1,2 2 1 6 2 Union will Alterseinkünftegesetz im Bundestag ablehnen und im Bundesrat durchwinken
NZG 200 27. Apr. 10:44 3 2 3 1 Opec erwägt Erhöhung des Ölpreises um bis zu 30 Prozent
NZG 201 27. Apr. 11:14 1,2 3 3 1 Wirtschaftsforscher senken Wachstumsprognose für Deutschland
NZG 202 27. Apr. 11:24 3 2 1 1 Union will Hartz-Reformen nachverhandeln
NZG 203 27. Apr. 11:50 3 2 1 1 Verkauf der Hanauer Atomanlagen gescheitert
NZG 204 27. Apr. 13:24 3 2 2 1 Versorgung der Opfer in Nordkorea katastrophal
NZG 205 27. Apr. 14:34 1,2 2 2 1 Saudischer Al-Qaeda-Chef al Mukrin festgenommen
NZG 206 27. Apr. 14:34 3 2 2 1 Zana will durch Verfassungsänderung freikommen
NZG 207 27. Apr. 14:59 3 2 2 1 EU-Kommissar spricht für strikte Einhaltung des Stabilitätspaktes aus
NZG 208 27. Apr. 15:19 1,2 2 2 1 USA verlagern aus Furcht vor Terroranschlägen Atomwaffen-Material
NZG 209 27. Apr. 15:44 3 2 3 1 Sanofi bezahlt für Aventis mehr als geplant
NZG 210 27. Apr. 16:04 3 2 1 1 Union nominiert Köhler als Kandidat für Bundespräsidentenamt
NZG 211 27. Apr. 16:09 3 2 2 1 USA wollen Palästinenser im Gazastreifen unterstützen
NZG 212 27. Apr. 16:09 3 2 2 1 Gaddafi: Libyen ist Brücke zwischen Europa und Afrika
NZG 213 27. Apr. 17:34 3 2 1 1 Koalition will kein neues Sparpaket
NZG 214 27. Apr. 18:30 3 2 2 1 Rotes Kreuz besucht erneut Saddam Hussein
NZG 215 27. Apr. 18:44 3 2 2 1 Pjöngjang spricht von "schrecklichen" Verlusten
NZG 216 27. Apr. 19:10 3 2 2 1 Kwasniewski beklagt instabiles Polen
NZG 217 27. Apr. 19:39 1,2 2 2 1 US-Militär bestätigt 64 Tote bei schweren Kämpfen in der südirakischen Stadt Nadschaf
NZG 218 27. Apr. 20:19 3 2 2 1 Explosionen in syrischer Hauptstadt
NZG 219 27. Apr. 20:34 3 2 2 1 Schieβerei in syrischer Hauptstadt
NZG 220 27. Apr. 20:59 3 2 1 1 Industrie kritisiert Schröder wegen Atomfabrik
NZG 221 27. Apr. 21:14 3 2 2 1 Explosionen und Schie βerei in Damaskus
NZG 222 27. Apr. 22:10 1 2 2 1 Israels Ministerpräsident Scharon erklärt Nahost-Friedensplan für gescheitert
NZG 223 27. Apr. 23:04 3 2 2 1 Europa exportiert mehr Waffen als die USA
NZG 224 27. Apr. 23:14 3 2 2 1 US-Luftwaffe bombardiert Falludscha
Anhang III: SPO 205
Anhang III: Auswertung der Einstiegsseite von Spiegel Online (IA Teil I)
6. Überarbeitung?
5. Aufmacher?
7. Eilmeldung?
11. Erzählstil
10. Stilistik
8. Ressort
3. Datum
4. Zeit
1. Pub
2. Nr.
SPO 117 24. Apr. 19:05 3 2 2 7,6,3 3 Schusswechsel, Raketen, Bomben: Blutigster Samstag im Irak
SPO 118 25. Apr. 9:43 1,2 2 2 1 Irak: Soldaten vereiteln Anschläge auf wichtiges Ölterminal
SPO 119 25. Apr. 9:43 3 2 4 A 3 Box-WM: Witalij rächt seinen Bruder
SPO 120 25. Apr. 9:48 3 2 5 7,A 3 Verleger-Affäre: Porno, Hitler und die Briten
SPO 121 25. Apr. 10:03 3 2 1 1 Regierungsberater Dohnanyi: Ostdeutsche sollen länger arbeiten
SPO 122 25. Apr. 10:48 3 2 2 9 3 Zugkatastrophe in Nordkorea: 10.000 Obdachlose und kaum ein Wort
SPO 123 25. Apr. 11:53 3 1 1 1 Aufbau Ost: Regierungsberater Dohnanyi plädiert für 42-Stunden-Woche
SPO 124 25. Apr. 13:08 1,2 2 2 1 Irak: US-Präsident erwägt Angriff auf Falludscha
SPO 125 25. Apr. 14:38 3 2 1 6,A 3 Ausbildungsplatzabgabe: Steinbrück meutert gegen Kanzler und Parteichef
SPO 126 25. Apr. 15:33 3 2 4 2 Grand Prix von San Marino: Schumacher düpiert erneut die Konkurrenz
SPO 127 25. Apr. 15:58 3 2 3 1 DaimlerChrysler-Krise: Fonds-Boss fordert Schrempps Rücktritt
SPO 128 25. Apr. 17:13 1,2 2 * 2 1 Eilmeldung: Fischer gewinnt Präsidentenwahl in Österreich
SPO 129 25. Apr. 17:48 3 2 5 6 3 Zugkatastrophe in Nordkorea: Opfer wurden von Trümmern durchsiebt
SPO 130 25. Apr. 19:28 3 2 4 2 Bundesliga-Sonntag: Bayern knöpft Bremen zwei Punkte ab
SPO 131 25. Apr. 20:53 1,2 2 2 1 Krise im Irak: US-Truppen verschieben Angriff auf Falludscha
SPO 132 26. Apr. 6:13 1,2 2 3 6 2 Übernahmeschlacht: Aventis gibt sich geschlagen
SPO 133 26. Apr. 6:13 3 2 2 6 3 Lettland: Umzug in ein unbekanntes Haus
SPO 134 26. Apr. 6:28 3 2 2 1 Irak-Einsatz: Briten wollen für Spanier einspringen
SPO 135 26. Apr. 7:23 3 2 2 1 Recht auf Abtreibung: Hunderttausende Frauen gehen gegen Bush auf die Stra βe
SPO 136 26. Apr. 9:08 3 2 2 1 Irak-Besuch: Bulgariens Präsident unter Beschuss
SPO 137 26. Apr. 9:23 3 2 5 4,6 2 Kosmetik Queen: Estee Lauder ist tot
SPO 138 26. Apr. 9:33 1 2 2 1 Aventis-Sanofi: Französische Regierung setzt Fusion durch
SPO 139 26. Apr. 10:18 3 2 3 1 Frühindikator: ifo-Index steigt unerwartet an
SPO 140 26. Apr. 10:28 3 2 3 3 Wall Street: Spam wird teurer, endlich!
SPO 141 26. Apr. 11:18 3 2 2 3 US-Wahlkampf: Wie Vietnam Kriegsheld Kerry einholt
SPO 142 26. Apr. 11:53 3 2 1 3 3 Hitler-Attentat vom 20. Juli: Der letzte der Verschwörer
SPO 143 26. Apr. 12:18 3 2 1 1 Arbeitsmarkt: Groβe Koalition für Niedriglohnsektor
SPO 144 26. Apr. 13:04 1,2 2 2 1 Wettlauf um russisches Öl: USA verärgert über Sibnef-Deal
SPO 145 26. Apr. 13:34 1,2 2 1 9,7,A 3 Aventis-Übernahme: Koch zetert, Schröder schweigt
SPO 146 26. Apr. 13:49 3 2 2 2 Waffen im Orbit: USA schieβen Killer-Satelliten ins All
SPO 147 26. Apr. 15:04 3 2 5 3 Literatur: Mahnschreiben von der Schrifttumskammer
SPO 148 26. Apr. 15:19 3 1 5 3 Literatur: Mahnschreiben von der Zensurbeauftragten
SPO 149 26. Apr. 15:29 3 2 2 1 Deutsche Post: EU verlangt private Briefdienste
SPO 150 26. Apr. 15:37 3 2 1 1 Strauss-Prozess: CSU soll Finanzen offen legen
SPO 151 26. Apr. 15:54 3 2 2 2 Jagd auf Sadr: US-Truppen ziehen den Kreis um Nadschaf enger
SPO 152 26. Apr. 17:09 1 2 3 3 Aventis-Übernahme: Beschäftigte wittern "zweiten Fall Mannesmann"
SPO 153 26. Apr. 17:39 1,2 2 2 1 Irak: Entführer fordern Proteste der Italiener gegen Irak-Einsatz
SPO 154 26. Apr. 18:09 3 2 1 3 Union: Merkels Schwierigkeiten mit dem Kandidaten
SPO 155 26. Apr. 19:29 3 2 1 4 2 Schuldenrepublik Deutschland: Ökonomen warnen vor Defizit-Versto β auch 2005
SPO 156 27. Apr. 06:14 1,2 2 3 1 Langsameres Wachstum: Wirtschaftsweise revidieren ihre Prognose
SPO 157 27. Apr. 06:39 1,2 2 2 1 Jordanien: Qaida-Terroristen wollten Zehntausende töten
SPO 158 27. Apr. 07:19 3 2 2 1 Nachkriegsordnung: USA gestehen Irakern nur Teilsouveränität zu
SPO 159 27. Apr. 08:04 3 2 1 3 Müntefering auf Gewerkschaftskurs: "Ich will keinen Niedriglohnsektor"
SPO 160 27. Apr. 08:09 3 2 2 6 2 EU-Erweiterung: Zigarettenmafia bereitet Groβoffensive vor.
SPO * 27. Apr. 08:49 1,2,4 2 Langsameres Wachstum: Wirtschaftsweise revidieren ihre Prognose
SPO 161 27. Apr. 09:04 3 2 2 1 3 Brüssel-Besuch: Colonel Gaddafi kehrt zurück
SPO 162 27. Apr. 10:44 1,2 2 2 2 Neue Gefechte: Blutige Wachablösung bei Nadschaf
SPO 163 27. Apr. 10:44 3 2 1 9 2 Schilys finaler Rettungsschuss: Entsetzen bei den Grünen, Beifall von Beckstein
SPO 164 27. Apr. 11:34 3 2 5 A 3 Bildervergleich: Postkarten zeigen den Tod der Gletscher
SPO 165 27. Apr. 12:08 3 2 3 6,A 3 Frühjahrsgutachten: Wirtschaftsweise kritisieren Reformhickhack
SPO 166 27. Apr. 12:49 3 2 2 6,4,1 3 Gaddafi in Brüssel: Büβergang des Staatsterroristen a. D.
SPO 167 27. Apr. 13:49 3 2 1 2 Kanzler-Bashing: Söder schimpft Schröder einen vaterlandslosen Gesellen
SPO 168 27. Apr. 13:54 3 2 1 2 Kanzler-Bashing: Schröder bei DGB-Kundgebung unerwünscht
SPO 169 27. Apr. 14:54 3 2 5 1 Flughafen Neapel: Jets entgingen Frontalcrash nur knapp
SPO 170 27. Apr. 15:09 1,2 2 2 2 Nadschaf: US-Hubschrauber jagen Sadrs Miliz
SPO 171 27. Apr. 16:59 3 2 1 A 2 Sanofi-Aventis: Clement stänkert gegen französische Regierung
SPO 172 27. Apr. 17:14 3 1 2 6 3 Gaddafi in Brüssel: Gespräch unter Engeln
SPO 173 27. Apr. 17:49 3 2 2 2 Terrorangst in Jordanien: Wie die Behörden das Giftgas-Komplott aufdeckten
SPO 174 27. Apr. 18:29 3 2 1 2 Streit um Riester-Rente: Jetzt kommen die Unisex-Tarife
SPO 175 27. Apr. 18:34 1,2 2 2 1 Kriegsgegner in Italien: In der Hand der Erpresser
Anhang III: TSD 208
6. Überarbeitung?
5. Aufmacher?
7. Eilmeldung?
11. Erzählstil
10. Stilistik
8. Ressort
3. Datum
4. Zeit
1. Pub
2. Nr.
TSD 51 22. Apr. 11:35 1,2 2 2 6 2 Arafat setzt Radikale vor die Tür
TSD 52 22. Apr. 13:49 3 2 2 1 Anti-Britische Demonstration in Basra
TSD 53 22. Apr. 14:49 3 2 3 1 VW-Hauptversammlung in Hamburg
TSD 54 22. Apr. 15:14 1,2 2 * 2 1 Schweizer Geiseln im Irak wieder frei; Anm.: Ticker-Eilmeldung: 14:59
TSD 55 22. Apr. 15:40 3 2 3 8 2 Gemische Gefühle bei VW
TSD 56 22. Apr. 15:55 3 1 3 1 Unmut bei VW-Versammlung
TSD 57 22. Apr. 16:04 3 2 5 A 1 "Komatrinken" bei Jugendlichen im Trend
TSD 58 22. Apr. 16:45 1,2 2 * 5 1 Schweres Zugunglück in Nordkorea; Anm.: Ticker-Eilmeldung: 16:25
TSD 59 22. Apr. 16:45 3 2 2 2 2 Zweite Chance für alte Saddam-Anhänger?
TSD 60 22. Apr. 16:45 3 2 1 1 Bundesregierung hält an Ausbildungsplatzabgabe fest
TSD 61 22. Apr. 16:59 3 1 2 2 2 Neue Chance für alte Saddam-Anhänger?
TSD 62 22. Apr. 17:14 3 1 2 2 Neue Chance für Baath-Mitglieder im Irak
TSD 63 22. Apr. 18:45 3 1 2 2,6 3 Neue Chance für Saddams alte Garde?
TSD 64 22. Apr. 21:45 1 1 5 1 Verheerendes Zugunglück in Nordkorea
TSD 65 23. Apr. 1:35 3 2 3 1 DaimlerChrysler steigt bei Mitsubishi aus
TSD 66 23. Apr. 4:41 3 2 1 1 Ausbildungsplatzabgabe beschäftigt Bildungsausschuss
TSD 67 23. Apr. 6:06 1 2 2 1 Nordkorea: Zahl der Opfer weiter unklar
TSD 68 23. Apr. 7:16 3 2 2 1 Moussaoui droht weiter Todesstrafe
TSD 69 23. Apr. 7:16 3 2 3 1 Benzinpreis auf Rekordniveau
TSD 70 23. Apr. 8:11 3 2 2 1 Massendemonstrationen in Zypern vor Referendum
TSD 71 23. Apr. 8:31 3 1 3 2 DaimlerChrysler lässt Mitsubishi fallen
TSD 72 23. Apr. 8:31 3 2 1 6 2 Schlechtes Zeugnis für Aufbau Ost
TSD 73 23. Apr. 10:41 1 2 5 1 Rotes Kreuz: 54 Tote bei Zugunglück
TSD 74 23. Apr. 11:56 3 2 2 5, 2 2 Ein neues "Ruanda" im Westsudan?
TSD 75 23. Apr. 11:56 3 2 2 2 1 Schickt Blair weitere britische Truppen in den Irak?
TSD 76 23. Apr. 13:16 3 2 2 4 Experte: "Auf ausländische Hilfe angewiesen"
TSD 77 23. Apr. 15:46 1 2 2 1 Chaos nach Zugkatastrophe in Nordkorea
TSD 78 23. Apr. 17:36 1 2 2 1 Nordkorea bittet um internationale Hilfe
TSD 79 23. Apr. 17:56 3 2 3 1 Sprit und Medikamente treiben Preise
TSD 80 23. Apr. 19:51 3 2 2 1 USA wollen Freiwillige im Irak rekrutieren
TSD 81 23. Apr. 21:26 3 2 2 1 Scharon droht Arafat mit Tötung
TSD 82 24. Apr. 5:10 1 2 5 1 Hilfe für Opfer in Nordkorea angelaufen
TSD 83 24. Apr. 7:20 3 2 2 1 Zyprer entscheiden über Wiedervereinigung
TSD 84 24. Apr. 9:45 1 2 5 1 154 Tote nach Zugunglück bestätigt
TSD 85 24. Apr. 9:25 3 2 2 1 G-7 beschlieβen Anti-Terror-Maβnahmen
TSD 86 24. Apr. 12:15 3 2 2 1 USA wollen Strategie im Irak ändern
TSD 87 24. Apr. 13:45 3 2 2 1 Raketenangriff auf US-Soldaten bei Bagdad
TSD * 24. Apr. 15:50 1,2,4 2 Raketenangriff auf US-Soldaten bei Bagdad
TSD 88 24. Apr. 15:55 1 2 2 1 Neue Kämpfe und Anschläge im Irak
TSD 89 24. Apr. 17:20 3 2 2 1 Prognosen: Vereintes Zypern abgelehnt
TSD * 24. Apr. 18:00 1,2,4 2 Prognosen: Vereintes Zypern abgelehnt
TSD 90 24. Apr. 17:20 3 2 2 1 Warnungen an Israel vor Angriff auf Arafat
TSD 91 24. Apr. 19:35 1 2 2 1 Zyperns Wiedervereinigung gescheitert
TSD 92 24. Apr. 21:20 3 2 2 1 Anschläge auf Öl-Terminals im Süden des Irak
TSD 93 24. Apr. 22:45 3 2 2 1 EU-Kommissar Verheugen kritisiert griechische Zyprer
TSD 94 25. Apr. 6:06 3 2 2 1 Hilfsgüter aus China auf dem Weg nach Nordkorea
TSD 95 25. Apr. 7:26 3 2 4 1 Vitali Klitschko ist Schwergewichts-Weltmeister
TSD 96 25. Apr. 10:56 1 2 2 1 Enttäuschung nach Zypern-Votum
TSD 97 25. Apr. 10:46 3 2 2 1 Hilfsgüter aus China in Nordkorea eingetroffen
TSD 98 25. Apr. 10:46 3 2 2 1 Österreich sucht neuen Bundespräsidenten
TSD 99 25. Apr. 11:31 3 2 2 6 2 USA suchen nach neuen Köpfen im Irak
TSD 100 25. Apr. 12:31 3 2 1 1 Wehrpflicht: Rot-Grün will sich absichern
TSD 101 25. Apr. 12:56 3 2 2 1 Vier Schüler in Bagdad erschossen
TSD 102 25. Apr. 15:31 3 2 2 1 Mehrere Schüler in Bagdad erschossen
TSD 103 25. Apr. 17:31 3 2 2 1 Österreich: Fischer in Hochrechnungen vorne
TSD * 25. Apr. 17:41 1,2,4 2 Österreich: Fischer in Hochrechnungen vorne
TSD 104 25. Apr. 19:16 1 2 2 1 Fischer wird Bundespräsident Österreichs
TSD 105 25. Apr. 18:01 3 2 2 1 Irak: Schulkinder sterben bei Schusswechsel in Bagdad
TSD 106 25. Apr. 18:17 3 1 2 1 Irak: Schulkinder sterben bei Schusswechsel
TSD 107 25. Apr. 18:26 3 2 2 1 Kinder sterben bei Schusswechsel in Bagdad
TSD 108 26. Apr. 1:36 3 2 2 1 Zypern-Votum auf Tagesordnung der EU
TSD 109 26. Apr. 4:06 3 2 2 1 London erwägt Truppenverstärkung im Irak
TSD 110 26. Apr. 6:41 1,2 2 3 1 Aventis akzeptiert Angebot zur Übernahme
TSD 111 26. Apr. 7:51 3 1 2 1 SPÖ-Mann wird Bundespräsident Österreichs
TSD 112 26. Apr. 8:16 3 1 2 1 SPÖ stellt neuen Bundespräsidenten Österreichs
TSD 113 26. Apr. 9:01 3 2 2 1 Nordkorea gegen direkte Hilfe aus Südkorea
Anhang III: TSD 210
TSD 114 26. Apr. 11:01 3 2 2 1 EU berät über Konsequenzen aus Zypern-Votum
TSD 115 26. Apr. 11:21 1 1 3 1 Avenis akzeptiert Übernahmeangebot
TSD 116 26. Apr. 12:11 3 1 2 1 Heinz Fischer wird Bundespräsident in Österreich
TSD 117 26. Apr. 14:22 3 2 2 1 Ankara fordert Endes des Embargos gegen Nordzypern
TSD 118 26. Apr. 14:37 1 1 3 2 Sanofi kauft sich Aventis
TSD 119 26. Apr. 15:47 3 2 2 9 3 Neue Flaggen und alte Probleme im Irak
TSD 120 26. Apr. 18:27 1 2 3 2 Sanofi kauft sich Aventis - EU stimmt zu
TSD 121 26. Apr. 18:32 3 2 2 1 US-Soldaten nähern sich Nadschaf
TSD 122 26. Apr. 18:52 3 2 1 1 Clement hält an Arbeitslosengeld II fest
TSD 123 26. Apr. 19:42 3 2 2 6 2 EU-Außenminister greifen Nordzypern unter die Arme
TSD 124 26. Apr. 19:47 3 2 2 1 Geiselnehmer fordern Proteste in Italien
TSD 125 26. Apr. 22:32 3 2 1 1 Köhler entschärft USA-Kritik
TSD 126 26. Apr. 23:07 3 2 2 1 Tschechiens Präsident Klaus kritisiert EU
TSD 127 26. Apr. 23:07 3 2 2 1 Jordanien vereitelt angeblich Chemieanschlag
TSD 128 27. Apr. 1:42 3 2 1 1 Institute legen Frühjahrsgutachten vor
TSD 129 27. Apr. 5:37 1,2 2 2 1 Iraker sollen nur begrenzte Macht erhalten
TSD * 27. Apr. 6:42 1,2,4 2 Institute legen Frühjahrsgutachten vor
TSD 130 27. Apr. 6:02 3 2 1 2 Gesundheitswesen angeblich immer korrupter
TSD 131 27. Apr. 6:42 3 2 1 1 Müntefering fühlt sich missverstanden
TSD 132 27. Apr. 6:52 3 2 2 1 Gaddafi erstmals seit 15 Jahren wieder in Europa
TSD 133 27. Apr. 8:12 1 1 3 1 Frühjahrsgutachten mit Spannung erwartet
TSD 134 27. Apr. 8:22 3 1 1 2 Kein Niedriglohnsektor mit Müntefering
TSD 135 27. Apr. 8:52 3 1 2 1 Jordanien vereitelt Al Kaida-Anschlag
TSD 136 27. Apr. 11:23 1 2 * 3 1 Institute reduzieren Wachstumsprognose; Anm.: Ticker-Eilmeldung: 11:13
TSD 137 27. Apr. 11:58 1,2 2 5 1 Prozessbeteiligte begutachten Verlies im Dutroux-Haus
TSD 138 27. Apr. 11:58 3 2 2 1 43 Iraker bei Kämpfen bei Nadschaf getötet
TSD 139 27. Apr. 12:03 1 1 5 1 Dutroux-Opfer kehren an Tatort zurück
TSD 140 27. Apr. 12:28 3 2 1 1 Autoindustrie: Standort Deutschland braucht Reformen
TSD 141 27. Apr. 14:53 1,2 2 1 1 Künftig Gleichberechtigung bei Riester-Rente
TSD 142 27. Apr. 17:03 3 2 3 1 Opec will höhere Ölpreise
TSD 143 27. Apr. 18:57 1,2 2 2 1 Gaddafi wirbt um Partnerschaft mit EU
TSD 144 27. Apr. 20:53 1,2 2 2 1 Explosion im Botschaftsviertel von Damaskus
TSD * 27. Apr. 21:08 1,2,4 2 Gaddafi wirbt um Partnerschaft mit EU
TSD 145 27. Apr. 21:48 3 2 2 1 US-Armee startet Angriffe in Falludscha
TSD 146 27. Apr. 22:48 1,2 1 2 1 Damaskus: Explosion im Botschaftsviertel
TSD 147 27. Apr. 22:53 3 2 2 1 Brahimi erläutert Pläne vor Sicherheitsrat
TSD 148 27. Apr. 22:23 3 1 2 1 US-Armee startet wieder Angriffe in Falludscha
TSD 149 27. Apr. 23:23 3 1 2 1 Brahimi legt UN-Sicherheitsrat Irak-Pläne vor
Anhang IV 211
Zahl der
berichtenden
Nummer der Schlagzeile (vgl. Anhang III) Sites Exklusiv
NZG
FZN
TSD
SPO
Nr. Thema / Ereignis FZN NZG SPO TSD 4 3 2 1
1 Inhalte des Woodward-Buchs 21 21 111 2 +
2 Verfassungsgericht: Ökosteuer ist verfassungsgemäß 3 13 5 11 +
3 Blair will Referendum über EU-Verfassung 10,16 17,19 14,15,19 14 +
4 EU setzt Ultimatum für Dosenpfand 13 23,25 13 16 +
5 Freilassung des Israelischen Atomforschers Vanunu 28 43 49 22 +
6 Zwei Bundeswehr-Tornados abgestürzt 26,35 44,45,48 39 27 +
7 Scharon hebt Garantie für Arafat auf 95 113 104 81 +
8 Vitali Klitschko ist Weltmeister 105 137,139 119 95 +
9 US-Soldaten nähern sich Nadschaf 129 175 151 121 +
10 Frühjahrsgutachten - Ergebnis 146 201 165 136 +
11 Viele Iraker bei Kämpfen um Nadschaf getötet 144,147 196,217 162,170 138 +
12 Gaddafi-Besuch - Bericht 148,152 212 166,172 143 +
13 Wahl des Bundespräsidenten in Österreich - Ergebnisbericht 114 153,158 128 103,104,11 +
,112,116
14 Aventis akzeptiert Übernahmeangebot von Sanofi 118,121 159,160,16 132,138, 109,115,11 +
5,167 8
15 Jordanien vereitelt Chemieanschlag 143 183,187, 157,173 127,135 +
16 Axel Weber soll neuer Chef der Bundesbank werden 23 28,29,33 21,22 19,20 +
17 Anschläge in Basra (21.April) 24 35,41 26,29,32,3 24,28,34 +
5,36,37,41,
44,54
18 Explosionen und Tote in Riad 32,39, 51,52,53, 47,53, 31,32,35,3 +
9
19 Zugunglück in Nordkorea (22.April) 63,64,70, 80,85 74,76 58,64 +
20 Amerika wollen Baath-Mitglieder stärker einbinden 82 69 70 59,61,62,6 +
3
21 DaimlerChrysler steigt bei Mitsubishi aus 74,78,79,9 88,89,92,9 8185,92,94 65,71 +
4 4,102 ,
22 Zugunglück in Nordkorea (23.April) 75,80,81,8 90,98,111, 80,87,96,9 67,73,77,7 +
7,90,91 115 9,101 8
23 Auch Honduras zieht Truppen aus dem Irak ab 1 1,2,5 8 8,9 +
24 Zugunglück in Nordkorea (24.April) 98 117 105,112 82,84 +
25 Abstimmung in Zypern - Bericht über das Ergebnis 102,104 131,136 114,115 89,91,93,9 +
6
26 Berichterstattung über erste Äußerungen von Axel Weber 29 40,42 29 +
27 Verwaltungsgericht stellt Wehrpflicht in Frage 37 49 30 +
28 Extremisten bekennen sich zu Anschlag von Riad 49 65 46 +
29 Arafat wirft Radikale aus seinem Hauptquartier 52,53 71 51 +
30 "Komatrinken" / Vorstellung des Drogenberichts 62 78 57 +
31 Kritik an Scharons Drohung gegen Arafat 134 106 90 +
32 UK erwägt Truppenverstärkung im Irak 161 134 109 +
33 EU stimmt Aventis-Übernahme zu 138 182 120 +
34 Geiselnehmer fordern Proteste in Italien 180 153 124 +
35 Köhler entschärft USA-Kritik 136 154 125 +
36 Neue Tarifstruktur in der Riester-Rente 155 174 141 +
37 Opec will höhere Ölpreise 142 200 142 +
38 Uno kritisiert Israel wegen Tötung Rantisis 3 3 1,4 +
39 Dutroux-Prozess (20.April) 20 16 12,13,5 +
40 Müntefering hält nichts von Niedriglohn-Plänen 189 159 131,134 +
41 Konjunkturzuversicht in Deutschland schwindet 5,6 15 14,15 +
42 Explosionen und Schieβerei im Botschaftsviertel von Damaskus 156,157 218,219,22 144,146 +
1
43 Clement plant Abschaffung des Ladenschlussgesetzes 34 25,31,33 25,26 +
44 VW-Hauptversammlung in Hamburg 58,67 70 53,55,56 +
45 Anschläge und Kämpfe im Irak 127 117 88,87 +
46 Eichels Wahl Axel Weber überrascht die Experten 43 39 27,28 +
47 Abu Dhabi will Anteile an VW erwerben 68 76 64 +
48 Microsoft Quartalsbericht 76 95 86 +
49 30. Bundesliga-Spieltag / Sonntag 117 154 130 +
50 Ifo-Index steigt im April 125 170 139 +
51 Mörserattacke auf Irakisches Gefängnis mit über 20 Toten 15,17,22 22 16 +
52 Washington will Irak nur Teilsouveränität zugestehen 97,101 89 99 +
53 Wahlen in Indien 8, 14 4 +
54 Rato soll Nachfolger von Horst Köhler werden 57 23 +
55 Im Irak vermisster Däne tot aufgefunden 45 33 +
56 SPD erwägt Verzicht auf "Ausbildungspakt" 64 67 +
57 Moussaoui droht erneut Todesstrafe 91 68 +
58 Zyprer vor Volksabstimmung 105 70 +
59 Im Sudan droht Völkermord 98 74 +
60 Blairs Pläne zur Truppenverstärkung im Irak 84 75 +
61 USA wollen Freiwilligen-Armee ausheben 97 80 +
62 Abstimmung in Zypern - Vorbericht 118 83 +
63 Strategie der USA im Irak (24. April) 116 86 +
64 Selbstmordanschläge auf Ölplattform im Irak 135 92 +
Anhang IV 212
Anhang V
Dieser Anhang enthält die gesamte Berichterstattung der vier Nachrichtensites vom 20. April 2004
zur Ankündigung des britischen Premierministers Tony Blair, ein Referendum über die geplante EU‐
Verfassung abhalten zu wollen. Die Artikel wurden bis auf die hinzugefügte römische Zahl vor der
Schlagzeile exakt übernommen. Es handelt sich um die Fassungen von 23:59 Uhr.
FAZ.net
I. Großbritannien: Blair plant Referendum über EU-Verfassung
20. April 2004 Die Briten sollen in einem Referendum über die europäische Verfassung abstimmen. Das kündigte
Premierminister Tony Blair am Dienstag im Parlament an. Damit vollzieht Blair die auffälligste Kehrtwende seiner
Regierungszeit. Bislang hatte er die von der Opposition geforderte Volksabstimmung vehement abgelehnt.
„Laßt das Volk das letzte Wort haben“, sagte Blair am Dienstag vor dem Unterhaus in London. „Es ist Zeit, ein für alle
Mal zu entscheiden, ob dieses Land, Großbritannien, im Zentrum und Herzen der europäischen Entscheidungsfindung
stehen will oder nicht, Zeit zu entscheiden, ob unser Schicksal ist, ein führender Partner und Verbündeter Europas oder
eine Randfigur zu sein“, sagte Blair.
Auch die wichtigsten Mitglieder des Kabinetts hatten für ein Referendum und eine Entscheidung dafür noch vor dem
Beginn des Wahlkampfs für die Europawahlen im Juni plädiert. Bisher hatte Blair immer argumentiert, der
Verfassungsvertrag binde nur alle geltenden Regelungen zusammen und verändere das Verhältnis Großbritanniens zur
EU nicht. Deshalb sei ein Referendum überflüssig.
Im vergangenen Oktober hatte er versichert: "Es wird kein Referendum geben!" Am Wochenende jedoch sagte er in
einem Gespräch mit dem BBC-Rundfunk: "Sie werden abwarten müsssen, was in dieser Angelegenheit geschieht."
Diese ausweichende Formulierung hatte Spekulationen belebt, die in den vergangenen Tagen verbreitet worden waren.
Mit der Entscheidung für ein Referendum über die EU-Verfassung hat Blair den Gedanken, die Briten über die
Währungsunion und den Euro abstimmen zu lassen, offensichtlich bis weit hinter den Horizont geschoben. Unter den
gegenwärtigen Verhältnissen wäre ein solches Referendum vermutlich auch nicht zu gewinnen. Die Abkehr von
diesem Vorhaben, das Blair einmal als seine "historische Mission" aufgefaßt hatte, ist die wahre Kehrtwende in seiner
Europapolitik.
So eigensinnig Blair seine Politik gegenüber dem Irak verfochten hat, so nachgiebig hat er sich beim Thema
Währungsunion gezeigt. Denn da ist niemand von Gewicht, mit dem er „Schulter an Schulter" handeln könnte.
Vielmehr hat Schatzkanzler Brown, der Gegenpol in der Labourführung, ihm Paroli geboten. Doch da der Verzicht auf
Anhang V: Dokumentation der Artikel zur Ankündigung Tony Blairs 217
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
das Euro-Referendum sich nur schrittweise vollzog, ist diese Revision eines politischen Glaubensbekenntnisses nicht
derart auffällig geworden.
Ein Verfassungsreferendum aber hat die Zustimmung Browns gefunden. Auch Vizepremier Prescott, Außenminister
Straw, Innenminister Blunkett und andere sollen die Idee für gut halten, denn diesmal geht es nicht um "Europa",
sondern um den nächsten Wahlkampf. Die Parlamentswahlen hätten Zeit bis Mitte 2006, doch jedermann rechnet mit
einem Termin im nächsten Jahr. Eine gute Zeit wäre der Frühsommer, wenn die Feiern zum Jahrestag des Sieges über
Deutschland am 8. Mai 2005 die Stimmung beflügeln. Die konservative Opposition würde sich das allerdings ebenfalls
zunutze machen, und zwar mit einem antieuropäischen Wahlkampf. Der nächstliegende Anhaltspunkt für eine solche
Kampagne wäre die Debatte über die EU-Verfassung.
Ein Referendum würde die Ratifizierung erleichtern und der Opposition ihre wichtigste Waffe aus der Hand schlagen.
Für die europäischen Partner ist das allerdings zwiespältig. Denn Blair wird jetzt um so energischer versuchen, die
Forderungen nach einem britischen Veto in der Steuerpolitik, der Sozialpolitik, der Verteidigung und Außenpolitik
durchzusetzen. Eine Referendumskampagne kann er nur als "Gewinner" der Brüsseler Verhandlungen bestehen und als
Sieger über die Rankünen des "europäischen Superstaats".
Ein Referendum in Großbritannien könnte nach Ansicht von Experten auch in anderen Ländern den Druck erhöhen,
Volksabstimmungen abzuhalten. Bis zum EU-Gipfel Ende Juni wollen die Mitgliedsländer den Entwurf fertigstellen.
Ziel der Verfassung ist es, die Entscheidungsprozesse in der ab 1. Mai 25 Staaten umfassenden EU anzupassen.
Meinungsumfragen zufolge würde sich zurzeit eine klare Mehrheit der Briten gegen eine EU-Verfassung aussprechen.
Sollte ein Verfassungsentwurf in einem EU-Mitgliedsland abgelehnt werden, droht das gesamte Vorhaben zu scheitern.
Auch Dänemark, Irland und Luxemburg haben bereits angekündigt, Referenden abhalten zu wollen, mehrere weitere
wie die Niederlande, Polen, Italien, Spanien und Portugal erwägen einen solchen Schritt.
Text: hr., AP
20. April 2004 Tony Blair hat einmal gesagt, er habe keinen Rückwärtsgang. Ein Auto ohne Rückwärtsgang kann mit
einem Manöver um die Achse gedreht werden, zu dem man eine sichere Hand, eine gute Handbremse und ein bißchen
Glück braucht. Auch abgehärtete Ohren sind von Nutzen, denn bei diesem Ballettsprung kreischt die gequälte Technik.
Was aber macht ein Politiker, der diesen Konstruktionsfehler hat? Er murmelt einen Nebensatz.
Ganz zum Schluß einer Erklärung, mit der er am Dienstag im Unterhaus die Vorzüge der Erweiterung der
Europäischen Union pries, hat Premierminister Blair einfließen lassen, dieser Bedeutung wegen sei es klar, daß die
Regierung und das Parlament dem Verfassungsvertrag zustimmen und auch das Volk seine Zustimmung geben werde.
Da war es heraus: Großbritannien wird doch ein Referendum halten über die europäische Verfassung.
Der Nebensatz macht Geschichte. Er verrät nicht nur die die auffälligste Kehre der Regierungszeit New Labours und
ihres Premierministers, sondern schlägt auch einen Bogen zurück zu einer anderen Generation Labours. 1975 hatte
Premierminister Wilson eine Volksabstimmung halten lassen über die Frage, ob Großbritannien in der Europäischen
Gemeinschaft bleiben solle. 64,5 Prozent waren dafür, 32,8 Prozent dagegen. Wilsons Hoffnung, damit sei die Sache
erledigt und das Zerwürfnis in der zerstrittenen Partei geheilt, war damit freilich nicht erfüllt, im Gegenteil. Die Labour
Party sollte bald vollends außer Rand und Band geraten.
Anders als Wilson aber steht Blair nicht einmal unter dem Druck seiner Partei. In der Labourfraktion gibt es nur rund
50 Abgeordnete, die eine Volksabstimmung gefordert haben. Es war vielmehr die Opposition, die ein Referendum
wollte. Die Liste mit Zitaten, in denen Blair diese Forderung routinemäßig zurückweist, kann eine
Schreibmaschinenseite füllen. Die kürzeste, aber auch entschlossenste Formel stammt vom 17. Oktober letzten Jahres:
"Es wird kein Referendum geben!"
Anhang V: Dokumentation der Artikel zur Ankündigung Tony Blairs 218
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Auch seine Minister haben sich an diese Linie gehalten, einige knapper, andere wortreicher. Da gibt es jetzt ein paar
lange Gesichter. Zu allem Überfluß meldet eine Umfrage vom Beginn der Woche, 53 Prozent der Befragten würden
heute mit Nein stimmen, nur 16 Prozent mit Ja. Was in aller Welt hat Tony Blair also nur bewogen, in voller Fahrt
krachend seinen nichtvorhandenen Rückwärtsgang einzuwerfen?
Jetzt, wo man es weiß, zeigt die rauchende Spur auf dem Asphalt zurück auf einige frühere Anhaltspunkte. Der
versteckte Ausgangspunkt ist der Dezember letzten Jahres, als die Brüsseler Konferenz der Regierungschefs sich nicht
über das Verfassungsprojekt einigen konnte. Für die Regierung Blair war das Scheitern ein Weihnachtsgeschenk,
schien es doch diesen innenpolitischen Streit auf dieselbe lange Bank zu schieben, auf der schon der Disput über die
europäische Währung abgelegt ist.
Lauwarmer Enthusiasmus
Außenminister Straw, der dem ganzen Projekt ohnehein nur mit lauwarmem Enthusiasmus folgt, hat dem
Premierminister damals in einer Denkschrift vorgeschlagen, am besten gar nichts zu machen. Das ging aber nur gut bis
zum Februar, als der irische Regierungschef Ahern sich entschlossen zeigte, die Verhandlungen wiederaufzunehmen.
Die britische Seelenruhe war vollends vorbei mit dem Regierungs- und Kurswechsel in Spanien am 14. März. Die neue
Regierung würde ihren Widerstand aufgeben, und eine Einigung in Brüssel droht schon am 19. Juni.
Spätestens damals muß Blair gewußt haben, daß er dem Thema nicht mehr aus dem Weg gehen konnte. Heute wird
erzählt, er habe sich erst während des Osterurlaubs entschlossen, das Referendum zu gewähren. Doch der März, vor
den Iden sowohl als danach, war auch mit zwei eher versteckten Terminen der Schicksalsmonat.
Am 18. März hatte der Zeitungszar Robert Murdoch den Oppositionsführer Howard zum jährlichen Denkfest seiner
Führungskräfte in ein mexikanisches Ferienparadies eingeladen. Der konservative Parteichef hat irgendeinen Vortrag
gehalten und sich ermutigend auf die Schulter klopfen lassen. Bei dieser Nachricht muß Blair noch mehr erschrocken
sein als vier Tage vorher, als Madrid die Seiten wechselte. Denn so hatte es 1995 auch mit dem jungen Labour-Führer
angefangen, den man damals ahnungslos noch "Bambi" nannte: Murdoch hat ihn nach Australien kommen lassen, um
ihn zu prüfen.
Murdochs mächtiges Revolverblatt "Sun" ist zur Labour-Postille geworden und unterstützt auch heute noch die
Regierung in allem - außer Europa. Würde bei der aufziehenden Verfassungsdebatte das Stichwort "Europa" am Ende
zum Angelpunkt, an dem sich die "Sun" zu den Konservativen dreht? Nun tritt der zweite, noch diskretere Termin ins
Spiel. Da hat ein gewisser Irwin Stelzer Blair in der Downing Street besucht, ein Vertrauter Murdochs. Bald darauf hat
die "Sun" als erste Zeitung angedeutet, es könne ein Referendum geben. Damals, vor zwei Wochen also, hatte die
Premierskanzlei noch dementiert.
Mit seiner Entscheidung kann Blair sich den Rücken freihalten bis zu den Wahlen. Nicht den Europawahlen im Juni,
denn die hat Labour schon so gut wie abgeschrieben. Man rechnet mit einer Wahlbeteiligung um die 20 Prozent. Um so
bedrohlicher bauen sich die Parlamentswahlen im nächsten Jahr am Horizont auf. Der Termin liegt im Ermessen des
Premierministers. Man weiß nur eins: Er wird zu schnell herankommen. Sollte man sich im Juni tatsächlich in Brüssel
einigen, muß der Verfassungstext erst abschließend formuliert und dutzendfach übersetzt werden; das geht bis in den
Spätsommer.
Das Unterhaus könnte im Herbst mit der Ratifizierungsdebatte beginnen, die Monate in Anspruch nehmen wird. Das
Oberhaus schließt sich an. Inzwischen ist es Frühjahr, und der Wahlkampf zieht herauf. Eine Referendumskampagne,
sollte sie dann noch rasch beginnen, müßte gesetzlich mindestens zehn Wochen dauern. Doch da Wahlkampf und
Referendumskampagne nicht zu dicht aufeinanderfolgen sollten, ist es doch nur plausibel, die Volksabstimmung erst
nach der nächsten Wahl zu halten, richtig?
Bis dahin wäre das Thema also praktisch neutralisiert, die Konservativen können es im Wahlkampf nicht gebrauchen,
sie müssen Flugblätter für den Europawahlkampf einstampfen und umschreiben. Und wer weiß, was nach der nächsten
Wahl noch alles passiert. Vielleicht erlöst ein anderes Land den Premierminister ohne Rückwärtsgang und bringt die
Verfassung mit einem anderen Referendum zum Scheitern.
Anhang V: Dokumentation der Artikel zur Ankündigung Tony Blairs 219
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
20. April 2004 pes. Daß Großbritannien im Zentrum Europas stehen wolle, hatte schon Premierminister John Major
einst angekündigt, der sich damit von seiner Vorgängerin Margaret Thatcher abgrenzen wollte. Tony Blair hat dies am
Dienstag vor dem Unterhaus noch einmal gesagt. Der Premierminister hat aber gleichzeitig so viele Einschränkungen
hinzugefügt, daß man um das Projekt einer europäischen Verfassung ernsthaft fürchten muß. Wenn, wie Blair zum
Beispiel formulierte, die "Grundlagen unseres Gewohnheitsrechts" dem Zugriff eines europäischen Gesetzgebers
unbedingt entzogen bleiben sollen, wozu dann eine (geschriebene) Verfassung, die doch genau dieses
Gewohnheitsrecht in Frage stellen würde? Will Blair überhaupt eine Verfassung, die diesen Namen verdient, oder
schwebt ihm ein im Allgemeinen verharrendes Dokument vor?
Ein solches könnte er dann mit einiger Aussicht auf Erfolg dem Volk zur Abstimmung vorlegen. Die bisweilen ins
Irrationale abgleitende Angst vor dem Verlust nationaler Souveränität ist durchaus nicht auf die konservative
Opposition beschränkt. Nicht zuletzt deshalb möchte Blair das Volk erst nach der nächsten Unterhauswahl zum Thema
Europa an die Urnen rufen. Zwar hatten die Konservativen schon den Wahlkampf 2001 mit einer Kampagne zur
"Rettung des Pfund Sterling" bestritten. Das hatten die Wähler aber nicht als akutes Problem empfunden. Im
kommenden Jahr, wenn voraussichtlich wieder eine Parlamentswahl stattfinden wird, hätte ein den Patriotismus
ansprechender Wahlkampf vielleicht mehr Aussicht auf Erfolg. Die Regierung Blair ist bei den Wählern längst nicht
mehr so unangreifbar wie in vergangenen Jahren. Auch das zeigt die Entscheidung zur Abhaltung des Referendums.
Blair rückt verdächtig plötzlich von seiner jahrelang vertretenen Ansicht ab, die europäische Verfassung werde für
Großbritannien eigentlich nicht viel ändern, weshalb man sich weder besonders aufregen noch gar eigens darüber
abstimmen müsse. Dem Populismus der Euroskeptiker kann er nicht länger widerstehen. Offensichtlich folgt er nur
noch seinem politischen Selbsterhaltungstrieb. Das ist für einen Politiker weder ungewöhnlich noch ehrenrührig. Für
einen Staatsmann freilich ist es ein wenig dürftig.
Hr./fri./löw. LONDON/STRASSBURG/FRANKFURT, 20. April. Der britische Premierminister Blair hat einen
Volksentscheid über die neue EU-Verfassung angekündigt. "Laßt das Volk das letzte Wort haben", sagte Blair am
Dienstag vor dem Unterhaus in London. Die Entscheidung für ein Referendum ist eine Kehrtwende Bairs. Der
Premierminister hatte in den vergangenen Monaten wiederholt gesagt, ein Volksentscheid stehe nicht zur Debatte. "Es
ist Zeit, ein für allemal zu klären, ob dieses Land, Grossbritannien, im Zentrum der Beschlussfassung in Europa stehen
will", sagte Blair. Ein Datum für die Abstimmung nannte er nicht. Nach einer Umfrage würden derzeit 53 Prozent der
Briten die geplante EU-Verfassung ablehnen.
Die Bundesregierung und führende Europaabgeordnete sprachen sich am Dienstag gegen einen Volksentscheid über
die EU-Verfassung aus. Bundeskanzler Schröder habe sich skeptisch geäußert, hieß es in seinem Mitarbeiterstab. Es sei
jedoch eine interne britische Angelegenheit. Der europapolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter
Hinze, sagte, Blair habe mit seiner Entscheidung für ein Referendum "einen beachtlichen Stolperstein auf der Straße
der europäischen Integration" gelegt. Volksabstimmungen zum Thema Europa seien in der Vergangenheit "von den
Wählern regelmäßig als Blitzableiter für innerstaatliche Missstände" benutzt worden. Von seiten der CSU hieß es
dagegen, sollte es infolge von Blairs Entscheidung und der in weiteren EU-Staaten beschlossenen Referenden die
Bestrebung geben, in der ganzen Europäischen Union Volksabstimmungen abzuhalten, so sollte man diese Diskussion
"offenbleiben".
Führende Europaabgeordnete in Straßburg sagten, die EU-Mitgliedstaaten dürften im Falle eines Scheiterns nicht in die
Gesamthaftung genommen werden. Der SPD-Abgeordnete Hänsch sagte, die geplante Verfassung müsse auch dann in
Kraft treten, wenn sich die Bevölkerung eines Landes bei einer Volksabstimmung dagegen ausspreche. "Ein Nein zur
Verfassung bedeutet den Austritt aus der EU", so Hänsch. "Kein Land sollte es auf sich nehmen, die Verfassung zu
verhindern", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Brok (CDU). Hänsch hielt es nicht für
ausgeschlossen, daß der EU-Erweiterung eine Verkleinerung folgen könnte. Der Vorsitzende der größten Fraktion, der
Abgeordnete Pöttering (CDU), begrüßte dagegen, dass die britische Regierung über ein Referendum nachdenke. "Das
zeige zumindest, daß sich die 25 EU-Länder bis Ende Juni auf einen Text einigen könnten." Pöttering fordert, noch in
die jetzt geplante Verfassung eine Klausel aufzunehmen, wonach Länder, die die neue Verfassung ablehnen, die Union
Anhang V: Dokumentation der Artikel zur Ankündigung Tony Blairs 220
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
auch verlassen sollen. Nach dem gegenwärtigen Stand der Gemeinschaftsgesetzgebung kann der neue EU-Vertrag nur
in Kraft treten und den gegenwärtig gültigen Nizza-Vertrag ablosen, wenn ihm alle 25 Mitgliedsstaaten zustimmen.
(Siehe Seite 3.)
Netzeitung
I. Blair kündigt Referendum über künftige EU-Verfassung an
Die Briten werden in einem Referendum über die EU-Verfassung entscheiden. Dies kündigte Tony Blair am Dienstag
im Parlament an. Die Mehrheit der Briten steht Europa ablehnend gegenüber.
Der britische Premierminister Tony Blair will ein Referendum über die künftige europäische Verfassung abhalten. Er
sagte am Dienstag vor dem Unterhaus in London, er wolle die Verfassung der Bevölkerung zur Entscheidung vorlegen.
Dies ist eine Kehrtwende in Blairs bisheriger Europa-Politik. Bislang hatte er stets betont, eine Volksabstimmung sei
nicht erforderlich, da die Verfassung Kernbereiche der britischen Politik nicht tangiere.
Blair sagte vor dem Parlament, die EU-Verfassung beeinträchtige nicht die Souveränität Großbritanniens. Sowohl
Steuergesetzgebung, Außenpolitik und Verteidigung würden von der EU-Verfassung nicht tangiert. Britische Medien
hätten viele Unwahrheiten verbreitet.
Er wolle trotzdem ein Abstimmung abhalten, so Blair, um «den Menschen die letzte Entscheidung zu lassen». «Wir
müssen ein für alle Mal entscheiden, ob wir im Herzen Europas zu Hause sein wollen oder nicht.» Blair sagte, zunächst
müssten die endgültige Version der EU-Verfassung vorliegen, bevor man darüber diskutiere. Dann müsse das
Parlament beraten, erst dann könne die Bevölkerung entscheiden.
Einen Termin für Das Referendum nannte er nicht.
Oppositionsführer Michael Howard sagte anschließend im Parlament, er begrüße Blairs Schritt. Er forderte, das
Referendum müsse abgehalten werden, bevor das britische Unterhaus das Werk ratifiziere. «Es geht nicht darum, ob
wir rechts fahren müssen oder es sinnlose Bestimmungen über Bananen gibt, es geht darum, dass wir mit der Politik in
Europa nicht einverstanden sind.»
Ein Referendum in Großbritannien gefährdet die Ratifizierung der EU-Verfassung in Großbritannien. Einer
Meinungsumfrage der britischen Zeitung «The Sun» zufolge sind derzeit 53 Prozent der Briten gegen die EU-
Verfassung.
Die Abstimmung wäre das erste Referendum in Großbritannien seit 1975. Damals hatten die Briten dafür votiert, dass
Großbritannien Mitglied der EG bleibt.
Regierungskreisen zufolge will Blair das Referendum erst nach der Parlamentswahl im kommenden Frühjahr abhalten.
Howard sagte, Blair müsse zwar noch kein konkretes Datum nennen. Es gebe aber keinen Grund, warum die
Abstimmung nicht so bald als möglich anberaumt werden solle.
Opposition und britische Boulevardpresse fordern schon seit Wochen ein Referendum über die EU-Verfassung.
Howard hatte sogar angekündigt, sollten die Tories bei der Parlamentswahl gewinnen, wolle er über die schon
beschlossene Verfassung nachverhandeln. (nz)
Je nach den Verfassungsbestimmungen wird in den EU-Mitgliedsländern ein Parlamentsbeschluss oder eine
Volksabstimmung erforderlich, damit die EU-Verfassung in Kraft treten kann. Das Werk kann laut Artikel IV-8 nur
dann in Kraft treten, wenn sie von allen künftig 25 EU-Staaten ratifiziert wird. Die Ratifizierung soll möglichst
innerhalb einer Zwei-Jahres-Frist erfolgen: Haben nach Ablauf von zwei Jahren nach der Unterzeichnung «vier Fünftel
der Mitgliedstaaten den genannten Vertrag ratifiziert und sind in einem Mitgliedstaat oder mehreren Mitgliedstaaten
Schwierigkeiten bei der Ratifikation aufgetreten, so befasst sich der Europäische Rat mit der Frage», heißt es im
Entwurf des EU-Reformkonvents (Artikel IV-7).
Für den Fall der Ablehnung in einem Land steht der EU eine Krise bevor. Es gibt aber Auswege: Eine Abstimmung
kann wiederholt werden - wie das bei einer Volksabstimmung in Irland über den Vertrag von Nizza 2002 der Fall war.
Die Verfassung kann auch nachverhandelt werden - auf ähnliche Weise wurde den Dänen, die das Recht zur
Nichtteilnahme an der Währungsunion eingeräumt bekamen, 1993 in einer nochmaligen Volksabstimmung das «Ja»
zum Maastrichter Vertrag ermöglicht.
Ein Parlamentsbeschluss zur Ratifizierung der EU-Verfassung wird es in Deutschland, Belgien, Estland, Finnland,
Griechenland, Italien, Litauen, Malta, Schweden und Zypern geben.
Irland: In der Republik Irland ist für jede Änderung der Verfassung ein Referendum zwingend vorgesehen.
Entsprechend wurde auch über die Verträge von Maastricht und Nizza abgestimmt.
Dänemark: Die Regierung in Kopenhagen legte sich vergangenes Jahr fest, ein Referendum abzuhalten.
Luxemburg: Im Großherzogtum soll wegen der EU-Verfassung erstmals seit 1936 eine Volksabstimmung abgehalten
werden.
Niederlande: Im Parlament sprach sich die Mehrheit der Abgeordneten für eine Volksabstimmung aus. Wird sie
abgehalten, hat sie jedoch nur konsultativen Charakter. Das Parlament kann jederzeit anders entscheiden.
Polen: Präsident Aleksander Kwasniewski sprach sich im März für ein Referendum aus. Die Entscheidung soll erst
fallen, wenn die Verfassung vorliegt.
Lettland: Die Hälfte der Abgeordneten reicht, um bei Änderungen der Landesverfassung eine Volksabstimmung zu
verlangen. Mindestens die Hälfte der Parlamentarier ist offenbar für dieses Verfahren.
Großbritannien: Die Briten sollen nach der Ankündigung Tony Blairs am heutigen Dienstag ebenfalls in einem
Referendum über die EU-Verfassung abstimmen. Es ist erst das zweite Mal, dass zu einer Frage von nationaler
Bedeutung in Großbritannien eine Volksabstimmung stattfindet - 1975 sprachen sich die Wähler für den Verbleib ihres
Landes in der EG aus.
Noch nicht entschieden hat sich Frankreich. Die Entscheidung liegt bei Präsident Jacques Chirac, der sich noch nicht
geäußert hat. Regierungschef Jean-Pierre Raffarin ist für ein Referendum. In Umfragen haben sich drei Viertel der
Bevölkerung dafür ausgesprochen, über die EU-Verfassung abzustimmen.
In sieben weiteren Ländern hat sich die Regierung noch nicht festgelegt: Österreich, Portugal, Slowakei, Slowenien,
Spanien, Tschechien und Ungarn.
Die deutschen Europaabgeordneten Klaus Hänsch (SPD) und Hans-Gert Pöttering (CDU) haben gefordert, das Nein
eines europäischen Staates zur EU-Verfassung müsse dessen Ausschluss aus der Gemeinschaft nach sich ziehen. Damit
reagierten beide am Dienstag auf die Ankündigung des britischen Premierministers Tony Blair, ein Referendum über
das Vertragswerk abzuhalten.
Hänsch sagte in Straßburg, dies wäre die «logische Konsequenz». London nehme in der EU seit Jahrzehnten eine
Zwitterstellung ein. Großbritannien sei zwar rechtlich Mitglied der EU, «mental» aber immer außen vor geblieben. Die
Briten müssten bei dem Referendum auch entscheiden, ob sie in der EU bleiben wollten oder nicht.
Pöttering sagte, man müsse in der Verfassung eine entsprechende Klausel vereinbaren, man müsse sicherstellen, dass
diese auch dann in Kraft treten könne, wenn ein Staat sie nicht ratifiziere. «Ein Nein zur Verfassung sollte eine
Anhang V: Dokumentation der Artikel zur Ankündigung Tony Blairs 222
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Verabschiedung aus der EU bedeuten», fügte der Vorsitzende der EVP-Fraktion, der Konservativen im
Europaparlament, hinzu.
Der europapolitische Sprecher der Union, Peter Hintze, sagte, Blair habe einen beachtlichen Stolperstein «auf die
Straße der europäischen Integration» gelegt. Solche Volksabstimmungen seien in der Vergangenheit von den Wählern
regelmäßig als Blitzableiter für innerstaatliche Missstände benutzt worden. (nz)
Spiegel Online
I. EU-Verfassung in Gefahr: Blair will Briten fragen
Premierminister Blair macht seinen angekündigten Kurswechsel in der Europapolitik wahr. Er will die Briten über die
neue Verfassung der EU abstimmen lassen. Bei einem ablehnenden Referendum droht das gesamte Vorhaben zu
scheitern.
London - Tony Blair hat dem Parlament einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Damit könnte ein neues
Hindernis für die Verabschiedung der EU-Verfassung errichtet werden. Denn Meinungsumfragen zufolge würde sich
derzeit eine Mehrheit der Briten gegen eine EU-Verfassung aussprechen.
"Es ist Zeit, ein für alle Mal zu entscheiden, ob dieses Land, Großbritannien, im Zentrum und Herzen der europäischen
Entscheidungsfindung stehen will oder nicht, Zeit zu entscheiden, ob unser Schicksal ist, ein führender Partner und
Verbündeter Europas oder eine Randfigur zu sein", sagte Blair bei der Ankündigung des Referendums. Bisher hatte er
ein Referendum abgelehnt.
Die euroskeptische Konservative Partei argumentiert, die geplante EU-Verfassung beschneide die Souveränität des
Landes. Sie hat angekündigt, das Referendum zum entscheidenden Thema des Europawahlkampfs zu machen. Mit dem
Referendum in Großbritannien ist nicht vor der für Mai 2005 erwarteten Parlamentswahl zu rechnen.
Über den Verfassungsentwurf wird derzeit in der Europäischen Union noch beraten. Ziel der Verfassung ist es, die
Entscheidungsprozesse in der ab 1. Mai 25 Staaten umfassenden EU anzupassen. Um in Kraft zu treten, muss die
Verfassung von allen Staaten ratifiziert werden. Auch Dänemark, Irland und Luxemburg haben bereits angekündigt,
Referenden abhalten zu wollen, mehrere weitere wie die Niederlande, Polen, Italien, Spanien und Portugal erwägen
einen solchen Schritt.
Sollte ein Verfassungsentwurf in einem EU-Mitgliedsland abgelehnt werden, droht das gesamte Vorhaben zu scheitern.
London - Die Briten könnten im Falle einer Ablehnung das gesamte Projekt zum Scheitern bringen. Blair unterbreitete
heute dem Unterhaus in London seine Pläne. Meinungsumfragen zufolge würde sich derzeit eine Mehrheit der Briten
gegen eine Verfassung der Europäischen Union aussprechen. Blair deutete an, dass das Referendum wahrscheinlich
erst nach den für das nächste Jahr erwarteten Parlamentswahlen stattfinden wird.
Die Wähler sollten nach ihrer Meinung über eine EU-Verfassung gefragt werden, "wenn alle unsere Fragen
beantwortet sind, wenn alle Einzelheiten bekannt sind, wenn das Gesetz abschließend bearbeitet und geprüft ist ... und
wenn das Parlament beraten und entschieden hat", sagte Blair. Mit den Beratungen dürfte das Unterhaus erst Ende des
Jahres beginnen.
Dies werde voraussichtlich mehrere Monate dauern. Beobachter gehen davon aus, dass Blair für den Mai kommenden
Jahres Parlamentswahlen anberaumen wird. Durch die Entscheidung für ein Referendum wolle Blair das Thema EU-
Verfassung aus dem Wahlkampf heraushalten.
Anhang V: Dokumentation der Artikel zur Ankündigung Tony Blairs 223
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Blair erklärte, er werde einer EU-Verfassung nur dann zustimmen, wenn der Vertrag essenzielle britische Standpunkte
enthalte. Blair hat stets erklärt, Großbritannien werde auf die Kontrolle über wichtige Bereiche wie Steuern,
Verteidigung und Außenpolitik nicht verzichten.
Die Gespräche über eine EU-Verfassung waren nach Einwänden Spaniens und Polens im Dezember zu den
vorgeschlagenen Entscheidungsregeln vorerst gescheitert. Nach dem Wechsel der Regierungen in beiden Ländern
scheint jedoch eine Einigung bis zum EU-Gipfel im Juni näher gerückt zu sein. Neben Großbritannien haben auch noch
andere Länder Abstimmungen über die EU-Verfassung geplant. Sollte ein Verfassungsentwurf in einem EU-
Mitgliedsland abgelehnt werden, droht sich das Vorhaben zu verzögern oder gänzlich zu scheitern.
Die tatsächlichen Folgen einer Ablehnung der Verfassung in einem EU-Staat sind jedoch nicht klar. Der
Verfassungsentwurf selbst enthält lediglich die Bestimmungen für das Inkrafttreten, wenn alle Länder den Text
ratifiziert haben. Es gibt aber keinerlei Frist, nach der die Verfassung gescheitert wäre, wenn bis dahin nicht alle
Länder ratifiziert haben.
In einem Zusatzprotokoll heißt es: "Haben nach Ablauf von zwei Jahren nach der Unterzeichnung des Vertrags über die
Verfassung vier Fünftel der Mitgliedstaaten den genannten Vertrag ratifiziert und sind in einem Mitgliedstaat oder
mehreren Mitgliedstaaten Schwierigkeiten bei der Ratifikation aufgetreten, so befasst sich der Europäische Rat mit der
Frage."
Der Europäische Rat, also ein EU-Gipfeltreffen, könnte dann völlig frei über das weitere Verfahren entscheiden. Er
könnte zum Beispiel darauf warten, dass ein negativ ausgegangenes Referendum wiederholt wird und dann positiv
endet - wie bei der Abstimmung über den Nizza-Vertrag in Irland 2001 (Ablehnung) und 2002 (Zustimmung). Es
könnten Teile der Verfassung nochmals geändert werden, wenn dies die Zustimmung eines Landes erleichtern würde.
"Beachtlicher Stolperstein"
Die Bundesregierung hält nichts von einem Volksentscheid über die EU-Verfassung in Deutschland. Auf diese Position
von Bundeskanzler Gerhard Schröder verwiesen heute Regierungskreise in Berlin. Zudem sei ein Volksentscheid nach
der deutschen Verfassung nicht möglich. Eine offizielle Reaktion der Bundesregierung auf Blairs Ankündigung einer
Volksabstimmung gab es nicht.
Dies seien interne britische Angelegenheiten, hieß es in Berlin. In Deutschland müssen Bundestag und Bundesrat mit
Zwei-Drittel-Mehrheit über das EU-Grundgesetz entscheiden. Der europapolitische Sprecher der CDU/CSU-
Bundestagsfraktion, Peter Hintze, sagte, Blair habe mit seiner Entscheidung für ein Referendum "einen beachtlichen
Stolperstein auf die Straße der europäischen Integration" gelegt. Volksabstimmungen zum Thema Europa seien in der
Vergangenheit "von den Wählern regelmäßig als Blitzableiter für innerstaatliche Missstände" benutzt worden.
Tony Blair landete einen echten Coup: Seine Entscheidung, das Volk über die EU-Verfassung abstimmen zu lassen,
verschafft ihm innenpolitischen Spielraum - und bescherte dem Königreich eine rhetorische Sternstunde im Parlament.
Lange hatte es keinen so animierten Schlagabtausch im englischen Parlament gegeben wie diesen über Europa.
Großbritanniens Premier Tony Blair war gestern angetreten, seine überraschende Entscheidung zu begründen, das Volk
nun doch in einem Referendum über die europäische Verfassung abstimmen zu lassen. Noch vor drei Monaten hatte er
dergleichen kategorisch abgelehnt. In Wahrheit ging es natürlich um mehr als nur einige Verfassungsmodalitäten. New
Labour und Tories und Liberale machten zwischen Appellen, Witzeleien, Gelächter und Beschwörungen zum ersten
Mal die Frontverläufe zu Europa auf der Insel deutlich.
Mit dem Referendum, das irgendwann nach den Parlamentswahlen im nächsten Jahr durchgeführt werden soll, wird
zum ersten Mal seit 30 Jahren eine politische Kernfrage zur Abstimmung gestellt.
Brillant und mit bewundernswerter Kaltschnäuzigkeit verkaufte Tony Blair seine Wende als Durchmarsch. Er wolle,
sagte er, "ein für alle mal klären, ob sein Land im Herzen Europas mitgestalten" oder auf alle Zeiten marginalisiert sein
wolle. Er wolle Mythen widerlegen. Dann knöpfte er sich mit beißendem Spott die absurderen unter diesen Mythen
vor, mit denen Oppositionspolitiker und Zeitungen auf der Insel Stimmung gegen Europa machen.
Anhang V: Dokumentation der Artikel zur Ankündigung Tony Blairs 224
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
Etwa diese: Sollte Großbritannien die europäische Konstitution abzeichnen, würde die Queen als Staatsoberhaupt durch
einen Europa-Präsidenten abgelöst. Oder: Statt des britischen Premiers würde künftig der Europäische Ratspräsident
mit dem Präsidenten der USA verhandeln. Oder: Auf den Straßen gelte ab sofort der Rechtsverkehr. Unter dem
Gelächter der eigenen Bank hatte er so viel Vergnügen an diesen Verzerrungen, dass er manche gleich zweimal zitierte.
Oppositionsführer Michael Howard dagegen schlug in erster Linie rhetorisches Kapital aus Blairs Rückzugsmanöver.
Er nannte den Premier den "Großmeister des Spin" und sein Wendemanöver eine Spitzenleistung an politischem
Opportunismus.
Es spricht auch durchaus einiges dafür, dass Blair mit der Referendumsentscheidung innenpolitisch Druck abbauen
wollte. Die Opposition hätte aus der unpopulären Europa-Frage - und der Forderung nach einem Referendum - einen
populistischen Wahlkampfschlager gemacht.
Zudem war in den letzten Tagen ruchbar geworden, dass Pressezar Rupert Murdoch eine Unterstützung für Tony Blairs
dritten Wahlgang im nächsten Jahr von dessen Zusage abhängig gemacht habe, einen Volksentscheid zu Europa
durchführen zu lassen - die Murdoch-Blätter sind in stramm antieuropäischen Positionen eingegraben. Rund 22
Millionen britische Leser werden von diesen Blättern mit euroskeptischen Argumenten versorgt - gegenüber acht
Millionen Lesern, die beim Morgenkaffee in eurofreundliche Blätter schauen.
Was auch immer Blair nun zu seiner Entscheidung veranlasst haben mag - Prinzip oder Kalkül - jetzt steht an, was
Historiker Timothy Garton Ash im "Guardian" so formuliert: "Die Schlacht um Europa hat begonnen." Die Nebel
lichten sich. Nun ist Blair gezwungen, das zu tun, was er bisher versäumt hat - mit Kopf und Herz für Europa zu
plädieren. Dabei geht es um nichts weniger als das Selbstverständnis der Insel, die in den Erinnerungen Weltreich ist,
doch im Gemüt mit bisweilen rührender Provinzialität daher kommt.
Berlin - "Wenn eine der wichtigsten Nationen in Europa diesen Weg geht, sollten auch wir über ein europaweites
Referendum nachdenken", sagte CSU-Generalsekretär Markus Söder der "Welt". Diese Debatte erwarte er "für ganz
Europa". Söder erinnerte daran, dass es bislang eine klare Beschlusslage von CDU und CSU gebe, keine
Volksabstimmung über die Verfassung zu fordern. Das müsse nun aber überprüft werden.
Berlin/London - Es geht um ein Vertragswerk mit historischen Dimensionen - eine Verfassung für 25 europäische
Staaten, die das Zusammenleben grundlegend regeln soll. Bislang eine Sache der Regierungen und der nationalen
Parlamente. Doch nun wird der Ruf nach Volksabstimmungen über das Abkommen auch in Deutschland immer lauter.
Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" plädieren Grüne und CSU für eine EU-weite Abstimmung. Grünen-
Chef Reinhard Bütikofer sagte, die europäische Verfassung müsse in Deutschland "nicht unbedingt" durch ein
Referendum legitimiert werden. Zwar sei seine Partei generell für eine Stärkung des Plebiszits. Es wäre jedoch
"sinnvoll", wenn es für ein Referendum eine europäische Strategie gäbe, erklärten Bütikofer und Grünen-
Fraktionschefin Krista Sager.
CSU-Generalsekretär Markus Söder verwies auf die Absprache zwischen CDU und CSU, wonach es kein Plebiszit
über die Verfassung geben soll. "Im Lichte der britischen Entscheidung sollte man aber über eine Abstimmung in ganz
Europa nachdenken." Aus Sorge um die Verfassung mahnte CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer die britischen
Konservativen, das Votum nicht zu einer Abstimmung über die britische Innenpolitik zu machen.
Anhang V: Dokumentation der Artikel zur Ankündigung Tony Blairs 225
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt plädierte für ein nationales Referendum. Er forderte Bundeskanzler Gerhard
Schröder (SPD) auf, sich an Premier Blair ein Beispiel zu nehmen. "Ein Referendum führt immer dazu, dass ein Thema
breit in der Öffentlichkeit diskutiert wird", sagte er. Auch die PDS forderte eine Volksabstimmung.
Vize-Regierungssprecher Thomas Steg wies ein deutsches Vorgehen nach britischem Vorbild zurück. "Es gibt keine
Überlegungen, von dem bewährten parlamentarischen Verfahren abzuweichen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
Man sei aber für Debatten über Plebiszite offen. Diese sollte aber nicht mit der Entscheidung über eine EU-Verfassung
vermengt werden.
SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz bedauerte in der Zeitung, dass die Deutschen nicht über einen
Verfassungsvertrag abstimmen können. Jetzt sei es nicht mehr praktikabel, das Verfahren zu wechseln. Er kündigte für
dieses Jahr neue Vorstöße für mehr Volksbeteiligung an.
In Deutschland müssen Bundestag und Bundesrat einer EU-Verfassung mit Zwei-Drittel-Mehrheit zustimmen.
Großbritannien ist allerdings nicht das einzige EU-Land, das Volksabstimmungen über die Verfassung plant.
Dänemark, Irland und Luxemburg haben bereits angekündigt, Referenden abhalten zu wollen, mehrere weitere wie die
Niederlande, Polen, Italien, Spanien und Portugal erwägen einen solchen Schritt.
Die tatsächlichen Folgen einer Ablehnung der Verfassung in einem EU-Staat sind jedoch umstritten. Der
Verfassungsentwurf selbst enthält lediglich die Bestimmungen für das Inkrafttreten, wenn alle Länder den Text
ratifiziert haben. Es gibt aber keinerlei Frist, nach der die Verfassung gescheitert wäre, wenn bis dahin nicht alle
Länder ratifiziert haben.
In einem Zusatzprotokoll heißt es: "Haben nach Ablauf von zwei Jahren nach der Unterzeichnung des Vertrags über die
Verfassung vier Fünftel der Mitgliedstaaten den genannten Vertrag ratifiziert und sind in einem Mitgliedstaat oder
mehreren Mitgliedstaaten Schwierigkeiten bei der Ratifikation aufgetreten, so befasst sich der Europäische Rat mit der
Frage."
Der Europäische Rat, also ein EU-Gipfeltreffen, könnte dann völlig frei über das weitere Verfahren entscheiden. Er
könnte zum Beispiel darauf warten, dass ein negativ ausgegangenes Referendum wiederholt wird und dann positiv
endet - wie bei der Abstimmung über den Nizza-Vertrag in Irland 2001 (Ablehnung) und 2002 (Zustimmung). Es
könnten Teile der Verfassung nochmals geändert werden, wenn dies die Zustimmung eines Landes erleichtern würde.
tagesschau.de
I. Blair will Volksentscheid über EU-Verfassung
Die Briten sollen in einem Volksentscheid über die künftige Verfassung für die Europäische Union entscheiden. Mit
dieser überraschenden Ankündigung vor dem Unterhaus in London sorgte Großbritanniens Premierminister Tony Blair
für Aufsehen. Er vollzog damit eine Kehrtwende in seiner Europapolitik: Noch im Oktober vergangenen Jahres hatte er
ein Referendum strikt abgelehnt.
Einen Termin für die Abstimmung nannte Blair nicht. Auch die genaue Fragestellung auf den Wahlzetteln ließ er offen.
Die Wähler sollten befragt werden, nachdem die Beratungen über den Verfassungstext im britischen Parlament beendet
Anhang V: Dokumentation der Artikel zur Ankündigung Tony Blairs 226
——————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————————
seien, sagte er. Mit den Beratungen dürfte das Unterhaus nach Meinung von Beobachtern erst Ende des Jahres
beginnen.
Umfragen zufolge ist die Mehrheit der britischen Bevölkerung gegen den vorliegenden Verfassungsentwurf. Die
Staats- und Regierungschefs der EU planen eine Einigung auf eine gemeinsame Verfassung bis zur Jahresmitte. Was
passiert, wenn ein Mitgliedsland den Entwurf ablehnt, ist offen. In einem Zusatzprotokoll zur Verfassung heißt es, dass
sich ein EU-Gipfeltreffen mit dem Thema auseinandersetzen müsse, wenn in einem oder mehreren Mitgliedsstaaten
"Schwierigkeiten bei der Ratifikation" auftreten. Sicher ist, dass ein Nein eines Mitgliedsstaats erhebliche
Verzögerungen bei der Umsetzung der EU-Verfassung zur Folge hätte.
Mai 2003:
"Ich sehe keinen Grund für ein Referendum ... ."
Oktober 2003:
"Es wird kein Referendum geben. Grund ist, dass die Verfassung das Verhältnis zwischen der EU und dem Vereinten
Königreich nicht fundamental ändern wird."
Oktober 2003:
Es gibt einen angemessenen Ort, wo über die Verfassung debattiert werden kann - das ist das Parlament. Die
Verfassung muss beide Kammern passieren und in meinen Augen ist das auch wünschenswert. Sonst haben wir bald
die Situation, wie sie einige Konservative und Euroskeptiker wollen - dann sind wir in diesem Land in den nächsten
Monaten buchstäblich mit nichts anderem beschäftigt, als die Schwierigkeiten der Verfassung zu debattieren."
Dezember 2003:
"Lassen Sie uns einfach abwarten, was die Verfassung bringt."
April 2004:
"Unsere Politik hat sich nicht geändert. Sollte eine Änderung anstehen, kann ich Ihnen versichern: Wir werden es Ihnen
sagen."
(Quelle: BBC)