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KR Pädiatrie Arbeitsblatt 12 1/7

NOTFÄLLE BEI KINDERN, ERKENNEN, SINNVOLL HANDELN

I. Notfälle in der Kinderneurologie.

1. Was tun Sie wenn ein Patient erstmals einen Grand-Mal-Anfall erleidet?
• Notarzt anrufen.
• Falls im Praxis, auf den Boden lagen und alles was im Raum ist wegschieben.
• Kopf sichern, Brille wegmachen.

2. Was ist ein Fieberkrampf und was ist zu tun?


• Anfall, bei Fieber auftretend meist tonisch-klonische generalisierte.
• Häufig spontanes Ende, ansonsten Diazepam-Gabe rektal (von 5 Monate bis 5 Jahre können die
Kinder betroffen sein).
• Arztkonsultation.
• Ruhe bewahren.

3. Was sind mögliche Zeichen einer eitrigen Meningitis im Kleinkindesalter?


• Schlechter Allgemeinzustand.
• hohes Fieber.
• Erbrechen.
• Kopfschmerzen.
• Nackensteifigkeit.

4. Sie finden ein Kind leblos auf.


1) Was prüfen Sie?
• Atmung (=> Beatmung).
• Puls an der A. carotis (=> Herzmassage).
• Schmerzreiz.
• Mundinspektion (ob etwas blockiert).

2) Was tun Sie?


• Notarzt rufen.
• Keine Atmung = Reanimation (Erwachsene = 30:2 / Kinder = 15:2).
• Bei Atmung = stabile Seitenlage.

II. Notfälle Atmung.

1. Ein 4 Jahre altes Kind leidet an bellend hohlem Husten, Heiserkeit und einem
inspiratorischen Stridor.
1) Um welche Erkrankung könnte es sich handeln?
• Krupp-Syndrom (Larengitis Acuta).
• DD mit Epiglotitis.

2) Was ist bei der geschilderten Symptomatik zu tun, beziehungsweise zu veranlassen?


• Kühle Luft.
• Trinken lassen.
• Ruhe bewahren.
• Inhalation mit abschwellenden Medikamenten.
• Evtl. Cortison Angabe bei Notfall.
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3) Was ist verboten? Warum?


• Keine Racheninspektion (falls Epiglottitis gibt es einen reflektorischen Atem- und Herzstillstand
wegen des N. Vagus).

2. Ein 12 Jahre alter Junge mit Asthma bronchiale kommt zu Ihnen in die Physiotherapie.
1) Er leidet an Atemnot, verlängertem Exspirium. Sie hören Giemen, Pfeifen, Brummen.
Was tun Sie?
• Atemerleichternde Stellung.
• Ruhe bewahren.
• Notfall Medikamente (nur 2x, sonnst Risiko einer Tachykardie) => Bronchodilatatoren (wie z.B.
ß2 Sympathomimetika).
• Notarzt.

2) Der Patient hat Angst, ist tachykard, dyspnoisch, leidet an quälendem Reizhusten und
Lippenzyanose. Was tun Sie?
• Notarzt.
• Atemerleichternde Stellung.
• Bronchiodilatatoren.
• Verdacht auf Status Asthmaticus => sofort in der Klinik.
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3) Welche akuten Notfallsituationen können bei einem Patienten mit fortgeschrittener
Mukoviszidose auftreten und woran sind diese zu erkennen (4 Beispiele)?

Typischer Notfall Zeichen Was tun?

• Allgemeinzustand plötzlich Beruhigen.



schlecht.
• Hochlagerung, hinsetzen.
• Atemnot, Husten, Zyanose. Möglichst nicht Husten.

Pneumothorax • Hypersonorer Klopfschall.
• Krankenhaus.
• O2 Sättigung fällt. Sauerstoffgabe.

• Tachykardie Notarzt.

• Angst.

• Allgemeinzustand plötzlich
schlecht, im Zusammenhang mit • Hochlagerung, ggf. Atelektase
Schleimdrainage. oben.
Atelektase • Dyspnoe. • Befreiungstechnik.
• Tachykardie. • Husten versuchen.
• Angst. • Sauerstoffgabe.
• Zyanose. • Notarzt.
• Dumpfe Kopfschal.

• Allgemeinzustand plötzlich
schlecht.
• Dyspnoe.
• Tachykardie. • Notarzt schnell!!
Lungenbluten • Angst. • Sauerstoffgabe.
• Zyanose. • Hochlagerung.
• Husten / spucken mit blutigem
Auswurf.
• « Hitzegefühl » im Brustkorb.

• Entsteht schleichend. • Keine akute O2 Therapie.


• Müdigkeit. • Blutgasanalyse.
CO2-Narkose
• Hypoventilation. • Klinik.
• Zyanose. • O2 nur mit Pulsoxymeter.

• Allgemeinzustand schlecht.
Akutes Cor Tachykardie. • Sauerstoffgabe.

Pulmonales Kurzatmigkeit. • Hochlagerung.

Zyanose. • Notarzt.

• Verstopfung der Nahrung, die nicht


verdaut sind. • Keine Colonmassage.
Distales Obstruktions-
syndrom • Starke Bauchschmerzen « harter • Wärme: wenn schlechter in die
Bauch ». Klinik.
• Abwehrspannung.

Neugeborene • Fehlende Mekoniumgang in die • Ärztliche Therapie.


Mekoniumileus erste 24 Stunden. • OP.
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III. Notfälle Stoffwechsel.

1. Ein Patient mit Diabetes mellitus Typ I (DMT1) kommt zu Ihnen in die Physiotherapie.
1) Was muss vor sportlicher Betätigung beachtet werden?
• Mehr essen & weniger spritzen.
• Blutzucker vor Betätigung messen (minimal 80 mg / dL).

2) Was ist zu tun, wenn ein Patient mit DMT1 vegetative Zeichen und Zittrigkeit zeigt?
• Blutzucker messen.
• Bei Hypoglykämie:
- Essen + Glukagonspritze.
- Kein Sport mehr bis der Zustand besser ist.

3) Was ist zu tun, wenn ein Patient mit DMT1 zusätzlich zu vegetativen Zeichen bewusstlos
wird oder einen epileptischen Anfall erleidet?
• Gut lagern.
• Notarzt anrufen (Verdacht auf Hypoglykämie).
• Blutzucker messen.
• Evtl. Glukagon spritzen.

4) Was ist zu tun, wenn ein Patient mit DMT2 (keine Insulintherapie!) über Hypoglykämie
klagt?
• Keine gefährliche Hypoglykämie.
• Weiter machen.
• Falls er richtig nicht gut geht:
- Blutzucker messen.
- Traubensaft / Wasser trinken.

5) Unter welchen Stoffwechselbedingungen gilt Sportverbot?


• Bei schwerer Hyper- (über 300 mg/dL) und Hypoglykämie (unter 80 mg/dL).

IV. Unfälle: Erstmaßnahmen.

1. Sturz.
1) Ein Kleinkind ist vom Klettergerüst gefallen.
a. Was prüfen Sie?
• Vitale Funktion (Puls + Atmung).
• Ansprechbarkeit / Bewusstsein Test.
• Äußere Verletzungen: Schmerz? Fraktur? Weichteilverletzung?
• Bei Sturz auf Kopf: vegetative und neurologische Zeichen.

b. Bei welchen Symptomen muss ein Notarzt gerufen werden?


• Bewusstlosigkeit.
• Keine Puls / Atmung.
• Schwere Verletzungen.
• Offene Frakturen.
• Ausbreitende Amnesie (besonders anterograde).
• Epileptischer Anfall.
• Neurologische Symptome (schlechte Sprache usw.).

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2) Eltern berichten, das Kind habe Schmerzen und Schonhaltungen, weil es am Vortag
gestürzt sei. Was könnten Hinweise auf eine Misshandlung sein?
• Verhaltensänderung.
• Hämatome an untypischen Stellen (zw. Schulterblättern, Kinn, Pobacke, Innenseite
Oberschenkel,...) oder in Form einer Hand.
• Gelenkschwellungen.
• Ess- und Schlafstörung.

2. Verbrühung / Verbrennung.
Ein Kleinkind hat eine Kanne mit heißem Tee vom Tisch heruntergezogen und hat sich
dabei Schulter, Wange, Hals und große Teile des Brustkorbs verbrüht. Was ist zu tun?
• Kühlung (kühles nicht kaltes Wasser) maximal 10min.
• Schmerzmittel.
• Mit dem Arzt über die Verletzung reden.
• Keine Kleidung ausziehen.
• Notarzt ab Grad III (keine Schmerzempfindung).

3. Aspirationen.
1) In welchem Lebensalter sind Fremdkörperaspirationen häufig? Warum?
• Säuglinge: nehmen alles im Mund.
• Kleinkinder (zw. 2. und 3. LJ): Aspiration beim stolpern (gegessen wird nur am Tisch).

2) Was kann zur Prophylaxe getan werden?


• Auf Nahrungsmittel aufpassen.
• Kein Teppich, weil Kind stolpern.
• Am Tisch essen.
• Keine Kleinteile liegen lassen.
• Überwachung.

3) Was tun Sie, wenn ein Kleinkind ein Kleinteil aspiriert hat und jetzt an einem
inspiratorischen Stridor leidet?
• Heimlich Manöver beim Notfall.
• Bei Säugling auf den Rücken klatschen.
• Wenn das Kind noch atmen kann: in die Klinik gehen und dort Bronchioskopie.

4. Ertrinkungsunfälle.
1) Was sind typische Unfallsituationen? 3 Beispiele.
• Badewanne mit zu viel Wasser.
• im Schwimmbad.
• Im Bagersee.

2) Ein 8 Jahre altes Kind ist im Baggersee ertrunken. Sie haben es aus dem Wasser
gerettet. Es ist noch bewusstlos. Was ist zu tun?
• Zuerst Atem- und Pulskontrolle.
• Herzmassage / Beatmung (15:2).
• Erwärmung.
• Notarzt.

3) Was kann zur Prophylaxe von Ertrinkungsunfällen getan werden?


• Früh schwimmen lernen.
• Aufmerksamkeit.
• Armbinde tragen.
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5. Erdrosselungen.
Wo entstehen Gefahrensituationen und wie können diese vermieden werden?
• Strangulation (Seile, Bänder, Stromkabeln).
• Material hoch aufräumen, damit die Kinder nicht holen können.

6. Stromunfälle.
1) Wie kann es zu einem Stromunfall kommen? 2 Beispiele
• Finger in ungeschützte Steckdose.
• Elektronische Apparaten.
• Defekte Geräte.
• Wasser mit Strom.

2) Warum ist ein Stromunfall gefährlich?


• Reizwirkung auf Herzmuskel und Nervensystem.
• Progressive Gewebsnekrose.

3) Was ist zu tun?


• Stromkreis unterbrechen.
• Vitale Funktion prüfen.
• Notarzt.
• Bei Niederspannungsunfälle: 24 Stunden Überwachung.
• Bei Hochspannungsunfälle: Notarzt + Intensivstation.


7. Intoxikationen.
1) Nennen Sie 3 Beispiele für Intoxikationen im Kindesalter.
• Putzmittel.
• Medikamente.
• Pflanzen.
• Alkohol.

2) Was kann zur Prophylaxe getan werden?


• Überwachung.
• Alles in geschlossene Schränke hoch aufräumen.
• Kind erklären, dass es gefährlich ist.

3) Was ist nach einer möglichen Intoxikation zu tun?


• Notarzt.
• Giftnotruf Zentrale.
• Magenspülung / Antidot geben.
• Flasche behalten damit passende Medikamente gefunden werden.

8. Ingestionsunfälle.
1) In welchem Lebensalter besteht ein hohes Risiko für Ingestionen?
• Säuglinge, Kleinkinder: Unfall.
• Jugendliche: Suizid Versuch.

2) Ein Kleinkind hat eine Knopfbatterie verschluckt. Was ist zu tun?


• Endoskopische Entfernung.
• Magenspülung.

3) Ein Kleinkid hat Geschirrspülmittelreiniger in den Mund genommen und weint jetzt. Was
tun Sie?
• Mund spülen.
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V. Zusammenfassung.

1. Was sind typische Gefahrensituationen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen? Was


kann zur Unfallverhütung getan werden?
1) Stürze.
• Ab 5 Monate abstützen und drehen: Wickeln auf Wickeltisch => Kind nicht alleine lassen, immer
mitnehmen.
• 9-18 Monate krabbeln und laufen lernen: Treppenstufen erklimmen und absteigen => Aufsicht,
ansonsten Gitter vor Treppe.
• Kleinkinder: Schaukeln => Aufsicht, nicht zu hoch schaukeln lassen.

2) Verkehrsunfälle.
• Säuglinge, Kleinkinder: Auto fahren im Baby-Safe, Kindersitz richtig sichern.
• Später: Fahrrad, Roller fahren => Helm.

3) Aspirationen.
• Säuglinge: Teddy-Augen, Kleinteile auf dem Boden => keine löslichen Augen, keine Kleinteile
liegen lassen.
• Kleinkinder: Kleinteile, Erdnüsse, Smarties => keine aspirierbaren Nahrungsmittel.

4) Ingestionen.
• Säuglinge, Kleinkinder: Spielzeug in den Händen während Gehen.
• Entweder spielen oder laufen lernen.

5) Intoxikationen.
• Säuglinge, Kleinkinder: Putzmittel, Alkohol (Kindersicherung), alles erreichbar Gefährliche
wegsperren.
• Später: Alkohol => Kontrolle an Silvester, Alkohol wegsperren.

6) Verbrühungen und Verbrennungen.


• Kleinkinder: Ziehen am Tischtuch => kein Tischtuch, nichts Heißes auf Tischtuch.
• Später: Herdplatte => heiße Herdplatte nicht unbeaufsichtigt lassen.

7) Stromunfälle.
• Krabbelkind: Steckdose => Kindersicherung.
• Später: elektrischer Zaun => Aufsicht, einmal machen lassen.

8) Ertrinkungsunfälle.
• Säuglinge: Badewanne => Aufsicht, nicht zu viel Wasser einlassen.
• Später: Baggersee => Aufsicht.

9) Strangulationen.
• Kleinkinder: Kabel, elastische Seile => nur mit unelastischen Seilen spielen lassen.

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