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Kinder

An einem Elternabend teilnehmen

Aus der Praxis 2 – Kurs Niveau B1

Ablaufbeschreibung der Kursleitung


Kursgruppe
Am Anfang der Stunde ist eine TN zu mir gekommen und hat
14 TN unterschiedlicher Herkunft, Frauen und Män- mir die Einladung für den Elternabend gezeigt und gesagt, dass
ner gemischt. Der Abendkurs (2 Std./Woche) war als sie gerne daran teilnehmen und sich darauf vorbereiten möch-
Kurs Niveau B1/1 ausgeschrieben. Er hat erst vor ei- te. Ich habe dann in der Pause im Computer nachgeschaut und
nem Monat begonnen, und die Teilnehmergruppe ist gesehen, dass es zu diesem Thema ein ausgearbeitetes fide-
noch nicht so ganz «zusammengeschweisst», obwohl Szenario gibt, und ich habe schon einmal das Blatt Lernziele
die Stimmung im Kurs recht locker ist und es keine be- ausgedruckt und für die TN kopiert.
sonderen Schwierigkeiten in der Gruppe gibt.
Gegen Ende der Lektion habe ich das Thema der Kursgruppe vor-
geschlagen und auch weitere TN fanden, dass das für sie eine
Situation sei, in welcher sie sich sehr unsicher fühlten, oder der
Ausgangssituation sie bisher aus dem Weg gegangen waren («weil sie ja sowie-
so nicht mitreden könnten...»). Die TN haben in Kleingruppen
Im Kurs wird kein Lehrbuch verwendet; die KL und TN die Schritte auf dem Lernzielblatt studiert und diskutiert, was
hatten sich zu Kursbeginn darauf geeinigt, das Ex- sie lernen möchten. In einer kurzen Plenumsdiskussion haben
periment ohne Buch zu wagen und Situationen aus wir festgehalten, dass das Verstehen der Einladung nicht so
dem «richtigen» Alltag zu behandeln. Die TN wurden schwierig wäre, aber das schriftliche An- resp. Abmelden Pro-
in diesem Zusammenhang aufgefordert, Dokumente bleme bereiten könnte (und wissen, ob man teilnehmen muss
mitzubringen oder Situationen anzusprechen, wel- oder nicht...). Beim offiziellen Teil käme es ganz auf das Thema
che für sie aktuell sind. an, aber gerne hätten sie auch da, sowie bei den informellen
Kontakten, mehr Sicherheit. Wir haben uns darauf geeinigt,
Bei der ersten Abklärung, mit Hilfe der fide-Lernkarte, dass wir zwei Kursabende dem Thema widmen würden.
schwangen die Handlungsfelder Arbeit, Gesundheit
und Kinder klar obenaus. In den ersten Lektionen Zum Anfang der nächsten Lektion habe ich die Leseverstehen-
hatten die TN dann ein aktuelles CV erstellt, und und Schreibaufgaben des Blatts Eine Einladung zum Eltern-
rund um dieses Thema konnten auch einige wichtige abend ausgewählt: Die Aufgaben waren für die TN einfach zu
Wortschatz- und Grammatikthemen aufgenommen bewältigen (und somit ein positiver Start) und erlaubten, in das
werden. Thema einzusteigen. Nach dem Vergleich der Lösungen haben
wir versucht, uns den Ablauf des Elternabends im Detail vorzu-
Eine TN hat nun eine Einladung zu einem Elternabend stellen. Hilfreich dabei waren meine eigenen Erfahrungen und
in der Primarschule erhalten und möchte sich gerne die Erfahrungen einiger TN der Gruppe.
darauf vorbereiten.
Ein schwieriger Moment war vor allem das Ankommen: Wie
sich verhalten? Sollte man auf die anderen Eltern zugehen
und sich vorstellen? Oder eher im Hintergrund bleiben? Soll-
te man sagen, dass man kein Dialekt versteht oder eher nicht?
Ich habe für die «aktive» Strategie plädiert und vorgeschlagen,
dass wir das gleich üben: auf jemanden zugehen – die Person
ansprechen – sich vorstellen – eine «Eisbrecher-Frage» stellen.

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An einem Elternabend teilnehmen

Aus der Praxis 2 – Kurs Niveau B1

Zur Vorbereitung haben wir zusammen eine Sammlung von Schlittschuhe hatten, etc. Bei dieser ersten Diskussion habe ich
«Eisbrecher-Fragen» zusammengestellt, z. B. eine recht aktive Rolle übernommen und auch versucht, alle
– Sind Sie die Mutter / der Vater / die Eltern von...? TN mit einzubeziehen. Nach Abschluss wurde die Diskussion
– Haben Sie noch mehr Kinder? ausgewertet, und die TN sollten auch sagen, wo ihnen Rede-
– Wohnen Sie auch hier im Quartier? mittel fehlten oder wo sie sich unsicher fühlten. Während des
– Ich bin zum ersten Mal hier. Kennen Sie noch andere Eltern? Gesprächs habe ich wichtige Ausdrücke und Wendungen auf
A4-Blättern festgehalten. Nach einer Weile habe ich das Blatt
So ausgerüstet konnten sich die TN an die praktische Erpro- An einer Diskussion teilnehmen verteilt. Die A4-Blätter wurden
bung wagen: Wir haben die Tische und Stühle zur Seite gerückt dann den auf dem Blatt aufgeführten Sprechabsichten zuge-
und sind alle im Schulzimmer und im Korridor herum gelaufen ordnet und zusammen haben wir noch weitere Möglichkeiten
und haben versucht, ins Gespräch zu kommen. Die Gespräche angefügt.
waren nicht gerade lebhaft, aber ein Anfang. In der Pause habe
ich mir überlegt, wie ich etwas mehr Leben und Spass in die Nach dieser Vorbereitung habe ich dann nochmals eine «Eltern-
Sache bringen könnte. Zum Schluss habe ich eine Serie von Zet- diskussion» inszeniert: Dieses Mal ging es um die Schulreise.
teln mit «Rollen» geschrieben, z. B. Um die Diskussion zu stimulieren, haben einzelne TN spezielle
– Ana Maria de Silva, Mutter von Alina Instruktionen bekommen, z. B. darauf zu achten, dass die Reise
– Michael und Céline Baumann, Eltern von Noah möglichst wenig kostet, oder dafür zu sorgen, dass die Kinder
– Etc. ein «gesundes» Pick-Nick mitbringen. Die Diskussion war le-
bendig und engagiert. Es hat mich sehr gefreut, dass die TN
Nach der Pause haben wir das Ganze nochmals mit diesen «fal- langsam aus sich herauskommen und die Stimmung gut ist!
schen Identitäten» gemacht, und die TN hatten die Aufgabe,
sich möglichst viele Namen und Zusammenhänge zu merken. Damit konnten wir zum Festhalten der Lernergebnisse über-
So war die Aktivität viel lebendiger und es wurde viel gelacht! gehen. Ich habe das Blatt verteilt und die TN gebeten, ihr
Zum Abschluss haben wir die «virtuelle» Klasse zusammen- Lernzielblatt und ihre weiteren Notizen der letzten 2 Wochen
gestellt und die 3 TN mit dem besten Gedächtnis wurden mit hervorzuholen und Bilanz zu ziehen. Für einige TN ist das noch
einem «Schoggistengel» prämiert. ein schwieriger Schritt, resp. sie sehen nicht ganz ein, warum
wir das machen. An dem Abend hatte ich zu wenig Zeit, um
In der letzten Viertelstunde haben sich die TN in Kleingruppen das zu thematisieren, aber ich habe mir vorgenommen, beim
die «Eisbrecher-Fragen» für ihr Arbeitsdossier notiert und noch nächsten Szenario nochmals zu erklären, weshalb wir immer
weitere Fragen hinzugefügt. In der Schlussrunde wurde offen- die Lernziele diskutieren und versuchen, die konkreten Lern-
sichtlich, dass nun auch in dieser Klasse das Eis gebrochen war ergebnisse festzuhalten. Am besten geht das wahrscheinlich,
und die TN Spass gehabt hatten an diesem Abend. wenn wir nach einigen Kurswochen die Arbeitsmappe durch-
sehen, die alle anlegen mussten, und die darin gesammelten
In der folgenden Woche blieb uns dann die etwas formellere Dokumente.
Situation der Diskussion. Als Erstes gab ich der Kursgruppe
die Aufgabe, als «Eltern» einer 1. Primarschulklasse für die Zum Schluss habe ich die TN in 3er-Gruppen aufgeteilt und ih-
kommende Woche einen Schneesporttag zu organisieren. Ich nen die Aufgabe gegeben, der TN, welche die Einladung zum
übernahm die Rolle der Lehrerin, habe aber von Anfang an klar Elternabend eingebracht hatte, 1-2 gute Tipps für den Abend
gemacht, dass ich für den Schneesporttag die Unterstützung mitzugeben und ihr alles Gute zu wünschen. Die guten Tipps
von mehreren Eltern bräuchte. Auch mussten verschiedene Ab- und die guten Wünsche bildeten dann den harmonischen Ab-
klärungen getroffen werden, z. B. welche Kinder Schlitten oder schluss des Szenarios und des Abends.

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