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Behörden

Sich in einer Gemeinde anmelden

Aus der Praxis 1 – Kurs Niveau A1

Ablaufbeschreibung der Kursleitung


Kursgruppe
Ich habe mich entschlossen, mit der Filmszene einzusteigen.
Intensivkurs für AnfängerInnen (5 x 4 Lektionen in Allerdings habe ich sie beim ersten Mal ohne Ton gezeigt, da-
der Woche). Die 12 TN sind Frauen und Männer un- mit die TN nicht durch eine für sie noch teilweise unverständ-
terschiedlicher Herkunft, zwischen 20 und knapp 40 liche Sprache abgelenkt würde. Ausgehend von den Bildern
Jahre alt und noch nicht lange in der Schweiz. Sie sind haben wir ein paar Schlüsselwörter zusammengestellt und
in der 2. Kurswoche, d.h. sie haben etwa 30 Stunden uns vorgestellt, was die Personen wohl sagen, z.B. Guten Tag,
Deutschunterricht hinter sich. Die TN sind hoch mo- ich bin ... Ich möchte ... (Das hatten wir schon in verschiedenen
tiviert, sie möchten so schnell wie möglich Deutsch Situationen geübt.) Danach habe ich den Film noch zweimal
lernen. Die TN haben ein Lehrbuch; die KL geht aber gezeigt, teilweise mit Wiederholung von kurzen Abschnitten,
meist von Situationen des Alltags aus und wählt je- sodass alle TN mindestens den Inhalt des Gesprächs verstan-
weils dazu passende Inputs und Übungen aus dem den und ein paar Brocken aufgegriffen haben.
Buch aus.
Die TN haben dann ihre Lernziele notiert. Inzwischen haben
die TN verstanden, was damit gemeint ist. Ganz am Anfang
war das nicht einfach zu erklären! Ich habe schon am zweiten
Ausgangssituation Tag die Modalverben können (Ich kann Englisch, ich kann Auto
fahren, ...) und möchten (Ich möchte Pause machen, ich möch-
Das Szenario «Sich in einer Gemeinde anmelden» be- te Deutsch lernen, ...) eingeführt. Damit konnte ich dann das
schreibt eine Situation, die alle TN erlebt haben, die Konzept der persönlichen Lernziele erklären. Jetzt machen
sie aber damals nur in Begleitung bewältigen konn- wir das so, dass die TN, mit meiner Hilfe, für jedes Lernziel
ten. Die KL möchte dieses Szenario nun behandeln, 1–2 Wörter auf Deutsch aufschreiben, und die genaueren
weil es einige Dinge aus den ersten Kurstagen zusam- Lernziele formulieren sie dann in ihrer Sprache. Neben Wis-
menfasst und ihres Erachtens auch geeignet ist, den sen über die Schweiz waren bei den sprachlichen Lernzielen
TN aufzuzeigen, was sie schon gelernt haben. auch Zahlen üben, buchstabieren und Formulare verstehen.

Für die konkrete Arbeit am Szenario sind wir wieder vom Film
ausgegangen. Das Anfangsbild mit dem Gebäude der Gemei-
deverwaltung gab Anlass zur ersten Aufgabe: Es sollte eine
Liste der Gemeindeverwaltungen aller Wohngemeinden der
TN erstellt werden: Adresse, Telefonnummer, Öffnungszeiten.
Zuerst sollten die TN in Kleingruppen arbeiten, danach sollten
die Informationen in einer Tabelle auf einem grossen Plakat
zusammengefasst werden. Einige TN hatten ihr Smartphone
dabei, und zusätzlich standen uns für die Recherche der Ad-
ressen 2 Laptops mit Internetanschluss zur Verfügung.

Anhand der fertigen Tabelle haben wir die Uhrzeiten ge-


übt (die Zahlen kannten die TN schon) sowie die Ausdrücke
um ..., von ...bis ... und auch die Wochentage repetiert. Das laute

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Lesen der Tabelle (Die Gemeindeverwaltung ist in der ...stras- Am dritten Tag habe ich die Fotokarten mitgebracht. Zum
se, die Telefonnummer ist ... Die Öffnungszeiten sind ...) bildete Einstieg haben die TN die Karten in die richtige Reihenfolge
den Abschluss des ersten Tages. gelegt und dabei erzählt, was da gerade abläuft. Dabei ha-
ben wir feststellen können, dass jetzt alle für die Situation
Am zweiten Tag bin ich mit einem Gruppen-Brainstorming einigermassen «gerüstet» waren. Ich habe die Klasse in zwei
eingestiegen. Die TN sollten aufschreiben, auf welchen Do- Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe füllte mit gegenseitiger Un-
kumenten, Karten etc. ihre Adresse aufgeführt ist oder wen terstützung ein weiteres Anmeldeformular aus und verglich
sie alles über einen Adresswechsel informieren müssten. Sie ihre Hausaufgaben (das Arbeitsblatt zu den Redemitteln);
haben dazu zuerst einmal in der Handtasche und dem Porte- mit der anderen Gruppe habe ich die Situation am Schalter
monnaie gewühlt, um wichtige Dokumente zu finden; später der Gemeindeverwaltung geübt (ich hatte dabei die Rolle
sind ihnen auch noch andere Dinge eingefallen. Ich habe mit der Angestellten). Nach etwa einer halben Stunde haben die
Wortschatz geholfen. Es war nicht unbedingt «einfacher» Gruppen gewechselt.
Wortschatz, aber für die TN sehr nützlich. Meist ging es um
längere, zusammengesetzte Wörter wie Führerausweis, Ein- Dann haben die TN ihr Lernzielblatt hervorgeholt und kon-
wohnerkontrolle, Krankenkasse etc., und ich habe versucht zu trolliert, ob sie ihre Ziele erreicht haben, und dann die
zeigen, wie man die Wörter zerlegen und dann aufgrund von Lernergebnisse für ihr Arbeitsdossier festgehalten. Während
bekannten Elementen (z. B. «internationalen» Wörtern wie dieser Zeit habe ich die Blätter zu den Redemitteln und die
Kontrolle) Hypothesen über die Bedeutung des zusammen- Anmeldeformulare der TN nochmals durchgeschaut und z. T.
gesetzten Worts bilden kann. Korrekturen angebracht. Die Blätter, welche die TN als «Mus-
ter» oder für die spätere Konsultation in ihr Arbeitsdossier
Dann sind wir wieder zur Filmszene zurückgekehrt; der Teil, ablegen, sollten meiner Ansicht nach möglichst wenige Feh-
in dem die Person ihre Unterlagen ordnet. Aufgrund der Er- ler enthalten.
fahrungen der TN und einer Internet-Recherche haben wir
aufgeschrieben, welche Unterlagen für die Anmeldung mit- Danach blieb genügend Zeit, die Filmaufnahme noch ein
gebracht werden müssen. Bei der Internet-Recherche haben letztes Mal abzuspielen und es richtig zu geniessen, die Situ-
wir gesehen, dass man sich bei diversen Gemeinden online ation und das Gesagte zu verstehen.
voranmelden kann. Ich habe die entsprechenden Formulare
gleich ausgedruckt und wir sind sie Punkt für Punkt durch-
gegangen. Mithilfe der Formulare haben wir dann zu zweit
Rollenspiele durchgeführt: ein/e TN spielte die Person in der
Gemeindeverwaltung und füllte den Fragebogen aus, der/die
andere TN spielte sich selbst. In dieser Situation ist es nicht
erforderlich, «richtige» Fragen zu stellen, es reicht, wenn man
die Stichwörter mit der Frageintonation sagt – und so konnte
das Rollenspiel recht realistisch durchgeführt werden.

Ich habe den TN das Arbeitsblatt Redemittel als Hausauf-


gabe mitgegeben. Aus den behandelten Formularen hatten
sie genügend «Stoff» für das Zusammenstellen von Wörtern
und Ausdrücken zum Thema «Personalien». Die TN sind auch
recht geübt im Gebrauch ihrer Wörterbücher.

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