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Behörden

Sich in einer Gemeinde anmelden

Aus der Praxis 2 – Kurs Niveau A2/B1

Ablaufbeschreibung der Kursleitung


Kursgruppe
Als Erstes habe ich die TN in Kleingruppen eine Liste erstel-
10 TN, die alle schon über 5 Jahre in der Schweiz leben len lassen, wer alles vom Wohnungswechsel benachrichtigt
und im Alltag fast mühelos, wenn auch noch fehler- werden muss, im privaten Umfeld, aber auch Arbeitgeber,
haft, auf Deutsch kommunizieren. Einige können sich Bank, Post etc. Nach 5 Minuten haben die Gruppen die
auch gut mit Personen unterhalten, welche Schwei- angefangenen Listen jeweils an eine andere Gruppe wei-
zerdeutsch reden. Alle TN haben aber Schwierigkeiten tergegeben; die neu erhaltene Liste sollte gelesen und ge-
mit Lesen und Schreiben, und im Deutschkurs liegt gebenenfalls korrigiert und neue Ideen angefügt werden.
der Schwerpunkt auf dem Umgang mit schriftlichen Danach habe ich die Umzugskarten der Post zum Ausfüllen
Dokumenten. Die Kursgruppe trifft sich 2-mal in der verteilt. Die TN konnten sich eine alte oder eine neue Adres-
Woche am Abend für eine zweistündige Lektion. se ausdenken und das Formular dann ausfüllen. Bei diesem
Dokument habe ich sehr darauf geachtet, dass die TN alles
korrekt schreiben, weil das in diesem Zusammenhang wich-
tig ist.
Ausgangssituation
Danach habe ich das Ab- und Anmelden in der Wohnge-
In den vorangehenden zwei Wochen wurde das Sze- meinde thematisiert. Den Ablauf beim Anmelden an der
nario «Eine Wohnung suchen und mieten» bearbei- neuen Wohngemeinde haben wir dann mit den Fotokarten
tet. In diesem thematischen Zusammenhang soll es auf dem Tisch ausgelegt und darüber geredet. Ich versuche
jetzt um das Anmelden in der neuen Wohngemein- mit dieser Klasse immer, einen Ablauf zuerst bildlich oder in
de gehen. Wiederum stehen vor allem die Lese- und der Erzählung zu veranschaulichen, bevor ich zu geschriebe-
Schreibanlässe im Mittelpunkt des Unterrichts. Die KL nen Texten komme, sodass der voraussichtliche Inhalt der
möchte, dass die TN vor allem mehr Sicherheit im Um- Texte klar in einen Kontext eingeordnet ist.
gang mit Formularen gewinnen.
Die Lernziele mit dieser Klasse sind insofern gegeben, dass
es immer um den schriftlichen Anteil von kommunikativen
Situationen geht. Und so haben wir gemeinsam als globales
Lernziel festgehalten, das Anmeldeformular in der Gemein-
de ausfüllen zu können.

Ich hatte eine Anzahl Formulare von Internetseiten von


verschiedenen Gemeinden in unserer Umgebung herunter-
geladen, und damit wurde dann in kleinen Gruppen gear-
beitet. Jede Gruppe sollte mindestens zwei Formulare aus-
füllen. Wenn die TN sich auf den Text kon­zentrieren können,
kommen sie schon ganz gut zurecht; ich habe gelernt, dass
ich vor allem den Zeitdruck wegnehmen muss. Wenn sie ein
Wort lesen und aussprechen können, kennen sie es meis-
tens auch. Inzwischen haben die TN auch «gelernt», dass
sie sich gegenseitig fragen und unterstützen können. In den

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Fragebogen gab es fast nichts, was die TN nicht kannten und dass auf den Internetseiten der Gemeinden noch viele in-
nicht – mit der nötigen Zeit – lösen konnten. Ein weiteres teressante Dokumente wären. Auf den zwei PCs, die uns zur
Formular konnten die TN zum Üben zuhause mitnehmen. Verfügung stehen, haben wir die Gemeindeseiten weiter
durchforstet und verschiedene Merkblätter und Formulare
Am nächsten Kursabend wurde dann das Anmelden in der heruntergeladen, die uns dann in den kommenden Wochen
Gemeinde (mit den Anmeldeformularen) durchgespielt, mit beschäftigen werden.
mir in der Rolle der Gemeindemitarbeiterin. Die TN können
in solchen Situationen erfolgreich kommunizieren, aber um
die Schreibkompetenzen zu entwickeln, ist es meines Erach-
tens notwendig, an der deutlichen Aussprache zu arbeiten,
insbesondere weil einige TN ein stark durch den Dialekt
gefärbtes Deutsch sprechen. Deshalb habe ich vorgeschla-
gen, die Gespräche aufzuzeichnen. Drei TN waren dazu be-
reit, ihre Gespräche aufnehmen zu lassen, und eines haben
wir danach zusammen angehört und an den Sätzen und
Wörtern «gefeilt». Zum Abschluss hat die TN ihr Gespräch
nochmals geführt und es war tatsächlich viel sicherer und
deutlicher.

Jede/r TN hat zum Abschluss ausgewählt, welches Formular


er/sie ins Arbeitsdossier legen möchte, und dieses nochmals
sauber ausgefüllt. Statt des Blatts Lernergebnisse habe ich
das Blatt zur Selbstevaluation eingesetzt. Die TN haben es
zu zweit ausgefüllt und konnten feststellen, dass sie bei den
mündlichen Aufgaben jetzt ziemlich sicher sind und auch
beim Formularausfüllen keine grossen Probleme mehr haben,
wenn sie dafür genug Zeit haben. Als «Tipp» haben wir noch
angefügt, dass die Anmeldeformulare für fast alle Gemein-
den heruntergeladen werden können oder dass man on-line
eine Voranmeldung vornehmen kann. So könnten die TN bei
Bedarf das Anmeldeformular zuhause in Ruhe ausfüllen.

Während die TN mit der Selbstevaluation beschäftigt waren,


habe ich für mich festgehalten, wo die TN in Bezug auf die
schriftlichen Fertigkeiten stehen. Die Fortschritte sind lang-
sam, aber das Wesentliche scheint mir, dass die TN jetzt we-
niger «Panik» haben, wenn es um eine schriftliche Aufgabe
geht.

Damit war das Szenario eigentlich abgeschlossen. Während


der Suche nach den Formularen hatte ich aber gesehen,

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