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Teil II – Nachweisführung/Beispiel
2.3.5 Nachweisführung
2.3.5.1 Allgemeines
2.3.5.2 Tragfähigkeitsnachweis
2.3.5.3 Spannungs- und Dehnungsnachweis
2.3.5.4 Verformungsnachweis
2.3.5.5 Stabilitätsnachweis
2.3.5.6 Dauerschwingnachweis (Ermüdungsnachweis)
3 Bemessungsbeispiele nach A 127
3.1 Aufgabenstellung
3.2 Einbau und Belastungsbedingungen
3.3 Lastaufteilung
3.4 Tragfähigkeitsnachweis
3.5 Spannungsnachweis in der Sohle
3.6 Beurteilung des Ergebnisses
4 Einfluss von Einbaubedingungen
5 Finite-Elemente-Methode –eine Alternative?
6 Ausblick
7 Literatur
LASTERMITTLUNG
Lastaufteilung/Lastkonzentration
Nachweisführung
abhängig vom elastischen Verhalten
Biegesteif VRB > 1; biegeweich VRB < 1
2.3.5 Nachweisführung
2.3.5.1 Allgemeines
In Abhängigkeit von der Rohrart (biegesteif oder biegeweich) und damit
von der Systemsteifigkeit VRB sowie der der Beanspruchungsart sind
entsprechende Sicherheitsnachweise zu führen.
• Spannungs-/Dehnungsnachweis
• oder Tragfähigkeitsnachweis mit definierter Scheiteldruckkraft FN
bzw. Lastklasse
• Dauerschwingfestigkeitsnachweis bei geringer Überdeckung
(Ermüdungsnachweis)
• Spannungs-/Dehnungsnachweis
• Verformungsnachweis
• Stabilitätsnachweis
2.3.5.2 Tragfähigkeitsnachweis
Alternative zum Spannungsnachweis für biegesteife Rohre mit definierter
Scheiteldruckkraft FN bzw. der Lastklasse unter Verwendung definierter
Einbauziffern EZ in Abhängigkeit vom Lagerungsfall und dem Auflager-
winkel α (s. Tabelle 11 ) sowie dem Sicherheitsbeiwert erf.
FN
vorh EZ mit Ftot= qv ∙da vor ≥ erf
Ftot
• Rohreigengewicht, Wasserfüllung und Seitendruck werden
vernachlässigt → höhere Sicherheit gegenüber Spannungsnachweis
• für Betonrohre mit Fuß nach DIN 4032 Form KFW gilt
2
t3
EZ 1,07 t2 – Wanddicke im Scheitel
t3 – Wanddicke in der Sohle
t2
Einbauziffern EZ
Sie charakterisieren die Lastübertragung in den Untergrund
Einbauziffern nach A 127
2.3.5.3 Spannungs-/Dehnungsnachweis
Es ist zu gewährleisten
R R
vorh bzw. vorh
p pV RK pE RL pV RK
R E RL R
pE pV pE pV
erf
Rohrwerkstoff Sicherheitsklasse A Sicherheitsklasse B
(Regelfall) (Sonderfall) entfällt
Faserzement
Beton 2,2 1,8
Steinzeug
Stahlbeton 1,75 1,4
Polyethylen (PE HD)
Polyvinylchlorid (PVC-U) 2,5 2,0
Stahl-(ZM)
Gusseisen-(ZM) 1,5 1,3
Ungesättigtes Polyester
glasfaserverstärkt (UP-GF) 2,0 1,75
• Sicherheitsklasse A
wenn bei Versagen Grundwasser gefährdet ist, wirtschaftliche Folgen
entstehen und bei Verlegung unter Verkehrsflächen
• Sicherheitsklasse B
bei geringen Gefährdungen → sollte aus Sicherheitsgründen entfallen
2.3.5.4 Verformungsnachweis
Bei biegeweichen Rohren auftretende Verformungen (vertikale Durch-
messeränderungen) sind für Langzeitbelastung auf ihre Zulässigkeit zu
überprüfen
v vorh 6% = v zul
d v 1
v vorh = II 100 ≤ 9% mit II
2 rm 1
1
erf
2.3.5.5 Stabilitätsnachweis
dient der Bestimmung des Sicherheitsabstandes zwischen
kritischer Last und tatsächlich vorhandener Belastung unter
Berücksichtigung der Einflüsse aus:
• vertikaler Gesamtlast (Erdlast bei min hW und Verkehrslast)
(hW – Grundwasserstand über der Rohrsohle)
Vorverformungen (Imperfektionen)
Die Auswirkungen von Vorverformungen auf die kritischen Lasten sind
zu berücksichtigen.
Entsprechend ihrer Form und Größe geschieht dies mittels Abminder-
ungsfaktoren κ1 und κ2 (s. ATV A 127,Diagramme D11-13)
Vorverformungen können resultieren aus:
- Fertigungs-, Verarbeitungsungenauigkeiten, Transport- und
Lagerungseinflüssen (Typ A)
- einbaubedingten elastischen Verformungen aus Erd- und
Verkehrslasten (Typ B)
- lokalen Einflüssen, wie Grundwasser, Einzellasten, geringe
Überdeckung
Sofern kein detaillierter Nachweis erfolgt, sind die elastischen Ver-
formungen δv (Typ B) zur Berücksichtigung der Verformungen nach
Typ A näherungsweise um 1% zu erhöhen.
Rechnerisch werden sie als zweiwellige Imperfektionen berücksichtigt.
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Stabilitätsnachweis/Vorverformungen
• für Erd- und Verkehrslasten und VRB > 0,001 ist näherungsweise von
zweiwelligen Verformungen auszugehen (κ2)
• für Außen- und Unterdruck wird von zweiwelligen (VRB > 0,03)
und/oder lokalen Verformungen (VRB < 0,03) ausgegangen
(κ2 bzw. κ1)
δ V ∙ dm
δ V ∙ dm
Äußerer Wasserdruck
Kann der Erddruck gegenüber dem äußeren Wasserdruck vernach-
lässigt werden, ist die Durchschlagslast krit pa maßgebend.
krit pa = κa · D · 8 · So
αD – Durchschlagsbeiwert als Funktion von VRB
und dem Verhältnis rm/s (s. D10 A 127 bzw. F 19)
κa – Abminderungsfaktor für Durchschlagslast
infolge äußerem Wasserdruck (s. A 127, Anhang T4)
κa1 - örtliche Vorverformungen
κa2 - zweiwellige Vorverformungen der Größe δv+1
(δv aus Verformung infolge Erd- und Verkehrslasten)
S0 S0 L für Kunststoffrohre
erf
Rohrwerkstoff
Sicherheitsklasse A Sicherheitsklasse B
(Regelfall)
bg
Auflager/Bettung:
• aufgrund der anstehenden Bodens
Bodenaustausch durch nichtbindigen Sand der Gruppe G1
• normale Untergrundbedingungen sowie DN 400
Erdauflager mit Aussparung für Muffen und „normalen“
Lastübertragungsbedingungen in den Untergrund (2α = 90°)
untere Bettungsschicht
a = 100mm
• obere Bettungsschicht b für Auflagerwinkel 2α=90°
b = k∙OD mit k=0,15mm und OD=460mm
b = 0,15∙460 = 69mm gewählt 70mm
• Bettungsschicht a + b = 170mm
• max. Grabentiefe
t = h+da+a = 2,8+0,46+0,1 =3,36m
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Gegebene Bedingungen
Rohr:
• Rohrwerkstoff Steinzeug
• Nennweite DN 400
• Innendurchmesser di mm = 400
• Außendurchmesser da mm = 460
• Wichte Rohrwerkstoff R kN/m3] = 22
• E-Modul Rohr Kurzzeit ERK N/mm2 = 50000
Langzeit ERL N/mm2 = 50000
• Scheiteldruckkraft FN [N/mm2] = 50
bzw. Lastklasse LKL [N/mm²] = 125
• Biegezugspannung R N/mm2 = aus FN
• Sicherheitsklasse SKL A
(aufgrund der Lage unter Straße)
- Angaben beziehen sich auf die Ausführung - gegebene bzw. gewählte Größen
f1 - Reduktionsfaktor für das Kriechen (nur bei höherem Feinkornanteil von Einfluss)
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Gegeben Bedingungen
Boden:
anstehender Boden ( E3):
• Bodengruppe G G3
(auch unterhalb der Sohle)
• Lagerungsdichte DPr % 90
• max. Grundwasserstand
bezogen auf Rohrsohle max hw m -1,0
Verfüllung der Leitungszone ( E2):
• Bodengruppe G G1
• Lagerungsdichte DPr % 90
Grabensohle ( E4) E4 = 10 · E1
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Auswahl Verformungsmoduln
Überschüttungsbedingungen A1 A2 und A3 A4
Einbettungsbedingungen B1 B2 und B3 B4
DPr E1, E20 DPr E1, E20 DPr E1, E20
Verdichtungsgrad DPr
Verformungsmodul E1 und E20 % N/mm² % N/mm² % N/mm²
G1 95 16 90 6 97 23
Bodengruppe G2 95 8 90 3 97 11
G3 92 3 90 2 95 5
G4 92 2 90 1,5 - -
Einbaubedingungen:
• Überdeckungshöhe ü. Scheitel h m 2,8
• Böschungswinkel ß ° 90
Graben:
• Grabenbreite in Scheitelhöhe b m 1,4
Verbauelemente werden schrittweise zurückgebaut
Überschüttungsbedingung A A2
Einbettungsbedingung B B2
• Lagerungsfall LF LF I
• Auflagerwinkel 2 ° 90
• Erdauflager
relative Ausladung a 1,0
Lasten:
• Straßenverkehrslasten: Regelfahrzeug SLW 60
• Wichte Wasserfüllung W kN/m3 10
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Belastung
3.3 Lastermittlung
• Erdlast
- Festlegung der maßgebenden Verformungsmodule EB gemäß
vorgegebener Randbedingungen
- Bettungs- und Einbaubedingungen: B2/A2
Bodenverformungsmoduln (s. Vorgabe A 127 bzw. Tab.4)
Überschüttung G3, DPr = 90% E1= 2N/mm2
Bettung G1, DPr = 90% E20=6N/mm2
anstehender Boden G3, DPr = 90% E3= 2N/mm2
Gründungssohle E4=10∙E1 = 20N/mm2
• Verkehrslast
der lastverteilende Einfluss der Straßenkonstruktion bleibt
unberücksichtigt
pV p für h=2,8 m und SLW 60 folgt
aus Diagramm p=18,6; φ=1,2
pV 1,2 18,6 22,3 kN / m 2
• Gesamtlast
p = pE + pV
p = 56 + 22,3 kN/m²
3.4 Lastverteilung
• Ausladung
auf Grund Bodenauflager relative Ausladung: a=1
E2 = f1∙f2∙αß∙E20
b 1 Bi
B 1 4
1 für B2 αBi=1/3
da 3
1,4 1 0,333
B 1 4 0,79
0,46 3
wirksamer Verformungsmodul E2
E2=f1∙f2∙αß∙E20
E2= 1 ∙ 1 ∙ 0,79 ∙ 6 = 4,74 N/mm2
h
da
max 1
3,5 2,2 0,62 1,6 h
a` E 4
a`0,25 a` E 4
a`0,25 d a
E1 E1
2,8
0,46
max 1
3,5 2,2 0,62 1,6 2,8
0,42 20
0,42 0,25 0, 42 20
0,42 0,25 0,46
2 2
6,09
max 1 1 0,25 1,25
8,33 1,29 1,48 0,94 6,09
S Bh 0,6 E2
1,667
mit
f 1,667 f
E2
E3
Korrekturfaktor ζ
1,4
b
1 1
0,46 2,04
f
da
1,667 f 1,31 1,667
b 1, 4 1,56
0,982 0,283 1 0,982 0,283 1
da 0,46
1,667 1,667
0,77
f 1,667 f 2 1,31 1,667 1,31
E 4,74
E3 2
Horizontale Bettungssteifigkeit
3
50000 30 SR
SR 11,32 N / mm
2
So 1,415 N / mm2
12 215 8
Systemsteifigkeit VRB
R 1 b 4 R 1
b
3,04m 4
RG da
3 da 3
• Seitendruck
d
qh K 2 B p E B a
2
Erddruckverhältnis K2
Für steifes Rohr und Bettungsmaterial G1 K2=0,5
3.6 Tragfähigkeitsnachweis
Scheiteldruckkraft FN=50 KN/m; Erdauflager und 2α =90° LF 1
aus Tabelle/Folie 7 → Einbauziffer EZ= 1,91
Es ist nur die vertikale Gesamtlast qV = 87,9 kN/m² anzusetzen!
FN
vorh EZ 50
tot .F vorh 1,91 2,38
40,4
aus Tabelle 12
Gegeben:
• Spannungen am Rohrumfang qv = 87,9 kN/m2
• Seitendruck neben dem Rohr qh = 27,9 kN/m²
Schnittkraftermittlung
• Für Lagerungsfall LGF I (Erdauflager) sind i.d.R. die Spannungen
in der Sohle maßgebend
• Die maßgebende Lastfallkonzentration ergibt sich aus Erdlast
(bei minimalen Grundwasserstand), Verkehr, Wasserfüllung
und Eigenlast des Rohres
Einzellastfälle:
• Vertikale Gesamtbelastung qv
mit rm = (da+di)/4 = (0,46+0,4)/4 rm=0,215 m
M qv mqv qv rm N qv nqv qv rm
2
• Seitendruck qh
mqh = -0,250 nqh = -1,0
M qh mqh qh rm
2
N qh nqh qh rm
M qh 0,250 27,9 0,2152 N qh 1,0 27,9 0,215
M qh 0,32 kNm / m N qh 6,00 kN / m
mg = 0,642 ng = -0,333
N w nw w rm
2
M w mw w rm
3
M g mg R s rm N g ng R s rm
2
So,i
N M So,i
6,43KN / m 1,01KNm / m
2
3
1,047
k ,i
A W 0,03m / m 0,00015m / m
So,i 215,0 KN / m 2 7049,8 KN / m 2
So,i 6835 KN / m 2 6,8 N / mm2
6,43KN / m 1,01KNm / m
So,a 0,953
So,a
N M
2
0,03m / m 3
0,00015m / m
k ,a
A W
So,a 215,0 KN / m 2 6416,9 KN / m 2
So,a 6632 KN / m 2 6,6 N / mm2
FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 47 von 63
Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Spannungsnachweis/Sohle
3.7 Ergebnisbeurteilung
• Vergleich der Sicherheitsabstände bei Tragfähigkeits- und Spannungs-
nachweis
Tragfähigkeitsnachweis
vorh 2,38 2,20 zul
Verdichtungsgrad
gut
schlecht
gut
Verkehrslasten
Erdlast γB = 20 kN/m³
p= 0,75 N/m²
6 Ausblick
Die Entwicklung wird geprägt durch
• neue Leitungswerkstoffe
• Orientierung auf neue Verlegetechnologien wie schmale Gräben,
Flachverlegung, Verzicht auf gesondertes Bettungsmaterial
• zunehmende Sanierungsanforderungen
7 Literatur
• DIN EN 1295: Statische Berechnung von erdverlegten Rohrleitungen unter
verschiedenen Belastungsbedingungen,
Teil 1:Allgemeine Anforderungen (09.97)
• Arbeitsblatt ATV-DVWK-A 127: Statische Berechnung von Abwasserkanälen
und –leitungen, 3. Auflage (08.2000)
• DIN EN 1610: Verlegung und Prüfung von Abwasserkanälen und –leitungen
(10.92)
• Arbeitsblatt ATV DVWK-A 139: Einbau und Prüfung von Abwasserkanälen und
– leitungen (01.02)
• Hornung, K.; Kittel, D. : Statik überdeckter Rohre, Bauverlag Wiesbaden und
Berlin 1989
• Falter, B.: Statische Berechnung von Abwasserkanälen und –leitungen nach
ATV DVWK-A 127, 3. Auflage (08.2000) Schriftenreihe Institut für
Rohrleitungsbau FH Oldenburg, Bd. 24, Vulkan Verlag Essen (2001)
S. 366-380
Ende
Vorlesung Rohrstatik Teil II
(Stand 13.06.2012)