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Fakultät Bauingenieurwesen, Institut Stadtbauwesen und Straßenbau, Fachbereich Stadtbauwesen und Stadttechnik

Statische Berechnung von


Abwasserkanälen und -leitungen

Teil II – Nachweisführung/Beispiel

Doz. Dr.-Ing. Mathias Werner


Gliederung Rohrstatik Teil II

2.3.5 Nachweisführung
2.3.5.1 Allgemeines
2.3.5.2 Tragfähigkeitsnachweis
2.3.5.3 Spannungs- und Dehnungsnachweis
2.3.5.4 Verformungsnachweis
2.3.5.5 Stabilitätsnachweis
2.3.5.6 Dauerschwingnachweis (Ermüdungsnachweis)
3 Bemessungsbeispiele nach A 127
3.1 Aufgabenstellung
3.2 Einbau und Belastungsbedingungen
3.3 Lastaufteilung
3.4 Tragfähigkeitsnachweis
3.5 Spannungsnachweis in der Sohle
3.6 Beurteilung des Ergebnisses
4 Einfluss von Einbaubedingungen
5 Finite-Elemente-Methode –eine Alternative?
6 Ausblick
7 Literatur

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Nachweisführung

LASTERMITTLUNG

Lastaufteilung/Lastkonzentration

Nachweisführung
abhängig vom elastischen Verhalten
Biegesteif VRB > 1; biegeweich VRB < 1

Bemessungsablauf nach A 127


(Quelle: Technisches Handbuch FBS, 2010
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Nachweisführung

2.3.5 Nachweisführung
2.3.5.1 Allgemeines
In Abhängigkeit von der Rohrart (biegesteif oder biegeweich) und damit
von der Systemsteifigkeit VRB sowie der der Beanspruchungsart sind
entsprechende Sicherheitsnachweise zu führen.

biegesteife Rohre (VRB > 1)

• Spannungs-/Dehnungsnachweis
• oder Tragfähigkeitsnachweis mit definierter Scheiteldruckkraft FN
bzw. Lastklasse
• Dauerschwingfestigkeitsnachweis bei geringer Überdeckung
(Ermüdungsnachweis)

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Allgemeines

biegeweiche Rohre (VRB  1)


Kurzzeit- und Langzeitbelastungszustände sind gesondert zu beachten
Langzeitnachweis berücksichtigt das Werkstoffkriechen durch den
kleineren E- Modul ERL

• Spannungs-/Dehnungsnachweis

• Verformungsnachweis

• Stabilitätsnachweis

• Dauerschwingfestigkeitsnachweis bei geringer Überdeckung

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Tragfähigkeitsnachweis

2.3.5.2 Tragfähigkeitsnachweis
Alternative zum Spannungsnachweis für biegesteife Rohre mit definierter
Scheiteldruckkraft FN bzw. der Lastklasse unter Verwendung definierter
Einbauziffern EZ in Abhängigkeit vom Lagerungsfall und dem Auflager-
winkel α (s. Tabelle 11 ) sowie dem Sicherheitsbeiwert erf.
FN
 vorh   EZ mit Ftot= qv ∙da vor ≥ erf
Ftot
• Rohreigengewicht, Wasserfüllung und Seitendruck werden
vernachlässigt → höhere Sicherheit gegenüber Spannungsnachweis
• für Betonrohre mit Fuß nach DIN 4032 Form KFW gilt

2
 t3 
EZ  1,07    t2 – Wanddicke im Scheitel
t3 – Wanddicke in der Sohle
 t2 

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Tragfähigkeitsnachweis

Einbauziffern EZ
Sie charakterisieren die Lastübertragung in den Untergrund
Einbauziffern nach A 127

Lagerungsfall Auflagerwinkel 2α Einbauziffer EZ


60° 1,59
I 90° 1,91
120° 2,18
90° 2,17
II 120° 2,50
180° 2,68

• zukünftig ist Nachweis unter Verwendung von Lastklassen (LKL) zu


führen
• Zusammenhang zwischen Scheiteldruckkraft und Lastklasse (Beton)
bzw. Tragfähigkeitsklasse (Steinzeug): DN
FN  LKL 
1000
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Spannungs-/Dehnungsnachweis

2.3.5.3 Spannungs-/Dehnungsnachweis

Es ist zu gewährleisten

R R
 vorh  bzw.  vorh 
 

σvor - max. Zugspannung


(bei Stahl und Guss der betragsmäßig größte σ - Wert)
σR; εR - Biegezugspannung bzw. Randfasergrenzdehnung, Rechenwerte
dm
für biegesteife Rohre gilt:  R  0,9  FN 
2
  ki
s
εvorh - Randfaserdehnung im Gebrauchszustand
 - Sicherheitsbeiwert für Sicherheitsklasse A oder B (s. Tab./Folie 10)

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Spannungs-/Dehnungsnachweis

• beim Langzeitnachweis von Kunststoffrohren mit Nenn-E-Modul bzw.


Nennsteifigkeit So ist der gewichtete Rechenwert  R bzw.  R zu
verwenden

p    pV   RK pE   RL  pV   RK
 R  E RL R 
pE  pV pE  pV

differenzierte Erfassung der Lasteinflüsse entspricht den tatsäch-


lichen Verhältnissen besser → günstigerer Sicherheitsansatz

• für die Bemessung von Stahlbetonrohren gilt DIN 4035 bzw.


DIN EN 1916

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Spannungsnachweis/Sicherheitsbeiwerte

Sicherheitsbeiwerte für Versagen durch Bruch (ATV A 127)

erf
Rohrwerkstoff Sicherheitsklasse A Sicherheitsklasse B
(Regelfall) (Sonderfall) entfällt
Faserzement
Beton 2,2 1,8
Steinzeug
Stahlbeton 1,75 1,4
Polyethylen (PE HD)
Polyvinylchlorid (PVC-U) 2,5 2,0
Stahl-(ZM)
Gusseisen-(ZM) 1,5 1,3
Ungesättigtes Polyester
glasfaserverstärkt (UP-GF) 2,0 1,75

• Sicherheitsklasse A
wenn bei Versagen Grundwasser gefährdet ist, wirtschaftliche Folgen
entstehen und bei Verlegung unter Verkehrsflächen
• Sicherheitsklasse B
bei geringen Gefährdungen → sollte aus Sicherheitsgründen entfallen

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Verformungsnachweis

2.3.5.4 Verformungsnachweis
Bei biegeweichen Rohren auftretende Verformungen (vertikale Durch-
messeränderungen) sind für Langzeitbelastung auf ihre Zulässigkeit zu
überprüfen
v vorh  6% = v zul

In Einzelfällen dürfen die Verformungen bis zu 9% betragen,


wenn gilt

vorh ≥ 5 · erf γerf - Sicherheitsbeiwert bezüglich des Versagens


durch Instabilität
γvorh - vorh. Sicherheit bei Superposition von
Auftrieb und vertikaler Gesamtbelastung
1
 vorh 
qv , A pa

krit qv krit pa
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Verformungsnachweis

Ist Bedingung nicht erfüllt


 Nachweis mit nichtlinearem Verfahren unter Verwendung eines
Vergrößerungsfaktors αII

d v 1
v vorh =  II   100 ≤ 9% mit  II 
2  rm 1
1
 erf

Unter Gleisen der Bahn AG gilt

vzul = 2% bzw. vzul = 10 mm

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Stabilitätsnachweis

2.3.5.5 Stabilitätsnachweis
dient der Bestimmung des Sicherheitsabstandes zwischen
kritischer Last und tatsächlich vorhandener Belastung unter
Berücksichtigung der Einflüsse aus:
• vertikaler Gesamtlast (Erdlast bei min hW und Verkehrslast)
(hW – Grundwasserstand über der Rohrsohle)

• äußerem Wasserdruck (Grundwasser bei max hW)


• Überlagerung von vertikaler Gesamtlast und äußerem Wasserdruck

Der Stabilitätsnachweis kann geführt werden als:


• Nachweis mit Beul- bzw. Durchschlaglasten (klassisch) bzw.
• nichtlinearer Stabilitätsnachweis (s. A 127)
• Im Fall relativer vertikaler Verformungen < 6% ist einzusätzlicher
nichtlinearer Stabilitätsnachweis zu führen
Sicherheitsbeiwerte gegen Instabilität s. Tabelle/Folie 20
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Stabilitätsnachweis/Vorverformungen

Vorverformungen (Imperfektionen)
Die Auswirkungen von Vorverformungen auf die kritischen Lasten sind
zu berücksichtigen.
Entsprechend ihrer Form und Größe geschieht dies mittels Abminder-
ungsfaktoren κ1 und κ2 (s. ATV A 127,Diagramme D11-13)
Vorverformungen können resultieren aus:
- Fertigungs-, Verarbeitungsungenauigkeiten, Transport- und
Lagerungseinflüssen (Typ A)
- einbaubedingten elastischen Verformungen aus Erd- und
Verkehrslasten (Typ B)
- lokalen Einflüssen, wie Grundwasser, Einzellasten, geringe
Überdeckung
Sofern kein detaillierter Nachweis erfolgt, sind die elastischen Ver-
formungen δv (Typ B) zur Berücksichtigung der Verformungen nach
Typ A näherungsweise um 1% zu erhöhen.
Rechnerisch werden sie als zweiwellige Imperfektionen berücksichtigt.
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Stabilitätsnachweis/Vorverformungen

• für Erd- und Verkehrslasten und VRB > 0,001 ist näherungsweise von
zweiwelligen Verformungen auszugehen (κ2)
• für Außen- und Unterdruck wird von zweiwelligen (VRB > 0,03)
und/oder lokalen Verformungen (VRB < 0,03) ausgegangen
(κ2 bzw. κ1)

δ V ∙ dm

δ V ∙ dm

oval (zweiwellige örtlich (einwellige


Vorverformung) Vorverformung)

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Stabilitätsnachweis/Beullast

Stabilitätsnachweis mit Beullast bei Erd- und Verkehrslasten

Beullast bei minimalem Grundwasserstand

krit qv  2   v 2  8  So  S Bh für VRB ≤ 0,1


 1 
krit qv   v 2   3    8  S0 für VRB > 0,1
 3 VRB 
So Rechenwert der Ringsteifigkeit So  S R / 8
κ2 Abminderungsfaktor der kritischen Beullast bei Erdlast Boden x

berücksichtigt Vorverformungen und plastisches Bodenverhalten G1 0,52


G2 0,5
 v 2  x  0,36  (log VRB  4)  0,9 G3 0,46
G4 0,4

Sicherheitsbeiwert gegen Beulen


krit.qv γerf - Sicherheitsbeiwert gegen Instabilität
 vorh    erf (s. Tab.13/F 21)
qv
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Stabilitätsnachweis/äußerer Wasserdruck

Äußerer Wasserdruck
Kann der Erddruck gegenüber dem äußeren Wasserdruck vernach-
lässigt werden, ist die Durchschlagslast krit pa maßgebend.

krit pa = κa · D · 8 · So
αD – Durchschlagsbeiwert als Funktion von VRB
und dem Verhältnis rm/s (s. D10 A 127 bzw. F 19)
κa – Abminderungsfaktor für Durchschlagslast
infolge äußerem Wasserdruck (s. A 127, Anhang T4)
κa1 - örtliche Vorverformungen
κa2 - zweiwellige Vorverformungen der Größe δv+1
(δv aus Verformung infolge Erd- und Verkehrslasten)
S0  S0 L für Kunststoffrohre

Bei Überlagerung der Vorverformungen:


κa = κa1 · κa2
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Stabilitätsnachweis/äußerer Wasserdruck

Durchschlagsbeiwert für den kritischen äußerem Wasserdruck D nach ATV A 127

rm/s –Radius-/ Wanddicken-


verhältnis
VRB - Systemsteifigkeit

Bei einem ungebettetem Rohr


ist D = 3 (Grenzwert)

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Stabilitätsnachweis/äußerer Wasserdruck

Sicherheit gegen Beulen bei äußerem Wasserdruck:

Wasserdruck pa = γw ·hw hW – max. Grundwasserspiegel über


Rohrsohle

Sicherheitsbeiwert gegen Beulen bei äußerem Wasserdruck


krit. pa
 vorh    erf
pa

Superposition von vertikaler Gesamtlast und äußerem Wasserdruck


unter Berücksichtigung des Auftriebs (keine Wasserfüllung)
1
 vorh    erf
qv, A pa

krit.qv krit. p a
Bei geringer Überdeckungshöhe, ist die Auftriebssicherheit zu überprüfen.

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Stabilitätsnachweis/Sicherheitsbeiwerte

Sicherheitsbeiwerte für Versagen durch Instabilität

erf
Rohrwerkstoff
Sicherheitsklasse A Sicherheitsklasse B
(Regelfall)

Polyethylen (PE HD)


Polyvinylchlorid (PVC-U) 2,5 2,0
Polypropylen (PP)
Stahl-(ZM) (2,0 bei Berücksichtigung
der Rohrvorverformungen)
Gusseisen-(ZM)
Ungesättigtes Polyester
glasfaserverstärkt (UP-GF)

(Quelle: ATV DVWK A 127)

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Nachweis der Dauerfestigkeit

2.3.5.6 Dauerschwingnachweis (Ermüdungsnachweis)


dient dem Nachweis der Dauerfestigkeit bei nicht vorwiegend ruhender
Belastung
• für Leitungsführungen unter Gleiskörpern der Eisenbahnen
und unter Flugbetriebsflächen
• für Straßen nur notwendig bei geringer Überdeckung (< 1,5 m)

Dabei ist zu beachten:


• Verwendung von Rohren mit entsprechender Dauerfestigkeit
(genormte Schwingbreite)
• vertikale Spannungen im Boden aus Straßenverkehrslasten dürfen mit
einer um 0,3m erhöhten Überdeckung auf Grund der lastverteilenden
Wirkung des Straßenoberbaus berechnet werden
Weitere Erläuterungen s. ATV A 127, S 42ff
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Beispiel „biegesteifes“ Rohr

3 Beispielrechnung „biegesteifes Rohr“


3.1 Aufgabenstellung
Für eine Entwässerungsleitung aus Steinzeug DN 400, die unter einer Straße zu
liegen kommt, ist entsprechend der gegebenen Einbau- und Belastungsbe-
dingungen die vertikale und horizontale Gesamtlast zu berechnen und sowohl der
Tragfähigkeitsnachweis als auch ein Spannungsnachweis für die Rohrsohle zu
führen. min b
Verbaustärke Grabenverbau

G 3, DPr = 90% - gegeben


h = 2,8 m G3
DPr = 90%
t = 3,36 m Festlegung

G 1, DPr = 90%- Festlegung


da = 0,46 m di
Auflagerwinkel 2α = 90°
b
a

bg

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Gegebene Bedingungen

3.2 Einbau- und Belastungsbedingungen


Grabenbedingungen:
• Aufgrund des Rohrsystems erfolgt die Rohverbindung im Graben
 betretbarer Arbeitsraum nach DIN EN 1610 erforderlich
• Senkrechte Grabenwände
 Sicherung der Grabenwände mittels Verbauelementen
(Stärke 12 cm), die schrittweise entfernt werden
• Minimale Überdeckung 2,0 m; maximale Überdeckung 2,8 m
• erforderliche Sohlbreite = Breite in Scheitelhöhe:
min. b = da + 0,7 m = 0,46 + 0,7 = 1,16 m (siehe DIN EN 1610)
Abstand der natürlichen Grabenwände
bg = 1,16 + 2 ∙ 0,12 = 1,4 m
Bodenverhältnisse (s. Baugrundgutachten)
• anstehend schluffiger Sand G3 (DPr ~ 90%); Wiederverwendung in
der Überschüttung, für Bettung nicht geeignet
• kein Grundwasser
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Gegeben Bedingungen

Auflager/Bettung:
• aufgrund der anstehenden Bodens
 Bodenaustausch durch nichtbindigen Sand der Gruppe G1
• normale Untergrundbedingungen sowie DN 400
 Erdauflager mit Aussparung für Muffen und „normalen“
Lastübertragungsbedingungen in den Untergrund (2α = 90°)
 untere Bettungsschicht
 a = 100mm
• obere Bettungsschicht b für Auflagerwinkel 2α=90°
 b = k∙OD mit k=0,15mm und OD=460mm
 b = 0,15∙460 = 69mm  gewählt 70mm
• Bettungsschicht a + b = 170mm
• max. Grabentiefe
t = h+da+a = 2,8+0,46+0,1 =3,36m
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Gegebene Bedingungen

Rohr:
• Rohrwerkstoff  Steinzeug
• Nennweite DN 400
• Innendurchmesser di mm = 400
• Außendurchmesser da mm = 460
• Wichte Rohrwerkstoff R kN/m3] = 22
• E-Modul Rohr Kurzzeit ERK N/mm2 = 50000
Langzeit ERL N/mm2 = 50000
• Scheiteldruckkraft FN [N/mm2] = 50
bzw. Lastklasse LKL [N/mm²] = 125
• Biegezugspannung R N/mm2 = aus FN
• Sicherheitsklasse SKL A
(aufgrund der Lage unter Straße)

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Auswahl Bodenparameter

Bodengruppeneinteilung nach ATV A 127


Boden- Boden Wichte innere Verformungsmodul EB in N/mm2
gruppe B in Rei- bei Verdichtungsgrad DPr in % f1
bung
kN/m3  85 90 92 95 97 100
G1 nichtbindige Böden: 20 35° 2 6 9 16 23 40 1
Kiese, Sande, Kies-
Sand-Gemische (GE,
GW, GI, SE, SW, SI)
G2 schwachbindige Böden 20 30° 1,2 3 4 8 11 20 1
(GU, GT, SU, ST)
G3 bindige Mischböden, 20 25° 0,8 2 3 5 8 13 0,8
Schluff, (bindiger
Sand und Kies),
bindiger, steiniger
Verwitterungsboden
(GŪ, GT, SŪ, ST, UL,
UM)
G4 bindige Böden: 20 20° 0,6 1,5 2 4 6 10 0,5
Ton, Lehm (TL, TM,
TA, OU, OT, OH, OK)

- Angaben beziehen sich auf die Ausführung - gegebene bzw. gewählte Größen
f1 - Reduktionsfaktor für das Kriechen (nur bei höherem Feinkornanteil von Einfluss)
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Gegeben Bedingungen

Boden:
anstehender Boden ( E3):
• Bodengruppe G G3
(auch unterhalb der Sohle)
• Lagerungsdichte DPr % 90
• max. Grundwasserstand
bezogen auf Rohrsohle max hw m -1,0
Verfüllung der Leitungszone ( E2):
• Bodengruppe G G1
• Lagerungsdichte DPr % 90

Überschüttung über Rohrscheitel ( E1):


• Bodengruppe (anstehender Boden) G G3
• Lagerungsdichte DPr % 90

Grabensohle ( E4) E4 = 10 · E1
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Auswahl Verformungsmoduln

Verformungsmoduln E1 und E20 in Abhängigkeit von der Bodengruppe


und der Verdichtung (Quelle: ATV A- 127, Tabelle 8)

Überschüttungsbedingungen A1 A2 und A3 A4

Einbettungsbedingungen B1 B2 und B3 B4
DPr E1, E20 DPr E1, E20 DPr E1, E20
Verdichtungsgrad DPr
Verformungsmodul E1 und E20 % N/mm² % N/mm² % N/mm²

G1 95 16 90 6 97 23
Bodengruppe G2 95 8 90 3 97 11
G3 92 3 90 2 95 5
G4 92 2 90 1,5 - -

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Gegeben Bedingungen

Einbaubedingungen:
• Überdeckungshöhe ü. Scheitel h m 2,8
• Böschungswinkel ß ° 90
Graben:
• Grabenbreite in Scheitelhöhe b m 1,4
Verbauelemente werden schrittweise zurückgebaut
 Überschüttungsbedingung A A2
 Einbettungsbedingung B B2
• Lagerungsfall LF LF I
• Auflagerwinkel 2 ° 90
• Erdauflager
 relative Ausladung a 1,0
Lasten:
• Straßenverkehrslasten: Regelfahrzeug SLW 60
• Wichte Wasserfüllung W kN/m3 10
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Belastung

3.3 Lastermittlung
• Erdlast
- Festlegung der maßgebenden Verformungsmodule EB gemäß
vorgegebener Randbedingungen
- Bettungs- und Einbaubedingungen: B2/A2
 Bodenverformungsmoduln (s. Vorgabe A 127 bzw. Tab.4)
Überschüttung G3, DPr = 90%  E1= 2N/mm2
Bettung G1, DPr = 90%  E20=6N/mm2
anstehender Boden G3, DPr = 90%  E3= 2N/mm2
Gründungssohle E4=10∙E1 = 20N/mm2

mit h=2,8m, γB=20 kN/m3


pE    h
pE  20  2,8  56 kN / m 2
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Belastung

• Verkehrslast
der lastverteilende Einfluss der Straßenkonstruktion bleibt
unberücksichtigt
pV    p für h=2,8 m und SLW 60 folgt
aus Diagramm p=18,6; φ=1,2
pV  1,2 18,6  22,3 kN / m 2

• Gesamtlast
p = pE + pV
p = 56 + 22,3 kN/m²

(Quelle: ATV A 127 von 2000)


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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Lastverteilung

3.4 Lastverteilung
• Ausladung
auf Grund Bodenauflager  relative Ausladung: a=1

Einfluss der Grabenbedingungen


Wegen b = 1,4 m < 4da = 0,46·4 = 1,84 m
handelt es sich um einen „schmalen“ Graben, so dass diese Bedingungen
Konsequenzen für den wirksamen Verformungsmodul E2 und die
wirksame Ausladung haben!
wirksamer Verformungsmodul E2

E2 = f1∙f2∙αß∙E20

Wegen Bettungsmaterial G1  kein Kriechen f1=1 ;


kein Grundwassereinfluss  f2=1

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Lastverteilung

Aufgrund der Grabenbedingung  αB < 1

 b  1   Bi
 B  1   4   
 1 für B2  αBi=1/3
 da  3

 1,4  1  0,333
B  1  4    0,79
 0,46  3

 wirksamer Verformungsmodul E2
E2=f1∙f2∙αß∙E20
E2= 1 ∙ 1 ∙ 0,79 ∙ 6 = 4,74 N/mm2

wirksame relative Ausladung a`


a`= a ∙ E1/E2 mit a=1; E1=2 N/mm2;
a`= 1 ∙ 2/4,74 = 0,42 > 0,26 E2=4,47 N/mm2

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Lastverteilung

• maximaler Konzentrationsfaktor (max λ )

es gelten die Grenzen 1≤ max λ ≤4

h
da
max   1 
 
3,5 2,2  0,62 1,6  h
   
a` E 4
a`0,25  a` E 4
a`0,25 d a
E1  E1 

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Lastverteilung

mit h/da = 2,8/0,46 = 6,09; a‘ = 0,42; E1 = 2 N/mm²; E4 = 20 N/mm²

2,8
0,46
max   1 
 
3,5 2,2  0,62 1,6  2,8
   
0,42 20
0,42  0,25  0, 42 20
0,42  0,25 0,46
2  2 

6,09
max   1   1  0,25  1,25
8,33  1,29  1,48  0,94  6,09

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Lastverteilung

• Überprüfung der Steifigkeit


(aufgrund des Rohrmaterials eigentlich nicht notwendig!)
maßgebend ist die Systemsteifigkeit
E2=4,74 N/mm2;
8  So
VRB  E3=2 N/mm2;
S Bh b=1,4 m, da=0,46m

horizontale Bettungssteifigkeit und Korrekturfaktor ζ

S Bh  0,6    E2

1,667
 
mit
f  1,667  f  
E2
E3

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Lastverteilung

Korrekturfaktor ζ

1,4
b
1 1
0,46 2,04
f 
da
 1,667 f    1,31  1,667
 b   1, 4  1,56
0,982  0,283  1 0,982  0,283  1
 da   0,46 

1,667 1,667
      0,77
f  1,667  f   2 1,31  1,667  1,31 
E 4,74
E3 2

Horizontale Bettungssteifigkeit

S Bh  0,6    E2 S Bh  0,6  0,77  4,74  2,19 N / mm²

FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 37 von 63


Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Lastverteilung

Rohrsteifigkeit SR bzw. Ringsteifigkeit So


3 ER= 50000 N/mm2
E2  s E R  s  200  230 s= 30 mm
SR  3
   rm   215mm
rm 12  vm  2

3
50000  30  SR
SR     11,32 N / mm
2
So   1,415 N / mm2
12  215  8

Systemsteifigkeit VRB

8  So 8 1,415  Steinzeugrohr ist biegesteif!!!


VRB  VRB   5,2  1
S Bh 2,19
 Konzentrationsfaktor über dem Rohr

λR= max λ = 1,25


FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 38 von 63
Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Lastverteilung

• Einfluss der relativen Grabenbreite

R  1 b 4  R 1
b
 3,04m  4
RG    da
3 da 3

1,25  1 1,4 4  1,25


RG     0,254  0,917  1,17
3 0,46 3
Rohrsteifigkeit bewirkt Lastkonzentration über dem Rohr, die aufgrund
der „Grabenbedingungen“ mit λRG etwas gemindert wird.

• Konzentrationsfaktor im Bereich neben dem Rohr


4  R 4  1,25 Grabenbedingungen haben
B  B   0,917 darauf keinen Einfluss
3 3
Der Boden neben dem Rohr erfährt eine geringere Beanspruchung
als das Rohr  typisch für biegesteife Verhältnisse
FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 39 von 63
Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Druckverteilung

3.5 Druckverteilung am Rohrumfang


• vertikale Gesamtlast
qv  RG  pE  pv qv  1,171  56  22,3 qv  87,9 kN / m2

• Seitendruck
 d 
qh  K 2   B  p E   B  a 
 2
Erddruckverhältnis K2
Für steifes Rohr und Bettungsmaterial G1  K2=0,5

 0,46  mit λB=0,914; pE=56kN/m²; γB=20kN/m3


qh  0,5   0,917  56  20  
 2 
qh  27,9 kN / m 2

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Nachweis

3.6 Tragfähigkeitsnachweis
Scheiteldruckkraft FN=50 KN/m; Erdauflager und 2α =90°  LF 1
aus Tabelle/Folie 7 → Einbauziffer EZ= 1,91
Es ist nur die vertikale Gesamtlast qV = 87,9 kN/m² anzusetzen!

tot .F  qV  d a Lagerungsfall Auflagerwinkel 2α


60°
Einbauziffer EZ
1,59
I 90° 1,91
tot .F  87,9  0,46  40,4 kN / m 120° 2,18

FN
 vorh   EZ 50
tot .F  vorh   1,91  2,38
40,4
aus Tabelle 12

→ Bruchsicherheit γzul=2,2 für Sicherheitsklasse A

 vorh  2,38  2,20   zul  Tragfähigkeit ist ausreichend!


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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Spannungsnachweis

3.6 Spannungsnachweis in der Sohle

Gegeben:
• Spannungen am Rohrumfang qv = 87,9 kN/m2
• Seitendruck neben dem Rohr qh = 27,9 kN/m²

Schnittkraftermittlung
• Für Lagerungsfall LGF I (Erdauflager) sind i.d.R. die Spannungen
in der Sohle maßgebend
• Die maßgebende Lastfallkonzentration ergibt sich aus Erdlast
(bei minimalen Grundwasserstand), Verkehr, Wasserfüllung
und Eigenlast des Rohres

FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 42 von 63


Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Schnittkräfte in der Sohle

Einzellastfälle:
• Vertikale Gesamtbelastung qv
mit rm = (da+di)/4 = (0,46+0,4)/4  rm=0,215 m

M qv  mqv  qv  rm N qv  nqv  qv  rm
2

• die Beiwerte m und n werden für LGF I, 2 = 90° lastfallbezogen


ermittelt (s. Folie 44)

mqv = 0,314 nqv = -0,053

M qv  0,314  87,9  0,2152  1,28 kNm / m

N qv  0,053  87,9  0,215  1,00 kN / m

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Schnittkräfte in der Sohle

Biegemomenten- und Normalkraftbeiwerte in Abhängigkeit vom Lagerungsfall -


Lagerungsfälle I und III (Quelle: ATV A 127)

FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 44 von 63


Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Schnittkräfte in der Sohle

• Seitendruck qh
mqh = -0,250 nqh = -1,0
M qh  mqh  qh  rm
2
N qh  nqh  qh  rm
M qh  0,250  27,9  0,2152 N qh  1,0  27,9  0,215
M qh  0,32 kNm / m N qh  6,00 kN / m

• Wasserfüllung qw  γw= 10kN/m3

mg = 0,642 ng = -0,333
N w  nw   w  rm
2
M w  mw   w  rm
3

M w  0,32110  0,215 3 N w  1,333 10  0,2152


M w  0,032 kNm / m N w  0,616 kN / m
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Schnittkräfte in der Sohle

• Rohreigengewicht g mit γR = 22 kN/m3


mg = 0,642 ng = -0,333

M g  mg   R  s  rm N g  ng  R  s  rm
2

M g  0,642  22  0,03  0,2152 N g  0,333  22  0,03  0,215


M g  0,020 kNm / m N g  0,047 kN / m

M So  1,28  0,32  0,032  0,02   1,01 kNm / m

N So  1,0  6,0  0,616  0,047  6,43 kN / m

• Spannungen in der Sohle


s
innen   1  s außen  k ,a  1 
k ,i
3  rm 3  rm
0,03
 k ,i  1
0,03
 1,047  k ,a  1   0,953
3  0,215 3  0,215
FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 46 von 63
Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Spannungsnachweis/Sohle

A = 1000mm/m ∙ 30mm = 30000mm2/m A = 0,03m2/m


W = 1000mm/m ∙ 302mm/6 = 150000mm3/m W= 0,00015m3/m

 So,i 
 N   M   So,i 
 6,43KN / m 1,01KNm / m
2
 3
1,047
k ,i
A W 0,03m / m 0,00015m / m
 So,i  215,0 KN / m 2  7049,8 KN / m 2
 So,i  6835 KN / m 2  6,8 N / mm2

 6,43KN / m 1,01KNm / m
 So,a    0,953
 So,a 
 N M
 
2
0,03m / m 3
0,00015m / m
k ,a
A W
 So,a  215,0 KN / m 2  6416,9 KN / m 2
 So,a  6632 KN / m 2   6,6 N / mm2
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Spannungsnachweis/Sohle

• Nachweis erfolgt für die maximale Biegezugspannung (positives Vorzeichen)


R
  erf .
max 
• Rechenfestigkeit des Rohres σR = 22,8 N/mm2 bzw.
Bestimmung von σR über FN=50 N/mm2 bzw. aus Lastklasse LKL = 125
FN = LKL·DN/1000 = 125·400/1000 = 50 N/mm²
 R  0,9 FN d i  s  / s 2   ki
 R  0,9  50  400  30 / 30 2 1,047
 R  22,5 N / mm2
• Für Sicherheitsklasse A  erf.γ = 2,2
22,5
vorh.   3,3  2,2  erf .
6,8
→ Das gewählte Rohr ist unter den Bedingungen standsicher!
Da h = 2,8 m, entfällt Nachweis für nicht vorwiegend ruhende Belastung!

FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 48 von 63


Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Ergebnisbeurteilung

3.7 Ergebnisbeurteilung
• Vergleich der Sicherheitsabstände bei Tragfähigkeits- und Spannungs-
nachweis

Tragfähigkeitsnachweis
 vorh  2,38  2,20   zul

Spannungsnachweis Sohle  vorh  3,3  2,20   zul

Die Sicherheit ist bei beiden Ansätzen ausreichend.


Der Spannungsnachweis führt zwangsläufig zu einer größeren Sicherheit,
da im Gegensatz zum Tragfähigkeitsnachweis der Einfluss des
Seitendruckes momentmindernd wirkt und zusätzlich die negative
Normalkraft vergrößert  geringere Biegezugspannung
Die Komponenten Eigengewicht und Wasserfüllung haben keinen großen
Einfluss.
FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 49 von 63
Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Einbaubedingungen

4 Vergleich unterschiedlicher Einbaubedingungen


Die wesentlichen Vorgaben der statischen Berechnung müssen auf der
Baustelle bekannt sein.
Abweichungen von den definierten Graben- und Einbaubedingungen
können nachteilige Auswirkungen auf Tragfähigkeit und Gebrauchs-
tauglichkeit haben!

Faktoren der Bauausführung mit statischen Konsequenzen:


• Unterschreitung der Grabenbreite
• Verbauart und Rückbaumodalitäten
• Abweichungen bei den Bodenkennwerten (witterungsbedingt o.
anders Einbaumaterial)
• Verdichtungstechnologie und –qualität
• unvorhergesehener Grundwassereinfluss
 Notwendigkeit entsprechender Kontrollen und Prüfungen!

FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 50 von 63


Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Einbaubedingungen

Einfluss der Art der Grabensicherung auf die Tragfähigkeit


Einbaubedingungen bei
einheitlicher Bodenart G1

Die Bettungs- und Überschüttungs-


bedingungen variieren in Abhängigkeit
von Grabensicherungs- und Rückbau-
bedingungen
Ergebnisbewertung:
am günstigsten: geböschter Graben, ß=60°
günstig: - Einbau gegen den gewachsenen
Boden (A2/B2) mit Silowirkung
keine
Sicherheit - Dammlage (breiter Graben)
schlecht: - Spundwandverbau (Ziehen nach
Einbau  A3/B3)
 Betonauflager

Einfluss ausgewählter Grabensicherungs-


varianten auf die Tragwirkung eines
Betonrohres ausgedrückt in möglicher
(Quelle: Technisches Handbuch FBS, 2010) Überdeckungshöhe hÜ
FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 51 von 63
Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Einbaubedingungen

Bedeutung der Auflagerungsart


Einbaubedingungen
Bettungsbedingung B2  lagenweise im
Bettungsbereich gegen Grabenwand verdichtet
Überschüttungsbedingung A3  Verbau, der
nach Einbau gezogen wird
Ergebnisbewertung
normales Erdauflager mit Auflagerwinkel 2α =
90° bzw. 120°  hÜ ~ 4 m
Bei den Betonauflagern bewirkt die Ausbildung
über die Grabenbreite eine höhere
Tragfähigkeit gegenüber dem Betonsockel
Ungünstig sind die geringeren Auflagerwinkel!

Einfluss ausgewählter Auflagerungs-


varianten auf die Tragwirkung eines
Betonrohres ausgedrückt in möglicher
Überdeckungshöhe hÜ
(Quelle: Technisches Handbuch FBS, 2010)

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Einbaubedingungen

Wichtige Etappen bei der Verlegung einer Entwässerungsleitung aus Beton


(Quelle. FBS e.V. Bonn)
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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Einbaubedingungen

Eine Kontrollmöglichkeit der Verdichtungsqualität


Verdichtungsprüfung mittels Rammsondierung
- keine direkte Dichteaussage
- nur Gleichmäßigkeit der Dichte
- bei schmaleren Gräben Gefahr
der Leitungsbeschädigung

Verdichtungsgrad
gut

schlecht

gut

Quelle: Verband Österreichischer Betob- und Fertigteilwerke, www.voeb.com


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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Finite-Elemente-Methode

5 Finite - Elemente – Methode eine Alternative zu A 127


Komplexe Berechnungs- und Simulationsmethode zur Erfassung des
mechanischen Systems Fahrbahn-Boden-Rohr
• mechanische und geometrische Interaktionen zwischen Boden und
Rohr werden nicht mittels Ersatzlasten erfasst  systemrelevant!
• es ist eine vollständige dreidimensionale Analyse des Struktur-
verhaltens der Rohrleitung unter Berücksichtigung aller nichtlinearen
Eigenschaften des mechanischen Systems möglich
• Für die „normalen“ Anforderungen zur Beurteilung der erforderlichen
Sicherheiten aber nicht unbedingt erforderlich
• keine Sicherheitsbeiwerte wie bei A 127
• ungeachtet der komplexeren Betrachtung und Darstellung bedarf es
auch hier entsprechender Vereinfachungen und Annahmen
• die Finite-Elemente-Methoden sind relativ aufwendig und erfordern
entsprechende Computerunterstützung und Software
• Vorzugsanwendung für Beanspruchungssituationen außerhalb der
Regelstatik
FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 55 von 63
Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Finite-Elemente-Methode

Rohrleitungsquerschnittsmodell mit generiertem FE- Netz

Quelle: M.Fischer, Dissertation S.70


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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Finite-Elemente-Methode

Simulationsbeispiele für FEM Anwendungen

Verkehrslasten
Erdlast γB = 20 kN/m³
p= 0,75 N/m²

(Quelle: FH Münster: „Mindestüberdeckung und


(Quelle: Kiesselbach; Künettenverfüllung) Belastungsansätze für flachüberdeckte Abwasser-
leitungen“, Endbericht 2008
FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 57 von 63
Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Finite-Elemente-Methode

FEM- Berechnung Abwasseraltkanal unter doppelter Gebrauchslast


Quelle: LGA Bautechnik GmbH, Institut für Statik

Da die Regelfälle rd. 90% der Anwendung ausmachen, wird auch


die FEM Anwendung auf Sonderfälle beschränkt bleiben, so dass
die vereinfachten Verfahren wie das A 127 nach wie vor von großer
Bedeutung sind.
FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 58 von 63
Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Bemessungsverfahren

6 Ausblick
Die Entwicklung wird geprägt durch
• neue Leitungswerkstoffe
• Orientierung auf neue Verlegetechnologien wie schmale Gräben,
Flachverlegung, Verzicht auf gesondertes Bettungsmaterial
• zunehmende Sanierungsanforderungen

Diese Besonderheiten müssen aber in den einschlägigen Regelwerken


und Bemessungsansätzen noch ihren Niederschlag finden.
Bei allen Bemühungen um eine „Perfektionierung“ der Bemessungs-
ansätze sollten Übersichtlichkeit und Verständlichkeit im Interesse der
Gewährleistung auf der Baustelle nicht auf der Strecke bleiben – auch
bei einer rechnergestützen Berechnung

FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 59 von 63


Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Ausblick

Den Besonderheiten und Schwierigkeiten der Bodeneigenschaften sowie


der Einbau- und Prüfbedingungen ist bereits in den Vorgaben unter
Berücksichtigung der Praxisgegebenheiten Rechnung zu tragen
→ entsprechendes Qualitätssicherungskonzept mit Prüfvorgaben
In der Praxis ist es nicht unbedingt nötig, alle Berechnungsdetails
zu kennen, oft sind aber die Konsequenzen der auftretenden
Interaktionen zwischen Boden und Rohr abzuschätzen

Trotz der gegenwärtigen Widerstände gegenüber der EN 1295-3 ist


mittelfristig mit einer Überarbeitung des deutschen Regelwerkes, d.h.
des DVWK-A 127 zu rechnen.
Schwerpunkte werden sein
- Ausdehnung des Anwendungsbereichs auf Druckrohre der
Wasserversorgung unter Berücksichtigung des Reroundingeffektes
- Einführung von Teilsicherheiten

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Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Literatur

7 Literatur
• DIN EN 1295: Statische Berechnung von erdverlegten Rohrleitungen unter
verschiedenen Belastungsbedingungen,
Teil 1:Allgemeine Anforderungen (09.97)
• Arbeitsblatt ATV-DVWK-A 127: Statische Berechnung von Abwasserkanälen
und –leitungen, 3. Auflage (08.2000)
• DIN EN 1610: Verlegung und Prüfung von Abwasserkanälen und –leitungen
(10.92)
• Arbeitsblatt ATV DVWK-A 139: Einbau und Prüfung von Abwasserkanälen und
– leitungen (01.02)
• Hornung, K.; Kittel, D. : Statik überdeckter Rohre, Bauverlag Wiesbaden und
Berlin 1989
• Falter, B.: Statische Berechnung von Abwasserkanälen und –leitungen nach
ATV DVWK-A 127, 3. Auflage (08.2000) Schriftenreihe Institut für
Rohrleitungsbau FH Oldenburg, Bd. 24, Vulkan Verlag Essen (2001)
S. 366-380

FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 61 von 63


Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Literatur

• Niederehe, W.: Statische Tragfähigkeit und Verformungsverhalten von


Abwasserkanalrohren. Eine vergleichende Betrachtung biegesteifer halbsteifer
und biegweicher Rohre. www.unitrac.de am 12.10.06
• Merkblatt ATV- M 127, Teil 2: „Statische Berechnung zu Sanierungen von
Abwasserkanälen und –leitungen mit Relining- und Montageverfahren (2000)

FB Stadtbauwesen/Stadttechnik Rohrstatik Abwasserkanäle Folie 62 von 63


Teil II – Nachweisführung, Beispiel
Fakultät Bauingenieurwesen, Institut Stadtbauwesen und Straßenbau, Fachbereich Stadtbauwesen und Stadttechnik

Ende
Vorlesung Rohrstatik Teil II
(Stand 13.06.2012)

Doz. Dr.-Ing. Mathias Werner

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