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Lovis Corinth, Gabriele Tergit, Rosa Luxem- und dte Neugestaltung des Zentrums der zerstêirten Viertels und

s Zentrums der zerstêirten Viertels und ein Neubau in mo-


burg, Carl Sternheim, Walter Benjamin lebten Hauptstadt Berli n'."' Die ldeen von der derner und affener Bauweise erschienen
zeitweise im alten Hansaviertel. · sozialistischen Stadt grenzten sich gegen also ais adaquate Lêisung.
ln den Hofgebauden wohnten vorwie- westliche Theorien von der Auflêisung der Andererseits gehbrte das Ha nsaviertel
gend Angestellte und Angehêirige der nied- traditionellen Stadt ab, die auf der Charta zu den innerstadtischen Gebieten mit
rigen Beamtenschaft. von Athen basierten . ln den Sechzehn den starksten Zerstêirungen, überwiegend
Die vorgesehene dreigeschossige Bebau- Grundsatzen wurde eine vertragliche Nut- durch Brandbomben .' Die dadurch vêillig
ung wurde haufig um Souterrain oder Dach- 1 zungsmischung angestrebt. Sie sollte den ausgehêihlten Gebaude, vielfach mit einge-
geschoss erganzt. lm Souterrain waren
; echten Bedürfnissen der Mensche , das stürzten oder einsturzgefahrdeten AuBen-
Laden oder kleinere Gewerbebetriebe an- heiBt dem Arbeiten, dem Wohnen, der Kul- mauern, hatten zunachst den Eindruck ei-
Hansaplatz 1915
gesiedelt. tur und der Erholung gerecht werden. nes vêillig zerstêirten Viertels entstehen
Das Hansaviertel zeichnete sich durch Die sozialistischen Machthaber der DDR lassen. AuBer Acht gelassen wurde hierbei
-1 hatten mit dem Neubau der Stalinallee eine jedoch, dass die unterirdische technische
hohen Wohnstandard und gute Wohnquali-
tat aus. Der herrschaftliche Charakter des Magistrale mit ,Arbeiterpalasten" in einer lnfrastruktur wie überall in Berlin noch fast
Viertels war auch an den aufwendig, im his- stadtebaulichen GroBform ais Zeichen ihres vêillig intakt war. Auch der immaterielle
torisierenden Stil gestalteten Fassaden ab- politischen Anspruches realisiert. Der .freie" Wert ebenso wie der Nutzwert der noch
lesbar. Trotz vieler, mitunter enger Hinter- Westen wollte die Überlegenheit seiner vorhandenen - nicht beziehungsweise
hêife galt das Hansaviertel ais vornehmes, Freiheit durch die Vielfalt in der stadtebauli- nicht vëillig zerstorten - Gebaudesubstan-
stark jüdisch gepragtes Viertel - ein Wohn- chen Form, den Entwürfen und Typologien zen mussten bei naherem Hinsehen ais po-
viertel ,Fontanescher" Pragung. U 1910 und die Offenheit des flieBenden Raumes sitiv für den Wiederaufbau eingeschatzt
wohnten circa 15.000 Menschen im alten demonstrieren in konsequenter Anwendung werden.
Hansaviertel. der Prinzipien moderner Architektur und So war die Diskussion der Nachkriegs-
Hansaplatz 1920
ln den Nachten des 22 ., 23. und 24 . modernen Stadtebaus. planung für das kriegszerstêirte Berlin zu-
November 1944 wurde das Hansaviertel Die Gebaude des alten Hansaviertels wa- nachst vom Grad der Zerstëirung der Ge-
durch Bombenangriffe stark zerstêirt. Die ren im Krieg zum graBen Teil zerstêirt wor- samtstadt und der sich daraus ergebenden
Destruktion der ursprünglichen sozialen den. Nach heutigen MaBstaben und Erfah- Konsequenzen bestirrimt.
Struktur der Bevêilkerung des Viertels hatte rungen in der Stadterneuerung ware das
schon vorher mit der Emigration und De- Viertel mêiglicherweise in seiner historischen Kollektivplan, Zehlendorfplan, Bonatz-Pian
portation der jüdischen Bevêilkerung ein- Form wieder rekonstruierbar gewesen. ln Hans Scharoun wurde im Mai 1945 von
gesetzt. der damaligen Situation war das allerdings den Alliierten ais Stadtrat für Bauwesen in
schwierig zu realisieren. den Magistrat berufen. Scharoun sammelte

i
Zum einen wurde die Mietskasernenbe- eine Reihe von Fachleuten aus den Berei-
bauung durch die seinerzeit maBgebliche chen Bauwesen und Stadtebau um sich, die
Fachwelt und Politik ais negativ einge- moderne Auffassungen vertraten. Die Pla-
Hansaviertel um 1930, Luftbild
schatzt, auch wenn das alte Hansaviertel nung des Wiederaufbaus wurde von Scha-
weniger dicht ais andere Gründerzeit-Quar- roun und den Dezernenten seiner Pla-
Stadtplanung in Berlin nach 1945 tiere in Berlin bebaut war. Der Abriss des nungsabteilung im Kollektiv" erarbeitet. lm

Die Neuplanung und der Neubau des Han- wurden Stadte- und Wohnungsbau auch zu
saviertels im Rahmen der lnterbau 1957 einem Feld der Auseinandersetzung, auf
sind in ihrer Radikalitiit an dieser Stelle in dem es für beide Seiten darauf ankam,
unmittelbarer Nahe der City West nicht Überlegenheit zu demonstrieren.
vorstellbar ohne die graBen Kriegszerstêi- Waren bis 1950 die stadtebaulichen Ent-
rungen und ohne die sich nach der Berlin- würfe und Konzeptionen für Ost- und West-
Biockade entwickelnde Systemkonkurrenz berlin noch einheitlich, kam es zu diesem
der sozialistischen Staaten und der westli- Zeitpunkt zu einer Trennung, die in den
chen Demokratien. ,Sechzehn Grundsatzen zum Stadtebau
ln Ost-Berlin war im oberen Teil der vom 27. Juli 1950" zum Ausdruck kommt:
Frankfurter Allee (damais Stalinallee) durch ,Die Grundsatze werden die Grundlage für
den Abriss kriegszerstêirter Altbauten und den Entwurf eines ,Gesetzes über den Auf-
den Neubau groBzügiger Wohnungen be- bau der Stadte in der Deutschen Demokra-
reits 1953 eine beeindruckende groBstadti- tischen Republik und Hauptstadt Deutsch-
lands (Berlin)', kurz das ,Aufbaugesetz' 1 Arbe1tsgebiete 1 2 Wohngeb1ete J 3 Altes lndustnegeb et 1 4 Stadt·
sche Magistrale geschaffen worden. lm
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HiindelstraBe 1957, neue Gebiiude (v./. n. r. Mü/ler-Rehm/Siegmann, Gropius, Vago)

im Süden durch die StraBe des 17. Juni. Es untergebracht waren. Diese Leichtbauten
gab vier Eingange zum Ausstellungsgelande: waren ais Gerüstkonstruktion aus dem Mere-
Gartenarchltekten
Der Haupteingang war in der KlopstockstraBe System gebaut, auf Stahlbetonfundamente
Berelch
Kasse ~Wi l helmshohe Edvard Jacobson Karlstad (Schweden) am Hochhaus der Architekten Klaus Müller- und -stützen geste lit, und hatten eine textile
1 Hermann Mattem
Brussel IV Gustav Lüttge Hamburg Rehm und Gerhard Siegmann. Ein weiterer Haut. Südlich des Gropius-Hauses lagen der
René Pechère
Zürich Pietro Porclnal Florenz Zugang warin der Altonaer StraBe. unmittel- Informations-Pavillon, ein Restaurant und
Il Ernst Cramer
Stuttgart-Riedenberg v Wilhelm Hübotter Hannover-Kirchrode bar am GraBen Stern, ein dritter zwischen eine Post. Am GraBen Stern lagen der pro-
Otto Valentin
Hertha Hammerbacher Berlin-Nikolassee C. Th. SOrensen Kopenhagen den Hochhausern von Johannes Hendrik grammatische Ausstellungsteil .Die Stadt
Ill
van den Broek und Jacob Berend Bakema von morgen" und der architektonisch an-
P/anungsbereiche der Garten- und Landschaftsarchitekten und dem von Gustav Hassenpflug an der spruchsvolle Ausstellungspavillon Venezue-
alten LessingstraBe, heute Bartningallee, las. Die Sonderschauen beim Schlass Belle-
Die Freiraume an den Hochhausern soll- bekommen. Sie wurden ais Erweiterung der und ein vierter Eingang lag am Hansaplatz. vue waren teilweise thematisch, teilweise
ten der Gemeinschaft zur Verfügung stehen Wohnraume gestaltet und sind nach auBen Mit einer Seilbahn konnten die Besucher landerspezifisch strukturiert.
und waren iiffentlich zuganglich. Es wurde hin ganzlich abgeschirmt.' vom Bahnhof Zoo aus über das Hansaviertel Darin prasentierte zum Beispiel Kanada
bewusst auf sichtbare Grenzmarkierungen Walter Rossow oblag auch die Grünpla- hinweg zum Schlass Bellevue fahren, wo die neue Stadt Don Mills bei Toronto, Frank-
und Einfriedungen verzichtet, um den Bezug nung für die Akademie der Künste. Die die Sonderschauen in temporaren Bauten reich zeigte den Wiederaufbau im Krieg
zum Tiergarten zu verdeutlichen. Pflanzplane der inneren wie auBeren Gar-
Die Grünflachen waren unterteilt in tenhiife, die Gestaltung der Wege und des
Schmuckbereiche, Spielbereiche und Erho- Atriums im Ausstellungsbau sowie des Park-
lungsbereiche - ganz im Sinne des Zeitgeis- platzes mit einem Buchen- und Ahornhain
tes. Die Garten der Einfamilienhauser hinge- wurden von ihm konzipiert.
gen sollten einen ganz privaten Charakter

Die Ausstellungen der lnterbau 1957 in Berlin


Die lnterbau 1957 gliederte sich in vier Be- Zur Eriiffnung der lnterbau im Juli 1957 war
reiche: erst circa die Halfte der geplanten Wohnun-
- die Bauausstellung, die im Wesentlichen gen (601 von 1.256) fertig gestellt. Die
den Wiederaufbau des südlichen Hansa- Teppichbebauung im Nordosten wurde, wie
viertels zeigte, erwahnt, nicht realisiert. Zu besichtigen
- den Ausstellungsteil .Die Stadt von waren fertig gestellte und im Bau befindli-
morgen", che Gebaude.
- thematische Sonderschauen und Sonder- Das Ausstellungsgelande wurde im Norden
ausstellungen der teilnehmenden Land er, und im Westen durch die Bahntrasse be-
- die lndustrieausstellung der deutschen grenzt, im Norden auBerdem durch die Spree,
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