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Automatisiertes Fahren
2. Fahrdynamikregelungen / ESP
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Seite 2 FAS, Kap 2 | K. Dietmayer | 2022
https://www.youtube.com/watch?v=6kR27GjKbIQ&t=30s
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Funktionsziele
• Verhindern von Durchdrehen oder
2. Fahrdynamikregelungen
Quellenangabe: Ein Großteil der Zeichnungen und Abbildungen dieses Kapitels wurden
von Prof. Winner, TU Darmstadt aus seiner Vorlesung Fahrzeugmechatronik übernommen.
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Fahrdynamische Grundlagen:
Kraftübertragung am gummibereiften Rad
v r vP v r vP v vP v r vP r
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Die zwei Ausschnitte zeigen den unterschiedlichen Weg, den ein Profilelement
beim Abrollen mit Kraftübertragung an der Straßenoberfläche und Reifen nimmt.
Hierdurch ergibt sich der Schlupf s. Es ist nicht einheitlich definiert, welche
Vorzeichenkonvention gewählt werden soll, s positiv bei Beschleunigung oder
abbremsen. Hierauf ist bei der Interpretation von Modellgleichungen zu achten.
Ein rutschen der Reifen (Gleiten) ist hier nicht dargestellt und berücksichtigt.
Hier geht man von sogenannter Haftreibung aus, der Übergang ist fließend bei
zunehmender Kraft.
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Regelbereich
• Die maximal mögliche
Kraftübertragung soll
sichergestellt werden
max,u
• Die maximal übertragbare
Kraft schwankt abhängig von gleit
Untergrund und Reifen Regelbereich
ABS oder ASR
• Schlupfregelbereich zwischen
5…20%
• Verhinderung einer u
überhöhten Rad-
beschleunigung wie
Blockieren beim Bremsen
0% 5-20% 100% s
oder Durchdrehen beim
Antrieb) durch Vermeiden von
s > s(µmax)
Mit zunehmender Seitenkraft erhöht sich auch hier der notwendige Schlupf zur
Kraftübertragung, der in einem zunehmenden Schräglaufwinkel resultiert. Die
Abhängigkeit zwischen Seitenkraft und Schräglaufwinkel ist im allgemeinen
nichtlinear. Bis zu Querbeschleunigungen von 4 m/s2 kann man allerdings bei
Durchschnittsreifen von einem näherungsweise linearem Verhalten ausgehen
(vgl. lineares Einspurmodell, s.u.). Zur Berechnung des fahrdynamischen
Verhaltens in Grenzbereichen existieren aufwendigere nichtlineare
Reifenmodelle. Im Grenzbereich reichen die Seitenkräfte nicht mehr aus, die
Fliehkräfte zu kompensieren. Es kommt zu einem Rutschen des Reifens und
Ausbrechen des Fahrzeugs, da die aufzubringenden Seitenkräfte beim Übergang
in den Gleitzustand (Rutschen) sich weiter reduzieren. Dies lässt sich durch
geeignete Fahrmanöver (Kurzzeitiges Ruckartiges Gegenlenken) verhindern,
wenn der Reifen vom Gleiten wieder in den Haftreibungszustand übergeht.
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Seitenkraft a Seitenkraft
Fahrdynamikgrundlagen
Bahnkurve des
Schwerpunkts
Seitenkraft hinten
Zur Beibehaltung eines vom Fahrer gewünschten Kurses auf einer Bahnkurve
sind Seitenkräfte zwischen Reifen und Fahrbahn erforderlich, die der auf das
Fahrzeug wirkenden Fliehkraft entgegenwirken. Zur Beibehaltung des
gewünschten Kurses wird vom Fahrer ein Lenkwinkel vorgegeben, der zu
erhöhten Seitenkräften an den Vorderrädern führt. Als Folge dieser Seitenkräfte
entsteht ein Giermoment, das zu einer Gierrate um die Hochachse des Fahrzeuges
sowie zu einem Schwimmwinkel des Fahrzeuges führt. Wird der
Schwimmwinkel größer, so nimmt die Giermomentänderung durch eine
Lenkwinkeländerung ab, das Fahrzeug wird lenkunwilliger, bis der Fahrer bei
großen Schwimmwinkeln mit der Lenkung praktisch keine
Giermomentenänderung mehr hervorrufen kann und die Kontrolle über das
Fahrzeug verlieren kann. Diese Situation tritt beim Schleudern des Fahrzeuges
auf. [Quelle: Isermann: Fahrdynamikregelung, 2006].
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Der Kammsche Kreis stellt eine Näherung für die Ermittlung und Betrachtung
von fahrdynamischen Grenzsituationen dar. Er ergibt sich, wenn man die Spitzen
der maximal möglichen Längs- und Querkräfte miteinander verbindet. Da diese
Kräfte abhängig vom Untergrund, den Reifen und der Witterung (z.B. trocken,
Nässe, Schnee, Eis) stark variieren, variiert natürlich auch die Fläche des
Kammschen Kreises entsprechend.
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Bahnkurve des
Lenkwinkel Fliehkraft
Schwerpunkts
Seitenkraft vorne
v
Schwimm-
winkel Gierrate
Fliehkraft vS
Gierrate
v
Schwimmwinkel
Seitenkraft hinten
v
Obige Abbildung zeigt ein übersteuerndes Fahrzeug ohne ESP bei Kurvenfahrt.
Bei konstanter Lenkwinkelvorgabe erhöht sich mit zunehmender
Fahrzeuggeschwindigkeit die auf den Schwerpunkt wirkende Fliehkraft.
Dementsprechend erhöhen sich ebenfalls die im Reifenlatsch wirkenden
Seitenkräfte an der Vorder- und Hinterachse sowie die sich einstellende Gierrate
und der Schwimmwinkel des Fahrzeuges. Beim Übersteuern wächst dabei der
Schräglaufwinkel an der Hinterachse stärker an als der Schräglaufwinkel an der
Vorderachse, das Fahrzeug neigt zum Rutschen an der Hinterachse. Oberhalb
eines Grenzbereiches neigt das Fahrzeug zur Instabilität, Gierrate und
Schwimmwinkel steigen überproportional an und das Fahrzeug ist für den Fahrer
schwer kontrollierbar.
[Quelle: Bosch: Sicherheits- und Komfortsysteme, 2004].
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Seitenkraft vorne
v
Schwimm-
winkel Gierrate
Fliehkraft vS
Gierrate
v
Schwimmwinkel
Seitenkraft hinten v
Um das Fahrzeug auf dem gewünschten Kurs zu halten, muss die Gierbewegung
abgeschwächt werden. Hierzu ist ab einem definierten Schwimmwinkel eine
Abbremsung eines kurvenäußeren Rades erforderlich. Da außerdem die
Seitenkraft an der Vorderachse reduziert werden muss, wird das kurvenäußere
Vorderrad abgebremst. Bei Fahrzeugen mit Frontantrieb kann der Regeleingriff
durch das gleichzeitige Einleiten eines Antriebsmomentes unterstützt werden.
Durch das Differential wird dabei am kurveninneren Rad eine Antriebskraft
aufgebracht, während das kurvenäußere Rad gebremst bleibt. Die einseitige
Antriebskraft verstärkt das Giermoment, welches das Fahrzeug zurück auf die
Wunschbahnkurve bringt. Gleichzeitig wird die Seitenführungskraft auch am
angetriebenen kurveninneren Vorderrad abgeschwächt.
[Quelle: Haken: Grundlagen Kraftfahrzeugtechnik, 2008]
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Das übersteuernde Fahrzeug mit ESP wird bei drohender Instabilität nach dem
ersten Lenkeinschlag durch Bremsen des kurvenäußeren Vorderrades, in diesem
Fall dem rechten Vorderrad, stabilisiert. Bei ESP wird dies als aktives Bremsen
bezeichnet, da es ohne Einwirkung des Fahrers geschieht. Der Eingriff baut das
eindrehende Giermoment ab. Die Gierrate wird reduziert und der
Schwimmwinkel begrenzt. Nach dem Gegenlenken wechselt zunächst das
Giermoment und dann die Gierrate die Wirkungsrichtung. Ein weiterer kurzer
Bremseingriff in diesem Fall am linken Vorderrad führt zu einer vollständigen
Stabilisierung. [Quelle: Bosch: Sicherheits- und Komfortsysteme, 2004].
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Seitenkraft vorne v
Schwimm-
winkel Gierrate
Fliehkraft vS
Gierrate
v
Schwimmwinkel
Seitenkraft hinten v
Obige Abbildung zeigt ein untersteuerndes Fahrzeug ohne ESP. Mit zunehmender
Fahrzeuggeschwindigkeit erhöhen sich ebenfalls die Seitenkräfte zwischen
Reifen und Fahrbahn. Zum Befahren des gewünschten Kurses auf der Bahnkurve
wird das Aufbringen eines Lenkwinkels durch den Fahrer notwendig. Dadurch
entsteht ein Giermoment um die Hochachse des Fahrzeuges, das zu einer
Erhöhung der Gierrate und des Schwimmwinkels führt. Beim Untersteuern
wächst bei einer weiteren Erhöhung der Geschwindigkeit und entsprechender
Lenkwinkelanpassung dabei der Schräglaufwinkel an der Vorderachse stärker an
als der Schräglaufwinkel an der Hinterachse, so dass das Fahrzeug zum Rutschen
über die Vorderachse neigt. Im Gegensatz zum Übersteuern steigen dabei
Gierrate und Schwimmwinkel nicht überproportional an, so dass das
Fahrzeugverhalten für den Fahrer leichter kontrollierbar ist.
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Seitenkraft vorne v
Schwimm-
winkel Gierrate
Fliehkraft vS
Gierrate
v
Schwimmwinkel
Seitenkraft hinten v
Um das Fahrzeug auf dem gewünschten Kurs zu halten, muss die Gierbewegung
erhöht werden. Hierzu ist ab einem definierten Schwimmwinkel eine
Abbremsung eines kurveninneren Rades erforderlich, um ein in die Kurve
hineindrehendes Giermoment zu erzeugen. Zusätzlich sollte die
Seitenführungskraft an der Hinterachse abgeschwächt werden. Hierzu muss der
Bremseingriff an der Hinterachse erfolgen. Zunächst wird dementsprechend nur
das kurveninnere Hinterrad abgebremst. Bei hohen Querbeschleunigungen auf
trockener Fahrbahn reduziert sich bei vielen frontangetriebenen Fahrzeugen aber
die Radlast hinten kurveninnen sehr, im Extremfall kann das Rad abheben, so
dass ein Bremseingriff wirkungslos wäre. In diesem Fall wird zusätzlich das
kurveninnere Vorderrad abgebremst. Durch die Bremsverzögerung erhöht sich
die Radlast und somit auch die Seitenführung am kurvenäußeren Rad der
Vorderachse, während sie an der Hinterachse abgeschwächt wird. Das Fahrzeug
tendiert wieder zum Hineindrehen in die Kurve. Bei Fahrzeugen mit
Hinterradantrieb kann durch eine gezielte Beibehaltung eines
Restantriebsmomentes eine Antriebskraft am kurvenäußeren Hinterrad erzielt
werden, die das in die Kurve hineindrehende Giermoment unterstützt. [Quelle:
Haken: Grundlagen Kraftfahrzeugtechnik, 2008].
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ESP-relevantes Szenario
1) Vollbremsung, Lenkradeinschlag:
Fahrzeug droht zu untersteuern
2) ESP erhöht Bremsdruck am kurveninneren Hinterrad:
Ein ESP-relevantes Szenarion ist das Ausweichen eines auf die Fahrbahn
auffahrenden Fahrzeuges. Der Fahrer reagiert auf das Hindernis zunächst mit
einem starken Lenkeinschlag, das Fahrzeug droht zu untersteuern. Das ESP
erhöht den Bremsdruck am linken Hinterrad, so dass das Fahrzeug stabil bleibt,
da die Gierrate und der Schwimmwinkel auf leicht beherrschbare Werte reduziert
werden. Beim rasanten Zurücklenken neigt das Fahrzeug zum übersteuern, das
ESP bremst das kurvenäußere Rad, so dass der Fahrer das stabilisierte
Fahrzeugverhalten konstrollieren kann. Der Lenkaufwand und damit die
Anforderungen an den Fahrer sind dank ESP deutlich geringer. Außerdem hat das
Fahrzeug, das mit ESP ausgestattet ist einen kürzeren Bremsweg als das Fahrzeug
mit ABS.
[Quelle: Bosch: Sicherheits- und Komfortsysteme, 2004].
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Funktionsprinzip ESP
Wohin lenkt der Fahrer? Wohin fährt das Fahrzeug?
Untersteuern Übersteuern
Das lineare Einspurmodell ist die einfachste Modellvorstellung zur Erklärung der
stationären und instationären Querdynamik von zweispurigen Kraftfahrzeugen.
Es wurde von Riekert und Schunck 1940 veröffentlicht. Da sich PKWs auf
trockener Fahrbahn bis zu einer Querbeschleunigung von etwa 4 m/s2
weitgehend linear verhalten, kann das querdynamische Verhalten in diesem
Bereich durch das lineare Einspurmodell näherungsweise erklärt werden. Es ist
daher bis heute eine unverzichtbares Modell in der Fahrdynamik. Die weiteste
Verbreitung hat das lineare Einspurmodell in ESP-Steuergeräten gefunden, wo es
zur Fahrerwunsch-Erkennung eingesetzt wird.
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v
Kinematische Beziehungen I vv
av
M v
v R v av a h lv
R
Für kleine Winkel gilt die
Näherung:
l ah lh
v a v a h , l lv l h vh
R
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Kinematische Beziehungen II
v
Die Schräglaufwinkel lassen sich auch vv
aus den Freiheitsgraden av
(Zustandsgrößen) Giergeschwindigkeit
und Schwimmwinkel sowie dem
Lenkwinkel berechnen
v av a h v lv
l M
a v v v R
v
l
a h h
v ah lh
vh
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Fv cv a v , Fh ch a h v
ay
Aufgrund des Kraft- und Momentengleichgewichts gilt
m a y Fv Fh
Fv lv Fh lh m,
a y v Fh
m Fahrzeugmasse, Fahrzeugtraegheitsmoment Hochachse,
Gierwinkelbeschleunigung, Schwimmwinkelgeschwindigkeit
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Seite 26 FAS, Kap 2 | K. Dietmayer | 2022
Stationäres Verhalten I
Fv lv Fh lh v
Durch Kombination mit dem Impulssatz erhält man
ay
lh l S
Fv m a y mv a y , Fh m v a y mh a y
l l
m,
Eingesetzt in die kinematischen Beziehungen für den
Lenkwinkel erhält man nach Umrechnungen
l mv mh l
ay EG a y
R cv ch R
Fh
EG
EG Einlenkgradient
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Seite 27 FAS, Kap 2 | K. Dietmayer | 2022
Stationäres Verhalten II
Fh
Der Einlenkgradient lässt sich unterschiedlich ausdrücken, auch nur durch direkte
Parameter. Das Eigenlenkverhalten wird entsprechend dem Vorzeichen des EG
unterschieden: EG = 0 ist neutrales Verhalten, EG > 0 wird als übersteuernd und
EG < 0 als untersteuernd bezeichnet. Alle heutigen PKW sind stationär
untersteuernd ausgelegt. Übersteuernde Fahrzeuge können instabil werden, wie
im Kapitel zur Längs- und Querregelung noch gezeigt wird.
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Einbaupositionen Systemkomponenten
Regelsysteme ABS/ASR/ESP
Radbremse
Bremsbetätigung
Benötigte Sensoren
Information ESP-Sensoren
Lenkradwinkel Lenkradwinkelsensor
Fahrgeschwindigkeit 4 x Raddrehzahlen
Gierrate Drehratensensor
Schwimmwinkel Querbeschleunigung
Reibwert Drucksensor am
Radschlupf Bremshauptzylinder
Radbremskraft Ventilschaltzeiten
Hydroaggregat
Radschräglauf hinten
Radschräglauf vorne
Obige Abbildung zeigt die für ein ESP notwendige Sensorik und die daraus
gewonnenen Informationen zur Beschreibung des Systemzustandes am Fahrzeug.
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1: Multipolring
2: Messzelle (Hall oder AMR-Sensor)
3: Sensorgehäuse
Quelle: Bosch
Beschleunigungsmessung
Anforderungen
– Messbandbreite ca. 5 Hz
– Messbereich 15 m/s²
– Genauigkeit < 0,5 m/s²
Messprinzipien
– Trägheitsbiegespannung (Spannungsmessung)
– Trägheitsauslenkung (Wegmessung)
– Trägheitskraftkompensation
F m a c x , c Federkonstante
x m
Messempfindlichkeit S: S
a c
F m a c x p x mx
Resonanzfrequenz: c
Quelle: Bosch (2001) 0
m
Messempfindlichkeit S: S 1 2
0
Wegmessende Beschleunigungssensoren,
konstruktiver Aufbau
a a: Beschleunigung in
Sensiereinrichtung
4: Si-Unterplatte
CM: Messkapazität
5: Glassubstrat
Mikromechanischer Beschleunigungssensor
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Video Beschleunigungssensor
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Drehratenmessung
Anforderungen
• Messbandbreite ca. 5 Hz
• Messbereich 100 °/s
• Genauigkeit < 2 °/s (ohne Software-Offsetkompensation)
Messprinzipien
• Sagnac-Effekt (Laser-, Faserkreisel)
• Mechanischer Kreisel
• Schwingungsgyrometer
• Mikromechanische Sensoren
Der Drehratensensor ist der Schlüsselsensor für die Stabilitätsregelung ESP, aber
auch Navigationssysteme verwenden einen speziell dafür entwickelten
Drehratensensor. Ein die Wankrate messender Drehratensensor ermöglicht die
Überschlagserkennung für Auslösung von Überschlagsschutzsystemen. Auch bei
der Abstandsregelung ist die Gierrate (Drehrate um die Hochachse) eine
essenzielle Größe.
Messprinzipien:
Sagnac-Effekt (Laser-, Faserkreisel): in der Luft- und Raumfahrt
eingesetzt, sehr genau aber für Kfz-Einsatz in Serie zu teuer.
Mechanischer Kreisel: immer noch für Navigationszwecke insbesondere
in der Schifffahrt eingesetzt, teuer
Schwingungsgyrometer: bisher einziges im Automobil vorstellbares
Prinzip, heute ausnahmslos mikromechanischer Aufbau
Seite 40 FAS, Kap 2 | K. Dietmayer | 2022
Drehratensensor
Blattfeder
1D-Beschleunigungssensoren
Über Federn in der Mitte gekoppelt
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Seite 44 FAS, Kap 2 | K. Dietmayer | 2022
https://www.youtube.com/watch?v=6_yhOORMpc8
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Seite 45 FAS, Kap 2 | K. Dietmayer | 2022
geregelter Druck
EV2 Hauptzylinder
EV1 Vordruck
Druckabbau AV1 AV2
Heutige ABS-Systeme sind nach dem Prinzip des modularen ABS aufgebaut. D.h.
die ABS-Aktoren und Modulatoren sind in einem separaten Hydroaggregat
verbaut, das sowohl mit den Radbremsen und dem Hauptbremszylinder (HBZ)
hydraulisch verbunden ist. Der HBZ bleibt gleich, egal ob ein ABS verbaut ist
oder nicht. Beim modularen ABS bleibt es auch bei dem geschlossenen Kreis, der
für eine PKW-Hilfskraftbremsanlage üblich ist. Der zweite Hydraulikkreis ist
entsprechend zum ersten aufgebaut und daher im Bild nicht enthalten.
Gemeinsam genutzt wird nur der Pumpenmotor M. Sollte der Bremsvordruck des
HBZ zu einer Blockade des Rades führen (Beispiel links), so wird das
Einlassventil EV1 gesperrt und der Druck am Auslassventil AV1 abgebaut.
Zunächst fließt die überschüssige Hydraulikmenge in die Speicherkammer.
Gleichzeitig beginnt die Rückförderpumpe damit, dieses Volumen wieder zum
HBZ zurück zu pumpen. Zur Dämpfung der Druckspitzen dienen Drossel und
Dämpferkammer (D). Ist genügend Druck abgelassen worden, schließt das
Auslassventil (Stellung wie AV2). Im Kreis rechts ist der Zustand für
Druckaufbau bzw. auch der nicht regelnde Zustand dargestellt mit den Ventilen in
ihrer nicht bestromten Ruhestellung.
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ASV
Rückförderpumpe saugt zum
USV M Druckaufbau aus dem
D HBZ-Vorrat Bremsflüssigkeit
Niederdruck
geregelter Druck
EV2
Hauptzylinder
EV1 Vordruck
AV1 AV2
Druckhalten
Druckaufbau
ESP-Ausführungsbeispiele
Continental MK100