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Tobias Koch
Psychologische Hochschule Berlin
Sommersemester 2019
Mittwoch 12-14 Uhr (c.t.)
Leitfragen der heutigen Vorlesung
siehe Kapitel 2.2
1. Wie läuft ein quantitativer
Forschungsprozess in der Regel ab?
2. Was macht eine wissenschaftliche
Hypothese aus?
3. Wie lügt man mit Statistik und wie kann
man das vermeiden?
4. Welche mathematischen Grundlagen
benötigen Sie in diesem Semester?
Koch | Statistik I 2
Inhaltliches Beispiel
• Studie zum Zusammenhang zwischen dem
Konsum gewalthaltiger Computerspiele
und aggressivem Verhalten
Koch | Forschungsmethoden 3
Forschungsprozess
Idee und Erkundung
Koch | Forschungsmethoden 42 5
Beispiel: Gewalthaltige Computerspiele
1.1. Erkenntnisinteresse (allgemeines Forschungsthema)
• Zwei konkurrierende Theorien:
Koch | Forschungsmethoden 6
Beispiel: Gewalthaltige Computerspiele
1.2. Erkundung: Sammlung verfügbaren Wissens
• Brainstorming
Koch | Forschungsmethoden 43 7
Beispiel: Gewalthaltige Computerspiele
2. Entwicklung und Formulierung einer Fragestellung
•…
Koch | Forschungsmethoden 8
Beispiel: Gewalthaltige Computerspiele
2.1. Aufstellung von Hypothesen:
Koch | Forschungsmethoden 9
Wissenschaftliche Hypothesen
• Griech. Hypóthesis = Unterstellung, Voraussetzung oder Grundlage
Koch | Forschungsmethoden 40 10
Wissenschaftliche Hypothesen
Keine wiss. Hypothesen sind dagegen Aussagen, die
• sich auf den Einzelfall beziehen:
• „Peter wird morgen Kopfschmerzen haben, wenn er weiter so viel Alkohol trinkt.“
• theoretisch unbegründet sind
• „Wer sich die Haare rot färbt, isst mehr Fisch.“
• nicht falsifizierbar sind
• „In der Hölle ist es heißer als 220 Grad.“
• nicht empirisch prüfbar, sondern per Definition richtig sind:
• „Unverheiratete Männer bezeichnet man als Junggesellen.“
• Möglichkeitssätze beinhalten:
• „Frauen können schwanger werden.“
Koch | Forschungsmethoden 44 12
Operationalisierung (Messbarmachung)
• Wann ist ein Computerspiel überhaupt
gewalthaltig?
• Wie misst man den Gewaltgehalt eines
Computerspiels?
• Was genau verstehen wir unter
aggressivem Verhalten?
• Verbales, relationales, oder physisches
Verhalten
• Wie misst man aggressives Verhalten?
Koch | Statistik I 13
Population und Auswahl einer Stichprobe
• Über welche Grundgesamtheit Grundgesamtheit
(Population) sollen Aussagen gemacht (Population) Stichprobenziehung
werden?
• Jugendliche, junge Erwachsene, ältere
Menschen
• Männer oder Frauen
• mit hohem oder niedrigem Bildungsniveau
• …?
• Wie wählt man eine Stichprobe aus der
Grundgesamtheit am besten aus? Stichprobe
Koch | Statistik I 14
Arten von Populationen
Es gibt fiktive und konkrete Populationen
• Konkrete Population
• Elemente sind klar identifizierbar.
• Beispiel: Population der an deutschen Hochschulen tätigen Professoren
• Fiktive Populationen
• Elemente sind nicht eindeutig identifizierbar.
• Beispiel: Vergleich der Depressivität von Personen, die sich zwei
verschiedenen Behandlungsmethoden unterzogen haben
• Die zugrunde gelegte Population ist die Menge aller Personen, die sich einer
solchen Behandlung unterzogen haben könnten (dies ist eine infinite, nicht
konkrete Population)
Koch | Forschungsmethoden 45 18
Forschungsprozess
4. Auswertung der empirischen Untersuchung
Fokus dieser
• Deskriptive Beschreibung der Daten Veranstaltung
• Inferenzstatistische Datenauswertung
Statistik II
• Statistische Hypothese (Sommer-
• Hypothesenüberprüfung semester)
Koch | Forschungsmethoden 47 19
Beispiel: Gewalthaltige Computerspiele
• Deskriptive Statistiken
Koch | Forschungsmethoden 20
Beispiel: Gewalthaltige Computerspiele
Koch | Statistik I 21
Beispiel: Gewalthaltige Computerspiele
r=.20 r=.50 r=.90
Koch | Statistik I 22
Forschungsprozess
5. Interpretation der Ergebnisse & Berichtserstattung
• Ausblick
Koch | Forschungsmethoden 23
Berichterstattung
• Poster
• Bericht
• Wissenschaftliche Publikation (z.B. Zeitschriftenartikel)
• Richtlinien der DGPs und der APA
Koch | Forschungsmethoden 48 24
Wie lügt man mit Statistik und wie kann man das
vermeiden?
Koch | Statistik I 25
Wie man mit Statistik lügt?
• Gravierende Fälschung
• Datenfälschung
Koch | Statistik I 26
Wie man mit Statistik lügt?
• Präsentation von Ergebnissen Abbildung
Tabelle
Koch | Statistik I 27
Wie man mit Statistik lügt?
• Achsenbeschneidung und Dehnung an den Rändern
Koch | Statistik I 28
Wie man mit Statistik lügt? Krämer, W. (2009).
So lügt man mit Statistik.
München: Piper.
• (K)eine Gebrauchsanweisung
Koch | Statistik I 29
Wie kann man das Vermeiden?
• Ehrlich sein! Mitdenken! Nachfragen!
• Solide Statistikkenntnisse erwerben!
• Etablierte Richtlinien und Standards befolgen (z.B. Guidelines der Task
Force on Statistical Inference)!
• Transparenz erhöhen (Open Science Framework)
• z.B. Daten und Auswertungssyntax zur Verfügung stellen
• Studien preregistrieren (d.h. vorregistrieren)
• Replikationsstudien durchführen
Koch | Statistik I 30
Nützliche Statistiken
Welche Partei erhielt wie viele Stimmen im Wahlbezirk Friedrichhain-Kreuzberg bei den Erststimmen zur
Bundestagswahl 2017?
Stimmen:
CDU, SPD, SPD, Die Linke, CDU, Die Linke, Die Linke, SPD, SPD, CDU, CDU, CDU, SPD, Grüne, FDP,SPD, SPD, NPD, SPD, FDP, Die Linke, Grüne,
Grüne, CDU, CDU, Grüne, CDU, SPD, Die Linke, CDU, SPD,SPD, SPD, CDU, FDP, SPD, SPD, CDU, Grüne, SPD, FDP, SPD, SPD, SPD, SPD, Grüne, CDU,
SPD, SPD, Grüne SPD, Grüne, SPD, FDP, SPD, CDU, Grüne, CDU, CDU, SPD, SPD, CDU, FDP, CDU, SPD, CDU, SPD, CDU, SPD,SPD, CDU, SPD, Die
Linke, SPD, CDU, Die Linke, Die Linke, Die Linke, SPD, CDU, NPD, FDP, Die Linke, Die Linke, Die Linke, CDU, SPD, CDU, SPD, CDU, CDU, CDU, CDU,
CDU, SPD, SPD, SPD, SPD, CDU,CDU, SPD, Die Linke, SPD, CDU, CDU, SPD, SPD, CDU, CDU, FDP, SPD, SPD, Die Linke, SPD, NPD,CDU, CDU, CDU,
SPD, CDU, Grüne, SPD, SPD, CDU, CDU, CDU, SPD, SPD, FDP, CDU, Grüne, CDU, SPD,SPD, CDU, CDU, Die Linke, Die Linke, Die Linke, SPD, SPD,
SPD, CDU, SPD, SPD, Grüne CDU, CDU, SPD, Grüne CDU, FDP, SPD, CDU, SPD, Die Linke, CDU, SPD, Die Linke, CDU, CDU, CDU, FDP, CDU, CDU,
CDU,SPD, FDP, SPD, SPD, CDU, CDU, CDU, SPD, SPD, CDU, SPD, SPD, Die Linke, CDU, Grüne, Die Linke, SPD, SPD, SPD, Die Linke, CDU, SPD, SPD,
SPD, Die Linke, Die Linke, SPD, SPD, CDU, SPD, Grüne CDU, Die Linke, FDP, FDP, CDU, CDU, Die Linke, SPD, SPD, CDU, Die Linke, CDU, SPD, CDU,
CDU, SPD, CDU,CDU, Grüne SPD, SPD, SPD, SPD, SPD, SPD, CDU, Die Linke, SPD, Die Linke, CDU, SPD, Die Linke, SPD,CDU, Grüne, SPD, Die Linke,
CDU, SPD, SPD, CDU, SPD, SPD, SPD, SPD, Grüne, Die Linke, Die Linke, FDP, SPD, CDU, SPD, Grüne, CDU, SPD, CDU, CDU, Die Linke, Die Linke,
SPD, CDU, Grüne, FDP, SPD, SPD,CDU, SPD, CDU, CDU, SPD, CDU, Die Linke, Grüne, Die Linke, Die Linke, Die Linke, SPD, Die Linke, CDU,CDU,
CDU, Die Linke, CDU, SPD, Die Linke, Grüne Die Linke, SPD, SPD, SPD, SPD, SPD, CDU, SPD, CDU,SPD, Grüne, CDU, CDU, SPD, Die Linke, Grüne,
CDU, FDP, Die Linke, Grüne, SPD, CDU, CDU, CDU, SPD,FDP, SPD, Die Linke, SPD, CDU, CDU, FDP, Die Linke, SPD, CDU, NPD, FDP, FDP, SPD, NPD,
SPD,SPD, SPD, CDU, CDU, CDU, Grüne, SPD, SPD, SPD, FDP, CDU, CDU, SPD, Die Linke, CDU, Die Linke, SPD, CDU, SPD, Die Linke, CDU, Die Linke,
CDU, CDU, CDU, SPD, SPD, SPD, Grüne, SPD, SPD, CDU,FDP, Grüne, CDU, CDU, CDU, CDU, CDU, SPD, NPD, CDU, SPD, CDU, SPD, CDU, SPD, CDU,
SPD, SPD, SPD, CDU, Grüne, CDU, CDU, CDU, Die Linke, CDU, CDU, SPD, CDU, Grüne, SPD FDP, AFD, CDU, SPD, Grüne
Koch | Statistik I 31
Nützliche Statistiken
Quelle: https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2017/ergebnisse/bund-
99/land-11/wahlkreis-83.html
Koch | Statistik I 32
Motto
Koch | Statistik I 33
Welche mathematischen Grundlagen
benötigen Sie in diesem Semester?
• „Statistik ist so kompliziert.“
Koch | Statistik I 34
Welche mathematischen Grundlagen
benötigen Sie in diesem Semester?
• Verwendung des Summenzeichens:
𝑛
𝑎1 + 𝑎2 + ⋯ + 𝑎𝑛 = 𝑎𝑖 = 𝑎𝑖
𝑖=1 𝑖∈𝐼
• Erklärung:
• 𝑎1 , 𝑎2 , … , 𝑎𝑛 ∈ ℝ seien 𝑛 reelle Zahlen
• i heißt Summationsindex
• 𝐼 = {1, . . . , 𝑛} heißt Indexmenge
Koch | Statistik I 35
Welche mathematischen Grundlagen
benötigen Sie in diesem Semester?
• Beispiel
Alter 𝑥𝑖 24 20 30 26
• Summe
𝑛
𝑥𝑖 = 24 + 20 + 30 + 26 = 100
𝑖=1
Koch | Statistik I 36
Rechenregel für Summen
• Multiplikation mit einer Konstanten (reellen Zahl):
𝑛 𝑛 𝑛
𝑛 𝑛
= 𝛼 ∙ 𝑎𝑖 + 𝛽 ∙ 𝑏𝑖
𝑖=1 𝑖=1
Alter 𝑥𝑖 24 20 30 26
• Mittelwert (Durchschnitt):
𝑛
1 1
𝑥𝑖 = (24 + 20 + 30 + 26) = 25
𝑛 4
𝑖=1
Koch | Statistik I 38
Matrizen und Doppelsummen
• Matrix (Tabelle) 𝑎11 𝑎12 ⋯ 𝑎1𝑚
𝑎21 𝑎22 ⋯ 𝑎1𝑚
⋮ ⋮ ⋱ ⋮
𝑎𝑛1 𝑎𝑛2 ⋯ 𝑎𝑛𝑚
• Doppelsummen 𝑛 𝑚
𝑎𝑖𝑗 = 𝑎𝑖𝑗
𝑖=1 𝑗=1 𝑗=1 𝑖=1
Koch | Statistik I 39
Lernfragen
• Nennen Sie die wesentlichen Schritte, die im Rahmen eines quantitativen
Forschungsprozesses durchlaufen werden.
• Was versteht man unter Operationalisierung?
• Was versteht man unter einer konkreten und einer fiktiven Population?
• Wann ist eine Stichprobe repräsentativ? Was versteht man unter einem
Stichprobenfehler und was unter einem systematischen Fehler?
• Was versteht man unter einer Klumpenstichprobe?
• Wie kann man das Lügen mit Statistiken vermeiden? Nennen Sie vier
Möglichkeiten.
• Berechnen Sie die Summe aus den natürlichen Zahlen von 1 bis 10.
Koch | Statistik I 40
Leitfragen der nächsten Vorlesung
Lesen Sie Kapitel 5.1-5.3!
1. (Wie) kann man Erleben und Verhalten
messen?
2. Was kann man mit den Zahlen, die durch
psychologische Messverfahren gewonnen
wurden, anfangen?
3. In welcher Weise sind psychologische
Messwerte aussagekräftig und
bedeutungsvoll?
4. Welche Skalenniveaus gibt es in der
Psychologie und in worin unterscheiden sie
sich voneinander?
Koch | Statistik I 41
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Koch | Statistik I 42