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Chronisch-

entzündliche
Erkrankungen:
Ursachen,
Symptome und
Therapien
Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen gehören zum
Beratungsalltag der Apotheken. Die Folgen einer solchen Erkrankung
mindern oft nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sondern auch die
ihres Umfelds. Mit welchen therapeutischen Ansätzen das fehlgesteuerte
Immunsystem wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann, ist Inhalt
dieser Fortbildung.

Ob Psoriasis oder Morbus Crohn: Angesichts der verschiedenen


Krankheitsbilder ist es schwer vorstellbar, dass die zugrundeliegende
Ursache in einer ähnlichen Störung des Immunsystems liegt. Seitdem die
pathophysiologischen Mechanismen erkannt wurden, wird nach Wirkstoffen
gesucht, die regulierend in die fehlgeleiteten Immunprozesse eingreifen
können.

Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen entwickeln auffallend


häufig Komorbiditäten. In der Beratung gilt es, den Blick zu schärfen, ob
sich zu einer bestehenden chronisch-entzündlichen Erkrankung eine
Begleiterkrankung entwickelt.

Psoriasis und Psoriasis-Arthritis: Ursachen und Symptome

Psoriasis: Die Schuppenflechte ist eine T-Zell-vermittelte inflammatorische


Erkrankung. Ausgelöst durch eine genetische Disposition in Verbindung mit
Umweltfaktoren, kommt es zu einer Fehlreaktion des Immunsystems. In
Deutschland sind rund 2 Millionen Menschen betroffen.1 Damit ist die
Schuppenflechte eine der häufigsten Dermatosen. Psoriasis ist durch
entzündete, juckende und raue Hautflecken gekennzeichnet. Die häufigste
Form der Psoriasis, die Plaque-Psoriasis, zeigt eine typische silbrige
Schuppung auf den entzündeten Hautarealen. Betroffen sind vor allem
Ellenbogen, Knie, Lumbosakralregion, der behaarte Kopf, Nabel und Nägel.

Typischer Psoriasis-Herd an der Streckseite des Ellenbogens | Bild:


Janssen-Cilag GmbH
Psoriasis-Arthritis: Diese entzündliche Gelenkerkrankung tritt im
Zusammenhang mit Schuppenflechte auf. Jahre nach der Diagnosestellung
einer Psoriasis kann es zu Gelenkbeschwerden kommen. Aber auch der
umgekehrte Fall tritt auf: Gelenksymptome gehen den Hautveränderungen
voraus. Betroffen sind vorwiegend die Gelenke der Hände, Füße in seltenen
Fällen auch die der Wirbelsäule.

Auch bei dieser chronisch-entzündlichen Erkrankung kommt es aufgrund


von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren zu einer fehlgeleiteten
Immunreaktion. Der Gelenkbefall ist meist asymmetrisch und tritt zum
Beispiel an den End- und Mittelgelenken der Hände und Füße auf. 1

Psoriasis-Arthritis, hier dargestellt mit einem entzündeten


Fingermittelgelenk. Neben dem Gelenkbefall kann eine Psoriasis-Arthritis
von Haut- und Nagelveränderungen begleitet sein. | Bild: Janssen-Cilag
GmbH
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED):
Ursachen und Symptome

Morbus Crohn: Diese chronische Entzündung der Darmwand kann den


gesamten Verdauungstrakt vom Mund bis zum After befallen. Häufig sind
alle Schichten der Darmwand betroffen. Mögliche Symptome sind
Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Druckschmerz, eher unblutiger Durchfall
und Fieber. Darüber hinaus kann es zur Bildung von Fisteln und Ulzera
kommen. Der Krankheitsverlauf ist individuell unterschiedlich. Typisch ist ein
schubförmiger Verlauf.

Bei der endoskopischen Untersuchung zeigt die Schleimhaut bei Morbus


Crohn das charakteristische Bild eines Pflastersteinreliefs: Areale mit
geschwollener, entzündeter Schleimhaut wechseln sich mit ulzerierten
Arealen ab. | Bild: Janssen-Cilag GmbH
Colitis ulcerosa: Im Gegensatz zum Morbus Crohn spielt sich bei der Colitis
ulcerosa das entzündliche Geschehen vorrangig in der Darmschleimhaut
des End- oder Dickdarms, dem Colon, ab. Besonders häufige Symptome
sind blutig-schleimige Durchfälle und Bauchschmerzen. Auch diese
chronisch-entzündliche Darmerkrankung verläuft oftmals in Schüben mit
nahezu beschwerdefreien Zeiten.

Bei Colitis ulcerosa entzündet sich die Darmschleimhaut vom Enddarm aus
kontinuierlich über den Dickdarm. | Bild: Janssen-Cilag GmbH
Welche Begleiterkrankungen können auftreten?

Die Schuppenflechte ist eine Hauterkrankung. Einige der Psoriasis-


Patienten entwickeln zusätzlich eine entzündliche Erkrankung der Gelenke,
eine Psoriasis-Arthritis.1 Darüber hinaus wird eine ganze Reihe weiterer
Erkrankungen mit der Schuppenflechte in Verbindung gebracht.
Herz-/Kreislauferkrankungen, Adipositas, Diabetes, chronisch-entzündliche
Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Gelenkbeteiligungen treten
beispielsweise bei Psoriasis-Patienten deutlich häufiger auf als bei der
Normalbevölkerung.2
Folgende Komorbiditäten werden bei Patienten, die von Psoriasis-
Arthritis betroffen sind, gehäuft beobachtet: Psoriasis (50%),
Spondylarthritis (2%), chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (1%) und
Uveitis (1%).3

Wie bei den chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen liegt bei der


chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eine Fehlregulation des
Immunsystems vor. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa betreffen in erster
Linie den Magen-Darm-Trakt, darüber hinaus können aber auch bei diesen
inflammatorischen Erkrankungen eine ganze Reihe von
Begleiterkrankungen auftreten. Manche davon stehen in einem engen
Zusammenhang mit der Grunderkrankung. Zum Beispiel finden sich bei
Morbus-Crohn-Patienten häufiger als bei der Normalbevölkerung Gallen-
oder Nierensteine, bedingt durch die Störung der Darmfunktion. Aber auch
weitere extraintestinale Manifestationen, wie beispielsweise ein häufigeres
Auftreten von Gelenkentzündungen, werden beobachtet. 3

Tipp für die Beratungspraxis:

Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen haben ein deutlich


erhöhtes Risiko, weitere entzündliche Erkrankungen oder Erkrankungen des
metabolischen Syndroms zu entwickeln.

In der Beratung ist es deshalb wichtig, aufmerksam zuzuhören, wenn


Patienten über Symptome berichten. Falls der Verdacht auf eine
Begleiterkrankung besteht, ist eine Abklärung bei einem Facharzt unbedingt
anzuraten.
Entstehung und Entwicklung chronisch-entzündlicher
Erkrankungen

Chronisch-entzündliche Erkrankungen zeigen sich jeweils mit spezifischen,


sehr unterschiedlichen Symptomen. Zugrunde liegen allerdings
vergleichbare pathophysiologische Mechanismen.
Eine Entzündung ist die Folge einer Abwehrreaktion des Immunsystems mit
dem Ziel, die Ursache zu beseitigen. Sie hat zum Ziel, den Körper zu
schützen. Im Gegensatz dazu kann es im Fall einer Über- oder
Fehlregulation des Immunsystems zu einer Schädigung des Körpers
kommen. Als Auslöser einer Überreaktion kommen beispielsweise
Allergene, Schadstoffe oder Pilze in Betracht. Eine Fehlregulation kann sich
u. a. gegen körpereigene Strukturen richten.

Mithilfe von innovativen Therapieansätzen ist es in den letzten 30 Jahren


gelungen, einen Paradigmenwechsel in der Behandlung chronischer
Entzündungen einzuleiten. Bei vielen Patienten ist es inzwischen möglich, in
Entzündungsprozesse einzugreifen und die Symptome zu mildern.
Antikörper blockieren zum Beispiel Entzündungsmediatoren wie Zytokine
oder deren Rezeptoren und können so u. a. das Einwandern von
Entzündungszellen in die betroffenen Areale unterdrücken.4

Aufgrund der pathophysiologischen Gemeinsamkeiten der verschiedenen


Erkrankungen gibt es mittlerweile eine Vielzahl an therapeutischen
Antikörpern, die z. B. sowohl bei der Plaque-Psoriasis, Psoriasis-Arthritis als
auch Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzt werden können.5 Es gibt
aber auch wichtige Unterschiede zwischen den Erkrankungen. So kann sich
z. B. die Therapie einer Psoriasis mit einem IL-17-Inhibitor unter Umständen
ungünstig auf einen bestehenden Morbus Crohn auswirken. 6 Um Patienten
mit komplexen chronisch-entzündlichen Erkrankungen bestmöglich zu
behandeln, ist es daher wichtig, dass Ärzte verschiedener Fachrichtungen
eng miteinander zusammenarbeiten.

Kooperation der Fachärzte für individuelle Behandlung

Trotz intensiver Forschung sind bis heute noch nicht alle pathogenetischen
Prozesse geklärt, die zur Entwicklung chronisch-entzündlicher
Erkrankungen führen. Das Unternehmen Janssen setzt sich für ein tiefes
Verständnis immunologischer Prozesse und das Aufdecken neuer
Signalwege ein. Ziel ist es, für jeden Patienten die für ihn am besten
geeignete Behandlung zu finden!
Weil sich chronische Entzündungen an unterschiedlichen Organsystemen
manifestieren können, ist es wichtig, dass die verschiedenen Fachärzte, wie
Gastroenterologen, Dermatologen und Rheumatologen, gut
zusammenarbeiten. Janssen fördert diese Zusammenarbeit mit
verschiedenen Initiativen. Zum einen mit der Inflammation Center Initiative,
deren Ziel es ist, Entzündungszentren zu etablieren und die interdisziplinäre
Entzündungsmedizin weiter voranzubringen und auszubauen. Zum anderen
richtet Janssen u. a. einmal jährlich den nationalen Inflammation Summit in
Berlin aus, auf dem Gastroenterologen, Dermatologen und Rheumatologen
über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von chronisch-entzündlichen
Erkrankungen diskutieren und sich untereinander vernetzen können.

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