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Gesunde Gingiva

Auch bei einer gesunden Gingiva ist ein Biofilm zu finden. Unser
Immunsystem schützt den Körper vor den bakteriellen Angriffen

• Straff
• Gestippelt
• Girlandenförmiger Verlauf
• Ohne Blutung, Schwellung, Rötung
Schmerz
• Papille füllt Interdentalraum aus
• Blassrosa
• Endet an der SZ-Grenze
• Verhornt
Gingivitis

Der am Gingivarand und im Sulcus haftende Biofilm scheidet Toxine aus. Der
Körper bzw. unser Immunsystem möchte sich wehren und reagiert mit einer
Entzündung –>Gingivitis

• Eine Gingivitis kann jahrelang bestehen ohne sich zu einer Parodontitis zu


entwickeln
• Gingivitis ist reversibel/Parodontitis nicht
• Parodontitis entwickelt sich i.d.R aus einer Gingivitis
• Bei mehr als 95 % der Erwachsenen ist eine Gingivitis zu sehen
• Besonders die interdentale Gingiva betroffen
Ökosystem Zahnfleischtasche - Grundlagen
der Biofilmentstehung

Biofilme bestehen aus einer Schleimschicht, in der Bakterien eingebettet sind. Sie werden im
Alltag als „Belag“ wahrgenommen. Biofilme entstehen, wenn Mikroorganismen sich an
Grenzflächen ansiedeln. Sie bilden sich überwiegend in wässrigen Systemen, entweder auf der
Wasseroberfläche oder auf einer Grenzfläche zu einer festen Phase

• => Speichel – Zahnoberfläche – dentale Plaque


• Mikrobielle Kommunikation
Vorteile für MO im Biofilm:
• Toleranter gg . Antimikrobielle Agenzien, Umweltfaktoren, Wirtsabwehr
• Pathogenität steigt in Kombinationen von Spezien
• Bessere Haftung, bessere Wachstumsmöglichkeiten
Die Zeichen einer Gingivitis
Gingivitis ist das Vorliegen einer gingivalen Entzündung, definiert durch BOP an ≥
10 % der Messstellen bei intaktem Parodont (Abwesenheit von messbarem
Attachment- und Knochenverlust durch eine vorangegangene Parodontitis)

Weitere mögliche Symptome:


• Rötung
• Blutung (Blutgefäße werden weiter)
• Schwellung (Saumepithel wird aufgelockert, Bakterien können zwischen Zahn
und Epithel subgingival vordringen)
• Schmerz
• Vermehrtes Sulkusfluid
• Gingivale Tasche (Plaque breitet
sich nach subgingival aus)
• Pseudotaschenbildung
• Verlust der Stippelung
• reversibel
Therapie bei Gingivitis:
• Entfernung von Reizfaktoren (Plaque, Zahnstein,..)
• Mundhygieneinstruktion, tägliche häusliche ID-Pflege
• PZR/Regelmäßiges Recall
• Ggf. zusätzlich CHX

Die Gingivitis ist reversibel, d.h. mit geeigneten Maßnahmen können


wieder gesunde Verhältnisse hergestellt werden. Zuerst verschwindet die
akut entzündliche Reaktion, in den folgenden 6 Wochen findet die
subgingivale Heilung statt. Ohne die Compliance des Patienten entsteht
nach wenigen Tagen erneut eine Gingivitis!
Von der Gingivitis zur Parodontitis
• Gingivitis und Parodontitis gelten als Biofilm-induzierte entzündliche
Erkrankungen. Sie sind die häufigsten Krankheiten der Menschheit [Guinness
World Records, 2011].
• Dysbiose – eine Veränderung der mikrobiellen Gemeinschaft =>„Das
Aquarium kippt“
Parodontitis
Klinische Definition:
Chronische, multifaktorielle Entzündungskrankheit, assoziiert mit einem dysbiotischen Plaque-Biofilm und gekennzeichnet
durch die fortschreitende Zerstörung des Zahnhalteapparats. Die Parodontitis ist durch eine Entzündung charakterisiert, die
zum Verlust parodontalen Attachments führt=>Nicht reversiebel

Durch drei Faktoren gekennzeichnet:


• Verlust des Zahnhalteapparats, erkennbar durch klinischen Attachmentverlust (clinical attachment loss – CAL) und
röntgenologisch sichtbaren Knochenabbau
• Das Vorhandensein parodontaler Taschen
• Gingivale Blutung

Eptihelial:
• Proliferation/Wachstum des Taschenepithels
• Produktion Zytokine, die die Immunantwort triggern
• IL-1beta, IFN-gamma, PGE2 aktivieren Osteoklasten
• Bindegewebiger Attachmentverlust

Weiter Symptome:
• Es können alle Zeichen der Gingivits bestehen
• Zahnwanderung, -kippung, -elongation
• Taschenaktivität (Blutung, Exsudat, Eiter)
• Taschen- und Furkationsabzesse
• Fistelbildung
• Schrumpfung der Gingiva/Rezessionen
Warum bekommt ein Patient Parodontitis?
Warum verläuft sie bei manchen Patienten
schneller als bei anderen?

Risikofaktoren:
• Bakterien
• Rauchen
• Genetik
• Systemerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, HIV-Infektion, Adipositas, Rheumatoide Arthritis )
• Reduzierte Immunabwehr
• Osteoporose
• Stress
• lokale zahnspezifische Faktoren ( z. B. iatrogene Faktoren)

Aktuelle Erkenntnisse belegen multifaktorielle Krankheitseinflüsse auf zahlreiche


immunentzündliche Reaktionen. Dies macht dysbiotische Veränderungen des Mikrobioms bei
einigen Patienten wahrscheinlicher als bei anderen und kann den Schweregrad der Erkrankung
für solche Personen beeinflussen
Durch Parodontitis begünstigt:
• Herz-Kreislauf-Erkrankungen
• Atherosklerose und ihrer Folgeerkrankungen (Myokardinfarkt, Schlaganfall)
• Diabetes
• Frühgeburten
• Vermindertes Geburtsgewicht
• Rheumatische Erkrankungen (PA-Bakterien sind auch mitverantwortlich für das
Entstehen einer Entzündung im Gelenk)

Bei systemischen Erkrankungen werden Zytokine (z. B. IL-1ß, IL6 und TNF-alpha)
hochreguliert, was zu einer überschießenden Immunantwort führt
Wann ist der Patient ein PA-Patient?
1. Interdentaler CAL an mindestens zwei nicht benachbarten Zähnen
erkennbar ist
oder
2. Bukkaler oder oraler CAL ≥3mm an ≥2 Zähnen

Parodontitis muss von folgenden Erkrankungen abgegrenzt werden:

• Gingivale Rezession aufgrund von Trauma


• Karies im zervikalen Bereich des Zahnes
• CAL distal an einem zweiten Molaren in Zusammenhang mit
fehlpositionierten oder extrahierten Weisheitszahn
• Endodontische Läsionen, die sich über das marginale Parodont entleeren
• Wurzellängsfraktur
Unterschied CAL/Taschentiefe
CAL ST/Taschentiefe
(clinical attachement loss)
Der klinische Attachmentverlust stellt Die Sondierungstiefe/
die Menge des verloren gegangenen Taschentiefe ist die Distanz
Zahnhalteapparats dar. Er setzt sich vom Gingivarand bis zum
zusammen aus der gemessenen sondierbaren Taschenboden
Taschentiefe (Sondierungstiefe) plus
dem Ausmass einer Rezession
Der PSI/Parodontaler Screening-Index

Der PSI bewertet den parodontalen Zustand des Patienten und gibt
die notwendige Behandlung vor

Vorgehen:
• WHO-Sonde
• 6 Meßstellen
• Sextantenweise
(der schlechteste Wert
wird gefasst)
Klinische Abnormitäten werden mit einem
Sternchen (*) versehen:
• Furkationsbeteiligung
• Zahnbeweglichkeit
• Mukogingivale Probleme
• Rezessionen von mehr als 3,5 Millimetern

Bei Kindern und Jugendlichen wird der PSI bis zum vollendeten 18. Lebensjahr an
den Indexzähnen 16, 11, 26, 36, 31, 46 bzw. bei deren Fehlen an den
benachbarten bleibenden Zähnen erhoben. Der Durchbruch der Zähne sollte
abgeschlossen sein

Neu:
• Bei Abnormitäten wird in den nächsthöheren als den per Messung festgestellten
Code hochgestuft
• Wenn in einem Sextanten nur noch ein Zahn vorhanden ist, so wird dieser Zahn
dem nächsten Sextanten zugeordnet
• Der Patient erhält eine Information über das Untersuchungsergebnis und deren
Bedeutung (Vordruck 11)
Befundevaluation/PA-Status

• Sondierungstiefen in mm (halbe mm werden aufgerundet)


• BOP (bleeding on probing)
• Lockerungsgrade
• Furkationsgrade
• Röntgen
Befundevaluation
Lockerungsgrade: Furkationsbeteiligung:

Grad 0 F0
• normale, physiologische • keine Furkationsbeteiligung
Zahnbeweglichkeit
F1
Grad 1
• Furkation sondierbar, horizontale
• erhöhte Zahnbeweglichkeit, spürbar oder Tiefe bis 3 mm
sichtbar bis 1 mm horizontal
F2
Grad 2
• horizontale Tiefe der Furkation
• erhöhte Zahnbeweglichkeit, sichtbar über 3mm, jedoch nicht durchgängig
1 mm horizontal
F3
Grad 3
• Furkation horizontal durchgängig
• erhöhte Zahnbeweglichkeit, beweglich auf
Lippen- und Zungendruck und / oder in
axialer Richtung
2. Neue Klassifikation parodontaler
Erkrankungen
Im Rahmen der EuroPerio 9 am 22. Juni 2018 in Amsterdam vorgestellt

• Neuen Erkenntnisse, besonders zur Ätiologie und Pathogenese der


parodontalen Erkrankungen, werden berücksichtigt
• Es fehlten bisher Einflussfaktoren, wie etwa das Patientenalter,
Rauchgewohnheiten und systemische Erkrankungen
• Beschreibung der Gingivitis fielen unnötig komplex aus
• Klare Definition parodontaler Gesundheit fehlte, sowohl histologisch als
auch klinisch
• Definiert wird bei einem intakten als auch bei einem reduzierten
Parodontium
• Es gibt keine Evidenz für eine spezifische Pathophysiologie, die eine
Differenzierung von Fällen als „aggressive“ oder „chronische“ Parodontitis
erlaubt
• Erstmal periimplantäre Erkrankungen
• Individuelle, gezielte Therapie jedes Paro-Patienten
• „Staging and Grading“ als Kernstück
Stadien-Einteilung (Staging)
Beurteilung des Stadiums/Schweregrad/Ausmaß der Parodontitis + Komplexität

• Für das erste Staging sollte der klinische Attachmentverlust (CAL) herangezogen
werden
• Sind diese Informationen nicht verfügbar, sollte der röntgenologische Knochenabbau
(RBL) verwendet werden
• Es wird der am stärksten betroffenen Zahn bewertet
• Komplexitäts-Wert=Komplexität der Behandlung des Falles; Faktoren wie z. B. hohe
Sondierungstiefen, vertikale Defekte, Furkationsbeteiligung, Zahnhypermobilität,
Wanderungen und/oder Auffächerungen von Zähnen, Zahnverlust,
Alveolarkammdefekte und Verlust der Kaufunktion
• Z. B. bei Furkationsbefall von Grad II oder Grad III immer Stadium III oder IV –
unabhängig vom CAL
• Oft sind nicht alle Komplexitätsfaktoren vorhanden, aber es wird auch nur ein einziger
benötigt, um die Diagnose hin zu einem höheren Stadium zu verändern
• Auch wenn Komplexitätsfaktoren, die zu höherem Staging geführt hatten, durch die
Behandlung eliminiert wurden, soll doch keine Herabstufung erfolgen, weil dieser
Faktor immer in der Erhaltungstherapie Berücksichtigung finden sollte
Grad-Einteilung (Grading)
Einschätzung des Risikos einer PA-Progression und das wahrscheinliche Ansprechen auf
die Therapie

• Diese Einschätzung bestimmt die Intensität der Therapie und die sekundäre
Prävention nach der Therapie
• Berechnung direkt: Wenn Unterlagen vorliegen wird über die letzten 5 Jahre
berechnet
• Oder indirekt: Ermittlung des Knochenabbau/Altersverhältnisses über aktuelle
Röntgenbilder (wenn Knochenabbau höher als das Alter ist: immer Grad C)
• Im Anschluss kann der Befund durch die Risikofaktoren Rauchen und Diabetes
weiter modifiziert werden
• Z.B. moderate Progressionsrate (Grad B)+schlecht kontrollierter Typ-2-
Diabetes=schnelle Progression (Grad C)
• Grad A wenn die Krankheit zum Stillstand gekommen ist
3. PA-Behandlungsstrecke
- erst nach dem erfolgreichen
„Erklimmen“ einer Stufe geht es zur nächsten
Anamnese/Befund
Diagnose/Dokumentation
04 - PSI 12 Pkt
4 – Parodontalstatus 44 Pkt
Neu:
• Rö. max. 12 Monate
• Sondierungstiefe mit halben Millimetern wird aufgerundet
• Bei Blutung, * hinter ST-Ziffer
• Nach Diabetes und dem HbA1C-Wert muss gefragt werden
Die erste Therapiestufe
Nach Genehmigung PA-Antrag
ATG - Parodontologisches Aufklärungs -und Therapiegespräch 28 Pkt
Ziel => Schaffung eines Patientenverständnisses über die Auswirkungen der Erkrankung, Stärkung der
Adhärenz
• Erörterung von ggf. bestehenden Therapiealternativen
• UPT
• Information über exogene und endogene Risikofaktoren (Verweis auf ärztliche Behandlung nach
Anamnese, Rauchen)
• Info über Wechselwirkungen mit anderen Erkrankungen, wie Diabetes mellitus oder koronare
Erkrankungen

MHU - Patientenindividuelle Mundhygieneunterweisung 45 Pkt


Zeitlicher Zusammenhang mit AIT

• Mundhygieneaufklärung
• Bestimmung des Entzündungszustandes der Gingiva
• Anfärben von Plaque
• Individuelle Mundhygieneinstruktion
• Praktische Anleitung zur Mundhygiene sowie die Bestimmung geeigneter Mundhygienehilfsmittel und
deren Anwendung

PMPR Professionelle mechanische Plaquereduktion => Privatleistung, evtl. vor AIT zu erbringen
108 6 Pkt
Die zweite Therapiestufe
Ziel:
Reduktion/Elimination des subgingivalen Biofilms und mit Hand- (Küretten) oder maschinell betriebenen (d. h.
Schall/Ultraschall) entweder allein oder in Kombination

Die zweite Therapiestufe sollte unabhängig vom Stadium der Erkrankung bei allen Parodontitispatienten
erfolgen, aber nur an Zähnen mit Verlust von parodontalem Stützgewebe und/oder der Ausbildung von
parodontalen Taschen

Quadrantenweise oder im Full-Mouth-Vorgehen (innerhalb von 24 h)

AIT a 14 Pkt
Antiinfektiöse Therapie – je behandeltem einwurzeligen Zahn

AIT b 26 Pkt
Antiinfektiöse Therapie – je behandeltem mehrwurzeligen Zahn

Sollte nach Möglichkeit innerhalb von 4 Wochen abgeschlossen werden

111 - Nachbehandlung, je Sitzung 10 Pkte


Entfernen von Fäden und das Beseitigen verbliebener lokaler Reizfaktoren bzw. die Behandlung von
Wundheilungsstörungen.
Die zweite Therapiestufe
BEV a - Befundevaluation nach AIT 32 Pkt
=> Nachdem die parodontalen Gewebe ausgeheilt sind; 3-6 Monate nach Abschluss
der AIT
• Sondierungstiefen und Sondierungsblutung
• Zahnlockerung
• Furkationsbefall
• Röntgenbefundung, welcher den röntgenologischen Knochenabbau sowie die
Angaben des Knochenabbau (%/Alter) umfasst – nur wenn neue Rö erstellt wurden
• Die erhobenen Befunddaten werden mit den Befunddaten des Parodontalstatus
verglichen

Stufe 3 = > Chirurgie Stufe 4 => UPT


Endpunkte der Therapie noch nicht Bei erfolgreicher AIT
erreicht/bei Resttaschen ≥ 6 mm
Die dritte Therapiestufe
Ziel: Behandlung der Bereiche, die nicht adäquat auf die zweite Therapiestufe
reagiert haben => Resttaschen ≥ 6 mm

• Zugang für die subgingivale Instrumentierung verbessern oder die Läsionen, die zur
Komplexität der Parodontitis und Parodontalbehandlung beitragen (Knochentaschen
und Furkationsbefall), regenerativ oder resektiv therapieren
z. B. durch:
• Wiederholte subgingivale Instrumentierung mit/ohne adjuvante Therapien
• Parodontalchirurgie: Zugangslappen, resektive Parodontalchirurgie, regenerative
Parodontalchirurgie

CPT a Chirurgische Therapie – je behandeltem einwurzeligen Zahn 22 Pkt


CPT b Chirurgische Therapie – je behandeltem mehrwurzeligen Zahn 34 Pkt
Neu:
• Das geschlossene Vorgehen ist vor dem offenen Vorgehen künftig ein MUSS
• 6 mm als Limit für einen Leistungsanspruch

BEV b - Befundevaluation nach CPT 32 Pkt


3-6 Monate nach Abschluss der CPT
Die vierte Therapiestufe - die UPT
3-6 Monate nach Abschluss der AIT/CPT

Ziel => Parodontale Stabilität


Maßnahmen der UPT sollen für einen Zeitraum von zwei Jahren regelmäßig erbracht
werden.

Die Frequenz richtet sich nach dem Grad der Parodontalerkrankung:


Grad A: einmal im Kalenderjahr mit einem Mindestabstand von zehn Monaten
Grad B: einmal im Kalenderhalbjahr mit einem Mindestabstand von fünf Monaten
Grad C: einmal im Kalendertertial mit einem Mindestabstand von drei Monaten

Es besteht die Möglichkeit einer Verlängerung der UPT-Maßnahmen, die in der


Regel nicht länger als 6 Monate sein darf.
Die erste Abrechnung der Behandlungsstrecke ist nach der Leistung AIT
(geschlossenes Vorgehen) möglich. Anschließend ist die Abrechnung je anfallender
Leistungen monatlich möglich
UPT a 18 Pkt
• Mundhygienekontrolle: Plaque- und Blutungsindex

UPT b 24 Pkt
• Ggf. Mundhygieneunterweisung

UPT c 3 Pkt
• Reinigung aller Zähne supragingival/PZR

UPT d 15 Pkt
• Messung von Sondierungsbluten und Sondierungstiefen (≥ 2 Stellen) ab Grad B
• Grad B: bei 2. und 4. UPT
• Grad C: bei 2./3./5./6. UPT

UPT e 5 Pkt
Subgingivale Instrumentierung bei Sondierungstiefen von 4 mm oder mehr und Sondierungsbluten sowie an allen Stellen mit einer
Sondierungstiefe von 5 mm oder mehr, je einwurzeligem Zahn
Evtl. Anästhesie erforderlich und abrechenbar
UPT f 12 Pkt
Subgingivale Instrumentierung bei Sondierungstiefen von 4 mm oder mehr und Sondierungsbluten sowie an allen Stellen mit einer
Sondierungstiefe von 5 mm oder mehr, je mehrwurzeligem Zahn, evtl. Anästhesie erforderlich und abrechenbar

UPT g
Ab dem Beginn des zweiten Jahres der UPT einmal im Kalenderjahr abrechenbar 32 Pkt
• Untersuchung des Paradontalzustands
• Sondierungstiefen
• Sondierungsblutung
• Zahnlockerung,
• Furkationsbefall
• Röntgenologischer Knochenabbau sowie die Angabe des Knochenabbaus in Relation zum Patientenalter
PZR vs. UPT
PZR UPT
=>Prophylaktische Leistung => Therapeutische Leistung

Vollständige Entfernung von Im Focus steht sozusagen nicht das


Verfärbungen, Plaque/Biofilm, Erdgeschoss, sondern der Keller
Zahnstein, evtl. Konkremente

• Nach „UPT-Zeitraum“ bei stabilen • Im Zeitraum von 2 Jahren nach API


Zahnfleischtaschen
• Nach UPT-Zeitraum wenn
• Bei Kindern/Jugendlichen Zahnfleischtaschen instabil/BOP +
• Zur Parodontitisprophylaxe
Periimplantäre Erkrankungen
=> Plaque-assoziierter pathologischer Zustand

Periimplantäre Mukositis: Periimplantitis:


=> ca. 65 % betroffen => ca. 45 % betroffen
• Entzündung des Weichgewebes rund • Blutung und/oder Eiterung bei sanfter
um das Implantat Sondierung
• Blutung und/oder Eiterung bei sanfter • (Sondierungstiefen von ≥6 mm)
Sondierung • Knochenniveau ≥3 mm apikal des am weitesten
• Evtl. andere sichtbare koronal befindlichen Abschnitts des intraossären
Entzündungszeichen wie Rötung und Implantatanteils
Schwellung • Läsionen erstrecken sich nach apikal des
• Läsionen lateral zum Saumepithel, Saumepithels
erstreckt sich aber nicht in die • Mobilität des Implantates klinisch eher selten
suprakrestale Bindegewebszone “apikal” bzw. lediglich bei einer schweren Periimplantitis
des Saumepithels
• Erhöhung der Sondierungstiefe evtl. bei • Röntgenologischer Knochenverlust im Vergleich
Schwellung/Hyperplasie zu früheren Untersuchungen
• Kein Knochenabbau

Eine periimplantäre Mukositis geht einer Periimplantitis voraus


Die frühe Therapie der periimplantären Mukositis zur Vermeidung der Periimplantitis hat
oberste Priorität
Therapie periimplantäre Mukositis:
• Mundhygieneinstruktion, Optimierung der häuslichen Mundhygiene durch den Patienten
• Die Empfehlungen zum häuslichen mechanischen Biofilmmanagement sollen analog zu denen für natürliche Zähne
erfolgen (S3-Leitinie)
=> Interdentalbürstchen
=> Superfloss/Spezialfloss
=> Monobüschelbürsten

• Systemische und lokale Risikofaktoren identifizieren

• Faktoren wie z.B. ein fehlerhafter Sitz und/oder mangelnde Präzision der Sekundärteile, Fehlpositionierungen der
Implantate berücksichtigen

• Evtl. Probiotika
z.B. ProlacSan

• Evtl. adjuvante antibakterieller Therapie


=> z. B. Chlohexamed Gel

• Professionelle, mechanische Biofilmentfernung an der Suprakonstruktion:


1. z. B. mit und Glycin-gestützten AirPolishing
2. Schall- oder Ultraschall (Kunststoffansatz)
3. Handinstrumente (Carbon- oder Titanküretten)

• Regelmäßige Nachkontrollen bzw. PZR (z.B. alle 3 Monate)


Therapie Periimplantitis:
• Therapie der Mukositis

• Biofilmmanagement des Implantates


z. B. Er:YAG-Laser
Glycin-gestütztes AirPolishing

• Adjuvanter Einsatz lokaler Antibiotika mit kontrollierter Freisetzung


z. B. einmalige Anwendung von Doxycyclin
CHX-Chips

• Lichtaktivierte Desinfektion/photodynamische Therapie


z.B. Fotosan

• Evtl. offenes chirurgisches Verfahren

• Aufklärung über Risikofaktoren

Bis 7 mm Knochenverlust kann die Progression noch aufgehalten werden. Ab 7 mm sinken die
Chancen stark
4.
S3 Leitlinien für die systematische Parodontitistherapie
Stand: November 2018
Federführende Fachgesellschaft: DG PARO, DGZMK

• Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in der Prävention


parodontaler Erkrankungen
PD Dr. C. Graetz, PD Dr. K. El-Sayed, Dr. S. Sälzer, Prof. C. Dörfer

• Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie


der Gingivitis
Prof. T. Auschill, Dr. S. Sälzer, Prof. N. Arweiler

• Subgingivale Instrumentierung
Prof. Dr. Dr. h.c. H. Jentsch, Dr. L. Hezel, Prof. Dr. M. Kebschull

Die Leitlinien sind ein wichtiger Schritt, um die Versorgung und die Qualität der
Behandlung von über 11 Millionen Parodontitis-Patienten zu verbessern. Und sie
sind ein wichtiger Beitrag, um durch konsequentes Biofilmmanagement die
Prävention auf eine breitere Basis zu stellen“, bilanzierte DG PARO-Präsident Prof.
Christof Dörfer
Häusliches mechanisches Biofilmmanagement
in der Prävention parodontaler Erkrankungen
1) Wie ist die Reinigungseffektivität der elektrischen im
Vergleich zur Handzahnbürste?
a) Eine Bürstdauer von mindestens zwei Minuten soll unabhängig von der
verwendeten Zahnbürste eingehalten werden
Evidenzgrad A (starke Empfehlung), moderat (Qualitätsgrad der Empfehlung)

b) Elektrische Zahnbürsten (vor allem oszillierend-rotierende) führen zu einer statistisch


signifikanten, aber geringfügig größeren Reduktion von Gingivitis gegenüber
Handzahnbürsten.
=> Die Verwendung elektrischer Zahnbürsten kann empfohlen werden

c) Unabhängig von den verwendeten Zahnbürsten soll eine detaillierte Instruktion zu


deren Anwendung erfolgen. Dabei soll vor allem auf die Etablierung einer Bürst-
Systematik geachtet werden (alle erreichbaren Zahnflächen). Besonderes Augenmerk
soll dabei auf die systematische Reinigung des Gingivarandbereichs gelegt werden. Bei
Verbesserungsbedarf soll die Instruktion individualisiert und unter Einbeziehung
praktischer Übungen erfolgen; A / moderat
Elektrische Zahnbürsten werden in drei Kategorien
eingeteilt:

Rotierend-oszillierende Schallaktiv (elliptische Ultraschall-


Bewegung /schwingende Bewegung) Schwingung
Oszillierend-rotierende Geräte

• Kleiner, runder Bürstenkopf

Kopfbewegung erfolgt:
1. schwingend rechts-links in ¼-Kreisbewegungen
oder
2. schwingend und pulsierend rechts-links+pulsierend (3D)

• Für eine gute Reinigungsleistung und ein atraumatisches Putzen ist die richtige
Anwendung ausschlaggebend

Anwendung:
• Am Zahn so ansetzen, dass die Bürste den Zahn gerade so berührt
• Borsten für jeweils 3-5 sek. nach mesial und distal in den ID-Raum führen
• Anschließend die Kauflächen reinigen
Schallaktive Geräte
• Üben eine schnelle elliptische Schwingbewegung aus
• Bürstenkopf schwingt etwa 31.000 / Min. (neuere Modelle auch mehr)
• Amplitude der Borsten ca. 4 mm
• Die schnelle Vibration soll im Mundraum Hydro-Dynamische Flüssigkeitsströmungen erzeugen und auch nicht
erreichbare Stellen reinigen (nur in vitro belegt)
• Kavitationseffekt nicht bewiesen
• Ungewohntes und kitzelndes Gefühl ein paar Tage lang

Anwendung:
• Wenig Druck, bei zu viel Druck geht die Amplitude verloren
• Wenig Zahncreme, niedrig abrasiv
• Im Winkel von 30- 45 Grad am Zahn ansetzen. Kleine wippende Bewegungen Richtung Interdentalräume
• Jeder Zahn ca. 5 Sekunden

Besonders empfohlen bei:


• Patienten mit Abrasionen und Rezessionen
• Ungünstige Zahnanatomie z. B. Engstand
• Stillman-Clefts
• Mc Call-Girlanden
• Implantaten
• PAR
• KFO
Welche Zahnputztechnik kann empfohlen
werden?
• Die Zahnputztechnik ist nicht das Wichtigste bei der täglichen Pflege. Die
Systematik ist weitaus wichtiger zumal kein Patient eine richtige
„Lehrbuchtechnik“ beherrscht. Sinnvoll ist es, dem Patienten bewusst zu
machen, dass er seine Zähne schonend und systematisch reinigen soll
Wann ist der beste Zeitpunkt die Zähne zu
putzen?

• Immer erst abwägen: Ist das Kariesrisiko höher als das Erosionsrisiko?
• Auch nach säurehaltigen Nahrungsmittel sind dann die Zähne gründlich zu
reinigen
• Hat der Patient ein Erosionsrisiko oder hat er schon Erosionen, sollen die
Zähne nicht sofort nach Saurem gereinigt werden => Wartezeit mind. 1 Std.
• Achtung: Das schützende Pellikel wird beim Putzen entfernt deshalb sollte
auch nicht geputzt werden, wenn danach säurehaltiges verzehrt wird
• Nicht unter Zeitstress oder Müdigkeit putzen
Wie viel Kraft soll der Patient beim Putzen
anwenden?
• Soviel nötig ist, um schonend und gründlich die Plaque zu entfernen (1-
1,5 Newton = ca. 100-150 Gramm )
• Patienten mit Rezessionen 100 g + evtl. Stillmann-Technik
Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in
der Prävention parodontaler Erkrankungen

2. Welche Effekte haben zusätzliche Hilfsmittel zur


interdentalen Reinigung?
a) Hilfsmittel zur Interdentalraumreinigung haben einen Zusatznutzen gegenüber dem
Zähne bürsten alleine bei der Reduktion von Gingivitis im Interdentalraum / A, moderat

b) Hilfsmittel zur Interdentalraumreinigung sollen zur Reduktion von Gingivitis


angewendet werden / A, moderat

c) Für die Interdentalraumhygiene sollen bevorzugt Zwischenraumbürsten eingesetzt


werden, da für sie gegenüber anderen Hilfsmitteln die höchste Evidenz besteht und sie
den höchsten Effekt in der Gingivitisreduktion aufweisen. Soweit aufgrund der
morphologischen Gegebenheiten ihre Anwendung nicht möglich ist, soll auf andere
Hilfsmittel, wie z. B. Zahnseide, ausgewichen werden / A, moderat

d) Die Anwendung von Hilfsmitteln zur Interdentalreinigung soll immer individuell


von zahnärztlichem Fachpersonal instruiert werden. Die Auswahl der Hilfsmittel (z. B.
Größe der Zwischenraumbürsten) soll auf die anatomischen Verhältnisse abgestimmt
werden /starker Konsens
Mundhygienehilfsmittel auswählen
und mit dem Patienten im Mund üben
• Befarfsorientierte Auswahl eines Hilfsmittels
• Die Anwendung soll direkt im Mund demonstriert werden und anschließend soll der
Patient in seinem Mund unter Anweisung üben
• "Nudging" bezeichnet eine Methode, das Verhalten von Menschen zu beeinflussen, ohne
sie zu bevormunden. Sie bekommen einfach einen "Schubs" in die richtige Richtung –

“Tell me and I forget


Show me and I remember
Let me do and I understand”
Interdentalraumbürstchen
• Bestehen aus einem Drahtkern mit Nylonborsten
• Biofilmentfernung in den Zahnzwischenräumen am effektivsten mit Interdentalraumbürsten
• ID-B sind dann zu empfehlen, wenn trotz Zahnbürste entzündliche Veränderungen der Papillen
auftreten
• Zahnbürste erreicht nur etwa 60 % der Zahnflächen
• ID-Pflege für sekundäre Prävention wichtig, bei Parodontitis Mittel der Wahl
• Anfänglich kann Blutung an der Gingiva auftreten, die nach regelmäßiger Anwendung abklingt und
ausbleibt

Anwendung:
• Die Borsten sollen den gesamten ID-Raum ausfüllen
• Der Durchtritts-Widerstand soll ca. 50 g betragen
• Das ID-B „sucht“ sich den Weg
• Mehrmals horizontale Vor –und Rückbewegungen evtl.
leichte Auslenkung nach mesial und distal (X-Technik)
• 1x täglich, ohne Zahnpasta
Zahnseide
• Aus Kunststoffen (Nylon, Polyethylen) oder Seide
• PTFE-Beschichtung (Teflon, Gore-Tex)
• Gewachst, ungewachst (kein Unterschied in der Reinigungswirkung)
• Mit Aroma, Wirkstoffen
• Verwendung bei Zähnen, bei denen ID-Bürstchen nicht atraumatisch angewendet
werden können
• Superfloss/Spezial-Floss bei Implantaten oder unter Brücken

Anwendung:
• Vorsichtig horizontal den Kontaktpunkt passieren
• Anschließend Reinigung der interdentalen Zahnoberflächen mit vertikaler Bewegung
• Immer mit dem Patienten im Mund üben
Welche Zahnseide für welchen Patienten?

• Wichtig ist, dass der Patient sein Hilfsmittel gerne verwendet und
deshalb ist die Vorliebe des Patienten immer das erste Kriterium
• Bevorzugt gewachste bzw. gleitfähige ZS bei engstehenden Zähnen
erleichtern die Handhabung
• Mit oder ohne Halter, mit Geschmack=>je nach Vorliebe (Cave:Müll)
Einbüschelbürsten Dental-Picks

• Sonderform für bestimmte • Wirksamkeit nur durch wenige Studien


Situationen belegt
• Z. B. bei engstehenden Zähne • Für ID-B-Skeptiker als Einstieg
• Zähne im Durchbruch • Können empfohlen werden, wenn der
• KFO Patient mit ID-Bürstchen nicht zurecht
kommt
• Nicht so effizient wie ID-B
• Für unterwegs und zwischendurch
Mundduschen
• Pulsierender Strahl, Monostrahl
• Luft- und Mikrotröpfchentechnologie
• Wasser-Luft-Gemisch wird durch schwer zugängliche Approximalbereiche gepresst und
entfernt so den Plaque-Biofilm
• Bei offenen ID-Räumen sinnlos, da reinigender „Aufprall“ fehlt
• Entfernt Speisereste und Materia alba
• Machen den Biofilm unschädlich, verändert seine Struktur
• Teils wird eine Störung der Biofilmreifung und somit eine Veränderung seiner
Virulenzfaktoren beschrieben, andererseits könnte die Reduktion von
Entzündungsmediatoren im Sulkus eine Veränderung der Immunantwort => Positiver
Einfluss auf Gingivitis
• Die Evidenz bezüglich der Anwendung einer Munddusche zusätzlich zum Zähneputzen im
Vergleich zur normalen Mundhygiene auf Gingivitis ist schwach
• Nicht zur Reinigung von Zahnfleischtaschen geeignet
• Patienten mit Endokarditisrisiko oder Mukoviszidose (bakterieller Aerosol) sollen keine
Mundduschen verwenden
• Für „Zahnseide-Muffel“ geeignet
• Evtl. ergänzend zur Mundhygiene
• z.B. Panasonic EW-DJ10, Braun Oral-B Professional Care WaterJet, Waterpik Ultra,
Philips AirFloss Ultra
Zahnhölzer Zungenreiniger

Die Evidenz für Zahnhölzer in • Hilfreich bei Foetor ex ore


Kombination mit Zähneputzen im • Bei Rauchern
Vergleich zu Zähneputzen allein ist
schwach und zeigt einen Vorteil von • Bei schwarzer Haarzunge
unklarem Ausmaß in Bezug auf • Karieshemmender oder PAR-
Blutungswerte. Jedoch fehlt die reduzierender Effekt nicht
Evidenz für eine gleichzeitige bewiesen
Reduktion des Biofilms • Klinische Evidenz fehlt
Häusliches mechanisches Biofilmmanagement
in der Prävention parodontaler Erkrankungen
3. Welche Effekte hat die zusätzliche Verwendung von
Zahnpaste beim Zähneputzen?

Zahnpasten haben keinen zusätzlichen Effekt bei der Reduktion


von Gingivitis gegenüber dem Zähneputzen mit der Bürste allein.
Aus Gründen der Akzeptanz und vor allem aus kariologischer Sicht
soll dennoch die Verwendung einer fluoridhaltigen Zahnpaste
beim Zähne bürsten empfohlen werden / A, hoch

Bessere Akzeptanz des Zähne bürstens u. a. durch das


Frischegefühl. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass bei
exponierten Wurzeloberflächen keine besonders abrasiven
Zahnpasten angewendet werden
Häusliches mechanisches Biofilmmanagement
in der Prävention parodontaler Erkrankungen
4. Welche Besonderheiten müssen bei Implantaten beachtet
werden?

Auch bei dentalen Implantaten ist ein mechanisches Biofilmmanagement


zur Kontrolle peri-implantärer Entzündungen erforderlich. Die
Empfehlungen zum häuslichen mechanischen Biofilmmanagement sollen
analog zu denen für natürliche Zähne erfolgen / A, moderat

Die Therapie der periimplantären Mukositis ist eine Voraussetzung für


die Prävention der Periimplantitis
Häusliches mechanisches Biofilmmanagement
in der Prävention parodontaler Erkrankungen
5. In wie weit kann die mechanische häusliche Mundhygiene
zu negativen Folgen führen?

a) Traumatisierungen durch falsche Anwendung der bis hier genannten


Hilfsmittel zum häuslichen Biofilmmanagement sind selten und in der Regel
lokalisiert. Ohne konkrete Hinweise auf das Vorliegen eines traumatisierenden
Mundhygieneverhaltens soll von der Verwendung der Hilfsmittel nicht
abgeraten werden / A, moderat

b) Da frühe Traumatisierungszeichen leicht zu übersehen sind, soll trotz der


geringen Häufigkeit auf diese besonders geachtet werden / starker Konsens

c) Bei der Reinigung sollen Zwischenraumbürsten nicht mit Zahnpasten


verwendet werden / starker Konsens
Bakteriämie durch Mundhygiene
• In Abhängigkeit des Entzündungszustandes des Zahnhalteapparates kann es
im Zusammenhang mit dem häuslichen mechanischen Biofilmmanagement
zu Bakteriämien kommen.
• Da die Abstinenz dieser Maßnahmen zu einer Zunahme der klinischen
Entzündung führt, soll dennoch nicht auf ein adäquates mechanisches
Biofilmmanagement verzichtet werden.
• Bei Patienten mit erhöhter Gefährdung durch Bakteriämie sollen die
entsprechenden Leitlinien bzw. die zuständigen Fachärzte zur Festlegung
des weiteren Vorgehens konsultiert werden
• A, moderat
Häusliches chemisches Biofilmmanagement
in der Prävention und Therapie der Gingivitis

Grundlage zur Prophylaxe und Therapie parodontaler


Erkrankungen

Konsensbasierende Empfehlung:
• Die Basis zur Prophylaxe und Therapie parodontaler Erkrankungen stellt die
sorgfältige mechanische Mundhygiene dar, die neben dem Zähneputzen mit einer
Form der Interdentalreinigung ergänzt werden muss (siehe LL 1). Das primäre Ziel
der zusätzlichen Anwendung einer antimikrobiellen Mundspüllösung ist, den Erfolg
der mechanischen Mundhygiene zu verbessern, indem eine Plaquereduktion und
damit eine Prophylaxe der Gingivitis und zum anderen eine Ausheilung einer
bestehenden Gingivitis erreicht wird. / starker Konsens
Mundspüllösungen zur Prophylaxe der Gingivitis

Evidenzbasierte Empfehlung
• Die zusätzliche Anwendung chemisch antimikrobieller Wirkstoffe in
Mundspüllösungen als Ergänzung zur mechanischen Reinigung kann zu einer
Reduktion des dentalen Biofilms und damit zur Prophylaxe der Gingivitis
empfohlen werden. / 0, gering
• Die größten Effekte konnten durch Mundspüllösungen, die ätherische Öle oder
Chlorhexidin (sowie Triclosan/Copolymer) enthielten, erzielt werden

Fazit: Wenn keine Gingivitis vorhanden ist, kann man sich bei guter MuHy die
Chemie sparen
Mundspüllösungen zur Therapie der Gingivitis

Evidenzbasierte Empfehlung:
• Die zusätzliche Anwendung chemisch antimikrobieller Wirkstoffe soll als
Ergänzung zur mechanischen Reinigung zu einer Reduktion der Gingivitis
empfohlen werden./ A, hoch
• Die größten Effekte konnten durch Mundspüllösungen, die ätherische
Öle oder Chlorhexidin sowie Triclosan/Copolymer enthielten, erzielt
werden

• Die zusätzliche Anwendung chemisch antimikrobieller Wirkstoffe


(Aminfluorid/Zinnfluorid, Cetylpyridiniumchlorid) sollte als Ergänzung
zur mechanischen Reinigung zu einer Reduktion der Gingivitis
empfohlen werden. / B, moderat
Anwendbarkeit im Praxisalltag-
Als Ergänzung der täglichen mechanischen Mundhygiene-
Maßnahmen zur Prävention der Gingivitis
Konsensbasierte Empfehlung
1. In Situationen, bei denen kurzfristig (etwa 2-4 Wochen) eine hohe
Keimzahlreduktion als alleinige Maßnahme notwendig ist, wenn ein mechanisches
Biofilmmanagement nicht möglich oder indiziert ist, sollten antimikrobielle
Mundspüllösungen angewendet werden.

• Nach intraoralen Operationen, wenn Wunden oder Nähte nicht mechanisch


manipuliert werden sollen, dennoch aber eine gute Plaquekontrolle zur
optimalen Wundheilung notwendig ist
• Bei Fixation beider Kiefer - abhängig vom Entzündungszustand der Gingiva
• Bei festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen (z. B. Brackets, Bänder)
• Bei Personen mit motorischen Einschränkungen

Hier sollte auf chlorhexidin-haltige Spüllösungen ≥0,1% zurückgegriffen werden


Anwendbarkeit im Praxisalltag-
Als Ergänzung der täglichen mechanischen Mundhygiene-
Maßnahmen zur Prävention der Gingivitis
2. Bei Personengruppen, die längerfristig eine Ergänzung ihrer täglichen mechanischen
Mundhygiene benötigen. Der Schwerpunkt ist nicht gerichtet auf der Therapie, sondern
auf der Prävention von Gingivitiden.

• Patienten mit mechanisch schwer oder nicht zugänglichen Bereichen (z. B.


festsitzenden KFO-Apparaturen, prothetischen Konstruktionen)
• Bei besonderem Unterstützungsbedarf und eingeschränkter Alltagskompetenz (z. B.
Pflegebedürftige, körperliche oder geistige Einschränkungen)
• Bei chronischen Erkrankungen
• Personen, die unter besonderer Medikation stehen (z. B. bei/nach Chemotherapie
und/oder Bestrahlung)
• Schwangere sowie Kinder und Jugendliche, bei denen ebenfalls ein besonderes
Augenmerk auf adäquate/effektive Mundhygiene gelegt werden soll
• Patienten mit Implantaten und implantatgetragenem Zahnersatz
• Bei mechanisch so schwer zugänglichen Bereichen, dass kein effektives mechanisches
Biofilmmanagement möglich ist

Hier können Formulierungen mit Aminfluorid/Zinnfluorid, Ätherischen Ölen,


Cetylpyridiniumchlorid, Chlorhexidin <0,1% empfohlen werden
Nebenwirkungen
(reversibel)
• Geschmacksirritationen
• Verfärbung von Zunge, Zahn, Füllungen und Schleimhäute
• Schleimhautdesquamationen der Epithelzellschicht
• Verstärkte Zahnsteinbildung
• Verzögerung der Wundheilung/Fibroblastenschädigung

Verfärbungen können reduziert werden, wenn vor-und nach der CHX-


Gabe keine färbenden Nahrungsmittel o.ä. zu sich genommen werden
Darreichungsformen
CHX-Gel
• Zum einbürsten
• Für Medikamententrägerschienen

CHX-Lack
• Depotwirkung

CHX-Spülung
• Einfache, häusliche Anwendung

CHX-Chip
• Hochdosis für subgingival

CHX-Sprays
• Wirkung im Rachen/Tonsillen

CHX-Salben
• Einfache, häusliche Anwendung

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