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Auch bei einer gesunden Gingiva ist ein Biofilm zu finden. Unser
Immunsystem schützt den Körper vor den bakteriellen Angriffen
• Straff
• Gestippelt
• Girlandenförmiger Verlauf
• Ohne Blutung, Schwellung, Rötung
Schmerz
• Papille füllt Interdentalraum aus
• Blassrosa
• Endet an der SZ-Grenze
• Verhornt
Gingivitis
Der am Gingivarand und im Sulcus haftende Biofilm scheidet Toxine aus. Der
Körper bzw. unser Immunsystem möchte sich wehren und reagiert mit einer
Entzündung –>Gingivitis
Biofilme bestehen aus einer Schleimschicht, in der Bakterien eingebettet sind. Sie werden im
Alltag als „Belag“ wahrgenommen. Biofilme entstehen, wenn Mikroorganismen sich an
Grenzflächen ansiedeln. Sie bilden sich überwiegend in wässrigen Systemen, entweder auf der
Wasseroberfläche oder auf einer Grenzfläche zu einer festen Phase
Eptihelial:
• Proliferation/Wachstum des Taschenepithels
• Produktion Zytokine, die die Immunantwort triggern
• IL-1beta, IFN-gamma, PGE2 aktivieren Osteoklasten
• Bindegewebiger Attachmentverlust
Weiter Symptome:
• Es können alle Zeichen der Gingivits bestehen
• Zahnwanderung, -kippung, -elongation
• Taschenaktivität (Blutung, Exsudat, Eiter)
• Taschen- und Furkationsabzesse
• Fistelbildung
• Schrumpfung der Gingiva/Rezessionen
Warum bekommt ein Patient Parodontitis?
Warum verläuft sie bei manchen Patienten
schneller als bei anderen?
Risikofaktoren:
• Bakterien
• Rauchen
• Genetik
• Systemerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, HIV-Infektion, Adipositas, Rheumatoide Arthritis )
• Reduzierte Immunabwehr
• Osteoporose
• Stress
• lokale zahnspezifische Faktoren ( z. B. iatrogene Faktoren)
Bei systemischen Erkrankungen werden Zytokine (z. B. IL-1ß, IL6 und TNF-alpha)
hochreguliert, was zu einer überschießenden Immunantwort führt
Wann ist der Patient ein PA-Patient?
1. Interdentaler CAL an mindestens zwei nicht benachbarten Zähnen
erkennbar ist
oder
2. Bukkaler oder oraler CAL ≥3mm an ≥2 Zähnen
Der PSI bewertet den parodontalen Zustand des Patienten und gibt
die notwendige Behandlung vor
Vorgehen:
• WHO-Sonde
• 6 Meßstellen
• Sextantenweise
(der schlechteste Wert
wird gefasst)
Klinische Abnormitäten werden mit einem
Sternchen (*) versehen:
• Furkationsbeteiligung
• Zahnbeweglichkeit
• Mukogingivale Probleme
• Rezessionen von mehr als 3,5 Millimetern
Bei Kindern und Jugendlichen wird der PSI bis zum vollendeten 18. Lebensjahr an
den Indexzähnen 16, 11, 26, 36, 31, 46 bzw. bei deren Fehlen an den
benachbarten bleibenden Zähnen erhoben. Der Durchbruch der Zähne sollte
abgeschlossen sein
Neu:
• Bei Abnormitäten wird in den nächsthöheren als den per Messung festgestellten
Code hochgestuft
• Wenn in einem Sextanten nur noch ein Zahn vorhanden ist, so wird dieser Zahn
dem nächsten Sextanten zugeordnet
• Der Patient erhält eine Information über das Untersuchungsergebnis und deren
Bedeutung (Vordruck 11)
Befundevaluation/PA-Status
Grad 0 F0
• normale, physiologische • keine Furkationsbeteiligung
Zahnbeweglichkeit
F1
Grad 1
• Furkation sondierbar, horizontale
• erhöhte Zahnbeweglichkeit, spürbar oder Tiefe bis 3 mm
sichtbar bis 1 mm horizontal
F2
Grad 2
• horizontale Tiefe der Furkation
• erhöhte Zahnbeweglichkeit, sichtbar über 3mm, jedoch nicht durchgängig
1 mm horizontal
F3
Grad 3
• Furkation horizontal durchgängig
• erhöhte Zahnbeweglichkeit, beweglich auf
Lippen- und Zungendruck und / oder in
axialer Richtung
2. Neue Klassifikation parodontaler
Erkrankungen
Im Rahmen der EuroPerio 9 am 22. Juni 2018 in Amsterdam vorgestellt
• Für das erste Staging sollte der klinische Attachmentverlust (CAL) herangezogen
werden
• Sind diese Informationen nicht verfügbar, sollte der röntgenologische Knochenabbau
(RBL) verwendet werden
• Es wird der am stärksten betroffenen Zahn bewertet
• Komplexitäts-Wert=Komplexität der Behandlung des Falles; Faktoren wie z. B. hohe
Sondierungstiefen, vertikale Defekte, Furkationsbeteiligung, Zahnhypermobilität,
Wanderungen und/oder Auffächerungen von Zähnen, Zahnverlust,
Alveolarkammdefekte und Verlust der Kaufunktion
• Z. B. bei Furkationsbefall von Grad II oder Grad III immer Stadium III oder IV –
unabhängig vom CAL
• Oft sind nicht alle Komplexitätsfaktoren vorhanden, aber es wird auch nur ein einziger
benötigt, um die Diagnose hin zu einem höheren Stadium zu verändern
• Auch wenn Komplexitätsfaktoren, die zu höherem Staging geführt hatten, durch die
Behandlung eliminiert wurden, soll doch keine Herabstufung erfolgen, weil dieser
Faktor immer in der Erhaltungstherapie Berücksichtigung finden sollte
Grad-Einteilung (Grading)
Einschätzung des Risikos einer PA-Progression und das wahrscheinliche Ansprechen auf
die Therapie
• Diese Einschätzung bestimmt die Intensität der Therapie und die sekundäre
Prävention nach der Therapie
• Berechnung direkt: Wenn Unterlagen vorliegen wird über die letzten 5 Jahre
berechnet
• Oder indirekt: Ermittlung des Knochenabbau/Altersverhältnisses über aktuelle
Röntgenbilder (wenn Knochenabbau höher als das Alter ist: immer Grad C)
• Im Anschluss kann der Befund durch die Risikofaktoren Rauchen und Diabetes
weiter modifiziert werden
• Z.B. moderate Progressionsrate (Grad B)+schlecht kontrollierter Typ-2-
Diabetes=schnelle Progression (Grad C)
• Grad A wenn die Krankheit zum Stillstand gekommen ist
3. PA-Behandlungsstrecke
- erst nach dem erfolgreichen
„Erklimmen“ einer Stufe geht es zur nächsten
Anamnese/Befund
Diagnose/Dokumentation
04 - PSI 12 Pkt
4 – Parodontalstatus 44 Pkt
Neu:
• Rö. max. 12 Monate
• Sondierungstiefe mit halben Millimetern wird aufgerundet
• Bei Blutung, * hinter ST-Ziffer
• Nach Diabetes und dem HbA1C-Wert muss gefragt werden
Die erste Therapiestufe
Nach Genehmigung PA-Antrag
ATG - Parodontologisches Aufklärungs -und Therapiegespräch 28 Pkt
Ziel => Schaffung eines Patientenverständnisses über die Auswirkungen der Erkrankung, Stärkung der
Adhärenz
• Erörterung von ggf. bestehenden Therapiealternativen
• UPT
• Information über exogene und endogene Risikofaktoren (Verweis auf ärztliche Behandlung nach
Anamnese, Rauchen)
• Info über Wechselwirkungen mit anderen Erkrankungen, wie Diabetes mellitus oder koronare
Erkrankungen
• Mundhygieneaufklärung
• Bestimmung des Entzündungszustandes der Gingiva
• Anfärben von Plaque
• Individuelle Mundhygieneinstruktion
• Praktische Anleitung zur Mundhygiene sowie die Bestimmung geeigneter Mundhygienehilfsmittel und
deren Anwendung
PMPR Professionelle mechanische Plaquereduktion => Privatleistung, evtl. vor AIT zu erbringen
108 6 Pkt
Die zweite Therapiestufe
Ziel:
Reduktion/Elimination des subgingivalen Biofilms und mit Hand- (Küretten) oder maschinell betriebenen (d. h.
Schall/Ultraschall) entweder allein oder in Kombination
Die zweite Therapiestufe sollte unabhängig vom Stadium der Erkrankung bei allen Parodontitispatienten
erfolgen, aber nur an Zähnen mit Verlust von parodontalem Stützgewebe und/oder der Ausbildung von
parodontalen Taschen
AIT a 14 Pkt
Antiinfektiöse Therapie – je behandeltem einwurzeligen Zahn
AIT b 26 Pkt
Antiinfektiöse Therapie – je behandeltem mehrwurzeligen Zahn
• Zugang für die subgingivale Instrumentierung verbessern oder die Läsionen, die zur
Komplexität der Parodontitis und Parodontalbehandlung beitragen (Knochentaschen
und Furkationsbefall), regenerativ oder resektiv therapieren
z. B. durch:
• Wiederholte subgingivale Instrumentierung mit/ohne adjuvante Therapien
• Parodontalchirurgie: Zugangslappen, resektive Parodontalchirurgie, regenerative
Parodontalchirurgie
UPT b 24 Pkt
• Ggf. Mundhygieneunterweisung
UPT c 3 Pkt
• Reinigung aller Zähne supragingival/PZR
UPT d 15 Pkt
• Messung von Sondierungsbluten und Sondierungstiefen (≥ 2 Stellen) ab Grad B
• Grad B: bei 2. und 4. UPT
• Grad C: bei 2./3./5./6. UPT
UPT e 5 Pkt
Subgingivale Instrumentierung bei Sondierungstiefen von 4 mm oder mehr und Sondierungsbluten sowie an allen Stellen mit einer
Sondierungstiefe von 5 mm oder mehr, je einwurzeligem Zahn
Evtl. Anästhesie erforderlich und abrechenbar
UPT f 12 Pkt
Subgingivale Instrumentierung bei Sondierungstiefen von 4 mm oder mehr und Sondierungsbluten sowie an allen Stellen mit einer
Sondierungstiefe von 5 mm oder mehr, je mehrwurzeligem Zahn, evtl. Anästhesie erforderlich und abrechenbar
UPT g
Ab dem Beginn des zweiten Jahres der UPT einmal im Kalenderjahr abrechenbar 32 Pkt
• Untersuchung des Paradontalzustands
• Sondierungstiefen
• Sondierungsblutung
• Zahnlockerung,
• Furkationsbefall
• Röntgenologischer Knochenabbau sowie die Angabe des Knochenabbaus in Relation zum Patientenalter
PZR vs. UPT
PZR UPT
=>Prophylaktische Leistung => Therapeutische Leistung
• Faktoren wie z.B. ein fehlerhafter Sitz und/oder mangelnde Präzision der Sekundärteile, Fehlpositionierungen der
Implantate berücksichtigen
• Evtl. Probiotika
z.B. ProlacSan
Bis 7 mm Knochenverlust kann die Progression noch aufgehalten werden. Ab 7 mm sinken die
Chancen stark
4.
S3 Leitlinien für die systematische Parodontitistherapie
Stand: November 2018
Federführende Fachgesellschaft: DG PARO, DGZMK
• Subgingivale Instrumentierung
Prof. Dr. Dr. h.c. H. Jentsch, Dr. L. Hezel, Prof. Dr. M. Kebschull
Die Leitlinien sind ein wichtiger Schritt, um die Versorgung und die Qualität der
Behandlung von über 11 Millionen Parodontitis-Patienten zu verbessern. Und sie
sind ein wichtiger Beitrag, um durch konsequentes Biofilmmanagement die
Prävention auf eine breitere Basis zu stellen“, bilanzierte DG PARO-Präsident Prof.
Christof Dörfer
Häusliches mechanisches Biofilmmanagement
in der Prävention parodontaler Erkrankungen
1) Wie ist die Reinigungseffektivität der elektrischen im
Vergleich zur Handzahnbürste?
a) Eine Bürstdauer von mindestens zwei Minuten soll unabhängig von der
verwendeten Zahnbürste eingehalten werden
Evidenzgrad A (starke Empfehlung), moderat (Qualitätsgrad der Empfehlung)
Kopfbewegung erfolgt:
1. schwingend rechts-links in ¼-Kreisbewegungen
oder
2. schwingend und pulsierend rechts-links+pulsierend (3D)
• Für eine gute Reinigungsleistung und ein atraumatisches Putzen ist die richtige
Anwendung ausschlaggebend
Anwendung:
• Am Zahn so ansetzen, dass die Bürste den Zahn gerade so berührt
• Borsten für jeweils 3-5 sek. nach mesial und distal in den ID-Raum führen
• Anschließend die Kauflächen reinigen
Schallaktive Geräte
• Üben eine schnelle elliptische Schwingbewegung aus
• Bürstenkopf schwingt etwa 31.000 / Min. (neuere Modelle auch mehr)
• Amplitude der Borsten ca. 4 mm
• Die schnelle Vibration soll im Mundraum Hydro-Dynamische Flüssigkeitsströmungen erzeugen und auch nicht
erreichbare Stellen reinigen (nur in vitro belegt)
• Kavitationseffekt nicht bewiesen
• Ungewohntes und kitzelndes Gefühl ein paar Tage lang
Anwendung:
• Wenig Druck, bei zu viel Druck geht die Amplitude verloren
• Wenig Zahncreme, niedrig abrasiv
• Im Winkel von 30- 45 Grad am Zahn ansetzen. Kleine wippende Bewegungen Richtung Interdentalräume
• Jeder Zahn ca. 5 Sekunden
• Immer erst abwägen: Ist das Kariesrisiko höher als das Erosionsrisiko?
• Auch nach säurehaltigen Nahrungsmittel sind dann die Zähne gründlich zu
reinigen
• Hat der Patient ein Erosionsrisiko oder hat er schon Erosionen, sollen die
Zähne nicht sofort nach Saurem gereinigt werden => Wartezeit mind. 1 Std.
• Achtung: Das schützende Pellikel wird beim Putzen entfernt deshalb sollte
auch nicht geputzt werden, wenn danach säurehaltiges verzehrt wird
• Nicht unter Zeitstress oder Müdigkeit putzen
Wie viel Kraft soll der Patient beim Putzen
anwenden?
• Soviel nötig ist, um schonend und gründlich die Plaque zu entfernen (1-
1,5 Newton = ca. 100-150 Gramm )
• Patienten mit Rezessionen 100 g + evtl. Stillmann-Technik
Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in
der Prävention parodontaler Erkrankungen
Anwendung:
• Die Borsten sollen den gesamten ID-Raum ausfüllen
• Der Durchtritts-Widerstand soll ca. 50 g betragen
• Das ID-B „sucht“ sich den Weg
• Mehrmals horizontale Vor –und Rückbewegungen evtl.
leichte Auslenkung nach mesial und distal (X-Technik)
• 1x täglich, ohne Zahnpasta
Zahnseide
• Aus Kunststoffen (Nylon, Polyethylen) oder Seide
• PTFE-Beschichtung (Teflon, Gore-Tex)
• Gewachst, ungewachst (kein Unterschied in der Reinigungswirkung)
• Mit Aroma, Wirkstoffen
• Verwendung bei Zähnen, bei denen ID-Bürstchen nicht atraumatisch angewendet
werden können
• Superfloss/Spezial-Floss bei Implantaten oder unter Brücken
Anwendung:
• Vorsichtig horizontal den Kontaktpunkt passieren
• Anschließend Reinigung der interdentalen Zahnoberflächen mit vertikaler Bewegung
• Immer mit dem Patienten im Mund üben
Welche Zahnseide für welchen Patienten?
• Wichtig ist, dass der Patient sein Hilfsmittel gerne verwendet und
deshalb ist die Vorliebe des Patienten immer das erste Kriterium
• Bevorzugt gewachste bzw. gleitfähige ZS bei engstehenden Zähnen
erleichtern die Handhabung
• Mit oder ohne Halter, mit Geschmack=>je nach Vorliebe (Cave:Müll)
Einbüschelbürsten Dental-Picks
Konsensbasierende Empfehlung:
• Die Basis zur Prophylaxe und Therapie parodontaler Erkrankungen stellt die
sorgfältige mechanische Mundhygiene dar, die neben dem Zähneputzen mit einer
Form der Interdentalreinigung ergänzt werden muss (siehe LL 1). Das primäre Ziel
der zusätzlichen Anwendung einer antimikrobiellen Mundspüllösung ist, den Erfolg
der mechanischen Mundhygiene zu verbessern, indem eine Plaquereduktion und
damit eine Prophylaxe der Gingivitis und zum anderen eine Ausheilung einer
bestehenden Gingivitis erreicht wird. / starker Konsens
Mundspüllösungen zur Prophylaxe der Gingivitis
Evidenzbasierte Empfehlung
• Die zusätzliche Anwendung chemisch antimikrobieller Wirkstoffe in
Mundspüllösungen als Ergänzung zur mechanischen Reinigung kann zu einer
Reduktion des dentalen Biofilms und damit zur Prophylaxe der Gingivitis
empfohlen werden. / 0, gering
• Die größten Effekte konnten durch Mundspüllösungen, die ätherische Öle oder
Chlorhexidin (sowie Triclosan/Copolymer) enthielten, erzielt werden
Fazit: Wenn keine Gingivitis vorhanden ist, kann man sich bei guter MuHy die
Chemie sparen
Mundspüllösungen zur Therapie der Gingivitis
Evidenzbasierte Empfehlung:
• Die zusätzliche Anwendung chemisch antimikrobieller Wirkstoffe soll als
Ergänzung zur mechanischen Reinigung zu einer Reduktion der Gingivitis
empfohlen werden./ A, hoch
• Die größten Effekte konnten durch Mundspüllösungen, die ätherische
Öle oder Chlorhexidin sowie Triclosan/Copolymer enthielten, erzielt
werden
CHX-Lack
• Depotwirkung
CHX-Spülung
• Einfache, häusliche Anwendung
CHX-Chip
• Hochdosis für subgingival
CHX-Sprays
• Wirkung im Rachen/Tonsillen
CHX-Salben
• Einfache, häusliche Anwendung