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Schritt für Schritt

Professionelle Zahnreinigung (PZR) –


Schritt für Schritt
Elmar Reich

Karies und Parodontalerkrankungen sind multifaktorielle Erkrankungen, jedoch


werden sie immer von der bakteriellen Plaque ausgelöst. Durch geeignete Maß-
nahmen der Zahnreinigung ist der Einzelne in der Lage, Karies und Parodontitis
und deren Erkrankungsrisiko stark zu verringern.

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„Blutung beim Sondieren“ für Parodontitispatienten vor-
Grundlagen handen sind.

Entzündete Zahnfleischtaschen, Plaque und weitere, z. B.


ernährungsbedingte, Einflüsse sind Risikofaktoren einer
Schritt 1 Aufnahme des Patienten
Karies und Parodontitis. Zusätzlich zur persönlichen
Mundhygiene ist eine professionelle Zahreinigung not-
wendig, um der Entwicklung von Karies und Parodontitis
vorzubeugen. Besonders intensiv müssen Patienten mit
hohem Kariesrisiko wie Jugendliche mit KfO-Geräten, Se-
nioren mit Rezessionen und Patienten mit behandelter
Parodontitis im Recall betreut werden.

Definition
Unter professioneller mechanischer Zahnreinigung (PZR)
versteht man die regelmäßige Entfernung aller supragin-
givalen harten und weichen Beläge auf den Zähnen. Da-
runter ist sowohl Zahnstein als auch bakterielle Plaque ▶ Abb. 1
(Biofilm) zu verstehen. Gleichzeitig werden damit Verfär-
bungen von den Zähnen entfernt. Wissenschaftliche Stu-
dien konnten zeigen, dass bei einer risikoabhängigen
Steuerung der professionellen Zahnreinigung das Auftre- Kontrolle der Anamnese, Frage nach Veränderungen und
ten von Karies, Gingivitis und Parodontitis sowie auch das Auffälligkeiten an Zähnen, Gingiva etc. Hierzu gehören
Fortschreiten einer therapierten Parodontitis wesentlich auch Fragen nach Ernährungsgewohnheiten, Probleme
verringert werden. bei der Mundhygiene und Rauchen.

Cave
Eine Überinstrumentierung und Abtragung von Zahn-
Schritt 2 Erhebung von Befunden
und Wurzelanteilen ist zu vermeiden, um Empfind-
lichkeiten und Zahnschäden auch über Jahre hinweg
1,0
auszuschließen.

Häufigkeit der Durchführung einer PZR


0,5
Die Abstände zwischen den Sitzungen der professionel-
len Zahnreinigung schwankten in wissenschaftlichen Stu-
dien zwischen 14 Tagen und 1 × jährlich. Zur risikoge- 0
10.06. 16.12. 10.06. 29.11. 22.06. 21.12. 18.06. 16.12. 08.07. 28.01.
rechten Bestimmung dieser Abstände können Indizes 2010 2010 2011 2011 2012 2012 2013 2013 2014 2015

wie der Papillenblutungsindex (PBI) angewendet werden.


Die Abstände sollten verringert werden, wenn z. B. höhe- ▶ Abb. 2
re Papillenblutungswerte als 30 % oder höhere Werte für

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Schritt für Schritt

Plaque, Zahnstein, PBI, Karies, Füllungen. Aufzeichnung


der Befunde wie Plaqueindex oder PBI zur Beurteilung Schritt 4 Information
der Entwicklung und Bestimmung des individuellen Risi- und Motivation des Patienten
kos.

Schritt 3 Erhebung
der Sondierungstiefe

▶ Abb. 4

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Anhand der Anamnese und der erhobenen Befunde wird
der Patient über seinen Gesundheitszustand informiert.
Bei Überempfindlichkeiten können schmerzreduzierende
Gele vor Zahnsteinentfernung appliziert werden.

Schritt 5 Mundhygiene
▶ Abb. 3

Aufzeigen von Problemstellen, Tipps zur Optimierung der


Technik. Sind Zähne mit sichtbarer Plaque festgestellt
Bei Parodontitispatienten Erhebung der Sondierungstie- worden, so sollte man mit dem Patienten nach einer
fen 1 × im Jahr. Dabei sollten die Entzündungszeichen Optimierung der Mundhygienetechnik suchen oder auch
„Blutung beim Sondieren“ aufgezeichnet werden. andere Hilfsmittel (Zwischenraumbürsten) empfehlen.

▶ Abb. 5

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Schritt 6 Zahnsteinentfernung Schritt 8 Subgingivales Scaling

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▶ Abb. 6 ▶ Abb. 8

Mit Ultraschallansätzen kann der Zahnstein gut von der Bei Parodontitispatienten mit akuten Entzündungen
Zahnoberfläche entfernt werden. Scaler sind – gerade muss evtl. zusätzlich ein subgingivales Scaling mit Ultra-
bei engen Interdentalräumen – ebenfalls gut für die schallansätzen oder Küretten erfolgen. Sind nicht nur ein-
Zahnsteinentfernung geeignet. Mit Handinstrumenten zelne Taschen aktiv, muss ggf. ein separater Termin zur
sind Rauigkeiten auf der Wurzeloberfläche besser zu spü- Kürettage vereinbart werden.
ren als mit Ultraschallgeräten.

Schritt 7 Entfernung des Biofilms Schritt 9 Politur

▶ Abb. 7 ▶ Abb. 9

Durch den Biofilm werden Karies und auch eine Gingivitis Die Politur der Zahnoberflächen glättet den Zahn und
oder Parodontitis ausgelöst. Die Entfernung des Biofilms entfernt unschöne Verfärbungen. Polierpasten unter-
sowie eine regelmäßige Zahnreinigung durch den Patien- schiedlicher Körnung werden mit Gummikelchen oder
ten helfen, diese oralen Erkrankungen auszuheilen und zu Bürsten im grünen Winkelstück verwendet. Bei sehr hart-
verhüten. Für eine sanfte Biofilmentfernung sind inter- näckigen Verfärbungen, z. B. bei Rauchern, starken Kaf-
dental Handinstrumente und Interdentalbürstchen bzw. fee- oder Teetrinkern, sind Pulverstrahlgeräte sehr wir-
Zahnseide (z. B. Superfloss) geeignet. kungsvoll.

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Schritt für Schritt

Merke
Schritt 10 Applikation von Fluorid Bei festgestellter aktiver Karies oder refraktärer
oder antibakteriellem Gel Parodontitis sollte ein Behandlungstermin festgelegt
werden.

Über die Autoren

Prof. Dr. Elmar Reich


Studium und Promotion Universität Tübingen
1979. Graduierten-Programm (1980/81) Uni-
versität Michigan/USA. Habilitation (1991) an
der Universität Regensburg. Professor Zahn-
erhaltung und Parodontologie (1992 – 1994)
UKE, Hamburg. Professor Parodontologie und
Zahnerhaltung Homburg/Saar (1994 – 2000). Direktor des
WHO-Kollaborations-Zentrums Standardisierung in der Zahn-
heilkunde; Vorsitzender der Wissenschaftskommission des
Weltzahnärzteverbandes (FDI: 1997–2003). Leiter der Ge-

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schäftseinheit Dentale System in der Firma KaVo (2000–2003).
Zahnarzt in eigener Praxis seit 2004 in Biberach.

▶ Abb. 10
Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Elmar Reich


Nach der Zahnreinigung sollte auf die Zahnoberflächen ereich@t-online.de
eine konzentrierte Fluoridlösung (z. B. Elmex fluid) appli-
ziert werden. Bei hohem Kariesrisiko oder starker Gingivi- Erstveröffentlichung
tis kann auch ein 1 %iges CHX‑Gel eingesetzt werden.
Dieser Beitrag wurde erstveröffentlicht in: ZWR 2015;
Schritt 11 Empfehlungen für 124: 181–182.

die persönliche Mundhygiene Bibliografie

DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-121961
Zahnmedizin up2date 2017; 11: 13–16
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
ISSN 1865-0457

▶ Abb. 11

Je nach der Größe des Interdentalraums wird dem Patien-


ten die Anwendung der wirksamsten Hilfsmittel von der
Zahnseide bis zu Interdentalbürsten und Zungenrei-
nigern gezeigt. Wichtig ist es auch, den Patienten über
geeignete Zahnpasten mit alters- und risikogerechtem
Fluoridgehalt zu informieren, insbesondere solche zur Re-
duktion von Überempfindlichkeiten und Schutz vor Ero-
sionen.

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