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Richtlinie
Stand: 19.05.2021
Die Neuregelungen der systematischen PAR-
Behandlung
Die allgemeinen PAR Behandlungs-Richtlinien werden in eine eigenständige Richtlinie überführt.
Neue Versorgungsstrecke ab 01. Juli 2021 gültig.
Es gibt keine Eingangsvoraussetzung mehr für eine systematische PAR-Behandlung
(lediglich Feststellung der Notwendigkeit, insb. aber keine Vorbehandlung/PSI-Code mehr).
Die Vorbehandlung sowie die Anleitung des Patienten zur richtigen Mundhygiene gehören zur
Versorgungstrecke innerhalb der PAR-Behandlung.
Im § 1 der PAR-Richtline sind nach wie vor die Rechtsgrundlagen beschrieben, aus denen sich der
Auftrag des G-BA zur Regelung der systematischen PAR-Behandlung ergibt.
§ 2 der PAR-Richtlinie beschreibt weiterhin die Grundlagen der Erkrankung, die Entstehung der
Parodontitis und die Ziele der Therapie. Neu: Behandlungserfolg ist langfristig zu sichern..
Bestehende Leistung
Neue Leistung
Krankenkasse
Monate
3-6
falls notwendig
3-6 Monate
§3
Anamnese
Befund
Diagnose
Dokumentation (Parodontalstatus)
§4
Behandlungsbedürftigkeit
§ 3 Anamnese, Befund, Diagnose und
§ 3 Dokumentation (Parodontalstatus)
Neu ist, dass bei der patientenspezifischen Dokumentation vom Zahnarzt auch detaillierte
Blutzucker in den letzten 8 bis 12 Wochen war.
Informationen Bei gesunden Menschen liegt der HbA1c-Wert zwischen 4,5 und 6,5 Prozent, bei Patienten
mit gut eingestelltem Diabetes zwischen 6,5 und 7,0 Prozent und bei schlecht eingestellten
zum Diabetes (HbA1c-Wert) und
Diabetiker mehr als 7,5 Prozent
zum Rauchverhalten (Anzahl der Zigaretten oder äquivalenter Tabakkonsum)
zu erheben sind.
Für die Dokumentation des Tabakkonsums hat man die Klassifikation in eine praxistaugliche
Form überführt, mit der alle Formen des Tabakkonsums berücksichtigt und erfasst werden
können (<10 Zigaretten/Tag, ≥10 Zigaretten/Tag oder äquivalenter Konsum anderer
Tabakerzeugnisse oder verwandter Erzeugnisse).
o Zahnlockerung:
• Grad 0 = normale Zahnbeweglichkeit
• Grad I = gering horizontal (0,2 mm – 1 mm)
• Grad II = moderat horizontal (mehr als 1 mm)
Klinische Parameter:
• Grad III = ausgeprägt horizontal (mehr als 2 mm) und in
vertikaler Richtung
Die systematische Behandlung einer Parodontitis ist angezeigt, wenn eine der folgenden
Diagnosen gestellt wird und dabei eine Sondierungstiefe von 4 mm oder mehr vorliegt:
1. Parodontitis
2. Parodontitis als Manifestation systemischer Erkrankungen
3. Andere das Parodont betreffende Zustände: Generalisierte gingivale Vergrößerungen
NEU:
Keine Angaben zur Sondierungstiefe mit halben Millimetern (jetzt 4 mm). Auch später bei der
chirurgischen Therapie wird nicht mehr von 5,5 mm, sondern von 6 mm als Limit für einen
Leistungsanspruch ausgegangen.
Das geschlossene Vorgehen ist vor dem offene Vorgehen künftig ein MUSS
(außer bei §22a-Patienten).
9 Neue PAR-Richtlinie 19.05.2021
§ 4 Behandlungsbedürftigkeit der Parodontitis
Longitudinale Daten
(röntgenologischer Knochenabbau
Direkte Evidenz Kein Verlust < 2 mm über 5 Jahre ≥ 2 mm über 5 Jahre
oder Parodontalstatus mit Angabe
des CAL)
Primäre
Kriterien
Knochenabbauindex :48,7 % /41 Jahre = 1,19
Indirekte Evidenz Knochenabbau (%)/ Alter < 0,25 0,25-1,00 > 1,00
Modifikatoren Risikofaktoren
HbA1c < 7,0 % bei Patienten mit HbA1c ≥ 7,0 % bei Patienten mit
Diabetes Kein Diabetiker
Diabetes Diabetes
§4
Behandlungsbedürftigkeit
§5
Begutachtung und
Genehmigung durch
Krankenkasse
Begutachtung und Genehmigung durch die
Krankenkasse
Der Zahnarzt oder die Zahnärztin hat den Antrag zur Durchführung einer systematischen
Parodontitistherapie nach festgestellter Diagnose mittels eines Datensatzes an die
Krankenkasse zu übermitteln.
Der Datensatz wird zwischen den Bundesmantelvertragspartnern vereinbart.
Die Krankenkasse kann vor der Kostenübernahmeentscheidung die diagnostischen
Unterlagen und die Versicherten begutachten lassen.
Hinweis: Das eHKP-Verfahren wird erst im Laufe des Jahres 2022 zur Verfügung stehen.
Anträge sind bis dahin in ausgedruckter Form der Krankenkasse zwecks Genehmigung
vorzulegen.
Ziel: Schaffung eines Patientenverständnisses über die Auswirkungen der Erkrankung und die
Stärkung der Adhärenz der Versicherten.
1. Die Erörterung von gegebenenfalls bestehenden Therapiealternativen und deren Bedeutung zur
Ermöglichung einer gemeinsamen Entscheidungsfindung über die nachfolgende Therapie
einschließlich der unterstützenden Parodontitistherapie nach § 13 (UPT).
2. Die Information über die Bedeutung von gesundheitsbewusstem Verhalten zur Reduktion exogener
und endogener Risikofaktoren (z.B. Verweis auf ärztliche Behandlung bei Versicherten, bei denen die
allgemeine Anamnese Hinweise auf nicht adäquat behandelte Allgemeinerkrankungen gibt sowie Rat
zur Einstellung oder Einschränkung von Tabakkonsum).
3. Die Information über Wechselwirkungen mit anderen Erkrankungen, wie Diabetes mellitus oder
koronare Erkrankungen.
18 Neue PAR-Richtlinie 19.05.2021
§7
Konservierend-chirurgische
Maßnahmen
Beseitigen von Reizfaktoren wird Teil der
Therapiestrecke
Damit ist das Beseitigen von natürlichen Reizfaktoren wie z. B. Plaque oder Zahnstein nicht
mehr Voraussetzung für die Behandlung, da sie als Teil der Therapiestrecke ausgestaltet ist.
Die Unterweisung dient der Sicherung eines langfristigen Behandlungserfolges und umfasst:
1. eine Mundhygieneaufklärung,
2. die Bestimmung des Entzündungszustandes der Gingiva,
3. das Anfärben von Plaque,
4. die individuelle Mundhygieneinstruktion und
5. die praktische Anleitung zur Mundhygiene sowie die Bestimmung geeigneter
Mundhygienehilfsmittel und deren Anwendung.
Die antiinfektiöse Therapie (AIT) erfolgt im Rahmen eines geschlossenen Vorgehens und
sollte nach Möglichkeit innerhalb von 4 Wochen abgeschlossen werden.
Dabei werden Zahnfleischtaschen mit einer Sondierungstiefe von 4 mm und mehr alle
supragingivalen und klinisch erreichbaren subgingivalen weichen und harten Beläge (Biofilm
und Konkremente) entfernt.
Bei besonders schweren Formen einer Parodontitis, die mit einem raschen
Attachmentverlust einhergehen, können systemisch wirkende Antibiotika im zeitlichen
Zusammenhang mit der AIT verordnet werden.
Eine mikrobiologische Diagnostik sowie eine lokale Antibiotikatherapie sind nicht Bestandteil
der vertragszahnärztlichen Versorgung.
3 bis 6 Monate nach Beendigung der antiinfektiösen Therapie (AIT) erfolgt die erste
Evaluation der parodontalen Befunde.
Die Befundevaluation dient der Verlaufskontrolle sowie der Planung der weiteren
Therapieschritte (UPT oder chirurgische Therapie) Unterstützende Parodontitistherapie (UPT)
Die Entscheidung für eine chirurgische Therapie wird auf Grundlage der Befundevaluation
gemäß § 11 nach gemeinsamer Erörterung mit der oder dem Versicherten getroffen.
Ein chirurgischer Eingriff kann für Parodontien angezeigt sein, wenn eine Sondierungstiefe
von ≥ 6 mm gemessen wurde.
3 bis 6 Monate nach Beendigung der chirurgischen Therapie (CPT) erfolgt eine erneute
Befundevaluation und deren Erörterung. § 11 gilt entsprechend.
Mit der UPT soll 3 bis 6 Monate nach Abschluss des geschlossenen bzw. offenen Vorgehens
gemäß §§ 9, 12 sowie im Anschluss an die Durchführung der Befundevaluation nach § 11
begonnen werden.
Die UPT dient der Sicherung der Ergebnisse der antiinfektiösen und einer gegebenenfalls
erfolgten chirurgischen Therapie.
1. Mundhygienekontrolle,
3. die vollständige supragingivale und gingivale Reinigung aller Zähne von anhaftenden
Biofilmen und Belägen,
4. bei Sondierungstiefen von ≥ 4 mm und Sondierungsbluten sowie an allen Stellen mit einer
Sondierungstiefe von ≥ 5 mm die subgingivale Instrumentierung an den betroffenen Zähnen.
Die Maßnahmen der UPT sollen für einen Zeitraum von zwei Jahren regelmäßig erbracht werden.
Die Frequenz der UPT richtet sich nach dem jeweils festgestellten Grad der Parodontalerkrankung
(Grading) im Rahmen der Ersterhebung.
Hinweis: Eine Änderung im Rahmen der Befundevaluation hinsichtlich des Gradings führt nicht zu
einem veränderten Leistungsanspruch der UPT-Frequenz.
UPT
UPT mind. 10 Monate
Grad A a,b,c,e,f
a,b,c,e,f
g
mind. UPT mind. UPT mind. UPT mind. UPT mind. UPT
UPT
Grad C 3 Monate a,b,c,e,f 3 Monate a,b,c,e,f 3 Monate a,b,c,e,f 3 Monate a,b,c,e,f 3 Monate a,b,c,e,f
a,b,c,e,f
d d g d d
Legende:
UPT a,b,c,e,f: Mundhygienekontrolle, ggf. -unterweisung, Reinigung aller Zähne, subgingv. Instrumentierung bei ab 4mm
UPT d: Messung von Sondierungsbluten und Sondierungstiefen
UPT g: Untersuchung des Paradontalzustands
Es besteht die Möglichkeit einer Verlängerung der UPT-Maßnahmen, die in der Regel nicht
länger als 6 Monate sein darf.
Die Feststellung der zahnmedizinischen Erforderlichkeit erfolgt vom Zahnarzt oder der
Zahnärztin.
BEMA-Nr. BEMA-Nr.
4 ATG
erstmalige Abrechnung
mit Abschluss der AIT
Bestehende Leistung
BEMA-Nr. BEMA-Nr.
Neue Leistung CPT MHU
Abrechnung je anfallender
Krankenkasse
Leistung monatlich möglich
Monate
3-6
falls notwendig
Die erste Abrechnung der Behandlungsstrecke ist nach der Leistung AIT (geschlossenes
Vorgehen) möglich.
Die UPT ist als therapeutische Leistung bis zu 2,5 Jahren möglich.
NEU: Mitteilung über die Notwendigkeit der PAR-Behandlung bei Patienten nach § 22a SGB V
Genehmigungsdatum vor dem 01.07.2021, aber kein Therapiebeginn bis zum 30.06.2021:
Diese Pläne sind zurückzunehmen und nach den neu geltenden Regelungen zu erstellen. Ein
Honorar (BEMA-Nr. 4) für den alten Plan kann nicht abgerechnet werden.
Punkte: 44
Abrechnungsbestimmungen/Hinweise:
1. Das Parodontologische Aufklärungs- und Therapiegespräch umfasst die Information des Versicherten über den
Befund und die Diagnose, die Erörterung von gegebenenfalls bestehenden Therapiealternativen und deren
Bedeutung zur Ermöglichung einer gemeinsamen Entscheidungsfindung über die nachfolgende Therapie
einschließlich der Unterstützenden Parodontitistherapie, die Information über die Bedeutung von
gesundheitsbewusstem Verhalten zur Reduktion exogener und endogener Risikofaktoren sowie die Information
über Wechselwirkungen mit anderen Erkrankungen.
2. Neben der Leistung nach Nr. ATG kann eine Leistung nach Nr. Ä1 in derselben Sitzung nicht abgerechnet werden.
Ä1. Behandlungsbereich: Beratungen/Besuche/Konsilien
Abrechnungsbestimmungen/Hinweise:
1. Die Patientenindividuelle Mundhygieneunterweisung erfolgt im zeitlichen Zusammenhang mit der Leistung nach
Nr. AIT und umfasst folgende Leistungen:
Mundhygieneaufklärung; hierbei soll in Erfahrung gebracht werden, über welches Wissen zu parodontalen
Erkrankungen der Versicherte verfügt, wie seine Zahnpflegegewohnheiten aussehen und welche langfristigen
Ziele bezogen auf seine Mundgesundheit der Versicherte verfolgt
Bestimmung des Entzündungszustands der Gingiva
Anfärben von Plaque
Individuelle Mundhygieneinstruktion
Praktische Anleitung zur risikospezifischen Mundhygiene; hierbei sollten die individuell geeigneten
Mundhygienehilfsmittel bestimmt und deren Anwendung praktisch geübt werden
3. Neben der Leistung nach Nr. MHU kann eine Leistung nach Nr. Ä1 in derselben Sitzung nicht abgerechnet
werden.
Abrechnungsbestimmungen/Hinweise:
1. Gegenstand der antiinfektiösen Therapie ist die Entfernung aller supragingivalen und klinisch erreichbaren
subgingivalen weichen und harten Beläge (Biofilm und Konkremente) bei Zahnfleischtaschen mit einer
Sondierungstiefe von 4 mm oder mehr. Die Maßnahme erfolgt im Rahmen eines geschlossenen Vorgehens und
sollte nach Möglichkeit innerhalb von vier Wochen abgeschlossen werden.
2. Bei besonders schweren Formen der Parodontitis, die mit einem raschen Attachmentverlust einhergehen, kann
im zeitlichen Zusammenhang mit der Antiinfektiösen Therapie die Verordnung systemisch wirkender Antibiotika
angezeigt sein.
4. Die Gingivektomie oder Gingivoplastik sind mit der Nr. AIT abgegolten.
Punkte: 32 / 32
Abrechnungsbestimmungen/Hinweise:
1. Die Evaluation der parodontalen Befunde im Rahmen der systematischen Parodontitistherapie erfolgt
grundsätzlich drei bis sechs Monate nach Beendigung der Antiinfektiösen Therapie gemäß Nr. AIT. Im Falle eines
gegebenenfalls erforderlichen offenen Vorgehens erfolgt eine weitere Evaluation grundsätzlich drei bis sechs
Monate nach Beendigung der Chirurgischen Therapie gemäß Nr. CPT.
3. Neben der Leistung nach Nr. BEV kann eine Leistung nach Nr. Ä1 in derselben Sitzung nicht abgerechnet werden.
1. Die Chirurgische Therapie erfolgt im Rahmen eines offenen Vorgehens und umfasst die Lappenoperation
(einschließlich Naht und/oder Schleimhautverbände) sowie das supra- und subgingivale Debridement.
2. Der Chirurgischen Therapie hat ein geschlossenes Vorgehen im Rahmen der Antiinfektiösen Therapie
vorauszugehen. Die zahnmedizinische Notwendigkeit für ein offenes Vorgehen kann für Parodontien angezeigt
sein, bei denen im Rahmen der Befundevaluation eine Sondierungstiefe von 6 mm oder mehr gemessen wird.
3. Mit der Leistung nach Nr. CPT sind während oder unmittelbar danach erbrachte Leistungen nach den Nrn. 105,
107 und 107 a abgegolten.
c) Supragingivale und gingivale Reinigung aller Zähne von anhaftenden Biofilmen und Belägen, je Zahn / 3 Punkte
d) Messung von Sondierungsbluten und Sondierungstiefen, abrechenbar bei Versicherten mit festgestelltem Grad B
der Parodontalerkrankung gemäß § 4 PAR-RL im Rahmen der zweiten und vierten UPT gemäß § 13 Abs. 3 PAR-
RL, bei Versicherten mit festgestelltem Grad C im Rahmen der zweiten, dritten, fünften und sechsten UPT gemäß
§ 13 Abs. 3 PAR-RL / 15 Punkte
e) Subgingivale Instrumentierung bei Sondierungstiefen von 4 mm oder mehr und Sondierungsbluten sowie an allen
Stellen mit einer Sondierungstiefe von 5 mm oder mehr, je einwurzeligem Zahn / 5 Punkte
f) Subgingivale Instrumentierung bei Sondierungstiefen von 4 mm oder mehr und Sondierungsbluten sowie an allen
Stellen mit einer Sondierungstiefe von 5 mm oder mehr, je mehrwurzeligem Zahn / 12 Punkte
3. Neben der Leistung nach Nr. UPT b kann eine Leistung nach Nr. Ä1 in derselben Sitzung nicht abgerechnet
werden.
4. Mit der Leistung nach Nr. UPT c sind während oder unmittelbar danach erbrachte Leistungen nach den Nrn. 105,
107 und 107 a abgegolten.
Abrechnungsbestimmungen/Hinweise:
1. Eine Leistung nach Nr. 108 kann nicht im Zusammenhang mit konservierenden, prothetischen und chirurgischen
Leistungen abgerechnet werden.
Abrechnungsbestimmungen/Hinweise:
1. Leistungen nach Nrn. 38 und 105 können nicht neben Leistungen nach Nr. 111 abgerechnet werden, soweit
Maßnahmen in derselben Sitzung an derselben Stelle erfolgen.